E Zweites Blatt. Pieruheiner Anzeiger Samstag, den 12. Oktober 1901. 17. Jahrgang. Zwei Jahre Krieg in Füd-Afrika. Am verfloſſenen Freitag, 11. Oktober hat ſich das zweite Jahr des gegenwärtigen Krieges zwiſchen England und den beiden Burenſſaaten vollendet, denn am 11. Oktober 1899 war es, als das Ultimatum der Transvaal⸗Reglerung an England betreffs Zurückziehung der engliſchen Truppen von den Grenzen Transvaals und Einſtellung weiterer Truppenſendungen nach Südafrika ablief und daß dann der ſofortige Einmarſch der Buren in Natal erfolgte, womit der Kriegszustand thatſächlich ſeinen Anfang nahm. Zwei Jahre eines blutigen und halb Südafrika verheerenden erbitternden Ringens, das durch die unerſättliche Ländergier und den rückſichtsloſen Egoismus Englands hervorgerufen wurde, ſind demnach jetzt vergangen, und doch ſchwankt ſelbſt jetzt noch das Zaͤnglein an der Waage, noch immer will ſich keine beſtimmte Ausſicht auf die Beendigung dieſes ſo ſeltſamen, ſo ungleichen Ringens zwiſchen einem einfachen Farmer⸗ und Hirtenvölkchen und der Weltmacht des meerbeherrſchenden reichen Alblon eröffnen. Gequälter Optimismus iſt augenblicklich immer noch an der Tagesordnung in London, und ſpeciell die Regierungs⸗ preſſe leiſtet in dieſer Beziehung das denkbar Mögliche, indem ſie wahrſcheinlich auf direklen Wunſch von oben herab mit verbiſſener Conſequenz die wahren Thatſachen betreffs der augenblicklichen Lage und der letzten Ere igniſſe auf dem Kriegsſchauplatz in Südafrika todtſchweigt oder höchſtens in einem für England günſtigem Sinne bekannt gibt und be⸗ handelt. Als die großen Verluſte in den Gefechten an der Grenze des Zululandes und weſtlich von Prätoria bekannt wurden, und als im Gegenſotz zu den officiellen Siegesnach⸗ richten es allmählig durchſickerte, daß die Buren und nicht die Engländer Sieger geblieben waren, da wurde auch die Regierungspreſſe einſchließlich der Jingoblätter recht unge⸗ duldig und verlangte„genauere und mehr den Thatſachen entſprechende Informationen“ vom Kriegsamt und von der Regierung. Dieſer energiſche Aufſchwung zu einer ärgerlichen Oppoſition hatte jedoch keinen anderen Erfolg, als daß auf einen gleich energiſchen Wink von Downing Street aus ſämmtliche der Regierung naheſtehenden Blätter nebſt ihre ganzen Gefolgſchaft ſich mit einem Male wieder zu den oſfieiellen Verſicherungen bekannten. Im Anſchluß folgen denn auch wieder die geradezu komiſch wirkenden, offictös angehauchten Verſicherungen in den Spalten dieſer Blätter, dahin lautend, daß„das Ende des Krieges nunmehr aber ganz beſtimmt nahe bevorſtehe, indem die Buren in den größeren Gefechten der vergangenen 14 Tage ſich einfach zu einer allerletzten Anſtrengung in dem ausſichtsloſen Kampfe aufgeſchwungen hätten, an welcher ſie nunmehr naturgemäß verbluten müßten. Die nächſten Wochen d. h. die erſten des dritten Kriegs. jahres, werden jedenfalls von Seiten der Buren die richtige Antwort auf ſolche officlöſe Albernheiten bringen, und im Uebrigen iſt es nur ganz natürlich, daß, nachdem der Krieg jetzt volle zwei Jahre angedauert hat, mit Bezug auf das Ende deſſelben bei den Engländern wieder einmal der Wunſch der Vater des Gedankens ist, und daß ſomit wieder die üb⸗ lichen Prophezeiungen von dem nahen Ende des Krieges zur Beruhigung losgelaſſen werden. Offielell zu Ende war der Feldzug ja ſchon, als im vorigen Jahre Feldmarſchall Roberts den Oberbefehl in die Hände des Lord Kitcheners legte, welcher nach engliſcher Anſicht eigentlich nur noch die letzten Aufräumearbeiten in den beiden neuen Colonieen be⸗ ſorgen ſollte. Mit Bezug auf die für Südafrika nothwendigen Ver⸗ ſtärkungen läßt ſich übrigens nur immer wieder darauf hin⸗ weiſen, daß England überhaupt keine Soldaten mehr für Südafrika entbehrlich hat, und daß höchſtens noch ab und zu Erſatzmannſchaften von den Stammbataillonen in der Heimath für die Abgänge in der Front nachgeſchoben werden, — aber auch dieſe Erſatzmannſchaften beſtehen zumeiſt aus ganz rohem und nur ſehr nothdürftig ausgebildetem Menſchen⸗ material, mit dem jedenfalls draußen auf dem Feld nur wenig anzufangen ſein wird. England und Trausvaal. London, 10. Okt. Wie der militäriſche Mitarbeiter der„Sunday Times“ erfährt, wird Lord Kitcheuer bald freie Hand in der Kriegsleitung haben. Seinem Verlangen nach mehr berittenen Truppen werde jetzt Folge geleiſtet: vorerſt werde eine anſehnliche Anzahl berittener Inſanterie abgeſendet werden, der nöthigenfalls 3 britiſche Reiter⸗ regimenter folgen ſollen, die für Einſchiffung bereit gehalten werden. Monatlich werden 8000 Pferde eingeſchifft werden. Wahrſcheinlich werden auch Kanada und die auſtraliſchen Kolonien angegangen, weitere berittene Kontin zente zu ſtellen. — 8 berittenen Truppen ſollen die müde Infanterie ablöſen. Leeds, 10. Okt. Herbert John Gladſtone(jüngſter Sohn des verſtorbenen Staatsmanns und Unterhausmitglieds für Leeds. D. R.) hielt geſtern eine Rede, in welcher er ſagte, das Land ſehe nunmehr ein, daß die Regierung das Vertrauen des Landes nicht mehr verdiene, und zwar in der Fortſetzung des Krieges und in der Zunahme der Ausgaben ſowie der Abnahme des Handels. Bloemfontein, 9. Okt. Das Flüchtlingslager im Oranje⸗ frelſtaat beherbergt gegen 40 000 Menſchen, von denen wöchentlich im Durchſchnitt 200 an Maſern ſterben. Die Hälfte davon ſind Kinder. Deutſchland. — Die Reiſekoſten des Prinzen Tſchun während ſeines Aufenthaltes in Deutſchland ſollen nach einer durch die Blätter laufenden Mittheilung dem Kaiſer und dem Reich zur Laſt gefallen ſein. Nach Erkundi zungen der „Berl. N. N.“ an unterrichteter Stelle iſt dieſe Behauptung durchaus unbegründet. Der bei außerordentlichen Geſandt⸗ ſchaften ſtets beobachteten Gepflogenheit gemäß hat Prinz Tſchun und ſeine Gefolge lediglich freie Fahrt auf den deutſchen Eiſenbahnen gehabt; die gleiche Vergünſtigung hat u. A. die letzte marolkaniſche Geſandſchaft genoſſen. Daß der Prinz in Danzig, wo er nach der Entſühnung als Gaſt des Kaiſers den Manövern beiwohnte, auf Koſten des König⸗ lichen Hofhalts lebte, iſt ſelbſtverſtändlich. Im übrigen hat er die Koſten ſeines Aufenthalts in Berlin ebenſo wie auf ſeiner Rundreiſe durch Nord⸗ und Weſtdeutſchland ſelbſt be⸗ ſtritten. Berlin, 9. Okt. Das„Wolff'ſche Bureau“ meldet aus Kalkutta: Der Emir von Afghaniſtan iſt am 3. Oktober geſtorben.„Reuter“ meldet aus Simla: Der Emir von Afghaniſtan war ſeit längerer Zeit erkrankt. Am 28. Sept. ordnete ſein älteſter Sohn Habib Allah Khan Gebete an und theilte mit, daß ſein Vater Morgens um 3 Uhr ge⸗ ſtorben ſei. Abdurhaman, Emir von Afghaniſtan, der Sohn Afzal Khans und der Enkel Doſt Mohammeds, war 1830 geboren, hat alſo ein Alter von 71 Jahren er reicht. Im Jahre 1880 eee wurde Abdurthaman auf Veranlaſſung des Höchſtcomman⸗ direnden der in Afghaniſtan ſtehenden britiſchen Truppen von den zu Kabul verſammelten Fürſten der Stämme des öſtlichen und mittleren Aftzhaniſtan als Emir proclamirt. Doch machten ſehr bald verſchiedene Afghanenſtämme in wiederholten erbitterten Aufſtänden den Verſuch, die Regierung Abdurrhamans zu ſtürzen, und erſt nach vielfachen blutigen Kämpfen gelang es dem nunmehr Verſtorbenen, alle Theſle ſeines Landss vollſtändig zu unterwerfen und ſich in den 25 Beſitz der Herrſchaft über das ganze Afghaniſtan zu ſetzen. Ausland. Paris, 10. Okt. Der„Figaro“ ſchreibt: Falls der Antrag auf Streichung des Cultusbudgets angenommen würde, ſo würde die Folge ſein, daß die ganze Seelſorge in Frank- reich lediglich von den behördlich genehmigten Congregationen prakticirt werde. Tarragona, 9. Okt. Karliſtiſche Agenten durchziehen das Land und gehen bis in die Provinz Caſtellon. Madrid, 10. Okt. Die Gerüchte betreffs der Karliſten⸗ erhebung lauten immer bedenklicher. Der Generalkapitän von Valencia iſt hier eingetroffen. London, 10. Okt. Es verlautet, die indo⸗britiſche Regierung werde unverzüglich Schritte ergreifen, um Habib⸗ Ullayh, den älteſten Sohn des verſtorbenen Emir anzuer⸗ kennen und ſeine Thronanſprüche mit der ganzen Macht Indiens zu unterſtützen. Eine Sondergeſandtſchaft mit ſtarker Begleitung wird nach Kabul geſchickt werden, um dem neuen Emir die Glückwünſche des Vicekönigs von Indien zu über⸗ mitteln. Gleichzeitig ſollen Truppen bereit gehalten werden, um die Thronanſprüche des neuen Emir nöthigenfalls mii Waffengewalt aufrecht zu erhalten. London, 10. Okt. Bureau Laffan wird aus Kalkutta gemeldet: Die Szene am Sterbebette des Emir von Afgha⸗ niſtan machte auf alle Anweſenden einen großen Eindruck. Die Notablen des Landes ſchwuren Habib Ullah Gehorſam und verſprachen der engliſchen Allianz treu zu bleiben. Der ſterbende Emir warnte vor den Ruſſen.(7) Er ſagte, ſein Geiſt würde im Lande bleiben, wenn auch ſeine Seele zu Gott ginge. Habib Ullah gilt als englandfreundlich, und es herrſcht darum keine Panik in Indien. Waſhington, 10. Okt. Die Lage in Columbien ſoll ſchlimmer ſein als jemals ſeit zwei Jahren, vor welcher Zeit der Aufſtand begann. Die Ernte kann nämlich wegen Mangel an Arbeitskräften nicht eingebracht werden; ein großer Theil verfault auch in den Eiſenbahnſtationen und in den Flußhäfen, weil er nicht fortgeſchafft werden kann. Nah und Fern. » Biernheim, 11. Okt. Nach Bekanntmachung Großh. Miniſteriums des Innern vom 30. Januar 1901 der Gewerbeordnung mußte hier ein Prüfungsausſchuß er⸗ richtet werden und wurden hlerzu durch den Vorſtand der Handwerkskammer in Darmſtadt Herrn M. Neuhäuſer 3. als 1. Vorſitzende und Herr Jof. Zöller 1. als deſſen Stellvertreter auf die Dauer von 3 Jahren ernannt. Viernheim, 11. Okt. Gewiß war es ſchon oft manches unſerer tapferen Krieger von 1870/71 Wunſch, die Schlachtfelder um Metz aufzuſuchen und ſich noch ein⸗ mal alle die bekannten Stellen, an denen ſo heiß gefochten wurde, vor Augen zu führen. Aber die Zeit und das Ge⸗ ſchäft und ſonſtige Umſtände waren ſtets hindernd im Wege, Dämonen des Haſſes. Eine Geſchichte von der hannov.⸗holländiſchen Grenze. Von Th. Schmidt. Nachdruck verboten. 17. Fortſetzung. Brand richtete ſich ſchnell auf. Beide horchten einen Mo⸗ ment. Der Hufſchlag des Pferdes kam näher und zwar ziemlich ſchnell. Schon hörte man durch die Stille der Nacht das bekannte Anſchlagen des Säbels eines Reiters an den Steigbügel oder Sporn. Es mußte ſonach ein Gendarm ſein, der ſich ihnen auf der Landſtraße näherte. „Verwünſcht! Was hat das zu bedeuten? Es ſcheint, als wenn einer von den beiden Gendarmen nochmal wieder umgekehrt iſt. Vorhin hörten wir ſie ja ruhig nach Heede zurück reiten,“ äußerte der ſchwarze Dierk, unſchluͤſſig, was er machen ſollte. „Das iſt zweifellos einer der beiden Gendarmen,“ be⸗ ſtätigte Brand. „Mach ſchnell, Kerl, komm herauf! Wir müſſen uns drüben im Holze verſtecken. Wenn der Gendarm uns Beide zuſammen hier antrifft, wittert er ſofort was Verdächtiges dahinter. Kannſt Du jetzt wieder laufen?“ „Laufen 21 Daran iſt gar nicht zu denken, bin froh wenn ich im Schritt weiter kommen kann,“ antwortete Brand, mit An⸗ ſtrengung die Grabenböſchung heraufkletternd. „Verwünſcht! Da holt er uns in ein paar Minuten ein. Nun paß mal auf, was ich Dir rathe: Siehſt Du den dicken Erlenbuſch, dort; binter den kann ſich ein Menſch, wenn er ſich platt auf die Erde legt,—45 gut verſtecken; dahinter ver⸗ kriechſt Du Dich, verſtanden?! Für zwei reicht er nicht hin. Vorwärts mach, daß Du in Sicherheit kommſt.“ „Und Du 7“ „Um mich fümmere Dich nicht. Ich bleibe ruhig auf der anderen Seite der Landstraße, um des Gendarmen Aufmerkſam⸗ keit von Deinem nicht allzuficheren Verſteck abzulenken.“ Brand ſtieg wieder in den Graben hinab, ſchritt etwa zwanzig Schritte weiter bis an den ihm bezeichneten Erlenbuſch, legte fich der Länge nach hinter demſelben in das poße dürre Gras und wartete in athemloſer Spannung auf das Erſcheinen des Gendarmen. Eine bange Ahnung ſagte ihm, daß derſelbe ſie Beide wahrſcheinlich ſchon ſuche. „Der Teufel hole die dumme laute Schwatzerei; ſie allein wird uns verrathen haben; man kann ja heute Nacht kilometer⸗ weit einen Menſchen huſten hören,“ knurrte Dierk vor ſich hin, als er ſich von Brand trennte und quer über die Landſtraße nach der anderen Seite derſelben ſchritt. Hier blieb er ruhig ſtehen; und da er eine Waſſerpfütze dicht am Wege ſah, ſo reinigte er an derſelben ſchnell ſein Geſicht und die Hände von anhaftendem Blut, verbarg den falſchen rothen Bart und die Perrücke in ſeinen Taſchen und ging danach im ruhigen gemächlichen Schritt weiter. Um ſeine Sorgloſigkeit vor dem Gendarmen, der nur noch etwa dreißig Schritte von ihm entfernt war, noch beſſer zu markiren, zog er ſeinen kurzen„Mutzen“ aus der Taſche, ſtopfte denſelben voll Tabak und zündete ihn ruhig an. Holla! Wen haben wir denn da zu ſolch ſpäter Nacht⸗ ſtunde?“ rief der Wachtmeiſter heranſprengend. „Sagen Sie lieber„zu ſolch früher Morgenſtunde“, Herr Wachtmeiſter“, antwortete der ſchwarze Dierk ſich lachend um⸗ drehend.„Guten Morgen“. Der Wachtmeiſter bückte ſich vorüber, um dem Manne beſſer ins Geſicht ſehen zu können. „Ah— da ſind Sie ja, Mosje Horſt!“ rief er überraſcht und nicht wenig erfreut, den Geſuchten ſo ſchnell gefunden zu haben.„Wo haben Sie denn Ihren Begleiter?“ „Ich verſtehe Sie nicht, Herr Wachtmeiſter,“ antwor⸗ tete Horſt. „Nicht? Das wundert mich. Ich pflege mit Leuten Ihres Schlages nicht leiſe zu reden. Antworten Sie: Wo iſt Ihr ſauberer Genoſſe?“ „Ich weiß garnicht was Sie von mir wollen. doch, ich bin allein,“ ſtellte ſich Horſt unwiſſend. Der Wachtmeſſter ſprang vom Pferde, ſchlug ſich den Zügel über den linken Arm und erfaßte mit der rechten Hand den ſchwarzen Dierk am Kragen. „Sie find mein Arreſtant, Dietrich Horſt.“ Letzterer ſtellte ſich erſtaunt und beleidigt. „Nanu?“ rief er verwundert.„Was ſoll das bedeuten? Habe ich etwa was Böſes verbrochen? Wie fönnen Sie einen elnſamen Fußgänger auf öffentlicher Landſtraße zum Arreſ⸗ tanten erklären. Das find ja nette Zuſtände ier im lieben Deutſchland.“ Sie ſehen Dem Wachtmeiſter ſtieg das Blut zu Kopfe. Wie ſich der Schuft verſtellen koante, dachte er. „Böſewicht!“ ſagte er mit vor Erregung und Grimm zitternder Stimme.„Kennſt Du Unhold nicht das alte Sprich⸗ wort: Der Krug geht ſo lange zum Brunnen bis er bricht?— Was? Du willſt Dich auch mir widerſetzen? Hände zuſammen, Schuft! Meinſt Du, unſer Herrgott ließe ſolche Schandthaten, wie Du ſie vor elner Stunde verübteſt, ungerächt? Wenn es nicht meine Pflicht wäre, Dich lebend ins Gefüngniß zu bringen, ich hätte wahrlich Luſt, Dich mit meinem Säbel niederzuſtechen. Verdient haſt Du's meinetwillen und der armen geplagten Zoll⸗ beamten wegen zehnmal.“ Indem der Wachtmeiſter den einen Arm Horſt's feſt hielt, griff er mit der anderen Hand in ſeine Manteltaſche, um daraus das Schließzeug hervorzuholen. Dieſen Moment benutzte Horſt ſchnell zu ſeiner Befrelung. Mit einem heftigen Ruck riß er ſich los— ein kühner Sprung von dem hohen Damm der Landſtraße über den breiten Graben hinweg brachte ihn vollends aus der Gewalt des Wacht⸗ meiſters. Und wiederum war dem Böſewicht das Glück hold. Ob⸗ gleich ſich unmittelbar an den Rand des Grabens das tiefer⸗ liegende Moor mit zahlreichen, keinen Menſchen tragenden Ver⸗ tiefungen anſchloß, gelang es Horſt doch, trotz der Dunkelheit unten im Moore feſten Fuß zu faſſen und ſolche, mit Gras und Heide bewachſene feſte Stellen zu erreichen, die ihm über den grundloſen moorigen Sumpf hinüberhalfen. Als er etwa zweihundert Schritte welt ins Moor geflohen war, drehte er ſich keck um und rief höhnend zu dem in höͤchſter Wuth mit ſeinem Gaul auf der Landſtraße haltenden Gen⸗ darmen zurück: „Nun, Herr Wachtmeiſter, iſt's gefällig? Bitte kommen Sie doch herüber. Für Reiter iſt das hier ein beſonderes vorzügliches Terrain. Mann nennt mich mit einigem Reſpekt den„⸗ſchwarzen Dierk“, wenn Sie das noch nicht wiſſen ſollten 2 Morgen, Herr Wachtmeiſter, mich fangen Sie ſo leicht nicht.“ Schurke!“ ſtieß der gehänſelte Beamte grimmig aus. „Warte, Du entrinnſt dem Arm der Gerechtigkeit nicht.“— Mit der Gegend genau vertraut, war es Horſt nicht ſchwer, ſich in dem Moore e um das Schickſal ſeines Be⸗ gleiters kümmerte er ſich nſcht weiter, denn er hatte augenblicklich mit ſich ſelbſt genug zu thun. Seine Lage war durch den ge⸗ 8 * dieſen Wunſch durchzufüßren. Um ſo freudiger iſt es zu begrüßen, daß es der Verein für Pflege der Krieger⸗Gräber bei Metz unternahm, ein Panorama der Schlachtfelder um Metz zu entwerfen und in den Handel zu bringen! Und dieſes Unternehmen iſt gelungen. Ein prächtiges Bild iſt es, das uns in die Gegend von Metz verſetzt. Keine Karte zum Studieren, nein, ein wirkliches Panorama ſehen wir vor uns mit Bergen und Thälern, Wegen und Flüſſen. Deut⸗ lich liegt das vielumkämpfte Gravelotte nebſt der Schlucht vor uns und jedes Kriegers Herz ſchlägt höher, wenn er die alten Plätze ſo naturgetreu vor ſich ſieht, wo er in des Königs Rock ſein Leben in die Schanze ſchlug.— Befell⸗ ungen auf dieſes herrliche Werk werden in der Expedition des Viernheimer Anzeigers gerne angenommen. Der Preis iſt ſehr mäßig und beträgt pro Bild 3 Mark, dazu ca. 50 Pfg. Verpackung, die ſich bei Beſtellung mehrerer Exemplare auf wenige Pfennige reduzieren. Ausgeſtellt und zu be⸗ ſichtigen iſt dieſes ſchöne Bild in der Wirthſchaft zum Fürſten Alexander bei Jakob Kempf und ſollte es kein Krieger und Kriegerfreund verſäumen, ſich dasſelbe anzuſehen. Viernheim, 11. Okt. Eine äußerſt wichtige Entſcheidung hat, wie die„Deutſche Landw. Thierzucht“ mit⸗ theilt ſ. Z. das Reichsgericht getroffen durch ein Urtheil, in welchen zum Ausdruck kommt, daß eine wiſſentliche Ver⸗ fehlung gegen§ 9 des Reichsſeuchengeſetzes(Anzeigepflicht bei Thier ſeuchen und Verdacht derſelben) nach§ 328 des Strafgeſetzbuches zu beſtrafen iſt. Bisher wurde von den Gerichten eine Verfehlung in dieſer Richtung als Ueber⸗ tretung nach 8 62, 2 bezw. 67 des Reichsviehſeuchengeſetzes mit Geld beſtraft, indem die im Geſetz enthaltene Pflicht der Anzeige nicht als eine behördliche Anordnung aufgefaß! wurde. Das Reichsgericht hat ſich nun auf einen anderen Standpunkt geſtellt, indem es den§ 328 auch auf wiſſent⸗ liche Verletzungen anzuwenden beſtimmt und damit ſolche Verletzungen zu Vergehen ſtempelt, gegen welche nur auf Gefängniß erkannt werden kann. Mannheim, 9. Okt. Geſtern ſiedelte das hieſige Grenadierregiment aus der alten Kaſerne der Innenſtadt nach den auf dem hieſigen Exerzierplatz erbauten neuen Kaſernements über. Die Truppen ſtanden um 9 Uhr feld⸗ marſchmäßig am Schloßplatz. Der Abmarſch erfolgte unter klingendem Spiel. „ Mannheim, 10. Okt. Portland⸗Cementwerk Leimen. Wie der„Pf. B.“ hört, wurde am 6. Okt. über 400 Arbeitern gekündigt; auch ſoll eine zeitweilige Ein⸗ ſtellung der Fabrikation ſeitens der Direktion in Erwägung gezogen werden. Das iſt für die Arbeiter angeſicht des Winters ein harter Schlag. Birkenau, 8. Okt. Als vorgeſtern Abend der Zug 8,5 Weinheim— Fürth, gegenüber der Warthorſt'ſchen Mühle, nachdem er das Tunnel verlaſſen, die Kurve, daſelbſt paſſiren wollte, ſah der Lokomotivführer auf dem Bahnköcper einen ſtarken Aſt liegen, und brachte den Zug durch Anziehen der Luftbremſe ſofort zum Stehen, wodurch ein Unglück ver⸗ huͤtet wurde. Nach einem Aufenthalt von 6 Minuten konnte der Zug, nachdem das Hinderniß von den Bedienſteten bei Seite geſchafft worden, ſeine Fahrt fortſetzen.— Großen Schaden hat das in der Nacht von Sonntag auf Montag wüthende Unwetter angerichtet. So z. B. ſind im Frhrl. Wamboll'ſchen Schloßpark koloſſale Eichbäume entwurzelt worden, auch auf den Feldern ſieht man allenthalben Obſt⸗ bäume liegen, was die betreffenden Landwirthe mit Betrüb⸗ niß erfüllt hat. Lampertheim, 8. Okt. Exhumirt wurde eine im evang. Friedhof beigeſetzte Leiche, welche im Juli d. J. im Rhein an das diesſeitige Ufer geländet wurde, nachdem ſie 3 Wochen im Waſſer gelegen hatte. Man koante da⸗ mals die Perſönlichkeit des Verunglückten nicht feſtſtellen; jedoch haben anderweitige Nachforſchungen ergeben, daß der Betreffende aus Kirchheim a. T. in der Pfalz war. Seine Angehörigen ließen heute deſſen ſterbliche Ueber⸗ reſte ausgraben und überführen.— Schlau angegriffen hat es der Wirth zum„Rothen Löwen“, als er heute Nacht nach Schluß der Polizeiſtunde das erſt vor einem Jahr erworbene Geſchäft räumte und mit ſeiner Familie in unbe⸗ kannte Ferne zog, vergeſſend, die verſchiedenen Verbindlich⸗ keiten vorher zu erledigen.— Für die in dieſem Monat ſtattfindenden Gemeinderathswahlen wird ſchon fleißig Stimm⸗ ung gemacht. Es ſind 5 Gemeinderathsmitalieder für die jährige, 3 in eine 6jährige und 1 in eine 3jährige Periode zu wählen. f Von der Bergſtraße, 10. Okt. In Folge der naſſen Witterung gehen in den Niederungen, wo größere 08 unter Waſſer ſtehen, viele Kartoffeln in Fäulniß über. Seckenheim, 10. Okt. Milchhändler Maas hier fand ſeine 37jährige Ehefrau todt im Bette. Wahrſcheinlich hat ein Herzſchlag ihr ein frühzeitiges Ende bereitet. Hammelbach, 9. Okt. Der 17jährige Sohn des Zimmermeiſters Adam F enrich 2., welcher mit dem Füllen von Patronen zum Schießen bei einer Hochzeit beſchäftigt war, wollte die verſchloſſenen Zündhütchen aus den leeren Hülſen entfernen. Aber bei den Hülſen befand ſich noch eine unverſchoſſene Platzpatrone. Als er das Zündhütchen aus derſelben entfernen wollte, ging die Patrone los, und der Schuß ging ins Herz, wodurch der Tod ſofort eintrat. Wiesloch, 10. Okt. Der verhetrathete 44 Jahre alte M. Spongel von Rauenberg entfernte ſich am 4. ds. aus ſeiner Wohnung und kehrte nicht mehr zurück. Am Samstag fand man ihn todt in der Angelbach auf. An⸗ ſcheinend iſt Spongel aus Unvorſichtigkeit in den Bach gerathen und ertrunken reſp. im Schlamm 4erſtickt. Eberbach, 10. Aug. Vorgeſtern Abend wurde der 71 Jahre alte, dem Trunke geneigte und lebensmüde ver⸗ wittwete Taglöhner Friedrich Wilhelm von Neckarwimmers⸗ bach in ſeiner ärmlich eingerichteten Wohnſtube an der hölzernen Ofenſtange erhängt aufgefunden. Pforzheim, 10. Okt. Am Samatag erhängte ſich, laut„Pf. Beob.“, der verhetrathete Bijouterie⸗Fabrikant Fr. Gerber in ſeiner Wohnung. Das Motto zur That iſt un bekannt.— In Grumbach verſetzte nach kurzem Wortwechſel ein Sohn ſeinem Vater, dem alten, betagten Zimmermeiſter Kleile mit einem Meſſer 6 Stiche in die Seite und in den Rücken, ſo daß der Vater wohl nicht mit dem Leben davon kommen wird. Landau, 9. Okt. Heute Vormittag gegen 11 Uhr trug ſich in der Mühle von Niederreuther u. Geropp hier ein grauenerregender Unfall zu. Aus nicht aufgeklärter Urſache gerieth der 19 Jahre alte Mühlburſche Ludwig Jehlt aus Brumadere in der Schweiz in die Transmiſſion und wurde mit ſolcher Gewalt an die Decke geſchleudert, daß das Gehirn hervorſpritzte. Der Unglückliche fiel dann noch in das Räderwerk und wurde hierbei bis zur Unkennt⸗ lichkeit zugerichtet. Zur Zeit des Unfalles war niemand anweſend. Karlsruhe, 10. Okt. Offiziös wird jetzt beſtätigt daß lediglich die Verwaltung der Main⸗Neckarhahn auf die preuß ſch heſſiſche Eiſenbahngemeinſchaft übergehen ſoll. Bei der Vereinbarung ſind die ſtaatswirthſchaftlichen Intereſſen der betheiligten Staaten in vollem Umfange gewahrt worden, ſodaß nicht nur die betheiligten Regierungen durchaus be⸗ friedigt ſind, ſondern auch mit Beſtimmtheit auf die volle Zuſtimmung der betreffenden Lan desvertretungen gerechnet werden darf. Landſtuhl, 10. Okt. In dem Konkursverfahren Bumb und Herrle, Preßhefenfabrik und Spiritusraffinerie, fand die erſte Gläubigerve ſammlung ſtatt. Nach dem Be⸗ richt des Konkursverwalters werden im günſtigſten Falle 9,5 Prozent zur Vertheilung gelangen können. Möglich und ſogar wahrſcheinlich iſt aber, daß an die nichtbevor⸗ rechteten Gläubiger gar keine Dividende zur Auszahlung kommen wird. Die Froſtſchäden an den Winterſaaten des Jahres 1901. Der ſchneefreie Winter hat im letzten Jahre unſere Winterſaaten ſtark geſchädigt. Von den 35 Antworten, die in Süddeutſchland auf die Fragekarten, welche im Auftrage der D. L. G. vom Sonderausſchuß für Pflnzenſchutz aus⸗ geſendet waren, berichten die meiſten über größeren oder ge⸗ ringeren Froſtſchaden. Die Ergebniſſe ſind intereſſant und lehrreich für jeden Landwirth, der mit Bangen der Froſt⸗ Wir wollen nur einen Punkt hier hervorheben, der ſicher nicht der n⸗ben⸗ ſächlichſte iſt: Die Düngung. Stets hat leichter dung⸗ ſchwacher Boden ungünſtige Ueberwinterung gezeigt. Es iſt dies auch ganz erklärlich, denn ſchlecht gedüngte Saaten ver⸗ halten ſich ebenſo wie ſpäte Saaten: dem Froſte gegenüber zu ſchwach. Insbeſondere iſt die künſtliche Düngung von beſſeren Folgen begleitet geweſen als ſpäte Gründüngung und Stallmiſt. Die lizteren michen den Boden zu locker und po ös, ſo daß die Pflänzchen bei der ſtrengen Kälte zu wenig Schutz hatten. Es ſei hier auch auf die Kainitdüngung hingewieſen, welche bekanntlich neben der ernährenden auch eine gewiſſe Wirkung auf die phyſikzliſchen Etgenſchaften des Bodens aus⸗ übt. Der Boden wird durch Künit bindiger und feuchter und, wie die oben erwähnten Umfrage⸗Ergebniſſe lehren, waren es gerade ſolche Böden, welche weniger Froſtſchäden aufwieſen. Itzt wo der Winter vor der Thür ſteht, mag dem Lindwirth deshalb wieder die Künitdüngung empfohlen ſein, deren ertragsſtſigende Wirkung bekannt iſt und die zugleich auch den erörterten weiteren Vortheil mit ſich bringt. Redaktion Druck und Verlag von W. Bingener, Viernheim. G. Tillmann-Matter Atelier für photographie Und Malere MANNHEIM P 7, 19 1210 Telephon 570. 8 Heidelbergerstrasse. 2 prachtvolle Neuheiten luekwunsehkarten zum Geburts- u. Namenstag Verlobung ö grünen, Sbernen und goldenen Hochzeit. Sehr große Auswahl! Billigſte Preiſe! Wilh. 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Der ſchwarze Dierk war indeß nicht der Mann, der vor Gefahren und Widerwärtigkeiten zurückſchreckte, ſein unruhiger Kopf erfand bald Pläne zur Begegnung derſelben. „A— ba!“ rief er nach einigem Ueberlegen,„ſie wird ſich etwas ſpreitzen und ein Lamento anſtimmen, aber zuletzt doch mit einigen Goldfüchſen herausrücken. Wenn ich nur be⸗ ſtimmt wüßte, ob der grüne Laffe ins Gras gebiſſen hat? Iſt er hin, dann möchte ich den ſehen, der mir beweiſen will, daß ich es geweſen bin, der den Wichtigthuer zuerſt angegriffen hat. Der Wachtmeiſter trat allerdings ſehr ficher und beſt mmt auf, er glaubte wohl, ich ſei ſo dumm, gleich das Rencontre auf der Heide einzugeſtehen. Na, da kennt er aber Buchholzen ſchlecht. Wollen erſt mal herum horchen, wie die Geſchichte mit den beiden Zollmenſchen abgelaufen iſt und danach handeln; zur Flucht über die Grenze iſt es morgen noch früh genug.“ Nach reichlich einſtündiger Wanderung gelangte Horſt auf Umwegen im Dorfe D. an. Der Morgen graute bereits, die Hähne in den Bauerhöfen krähten ſchon eine Weile um die Wette und im Dorfe wurde es lebendig. Sich vorſichtig hinter einem langen Heckengange hinſchleichend, der das Dorf an der einen Seite umgab, blieb er plötzlich ſtehen und lugſe über die Ein⸗ faſſung eines ſchmucken Gartens, an deſſen entgegengeſetztem Ende ſich ein neues in ſtädtiſcher Bauart errichtetes Gebäude befand, in dem in dieſem Augenblicke zwei Fenſter hell erleuchtet wurden, während vor demſelben ein Wagen mit zwei Pferden hielt, der nach wenigen Minuten in ſcharfem Tempo auf der Landſtraße in der Gegend nach Heede abfuhr. „Das triffſt Du ja gut, Dierk,“ ſagte Horſt ſchmunzelnd. „Der bhochverehrte Herr Schwager wird gerade zu der Zeit zu einem Kranken gerufen, in der Du ſeiner Frau einen Beſuch ab⸗ zuſtatten beabſichtigſt. Hm, Pech haſt Du heute Nacht gerade genung gehabt, aber auch allerhand Glück.“ gefahr des kommenden Winters entgegen ſieht. Der ſchwarze Dierk öffnete eine ſchmale Pforte und ging vorfichtig durch den Garten und um das Haus herum bis vorn zu der Haupteingangsthür, drückte bier zunächſt auf den Thür⸗ griff und als er den Eingang verſchloſſen fand, ohne langes Be⸗ ſinnen auf den Knopf der ſeitwärts angebrachten elektriſchen Klingel mit der Aufſchrift„Nachtglocke.“ Schon nach einigen Sekunden ertönten eilige Tritte auf dem Flur im Innern des Hauſes, dann ward die Thür ſchnell geöffnet und der draußen Wartende ſchob ſich raſch durch die entſtandene Oeffnung ins Haus. Eine junge hübſche Dame im Nachtkoſtüm, eine Lampe in der Hand haltend, wich beim Erblicken des Eintretenden entſetzt zurück und der Schcei des Schreckens entfuhr ihrem Munde:„Hilf, Himmel! Dietrich, Du biſt es 2!“ Bruder und Schweſter ſtanden ſich gegenüber. „Dietrich— Menſch— wo kommſt Du her?“ rief die Dame abermals. „Ja, Ulrike, wie Du ſiehſt, bin ich es, Dein leiblicher Bruder!“ „Menſch— wie ſiehſt Du aus?— Wo kommſt Du nu her?“ rief die junge Frau mit allen Zeichen des Grauens im Antlitz vor dem Bruder, dem die Kleidung in Fetzen am Leibe hing und deſſen Antlitz eine tiefe Bläſſe zeigte. „Das werde ich Dir alles nachher erzählen, Ulrike. Zu⸗ nächſt bitte ich Dich, nicht ſo laut zu ſchreien, das Dienftmädchen braucht nicht zu wiſſen, daß ich hier bin. Dein Mann iſt ja fort und der Knecht auch, wir find einmal ganz unter uns. Bin ich auch nach Deiner Meinung ein heruntergekommener Menſch, der weit unter Deinem Manne ſteht. ſo bin ich doch immer noch Dein Bruder. Und als ſolcher komme ich jetzt, um Dich um eine Gefälligkeit zu bitten „Laß dieſe überflüſſigen Bemerkungen, Dietrich. Sag' lieber, was Du willſt.“ „Ich habe eine doppelte Bitte an Dich: Du mußt mich auf vierundzwanzig Stunden in Deinem Hauſe verbergen und mir etwas Geld geben.“ „Dietrich, das kann, das will ich nicht, Du weißt, daß mein Mann 1 „Ulrike, bitte keinen Lärm, Du mußt wollen; man verfolgt mich,“ unterbrach der Unhold die geängſtigte Schweſter. (JFortſetzung folgt.) 155 Ich liebe Dich! O falte nicht die tiefumlockte Stirne! Sieh' ob Dein Sinn jungfräulich auch mir grollt, Ob Du mir züruſt, ob Du Dich von mir wendeſt: Ich bin Dir hold! Erhellt hat meines Daſeins düſt're Tage Einſt Deiner Blicke märchenhafte Gluth, Nun pocht mein Herz in frohem, heißem Schlage: Ich bin Dir gut! Hat auch mein Mund Dir nie ein Wort verkündet, Aus meinen Liedern ſpricht es ewiglich, Spricht, ob mein Herz auch nie das Deine findet: Ich liebe Dich! Alte Hausinſchriften. Wir ſchlafen oder wachen, ſo ſchläft doch der Hauszins nicht. a1 * 5* Wenn Neid und Haß brennen wie ein Feuer, Wär' Holz und Kohlen nicht ſo theuer. Für Geiſt und Herz. Uebermuth und Sklavenſinn, Die ſind in einer Schachtel drin. 21 .* Es iſt unendlich ſchöner, ſich zehnmal betrügen zu laſſen, als einmal den Glauben an die Menſchheit zu verlieren. * Noth iſt die Wage, die des Freundes Werth erklärt, Noth iſt der Prüfſtein auch von deinem eignen Werth. lr — iu hal 8 — el ſaſſen, h · Lina Kaufmann Mannheim F 2, 11, ben Den Eingang ſämmtlicher Saiſon⸗Neuheiten erlaube mir ergebenſt anzuzeigen. Hervorragende Neuheiten der Modelhut-Ausstelung zu deren Beſichtigung höflichſt einlade. In beſonders geſchmackvoller Ausführung bei Verwendung nur guter Zuthaten empfehle ich: Damen⸗Hüte, u er wie 4c a. Müdchen⸗Hüte, u aner 2 n be. Kinder-Hüte von 80 Pfg. an.. Runde Sammt- und Sammt-Capot-müte in eleganten Ausführungen, außerordentlich billig. 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