7 0 0 9 90 9 0 5 9 4 9 9 6 1 6 5 9 9 Viernheimer Anzeiger Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt) Bezugspreis: 20 Pfg. monatlich einſchließl. Trägerlohn, durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. Nr. 82. Amtsblatt ——— Wirkſamſtes Inſertions-Organ. der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg die zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Dienſag, den 19. Juli 1904. 20. Jahrgang. Der rufſiſch-japaniſche Krieg. Tondon, 16. Juli. Einer Meldung aus Tokio zufolge wollen die Japaner nach der Einnahme von Mukden Rußland eine Art Ultimatum mit für daſſelbe annehmbaren Bedingungen ſtellen. Um die Einnahme dieſer Stadt zu forcieren, wird Marſchall Oyama die ruſſiſche Armee von verſchiedenen Punkten angreifen laſſen. Tokio, 16. Juli. Die Nachricht, die in Europa ver- breitet iſt, daß während eines nächtlichen Angriffs am 11. Juli auf Port Arthur die Japaner mit einem Verluſte von 30 0900 Mann zurückgeſchlagen ſeien, entbehrt jeglicher Be⸗ gründung, da, abgeſehen von kleinen Vorpoſtengefechten über⸗ haupt kein ernſtlicher Angriff auf die ruſſiſchen Stellungen an jenem Tage gemacht worden iſt. Tondon, 16. Juli. Der„Morningpoſt“ wird aus Schanghai gemeldet: Niutſchwang iſt ziemlich von den Ruſſen geräumt. Das ruſſiſche Kanonenboot„Siwutſch“ verſuchte den Fluß zu verlaſſen, wurde aber von den japaniſchen Kriegs— ſchiffen bemerkt und kehrte deshalb um. Tientſin, 16. Juli. Donnerſtag abend kam es in der Eingeborenenſtadt von Schanheikwan zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen betrunkenen franzöſiſchen und japaniſchen Soldaten, die mit Bajonetten angriffen. Zwei Franzoſen wurden ge— tötet, neun Japaner, mehrere Franzoſen und ein Poliziſt ver⸗ wundet, letzterer ſchwer. Ein Zwiſcheufall im Roten Meer. Aden, 16. Juli. Der heute früh hier eingetroffene deutſche Poſtdampfer„Prinz Heinrich“ iſt geſtern nachmittag 2 Uhr von dem ruſſiſchen Hilfskreuzer„Smolensk ange— halten und gezwungen worden 31 Säcke Briefſchaftrn und 24 Säcke Paketpoſt abzugeben, die für Japan beſtimmt waren. Dazu bemerkt die„Frkf. Ztg.“: Es wirkt wie eine Ironie der augenblicklichen politiſchen Situtation und des Verhaltens der deutſchen Politik ſeit Beginn des ruſſiſch⸗japaniſchen Krieges daß es gerade ein deutſcher Poſtdampfer ſein muß, den einer der Hilfskreuzer der ruſſiſchen freiwilligen Flotte im Roten Meere angehalten und ihm zwangsweiſe die geſamte japaniſche Brief⸗ und Paketpoſt abgenommen hat. Man iſt hier und wahr⸗ ſcheinlich auch in Norderney, wo gegenwärtig mehr als in Berlin der Sitz der Reichsregierung iſt, und wahrſcheinlich irgend— wo an der norwegiſchen Küſte, wo gegenwärtig der für alle maritimen Dinge ſo lebhaft intereſſierte deutſche Kaiſer auf der„Hohenzollern“ fährt, von dem Zwiſchenfall durchaus nicht angenehm überraſcht. Man weiß zur Zeit nicht, ob etwa dieſe ruſſiſchen Hilfskreuzer deren Charakter als Kriegsſchiffe ſogar nicht allſeitig anerkannt iſt, den allgemeinen Auftrag haben, allen Schiffen die japaniſche Poſt wegzunehmen, oder ob es ſich um eine geniale Improviſation des einzelnen Schiffskomman⸗ danten handelt. Einſpruch gegen dieſes Verfahren wird natür⸗ lich von der deutſchen Regierung erhoben werden. Auf das Bei sonnenuntergang. Littauiſcher Roman von M. von Wehren. 61 Nachdruck verboten.) Der Zollinſpektor ſchüttelt ſich. Sein ſonſt ſo friſches Geſicht war weiß wie das Tuch, mit dem er ſich den kalten Schweiß abtrocknete. Die Hände krampfhaft verſchlungen, ein verzweifeltes Aechzen— ein gewaltſamer Ruck, der den Körper des früheren Soldaten, der tief gebückt die Erde ſuchte, gerade ſtreckte. Dann wieder vorwärts— weiter, weiter— den ganzen Tag bis in den ſinkenden Abend immer dasſelbe troſtloſe Reſultat— ſein Kind war nicht dageweſen— bis die Nacht einbrach, die Geduld der Freunde und Nachbarn ſich erſchöpfte und er zurückkehren mußte in ſein Haus ohne ſeinen Liebling. Dort fand er des Elends genug vor. Die junge Frau lag im heftigſten Fieber und der unheimliche Geſelle, der Tod, um⸗ kreiſte ihr Lager. Würde auch ſie ihn verlaſſen, die ſeines Lebens Glück und Stern war? „Herr, erbarme Dich, bilf!“ betete er in ſeiner Herzensanaſt — lange vergebens! Endlich fing die ſchwere Schickſalswolke, die drohend über ſeinem Haupt ſchwebte, an, ſich zu zerteilen. Nach langem Siechtum wurde ſein geliebtes Weib dem Leben wiedergegeben. Der kleine Knabe aber, dem der Mutter Pflege fehlte, folgte ſeiner älteſten Schweſter in das Land, aus welchem man nie wiederkehrt. Alle Freunde und Bekannte der unglücklichen Eltern nahmen mit Beſtimmtheit an, daß Lenchen im Sumpfwaſſer verunglückt Jet. Das eigentliche Schickſal des Kindes ahnte niemand! Wer ſollte auch auf den Gedanken kommen, daß ein rachſüchtiger Schmuggler auf dieſe Weiſe Vergeltung übte? Noch wochenlang wurde un ausgeſetzt geſucht, aber Lenchen blieb verſchwunden. Schließlich mußten auch die ſanguiniſchſten Hoffnungen ſich als nichtig erweiſen. Die junge Frau fing an, ſich körperlich zu erholen: das eſen der Unglücklichen war aber nicht mehr dasſelbe. Apatbiſch, alt, immer ſtill, trübe, unluſtig, ſchleppte ſie ſich hin. Den Tod des Knaben hatte ſie kaum beachtet. Damals lag ſie in jenen öffentliche Meinung mit Intereſſe achten. Die Rechtsfrage ſcheint ziemlich klar zu liegen, denn die internationale Praxis des Seerechts weiſt den neutralen Poſtdampferu eine Ausnahme⸗ ſtellung gegenüber allen anderen Schiffen an und ſagt aus⸗ drücklich, daß ſolche Poſtdampfer unter neutraler Flagge, wenn ſie nicht tatſächlich als Depeſchenſchiffe im Dienſte des Feindes ſegeln, nicht angehalten werden dürfen, und daß ihre Poſt⸗ ſendungen der Beſchlagnahme nicht unterliegen. Es ſei denn, daß klare Verdachtsgründe einer Verletzung der Kriegsgeſetze inbezug auf Kontrebande und neutralitätswidrige Leiſtungen vor⸗ liegen, und zwar müßten in dieſem Falle die Poſtſäcke uner⸗ öffnet weiter befördert werden. Köln, 18. Juli. Die„Köln. Ztg.“ meldet aus Berlin vom 17. Juli: Die Annahme, daß nach dem Bekanntwerden der Beſchlagnahme der Poſt auf dem Poſtdampfer„Prinz Heinrich“ der deutſche Botſchafter in Petersburg Anweiſung er⸗ halten hatte, wird beſtätigt. Die Beſchwerde richtet ſich gegen Wegnahme der geſamten japaniſchen Poſt an Bord eines regu— lären Poſtdampfers, die ſich unter keinen Umſtänden rechtfertigen läßt; ſelbſt wenn die Annahme geſtattet ſchien, daß die Durch— ſuchung der Poſt nach Kriegskontrebande völkerrechtlich zu— läſſig ſei. Das deutſch⸗eugliſche Schiedsabkommen. Berlin, 16. Juli. Der„Reichsanzeiger“ veröffentlicht Tempo und den Nachdruck, mit dem dies geſchieht, wird die das Schiedsabkommen zwiſchen Deutſchland und Großbritannien vom 12. Juli. Daſſelben lautet: Die deutſche Regierung und die großbritanniſche als Mit⸗ unterzeichner des am 29. Juli 1899 im Haag unterzeichneten Abkommens zur friedlichen Erledigung internationaler Streitfälle, in Erwägung, daß die hohen vertragsſchließenden Teile durch Artikel 19 dieſes Abkommens ſich vorbehalten haben, ein Ueber⸗ einkommen abzuſchließen, um alle Fragen der Schiedsſprechung zuzuführen, die dieſer nach ihrer Anſicht unterworfen werden können, haben die Unterzeichneten ermächtigt, folgendes Abkom⸗ men zu ſchließen: Artikel 1: Streitige Rechtsfragen und Streitfragen, die auf die Auslegung der zwiſchen beiden vertragsſchließenden Teilen beſtehenden Verträge ſich beziehen, ſollen, ſofern ſie nicht auf diplomatiſchem Wege haben erledigt werden können, dem durch das Abkommen vom 29. Juli 1899 eingeſetzten ſtändiſchen Schiedshofe im Haag überwieſen werden. Dabei iſt jedoch vorausgeſetzt, daß ſolche Streitfragen nicht die vitalen Intereſſen, die Unabhängigkeit oder die Ehre der beiden ver— tragſchließenden Staaten berühren, und nicht die Intereſſen dritter Mächte angehen. Artikel 2: In jedem Einzelfalle ſollen die vertragsſchlie— ßenden Teile, bevor ſie den ſtändigen Schiedshof anrufen, einen beſonderen Schiedsvertrag abſchließen, der den Streit gegenſtand, den Umfang der Befugniſſe der Schiedsrichter und die Friſten klar beſtimmt, die für die Bildung des Schiedsge— richtes und die verſchiedenen Abſchnitte des Verfahrens feſtzu— ſetzen ſind. Artikel 3: Das gegenwärtige Abkommen iſt für fünf Jahre, vom Tage der Unterzeichnung ab geſchloſſen. Metter- nich. Lansdowne. Der Wortlaut iſt derſelbe wie bei den Abkommen, die England mit Frankreich und Italien geſchloſſen hat. Der Aufſtand in Deutſch⸗Südweſtafrika. Der frühere Burgeneral Maritz begiebt ſich nach Deutſch⸗ Südweſtafrika. Die Angelegenheit verhält ſich aber folgender- maßen: Das Gouvernement von Südweſtafrika hat mit Be⸗ willigung des Kolonialamts eine große Menge von Pferden, Wagen und Ochſen in Britiſch⸗Südafrika beſtellt. Es ſollen in dieſem Monate außer Wagen auch 1300 Ochſen im Schutz⸗ gebiet eintreffen. Der Transport geſchieht durch Buren unter Maritz'ſcher Führung, die er auch wohl ſpäter beibehalten ſoll. Eine Anſiedelung der lediglich den Transport begleitenden Buren iſt nicht beabſichtigt, jedoch hat die Kolonialabteilung geſtattet, daß als Transporteure auch ſolche im Kaplande le⸗ benden deutſchen Reichsangehörigen benutzt werden, die wehrfähig und tauglich ſind und beabſichtigen, in die Schutztruppe ein⸗ zutreten. Aus Okahandja wird unterm 13. Juli gemeldet: Aſſi⸗ ſtenzarzt Max Boehme aus Dresden iſt im Marinefeldlazarett zu Okahandja am 12. Juli am Darmtyphus, Gefreiter Auguſt Stille aus Weſterhauſen(Provinz Sachſen) am 13. Juli in Otjoſondu am Typhus geſtorben. General v. Trotha meldet aus Owikokorero vom 14. Juli: bei Omuweroumue, Hamakari und Warterberg wird immer noch ein ſtarker Feind zahlreich ſignaliſiert. Am Wa— terberg ſind Feuer beobachtet worden. Diesſeitige Patrouillen befinden ſich öſtlich und weſtlich von Waterberg. Major v. Eſtorff erreichte am 11. Juli Otjatjingenge, Major von der Heyde ebenfalls am 11. Juli Erindi⸗Oratjihenda. Okoſonduſu blieb durch Schonungsbedürftige, ſowie ein Geſchütz ſchwach beſetzt. Major v. Glaſenapp erreichte am 11. Juli Otjurut⸗ jondju. Er fand Okoſongoho und die Waſſerſtelle 7 Kilometer nordöſtlich davon unbeſetzt, ebenſo ſind Okahitua und Omam⸗ borombonga vom Feinde frei. Die Kompanie Welck, 1. Kom⸗ panie Regiment Nr. 2 und Halbbatterie Winterfeld ſind unter Hauptmann Fiedler bei Okowakuatjiwi⸗Onjakawa vereinigt; 2. und 3. Kompanie Regiments Nr. 2 im Marſch über Ka⸗ ribib auf Omaruru, wo ſie etwa am 20. Juli eintreffen wer⸗ den. Der Abmarſch des 2. Bataillons und der 7. Batterie aus Swakopmund erfolgt nächſter Tage. Ich bin in Owiko- korero und beabſichtige der Abteilung Glaſenapp über Otjfire zu folgen. 0 Ausland. Nom, 16. Juli. An der Nachricht des Pariſer„Matin“, mehrere franzöſiſche Erzbiſchöfe und Biſchöfe(8) ſeien von Rom aus aufgefordert worden, auf ihren Sitz zu verzichten Fieberphantaſien, die ihr immer ihres älteſten Kindes entſetzlichen Tod durch Wölfe vor die Seele führten oder fie mit anderen ſchauerlichen Wahngebilden ängſtigten und ſie nie Ruhe finden ließen. Nichts verminderte ihr die Erinnerung an das Entſetzen jenes Abends, da ihr Magdalena genommen ward; nicht Güte, nicht Strenge konnten dieſen Zuſtand ändern. Der Arzt ver⸗ ordnete häufig Zerſtreuung und Wechſel des Aufenthalts, und nach Jahr und Tag ftedelte Herr von Kaltenborn mit ſeiner Familie nach R. über, wo ein ganz anderer Wirkungskreis ſeine Thätigkeit in Anſpruch nahm. * 4 * Es war noch Nacht zeweſen, als die beiden Juden ſich vor⸗ fichtig der Grenze näherten. Sie wanderten mühſam vorwärts, oft im niederen Buſchwerk ſich mit ihrer Laſt tief bückend. Schmul trug noch immer das tief erſchöpfte Kind und bielt fich auf Moſes Befehl einige Schritte hinter ſeinem Herrn, ſo daß Ent⸗ gegentommende nicht ſo leicht entdecken kounten, was er auf ſeinen Armen hatte. Unter den Bäumen, die eine kleine Lichtung umſtanden, hielt ein einfaches Wägelchen, mit einem kräftigen Koſakenpferde beſpannt. „Biſt Du es, Rubens?“ fragte leiſe Moſes. „Ja, Herr! Als ich doch ſchon lange warte, habe gezittert und gebewert, daß die Schnüffler uns belauert und Ihm Schlimmes geſchehen ſei, Herr!“ „Du biſt ein Narr, Rubens, ich bringe meine Haut ſchon in Sicherheit. Auf der preußiſchen Seite iſt heute alles ruhig. Der Gott Zebaoth iſt ein graußer Gott, der hat dem verdammten Zollinſpektor einen Stein in den Weg geworfen, an dem er ſtraucheln muß. Die ruſſiſchen Hunde find durch den Brief von mir irre geführt, die laufen auf der anderen Seite wie die dummen Schafe herum; ich wünſchte, ich köunts mit anſehn und fie tüchtig auslachen. Aber Rubens, nun wollen wir uns beeilen, gehe nur voraus, damit wir am Sumpf sleich vorwärts können. Merkſt Du Böſes, ſo gieb das Zeichen und verſchwinde auf dem be⸗ dannen Wege. Schmul iſt noch binten, er iſt ſchwer beladen; ich beſorge unterdes alles und dann kommen wir ſofort nach.“ „Ich lauf ſchon, ſo ſchnell ich kann; beeile Du Dich nur. Herrchen, der Tag bricht an.“ Er verſchwand unter den Bäumen. „Lege die Krabbe ins Moos, Schmul, und hilf mir die Packen auf die Wagen laden, dann laufe an den See und ſchiebe den Kahn ins Waſſer. Wir dürfen keine Minute zögern. Rubens hat recht, die Nacht iſt vorüber, ich komme vor Sonnenaufgang nicht an die Stelle.— Nun, warum ſtehſt Du wie eingemauert? Paſcholll“ „Moſes“, flüſterte beweg! der kleine Schmul, Du thuſt ihr doch nichts? Ich bin nur ein armer Jüd, Dein Knecht, und Du reich und geehrt in der Gemeinde und bei all unſre Leit, ab ich ſage es Dir, was Du heute beginuft. wirſt Du einſt Deiner Sterbeſtunde bereuen. Ich wollte dann nicht mu Dir tauſchen, um alle Deine Schätze nicht.“ „Mach kein nunützes Geſchmauſe, Dummbart! Für meige Angelegenheiten ſtehe ich ein, Du wirſt mich oben nicht ver tre Ich habe damals, als meinem Bruder der Prozeß gemacht wm und der Zollinſpektor gegen ihn zeugte, einen grauſamen Schwur dem Herrn Zebaoth gethan, mich au dem elenden Kerl zu rä der mir ſo viel Böſes gethan, und jett, wo mir der Herr Mittel und Wege vor die Füße legt, ſollte ich mich nicht bücken, ſondern aus graußmütiger Anwandlung davon abſtehen? Ne und nimmer geſchieht dieſes. Möge er verſchwarzen der Zollker!“ Geſcheben foll dem Balg nichts, wenn es nicht aufmuckt; ſo Bunte es wohl ſein, daß ich ihm die Kehle zndrücke oder es Sumpf erſticke, ehe ich durch ſein Geſchrei mich in Gefahr bring So lange ich lebe, erbält der Zollinſpektor ſein Kind nicht wied und wenn dem Kerl die Haare weiß werden wie der Blütenſchnee auf dem Kirſchbaum, er ſich Bart und Haar ausrauft, die jenge Frau nie mehr lächelt, dann will ich mich freuen und es meinem Bruderleben zuflüſtern, der auch leidet und elend verkommen muß wegen ein Paar Packen Seidenzeng, die er hinübergeſchmuggelt hat. Und Du, Schmul, verſuche nicht, mich zu verraten: ich kenne Dich und habe Dich jeden Augenblick in meiner Haud Dem Kinde nützeſt Du nichts, es iſt dann erſt recht verloren. Und nun laß das Gerede und mach fort, wir haben mit dieſer Sache ſchon zu viel Zeit vertrödelt.“(Fortietzung folgt.) ———— ͥ—— . 8 bezw. ſich in Rom zu verantworten, iſt, wie der„Oſſervatore Romano“ heute abend mitteilt, nur ſoviel richtig, daß zwei franzöſiſche Biſchöfe nach ordnungsgemäßem Prozeß vom Präfekten der Konzils⸗ Kongregation Kardinal Vinzenz Vannu⸗ telli aufgefordert wurden, auf ihre Sitze zu verzichten. Die Maßregel habe einen rein disziplinaren Charakter. Nom, 16. Juli. Der„Oſſervatore Romano“ veröffent⸗ licht unter Bezugnahme auf den in dem Pariſer„Temps“ am 13. Juli enthaltenen Artikel mit der Ueberſchrift„Frankreich und der Heilige Stuhl“ eine Note, in welcher es heißt: Es iſt durchaus falſch, daß die Erzbiſchöfe von Rouen, Avignon, Albi, Algier und die Biſchöfe von Tarentaiſe und Mende auf⸗ gefordert worden ſeien, nach Rom zu kommen, oder daß ſie Gegenſtand einer Disziplinarmaßregel geweſen ſeien. Es iſt ferner durchaus falſch, daß der Heilige Stuhl jemals daran dachte, wegen des dem franzöſiſchen Botſchafter Niſard erteilten Urlaubes zu Repreſſalien zu ergreifen und die Biſchöfe zu be⸗ ſtrafen, die ſich im vorigen Jahre dem Proteſte des Erzbiſchofs von Paris nicht angeſchloſſen. Es iſt durchaus falſch, daß der Heilige Stuhl jemals die auf einem Irrtum beruhenden Grundgeſetze, von welchen der„Temps“ ſpricht, direkt oder indirekt zuließ oder anerkannte. Faris, 16. Juli. Der Nachlaß des Präſidenten Krüger wird auf 10 Millionen Frances geſchätzt. Dieſes Vermögen ſoll unter verſchiedenen Namen in europäiſchen und amerikaniſchen Banken deponiert ſein. Tondon, 16. Juli. Den Morgenblättern zufolge wurde im geſtrigen Miniſterrat beſchloſſen, die Ueberführung der Leiche des Expräſidenten Krüger nach Südafrika zu geſtatten. Dies- bezügliche Telegramme ſind ſofort nach Südafrika abgeſandt worden. Aus Johannesburg wurde mitgeteilt, daß der dortige Gouverneur bereits die Erlaubnis zur Beſtattung erteilt habe. Monteux, 16. Juli. Die Aufbahrung der Leiche Krügers iſt ſo einfach wie möglich. Die Leiche wurde geſtern mittag ſchon in einen dreifachen Sarg gelegt und in die Toten⸗ kammer auf dem Friedhof von Clarens überführt, wo ſie bleibt, bis die definitive Beiſetzung in Transvaal oder Holland be⸗ ſchloſſen wird. Von Privaten ſind zahlreiche Beileids⸗Depeſchen eingegangen, von den Regierungen iſt kein Zeichen der Teil- nahme eingetroffen. Von den Staatsoberhäuptern hat einzig Präſident Loubet kondoliert. Nah und Fern. * Viernheim, 19. Juli. Am nächſten Donnerſtag veranſtaltet die Theater⸗Geſellſchaft Klinger, welche augenblicklich in Weinheim weilt und dortſelbſt bereits eine größere Anzahl Theater⸗Vorſtellungen mit beſtem Erfolg gegeben hat, hier im„Freiſchütz“⸗Saale eine Luſtſpiel⸗Vorſtellung. Der gute Ruf, der der Geſellſchaft vorausgeht, dürfte auch hier derſelben ein beſetztes Haus ſichern. Der Beſuch der Vorſtellung ſei auch an dieſer Stelle allen Theaterfreunden beſtens empfohlen. Viernheim, 19. Juli. Die intenſive Hitze ge⸗ ſtaltet ſich zu einer wahren Plage Heute vormittag kletterte das Thermometer im Schatten auf 30 Grad Celſius. Die deutſchen Waſſerſtraßen verſiegen unter dem Einfluß der ſchon ſeit Wochen anhaltenden Trockenheit und der Hitze immer mehr. Es ſind nicht nur die Bäche, die weniger Waſſer führen, ſondern auch die Flüſſe und ſelbſt die großen Ströme, wie Elbe und Oder. Vielfach hat der Perſonen- und der Frachtverkehr ein— geſtellt werden müſſen; ſchwerer wirtſchaftlicher Schaden iſt die Folge, zahlreiche Arbeiter ſind brotlos geworden. Dabei iſt das Ende der Kalamität noch gar nicht abzuſehen. weit zurückgreifen, um ähnliche Verhältniſſe geſchildert zu finden. Im vorigen Jahre das ſchreckliche, verheerende Hochwaſſer, in dieſem Jahre der große Waſſermangel, beides elementare Er⸗ eigniſſe, denen der Menſch ſchwach und hilflos gegenüberſteht. Ein kleiner, vorübergehender Regen könnte auch gar nicht Wandel ſchaffen. Es müßte ſchon längere Zeit hindurch und kräftig regnen, um den normalen Zuſtand wieder herzuſtellen. Eine weitere Folge der Dürre ſind die vielen Brände; ſie mehren ſich in auffälliger Weiſe. Beſonders über Feld⸗ und Waldbrände iſt in der letzten Zeit berichtet worden. Was Unachtſamkeit— Fortwerfen noch brennender Streichhölzer oder glimmender Zigarrenſtummel—, Mutwilligkeit oder gar ver⸗ brecheriſcher Trieb nicht verurſachen, das beſorgen die Lokomotiven mit ihrem Funkenauswurf, trotz aller Vorſichtsmaßregeln. Auch Typhusepidemien ſind eine Erſcheinung dieſes Sommers. Dieſe Erkrankungen ſind auf das Verſiegen der Brunnen zurück⸗ zuführen. * Viernheim, 18. Juli. Die Siebenſchläfer⸗Regel bewahrheitet ſich auch in dieſem Jahr nicht. Am 27. Juni, dem Siebenſchläfertag, hat es tüchtig geregnet und trotzdem haben wir jetzt eine lange Trackenhett. Wenn es deſſen bedurfte, wieder ein Beweis, daß die„Bauernregeln“ keinen Wert haben. — Vorſicht beim Kaufe von Uhren! Der preußiſche Miniſter für Handel und Gewerbe hat die Regierungs⸗ präſidenten darauf aufmerkſam gemacht, daß aus der Schweiz ſeit einiger Zeit Taſchenuhren geringen Goldgehalts, beſonders Damenuhren mit einem Feingehalt von nur 8 Karat nach Deutſchland eingeführt werden. Weinheim, 16. Juli. Schweinemarkt. 205 Milchſchweine. Verkauft 123 Stück. Mark. Läufer waren zwei Stück zugeführt, verkauft wurden keine. Lampertheim, 16. Juli. Der Maurer Biegi verſetzte geſtern dem auf dem Kirſchgarthäuſer Hof beſchäftigten Wagner Oberfeld mit einer Hacke einen derartigen Schlag auf den Kopf, daß eine ernſte Verletzung entſtand. Die bei⸗ den hatten am Tage vorher auf dem Nachhauſeweg einen kleinen Wortwechſel, der geſtern fortgeſetzt wurde und ein ſo blutiges Ende fand. Mannheim, 16. Juli. Zwei Lebensretlungen durch einen 8 Jahre alten Knaben. Am letzten Sonntag badete der 17 Jahre alte Tapezier Emil Schmidt mit ſeinen Kameraden im Neckar unterhalb der Neckarſpitze. Schmidt, der erſt kürzlich das Schwimmen erlernte, geriet durch die ſtarke Strömung zu weit in den Strom und verſchwand vor den Augen ſeiner Kameraden. Als aber keiner Anſtalten zur Rettung Schmidts Zugeführt Preis 12 bis 24 Man muß; machte, ſprang kurz entſchloſſen der 8 Jahre alte Volksſchüler Robert Holm, Sohn des Frachtbriefträgers Johann Holm, in die Fluten und mit großer Mühe gelang es dem mutigen Jungen, Schmidt, der bereits bewußtlos war, an den Haaren zu packen und unter großer Lebensgefahr an das Land zu bringen. Die bei Schmidt angeſtellten Wiederbelebungsverſuche waren bald von Erfolg gekrönt.— Am 9. d. M., nachmittags zwiſchen 3 und 4 Uhr, fiel der 5 Jahre alte Willi Hermann, welcher mit anderen Kindern am Ufer des Neckars ſpielte, plötzlich ins Waſſer. Auch diesmal war glücklicherweiſe der 8 Jahre alte Volksſchüler Robert Holm in der Nähe. Auch hierbei raſch entſchloſſen, ſprang der mutige Knabe mit den Kleidern in die Fluten und ſchwamm dem Kinde nach, welches bereits unter dem Kahn„Tauerei 24“ verſchwunden war. Es war ein harter Kampf, bis Holm das Kind, das dem Ertrinken nahe war, an das Ufer gebracht hatte, denn es klammerte ſich an den Hals des Retters, der infolgedeſſen mehreremals mit ihm unterging.— Ein Bravo! dem mutigen Jungen, deſſen Entſchloſſenheit es zu verdanken iſt, daß zwei Menſchenleben erhalten wurden. Hoffentlich bleibt auch die gebührende Aner⸗ kennung von anderer Seite nicht aus. Darmſtadt, 16. Juli. Ein originelles Stückchen paſſierte vorletzten Sonntag in Traiſa. Der Turnverein da⸗ ſelbſt plante ſeit einiger Zeit einen Fackelzug durch den Ort; hierzu gehören doch Lampions und dieſe ſollten auf eine billige Art herbeikommen. Ein Darmſtädter Turnverein plante eben- falls nach einem Sommerfeſt in Traiſa einen Fackelzug durch den Ort nach Hauſe, die Lampions wurden von dem Vor⸗ ſtand gekauft und eine Botenfrau von Traiſa erhielt ſie zur Beſorgung; da aber das verhängnisvolle Paket nur die Auf⸗ ſchrift trug: Turnverein Traiſa, ſo gab ſie die Lampions bei dem Vorſtand des Traiſaer Turnvereins ab, ſodaß derſelbe hocherfreut über das Geſchenk eines ungenannten Mitgliedes (wie er dachte) ſofort den Fackelzug veranſtaltete, während der Darmſtädter Turnverein im„Darmſtädter Hof“ auf ſeine Lampions wartete. Als der Traiſaer Fackelzug vorbeizog, rief der Darmſtädter Turnvorſteher vor Schreck aus:„Ja, was ist denn das, des ſind ja unſere Lampions, die ich ge⸗ kauft!“ Die Sache wird noch ein Nachſpiel haben. Von der Bergſtraße, 16. Juli. In den Streit zweier Verwandter iu Rodau miſchte ſich der Köter des einen und bis dem anderen kräftig in die Waden. Der Hundebeſitzer hat insgeſammt 426 Mark für Strafe und Koſten zu bezahlen. Langen, 16. Juli. Eine merkwürdige Entdeckung machten dieſer Tage einige Herren aus Neu⸗Yſenburg in der Nähe des im hieſigen Walde gelegenen Forſthauſes Mitteldick. Die betreffenden Herren waren per Rad dem Ballon der be⸗ kannten Luftſchifferin Kätchen Paulus gefolgt. Im Walde be⸗ merkten ſie, wie der Ballon im Geaͤſte der Bäume verſchwand. Bald darauf hörten die Radler jämmerliche Hilferufe aus der Höhe herab. Fräulein Paulus war beim Abſtieg in dem Ge⸗ äſte einer hohen Tanne hängen geblieben. Gleichzeitig ver⸗ wickelten ſich aber auch die Stricke der Gondel mit der Luft- ſchifferin und preßten dieſelbe an den Stamm des Baumes, ſodaß die Dame in luftiger Höhe an dem Baume unbeweglich feſthing. Den Herren blieb nichts anders übrig, als den Baum zu erſteigen und Fräulein Paulus aus ihrer ſehr ge— fährlichen Lage zu befreien und mit Stricken zur Erde herab⸗ zulaſſen. Die Dame mußte zur Bahn gebracht werden, von wo aus ſie nach Frankfurt zurückfuhr. Mainz, 16. Juli. Die Unterſchlagungen der Kon⸗ toriſtin Eliſe Fretwurſt betragen nach den jetzigen definitiven Feſtſtellungen nahezu 39,000 Mark. Die Verhaftete hatte häufig„Geldſendungen“ in Wertbriefen aus ihrer Heimat er⸗ halten, allein dieſe Sendungen waren von ihr fingiert. Die Adreſſen zu den„Wertbriefen“ hatte ſie ſelbſt geſchrieben und nach auswärts an eine Freundin verſandt. Die letztere ſandte dann die„Geldbriefe“ an die Adreſſatin hierher. So wußte die Defraudantin die Welt zu täuſchen. Mit Einwilligung der Fretwurſt wurden die bei ihr beſchlagnahmten 36 000 Mark an Herru Fett ausgeliefert. Bingen, 16. Juli. Die Forderungen in dem großen Konkurſe Mies betragen laut den bis jetzt bereits vorliegenden Anmeldungen 2 Millionen Mark. Klein⸗Steinheim, 16. Juli. Das Fuhrwerk des Steinbrucharbeiters Kemmerer dahier verbrachte geſtern nach- mittag eine Ladung Pflaſterſteine nach Seligenſtadt. In der dortigen Bahnhofſtraße ſtürzte eines der beiden Pferde plötzlich zuſammen und verendete nach wenigen Augenblicken. Das wertvolle, dem Vernehmen nach unverſicherte Tier war der tropiſchen Hitze des geſtrigen Tages zum Opfer gefallen. Eppelsheim, 16. Juli. Unter großer Beteiligung wurde heute der proteſtantiſche Pfarrer Aulbeer zur letzten Ruhe beſtattet. Derſelbe erlitt vor einigen Tagen, während er eine Leichenrede hielt, auf dem Friedhofe einen Hitzſchlag, dem er nunmehr erlegen iſt. Herr Pfarrer Aulbeer wirkte eine lange Reihe von Jahren in unſerer Gemeinde und erfreute ſich allenthalben der größten Beliebtheit. Schwetzingen, 16. Juli. Herr Ratſchreiber Rei⸗ chert hat auf mehrere an ihn ergangene Anfragen die bündige Erklärung abgegeben, daß er als Kandidat für den Bürger⸗ meiſterpoſten nicht auftreten werde. Geſtern wurde in Neulußheim der Bahnarbeiter Martin Zahn wegen dringenden Verdachts des Meineids verhaftet und in Unterſuchungshaft nach Mannheim eingeliefert. — Kleine Mitteilungen aus Baden. Die! am letzten Sonntag abend am Lorettoberg bei Freiburg ver⸗ unglückte Frau Schreinermeiſter Senn iſt Freitag abend ihren ſchweren Verletzungen erlegen, ohne das Bewußttein wieder er⸗ langt zu haben. Das 8 jährige Söhnchen des Feilenhauers Kilgus von Haslach i. K. iſt geſtern beim Baden in der Kinzig ertrunken.— In Schanach iſt Donnerſtag nachmittag außer dem Anweſen des Fabrikanten Vögele in Mannheim auch das angebaute Wohnhaus des Uhrenkaſtenfabrikanten Guſt. Hettig abgebrannt. Der Geſamtſchaden dürfte ſich auf etwa 60 000 Mk. belaufen und iſt durch Verſicherung gedeckt. Fuhrmann Viktor Uhl, welcher in dem Hauſe wohnte, das Herr Vögele gehörte, wurde ſamt ſeiner Frau als der Brand⸗ ſtiftung dringend verdächtig, verhaftet und in das Amtsgefäng- nis nach Triberg verbracht.— In Wittenhofen(A. Ueber⸗ lingen) wurde Donnerſtag nachmittag Scheuer und Stallung des Joh. vielem Inventar ſind zwei Ochſen Aus der Pfalz, 16. Juli. Eingegangen iſt in der verwichenen Nacht der Fabrikarbeiter Karl Ma yer, der mit einem Mordsaffen behaftet Krakehl in einer Wirtſchaft an der Prinz⸗Regentenſtraße in Ludwigshafen anfing und die Glasfüllung der Vortüre einſchlug. Dabei ſchnitt ſich Mayer aber die Pulsader der rechtzn Hand durch und ſchwebte in großer Lebensgefahr. Mitglieder der freiwilligen Sanitäts⸗ kolonne legten dem Renitenten einen Notverband an und ver⸗ infolge Blitzſchlages Waibel eingeäſchert. Neben verbrannt. brachten ihn nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus.— Die Hitze ſcheint im Weſtrich großes Unheil anſtellen u wollen.„In der ganzen Weſtfalz und auch in Homburg verbreiteten ſich geſtern die verſchiedenſten Gerüchte über einen bevorſtehenden Krieg zwiſchen Deutſchland und Frankreich. Danach ſollten die Franzoſen den Herero Waffen und Munition geliefert haben und bereits einige franzoͤſiſche Schiffe von unſerer Flotte beſchlagnahmt worden ſein. Es machte ſich infolgedeſſen eine lebhafte Erregung der Bevölkerung bemerkbar.“ Eberbach, 16. Juli. Welche Nachteile die Ver⸗ gebung von Arbeiten an den Wenigſtfordernden bringen, zeigt ſich wieder hier an dem Bau der vor 20 Jahren neuerbauten katholiſchen Kirche. Nachdem ſchon vor Jahren ſchwere Ver⸗ bindungseiſen an den Türmen mit dem Mittelbau angebracht wurden, müſſen jetzt ſchon ein Teil verwitterter Mauerſteine ausgehoben und durch neue erſetzt werden.— Wo bleibt da das Sparſyſtem, wenn nach ſo kurzer Zeit ſchon Verände⸗ rungen vorgenommen werden müſſen? Konſtanz, 16. Juli. Der Unteroffizier Ringwald vom hieſigen Infanterieregiment, gebürtig von Onſtmettingen (Württbg.), welcher am 29. Mai bei Litzelſtetten Kindern ge⸗ genüber unzüchtige Handlungen beging und eine Grenzauf⸗ ſehersfrau vergewaltigen wollte, wurde vom Kriegsgericht wegen Sittlichkeitsverbrechen und Notſuchtsverſuchts zu 2 Jahren Ge- fängnis, 2 Jahren Ehrverluſt und Verſetzung in die 2. Klaſſe des Soldatenſtandes verurteilt. Leipzig, 16. Juli. Ein gräßliches Verbrechen wurde nach der Ablöſchung eines Waldbrandes in der Dresdener Heide entdeckt. In dem verbrannten Komplex wurde die ſtark verkohlte Leiche eines etwa 15jährigen Mädchens gefunden. Es liegt unzweifelhaft ein Luſtmord vor. Der Täter legte das Feuer an, um die Spuren ſeiner Untat zu verwiſchen. Die ſofort angeſtellten Ermittelungen führten auf die Spur eines aus der Leubener Korrektionsanſtalt entwichenen Häft⸗ lings namens Biener, der unter dem Verdacht, das Verbrechen begangen zu haben, verhaftet wurde. Breslau, 15. Juli. Unter der Schifferbevölkerung an der Oder ſind 2 Typhusfälle vorgekommen, die auf den Genuß von rohem Oderwaſſer zurückgeführt werden. In er⸗ ſchreckender Zahl mehren ſich die Nachrichten über die ſchlimmen Folgen der anhaltenden Dürre. Aus allen Gegenden Schleſiens treffen immer neue Meldungen über Waldbrände und größere Schadenfeuer in den Ortſchaften ein. Die Brunnen verſiegen in vielen Orten und die Bäche und kleineren Flüſſe trocknen aus. Braunſchweig, 17. Juli. In der letzten Nacht brach im Hauſe Hagenbrücke Nr. 20 Feuer aus, bei dem ein Schneidermeiſter verbrannte. Eine Arbeiterin rettete die bei- den Kinder des Schneidermeiſters, einen Knaben und ein Mäd⸗ chen, indem ſie aus der dritten Etage Betten warf und die Kinder nachwarf. Der Knabe blieb unverletzt. Dem Mäd⸗ chen wurde die Schulter ausgerenkt. Die Arbeiterin erlitt einen Beinbruch. Przemyſl, 16. Juli. In der Wohnung des Pro- feſſors Guido Haß fand, während derſelbe mit 2 Gymna⸗ ſiaſten die Herſtellung von Feuerwerkskörpern vornahm, eine Exploſion ſtatt. Dem Profeſſor wurden beide Hände zerriſſen, ſodaß ſie ſofort amputiert werden mußten. Die Schüler erlitten leichtere Verletzungen. Paris, 16. Juli. Während der drei letzten Tage ſind in Paris 50 Perſonen auf der Straße am Hitzſchlag ver⸗ ſtorben. Die Zahl der Erkrankungen iſt ſehr bedeutend. Heute, wo die Temperatur nahezu tropiſch war, dürfte die Liſte ziemlich lang ſein. Liptau, 16. Juli. Durch einen großen Brand wurden dreißig größere Gebäude, darunter Rathaus und Synagoge, eingeäſchert. London, 16. Juli. Der hier herrſchenden unge- wöhnlichen Hitze, welche geſtern 122 Grad Fahrenzeit in der Sonne erreichte, ſind bereits zahlreiche Perſonen zum Opfer gefallen. — Ueber das maſſenhafte Abfallen der jungen Früchtchen von den Obſtbäumen ſchreibt Johannes Böttner in der neueſten Nummer des praktiſchen Ratgebers und erklärt, daß dieſes unerfreuliche Abſtoßen des Fruchtan⸗ ſatzes in vielen Fällen eine Unart der Sorte iſt.— In anderen Fällen wirkt ungünſtiges Wetter während der Blütezeit nach, oder es handelt ſich um eine Schwäche und Erſchöpfung des Baumes in Folge anhaltender Dürre. Als Mittel, das Ab⸗ fallen junger Früchtchen zu verhüten, nennt Böttner flüſſige Düngung und Anbau von Sorten, welche ſelbſt nach ſchlechtem Blütewetter nicht nur gut anſetzen, ſondern auch den Anſatz feſthalten. Humoriſtiſches. — Jatal.) Tochter des Hauſes(die ſich Hoffnung auf einen Leutnant macht):„Was meinen Sie, Anna, der Leut- nant ſcheint ſich ſo recht heimiſch bei uns zu fühlen!“— Zofe: „O ja! Mich hat er ſchon in die Backe gezwickt!“ — Seufzer.) Dichterling:„Abſcheulich, wie dieſe Re⸗ daktionen zuſammenhalten!... An dreiundzwanzig hab ich meine Gedichte geſchickt und nicht eine hat eins angenommen!“ —(Beſtrafte Lüge.) Fräulein Mimi zwill in Monte Carlo ihr Glück auf die Probe ſtellen. Ihr Verehrer beſetzt ihrem Wunſche gemäß die Zahl 22, die ſie ihm errötend als ihre Alterszahl nennt.— Einen Augenblick ſpäter gewinnt Nr. 32. Erbleichend tritt ſie zurück und flüſtert:„Ach, hätt' ich doch die Wahrheit geſagt!“ 8—— fen rr Nen gebracht lerſt b f. eine die hei- u Mäd⸗ id die Mäd⸗ oylitt 1 ellitt 3 No- unma⸗ „ eine tiſen, erlitten Tage g ber⸗ tend. fte die urden ohe, Inge- u det Ohfer Lpfel der deren nach, des Ab⸗ üiſtge chte aß 0 Leut⸗ gufe: —(Ungalantes Mißverſtändnis.)„Liebes Männchen, ſoeben war ich bei der Wahrſagerin— ſie meinte, ich würde alt!!“—„So!.. Hat die das auch ſchon bemerkt?“ — Milderungsgrund.)„.. Gleich nachdem Sie aus dem Gefängnis entlaſſen waren, haben Sie wieder einen An⸗ zug geſtohlen?“—„Natürlich! Es war mir ja alles zu eng geworden—— ich hatte fünfzig Pfund zugenommen!“ Obſt⸗ und Gartenbau⸗Verein für die Bergſtraße und das angrenzende Gebiet. Nachſtehend bringen wir die unterm 16. Juli 1904 bei der Zentralſtelle für Obſtverwertung in Frankfurt a. M. er⸗ zielten Durchſchnittspreiſe: Erdbeeren per Centner Mk. 40.— Himbeeren 5„„ 18—25 Stachelbeeren 8 N„ 10 Johannisbeeren„„„12 Kirſchen 7 0 17 10—12 Sauerkirſchen 5 5 5 20 25 Heidelbeeren 12 L I 170 Die Preiſe verſtehen ſich bei ſofortiger Lieferung. Bensheim, 18. Juli 1904. Letzte Nachrichten. Fikio, 18. Juli. General Kuroki berichtet: Geſtern nachmittag machten zwei ruſſiſche Diviſionen einen verzweifelten 5 N im Jahre 1873 wurde die erſte Konſervenfabrik erbaut, von der die fabrikmäßige Herſtellung von Konſerven ihren Aus⸗ Angriff auf den Motienpaß wurden aber Ueber die Verluſte iſt nichts gemeldet. DVetersburg, 18. Juli. zurückgeworfen. den in Dalni Truppenlandungen vorgenommen. Daſelbſt waren bis zum 2. Juli gegen 20,000 Mann und 50 Ge⸗ geht bis auf die ſechziger Jahre zurück, nahm aber erſt im letzten Jahrzehnt ſo bedeutend zu, daß die Konſerven⸗Fabri⸗ ſchütze gelandet worden. Der Feind beſſert die Docks aus. Die elektriſche Zentralſtation und auch die Eiſenbahn wird wiederhergeſtellt; da aber keine Lokomotiven vorhanden ſind, werden die Wagen von Chineſen geſchoben. Am 9. Juli ſtellten die Japaner ihren Vormarſch ein und befeſti ſeit⸗ i 0 ſch eee Spinat, die meiſten Sorten Kohl, Tomaten, Pilze uſw. zu dem ihre Stellungen ſtark. Tägliche Scharmützel erſchweren ihnen die Arbeiten. Regengüſſe haben die Wege ſehr ver- dorben. Die Stimmung der Truppen iſt vortrefflich. Detersburg, 18. Juli. Hier gehr das Gerücht, der Kreuzer„Novik“ habe die Blockade durchbrochen und ſei nach Wladiwoſtok gedampft.(Dieſe Meldung dürfte wohl lediglich ein frommer Wunſch der Ruſſen ſein. D. Red.) DVaris, 18. Juli. Der„Figaro“ meldet aus Rom: Der Papſt läßt ſich durch die Androhung des völligen Abbruchs der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Frankreich und der Kurie nicht einſchüchtern, und erhält den den Biſchöfen von Lavale und Dijon erteilten Befehl, vor der Kongregation des hieſigen Officiums zu erſcheinen, aufrecht. Mannheim, 18. Juli. Reiche Ernte hatte geſtern Sonntag Herr Waſenmeiſter Stamm— 52 tote Schweine wurden gezählt bei der Ankunft von 3 mit Schweinen beladenen Wagen am ſtädtiſchen Viehhof. Jun einem Wagen allein, in welchem 114 Stück verladen waren, kamen 33 Stück tot hier an. Auch mußten eine Anzahl Notſchlachtungen vorgenommen werden. Der Schaden, welchen die Abſender zu tragen haben, beläuft ſich auf 4— 5000 Mark. Die Tiere wurden am Donnerſtag in Oſtpreußen verladen und bekamen während der Reiſe in der tropiſchen Hitze weder Waſſer noch Futter und iſt es daher garnicht zu verwundern, daß ein ſo großer Teil verenden mußte. Die Hauptſchuld trifft natürlich die Verſender, welche die Wagen— in anbetracht der großen Hitze— über⸗ laden hatten und nicht dafür ſorgten, daß den Tieren während einer 3½tägigen Reiſe wenigſtens einmal Waſſer verabreicht wurde. Rheinau, 18. Juli. wurden 2 weitere Perſonen, die Taglöhner Scheuble und Weiß, in Unterſuchungshaft genommen. Hochſtädten, 17. Juli. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete ſich am Freitag dahier. Die 19jährige einzige Tochter des Landwirts J. Göhriſch dahier wollte die brennen⸗ de Petroleumlampe nachfüllen, wobei der Inhalt der Oellampe ſich entzündete, die Kanne explodierte und das Mädchen auf der Vorderſeite ſofort in Brand ſetzte. Auf das Schreien des unglücklichen Mädchens eilten die im Hauſe Anweſenden und Leibe. Leider waren aber die Brandwunden ſo ſchwere, daß die Unglückliche ſofort beſinnungslos wurde. Der von Auer⸗ bach herbeigeholte Arzt konnte keine Hilfe mehr leiſten und das Mädchen wurde nach Heidelberg in die Klinik verbracht, wo es heute ſeinen Wunden erlag. Köhn, 18. Juli. Die im geſamten Rheinland herr⸗ ſchende tropiſche Hitze hat zahlreiche Todesfälle im Gefolge. In einer Fabrik bei Leverkuſen ſtürzten zwei Schreiner hin und ſtarben alsbald am Hitzſchlag. Daſſelbe wiederfuhr zwei Heizern aus Coblenz. Auch zwei Touriſten wurden auf ihrer Wanderung in der Eifel vom Hitzſchlage betroffen und ſter⸗ bend ins Hoſpital gebracht. Paris, 18. Juli. Obgleich am Samſtag die Hitze etwas nachgelaſſen hat, iſt die Liſte der auf der Straße ein⸗ tretenden Todesfälle ſehr lang. 17 Perſonen verſtarben geſtern am Hitzſchlag. 2 Perſonen wurden auf den Seinequais vom Sonnenſtich betroffen, fielen ins Waſſer und ertranken, einige andere wurden wahnſinnig, darunter der Stabsarzt des 1. Die Temperatur betrug geſtern ſchon Trotzdem hat man die Bahnſteigſperre von Anfang an einge⸗ führt. Küraſſier⸗Regiments. vormittags 34 Grad im Schatten ſtieg aber noch erheblich Regensburg, 18. Juli. Morgzenblatt meldet: Geſtern vormittag äſcherte ein Großfeuer 23 Scheunen und das Bürgerhoſpital ein Ein Teil der Inſaſſen mußte hinausgetragen werden. Die übrigen befanden ſich in der Kirche. Berlin, 18. Juli Bei einem Familienſtreit wurde am Samſtag der 21jährige Schloſſer Eduard Vogelreiter von ſeinem Vater durch einen Meſſerſtich in den Unterleib getötet. Der Vater wurde verhaftet. Redaktion, Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. In einem Telegramm des 1 8 9 i 16 8 1 5 8 1 1 83 5 5 7 5 7 Admirals Alerejew heißt es weiter: Wie gemeldet wird, wur⸗ gelbau und die Konſerven-Induſtrie in den Braunſchweiger ger Gebiets aufkaufen müſſen. Dauer zu geben. kein freundliches Wort für Valombroſa. reun 0 ren an einem Faſttag ins Kloſter geraten, und die vielen in In der Weizendiebſtahlsaffäre e wein begoſſen, richteten in Lenbachs deutſchem Magen ſolches Station Das Regensburger Allerlei. Für die Bereitung von Gemuüſekonſerven iſt jetzt die Hauptzeit eingetreten. Die übergroßen Vorräte von Kon⸗ ſervengemüſen, die während der letzten Jahre den Markt drückten, ſind erheblich gelichtet; die Konſerven⸗Induſtrie bie⸗ tet daher alles auf, um die gegenwärtige Geſchäftszeit mög⸗ lichſt gut auszunutzen und die Erzeugung gegenüber den letzten Jahren erheblich zu ſteigern. Im Hauptbezirk der deutſchen Konſerveninduſtrie, im Herzogtum Braunſchweig, ſtrömen namentlich weibliche Arbeitskräfte in die Konſerven⸗ fabriken, um dort zu arbeiten oder ſich wenigſtens Arbeit zu holen. Dazu kommen noch Konſervenfabriken am Rhein, in Süddeutſchland, in Lübeck und an einigen anderen Orten, die gleichfalls ein paar tauſend Arbeitskräfte für längere Zeit einſtellen müſſen. Bildete früher Spargel faſt das ein⸗ zige Gemüſe, das in der Saiſon verarbeitet wurde, ſo wer⸗ den jetzt auch ſchon Erbſen und Bohnen in faſt gleich großen Mengen wie Spargel eingemacht. Durch die Konſervierung dieſer Gemüſe wird die Saiſon überhaupt viel länger aus⸗ gedehnt und dauert nunmehr bis in den Herbſt an. Es ſind heuer gerade 100 Jahre, daß das Konſervierungsverfahren in Anwendung iſt. Es kam in Frankreich auf und wurde von einem gewiſſen Appert im Jahre 1804 zuerſt angewandt. Ueber Frankfurt a. M. und Lübeck kam dann das Verfahren in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach Braunſchweig, wo der Klempnermeiſter Killmann zuerſt den Verſuch machte, Spargel zu konſervieren. Bis in die ſieb⸗ ziger Jahre war der Abſatz in Konſerven beſchränkt. Erſt gang nahm. Von der Stadt Braunſchweig breitete ſich über⸗ all, wo gerade geeigneter Boden vorhanden war, der Spar⸗ Landen aus. Die Konſervierung von Erbſen und Bohnen kanten einen Teil ihres Bedarfs außerhalb des Braunſchwei⸗ Neben der Konſervierung von Spargel, Erbſen und Bohnen werden in ſteigendem Maße auch andere Arten von Gemüſen, Karotten, Rüben, Büchſengemüſen verarbeitet. Vor einigen Jahren wurde die Geſamtmenge der von den größeren Fabriken des Herzog⸗ tums Braunſchweig jährlich hergeſtellten Konſerven auf etwa 15 Millionen Kilo-Doſen geſchätzt. Inzwiſchen dürfte ſie noch um ein beträchtliches gewachſen ſein. Die Flucht vor der Hitze. Die Verhandlungen zwiſchen den italieniſchen und öſterreichiſch⸗-ungariſchen Handelsver⸗ trags⸗Unterhändlern ſind von Rom nach Valombroſa verlegt worden. Hierzu bemerkt die Neue Freie Preſſe: Wer Rom im Monat Juli kennt, weiß, daß es ein Ding der Unmöglich⸗ keit iſt, dort trotz meterdicker Mauern und Marmorböden, trotz geſchloſſener Jalouſien und Ventilatoren einen kühlen Raum zu ſchaffen. Im vergangenen Jahre war es die un⸗ erträgliche Hitze, welche mithalf, dem Konklave eine ſo kurze Für die Italiener iſt Valombroſa immer wieder ein Wunder— der Nadelwald, in deſſem dämmerdem Grün mitten im Sommer würzige Kühle zu finden iſt, deſſen Boden ganz mit ſchwellenden Mooskiſſen bedeckt iſt. Heute iſt Valombroſa mit einer Zahnradbahn, die das einſtige herrliche Kloſter mit der Bahnlinie Florenz⸗Arezzo verbindet, leicht zu erreichen. Aber auch zur Zeit, als der Berg nur zu Fuß oder zu Wagen erklommen werden konnte, war Valombroſa ein beliebter Ausflugsort. Bis 1869 bewohnten das in ſchat⸗ tiger Waldeinſamkeit gelegene Kloſter die grauen Mönche, welche den Fremden Gaſtfreundſchaft gewährten, und na— mentlich die Deutſchen klopften gern an die Kloſterpforte und ließen ſich beim Mahl der Mönche im großen, ſchön ge— ſchmückten Refektorium nieder. Der Anblick von der Höhe des Berges ins Arnotal, das die Apuaniſchen Alpen begren— 55 gehört zu dem Schönſten, das man ſich denken kann. Nur ranz Lenbach, der mit Ernſt Liphardt und anderen Deut⸗ ſchen die Pilgerfahrt im Jahre 1867 unternahm, hatte Die Freunde wa⸗ Oel gebratenen und geſottenen Speiſen, von herbem Land⸗ Unheil an, daß er unempfindlich war für die Schönheit dieſer italieniſchen Bergwelt. Auch die Sagen, welche man ihm über das Kloſter erzählen wollte, ließen ihn kalt, obwohl ſie romantiſch genug ſind. Das Kloſter verdankt ſeine Ent⸗ ſtehung einem Wüſtling aus vornehmem Florentiner Hauſe, Giovanni Gualberto, der zur Buße für ſeine mannigfaltigen Sünden ins Kloſter San Miniato eintrat, dort aber die Re⸗ geln nicht ſtreng genug fand und ſich im Gebirge ſelbſt ein Kloſter erbaute und nach den Regeln des heiligen Benedikt die Nachbarn herbei und riſſen demſelben die Kleider vom 0 denn er gab dem neuen Kloſter, das er 1015 erbaute, dieſelbe Ausſicht, wie er ſie in San Miniato genoſſen hatte. Der einrichtete. Seine Heimat ſcheint er aber geliebt zu haben, Schlußſtein zum herrlichen Gebäude, wie es heute noch ſteht, wurde 1637 gelegt, und 230 Jahre ſpäter wurden die Mönche daraus vertrieben, und eine nach modernen Begriffen ein⸗ gerichtete Forſtlehranſtalt wurde darin einquartiert. Nur drei Mönche durften im Kloſter bleiben. Ihre Nachfolger be⸗ hüten heute die Wetterworte und halten Gottesdienſt in der Kirche. Von Valombroſa aus haben die Unterhändler die Auswahl zwiſchen den ſchönſten Spaziergängen, Ausflügen und Bergbeſtimmungen in ganz Italien. Der beſcheidenſte Bahnhof der Welt dürfte der in Petri ⸗ roda(zwiſchen Gotha und Ohrdruf) ſein. Er iſt noch ganz neu, beſteht, wie ein Wiſſender in der„Frankfurter Ztg.“ mitteilt, aus einem Stacket mit Tür, einer Laterne, einer Laternenleiter und einem Schilde, das den Namen der bekannt gibt. Das iſt alles; als Bahnhofshalle dient das Himmelsgewölbe, das im Süden mit dem Thü⸗ ringer Walde wirkungsvoll dekoriert iſt; man bedarf hier we⸗ der irgend eines Gebäudes, noch irgend eines Beamten. Wenn nämlich der Zug kommt, ſteigt der Schaffner heraus, geht an das Stacket, öffnet die Tür und läßt die Reiſenden aus Petriroda eintreten. Wie kommen dieſe zu Fohrkarten? Hier hat man Temperenzler und Alkoholiker zu unterſcheiden. Die letzteren haben in dem etwa fünf Mi nuten entfernten Dorfe die Gaſtwirtſchaft aufgeſucht und dort vom Wirt ein Glas Bier und eine Fahrkarte verlangt Da man aber heutzutage auf die Alkoholgegner Rückſic zu nehmen hat, ſo läßt man die Temperenzler ohne Fahrkar durch die Stackettür ſchlüpfen und achtet nur darauf, daß ſich in Gotha oder Georgenthal ihren Fahrſchein nachträgli kaufen. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnisnahme, daß mit der Vermeſſung der Tabakanpflanzungen in hieſiger Gemar⸗ kung heute begonnen wird. Den Tabakpflanzern bleibt es uͤberlaſſen, derſelben beizu wohnen Der betr. Gemarkungsteil, woſelbſt die Vermeſſung jeweils ſtattfindet, wird täglich am Rathaus durch Anſchlag bekannt gegeben. Viernheim, den 18. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. . Kühlwein, Gr. Beigeordneter. Bekanntmachung. Freitag, den 22. Juli I. J, vormittags 9 Uhr wird auf dem Rathauſe dahier das Ausputzen der Tränke am Tandhöferweg an den Wenigſtnehmenden losweiſe verſteigert. Viernheim, den 18. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim.— J. V. d. B. Kühlwein, Gr. Beigeordneter. S Bekanntmachung. Freitag, den 22. d. Mts, vormittags 9 Uhr wird auf dem Rathauſe dahier der vorhandene Dung im Faſel⸗ ſtall an den Meiſtbietenden öffentlich verſteigert. Viernheim, den 18. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. a Kühlwein, Gr. Beigeordneter. Bekanntmachung. Alle diejenigen Ortsbürger, welche Anſprüche an Bau⸗ und Reparaturholz reſp. Vergütung dafür pro 1904 zu er⸗ heben gedenken, wollen ihre Anmeldungen davon vom 1. bis 15. Auguſt auf der Großh. Bürgermeiſterei dahier machen und bei den vorkommenden Neubauten auch zugleich die Pläne über dieſe Bauten überreichen. Ebenſo ſind auch alle diejenigen Bauten ꝛc. nochmals zur Vergütung anzumelden, von welchen im Laufe des Jahres Anzeige gemacht wurde, fur welche aber, weil nicht zur richtigen dan angemeldet, eine Vergütung bis jetzt nicht gewährt werden onnte. Ausdrücklich wird darauf aufmerkſam gemacht, daß Grvßh. Kreisamt Heppenheim beſtimmt hat, daß keine Bau⸗ vergütungen mehr gewährt werden dürfen, welche nicht recht⸗ zeitig zur Anmeldung gekommen ſind, und daß die in der Anmeldung ſäumigen Bürger ſich die etwa daraus hervorgehen⸗ den Nachteile ſelbſt zuzuſchreiben haben. Viernheim, den 16. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. J. V. d. B.: Kühlwein, Gr. Beigeordneter. Gemeindekaſſe. An Zahlung des 1. und 2. Zieles Kommunalſteuer pro 1904 wollte ich hiermit erinnern.— Die Beiträge zur land⸗ und forſtwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft kommen gleichzeitig zur Erhebung. 1071 Jöst. 1092 1094 1095 Bekanntmachung. Es wird darauf hingewieſen, daß das 3. Ziel direkte Steuer, die Brandverſicherungsbeiträge(ſog. Brandſteuer) und das 1. Ziel Tilgungsrenten im Monat Auguſt zuſammen erhoben werden. Viernheim, den 15. Juli 1904. 1070 Großh. Untererhebeſtelle. Iöſt. Bezirksſpatkaſſe Lorſch. Es ſoll hier nochmals darauf aufmerkſam gemacht wer⸗ den, daß die Ausſtände der Bezirksſparkaſſe Lorſch laut neuerer, geſetzlicher Beſtimmungen in derſelben Weiſe zur Beitreibung kommen, wie die Gemeindeausſtände.— Die Zahlungs⸗ pflichtigen erhalten mithin für die Folge Anforderungszettel, Maahnzettel und etwa notwendige Pfändungen werden durch den Gemeindepfandmeiſter vorgenommen. Viernheim, den 15. Juli 1904 1081 Jöst, Agent. Fliegenfänger Echtes Inſektenyulver Schnakenpulver Schnaken-Kerzchen Stinköl(ng fe. Maphtalin Camphor Naphtalin- Camphor empfiehlt 920 Karl Marbach Flora- Drogerie Rathausſtr. 15. Schönheit ist Macht!! 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