Vietiheiner Erſcheint zweimal wöchentlich Mittwochs und gamstag s (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt). Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchl. Trägerlohn. Durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. —————————— Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. kl Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 250 Pfg. die Zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Ur. 27. Wirkſamſtes Inſertions-Organ. Samſtag, den 6. April 1901. Oſter nu. Wieder iſt es Oſtern worden Nach langer trüber Winterzeit. Die Glocken läuten allerorten: O Menſchenherz, nun laß das Leid! Die Lerchen jubeln in den Lüften Ihr ſüßes Lied wie Engels ſang, Es ſprießt das Grün, es weht ein Düften Im Thal, im Wald, die Welt entlang. O Oſtern, Tag des Licht's der Sonne, Der Sonne aller Menſchenwelt, So voll geheimuißvoller Wonne Für Erdenthal und Himmelszelt! O bleibe uns mit dem Geläute Des Friedens und der Himmelsruh; Laß uns der Unraſt nicht zur Beute, O Tag der Weihe, bleibe du! Umſonſt! du gehſt; doch nicht für immer, Hab' Dank, o heil'ger Oſtertag! Es bleibt im Herzen doch dein Schimmer Für allen Schmerz und alle Schmach. Und einmal muß es Oſtern werden Nach dieſer Erde Winternoth, Für alle Leiden und Beſchwerden Ein ewig Oſtermorgenroth. Oſter-Glocken-Mahnung. Es gibt doch ein Leben, welches bleibt— das rufen die Oſterglocken heute uns allen vernehmlich zu. Und wo iſt der Menſch, der bei ſolcher Kunde nicht aufhorchen muß? Neues Leben keimt überall, die Knoſpen ſchwellen, die Vögel beginnen zu fingen, der Frühling kommt wieder ins Land. Er iſt das Oſtern der Natur. Aber das Leben, das hier entſteht, iſt nicht das Leben, das da bleibt. Bald kommt des Sommers Hitze, des Herbſtes Sturm, des Winters Schnee— dann iſt das neue Leben wieder ver⸗ ſchlungen in den Tod. Das Evangelium der Natur zittert in den Lüften an wenigen, kurzen frühlingsfrohen Tagen. Dann iſt es geweſen, und ſeine Spuren ſind wieder verloren. Es giebt uns keinen Frieden und keine Kraft, kein Leben, das da bleibt. Unſer eigenes Leben ſteht unter dem gleichen Verhängniß. Wie ſtrebt es empor in der Jugend! Mit welcher Zuverſicht und Thatenluſt ſtürmt es der erſehnten, goldenen Zukunft entgegen! Wenigſtens gebührt es der Jugend, ſo zu empfinden. Sie hat keine Verheißung, wenn ſie es nicht thut. Dennoch erreicht Niemand, was er ſucht und worauf er in der Jugend zuverſichtlich rechnet. Auf dem Manne laſtet die Sorge um die Zukunft. Im Schweiß ſeines Angeſichtes muß er ſein Brod eſſen. Eine Hoffnung nach der anderen gibt er auf. Er iſt ſchließlich froh über Alles, was ihm vom einen Tag zum andern hinüberhilft. Und dann verſagen die Kräfte allmählig, Lebensmuth und Lebensluſt verglimmen. Wer da kommt, iſt der Tod, der Alle aufnimmt. Da iſt nichts, was bleibt. Aber Einer iſt, der da bleibt und deſſen Tage kein Ende nehmen. Das iſt der ewig⸗lebendige Gott der Liebe. Und er hat uns die Oſterbotſchaft in das Leben hineingeſtellt. Heute klingt ſie wieder vor den Ohren. Sie lautet: es giebt ein Leben, das nimmer vergeht; wir Alle können deſſen theilhaftig werden; das iſt das Leben, das aus dem Tod der 15 Ii. Jae opfernden Liebe entſprang. Zu Dem, der um der Liebe willen das Aeußerſte auf ſich nahm, der als ein Aus⸗ geſtoßener unter den Menſchen, von Allen verlaſſen, am Kreuze ſtarb, zu Dem hat ſich Gott als zu ſeinem geliebten Sohne bekannt und ihn aus dem Tode gerufen. Das iſt die Oſterbotſchaft. Faſſen wir ſie in's Herz und machen ſie entſchloſſen zur herrſchenden Macht unſeres Lebens, dann haben wir, was wir bedürfen: Friede und Kraft und über dem allen die Krone des Lebens, deren Glanz niemals verbleicht. Ja, in Kampf und Selbſtverleugnung muß Jeder ſeinen Charfreitag feiern, der gewürdigt werden ſoll, in tiefſter Seele ein Oſtern zu erleben. Wie viel Klagen und Murren geht heute durch die Welt! Wir müſſen beſſer werden, dann wird es beſſer ſein. Der Oſtertag ruft unſer deutſches Volk, ruft Jeden von uns zu neuem, in ſelbſt⸗ loſeſter Liebe verjüngtem Leben. England und Trans vaal. Aus Kapſtadt wird amtlich die Vereinigung Bothas und Dewets nach London berichtet. Nach dieſer Meldung verfügen beide zuſammen über 13 000 Mann und genügend Artillerie⸗Material und beabſichtigen eine große Operation gegen General French zu unternehmen. Dieſer erbeutete, wie Kitchener nach London meldet, in den letzten Tagen am unteren Ponaola einen 15Pfünder und 2 Pompon⸗ geſchütze. Weiter meldet Kitchener, daß Oberft Plumer Nylſtrom beſetzte und in der Orangefluß⸗Kolonie 31 Ge⸗ fangene gemacht wurden. Schließlich liegt noch ein Reuter; Telegramm vor, lautend: Rings um Prätoria ſtreifen kleine Burenkorps und rauben Vieh, das ſich verlaufen hat und verſuchen Züge zum Entgleiſen zu bringen. Die Engländer beſetzten Warmbad nach geringem Widerſtand der Buren. Haag, 4. April. Präſident Krüger richtete eine Note an die portugiefiſche Regierung, worin er gegen die ſchlechte Behandlung der gefangenen Buren in Lourenzo⸗Marques, ſowie während der Ueberführung nach Liſſabon proteſtirt. Mehrere holländiſche Aerzte ſind nach Portugal abgereiſt behufs Behandlung der daſelbſt untergebrachten gefangenen Buren, wovon viele erkrankt ſind. Präſident Steijn befindet ſich derzeit in Dewets Lager. London, 4. April. Hier kurſirt ein Gerücht, daß ein Wechſel im Oberkommando der engliſchen Truppen in Süd⸗ afrika bevorſtehe. Lord Kitchener ſoll durch einen anderen General ereſetzt werden.(Die zwiſchen Kitchener und dem Generalkommiſſär Milner beſtehenden Differenzen dürften dieſe Annahme hervorgerufen haben. D. R.) — Die Opfer der Peſt. Aus Capſtadt wird gemeldet: Die Geſammtzahl der bis jetzt vorgekommenen Peſtfälle beträgt 315. An der Peſt ſind bis jetzt 107 Per⸗ ſonen geſtorben, darunter 22 Europäer. Die Ereigniſſe in China. Der Raiſer von China ſoll an den Zaren einen Brief gerichtet haben, in dem er bittet, die Mandſchurei zurück zu geben und mit Gerechtigkeit und Güte den Chineſen gegen⸗ über zu handeln und verſichert ihn hierfür nicht nur ſeines eigenen, ſondern auch des Dankes von Millionen ſeiner „—— Unterthanen. Auf dieſen Dank wird Rußland ſicherlich ver⸗ zichten können. Wie die„Köln. Ztg.“ aus Peking meldet, genehmigt China das Vorhaben der Mächte, 5 Insel Kulangſ bei Amoy eine internationale Niederlaſſung nach dem Muſter von Shanghal zu machen. Weiter meldet das engliſche Blatt„Daily Expreß“, daß ein engliſches Syndikat eine Konzeſſion in beträchtlichem Umfange in den Provinzen Hangtſe und Manuan erlangt habe, wo ſich ungeheure mineraliſche Schätze befinden ſollen. Die Konzeſſion umfaßt 5000 Quadratkilometer Kohlengruben, ſowie bedeutende Elſenlager. Auch ſollen ſich dort Petroleumquellen befinden. Der chinefiſche Vertreter in London erklärte, die Kohlengruben ſeien ſo reichhaltig, daß ſie Jahrhunderte hindurch ganz Europa mit Kohlen verſehen könnten. Das Syndikat ver⸗ füge über ein Kapital von 6 Millionen Pfund Sterling. Peking, 4. April. Die„Köln. Ztg.“ meldet von hier: Kürzlich fanden in Tſchengtingfu Niedermetzelungen von Chriſten ſtatt. Eine franzöſiſche Kolonne unter Ge Baillond iſt dorthin abgegangen. 9 Aus land. Wien, 4. April. Nach zahlreichen Berichten aus Ru land hat ſich dort ſeit den Studentenunruhen aller e eine krankhafte Angſt bemächtigt. Die Paßvorſchriften werden mit unerhörter Strenge gehandhabt. Rückſichtslos werden Alle, bei denen am Paß das Mindeſte auszuſetzen iſt, aus⸗ . mſterdam, 4. April. Das„Handelsblab“ veröffent⸗ licht eine Reihe von Dokumenten, aus denen e daß England ſeit Jahren mit dem Plan eines Eroberungs⸗ feldzuges gegen Transvasl umgeht. Schon im Jahre 1897 wurde an alls engliſchen Offiziere, welche in ſüdafrikaniſchen Garniſonſtädten ſtanden, Karten vertheilt, in welchen alle Wege und ſtrategiſchen Punke des Freiſtaates und ſelbſi die kleinen Waſſerläufe und Farmen verzeichnet waren ſowie die Stellen, wo größere Proviantvorräthe zu finden waren. Madrid, 4. April. Ein ſpaniſcher Offizier hat eine Flugſchrift, betitelt:„Der Krieg mit England“ veröffentlicht, welche große Senſation hervorruft. Der Verfaſſer befür⸗ wortet eine Allianz zwiſchen Frankreich und Spanien gegen England und gibt die Mittel und Wege an, um England zur Aufgabe von Gibraltar zu zwingen. Waſh ington, 4. April. Nach Mittheilungen des Kriegs- ſekretärs leiſtete der Inſurgentenführer Aguinaldo den Ver⸗ einigten Staaten den Treueid. Dennoch wird er Gefangener bleiden, wenn gleich er möglicherweiſe mehr Freiheiten erhalten wird. Nah und Fern. — Eine wichtige Entſcheidung hat kürzlich die Landesverſicherungsanſtalt im Königreich Sachſen gefällt. Ein Arbeiter litt an ſchlechter Verdauung, die auf ſein mangelhaftes Gebiß zurückzuführen war. Der Arzt bekundete daß, wenn der Patient ſich kein künſtliches Gebiß einſetzen laſſe, ſpäter Invalidität ſich einſtellen würde. Da die Krankenkaſſe, der der Erkrankte angehörte, ſich weigerte, die Koſten für ein Gebiß zu tragen, weil ein ſolches nicht mit zu den„Heilmitteln“ gehört, wie ſie das Krankenverſicherungs⸗ — In den Stürmen des Lebens. Roman von T h. Schmidt. Nachdruck verboten. 59. Fortſetzung. Sollte man gegebenen Falls auch höheren Octs über die Erfüllung dieſer Bedingung einmal hinwegſehen— ſo würde ich doch ſchon aus dem einfachen Grunde eine Beförderung Harts nicht befürworten können, weil er keine ſo tadelloſe dienſtliche Ver⸗ gangenheit hinter ſich hat, als Du glaubſt. Hart hat wiederholt dienſtliche Aufträge nicht wie ihm vorgeſchrieben ausgeführt, ſon⸗ dern nach ſeinem eigenen Ropfe gehandelt. Alſo derartige Hoff⸗ nungen magſt Du Dir und auch er ſich nur getroſt verkneifen. Außerdem paßt mir auch das Mädchen nicht als meine Schwleger⸗ tochter, mag ſie noch ſo klug und intelligent und hübſch ſein. Ein junges Mädchen, deſſen Name— in der Weiſe, wie es ge⸗ ſchehen, durch die Zeitungen geſchleift wurde, deren Perſon in eine ſolch aufſehenerregende Affatre, wie ſie der Fall Reinhardt bildete, verwickelt geweſen iſt, giebt keine paſſende Lebensgefährtin für einen Mann ſu Deiner Stellung. Ich hoffe jetzt, daß Du das ſelbſt einfiehſt und mir gehorchſt! Um Dir übrigens den Rückzug zu erleichtern und den Förſter und ſeine Tochter dem Gerede der Leute in der Umgegend von Eichrode zu entziehen babe ich heute Morgen Harts Verſetzung nach einer anderen Förſterei im Oſten des Regierungsbezirks verfügt. Ich hoffe, art und ſeine Tochter, die doch nun einmal ſtark compromittirt fab, werden mir das danken.“ Der Aſſeſſor fuhr erſchreckt zuſammen. Bis ſoweit hatte er ſich beherrſcht, jetzt aber übermannte ihn der Zorn. „Was haſt Du verfügt? Die Verſetzung Harts? Und das ſagſt Du in einem Tone, als wenn man ein paar Handſchuh um Aus beſſern weggiebt. Weißt Du, was das für den alten Mann bedeutet? Haſt Du noch nie gehört, daß der Förſter an ſeinen herrlichen ländlichen Beſitzthum mit einer ſolch herz⸗ erquſckenden Liebe und Pietät hängt, wie ſie der blaſirte Groß⸗ ſtädter und das nomadiſtrende heutige Beamtenthum gar nicht mehr kennt? Du ſagſt, Du hatteſt Dich mit Hart nicht befeindet gehabt. Verlange jetzt nicht mehr, daß ich das glaube. Nur ein Vorgeſetzter, der auf einen Untergebenen einen geheimen Pique hat, kann eine deractige rigoroſe Maßregel treffen. Jetzt erkläre ich mir auch die auffallende Erſcheinung, daß Hart, trotz anerkannter hervorragender Kenntniſſe in ſeinem Fache nicht weiter kommen kann. Du willſt ihn fühlen laſſen, daß er der Untergebene und Du ſein Vorgeſetzter biſt. Ich weiß, der Bureaukratismus und das leere Formenweſen in unſeren höheren Aemtern iſt die Urſache mancher Klagen der ausführenden Be⸗ amten, und auch das Volk ſteht oft den Decreten vom grünen Tiſch verſtändnißlos gegenüber. Auch hier, in dieſem Falle, wird kein Menſch die Verſetzung eines Mannes verſtehen, der auf ſeinem Poſten Hervorragendes geletſtet, ſich brav geführt hat und durchaus nicht verſetzt ſein will. Haſt Du denn gar nicht das Alter bedacht? Hart iſt über fünfundſechzig Jahre alt. Du ſagſt, die Familie hätte ſich arg compromittirt. Nun, Hart braucht das Urtheil der Menſchen in der bekannten An⸗ gelegenheit nicht zu fürchten, ebenſowenig ſeine Tochter. Jeder rechtlich denkende Menſch bedauert es tief, daß dieſe geachtete Familie unter den verwerflichen Handlungen zweier ehrloſer Menſchen mit zu leiden hatte, und es fällt keinem Kenner der Angelegenheit ein, ihnen dieſerhalb auch nur ein übles Wort nachzureden. Du willſt meine Bitte ſomit auch heute nicht er⸗ füllen, Du verlangſt vielmehr, daß ich Dir gehorchen ſoll. Nun — ich war Dir in allem ſtets ein gehorſamer Sohn, jetzt ver⸗ langſt Du aber unmögliches von mir—.— Beruhige Dich, liebſte Mama, ich werde den Reſpekt gegen meinen Vater nicht einen Augenblick außer Acht laſſen,“ beſchwichtigte Max die Mutter, die ängſtlich an ihn herangetreten war und ihn bat, er möge nicht ſo heftig werden.„Ich kann jetzt nur noch wieder⸗ holen, was ich geſtern bereits ausſprach: Lernt erſt die Familie meiner Braut und vor allem dieſe ſelbſt kennen, ehe Ihr ur⸗ theill. Wenn der Vater nur einigen redlichen Willen zeigte, könnte die ganze Angelegenheit zu aller Zufriedenheit leicht ge⸗ regelt werden.“ Der Herr Rath hatte, während der Sohn ſprach, ſeine kühle Ruhe beibehalten, das Kinn nachdenklich in die Hand ge⸗ ſtützt. blickte er den tief Erregten durch die Gläſer ſeiner goldenen Brille ſtumm an. Einige Sätze ſchienen doch wohl ſein ver⸗ knöchertes Bureaukratenherz zu treffen, und er fühlte, daß der Sohn ihn durchſchaut hatte. Er ſchien doch noch an einer Stelle verwundbar, denn als er jetzt das Wort ergriff, hatte ſeine Stimme längſt nicht mehr den hochfahrenden ironiſchen Klang. „Auf Deine Auslaſſungen will ich Dir nur kurz ant⸗ worten, daß ich es heute ablehne, mit Dir über die Angelegen⸗ heit weiter zu ſprechen; Du biſt zu erregt. Die heutige Jugend bat andere Ideale als zu meiner Zeit und ſie dünkt ſich klüger als das Alter. Du mußt die Conſequenzen Deiner Handlungen ſelbſt tragen für den Fall, daß Du ohne meine Einwilligung eine Ehe mit der Förſterstochter eingehen ſollteſt. Ich kann Dir nur ſagen, daß Du Dein Glück mit Füßen trittſt. Ich habe Dir geſtern ſchon angedeutet, daß ſich die Tochter des Wirklichen Geheimen Juſtizrathes Rüder ſehr wundern wird wenn ſie von Deiner Liebſchaft mit dieſer Förſterstochter Rennt, niß erhalt. Alle Welt hat ſchon Euere Verlobung erwartet⸗ Kommt dieſelbe nicht zu Stande, ſo iſt deren und unſere Familie. arg blamirt. Auf den Uebertritt zur Regierung, den ich Dir für den Herbſt bereits in Aus ſicht ſtellte, darfſt Du Dir ſelbſt⸗ verſtändlich dann keine Hoffnung mehr machen. Der Herr Re⸗ gierungs⸗Präſident würde Dich zweifellos mit Deinem Geſuch abweiſen, auch die Salons unſerer Kreiſe würden Dir und Deiner Frau verſchloſſen bleiben. Du haſt nun zu wählen und kennſt meinen Entſchluß. Und damit für Heute genug. Verſchone uns wenigſtens in den Pfingſttagen mit weiteren unliebſamen Aus⸗ einanderſetzungen über eine Sache, die für mich als abgethan gilt. Der Herr Rath ging nach dieſen Worten hinüber in ſein Zimmer. Hier ſtand er lange an einem Fenſter und ſah in den kleinen Hausgarten hinab. Feſſelte ihn darin etwas? Man mußte es verneinen, denn die paar vernachläſſigten Blumenbecte und den einzigen lebensmüden Apfelboum ſowie die dahinter⸗ liegende graue häßliche Steinmauer des Nachbarhauſes waren ihm längſt bekannt. Der Herr Rath dachte offenbar nach, und wenn ein Menſch erſt über eine Sache, zumal eine ſcheinbar un⸗ angenehme, nachzudenken pflegt, dann gewinnt er derſelben oft leicht eine beſſere Seite ab. Die drei übrigen Mitglieder der Familie blieben bis zum Abendeſſen noch in eifrigem leiſe geführten Geſpräch zuſammen. Elſe ermunterte den ſichtlich niedergeſchlagenen Bruder zum Aus harren. „Weißt Du, Mox, was ich vorhabe? Ich will Egon bitten, er ſoll der Förſterei incognito einen Beſuch machen und danach dem Vater über die Familie Deiner Braut Bericht er⸗ ſtatten. Er giebt etwas auf ſein Urtheil. Egon wollte ja immer ſchon fort, um nach kleinen Landſchaftsbildern für das Wandge⸗ mälde im Königlichen Schloſſe zu H. zu ſuchen. Nach Deiner Beſchreibung wird er die in der Gegend von Eichrode wahr⸗ ſcheinlich finden.“ Kurz vor Tiſch kam der Verlobte Elſes, Egon Hilmar, ein ernſter, ſtattlicher Mann. Elſe theilte ihm ihren Wunſch SN * N 2 N 2 N rr 1 8 1 8 geſetz vorſchreibt, ſo wurde die Landesverſicherungsanſtalt darum angegangen. Der Patient berief ſich auf den 8 18 des Invalidenverſicherungsgeſetzes, nach dem die Verſicherungs⸗ anſtalt ein„Heilmittel“ übernehmen kann, wenn Invalidität zu beſorgen iſt und die Heilung des Kranken möglich erſcheint. Die Verſicherungsanſtalt bewilligte daraufhin die Einſetzung eines vollſtändigen Gebiſſes auf ihre Koſten. Kohlenabſchlag. Aus einigen Städten der Nach⸗ barſchaft, wie Mainz und Darmſtadt, wird gemeldet, daß mit dem 1. April die Kohlenhändler die Preiſe abermals herabgeſetzt haben. Und in Mannheim? — Im Käferthaler Wald wurde heute früh ein noch unbekannter Mann im Alter von 40—45 Jahren erhängt aufgefunden. Nachforſchungen nach der Perſöhnlich⸗ keit des Erhängten ſind eingeleitet. Mannheim, 3. April. Ein Betrugsprozeß, der mit der Finanzirung der Erfindung der ſogenannten„künſt⸗ lichen Kohle“ im Zuſammenhang ſteht, endigte geſtern vor der hieſigen Strafkammer mit der Freiſprechung der An⸗ geklagten Georg Montag und Joſ. Gehrig. Als Haupt⸗ belaſtungszeuge fungirte der frühere Schweinehändler Heinr. Weiß, welcher auch die Anzeige gegen die beiden Angeklagten wegen Betrugs erſtattet hatte.— Aus etwas übertriebener Furcht vor Strafe erſchoß ſich geſtern früh der Vizefeldwebel Deban der 9. Compagnie des hieſigen Regiments. Bevor er den Entſchluß ausführte, hatte er auf dem Kaſernenhof noch ſeine Compagnie aufgeſtellt. Ludwigshafen, 4. April. Noch immer treibt hier„Jack, der Aufſchlitzer“, ſein Unweſen. Wohl hat man einen Viehtreiber verhaftet, aber trotzdem haben die Schand⸗ thaten nicht aufgehört. Worms, 4. April. Die Firma Kornelius Heyl erwarb durch Ankauf ſämmtlicher Aktien die„Lederwerke vormals L. Schlöſſer u. Co. in Neuhauſen⸗Worms. Der Fortbeſtand dieſes Fabrik⸗Etabliſſements iſt dadurch geſichert. Von der Bergſtraße, 3. April. Ein in der Nähe erſcheinendes Blatt brachte als Aprilſcherz die Mit⸗ theilung, daß bei einem Neubau des Gaſtwirths Hechler in Alsbach intereſſante archäologiſche Funde gemacht worden ſeien, welche am 1. April zur Ausſtellung kommen ſollten. Dieſe Notiz las auch ein Beamter in einem benachbarten Städtchen und, jedenfalls unter dem lebhaften Eindruck des ſoeben veröffentlichten Geſetzes über den Schutz der Denk⸗ mäler, Alterthümer ꝛc. ſtehend, traf er ſofort Anordnungen, daß von den„gefundenen“ Gegenſtänden ja nichts verſchleppt werde, ja er eilte ſogar ſelbſt an Ort und Stelle um ſich von der richtigen Ausführung ſeiner Anordnungen zu über⸗ zeugen. Hier erfuhr er dann zu ſeiner Ueberraſchung, daß er ein Opfer ſeines Pflichteifers und— des 1. April ge⸗ worden ſei. Heidelberg, 4. April. Die Gaſtwirthſchaft„Per ⸗ keo“ ſoll dem hieſigen„Tgol.“ zufolge von ihrem jetzigen Beſitzer, Herrn Zeuner, an den Löwenbräuwirth Graaf in Straßburg um den Preis von 500 000 Mark verkauft worden ſein. Die Beſitzübernahme erfolgt am 1. Mai d. J. Darmſtadt, 4. April. Darmſtadt, die reichſte Stadt Heſſens. Nach der ſoeben fertig geſtellten Vermögens⸗ ſteuer⸗Beranlagung per 1901/2 hat ſich als ſteuerbares im Bezirk des Großh. Steuercommiſſariate Darmſtadt 1 die Summe von rund 489,500,000 Mk. ergeben.— Hiervon entfällt auf die Stadt Darmſtadt mit Beſſungen 477,700,000 Mk. Nach den früher ſtattgehabten Probeermittelungen wurde das Vermögen des Bezirkes Darmſtadt I nach Abzug des auf etwa 60 Willionen Mark geſchätzte juriſtiſchen Per⸗ ſonen gehörenden, ſomit vermögensſteuerfreien Beſitzes auf 300,000,000 Mk. feſtgeſetzt. Neuſtadt, 3. April. Geſtern Nachmittag hat ſich der bei Wayß und Freitag als Hilfsarbeiter deſchäftigte Heinrich Anslinger(20 Jahre alt) an der Kreisſäge aus Unvoſichtigkeit den rechten Arm abgeſchnitten. Eſſen a. d. R., 2. April. In einer hieſigen Gaſt⸗ wirtſhchaft kam es geſtern Abend zu Streitigkeiten zwiſchen Gäſten. Der Wirth ſuchte den Streit zu ſchlichten, wurde aber ſelbſt von den Gäſten angegriffen und mußte ſchließlich um Revolver greifen wobei er einen Gaſt erſchoß. Lüneburg, 2. April. Frau Nittmeiſter von Tugeln, Tochter Heinrichs von Treitſchke's tödtete Mittags in Ab⸗ weſenheit ihres Gemahls ihre drei kleinen Mädchen im Alter von drei, fünf und ſieben Jahren mittelſt Gift und nahm dann ſelbſt Gift, ſie dürfte aber wieder geneſen. Tauberbiſchofsheim, 4. April. In dem Kon⸗ kurs verfahren über das Allodialvermöͤgen des Freiherrn Hein⸗ rich Zobel v. Giebelſtadt und ſeiner Ehefrau, Chriſtine geb. Freiin von Reiſchach in Meſſelhauſeu, erhalten die Gläubiger 4 Prozent ihrer Forderungen. Den Schulden mit 112 434 M. 68 Pfg. ſtehen lt.„St. P.“ nur Aktiva mit 4566 M. 45. Pfg. gegenüber. Strasburg, 4. April. Dem ehemaligen Feldwe⸗ bel Becker, welcher zuletzt als erſter Arreſtaufſeh er in der Militärarreſtanſtalt zu Straßburg bis zu ſeinem 58. Lebens⸗ jahre in treuer Pflichterfüllung des Kaiſers Rock getragen hat, iſt, wie die„Neueſt. Nachr.“ melden, bei ſeinem Ueber⸗ tritt in den Ruheſtand der Charakter als Leutnant verliehen worden. Petersburg, 2. April. Auf der Gruſini'ſchen Heerſtraße wurde eine Perſonenpoſt von drei berittenen Räubern überfallen, welche zwei Paſſagiere und den Kutſcher ermordeten. Die Räuber flüchteten hierauf unter Mitnahme der beiden Poſtpferde. ., Die Preisſteigerung für Druckpapier macht ſich in dem erhöhten Abonnementspreis faſt aller Zeitungen fühlbar. Aus Mittheilungen des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger entnehmen wir darüber noch folgende Einzelheiten: Während vor etwa zwei Jahren das Kilo Zeitungspapier 19— 20 Pf. ab Fabrik koſtete, können jetzt ſelbſt Bezieher größter Mengen bei Baarzahlung Papier nicht unter 26 Pf. ab Fabrik er⸗ halten; für Bezieher kleinerer Poſten iſt der Preis zur Zeit 30 bis 35 Pfg. pro Kilo. Der Ring der Papierfabrikanten verfügt über ungefähr 95 Prozent der geſammten deutſchen Druckpapierfabrikation und hat es bereits im erſten Jahr fertig gebracht, daß die Preiſe für Druckpapier um ca. 50 Prozent in die Höhe gingen. Die Preisſteigerungen für Druckpapier betragen je nach dem Bedarf für den einzelnen Verleger bis ca. 500 000 Mk. pro Jahr, für die Geſammt⸗ heit der deutſchen Zeitungsverleger ca. 14 Millionen Mark. Daß die Druckpapierfabrikanten ſich infolge der Preistreiberei ſehr wohl fühlen, verſchweigen ſie, wenn ſie unter ſich ſind, durchaus nicht. Die Aktien der im Courszettel figurirenden Papierfabriken wurden Mitte März wie folgt notirt: Alfeld. Gronau 150,— 6zB., Arns dorfer Papierfabrik 128,75 G., Aſchaffenburger 197,75 G., Bautzner 131,50 bz., Celluloſe⸗ fabrik Feldmühle 155,— G., Chemnitzer Akt. 122,— B., St.⸗Prt. 125,25 G., Cröllwitzer 238,50 G., Dresdener 136,— G., Hegge 185,.— B., Limmr.⸗Steina 144,— B., München⸗Dachauer 360,.— B., Niederſchlema 187,.— G., Penig, Patentpapierfabrik 147,50 G., Sebnitzer 104,— bz., Steyrermühl 173,50 G., Teisnacher Papierfabrik 167,.— G., Varziner Papierfabrik 208,40 G., Weißenborner 135,— G. — Ueber die Leiden eines Redakteurs. Daß jeder Menſch es ſelbſi beim beſten Willen allen Leuten nicht recht machen kann, iſt ein alter Erfahrungsſatz und wird es auch bleiben, ſo lange die Welt beſteht. Mit dieſer That⸗ ſache muß auch die Redaktion jedes Blattes rechnen. Eine Zeitung zu redigiren, iſt ſelten ein Vergnügen. Falls das Blatt zu viel Anzeigen enthält, klagen die Abonnenten, daß zu wenig Leſeftoff darin ſei; hat es nur wenig Annoncen, dann heißt es:„Man ſieht gleich, daß das Blatt nicht ge⸗ leſen wird, denn keiner hält es der Mühe werth, darin zu inſeriren.“ Läßt er ſich viel in den Verſammlungen ſehen, dann heißt es, er bummelt herum; arbeitet er fleißig, dann macht man ihm den Vorwurf, daß er ſich nicht genug in Fühlung mit dem praktiſchen Leben halte. Nimmt er die marktſchreieriſche Beſprechung eines Fabrikates oder die Lob⸗ hudelei einer Firma nicht auf, dann macht er ſich Feinde, ihut er es aber, dann heißt es, na, der bringt aber auch jeden Quatſch. Unterdrückt er, aus gutem Herzen, die Mit⸗ theilung über einen peinlichen Vorfall, dann heißt es, er iſt feige und bevorzugt gewiſſe Leute; bringt er aber die Notiz, dann heißt es, er liebe es, Skandalgeſchichten aufzutiſchen. Macht er einen Witz, den Jemand auf ſich beziehen könnte, dann iſt er biſſig, arrogant und unverſchämt, bleibt er mit — ſeiner Schreiberei ſtets im Schatten kühler Denkunggart, dann iſt er ledern, langſtielig. Deckt er muthig Mißſtände auf, ſo iſt er ein Nevolverjounaliſt, kommt er ſogar ins Gefängnis, ſo iſt er ein dummer Kerl. Unterläßt er es infolge dieſer übeln Erfahrungen und des Undankes der Welt für andere Kaſtanien aus dem Feuer zu holen, ſo iſt er ein Reptil, ein elender Lohnſchreiber, der für Höheres kein Intereſſe hat. Als Sinnſpruch ſollte auf jedem Zeitungs⸗ kopfe und in jeder Redaktion zu leſen ſtehen:„Menſch ärgere dich nicht!“ — Die Freimaurerloge ſcheint in Rußland von anderen Geſichtspunkten aus beurtheilt zu werden, als in den weſtlichen europäiſchen„Culturſtaaten“. Bei dem Eintritt in den ruſſiſchen Poſt⸗ und Telegraphendienſt iſt für die Bewerber Vorausſetzung, daß ſie zur orthodox en Kirche gehören und nicht Mitglied einer Freimaurerloge find. Intereſſant wären die Gründe, aus welchen die Zu⸗ gehörigkeit zur Loge für dleſen Zweig des Staatsdienſtes unfähig macht. Im übrigen Europa iſt es umgekehrt: Die Zugehörigkeit des Bewerbers oder ſeiner Verwandten zur Loge iſt oftmals der beſte Eupfehlungsbrief, wenn es ſich um Aufnahme in den Staatsdienſt handelt. — Bei naſſem Wetter ſchmieren jetzt die meiſten Frauen die Schuhe ihres Haushaltes nur noch mit Krebs⸗ Fett, denn das Leder wird dadurch waſſerdicht und hält länger. Obſt⸗ und Gartenbau⸗Berein für die Bergſtraße und angrenzenden Gebiete. Arbeitskalender für den Monat April. a) Obſtgarten. Das Pflanzen, der Schnitt und das Heften in den Obſtanlagen muß nun beendigt werden. Will man noch Apfelbäume pflanzen, die ſchon länger ein⸗ geſchlagen waren, ſo find die richtig geſchnittenen Wurzeln vorher in einen Brei von Lehm und Kuhdung zu tauchen, der Baum durchdringend anzugießen und die Baumſcheibe durch Belegen mit Dünger ſtets feucht zu halten. Das Veredeln der Bäume wird in dieſem Monat beendet. Große Nindenwunden und Krebsſtellen werden ausgeſchnitten und mit guter Baumſalbe verſtrichen. An üppigen, unfruchtbaren Bäumen kann das Ringeln ausgeführt werden, aber mit Vorſicht und Sachkenntnis. Iſt der Stamm zu dünn und zu ſchwach im Verhältniß zur Krone, ſo kann man beim Kernobſt ſchröpfen, d. h. man macht mit einem Meſſer Längsſchnitte in die Rinde des Stammes, damit dieſe ſich ausdehnen kann. Bei blühenden Pfirſich und Aprikoſen⸗ ſpalleren bringe man Schutzdecken gegen etwaige Nachtfröſte an. b) Gemüſegarten. Gepflanzt werden Kohlrabi, ſämmtliches Fruchtkraut, Salat, Blumenkohl, Steckzwiebeln, Knoblauch, Samenzwiebeln. Zweite Ausſaat von Erbſen, Spinat, Radieschen. Kartoffeln, zuerſt frühe, dann ſpäte. Man ſäe alle Küchenkräuter; zu Ende des Monats die erſten Bohnen. ) Blumengarten. RNoſenſtämme werden gepflanzt und ſofort ebenſo wie Wildlinge in die Erde gelegt, bis ſie anfangen auszutreiben. Loniferen werden ausgeputzt und mit Ballen gepflanzt. RNaſenplätze zurecht gemacht und friſch angeſät. Sommerblumen wie Reſeda, Godetien, Kapuziner ⸗ kreſſen, Winden, Wicken ꝛc. an Ort und Stelle geſät, Knollen von Begonien, Canna ꝛc. werden angetrieben. Zimmer⸗ pflanzen werden allmählich an die friſche Luft und Sonne gewöhnt. Ausſaat der zu verpflanzenden Sommerblumen, Aſter, Levkojen, Pflor, Cammernelken ꝛc. Alle jetzt erſcheinenden Wespen und Horniſſen fange man; ſie ſind die Neſter gründenden Weibchen. Ebenſo beginnt der Kampf gegen alles ſich zeigende Ungeziefer. Land⸗ und Volkswirthſchaftliches. — Das Jahr 1900 war für die Viehverſicherung im Allgemeinen ein wenig günſtiges, um ſo erfreulicher berichtet der Abſchluß der Vaterländischen Vieh⸗Verficherungs⸗Geſell⸗ ſchaft in Dresden, welcher eine Prämienerhöhung von ca. 20,000 Mk. und trotz höherer Schaden eine Erhöhung der Prämienreſerve und des Neſervefonds um ca. 24,000 Mk. mit. Der Maler erklärte ſich bereit, denſelben nach Pfingſten zu erfüllen.„Auch ich habe ſchon daran gedacht,“ ſagte er. Nur Muth, Schwager Max, Du weißt, dein Vater hat mir damals, als ich um Elſe warb, die allergrößten Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Der alte Herr hatte ganz elgenthümliche Begriffe von uns Künſtlern. Wir blieben aber feſt, nicht wahr Elſe, und dann gab er doch nach.“ „Und heute bereits kann er, trotzdem Du ihm auch oft ſcharf opponirſt, ohne Dich keinen Abend zubringen,“ plauderte Elſe mit glücklichem Lächeln zu dem ernſten, fleißigen Manne hinaufblickend. Während der Feiertage wurde des Forſthauſes Eichrode und ſeiner Bewohner in Getenwart des Hausherrn nicht wieder gedacht. Nur wenn der Herr Rath nicht zugegen war, ſtellte Elſe immer wleder neue Fragen über die Förſterfamilie an den Bruder; ſie konnte ihre Neugierde nach dem ſchmucken Eich code und deſſen Umgebung und den Menſchen, die ihren anſpruchs⸗ vollen Bruder ſo ſehr für ſich eingenommen halten, garnicht be⸗ friedigen. Die Mutter miſchte ſich nur ſelten ein; es genügte ihren ſtillen, beſcheidenen Anſprüchen, daß Map es ſie verſicherte, ſeine Wahl werde ihr gefallen. Vielen eigenen Willen hatte ſie in der Ehe nicht gehabt, ihr Mann war eine herriſche Natur, den„ſteiſen Nacken“ deſſelben hatte ſte ſelbſt in den Flitterwochen nicht unter das ſanfle Joch des Pantoffels zu beugen vermocht. Am Tage nach Pfingſten kam der Herr Rath in verdrieß⸗ licher Stimmung nach Hauſe. Er hatte eine längere Conferenz mit dem Regierungs⸗Präſidenten gehabt. Es handelte ſich um die Beſichtigung der fiskaliſchen Anſtalten des Bezirks, welche der Regierungs⸗Präſident in früheren Jahren ſelbſt vorzunehmen pflegte, in dieſem Jahre aber ihm übertragen hatte. So ſagte er wenigſtens bei Tiſch. Er bemerkte nicht, wie Mox höchft verwundert aufſah und ſich ſeiner eine gewlſſe freudige Erregung bemächtigte. Der Antrag ſchien dem Herrn Rath nicht ſehr zu gefallen. Die Reiſe, welche ihn mehrere Tage von ſeinem Büreau bei der Regierung und ſeiner Familie fernhiel, war mit allerhand Un⸗ bequemlichkeiten, wie das Schlafen in fremden Betten und das Speiſen in Hotels oder Bauernwirthſchaften, verkuſpft. Er Ließ ſich aber ſeiner Familie gegenüber nichts merken, verheim⸗ lichte ihr auch den wahren Zweck der Reiſe und ſagte nur zu ſeiner Frau beim Abſchiede am nächſten Morgen, daß die Dienſt⸗ geſchüfte im Bezirk ihn warſcheinlich drei bis vler Tage, vielleicht auch noch länger, in Anſpruch nehmen würden. Auf des Sohnes Angelegenheit war er, da Max ſie zur größten Verwunderung der Damen nicht weiter erwähnte, nicht wieder zurückgekommen. Dagegen kam Max, der ſeinen Vater früh am Morgen zum Bahnhofe begleitet hatte, freudeſtrahlend zu den Damen zurück und vertraute ihnen ein wichtiges Geheimniß an. „Ich durfte nicht darüber reden, ſo lauge der Vater noch im Hauſe war,“ als Beide über den kecken gelungenen Streich, den er während der Feiertage hinter ſeines Vaters Nücken voll⸗ führt hatte, ſtaunten.„Er durfte beileibe nicht merken, daß ich hinter der Geſchichte ſtecke. Hart weiß bereits alles, ich habe ihn geſtern Nachmittag über den Zweck der Reiſe des Vaters in einem außfüährlichen Briefe aufgeklärt. Sobald ich von Hart oder Erneſtine ein Telegramm erhalte, reiſe ich, und wenn das Glück mir hold, hoffe ich Euch noch an demſelben Tage ein Telegramm mit der Einwilligung des Vaters überſenden zu können. Zunächſt eile ich zum Herrn Negierungs⸗Präſidenten, um ihm meinen herzlichſten Dank für ſeinen Beiſtand aus zu⸗ drücken. Das iſt noch ein Mann, der ſich zwiſchen Aktenſtaub und nüchternen Geſetzes⸗Paragraphen ein warmes Herz bewahrte. Meine Sache iſt in guten Händen und der Erfolg ſicher.“ Nee, dieſer Schlaumeier!“ ſtaunte Elſe noch immer. „Jung', dafür ſollſt Du einen Schmatz haben“ rief ſie, in die Hände klatſchend und dem Bruder einen lauten Kuß gebend. Auch die Räthin freute ſich über die Liſt des Sohnes, doch vermochte ſie nicht in die laute Freude lörer Kinder mit einzuſtimmen, ſie kannte den ſtarren Kopf ihres Mannes zu gut. „Kinder triumphirt nicht zu früh. Wenn der Förſter ebenſolchen harten Kopf hat wie der Vater, kann die Sache leicht eine noch viel ungünſtigere Geſtalt annehmen als ſte vorher hatte. Zwiſchen den Männern muß unbedingt ein Geheimniß beſtehen, das ſie mit Groll gegeneinander erfüllt.“ „Davon hat Hart aber nie geſprochen,“ bemerkte Max. „Wenn er das nicht that, ſo nahm er Räckſicht gegen Dich. Wer ſpricht denn gegen den Sohn üder Mißhelligkeiten, die man mit deſſen Vater gehabt hat.“ (Fortſetzung folgt.) Kinderpſtern. Oſterzeit, dein Fruͤhlingsſegen Wird nun wieder offenbar, Wenn die Haſen Eier legen, Für der Kinder frohe Schar. eren ee eee eee —— Ja an ſolchen heil'gen Tagen Müſſen Wunder wohl geſchehn, Dornenreifer Roſen tragen Und die Toten auferſtehen. Verbirg' dein Weh! Trägſt du ein tiefes, herbes Leid im Herzen, Geh' ſtill allein, Zeig's nicht der Welt, ſie lacht der bittern Schmerzen Und ſpottet dein. Sie heuchelt Mitleid dir und innig Fühlen, Ob deiner Qual, Und ſenkt dir, ſtatt die Wunde ſanft zu kühlen In's Herz den Stahl, Und ſieht ſie bluten deine Herzenswunde, Dann jauchzt ſie auf, Und ſpeit mit luſtverzerrt geſchäft gem Munde Ihr Gift darauf. Drum wenn du trägſt ein tiefes Leid im Herzen, Geh ſtill allein, Zeig's nicht der Welt, ſie lacht der bittern Schmerzen Und ſpottet dein. Für Geiſt und Herz. Gebrochenes Verſprechen, Geſprochenes Verbrechen. Im Unglück erſt bewährt ſich Männerkraft, Und Freundestreue prüft man meiſt im Sturme. Was wir bergen In den Särgen Iſt das Ehrenkleid; Was wir lieben, Iſt geblieben Bleibt in Ewigkeit. —— Und hilt — Ittahe beben. iger eln Vureh uche, michele l. Dat Große tien und Itbaren er mt in und in heim Ahe se ſich nalen, rote an. ahluub, viedeln, kchſen, n pit. i erſten flunt bis fie dt und o f huuner⸗ ſmollen am- Sonn: blumen, n funge Ehenſo f. lug in euclet Gfl. pon cl. g bet 0 N.. — Nn 1 e R Die Buchhandlung von Wilnelm Bingener, Rathlhausstrüsse empfiehlt zum bevorstehenden neuen Schuljahr: Fibeln, Leſebücher, Bibliſche Geſchichte, Katechismen, Sprachlehre, Realieubücher, Liederbücher, Atlas, Rechenhefte, Einmaleinsblätter, Zeichenblocks(heſſiſche), Schreibhefte, Nr. 1—7(mit Ringzeichen), Diarien, Schiefertafeln(kleine und große), Tafel⸗ ſchwämme, Schwammdoſen, Liniale Afarbig 40 om. lang mit Ceutimetermaaß, Federhalter, Bleihalter, Griffelhalter, Schreibfedern, 6., 0.75, Roſen⸗, Aluminium ⸗, Nundſchrift⸗ ete. ete. Federn, Federdöschen, Bleifedern 3, 5, u. 10 Pfg., Radirgummi verſchiedene Sorten, Bleiſtiftſpitzer, Griffelſpitzer, Griffelfeilen, Kaiſergriffeln, Milchgriffeln, Federwiſcher, Feder⸗ kaſten, Stundenpläne. 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