fs 3 Piernheinet Auzeiger Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags und koſtet monatlich nur 30 Pf frei in's Haus gebracht. Per Poſt bez. pro Quart. M. 1.15 Redaction, Druck und Verlag: W. Bingener, Viernheim. Iublikationsorgan der Gr. Bütgermeiſterri Pirruhtin. Anzeissblatt uen ieruheim, Weinheim, Raferthal und Amgebung. Zu fer e 20 ff wurtſan fa bine uſerate 10 bf. pro 1 ſpaltige Garmondzelle. Reclamen 20 Pf. pro 1ſp. Zeile Ar. 63. rttes Flat. — —— 13. Jahtgang. Jentſchland. Darmſtadt, 16. Juni. Die Großherzogin iſt geſtern Mittag von Bukareſt in beſtem Wohlſein angekommen und vom Großherzog am Bahnhof empfangen worden. Das Großherzogspaar be⸗ gibt ſich am Freitag zur Theilnahme an den Ju⸗ biläumsfeierlichkeiten nach London. Darmſtadt, 18. Juni. Bei der Landtags⸗ Erſatzwahl für den zurückgetretenen Abg. Wolfs⸗ kehl wurde Bürgermeiſter Köhler mit allen Stimmen gewählt. Berlin, 16. Juni. Am geſtrigen Todestage Kaiſer Friedrichs war deſſen Grabſtätte in der Friedenskirche in Potsdam prächtig dekorirt. Das Kaiſerpaar legte einen kostbaren Kranz auf dem Sarge nieder. Auch waren im Auftrage der Kaiſerin Friedrich, des Prinzen und der Prin- zeſſin Heinrich Kränze niedergelegt. Auch am Grabe des am gleichen Tage vor 12 Jahren verſtorbenen Prinzen Friedrich Karl hatte das Kaiſerpaar einen Kranz niederlegen laſſen. Berlin, 18. Juni. Zu der plötzlichen An⸗ kunft des Finanzminiſter Miquel aus Wiesbaden ſchreiben die„Berl. Neueſt. Nachr.“:„Man kann wohl vermuthen, daß hier Beſprechungen über wichtige politiſche Fragen ſtattfinden, aber alle Kombinationen, die an dieſe Rückkehr geknüpft werden, haben doch keinen ſicheren Boden.“ Dem„Hamb. Correſp.“ zufolge hatten Miquel und Kontre⸗Admiral Tirpitz geſtern eine längere Beſprechung. Letzterer wird heute vom Kaiſer empfangen werden.(Zu den Gerüchten, die durch die plötzliche Rückkehr des Finanzminiſters v. Miquel veranlaßt worden ſind, gehört, lt. 28f. Z.“, auch, daß die Errichtung einer Vize⸗ kanzlerſchaft beabſichtigt und für ſie Herr Miquel beſtimmt ſei.) Berlin, 18. Juni. Von der Einleitung eines Disciplinarverfahrens gegen Tauſch oder eines anderen gerichtlichen Verfahrens iſt wie der„Localanz.“ berichtet an zuſtändiger Stelle nichts bekannt. Tauſch hat einen ſechswöchent⸗ lichen Erholungsurlaub erhalten, den er in ſeiner bayeriſchen Heſmath zu verbringen gedenkt. Ausland. Paris, 17. Juni. Dem Präſidenten Faure ſind anläßlich des geſtrigen Attentates zahlreiche Glückwunſchtelegramme auswärtiger Staatsober⸗ häupter zugegangen. Alle in Paris anweſenden Botſchafter und Geſandten, ſowie zahlreiche Senatoren und Deputirte zeichneten ſich in die im Elyſſée ausliegende Liſte ein. Eine weitere Verhaftung iſt nicht erfolgt. Die Nachforſchungen nach dem Attentäter wurden die ganze Nacht und heute früh fortgeſetzt. Amſterdam, 16. Juni. Von den Wahlen zur zweiten Kammer war bis geſtern Abend 11¼ Uhr bekannt: 20 Katholiken, 12 Liberale, 13 orthodoxe Proteſtanten, dann 2 Hiſtoriſch⸗ Chriſtliche, 1 Radikaler. 48 Stichwahlen ſind erforderlich. Tanger, 16. Juni. Der Mörder des deut⸗ ſchen Kaufmanns Häßner iſt geſtern früh in Gegenwart des Vertreters der deutſchen Geſandt⸗ ſchaft, des Gouverneurs und anderer mauriſcher Beamten ſowie einer großen Volksmenge hinge⸗ richtet worden. Waſhington, 17. Juni. Die internationale Peſtkonferenz iſt geſtern geſchloſſen worden. Kalkutta, 18. Juni. Aus faſt allen Städten Indiens nördlich von Madras laufen Meldungen ein über den Schaden, den das Erdbeben am vergangenen Samstag angerichtet hat. In Tſchit⸗ tegong ſoll das Poſtgebäude in die Erde ver⸗ ſunken ſein. Der am Sonntag und geſtern reich⸗ lich niedergegangene Regen hat den durch das Erdbeben entſtandenen Schaden noch vergrößert. Das aus Anlaß des Jubiläums der Königin Viktoria geplante große Feſtmahl hat verſchoben werden müſſen, da. die Anſammlung vieler Per⸗ ſonen in demſelben Hauſe eine Gefahr fur die⸗ ſelben ſein würde. Auch das Salutſchießen zum Jubiläum dürfte unterlaſſen werden, um eine weitere Erſchütterung der ſtark beſchädigten Ge⸗ bäude zu vermeiden. Tauſende von mittelloſen Europäern und Euraſiern lagern auf freiem Felde und ſind dem Monſum ausgeſetzt. Aus Nah und Fern. Viernheim, 18. Juni. In altherkömm⸗ licher Weiſe wurde geſtern dahier die Fron⸗ leichnamsprozeſſton abgehalten. Die Betheiligung an derſelben war wie immer eine außerordentlich zahlreiche. Die Altäre ſowie die Häuſer der zu paſſtrenden Straßen waren in ſchöner ſinniger Weiſe geſchmückt.— Nachmit⸗ tags fand im Gaſthaus zum Ochſen das übliche Konzert des Krieger⸗Vereins ſtatt. Die Kirchenmuſik und der Männer⸗Geſang⸗Verein ſorgten in ausgiebiger trefflicher Weiſe für die Unterhaltung. Auch verſchiedene Reden mit nachfolgenden Toaſten, die ſämmtlich freudige Aufnahme fanden, wurden gehalten. Gegen 8 Uhr endete die ſchön verlaufene Unterhaltung. Viernheim, 18. Juni. Prälat Kneipp in Wörrishofen, welcher ſchon verſchiedene Male todt geſagt wurde, iſt, wie neuerdings ge⸗ meldet wird, geſtern früh geſtorben. Die Krankheit des 76 Jahre alten hochw. Herrn ſchloß eine Wiedergeneſung von vornherein aus. Die Beerdigung ſoll Montag Vormittag ſtatt⸗ finden. Viernheim, 18. Juni. Wichtige Reichsgerichts ⸗Entſcheldung für Kaufleute. Das Reichsgericht hatte kürzlich als oberſte Reviſionsinſtanz darüber zu entſcheiden, ob man einen„Totalausverkauf“ anzeigen darf wenn außerdem noch neue Waaren zum Verkaufe hinzugekauft werden. Der Prozeß beſchäftigte bereits die Handelskammer in Hamburg, welche zu Ungunſten der Firma entſchied. Das Ham⸗ burgiſche Oberlandesgericht hob dieſe Entſcheidung jedoch wieder auf; das Reichsgericht ſchloß ſich der Anſicht des letztgenannten Gerichts an und bezeichnete den Ausdruck als ſtatthaft. Viernheim, 18. Juni. Wir erhalten folgende Zuſchrift mit der Bitte um Aufnahme: Ein ſchlauer Schurke. Criminal⸗Roman von Molloy⸗Dietrich. Nachdruck verboten.) 7. Fortſetzung. „Wiſſen Sie denn etwas beſonderes von mir?“ fragte Hugo. „Natürlich. Alles, was über dieſen Mord bis⸗ her bekannt geworden, alles, was ſich darauf bezieht — auch das, was noch nicht an die Oeffentlichkeit gedrungen iſt, iſt bereits in jenen Band dort ein⸗ getragen,“ antwortete er, auf einen großen Folianten deutend, der als letzter einer langen Reihe von Bänden neben ſeinem Schreibtiſch auf einem Regal ſtand.„Obgleich ich nicht mehr im Dienſt bin, intereſſiere ich mich für alle bemerkenswerten Vor⸗ fälle. Stundenlang ſitze ich hier regungslos und folge dabei in Gedanken einer Spur oder löſe irgend ein beſonders ſchwiegeriges Problem. Das iſt mir anregender als das intereſſanteſte Spiel. 5 der Einſatz iſt dabei faſt immer ein Menſchen⸗ eben.“ Hugo blickte ihn mit einem aus Verwunderung und Widerwillen gemiſchten Empfinden an, dachte aber dann des Grundes ſeines Kommens und be⸗ gann:„Sie haben vermutlich aus meinen Einräu⸗ mungen gefolgert, daß ich—“ „Daß man Sie beargwöhnt, der Mörder zu ſein“, ergänzte jener ſeine Worte. a* „Pah! Sie ſind es nicht geweſen. Das ſah ich ſchon bei dem erſten Blick auf ihre Züge und jetzt, nachdem ich Sie genauer geprüft, bin ich mir deſſen völlig ſicher. Zu meinem Beruf gehört es, daß man in Geſicht und Erſcheinung der Anderen ſicher zu leſen verſteht. Lernen kann man das nicht, das iſt eine angeborene Gabe, die man freilich durch angeſtrengte Uebungen und Arbeit weiter entwickelt und ſchärft. — Dieſe angeborene Gabe verhält ſich zu der vollendeten Kunſt wie ein roher zu einem geſchliffenen Diamanten. Nun, ich habe meine Natur⸗ gabe ſo weit geſchliffen und geſchärft, wie es mir nur möglich war, und jetzt kann ich in den Geſichts⸗ zügen und dem Weſen eines jeden Menſchen, der mir begegnet, wie in einem offenen Buch leſen“, erwiderte Gillwaldt, dabei ſeinem Beſucher in ruhiger Selbſtg efälligkeit zunickend und ſich in einem großen Armſtuhl zurücklehnend, deſſen etwas ſchäbiges Anſehen von ſeiner ungemeinen Bequemlichkeit Zeug⸗ nis ablegte. „Das muß eine beſondere Gabe ſein. „Das dürfen Sie ſchon ſagen. Aber wer ſie beſitzt, dem iſt keiner ſeiner Mitmenſchen mehr ein Geheimnis. Die Welt iſt voll von Schurken, Be⸗ trügern und Verbrechern der ſchlimmſten Sorte, die in tadellos weißer Wäſche und eleganter Kleidung mit hoch erhobenem Haupte, mit herablaſſendem Lächeln auf ihre Umgebung blicken. Weshalb Weil ihre Umgebung ſie nicht zu leſen weiß und ſie deshalb dem äußern Anſchein nach ſchätzt. Aber dem Beſitzer des Talismans wird ſofort alles offen⸗ bar. Die Geſichtszüge, die Bewegungen, die Kopf⸗ haltung, die Stimme, der Gang, die Hände eines Mannes ſind ihm ebenſoviel Offenbarungen des ver⸗ borgenen Charakters und enthüllen ihm auch das tiefſte Geheimnis ſeines Herzens.“ „Und dieſe Kunſt half Ihnen in Ihrem Be⸗ rufe 2“ „Nun ja, mit ihrer Hülfe habe ich ja einige ſchwierige Aufgaben gelöſt, und manche meiner Klienten haben ſich auch recht dankbar erwieſen. Jetzt lebe ich in Frieden von dem Ertrage meiner Arbeit. Dieſe Zimmer ſind meine Welt, und hier umgeben mich viele Geſchenke, die ich für geleiſtete Dienſte empfangen habe. Die prächtige, ſilberne Kaminuhr ſchenkte mir zum Beiſpiel ein vornehmer Herr, als ich den ſeiner Gemahlin geſtohlenen Familienſchmuck wieder herbeigeſchafft hatte, und die ſilberbeſchlagene Flöte ſchickte mir ein armer Bank⸗ buchhalter, den man wegen einer Unerterſchlagung an der er völlig unſchuldig war, entlaſſen hatte. PPTTT7T—T————. —.—o Mir verdankte er ſeinen guten Ruf und ſeine Wiederanſtellung. Ich habe Muſik gern, Herr von Markwald, ich ſpielte ſelbſt etwas Flöte. Es be⸗ ruhigt meine Nerven und fördert mein Nachdenken.“ „Da Sie ſich für dieſen Mord intereſſteren, darf ich vielleicht fragen, zu welchem Schluß Sie dabei gelangt find?“ fragte Hugo mit ſehr ängſt⸗ licher Spannung, die er durchaus nicht zu verbergen bemüht war. „Ich halte den Kerl für einen ſchlauen Schur⸗ ken. Er lief ein nicht geringes Riſiko, aber er war entſchieden kühn. Natürlich war es ihm nur um den Raub zu thun, und ich glaube, daß er ſeinem Opfer den ganzen Weg von Monte Carlo bis nach Berlin folgte.“ „Aber Niemand war dort oder ſpäter in Ge⸗ ſellſchaft des Ermordeten geſehen worden mit Aus⸗ nahme des Grafen von der Pforten, welcher zur Zeit des Mordes in Rom weilte.“ Natürlich wurde Niemand in ſeiner Geſellſchaft geſehen. Der Schurke war kein Narr— er paßte ſeine Gelegenheit ab und ergriff ſie im richtigen Augenblick.“ „Ich bin entſchloſſen, ihn aufzuſpüren!“ rief Hugo energiſch.„Das Glück meines Lebens und vielleicht auch noch das eines andern hängt davon ab 10 daß ich völlig von dieſem Verdacht gereinigt werde.“ „Aber ſie hält Sie doch nicht für uldig?“ fragte Gillwaldt mit einem Lacheln Aren „Nein, dem Himmel ſei Dank. Ich wollte, Sie ſelbſt könnten mir helfen“, fuhr Hugo btttend fort „und wenn Sie ſelbſt die Sache nicht in die Hand nehmen wollen, dann könnten Sie mir doch eine geeignete und zuverläſſige Kraft empfehlen. Der Kriminalkommiſſar Ilgner verfolgt die Sache auf eigene Hand, aber aus perſönlichen Gründen möchte ich lieber jemand anders mit den Nachforſchungen in meinem Intereſſe betrauen. „Ilgner— pah!“ erwiderte Gottfried Gillwaldt mit erhabener Verachtung.„Der hat ja noch nicht die elementarſten Anfangsgründe unſerer Kunſt er⸗ lernt, aber er hält ſich ſelber für unvergleichlich .———„—-— 8—— 2 — Die Geometerbranche iſt dermalen ſo mit Ge⸗ hilfen überfüllt, daß viele junge Leute ſtellenlos ſind. Wir warnen daher davor, dieſe Laufbahn zu betreten, um ſo mehr, als die Kataſterarbeiten und Feldbereinigungsarbeiten ſeit einigen Jahren ſchon bedeutend nachgelaſſen haben. Wenn nun auch die Vermeſſungen der Sekundärbahnen und Kreisſtraßen, welche jetzt die Thätigkeit der Geometer zum großen Theil abſorbiren, in ein paar Jahren zu Ende geführt ſind, dann werden Viele in ihren Hoffnungen auf eine ſpätere ſichere Exiſtenz bitter getäuſcht werden. * Viernheim, 18. Juni. Eine Verord⸗ nung der oberſten Schulbehörde in Heſſen ſagt, daß an allen Tagen, an denen Morgens 10 Uhr 20 und mehr Grad Reaumur im Schatten kon⸗ ſtatiert werden, der Mittags⸗Unterricht in den Schulen ausgeſetzt werden muß. Früher hieß es kann. — Der katholiſche Lehrerverein im Großherzogthum Heſſen plant die Gründung einer Unterſtützungskaſſe für die hinterbliebenen Wittwen und Waiſen ihrer Mitglieder. Wichtig für unſere Frauen und Töchter! Es werden Verkaufsſtellen von der berühmten„Schildkröten Seife“ endlich in Mannheim und Umgebung errichtet und einem längſt gehegten Bedürfniß abgeholfen, denn wer Schildkrötenſeife einmal gebraucht hat, wird nie etwas anderes mehr im Haushalt ver⸗ wenden. Schildkrötenſeife erfüllt alle Forderungen, die eine Hausfrau an eine vorzügliche Seife ſtellt und ein einziger Verſuch erwirbt„Schild- kröͤte“ neue Freunde. Die Verkaufsſtellen werden in unſerem Blatte demnächſt veröffentlicht. Birkenau, 18. Juni. Seit einigen Tagen iſt die Kinderkrankheit Rötheln bei Kindern meiſtens unter 10 Jahren epidemiſch aufgetreten, weßhalb die unteren Klaſſen der Volksſchulen auf unbeſtimmte Zeit geſchloſſen wurden. Ober⸗Abſteinach, 18. Juni. Ein ge⸗ fürchteter Einbrecher wurde in dem benachbarten Eiterbach verhaftet. Die Gendarmerie machte ſchon lange Razzia auf ihn, hatte jedoch erſt vor einigen Tagen Erfolg, wo ſie ſich in Metzger koſtüme ſteckte und hierdurch den Einbrecher düpierte. Maunheim, 15. Juni. Die Korſett⸗ näherin Dina Howenga, wohnhaft Traitteurſtraße 1820, wurde vorgeſtern Nachmittag von ihrem bisherigen Liebhaber, dem 24 Jahre alten Schrift⸗ ſetzer Karl Stumm, als ſie dieſem erklärte, ſich von ihm loszuſagen, mit dem Meſſer angefallen und durch vier Stiche in Bruſt und Hüften ſchwer doch nicht lebensgefährlich verletzt. Das Mädchen wurde ins Allg. Krankenhaus verbracht, Stumm verhaftet. Doſſenheim, 17. Juni. Am Sonntag 18. ds. Mts., Abends gegen 8 Uhr, entfernte ſich der 42 Jahre alte Wittwer Riedling von ſeinen Angehörigen. Am 14. ds., Nachmittags, wurde nun derſelbe von Todtengräber Veiſel aus Doſſenheim auf dem Friedhof todt aufgefun⸗ den. Riedling hatte ſich mit einem Revolver am Grabe ſeiner verſtorbenen Ehefrau durch einen Schuß in den Kopf getödtet. Wiesbaden, 17. Juni. Der hier zur Kur weilende Seconde⸗ Lieutenant Brandt von Lindau vom heſſ. Inf.⸗Regt. Nr. 168 verſuchte ſich durch einen Revolverſchuß, der die Herzgegend traf, zu tödten. Er wurde in's Lazareth überführt. Lahr, 17. Juni. Seit einiger Zeit tragen die ſtädtiſchen Gaslaternen in ſchöner rother Schrift auf einer Glasſcheibe die Worte:„Koche mit Gas!“ Vielleicht entſchließt man ſich, dieſe Art Reklame auch auf andere ſtädtiſche Anſtalten auszudehnen, z. B. am Rathhaus:„Zahle viel Steuern!“, an der Sparkaſſe:„Spare viel Geld!“, am Schlachthaus:„Eſſe viel Fleiſch!“ und in der künftigen ſtädtiſchen Wirtſchaft neben der Kaſerne:„Trinke viel Bier!“ Würzburg, 16. Juni. Geſtern früh 6 Uhr erfolgte die Hinrichtung des Mörders Un⸗ rath. Er hatte ſeinen Schwiegervater ermordet, um in den Beſitz der Erbſchaft zu gelangen. Unrath wurde ohnmächtig, als er das Schaffot betrat. Soling eu, 17. Juni. Bei einem großen Feuer, welches geſtern Mittag das Vergnügungs⸗ lokal Tivoli vollſtändig zerſtörte, wurden zwei Feuerwehrleute durch den Einſturz einer Decke tödtlich verletzt. — Vor dem Schwurgericht in Naumburg hatten ſich letzte Woche der Handelsmann Kunſt und ſeine Frau wegen Tödtung ihrer 11jährigen Tochter zu verantworten. Dem Kind wurde wiederholt— Blut abgezapft, weil das Blut eines Kindes oder einen reinen Jungfrau Glück bei den Geſchäften bringe. Bei einem ſolchen Aderlaſſe ſtarb das Kind. Bei der gerichtlichen Verhandlung wurde feſtgeſtellt, daß dieſer ebenſo blöde als ſchändliche Aberglaube in der Naum⸗ burger Gegend recht viel verbreitet iſt. Berlin, 12. Juni. Geſtern Abends 65/ Uhr unternahm der von der Berliner Gewerbe-Aus⸗ ſtellung bekannte Privatluftſchiffer Wölfert, be⸗ gleitet vom Mechaniker Knabe, mit einem lenkbaren Luftſchiff eine Probefahrt vom Tempelhofer Felde aus, nachdem der Ballon bei der Luftſchiffer⸗Ab⸗ theilung gefüllt war. Der Ballon hatte etwa 100 Meter Höhe erreicht, als eine ſtarke Deto⸗ nation erfolgte. In demſelben Augenblick brannte der Ballon. Die Gondel löſte ſich von der bren— nenden Hülle und fiel brennend mit raſender Geſchwindigkeit nahe dem Tempelhof zur Erde. Man fand die beiden Inſaſſen als Leichen, mit ſchweren Brandwunden bedeckt, vor. Jedenfalls iſt der Benzinmotor durch einen Zufall explodirt und hat hierdurch die Kataſtrophe herbeigeführt. Wölfert hatte Verſuche mit dem Luftſchiff im Intereſſe cines Konſortiums unternommen, das ſeine Ideen fördern wollte. — Die Donau hat bei Iranova den Damm durchbrochen, 30,000 Joch Felder, ſowie die Ort⸗ N ſchaften Jranova, Ovcza-Borufu mit dem ganzen Gebiet zwiſchen Semlin und Pancſova unter Waſſer geſetzt. Infolge Hochwaſſers iſt der Bahn⸗ verkehr zwiſchen Philippopel und Adrianopel, ſowie Kon ſtantinopel und Salonichi unterbrochen. — Der reiche Grundbeſitzer Michael Hainbach in Gyoma in Ungarn hat am Donnerstag in der Verzweiflung darüber, daß das Hochwaſſer alle Felder verwüſtete, ſeine Frau und ſeine zwei kleinen Kinder erdroſſelt und ſich dann ſelbſt erhängt. Sofia, 14. Juni. Der„Agence Balcanique“ zufolge dauert die Unterſuchung über die Ermor⸗ dung Anna Simons fort. Allen Betheiligten ſoll ſofort der Prozeß gemacht werden. Die Leiche des Opfers iſt bereits gefunden. Gegenüber Meldungen auswärtiger Blätter iſt zu konſtattren, daß Boitſchew nicht mehr zum Dienſt beim Fürſten zugelaſſen wird und auch keine Dekoration vom Fürſten erhielt. — Stilles Sehnen. Mann:„Schon wieder willſt Du einen Hut: wie kann man denn nur immer ſo auf ſein Aeußeres bedacht ſein?— Frau:„Na, in meinem Innern trag' ich ihn ſchon längſt.“ — Romanphraſe. Ueber Nacht war es Sommer geworden und die Roſen ſprangen auf wie von der Tarantel geſtochen. Seiden-Damaste Mk. 1.35 bis 18.65 p. Met.— ſowie ſchwarze, weiße und farbige Henneberg⸗Seide von 60 Pf. bis Mk. 18.65 p. Met.— glatt, geſtreift, karriert, gemuſtert, Damaſte etc.(ca. 240 verſch. Qual. und 2000 verſch. Farben, Deſſins ete.), porto- und steuerfrei ins Haus. Muſter umgehend.— Durchschnittl. Lager oa. 2 Millionen Meter. 6 Seiden-Fabriken G. Henneberg(bub) Zurich. — Buxkin, doppeltbr. à M. 1.35 Pf. pr. 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Dann blieb er einen Moment ſtehen, blickte Hugo, den Kopf zur Seite geneigt, forſchend an und ſagte langſam: „In der andern Hälfte dieſer Etage— drüben — iſt eben ein Mann, der die Nachforſchung mit Erfolg durchführen könnte. Ich will ihn fragen, ob er geneigt iſt, die Sache in die Hand zu nehmen.“ „Ich danke Ihnen“, antwortete Hugo erfreut. „Wenn Sie ihn empfehlen, werde ich völliges Ver⸗ trauen zu ihm haben.“ „Das können Sie auch, falls er bereit iſt, Ihnen zu helfen. Aber er iſt ſebr zurückhaltend— Sie werden ja ſelber ſehen. Ich werde ihn zu Ihnen herſchicken, und dann können Sie ja einige Minuten mit ihm allein ſprechen“, erwiderte Gillwald, das Zimmer verlaſſend. Längere Zeit blickte Hugo, in Gedanken ver⸗ loren, durch das Fenſter auf die Straße hinaus, bis er, durch das Oeffnen der Thür aufgeſchreckt, einen Herrn von vornehmer Erſcheinung in das Zimmer treten ſah, der den Eindruck eines höheren Offiziers außer Dienſten machte. Der Teint des Fremden war dunkel, Haar und Vollbart ſchwarz, die Geſtalt ſchlank und hochaufgerichtet, und ſein ganzes Weſen, während er ſich höflich verbeugte, ernſt und gemeſſen. „Herr Gillwaldt ſagte mir, Sie wünſchten meine Hülfe in Sachen dieſes Eiſenbahnmordes“, begann er ſofort mit ſcharfer, entſchtedener Stimme. „Ja. Sie wiſſen, inwiefern die Sache mich perſönlich angeht? „Allerdings. Laſſen Sie uns Platz nehmen. Alle Mitteilungen, die wir einander jetzt machen, betrachten wir gegenſeitig als im ſtrengſten Ver⸗ trauen gethan. Vermutlich haben Sie irgend einen beſtimmten Argwohn?“ „Nein, ich befinde mich in völligem Dunkel.“ „In der That? War der Ermordete ein Spieler?“ „Meines Wiſſens nicht; ſeine Lebensgewohn⸗ heiten waren mir ziemlich fremd.“ „Sie wiſſen auch nicht, ob er irgend welche Bekannte oder Freunde hatte, mit denen er zu ſpielen pflegte?“ „Nein,“ „Weshalb überließen Sie die Sache nicht dem Herrn Kriminalkommiſſar Ilgner, der ſie bereits bearbeitet?“ fragte der Fremde etwas kurz. „Ich hatte den Eindruck, daß er mich ſelbſt beargwohnte, und empfand außerdem wenig Ver⸗ trauen zu dem Manne.“ „Sie wiſſen vermutlich, daß meine Nachfor⸗ ſchungen längere Zeit in Anſpruch nehmen, und meine Honorarforderungen und Auslagen ſehr er⸗ heblich ſein werden?“ „Mit Freuden opfere ich Alles, was ich beſitze, wenn Sie nur Erfolg haben,“ antwortete Mark⸗ wald. „Ich ſehe, es iſt Ihnen Ernſt mit der Sache.“ „Selbſtverſtändlich!“ rief Markwald etwas be⸗ fremdet durch das ſeltſame Weſen des Andern. In dieſem Augenblick trat der Fremde hinter ihn und berührte leicht ſeine Schulter. Hugo fuhr erſchreckt zuſammen und wandte ſich haſtig um und ſah voll höchſter Verwunderung Niemand Anders vor ſich als Gottfried Gillwaldt ſelber mit ſeinem hellblonden Haar, ſeinem farbloſen und glattraſter⸗ ten Geſicht, ſeiner gebückten Haltung und runden Schultern. „Sind Sie es denn wirklich?“ rief Hugo überraſcht. „Allerdings, Niemand ſonſt“, erwiderte jener mit demſelben Stimmklang, wie er bei ihrer erſten Unterredung mit dem Künſtler geſprochen, und offenbar ſehr befriedigt durch die Ueberraſchung des Andern.„Sie erkannten mich wirklich nicht, Herr von Markwald“, „Nicht im geringſten.“ „Nun, das freut mich zu hören. Es iſt keine f beſondere Kunſt, ſich der Menge gegenüber, die keine Augen hat und blos das Oberflächliche ſieht zu verkleiden, aber ſeine Perſönlichkeit vor einem Künſtler zu verbergen, deſſen Lebensarbeit es iſt, die menſchlichen Geſichtszüge in ihren verſchiedenen Erſcheinungsformen zu ſtudieren, iſt etwas ganz Anders. Bis jetzt bot ſich mir noch nie die Gelegen⸗ heit, ſolchen Verſuch gegenüber einem hervorragen⸗ den Maler zu machen, und ſo konnte ich der Ver⸗ ſuchung nicht widerſtehen. Außerdem“, fügte er mit einem ſelbſtzufriedenen Lachen hinzu,„wollte ich Ihnen gern eine kleine Probe meines Könnens eben.“ a„Nun, Ihre Verkleidung war allerdings ge⸗ radezu wunderbar gelungen. Wirklich, ich würde viel ruhiger in die Zukunft blicken, wenn Sie mir Ihre Hülfe gewähren wollten“, antwortete Hugo. „Ja, ich will Ihnen helfen.“ „Wollen Sie das wirklich?“ rief der Künſtler aufs höchſte erfreut.„Wie kann ich Ihnen meine Dankbarkeit dafür beweiſen?“ „Sie brauchen mir gar nicht zu danken“, er⸗ widerte der Andere trocken.„Ich kann Ihnen unbedenklich ſagen, daß keine Geldſumme hoch genug ſein würde, mich auf meine alten Tage wieder zu ſolcher aufreibenden Thätigkeit zu verlocken, aber, wie Sie wohl wiſſen, die Ausübung einer beſonderen Kunſt gewährt mehr Freude, als der Beſitz von Gold und Reichtum, und mein Beruf iſt eine ſolche Kunſt— und dieſer beſondere Fall lockt mich ſo ſehr an, daß ich der Luſt nicht widerſtehen kann ihn bis zu Ende zu verfolgen.“ „Ich bin Ihnen dankbarer, als ich mit Worten ausſprechen kann“, antwortete Hugo. „Bis jetzt habe ich doch noch nicht das Geringſte für Sie gethan?“ „Ja, aber Sie werden es“, entgegnete jener, von einem wunderbaren Vertrauen zu dieſem Frem⸗ den erfüllt. (Fortſetzung folgt.) e cen 630 * Bekanntmachung. Sämmtliche Militärpflichtige, die bei dem diesjährigen Ober⸗ Erſatzgeſchäft zu erſcheinen haben, werden hiermit aufgefordert, onntag, den 20. d. Ats., Mittags 12½ Uhr, behufs Empfangnahme ihrer Ladungen auf dem Rathhauſe hier zu erſcheinen. Viernheim, den 18. Juni 1897. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Pfützer. Bekanntmachung. Nächſten Montag, den 21. d. Mts., Vormittags 9 Uhr, läßt die Gemeinde auf dem Rathhauſe dahier: 1. Das Heu- und Ohmetgras von den Krottenwieſen Nr. 34 und 61 und von dem Grundſtück Flur 33, Nr. 65, Quadratmeter 1006, Acker in den Brückenwieſen; 2. die kleine Allmend des Michael Gallei 4. in Pacht an die Meiſtbietenden verſteigern. Viernheim, den 16. Juni 1897. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. fützer. Bekanntmachung. Es iſt wiederholt vorgekommen, daß von Fremden, Handwerksburſchen ze. gefundene Gegenſtände von hieſigen Bürgern abgenommen und ſelbſt⸗ ſtändig darüber verfügt wurde. Wir machen die Bürger unſerer Gemeinde darauf aufmerkſam, daß es nicht geſtattet iſt, gefundene Gegenſtände an⸗ zunehmen, oder ſelbſt Gefundenes zu behalten. Jedermann iſt verpflichtet. ſolche auf dem Rathhauſe abzuliefern und wird die Bürgermeiſterei das Nöthige veranlaſſen und die etwaige Belohnung dem Finder zuſtellen. Viernheim, den 16. Juni 1897. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Pfützer. Aufforderung. Alle Diejenigen, welche Heugras erſteigerten und bis heute weder be⸗ zahlt noch Bürgſchaft gemacht haben, werden erſucht, dies längſten bis 22. d. Mts. nachzuholen. Wir werden vom 23. ab genau nach dem Ver⸗ ſteigerungsprotokoll verfahren und die nicht bezahlten oder verbürgten Looſe anderweitig auf Koſten der Säumigen weiter vergeben. Auch verfehlen wir nicht, die Steigerer nochmals darauf aufmerkſam zu machen, daß laut unſerem Verſteigerungsprotokolle am 1. Juli die ſämmtlichen Wieſen abgeerntet ſein müſſen, da an dieſem Tage mit dem Bewäſſern derſelben begonnen wird. Nur ausnahmsweiſe ſchlechte Witterung kann die Heuernte verlängern und wird auch von unſerer Seite darauf Rückſicht genommen. Gleichzeitig ſei den Großallmendierten, welche Anſprüche auf Wieſen⸗ looſe haben, die Mitteilung, daß die vereinbarte Vergütung für dieſelben im nächſten Monat und ſpäteſtens am 15. Juli zur Auszahlung gelangen wird. Viernheim, den 16. Juni 1897. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim fütze i . 2* illi 2 Freiwillige Feuerwehr. Nächſten Sonntag, den 20. Juni, feiert der Geſang⸗ 0 Verein„Sänger⸗Einheit“ ſein 25jähriges Stiftungsfest und werden die Mitglieder der Feuerwehr erſucht, ſich bei dem Feſte recht zahlreich zu betheiligen. 626 Aufſtellung am neuen Schulhauſe um halb 3 Uhr. Das Kommando. Radfahrer⸗Klub Viernheim. Zu der am Samstag, den 19. Juni d. Is., Abends 8 Uhr, in der Wirthſchaft zur Kanone ſtattfindenden erſammlung werden die Mitglieder, ſowie ſämmtliche Radfahrer Viernheim's behufs Beſprechung wichtiger Angelegenheiten hierdurch höfl. eingeladen. 61⁴ Der prov. Vorſtand. EE ür Nodfahrer!] Radfahrer⸗Anzüge von Mk. 10.— an Sweaters⸗Neuheiten„„ 2.50 an Strümpfe„„ l. 50 Pumphoſen„„ 5.— an finden Sie in ſehr großer Auswahl und auffallend billigen Preiſen bei Bytinski& C̃o. Mannheim Planken 622 624 625 E à, 1, E 2, 1. Gaſthaus zun Pin U J. Dem geehrten Publikum empfehle morgen Sonntag 5 prima Backſiſche ſowie vorzügliches Lager-Bier aus der Schrödl'iſchen Brauerei, Heidelberg. 628 Michael Bauer. Bekanntmachung. Wir bringen nachſtehende Polizeiverordnung zur öffentlichen Kennt⸗ niß mit dem Bemerken, daߧ 2 Abſ. 1§§ 3 und 5 für die Zukunft ſtreng gehandhabt werden müſſen und hoffen, daß der, der Geſundheit ſo ſchädliche Staub vorſchriftsmäßig an den bezeichneten Tagen gründlich ent⸗ fernt wird. Nichtbefolgung wird unnachſichtlich zur Anzeige gebracht. Viernheim, den 15. Juni 1897. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. ützer. Volizeiverordnung für den Kreis Heppenheim, die Reinhaltung und Wegſam⸗ f keit der Ortsſtraßen betr. Mit Genehmigung des Großh. Miniſteriums des Innern und der Juſtiz vom 4. März 1889 zu Nr. M. J. 3183, wird nach Anhörung der Ortspolizeibehörden und mit Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes auf Grund des Art. 78 der Kreis⸗ und Provinzialordnung vom 12. Juni 1874, des§ 366 poſ. 10 des deutſchen Strafgeſetzbuches und des Art. 114 des Polizeiſtrafgeſetzes für den Kreis Heppenheim Nachſtehendes verordnet. 981 629 Den Eigenthümern von Hofraithen und innerhalb geſchloſſener Ort⸗ ſchaften gelegenen unbebauten Grundſtücken liegt die Verbindlichkeit ob ſoweit als dieſe Hofraithen nebſt Gärten, bezw. die unbebauten Grundſtücke die Ortsſtraßen einſchließlich der Staats und Provinzialſtraßen nebſt zugehörigen Böſchungen und Gräben, begrenzen, für Reinhaltung und Wegſamkeit der Straßen nach Maßgabe der nachfolgenden Beſtimmungen zu ſorgen. An Stelle der Eigenthümer treten die Miether, Nutznießer oder Ver⸗ walter, ſofern die Hofraithen oder Grundſtücke von den Eigenthümern nicht ſelbſt bewohnt oder benutzt werden. Die Reinigung öffentlicher Plätze und Brücken liegt deren Eigenthümern ob.— Inſoweit hiernach und nach Maß⸗ gabe der nachfolgenden Beſtimmungen die Sorge für die Reinigung, welche Staats⸗ oder Gemeindebehörden 4 ſonſtigen juriſtiſchen Perſonen zukommen wurde, ſind für dieſelben Diejenigen verantwortlich, welche ſie vermöge Ver⸗ trags, oder Dienſtverhältniſſes übernommen haben. 5 5 2 Die Reinhaltung hat von den Hofraithen und deren Zubehör, reſp. von den in§ 1 erwähnten unbebauten Grundſtacken an bis zur Mitte der Fahrbahn und einſchlagenden Falles bis-zum Kreuzungsmittel⸗ punkte zweier oder mehrerer Straßen zu geſchehen Bei nur auf einer Seite bebauten Straßen, oder wo zwiſchen den Häuſerreihen der Straße trockenem mit Beſen zu reinigen. zugsgräben und Goſſen muͤſſen immer rein und von Allen, den Abzug hin⸗ entlang ein Bach fließt, erſtreckt ſich die Verpflichtung zur Reinhaltung auf die ganze Straßenbreite, 5 bis zum Bachufer. Die an öffentlichen Plätzen mit ihren Grundſtücken angrenzenden Eigenthümer(Miether, Nutznießer oder Verwalter) haben die Verbindlichkeit zur Reinhaltung bis auf halbe Straßenbreite. 3 Die chauſſirten Ortsſtraßen und Ortsdurchfahrten ſind ſoweit dies nicht nach den deßfalls beſtehenden Beſtimmungen den Staats⸗ oder Ge⸗ meindebehörden zukommt, bei feuchtem Wetter mit Kratzen(Kutſchen), bei Alle Kanalmündungen, Dohlen, Ab⸗ dernden Dingen frei gehalten werden. In Banketten und Goſſen wachſendes Gras oder Unkraut ebenſo auch dasjenige, welches auf der Fahrbahn oder auf öffentlichen Plätzen entſteht, muß auf diesbezügliche Aufforderung der Lokal⸗Polizeibehörde alsbald ent“ fernt werden. Bei trockener Witterung iſt vor dem Kehren die Straße zu begießen, ſofern kein Waſſermangel beſteht.— Der vorhandene Schmutz, Kehricht uſw. iſt ſofort von der Straße zu entfernen und darf nicht dem Nachbarn zuge⸗ ſchoben werden. § 4. Soweit nicht ſo viel Straßengefälle vorhanden iſt, daß das in die Goſſen gelangende Abwaſſer ſtets vollſtändigen Abzug hat, ſind die Goſſen täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage auszukehren und mit Waſſer nachzuſpülen. Bei anhaltend heißer und trockener Witterung ſind auf vor⸗ hergehende polizeiliche Aufforderung, Straßen, öffentliche Plätze ꝛc. täglich zweimal und zwar Morgens und Abends zu begießen. § 5 Die Reinigung hat in Orten mit über 1000 Seelen wöchentlich zweimal, Mittwochs und Samstags Nachmittags zu geſchehen. Fällt auf einen dieſer Tage ein geſetzlicher Feiertag, ſo iſt die Reinigung am vorher⸗ gehenden Werktage vorzunehmen. In Ortſchaften unter 1000 Seelen mit weit auseinanderliegenden Hofraithen ſind von den Eigenthuͤmern, Miethern, Nutznießern oder Verwaltern von Gebäuden die Strecken der Straßen und Plätze, an denen ihre Gebäude, Hofraithen und eingefriedigte Gärten liegen, wöchentlich einmal und zwar Samstags und außerdem ſo oft zu reinigen als eine bezügliche Aufforderung der Ortspolizeibehörde ergeht. Der übrige Theil der Ortsſtraße ſoll nach Weiſung der Lokalpolizei⸗ behörden auf Koſten der Gemeinde monatlich mindeſtens einmal gereinigt werden. Nach außergewöhnlichen Verunreinigungen z. B. nach dem Auf⸗ oder Abladen von Steinkohlen, Dung und dgl. Gegenſtänden hat jedesmal alsbald eine beſondere Reinigung ſtattzufinden. Auch hat dies zu geſchehen, ſobald es in einzelnen Fällen von der Lokalpolizeibehörde beſonders vorge⸗ ſchrieben wird. Heppenheim, 7. März 1889. Großh. Kreisamt Heppenheim. räff. 9— 1 Der Geſangverein Jänger-Einheit feiert am Fon ſilbernes Jubiläum. Deßhalb richten wir an die geehrte die herzliche gitte, unſer Feſt durch Beflaggung und Schmuck 0 verherrlichen zu helfen. Ganz beſonders erſuchen wir darum Kirchen⸗Anſage. Fuangeliſche Gemeinde. Sonntag, den 20. Inni d. J., Nachmittags 2¼ Uhr, eee deset. — 2 2— 2 utag, den 20. Juni, ſein Einwohnerſchaft Viernheims der Häuler Plakate. Willkommen, die Bewohner der Feſtzugs⸗ 9] ſtraßen. Der Zug bewegt ſich durch: Schulſtraße, Weinheimerſtraße, Blauhut, Reps⸗ 6 gaſſe, Rathhausſtraße, Marktplatz, Bismarckſtraße, Mannheimerſtraße. 1. Sollten die Straßen am Feſttage ſehr ſtaubig ſein, ſo dürften wir vielleicht die 6 S rüche 9 Bitte anfügen, dieſelben nachhaltig begießen zu wollen. 608 6 0 Für jedwedes Entgegenkommen ſchon im Voraus unſeren beſten Dank! 1 ete. ete. 614 6 W See, N. Wasler. dee e Sänger-Einheit. Den Vorverkauf der Eintrittskarten zum Feſtplatze à Verſon 30 Pfg. haben übernommen die Herren: Weitzel, Apotheker; Zasler, Buchhändler; Dietz, z. Roſe; Weidner, z. Löwen und Schriftführer Zöller. Gleichzeitig wollten wir die verehrl. Mitglieder unſeres Vereins auf heute(Samstag) Abend 8 Ahr zur Belprechung in das Vereinslokal einladen. 618 Das Festcomitsé. Turnverein Viernheim. Gut Heil! Zu dem am nächſten Sonntag ſtattfindenden Stiftung sfeſte der „Sänger⸗Einheit“ hat unſer Verein ſeine Betheiligung zugeſagt und werden diesbezüglich die Herren aktiven und ſpeziell die Herren paſſtven Mitglieder gebeten, ſich Sonntag, den 20. Juni, Nachmittags 1½ Uhr, zahlreich im Vereinslokale einzufinden.— Die Mitglieder haben Vereins- zeichen anzulegen. Laut Beſchluß des Turnrathes vom Turnverein wird jungen Leuten unter 16 Jahren als Zöglinge freier Eintritt gewährt. Die titl. Eltern werden gebeten, zur Hebung der Turnſache dadurch beitragen zu wollen, daß ſie ihre Söhne in die Turnſtunde ſchicken. 619 Ver Vorſtand. Johs. Bischoff 5 Photograph Weinheim, nächſt dem Bahnhof empfiehlt ſich zur Anfertigung von Porträts-, Familien- und Vereins-Gruppen unter Garantie für nur gute Ausführung. 561 Preiſe /¼ bis ½ billiger als in jeder Großſtadt. 7 Viſitbilder 4 Mk., 6 Cabinet 9 Mk. u. ſ. w. Dan V Für die troſtreichen ee herzlicher Theilnahme bei dem uns ſo ſchmerzlich betroffenen Verluſte N theueren unver⸗ geßlichen Sohnes, Bruders, Schwagers und Onkels Jakob Brechtel 8. ſowie für die Nad Betheiligung auf dem Gange zur letzten Ruheſtätte und die vielen Kranz⸗ und Bl lumenſpenden, insbeſondere den weißgekleideten Mädchen ſprechen wir hierdurch unſeren innigſten Dank aus. 620 Viernheim, den 17. Juni 1897. Die tieftrauernd Hinterbliebenen. Danksagung. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere innigſtgeliebte Tochter und Schweſter Eliſe Ringhof zu ſich in die Ewigkeit abzurufen. Herzlichen Dank für die vielen Kranz⸗ und Blumenſpenden und das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte, insbeſondere auch dem hochw. Herrn Kaplan Berdel und der Jungfrauen⸗Congregation. 621 Viernheim, den 18. Juni 1897. Die tieftrauernd IIinterbliebenen. Prima Arbeikerinuen Faſchen Bier werden fortwährend bei guter Brauerei, ſowie gute Bezahlung in Viernheim Eßkartoffeln angenommen. 605 empfiehlt 606 Marr Alaier, Iſaacr Kahn und Maier. Joh. Effler 5. K. SchROFF Uhrmacher und Goldarbeiter U 1. 4, Greiteſtraße Mannheim Lreiteſtraße, U 1, 4. Empfehle alle Sorten Ahren⸗ und Goldwaagaren in nur ſolider Qualität, bei billigſter Bedienung. 188 Reparaturen prompt und billig. Lo hn listen wie ſolche von jedem Gewerbetreibenden zu führen, ſind fortwährend zu haben in der Expd. ds. Bl. r 132—