fle legen ider das ſcher eſten einer 6, im Januar 1901: 3. Erſcheint zweimal wöchentlich Mittwochs und gamstags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt). Bezugspreis: 80 Pfg. monatlich einſchl. Trägerlohn. Durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. ——— Amtsblatt der Großh. Vürgermeiſterei Viernheim. Wirkſamſtes Jnſertians-Organ. Viernheiner Anzeiger Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg. die Zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Samstag, den 18. Mai 1901. Ar. 39. 1. Blatt. —— England und Trans vaal. Haag, 15. Mai. Die hieſigen Burenkreiſe verſichern, Lord Kitchener, der infolge der Ausſichtsloſigkeit des Kampfes bereit ſei, den Buren weit günſtigere Bedingungen als früher, insbeſondere volle innere Selbſtverwaltung, zuzugeſtehen, werde daran durch Chamberlain gehindert. Sollte Frau Botha wirklich hierher kommen, um Krügers Intervention herbeizuführen, ſo wird die Miſſion im vorhinein als geſcheitert angeſehen, da Krüger nur einem Frieden auf Grund der vollen Unabhängigkeit der Buren⸗ ſtaaten zuſtimmt. Neuere Berichte beſtätigen den ſtarken Zuzug aus den Reihen der Kapholländer. London, 15. Mai. Die heute ausgegebenen parla⸗ mentariſchen Druckſachen beſagen, daß vom Jahre 1900 bis 1901 634 Gebäulichkeiten in Südafrika niedergebrannt ſind, nämlich im Juni 2, im Juli 3, im Auguſt 12, im Septem⸗ ber 99, im Oktober 189, im November 226, im Dezember Bei 90 Fällen iſt das Datum unbekennt.(Und wohl auch der Grund. D. R.) London, 15. Mai.„Daily Mail“ wird durch einen ſeiner Korreſpondenten aus Brüſſel gemeldet, er habe einen Brief von der Gattin Botha's geleſen, in welchem mitgetheilt wird, daß Lord Kitchener ſich bereit erklärt habe, den Buren vollſtändige Autonomie zu gewähren. London, 15. Mai. Auf dem Banket der Vereinigung der Nonconformiſten und der Unioniſten hielt Salisbury eine Rede, in der er auf die unerwarteten Schwierigkeiten hinwies, welche das letzte Jahr für England gebracht hat. Er beklagte das vergoſſene Blut und rühmte den Muth der Soldaten und die Tüchtigkeit der Generale. Ein Rückblick zeige, daß dem Reiche jeder Gedanke an Unrecht durchaus fern lag. Der Krieg in Südafrika beweiſe, welche Macht England noch ausübe. Die Sache des Friedens ſei jetzt ſicherer als je zuvor(). Die gebrachten Opfer hätten erreicht, daß es jetzt keine Macht in der Welt giebt, welche nicht weiß, daß wenn ſie die Macht Englands herausfordere, ſie einen der furchtbarſten Feinde herausfordere, welchem man begegnen könne.(Salisbury iſt bekanntlich vor kurzem als krank gemeldet worden. Er fiebert ſehr. D. R.) Die Ereigniſſe in China. Paris, 15. Mai. Im geſtrigen Miniſterrath theilte der Miniſter des Aeußern Delcaſſe mit, daß 2000 Soldaten vom chineſiſchen Expeditionskorps in die Heimath zurück⸗ befördert ſeien. Das Expeditionskorps ſelbſt werde folgen, ſobald die letzten Klauſeln der Kollektivnote erfüllt ſeien, beſonders ſobald die Entſchädigungefrage geregelt ſei. London, 15. Mai. Der Pekinger Korreſpondent der „Times“ beſchuldigt die Ruſſen in Tientſin, daß ſie vor dem Brande der Eiſenbahnſtation die feuerſicheren Schränke erbrochen und alle Bücher, Dokumente, Geld uſw. heraus⸗ genommen haben, ſo daß es jetzt der engliſchen Eiſenbahn⸗ geſellſchaft ſehr ſchwer fällt, ihr Beſitzrecht auf das ſtreitige Stück Land an der Station dokumentariſch nachzuweiſen. Das Feuer ſei ausgebrochen, als die Ruſſen noch die Statton beſetzt hielten, und ſie hätten Niemanden den Zutritt geſtattet. 17. Jahtgaug Wremja“ aus Wladiwoſtok vom 9. Mai beſagt: Aus Söul wird gemeldet, die koreaniſche Regierung habe von der japan⸗ iſchen Regierung 10000 Gewehre und eine Million Patronen erworben. London, 15. Mai. Der Pekinger Korreſpondent der „Daily Telegraph“ erfährt, daß infolge eines Geſuches des Admirals Alexejew um Verſtärkungen die ruſſiſche Regierung beſchloſſen hat, zwei erſtklaſſige Schlachtſchiffe, drei erſtklaſſige Kreuzer und einen Kreuzer zweiter Klaſſe ſofort nach den chineſiſchen Gewäſſern zu entſenden. Alexejew befürchtet neue ernſte politiſche Wirren. London, 15. Mai. Die„Times“ meldet aus Peking: Die chineſiſche Antwortnote in der Entſchädigungsfrage war von einer franzöſiſchen Ueberſetzung begleitet, der erſte der⸗ 9 Fall in der Geſchichte der diplomatiſchen Beziehungen n China. Deutſchland. Darmſtadt, 15. Mai. Die geſtern zu einer kurzen Tagung zuſammengetretene Zweite Kammer beſchloß mit 21 gegen 18 Stimmen, über den Antrag Koehler betreffend Ab⸗ änderung der Erbfolge im Großherzogthum Heſſen zur Tages⸗ ordnung überzugehen. Darmſtadt, 15. Mai. Vom herrlichſten Wetter be⸗ günſtigt, fand heute Vormittag in Gegenwart des Groß⸗ herzogspaares, ſowie der hier anweſenden fürſtlichen Ver⸗ wandten, der Spitzen der Behörden und zahlreicher geladener Gäſte die Eröffnung der Ausſtellung der hieſigen Künſtler⸗ kolonie auf der Mathildenhöhe ſtatt. Osnabrück, 15. Mai. Nachdem die Genehmigung des Biſchofs von Osnabrück erfolgt iſt, fieht nunmehr feſt, daß die diesjährige Generalverſammlung der Katholiken Deutſch⸗ lands in Osnabrück in der Zeit vom 25. bis 29 Auguft tagen wird. — Wie Abg. Barth in der„Nation“ erzählt, pflegte in der letzten Zeit Herr v. Miquel im Kreiſe ſeiner Ver⸗ trauten über den Grafen Bülow nichts anders zu ſprechen wie unter der Bezeichnung der„junge Mann“. Herr v. Miquel habe gehofft, wenn der Reichskanzler ſich noch etwas mehr abgearbeitet haben würde, werde es ſeine, Miquels, Aufgabe ſein, die Kanalwünſche des Königs in Erfüllung zu bringen. Es durfte dann nur nicht zweifelhaft ſein, daß die Krone dem Vizepräſidenten des Staatsminiſteriums die Erfüllung verdankte. Ausland. Paris, 15. Mai. Der„Matin“ behauptet, daß aus ⸗ ländiſche Geldmänner, darunter Deutſche einen Theil der Aktien des„Figaro“ angekauft hätten, um das Blatt in ihre Hände zu bekommen. Es heißt, daß dieſer Artikel des „Matin“ von dem gegenwärtigen Adminiſtrator des„Figaro“ Perivier inſpirirt ſei, der von der Verwaltung des„Figaro“ entlaſſen wurde, ſich jedoch weigert, ſeine Stellung aufzugeben. Paris, 15. Mai. Der Werkführer Givonnet, der in der Spionageaffaire von Commentry als Hauptſchuldiger gilt, erklärte dem Unterſuchungsrichter, er habe der Firma Krupp keineswegs ein Fabrikgeheimniß des Eiſenwerkes von Commentry, ſondern ein von ihm ſelbſt erſonnenes verbeſſer⸗ tes Verfahren zur Herſtellung von Roheiſen zum Verkauf angebolen habe. Er habe nicht geglaubt, damit etwas Un⸗ erlaubtes zu thun. Petersburg, 15. Mai. Der bekannte Schriftſteller Maxim Gorki ſowie der Redakteur Wengerow nebſt ſeiner Schweſter ſind verhaftet worden. Die Polizei iſt Tag und Nacht bemüht, jene geheime Druckerei aufzufinden, deren aufreizende Proklamationen in Tauſenden von Exemplaren unter den Arbeitern verbreitet werden. Nah und Fern. G. H.! Viernheim, 16. Mai. Der„Turn⸗ verein Viernheim“(Lokal im Gaſthaus zum deutſchen Kaiſer), der mit ſeinen 140 Mitgliedern zu den ſtärkſten hieſigen Vereinen zählt, feiert am 21. Juli ds. Is. das Feſt ſeiner Fahnenweihe. Der Verein, der im I. Sta⸗ tutenparagroph die Kräftigung des Körpers und Geiſtes, Erzeugung und Bewahrung eines friſchen, frohen kamerad⸗ ſchaftlichen und vaterländiſchen Sinnes ſeinen Mitgliedern als Zweck vorſtellt, hat ſich ſeit ſeiner 1893 erfolgten Grün⸗ dung ſtets redlich bemüht, nicht nur eine Pflanzſtätte der edlen Turnerei zu ſein, ſondern auch deutſche Art und deutſche Sitte hoch zu halten. Dieſer Umſtand ſichert ihm die Sym⸗ pathie der hieſigen Bevölkerung im reichen Maße, was be⸗ reits bei der Gründung des Feſtkomités zum Ausdruck kam, indem Herren aller Stände bereitwilligſt in dasſelbe einge⸗ treten und ihre thatkräftige Unterſtützung zugeſagt haben. Die Fahne wird in der Pfälziſchen Kunſt⸗ und Fahnenſtickerei von L. Albrecht in Kaiſerslautern angefertigt. — Maiglöckchen. Zur jetzigen Zeit der Mai⸗ glöckchen ſei darauf hingewieſen, daß die Maiblume in Blüthe und Stengel einen Giftſtoff, das ſogenannte Colchicin, birgt. Eine Unſitte mancher Menſchen iſt es, die Blumen zwiſchen den Lippen zu tragen. Der Giftſtoff des Maiglöckchens würde bei dem geringſten Riß in der Lippe dieſe unſörmlich aufſchwellen laſſen. Mundenheim, 15. Mai. Vorgeſtern Vormittag würde hier auf dem Geleiſe Rheingönheim Mundenheim das 1dreiviertel Jahre alte Söhnchen des Flaſchenbierhändlers Abel Fuchs, welches ohne Aufſicht war, von einem Güterzug überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß es alsbald ſtarb. Heidelberg, 14. Mai. Der um 6.26 in Heil⸗ bronn nach Heidelberg abgehende Perſonenzug wurde vor⸗ geſtern zwiſchen Grombach und Steinsfurth auf offener Strecke zum Halten gebracht. Der Grund, weshalb der Zug hielt, wurde den Zugsinſaſſen, als ſie zum Fenſter hinaus ſchauten, klar. Ein Kind des Bahnwarts⸗Ablöſers war auf die Schienen gelaufen und von der Maſchine auf die Seite geſchleudert worden. Der leichtſinnige Vater ſchlief an der Böſchung den Schlaf des Gerechten und wurde erſt durch die Zugsſchaffner geweckt. Das Kind hatte eine ſchwere Kopfwunde und lebte nur noch wenige Augenblicke.— Heute Morgen wurde Frl. Kölling, die bei dem hieſigen Eiſenbahn⸗ ungkück ſchwer verwundet und ſeitdem im akademiſchen Krankenhauſe ſich befand, entlaſſen; ſie iſt nach ihrer Heimath nach Münſter in W. abgereiſt. Am Bahrhof hatten ſich lt.„H. Tgbl.“ zur Verabſchiedung mehrere Freundinnen und Freunde der bedauernswerthen Dame mit Blumenſpenden eingefunden. Petersburg, 15. Mai. Eine Privatdepeſche der„Nowoje Am PVoſt ſchalter. Kriminal⸗Roman aus dem Verkehrsleben von Th. Schmidt. Nachdruck verboten. 2. Fortſetzung. Der arme Vorſteher! Voc ſeinem Geiſte zogen in dieſem Augenblicke alle jene fatalen, jetzt leider Geſtalt annehmenden Gerüchte über Bäumer vorüber. Mit einem tiefen Seuſzer rangen ſich die Worte von ſeinen bleichen Lippen los: „Herr College, Sie baben mir ſoeben— ach allzuwahr! — ein erſchreckend düſteres Bild von der Verirrung eines jungen Mannts gezeigt, der neben dem Leichtfinn ſeiner Jugend auch mit den ſeltenſten Fähigkeiten und geiſtigen Gaben von der Natur ausgeſtattet iſt, mittelſt deren er, wo er nur ſich ſehen läßt, bei Alt und Jung reuſſirt. Wenn ich ſelbſt nicht durch unſere Ermittelungen die, ich möchte ſagen, unzweifelhafte Ge⸗ wißheit erlangt hätte: der Mann hat die That vollbracht, ſo würe ich im Stande, mit meiner Perſon für ihn einzuſtehen. Viel, ſehr viel würde ich darum geben, ſchon im Intereſſe ſeiner alten braven Mutter, könnte er ſich vor Ihnen von der ungeheuerlichen Anſchuldigung reinigen. Vor der Hand hat Ihre Annahme, daß er der Verbrecher ſei... meine Zu⸗ ſtimmung. Zur Erklärung dieſer Handlungsweiſe des jungen Mannes mögen die mir bekannt gewordenen Gerüchte dienen. Ich beginne vorerſt mit der Beſchreibung ſeiner perſönlichen Verhältniſſe hier. Bäumer wurde vor etwa zwei Jahren von K. nach hier verſetzt. Derſelbe hat, da er anfangs für die juriſtiſche Laufbahn ſich vorbereitete, ſehr gute Kenntmſſe. Da Bäumer im Umgang mit dem hlieſigen Publikum ein ſehr höfliches und gefälliges Benehmen zeigle, ſo war er mit der Geſellſchaft bald bekannt und, ich ſage nicht zuviel. überall beliebt geworden, und weil Sie, Herr College, ihn ſelbſt kennen, ſo müſſen Sie zugeben, daß ſein Aeußeres etwas Beſtechendes hat.“ „Ich halte ihn für den ſchönſten Mann, den ich je geſehen“, entgegnete der Inspektor. „Dieſem Umſtande“, ſo nahm der Vorſteher wieder das Wort,„hatte es Bäumer zu verdanken, daß er der Liebling der Damen wurde. Bei allen ſich darbietenden Gelegenheiten zeich⸗ neten letztere ihn in gewiſſermaßen auffälliger Weiſe aus. Man mochte ihn nirgends vermiſſen. Selbſt in meiner Familie war er uns unentbehrlich gerꝛorden. Konnte er doch wie ſelten Jemand eine Geſellſchaft durch geiſtreiche Converſatlon auf den Gebieten des Schönen einerſeits, ſowie durch amüſante Spiele und derartige, die Monotonie des kleinſtädtiſchen Lebens ange⸗ nehm unterbrechende Dinge andererſeits anregend unterhalten. Dabei war er beſcheiden, mit ſeinem Urtheil über Perſonen zurückhaltend. Ja, Herr College, Sie werden es hiernach be⸗ greiflich finden, wenn ich Ihnen meinen geheimſten Wunſch derzeit äußere, welcher war, dieſen jungen Mann meinen Schwiegerſohn nennen zu dürfen. Mit offenen Armen wäre er von meiner Tochter und auch von mir empfangen worden. Dieſes gute Einvernehmen des jungen Mannes mit der hieſigen Geſell⸗ ſchaft ſchien vor etwa vier Monaten inſoweit geſtört, als Bäumer weniger in unſerer Geſellſchaft„Eintracht“ ſich zeigte, ja zuletzt gar nicht mehr dort geſehen wurde. Da mir daran lag, den wirklichen Grund ſeiner Zurückhaltung zu erfahren— es darf mir ja nicht gleichgültig ſem, in welcher Geſellſchaft meine Be⸗ amten verkehren— ſo fragte ich Bäumer eines Tages unter vier Augen danach. Er erwiderte mir, daß man ihm eine ganz ſelbſtverſtändliche Hilfeleiſtung einer jungen Dame gegenüber, welche in Lebensgefahr geſchwebt habe, in einer ſeiner Ehre ſowie den guten Ruf jener ſchädigenden Weiſe ausgelegt habe. Hiernach ſei es ihm ganz unmöglich, je wieder eine Geſellſchaft zu beſuchen die mit dem guten Ruf eines Menſchen Fangball ſpielte. Daß er leider nicht umhin gekonnt, auch meine Familie zu meiden, glaubte er durch das auffallend kühle Benehmen meiner Tochter gegen ihn motivieren zu können. Uebrigens, bemerkte er ſchließlich, würden nun hoffentlich die Klatſchereien aufhören, da er ſich geſtern Abend in aller Form mit der viel beſprochenen jungen Dame verlobt habe. Was nun die Gerüchte anlangt, ſo ſind dieſelben ſehr ſonderbarer Art. Man erzählte ſich damals, Bäumer habe durch Wortbrüchigkeit das junge Mädchen zur Verzweiflung getrieben. Bei einem geheim unter⸗ nommenen Spaziergange der jungen Leute habe Bäumer ſich von dem jungen Mädchen in heftigen Worten losgeſagt. Das Mädchen habe ihre Schande nicht überleben wollen und ſei hierauf von dem Felſen an dem ſte geſtanden, in die Tiefe ge⸗ ſprungen, um ſo den Tod zu ſuchen. Dem Anſtifter dieſer ver⸗ zweifelten That ſei bei dieſem Anblick das Gewiſſen erwacht. Er habe das junge Mädchen, das wunderbarer Weiſe, wenn auch ſchrecklich zugerichtet, mit dem Leben davongekomnen ſei, mit eigener Lebensgefahr geſucht und in bedeutender Tiefe am Fuße des Felſens gefunden. Die Eltern des Mädchens ſeien dazwiſchen getreten und hätten Bäumer zu einer ſie befriedigenden Erklärung gezwungen. Die plötzliche Verlobung ließ allerdings dieſe Gerüchte glaubhaft erſcheinen. Die Mittheilung von der erfolgten Verlobung übevraſchte mich ſehr. Die junge Dame, mit der Bäumer ſich verlobt, iſt die Tochter eines Mannes, der nicht in unſern Kreiſen verkehrt. Derſelbe ſoll früher ein Handwerk betrieben haben. Letzteres hat er aufgegeben, um ſich, wie man erzählt, mit ſeinem Vermögen an Speculationen von ſehr zweifelhafter Natur zu betheiligen. Dieſe müſſen ihm indeß geglückt ſein, denn er gilt hier allgemein als vermögender Mann. Wie ich nun weiter erfahren habe, ſoll Bäumer ſeit jener Verlobung Ausgaben gemacht haben, welche in keinem Ver⸗ hältniſſe zu ſeinen Gehalt ſtehen. Als ganz beſtimmt iſt mir denn auch verſichert, daß er immenſe Schulden habe, die er jedenfalls ſpäter mit dem Gelde ſeines Schwiegervaters zu be⸗ zahlen denkt. Da ich ferner aus ſeiner Correſpondenz mit ſeiner Mutter dienſtlich in Erfahrung gebracht, daß dieſe von ihm monatlich eine Unterſtützung erhält, ſo iſt es mir unbegreiflich, woher Bäumer die Mittel zu all' dieſen Ausgaben nimmt. Die Folge hiervon „.. iſt die Beraubung des Geldbriefes!“ ergänzte der Inſpektor und nickte mit dem Kopfe. „Herr College, die ſoeben mir gemachten Mittheilungen ſind für uns von ganz beſonderer Wichtigkeit. Sie lehren wiederum ein Mal treffend, daß all' die vielen Fälle von Unter⸗ ſchlagungen ſeitens junger Beamten mit maßloſen Ueberſchreitungen ihrer Einnahmen zuſammenhängen. Ich bin jetzt gezwungen, den Bäumer, ſobald er hier im Amte eintrifft, verhaften zu laſſen. Es iſt allerdings ſchon ſehr ſpüät— es war inzwiſchen zehn Uhr geworden— indeß muß ich Sie doch erſuchen, dofür Sorge zu tragen, daß ein Sicherheits ⸗Beomter ſich hier bereit hält.“ Der Vorſtzher wollte nun noch verſuchen, dem Inſpektor von dieſem Auſſehen erregenden Schritte abzurathen, da ja trotz der erdrückenden Beweiſe gegen Bäumer deſſen Unſchuld ſich herausſtellen könne; der energiſche Beamte, dem ſolche Scenen nichts neues waren, bedeutete ihm jedoch, daß er dieſe Rückſichts⸗ nahme ſeiner vorgeſetzten Behörde gegenüber nicht verantworten könne. Das Haupt geſenkt verließ hierauf der alte Herr das Zimmer, um der Weiſung des Inſpektors gemäß die nöthigen Anordnungen zu treffen. Gleich nachdem er das Zimmer verlaſſen, trat mit einem fragenden Blick auf die noch anweſenden Collegen Bäumer ein. Mit den Worten:„Was iſt denn eigentlich vorgefallen, daß man mich zu ſolch ſpäter Stunde noch hierher ruft?“ wandte 14 N * 1 5 4 a verſtändliche Anordnungen traf. Frankfurt a. M., 15. Mai. Die Prinzeſſin Fried⸗ rich Karl von Heſſen, die jüngſte Sch weſter unſeres Kaiſers, wurde geſtern Vormittag in ihrer hieſigen Wohnung von zwei Prinzen entbunden. Es iſt das zweite Zwillingspaar des Prinzen und der Prinzeſſin Friedrich Karl, welche jetzt ſechs Söhne beſitzen. Pforzheim, 15. Mai. Frau Mahler, wohnhaft Lammſtraße 15, beſuchte vorgeſtern Mittag eine im„Reichs⸗ adler“ wohnhafte Bekannte. Während nun einen Augenblick die Glasthüre zur betr. Wohnung offen ſtand, lief die Zjährige Tochter Lydia auf den Hof, wo ſie von einem dort angebundenen Bernhardinerhunde in den Hinterkopf gebiſſen wurde, ſo daß die Hirnſchale zwei Mal geſpalten wurde. Es iſt wenig Hoffnung auf Erhaltung des Kindes, das ſich im Kinderſpital befindet, vorhanden. Rußheim(Amt Karlsruhe), 15. Mai. Heute Nacht 1 Uhr brach hier ein Großfeuer aus, das fünf Scheuern und fünf Nebengebäude einäſcherte. Die Feuerwehren der Nachbarorte mußten ſich darauf beſchränken, die weitere Ausdehnung des entfeſſelten Elementes zu verhüten. Der Schaden iſt groß. Ein Verluſt von Menſchenleben iſt nicht zu beklagen. Dertingen(A. Wertheim), 15. Mai. Ein hieſiger Bäcker, Jakob Götz, ſuchte aus unbekanntem Grunde den Tod im Main. Er ging nach Homburg a. M., wo er im Gaſthaus zur„Krone“ einkehrte und bevor er ſich entfernte, ſein Vorhaben der Wirthin mittheilte. Dieſelbe ſandte ihm den in der Wirthſchaft anweſenden Polizeidiener nach, der den Lebensmüden mittelſt Nachens noch rechtzeitig aus den Fluthen des Main retten konnte. Lauf(Amt Bühl), 12. Mai. Dieſe Woche wurde dem hieſigen Bürger Anton Hund, der bereits ſtän dig eine eiternde Wunde am Wadentheile des Fußes hatte, eine Blei⸗ kugel aus dem Fuße geſchnitten. Hund machte den Krieg 1866 mit, wurde dort verwundet und hat die Kugel ſeit jener Zeit, alſo nahezu 35 Jahren, in ſeinem Körper mit herumgetragen, erſt jetzt konnte der alte Krieger von dem Fremdkörper befreit werden. Gießen, 13. Mai. Geſtern Nachmittag ging hier ein ſtarkes Unwetter nieder, das erheblichen Schaden anrichtete. Viele Gärten, Anlagen und Felder ſind überſchwemmt. Eine 50 Meter lange Mauer wurde vom Blitz umgeſtürzt. Zahlreiche Bäume ſind zerſplittert. Viele Häuſer haben die Keller voll Waſſer. Durch den ſtarken Hagelfall ſind die Saaten ſehr beſchädigt, die Obſtbäume ihrer Blüthen beraubt. Elberfeld, 13. Mai. Gegen das Urtheil im Militärbefreiungsprozeß legten die Hͤuptangeklagten Baumann, Wittwe Dickhoff und mehrere andere Reviſion ein. München, 15. Mai. Das niederbayeriſche Schwur⸗ gericht ſprach den Redakteur eines Lokalblattes von der Anklage der Majeſtätsbeleidigung, begangen durch eine Kritik des bekannten vom Kaiſer an Lord Roberts gerichteten Telegramms frei. Die„Donau⸗Zeitung“ ſchreibt in ihrem Bericht. Der Herr Staatsanwalt führte u. A. aus: Wohl dürfte man die politiſchen Akte eines Fürſten einer abfälligen Kritik unterziehen. Es ſei bekannt, daß der Deutſche Kaiſer mit ſeiner Politik mit dem größten Theile des Volkes nicht in Einklang ſtehe, nachdem er eine englandfreundliche Haltung einnehme, während das deutſche Volk dem tapferen Burenvolke ſeine Sympathien entgegenbringt. Die Kritik, wenn auch noch ſo ſcharf, müßte ſich aber in den Grenzen des Anſtandes bewegen und keine beleidigende werden.“ — Ein Fall von Kannibalismus wird aus Süd⸗Steiermark, wo floveniſche Bevölkerung vorherrſcht, gemeldet. In dem Dorfe Praßberg bei Marburg wurde jüngſt das Ehepaar Bratuſa verhaftet und beſchuldigt, die eigene zwölfjährige Tochter ermordet und die Leiche im Backofen verbrannt zu haben. Knochenreſte ſind im Backofen gefunden worden. Die gerichtliche Unterſuchung ergab die ſchaurige Thatſache, daß das Elternpaar die Tochter ge⸗ ſchlachtet und verzehrt habe und nur die Knochen im Back⸗ ofen zu verbrennen verſucht habe, was nicht vollſtändig gelang. — Die Gefährlichkeit der Inſektenſtiche, denen man mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit wieder aus⸗ geſetzt iſt, ſcheint noch immer nicht genügend bekannt zu ſein. Die Inſekten, die ſich auf unſere Haut ſetzen, nähren ſich nicht nur von den Säften lebender, ſondern auch toter Tiere, ſaugen alſo gelegentlich ſogenanntes Leichengift. Durch die Inſektenſtiche kann derartiges Gift auf den Menſchen über⸗ tragen und Blutvergiftung erzeugt werden, die oft den Tod zur Folge hat. Da hilft nun am beſten Salmiakgeiſt, den man ſofort auf die Wunde reibt. Es empfiehlt ſich daher, auf Spaziergängen ſtehts ein Fläſchchen Salmiakgeiſt bei ſich zu tragen. — Folgendes Heirathsgeſuch veröffentlicht der „Neuſtädter Kreisbote“:„Herzlichſte Bitte. Verheiratheter Schneidermeiſter in bedrängten Verhältniſſen ſucht für einen ſeiner Kunden, Kavalier, paſſende Heirathspartie. Gewünſcht 40— 50,000 Mark Vermögen, erforderlich aber mindeſtens 500! Offerten unter„Schulden“ poſtlagernd.“— Allem Anſchein nach braucht der„Kavalier“ die Mindeſtmitgift von 500 Mark, um ſeine Schneiderrechnung zu begleichen! — 6 Jahre Flitterwochen. Am Donnerſtag voriger Woche iſt der ſeinerzeit wegen betrügeriſchen Bankerotts bezw. Beihilfe zu ſieben Jahren Zuchthaus verurtheite Prokuriſt Paul Müller in Görlitz mit ſeiner Geliebten Hella Rutloff ſtandesamtlich getraut worden. Müller trug einen tadelloſen ſchwarzen Gehrock, einen goldenen Kneifer und fatt der Glacehandſchuhe— Handfeſſeln. Zwei Zuchthausbeamte fungirten als Trauzeugen. Nachdem der Standesbeamte das Paar für„kraft des Bürgerlichen Geſetzbuches rechtmäßig verbundene Eheleute“ erklärt hatte, wurde der friſchgebackene Ehemann ſofort wieder nach Nummer Sicher transportirt, wo er noch ſechs Jahre Zuchthaus abzuſitzen hat. — O Röslein jung, o Röslein ſchön. Am Mittwoch feierte ein Pärchen in Karlsruhe Hochzeit. Beim Eſſen kam ein Geſangverein und trug das bekannte Lied vor: „O Röglein jung, o Röglein ſchön, ach hätt' ich niemals dich geſeh'n!!!“ Das Röschen— die Braut in dieſem Falle— ſoll ein ganz verdutztes Geſicht zu dieſer„Huldigung“ gemacht haben. — Der Dackl. In den luſtigen Erzählungen aus dem Jägerleben„Nach der Jagd“(München, Braun u. Schneider) finden wir folgendes Gedicht: Der Dackl. J bin halt a Dackl, Dort drüb'n is a Laderl, A Dackl bin i, ö A Metzger wohnt d'rin! Krummboani', ſchwarznaſi'— Zu dem führt mei Weg mi' A ſonderbar's Vieh! Zu dem tracht't mei' Sinn! Koa Dirn ko' mi' leid'n, Und wer' i dort gar z' frech Koa Burſch ſchangt mi' o! Und jagt er mi' naus, J beiß' All's in d' Wadel Na' ſteh' i auf d' Straßen Und ſtiehl, was i ko'! Und heul' mi' brav aus! Fauswirthſchaftliches. Unſeren Hausfrauen dürfte es wohl genehm ſein, wenn wir denſelben heute Einblick in einen Fabrikationszweig gewähren, welcher faſt ausſchließlich Artikel erzeugt, welche in der Küche jeder Haushaltung gebraucht werden. Zu Groß— mutters Zeiten gehörten ſchon zu den Lieblingsgerichten die Eiernudel, welche aber die Hausfrau ſelbſt bereitete. Man wollte von dieſer alten Gewohnheit nicht ablaſſen und nur langſam konnten ſich die Nudelarten, welche ſpäter fabrik⸗ mäßig hergeſtellt wurden, Eingang bei unſeren Frauen ver⸗ ſchaffen. Zuerſt handelte es ſich um die ſogenannten ſpaniſchen Nudeln und dann um die Maccaroni, welche damals nur das Ausland fabrizirte. Seit Jahren hatte auch unſere ſchnell emporblühende einheimiſche Induſtrie ſich dieſes Fabrikations⸗ zweiges bemächtigt. Ihr iſt es bald gelungen viele Neuheiten auf der Markt zu bringen. Jetzt kennt jede gebildete Haus⸗ frau die Erzeugniſſe der Teigwaarenfabriken. Eine ſolche eingehend zu beſichtigen, hatten wir dieſer Tage Gelegenheit. Es iſt dies die Eierteigwaaren⸗ und Zwieback⸗ fabrik von Hermann Burger u. Cie. im nahen Friedrichsfeld. Dieſelbe liegt direkt bei der Main⸗ Neckarſtation Friedrichsfeld und hat eigenes Privatgeleiſe mit Transportwagen zur Beförderung aller Rohmaterialen, ſowie der fertigen Produkte. Tauſende von Paſſagiere, welche auf der Fahrt nach der Bergſtraße oder Frankfurt a. M. be⸗ griffen, haben wohl ſchon vom Bahnzuge aus das ſtattliche Fabrikgebäude bemerkt. Das etwa ſeit einem Jahre ſich im Betriebe befindliche neu erbaute Etabliſſement iſt in modernem Stile angelegt und mit allen Errungenſchaften der Neuzeit kationsräumen herrſcht. Es iſt vorwiegend weibliches Perſonal beſchäftigt. Um es ja an der ſo nothwendigen Properität nicht fehlen zu laſſen, ſtellt die Fabrikleitung die ſtets friſch gewaſchene Ueberkleidung für das Perſonal. Selbſt im eigenen Haushalte kann man nicht penibler bei der Zu⸗ bereitung der Speiſen zu Werke gehen. Ferner konnten wir die Wahrnehmung machen, daß zur Herſtellung ſämmtlicher Teigwaaren die beſten Rohmaterialen Verwendung finden. Um ja auch eine Garantie für friſche Eier zu haben, welche für Herſtellung guter Teigwaaren unumgänglich nothwendig ſind, unterhält die Fabrik einen eigenen großen Hühnerhof. Die für die Fabrik nothwendigen Knet⸗, Theil⸗ u. Form⸗ maſchinen ſind neueſter Konſtruktion und von den erſten Firmen geliefert. Eine Dampfmaſchine von 45 Pferdekräften dient als Betriebskraft. Daneben iſt eine eigene Waſſer⸗ leitung und eine ebenſolche elektriſche Lichtanlage erſtellt. Des Weiteren ſind vorhanden eine Zentralheizungsanlage für die Trockenräume und ein antomatiſcher Aufzug. Außer den Pack- und Verſandträumen iſt eine Werkſtätte für die Kiſten⸗ fabrikation eingerichtet, auch an einer eigenen Schloſſerei fehlt es nicht. Die Hauptartikel, welche die Firma Burger fabri⸗ zirt ſind: Hausmacher Eiernudeln, Suppen⸗ und Gemüſe⸗ nudeln in Faden⸗ und Bandform, Suppeneinlagen, Maccaroni, Paniermehle uſw Dazu kommt als Spezialität die Zwieback⸗ fabrikation für welche ein eigener Betrieb eingerichtet iſt. Namentlich gefiel uns in demſelben die ideal konſtruirte Backofenanlage.„Friedrichsfelder Zwieback“ nennt die Firma dieſe ihre Erzeugniſſe. Sie ſtehen, wie wir zum Schluß noch bemerken wollen, in Wohlgelchmack und Nährwerth dem weltbekannten„Friedrichsdorfer Zwieback“ in Nichts nach und dürften dieſem eine nicht zu unterſchätzende Konkurrenz bieten. — Chirurgiſche und optiſche Inſtrumente. Ja dem impoſanten Monumetalbau„Bernhardushof“ K 1, 5 in Mannheim hat die nunmehr bald fünfzig Jahre beſtehende Firma D. Mayſcheider, gegründet 1853, Chirurgiſche und Optiſche Inſtrumente, eine Niederlaſſung errichtet. Die chir⸗ urgiſche Abtheilung umfaßt die Lieferung ganzer Inſtrumentarien für Aerzte und Krankenhäuſer, ſämmtlicher Gummiartikel zur Geſundheits⸗ und Krankenpflege, Leibbinden und als langjährige Spezialität Bruchbandagen für alle Falle, nach eigenen durch Menſchenalter bewährte Prinzipien konſtruirt, deren äußerſt günſtige Erfolge ſchon dem Vater und Großvater des Inhabers vielen Dank und Anerkennung brachten. In der optiſchen Ab⸗ theilung bemerken wir vor allem ein Telescop mit mächtiger Vergrößerung für Ausſichtspunkte, ſowie große Auswahl von Operngläſer, Feldſtecher, Prismenbinocles, Barometer, Bril⸗ len und Zwickern. Eine langjährige Spezialität dieſer Ab⸗ theilung iſt die ſorgfältige Anfertigung von Augengläſern nach ärtlicher Verordnung, Cylinder- und Prismenglaͤſer, Staar⸗ brillen und Bergkryſtallgläſer. Ein Wechſelſtrommotor liefert die nöthige Betriebskraft für die Werkſtätten und verfehlen wir nicht, die werthen Leſer auf das Inſerat in heutiger Nummer hinzuweiſen. Redaktion, Druck uno Verlag von W. Bingener, Biernheim. Großes Lager von HNRudlolf uücker, Rot⸗ und Weiß ⸗ Weinen. Weinheim a. d. B. Preisliſten u. Proben auf Verlangen. 8 7 4 5 G * 2 Farade att, 5 1. 4 ichen d. Plaet lf e gelaleu.— 1 ade 10. in hygieniſcher und maſchineller Hinſicht ausgeſtattet. Beſonders imponirte uns die peinliche Reinlichkeit, die in allen Fabri⸗ . ee er. 0 T.nte Preis. er ſich an ſeinen Freund Linde. Dieſer wollte ihn beiſeite nehmen, doch ſchon öffnete ſich die Thür des Nebenzimmers und der Inſpektor erſchien in derſelben. Mit ſtrengem Ton redete er den Eingetretenen mit den Worten an: „Na, endlich ſind Sie da! Ich glaubte ſchon, Sie nie wieder zu ſehen.“ Bäumer ſtutzte. „Ich verſtehe Sie nicht, Herr Inſpektor. mir, Ihnen einen guten Abend zu wünſchen.“ Der Gruß blieb unerwidert, was Bäumer noch mehr ſtutzig machte. 1 5 Mit den Worten:„Von morgen früh ab müſſen Sie ſich einſtweilen in die Dienſtgeſchäfte theilen, bis Hilfe von mir beantragt wird“, wandte jener ſich an die im Hintergrunde des Zimmers ſtehende Beamten Linde und Zeits. „Jetzt können Sie gehen, meine Herren, ich bedarf Ihrer nicht mehr... guten Abend!“ Die Angeredeten verbeugten ſich und gingen. Staunend ſah Bäumer auf den Mann, der dieſe ihm un⸗ Erlauben Sie „Aus meinen Worten werden Sie ſchon gehört haben, daß ich Sie einſtweilen Ihres Dienſtes entbinde... Hier!“ Und damit trat er auf den vor Erſtaunen ſprachlos ge⸗ wordenen jungen Mann zu. „Kennen Sie dieſes Couvert?“ a Eine Pauſe entſtand, während welcher Bäumer das Couvert aufmerkſam deſah. Gewiß, Herr Inſpektor! Nach den von mir auf demſelben gemachten Dienſtvermerken habe ich daſſelbe mit ſeinem Inhalte geſtern Abend als Werthbrief kurz vor acht Uhr am Schalter angenommen. Aber— mein Gott!— was bedeuten denn dieſe Papierſtreifen in demſelben und der Einſchnitt auf der Vorder⸗ ſeite? Was bedeutet Ihr mir gänzlich unverſtändliches Benehmen gegen mich? Was bedeutet endlich die Durchſuchung meiner Wohnung?“ Während dieſer ſchnell geſprochenen Worte hatte der In⸗ ſpektor ſich ſo geſtellt, daß das Licht hell auf das Antlitz des jungen Mannes fallen mußte und er ſomit ſein Geſicht ſcharf beobachten konnte. Doch weiter nichts als ſtarres Erſtaunen vermochte er in deſſen feinen intelligenten Zügen zu leſen. Trotzdem ſagte er ſich: Das iſt wohlberechnete Verſtellungskunſt! Nachdem er das Couvert wieder an ſich genommen, ſprach „Sollten Sie wirklich noch nicht begriffen haben, um was es ſich hier handelt? Bleibt Ihnen noch unverſtändlich, weshalb ich Ihren Collegen befahl, den Dienſt morgen allein zu verrichten? Wußten Sie nicht ſchon von vornherein, daß Sie vielleicht heute noch von bier aus in das Unterſuchungsgefängniß abgeführt werden würden?“ „Halt, Herr Inſpektor. nicht weiter! Weſſen beſchuldigt man mich und was giebt Ihnen das Recht, mir ſolche Be⸗ leidigungen ins Geſicht zu ſchleudern?“rief Bäumer außer ſich. (Fortſetzung folgt.) Die Jahreszeiten. Grünende Fluren, Waidmann im Forſte, Lerchengeſang, Mit fröhlichem Muth; Duftende Veilchen, Flüchtige Rehe, An Bergesabhang; Käuzchen im Wald, Silberne Quellen, Vom nahen Berge Lauſchig verſteckt, Das Echo hallt! Mooſige Pfade, Zuckende Blitze, Blüthen bedeckt; Donnernder Schlag, Koſen der Lüfte, Rauſchende Fluthen Glöcklein im Hain Im Spätherbſttag! Läuten ganz leiſe Frühling ein! Dunſtige Nebel, „ Heulender Sturm, Aechzende Krähen Auf altem Thurm; Flockengewirre, Glitzernder Schnee Chriſtall'ne Blumen Auf ſtarrem See; Ferne im Oſten Goldener Saum, Tief in den Herzen Ein Weihnachtstraum! Seeliges Ahnen In Dunkelheit, Trauliche Stille Goldne Strahlen, Glühender Tag, Tief dunkle Roſen Im ſchattigen Haag; Wogende Felder, Blumiger Klee. Leuchtkäfer tanzen In ſchwindelnder Höh'; Glänzende Aue, Schimmernde Pracht, Heimliches Zirpen In Sommernacht! Süßreife Früchte, er ſtreng und inquffitoriſch: Für Geiſt und Herz. Lern' etwas; will das Glück ſich plötzlich von uns heben, Verläßt uns Wiſſen doch nicht eher, als das Leben. Ein unvermindert Weiterſtreben, Das iſt der herrlichſte Gewinn, Den kann die Welt Dir doch nicht geben, Du nimmſt ihn frei Dir ſelbſt dahin. Hoffnung und Erinnerung ſind zwei liebliche Schweſtern. Erſtere iſt wie Morgenroth: ſie lächelt lange vorher, ehe die Sonne erſcheint. Letztere umſpielet uns wie Abendröthe, wenn auch ſchon längſt die Sonne untergegangen iſt. Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leiſten. Viele Menſchen denken, vom Gluͤck betroffen, zuerſt an den Neid ihrer Bekannten. Die Eitelkeit, die ſich in uns verſteckt Iſt koloſſal. Iſt einer nur nicht ſchlecht, Unedel und gemein, Gleich dünkt er ſich ein Gott zu ſein. Was man die Folgen des Alters nennt, ſind oft die Folgen der Jugend. a Die Furcht vor der Strafe nennt man die„Achtung vor dem Geſetz“. Echtes ehren, Schlechtes wehren, Schweres üben, Schönes lieben! Von Allem das Beſt' Rothbraune Glut, Zur Winterszeit! Iſt ein Herz, heiter und feſt! e 0 1* Ungen 1 Dol lebt f a0 0 Leh Jh d 0 gel gilt, m all e löst fußt, een ß hu ava I böant de 1 Verbau 1 Eat lies, reg ſüntanſe ſcht ell 7 I an u he U rünlen, aich und lllern, dal ſfhuflltern Futter aht! mol ju worm el varmer it g känkt werd ut bermir ubgeſet Von fnommener „Ju rin f Tiere Pedürfns bel nt deniger ge uhmen, d ud Verdau T woſſrär eu Grüne E Hilfte ſchließli degünfgt al daher dee Junge nmen la K größte erden die amen Wof lter muß ren Ti iudett un der gering Asa Heeglächter, leckt num ie nan ama kein iu Crpag fahne heſötdert u deten. achten, e leben ſau acht wen derdauung lt i„ vie L At fadt Sunil norte da vürdig er eine ah fi don 47 ſie . 1 en