3 112217721... TVTT—T1TTTTTTT———— ö fuluer, le- Tuche g fuer auſuch be 18 von den 1596 Betten eweis wie ib. Obal⸗ U 12% m 17% 2% N. Müh 1 4 00 Hotel ane 2 f E Erſcheint zweimal wöchentlich Mittwochs und Jams tags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt). Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchl. Trägerlohn. Durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. Amtsblatt der Großh. Würgermeiſterei Viernheim. Wirkſamſtes Inſertisns-rgan. Vieruheiner Anzeiger Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklame: 0 Pfg. die Sgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Ar. 34. Mittwoch, den 1. Nai 1901. 17. Jaltzang England und Transvaal. Brüſſel, 27. April. Ueber die viel genannte Frau Botha verlautet, ſie ſei ungefähr 30 Jahre alt, von großer Schönheit, Eleganz und Bildung. Sie iſt iriſchen Urſprungs und Urenkelin des iriſchen Revolutionärs Nobert Emett, der 1803 von den Engländern beſiegt und hingerichtet wurde. Die Umgebung Krüͤgers, welche den Patriotismus der Frau Botha ſebr wohl kennt, iſt überzeugt, daß ſie ihrem Gemahl nur zur Annahme ſolcher Friedensbedingungen rathen wird, welche den Burenſtaaten die Unabhängigkeit gewähren. London, 27. April. Die tägliche Verluſtliſte vom ſüdafrikaniſchen Kriegsſchauplatze umfaßt für geſtern 6 Ge⸗ fallene, 10 Verwundete, 3 Vermißte, 17 an Krankheit Ver⸗ ſtorbene. 15 Offiziere und 396 Mann wurden nach Eng ⸗ land zurückbefördert. London, 27. April. Hieſige Sachverſtändige glauben, daß die Maſſen⸗ Gefangennahme, die Kitchener täglich meldet, Nichtkombattanten betreffe. Die neue kombinirte Bewegung ſcheint zu verlaufen, wie jene Frenchs im ſüdöſtlichen Trans ⸗ vaal. Der eigentliche Feind wird nirgends gepackt, aber 3 Land wird entblößt und die anſäſſige Bevölkerung ver⸗ trieben. London, 27. April. Gerüchtsweiſe verlautet, daß die Seereiſe des Generals French nicht aus Geſundheitsrückſichten erfolgte, ſondern daß es die Ausführung des den Buren geleiſteten eidlichen Verſprechens ſei, daß er abgeben mußte, nachdem er den Buren in die Hände gefallen war. Der Vorfall ſoll ſich vor drei Wochen abgeſpielt haben. London, 27. April. Aus Kapſtadt wird berichtet: Acht neue Peſtfälle, darunter vier bei Europäern, wurden geſtern feſtgeſtellt. Man fand die Leichen von zwei Europäern und zwei Schwarzen, ohne daß deren Erkrankung angezeigt war. London, 29. April. Ein Privattelegramm meldet, daß es den Engländern gelungen iſt, den Widerſtand der Buren im Bezirk Lydenburg vollſtändig zu brechen. An der Nordgrenze des Zululandes iſt ebenfalls der Widerſtand niedergeworfen worden. Eine große Anzahl Buren hat ſich unterworfen. Mehrere Kommandanten haben bedingungslos die Waffen geſtreckt.(Die Meldung klingt etwas ſehr opti⸗ miſtiſch. D. R.) Kapſtadt, 28. April. In den letzten 48 Stunden find 16 Perſonen, darunter 8 Europäer, an der Peſt erkrankt. Bis jetzt ſind im Ganzen 519 Peſtfälle vorgekommen, davon ſind 217 tödtlich verlaufen. Die Ereigniſſe in China. Paris, 26. April. Der„Gaulois“ erzählt, General Bailloud habe vor einiger Zeit in Peking dem Oberſtleut⸗ nant Marchand vorgeſchlagen, eine Expedition zu unter⸗ nehmen, um ſich der Perſon der Kaiſerin⸗Wittwe und ihres Hofſtaates zu bemächtigen. Marchand ſei auf den Plan eingegangen, doch habs ſich die Diplomatie ſeiner Ausführung widerſetzt. New⸗Pork, 27. April. Nach Pekinger Berichten iſt wiederum ein Streit zwiſchen dem Grafen Walderſee und dem amerikaniſchen General Chaffee ausgebrochen. Der Oberſt⸗ Kommandierende ſchlug vor, an den Thoren der verbotenen Stadt eine deutſche Wache zu plaziren, nachdem die Amerikaner abgezogen waren. General Chaffee erwiderte, die Amerikaner würden ihren Poſten beſetzt halten. Trotzdem iſt die ameri ⸗ kaniſche Abtheilung überhaupt nicht ſtark genug, um die amerikaniſche Geſandtſchaft zu ſchützen. In Waſhington iſt von der Sache nichts öffentlich bekannt. Peking, 27. April. Die Engländer nahmen bei Kai⸗ ping, zwiſchen Taku und Schanheikwan, 16 Geſchütze und 27 Wagen mit Munition. Die Chineſen boten dem befehligen⸗ den indiſchen eingeborenen Offiſier zwei Wagenladungen Silber an, für den Fall, daß er die Geſchütze nicht nähme und ſeinen Vorgeſetzten nichts davon ſage. In der letzten Nacht wurden hier Plakate angeſchlagen, worin alls patrioti⸗ ſchen Chineſen aufgefordert werden, ſich am 15. Mai zu erheben, um die Fremden zu vertreiben. Berlin, 28. April. Das Bureau Wolff erfährt amt ⸗ lich aus Peking: Am 28. April fanden drei und am 24. April fand ein Gefecht an der chineſiſchen Mauer zwiſchen vier Colonnen Kettlers und den Truppen des Generals Liu ſtatt. Die Chineſen wurden öderall zum Theil nach hartnäckiger Gegenwehr über die Mauer zurückgedrängt und bis Kukuan verfolgt. Vier Offiziere wurden verwundet, drei Mann find todt und 82 verwundet. Die Franzoſen hatten kein Gefecht. Berlin, 29. April. Das Oberkommando meldet aus Tlentſin: Die chineſiſchen Truppen wurden unter orheblichen Verluſten nach ſiegreichen Gefechten der Brigade Ketteler an den Thoren der Päſſe Heiſchankuan bis einſchließlich Kuſtuan am 23. und 24. aus formidablen Poſitionen nach Shanſi zurückgeworfen und über die Rauer verfolgt. Außer vielen Geſchützen alter Konſtruktion wurden 18 Schnell ⸗ feuergeſchütze erobert. Auf unſerer Seite betrugen die Ber⸗ luſte: Leutnant Drevello vom 1. Regiment und 7 Mann vom 2. Bataillon des 1. Regiments todt; 11 ſchwer ver⸗ letzt. Die Thore ſind mehrfach zerſtört. Während das 2. Bataillon des 1. Regiments am Gebirge entlang nach Pe- king marſchierte, kehren die übrigen Truppen direkt in ihre Standorte zurück. Deutſchland. Cronberg, 27. April. Das Befinden der Kaiſerin Friedrich iſt zufriedenſtellend. Die hohe Frau dehnt, ſeitdem es Frühling geworden, ihre täglichen Ausfahrten weiter aus. Die Prinzeſſin Chriſtian von Schleswig⸗Holſtein wird ihren Aufenthalt auf Schloß Friedrichshof bis Ende der kommenden Woche ausdehnen. Osnabrück, 26. April. Die 48. Seneralverſammlung der Katholiken Deutſchlands wird, wie jetzt feſtgeſetzt worden iſt, am 25. Auguſt in Oenabrück eröffnet werden, am Namens⸗ tage des hl. Ludwig. Dieſer Tag wird wegen der Erinnerung an Ludwig Windthorſt, deſſen Neffe, Amtsrichter Engelen, an der Spitze des hieſigen Komitees ſteht, als beſonders günſtig bezeichnet. Die Ausſchüſſe ſind in drei zuſammen⸗ gezogen worden und werden behandeln: 1) Die römiſche Frage; Miſſions⸗ und Vereinsweſen. 2) Die ſoziale Frage; die chriſtliche Charitas. 3) Wiſſenſchaftliche Schule; Unter⸗ richt; Preſſe; chriflliche Kunſt. Man erwartet einen Fremden. zufluß von 10. bis 15,000 Perſonen.. Ans land. Paris, 26. April. Der„Matin“ berichtet über eine neus Spionage⸗Affäre Folgendes: Ein Deutſcher Namens Joh. O. iſt auf Antrag der Stahlgießerei Forges de Com⸗ mentry wegen Verkaufs der Fabrikgeheimniſſe für franzöſiſche Kriegswaffen an Krupp in Eſſen verhaftet worden. Zeich⸗ nungen und Erklärungen der neuen franzöſiſchen Waffen ſeien ihm von vier Waffenarbeitern von Commentry, von denen augenblicklich zwei verhaftet ſind, geliefert worden. Man erwartet das Eintreffen der Gerichtsbehörde, welche mit der Unterſuchung beauftragt iſt, um den Verhafteten einem Verhör zu unterziehen und eine Hausſuchung in ſeiner Wohnung vorzunehmen. Paris, 27. April. Ueber die Spionageaffaire von Commentry werden den Blättern noch folgende Einzelheiten berichtet: Der Kellermelſter Jovanowitſch ließ ſich wie ſchon mitgetheilt, vor drei oder 4 Monaten in Commentry nieder und trat mit Arbeitern des Eiſenwerks in Verbindung. Auf Veranlaſſung des Jovanowitſch reiſten der angebliche Chemiker Marandon und der Werkführer Givonnet nach Eſſen. Es heißt, ſie hätten der Krupp'ſchen Fabrik unter Anderem das Geheimniß verkauft, eine gewiſſe Metallver⸗ bindung, die Krupp in Tiegeln herſtellt, in Kupolöfen her⸗ zuſtellen. Einer der Mitſchuldigen, der Bäcker Guillaumin, ſoll auch der öſterreichiſchen und nordamerlkaniſchen Regierung verſchledene Fabrikationsgeheimniſſe der Eiſenwerke von Com⸗ mentry zum Verkaufe angeboten haben. Madrid, 27. April. Die phllippiniſche Junta hier beſchloß, den Krieg gegen die Amerikaner fortzuſetzen. Sie entſandte fünf ihrer Mitglieder nach dem Kriegsſchauplatz, um die Leitung der Operationen zu übernehmen in Erſetzung Aguinaldo's. Das Exploſtons-Anglück bei Griesheim. — Die„Frkfr. Ztg.“ ſchreibt: Die Gerüchte von „hundert Todten“— auch eine Vervielfachung dieſer Ziffer iſt von manchen Seiten genannt worden— haben ſich gelegt. Es ſteht feſt, daß bislang nicht mehr als fünfzehn Leichen aufgefunden ſind, und die Zahl der noch unentdeckten Todten iſt nach allen in Betracht kommenden Umſtänden mit Be⸗ ſtimmtheit nur noch gering anzuſchlagen. Das Unglück iſt iſt auch in dieſem Umfang, zumal weit über hundert Ver⸗ letzte vorhanden ſind, ſchrecklich und traurig genug. Griesheim a. M., 27. April. Die Zahl der Opfer, die das hieſige Exploſtons⸗Unglück gefordert, iſt nach authen⸗ tiſchen Mittheilungen fünfzehn. Heute gegen 2 Uhr Nach⸗ mittags theilte die Bürgermeiſterei Griesheim offiziell mit, daß alle und jede Gefahr einer weiteren Exploſion beſeitigt ſei und die Bewohner Griesheims, die außerhalb Obdach geſucht, nunmehr ihre Wohnungen wieder beziehen können. Viele Familien hatten in Frankfurt Zuflucht geſucht und gefunden; ſie wurden heute ſammt und ſonders mit Extrazügen koſtenlos von Frankfurt nach hier befördert. Der Unfallsherd iſt mitten in der Anilinfabrik zu ſuchen, wo am Donnerſtag nach 3 Uhr Nachmittags der Dachſtock des Pikrinſäure⸗Raumes auf unerklärte Weiſe in ——— 2 In den Stürmen des Lebens. Roman von T h. Schmidt. Nachdruck verboten. 60. Fortſetzung. „Schön— das freut mich! Nun möchte ich noch eine An⸗ gelegenheit rein privater Natur mit Ihnen beſprechen, und ich doffe, daß ſich auch dieſe zu Ihrer und meiner Zufriedenheit wird erledigen laſſen.“ Der Herr Rath räuſperte ſich mehrere⸗ male vernehmlich, ec wußte nicht recht, wie er die Sache angreifen ſollte. Endlich fuhr er fort:„Sie beſitzen eine hübſche Tochter, in die ſich mein Sohn, wie ich von ihm erfahre, während der Beſchäftigung bier beim Amtsgericht in Altvörde verliebt hat. Es ift dabei in einer Hinficht weiter nichts Auffälliges, mein Sohn iſt jung und etwas ideallſtiſch⸗ ſchwärmertſch veranlagt. Während der pfingſiselertage iſt es über dieſes Verhältniß zwiſchen ihm und mir zu einer Aus ſprache gekommen. Ich ſchicke voraus, daß ich weder gegen Sie noch Ihre Tochter etwas einzuwenden habe. Sie wiſſen als Beamter aber ſelbſt wohl, daß bet Hetrathen in den höheren Beamtenkreiſen ſehr viel Werth auf Standes⸗ gleichheit und bevorzugte Lebensſtellung der Eltern der Braut gelegt wird, denn dieſe ebnen den jungen Männern manchmal beſſer den Weg zu den höheren Staatsſtellen, al es ſelbſt die beſten Kenntniſſe und Leiſtungen vermögen.— Sie ſehen das ein,“ bemerkte der Rath erfreut, als Hart lebhaft dazu nickte, freilich, ohne den verüchtlichen Zug um Harts Mund zu gewahren, denn derſelbe wurde durch den dichten grauen Bart verdeckt. „Es war für mich keine angenehme Ueberraſchung als ich erfuhr, daß mein Sohn eine Liebſchaft mit Ihrer Tochter angeknüpft hatte, denn ich habe eine junge Dame, die Tochter eines Wirklichen Geheimen e für ihn als ſeine demnächſtige Gattin ins Auge gefaßt und die Sache iſt bet deren Eltern bereits ſoweit gediehen, daß er nur um die Hand dieſer Dame anzuhalten braucht. Sie ſehen, ich bin ehrlich und verſchweige Ihnen nicht die Gründe, die mich abhalten, mein Jawort zu einer Verbindung mit Ihrer Tochter zu geben. Ich will Ihnen ferner auch nicht verſchweigen, daß ich im erſten Augenblicke auf Sie recht böſe war, denn ich ſagte mir, daß Sie, dem die geſellſchaftlichen Pflichten und Anforderungen in den höheren Beamtenkreiſen nicht unbekannt ſtnd, unrichtig handelten, ein derartiges Liebesverhältniß zu dulden. Ich bin aber ſpäter zu der Ueberzeugung gekommen, daß Sie wahrſchetnlich gar keine Kenntniß von demſelden erhalten haben. Die mißliche Angelegenheit läßt ſich indeß bei gutem Willen jetzt noch unter⸗ drücken, wenn Sie und vor allem Ihre Tochter erklären, daß Sie keinen weiteren Verkehr mit meinem Sohn zu unter⸗ halten wünſchen. Mein Sohn wird dann das Unmögliche ſeines Verlangens einſehen und Ihr Haus meiden.“ Der Förſter hatte ruhig zugehört, jetzt zeigte ſich indeß zwiſchen ſeinen Augenbrauen eine tiefe Falte und der Blick, den er feſt auf den ehemaligen Mitſchüler heftete, deutete auf den bevorſtehenden Auzbruch eines gewaltigen Sturmes in ſeinem Innern. Der Rath mochte das auch wohl ahnen, denn er wagte nicht ihn anzuſehen, ſondern blickte an ihm vorbei aus dem Fenſter. „Es iſt mir lieb, daß Sie dieſes Verhältniß zwiſchen Ihrem Sohn und meiner Tochter erwähnen und mir damit die Gelegenheit bieten, mich darüber aukzuſprechen. Die Angelegen⸗ heit intereſſirt Sie ſowohl wie mich in gleicher Weiſe. Sie wollen dieſe Unterhaltung als eine ſolche privater Natur ange⸗ ſehen wiſſen. Nun, gut, Sie geſtatten mir damit, Sie in dieſem Moment nicht als meinen Vorgeſetzten ſondern als Privatmann, der um die Carriere ſeines Sohnes in Sorge iſt, anzuſehen. Ich bin Ihnen dafür dankbar. Auch ich werde Ihnen jetzt offen und ehrlich meine Meinung ſagen und mein Verhalten in dieſer Sache erklären. Wenn ich dabei auf Vorgänge zurück⸗ greife, die um ſiebenundvierzig Jahre zurückliegen, ſo dürfen Sie mir das nicht verargen, denn ich fand bislang keine Gelegenheit, mich mit dem ehemal'gen Studenten Arnold Thies darüber aus⸗ zuſprechen. Daß Ihr Sohn mein Kind liebt, iſt mir bekannt. Auch ich habe nichts gegen Ihren Sohn einzuwenden. Ich ſchätze ihn wegen ſeines ernſten geſetzten Weſens ſehr hoch. Nichtsdeſtoweniger habe ich meine Tochter vor Ihrem Sohn gewarnt, ſobald ich Kenntniß von den Abſichten deſſelben erhielt. Leider kam meine Warnung ſchon zu ſpät. Da ich voraus ſetzen durfte, daß Sie eine Heirath Ihres Sohnes mit meiner Tochter nicht zugeben würden, ſo habe ich dieſer jeden weite ren Umgang mit Ihrem Sohne verboten und dieſen erſucht, mein Haus zu meiden. Von einer Duldung oder Begünſtigung dieſer Liebſchaft meinerſeits kann ſchon aus dem Grunde keine Rede ſein, weil ich es durchaus nicht für eine hohe Ehre hielt, mit Ihnen verwandſchaftlich verbunden zu ſein „Was ſagen Sie da?“ rief der Rath) aufſpringend.„Das wagen Sie mir zu ſagen 2“ „Ja das wage ich! Ich wage ſogar noch mehr, Herr Rath. Sie ſind ja, wie Sie eben ſelbſt betonten, im Augenblick mit mir in eine private Unterhaltung eingetreten die Sache, die ich jetzt als Erklärung meiner Worte berühre, hat mit Ihrer Stellung und Autorität als Vorgeſetzter zunächſt nichts zu ſchaffen; die Macht dieſes Vorgeſetzten lernte ich, nebenbei be⸗ merkt, allerdings ſpäter kennen, und, wahrlich, Sie haben ſie mich deutlich genug fühlen laſſen. Laſſen Sie mich kurz eine kleine Geſchichte erzählen, in der ein gewiſſer Student der Jurisprudenz vor ſtebenundvierzig Jahren eine ziemlich unrühm⸗ liche Rolle ſpielte. Es war im Revolutionsjahr 1848. Ich befand mich im Anfang dieſes Jahres als Hörer der Natur⸗ wiſſenſchaft in H. Die Wogen der Begeiſterung für ein einiges ſtarkes Vaterland, für Freiheit und Menſchenrechte, erfaßten auch mich, den zwanzigjährigen Jüngling, mit unwiderſtehlicher Ge⸗ walt. Begeiſtert für die damals ſich Bahn brechenden Ideen hatte ſich bald ein Schaar gleichgeſinnter Comilitonen um mich geſammelt. Da wir nicht öffentlich auſtreten durften, ſo traten wir zu einer geheimen Verbindung zuſammen, hielten feurige Reden und vertheilten im Gehe men Flugblätter, in denen vieles ſtand, was den Ohren der derzeitigen Staats häupter und Machthaber recht unangenehm klang, die aber gerade deßwegen vom Volke ſozuſagen verſchlungen wurden. Vergebens mühte ſich die Polizei ab, die Quelle dieſer„Revolutionsſchriften“ zu erſorſchen. Das Volk kannte ſie, aber es verrieth ſie nicht. Da wollte es das Unglück, daß ich mich in die Tochter eines Senatsherrn der guten Stadt H. verliebte und von ihr erbört wurde. Ich ſage das Unglück wollte es, denn daß es für mich ein ſolches war, ſollte ich bald erfahren. Doch nicht ſie, die liebreizende Olga Heideck, war Schuld, daß die Liebe zu ihr mein Unglück wurde, ſondern ein Studiengenoſſe hatte den zweifelhaften Muth, ſich zwiſchen ſie und mich zu drängen und mich als Oberhaupt der geheimen Verbindungen ihrem Vater zu verrathen. Dieſer ehrenwerthe Freund hatte ſich zu dieſem Zwecke in unſerer geheimen politiſchen Verbindung aufnehmen laſſen, um unſer Thun und Treiben zu beobachten. Ich wußte, daß dieſer Mann mich wegen der Bevorzugung ſettens der ge⸗ nannten jungen Dame, die ihm kucz vorher einen Korb gegeben hatte, haßte, aber ich traute ihm ſoviel Corpsgeiſt und männliche Selbſtüberwindung zu, daß er an mir nicht zum Verräther werden würde. Ich ſollte mich getäuſcht haben. Elnes Abends ſaß ich arbeltend auf meiner Bude, als plötzlich die Thür auf⸗ geriſſen wurde und eine tieſverſchleierte Dame haſtig eintrat. Ich fuhr beim Klange der Stimme der Verſchleierten überraſch * 1 1 8 * 1 2 2 — 2 — 0 1* 1 n 5 1 1 1 8 N 7 1 8 n* V 5 25* n * 3 25 25 rr R n 4 — 8— Brand gerathen iſt. Es wurden ſofort alle Anſtrengungen ge macht, dieſen Brand zu löſchen. Als aber die Fabrik⸗ leitung bemerkte, daß dies wohl nicht gelingen würde, und die Gefahr einer großen Exploſion immer näher rückte, wur den die Löſchverſuche eingeſtellt und alle Beamten und Arbeiter aus dieſen und benachbarten Räumen und aus deren Nähe entfernt, damit nicht durch die Folgen der Exploſion unüberſehbares Unglück angerichtet wurde. Hinter einer hohen Mauer arbeiteten eine Anzahl Leute unter Leitung des Chemikers Dr. Jakobi an einer Feuerſpritze. Dieſe Leule haben ſich vor der Exploſion leider nicht in Sicherheit gebracht. Die umſtürzende Mauer hat ſie er⸗ ſchlagen. Außer den getödteten Perſonen ſind eine große Anzahl von Arbeitern und drei Beamte mehr oder weniger erheblich verwundet. Die Zahl der Verletzten konnte bis jetzt nicht feſtgeſtellt werden. Sie ſind zum Theil im Höchſter Kranken⸗ hauſe, zum Theil in den Frankfurter Spitälern untergebracht, zum Theil aber, nachdem ſie verbunden waren, in ihre in den benachbarten Ortſchaften gelegenen Wohnungen zurück⸗ gekehrt. Die Zahl der Schwerverletzten dürfte die Zahl der Todten nicht erheblich überſchreiten. Auch dürften keine Verletzungen vorliegen, die noch den Tod der Betreffenden zur Folge haben könnten, Für die Angehörigen der getödteten Arbeiter und Be⸗ amten und für die Verletzten, die an den Folgen der Ver⸗ letzungen länger als 13 Wochen an ihrer Erwerbsfähigkeit beeinträchtig ſind, hat die Berufsgenoſſenſchaft der chemiſchen Induſtrie aufzukommen. Die geſetzlichen Entſchädigungen ſtellen ſich für die Hinterbliebenen der Getödteten auf ½¼5 des Arbeitsverdienſtes der Letzteren für Begräbnißkoſten, ſowie auf 20 Prozent Dauer⸗Rente für Wittwe und jedes Kind unter 15 Jahren ſowie für Aſcedenten und Deſcedenten, inſoweit die Rente nicht durch Wittwe und Kinder auf⸗ gebracht wird. Die Geſammtrenten aus dem Sterbefalle dürfen nämlich in Höchſtbetrage nur 60 Prozent des Arbeits⸗ verdienſtes ausmachen. Für die Erwerbsfähigkeit beein⸗ trächtigenden Folgen der Verletzungen haben für die erſten 18 Wochen die Betriebskrankenkaſſen aufzukommen. Nach Ablauf dieſer 13 Wochen ebenfalls die Berufsgenoſſenſchaft der chemiſchen Induſtrie, und zwar ſind bei völliger Er⸗ werbsunfähigkeit 66⅝ Prozent zu gewähren und bei theil⸗ weiſer Erwerbsunfähigkeit der entſprechende Prozentſatz der Rente für völlige Erwerbsunfähigkeit. Griesheim, 27. April. Die Nacht iſt ohne weiteren Unfall verlaufen. Nach amtlicher Mittheilung ſind bis heute Vormittag 14 Leichen geborgen, doch werden noch mehrere Leute vermißt. Die Zahl der Schwer- und Leichtverwundeten wird von zuſtändiger Seite auf 150 geſchätzt. Die Zahl der in den Frankfurter Hoſpitälern Untergebrachten beträgt circa 50, während im Höchſter Krankenhauſe 21 Aufnahme gefunden haben. Oberpräſident v. Zedlitz⸗Trütſchler iſt wieder abgereiſt. Der Kaiſer wird heute erwartet. Nach den neueſten Feſtſtellungen ſoll die Zahl der Todten 16 betragen. Die Geſammtzahl der in den Kranken⸗ häuſern untergebrachten, mehr oder weniger Verletzten be⸗ läuft ſich nach möglichſt genauer Zuſammenſtellung auf 78 männliche Perſonen und eine Frau. Im Höchſter Kranken⸗ haus ſind zwei Verwundete geſtorben. Das Befinden ſämmt⸗ licher Verunglückten iſt den Umſtänden nach ein befriedigendes. Bei den allermeiſten beſteht keinerlei Lebensgefahr. Die Anzahl der leichter Verletzten iſt ziemlich hoch. Ihre Zahl läßt ſich aber auch ſchätzungsweiſe nur ſchwer feſtſtellen. Berlin, 27. April. Die Kaiſerin Friedrich ſandte geſtern ihre Hofdame Gräfin Perponcher zur Unglücksſtätte in Griesheim, um Erkundigung einzuholen. Sie beſuchte die im Krankenhauſe zu Höchſt untergebrachten Verwundeten. Die Kaiſerin Friedrich hat ſofort einen namhaften Geld ⸗ betrag geſpendet. Frankfurt a. M., 27. April. Der Kaiſer beauftragte den Generaladjutanten von Lindequiſt, der Gemeinde und der chemiſchen Fabrik ſeine Theilnahme an dem Unglück zum Ausdruck zu bringen, über deſſen Umfang er Bericht wünſcht. Nah und Fern. » Viernheim, 30. April. Die hieſige Volks ſchule wird jetzt von 1462 Schulkindern beſucht, darunter befinden ſich 729 Knaben und 733 Mädchen. 1406 Kinder gehören der kathaliſchen, 36 der evangeliſchen und 20 der iſraelitiſchen Konfeſſion an. Die Zahl der Schüler und Schülerinnen hat gegen das Vorjahr um 31 zugenommen. Obwohl an der hieſigen Schule 20 Lehrkräfte wirken, ſind eine Anzahl Klaſſen immer noch überfüllt. Steigt die Zahl der Schulkinder in derſelben Weiſe wie bisher weiter, dürfte die Errichtung eines zweiten Schulgebäudes bald zur dringen ⸗ den Nothwendigkeit werden. — Ein Maikäferflugjahr haben wir in dieſem Jahre zu erwarten und ſind Maßnahmen zur Vertilgung der Käfer geboten. Auch Geſpinnſtmotten und Raupen ſollen maſſenhaft auftreten. Es iſt daher zu rathen, ſofort mit dem Reinigen der Bäume und Hecken zu beginnen und den Abraum mit Petroleum zu begießen und zu verbrennen. Mannheim, 27. April. Ein ſchweres Sittlich⸗ keitsverbrechen wurde am 24. April, Nachts zwiſchen halb 10 Uhr und halb 12 Uhr in der Nähe des hieſigen Fried⸗ hofes am rechtsſeitigen Neckarufergelände an einem 20 Jahre alten, auf dem Heimwege begriffenen unbeſcholtenen Madchen veruͤbt, indem es von einem gut gekleideten Manne, der ſich ihm gegenüber fälſchlich als„Schutzmann Bauer“ ausgegeben hat, angehalten, auf die Seite geführt und von dieſem und ſeinen 4 herbeigeeilten, im Hinterhalt verſteckt gelegenen Be⸗ gleitern in der unmenſchlichſten Weiſe vergewaltigt und mißhandelt wurde. Die Thäter— fünf verheirathete Männer — Taglöhner Johann Schwerdel von Firmſtein, wohnhaft 16. Querſtraße 25 hier; Metalldreher Wilhelm Gräber von Mörlenbach, wohnhaft in Ludwigshafen; Taglöhner Lorenz Gräber von Mörlenbach, wohnhaft Mittelſtraße 85 hier; Taglöhner Peter Engert von Bobſtadt, wohnhaft 18. Ouer⸗ ſtraße 13b hier; Taglöhner Johann Glaab von Oberſeilauf, wohnhaft 12. Querſtraße 18 hier, wurden am 25. bezw. 26. ds. Mts. hier verhaftet; ſie ſind geſtändig. Mannheim, 29. April. Ein ſchweres Gewitter, das erſte in dieſem Frühjahr, iſt am Samstag Abend gegen 7 Uhr über unſere Stadt niedergegangen. Es war von ziemlich ſtarkem Hagelſchlag begleitet, der ſtellenweiſe an den in vollem Blüthenſchmuck prangenden Bäumen erheblichen Schaden anrichtete. — Ein verheerendes Großfeuer entſtand am Samstag Abend durch Blitzſchlag in dem Holzlager (Zimmerplatz) der Firma Joh. Georg Lutz, Quergewann 23. Die Berufsfeuerwehr war um 7 Uhr 4 Minuten an Ort und Stelle und konnte nur durch energiſches Eingreifen und Anſpannen aller Kräfte, das durch einen ſtarken Südweſt⸗ wind angefachte, ſich mit unheimlicher Schnelligkeit aus · breitende Feuer auf ſeinen Herd beſchränken und ein Weiter⸗ ausdehnen verhüten. Der nebenan btfindliche Lagerplatz der Firma Lächele Ww., Hofpfläſterer, wurde ſtark in Mitleiden⸗ ſchaft gezogen, da auf demſelben 2 Werkzeug⸗ und Geſchirr⸗ Schuppen durch das Feuer vollſtändig zerflört wurden. Durch die ſengende Hitze, welche die brennenden Holzvorräthe ent⸗ wickelten, geriethen an der nördl. und ſüdl. Seite die durch eine Straße getrennten zu andern Lagerplätzen gehörenden Holzſchuppen theilweiſe in Brand, welche aber rechtzeitig gelöſcht wurden. Das Feuer wurde von 4 Seiten ange⸗ griffen und zurückgedrängt. Abgebrannt ſind Werkſtätten und Holzſchuppen, verbrannt große Holzvorräthe. Die Mannſchaft der Berufsfeuerwehr arbeitete abwechslungsweiſe die ganze Nacht hindurch bis Sonntag Vormittag um 6 Uhr. Der Holzmaterialſchaden dürfte ca. 30 000 Mk., der Geſammt⸗ ſchaden ca. 40 000 Mk. betragen.— Wie wir hören, iſt der Brand in dem Taubenſchlag, der ſich auf dem Lutz'ſchen Zimmerplatz befand, ausgebrochen, und zwar in dem Moment, als der Sohn des Herrn Lutz mit dem Füttern der Thiere beſchäfttgt war. Glücklicherweiſe kam Herr Lutz jun. mit dem Schrecken davon. Ludwigshafen, 29. April. Trotzdem vor einigen Wochen ein gewiſſer Viehtreiber Damian, als der berüchtigte Aufſchlitzer verhaftet worden war, nahmen die Unthaten doch ihren Fortgang. Geſtern gelang es zwei als Mädchen ver⸗ kleideten Crimialbeamten den wirklichen Thäter auf friſcher That feſtzunehmen. Wohl 18 bis 20 Frauens perſonen wur⸗ den in ſcheußlicher Weiſe zugerichtet. Der Thäter wurde am alten Rangirbahnhofe im Straßengraben liegend ver⸗ haftet. Er lag daſelbſt mit gezücktem Meſſer auf! der Lauer. Einem der Schutzleute gelang es, ihm ſofort das Meſſer zu entwinden und ihn dingfeſt zu machen. Damian wurde ſ. Zt. nur verhaftet, um die Gemüther der hieſigen Bürger⸗ ſchaft zu beruhigen.(Das iſt ja eine wunderliche Praxis! D. R.) Damian konnte nur eines Nothzuchtsverbrechens überführt werden. Birkenau, 29. April. Für die Katholiken des hieſigen Kirchſpiels wird vom 5. bis 12. Mai in der Pfarr- kirche dahier eine Miſſion abgehalten werden. Fürth i. O. Wegen Wechſelfälſchungen in großem Umfange wurde durch die Großh. Staal sanwaltſchaft der Fuhrmann Gg. Hirſchberger aus Fürth i. O. verhaftet und in das hieſige Unterſuchungsgefängnis eingeliefert. Er hat die Wechſel auf den Namen ſeines Backſteinlieferanten ge⸗ fälſcht, in Umlauf geſetzt und auch wieder ſelbſt eingelöſt. Anſcheinend hat er noch Mitſchuldige. Auffallend war für die Einwohnerſchaft ſchon lange, daß ſich innerhalb kurzer Zeit Hirſchberger ſehr in die Höhe arbeitete und zuletzt ſogar 5 Pferde beſaß. Er iſt 32 Jahre alt und verheiratet. Bis jetzt ſollen ca. 20,000 M. an Fälſchungen entdeet ſein, doch läßt ſich die geſammte Höhe der Beträge noch nicht überſehen. Leutershauſen, 27. April. In Verbindung mit dem Feſt des hieſigen Militärvereins wird am Sonn⸗ tag den 5. Mai im Rathhaus hierſelbſt eine Abgeordneten⸗ verſammlung des Militär⸗Gauverbandes der Bergſtraße ab⸗ gehalten. Die Verſammlung beginnt Vormittags 11 Uhr. Ziegelhauſen, 25. April. Vorgeſtern ſtürzte die 30 Jahre alte Ehefrau des Johann Wiegand von einem Neubau und war ſofort todt. Weiſenau, 27. April. In einer Mainzer Brauerei halte dieſer Tage der 18jährige Georg Anſtatt vom Braumeiſter wegen einer Arbeit einen Verweis erhalten. Als der Braumeiſter weggegangen, ſchleuderte der Anſtatt aus Zorn wegen des Verweiſes eine Flaſche wider die Wand. Ein Splitter flog einem in der Nähe arbeitenden 19jährigen Mädchen in das linke Auge und verletzte daſſelbe ſchwer. Jedenfalls dürfte die Sehkraft des Auges verloren ſein. Für den Jähzornigen wird die Sache noch ein gerichtliches Nachſpiel haben. Wieſenthal(A. Bruchſal), 27. April. Beim Heu⸗ rupfen fiel der 68 Jahre alte Landwirth Florian Graſſel ſo unglücklich vom Heuboden herab auf die Tenne, daß er am Nachmittag in Folge der ſchweren inneren Verletzung ſtarb. Weinolsheim, 27. April.(In den Flammen umgekommen.) Bereits zum dritten Male binnen Jahresfriſt wurde unſere Gemeinde durch Brandunglück heimgeſucht. Vor⸗ geſtern Nachmittag gegen 2 Uhr brach in dem Zäaͤngerler'ſchen Anweſen auf eine bis jetzt unaufgeklärte Weiſe Feuer aus, welches die dazu gehörige Scheuer in kurzer Zeit einäſcherte. Leider iſt ein Menſchenleben den Flammen zum Opfer gefallen. Herr J. Zängerler war in der Abſicht, noch verſchiedene Gegenſtände zu retten, in die Scheuer eingedrungen. Der entgegen kommende Qualm benahm aber dem Mann offenbar die Beſinnu.g, ſo daß er nicht mehr den Ausgang zu finden vermochte und ſo in den Flammen ſeinen Tod fand. Die ſtark verbrannte Leiche fand man in der Scheuertenne unter dem Wagen. Der hart heimgeſuchten Frau Zängerler und den Kindern bringt die ganze Gemeinde aufrichtige Theil⸗ nahme entgegen. — That einer wahnſinnigen Mutter. Ju Billigheim(Rheinpfalz) ſtürzte die Frau des Einnehmers Sonne ihre beiden Kinder im Alter vou 2 bezw. 7 Jahren in eine Jauchegrube und ſprang hierauf ſelbſt hinein. Die beiden jungen Weſen ertranken und nur die Frau, die in geiſtiger Umnachtung dieſe Unthat vollbrachte, wurde lebend aus dem Moraſte gezogen. Die Frau ſchwebt in Lebensgefahr. Kirnbach(A. Wolfach), 27. April. Vorgeſtern Nachmittag ereignete ſich hier ein recht bedauerlicher Unglücks⸗ fall. Der ca. 50 Jahre alte Dachdecker Georg Wöhrle von hier war damit beſchäftigt, im Thale ein Haus mit Stroh zu decken. Dabei hatte ſich die ſog.„Steigleine“ gelöſt, infolge⸗ deſſen hatte Wöhrle keinen Halt mehr und ſtürzte vom Dache und zwar ſo ungluͤcklich, daß er ſich die Hirnſchale zer⸗ ſchmetterte. Der Verunglückte iſt trotz ſofort herbeigeholter ärztlicher Hilfe lt.„Kinzigthlr.“ im Laufe dieſer Nacht ſeinen Verletzungen erlegen. p pſ( p——— in die Höhe— vor mir ſtand Olga Heideck, mein heimlich ge ⸗ liebtes Mädel.„Fliehe! Sofort! Noch in dieſer Stunde! Die Polizei weiß Eure geheime Zuſammenkünfte und Du ſollſt noch heute Abend wegen Hochverraths verhaftet werden. Ich weiß es von meinem Vater, bei dem ich ſoeben eine Unterredung deſſelben mit dem Polizeichef belauſchte,“ ſtieß ſie athemlos mit thränenerſtickter Stimme hervor. Ich wußte, was mir bevor⸗ ſtand, wenn mich die Polizei erwiſchte. Ich will Ihnen die Scene des kurzen Abſchiedes von der Geliebten nicht ausmalen und die Gefühle ſchildern, die mich durchtobten, als ich wie ein Dieb meinem Vaterlande den Rücken kehrte, dieſem Vaterlande, das ich ſo unendlich liebte und in dem ich nun alles Liebe und Theure, was ich beſaß, die Geliebte und Eltern und Geſchwiſter und alle meine Hoffnungen zurücklaſſen mußte. Erſt zwanzig Jahre ſpäter kehrte ich aus der Fremde zurück, arm an Gütern, aber reich an Erfahrungen. Ich hatte die Genugthuung, daß das, was ich als Jüngling geträumt, wefür ich in Wort und Schrift begeiſtert gekämpft und in der Verbannung gelitten batte, zum großen Theil in Erfüllung gegangen war oder ſeiner Voll⸗ endung entgegen ging. Niemand dachte mehr daran, den einſtigen „Hochverräther“ zur Rechenſchaft zu ziehen. Ideen und An⸗ ſchauungen wechſeln eden mit der Zeit, nur nicht immer die Charaktere der Menſchen. Das ſollte ich bald erfahren. Ich kehrte ins Elternhaus zurück, erhielt die Stelle meines alternden Vaters und widmete mich ganz dem Berufe, dem ich von Jugend auf zugethan war. Meine Hoffnung, bald in eine meiner Bildung und Kenntniſſen angemeſſene Stellung befördert zu werden, erfüllte ſich leider nicht, denn jener Mann, der mich vor zwanzig Jahren an die Polizei verrleth, befand ſich als mein Vorgeſetzter bei der Königlichen Regierung. Sein Haß war mir ins Ausland gefolgt und blieb auch zwiſchen mir und ihm beſtehen, als ich wieder daraus zurückkehrte. Run, ich habe gelernt zu reſigniren; ich habe ſpäter auf andere Weiſe das Glück herausgefordert und auch ſo als ſchlichter Förſter und Landwirth Erfolge erzielt. Bin ich auch nur ein fiepler Subalterner ge⸗ blieben, ſo tauſche ich doch noch nicht mit Manchem, der einen hochklingenden, volltönenden Titel vor ſeinen Namen zu ſetzen hat. Der Mann aber, dem ich die Flucht aus dem Vaterlande zu verdanken habe, der Mann, der mich heute noch mit ſeinem Haß verſolgt und mit Hochmuth und Geringſchätzung behandelt — dieſer Mann iſt der jetzige Ober⸗Reglerungsrath Arnold Thies! Und ich hoffe, daß dieſer Mann es jetzt begreifen wird, 2 28 9 2 2 2 N 22 N 2 N 7. 9 0— 1 755 2 a n RPA 2 2 1 wenn ich vorhin eine Verbindung mit ſeiner Familie als für mich wenig ehrenvoll bezeichnet habe!“ Harts Stimme war aus dem ruhigen Erzählerton im Anfange, gegen das Ende mehr und mehr zu gewaltiger Höhe und Stärke angeſchwollen, und als er, die Fauſt erhebend, dem Rath die Anklage ins Geſicht ſchleuderte, er habe ihn einſt aus dem Vaterlande vertrieben, nur ihm verdanke er ſeine heutige untergeordnete Stellung, da ſchien es einen Moment, als wollte der Mann da vor ihm unter der Wucht dieſer Beſchuldigungen zuſammenbrechen. Aber noch ehe der Rath ſich faſſen und auf Harts Be⸗ zichtigung ein Wort der Rechtfertigung finden konnte, ereignete ſich etwas, das beide tieferregten Männer wohl nicht voraus⸗ geſehen hatten. Wie ein Engel des Friedens ſchwebte plötzlich Erneſtine durch die Portiere des Nebenzimmers herein, warf ſich um den Hals des Vaters und rief mit geiſterbleichem Ant⸗ litz:„Bitte, bitte, lieber Vater, reg Dich nicht ſo ſehr auf, vergieb, vergiß— um meinetwegen! Sieh, ich kam eben zufällig ins Nebenzimmer und da dannte mich Deine laute erregte Stimme derartig an die Stelle, daß ich nicht fort konnte.“ Aber Hart ſtieß ſie rauh zurück.„Was willſt Du hier? Wie kommſt Du hierber? Seit wann belauſcht Du meine Unterbaltung mit Dritten? Du wirſt ſoſort das Zimmer verlaſſen!“ „Vater!“ „Geh', ſage ich, oder bei Gott, ich vergeſſe, daß Du im zwanzigſten Lebensjahre ſtehſt!“ Schluchzend, taumelnd ſuchte Erneſtine den Ausgang, vor ihre Augen legte ſich ein dunkler Schleier. Jetzt war alles für ſie verloren. Dieſe harten Worte würde ihm ſein Vorgeſetzter nie verzeihen.— Aber was war das? Eben hatte ſie den Thürgriff erfaßt, da fühlte ſie eine bebende hagere, aber nicht harte Hand ihren Arm umſpannen. (Fortſetzung ſolgt.) Ein Frühlingslied. Es ſtrahlt in lichtem Blau Das weite Himmelszelt. Erfriſcht von Morgentau Iſt rings die junge Welt. . r l N 2 Vom Dorf herüber klingt Der Glocken hell Geläut, Im Baum ein Voöglein ſingt; 's iſt Frühling worden heut. Dort unterm Lindenbaum Die Schäflein weidend gehn. Die Hirtin jung weiß kaum, Wie plötzlich ihr geſchehn. Das junge Herz, bewegt Von hoffnungsvoller Luſt, Sich ihr im Buſen regt. Ein Lied entſteigt der Bruſt. Wie dieſes Lied ſo rein, O Hirtenkind, ſo mag Dein Leben immer ſein, Ein einz'ger Frühlingstag. Vergißmein nicht. Am murmelnden Bächlein blühen Gar viele Vergißmeinnicht, Und ſchauen ſo treu dem Himmel In's heitere Angeſicht. Der Himmel blickt auch herunter Auf alle ſo blau und licht, Als wär' er ſelber nichts andres Als ſo ein Vergißmeinnicht. Für Geiſt und Herz. Eile nicht zu ſehr, wenn du etwas unternehmen willſt; haſt du es aber einmal angefangen, ſo vollende es ſtandhaft. Ein' jede fröhliche Weiſe Und jedes frenndliche Wort, Sie klingen lange, leiſe Im Herzen welter fort. Gehſt du in den Krieg, dann bete einmal, gehſt du zur See zweimal, in die Ehe— dreimal! K bes aun. an wurd * Jaap 0 fachen l des Nat, eber finden Die unter und Wel, her ahren Die i in chend fahr. eſtern läckz⸗ von 0 folge Dach zer oller einen U 0 Lörrach, 27. April. In Weil wurde der Inhaber des dortigen Verſandtgeſckäfts Karl Lang nebſt ſeinem Ko mmis Ernſt Friedrich Lang verhaftet und in das hieſige Am tsgefängniß eingeliefert. Lang ſoll einen ſchwunghaften Schmuggel, namentlich mit Cigarren, gewerbsmäßig betrieben haben. Im Geſchäft in Weil wurde eine Menge Waaren beſchlagnahmt, die Hauszugänge wurden verſiegelt und ein Grenzjäger als Wache vor dem Hauſe aufgeſtellt. Das Hauptgeſchäft des Lang befindet ſich in den ſchweizeriſchen Richen. Rottweil, 27. April. Der Raubmörder Stein⸗ harter, der an dem Morgen, an dem die Geſchworenen nach dreitägiger Verhandlung über ſeinen Hals entſcheiden ſollten, die Zelle in Brand ſteckte, liegt jetzt hoffnungslos darnieder und wird dem Scharfrichter entgehen. Ludwigsburg, 26. April. Vorgeſtern Vor⸗ mittag iſt in Kornweſtheim das 2½ Jahre alte Söhnchen des Bahnwärters Engelhardt lt.„Sch. B.“ in einen beim Nachbarhaus aufgeſtellten Waſchzuber gefallen und ertrunken. Tilſit, 27. April. Raubmord an einem achtzig⸗ jährigen Arzt. Aus Tilſit wird gemeldet, daß dort der in den achtziger Jahren ſtehende praktiſche Arzt Dr. Heyden⸗ reich in ſeiner Wohnung todt aufgefunden wurde. Als Mörder iſt der aus Inſterburg gebürtige Tapezierer Förmer ermittelt. Er hat die That bereits eingeſtanden. Die Uhr des Ermordeten und 800 M. wurden im Ofen in Förmers Wohnung vorgefunden. — Ein Ausſtand der Hebammen. Ein eigenartiger Streik iſt in Köslin ausgebrochen. Es handelt ſich um einen— Hebammenausſtand. Die Hebammen haben ſich zu einem Verein zuſammengethan und beſchloſſen, zu ſtreiken, falls in Zukunft das Bitten der Pathen zur Taufe, das Hergeben des Taufzeuges für die Täuflinge und das Tragen der Täuflinge von den Wohnungen zur Kirche von ihnen beſorgt werden ſoll. Die kindereichen Väter Köslins und die es werden wollen, finden ſich mit gutem Humor in die Sache, wie folgendes Inſerat in einem Lokal⸗ blatte beweiſt:„Zur gefälligen Beachtung! Bezugnehmend auf das Inſerat der hilfreichen Frauen Köslins in Nr 94 der„Kösliner Zeitung“ werden auch die Unterzeichneten vom 1. Mai ab nur unter folgenden Bedingungen die Lieferung von Sprößlingen übernehmen 1) Die Babies werden nur bis an die Hausthüren geliefert, 2) Augenzeugen, beſonders Kinder, werden nicht mehr geladen, 3) Hemdchen müſſen ſelbſt gehalten und an den Centralverband in Kairo geſandt werden. Der Centralverband der Störche, Sektion Köslin.“ Wien, 27. April. Ein ſchweres Eiſenbahn⸗Unglück fand auf der Nordbahn bei Pohl in der Nähe der Station Prerau ſtatt. Ein Kurierzug ſtieß mit einem Perſonenzug zuſammen. Mehrere Wagen geriethen in Brand. Man zählt viele Todte; 170 Perſonen ſind theils ſchwer, theils leicht verletzt. Mons, 27. April Durch Exploſion ſchlagender Wetter wurden geſtern im Kohlenbergwerk Grand Baiſſon in Horna 10 Perſonen getödtet.(Nach näheren Mittheilungen beträgt die Zahl der im Kohlenbergwerk von Grand Buiſſon Getödteten 18, der Verletzten 7.) Konſtantinopel, 27. April. Unter der ein ⸗ heimigen Bevölkerung von Baſſorah ſind 3 peſtverdächtig e Erkrankungen vorgekommen,— In der Filiale der Pulver⸗ fabrik Makritoei bei Stambul fand eine Exploſion ſtatt, wobei 15 Soldaten getödtet und mehrere verwundet worden ſein ſollen. Redaktion, Druck uno Verlag von W. Bingener, Viernheim. Oeffeutlicher Dank dem Herrn Franz Wilhelm, Apotheker in Neunkirchen, N.⸗Oe, k. u. k. Hoflieferant, Erfin⸗ der des autirheumatiſchen und antiarthri⸗ tiſchen Blutreinigungsthees. Blutreinigend für Gicht und Rheumatismus. Wenn ich hier in die Oeffentlichkeit trete, ſo iſt es deßhalb, weil ich es zuerſt als Pflicht anſehe, dem Herrn Wilhelm, Apotheker in Neunkirchen, k. u. k Hoflieferant, meinen inn gſten Dank auszuſpre⸗ chen für die Dienſte, die mir deſſen Blutreinigungsthee in meinem ſchmerzlichen rheumatiſchen Leiden leiſtete, und ſodann, um auch andere, die dieſem gräßlichen Uebel anheimfallen, auf dieſen treff⸗ lichen Thee aufmerkſam zu machen. Ich bin nicht im Stande, die marternden Schmerzen, die ich durch drei volle Jar dei jeder Witterungsände⸗ rung in meinen Geer. itt, zu ſchildern, und von denen mich weder Heilmittel, noch der Ge⸗ brauch der Schwefelbäder in Baden bei Wien be⸗ freien konnten. Schlaflos wälzte ich mich Nächte durch im Bette herum, mein Appetit ſchmälerte ſich zuſehends, mein Ausſehen trübte ſich und meine ganze Körperkraft nahm ab. Nach vier Wochen langem Gebrauch oben genannten Thees wurde ich von meinen Schmerzen nicht nur ganz befreit und bin es jetzt noch, nachdem ich ſchon ſeit ſechs Wochen keinen Thee mehr trinke, auch mein körperlicher Zuſtand hat ſich gebeſſert. Ich bin feſt überzeugt, daß Jeder, der in ähnlichen Leiden ſeine Zuflucht zu dieſem Thee nehmen, auch den Erfinder deſſen, Herrn Franz Wilhelm, ſo wie ich, ſegnen wird. In vorzüglichſter Hochachtung Gräfin Butſchin⸗Streitfeld, Oberſtlieutenants⸗Gattin. Beſtandtheile: Innere Nußrinde Wall nußſchale 56, Ulmenrinde 75, Franz. Orangen⸗ blätter 50, Exyngiiblätter 35, Scabioſenblätter 56, Lemusblätter 75, Bimmſtein 1.50, rothes Sandel⸗ holz 75, Bardannawurzel 44, Caruxwurzel 3.50, Radic. Caryophyll. 3.50, Chinarinde 3.50, Eryngiiwurzel 57, Fenchelwurzel(Samen) 75, Graswurzel 75, Lapathewurzel 67, Sußholz⸗ wurzel 75, Saſſaparillwurzel 35, Fenchel, roͤm. 3.50, weiß. Seuf 3.50, Nachtſchattenſtengel 75. Rudolf Nücker, 3“wi 2e Wemnen. Weinheim a. d. B. Preisliſten u. Proben auf Verlangen. 4 J 5* S. 11* g Glu Reale gl e e ll ., A. ee gedliu. eien u. Dae en. See, O. iger ab. 2 . 8 Talepbes 1562. Tate Fteite. Muster der xu elnem Kleid für Neuhei 6m Sommerstoff Mk. 1.50 euheiten von 6m Damentuch, solide Qual. Mk. 3.— Damen- und[6m Lodenstof,„ Qual. Mk. 3.90 1 6m Crépe, reine Wolle, Mk. 5.40 erren- 3,30 m Cheviot z. e. Herrenanzug Mk. 5.— Kleiderstoffen versendet franko per Nachnahme das auf Verlangen Versandthaus franco. Hch. Hättich, Haslach, bade. Bekanntmachung. Offenlegung der Liſten der Stimm⸗ berechtigten zur Gemeinderaths⸗ und Beigeordnetenwahl betr. Während der Zeit vom 1. bis 8. Mai 1901 inkl. Vormittags von 8—12 Uhr und Nachmittags von 2—5 Uhr liegt die Liſte der in der Gemeinde Viernheim zur Gemeinde⸗ raths⸗ und Beigeordnetenwahl Stimmberechtigten auf dem Rathhauſe zu Jedermanns Einſicht offen. Innerhalb dieſer. Friſt kann in dem bezeichneten Lokale jedes Mitglied der Gemeinde Einſicht von dieſen Liſten nehmen und Einwendungen gegen dieſelben vorbringen. a Viernheim, den 30. April 1901. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Pfizer. 513 Bekanntmachung. Von Seiten Großh. Kreisamts wurden wir aufgefordert, die hieſigen Landwirthe zu veranlaſſen, ihre Felderzeugniſſe gegen Hagelſchlag zu verſichern, um ſo mehr, als Großh. Miniſterium des Innern im Hinblick auf die beſtehenden Verſicherungsgelegenheiten Colecten für Hagelbeſchädigte nicht mehr geſtattet. Da eine ſolche Verſicherung von Seiten der Landwirthe nicht zu unterſchätzen iſt, haben wir uns an den hieſigen Vorſtand des Bauernvereins gewandt und iſt dieſer gerne be⸗ reit, Aufträge dieſer Art entgegen zu nehmen und mit den Verſicherungsgeſellſchaften Abſchlüſſe zu treffen. Viernheim, den 24. April 1901. 495 Gr. Bürgermeiſterei Viernheim. Pfützer. Nachſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und genauer Darnachachtung. Viernheim, den 30. April 1901. Großh. Buͤrgermeiſterei Viernheim. 508 Pfützer. Bekanntmachung. Nachſtehende für die Stadt Mannheim erlaſſene Ver⸗ ordnung bringen wir auf Erſuchen des Großh. Bezirksamts Mannheim mit dem Bemerken zur Kenntnis der Intereſſenten, daß Zuwiderhandlungen empfindliche Beſtrafungen nach ſich ziehen. Heppenheim, den 2. April 1901. Großh. Kreisamt Heppenheim. Dr. Göttelmaun. Ortspolizeiliche Vorſchrift betr. den Verkehr mit Kuhmilch für die Stadt Mannheim. § 1. Wer in Mannheim gewerbsmäßig Milch einführt, feilhält, verkauft oder einführen, feilhalten, verkaufen will, oder wer Milchkühe zum Zwecke des Gewerbes durch Milchverkauf hält oder halten will, hat dies dem Bezirksamte unter Angabe der regelmäßigen Bezugsquelle bezw. der Zahl der Milchkuͤhe vor⸗ her anzuzeigen. Ebenſo hat derſelbe jede örtliche Verlegung des Geſchäfts bezw. Stalles, ſowie die Eröffnug eines Zweiggeſchäfts in Mannheim anzuzeigen. 8 2. Friſche Milch darf nur unter folgenden Bezeichnungen eingeführt, feilgehalten, oder verkauft werden: Als„Vollmilch“ darf nur Milch bezeichnet werden, welcher kein Milch⸗Beſtandtheil entnommen und nichts hinzu⸗ geſetzt iſt und welche einen Fettgehalt von wenigſtens 30%, bei Trockenſubſtanz von mindeſtens 11,5% und ein ſpeziffiſches Gewicht von 1,029 bis 1,034 bei 15 C. hat. Als„Magermilch“ darf nur entfettete Milch bezeichnet werden, deren ſpezifiſches Gewicht wenigſtens 1,033 bei 150 C beträgt. Als„Kindermilch“,„Säuglingsmilch“,„Sanitätsmilch“ oder mit ähnlichen Namen, durch welche der Glaube erweckt wird, die Milch ſei in geſundheitlicher Beziehung der Voll⸗ milch vorzuziehen, darf nur Vollmilch bezeichnet, eingeführt, feilgehalten oder verkauft werden, welche von Milchkühen ge⸗ nommen iſt, die hinſichtlich ihres Geſundheitszuſtandes und ihrer Pflege den Anforderungen in§ 10(a1) genügen. 3 Gefrorene, abgekochte oder ſteriliſirte Voll⸗, Mager⸗ oder Kindermilch iſt als ſolche beſonders zu bezeichnen. Als„ab⸗ gekocht“ gilt diejenige Milch, welche auf eine Tempe 100% C. gebracht oder wenigſtens ¼ Stunde lang ei. peratur von 90% C. ausgeſetzt worden iſt. Als„ſteriliſirte“ Milch iſt diejenige zu bezeichnen, n nachdem ſie ſofort nach dem Melken von Schmutztheilen be worden, ſpäteſtens in 12 Stunden in entſprechenden vom zirksamt als leiſtungsfähig anerkannten Apparaten ordnungs mäßig behandelt und während des Erhitzens mit luftdichtem Verſchluß, der erſt vom Konſumenten gelöſt wird, verſehen iſt. Andere Bezeichnungen als die in§ 3 angeführten für un⸗ präparierte Milch ſind verboten. § 4. Känſtliche Milchpräparate dürfen nur unter ausdrück⸗ licher Bezeichnung ihrer Zuſammenſetzung auf den Verkaufs⸗ gefäßen eingeführt, feilgehalten oder verkauft werden. f Buttermilch und ſaure Milch muß beim Verkaufe als ſolche bezeichnet werden. a 5. Das gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten von Milch, welche von kranken Thieren, von Thieren aus an Maul⸗ und Klauenſeuche, Milzbrand oder an Dißphterie leidenden Beſtänden oder welche von Thieren innerhalb der erſten 8 Tage nach dem Kalben gewonnen wird, ſowie von bitterer, ſchleimiger, verdorbener, mit Maſſer verdünnter, oder mit fremdartigen Subſtanzen verſetzter Milch iſt verboten. Als kranke Thiere gelten insbeſondere diejenigen, welche an Maul⸗ und Klauenſeuche, Milzbrand, Tuberkuloſe(Perl⸗ ſucht), Pocken, Rauſchbrand, Tollwut oder Gelbſucht, an Krankheiten des Euters, jauchiger Gebärmutterentzüͤndung, Ruhr, Pyämie, Septämie oder an Vergiftungen leiden, oder mit giftigen oder 1 N N Mitteln behandelt werden. Wer in Mannheim gewerbsmäßig Milch einführt, feil⸗ hält, oder verkauft, hat die Milchgefäße, in denen die Milch zum Verkaufe geſtellt wird, in deutlicher, nicht abnehmbarer und nicht blos aufgeklebter Schrift mit genauer Bezeichnung der in denſelben enthaltenen Milchſorten zu verſehen. Gefäße, in denen Milch auf Beſtellung an Einzelkunden ausgetragen wird, dürfen abnehmbare Bezeichnungen tragen. Bei Benützung geſchloſſener Milchwagen, Milchkarren ꝛec. ſind dieſe Bezeichnungen nebſt Preisangaben auf den Wagen⸗ rand und zwar unmittelbar über den betreffenden Auslaß⸗ öffnungen, beim Vertriebe der Milch in Flaſchen, jedoch ohne daß es der Preisangabe bedarf, auf den Flaſchen ſelbſt an⸗ zubringen. In den Läden ſind die Verkaufsgefäße ſo aufzuſtellen, daß die Bezeichnung der Milchſorten nicht verdeckt, ſondern dem Publikum ſichtbar iſt. i 7. Gefäße, aus welchem die Milch fremdartige Stoffe auf⸗ nehmen kann, wie Gefäße aus Kupfer, Meſſing, Zink, Thon⸗ gefäße mit ſchlechter oder ſchadhafter Glaſur, eiſerne Gefäße mit bleihaltigen oder riſſig oder bruͤchig gewordenen Email verſehen oder verroſtete Gefäße ſind als Milchgefäße unzuläſſig. Kindermilch darf nur in ungefärbten(weißen oder halb⸗ weißen) Glasgefäßen in den Verkehr gebracht werden. Die Gefäße müſſen gehörig reingehalten werden, die aus geſchloſſenen Milchwagen(vergl.§ 6 Abſ 2) leitenden Auslaßvorrichtungen gut verzinnt ſein und im Inneren rein⸗ gehalten werden. Die zum Ausmeſſen der Milch dienenden Gefäße müſſen hinſichtlich des Materials und der Sauberkeit denſelben An⸗ forderungen, wie die Milchgefaße genügen und mit einer ge⸗ eigneten Handhabe verſehen ſein, ſodaß eine Berührung der Milch mit der Hand beim 8 ausgeſchloſſen iſt. 8 Gefäße, in welchen Milch gewerbsmäßig in Mannheim eingeführt wird, müſſen plombirt ſein f Sämmtliche Gefäße, einſchließlich der Standgefäße, in welchen die für den Verkehr beſtimmte Milch transportirt, feilgehalten, verkauft oder ſonſt vertrieben wird, müſſen mit feſtverſchloſſenen, genau ſchließenden Deckeln verſehen ſein. Bei Blechgefäßen müſſen die Deckel angekettet oder anderweitig befeſtigt ſein. Die Verwendung von Papier, bleihaltigem Gummi, Lappen oder gebrau chtem Stroh zur Abdichtung der Deckel iſt verboten. Die Gefäße dürfen nicht anderweitig benützt werden, namentlich nicht zur Aufnahme von Viehfutter, Spülicht, Küchenabfällen und dergleichen. Wenn Stoffe genannter Art mitgeführt werden, ſo müſſen ſie ſich in beſonderen Behältern mit dicht ſchließenden Deckeln befinden. Beim Vertrieb der Milch durch Umherfahren oder Umhertragen dürfen Gefäße, in welchen Waſſer enthalten iſt, nicht mitgeführt werden. . Die für den Verkauf beſtimmte Milch darf nur in Räumen aufbewahrt werden, welche ſtets ſorgfältig gelüftet ſind, ſowie rein und kühl gehalten werden, wobei zu dieſem Zwecke auch Sonntags dieſelben Maßnahmen zu treffen ſind, wie Werktags, und welche auch nicht als Schlaf⸗ oder Krankenzimmer benützt werden. Stoßen die Milchräume unmittelbar an ſolche Zimmer, ſo darf eine Verbindung zwiſchen beiden höchſtens in einer Thüre beſtehen. Dieſe muß aber verſchließbar ſein und ſtets angeklingt gehalten werden. Erkrankt eine Perſon, welche zum Hausſtand eines Milchhändlers oder Milchproduzenten gehört, an Cholera, Blattern, Typhus, Ruhr, Diphterie, Scharlach oder an Uebertragung der Maul- und Klauenſeuche, ſo hat der Haus⸗ haltungsvorſtand dies unverzüglich dem Bezirksamte zur Anzeige zu bringen und die erkrankten, ſowie alle Perſonen, welche mit den Erkrankten in Berührung kommen, aus ſeinem Laden bezw. Stelle fernzuhalten, ſoweit nicht weitergehende Verkehrs⸗ beſchränkungen ſeitens des Gr. Bezirksamt angeordnet werden. Zuwiderhandlungen werden gemäߧ 27 a P. St.⸗G⸗B., § 367 Ziffer 7, R.⸗St-G.⸗B. und§§ 10 ff. des Reichs⸗ geſetzes vom 14. Mai 1879„den Verkehr mit Nahrungs⸗ mitteln, Genußmitteln u. Gebrauchsgegenſtänden betr.“, ſowie d. V. O. Großh. M. d. Innern vom 17. Juni 1884„den Verkehr mit Milch betr.“ beſtraft. Mannheim, den 6. März 1901. Großh. Bezirksamt. Heintze. Pfälzische Bank. Aetienkapital M. 50, 000,000. Reserven M. 10,500, 000. 2 Die Eröffnung unserer zweiten Wechselstube u. Depositencasse Trierische Gasse 9 Montag, den 29. April a. c. statt. Die Wechselstube und Depositencasse ist von morgens 8½ Uhr bis nachmittags 6 Uhr ununterbrochen geöffnet. Wir empfehlen unsere Dienste für alle in das Bankfach einschlagen- den Geschäfte. Frankfurt a. M., den 27. April 1901. fand am 505 Die Direction. 2 eee Man. die Erfahrung bei dem Einkauf von Schuhwaaren, daß die Niederlage der mech. Schuhfabrik Ph. Jourdan, Mainz beſondere Vortheile in Bezug auf Preiſe und Qualität bietet. Die Firma gehört zu den bedeutenſten der Branche, wodurch dieſe Leiſtungsfähigkeit möglich iſt. Feſte Preiſe auf jedem Paare erſichtlich. Großes Lager in Schul⸗Stiefeln. enalität: Jeinſte Handarbeit-Schuhwaaren. Julius Blum p53 Mannheim, Breitestrasse P J 3 neben Maarenhaus Schmoller. Mannheim. Frankfurt a. M. Mainz. Wiesbaden. R. Reineckſtr. 21. Johannesſtr. 4. Michelsberg 32. 2 f Gardinen, Teppiche, Läuferſtaffe, L 1 II 0 k 1 II Stores, Nonleaurſtoffe, Decorationen, Felle, Tiſch-, Divan u. 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