udet 0 aus — 85 — S DSB * 8 85 HDA EA i 2 2 882 Vn—— rr.———** 5— 5* ee Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt) Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchließl. Trägerlohn, durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. Ar. 86. Amtsblatt der Großtz. Bürgermeiſterei Viernheim. Wirkſamſtes Inſertions-Organ. Donnerſtag, den 28. Juli 1904. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg die ggeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. —— 3 f 20. Jahrgang. Die ruſſiſchen Heldentaten im Roten Meer. Der ruſſiſche Miniſterrat. Berlin, 27. Juli. Das ruſſiſche Telegraphenbureau meldet aus Petersburg vom 26.: Die geſtrige Mitteilung aus Petersburg betr. die Reſultate der unter Vorſitz des Groß- fürſten Alexandrowitſch ſtattgehabten Konferenz iſt falſch. Die ruſſiſche Regierung iſt nicht gewillt, das Recht aufzugeben, Schiffe der Freiwilligen-Flotte als Kriegsſchiffe zu verwenden, analog dem Verhältnis der weſteuropäiſchen Regierungen zu den von ihnen ſubſidiierten Dampfergeſellſchaften. Gleichfalls kann keine Rede von einem Verbot für die genannten Schiffe ſein, unter der Handelsflagge die Meerenge zu paſſieren. (Darüber mag ſich Rußland mit England auseinanderſetzen. D. R.) Petersburg, 26. Juli. Bei Beſprechung der Vorfälle im Roten Meere äußern ſich die hieſigen Blätter noch immer ſehr reſerviert. Sollte England ſeine unberechtigten Forde⸗ rungen aufrecht erhalten und Rußlands Ehre und Rechte an⸗ taſten, ſo werde ſich letzteres zu verteidigen wiſſen, zumal jen- ſeits des Himalaya Millionen auf Befreiung vom engliſchen Joch warten.(Wahrſcheinlich um daſſelbe mit dem ruſſiſchen Knuten⸗Regiment zu vertauſchen. D. Red.) Sidney, 26. Juli. Der Kreuzer„Chellanger“ hat die Nacht hindurch Kohlen eingenommen und iſt jetzt ſeeklar. Es handelt ſich wohl um den Schutz der Handelsſchiffe gegen das Wladiwoſtokgeſchwader, vor dem ein Telegramm des oſt⸗ britiſchen Generalagenten gewarnt hatte. Die verärgerte Pforte. Konſtantinopel, 26. Juli. Auf der Pforte iſt man ſehr ärgerlich über das Vorgehen der Schiffe der ruſſiſchen Freiwilligen⸗Flotte, welche zu Kriegsſchiffen umgewandelt wor⸗ den ſind, nachdem ſie als Handelsſchiffe die Meerenge paſſiert haben. Heute tritt auf der Pforte eine miniſterielle Konfe⸗ renz zuſammen, um über die Notwendigkeit zu beraten, die Durchfahrt der Schiffe der Freiwilligen-Flotte zu verhindern oder wenigſtens vorher Garantie zu erhalten, um der Türkei ſpäter Unannehmlichkeiten zu erſparen. Tokio, 25. Juli. Das Wladiwoſtoker Geſchwader hat geſtern bei Idzu den bon Newyork über Manila und Schang— hai nach Yokohama beſtimmten britiſchen Dampfer Knight Commander in den Grund gebohrt. Der Dampfer hatte La⸗ dung verſchiedener Art an Bord. Die Mannſchaft iſt auf dem Dampfer Tſinan heute in Yokohama an zekommen. Die europäiſchen Paſſagiere wurden von den Ruſſen zurückbehalten. Wie verlautet, hat das Wladiwoſtoker Geſchwader auch 2 ja— paniſche Schuner verſenkt. Tondon, 26. Juli. Die Reeder des von dem Wladi⸗ woſtok-Geſchwaders in den Grund gebohrten Dampfers Knight Commander erklären, das Schiff habe keine Munition, wohl aber Eiſenbahnmaterial an Bord gehabt, das die Ruſſen wohl für Kriegskontrebande erklären konnten. 2 ͤ ͤ w Der rufſiſch-japaniſche Krieg. Eine Niederlage der Nuſſen bei Taſchitſchiao! Condon, 26. Juli.„Standard“ meldet aus Tientſin: Die Ruſſen wurden am 24. Juli bei Taſchitſchiao gänzlich geſchlagen.— Daſſelbe Blatt erfährt aus Schanghai: Die Ruſſen waren in der Schlacht 30 000 Mann ſtark und verteidigten ſich hartnäckig. Die Japaner ſeien aber erfolgreich geblieben.— Wie die„Daily Mail“ aus Niutſchwang meldet, hatte der Kampf 14 Stunden gewährt. Die japaniſche Feuerlinie war 24 Kilometer lang. Die Verluſte auf beiden Seiten waren ſehr groß. Die Ruſſen wurden von den Höhen vertrieben. Beſetzung von Niutſchwang durch die Japaner. Condon, 26. Juli. Nach einer Meldung der einge- gangenen Depeſchen aus Niutſchwang von heute ſind 50 Mann von der japaniſchen Kavallerie dort eingerückt. Auf den ruſſiſchen Gebäuden weht die franzöſiſche Flagge. Die Vorhut der Japaner iſt heute eingetroffen. In der Stadt iſt alles ruhig. Auſſiſche Auſträge bei Krupp. Eſſen, 28. Juli. Bei Krupp liefen derart große ruſ⸗ ſiſche Aufträge ein, daß in den betr. Werkſtätten fortgeſetzt Ueberſchichten ſtattſinden. Der Der Königsberger Geheimbundprozeß. Königsberg, 26. Juli. Im Hochverrats- und Ge⸗ heimbundprozeß wurden die Angeklagten Kögſt, Ehrenpfort und Braun freigeſprochen. Nowagrotzky erhielt 2¼ Monate, Ku⸗ gel 3 Monate, Klein 8 Wochen, Treptau 2½ Monate, Mer⸗ ting und Paetzel je 3 Monate Gefängnis wegen der Anſchul— digung einer geheimen Verbindung im Sinne des§ 128 St.⸗G.⸗B. Von der Anklage des Hochverrats wurden ſämt⸗ liche Angeklagte freigeſprochen. Den Angeklagten Nowagrotzky, Kugel, Klein und Treptau wurde ein großer Teil der Unter⸗ ſuchungshaft angerechnet. In der Urteilsbegründung bemerkte der Vorſitzende, die Angeklagten ſeien von der Anklage wegen Hochverrats und Beleidigung des Kaiſers von Rußland freizu⸗ ſprechen, da laut§ 260 des Ruſſiſchen Strafgeſetzbuches durch einen Staatsvertrag, der veröffentlicht worden ſei, Gegenſeitig⸗ keit dem fremden Staate verbürgt ſein müſſe. Ein ſolcher Staatsvertrag oder ein ſolches Geſetz exiſtiere laut amtlicher Auskunft des auswärtigen Amtes und der ruſſiſchen Regierung nicht. Die Gewährleiſtung im Strafantrag des ruſſiſchen Botſchafters ſei nicht ausreichend, da die Gegenſeitigkeit bei der Begehung der Tat verbürgt ſein müſſe. Dagegen ſei der Gerichtshof überzeugt, daß eine geheime Verbindung im Sinne des§ 128 beſtanden habe. Dafür ſprächen die Beziehungen, die zwiſchen London, der Schweiz, Berlin, Charlottenburg, Königsberg, Memel und Tilſit zum Zwecke des Schriften⸗ Lei Jonnenuntergang. Littauiſcher Roman von M. von Wehren. 10 Nachdruck verboten.) Faſt drei Jahre waren dahingegangen. Eine lange Zeit für die beraubte Familie, welche im Bann der Verzweiflung hoffnungs⸗ los jeden Abend die Sonne untergehen ſah, um am Morgen, ebenſo hoffnungslos, ihr Leuchten zu beobachten. Beide Ehegatten nahmen ſich voreinander zuſammen und ſpielten eine traurige Komödie, um ſich gegenſeitig ihre troſtloſen Gefühle nicht zu verraten. Die Haare des Zollinſpektors waren wirklich weiß geworden, und wenn er auch äußerlich dieſelbe heitere Weiſe zur Schau trug wie früher, hauptſächlich ſeiner Frau gegenüber, ſo konnte er dieſe nicht täuſchen, ſondern ihre Anſtrengungen, das zehrende Weh ihres Lebens vor ihrem Gatten zu verbergen, nur verſtärken. In dem zarten Körper der jungen Frau wohnte ein ſtarker Geiſt und keinem zeigte ſie, wie tief unglücklich ſie ſei. In den geſellſchaftlichen Kreiſen, denen ſie in ihrem neuen Heim angehören mußte, wie auch in ihrer Familie war ſie zwar immer ernſt, aber wie früher hinreißend, ſanft und lieblich. Der Anflug von Trauer und Schmerz gab ihrem Geſicht einen eigenartigen Zauber und geradezu ſtürmiſch wurde ſie geſucht. Was aber war ihr die Welt noch nach dieſem ſchrecklichen Ereignis!? Sie hatte ſie und ihre Vergnügungen nie geſucht, wäre ſo gern in der Waldeinſamkeit mit ihrem Mann und ihren Kindern geblieben und hatte den Wechſel nur an⸗ genommen, um zu vergeſſen! Und nun fühlte ſie, daß alles ver⸗ gebens ſei. In den ſchlafloſen Nächten peinigte ſie ſtändig dieſelbe Mahnung: Mach Dich bereit, denſelben Weg zu gehen wie Deine Kinder, denn den Schlag überwindeſt Du nicht! *. * Ein herrlicher Frühlingsmorgen war wieder eingekehrt. Er regte ſich in den Aeſten und Zweigen der Bäume und Büſche. Als befruchtender Regen träufelte er hernieder, als glitzernder Sonnenſchein half er die Knoſpen und Blüten erwecken aus tiefem Winterſchlaf. An der Bachmühle zu Rogawen waren ſämtliche Fenſter geöffnet, betont die„Köln. Volksztg.“ ſchmuggels nach Rußland beſtanden hätten. Bei den Ange“ klagten Ehrenpfort, Kögſt und Braun fielen die Tatbeſtands⸗ merkmale der geheimen Verbindung weg, die anderen Ange⸗ klagten ſeien gemäß dem Grade und der Dauer der Beteiligung verurteilt worden. Der Königsberger Prozeß wird aus mancherlei Gründen kein Ruhmesblatt unſerer Rechtsgeſchichte bilden. War doch das Verfahren ſo mangelhaft vorbereitet und die eingeholten Informationen ſo unzuverläſſig, daß die Staatsanwaltſchaft das Verfahren wegen Beleidigung des Zaren fallen laſſen und das Gericht wegen Hochverrats auf Freiſprechung erkennen mußte. Dieſer Ausgang hätte vermieden werden können, wenn Staatsanwaltſchaft und Gericht ſich nicht auf die verdächtigen Auskünfte des ruſſiſchen Generalkonſulats in Königsberg und der ruſſiſchen Botſchaft, deren eigentümliche Rolle in dieſem Prozeß wir ja ſchon früher beleuchtet haben, verlaſſen hätten. Von dem ſenſationell angekündigten Hochverrats⸗, Zaren⸗ beleidigungs⸗ und Geheimbunds⸗-Prozeß iſt mithin nur ein kei⸗ neswegs ſenſationelles Geheimbundverfahren übrig geblieben, welches zu einer Verurteilung von 6 Angeklagten wegen Ge⸗ heimbündelei auf Grund des§ 128 des Strafgeſetzbuches zu Gefängnisſtrafen von 8 Wochen bis 3 Monaten Gefängnis geführt hat. Dieſe Verurteilten ſind gewiß alles weniger als Märtyrer, und es gehört der Optimismus der Verteidiger dazu, um zu glauben, oder zu behaupten, daß die Nowagrotzky, Kugel und Genoſſen den Schriftenſchmuggel betrieben, um das ruſſiſche Reich zu reformieren. Aber ſo unſympatiſch die Per⸗ ſönlichkeiten der Verurteilten an ſich ſind, ſo muß es doch Er⸗ ſtaunen erregen, daß das Gericht in dem Treiben der Verur⸗ teilten eine Geheimbündelei ſah und daraufhin zu ihrer Verur⸗ teilung gelangte. Da die Angeklagten vorausſichtlich Reviſion gegen ihre Verurteilung einlegen werden, iſt es nicht unmög⸗ lich, daß in dieſer Frage noch nicht das letzte Wort geſpro⸗ chen iſt. Zur Affäre Mirbach die politiſche Seite, welche in den Beſprechungen der Preſſe gegen die finanzielle ſehr zurück⸗ tritt obgleich ſie ebenfalls äußerſt bedeutungsvoll iſt. Der „Reichsbote“ hat der Welt enthüllt, daß Frhr. v. Mirbach in der Boeren⸗ und Jeſuitenfrage eine oppoſitionelle Stellung gegen die Regierungspolitik eingenommen habe. Das ſcheint richtig zu ſein, auch andere Symptome weiſen darauf hin. Nun wird ſicher niemand etwas dagegen ſagen, wenn irgend ein großer Rittergutsbeſitzer, wie z. B. der Graf Mirbach- Sorquitten, der Regierung eine überzeugte Oppoſition macht, aber im vorliegenden Falle handelt es ſich um einen Ober— hofmeiſter der Kaiſerin. Die Hofbeamten ſind doch nicht dazu da, den verantwortlichen Vertretern der Staatspolitik entgegen⸗ zuarbeiten. Zur Kennzeichnung von Quertreibereien ſolcher Art hat man den Begriff der„Camarilla“ geprägt. Fühlt um die balſamiſchen Düfte einzulaſſen, und es war ihrer eine ſtattliche Reihe bis zu den kleinen mit Mebl verſtäubten Lücken, welche das Licht für die Mühlwerke einließen. Flatternde weiße Gardinen zeigten ein gaſtfreies Heim an, und der alte Herr Wilmſen und ſeine wenig jüngere Schweſter waren auch in der ganzen Gegend als reiche liebenswürdige Leute bekannt. Die Frau des Mühlenbeſitzers war vor Jahren bei der Geburt ibres erſten Sohnes geſtorben, der untröſtliche Gatte hatte keine zweite Wahl getroffen, ſondern ſeine unverheiratete Schweſter an die Stelle der zu früh Daheimgegangenen geſetzt, um die Erziebung des kräftigen Knaben zu leiten. Jetzt war dieſer längſt erwachſen und ein ſehr ernſter ſchüchterner Jüngling. Seines Vaters gut⸗ mütige Derbheit fehlte ihm ebenſo wie jeder feine Schliff. Er war und blieb linkiſch und unbeholfen. Seine Familie hatte ihn deshalb auf ein großes Gut gegeben, wo er außer geiſtiger Anregung noch Gelegenheit fand, ſich in der Wirtſchaft zu vervollkommnen, um ſpäter die Führung des umfangreichen Anweſens in Rogawen zu übernehmen. Als der junge Wilmſen noch das Gymnaſium zu G. beſuchte, hatte ihn zu den Ferien faſt immer ſeine Tante, die Schwägerin ſeines Vaters, mit ihren drei Töchtern begleitet. Die jüngſte, ein entzückendes braunlockiges Kind mit großen ſprechenden Augen, die kleine Roſa, erwarb ſich ſchnell die Gunſt ihrer Verwandten. Der Liebling ihres Vetters blieb ſie ſeit dem erſten Tage, der dieſen in das Haus ihrer Mutter geführt. Sie war die einzige, welche den Knaben intereſſierte und ihn aus ſeinem Traumleben erweckte. Später wünſchten die Verwandten in der Mühle, das Kind für immer zu behalten und da die Mutter die offene, immer bereitwillige Hand ibres Schwagers zu ihren koſtbaren Paſſionen brauchte, willigte ſie, wenn auch nicht beſonders freudig, ein, die jüngſte Tochter bei dem Mülleronkel zu laſſen, wie ſie ſpöttiſch bemerkte. Mit den anderen Plänen, die ſie mit Roſa vor hatte, konnte ſie warten. Die Zeit würde wohl kommen, wo die ein⸗ fältige Kleine, welche ſich in der alten Mühle ſo glücklich fühlte und niemals nach der eitlen Mutter, oder den vergnügungsſüchtigen Schweſtern Verlangen zeigte, ſich aus ihrem Dorf⸗Idyll fortſehnte. Und wenn nicht? Die Frau Oberförſter hatte keinen Nachteil davon: wurde Roſa die Frau ihres Neffen, dann war auch die Zukunft ihrer anderen Töchter geſichert. Das junge Mädchen war wirklich eine herzbezwingende Schönheit mit ihren ſanften rehbraunen Augen und dunklen Haaren. Ihr Körper war klein und zierlich, die Manieren ungekünſtelt und fein. Mit ihren ſiebzehn Jahren war Le ein unſchuldiges, ahnungsloſes Kind geblieben, dem wohl Frühlings- und Herbſt⸗ ſtürme die Locken durchwühlten und den ſtählernen Körper noch widerſtandsfähiger machten, ihre Kindergedanken und Kiebliche Schelmerei berührten die Stürme nicht. Die littauiſche Roſe blieb das Glück, der Stolz ihrer Verwandten, ein Sonnenſtrahl, der die beiden alten Knorren heilſam erwärmte, durch die dunkeln Ecken und Winkel der alten Mühle huſchte und mit ibren luſtigen Streichen, ihrem friſchen Lachen jeden ſympathiſch einnahm, mit dem ſie in Berührung kam. Natürlich war ſie von allen im Hauſe verwöhnt, ſelbſt mit Einſchluß der gefiederten Bewohner des großen Hofes. Auch dieſe drängten ſich ſtürmiſch vor, ihre Liebkoſungen zu empfangen, und ließen ſich nicht einmal von dem gefürchteten Spitz zurückſchrecken. Es war auch ſtets ein liebliches Bild, wenn Roſel, umflattert von den Tauben, zu ihren Füßen den zottigen Schäferhund, auf der Freitreppe ſtand und mit ihren Lieblingen ſchäkerte. Dieſes Anblicks erfreuten ſich zwei Reiſende, welche an einem Frühlingsabend den Weg zur Mühle hinunterſtiegen. Es waren große anſehnliche Geſtalten mit militäriſchem Schritt und Chik. Bei dem älteren fühlte jeder denkende Menſch beim erſten Blick und Empfinden etwas wohlthätig in der Seele haften bleiben. Ernſt, eine gewiſſe Strenge zeigte der Ausdruck ſeiner blauen Augen. Sie waren anziehend, Vertrauen erweckend. Wahrheit und Seelenreinheit ſprach aus ihnen. Sein Gefährte machte einen weniger bedeutenden Eindruck. Es war eines jener Durchſchnitts⸗ geſichter, nicht hübſch, nicht häßlich. Die faſt immer verſchleierten Augen zeigten meiſt Langeweile und, wenn ſie ſich öffueten, unbezwingliche Spottſucht und ein gewiſſes Behagen an gewagtetr Scherzen. Cortſetzung folgt.) Viernheimer Anzeiger r—— Frhr. v. Mirbach das Bedürfnis, der Regierungspolitik ent⸗ gegenzutreten, ſo ſoll er aus dem Hofdienſte ausſcheiden und im Parlament oder der Preſſe die Stimme der Oppoſition er- heben. Der„Reichsbote“ hebt lobend hervor, daß Herr v. Mirbach in Köln der Volkshuldigung für Ohm Paul beige⸗ wohnt habe. Weiß er aber auch, daß in Anknüpfung daran ſeinerzeit in der engliſchen Preſſe gegen die angeblich„anglo- phobe Kaiſerin“ gehetzt wurde?„So was kommt von ſo was.“ Unſerer Anſicht nach ſollten die Hofchargen ihre Naſe aus der Politik herauslaſſen, und vom Hofſtaat der Kaiſerin gilt das ganz beſonders. Was gingen denn den Frhrn. v. Mirbach die Reiſe Krügers nach Deutſchland und das Jeſuiten⸗ geſetz an. Doch in ſeiner Eigenſchaft als Oberhofmeiſter nicht das mindeſte. — Zur Frage des Verbleibs der 325,000 Mark aus der Pommernbank, über welche Freiherr v. Mirbach wohl quittiert, die er aber nicht abgehoben hatte, ſchreibt das„B. Tagebl.“ u. A.: Die rückhaltsloſe Beantwortung dieſer Frage iſt aus begreiflichen Gründen gerade in denjenigen Kreiſen erwünſcht, denen fälſchlich eine Beziehung zu der Pommernbank und zu dem Konto K. nachgeſagt wurde. In dieſer Beziehung wird dem Blatte geſchrieben, daß es bei Ge⸗ legenheit der erſten Beziehungen der Pommernbank zum kaiſer⸗ lichen Hofe nicht an Warnungen gefehlt habe, welche an aller⸗ höchſter Stelle laut geworden waren. der Kaiſerin, der Herzog Ernſt Günther, darauf aufmerkſam gemacht, daß das Renommee der Pommernbank keinesfalls eine ſolche Verbindung wünſchenswert erſcheinen laſſe. Dieſen Warnungen wurde eine Beachtung jedoch nicht zu teil. . Deutſchland. Berlin, 26. Juli. Der Reichskanzler Graf Bülow wird ſich einige Tage hier aufhalten. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß ſeine Anweſenheit in der Hauptſache dem ruſſiſchen Handelsvertrage gilt, deſſen Abſchluß nahe bevorzuſtehen ſcheint. Kempten, 26. Juli. Der preußiſche Kriegsminiſter von Einem iſt aus ſeinem Sommeraufenthalte in Oberſt— dorf geſtern telegraphiſch nach Berlin berufen worden. Der Aufſtand in Deutſch⸗Südweſtafrika. Pater Nachtwey ſandte aus Owikokorero nach Osna⸗ brück eine Nachricht, in der es heißt: Der Typhus ſteht im Bunde mit der Liſt und Tücke des Feindes. Der Krieg wird noch ſehr lange dauern und wird mit jedem Tag ſchwerer. Frankreich und der Vatikan. Der„Matin“ iſt in der Lage, die Schreiben zu ver— öffentlichen, die ſowohl der Kardinal Vannutelli als der Staats⸗ ſekretär Kardinal Merry del Val an den Biſchof Geay von Laval gerichtet haben. Das erſte Schreiben, vom 17. Mai datiert, iſt vom Kardinal Vannutelli, der dem Biſchof ſchreibt: Da er einer früheren Einladung, ſein Amt niederzulegen, nicht nachgekommen ſei, ſo werde er jetzt formell aufgefordert, ſeine Demiſſion innerhalb eines Monats einzuſenden, widrigenfalls mit der größten Strenge gegen ihn vorgegangen würde. Der Biſchof teilte dieſen Brief dem Miniſterpräſidenten mit und rührte ſich weiter nicht. Zum Peter- und Paulsfeſt am 29. Juli ſandte er dem Papſt ſeine Glückwünſche, worauf er vom Kardinalſtaatsſekretär ein Schreiben, das den Empfang der Glückwünſche beſtätigte, erhielt, zugleich aber den Biſchof auf⸗ forderte, ſich binnen vierzehn Tagen in Rom einzufinden, um ſich wegen der gegen ihn gerichteten Anklagen zu rechtfertigen, erſcheine er nicht, ſo habe er ſich ipso facto als der biſchöf— lichen Gewalt und jeder geiſtlichen Gerichtsbarkeit enthoben zu betrachen. Combes forderte den Biſchof aufs neue auf, in Laval zu bleiben, da er ſich ohne Erlaubnis der Regierung aus ſeinem biſchöflichen Sitze nicht zu entfernen habe. Darauf erhielt der Biſchof folgenden Brief: Rom, 10. Juli 1904. Zu meinem Bedauern muß ich mein vorausgegangenes Schreiben beſtätigen, und Sie davon verſtändigen, daß Sie, wenn Sie ſich nicht am 29. Juli vor dem Santo Officio ein⸗ einfinden, ohne neue Benachrichtigung aller Vollmachten Ihrer biſchöflichen Würde enthoben werden. Als Antwort anderer⸗ ſeits auf die Mitteilung, daß Sie die Schriftſtücke des Heiligen Stuhles der franzöſiſchen Regierung unterbreitet haben, er⸗ mahne ich Sie, ſehr aufmerkſam die Konſtitution„Apostolicae Sedis“ durchzuleſen. Sie finden darin die Beſtimmung der Strafe, der Sie verfallen ſind, indem Sie ſich an die welt⸗ liche Gewalt wandten, um die Durchführung der Entſcheidung der Kirche zu verhindern. Raphael Kardinal Merry del Val. Die angezogene Konſtitution belehrte den Biſchof, daß er wegen ſeines Vergehens der Strafe der Exkommunikation ver⸗ fallen ſei. Da der ihm geſetzte Termin verſtrichen, ſo iſt er tatſächlich exkommuniziert. Nah und Fern. * Viernheim, 27. Juli. Eine für Radfahrer höchſſt wichtige Entſcheidung fällte dieſer Tage das Reichsgericht zu Leipzig in einem Falle, der ſich jüngſt im nahen Heddesheim zutrug. Der dortige Fabrikarbeiter Alles war kürzlich wegen fahrläſſiger Tötung im Zuſammen⸗ treffen mit einer Uebertretung nach§ 366,10 St.⸗G.⸗B. zu einer Gefängnisſtrafe von 1 Woche und einer Geldſtrafe von 3 Mark verurteilt worden. Alles war eines Tages per Rad nach Mannheim gefahren, um dort ſeine in Reparatur ge— gebene Laterne zu holen. Da der Handwerker jedoch nicht zu Hauſe war, fuhr Alles mit einem Kollegen in einem Umwege wieder zurück, hatte aber, obwohl es bereits dunkelte, keine Laterne. Er fuhr hierbei der Fahrradordnung entſprechend auf der rechten Seite. Ein entgegenkommender Radler fuhr, was für letzteren ſtrafbar war, auf derſelben Seite. Es er- folgte ein Zuſammenſtoß, infolgedeſſen der entgegenkommende Radler auf die Straße geſchleudert wurde und an einem er⸗ littenen Schädelbruche nach wenigen Stunden ſtarb. In dieſem So hätte der Bruder * Zuſammenhang erfolgte die obige Verurteilung. Alles erhob hiergegen Rekurs vor dem Reichsgericht, da der entgegen⸗ kommende Radler wegen des falſchen Fahrens das Unglück ſelbſt verſchuldet habe. Das Reichsgericht erachtete jedoch dieſen Kauſalzuſammenhang als falſch, denn nach dem Geſetze ver⸗ ſchulde Alles den Unfall wohl mit; hätte er eine Laterne ge⸗ habt, ſo hätte der entgegenkommende Radler ihn bemerken und ausweichen können. Das Reichsgericht verwarf die Reviſion und Alles trägt nun noch die ſehr erheblichen Koſten. — Wir erfahren aus ſicherer Quelle ſoeben, daß die für den 23. cr. feſtgeſetzte Ziehung der 3. Neudorfer Wohltätigkeits⸗ Geld⸗Lotterie infolge verſchiedener ungünſtiger Einwirkungen an dieſem Tage nicht ſtattfinden konnte. Dieſelbe iſt auf den 6. September cr. verlegt worden, an welchem Tage die Lotterie nun prompt zur Ziehung gelangt. Man hat be⸗ kanntlich neben der Gewißheit ein edles Werk unterſtützt zu haben, hier Ausſicht, bei der geringen Ausgabe von nur 1 Mk. für ein Los, einen anſehnlichen Betrag von 15000 Mk. oder 6000 Mk. etc. gewinnen zu können. Es empfiehlt ſich daher, durch Bezug dieſer Loſe, die wie bisher in allen Losverkaufs⸗ ſtellen, beim k. Pfarramt Neudorf und der General⸗Agentur J. Stürmer, Straßburg i. E. A 1 Mk., 11 Loſe für 10 Mk. käuflich ſind, dies edle Werk zu unterſtützen. Worms, 26. Juli. Aus Oppenheim wird der„W. Ztg.“ berichtet: Der Großherzog von Heſſen war am Dienſtag abend per Automobil hier und hielt vor dem Hotel„Zum Ritter.“ Verſchiedene Gaſſen jun gen ſtanden in der Nähe des Fahrzeuges, und der Landesfürſt, der gerade die Signalpfeife in der Hand hielt, ſoll zu einem geſagt haben:„Komm her, ich will Dir einmal etwas ins Ohr ſagen.“ Die Antwort des Kleinen, die den Fürſten ſehr beluſtigte, lautete:„Ich weiß ſcho, was Du willſt, Du kriehſt mich aber nit.“ — Zum Bensheimer Bahnunfall wird noch gemeldet, daß der Zugführer des Schnellzuges, Lieb vom Frankfurter Hauptbahnhof und der Lokomotivführer des Schnellzuges, Huck, der in Heidelberg ſtationiert iſt, durch den ausgeſtandenen Schrecken krank und dienſtunfähig ſind. Nach vorläufiger Ermittelung beträgt allein der Materialſchaden mehr als 100 000 Mark. Guſtavsburg, 25. Juli. Die 15jährige Tochter des Weichenſtellers St. ertränkte ſich vorgeſtern abend im Mainkanal, Schiffer ſahen ſie in den Kanal ſpringen, konnten ſie aber nur noch als Leiche herausholen Das Motiv zur Tat iſt unbekannt. Frankfurt, 25. Juli. Am Sonntag war Bocken⸗ heimer Kirchweih! Aus Anlaß dieſes Umſtandes hatte ein bekannter Bockenheimer Aepfelweinwirt an dieſem Tage— ſeine Wirtſchaft geſchloſſen. Plackate verkündeten der ſtaunen⸗ den Menſchheit, daß die Stätte des kühlen Trunkes heute zu ſei.„Wahrſcheinlich“, hatte der wackere Mann gläußert, „wahrſcheinlich geb' ich dene Meßfremde mein ſcheene Aeppel⸗ wei un mei Stammgäſt hawwe heraach nirmehr. Na, deß mache mer net. Schlechte will ich kaan zappe un den gu te, den kriehe ſe net; der is für die Stam engäſt“ Sprachs und ſchloß zu. Klein⸗Welzheim, 26. Juli. Reiche Ernte hielt der unerbittliche Tod in letzter Woche in hieſiger Gemeinde, indem er aus einer Familie Großvater, Sohn und Enkel innerhalb einer Woche herausriß. Der Landwirt Balth. Oftring ſtarb im Alter von etwa 54 Jahren ganz raſch in⸗ folgte heftiger Magenkrämpfe. Wenige Tage darauf folgte ihm ſein alter Vater, der älteſte Mann in hieſiger Gemeinde, iun Alter von 88 Jahren, eine eiſenfeſte Natur, die bereits ihr eiſernes Hochzeitsjubiläum gefeiert hatte, und am Begräb⸗ nistage des alten Großvaters verſchied dann noch das vier Jahre alte Enkelchen deſſelben. Neuſtadt a. H., 26. Juli. In vergangener Nacht iſt im Wolfsbergtunnel bei Neuſtadt der Hilfsſchaffner Eckert aus Kaiſerslautern vom Zuge abgeſtürzt und tot aufgefunden worden. Der Körper war gräßlich verſtümmelt. Eckert iſt 29 Jahre alt und verheiratet. Er hat jedenfalls die Koupee⸗ tür bei der Einfahrt in den Tunnel geöffnet. Im vorigen Jahre hat im gleichen Tunnel auf ähnliche Art ein Schaffner ſeinen Tod gefunden. Landau, 26. Juli. Der verheiratete Schreiner Karl Kohler von hier wurde gelegentlich des geſtern abge⸗ haltenen Athletenwettſtreites der Athletenvereinigung Haardt⸗ gebirg im Meiſterſchaftsringen von ſeinem Gegner, einem Neuſtadter Athleten, derart geworfen, daß er den rechten Arm brach. Kleinlaufenburg, 26. Juli. Die Frau eines in Schopfheim in Arbeit ſtehenden Mannes brannte dieſer Tage mit ihrem ebenfalls verheiratetem Liebhaber durch, wo⸗ bei ſte vergaß, ihre ſechs unmundigen Kinder mitzunehmen. Biberach, 26. Juli. Ein Geſtändnis hat der Fried⸗ hofgärtnersſohn Joſeph Bruder von hier, welcher unter dem Verdacht, am 16. Juni abends die 1 jährige Tochter Viktoria des Leichenbeſorgers Preſtle in der Nähe des hieſigen Fried⸗ hofs ermordet zu haben, in Unterſuchungshaft genommen wurde, am Freitag nachmittag vor dem Unterſuchungsrichter abgelegt. Br. gab an, daß er mit dem am Tatort gefundenen fauſtgroßen St in die Preſtle erſchlagen habe. Während der Täter der bisherigen Unterſuchung hartnäckiges Leugnen ent⸗ gegenſtellte, wollte er jetzt nicht mit Vorbedacht, ſondern mit Affekt die ſchauerliche Tat begangen haben. Freiburg i. Br., 26. Juli. Im Schwarzwald gingen vielfach Gewitter mit Hagelſchlag nieder. An einem Orte lag der Hagel/ Meter hoch. Freiburg, 26. Juli. Eine ſchreckliche Bluttat er⸗ eignete ſich in der Nacht vom Samſtag auf Sonntag. Kurz vor 1 Uhr wurde vor der Wirtſchaft„Warteck“ der verhei⸗ ratete Packer Karl Kimmig aus Peterstal von dem 19jährigen Maler Friedrich Heid aus Thiersheim ohne weiteren Wortwechſel derart in den Unterleib geſtochen, daß er ſchwer verletzt liegen blieb. Wie man bis jetzt feſtſtellte, ſollte der Stich einem andern gelten, dem der Täter mit einigen Kumpanen an der genannten Wirtſchaft aufpaßte Heid, welcher verhaftet wurde, geſtand ſeine Tat. Der ſchwer⸗ verletzte Packer, welcher in der chirurgiſchen Klinik liegt, konnte noch nicht vernommen werden. gefährdet. Herrenalb(Württemb.), 26. Juli. In den letzten Tagen fanden umfaſſende Vernehmungen ſtatt, welche mit dem Verſchwinden eines vor 15 Jahren als Kurgaſt in Herrenalb anweſenden reichen Amerikaners in Zuſammenhang ſtehen. Verwandte desſelben ſind zu dieſem Zweck aus Amerika herüber⸗ gekommen Köln, 26. Juli. Bei dem Verſuche, ihr kleines Kind, das kurz vor dem Einlaufen eines Zuges auf den Bahnkörper unweit der Station Kaltſcheuren geraten war, zu retten, fand die Mutter ſelbſt ihren Tod; ſie wurde von der Maſchine er⸗ faßt und zermalmt, während das Kind wie durch ein Wunder von einem Bahnbedienſteten gerettet wurde. Paris, 26. Juli. Heftige Gewitter ſind geſtern über einem großen Teile Frankreichs niedergegangen und haben enormen Schaden angerichtet. Mehrere Feuersbrünſte wurden durch Blitzſchlag hervorgerufen. — Die Niederkunft der Kaiſerin von Rußland wird von dem Petersburger amtlichen Journal als unmittelbar bevorſtehend angekündigt. Möchte dem Kaſerpaare diesmal ein Thronerbe beſchieden ſein! Sein Leb een iſt aufs äußerſte Gemeinnütziges. — Die Kinder am Morgen. Die Vögel, die frühe ſingen, nimmt die Katze! So ſagt ein altes Sprich⸗ wort, und es hat ſchon länger als einem Jahrhundert in deutſchen Gauen die Bedeutung gehabt, daß man Kinder mor⸗ gens beim Aufſtehen, Ankleiden und Rüſten zum Schulweg anhalte, recht wenig und nur das Notwendigſte zu reden. Kindergeſchwätz früh morgens, beſonders das eifrige, endet auch erfahrungsgemäß nur zu leicht in Zank und Streit mit den Geſchwiſtern und mit Herzeleid. Das Kinderlachen in der Tagesfrühe läßt meiſt bald Kindertränen folgen. Es ſcheint daher zu kommen, weil der Gedankenausdruck, wenn er mit Eifer betrieben wird, das Nervenſyſtem erregt, und weil einer beſonders ſtarken Erregung bei dem geringfügiſten Anſtoße oft eine Erſchlaffung folgt, die Unluſt, Müdigkeit und üble Laune bei größern und kleinern Kindern zuwege bringt. Der wohl⸗ gefällige Reiz, der das Kind zur Redſeligkeit, zum Scherzen und Lachen verleitet, hält nicht lange an: er hält nicht, was er verſpricht. Ein Rückſchlag folgt jetzt, der Mißbehagen im Kind erzeugt, daher ſeine Ausbrüche und Ungezogenheit. Ebenſo wie man an Kindern die Erregung durch vieles Reden in der Morgenfrühe nicht unterſtützen darf, ebenſo ſollte man dieſelben auch nicht gefliſſentlich reizen. Uebelgelaunte Eltern, Anver⸗ wandte und das Dienſtperſonal namentlich verſündigen ſich oft⸗ mals ungemein an Kindern. Ruhiger Ernſt räumt mit Vor⸗ bedacht alle Hinderniſſe aus dem Wege, welche ein Kind reizen und verſtimmen müſſen, damit es ſich morgens lieber mehr ſchweigſam als ſchwatzhaft verhalte und mit voller und unge- ſchwächter Kraft zum Schulunterricht in der Klaſſe erſcheine. Das obige Sprüchlein war ehedem in jeder Kinderſtube wohl⸗ bekannt und tat auch meiſt ſeine gute Wirkung. Obſt⸗ und Gartenbau⸗Verein für die Bergſtraße und das angrenzende Gebiet. Nachſtehend bringen wir die unterm 23. Juli 1904 bei der Zentralſtelle für Obſtverwertung in Frankfurt a. M. er⸗ zielten Durchſchnittspreiſe: Stachelbeeren per Centner Mk. 10— Johannisbeeren 1 5„ 9—12 Heidelbeeren 1 5„ 14—25 Himbeeren. 75„ 18-25 Aprikoſen 5 5„ 10—25 Pfirſiche 1 1 1 20 25 Sauerkirſchen 8 5„ 15-20 Frühbirnen 7 5„ 10—14 Frühäpfel 1„ 07 10—12 Pflaumen 0 75„ 13-15 Die Preiſe verſtehen ſich bei ſofortiger Lieferung. Bensheim, 25. Juli 1904. Literatur. — Die Geographie Chinas macht während des jetzigen Krieges zwiſchen Rußland und Japan all denen viel Kopfzer⸗ brechen, die berufsmäßig gezwungen ſind, den Operationen zu Land und See genau zu folgen. Leider iſt das zur Verfügung ſtehende Kartenmaterial zumeiſt ſo mangelhaft, daß immer wieder die Frage aufgeworfen wird: Hat denn das früh auf hohe Kulturſtufe geſtiegene chineſiſche Volk ſich wenig oder nie mit geographiſchen Arbeiten beſchäftigt? Allen Wißbegierigen gibt Profeſſor Karl Weule in den neueſten Lieferungen(59 63) der großen Publikation Hans Kraemers„Weltall nnd Menſchheit“(Deutſches Verlagshaus Bong u. Co., Berlin) ausführliche Antwort. Mit gewohnter Klarheit behandelt der geiſtvolle Leipziger Gelehrte die geſamten Grundlagen der mo- dernen Erdkenntnis bis an die Schwelle des Zeitalters der großen Entdeckungen im allgemeinen und die geographiſche Forſchungstätigkeit der älteſten Kulturvölker im beſonderen. Auch dieſe neuen Abſchnitte des beiſpiellos erfolgreichen Werkes — die Auflage hat 130 000 erreicht!— ſind durch farbige und ſchwarze Beilagen und Textilluſtrationen, vornehmlich genaue Nachbildungen uralter Karten, in wirkungsvollſter Weiſe er⸗ gänzt. Das Werk hält ſich dauernd auf der gleichen vor⸗ nehmen Höhe! — Vibliothekl des allgemeinen und praktiſchen Wiſſeus. Zum Studium und Selbſtunterricht in den haupt⸗ ſächlichſten Wiſſenszweigen und Sprachen für Kaufleute, Ge⸗ werbetreibende, Beamte uſw. In Verbindung mit hervorragenden Fachmännern herausgegeben von Emanuel Müller ⸗Baden (75 Lieferungen zu je 60 Pfg. Berli Wü 57, Deutſches Ber- lagshaus Bong u. Co.). Tauſende und Abertauſende ſtrecken freudig ihre Hände nach dem oben genannten, überaus gediegenen Lieferungswerke aus, das wie kein zweites dazu berufen erſcheint, Wiſſen und Können in die weiteſten Schichten der Nation zu tragen. Ein weiteres Lob hinzuzufügen, halten wir für über⸗ uc Wie fal. bei auf die Ab wel F I Loth zuiſc 10. Stil heiß übe it! Ver W. Kol pan den Ort Ger unt voll blut fett Ort Ruf ſtati pan fi gem lust Mule W nich Tru mit ſtank Liau Die Jul. ber großt Peng nag ruf die n Reger in 14 Mi Live Dan „Ca nach Nen Mer und cl Dum killt Eni ig 5 fall g Mul 5 ang Gal ſlez bs mit Ern wurde lerſt Aeßten ben dead ſehen. find, ber fand 1 er. 1 in lo- del ſchk flüſſig, da ſich die„Bibliothek“ durch ihre überſichtliche, leicht verſtändliche Methode, ſowie durch die Zuverläſſigkeit des tat⸗ ſächlichen Materials durchaus von ſelbſt empfiehlt. Heute liegen der„Bibliothek“ 17., 18. und 19. Lieferung vor, die ſich, namentlich auch was die prächtige Ausſtattung anbetrifft, würdig ihren Vorgängerinnen anſchließen. Es werden in dieſen drei neuen Lieferungen Arithmetik, Weltgeſchichte und Zoologie in der bekannten klaren und prägnanten Art behandelt. Aus⸗ gezeichnete farbige Bilder aus dem Bereiche der Zoologie, ſowie ungemein zahlreiche fein ausgeführte ſchwarze Illuſtrationen verleihen dem Ganzen einen beſonderen intimen Reiz. Die Anſchaffung der„Bibliothek des allgemeinen und praktiſchen Wiſſens“ ſei hiermit jedermann angelegentlichſt ewpfohlen. Eſſiggurſten, klein. Die beſſeren Gurken werden ausgeſucht, kalten Waſſer abgewaſchen, mit Salz beſtreut, 24 Stunden beiſeite geſtellt und von Zeit zu Zeit durchgerührt. Man gibt auf 1 Kilo Gurken ca. 30 Gramm Salz. Dann nimmt man die Gurken aus dem Salzwaſſer, ſchüttet ſie auf ein Sieb zum Ablaufen, trocknet ſie mit einem Tuche ab und legt ſie lage⸗ weiſe in den Topf. Als Gewürz verwendet man auf ca. 5 Kilo(10 Pfd.) Gurken 300 Gramm Perlzwiebeln, 100 Gramm Merrettig, 15 Gramm Pfefferkörner, etwas Nelkenpfeffer, etwas Lorbeerblätter, Dill und Dragon. Dieſe Gewürze werden zwiſchen die Gurken gelegt, dann nimmt man auf obige Menge ca. 2 Liter guten Einmache⸗Eſſig, tut nach Geſchmack einige Stückchen Zucker hinein und kocht einmal auf, rührt in dem heißen vom Feuer genommenen Eſſig 1 Päckchen Dr. Oetker's Salicyl für 10 Pfg., läßt den Eſſig erkalten und gießt ihn über die Gurken. Ein weiteres nochmaliges Kochen des Eſſigs iſt unnötig, weil das beigefügte Dr. Oetkers's Salicyl ein Verderben des Eſſigs verhindert. Unter keinen Umſtänden koche man den Eſſig oder das Waſſer mit dem Salicyl, ſondern gebe es ſtets nach dem Kochen hinzu, ſonſt verliert es ſeine Kraft. Letzte Nachrichten. Auf dem oſtaſiatiſchen Kriegsſchauplatze dringen die Ja⸗ paner immer dichter an die ruſſiſche Hauptſtellung heran. Nach dem erfolgreichen Vorſtoß des rechten Flügels der japaniſchen Streitkräfte, der im weſentlichen von der erſten Armee unter General Kuroki gebildet wird, hat jetzt auch die zweite Armee, unter dem Kommando des Generals Oku einen bedeutungs⸗ vollen Schritt vorwärts getan, indem ſie ſich nach zweitägigen blutigen Kämpfen in den Beſitz des von den Ruſſen ſtark be⸗ feſtigten und heftig verteidigten Taſchitſchiao ſetzte. Mit dieſem Orte gehört den Japanern auch Niutſchwang, zu dem die Ruſſen nun keine Verbindung mehr haben. Als Anfangs⸗ ſtation für den Etappendienſt iſt Niutſchwang den Ja⸗ panern von unſchätzbarer Bedeutung. Die Ruſſen haben Ta⸗ ſchitſchias geräumt ohne von dem Feinde daraus verdrängt geweſen zu ſein. General Kuropatkin wollte und mußte Ver⸗ luſte verhüten. Denn er braucht ſeine Streitkräfte. In der Nähe von Anſting iſt der linke ruſſiſche Flügel ſchon wieder⸗ holt hart bedrängt worden. Soll die ruſſiſche Hauptarmee nicht umgangen werden, dann muß Kuropatkin alle ſeine Truppen in der Nähe von Liaujang konzentrieren, um dort mit vereinten Kräften den vordringenden Japanern Wider⸗ ſtand entgegenzuſetzen. Tientſin, 27. Juli. Es verlautet, daß geſtern zwiſchen Liaujang und Mukden ein heftiges Gefecht ſtattgefunden habe. Die japaniſchen Verluſte in den Kämpfen am 24. und 25. Juli ſollen 380 Mann betragen. Aebertragung des Kriegsſchauplatzes nach Korea. Vetersburg, 27. Juli. Die Japaner beginnen mit der Sicherung ihrer Kommunikationslinie und der Anlage großer Proviant⸗ und Munitionslager auf der Linie Yalu⸗ Pöngjang, was man dahin deutet, daß ſie auf eine Ueber⸗ tragung des Kriegsſchauplatzes nach Korea bedacht ſind. Alle ruſſiſchen Kerntruppen werden zur Front vorgeſchoben, und die ruſſiſchen Korreſpondenten erwarten für den Fall, als der Regen nicht hindernd wirken ſollte, eine Aenderung der Lage in 14 Tagen. Veſchlagnahme engliſcher Dampfer. Tondon, 26. Juli. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Mitteilung erhielt die Rhederei des Dampfers„Calchas“ in Liverpool ein Telegramm aus Hongkong, nach welchem der Dampfer von der ruſſiſchen Flotte beſchlagnahmt wurde. „Calchas“ war auf der Fahrt von Pugetſound(Nordamerika) nach Japan und Hongkong. Suez, 27 Juli. Der Dampfer„Formoſa“ der Peninſular⸗ und Ortentallinie iſt von den Ruſſen im Roten Meere aufgebracht worden und kam unter ruſſiſcher Flagge und mit ruſſiſcher Bemannung hier an. Suez, 27. Juli. Das Reuterſche Bureau meldet: Die Beſchlagnahme des Damfers„Formoſa“ erfolgte durch den Dampfer der ruſſiſchen Freiwilligenflotte„Smolensk.“ Tokio, 27. Juli. Der engliſche Geſandte Macdonald leitete eine eingehende Unterſuchung über die Verſenkung des „Knight Commander“ ein. Tondon, 27. Juli. Die Zerſtörung des Dampfers „Knight Commander“ hat in ganz England große Aufregung hervorgerufen. Die geſammte Preſſe konſtatiert, daß der Vor- fall eine ernſtere Verletzung des Völkerrechts bilde, als der Malacca-⸗Fall.„Evening Standard“ drückt die Hoffnung aus, daß die engliſche Regierung bereits energiſche Aufklärung ver⸗ langt habe. Die„St. James Gazette“ erklärt, die Geduld Englands werde auf eine harte Probe geſtellt, doch könnte dieſe ſchließlich auch ausgehen. In dieſem Falle würde Rußland es mit einem weit gefährlicheren Gegner zur See zu tun haben, als jetzt mit Japan. mit reinem, Ermordung eines belgiſchen Miſſionars in China. Shanghai, 26. Juli. Der belgiſche Biſchof von Itſchang wurde anf einer Inſpektionsreiſe in Lichuan(Provinz Hupe), * halbwegs zwiſchen Itſchang und Chungking, nebſt ſeinem Bru⸗ der und noch einem Miſſionar ermordet. Paris, 27. Juli. Dem„Tems“ wird aus Tientſin gemeldet, daß die franzöſſiſche Regierung, welche das Protekto⸗ rat über die Katholiken in China hat, ihren Geſandten in Pe⸗ king beauftragt hat, für die Ermordung des belgiſchen Miſſio⸗ nars völlige Genugtuung zu verlangen. Berlin, 27. Juli. Wie der Morgenpoſt mittgeteilt wird, ſind die 60 000 Mark, die der Oberhofmeiſter der Kaiſerin im Jahre 1899 von dem Pommernbankdirektor Kom⸗ merzienrat Schultz erhalten hat, dem Pfarrer Dieſtelkamp zuge⸗ floſſen. Dieſtelkamps Finanzen waren durch eine Reihe ver— fehlter Gründungen kirchlich⸗ſozialer Anſtalten und Vereine ſo in Unordnung geraten, daß ſich auf Beſchwerde des Gemeinde— kirchenrates das Konſiſtorium um dieſe Verhältniſſe kümmern mußte. Secken heim, 27. Juli. Der geſtrige Ferkelmarkt war mit 58 Stück befahren und wurden 40 Stück zum Preiſe von 15—20 Mk. pro Paar abgeſetzt. Vom unteren Neckar, 27. Juli.(Pech im Glück). Letzten Dienſtag war eine Verloſung in B. im Oden⸗ wald. Ein Bürgermeiſter hieſiger Gegend hatte zu derſelben eine Anzahl Loſe zum Vertrieb erhalten. Da er nur die Hälfte abgeſetzt hatte, gab er die andere Hälfte am Tag nach der Verloſung zurück. Unter letzteren war die Nummer, auf welche der zweite Treffer, ein ſehr hübſches Pferd, gefallen war. Die Lehre daraus? Gib kein Los zurück, es könnte dir Glück bringen! Oder liefere die übrigen Nummern unbeſehen — um Aerger zu ſparen— rechtzeitig ab. Hirſchhorn a. N., 27. Juli. Herr Lehrer Karl Ludwig aus Haag war dieſer Tage in ſeiner neuerbauten Scheuer mit der Befeſtigung eines Brettes beſchäftigt, wobei er infolge Aus⸗ gleitens herabſtürzte und ſchwere Verletzungen erlitt, denen er kurz darauf erlag. Das tragiſche Hinſcheiden dieſes vortrefflichen Jugendbildners und eifrigen Förderers des Geſanges, der Landwirtſchaft und der Bienenzucht findet allenthalben aufrichtige Anteilnahme. Lichtenau, 27. Juli. Im ſog. Dugenauloch bei Helmdingen ſuchte und fand die zweite Frau des hieſigen Ge— meinderats K. Schneider mit ihren 3 Kindern den Tod. Letztere hatte die bedauernswerte Frau, wie die„Bad. Poſt“ berichtet, um Hals und Hüften angebunden. In letzter Zeit war an der ſtillen und braven Frau ein gedrücktes Weſen zu ſpüren, und ſchließlich genügte ein geringfügiger Anlaß, die ſchreckliche Tat auszuführen. Frei⸗Weinheim, 27. Juli. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat ſich vorgeſtern mittag auf dem Rheine ereignet. Während das preußiſche Waſſerbauboot umdrehte, wurde der Heizer Schranz von einem Seile erfaßt und in den Strom ge⸗ ſchleudert. Der Arme verſank in den Fluten. Bis zur Stunde wurde die Leiche noch nicht geborgen. Mainz, 26. Juli. Bei Frei⸗Weinheim wurde die Leiche des Unteroffiziers Schalk von der 2. Kompagnie des 3. Fußartillerieregiments geländet. Schalk wurde von dem hieſigen Kriegsgericht wegen vorſchriftswidriger Behandlung von Unter⸗ gebenen zu 8 Tagen Mittelarreſt verurteilt. Da inzwiſchen noch mehr Anzeigen gegen ihn einliefeu, ſprang er hier in den Rhein. Aus der Pfalz, 27. Juli. Originelles Preisausſchreiben. Die Pfalzbrauerei Neuſtadt hatte vor einiger Zeit ein Preis- ausſchreiben für einen paſſenden Wirtſchaftsnamen für die Hirth'ſche Wirtſchaft dort, welche umgebaut und deren zweiter Stock dabei um einen halben Meter gehoben worden war. Den erſten Preis erhielt die Bezeichnung„Zum geſchraubten Eck“, den zweiten„Zum Schraubſtock“, den dritten„Zum Zeitgeiſt“. Der erſte Preisträger hat nun das Recht drei Monate, der zweite zwei und der dritte einen Monat lang in dieſer Wirt⸗ ſchaft täglich 1 Liter Bier gratis zu trinken. — Der frühere Oberleutnant Rüger, der wegen Totſchlags des Hauptmanns Adams zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, iſt nach reichsländiſchen Blättern jetzt begnadigt worden, nachdem ſeine Strafe zunächſt in Gefängnis umgewandelt worden war. Die Affäre ſpielte in Mörchingen und hatte ihren Grund in einem Zuſammenſtoß zwiſchen dem Hauptmann Adams und dem Stabsarzt Rüger, dem Bruder des Oberleutnants. Eine Unterſuchung über Schülerſelbſtmorde veröffentlicht der Geheime Medizinalrat Prof. Dr. Eulenburg auf Grund amtlichen Materials in der Wochenſchrift„Umſchau“. Da⸗ nach beträgt die Geſamtzahl dieſer Selbſtmorde in Deutſch⸗ land für die Zeit von 1883 bis 1900 nicht weniger als 950. Eulenburg ſchließt den Aufſatz mit den Worten: Verſuchen wir, das vorläufige Geſamtergebnis zuſammenzufaſſen, um den Anteil, den Haus und Schule an dem Zuſtandekommen der Schülerſelbſtmorde haben mögen, ohne Voreingenom⸗ menheit abzuſchätzen, ſo muß ſich die Wagſchale unzweifelhaft tief zu ungunſten des Hauſes herabſenken. Gewiß iſt auch die Schule nicht von Mitſchuld freizuſprechen; mit ihren ſche⸗ matiſchen, in mancher Hinſicht veralteten und rückſtändigen Einrichtungen, mit ihrem naiven Konſervatismus, der im⸗ mer gutgläubig überzeugt iſt, daß, was vergangenen Gene⸗ rationen getaugt habe, auch der neuen, ſo ganz anders be⸗ ſchaffenen Generation in gleicher Weiſe tauglich ſein müſſe; mit ihrer viel zu geringen Berückſichtigung der Schülerindi⸗ vidualitäten und dieſen gegenüber vielfach verſagenden er⸗ zieheriſchen Leiſtung. Indeſſen das ſind Mängel und Uebel⸗ ſtände, die zum großen Teil dem Betrieb der Schule als öffentlicher, den allgemeinen Staatsnotwendigkeiten ange⸗ paßter Inſtitution unvermeidlich anhaften, und deren nach⸗ teilige Folgen überdies viel weniger zur Geltung kommen würden, wenn der Schule nicht ſchon vielfach ein von vorn⸗ herein ungeeignetes, minderwertiges und belaſtetes Schüler- material zuginge, und wenn ihre Bemühungen nicht durch die ſchädigenden Einflüſſe in Haus und Familie oft in ſo ſchroffer Weiſe durchkreuzt und lahmgelegt würden. Von dieſer Seite müſſen auch die Hebel zur Verhütung und Ab⸗ hilfe weſentlich angeſetzt werden. — Redaktion, Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. Bekanntmachung. Alle diejenigen Ortsbürger, welche Anſprüche an Bau⸗ und Reparaturholz reſp. Vergütung dafür pro 1904 zu er⸗ heben gedenken, wollen ihre Anmeldungen davon vom 1. bis 15. Auguſt auf der Großh. Buͤrgermeiſterei dahier machen und bei den vorkommenden Neubauten auch zugleich die Pläne über dieſe Bauten überreichen. Ebenſo ſind auch alle diejenigen Bauten ꝛc. nochmals zur Vergütung anzumelden, von welchen im Laufe des Jahres Anzeige gemacht wurde, für welche aber, weil nicht zur richtigen Zeit angemeldet, eine Vergütung bis jetzt nicht gewährt werden konnte. Ausdrücklich wird darauf aufmerkſam gemacht, daß Großh. Kreisamt Heppenheim beſtimmt hat, daß keine Bau⸗ vergütungen mehr gewährt werden dürfen, welche nicht recht⸗ zeitig zur Anmeldung gekommen ſind, und daß die in der Anmeldung ſäumigen Bürger ſich die etwa daraus hervorgehen⸗ den Nachteile ſelbſt zuzuſchreiben haben. Viernheim, den 16. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. d Kühlwein, Gr. Beigeordneter. 1095 Nachſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und genauer Darnachachtung. Viernheim, den 22. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. J. V. d. B. Kühlwein, Gr. Beigeordneter. Bekanntmachung. Betr.: Die Verhütung von Waldbränden. Mit Rückſicht auf die zur Zeit beſtehende trockene Witterung ſind wir veranlaßt, die Angehörigen des Kreiſes dringend davor zu warnen, ohne ausdrückliche Geneh⸗ migung der zuſtändigen Oberförſterei in oder an Waldungen Jens anzuzünden. Namentlich ermahnen wir die Eltern, ihre Kinder nicht unbeaufſichtigt in Wäldern umherlaufen zu laſſen. Die hier einſchlagenden Strafbeſtimmungen ſind außer den die vorſäatzliche Brandſtiftung betreffenden folgende: Reichsſtrafgeſetzbuch§ 309:„Wer durch Fahrläſſigkeit einen Brand der in§§ 306 und 308 bezeichneten Art (Auch Inbrandſetzung von Waldungen) herbeiführt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 900 Mark beſtraft.“ § 368 Ziffer 6:„Mit Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen wird beſtraft wer an ge⸗ fährlichen Stellen in Wäldern Feuer anzündet.“ Forſtſtrafgeſetz Art. 66:„Iſt ein mit oder ohne Er⸗ laubnis der Forſtbehörde angezündetes Feuer verlaſſen worden, ehe ſolches gaͤnzlich ausgelöſcht war, ſo trifft den Schuldigen blos darum eine Strafe von 1.80 Mark.“ War, das Feuer in jungen, unter 40 Jahre alten Schlägen angezündet, ſo tritt eine Strafe von 6.90 Mk. ein. Unter Umſtänden haben auch die Eltern, Vormünder, Dienſtherrn u. ſ. w. für die Handlungen ihrer Untergebenen zu haften. Auf Grund des Artikels 79 der Kreis⸗ und Provinzial⸗ ordnung wird das Rauchen in Waldungen außerhalb der Staatsſtraßen, Kreisſtraßen und chauſſierteu Ortsver⸗ bindungswege verboten. Zuwiderhandlungen gegen dieſes Ver⸗ bot werden mit Geldſtrafe bis zu 90 Mark beſtraft. Die Schulvorſtände werden erſucht, die Kinder durch die Lehrer im Sinne gegenwärtiger Bekanntmachung eindring⸗ lich belehren und verwarnen zu laſſen. Heppenheim, 23. März 1904. Großh. Kreisamt Heppenheim. Dr. Göttelmann. Bekanntmachung. 1112 Da die Gefahr der Einſchleppung der Maul- und Klauenſeuche in dem Kreis noch fortbeſteht, ſo ſehen wir uns veranlaßt, die nachſtehende Polizeiverordnung zu er⸗ laſſen. Heppenheim, den 19. Juli 1904. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Volizei-Verordnung. Betr.: Maßregeln zur Unterdrückung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Auf Grund des§ 56b der Reichsgewerbeordnung und der Entſchließung Gr. Miniſteriums des Innern vom 3. Juli 1897 zu Nr. M. d. J. 15655 wird für die Gemeinden des Kreiſes mit Ausnahme von Kürnbach verordnet, wie folgt: 81. Der Handel mit Klauenvieh im Umherziehen iſt bis zum 1. Oktober 1904 unterſagt. 82. Mit Geldſtrafe bis zu 150 Mk. und im Unvermöͤgens⸗ falle mit Haft bis zu 4 Wochen wird beſtraft, wer der vor⸗ ſtehenden Beſtimmung zuwiderhandelt. 8 Vorſtehende Polizelverordnung tritt ſofort in Kraft. Heppenheim, den 19. Juli 1904. Großh. Kreisamt Heppenheim. von Hahn. 1121 I. Gewerbe Akademie für Maschinen-, Elektro-, Bau- Ingenieure und Architekten. b akad. Kurse. u. Technikum(mittlere Fachschule) für Maschinen- u. Elektrotechniker. 4 Kurse. Pena Insiſtut, Friedberg ze EHlanklurt 2. m. Prüfungskommissar. Programme kostenfrei. Bekanntmachung, Offenlegung der Liſten der Stimmberechtigten zur Gemeinderatswahl betr. Während der Zeit vom 29. Juli bis 6. Auguſt 1904 incl. vormittags von 8 bis 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 5 Uhr liegt die Liſte der in der Gemeinde Viern⸗ heim zur Gemeinderatswahl Stimmberechtigten, ſowie das Verzeichnis der zu dem höchſtbeſteuerten Dritteil der wähl- baren gehörigen Perſonen auf dem Gemeindehauſe zu Jeder⸗ manns Einſicht offen. Innerhalb dieſer Friſt kann in dem bezeichneten Lokale jedes Mitglied der Gemeinde Einſicht von dieſen Liſten nehmen und Einwendungen gegen dieſelben vor⸗ bringen. Viernheim, den 28. Juli 1904. 1124 Der Bürgermeiſter: J. V. Kühlwein, Gr. Beigeordneter. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnisnahme, daß das Nachtragsregiſter über Erhebungen von Gemeinde⸗ umlagen pro 1904/05 mit Wirkung vom 29. d. Mts. ab acht Tage lang auf unſerem Bureau zu jedermanns Ein⸗ ſicht offen liegt. Etwaige Beſchwerden hiergegen können innerhalb zwei Wochen vom Ablauf der Offenlegungsfriſt an gerechnet, bei Großh. Kreisamt Heppenheim ſchriftlich oder mündlich vorge⸗ bracht werden. Viernheim, den 28. Juli 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. J. V. d. B. Kühlwein, Großh. Beigeordnteer. Bezirksſparkaſſe Lorſch. Es können Zahlungen jeder Art an die Agenturkaſſe geleiſtet werden, was auf neuerdings erfolgte Anfragen hier wiederholt bekannt gegeben wird. 1126 Die Anmerkung auf den Anforderungszetteln ete.:„Zahl⸗ tag jeden Freitag,“ gilt nur für Geſchäfte mit der Bezirks⸗ ſparkaſſe in Lorſch ſelbſt und berührt die für die Gemeinde⸗ und Agenturkaſſe feſtgeſetzten Zahltage nicht. 1125 Eine Ein Schirm blieb vor einiger Zeit ſtehen. Um Rückgabe bittet 1127 Joh. Jak. Kühner. 1 Hofraite mit Grabgarten iſt wegen Geſchaͤftsveränderung zu ver⸗ kaufen. 1019 Von wem, zu erfragen in der Expedition d. Blattes. 1 Wohnung beſtehend aus 2 Zimmern zu vermieten. 1128 Lorſcherſtraße 29. Reife Milch⸗Schweine hat zu verkaufen 1129 Adam Moos. Wohnung hat zu vermieten 1130 Adam Hoock 1. Witwe Kühnerſtraße Nr. 22. 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