—— 1 1 Hiernheiner Anzeiger Erſcheint zweimal wöchentlich Mittwochs und gamstags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt). Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchl. Trägerlohn. Durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. ————— Amtsblatt Wirkſamſtes Jnſertions-Organ. der Großh. Mürgermeiſterei Viernheim. Anzeigen: 10 Pfg. die ögeſpaltene Zeile. Reklamen: 20 Pfg. die Zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe wird entſprechender Rabatt gewährt. At. 6l. 1. Blatt. —— Samstag, den 30. Juli 1898. 1. Jahrgang. Nah und Fern. Dieburg, 28. Juli. Sonntag Früh 3 Uhr verſchied in dem benachbarten Münſter der Pfarrer und Dekan Franz Joſeph Tillmann. Es war ihm als Prieſter die ſeltene Gnade gewährt, mehr wie 50 Jahre mit ungeſchwächter Geiſtes. und Körperkraft zu Gottes Ehre und zum Heile der Seelen zu wirken. Ober⸗Roden, 28. Juli.(Nachſpiel zur Reichstagswahl.) Wegen Widerſtandes gegen die Staatsgewalt erhielt geſtern Franz Neuhäuſel von hier vor dem Schöffengericht zu Langen 2 Monate, wegen doppelten Hausfriedensbruches 7 Wochen, zuſammen 15 Wochen Gefängniß, dazu alle Unkoſten. Damit endigt die berüchtigte Angelegenheit wegen Störung der Centrumsverſammlung durch die Sozialdemokraten dahter vom 12. Juni, wo der Beſtrafte, aufgehetzt durch eine Anzahl hoffnungsvoller Genoſſen, auch das Wort ſprach:„Hals Maul, du Dreckpfaff.“ Offen bach, 25. Juli. Trotz des heftigen Sturmes, der geſtern herrſchte, unternahmen am Vor⸗ mittag drei Mitglieder des Offenbacher Ruderklubs auf dem Main eine Uebungsfahrt in einem Gigzweier. Der Sturm warf plötzlich eine große Welle ins Boot; es ſank zwar nicht, aber die Ruderer ſprangen in der erſten Eile heraus. Der Eine ſchwamm an das Land, der Zweite, der nicht ſchwimmen konnte, hielt ſich am Boote feſt, bis Hilfe durch ein anderes Boot herbei⸗ eilte, während der Dritte das Mitglied Daus, ein ſonſt tüchtiger Schwimmer, ſofort verſank und nicht wieder zum Vorſchein kam. Man nimmt an, daß der junge Mann, der von dem Rudern ſehr erhitzt war, im Waſſer von einem Schlaganfall ereilt wurde, der ſeinem Leben ſofort ein Ende machte. Augsburg, 27. Juli. Vorgeſtern erſchoß ſich, wie die„Augsb. Abendpoſt“ meldet, in Dieuze der Kommandeur der 5. bayeriſchen Kavalleriebrigade Gene⸗ ralmajor Frhr. v. Pechmann. Der Grund des Selbhſt⸗ mordes ſſt nicht bekannt. Frhr. v. Pechmann geb. 1847, war der älteſte Sohn des 1866 verſtorbenen Kommandeurs des jetzt in Saargemünd bezw.(2. Schwadron) Zweibrücken ſtehenden 5. bayeriſchen Chevauxlegers⸗Regiments, Oberſt Karl Freiherr v. Pechmann. Er war nicht verheirathet. Ulm, 27. Juli. Im Wald bei Mergelſtetten wurde die 24jährige Forſtwartsfrau Rieck ermordet aufgefunden. Die Leiche iſt entſetzlich verſtümmelt, der Kopf ſkalpiert, die Augen ausgeſtochen, der Leib aufgeſchlitzt. Es liegt ein Luſtmord vor. Als der That verdächtig wurde ein Strommer feſtgenommen. Hannover, 28. Juli. Ein Eilgüterzug hat in Porta auf einem Wegübergang ein Fuhrwerk über⸗ fahren. Die Frau eines Hotelbeſitzers wurde ſofort getödtet. Weiter wurden vier Perſonen ſchwer, eine leicht verletzt. Schuld an dem Unglück trägt der Bahnwärter. — Von einem Steinadler getödtet. Bei der Beerenleſe in der Georgenburger Forſt in Oſtpreußen hatte ſich kürzlich nach der„Danz. Ztg.“ eine Frau von ihrem vierjährigen Söhnchen auf eine weitere Entfernung getrennt. Als ſie auf das jämmer⸗ liche Geſchrei des Kindes an den früheren Platz zu⸗ rückkehrte, bot ſich der Frau ein ſchrecklicher Anblick dar. Das Kind war von einem flügellahm geſchoſſenen Steinadler angegriffen und auf's ärgſte zugerichtet worden. Erſt durch die Hilfe mehrerer anderer Frauen gelang es, den Raubvogel zu überwältigen und zu tödten. Die Verletzungen des Kindes waren aber ſo groß, daß der Knabe auf dem Heimgange in den Armen ſeiner Mutter den Geiſt aufgab. — Wie ein Gefängniß inſpektor ſich ſelbſt einſperren mußte, wird dem„B. T.“ aus dem Elſaß erzählt. In Enſisheim iſt der ehemalige Zahlmeiſter⸗Aſpirant Hr. Hoeſch als Ge⸗ fängniß.Jaſpektor angeſtellt. Derſelbe hatte aus irgend einem Grunde einen Beſcheid des Bezirks⸗Kommandos Gebweiler zu erhalten, und dies erfolgte unter der Adreſſe:„An den Zahlmeiſter⸗Aſpiranten uſw. Hoeſch. Hr. Hoeſch ſchrieb dem Bezirks⸗Kommando, daß er nicht mehr Zahlmeiſter⸗Aſpirant ſei, ſondern Ge⸗ fängnise Inſpektor, und er glaubte, insbeſondere bei der Adreſſirung das Prädicat„Herr“ beanſpruchen zu dürfen. Darauf wurde ihm erwidert, daß es beim Militär Vorſchrift wäre, die Mannſchaften vom Feldwebel abwärts mit Namen und Charge anzureden. Hr. Hoeſch äußerte ſich über dieſen Beſcheid in einem gereizten Briefe an den Bezirks Commandeur und ſagte unter anderm,„er hätte die erſte Adreſſe für die Ungezogenheit eines Schreibers gehalten, wäre aber durch die letzte Antwort eines Beſſeren belehrt worden.“ Dieſer Bemerkung wegen wurde gegen ihn ein mili⸗ tärgerichtliches Strafverfahren eingeleitet. In Mül⸗ hauſen wurde der Gefängniß⸗Inſpector denn auch zu 30 Tugen Arreſt verurtheilt. In Folge eines Gna⸗ dengeſuches wurde die Arreſtſtrafe auf 10 Tage er⸗ mäßigt, die der Gefängniß- Inſpector nunmehr in dem von ihm ſelbſt geleiteten Gefängniß verbüßt hat. — Aus Oberſchleſien wird ein großes Bergwerksunglück gemeldet. Im gräflich Schaffgot'ſchen Gotthardſchachte der Paulusgrube bei Morgenroth ſtürzte bei der Einfahrt der Belegſchaft die Förder⸗ ſchale mit einem Steiger und 23 Bergleuten in die Tiefe. Sämmtliche Abgeſtürzten ſind todt. Wie ge⸗ — meldet wird, ſoll das Unglück dadurch entſtanden ſein, daß das Seil an der Förderſchale aus dem Seilſchloß herausſprang und die Schale darauf in den 250 Meter tiefen Schluckmanns⸗Schacht ſtürzte. Bis geſtern Mit⸗ tag wurde die Hälfte der Verunglückten zu Tage ge⸗ fördert. Sie ſind bis zur Unkenntlichkeit entſtellt. Mancheſter, 27. Jull. Auf den Präſidenten des Mancheſter Landgerichts Namens Parry hat geſtern, als er den Gerichtsvollzieher Taylor wegen Amtsmiß⸗ brauch zum Verluſt des Amtes und 10 Pfund Ster⸗ ling Geldſtrafe verurtheilte, letzterer auf Armlänge hintereinander drei Revolverſchüſſe abgefeuert. Der Präſident wurde lebensgefährlich verwundet. Alle drei Kugeln trafen. Die eine zerſchmetterte die Kinn⸗ lade, die zweite riß die rechte Wange los und die dritte zerfleiſchte Nacken und Hals. Der Attentäter wurde verhaftet. — Die Rotſchilds beſitzen heute ein Ver⸗ mögen von 10,000 Millionen Franken. Im Jahre 1865 belief ſich das Vermögen auf noch nicht die Hälfte dieſer Summe, hat ſich alſo in 18 Jahren mehr als verdoppelt. Man hat ausgerechnet, daß dieſes Kapital bis zum Jahre 1965 auf die enorme Summe von 300 Milliarden angewachſen ſein wird. Mit den Zinſen dieſes Kapitals könnte man 37 Millionen Menſchen, alſo die geſammte Bevölkerung Frankreichs, unterhalten. Im Jahre 1800 beſaß der Großvater des Rotſchilds nichts, erſt ſeit der Schlacht bei Waterloo hat ſein wunderbarer finanzieller Auf⸗ ſchwung begonnen. Das„Signal“, ein franzöſiſches Blatt, dem wir die Daten entnehmen, fügt dieſen Thatſachen hinzu:„Man braucht nicht Sozialiſt zu ſein, um zu geſtehen, daß eine ſolche Anhäufung von Kapltalien in den Händen Einzelner, während Tauſende vor Entbehrung und Hunger umkommen, einen höchſt ungeſunden Zuſtand unſerer modernen Geſellſchaft bedeutet! Humoriſtiſches. — Schreckliche Drohung.„Rekrut Leh⸗ mann, wenn Sie ſich nun nicht bald zuſammennehmen, laſſe ich Sie ſo lange Kniebeuge machen, bis Dreyfus für unſchuldig erklärt worden iſt! — Paſſender Vergleich: Student Bummel: Kinder, heute war der Gerichtsvollzieher Müller bei mir. Der Mann kommt mir vor wie ein kleines Kind. Alle: Wieſo? Bummel: Alles was er ſieht, möchte er gern haben! Redaktion, Druck und Verlag von W. Bingener, Viernheim. — Ausſchneiden!l! Mein Zähn-Atelier früher P 1, 2, Breiteſtraße neben Schmoller befindet ſich 5 1. 010 Kunst Eingang zwiſchen 0 3 und 0 4. Zähnereinigen, haltbare Plomben von 2 Mk. an und höher. Künſtliche Zähne von 3 Mk. an. 1 JZahnziehen garantirt ſchmerzlos. Sprechſtunden: Von 8 bis 7, Sonntags von 9 bis 3 Uhr. Carl Mosler, prakt. 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