Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. und koſtet monatlich nur 30 Pf. frei in's Haus gebracht. Per Poſt bez. pro Quart. M. 1.15 iheimer Anzeiger Dublikationsorgan der Gr. Hürgermeiſterei Viernheim. Auteisshlatt ven Piernheim, Weinheim, Aäferthal und Amgebung. Zuferile 20 6 wirkſam u. bill ig uſerate 10 Pf. pro 1 ſpaltige Garmondzeile. Reclamen 20 Pf. pro 1ſp. Zeile Nr. 44. a Dountrslag, den 20. April Redaction, Druck und Verlag: W. Bingener, Viernheim. 1807. Zur Wahl des Lebens berufes. Die Zeit iſt da, in der viele Kinder die Schule und das elterliche Haus verlaſſen und an die Eltern die Frage herantritt, was aus den Kindern werden ſolle. Selten ſind die Fälle, in denen ein Knabe ſchon eine beſondere Befähigung für irgend einen Lebensberuf zeigt, und es geſchieht nur zu häufig, daß über den Lebenslauf eines Knaben ohne Rückſicht dar⸗ auf, ob er auch eine Anlage dazu habe, entſchie⸗ den wird. In den meiſten Fällen muß es der Kurzſich⸗ tigkeit der Eltern oder Vormünder zugeſchrieben werden, wenn die jungen Leute, weil ihre Fähig⸗ keiten überſchätzt wurden, trotz des beſten Wil⸗ lens und des angeſtrengteſten Fleißes, über ein beſcheidenes Mittelmaaß des Könnens nicht hin⸗ auskommen. Als ein Irrthum iſt es auch zu bezeichnen, wenn man in beſſeren Ständen meint, beſonders gut veranlagte Knaben ſeien„zu gut“, um ein Handwerk zu erlernen; denn wirklich tüchtige Handwerker ſtehen hinſichtlich ihrer wirthſchaftlichen Lage und ihrer ſozialen Stellung doch nicht im mindeſten hinter den vielfach be⸗ vorzugten Berufen des Kaufmanns und kleinen Beamten zurück, ſie übertreffen dieſe Berufe aber hinſichtlich ihrer Selbſtſtändigkeit. In den ſogenannten„gelehrten“ Berufen herrſcht ebenſo wie im Beamten⸗ und Kauf⸗ mannsſtande eine derartige Ueberfüllung, daß dieſe Beruſsarten gegenwärtig weit ungünſtigere Ausſichten darbieten, als die meiſten Handwerke. Die große Zahl unbeſchäftigter oder ſchlecht be⸗ zahlter Leute dieſer Berufsarten, die vielfach nach Zurücklegung langjähriger koſtſpieliger Lern⸗ und Probezeit mit höheren Anſprüchen, aber nur geringen Ausſichten in das praktiſche Leben treten, iſt für unſer ganzes Volk ein Unglück und eine große Gefahr. Das Handwerk aber hat Mangel an tüchtigen, intelligenten Kräften, darum ſollten die Eltern und Vormünder, nach⸗ dem ſie ihren Pflegebefohlenen eine gute Bil⸗ tüchtigen Handwerksmeiſter in die Lehre geben; ſie werden dann ſchon in verhältnißmäßig kurzer Zeit Freude an ihnen erleben können. Wie in den höheren, ſo macht ſich auch in den niederen Ständen ſchon die Abneigung gel tend, die Knaben ein Handwerk erlernen zu laſſen und zwar mit der Begründung, daß die jungen Leute als Handwerkslehrlinge keinen Lohn oder nur ein geringes Koſtgeld vom Meiſter er⸗ halten. Aber auch Knaben ſelbſt ziehen das ver⸗ meintlich ungebundenere Leben, das ſich ihnen als Fabrikarbeitern oder Arbeitsburſchen bietet, der Strenge und Zucht in der Werkſtatt des Hand- werksmeiſters vor. Eine Belehrung nach dieſer Richtung hin ſollte von allen Seiten, die Ein⸗ fluß in jenen Kreiſen haben, nicht verſäumt werden. Der beſſeren Bezahlung und größeren Selbſt⸗ ſtändigkeit, welche den in Fabriken eintretenden jungen Leuten winken, ſtehen zumeiſt eine ein⸗ ſeitigere Ausbildung, ſtärkere Ausnützung ihrer Kräfte, ſowie größere Abhängigkeit und Aus⸗ ſichtsloſigkeit auf beſſere Tage im ſpäteren Leben gegenüber: Bezahlung der Arbeit im Knabenalter wird gewöhnlich erkauft durch geringere Ver⸗ werthung und Vergütung der Arbeit imMannesalter. Ein Fabrikarbeiter und Taglöhner kann man jederzeit werden, doch kein Handwerker. Auch iſt die Zucht, in der ſich der Handwerkslehr⸗ ling beim Meiſter befindet, der ſog. Freiheit der Fabrik- und Handarbeiter vorzuziehen; dieſer entſpringt eine große Zahl der ſozialen Miß⸗ ſtände, denen man heute mehr und mehr be⸗ gegnet. Der Knabe, der die Schule verläßt, hat in ſehr wenigen Fällen ſchon die nöthige Ueber⸗ legung, um den geeigneten Lebensberuf ſich aus⸗ wählen zu können, daher müſſen die Eltern oder Vormünder für ihn denken und handeln. Wer ein Kind erzieht, wird auch ſeine Neigung be⸗ dung haben angedeihen laſſen, ſie bei einem obachten, der muß wiſſen, welche Fähigkeiten ihm innewohnen; darnach, wie dieſe zu Tage treten, muß man ſich richten, um für den Knaben den richtigen Lebensberuf auszuwählen. Nicht überflüſſig dürfte es ſein, noch einige Worte über die Art und Wetiſe der Unter⸗ bringung der jungen Leute in eine Handwerks- lehre zu äußern. Die Eltern und Vormunder ſollten nur ſolche Gewerbe wählen, in denen keine Ueberfüllung vorhanden, ſowie ſcharf da⸗ rauf achten, daß der Lehrherr kein ſogenannter „Pfuſcher“ und„Ausbeuter“, ſondern ein im Fach wirklich tüchtiger und zu⸗ verläſſiger Handwerksmeiſter iſt. Da mit dem Eintritt in die Lehre ſich ein äußerſt wichtiger Schritt im Leben des jungen Menſchen vollzieht, ſo iſt es eine heilige Pflicht aller derjenigen, welche über das Wohl und Wehe der Kinder zu entſcheiden haben, auf eine für ihre Zöglinge in jeder Beziehung geeignete Lehre den größten Werth zu legen. Jeulſchland. Berlin, 28. April. Der deutſche Innungs⸗ und allgemeine Handwerkertag wurde geſtern Vormittag eröffnet. Zum 1. Vorſitzenden wurde Faſter⸗Berlin, zum 2. Schloſſermeiſter Schmidt⸗ Hamburg, zum 3. Schuhmachermeiſter Schmidt⸗ Karlsruhe gewählt. Einziger Gegenſtand iſt die Handwerkervorlage. Berlin, 28. April. Gegen das auf Dienſt⸗ entlaſſung lautende Urtheil der Disziplinarkammer hat Dr. Peters bereits Berufung beim Reichs⸗ disziplinarhof in Leipzig eingelegt. — Die„Köln. Zeitg.“ ſchreibt: Dieſer Tage ging uns eine Nachricht zu, die wir nicht ver⸗ öffentlicht haben, weil ſie uns nicht wahrſcheinlich war. Die Nachricht läuft indeſſen jetzt durch alle Blätter, übt eine ungünſtige Wirkung aus und wird hoffentlich ein Dementi nach ſich ziehen; ſie lautet: Als Prinz Heinrich von Preußen vom Kaiſer den telegraphiſchen Befehl erhielt, Anter falſcher Flagge. Roman von J. Hohenfeld. — Gilbert verbarg ſorgfältig ſeine Gefühle, die ihm dieſe Nachricht brachte, und ging wieder nach ſeinem Gaſthofe zurück, wo er ſich alsbald erkun⸗ digte, ob in der Nähe vielleicht ein einſam ge⸗ legenes Haus zu vermiethen ſei, oder ganz kürzlich (Nachdruck verboten.) 76. Fortſetzung. Gilbert ließ ſein Glas ſtehen und trat hinaus in's Freie. Es war ihm unmöglich, länger in dem Wirthshauſe zu verweilen. vermiethet worden war, oder ob kürzlich Fremde an⸗ gekommen ſeien. Seine Nachfragen erwieſen ſich als vergeblich indem ihm Niemand irgend Etwas mittheilen konnte, wodurch er einen Anhaltspunkt erhielt. Es blieb ihm alſo Nichts übrig, als abzuwarten, daß Bichon die Schenke wieder beſuchen werde und ihn dann „Ich kann ihm heute Abend nicht folgen,“ ſagte er niedergeſchlagen zu ſich ſelbſt.„Auch konnte ich den Wirth nicht befragen. Er hätte es ihm wieder⸗ ſagen können und auf dieſe Weiſe würde Giraldas Hüter aufmerkſam geworden ſein.„Ich werde warten müſſen bis morgen früh.“ Schwer aufathmend ſchlug er den Weg nach dem erſten Gaſthofe des Ortes ein. Bei Tagesanbruch war er bereits wieder wach und ſein erſter Weg war nach dem Wirthshavſe, wo er geſtern den Fiſcher Bichon getroffen hatte. Er fand den Wirth ſchon hinter dem Schenk⸗ tiſche beſchäftigt, doch war kein Gaſt im Zimmer anweſend. Sich ein Glas Wein fordernd, fragte Gilbert leichthin nach dem Manne, welcher am Abend vor⸗ her ſo ſtark berauſcht geweſen war. „Ah, der Mann!“ ſagte der Wirth mittheilſam. „Er iſt fremd hier, aber das iſt gewiß, er trinkt gern ein Glas. Ich weiß nicht, wo er iſt, aber er ſagte, er müſſe am Abend wieder zu Hauſe ſein. Er hat hier Bekanntſchaft mit einem meiner Stammgäſte gemacht, der ihm beſonders zu gefallen ſchien.“ „Ich glaube, daß er kaum vor heute Abend im Stande ſein wird, fortzugehen,“ bemerkte Gilbert, „wenn ich bedenke, in welchem Zuſtande er ſich die letzte Nacht befand.“ O, er war ſchon vor Tagesanbruch auf und davon Monſieur!“ erwiderte der Wirth.„Er hatte Jurcht vor ſeiner Frau. f genauer zu überwachen. Da Gilbert heute Nichts anzufangen wußte, was ihm von Nutzen ſein konnte, ſo nahm er ſich vor, den Tag dazu zu benutzen, der Komteſſe Gabriele einen Beſuch auf Sansſouci abzuſtatten. Er nahm ſich ein Pferd und ritt nach dem Land⸗ ſitze hinaus. Er fand Gabriele ſehr niedergeſchlagen und traurig. Sie theilte ihm mit, daß ſie ſowohl wachend, als träumend immer von den qualvollſten Gedanken gemartert würde und daß ſie deshalb ihrem Gemahl geſchrieben habe, daß er in Ruperts Beglei⸗ tung ſie heimlich beſuchen ſolle. „Meine Aufregung mag eine unnütze ſein,“ fuhr ſie mit vibrirender Stimme fort, daß es Gilbert zu Herzen ging,„aber ich bin ſo nervös. Ich habe Armand gebeten, morgen früh um 10 Uhr im kleinen Pavillon von Sansſouci zu erſcheinen, wo ich ihn erwarten würde. Ich weiß, daß er kommen wird! Ach, daß wir dort zuſammentreffen und mit einander ſterben könnten und unſer Elend ein Ende hätte!“ „O, ſprechen Sie nicht ſo troſtlos, theure Grä⸗ fin!“ rief Gilbert aus.„Vertrauen Sie auf Gott, der bisher Sie und die Ihren ſichtlich be⸗ ſchützte und auch Alles zu einem guten Ende lenken wird!“ Gabriele blickte ihn an und alle Angſt wich aus ihren Zügen. Freudig leuchtete es in ihren ſchönen Augen auf. Sie hatte getrauert über ihre verlorenen Kinder. Gilberts Worte erweckten wieder Hoffnung und Vertrauen in ihr. „Ob, bringen Sie mir meine Kinder,“ rief ſie aus,„und die ganze Laſt meines Kummers und meiner Sorgen wird von mir genommen ſein. Ich ſehne mich danach, Giralda wieder in die Augen zu ſehen und zu wiſſen, daß ſie noch glücklich iſt. Ich verlange danach, meinen Knaben an mein Herz zu drücken. Bringen Sie mir meine Kinder und die Kraft und die Hoffnung wird mir zurückkehren und ich werde thun können, was mir zu thun obliegt! Aber vergeſſen Sie nicht die größte Vorſicht,“ fuhr ſie fort, während von Neuem eine düſtere Wolke ihre reine Stirn trübte.„Nachdem ich nämlich ſo⸗ eben meinen Brief nach dem Adlershorſt abgeſchickt hatte, bekam ich Nachricht von meinem Vater, daß er und der alte Marquis de Vigny noch heute hier eintreffen würden und daß der alte Herr ſehr miß⸗ muthig ſei und den Wunſch geäußert habe, einige Tage auf Sausſouci zuzubringen. Ich möchte Nichts übereilen, aber ich bin ſo lange ſchon auf gefahr⸗ vollen Pfaden gewandelt, daß ich nachgerade ſorglos werde. Und ich ſehne mich nach den Meinen, und muß ſie ſehen um jeden Preis!“ Gilbert ſprach Gabriele wiederholt Muth und Troſt ein, ſo daß, als er ſie verließ, ſie der Zukunft vertrauensvoll entgegenſchaute. Die Sonne nahte ſich ihrem Untergange, als Gilbert wieder vor ſeinem Gaſthauſe anlangte. Als die Dämmerung eintrat, nahm er aufs Neue ſeinen Poſten vor der Schenke ein. Der Fiſcher Bichon war noch nicht da. Unſer junger Freund wußte recht gut, daß Bichons Frau ein ſtrenges Regiment führte und daß ſie jedesmal furchtbar aufgebracht wurde, wenn er ſich zu ſehr dem Genuß des Weines oder des Abſinths— ſeines Lieblingsgetränks— hingab; er fürchtete deß⸗ halb, daß der Fiſcher heute Abend nicht kommen möchte. Aber darin hatte er ſich verrechnet. Er war in ſeiner Beſorgniß in eine ſehr unangennehme Stimmung hineingerathen, als plötzlich der Erſehnte * + 2 1 1— 1—— 1 N N—— f— „55—˙—A—bdpfFf§—«5»ßʒ—.— 2— 0 8 r 1 3—— 2 rr— D 2 NN D—— 2 2 3——— 1— 5 3 K 2 8 2 52— 0 2— 2 8.— 8—— 9 885 3 2 5 5 8* N 1 56 2 8 5 5 3 den Monarchen bei dem Regierungsjubiläum der Königin von England zu vertreten, begab ſich der Prinz ſofort an Bord ſeines Flagg⸗ ſchiffes„König Wilhelm“ und ließ die geſammte Beſatzung zum Appell an Deck rufen, um vor der Front die kaiſerliche Depeſche zu ver⸗ leſen. In derſelben ſagt der Kaiſer u. A. auch ungefähr Folgendes: Ich bedauere tief, daß ich Dir zu der Feier kein beſſeres Schiff als den König Wilhelm zur Verfügung ſtellen kann, während andere Nationen mit ihren ſtolzen Kriegsſchiffen glänzen werden. Dies iſt die traurige Folge des Verhaltens jener Vater⸗ landsloſen, welche die Anſchaffung der noth⸗ wendigen Schiffe zu hintertreiben wiſſen. Ich werde aber nicht eher raſten, bis Ich Meine Marine auf dieſelbe Höhe gebracht habe, auf der ſich die Armee befindet. Ich erwarte von den Mannſchaften des„König Wilhelm“ daß ſie ſich bei der Feier ſo betragen werden, daß ſie dem deutſchen Namen Ehre machen.. Eine zweite Lesart enthält an der entſchei⸗ denden Stelle eine noch ſchärfer klingende Wendung. Karlsruhe, 28. April. Prinz Wilhelm, der Bruder des Großherzogs und der Sieger von Nuits iſt geſtern früh im Alter von 68 Jahren geſtorben. Jusland. Brüſſel, 28. April. Stanley erklärte in einem Interview mit dem Redakteur der„Etoile belge“ die Anklagen, welche Herr Charles Dilke im engliſchen Unterhauſe gegen den Congoſtaat erhoben habe, ſeien hinfällig. Dilke erkläre ſogar, die Truppen des Congoſtaates hätten ſich von Negerfleiſch genährt und ſtützte ſich dabei auf das Zeugniß des Dr. Hinde, welcher die Colo⸗ niſten begleitete. Der katholiſche Staatsminiſter Nothomb, Mitglied des Senats, liegt im Sterben. Wien, 28. April. Der frühere Bürgermeiſter Strobach wurde geſtern mit 93 von 129 abge⸗ gebenen Stimmen zum 1. Vizebürgermeiſter ge⸗ wählt. Auf Dr. Vogler, liberal, entfielen 33 Stimmen. London, 28. April. England hat 23,000 Mann zur Abreiſe nach Südafrika bereit. Weitere 10,000 Mann erwarten in Bombay den Befehl zur Einſchiffung. Die Entſendung eines eng⸗ liſchen Geſchwaders nach der Delagoa⸗Bai er⸗ folgte aus dem Grunde, weil gemeldet wurde, daß ein Handſtreich von Transvaal auf dieſe Bai bevorſtehe. Petersburg, 28. April. Der Sonderzug Kaiſer Franz Joſephs iſt geſtern früh 10 Uhr auf dem Nikolalbahnhofe eingetroffen. Kaiſer Nikolaus war perſönlich zur Begrüßung er⸗ ſchienen. Die beiden Monarchen begrüßten ſich in herzlichſter Weiſe. Von dem Bahnhof begaben ſich die Majeſtäten mit Gefolge zum Anitſchow⸗ palais, wo Kaiſer Franz Joſeph die Kaiſerin⸗ Wittwe Maria Feodorowna begrüßte und von um die Ecke bog und der Schenke zuſchlenderte. Er ſchien ſich in der beſten Laune zu befinden. „Er hat bereits getrunken,“ dachte Gilbert, und da er geſtern Abend erſt ſo ſpät nach Hauſe gekommen iſt, wird er ſich heute wohl nicht lange hier aufhalten. Er wird es nicht wagen, ſo bald ſchon wieder ſeiner Frau Veranlaſſung zur Unzu⸗ friedenheit zu geben.“ Dieſe Anſicht erwies ſich als richtig. Es vergingen einige Stunden, während welcher Zeit die Ausgelaſſenheit in der Schenke immermehr zunahm; Gilbert ſchritt in der Straße auf und ab, bald an der bald an jener Seite, ſich immer im Schatten der Häuſer haltend. ſind Und endlich ſollte ſeine Ausdauer Belohnung nden. Taumelnd und laut ſprechend kam Bichon aus der Thür des Wirthshauſes und wankte Arm in 185 mit einem Zechgenoſſen die Straße hin⸗ unter. 1 Gilbert folgte, klopfenden Herzens, dicht hinter nen. Bei einem freien Platz angelangt, trennten ſich die Männer, nachdem ſie vorher noch erſt ein langes Zwiegeſpräch mit einander gehalten. Gilbert ſtell te ſich in den Schatten eines Thorweges, um unbe⸗ merkt zu bleiben. Dann ſchlug Bichon einen Weg ein, welcher aus dem Orte hinausführte. Er ſang dabei Trink⸗ lieder mit lallender Zunge halblaut vor ſich hin. Sab folgte ihm ſo dicht als möglich auf dem uße.— Auf dieſe Weiſe wurde der ziemlich lange Weg zurückgelegt. Jetzt waren ſie dem Gefängniſſe Giralda's und ihres Bruders ganz nahe man konnte das ein⸗ ſam gelegene Haus deutlich ſehen und Gilbert be⸗ trachtete es genau, weil er inſtinktiv fühlte, daß er dem Kerker der Geliebten nahe ſei, als plötzlich Bichon ſich im Schatten einer Hecke auf die Erde warf und bitterlich zu weinen und zu ſtöhnen begann. da nach dem Winkerpalais, wo Kaiſer Franz Joſeph Wohnung nimmt. Hier fand auch die Begrüßung mit den Großfürſtinnen ſtatt. Der griechiſch-türkiſche Krieg. Wien, 27. April. Die„Neue Freie Preſſe“ meldet aus Athen: Der Kronprinz iſt mit dem ganzen Generalſtabe abberufen. Das betreffende königliche Decret erſcheint heute. Ebenſo ſind der Oberſt⸗Lieutenant Limbritis und der Major Konſtantinidis aus Creta abberufen worden. Athen, 27. April. Der Kronprinz bleibt pro forma in Theſſalien, doch wird er auf die Entſchließung des Generalſtabes keinen Einfluß mehr haben. Zum Generalſtabschef wurde Oberſt Molenski ernannt. Die Abberufung des General⸗ ſtabschef wurde vom Miniſterium beſchloſſen, nachdem ſich der König bereit erklärt hatte, ſich jedem Beſchluß des Miniſteriums zu fügen. Die Regierung hat ſich zu dieſer Maßregel gezwun⸗ gen geſehen, da die Erbitterung wegen der un⸗ erhörten Unfähigkeit der Heeresleitung bereits bedenkliche Dimenſionen angenommen hat. Die Erbitterung richtet ſich hauptſächlich gegen den König, weil der Kronprinz ſeine Befehle direkt aus dem Palais erhalten hat. Das öſtliche Geſchwader, über deſſen Unthätigkeit man auch nicht wenig erregt iſt, ſoll Befehl erhalten haben, heute Saloniki zu bombardiren. Athen, 27. April. Dem„Standard“ wird von hier gemeldet, die Lage der königlichen Fa⸗ milie ſei unleugbar kritiſch. Von zuverläſſiger Seite wird verſichert, daß Vorkehrungen ge⸗ troffen ſeien, damit die königliche Familie im Falle der Noth in aller Eile das Land verlaſſen könne. Die Einwohner ſchieben dem Kronprin⸗ zen die Schuld an den Niederlagen zu. Paris, 27. April. Zahlreiche Blätter halten die Lage des Königs Georg für ſchwer bedroht. Obgleich die peſſimiſtiſchen Gerüchte über den Ausbruch einer Revolution und Proklamirung der Republik offiziell dementirt werden, ſcheint doch eine bedenkliche Volksbewegung, wie ſie König Georg anläßlich ſeiner letzten europäiſchen Reiſe befürchtete, ſeit den Niederlagen bei Lariſſa nahezu unvermeidlich. Der„Matin“ glaubt, der König ſei augenblicklich ein Spielball in den Händen der Nationalliga, mit welchem die Mächte zu rechnen hätten, ſobald es ſich um Regelung der Friedensbedingungen handelte. Paris, 27. April. Die„Agence fournier“ erhält eine Athener Depeſche, derzufolge dort die größte Aufregung herrſcht. Vor dem königlichen Palais finden Maſſen⸗Anſammlungen ſtatt. Der Ausbruch der Revolution ſei bevorſtehend. Konſtantinopel, 27. April. Bei ihrer Flucht aus Lariſſa ließen die Griechen die Häftlinge frei, welche plünderten und zerſtörten. Die türkiſchen Truppen wurden bei ihrem Einmarſch Gilbert ging auf ihn zu. von den Einwohnern ſtürmiſch begrüßt. Es wurden öffentlich Gebete für den Sultan an⸗ „Was fehlt Ihnen, guter Mann?“ redete er ihn an. Der Fiſcher war zu berauſcht, um den jungen Herzog zu erkennen, oder über ſeine Anrede ver⸗ wundert zu ſein. „Nichts— Nichts!“ antwortete er mürriſch. „Das heißt, das geht Sie Nichts an— das geht Niemanden etwas an! Laſſen Sie mich! Ge⸗ hen Sie!“ „Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen,“ ſagte Gilbert eine Handvoll Silbergeld aus der Taſche ziehend und damit klimpernd. Mit Schnelligkeit richtete der Fiſcher ſich in die Höhe und ſtützte ſich auf ſeine Ellenbogen, doch eben ſo ſchnell ſank er wieder zurück und murmelte: „Ich brauche kein Geld! Ich wollte, ich wäre zurück nach der Klippe!“ „Wo wohnen Sie denn?“ fragte Gilbert ſchein⸗ bar theilnehmend. Bichon kniff das eine Auge zu, gab ſeinem Hut einen Ruck, daß er auf einem Ohr zu ſitzen kam und ſah Gilbert mißtrauriſch von der Seite an Im nächſten Moment jedoch machte ſich die Wirkung der genoſſenen Spirituoſen bemerkbar und er antwortete damit, daß er mit unſicherem Zeige⸗ finger nach dem von Gilbert bereits bemerkten Hauſe hinüberwies. Gilbert überlegte einen Augenblick, was zu thun ſei. Er wollte Giralda dieſe Nacht befreien, aber wie? Zuerſt kam ihm der Gedanke, Hülfe zu requiriren und Giralda mit Gewalt zu be⸗ freien, doch gleich darauf verwarf er dieſe Idee wieder. Solche Maßregeln würden viel Lärm und Ge⸗ rede verurſachen, was jedenfalls vermieden wer⸗ den mußte, zumal der Graf von Chatrois und der Marquis de Vigny zu dieſer Zeit bereits in dem benachbarten Sansſouci eingetroffen ſein mußten. Er dachte daran, bis zum Morgen zu warten geordnet, welchen ſelbſt der Metropolit beiwohnte. Die Griechen ließen auch ſechs 12. Centimeter⸗ Geſchütze und vier Gebirgskanonen zurück. Konſtantinopel, 27. April. Die unglaub⸗ lichſten Gerüchte durchſchwirren die Luft und finden Glauben, weil ſeit 3 Tagen nur ſpärliche offizielle Nachrichten vom Kriegsſchauplatz kommen. Die Aufregung iſt unbeſchreiblich. Athen, 26. April. Die Geſandten der Groß⸗ mächte haben die Bereitwilligkeit der Mächte er⸗ klärt, eine Vermittlung zwiſchen der Türkei und Griechenland eintreten zu laſſen, falls Griechen⸗ land die Zuſicherung gibt, unter allen Umſtänden die von den Großmächten geſtellten Bedingungen anzunehmen. Heute findet ein diesbezüglicher Miniſterrath ſtatt. Aus Rah und Lern. Viernheim, 28. April. Am vorigen Sonntag gingen in der hieſigen Pfarrkirche 69 Knaben und 98 Mädchen zum erſten Male zum Tiſche des Herrn.— Im letztverfloſſenen Jahre em⸗ pfingen 85 Mädchen und 84 Knaben die erſte hl. Kommunion. Viernheim, 28. April. Die gefürchtete Krankheit der ſog.„Genickſtarre“ iſt hier aufgetreten, glücklicherweiſe jedoch bis jetzt auf einen Fall beſchränkt geblieben. Anſteckungsgefahr iſt bei der Krankheit nicht vorhanden.— Die auf dem Felde beſchäftigten Perſonen werden gut thun, ſich beſonders nicht in erhitztem Zuſtande auf den immer noch kühlen Boden zu ſetzen. Wenn die Sonne auch ſchon recht heiß herunter⸗ ſcheint, ſo dauert es noch geraume Zeit, bis daß der Erdboden genügend erwärmt, um ſich, ohne Schaden an der Geſundheit zu nehmen, auf dem⸗ ſelben auszuruhen. Eine böſe langwierige Krank⸗ heit holt man ſich dadurch in der jetzigen Jahres⸗ zeit am leichteſten Alſo Vorſicht!— In unſerer Nachbargemeinde Käferthal ſtarben in ver⸗ gangener Woche drei junge Leute an der Ge⸗ nickſtarre. P.-A. Vierheim, 28. April. Ein Hand⸗ werkertag für den Mittelrhein und Süddeutſchland wird am Sonntag, den 2. Mai ds. Js. zu Mainz im Frankfurter Hof abgehalten werden. Die Veranſtaltung geht aus von dem Verbande heſſiſcher Innungen und Be⸗ rufsvereine in Verbindung mit dem Württem⸗ bergiſchen Handwerker Landesverband. Schon die Theilnahme der letztgenannten Korporation beweiſt, daß es ſich keineswegs um eine im vor⸗ aus berechnete Innungskundgebung, ſondern darum handelt, allen Handwerkern des Mittel⸗ rheins und Südweſtdeutſchlands Gelegenheit zu geben, ſich über das dem Reichstage vorliegende Handwerkergeſetz offen auszuſprechen. Es dürfte von Werth ſein, wenn gerade die Handwerker derjenigen Staaten, auf deren Ein⸗ fluß hin dem Geſetzentwurf ſeine jetzige Faſſung gegeben worden iſt, ihre Meinung über dieſen Entwurf unabhängig von Berlin kundgeben. aber als ruhig darüber nachdachte, mußte er ſich ſelbſt ſagen, daß er auch damit Nichts gewinnen würde, denn damit würde er nicht bis zu den Ge⸗ fangenen gelangen können. Nein! was geſchehen ſollte, mußte unverzüglich gleich geſchehen! Nach kurzer Ueberlegung hatte er ſich einen Plan zurecht gelegt, den er ſofort ausführte. Bichon war in einem ſchläfrigen Zuſtand ver⸗ ſunken, in Folge deſſen er nicht wußte, was um ihn herging. Gilbert rüttelte ihn, bis er theilweiſe erwachte. „Hört einmal guter Freund!“ rief er.„Ich möchte ein Tauſchgeſchäft mit Euch machen. Leiht mir Euren Stock, Euren Hut und Euren Shwal und ich gebe Euch meinen ſchönen dicken Ueberzieher und außerdem fünfzig Franks.“ „Wo iſt das Geld?“ fragte Bichon lachend. Dieſe Frage als eine Zuſtimmung anſehend, entledigte Gilbert den Fiſcher der genannten Klei⸗ dungsſtücke und warf ihm ſeinen Hut und Ueber⸗ rock hin, während er Bichon's Zeug über ſein eigenes herüberzog. (Fortſetzung folgt.) Em po r! Laß das Zagen, trage mutig Deine Sorgen Deine Qual! Sei die Wunde noch ſo blutig, Heilen wird ſie doch einmal. Unter tiefer Eiſesdecke Treibt die junge Knospe ſchon, Daß der Frühling ſie erwecke Mit des Liedes holdem Ton. Nur empor den Blick gewendet, Und durch düſteres Wolkengrau Bricht zuletzt daß es Dich blendet, Glorreich noch das Himmelsblau. und als Hausſirer verkleidet in's Haus zu gehen, 1 I N. elt Lal bal Fa vol tl Di ſth l filr 70 1 gl mil die I fun nn — s .— und 1 Der gewählte Tag— 2. Mai— fällt keines⸗ wegs zu ſpät, als daß die Kundgebung nicht noch Beachtung bei der Kommiſſton wie bei dem Plenum des Reichstags finden könnte. Weinheim, 27. April. Vorgeſtern Mittag entſtand auf dem Wagenberg Gemeindewald Leutershauſen ein Brand, der etwas über einen halben Morgen Wald einäſcherte. Mannheim, 27. April. Eine große Feuersbrunſt äſcherte die hieſige Bettfedernfabrik von Heß und Kaufmann ein. Der Schaden be⸗ trug cirka 400 000 Mk. Mannheim, 28. April. Aus Mülhauſen i. E., 24. April, wird gemeldet: Der Redakteur Dietz der ſozialdemokratiſchen Mannheimer„Volks⸗ ſtimme“ wurde von der Strafkammer wegen Be⸗ leidigung des hieſigen Offizierskorps zu fünf Monaten Gefängniß verurtheilt und ſofort verhaftet. Von der Bergſtraße, 26. April. Eine für Lehrer wichtige Entſcheidung hat vor einigen Tagen das Reichsgericht getroffen. Danach kann in der Zukunft gegen einen Lehrer wegen Züch⸗ tigung eines Schülers eine Privatklage nicht mehr erho ben werden. Dadurch ſind in Zukunft die Lehrer manchen Unannehmlichkeiten enthoben, indem nunmehr die Entſcheidungen der Verwal⸗ tungsbehörden maßgebend ſind. Darmſtadt, 28. April. In der Samſtag⸗ Sitzung der Strafkammer wurde im ſogenannten objectiven Strafverfahren auf Antrag der Staats⸗ anwaltſchaft die Einziehung und Vernichtung einer größeren Anzahl falſcher Ein⸗ und Zwei⸗ markflücke durch Urtheil ausgeſprochen. Unter dieſen Geldſtücken befanden ſich ſolche, welche in Dieburg, Lorſch, Michelſtadt, Darmſtadt und anderen Orten, namentlich des Odenwaldes an— gehalten worden ſind. Das in der letzten Zeit ſehr häufige Vorkommen dieſer falſchen Geld⸗ ſtücke läßt vermuthen, daß in Heſſen ſelbſt oder doch in deſſen nächſter Umgebung eine Falſch⸗ münzerbande oder deren Helfershelfer ihr Un⸗ weſen treibt. Trotz angeſtrengteſter Thätigkeit der betheiligten Staatsanwaltſchaften hat es bis jetzt noch nicht gelingen wollen, die Verbrecher zu faſſen. Mainz, 27. April. Der„Frkf. Ztg.“ wird von hier gemeldet: Seit dem Uebergang der Heſſ. Ludwigsbahn in den preußiſch-heſſiſchen Staats⸗ beſitz hat der Güterverkehr eine derartige Steige⸗ rung erfahren, daß bereits eine größere Anzahl von Lokomotiven aus anderen preußiſchen Eiſen⸗ bahn⸗Direktionsbezirken herangezogen werden mußte. In der hieſigen Ludwigsbahnwerkſtätte wurden Hunderte von Eiſenbahnwagen als nicht mehr brauchbar zum Verkauf ausgeſchieden. Frankfurt a. M., 27. April. Die Straf⸗ kammer verhandelte geſtern gegen den Monteur Rübſam, welcher durch Fahrläſſigkeit am 25. Februar einen großen Brand im Wronker'ſchen Geſchäftshauſe verurſachte. Die Unterſuchung er— gab, daß Rübſam im Schaufenſter die Bogenlampe während des Brennens emporhob, wodurch das Herausfallen eines Funkens ermöglicht wurde. Das Urtheil lautete auf 6 Wochen Gefängniß. Der als Zeuge vernommene Kaufmann Wronker bezeichnet den Brandſchaden an Waaren auf 278,000 M., an Immobilien auf 110,000 M. Gießen, 27. April. Vor der hieſigen Strafkammer wurden die Dr. Boſtroem und Harms wegen Zweikampfs zu 3 bezw. 4 Monaten Feſtung, Student Illert wegen Beihilfe zu 1 Monat Feſtung, weitere der Beihilfe Angeklagte G. Seiderer, Dr. Meyer, Fr. Franz, Ferd. Schneider und Otto Lerch zu 23 Tagen Feſtung verurtheilt. Die Urſache des im Dezember ſtatt⸗ gefundenen Duells war eigentlich ein Hund, wegen deſſen es in einer hieſigen Wirthſchaft zwiſchen Boſtroem und Harms zum Wortwechſel und ſchließlich zu Thätlichk eiten kam, die eine Forderung auf Piſtolen zur Folge hatten. Der unter einmaligem Kugelwechſel auf zwanzig Schritte Diſtanz ausgefochtene Zweikampf verlief unblutig. Heidelberg, 27. April. Dr. Ernſt Römer, volontirender Aſſiſtenzarzt an der hieſigen Irren— klinik, hat ſich in der Nacht vom Samſtag auf Sonntag mit ſeiner ihm vor einem halben Jahre angetrauten Gattin vergiftet. Beide wurden ge⸗ ſtern Morgen eng umſchlungen im Bette liegend todt aufgefunden. Die Unglücklichen haben zwei Briefe hinterlaſſen, welche der Staatsanwaltſchaft übergeben wurden. Wie mitgetheilt wird, hielt der bedauernswerthe Arzt ſeine Gattin für unheil⸗ bar leidend und hat deshalb die That begangen. Waldkirch, 27. April. Allgemeines Stadt⸗ geſpräch bildet dahier die durch das Großh. Amtsgericht in der Behauſung des hieſigen Bür⸗ germeiſters vorgenommene Durchſuchung. Die⸗ ſelbe wird in Verbindung gebracht mit dem am Vormittag erfolgten Eintreffen des Großh. Staatsanwalts von Freiburg, welcher alsbald eine größere Anzahl ſchon vorher geladener Perſonen, worunter auch mehrere Gemeinderäthe waren, einvernahm. Wie man hört, ſoll es ſich hiebei um die anläßlich der hieſigen Kanaliſation gemachten Lieferungen von Eiſentheilen handeln. Darüber, was dem Bürgermeiſter eigentlich zur Laſt fallen ſoll, hört man bis jetzt nichts Be⸗ ſtimmtes. Lahr, 27. April. Geſtern früh 5 Uhr bemerkte man im kath. Pfarrhauſe, daß die Sa⸗ kriſtei der kath. Kirche brenne. Als man zur Brandſtätte kam, fand man die ganze Sakriſtei in lichterlohem Feuer. Man machte ſich alsbald an die Löſcharbeiten, die in kurzer Zeit den Brand auf ſeinen Herd beſchränkten und bewältigten. Sämmtliche in der Sakriſtei befindlichen Gegen— ſtände, Kelche, Meßgewänder, Meßbücher u. ſ. w. wurden ein Raub der Flammen. Die Entſtehungs⸗ urſache des Brandes kennt man noch nicht. Der Schaden an Fahrniſſen wird auf 1000 M., der Gebäudeſchaden auf 200 M. geſchätzt. Brühl, 27. April. Hier hat ſich in letzter Nacht nach vorausgegangenem Streite der ledige Taglöhner Ludwig Schumm an einem Wagen erhängt. — Von dem Alkoholismus in Belgien Katholiſcher Männerverein. f Am 16. Mai findet in Dieburg das (1.50 Mk.) theilzunehmen gedenken. Eine recht zahlreiche Betheiligung(bei 30 Mann Fahrpreisermäßigung) iſt dringend erwünſcht. Verbandsfeſt 2 ſtatt. Zugleich feiert der Bruderverein Dieburg das Feſt ſeiner 457 —— Fahnenweihe. Alle Diejenigen, welche ſich daran betheiligen wollen, mögen ſich im 1 5 Pfarrhauſe melden mit Angabe, ob ſie am gemeinſamen Mittagsmahl liefert zu billigſten Preiſen W. Bingener, Buchdruckerei. g — — entrollt die„Revue Scientifique“ in Paris von neuem ein erſchreckendes Bild. Auf 6,000,000 Einwohner beſitzt das Land 115,140 Schänken. Der Konſum an Alkohol wird auf 70,000,000 Liter pro Jahr, der jährliche Aufwand dafür 130,000,000 Francs angegeben. Für Getr änke überhaupt werden in Belgien täglich 1,300,000 Francs bezahlt. Von 1871 bis 1881 hatte ſich der Konſum verdoppelt, in den Jahren 1873 bis 1876 ſtiegen die Löhne um 600 Millionen, die Ausgaben für alkoholiſche Getränke um 416 Millionen. Die Opfer des Alkoho ismus werden pro Jahr auf 25,000 angegeben und man hat ſogar feſtgeſtellt, daß in Brüſſel mehr als 80 pCt. ſämmtlicher Todesfälle in den Hoſpitälern chroniſche Alkoholiker betreffen. Claude, deſſen Bericht für 1887 Berühmtheit erlangt hat, be— rechnete einen Konſum pro Kopf von 4,25 Liter, Prinzing für 1889 4,4 Liter, gegenwärtig hat der Konſum nach den Feſtſtellungen einiger Sena— toren das Unmaß von 12 Litern erreicht. Die Schuld an dieſer Steigerung wird, vielleicht nicht mit Unrecht, der geringeren Beſteuerung des Alkohols zugeſchrieben. Die Zölle auf Branntwein ſind denn auch in letzter Zeit um 50 vom Hundert erhöht worden. — Befähigungs nachweis. Chef(zu ſeinem Prokuriſten):„Wollen Sie mein Com⸗ pagnon werden?“—„O, mit Vergnügen! Aber ſagen Sie mir, welchem Umſtande danke ich das Glück?“— Chef:„Ich ſehe, Sie ſind ein ge— ſcheideer Menſch. Sie ſind nun ſchon acht Jahre in meinem Hauſe thätig und haben noch um keine meiner Töchter angehalten!“ Des Trühlings Heilkraft. Der Vater iſt ſeit Jahren blind, Blind ſein iſt mehr als ſterben, Die Mutter hat ein krankes Kind Und kann nicht viel erwerben. Die Stube war noch nie ſo warm, Obgleich das Fenſter offen, Seitdem des Winters harter Arm Die Erde hat getroffen. Die Sonne küßt das kranke Kind Zum erſtenmale im Jahre, Es ſpielt ein weicher, warmer Wind Mit ſeinem ſeid'nen Haare. Und wie ſein Aug am Himmel hängt, Als möchts dahin entfliehen, Im Wagengrübchen langſam fängt Ein Röslein an zu blühen. Und, ſüßes Wunder! plötzlich als Sei alles Leid zu Ende, Schlingt lächelnd um der Mutter Hals, Es ſeine beiden Hände. Die Mutter weiß vor Freud' nicht Rat Bricht aus in lautes Weinen Das war des Frühlings erſte That Und keine von der kleinen. ——— Viernheim. a 448 450 Prima Stahlhacken und Stufenhacken, mit und ohne Stiele. Prima Heu⸗ u. Dunggabeln, Vrima Staßhlſpaten nur mit Stiele. U an verlange per. Postkarte eine 8 Probenummer von d. Geschkft. stelle der Deut- sehen Moden · euang in und Schaufeln, 2 M. Jöst. eee Rechnungen ſind zu haben in der Buchdruckerei d. Blattes. Telephon 74. 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Dezember 1897 Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. zu haben in der Pfützer. 447 Mee ee e Erpedition des Viernheimer Anzeigers. Bekauntmachung. FFT i 11 rte Die Ausaſtwellen aus der letzten Holzabgabe, im Neubrunnenſchlag Alle Lorten ſitzend, bezüglich welcher bis zum 5. Mai d. J. von den empfangsberechtigten d FI. en Ortsbürgern die Abfuhrſcheine nicht eingelöſt ſein werden, ſollen vom 1. . Mai d. J. dem R bfolgt. 145. 5 ä i 8 8 . 9' bl W 28 April 10 Ah von den billigſten bis feinſten in nur ſoliden Qualitäten empfieblt Ehrhardt, Rentmeister. 0 45⁵⁵ K. Schroff, Uhrmacher Prima ausländiſches, Mannheim, Breiteſtraßze U 1, 9 4 Meter hoch werdendes Wer rettet«“!!! ð⁊2 1 Virginiamais weißes Heidenkind?. 5 friſch e eee e ee N blmar Lotter 16 0 * der Rettung dieſer ſonſt verlorenen Mathäus Hoock, Kinderſeelen. 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Meſſe geleſen und 3 5 2 B täglich beten unſere Kinder für ſie ae.—. 25.50 und ſeid verſichert, Jeſus, Maria der Gewinne be- a 5 T ſund Joſef werden Euch tauſendfach tra * ee— lohnen. a pägt 8 5 5 e 5:— 88.—. Das St. Joſefsheim, Heimath I ven mit Faß te, pe für heimathloſe Kinder, Pappel⸗Aller— 7 90 „— J410—112, eine für Berlin ſehr 3 1 Rohſprit, verſteuert—. 115.75 ee Nächstenliebe recht dringend](Porto und beide Gewinnlisten 30 P 1g.) zu haben bei: „ 8 5 empfohlen. 3 1 a 2 iber de. Aenne: Berkin, 16. Dgenber 4806. dem Vorstand d. Ständigen Ausstellung i. Weimar und 439 28.50 26.50 24.50 28.50 22.50 19.50 Fürſtbiſchöfl. Delegat und Propſt 0 1 General- K Isruh B. Hebelstr. . Roggenmehl Nr. 0 20.50, 1 18.—. bei St. Hedwig. 139 9 1 Cöta, Agent, a 9 1. 16. 5— 3