Un l. fte ü. 10 che inz⸗ urch hne cher irt, den ten 1 les Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Jamſtags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt) Bezugspreis: 5 20 Pfg. monatlich einſchließl. Trägerlohn, durch Poſt Mk. 1.15 viertelführlich. 7 Ar. 58. a Der rufſiſch-japaniſche Krieg. Paris, 18. Mai. Ein ruſſiſcher Offizier äußerte in einem Interview die Anſicht, daß die Japaner die Ruſſen auf der ganzen Linie angreifen würden. Die Japaner beabſichtigen, General Kuropatkin in die Mongolei zu drängen, was die Chineſen erwarten, um ſich alsdann zu erheben. Der Offizier iſt der Anſicht, daß Kuropatkin in Kaipeng und Kaitſcheng keinen großen Widerſtand leiſten und ſich nach dem Norden zurück⸗ ziehen wird. Fetersburg, 18. Mai. Aus Charbin wird gemeldet, daß ſich beunruhigende Symptome unter der Bevölkerung der Mandſchurei bemerkbar machen. Viele chineſiſche Kaufleute ſind bemüht, ihre Waren um jeden Preis los zu ſchlagen. Perſonen, die mit den Verhältniſſen in der Mandſchurei betraut ſind, be⸗ ſtätigen, daß es nur noch einiger japaniſcher Siege bedarf, um die Neutralität aufzuheben. Auch haben die Ruſſen in Charbin viele Kunguſen ange⸗ troffen und große Vorräte von Waffen, die dem räuberiſchen Volksſtamme gehören. Aiutſchwang, 17. Mai. Die Räumung Niutſchwangs wurde um 10 Uhr beendet, mit Ausnahme der Zerſtörung des Kanonenbootes Siwitſchfun, das früh morgens erwartet wird. Die Truppen zogen in voller Ordnung ab. General Kondra⸗ towiſch ging mit dem letzten Regiment. Söunk, 17. Mai. Wie berichtet wird, hält eine japaniſche Abteilung 200 Ruſſen nördlich von Andſchu eingeſchloſſen und ſucht ſie auszuhungern. Die Koſaken haben keine Vorräte mit Ausnahme deſſen, was ſie durch Fouragieren erhielten. Man erwartet, daß dies bald aufgezehrt ſein wird. Cſchifu, 18. Mai. Ein kombinierter Land⸗ und See⸗ angriff auf Port Arthur wird zwiſchen dem 20. und 26. Mai erwartet. Die Japaner hoffen, Dalny in einigen Tagen zu beſetzen und nach Zerſtörung der Minen in der Talienwanbucht dort weitere Truppen zu landen und mit dem Angriff auf Port Arthur zu beginnen. Ein japaniſcher Offizier erklärt, ſie wären bereit, 2000 Mann bei dieſem Angriffe zu verlieren. Unterrichtete Chineſen ſagen, die Einfahrt von Port Arthur ſei nicht geſperrt. Der Antergang des japaniſchen Aviſo„Mijako Toſtio, 18. Mai. Die„Mijako“ ging verloren, als ſie behilflich war, die Kerrbucht von ruſſiſchen Minen zu ſäubern, wohin Admiral Kataoka geſtern mit einer Abteilung des dritten Geſchwaders gegangen war, um die zwei Torpedobootflottillen zu beſchützen, die für dieſe Arbeit auserſehen ſind. Fünf Minen waren ſchon gefunden und zerſtört und die Arbeit für dieſe Tage beendet, als die„Mijako“ auf eine nicht entdeckte Mine ſtieß, die unter ihrem Bug mit großer Kraft explodierte und den Schiffs körper ſchrecklich verwüſtete. Das Schiff hielt ſich noch 22 Minuten über Waſſer. Zwei Matroſen wurden getötet, ſechs verwundet. Die übrige Mannſchaft wurde gerettet. Amtsblatt der Großtz. Bürgermeiſterei Viernheim. Inſertions-Organ. Donnerſtag, den 19. Mai 1904. Viernheimer Anzeiger Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg die 3geſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Nabatt. Neue Todesfälle und Morde in Deutſch⸗ Südweſtafrika. Die Liſte unſerer Verluſte in Südweſtafrika wird leider immer länger. Wieder iſt ein verdienter Offizier, der ſich im Felde bereits wiederholt bewährt hat, dem tückiſchen Typhus erlegen, und außerdem iſt auch über neue Bluttaten im weſt⸗ lichen Teil des Schutzgebietes zu berichten. Der„Lokal⸗Anzeiger“ erhält hierüber folgendes Kabeltelegramm: Windhuk, 14. Mai, 3 Uhr 40 Min. nachm. Heute früh 4 Uhr 30 Min. verſchied in Otjihaenena am Typhus in⸗ folge eingetretener Darmblutung und Entkräftung der Ober⸗ leutnant zur See Mansholt, der einzige Offizier, der in dem Gefecht bei Owikokorero am 13. Mai unverwundet blieb und der auch das Gefecht von Okaharni als Kommandeur der Artillerie mit beſonderer Auszeichnung mitmachte. Der Tod des ſehr beliebten Offiziers erweckt überall aufrichtigſte Teil⸗ nahme. Von den vier Seeoffizieren bei den Maſchinenkanonen der Oſtabteilung iſt nur noch Leutnant Ehrhard übrig, nachdem Oberleutnant z. S. Stempel gefallen, Oberleutnant z. S. Hermann verwundet und jetzt Mansholt geſtorben iſt. Im hieſigen Lazarett verſtarb heute der Einjährige vom Seebataillon Fried⸗ rich Botten.— Die jetzt in Swakopmund angekommenen, am 7. d. Mts. aus Okambahe(etwa 60 Kilometer weſtlich von Omaruru) geflohenen Farmer Merker und Miſſtonar Baumann erzählen, daß die 15 bewaffneten Herero, welche am 2. Mai nachts beim Viehraub in der Gegend von Okombahe drei Vieh⸗ wächter erſchlugen, tags vorher bereits drei Frauen und ein Kind ermordet hatten. Gerüchtweiſe verlautet auch von weiteren Morden weſtlich Ameib(etwas nordweſtlich von Karibib). Deutſchland. Berlin, 17. Mai. Generaldirektor Ballin von der Hamburg⸗Amerikalinie und der Direktor von der Hamburg⸗ Amerika⸗Dampfſchifffahrts⸗Geſellſchaft wurden zur Audienz beim Kaiſer befohlen. Wie verlautet, handelt es ſich hier um eine Beſprechung über weitere große Truppentransporte für Deutſch⸗ Südweſtafrika. Ausland. London, 18. Mai. Nach in Vancouver eingetroffenen Berichten wurden unlängſt auf den Admiralitäts⸗Inſeln 5 Menſchen von Kanibalen getötet und aufgefreſſen, worauf das deutſche Kriegsſchiff Condor vor dem betr. Dorfe erſchien und es in Brand ſteckte. Hierauf lieferten die Bewohner die Schuldigen aus, die ſofort erſchoſſen wurden. Konſtantinopel, 18. Mai. Der ruſſiſche Botſchafter unternahm bei der Pforte energiſche Schritte, damit dieſelbe das Treiben japaniſcher Agenten, welche von ihrer Regierung mit großen Geldſummen ausgeſtattet würden, um den Aufſtand in Mazedonien zu ſchüren, energiſch verhindern ſolle. St. Touis, 18. Mai. Senſation erregt hier der chineſiſche Prinz Pulm, welcher in einem Interview erklärte, richt — 20. Jahrgang. daß China ſchwerlich länger neutral bleiben, vielmehr in die oſtaftatiſche Kriſis aktiv eingreifen würde. Eine Spionage⸗Geſchichte. Faris, 16. Mai. Der„Matin“ veröffentlicht einen in romanhafter Weiſe abgefaßten ſpaltenlangen Bericht, in welchem anknüpfend an ein geſtern von einem Londoner Blatte veröffentlichtes Telegramm folgendes erzählt wird: Der Lon⸗ doner Korreſpondent des„Matin“, namens Johann Hedemann, erhielt vor 4 Wochen den Beſuch einens gewiſſen Pitor Fra⸗ gola, eines Dalmatiners, der ihm erzählte, er ſei früher im Kriegsminiſterium angeſtellt geweſen und wegen Spionage zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er ſei dann nach London geflüchtet, wo er in großem Elend gelebt habe. Er habe unter anderem zwei Männern, einem Wiener namens Galio und einem Franzoſen namens Mesqui, als Führer ge⸗ dient. Beide hätten für Rechnung einer fremden Regierung gearbeitet und mehrmals an einen deutſchen Agenten Schrift⸗ ſtücke verkauft. Mesqui lebte lange als Bauunternehmer in Toulon. Beide ſeien nun vor einigen Tagen nach Rom ab⸗ gereiſt. Fragola erklärte weiter, er habe deren Abweſenheit benutzt, um ſich einzelner Schriftſtücke zu bemächtigen, die Galio zurückgelaſſen habe. Dieſe Schriftſtücke zeigte Fragola dem Korreſpondenten Hedemann, der höchſt erſtaunt war, 85 auf Pauspapier angefertigte Kopien von Plänen der Befeſtigungs⸗ werke von Toulon vor ſich zu haben. Außerdem lagen mit der Schreibmaſchine hergeſtellte Fragebogen bei und Pläne der Befeſtigungswerke von Breſt, ſowie ein Brief und eine Viſiten⸗ karte namens„Friedrich Scholz, Hedemannſtr. 8, Berlin SW.“ Fragola überwies die Papiere dem Korreſpondenten Hedemann, der ſie dem franzöſiſchen Marineattachee in London mitteilte. Dieſer war ſehr aufgeregt; er erklärte die Papiere für außer⸗ ordentlich wichtig und für authentiſch. Hier bricht der Bericht des„Matin“ ab; er ſoll morgen fortgeſetzt werden. Das Blatt erwähnt, der Generalſtab, das Kriegs⸗ und Marine⸗ miniſterium hätten die notwendigen Maßnahmen getroffen, um die Folgen zu vereiteln. Die„Agence Havas“ veröffentlicht eine Note des Marine⸗ miniſteriums, in der erklärt wird, das Marinedepartement habe mit den von einem Individium, das Fragola heißen wolle, verkauften Schriftſtücken nichts zu tun, da die Küſtenverteidi⸗ gung der Kriegsverwaltung unterſtehe, der alle Pläne der Be⸗ feſtigungswerke und Batterien gehören, die Hedemann in einer Abſchrift erhalten habe. Die Marineverwaltung habe jedoch vor fünfviertel Jahren ſich mit Fragola zu befaſſen gehabt, der ſich damals unter einem anderen Namen vorgeſtellt habe. Fragola habe damals behauptet, er könne, wenn er bezahlt werde, zeigen, daß er Pläne von Feſtungen, Batterien und Unterſeebooten beſitze. Nachdem er die Marineverwaltung durch lange Unterhaltungen hingehalten habe, habe ſich ſchließlich herausgeſtellt, daß er nichts derartiges zu zeigen vermochte. Faris, 17. Mai. Der„Matin“ ſetzt heute ſeinen Be⸗ über die Spionageaffäre fort und veröffentlicht den ſehr Verſunkene Millionen. Kriminal⸗Roman nach dem Franzöſiſchen von Burghard Aß mus. 82(Nachdruck verboten.) Die Goldfäßchen dienten der Barke als Ballaſt, und niemand konnte darauf kommen, ſie dort zu entdecken. Ohne ſich durch dieſen Mißerfolg entmutigen zu laſſen, wandte ſich Robert nach Neapel, welches beſſere Ausſichten bieten konnte. Dort wählte er die Bucht von Caſtellamare als Ankerplatz, weil es ihm für den Fall, daß ſeine Erkun⸗ digungen ihn zu einer endgültigen Landung beſtimmen ſollten, der geeignetſte Ort ſchien, dieſelbe ohne Aufſehen zu bewerk⸗ ſtelligen. Er kannte das Land von einer früheren Reiſe her, die er mit ſeiner geliebten Ellen nach Italien gemacht hatte, und war mit der Küſte zwiſchen Kaſtellamare und Sorrent ſehr vertraut. Das Italieniſche ſprach er ziemlich geläufig und über⸗ nahm es daher, Neapel zu durchwandern, und in den Kaffee⸗ häuſern und Gaſthöfen Korallen feil zu bieten, während John die Barke bewachte. Dank dieſem ſehr glaubwürdigen Vorwand ſetzte er ſich mit den Gaſthoftellnern, den Lohndienern und Fuͤhrern in Verbindung, welche Leute ſtets gut über die Fremden unter⸗ richtet find, und recht gerne plaudern, wenn man ſie nur bewirtet. Aber Robert erfuhr durch ſie nichts, was ihn intereſſiert hätte. Die größte Neuigkeit, welche dieſe Menſchenklaſſe beſchäf⸗ tigte, war der tragiſche Tod eines Engländers, der bei einer allzu nahen Beſichtigung des damals in voller Eruption befind⸗ lichen Veſubs ums Leben gekommen war, und dieſe Geſchichte berührte ihn nur wenig. Eine ganze Woche verging in unnützen Gängen, und Robert begann ſchon an dem Erfolg ſeiner Nachforſchungen zu verzweifeln. Wahrſcheinlich hatte er ſich getäuſcht. Seine Folgerungen beruhten ohne Zweifel auf einer falſchen Baſis, und er konnte nur noch vom Zufall einen Fingerzeig für den einzuſchlagenden Weg erwarten. Traurigen Sinnes erwog er entlang wanderte, welche von der Annunziatabrücke in Neapel aus längs des Meeres über Portici nach Kaſtellamare führt. Die Nacht brach ſchon herein, und er beſchleunigte ſeine Schritte, als beim Ausgange des kleinen Fleckens Tore del Greco ein Bettler ihn in ſchlechtem Italieniſch um Almoſen anging. Der fremde Accent machte Robert ſtutzen, und er betrach- tete den Mann genauer. Jener Bettler zeigte nicht den bei den Lazzaronis gewöhn⸗ lichen Zuſtand der Halbnacktheit. Im Gegenteil, er war vollſtändig bekleidet, aber ſein Anzug war ſo ſchmutzig und zerlumpt, wie man ähnliches nur in dem Saint Gilles Viertel, dem elendeſten Londons wiederfindet. Ein ſchlechter Wachstuchhut mit über die Augen nieder⸗ geſchlagenem Rand verbarg zum großen Teil das Geſicht dieſes armen Fremden und ließ nur einen roten Backenbart und ein finniges Kinn zum Vorſchein kommen. Eine unbeſtimmte Erinnerung wurde beim Anblick dieſer Jammergeſtalt in Robert wach, welcher den vor ihm Stehenden aufs Geratewohl in engliſcher Sprache fragte, wo er herſtamme. Der falſche Lazzaroni hob den Kopf, ſtieß einen Kehllaut aus und warf lebhaft den Hut, welcher ſeine Züge verdeckte, nach hinten. Robert erkannte Paddy Kaſſan, den iriſchen Matroſen. 12. Kapitel. Die Stimme des ehrwürdigen Geiſtlichen war noch un⸗ geſchwächt. Der Gerichtshof, die Geſchworenen und das Pub— likum hörten ihm mit wachſender Erregung zu, und die Stunden ſchwanden dahin, ohne daß jemand den Einbruch der Dunkelheit bemerkt hätte. Es war jedoch unmöglich, die Verhandlungen noch an demſelben Tage zum Abſchluß zu bringen, und der Präſident erklärte die Sitzung bis zum nächſten Tage verſchoben. Mit Bedauern zerſtreute ſich die Menge, und die Neu⸗ alles dies, als er am Abend des achten Tages die Straße gierde war in ſo hohem Maße gereizt, daß viele die Nacht auf dem Platze vor dem„Palais“ zubrachten. Auch wurde der Saal ſofort nach Wiederöffnung der Thüren von einem bei weitem zahlreicheren Publikum überfüllt. Die Sitzung verſprach übrigens noch intereſſanter zu wer— den als am Tage zuvor. Die Teilnahme verdoppelte ſich um ſo mehr, als man ſich der Löſung näherte, und die dramatiſche Erzählung des Abbs Guerin ließ hoffen, daß das Geheimnis dieſer düſteren Geſchichte ſich endlich aufklären werde. Die Angeklagten erſchienen in derſelben Reihenfolge wieder. Derjenige, auf welchen ſich aller Augen wandten, er, deſſen verhängnisvolle Lebensgeſchichte man zu verſtehen anfing, Loiſeau, zeigte eine ruhigere Miene und eine weniger nieder⸗ geſchlagene Haltung. Die Rede des Geiſtlichen hatte ſeinen Mut wieder aufgerichtet und ſeinen Blick feſter gemacht. Die Ueberzeugung von ſeiner Unſchuld gewann nach und nach aller Herzen. Die beiden Araber bewahrten die reſignierte Haltung, welche der Fatalismus den Kindern des Islams angeſichts des Todes giebt. Sie fühlten ſich verloren, aber fie blieben roh und gleichgiltig. Tiefe Stille herrſchte im Saal, als der Prieſter ſich er⸗ hob und ſeine Erzählung folgendermaßen fortſetzte: —————————————— Paddy, der engliſche Matroſe betrachtete Robert ganz verblüfft und bekreuzte ſich, indem er ein Gebet murmelte. Er hielt ihn für ein Geſpenſt. „Du täuſcheſt Dich nicht, mein armer Paddy,“ ſagte Robert zu ihm, indem er ihm die Hand entgegenſtreckte;„ich bin es wirklich.“ „Wie Herr, Ihr ſeit nicht geſtorben?“ ſtotterte der Ir⸗ länder;„iſt es auch wahr, daß Ihr kein Geſpenſt ſeid?“ Und er wich inſtinktiv in dem Maße zurück, als Robert ſich ihm näherte. Cortſetzung folgt.) eingehenden, angeblich von dem deutſchen Generalſtabe her⸗ rührenden Fragebogen, betreffend die Befeſtigungen und die Armierungen von Cherbourg und Breſt, ſowie das Verzeichnis von 42 Plänen von Cherbourg, Breſt und Toulon, welche an eine ausländiſche Macht verkauft worden ſeien. Der Leiter der Sicherheitsbehörde Cavert erklärte einem Berichterſtatter, die Echtheit der Dokumente über die Forts und Batterien von Toulon ſei leider unzweifelhaft. Dieſelben ſtammen offenbar aus dem Bureau der Genieverwaltung. Das Beunruhigendſte bei der Angelegenheit ſei, daß ein ſo umfangreiches Bündel von Schriftſtücken geſtohlen werden konnte. Man hoffe, feſt⸗ zuſtellen, ob es ſich um einen gewöhnlichen Diebſtahl handle, oder ob die Dokumente auf andere Weiſe entwendet wurden. Auszug aus den Beſchlüſſen des Gemeinderats zu Viernheim in der Hitzung vom 14. Mai 1904. 1. Der Wirtſchaftsplan pro 1905 wurde dem Ge meinderat vorgetragen und findet derſelbe keinerlei Bean⸗ ſtandungen hiergegen zu machen. 2. Ein Geſuch ſeitens eines gemeinheitl. Taglöhners um Erhöhung ſeines Taglohnes wird dem Gemeinderat vor⸗ getragen, worauf derſelbe beſchließt, daß der dermalige Tag⸗ lohn desselben als angemeſſen zu erachten iſt und eine Er⸗ höhung auch der Konſequenz wegen zurückgewieſen werden muß. 3. In Ausführung des Reichsgeſetzes betr. die Schlacht⸗ vieh⸗ und Fleiſchbeſchau, beſchließt der Gemeinderat den Johann Andreas Adler 1. hier als Fleiſch Beſchauer⸗Stell vertreter für Viernheim in Vorſchlag zu bringen; ſelbſtverſtändlich hat ſich der p. Adler den in dem Gemeinderatsbeſchluß vom 4. ds. Mts. geſagten Beſtimmungen in jeder Hinſicht zu unter⸗ werfen. 4. Die Kündigung des Schützendienſtes ſeitens des Stephan Gutperle 8. hier auf 1. Juni l. Js. wird dem Gemeinderat bekannt gegeben, worauf beſchloſſen wird, dieſelbe anzunehmen. Dieſe Stelle iſt zur Neubeſetzung ausgeſchrieben. Ge⸗ eignete Bewerber haben ſich bis längſtens 21. ds. Mts. auf dem Bürgermeiſterei⸗Bureau zu melden. 5. Gemeinderatsmitglieder Herſchel und Kühner werden beauftragt, die Bedingungen zu entwerfen, unter welchen die Bauplätze an der einſeitigen Straße zwiſchen dem neuen Bahnhofe und der Friedrichsſtraße demnächſt verſteigert werden ſollen. 6. Von der Einladung des Gewerbevereins Viernheim zu der am Sonntag den 15. d. Mts. im Gaſthaus„zum Engel“ hier ſtattfindenden Geſellenprüfung nimmt der Ge meinderat Kenntnis. 7. Es wird beſtimmt, daß anläßlich des Erſcheinens des Hochw. Herrn Biſchofs zwei Ehrenpforten zu erſtellen ſind, und daß das Erſtellen derſelben öffentlich wenigſtnehmend verſteigert werden ſoll. Phil. Roos 2. und Gemeinderatsmitglied Martin wer⸗ den beauftragt, die Aufſicht bei dieſen Arbeiten zu führen. 8. Mehrere Darlehens⸗, Friſt⸗ und Unterſtützungsgeſuche wurden teils genehmigt und teils wegen mangelnden Bedürfniſſen abgelehnt. Nah und Fern. Z. Viernheim, 18. Mai. Verfloſſenen Sonntag, den 15. d. Mts., fand hier die feierliche Ueber⸗ reichung der Geſellenbriefe ſtatt. Der Prüfung unterzogen ſich 7 Lehrlinge und beſtanden dieſe die Prüfung mit folgenden Noten: Bäcker Georg Brechtel mit„gut beſtanden“, Polſterer, Sattler und Tapezier J o ſeph Kempf mit„ſehr gut beſtanden“, Tüncher u. Maler Johannes Haas mit„ſehr gut beſtanden“, Tüncher Nikolaus Stumpf mit„gut beſtanden“, Uhrmacher Joſeph Lugge mit„gut beſtanden“, Wagner Jakob Müller mit„gut beſtanden“, Wagner Anton Hilkert mit„gut beſtanden“. Die Gegenſtände waren wie auch die Zeichnungen der Sonntagszeichenſchüler im Saale„zum Engel“ ausgeſtellt. Der Vorſitzende der Prüfungskommiſſion, Herr Chr. Adler, er⸗ öffnete die Verſammlung und dankte für das Erſcheinen. Be⸗ ſonders dankte er den Herren des Prüfungsausſchuſſes für das mobil unfall. Ein Automobil kam um dieſe Zeit von Frankfurt tatkräftige Unterſtützen reſp. Ueberwachen bei Anfertigen der Ge⸗ ſellenſtücke. Hierauf hielt derſelbe eine Anſprache an die Prüflinge und ſchritt zur Verteilung der Geſellenbriefe. Herr Hauptlehrer Mayr wies noch auf die theoretiſche Prüfung hin, und ſtellte einen ſpeziellen Kurs auf nächſtes Jahr in Ausſicht. — Nicht unerwähnt wollen wir das Nichterſcheinen des Geſellen⸗ ſtückes des Bäckers Brechtel laſſen. Der Prüfungsausſchuß wartete nämlich vergebens auf das Eintreffen. Endlich ſtellte ſich die Sache höchſt originell heraus. Frau Hauptlehrer Mayr hatte am ſelben Tage Namenstag und wurde ihr alljährlich ein Kranzkuchen geſpendet. Der Ueberbringer des Geſellenſtückes, das ebenfalls ein geflochtener Kranz war, übergab irrtümlich den Kuchen Frau Hauptlehrer, da ſonſt gerade niemand zugegen war, und wurde mit Dank entlaſſen. Man belobte nachmittags beim Kaffee die Güte desſelben und hatte keine Ahnung, daß das Corpus delicti eine Stunde ſpäter bei der Ausſtellung als fehlend bezeichnet werden mußte, bis ſich die Sache klärte. Der Reſt wurde dann in fidelſter Weiſe an die Prüfungs⸗ kommiſſton verteilt. Damit endete die kleine aber würdige Feier. * Viernheim, 18. Mai. Ein tragiſches Ende fand der 13jährige Schulknabe Philipp Ringhof, Sohn des Maurers und Spezereihändlers Mich. Ringhof. Am vor⸗ letzten Sonntag mit dem Ausheben eines Rabenneſtes beſchäf⸗ tigt, fiel der Junge nach Ausſagen von Augenzeugen 10 bis 15 m vom Baum, verheimlichte jedoch ſeinen Eltern den Fall, obwohl er Schmerzen ſpürte, ging ſogar des anderen Tages noch mit der Prozeſſion. Er erzählte ſeinen Angehörigen von dem Fall erſt am vierten Tage, als das verletzte Bein mäch⸗ tig zu ſchwellen anfing und ſich die Schmerzen ſteigerten. Da ſich eine Operation notwendig machte, wurde der Junge nach Heidelberg gebracht, woſelbſt er am verfloſſenen Sonntag unter gräßlichen Schmerzen ſtarb. Der traurige Fall findet allge⸗ meine Teilnahme. * Viernheim, 18. Mai. Ein Schwindler treibt ſeit einigen Wochen unter den Namen Schwalbach, Schwalbe, Schmitt ꝛc. in der Gegend von Heidelberg, Eberbach, Mosbach ſein Unweſen, indem er ſich als Inſpektor oder Kontrolleur dieſer oder jener Verſicherungs-Geſellſchaft ausgiebt, Verſiche⸗ rungsanträge aufnimmt und ſich von den Antragſtellern gleich die Prämien zahlen läßt. Es iſt zu befürchten, daß der Schwindler ſeine Tätigkeit fortſetzt und auch andere Gegen⸗ den heimſucht, weshalb vor demſelben dringend gewarnt wird. — In Mannheim fiel ein 3 Jahre alter Knabe aus dem Küchenfenſter des 3. Stockwerkes in den zementierten Hof herab und erlitt derartige Verletzungen, daß er nach wenigen Stunden ſtarb.— Der Mörder Knapp iſt heute vor⸗ mittag mit dem Zug 9.20 Uhr nach Bruchſal überführt worden, woſelbſt er ſeine lebenslängliche Zuchthausſtrafe zu verbüßen hat. Darmſtadt, 18. Mai. Beim Konkurs Schade hat ſich jetzt herausgeſtellt, daß den hohen Forderungen auch un⸗ gefähr 600 000 Mark Gegenforderungen an viele Gläubiger gegenüberſtehen, ſodaß ſich die enorme Defraudationsſumme um dieſen Betrag ermäßigt. Die Gläubiger hegen daher die Hoff⸗ nung, daß ſtatt des zuerſt nur auf 2 Prozent geſchätzten Er⸗ gebniſſes der Konkursmaſſe ſich doch noch einige Prozent mehr herausbringen laſſen werden. Die Familie des bekanntlich im Rheine als Leiche aufgefundenen Defraudanten hat ſich mit Ausnahme des noch in Unterſuchungshaft befindlichen Sohnes dauernd in London niedergelaſſen. Heidelberg, 15. Mai. Ein Maurerlehrling von Eppelheim, namens Jakob Schneider, ſtürzte vorgeſtern nach— mittag ſo unglücklich von einem Neubau an der Albert Mays⸗ ſtraße, daß er ſofort tot war.— Ein fünf Jahre altes Kind fiel in der elterlichen Wohnung in einen Keſſel kochendes Waſſer und verbrühte ſich derart, daß es kurze Zeit darauf ſtarb. Oftersheim, 17. Mai. Der ſ. Zt. vielgenannte Bürgermeiſter Ullmer, der vor einigen Wochen ſein Amt nieder⸗ gelegt hat, wurde geſtern mit Zweidrittelmehrheit und unter großer Begeiſterung ſeiner Wähler abermals zum Ortsvorſtand gewählt. Ullmer lehnte jedoch die ihn ehrende Wiederwahl be⸗ ſtimmt ab, da er beabſichtigt von hier fortzuziehen. Frankfurt a. M., 17. Mai. Vorgeſtern abend gegen 7 Uhr ereignete ſich auf der Mainzer Landſtraße, in der Nähe der Radrennbahn bei Griesheim, ein ſchwerer Auto⸗ in der Richtung nach Griesheim mit ſtarker Geſchwindigkeit, in dichte Staubwolken eingehüllt, und überfuhr einen Mann in den dreißiger Jahren und ſein fünf Jahre altes Töchterchen, während die Mutter und ein kleiner Knabe unverletzt blieben. Das kleine Mädchen blieb auf der Stelle tot; der Mann trug einen ſchweren Bruch des linken Unterſchenkels davon, Quet⸗ ſchungen am Kopf und Abſchlürfungen an Armen und Händen. Das getötete Kind heißt Emma Noß und wohnte Faller⸗ ſtraße 17 in Griesheim. Die Inſaſſen des Wagens wurden von einem Schutzmann zur Griesheimer Polizeiwache zum Ver⸗ hör gebracht. Aus der Pfalz, 18. Mai. Als des Mordes an dem 56 Jahre alten Maurer Jakob Gumbinger in Kirchheim a. Eck verdächtig ſind außer der Ehefrau des G. noch die 4 Söhne derſelben, Georg, Jakob, Alfred und Chriſtian Gum⸗ binger(die beiden letzteren Zwillinge), im Alter von 20, 18 und 15 Jahren verhaftet worden. Sehr belaſtend für die Verhafteten ſind die Ausſagen einer 12 Jahre alten Tochter der Eheleute Gumbinger.— Der letzte Woche bei Duchroth auf der ſtrategiſchen Bahn verunglückte Lokomotivheizer Joſef Reh iſt ſeinen Verletzungen erlegen.— In Pleisweiler er⸗ ſtickte Freitag nachmittag in einem Pfuhlloch das zwei Jahre alte Söhnchen Otto des Ackerers Steindel.— In einem Stein⸗ bruche bei Schweinsweiler wurden am Freitag abend die Ar⸗ beiter Anton Geib von Schweinsweiler und Auguſt Englert von Dernbach beim Steinſprengen durch eine Pulverladung, welche unverſehens explodierte, ſchwer verletzt. Englert hat außer dem Verluſt des linken Auges noch mehrere erhebliche Brandwunden davongetragen. Kaſſel, 18. Mai. In dem Nachbarorte Ipinghauſen wurde eine Falſchmünzerbande verhaftet, darunter Söhne von wohlhabenden Bauern. Köln, 18. Mai. Vorgeſtern Nacht entgleiſte zwiſchen Brohl und Niederbreiſig die Maſchine des Luxuszuges Wien⸗ Oſtende. Perſonen wurden nicht verletzt. Wie die Unter⸗ ſuchung ergab, iſt der Unfall auf einen verbrecheriſchen Anſchlag zurückzuführen. An der Unfullſtelle wurden ſchwere eiſerne Schwellen gefunden, welche in den Schienen befeſtigt worden waren. Nur dem Umſtande, daß der Schnellzug an jener Stelle im langſamen Tempo fuhr, iſt es zu verdanken, daß ein Unglück verhütet wurde und die zahlreichen Reiſenden, welche aus dem ſpäter eintreffenden Baſeler Schnellzug nach Köln be⸗ fördert wurden, mit dem Schrecken davon kamen. Die Unter⸗ ſuchung iſt eingeleitet. Eſſen a. d. Ruhr, 18. Mai. In den Krupp'ſchen Werken iſt infolge des japaniſchen Krieges der Bau von Fahr⸗ zeugen und Geſchützen fortdauernd ſehr lebhaft. In Feldka⸗ nonen ſind große Aufträge vorhanden. Bremen, 18. Mai. Der Lloyddampfer„Prinzeß Irene“ rettete auf der Fahrt von Genua nach New Pork die aus 8 Perſonen beſtehende Beſatzung der ſinkenden öſterrei⸗ chiſchen Schoonerbrigg„Marie“ aus Raguſa. Dresden, 17. Mai. Die geſtrige Ziehung der Dresdener Pferdelotterie wurde für ungültig erklärt. Oliva, 17. Mai. In dem Dorfe Kleinburg erſtach ein Arbeiter Munski nach einem voraufgegangenen Streite ſeinen Bruder. Humoriſtiſches. (Der Troſt.) Herr lreſigniert zu ſeinem alten Fak⸗ totum]!:„Auch das neue Mittel gegen unſere roten Naſen hat ſich als unwirkſam erwieſen— wir müſſen uns halt tröſten!“—„was ſoll ich für eine Flaſche heraufholen, gnä' Herr?“ (Der Herr Profeſſor am „Hier Profeſſor Klügler— wer dort?“—„Hier Fuchs. —„Fuchs— Fuchs:.. Kenn ich nicht!.. Vielleicht heißen Sie doch anders?!“ (Mißverſtanden.) Herr[zu einem älteren Fräu⸗ lein!:„Haben Sie bei ihrer letzten Tour auf den Rigi Aus⸗ ſicht gehabt?“— Fräulein:„O ja! Beinahe hätt' ich mich mit einem ſehr hübſchen jungen Herrn verlobt!“ (Gründlich.) A:„Meine Frau ſpricht vier ver⸗ ſchiedene Sprachen!“— B: Die meinige nur eine einzige.. aber von morgens bis abends!“ Telephon.) 140 Gültig vom 1. Mai 1904 bis auf Weiteres. V 5— 8.15 0 1.14 N 5.05— s 6558.18( 92 Viernheim(Bahnhof).„5 440 5.00 6.07 7.10 8.41 10.50[ 1.40 5.00[ 5.30 f 642 7.20 8.38 88 9.40 „ Haltepunkt).„ 444] 5.04 f 6.11[7.14 8.45 10.54[1.44[504[ 5.34[L 6.46 7.24 8.42 f 953 Käferthal(Bahnhof)..„iE 4.59 5.20 6.26 7.29 8.59[11.09 1.59[ 5.19 5.40[E 6.59 f 7.39 8.56[33 10.06 Wohlgelegen„ 5.07 5.30 6.84 7.37[9.07 11.17 2.07 5.27 5.57% 7.07 7.47 9.04 3 10.14 Maunheingnm an 2 5.14 5.38 6.41 7.44 9.14 11.24 2.14 5.34 6.04[ZE 7.14] 7.54] 9.11 J 10.21 Naunge m„ 528 6. 8 10.08 J 14.28[ 1.38 f 2.381 4.18 6.08 6.38 ff.38 f 8.38 ff 9.46 Wohlgelegen„56 6.84 6.16 10.16 11.36 1.9 3 2.46 4.26 f 6.16] 6.46(7.46 5 8.463 9.54 Käferthal(Bahnhof)..„ 5.44 l 6.44 8.25 10.24 11.45[ 4.56 5 2.54 4.34[f 6.24 6.58 7 54 283 8.55 25 10.05 Viernheim(Haltepunkt„I 5557 6 57 8.88 10.37[11.58 209 8 307 J 4.47* 6.37] 7.12 8.07 f 9.08 35 10.18 „ Bahnhof).„ 603 7.00(el8.46 10.40 J 12.03[ 2.16 4 3.11] 4.50[ 6.40 7.18 8.10 8.36 9.1158 10.21 Wein hem an 625— Pods 1— 11225 l 2.86[ 8.881—— 7.40 8.881— l— ** = 3 be der llt ih daf . ein