gan ene. eiche . ae les hy. ö letalk, 0 Aus. tele 810 . Erſcheint Dienstags, Donnerstags und Samstags und koſtet monatlich nur 30 Pf. frei in's Haus gebracht. Per Poſt bez. pro Quart. M. 1.15 jeruheiner Aweiger Publikationsorgan der Gr. Hürgermeiſterei Miernheim. Anzeisehlatt von Piernheim, Weinheim, Aaferthal und Umgebung. ZuAusſchreibungen wirkſam u. billig In ſerate 10 Pf. pro 1 ſpaltige Garmondzeile. Reclamen 20 Pf. pro 1ſp. Zeile At. 94. pienglag, den zl. Augufl 1897. 5 13. Jahrgang. Peuiſchland. Berlin, 28. Aug. Zwiſchen der deutſchen und chineſiſchen Regierung ſollten nach einer aus England ſtammenden Nachricht Verhand⸗ lungen ſchweben mit dem Ziele, deutſche Offiziere für die Leitung der chineſiſchen Armee und Marine zu gewinnen. Wie die„Nordd. Allg. Stg.“ offiziös meldet, iſt an zuſtändiger Stelle von derartigen Abſichten ſei es der deutſchen oder der chineſiſchen Regierung nichts bekannt. — Durch kaiſerliche Beſtimmung werden alle Veteranen der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 die Hundertjahrdenkmünze erhalten. Berlin, 28. Aug. Die Kotze⸗Affaire ſoll einem Gerüchte zufolge wieder Gegenſtand einer Unterſuchung geweſen ſein. Berlin, 28. Aug. Der Beſuch des Staats- ſekretärs Tirpitz bei Bismarck ſoll den Zweck gehabt haben, dem Fürſten eine Einladung des Kaiſers zu dem im September ſtattfindende n Stapellauf des Kreuzers Erſatz Leipzig zu über⸗ bringen. Der Kreuzer wird bei der Taufe, der auch der Kaiſer beiwohnen wird, den Namen „Bismarck“ erhalten. Friedrichsruh, 28. Aug. Profeſſor Schwe⸗ ninger iſt hier angekommen. Fürſt Bismarck leidet wieder viel an Geſichtsſchmerzen. Graf Limburg, der gegenwärtig hier zum Beſuch weilt, reiſt heute wieder ab. — Der Zar hat das Wort Allianz in einem Trinkſpruch beim Beſuche des Präſidenten Faure gebraucht, worauf die Franzoſen ſo lange ſehn⸗ lichſt gewartet haben. Nun ſind die Republikaner voll Freude, daß der Herrſcher aller Reußen ihren Wunſch erfüllt hat. Aus Kronſtadt wird nämlich telegraphirt: Kronſtadt, 26. Aug.(Agence Havas.) Bei der heutigen Frühſtückstafel an Bord des„Po⸗ thuan“ brachte der Zar folgenden Trinkſpruch aus:„Ihr Aufenthalt unter uns ſchafft ein neues Band zwiſchen unſeren befreundeten und alltirten Nationen, die gleichmäßig entſchloſſen ſind, mit ihrer ganzen Macht zur Aufrechterhal⸗ tung des Weltfriedens im Sinne von Recht und Billigkeit beizutragen.“ — Mit der Frage der Betheiligung der Sozialdemokratie an den preußiſchen Landtags⸗ wahlen haben ſich am Donnerſtag nicht weniger als 6 ſozialdemokratiſche Parteiverſammlungen befaßt. In allen redete man der Betheiligung das Wort.„Ueberall, wo Ausſicht auf Erfolg iſt, hat die Sozialdemokratie ſelbſtſtändig Wahl männer aufzuſtellen; andernfalls ſind die Kündi⸗ taten zu unterſtützen, die ſich unzweideutiger Weiſe verpflichten, für beſtimmt feſtgelegte, frei⸗ heitliche Forderungen im preußiſchen Abgeord⸗ netenhauſe einzutreten“. Dresden, 28. Aug. Der Verband der deut⸗ ſchenLandwirthſchaftsgenoſſenſchaft hat beſchloſſen, die Genoſſenſchaftsorganiſation des Getreide⸗ handels und Lagerhaus⸗Betriebes überall den Landwirthen zu empfehlen. Ausland. Paris, 28. Aug. Alle geſtrigen Blätter ſind von der offiziell verkündeten Verbrüderung Frank⸗ reichs mit Rußland enthuſtasmirt. Der„Figaro“ ſagte: Man wußte ſchon längſt, daß die Sache beſtand, aber das Wort fehlte; dieſes Wort iſt jetzt gefallen und zwar vom Zaren und dem Präſidenten. Dieſe Proklamation wird mit ein⸗ helligem Gefuͤhl in ganz Frankreich aufgenommen und wird auch an ganz Europa nicht unberück⸗ ſichtigt vorübergehen. Paris, 28. Aug. Große Ovationen werden für die Rückkehr des Präſidenten in Dünkirchen und in Paris vorbereitet. Das Geſchwader trifft, wie angenommen wird, am 31. d. morgens 9 Uhr in Dünkirchen ein, wo der Aufenthalt des Präſidenten mehrere Stunden dauern wird. Er ſoll mit der Beſichtigung mehrerer Monumental⸗ bauten, ſowie einem von der Gemeindevertretung gegebenen Bankett ausgefüllt werden. Zu dieſem Tage kündigen die Eiſenbahnen des Norddepar⸗ tements bereits die Einſtellung von Extrazügen — am Montag und Dienſtag an. Am Nachmittag 2 Uhr reiſt der Präſident mittelſt Sonderzuges von Dünkirchen nach Paris ab, da er Werth darauf legt, noch vor Einbruch der Nacht daſelbſt einzutreffen. Auf jeden Fall wird er hier Gegen⸗ ſtand begeiſterter Ovationen ſein und die Fahrt vom Nordbahnhof zum Elyſee wird ſich für ihn zu einem regelrechten Triumphzug geſtalten. Wien, 28. Aug. Die Blätter beſprechen die Kronſtadter Trinkſprüche und hegen die Be⸗ fürchtung, daß das gefallene Wort„Alliirte“ in Frankreich ausſchweifende Hoffnungen erwecken und den Revanche Lüſternen neue Nahrung zu⸗ führen werde. Die übrige Welt könne aber ohne jegliche Beſorgniß bleiben, da durch die Proklamirung der Allianz der Friede ſchwerlich geſtört werde. Rew⸗ Pork, 28. Aug. Der New⸗Pork„Herald“ meldet aus Montevideo: Der Mörder des Prä⸗ ſidenten Borda iſt ein 27 jähriger Offizier des uruguayſchen Heeres. Sein Motiv iſt perſön⸗ licher Haß; er hat keine Mitſchuldigen. Der Attentäter gab 2 Schüſſe ab, der erſte fehlte, der zweite traf die linke Bruſt. Eine Militär⸗ eskorte, die Miniſter und Diplomaten umgaben den Präſidenten. Den Schüſſen folgte für einen Augenblick Stille, dann eine furchtbare Aufruhr⸗ ſcene; während der Mörder feſtgenommen wurde, drängte die Menge vor. Die Offiziere befahlen Bajonettangriff. Mehrere Perſonen wurden ge. tödtet, viele verwundet. Borda wurde nach dem Palais gebracht; er ſtarb wenige Minuten darauf. Bombay, 28. Aug. In Kunapoo iſt die Peſt ernſtlich im Zunehmen begriffen. Es werden Impfungen mit dem Naphthin⸗ Serum durch⸗ geführt. Aus Nah und Fern. Viernheim, 30. Aug. Der 21jährige Maurer Friedrich Bugert von hier erlitt am Samstag Vormittag bei den Renovirungs⸗ arbeiten am Schloſſe in Mannheim einen lebens⸗ Ein ſchlauer Schurke. Criminal⸗Roman von Molloy⸗Dietrich. (Nachdruck verboten.) 38. Fortſetzung. Die Kammerjungfer der Frau von Foerſter hatte ſich inzwiſchen von ihrem Schrecken über den Zuſtand ihrer Herrin und ihrer nachherigen Angſt über das Fehlen des Schmuckes völlig erholt und kam ſich jetzt als eine höchſt wichtige und bedeu⸗ tende Perſönlichkeit vor. Während ſie eben den übrigen Dienſtboten umſtändlich Bericht über die Erlebniſſe des Morgens erſtattete, wurde ſie von der Haushälterin unterbrochen, die ſie in ihr Zim⸗ mer holte, um ſie dort durch den Kriminalbeamten verhören zu laſſen. Sie begann ihre umſtändliche Erzählung von neuem, wurde aber häufig von dem Beamten unterbrochen, ſobald ſie auf ihre Empfin⸗ dungen und Gefühle einzugehen begann, und auf bloße Thatſachen beſchränkt. Nachdem der Beamte gehört hatte, daß das Zimmer ganz ſo gelaſſen war, wie ſie es gefunden, und die Stellung der Möbel, Tiſche und Stühle auch nicht im geringſten verändert worden war, begann die Unterſuchung des Hauſes. Aus Er⸗ fahrung wußte er, daß ſolche Einbrüche gewögn⸗ lich nicht durch die Hausthür, ſondern entweder durch die Souterrainfenſter, oder durch den Küchen⸗ eingang erfolgen, da der Weg über das Dach und den Boden, der häufig den Einbrechern dient, bei einer einzeln ſtehenden Villa nicht gangbar war. Aber er fand die eiſernen Gitter, welche die ſämtlichen Souterrainfenſter ſchützten, in völlig un⸗ berührtem Zuſtande und hörte dann auch, daß die Köchin um ſieben Uhr morgens erſt die Thür, welche aus der Küche nach draußen führte, aufge⸗ ſchloſſen und aufgeriegelt und dabei alles an der⸗ ſelben unberührt gefunden hätte. .— Dann gingen Beide nach dem Speiſezimmer im Erdgeſchoß, deſſen Fenſterladen von dem Diener kurz vor acht Uhr geöffnet worden waren, und unterſuchten die Fenſter aufs ſorgfältigſte, vermoch⸗ Anrichtezimmers und des Zimmers der Haushäl⸗ terin, die ſich gleichfalls noch im Erdgeſchoß be⸗ fanden, waren gleichfalls unberührt und ohne jede Spur eines gewaltſamen Eindringens. Der Krimi- nalbeamte wurde etwas ärgerlich und ungeduldig, Fenſter des erſten Stockwerkes unmöglich gekommen ſein konnte, da eine angelegte Leiter von der Straße ſicher bemerkt worden wäre, aber trotzdem unter⸗ ſuchte er gleichfalls ohne jedes Reſultat auch noch die Fenſter der Geſellſchaftszimmer im erſten Stock⸗ werk. So gab er denn den Gedanken, daß der Ein⸗ brecher gewaltſam ins Haus gedrungen wäre, gänz⸗ lich auf und gelangte ſtatt deſſen zu einer anderen Vermutung.„Wahrſcheinlich wird einer der Dienſt⸗ boten der Dieb ſein“, flüſterte er dem Wachtmeiſter zu. „Das dachte ich gleich von Anfang an“, meinte dieſer. „Warum haben Sie das denn nicht eher ge⸗ ſagt?“ fragte der Kriminalbeamte ärgerlich. „Weil Sie doch nicht auf mich gehört hätten.“ „Gewiß iſt es einer von den Dienſtboten ge⸗ weſen,— mich wundert nur, daß ſie nicht irgend⸗ wo eine Glasſcheibe eingeſchlagen oder ein Fenſter offen gelaſſen haben, um einen auf die falſche Spur zu bringen.“ „Wer den Diebſtahl ausgeführt hat, wird ge⸗ wiß irgendwelchen Hinterhalt haben, von dem wir noch nichts ahnen“, meinte der Wachtmeiſter. „Freilich, wer ſchlau genug war, dieſen Dieb⸗ ſtahl zu planen, iſt auch ſchlau genug, uns ge⸗ 225 Arbeit zu machen. Wir wollen jetzt zurück. gehen.“ Als ſie nach unten in das Speiſezimmer kamen, fanden ſie dort Frau Müller, die Haushälterin, faſſungslos in einem bequemen Lehnſtuhl ſitzen, ten aber weder an dieſen, noch an den Geſimſen die gerinſte Spur zu entdecken. Die Fenſter des denn er ſagte ſich, daß ein Einbrecher durch die während Frau von Foerſters Kammerjungfer und der Diener vor ihr ſtanden. Als die Beamten ein⸗ traten, verſtummte der Diener, welcher eben ge⸗ ſprochen hatte, und in der Vermutung, daß ſich hier vielleicht eiue Spur finden ließe, wandte ſich der Kriminalbeamte an die Haushälterin mit der Frage: „Sind alle Dienſtboten im Hauſe?“ a— „Iſt irgend jemand von ihnen Ihres Wiſſens heute Morgen ſchon aus dem Hauſe geweſen?“ „Nein, ganz gewiß nicht.“ Die Kammerjungfer und der Diener tauſchten bedeutſame Blicke aus, die dem Kriminalbeamten 8 entgingen, und ſo erklärte er denn mit Nach⸗ druck: „Es iſt unſere Pflicht, das ganze Haus jetzt von oben bis unten zu durchſuchen“, fand aber zu ſeinem Erſtaunen, daß die Haushälterin dieſe Er⸗ klärung gar nicht beachtete, ſondern nur den Diener face als ob ſie erwartete, daß derſelbe ſprechen ollte. „Ich habe eben Frau Müller eige wichtige Mitteilung gemacht“, erklärte dieſer mit großem Selbſtbewußtſein. „Was iſt es?“ fragte der Kriminalbeamte. „Meines Erachtens iſt der Schmuck von jemand geſtohlen, der die Nacht im Hauſe war. Aber wir waren zu ſpät aufgeſtanden, um ihn zu fangen.“ -Was meinen Sie?“ fragte der Beamte eifrig. „Ich meine, daß, als ich heute Morgen her⸗ unterkam, ich die Hausthür offen fand,— dieStcher⸗ heitskette hing offen herunter, die Riegel waren alle zurückgezogen, das Schloß aufgeſchloſſen und die Thür nur von draußen eingeklinkt.“ „War denn die Hausthür geſtern Abend feſt verſchloſſen und verriegelt?“ „Allerdings.“ „Von wem?“ „Von mir ſelber.“ Der Kriminalbeamte empfing jedoch den Ein⸗ druck, daß dieſe Angabe des Dieners nur eine ſchlaue Lüge desſelben wäre, dazu beſtimmt, den Verdacht e e * 8 2 7 15. 7. TCC 2 1 9 4 * 5 55 5 0 8* 7 75 l. 8 * gefährlichen Sturz. Der Bedauernswerthe trug einen komplizirten Gliederbruch und ſchwere innere Verletzungen davon; er wurde in das allgemeine Krankenhaus gebracht. Der Zuſtand des unglück⸗ lichen braven jungen Mannes gilt als ein ſehr bedenklicher.— Ein ebenfalls recht trauriger Unglücksfall trug ſich am Samstag Nachmittag an der Ringſtraße in Mannheim zu. Dort ſtürzte der Tünchermeiſter Aug. Röſer vom 5. Stockwerke eines Neubaues und blieb ſofort todt am Platze.— Weiter verunglückte am Samstag Mittag auf dem Bahnhof Käfer⸗ thal der Heſſiſchen Ludwigsbahn der Rangirer Lehn, welcher unter einen Zug gerieth. Dem Unglüchlichen wurde das rechte Bein oberhalb des Knies abgefahren. Viernheim, 30. Aug. Ein geſtern Abend gegen 10 Uhr dahier ſich ereigneter Todtſchlag hält die Gemüther in Aufregung. Der Hergang der Mord⸗Affäre iſt, wie Augen⸗ zeugen berichten, folgender: Der Fabrikarbeiter Michael Bauer, Cigarrenmacher Friedrich Buſalt, die Fabrikarbeiter Georg Mandel, Peter Kamuff, Valentin Schneider und Cigarrenmacher Jakob Schneider befanden ſich in der Wirthſchaft zur Kanone, als es be⸗ ſonders zwiſchen den beiden Erſtgenannten zu einem Wortwechſel kam, in deſſen Verlauf Buſalt dem Bauer ſeinen baldigen Todtſchlag in Aus⸗ ſicht ſtellte. Als der Wirth von dem Vorgang Kenntniß erhielt, ließ er, um Unheil zu verhüten, den Bauer zur Hinterthür heraus. Letzterer ſtieg über den Gartenzaun und ſodann in den Garten des Jakob Schneider, von wo er ſich in die Wohnung desſelben begab. Hier empfing Bauer die erſten Schläge und flüchtete in Folge deſſen unter ein Bett; er wurde jedoch wieder hervorgezogen, auf die Straße geſchleift und ſo⸗ dann vollends todtgeſchlagen. Der Kopf des Getödteten war vollſtändig eingeſchlagen und muß der Tod ſofort eingetreten ſein. Wer die tödtlichen Streiche geführt, wird die Unterſuchung feſtſtellen, mehr belaſtet ſoll Buſalt ſein; der wie erzählt wird, vorige Woche von dem Erſchlagenen mit Todtſtechen bedroht und beinahe erſtochen worden wäre; ferner ſollen Mandel und Kamuff ſich beim Schlagen betheiligt haben, während die Brüder Schneider nur beim Hervorziehen unter dem Bett halfen. Wie geſagt, muß die Unterſuchung das Nähere ergeben. Sämmtliche fünf Betheiligte ſind vorläufig in Haft genommen. Der Staatsanwalt und das Gericht waren heute Mittag an Ort und Stelle, um den Thatbeſtand aufzunehmen. Der Erſchlagene genoß keinen be⸗ ſonders guten Leumund; er war, wie wir hören, ſchon oft mit den Geſetzen in Konflikt gekommen und beſtraft, trank gern und ſorgte nicht für ſeine Familie, von der er meiſtens, ſo auch in letzter Zeit wieder getrennt lebte. Immerhin dürfte die That für die Hauptbetheiligten eine recht Folgenſchwere werden. * Viernheim, 30. Aug. Bei der Eröff⸗ nung der Jagd ſei darauf hingewieſen, daß die Treiber, welche bei Treibjagden verwendet werden, in der Invaliditäts und Altersverſicherung ver⸗ ſichert werden müſſen. In dem Unterlaſſungsfalle tritt eine Strafe bis 8300 Mk. ein. Mannheim, 28. Aug. Das Ricochetiren von Schüſſen, die in einem gewiſſen Winkel die Oberfläche des Waſſers treffen, eine in Schützen⸗ kreiſen wohlbekannte Erſcheinung, führte am 11. Juli d. J. in Heidelberg zu einem bedauerlichen Unglück. Der mit einer fröhlichen Geſellſchaft von Neckarſteinach nach Heidelberg im Nachen zurückfahrende Kaufmann Friedrich Rohrmann gab mit einem Revolver 18 ſcharfe Schüſſe ins Waſſer ab. Eines der letzten Geſchoſſe prallte auf dem Waſſer ab, flog gegen den ca. 120 Meter entfernten und 10 Meter über der Waſſer⸗ fläche ſtehenden Bahnhof Schlierbach und traf die dort ſtehende junge Frau des Fährmanns Bommer ſo unglücklich in den Unterleib, daß die Schwerverletzte nach einigen Stunden ſtarb. Rohrmann ſtand heute wegen fahrläſſiger Tödt⸗ ung vor der Ferienſtrafkrammer. Das Urtheil lautete auf 3 Monate Gefängniß. Mannheim, 28. Aug. Hoch zu Rad beſucht in Nachahmung der Beiſpiele aus anderen Städten jetzt auch in Mannheim eine Hebamme ihre Patientinnen. All Heil! Mannheim, 26. Aug. Das geſtern Mit⸗ tag über unſere Gegend gezogene Gewitter, welches von einem ſtarken Regen begleitet war, ſoll, wie dem„M. G. A“ von verſchiedenen Seiten mit. getheilt wird, an den Tabakpflanzungen der Ge⸗ meinde Seckenheim und Neckarhauſen bedeutenden Schaden angerichtet haben. Friedrichsfeld(A. Schwetzingen), 26. Aug. Geſtern Nachmittag gingüber die hieſige Gegend ein ſchweres Hagelwetter nieder, das großen Schaden anrichtete. Heppenheim, 28. Aug. Unſere Hopfen⸗ bauern ſcheinen das Intereſſe an der früher ſo einträglichen Hopfenkultur gänzlich zu verlieren. Das beweiſt die auffallend geringe Sorgfalt, die man gerade in dieſem Jahr, mit wenigen Aus⸗ nahmen, der Pflege der Hopfenanlage widmet. Infolge des ſchlechten Standes des Hopfens in den verfloſſenen Monaten und der Ausſichtsloſig⸗ keit auf Ernte und beſſeren Preis hielt man jede Arbeit auf den Hopfenfeldern für verlorene Mühe und beſchloß die Ausſtockung der Pflanzen im nächſten Frühjahr. In den letzten Wochen erholte ſich die Hopfenpflanze recht gut und zeigt jetzt reichlichen Doldenbehang. Das gilt jedoch nur für die einigermaßen gepflegten Anlagen. Die nicht geringe Zahl der vom Unkraut überwucherten Felder bieten ein betrübendes Bild. Der Hopfen⸗ bau in unſerer Gemarkung geht rapid zurück und dürfte in Kürze verſchwunden ſein. Bürſtadt, 28. Aug. Eine Eigenart, welche in der Vogelwelt als ſeltenes Vorkommniß da⸗ ſtehen dürfte, trägt ein Storch dahier zur Schau, der ſich dieſes Jahr bis jetzt nicht entſchließen konnte, in ſüdlichem Klima ſeinen Winteraufent⸗ halt zu ſuchen, ſondern ſeine Genoſſen allein dorthin wandern ließ. Der Storch iſt ganz zahm, kommt auf die Wieſen, läßt ſich von den im Heumachen befindlichen Leuten mit Fröſchen füttern, welche er aus der Hand in Empfang nimmt und fliegt geſättigt wieder ſeinem luftigen Neſte zu. Man iſt auf das weitere Verhalten des Hochbeiners geſpannt. Hockenheim, 28. Aug. In Reilingen wurde dem Hauptlehrer Dietrich beim Nachhauſe⸗ gehen aufgelauert und mehrere Stiche in den Kopf beigebracht. Glücklicherweiſe ſind die Ver⸗ letzungen nicht gefährlich. Haßloch, 28. Aug. Hier fanden am Sonn⸗ tag, gelegentlich des Erntefeſtes, wobei auf 5 Plätzen Tanzmuſik abgehalten wurde, bei zweien derſelben Schlägereien in größerem Maßſtabe ſtatt, es mußten alle möglichen Werkzeuge zur Verwendung kommen, als da ſind: Säbel, Meſſer, Seilſcheite, Ackerleinen, Stöcke und Stühle ꝛc. Dementſprechend waren auch die blutigen Köpfe, welche die betheiligten Helden davontrugen. Das Gericht wird ſich weiter mit der Sache zu be⸗ faſſen haben. — Der„Köln. Ztg.“ wird folgende merk⸗ würdige Geſchichte mitgetheilt, die ſich in dem benachbarten Weiterſtadt zugetragen haben ſoll: Danach ertheilte kürzlich der Lehrer Z. in dem geſchloſſenen Schulhofe Turnunterricht. Ein Gensdarm aus Darmſtadt beobachtete von einer angrenzenden Hofraithe aus den Unterricht unge⸗ fähr eine halbe Stunde lang, plötzlich ſchritt er durch das Schulhaus in den Schulhof, trat zu dem Lehrer und ſagte wörtlich:„Zeigen Sie mir Ihre Inſtruktion!“ Der Lehrer fragte höch⸗ lichſt erſtaunt:„Von welcher Inſtruktion reden Sie?“„Sie müſſen eine Inſtruktion über den Turnunterricht haben!“ gab der Geſetzeswächter zur Antwort. Nachdem ſich der Lehrer von ſeinem Erſtaunen erholt hatte, gab er dem Gen⸗ darmen einen abweiſenden Beſcheid, worauf der Gendarm mit erhobener Stimme erwiderte:„Ich komme im Namen des Geſetzes und befinde mich im Dienſte; ich habe beobachtet, daß Sie während einer halben Stunde die Knaben nicht rühren ließen, während ſolches beim Militär alle fünf Minuten zu geſchehen hat!“ Da der Lehrer die peinliche Unterhandlung nicht in Gegenwart der Schüler fortſetzen wollte, verließ er den Hof und ging ins Schulhaus. Einem andern Lehrer gegenüber betonte der Gendarm,„daß er auf jede Ungehörigkeit zu achten habe“. Der oberſten Schulbehörde in Darmſtadt iſt der ganze Vorfall mitgetheilt worden. Nieder⸗Saulheim, 28. Aug. Zwei Eheleute von hier, welche ihr ſchwer krankes, lahmes dreinzehnjähriges Kind zwei Tage ohne Nahrung ließen und ſich während dieſer Zeit auf der Kirchweihe in Schornsheim vergnügten, wurden von der Strafkammer in Mainz zu ſechs Monaten Gefängniß verurtheilt. von dem wirklichen Thäter abzulenken, und ſchritt demnach ſofort zur gründlichſten und eingehendſten Hausſuchung, wobei er beſonders alle Sachen der Dienſtboten mit Hülfe des Wachtmeiſters aufs ſorg⸗ ſamſte unterſuchte,— freilich ganz vergebens, ohne auch nur die geringſte Spur von den geſtohlenen Brillanten zu finden. Dieſe Hausſuchung war ſo gründlich, daß ſie bis gegen Mittag dauerte, und eben, als die Beamten beinahe damit fertig waren, fuhr der Hausarzt wieder vor und begab ſich ſofort nach dem Schlafzimmer der Frau von Foerſter, wo er Cäcilie noch immer neben dem Bett ſitzend fand. Als er eintrat, ſprang ſie auf und eilte ihm mit den Worten entgegen:„Es freut mich ungemein, Herr Geheimrat, daß Sie endlich wiedergekommen ſind.“ „Weshalb?“ Es iſt doch keine Ver ſchlimmerung eingetreten?“ „Nein,— aber trotzdem ängſtigt und erſchreckt mich ihr ununterbrochener, tiefer Schlaf,— es iſt mir ganz unheimlich, daß Tante die vielen Stunden lang ſo regungslos daliegt. Es iſt faſt, als ob ſie nicht mehr am Leben wäre.“ „Mein liebes gnädiges Fräulein, Ihre Nerven ſind überreizt.“ „Vielleſcht, Herr Geheimrat. Aber ſind Sie ſich auch ganz ſicher, daß gar keine Gefahr mehr beſteht?“ Sti bringen. Ohne zu antworten, beugte ſich der Sanitäts- n rat über die Patientin, ergriff ihre eine Hand, lauſchte auf ihre Atemzüge und prüfte dann auch ihren Herzſchlag durch das Stethoskop. Cäcilie beobachtete ihn ängſtlich und fragte endlich:„Nun?“ „Sie brauchen nichts zu fürchten. Die Herz⸗ ſchläge ſind ganz regelmäßig, die Atmung natürlich, nur der Puls noch etwas langſam. Wenn ſie er⸗ wacht, wird ſie ganz wohl ſein. Nur der Schreck und das Entſetzen der Nacht wird noch eine Zeit lang auf ihre Nerven nachwirken.“ „Aber es iſt keine Gefahr, daß ſie in dieſem tiefen Schlaf etwa ſtirbt?“ beharrte Cäcilie. „Nein, ihr Herz ſchlägt kräftig genug. Sie ſind nur nervös überreizt, ich werde Ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel verſchreiben.“ „Danke ſehr, Herr Geheimrat. Ich bin ganz wohl“, antwortete Cäcilie ablehnend. „Wenn Sie Frau von Foerſter pflegen wollen, müſſen Sie ſich ſelbſt wohl und bei Kräften er⸗ halten. Es hat gar keinen Zweck, wenn Sie ſich nervös überreizen. Vergeſſen Sie nicht, daß Ihre Tante Sie wohl ausſehend und heiter erblickten muß, wenn ſie aufwacht.“ „Das ſoll ſie auch“, antwortete Cäcilie mit einem mißlungenen Verſuch zu lächeln. „Von dem Schmuck hat man vermutlich bis jetzt noch keine Spur gefunden?“ „Nein. Aber was liegt daran, da Tante nicht ihr Leben dabei verlor?“ „Sie ſcheinen den großen Verluſt des Schmuckes nicht beſonders zu achten?“ „Nein, wenn ich daran denke, ein wie viel ſchwererer Verluſt uns drohte.“ „Das iſt eine ſehr verſtändige Auffaſſung der Sachlage, gnädiges Fräulein. Doch jetzt muß ich gehen, werde aber am Abend noch einmal vor⸗ glauben Sie mir nur.“ der Hausarzt. ſprechen. Sie brauchen ſich weiter nicht zu ängſtigen, Damit verabſchiedete ſich Seine letzten Worte genügten, um Cäciliens Angſt zu verſcheuchen und ſie wieder in eine beſſere Dann ſiel es ihr plötzlich ein, daß ſie ganz verabſäumt hatte, den General zu benachrichtigen, und ſo ſandte ſie ein paar Zeilen durch den Diener nach ſeiner Wohnung, indem ſie ihm zugleich mitteilte, daß ihre Tante jetzt außer aller Gefahr wäre. Dann dachte ſie daran, auch Hugo einige Zeilen zu ſenden, hielt es aber nach reiflicher Ueberlegung für beſſer, dies zu unter⸗ laſſen, zumal ihn ja ſein Onkel vermutlich benach⸗ richtigen, und er dann im Laufe des Tages per⸗ ſönlich kommen würde, um ſich zu erkundigen, wie es ihrer Tante ginge. Unterdeſſen hatten die Beamten die Haus⸗ ſuchung und Durchforſchung aller Sachen der Dienſt⸗ boten aufs gründlichſte fortgeſetzt, aber zu ihrer 0 größten Enttäuschung leider ohne f jedes Reſultat be⸗ endet, wo ſie doch feſt überzeugt waren, daß einer der Dienſtboten der Dieb ſein müßte. Der Krimi⸗ nalbeamte dachte eben mißlaunig darüber nach, was er zunächſt thun ſollte, als er plötzlich die Meldung erhielt, der Kriminalkommiſſar Ilgner wäre ge⸗ kommen und erwarte ihn im Salon. Er eilte ſo⸗ fort zu ſeinem Vorgeſetzten und wurde mit der kurzen Frage empfangen:„Nun, was haben Sie bis jetzt entdeckt?“ „Soweit nicht viel.“ „Nun wohl, da brauchen Sie ſich auch vor⸗ läufig in der Sache weiter nicht zu bemühen“, ant⸗ wortete der Kommiſſar mit einem befriedigten Lächeln.„Da ich in einer Sache, die hiermit in Verbindung zu ſtehen ſcheint, früher ſchon die Nach⸗ forſchungen führte, iſt mir auch dieſer Fall über⸗ tragen worden. Aber ehe Sie gehen, zeigen Sie mir Ihre Notizen und berichten Sie mir, was Sie bisher gethan haben.“ Der Beamte folgte dieſer Aufforderung, und als er damit fertig war, fragte er ziemlich ſelbſt⸗ bewußt: „Nun, Herr Kommiſſar, was halten Sie von meiner Leiſtung?“ Sie ſind doch hoffentlich damit zufrieden?“ „Nein, meines Erachtens ſuchten Sie den Thäter in einer ganz falſchen Richtung.“ „Wo ſollte man ihn denn ſuchen, Herr Kom⸗ miſſar?“ „Das muß erſt noch ermittelt werden.“ (JFortſetzung folgt.) Für Geiſt und Herz. Tadel mußt Du lernen tragen, Dir die Wahrheit laſſen ſagen, Nicht darüber Dich beklagen, Wenn es heilſam Dich wird nagen. Laß nur die Wetter wogen! Wohl übers dunkle Land Zieht einen Regenbogen Barmherzig Gottes Hand. W Gr 1