129 9 ZT— — DN n eee 2 Viernheimer Anzeiger Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Hamſtags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt) Bezugspreis: 50 Pfg. monatlich einschließl. Trägerlohn, durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. Ur. 103. 2 Amtsblatt der Groß. Bürgermeiſterei Viernheim. Wirkſamſtes Inſertions-Organ. Donnerſtag, den 8. Leptember 1904. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg die ggeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 20. Jahrgang. Das Kaiſerpaar in Altona. Attena, 6. Sept. Bei dem geſtrigen Paradediner brachte der Kaiſer einen Trinkſpruch aus, worin er ſagte: Ein glück⸗ ſeliger Aſpekt, wie da Heer und die Wehrmacht zur See einig in Gemeinſchaft zuſammenſtehen zur Verteidigung des Vaterlandes. Wie einſt die Landungsabteilung in Peking gezeigt hat, daß ſie ihren Mann zu ſtehen vermag im ſchweren Kampf, haben dieſe auch heute ihren Mann geſtanden in einem ſtrammen und ſchönen Korps. Sie haben ihr Examen gut beſtanden. Um der Anerkennung, die ich dem Korps gegenüber hege, und der Freude Ausdruck zu geben, die mir der heutige Tag bereitet hat, trinke ich auf das Korps mit ſeinen Kontingenten und ihren Chefs und meine Marine: Hurra! Hurra! Hurra! Geſtern abend fand Paradetafel in den Sälen des Kaiſerhofes ſtatt. Der Kaiſer verlieh geſtern vormittag nach der Parade dem Füſilier⸗Regiment„Königin“ Nr. 36 und dem Küraſſier⸗ Regiment„Königin“ Nr. 2 die Büſte der Kaiſerin. Ferner verlieh der Kaiſer dem Königs⸗Ulanen⸗Regiment Nr. 13 die Büſte des Grafen Walderſee. Zur Verlobung des deutſchen Kronprinzen. Helbenſande, 5. Sept. Ueber die Perſönlichkeit der Herzogin Cecilie von Mecklenburg⸗Schwerin erfährt der Korre⸗ ſpondent des„Berl. Lokalanz.“ von einer dem großherzoglichen Hofe naheſtehenden Perſon: Es wäre ſehr verfehlt, anzu⸗ nehmen, daß die Herzogin durch den regelmäßigen Aufenthalt in Cannes irgendwie international erzogen ſei. Sie iſt ganz das Kind ihres verſtorbenen Vaters, der von Bismarck einſt als zuverläſſiger Bundesgenoſſe und treuer Nachbar geprieſen wurde. Die Großherzogin Anaſthaſia, von Geburt eine ruſſiſche Großfürſtin, hat ihre Tochter in echt deutſchem Sinne erziehen laſſen. Einen entſcheidenden Einfluß auf die ſpätere Ausbildung übte in den letzten Jahren Miß King, die geſchätzte Angehörige des großherzoglichen Hofhalts, die in Rußland von einer deutſchen Mutter geboren und— der Vater war Eng- länder— der engliſchen Sprache mächtig iſt. Herzogin Cecilie beherrſcht das Franzöſiſche und Engliſche völlig, und iſt im Ruſſiſchen gut bewandert. Die Muſik übt ſie als Kunſt⸗ freundin, aber ohne Leidenſchaft. Die Paſſionen der Herzogin ſind die Hauswirtſchaft, an der ſie ſich wie ein auf einem Gutshof erzogenes mecklenburgiſches Kind beteiligt, und der Reit⸗ und Fahrſport. Dieſe Vorliebe teilt ſie mit dem Kron⸗ prinzen. Wie jetzt beſtimmt verſichert werden darf, hat der Kronprinz ſchon vor 2 Monaten beim Einzug des groß herzog⸗ lichen Paares einen nachhaltigen Eindruck von der jungen Herzogin erhalten. Nur ungern ſchied er von der gaſtlichen Stätte mit dem Verſprechen auf baldiges Wiederſehen. Dieſes Verſprechen hat er jetzt eingelöſt. Berkin, 5. Sept. Der„Reichsanzeiger“ ſchreibt: Die Verlobung des Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie zu Mecklen⸗ 2 N Lehrjahre. 15 Roman von Emmy v. Borgſtede. ö 21(Nachdruck verboten.) Frau Amanda Brachmöller ſaß in ihrem mit allem was teuer und koſtbar iſt ausgeſtatteten Wohngemach. Die ſchweren, herabgelaſſenen Spitzenſtores verbreiteten ein vornehmes Halb⸗ dunkel und ließen das Haar der ſtattlichen Frau noch blonder, ihre Haut noch weißer erſcheinen. Ihre Verlobung batte bei ihren beiden Töchtern einen kleinen Sturm erregt und damit unliebſame Scenen heraufbeſchworen. Liſa, die jüngere, und ihr ſehr ähnlich, hatte nun auf ihren Plan, einen jungen Offizier zu heiraten, verzichten müſſen, weil die Mutter die Mitgift verſagte. Darob Thränen und einige Tage Schmollen. Andrea, die älteſte, nahm Liſas Partei und ihre Auseinanderſetzungen mit der Mutter trugen einen weſentlich anderen Charakter. Das energiſche, kluge Mädchen hatte einſt ohne Einwilligung der Mutter ihr Lehrerinexamen gemacht und war nun Vorſteherin einer gutgehenden Privatſchule. Das hatte ihr Fran Amanda eigentlich nie verziehen. Weshalb die Welt ahnen laſſen, daß eine Brachmöller es nötig haben könnte, um das tägliche Brot zu arbeiten. Frau Amanda ließ jetzt das Buch, in dem ſie geleſen hatte, ſinken und ſagte zu der nicht weit entfernt ſitzenden Liſa: „Wenn der Graf nachher kommt, Kindchen, fahren wir aus, und Du begleiteſt uns. Du biſt mein vernünftiges Töchterchen, und darfſt Dir zur Belohnung etwas recht Hübſches unterwegs ausſuchen und wünſchen.“ Die hübſche Blondine antwortete nicht gleich. Sie hatte der ernſten Schweſter gegenüber zu energiſch ihren Groll über ihr zerſtörtes Lebensglück beteuert und ſchämte ſich nun ein wenig. daß ihr garnicht mehr„ſchmerzzerriſſen“ zu Mute war. Im Gegenteil, ſie dachte es ſich himmliſch, mit der Mutter und Graf 15 Einkäufe zu machen und angeſtaunt und beneidet zu erden. Als Frau Amanda ſich ihr jedoch näherte und freundlich burg iſt geſtern nachmittag in Gelbenſande amtlich bekannt⸗ gegeben worden. Wir begrüßen die freudige Kunde mit den ehrerbietigſten Glückwünſchen für die hohen Verlobten, für das Kaiſerliche und Königliche Haus, für die großherzogliche Familie von Mecklenburg und die verwandten Höfe. Mit herzlicher Sympathie wird es in allen deutſchen Gauen aufgenommen werden, daß der Erbe der Kaiſerkrone zu ſeiner Lebensgefährtin eine Tochter aus einem altangeſtammten Herrſchergeſchlecht Deutſchlands erwählt hat. Aus demſelben Fürſtenhauſe, das einſt dem Thron der Hohenzollern und dem preußiſchen Volke die unvergeßliche Königin Luiſe geſchenkt hat. Mögen die Strahlen des Glückes, die heute das junge Fürſtenpaar um- geben, über ihrem Lebenswege leuchten immerdar zum Segen der Nation, zum Heil für Kaiſer und Reich. Der rufſiſch-japaniſche Krieg. Amtliche Berichte über den letzten Akt des Dramas von Ligojang liegen heute weder von ruſſiſcher noch von japaniſcher Seite vor, und es läßt ſich daher ſchwer überſehen, ob den Ruſſen der Rückzug über Liaojang geglückt iſt, ohne daß Ab⸗ teilungen ihres Heeres von der Rückzugslinie abgeſchnitten wurden. Sonntag vormittag haben die Japaner Liaojang beſetzt. Nach dem vorgeſtern von uns ſchon gebrachten Telegramm Kuropatkins ſcheint es jedoch, als ob die Ruſſen den Ort aus taktiſchen Gründen geräumt haben, nachdem der Rückzug vollendet war. Andere Meldungen beſagen allerdings, daß einer Abteilung der Ruſſen der Rückweg nach Mukden verlegt iſt. Was Wahres daran iſt, läßt ſich nicht beurteilen. Auffallend iſt es, wenn heute nach der Flut von Gefechtsmeldungen der letzten Tage auch über neue Rückzugsgefechte nichts verlautet. Kuropatkins Pläne. Der Petersburger Berichterſtatter des„Matin“ hatte zmit dem aus Port Arthur zurückkehrenden Großfürſten Boris in dem Eiſenbahnwagen eine Unterredung, in deren Verlauf der Haupt⸗ mann Demidow, der ſtändige Begleiter des Großfürſten, ſehr intereſſante Mitteilungen über den Kriegsplan Kuropatkins machte, und dabei zu erkennen gab, daß der Krieg demnächſt eine ganz neue Wendung nehmen werde. Außer vielleicht dem Zaren ſelbſt kenne kein Menſch den wirklichen Kriegsplan Kuropatkins, und alles, was bisher darüber verlautet ſei, ſei von dem ruſſiſchen Oberbefehlshaber gefliſſent⸗ lich in die Welt geſetzt worden in der Abſicht, ſeine wahren Pläne zu verheimlichen. Heute, da die ganze Welt von dem Widerhall der großen Schlacht, die um Liao jang tobte, erfüllt ſei, würde man ſich in einer großen Täuſchung befinden, wollte man annehmen, es handle ſich hier um einen Entſchei⸗ dungskampf, und Kuropatkin ſei entſchloſſen, um jeden Preis an dieſer Stelle den Anſturm der Japaner zurückzuſchlagen. „Glauben Sie mir,“ verſicherte Demidow,„Kuropatkin wird weichen, aber er wird Ligojang nur um den Preis der blutigſten Opfer auf ſeiten des Feindes aufgeben. Er wird nicht zögern, ihren Nacken umſchlang, da ſchwand der künſtlich in ihrem eitlen, jungen Herzen feſtgehaltene Groll. Was kümmerte ſie die ſtrenge, unbeſtechliche Andrea, mit der ſie eigentlich nie harmoniert hatte. Nur die Mutter konnte und wollte ihr das Leben angenehm machen. So rief ſie denn jubelnd: „Goldenes Mamachen, ach ja, ich ſuche mir bei Herzog einen recht aparten, entzückenden Stoff aus und Günther muß es mir möglichſt chic machen.“ Günther war der Schneider der Damen. „Sage mal, ſüßes Muttel, hat der Graf nicht einen ſtein⸗ reichen Bruder oder irre ich mich da?“ „Bewahre, das iſt Thatſache, Herzchen! Graf Wolf hält Rennpferde und dergleichen, Lindenhof iſt ebenfalls ſein Eigen⸗ tum. Wer weiß, wenn meine kleine Liſa ſehr artig und lieb iſt, kann ſich noch allerlei ereignen. Siehſt Du, Goldchen, wenn Du lachſt, biſt Du noch viel hübſcher, als mit trüben Augen und hängenden Mundwinkeln.“ „Du meinſt alſo wirklich, daß ich hübſch bin?“ „Kleiner Narr, wozu giebt es denn Spiegel. Ich denke zu⸗ dem, Du haſt Aehnlichkeit mit mir?“ „Und Du biſt noch immer ſüß, Muttel. Alle Menſchen finden Dich bimmliſch. Ich glaube, der Graf iſt ſehr verliebt in Dich.“ „Liſal“ Frau Amanda neſtelte an den Spitzen ihres Morgenkleides und ſenkte beſchämt die Augen. Dann fuhr ſie fort: „Galant und aufmerkſam iſt er allerdings. Ein ſtattlicher Mann, nicht wahr?“ „Ich finde ihn entzückend! Meinſt Du, daß der Bruder— haſt Du eine Ahnung, wie Graf Wolf ausſieht?“ „Halb und halb, ja! Die Damen ſollen ihn anbeten, er aber verhält ſich ablehnend. Nun, wir werden ihn ja kennen lernen.“ „Gräfin Lindberg klingt wunderhübſch, Muttel! Du biſt doch viel, viel klüger als Andrea mit all ihrer Gelehrſamkeit. Werdet Ihr auch nach Lindenhof reiſen?“ „Darüber iſt noch nichts beſchloſſen! Graf Wolf iſt ein ſich zurückzuziehen, ſobald die Vorſicht es ihm anbefiehlt; er wird bis Mukden zurückgehen und im Notfalle noch weiter. Dann aber werden wir den 1. September(nach neuem Stil den 14. September) haben, und dieſes Datum hat der Generaliſſimus ſelber als den Endpunkt ſeiner vorläufigen Taktik angegeben. Bis dahin wird das 1. Armeekorps, dem wir auf unſerer Fahrt in Tſchito begegnet ſind, ſowie ferner das 4. ſibiriſche Armeekorps mit dem bereits an Ort und Stelle angelangten 5. Armeekorps ſich vereinigt haben. Kuropatkin wird dann über ſeine vollzähligen Streitkräfte verfügen, und auch die Bergartillerie wird ihm nicht mehr fehlen.“ Man wird das ja bald ſehen. London, 7. Sept. Der„Central News“ wird aus Petersburg vom 4. September gemeldet, daß General Kuro⸗ patkin in einem Telegramm an den Zaren„ſofortige“ Entſendung von 6 Armeekorpes verlangt habe. Die Tage vor Port Arthur. London. 7. Sept.„Daily Chronicle“ meldet aus Tſchifu vom 5. Sept.: Die japaniſche Armee bei Port Arthur leide ſtark unter dem Fieber. Die Blokade ſei unwirkſam, da der Garniſon reichlich Lebensmittel zugeführt werden. Schwieriger ſei die Frage des Munitionserſatzes. Die Japaner erwarteten täglich einen neuen Durchbruchverſuch der Flotte. Die japaniſche Armee wolle Mukden zu ihrem Winterquartier machen. Tondon, 7. Sept.„Daily Telegraph“ meldet aus Tſchifu vom 5. Sept.: Ein Dampfer mit einer großen Ladung Mehl iſt in Port Arthur eingetroffen und wurde dort mit Begeiſterung begrüßt. Die 8. japaniſche Diviſion iſt in Dalny gelandet zur Verſtärkung der Belagerungsarmee. Pferdefutter iſt in Port Arthur ſchwer zu beſchaffen, Gemüſe iſt teuer. Die Chineſenſtadt ſoll abgetragen werden, um ein Schutzfeld zu bilden. Hundert Flüchtlinge aus Port Arthur ſind geſtern hier eingetroffen. Sie erklärten, daß Port Arthur vom 2. bis 31. Auguſt ununterbrochen angegriffen wurde. Der Aufſtand in Deutſch-Küdweſtafrika. Vom Aufſtandsgebiete liegen neue Nachrichten nicht vor. Vor einigen Tagen ſind von Antwerpen aus eine Anzahl von Eiſenbahn⸗Technikern, Arbeitern uſw. nach Südweſtafrika abge⸗ gangen. Die Abſendung iſt auf Veranlaſſung der Kolonial⸗ Verwaltung geſchehen, die den Eiſenbahnbau nach dem Norden möglichſt fördern will. Zu dieſem Zweck ſind in Rom noch 750 italieniſche Arbeiter angeworben worden. Für die Ueber⸗ führung der ganzen Expedition iſt ein engliſcher Dampfer ge⸗ mietet worden. Vor allem ſoll die Fertigſtellung der Otavibahn bis Omaruru(etwa 300 Kilometer) beſchleunigt werden. Da⸗ durch wird ſchon der Zugang nach dem Norden weſentlich er⸗ leichtert. Wenn auch dieſer Bahnbau zunächſt vom militäriſchen Standpunkte aus den höchſten Wert hat, ſo kommt er doch auch wirtſchaftlichen Intereſſen zu gute. E K..——— Wandervogel und ſelten dort. Manchmal zur Jagd, dann würde ich meinen Mann natürlich begleiten, andernfalls könnte Axel nur allein fahren. Vielleicht genügt jedoch ein Wunſch Axels. Die Brüder vertragen ſich ausgezeichnet miteinander.“ N Dies Geſpräch hatte Liſas Laune zu einer noch roſigeren gemacht.—— Während ihre Angehörigen ſich von den Strapazen ihrer Einkäufe in der lauſchigen Niſche eines feinen Weinreſtaurants erholten und heiterſter Laune waren, hatte Andrea Stunden eruſter Arbeit hinter ſich. Obwobl der Unterricht beendet war, konnte ſie ſich noch immer nicht entſchließen, nach Hauſe zu gehen. Dort— im Hauſe der Mutter— verſtand ſie eigentlich niemand, hatte ſie nie jemand verſtanden. Und ſeit einiger Zeit hielt ſie in den Schulräumen noch anderes zurück, vielmehr, als die anderen ahnten, ja, glauben würden. Sie trat langſam an den Flügel, der im Konferenz-Zimmer den beſten Platz einnahm und ſtrich leiſe über die Taſten. Faſt ſchämte ſie ſich, daß plötzlich ihr auf das Hohe gerichteter Geiſt, ihr nur der Wiſſenſchaft geweihter Sinn ſo ganz ver⸗ wandelt waren. Faſt kam eine Art Zorn gegen ſich ſelbſt über ſie, wenn ſie bedachte, wie weltfern einſt ihre Träume und Ge⸗ danken waren und wie irdiſch jetzt. Liebe und Liebesſehnen ſind ihr bis vor kurzem ihres Spottes wert erſchienen, und nun? Noch wenige Angenblicke, dann wird er hereintreten, er, der immer in beſſeren Welten ſchwebte, der den Himmel herabholte auf die Erde— auch für ſie. Sie hatte ihm den Geſangunterricht übertragen in ihren Klaſſen und auch außer der Schulzeit durfte er ihren Flügel benutzen. Ja, er war arm und viel zu unpraktiſch, um glänzende Einnahmen zu erzielen, trotz ſeines herrlichen Talents. Erſt ſeit Andrea ſich ſeiner angenommen hatte, war ſeine alte Mutter vor der bitterſten Not geſchützt. Ganz zufällig hatten die beiden Frauen ſich kennen gelernt. Seine Mutter, die ſehr an Gicht litt, konnte plötzlich auf der Treppe nicht weiter, und Andrea hatte ſie in ihr Stübchen hinaufgeführt.(Fortſ. f.) „„ A TTT —— „ aX— ⁵ ³.!j Zur Flucht der Prinzeſſin Luiſe von Koburg. Man hat bisher noch keine zuverläſſige Nachricht über den Verbleib der Prinzeſſin, und damit gewinnt die Annahme, daß die Flucht geglückt ſei, ſehr an Wahrſcheinlichkeit. Faſt allgemein glaubt man, die Prinzeſſin und Geza Mattachich be- fänden ſich in der Schweiz. Dem Gerücht, als hätten bei der Flucht auch die Gläubiger der Prinzeſſin die Hand im Spiel gehabt, tritt u. a. auch das offiziöſe Wiener Fremdenblatt ent⸗ gegen mit der Erklärung, es werde ihm mitgeteilt:„Der Prinz von Koburg hat ſeinerzeit alle Schulden der Prinzeſſin Luiſe beglichen. Es blieb nur ein relativ geringfügiger Betrag übrig, der dann fällig iſt, wenn an die Prinzeſſin durch Erb⸗ ſchaft oder Schenkung ein Vermögen fällt. Eben aus dieſem Grunde haben einige wenige Gläubiger den bekannten Prozeß wegen des Nachlaſſes der Königin von Belgien gegen König Leopold angeſtrengt. Die Gläubiger, die eben wünſchen, daß an die Prinzeſſin ein Vermächtnis falle, haben aber ebenſo wie die Gräfin Lonyay den Prozeß in erſter Inſtanz verloren. Vermögensrechtlich iſt die Situation der Prinzeſſin Luiſe nach wie vor vollkommen geklärt und die Gläubiger haben, wie aus der oben angeführten Klauſel erhellt, gar kein Intereſſe daran, daß die Prinzeſſin für geiſtig normal erklärt wird, da ſie nur im Falle einer Erbſchaft oder Schenkung an die Prinzeſſin An⸗ ſprüche erheben können.“ * Auszug aus den Beſchlüſſen des Gemeinderats zu Viernheim in der Sitzung vom 6. September 1904. 1. Nachdem der Plan zur Erbaung eines Armenhauſes von Gr. Kreisamt Heppenheim genehmigt zurückgekommen iſt, beſchließt der Gemeinderat, daß mit dem Bau alsbald zu be⸗ ginnen iſt und die Arbeiten und Lieferungen hierzu im Sub- miſſionswege vergeben werden ſollen. Die Offerten ſind bis längſtens 17. d. Mts. bei der Bürgermeiſterei abzugeben. 2. Der Gemeinderat beſchließt die zwei neu zu errichten⸗ den Schulklaſſen im alten Schulhauſe unterzubringen und zu dieſem Zwecke die dermalige Wohnung des Lehrers Jakob um- zubauen. Gemeinderatsmitglieder Herſchel und Kühner werden mit Hauptlehrer Mayr beauftragt die Räumlichkeiten zu beſichtigen und über den Umbau dem Gemeinderat in ſeiner nächſten Sitzung eine Skizze zu machen. 3. Die Bedürfnisfrage zur Weiterführung der Gaſt⸗ wirtſchaft„zur alten Pfalz“ hier wird anerkannt und es wird nichts dagegen zu erinnern gefunden wenn dem Karl Peter Wunder 1. hier die hierzu erforderliche Konzeſſion erteilt wird. 4. Der Gemeinderat erkennt das Bedürfnis zur Fort⸗ führung der Gaſtwirtſchaft„zum Heſſiſchen Haus“ hier eben⸗ falls an und findet nichts dagegen zu erinnern wenn dem Philipp Effler 1. hier die hierzu erforderliche Konzeſſion erteilt wird. 5. Die vacante Tierarztſtelle hier wird dem prakt. Tier- arzt Leo Brücker aus Straßburg übertragen. Brücker hat die Stelle am 7. d. Mts. anzutreten. 6. Verſchiedene Unterſtützungs⸗, Darlehens⸗ und Friſtge⸗ ſuche wurden teils genehmigt und teils wegen mangelnden Be⸗ dürfniſſen abgelehnt. Nah und Fern. »PViernheim, 8. Sept. Ein neuer Entwurf des für unſern Ort geplanten Krieger⸗Denkmals iſt zur Zeit im Schaufenſter der Buchhandlung des Herrn Schweikart ausgeſtellt. Indem wir unſere geſch. Leſer auf die Beſichti⸗ gung desſelben binwelſen, bemerken wir, daß dieſer Entwurf vor den beiden andern wohl den Vorzug beſitzt, daß er am meiſten allen berechtigten Anforderungen entſpricht. Bauernregeln für den September. Donnert es im September, ſoll's im nächſten Jahr viel Obſt, Hopfen und Getreide geben.— Ziehen die Vögel vor Michaeli,(29.) nicht weg, ſo kommt vor Weihnachten kein Winter.— Schöner Aegiditag zeigt guten Herbſt an.— Wie das Wetter an Mariä Geburt(8.) ſo ſoll es noch 4 Wochen ſein.— Wenn die Reife zeitig von Michaelis kommen, ſo ſollen ſie nach Walburgis wieder kommen.— Auf Lambert(17.) hell und klar, bringt ein trocken Früh⸗ jahr.— An Septemberregen für Saaten und Reben, iſt dem Bauer gelegen.— Ein Herbſt, der warm und klar, iſt gut für's kommende Jahr.— Wenn Matthäus(21.) weint ſtatt lacht, er aus dem Wein oft Eſſig macht.— Septemberdonner prophezeit vielen Schnee zur Weihnachtszeit.— Fällt im Wald das Laub ſehr ſchnell, iſt der Winter bald zur Stell'.— Wie der erſte Neumond im September eintritt, ſo folgt das Wetter den ganzen Herbſt hindurch. Weinheim, 5. Sept. Heute nachmittag verunglückte der in der Stuhlfabrik Gräber an der Grundelbach beſchäftigte Stuhlmacher Hördt von hier dadurch, daß er in eine Glas- ſcheibe fiel und ſich am Arme die Pulsader durchſchnitt. Einem Nebenarbeiter, der den Blutlauf unterband, hat der Verun⸗ glückte die Rettung ſeines Lebens zu verdanken. Er wurde im Spital von Dr. Mittelſtraß in weitere Behandlung ge⸗ nommen. Ladenburg, 5. Sept. Heute abend wurde der 55 Jahre alte, verheiratete Schuhmacher Friedrich Egenmeier wegen eines Sittlichkeitsverbrechens verhaftet. Derſelbe lockte das 10 Jahre alte Mädchen des Taglöhners Konrad Sch. auf ſeine Wohnung, wo er dann ſein Unweſen an dem Mädchen trieb. Seine Ueberführung in das Gefängnis nach Mannheim iſt dem Vernehmen nach ſicher. Heidelberg, 6. Sept. Geſtern verunglückte der verheiratete Dachdecker Ludwig Schuchmann aus Mannheim am hieſigen Bahnhof, indem er durch ein Fenſter des Daches in der Reparaturwerkſtätte herunterfiel. Schuchmann trug bedeutende Verletzungen am Kopf und an Armen und Beinen davon; ebenſo klagt er über innerliche Schmerzen. Er wurde per Droſchke ins Akademiſche Krankenhaus überführt. Heidelberg, 5. Sept. Diejenigen badiſchen Lehrer, die in den Jahren 1857— 59 das Lehrerſeminar I in Karls⸗ ruhe verlaſſen haben, werden hier am 18. d. Mts. ſich zu einer Erlnnerungs⸗Verſammlung vereinigen.— Die Roheits- vergehen nehmen hier zu. So wollte geſtern ein Mechaniker ſeiner Frau einen Schlag mit einer Bierflaſche verſetzen, traf aber ſeine Stieftochter und verletzte ſie ſchwer. Ein Schloſſer ſchlug mit einer Sodawaſſerflaſche nach ſeiner Frau, traf das Fenſter und zerſplitterte dieſes. Die Splitter verletzten das 8 Monate alte Kind, das der Unhold von Vater vorher bei den Füßen ergriffen und herumgeſchleudert hatte. Worms, 5. Sept. Geſtern früh etwa um halb 6 Uhr bemerkte der dienſttuende Bahnwärter der Station Worms⸗ Rhein, wie ein Pärchen jenſeits der Eiſenbahnbrücke bald auf die Brücke, bald zurück an den Brückenturm liefen und gegenſeitig disputierten. Plötzlich lief der Mann nach dem mittleren Brückenbogen, ſtieg auf das Geländer und ſprang in den Rhein, während die Frauensperſon an dem Turm zurück⸗ blieb und ſchrie. Der Bahnwärter begab ſich dorthin und ſah, wie der Hineingeſprungene in dem Waſſer verſchwand. Durch Befragen der Frauensperſon, einer ſeit längerer Zeit hier bedienſtet geweſenen Kellnerin, wurde feſtgeſtellt, daß der Lebensmüde der 35 Jahre alte frühere Schreibgehilfe, zuletzt ſtellenloſe Philipp Traub von hier iſt, welcher mit der Kellnerin ein Liebesverhältnis unterhielt, das die Letztere zu löſen be⸗ abſichtigt. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht aufgefunden werden. Mühlheim a. M., 5. Sept. Am Donnerſtag nach⸗ mittag wurde ein 67jähriger Mann verhaftet, weil er ver⸗ dächtig iſt, ſich gegen 8 176 vergangen zu haben.— Heute abend kurz nach 8 Uhr wurden die hieſigen Bewohner durch Feuerſignale, Sturmläuten und den Ruf:„Im Farbwerk brennt's!“ wiederum in Aufregung verſetzt. Diesmal wurde das durch einen überlaufenden Keſſel verurſachte Feuer alsbald von dem noch anweſenden Arbeiterperſonal gelöſcht. Gießen, 7. Sept. Der bekannte Schulkrawall in Ober⸗Roßbach fand geſtern vor der hieſigen Strafkammer ſeine Sühne. Der Bäckermeiſter Fr. Spuck, der Nachtwächter Karl Blecher und der Flurſchütz Gg. Launhardt waren in den Schulhof eingedrungen, um ihre Kinder, die auf Anordnung des Pfarrers wegen Ungehorſams nachſitzen ſollten, gewaltſam zu befreien. Die beiden Erſteren hatten dabei den Lehrer mit Knüppeln geſchlagen. Sie wurden wegen gemeinſamen Haus⸗ friedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung zu 8 Monaten und 1 Woche, bezw. 4 Monaten und 1 Woche Gefängnis verurteilt. Launhardt erhielt wegen gemeinſamen Hausfriedens⸗ bruchs 6 Wochen Gefängnis. Djüſſeldorf, 5. Sept. In der Collenbachſtraße gerieten geſtern abend gegen/ 12 Uhr ſechs Ulanen wegen zweier Mädchen in Streit, der in Tätlichkeiten ausertete. Einer der Ulanen wurde bei dieſer Gelegenheit durch Stiche am Ellenbogen verletzt, ſodaß er der Polizeiwache in der Parkſtraße zugeführt werden mußte, wo er verbunden wurde. Durch dieſen Zwiſchenfall ließen ſich die übrigen nicht abhalten, weiter draufloszuſchlagen. Die Streitenden gelangten ſchließlich in die Blücherſtraße, wo ſie aus bisher noch völlig unbekannter Urſache mit Zivilperſonen in Differenzen gerieten. Einige der Ulanen machten dabei von ihrer Waffe Gebrauch und verletzten mehrere der Ziviliſten. Die Polizei verhaftete zwei der Ulanen und übergab ſie der Militärbehörde. Metz, 6. Sept. Amtlich wird bekannt gegeben: Heute Nacht iſt der um 1 Uhr 8 Min. fällige Schnellzug Nr. 124 von Trier in der Nähe des Vorortes Montigny auf einen Güterzug geſtoßen. Die Maſchine liegt quer über dem Geleiſe Es ſind nur leichte Verletzungen vorgekommen. Der Verkehr nach Ammerweiler-Diedenhofen⸗Noveant wird durch Umſteigen aufrechterhalten. München, 6. Sept. Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern ſtürzte geſtern im Regensbunger Manöverterrain mit dem Pferde. Die Eltern des Herzogs, Herzog und Herzogin Karl Theodor, reiſten heute zu ihrem Sohne. Berlin, 5. Sept. Dem Reichstagspräſidenten Grafen Balletſtrem, der heute ſein 70. Lebensjahr vollendet, ſind äußerſt zahlreiche Sympathiekundgebungen zugegangen. Der Reichskanzler ſandte ein Telegramm. Der Geſamtvorſtand des Reichstags ſprach in einem Glückwunſchtelegramm die Hoffnung aus, daß Graf Balleſtrem noch lange Jahre ſeinem geſegneten Wirken in alter geiſtiger und körperlicher Friſche erhalten bleibe für das Reich und das Land, für ſeine Familie und für ſeinen großen Freundes⸗ und Verehrerkreis. Kiel, 5. Sept. Wie die„Kieler N. Nachr.“ melden, wird König Alfons von Spanien im nächſten Jahre mit einem Geſchwader den Kieler Hafen beſuchen, um als Gaſt des Kaiſers den ſportlichen Veranſtaltungen zur Kieler Woche bei⸗ zuwohnen. Der Beſuch des Königs iſt die Erwiderung des Beſuches, den der Kaiſer in dieſem Frühjahr dem Königshofe abgeſtattet hat. Ausſtand in Frankreich. Cette, 5. Sept. Die Läden blieben heute vormittag geſchloſſen. Auf den Quais ruht die Arbeit. Die Exekutiv⸗ kommiſſion des Ausſtandes empfiehlt den Ausſtändigen ſich ruhig zu verhalten. Cette, 5. Sept. Die Geſchäftsleute haben infolge des Dockerausſtandes einen großen Teil ihrer Angeſtellten entlaſſen. Breſt, 5. Sept. Die Docker haben infolge einer Weiſung des Marſeiller Ausſtandskomitees die Arbeit ein⸗ geſtellt. New⸗ Mork, 5. Sept. In der Attorneyſtraße iſt ein großes Mietshaus niedergebrannt. 14 Mann ſind tot, 20 verletzt. Die Verunglückten ſind ſämtlich ruſſiſche Juden. Die Kataſtrophe iſt darauf zurückzuführen, daß das Haus zurzeit umgebaut wurde, und die Feuernotleitern zurzeit beſeitigt waren. f ³ðV.] ͤ A 8 Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgſtede. 5(Nachdruck verboten.) Dann kam ſie täglich, Nachfrage zu halten, bis das„Mütterchen“, wie Friedhelm ſagte, wieder wohl war. Und während dieſer Zeit hatte ſie ſo mancherlei erfahren. Der große, unpraktiſche Sohn war ein Genie, aber ohne Empfehlungen, ohne Protektionen konnte er ſich nicht Bahn brechen. Schon oft hatte die bittere Not bei den Janſens angeklopft, wenn Friedhelm über dem Phantaſieren und Komponieren ſeine Schüler vernachläſſigt oder gar vergeſſen hatte. Auch Andrea mußte ihn ſchon zu den Stunden herunterrufen laſſen, aber ihre fanften Er⸗ mahnungen machten ſichtlich Eindruck auf den Künſtler. Augen⸗ blicklich arbeitete Friedhelm an einem großen, muſikaliſchen Werk voll unendlicher Schönheiten, wie Andrea meinte, und iſt welt⸗ entrückter wie je zuvor. Jetzt klingelte er, zweimal— ein wahres Sturmgeläut und ſtürmte in das Zimmer. „Liebes Fräulein Andrea, Ihr Beſuch iſt fort, nicht wahr? Mutterchen ſagte mir, daß Sie jemand erwarteten“, er zermalmt beinahe ihre Hände.„Sie wollen doch nicht ſchon gehen. Nur einen Augenblick noch, Sie müſſen meine Arbeit von heute Nacht hören.“ „Ich hatte Sie doch gebeten, Herr Janſen—“ „Nicht die Nacht zum Tage zu machen? Ich weiß, ich weiß, Sie lieber Schutzengel! Aber konnte ich denn anders! Das war ein Singen, Klingen und Jubilieren in mir! Hätte ich da Schlaf finden können! O, Sie mitfühlendes Herz begreifen das. Dem Mütterchen wird da die Einſicht ſchon ſchwerer.“ Regungslos, atemlos faſt lauſchte Andrea. Gewiß begriff ſie Friedhelms Genius und die daraus folgende Eigenart. Ihre ernſten Augen hingen zärtlich an dem bleichen, kaum hübſchen Männergeſicht mit der hohen Stirn, welche die zurückgeſtrichenen Haare noch höher erſcheinen ließen und den ſprechenden Augen. Friedhelm Janſen war groß und gut gewachſen, aber er hielt ſich ſchlecht, ſeiner ſchmalen Geſtalt fehlte die Kraft und Anmut der Jugend. Das alles ſah Andrea nicht. Sie. die mit ſich und andern oft recht ſtrenge ſein konnte, entſchuldigte bei dem Muſiker alles. „Den Text denke ich mir, ſagte Friedhelm nun zu Andrea gewandt— und gab leiſe Melodie und Worte an.— Sie wollen doch nicht ſchon fort und mich allein laſſen?“ „Ich muß, Herr Janſen, meine Mutter erwartet mich. Der Graf ißt bei uns, da würde mein Ausbleiben verletzend ſein.“ „Und Mütterchens Eierkuchen, ſie glaubte beſtimmt—“ „Ein anderes Mal, Ihre gute Mutter wird mir deshalb nicht zürnen“, Andrea nahm ſeine Hand feſt in die ihre. „Schließen Sie auch die Außenthür, bitte, wenn Sie nach oben binaufgehen, Herr Janſen, und nicht wieder vergeſſen.“ „Wie Sie ſtets an alles denken. Sie ſind die klügſte und beſte Frau, die ich kenne. Alſo, ade— oder muß ich Sie be⸗ gleiten?“ „Nein, nein, das iſt bei Strafe verboten!“ Auf dem Flur blieb ſie noch einmal lauſchend ſtehen. Wie ſüß die Klänge lockten und um Liebe warben! O Gott, wie konnte ſie ſo thöricht ſein, dieſen Mann mit dem Kinderſinn zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Hatte Friedhelm denn ſchon ein Wort von Liebe zu ihr geſprochen? Nein, nein, nur ſeine Augen hatten von mehr als Freundſchaft geredet. Unzufrieden mit ſich ſelbſt, eilte Andrea die Treppen hinab, um ins Haus der Mutter zurückzukehren. Man hatte bereits auf ſie gewartet, doch als ſie ſich bei Frau Amanda entſchuldigte, hatte dieſe einige freundliche Worte der Entgegnung. Graf Lindberg begrützte die Stieftochter mit einem Handkuß. Sein ſtets gleichbleibendes, liebenswürdiges Weſen hatte ihm Andreas Zuneigung längſt gewonnen. Zudem beſaß der Mann ein eigenes Talent, auf die Intereſſen jedes einzelnen mit freundlicher Bereitwilligkeit einzugehen. Seit Graf Axel an den Mahlzeiten teilnahm, waren ſie für alle Teile genußreicher geworden. Frau Amanda unterließ ihre Ausfälle auf die emanzipierten und gelehrten Frauen, und auch Andrea ging mehr auf die Eigenart der Mutter ein. Während ſich Graf Lindberg 1 mit der Lebensfreudigkeit eines Jünglings bemühte, Amanda und ihre Töchter zu erheitern. war Wolf weniger roſiger Laune. Die Erinnerung an Irene Andraſſon und die damit übernommenen Verpflichtungen lagen gleich einem Alp auf ſeiner Seele. Er hatte, ſeinem Verſprechen gemäß, ſofort an die Vorſteberin des Inſtituts geſchrieben und ſie um die Anordnung alles Nötigen erſucht, worauf er die Antwort erhalten batte, daß ſie Irene verſönlich nach Baden⸗ Baden begleiten und ſie ihm übergeben würde. Seufzend telegraphierte Wolf:„Kommen, Hotel du Nord.“ Je eher dien leidige Sache erledigt würde, je beſſer war es. Ein wenig neugierig war er nun doch. Die wundervolle Schönheit und Anmut Mira Andraſſons erſchien vor ſeinen Blicken. Wenn Irene der Mutter glich, wer weiß, ob ſie da. nicht das Weib war, dem zu begegnen er noch immer erwartete! In tadelloſem hellen Anzuge ſtand Wolf an dem Fenſter ſeines Wohngemaches mit dem Ausblick über die bewaldeten Höhen. Er batte angeordnet, die Ankunft der Damen ſogleich zu melden. Da klopfte es ſtark an die Thür und an dem verlegen lächelnden Oberkellner vorüber, buſchte ein weißes Etwas über die Schwelle.—— „Onkel, lieber Onkel Wolf!“ Graf Lindberg fühlte ſeine Hand ergriffen und mit Küſſen bedecken, ebe er irgend ein Wort hervorbringen konnte. Dann ſad er ein bellblondes Lockenköpfchen und zwei tiefſchwarze Sammetaugen— Mira Andraſſons be⸗ rühmte Augen— die ſich kindlich⸗forſchend, dankbar und zu⸗ traulich auf ihn richteten, und börte eine andere, etwas ſtrenge Stimme, welche ſaate: 70 „Irene, wie kindiſch ſind Sie! Wie unpaſſend benehmen Sie ſich! Sie machen meiner Erziedung wenig Ehre! Was ſoll der Herr Graf davon denken?“ Und da hatte er ſich ge⸗ faßt. Er nahm das kleine, weiche Händchen, welches noch immer ſeine Rechte umfing, freundlich in ſeine beiden Hände und ſagte lächelnd: N „Herzlich willkommen“, und zu Madame Bonant gewandt: „Seien Sie verſichert, daß ich keinen Augenblick an Ihrer guten e Erziehung zweifle, gnädige Frau.“(Fortſetzung folgt.) 33 P 1 ung bſan mit us⸗ ken lis hh egen let ö iche der lde. lie, h Ilter ber len ien e loft N= geld dolle enen 1 el nes ben. 11 egen hg eile ort Hel hl⸗ * age I 55 agte —— * — Eine Hochzeit im Gefängnis. Ein Unterſuchungsge⸗ fangener, der vor der Hochzeit ſtehend, vor kurzem verhaftet wurde, feierte vorige Woche im Provinzialgefängnis zu Gießen ſeine Hochzeit. Von größeren Einladungen und von der Ab⸗ haltung des üblichen Hochzeitsſchmauſes hatte man mit Rückſicht auf die Verhältniſſe gutem Vernehmen nach abgeſehen. — Heiteres vom Manöver. Aus Anlaß der neulich abge⸗ haltenen Feſtungsmanöver bei Neubreiſach berichtet ein Korreſ— pondent im„Elſ. Tageblatt“: Eine neue Erſcheinung für unſere Gegend bildeten beſonders die ſogenannten„Schleichpatrouillen“, die, ganz in grünem Drillichanzug über die Wälle und durch die Gräben ſchlichen, um Drahtverhaue zu zerſchneiden und einen Einganz zu erkundſchaften. Bei dem Durchſchneiden der Drähte rief den Schleichpatrouillen ein wachſamer Belagerter vom Wall aus zu:„Wann's Ernſt wär, däten⸗er ons d'r Droht net abpfätze!“ — Es heißt Schuhmacher, nicht„Schuſter“. Auf dem Verbandstage ſüddeutſcher Schuhmacher in Ulm wurde gegen die Bezeichnung„Schuſter“ Einſpruch erhoben. Einer der Redner verbreitete ſich über die Hebung und Wahrung der Standesehre und forderte, daß mit der Schuſter⸗Bezeichnung aufgeräumt werde. Sogar Behörden brächten den Schuſter zur Anwendung. Es wurde beſchloſſen, daß jeder einzelne an der Beſeitigung der verächtlichen Bezeichnung mitarbeiten ſoll. Obſt⸗ und Gartenbau⸗Verein für die Bergſtraße und das angrenzende Gebiet. Nachſtehend bringen wir die unterm 3. September 1904 bei der Zentralſtelle für Obſtverwertung in Frankfurt a. M. er⸗ zielten Durchſchnittspreiſe: Mirabellen per Zentner Mk. 10—12 Reineklauden 0 1 A Pfirſiche„ 17 17 1215 Preißelbeeren 5„„ 25— 30 Aepfel„ 17„ 8—12 Birnen 8 15„ 6—12 Zwetſchen. 77 77 8 10 Zwetſchen in Wagenladungen„ 0„ 4—5 Brombeeren 5 1„ 12—14 Moſtäpfel* 17 1. 3—4 Die Preiſe verſtehen ſich bei ſofortiger Lieferung. Bensheim, 6. September 1904. Letzte Nachrichten. Gefangene Japaner. Pena, 8. Sept. Am 5. September traf hier der erſte Zug japaniſcher Kriegsgefangener ein. Es ſind 256 Matroſen und 68 Offiziere, darunter 4 Engländer von dem durch das Wladiwoſtokgeſchwader in den Grund gebohrten Transportſchiffe. Die Gefangenen werden heute nach Ruaſchsk im Gouvernement Rjaeéſam gebracht. Japaner vor Sachalin. Petersburg, 8. Sept. Ein Telegramm der Generals Ljapunow an den Kaiſer vom 6. Sept. meldet: Heute früh näherten ſich 2 feindliche Kriegsſchiffe Korfſakow auf Sſachlin auf ungefähr 7 Werſt. Um 10 Uhr 20 Min. fuhren 2 Dampfer⸗ Kutter zu dem geſunkenen Kreuzer„Nowik“. Unſere Truppen eröffneten das Feuer gegen die Kutter, worauf ſie ſich auf ihre Schiffe zurückzogen. Tondon, 7. Sept. Das Reuterſche Bureau meldet aus Petersburg: Eine große Anzahl von Rekruten ſoll unverzüglich eingezogen werden. Seit Beginn des Krieges ſind, abgeſehen von den Truppen zur Bewachung der Sibiriſchen Bahn, 315 000 Mann nach der Mandſchurei entſandt worden, welche noch nicht einmal ſämtlich den Kriegsſchauplatz erreicht haben. Vor Ende Oktober werden das 4., 8. und 13. Korps mit zu- ſammen 192 000 Mann zur Front ſtoßen. Bis Ende September werden 1108 Geſchütze an Kuropatkin nachgeſandt ſein. Zur Flucht der Prinzeſſin von Koburg. Verlin, 7. Sept. Der ſozialdemokratiſche Reichstags⸗ abgeordnete Suͤdekum, der ſich vor 2 Jahren zuſammen mit Mattachich bemühte, der Prinzeſſin Luiſe aus der Irrenanſtalt herauszuhelfen, teilt dem Vorwärts mit, die Nachricht eines Berliner Blattes, daß die Prinzeſſin während ihrer Flucht in der Wohnung eines ſozialdem. Abgeordneten ſich aufgehalten beruhe auf einer Myſtifikation. Haris, 7. Sept. Weder auf den hieſigen Bahnhöfen noch auf der Polizeipräfektur findet die Nachricht Beſtätigung, daß die Prinzeſſin Luiſe von Koburg hier eingetroffen iſt. Mainz, 8. Sept. Der Deutſche Feuerwehrtag ſchließt mit einem Defizit ab, das nach oberflächlicher Schätzung ca. 12 000 Mk. beträgt und wohl von der Stadt getragen werden muß. Dieburg, 6. Sept. Auf eigentümliche Weiſe rettete der 9jährige Volksſchüler P. Gandolf von hier vorgeſtern ein kleines Kind vom ſicheren Tode. Aus dem zweiten Stock eines in der Eulergaſſe gelegenen Wohnhauſes war ein 2 Jahre altes Mädchen aus dem Fenſter geſtürzt. Der genannte Knabe, der gerade vorbeigehen wollte, bemerkte dies rechtzeitig und ſprang ſofort hinzu. Wit den ausgebreiteten Armen fing er das Kind auf. Obwohl er von der Wucht ſelbſt zu Boden ſtürzte, blieben doch er und das Kind vor weiterem Schaden bewahrt. Gelbenſande, 7. Sept., 3 Uhr nachm. Heute nachmittag gegen 2 Uhr en tſtand im großh. Forſt, unmittelbar hinter dem großh. Gartenhauſe vermutlich durch Funken der Loksmotive eines kurz vorher vorübergefahrenen Zuges ein Waldbrand. Das Feuer brach an zwei verſchiedenen Stellen im Forſt aus. Die großh. Herrſchaften und der Kronprinz beteiligten ſich lebhaft an den Löſcharbeiten. Gs iſt aber noch nicht gelungen, des Feuers Herr zu werden. Redaktion, Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. Bekanntmachung. Die Großherzogliche Wein ⸗ und Obſtbauſchule zu Oppenheim beginnt ihren ordentlichen Lehrgang am 3. Oktober l. Is., 10 Uhr vormittags. Die Schule iſt in einem Gebäude untergebracht, das ſchoͤne zweckmäßige und ausreichende Räume bietet. Dieſelbe iſt mit Lehrmitteln und Sammlungen aufs Beſte ausgeſtattet. Der Schule ſtehen ferner zu Verſuchs⸗ und Lehrzwecken 22 Morgen Ländereien (und zwar 6 Morgen Weinberge, 3 Morgen Rebſortimente, Rebſchulen u. dgl., 3 Morgen Obſtgarten, 3 Morgen Obſt⸗ muttergarten, 7 Morgen Baumſchule und Gemüſebau, 1 Spaliergärtchen) zur Verfügung. Die große Kellerei (Kelterhaus, Gärkeller, Lagerkeller, Flaſchenkeller) dient gleich⸗ falls dem praktiſchen Unterrichte. Es ſind die beſten Lehr⸗ kräfte gew onnen und iſt ſomit den Schülern reiche Gelegenheit geboten alle für ihren ſpäteren Beruf notwenigen Kenntniſſe und Fertigkeiten an der Anſtalt zu erlangen. Die Schule iſt in erſter Linie für Söhne von Wein- und Obſtproduzenten berechnet und wird eingehender Unter⸗ richt in den grundlegenden Naturwiſſenſchaften, im Wein⸗ und O bſtbau, in Weinbehandlung und Obſtverwertung und in Landwirtſchaftslehre erteilt. Der vollkommenen Ausbildung in allen einſchlägigen praktiſchen Arbeiten wird beſondere Auf⸗ merkſamkeit gewidmet. Deswegen iſt der Beſuch der Schule auch denjenigen zu empfehlen, die Winzer oder Weinbergsver⸗ walter werden wollen. Junge Leute, die ſich dem Weinhandel widen wollen, können an der Schule gleichfalls die erforderliche Ausbildung finden, indem Weinchemie(mit Uebungen im Laboratorium der Schule), Kellerwirtſchaft, dann aber auch Wirtſchaftslehre, Handelskunde und Buchführung beim Unter⸗ richt beſonders berüͤckſichtigt werden und ein Speziallehrer für kaufmänniſche Fächer an der Schule tätig iſt. Der ordentliche Lehrgang erſtreckt ſich auf ein Winter⸗ und ein Sommerſemeſter, erſteres dauert von Oktober des einen bis Ende März des darauffolgenden Jahres, letzteres von Mitte April bis Ende Juni. An der Schule beſtehen folgende Abteilungen: I. Die Schüler⸗Abteilung. Die Schüler werden verhalten, den Geſamtunterricht, gegebenenfalls mit Ausnahme des Unterrichts in der deutſchen Sprache und im Rechnen, zu beſuchen und allen Wirtſchafts arbeiten dauernd teil zu nehmen. Sie haben Anſpruch auf ein Zeugnis über ſämt⸗ liche Fächer und Uebungen. Unterrichtsgeld für den ganzen ü Lehrgang 50 Mk. für Heſſen, 75 Mk. für Nicht⸗ heſſen. 2. Die Laboranten⸗Abteilung. Weiter vorgebildete ſowie frühere Schüler der Anſtalt können an dem chemiſchen und botaniſchen Laboratorium der Schule gegen ein jeweils zu vereinbarendes Unterrichtsgeld chemiſche, phyſiologiſche oder bakteriologiſche Studien machen. 3. Die Praktikanten⸗Abteilung. In dieſe Ab⸗ teilung können junge Leute eintreten, die vor Eintritt in den ordentlichen Lehrgang eine Vorpraxis in der Wirtſchaft der Schule genießen wollen, auch junge Leute, die für die übrigen Abteilungen noch zu jung ſind, oder endlich frühere Schüler der Anſtalt, die ſich in der Praxis weiter ausbilden wollen, um ſpäter Verwalterſtellen oder dgl. anzunehmen. Von Heſſen dieſer Abteilung wird kein Unterrichtsgeld erhoben, mit Nicht⸗ heſſen wird dasſelbe vereinbart. Der Stundenplan iſt ſo eingerichtet, daß der Anſtalt näher wohnende Schüler mit den Eiſenbahnzügen bezw. zu Fuß rechtzeitig zu Beginn des Unterrichts in Oppenheim ein⸗ treffen und des Abends wieder zu Hauſe ſein konnen. Schülern, welche in Oppenheim Koſt und Wohnung nehmen, wird die Direktion auf Wunſch gerne geeignete Koſtorte und Wohnungen angeben. Für Koſt und Wohnung ſind 40—50 Mk. für einen Monat erforderlich. Näheres über die Ziele und die Einrichtung der Anſtalt und über den Lehrplan teilt die Direktion auf Wunſch jeder⸗ zeit mit. Anmeldungen zur Aufnahme in die Schule ſind an die unterzeichnete Direktion zu richten. Oppenheim, im Juli 1904. Großh. Direktion der Wein⸗ und Obſtbaumſchnle. Fuhr. 1263 Heppenheim, den 27. Auguſt. 1903. Das Großherzogliche Kreisamt Heppenheim au die Groſth. Bürgermeiſtereien des Kreiſes. Unter Hinweis auf die bevorſtehende Bekanntmachung betr. den ordentlichen Lehrgang der Wein- und Obſtbaumſchule zu Oppenheim erſuchen wir ſie tunlichſt für den Beſuch dieſer Anſtalt zu wirken und geeignete junge Leute alsbald der Direktion der Schule namhaft zu machen. Gleichzeitig weiſen wir Sie noch unter Bezugnahme auf unſere Bekanntmachung vom 3. l. Mts.— Kreisbl. Nr. 123— darauf hin, daß der Staat 2500 Mk. zur Hebung des Kleinwinzerſtandes zur Verfugung ſtehen. Mit dieſen Mitteln ſoll Söhnen unbemittelter Winzer durch Gewähr⸗ ung von Stipendien im Hoͤchſtdetrage von 500 Mk. der Be⸗ ſuch der Wein⸗ und Obſtbauſchule ermöglicht werden. Gleich⸗ zeitig haben auch die in erſter Linie intereſſierten Gemeinden und der Kreis entſprechende Mittel zu dem gedachten Zweck zur Verfügung geſtellt. Die Bewerber müſſen mindeſtens 16 Jahre alt ſein, ſich bisher tadellos geführt und windeſtens die Volksſchule mit Erfolg beſucht haben. Auch ſollen nur geſunde junge junge Leute, welche bereits einige Bekanntſchaft mit dem im praktiſchen Betr ebe des Weinbaues vorkommenden Erſcheinungen und Arbeiten deſitzen, berückſichtigt werden. Sie müſſen ihre Bedürftigkeit durch ein Zeugnis der Bürgermeiſterei nach⸗ weiſen, ſowie ſich verpflichten, an dem ganzen ordentlichen Lehrgang(derſelbe dauert 9 Monate) teilzunehmen. Anträge auf Gewährung von Stipendien ſind bei uns bis längſtens 15. September l. Is. einzureichen. J. V.: Hammann. —— 2— Bekanntmachung. Wir bringen biermit zur allgemeinen Kenntnisnahme, daß mit dem Reinigen der Schoruſteine in hieſiger Gemeinde am Freitag, den 9. d. Mts. begonnen wird Viernheim, den 7. September 1904. 1289 Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. V. d. B. Kühlwei n 5 Gr. Beigeordneter. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnisnahme, daß in der Gemeinde Viernheim an der Waldſtraße ein Armenhaus erbaut werden ſoll. Die Maurer⸗, Zimmer⸗, Schreiner-, Schloſſer⸗, Speng⸗ ler⸗, Tüncher⸗ und ſonſtigen Arbeiten und Lieferungen follen im Submiſſionswege vergeben werden. Diesbezügliche Offerten ſind bis längſtens 17. d. Mts., abends 6 Uhr auf unſerem Bureau einzureichen, woſelbſt Plan und Voranſchlag von heute an zur Einſicht der In⸗ tereſſenten bereit liegt. Viernheim, den 7. September 1904. 1290 Großh. F Viernheim. „V. d. Kühl wein, G. Beigeordneter. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnahme, daß ein Plan über die Anlage einer einſeitigen Straße nächſt dem neuen Bahnhofe hier von Freitag, den 26. d. Mts. an vier Wochen auf unſerem Bureau zur Einſicht der Gemeinde angehörigen offen liegt. Während dieſer Zeit können Einwendungen hiergegen unter gehöriger Begründung ſchriftlich oder mündlich bei uns vorgebracht werden. Viernheim, den 23. Auguſt 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. 1 Kühlwein, Großh. Beigeordneter. Bekanntmachung. Die Gemeinde beabſichtigt, die Lieferung der im Winter 1904/05 für Schul⸗ und Rathaus erforderlich werdenden Kohlen ete. als: 1000 Ztr. Nußkohlen 950„ Coaks und 600„ Saarkohlen auf dem Wege der Submiſſion zu vergeben. Diesbezügliche Offerten find bis 15. September l. Is., abends 6 Uhr bei uns einzureichen, woſelbſt auch die Lieferungsbedingungen zur Einſicht der Intereſſenten von heute an bereit liegen. Viernheim, den 29. Auguſt 1904. Großh. Bürgermeifterei Viernheim. r Kühlwein, Gr. Beigeordneter. JJJã d Haus Schumacher, Schulllraße Lager in Manufaktur-, Kurz-, Meiß⸗ und Mollwaren Spezialität in farbigen und ſchwarzen Kleiderſtoffen. Alpacca's Satin's u. Kattunen Anzugsstoffen 3 Reſte werden zu noch nie dageweſenen Preiſen verkauft. Fahrräder nur erſtklaſſige Fabrikate und 888 Ersatzteile empfiehlt zu äußerſt billigen Konkurrenzpreiſen Ludwig Krug, e. 1234 1247 Große Auswahl in 994 Herren., Knaben-, Frauen und Mädchenhemden. Träger-, und-, und Kinderſchürzen Bubenbluſen etc. Alles nur ſelbſtgefertigte Artikel, aus prima Stoffen. Garantie fur dauerh. Arbeit zu denkbar billigen Preiſen. M. Dobhan, Wa ſſerſtr. — Ohmetgras-Verſteigerung. Montag, deu II. September, mittags 1 Uhr wird das 1280 Ohmetgras auf der Neutzer Lache losweiſe verſteigert. Roschauer. Gutspächter. Ohmetgras-Verſteigerung. Dienſtag, den 183. und Mittwoch, den 14. September I. Is., je vormittags 9 Uhr beginnend, wir das 1281 Ihmetgras vn 1000 Morgen Wiesen im Seehofe losweiſe verſtelgert. Freih. v. Heyl ſche Gutsverwaltung Hüttenfeld Seehof. Ohmetgrasverſteigerung. Von Ohmetgras des Hemsbacher Schloßgutes werden am Dienstag, den 13. d. Mts. im Schützenhaus an der neuen Weſchnitz die nach⸗ genannten Loſe verſteigert: Kleines Brunnenſtück: Los 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113; Große Juſel: Los 132, 133, 134, 135, 136, 137, 188/148, 158; Haſenremiſe: Los 169/179, 188 g, 188 h, 183 1, 183 k. 184/97, 197 a, 197 b, 197 c, 197 d, 197 e, 203; Stadtſchreiberſpitz; Los 217, 219, 220, 227, 228, 220, 230, 231: Grenzgraben: Los 298, 299, 323, 324, 329, 330, 331, 332, 88. Borgfriſt bis Martini; bei Barzahlung 2 Proz. Rabatt. Weinheim, den 6. September 1904. 1282 Gräfl. von Berckheim ſches Rentamt. Schretzmann. Ohmetgrasverſteigerung. Am Freitag, den 9. September d. Is., vor⸗ mittags 8 Uhr anfangend, läßt die Gemeinde Viernheim auf dem Rathauſe daſelbſt das Ohmentgras-Erträgnis non ca. 400 Margen gemeinheitl. Wieſen losweiſe mit Borgfriſt bis Martini(11. November) l. Is. verſteigern. Bei Einſichtnahme der Wieſen bleiebe man ſich wegen etwaiger Auskunftserteilung an den Wieſenſchützen, der ſich während des ganzen Tages über dorten befindet, zu wenden. Viernheim, den 31. Auguſt 1904. 1260 Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. J. V. d. B. Kühlwein, Gr. Beigeordneter. Citronensaft empfiehlt 778 Karl Marbach, Flora⸗Drogerie, Rathausſtraße 15. Hoher Feiertage wegen iſt mein Geſchüft kommenden geschlossen. Ferdinand Mayer Metzger. 1 ö 1 Hoher Feiertage wegen bleibt mein Geſchüft von Freitag nachmittag 5 Ahr a Samstag 2 128 und Sonntag geschlossen. H. Feitler Sohn. Verkaufe prima doppelgereinigten winter⸗ feſten 1284 Saatweizen 5 Reinhard. CCC ĩ²˙¹ w Verloren Entlaufen ging geſtern 1 Broſche in der Ludwigs⸗ od er Bürſtädter⸗ ſtraße. Der ehrliche Finder wird gebeten dieſelbe abzu jeben bei Polizeidiener Mandel Waſſerſtraße. 1 Wohnhaus mit Laden mitten im Ort gelegen iſt zu verkaufen oder zu vermieten. 1286 Nähere Auskunft erteilt Heinr. Jungmann. 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