. . Krieg ſchnell endigen könnte. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags (mit illuſtr. Unterhaltungablatt) Bezugspreis: 80 Pfg. monatlich einſchließl. Träger lohn, durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. Ar. 121. Amtsblatt Wirkſamſtes Jnſertions-Organ. Donnerſag, den 20. Oktober 1904. Viernheimer Anzeiger der Groß. Bürgermeiſterei Viernheim. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg die zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 20. Jahrgang. Der ruſliſch-japaniſche Krieg. Die Schlacht bei Mukden. Verlin, 19. Okt. Die Voſſ. Ztg. meldet aus London vom 17. Oktober: Die Abendblätter veröffentlichen Telegramme von Mukden, wonach der ruſſiſche Generalſtab der Hoffnung Ausdruck gibt, daß der japaniſche Vormarſch am Fluſſe Schaho ſein Ende erreiche. Daß die Stellungen im Norden des Fluſſes drei Tage hindurch im Beſitze der Ruſſen geblieben und die weiteren Kämpfe keine Entſcheidung brachten, zeigte, daß die Japaner weitere Fortſchritte in dieſer Richtung nicht gemacht hatten. Es verlautet, daß nach einer Unterredung des Zaren mit General Gripenberg der Zar beſchloſſen habe, weitere 600 000 Mann zu mobiliſteren und die Mand⸗ ſchurei vorläufig preiszugeben. Der Zar iſt feſt entſchloſſen, den Krieg fortzuſetzen.— In der vergangenen Nacht zwiſchen 12 und 1 Uhr griffen die Japaner dreimal mit bedeutenden Infanteriemaſſen die ruſſiſchen Stellungen am Schahofluß an. Sie wurden mit mörderiſchem Geſchützfeuer, welches?/ Stun⸗ den andauerte, empfangen und unter ſchweren Verluſten zurück⸗ geſchlagen. Heute Morgen um ½ 11 Uhr war die Schlacht auf der ganzen Front entlang im Gange. Die Stimmung der ruſſiſchen Heerführer iſt zuverſichtlich. Das längs neben uns ſtehende Korps hat unter Sturm die Höhen bei Feinſtatun genommen, die weit die Ebene beherrſchen. Die Lage iſt für die Ruſſen günſtig. Die Infanterie hat jetzt bewieſen, daß ſie auch im Angriff Hervorragendes leiſten kann, wenn man von ihr verlangt, vorzugehen. Die Geſamtlage der Schlacht läßt jetzt noch kein abſchließendes Urteil zu, weil der Kampf noch andauert und man noch mehr entſcheidende Erfolge erhofft. Indes iſt die ſtrategiſche Lage der Japaner ungünſtig. Wenn das Schlachtenglück die Ruſſen begünſtigt, und die gegenwär⸗ tigen Chancen ausgenützt werden, kann vielleicht eine Kata- ſtrophe für die Japaner herbeigeführt werden, die den blutigen (2 D. R.) Mukden, 19. Okt. Die Agence Havas meldet vom 17. Oktober: Die Ruſſen eroberten heute morgen 5 Uhr nach einſtündigem erbittertem Kampfe die Stellung auf dem rechten Ufer des Schaho zurück. Die Japaner ſind anſcheinend erſchöpft. Der Kampf läßt an Heftigkeit nach. Die Ruſſen, durch die letzten Erfolge entflammt, drängen zum Angriff. Ihre Ausdauer iſt bewunderungswürdig. Paris, 19. Okt. Das Journal meldet aus Mukden vom 17. Oktober: Die Ruſſen geben die Hoffnung auf Revanche nicht auf. Eine Depeſche desſelben Blattes beſagt, daß ſich das Schlachtfeld 100 Kilometer weit erſtreckt. Alle Dörfer ſüdlich von Mukden liegen in Trümmern. Mehr als 1000 Kaufleute hatten vor einiger Zeit bereits nach Mukden Zuflucht geſucht. Sie flohen entſetzt vor den Granaten der Japaner, ſowie vor den ruſſiſchen Soldaten, welche überall Spione wittern. Berlin, 19. Okt. Der Lokalanz. meldet aus Paris: Am 11. griffen die vereinigten ruſſiſchen Streitkräfte das japaniſche Zentrum an. Sie mußten bei hellſtem Sonnen⸗ ſchein mittags die Stoppelfelder paſſieren. Zahlreiche ruſſiſche Offiziere in ihrem weißen Waffenrock wurden dabei von den Japanern aufs Korn genommen und fielen. Beim Anblick dieſes Vormarſches konnte man glauben, es handle ſich um ein Theaterſpiel. In drei durchgehenden Schützengräben lagen die Japaner und empfingen die Anrückenden. Sie ſchoſſen diesmal ohne Munitionsverſchwendung, zielbewußt, wie auf dem Exerzierplatze. Die japaniſche Artillerie entſchied den Rückzug Lubawins. General Rennenkampf befahl den allge— meinen Rückzug auf der ganzen Linie, in deſſen Verlauf die Ruſſen noch ſchwere Verluſten hatten. Paris, 19. Okt. Das„Echo de Paris“ berichtet aus Petersburg: In hieſigen militäriſchen Kreiſen geht das Ge⸗ rücht, daß Kuropatkin den linken Flügel der japaniſchen Armee zurückgeſchlagen haben ſoll. Es iſt unmöglich, eine Beſtätigung dieſer Meldung zu erhalten. Das Blatt berichtet weiter, Kuropatkin habe am 16. ds. ſeine Vorteile ausgenutzt und am 17. ſei es ihm gelungen, die japaniſche Linie zu durch- brechen und die Truppen Nodzus in zwei Teile zu teilen. Tokio, 19. Okt. Die Vorwärtsbewegung der Japaner dauert fort. Sie haben neue Stellungen ſüdlich des Scha⸗ Fluſſes befeſtigt. Die linke Armee beſetzte ebenfalls neue Stellungen am 17. Mittags, nachdem ſie 12 ruſſiſche Bataillone und mehrere ruſſiſche Batterien aus ihren Stellungen vertrieben hatte. Später wurde ein ruſſiſcher Gegenangriff zurückgeworfen. Die Infanterie der linken Armee verfolgt die auf dem Rück- zuge befindlichen Ruſſen mit größter Hartnäckigkeit. General Oku hat das Hauptkorps der ruſſiſchen rechten Flanke ange⸗ griffen und manöverirt augenblicklich, um dieſes abzuſchneiden. Tondon, 19. Okt.„Morning Poſt“ veröffentlicht ein Telegramm aus Shanghai, wonach die ruſſiſchen Verluſte in der Schlacht am Scha⸗Fluſſe 17 000 Tote und 80 000 Ver⸗ wundete betragen haben. Berlin, 19. Okt. Die„BVoſſ. Ztg.“ meldet aus Paris: Wie amerikaniſche Blätter verſichern, ſollen die Japaner durch die Verhandlungen mit einer neutralen Macht die argentiniſchen Panzer„Garibaldi“ und„Peyredon“ und die chileniſchen Flaggſchiffe„Ohiggins“ und„Esmeralda“ um 4 Millionen Pfund Sterling gekauft haben. Wenn die neutrale Macht ſie Japan nicht zuführen kann, behält ſie dieſe bis zum Friedens⸗ ſchluſſe in ihren Häfen. Tſchifu, 19. Okt. Die Japaner richteten während ihrer Beſchießung von Port Arthur am 12. und 13. Oktober ihr Hauptfeuer gegen die im Hafen liegenden Schiffe, die vollſtändig als verloren gelten. Petersburg, 19. Okt. Hier herrſcht große Unruhe über das Schickſal der Garniſon von Port Arthur, da man ſeit mehreren Tagen ohne Nachrichten iſt. Die letzten Nach- richten ſtammen vom 12. Okt. und beſagen, daß die Angriffe der Japaner an Heftigkeit zunehmen. 1 J Deutſchland. Rerlin, 19. Okt. In Gegenwart des Kaiſerpaares, zahlreicher Fürſtlichkeiten, der Großherzogin von Baden und hoher geladener Perſonen wurde geſtern vormittag das National⸗ Denkmal des Kaiſers Friedrich enthüllt und gleichzeitig das Kaiſer Friedrich⸗Muſeum eingeweiht. Der Kaiſer und die Kaiſerin ſowie die Großherzogin eröffneten nach der Einweihung den Rundgang und begaben ſich hierauf nach dem königlichen Schloße zurück. Detmold, 19. Okt. Vom Geheimvertrag wird der „Lipp. Landesztg.“ berichtet, daß er zuſtande gekommen iſt auf das Drängen der Gemahlin des Fürſten Woldemar, Fürſtin Sophie, deren Lieblingswunſch es von jeher geweſen ſei, einem bückeburgiſchen Prinzen die Thronfolge zu ſichern. Nachdem ein zweiter Herzenswunſch der Fürſtin, ihre Nichte, Prinzeſſin Feodora von Langenburg, dem Prinzen Adolf von Schaumburg zu vermählen, mißlungen war, ſoll die Fürſtin verſucht haben, den Vertrag zu annullieren. Da aber habe Fürſt Woldemar erklärt:„War Prinz Adolf Dir recht als Gatte Deiner Nichte, ſo ſoll er mir als Schwager des Kaiſers erſt recht willkommen ſein.“ — Gräfin Wartensleben. Die Herkunft der Mutter des Grafregenten Leopold bietet den Schaumburgern Anlaß, die Anſprüche des neuen Grafregenten ebenſo zu beſtreiten wie wegen der Herkunft der Modeſte v. Unruh die Anſprüche des Grafregenten Ernſt. Wie bekannt, war die Mutter der Gräfin Caroline v. Wartensleben, alſo die Großmutter des Graf⸗ regenten Leopold, eine Bürgerliche, ein Fräulein Mathilde Halbach aus Philadelphia, die Tochter eines preußiſchen Konſuls. Und nun verfolgen die Schaumburger Heraldiker den Stamm⸗ baum der Halbach ins dritte und vierte Glied, und ſiehe, da gibt es Bauersleute unter den Vorfahren, einen Wilcken Bohlen und einen Bohl Lührs und einen Bohl Bohlen und gar einen Wilhelm Haſenclever, der im 17. Jahrhundert in Remſcheid anſäſſig geweſen iſt. Jetzt fehlt nur, daß die Det⸗ molder den Spieß umdrehen und die Vorfahren der Schaumburger Dynaſtie bis in's 16. Jahrhundert ausfindig machen. Der Aufſtand in Deutſch-Südweſtafrika. Berlin, 19. Okt. Wie die Morgenblätter melden, hat General v. Trotha 3 Kompagnien und anderthalb Batterien unter Oberſt Deimling gegen die Witbois geſandt. Berlin, 19. Okt. Gouverneur Leutwein meldet am 17. Oktober von Windhoek: Ich bin in Rehoboth eingetroffen, habe mit der 2. Erſatzkompagnie Kubkuis beſetzt und decke Nauchas, Momtſas und Hoachanas. Die Baſtards von Reho⸗ both ſind treu. Der Kapitän von Hoachanas iſt beſtimmt, derjenige von Gochas wahrſcheinlich beim Feind. Letzterer ſammelt ſich bei Kalkfontein und Rietmont. Nauch as und Momtſas ſind noch nicht, die Maltahoche dagegen iſt etwas Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgſtede. 831(Nachdruck verboten.) „Und iſt nicht ganz damit im Unrecht, liebe Kleine. Das Weib hat dem Mann zu folgen. Du aber, liebe Liſa, mußt Fräulein Mainaus Takt anerkennen, welcher ſie verhinderte, von ihrem Verhältnis zu Nordfeld zu ſprechen, denn natürlich hatte Andrea ſie längſt von Deiner Abweiſung des Bruders in Kenntnis geſetzt.“ „Biſt Du noch im Beſitz des Briefes, Reine?“ fragte jetzt Wolf mit kühlem Ton. Aber Amanda, die in ſeinem Geſicht zu leſen gelernt hatte, empfand, daß er ſehr erregt war. „Ja, Onkel Wolf.“ „Bitte, gieb ihn mir.“ Lindberg ſetzte nicht einmal ein er⸗ klärendes Wort oder irgend eine Erläuterung dieſes Wunſches hinzu, und Reine ſprang bereitwillig auf. „Gern, ich hole ihn Dir! Das Löſchblatt habe ich auch noch.“ Brief und Blatt in der Hand trat Wolf an das Fenſter. Vor ſeinen Augen tanzten die Buchſtaben, das Herz hämmerte in der Bruſt.„Mein teurer Martin“, vermochte er endlich zu entziffern. Und dann las er Zeile für Zeile, Wort für Wort. Es waren keine heißen Liebesbeteuerungen, keine Schwüre ewiger Treue welche das Schreiben enthielt, aber dasſelbe war in einem Ton abgefaßt, der die nahe Zuſammengehörigkeit dieſer beiden Menſchen deutlich erkennen ließ. Ja, es konnte kein Zweifel darüber obwalten, daß Irene Mainau und Martin Nordfeld ſich ſehr nabe ſtanden! Graf Lindberg ballte ſeine Rechte zur Fauſt. Eine beſinnungsloſe Gereiztheit kam über ihn! Weiß bis in die Lippen, vermochte er anfangs keinen klaren Gedanken zu faſſen. Dieſes Weib, das ſo rein und keuſch, ſo hingebend und be⸗ wunderungswert ſchien, dieſes ſchöne, herrliche Geſchöpf, dem es vorbehalten war, ſeine Seele zu erwecken, eine Schauſpielerin, eine Heuchlerin! Freilich, es war ein nicht zu unterſchätzender Sieg, den Mann, der ihr Abneigung entgegenbrachte, an ihren Triumphwagen zu ſpannen, um den Narren dann zu belächeln. Ja, ſie hatte gewußt, daß ihm gelehrte Weiber unſympathiſch waren, er hörte es aus ihrem eigenen Munde. Nun, ihr Triumph war ein über Erwarten vollſtändiger geweſen. Er, der Kurt getadelt, geſcholten hatte, war wie ein Schuljunge in die Falle gerannt, die ein ſchönes Weib ihm geſtellt hatte. Ein hohnvolles Lächeln verzog ſeine Lippen. Wenigſtens ſollte die Wunde ſeines Herzens niemand ſichtbar werden, wenigſtens ſollten ſich jetzt— zum Abſchied— die heißen Liebesworte, die er hatte ſprechen wollen, in giftige Pfeile verwandeln. Ganz ruhig wollte er ſein! Keine Wimper ſollte ihm zucken! Aber ſchonungslos wollte er ihr die Niedrigkeit der offenbarten Ge⸗ ſinnung vorwerfen! Amanda und Liſa gaben ſich bedeutungsvolle Zeichen. Die gefährlich werdende Sache mit dieſer Irene ſchien eine un⸗ verhofft günſtige Wendung zu nehmen. Reine tändelte ahnungs⸗ los mit Kurt. Plötzlich neigte ſich der Graf zu ſeiner Schwägerin herab. „Amanda, mir liegt viel an einer kurzen Unterredung mit Fräulein Mainau, könnte ich vielleicht in Andreas Zimmer einige Augenblicke mit ihr ſprechen?“ „Gewiß, beſter Wolf— natürlich! melden.“ Graf Lindberg ſchritt hinter Liſa her und trat dann an der ihn freundlich begrüßenden Andrea vorbei, in deren Gemach. Irene hatte ſich bei der Meldung Liſas erhoben und ſtand nun bebend vor dem geliebten Mann. Jetzt ſchloß ſich die Thür hinter den Schweſtern, jetzt wird er ihr ſeine beiden Hände reichen mit jenem Liebesblick, der ſo tief in ihr Herz gedrungen war.— „Mein gnädiges Fräulein“,— kalt und klanglos drang es an ihr Ohr—„ich bin gekommen, Ihnen Lebewohl zu ſagen!“ Irenes Antlitz befand ſich im Schatten, ſonſt würde Wolf gewahren, daß eine totenähnliche Bläſſe ſich darüber breitete. „Ich glaubte es mir ſchuldig zu ſein, nicht ſpurlos zu ver⸗ ſchwinden“, fuhr der Mann fort,„ſondern wollte Ihnen Liſa kann Dich an⸗ wenigſtens ſagen, daß Ihr Spiel entlarvt iſt, daß ich die Eut⸗ deckung freilich etwas ſpät gemacht habe, die mir hätte von Anfang an kein Geheimnis ſein dürfen. Wie Herr Martin Nordfeld darüber denken wird, daß ſeine Braut mich gewürdigt hat, in mir den Wahn zu erwecken, von ihr geliebt zu werden, entzieht ſich meiner Beurteilung. Schönen Weibern verzeibt man allerdings viel.“ „Herr Graf!“— Irene trat dem Mann einen Schritt näher. flehend, bittend ſchauten ihre ſchönen, braunen Augen in ſein finſteres Antlitz—„wer ſagte Ihnen?“— „Aber, meine Gnädigſte, das thut doch nichts zur Sache! Ich habe mit der vollendeten Thatſache zu rechnen, mit der Er⸗ kenntnis, daß Sie kein edles, großdenkendes Weib waren, ſondern eine ſchöne Kokette, der es um eine kleine Beluſtigung zu thun war!“ „Wie können Sie mich ſo kränken“,— noch immer klang die Stimme des ſtolzen Mädchens ſanft und flehend—„wie können Sie das Heiligſte in mir beleidigen?!“ „Es blieb mir keine andere Wahl“,— ein unendlich hoch⸗ mütiges Lächeln erſchien auf Wolfs Zügen—„dieſe beiden Zeugen ſprachen deutlich genug.“ „Aber Sie haben dennoch Falſches aus ihnen geleſen! Ja, Martin Nordfeld und ich ſchreiben uns ſeit Jahren, wir wuchſen zuſammen auf, wie Geſchwiſter— weiter verband uns nichts!“ „So— hm— die Geſchichte war etwas durchſichtiger Natur! Sie geſtatten wohl, daß ich an der Wahrheit derſelben zweifle!“ „Und weshalb? Muß Ihnen mein Wort nicht mehr gelten, als das anderer Perſonen?“ fragte Irene Mainau ſich auf⸗ richtend. Ein jäher Zweifel kam über ſie. Wieder erfüllte ſie jener unglückliche, beängſtigende Gedanke, da ſie zu arm für den Grafen wäre, daß er nur mit ihr geſpielt hätte. Das hielt ſie zurück, wie ihr Herz ſie trieb, ſeine Hand zu ergreifen und ihn eine Liebe zu erinnern, das gab auch ihren Worten einen en Klang. 67 (Fortſetzung folgt.) vom Feinde beläſtigt.— Das Reichspoſtamt teilt mit: Auf Grund eines Telegramms des Poſtamts in Windhoek iſt der geſamte Paketverkehr mit Gibeon eingeſtellt. Die Poſtanſtalten werden daher bis auf weiteres Pakete für dieſen Ort nicht mehr zur Beförderung annehmen. Die Hottentotten ſind, wie die„Rhein.⸗Weſtf. Ztg.“ mit⸗ teilt, politiſch in 12 Stämme gegliedert, von denen 7 in einer nicht nachweisbaren früheren Zeit eingewandert, die übrigen 5, die ſogen. Orlam, erſt im Verlauf des 19. Jahrhunderts aus der Kapkolonie über den Oranjefluß nach Norden vorgedrungen ſind. Die erſteren ſind: die Zeibſchen, 150— 200 Mann, um Keetmanshoop, 2. die Veldſchoendragers, 800 bis 1000 Mann, nordweſtlich von Rietfontain, 3. die Fransmanns⸗Hottentotten, etwa 800 Mann, um Gokhas, 4. die Zwartbois, früher um Franzfontain, nach dem Aufſtande 1897/98 kriegsgefangen nach Windhoek übergeführt, nur ein kleiner Reſt verblieb in den alten Wohnſitzen, 5. die Rote Nation, etwa 600 Mann, um Hoakhanas, 6. die Bondelzwarts, etwa 1800 Mann, um Warmbad, und 7. die Toppnaers, etwa 200 Mann, an der Walfiſch⸗Bai und eine weitere Abteilung in Zesfontein. Den Orlam gehören an: 1. die Bethanier, etwa 900 bis 1000 Mann, 2. die Hottentotten von Berſaba, etwa 900 bis 1000 Mann, 3. die Gibeoner(Witbois), 4. die Khauas⸗Hottentotten, früher in Gobabis-Ais anſäſſig, von der deutſchen Regierung 1896 zerſprengt, und 5. der kleine Reſt der Afrikander, 30 bis 50 Mann, in Gansberg. Ausland. DVaris, 19. Okt. Einer Brüſſeler Privat⸗Depeſche zu⸗ folge erzaͤhlen zurückkehrende Reiſende, daß der Aufſtand in Franzöſiſch⸗Kongo einen ernſten Umfang angensmmen habe. Außer den 4 niedergemachten Agenten ſeien noch 2 andere Weiße ermordet worden. Es beſtätigt ſich, daß die nach Ibenger geſandten Truppen eine Niederlage erlitten haben. Der Gouverneur verfügt nicht über genug Truppen, um den Aufſtand zu unterdrücken. Mailand, 19. Okt. Direktor Manzoni von der Geſell⸗ ſchaft Benedetti, die ſich mit der Fabrikation kugelſicherer Bruſtpanzer befaßte, iſt mit Hinterlaſſung zahlreicher Schulden geflüchtet. Er wird ſteckbrieflich verfolgt. Von den zahlreichen aus dem Auslande eingelaufenen Beſtellungen mit Vorausbe- zahlung wurde keine einzige ausgeführt. Welgrad, 19. Okt. Die„Stampa“ meldet aus Cettinje, daß der montenegriniſche Juſtizminiſter Schaulitſch nach einem Diner bei Hofe, zu welchem er vom Fürſten geladen war, in⸗ folge heftiger Magenkrämpfe plötzlich geſtorben iſt. Der Hofarzt, der von der Gattin des Miniſters gebeten wurde, die Todes⸗ urſache feſtzuſtellen, hat auf höheren Befehl abgelehnt. Allgemein iſt die Meinung vorherrſchend, daß Schaulitſch keines natürlichen Todes geſtorben iſt. 0 Petersburg, 19. Okt. Die ruſſiſche Telegraphen⸗ Agentur meldet aus Taebris vom 15. Oktober: Die Cholera nimmt zu. Täglich ſterben 300-400 Menſchen. Die armeniſche Bevölkerung verläßt die Stadt. Newyork, 19. Okt. Der„Herald“ erklärt an leitender Stelle: Rooſevelts Wahl ſei unzweifelhaft. Vornehmlich, weil die Demokraten infolge mangelnder Einigkeit kein Vertrauen bei dem Volke gewonnen hätten. Nah und Fern. Mannheim, 19. Okt. Ein neues großſtädtiſches Rieſenprojekt iſt hier in der Entſtehung begriffen, ſo berichten hieſige Blätter. Ein Konſortium von Kapitaliſten Mannheims und Ludwigshafens hat bereits namhafte Summen zur Ver- fügung geſtellt zur Errichtung eines„Zoologiſchen Gartens Mannheim⸗Ludwigshafen“ Der Generalplan für die Vorlage iſt bereits fertiggeſtellt, die in Größe und Reichhaltigkeit nach ihrem vollſtändigen Ausbau mit dem Frankfurter Zoologiſchen Garten in erfolgreichen Wettbewerb treten kann. Als Terrain iſt der Neckarauer Wald auserſehen und zwar das Gelände hüben und drüben des Bellenkrappen mit dieſem als Axe. Letzterer bildet in der Mitte einen großen Teich für Schwäne und Enten. Rings um den See kommen die Tierhäuſer zu liegen. Direkt am See links am Eingange liegt die Reſtau⸗ ration und in unmittelbarer Nähe das Oekonomie⸗ und Ver- waltungsgebäude, auch ein eigenes Waſſerwerk iſt vorgeſehen. Doch dürfte es noch ſehr fraglich erſcheinen, sb das Projekt die Cenehmigung der Großh. Rheinbauinſpektion erhält, da der Neckarauer Wald bekanntlich Ueberſchwemmungsgebiet iſt und wertvolle Anlagen im Neckarauer Walde nur geſchaffen werden können, wenn das Gelände hochwaſſerfrei gemacht wird. Die Lage iſt ſo gewählt, daß der„Zoologiſche Gar⸗ ten“ auch von Ludwigshafen leicht zu erreichen iſt durch das Trajektboot bei dem Rheinpark. Mannheim, 19. Okt Durch ausſtrömendes Gas wurden in der Nacht zu Sonntag die Frau des Fabrikmeiſters Habermehl und deren Kinder in Neckarau betäubt. Am Tage vorher waren infolge Bruch eines Gasrohres Reparaturen vor⸗ genommen worden und trotzdem drang im Laufe der Nacht ausſtrömendes Gas in die Wohnung. Der Ehegatte bemerkte glücklicherweiſe noch rechtzeitig die Gefahr, wodurch weiteres Unglück verhütet wurde. Guntersblum, 19. Okt. Aufregende Szenen ſpielten ſich vorgeſtern abend hier ab. Während der Weinleſe fehlt es an Arbeitskräften, weshalb unſere Winzer täglich die Handwerksburſchen auf der Landſtraße zur Arbeit engagieren. Etwa 80 ſolcher Leute ſind gegenwärtig hier beſchäftigt. Auch bei dem Spezereiwarenhändler N. waren ſolche Traubenleſer, die während des Tages fleißig dem Weine zugeſprochen hatten. f Als ſie des Abends für ihre Arbeit zu viel verlangten, wur- den ſie mit ihrem Herrn uneinig. Sie ſchlugen ihm ſämtliche Fenſter, auch die Schaufenſter ſeines Geſchäftes ein, weshalb der Hausherr in der Notwehr nach dem Revolver griff und auf die Eindringlinge ſchoß. Einer wurde von der Kugel in den Kopf getroffen. Er befindet ſich in ärztlicher Behandlung und man hofft ihn am Leben zu erhalten. Mainz, 19. Okt. Am Samſtag meldete ſich bei der Kriminalpolizei ein verheirateter Arbeiter des Gas- und Guß⸗ werks mit der Behauptung, ſeine Mitarbeiter bezichtigten ihn fälſchlich eines Sittlichkeitsverbrechens. Nach eingeleiteter Un⸗ terſuchung wurde feſtgeſtellt, daß ſich der Beleidigte tatſächlich im Inli ein derartiges Vergehen in Weiſenau an einem kleinen Kinde hat zu Schulden kommen laſſen. Der Attentäter wurde in Haft genommen. Mainz, 19. Okt. Gegen die Verhaftung Beſchwerde erhoben, hat die Kellnerin Elſe Werner, die vor einigen Tagen in Frankfurt feſtgenemmen wurde. Sie war die Geliebte des durchgebrannten Weinhändlers Fritz Haas und ſoll an ſeinen Verfehlungen mit ſchuld ſein. Ihre Beſchwerde gegen die Ver⸗ haftung iſt nunmehr abgewieſen worden, weil dringender Flucht⸗ verdacht vorliegt. Friedberg, 19. Okt. Der 19jährige Sohn einer hieſigen achtbaren Familie verübte geſtern abend gegen 8 Uhr auf offener Straße einen Selbſtmordverſuch, indem er ſich einen Schuß in die rechte Schläfe beibrachte. Der Schwerverletzte wurde ſofort in das hieſige Spital überführt. Das Motiv iſt unbekannt. Hanau, 19. Okt. Die Meldung von dem Ueberfall eines Landwirts durch einen wütenden Hirſch im Walde bei Bieber iſt dahin richtig zu ſtellen, daß der Mann nicht getötet, aber derart ſchwer verletzt wurde, daß er bewußtlos vom Platze getragen werden mußte. Eine Stange des Gehörns durchbohrte ihm das linke Auge und drang tief in das Ge⸗ hirn; auch ſonſt erlitt der Mann ſchwere Verletzungen. Landau(Pfalz), 19. Okt. Ein Großfeuer in Damm⸗ heim äſcherte zwei Wohnhäuſer, fünf gefüllte Scheunen und fünf Ställe ein. Gernsbach, 19. Okt. Haus des Gemeinderechners Klee nieder. ſtiftung vermutet. Freiburg, 19. Okt. Samſtag Nacht fand man in der Ringſtraße die Leiche einer 25jährigen Küchenmagd. Ob Selbſtmord oder Unglück vorliegt, iſt noch nicht feſtgeſtellt. Ein Verbrechen ſoll ausgeſchloſſen ſein. c In Staufenberg brannte das Es wird Brand⸗ JSFͥP TC ⁵² AAA A 1 Caſtrop in Weſtfalen, 19. Okt. Erdroſſelt wurde heute früh auf Zeche„Viktor“ der frühere Stadtverordnete Bergmann und Grubenmaurer Rottmann von hier. Um ſich vor Näſſe und Erkältung bei ſeinen Arbeiten im Schachte zu ſchützen, hatte Rottmann einen Büſchel gebrochenen Hanfes um den Hals gewunden. Hiermit kam er dem aufgehenden Förder- gefäße zu nahe, dieſes erfaßte den Hanf, riß Rottmann mit, der ſo vor den Augen ſeiner Kameraden erdroſſelt wurde. — Eine Braut als Einbrecherin. Ein ganz eigen⸗ artiger Einbruchsdiebſtahl iſt, wie ein Telegramm aus Osna⸗ brück meldet, nachts in dem in dortiger Gegend gelegenen Schützenhof verübt worden. Der Kaſſenſchrank war erbrochen und um ſeinen ganzen Inhalt— 22 000 Mark in Wertpa⸗ 5 pieren und 1500 Mark in bar— erleichtert worden. Es 1 gelang ſehr bald, den Dieb ausfindig zu machen. Es war— 1 ein junges Mädchen, das morgen Hochzeit feiern wollte und ihre Mitgift auf dieſem ungewöhnlichen Wege vervollſtän⸗ digt hatte. Paris, 19. Okt. Die Eheleute Klein, die verdächtig ſind, in Wien den Armenrat Sikors ermordet zu haben, wurden hier verhaftet. Fiume, 19. Okt. Hier zirkulieren Gerüchte, daß der vorige Woche abgegangene Auswanderer⸗Dampfer Ultonia mit 2200 Auswanderern an Bord, infolge Sturmes an der ſpa⸗ niſchen Küſte geſunken ſein ſoll. — Das Licht als Heilfaktor. Bei den Verhandlungen des letzten Dermatslogen⸗Kongreſſes in Berlin ſowie des Natur⸗ forſcher⸗Kongreſſes in Breslau waren die Behandlung von Krebsgeſchwulſten und Lupus mittels Licht und Röntgenſtrahlen Gegenſtände einer eingehenden Debatte, an der ſich auch Herr Dr. H. Strebel, Leiter der Heilanſtalt„Elektron“ in München, beteiligte. Er machte Mitteilung von einigen neuen Methoden, die von ihm zuerſt in die Terapie eingeführt und in der letzten Zeit bereits mit ſehr guten Erfolgen zur Anwendung gebracht wurden. Es handelt ſich vor allem um die Behandlung von Lupus oder Hautkrebs mit dem ſogenannten Lichtbrandverfahren. Die Wirkung beſteht in einer tstalen Vernichtung der beſtrahlten Gewebe und die Abheilung erfolgt in etwa 3— 4 ö Wochen. 4 — Geſchieden muß ſein. Dieſer Tage ſpielte ſich folgende Szene auf dem Bahnhof in Samara(Rußland) ab. Ein junger Offizier nahm Abſchied von ſeiner Frau, um in den Krieg zu ziehen. Die junge Frau hing an ſeinem Halſe und ſchluchzte herzzerreißend, dabei hielt ſie ihn feſt umſchlungen, als wollte ſie ihn nimmer laſſen. Der Offizier kämpfte ſichtbar mit Tränen, doch bewahrte er gewaliſam die Faſſung. Da tönte der grelle Pfiff der Lokomotive— geſchieden muß ſein. Das Herz des jungen Offiziers war dieſer Aufregung nicht gewachſen, er brach zuſammen und fiel zu Boden. Die hinzu⸗ eilenden Aezte konnten nur ſeinen Tod konſtatieren. Die junge Frau wurde ohnmächtig fortgebracht und kam erſt in ihrer Wohnung zur Beſinnung, doch war ihr Geiſt um- nachtet. eee ee duet ge, 1 0 W 8 E Bumoriſtiſches. — Annäherung.„Ach, Sie wärden giedichſt entſchuld⸗ 1 chen, mei' ſähr verährtes knäd'ches Freileinchen... ich mechte Sie nämlich bloß ergebenſt aufmerkſam machen: Se ham m was im Auge!“—„So!“—„Ei ja. Nämlich— ſo was Liebes!“ — Erbſchaft. Richter[zum Univerſalerben!:„.. Leider hat Ihnen der Verſtorbene nur eine Raſier⸗Abonnementkarte hinterlaſſen— es ſind aber noch drei Coupons daran!“ — Studios Vermögen.„Haben Sie Vermögen?“— „Ja, un bewegliches!“—„Woraus beſteht es?“— „Aus einer alten Tante, die nicht zu bewegen iſt, das ürdiſche Jammertal zu verlaſſen!“ „3 — Erkennungszeichen.„Kennen Sie mich denn nicht mehr, Meiſter?.. Ich habe ja vor zehn Jahren bei Ihnen 1 gelernt!“—„Hm— Ihr Geſicht iſt mir fremd geworden— 1 14 aber Ihre Ohren kamen mir gleich ſo dekannt vor! — Enmpfindlich.„.. Aber warum wollten Sie denn Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgſtede. 841(Nachdruck verboten.) „Einſt glaubte ich das auch, aber heute, mein gnädiges Fräulein, iſt mein Vertrauen in Ihre Wabrhaftigkeit ge⸗ ſchwunden.“ Irene Mainau ſtieß einen zitternden Seufzer aus. Sie löſte ſich aus ihrer Erſtarrung, ſie erfaßte mit ihren beiden Händen nun doch ſeine Rechte und ſagte mit allem Zauber ihrer weichen Stimme: „Nein, nein, es kann nicht alles ein Traum geweſen ſein! Sie müſſen mich geliebt haben! Sie müſſen mir glauben! Ich bin nicht mit Martin verlobt!“ Wie nahe ſie ihm war! Wie ihre ſammetweiche Wange ſo farblos wurde! Wie ihre herrlichen Augen bittend, trauernd an den ſeinen bingen! Aber der Reiz ihres Weſens hatte ihn ja von Anfang an hingeriſſen und bezaubert. Dieſes Gemiſch von Stolz und Weichbeit war es ja gerade, was ſie für ihn ſo begehrenswert machte! Schroff befreite er ſeine Hand, die raſende Eiferſucht machte ihn blind und grauſam. „Verlobungen laſſen ſich ja ſchlietzlich wieder löſen, wenn— nun, wenn eine beſſere Verſorgung in Ausſicht ſteht!“ Irene Mainau wich vor dem Mann, den ſie mit aller Kraft ihrer reinen, ſtarken Seele liebte, zurück, wie vor etwas Furcht⸗ barem! Ein Schwindel befiel ſie! Das alſo dachte er von ihr! Sie, die nur ihn, ſein Selbſt, ſein ganzes Weſen geliebt hatte, ohne Nebengedanken, ohne Berechnung, beſchuldigte er einer ſo niedrigen Geſinnung. Das traf ſie mitten ins Herz. Nein, er liebte ſie nicht! Sie war ihm nichts weiter als ein Spielball müßiger Stunden, ſonſt müßte er ihr glauben. Nichts als die Laune des großen Herrn führte ihn zu ihr. Großer Gott! und ſie, ſie hutte ihm ihr heiligſtes Empfinden, die ganzen Tiefen ihres Herzens in unbedingtem Vertrauen enthüllt und preis⸗ gegeben. „Allerdings, Verlobungen laſſen ſich wieder löſen!“— ihre Lippen zuckten in bitterem Weh—„und geheuchelte Gefühle verweht der Wind.“ „Irene!“ Die beiden, die faſt beim erſten Sehen der Sturm der Leidenſchaft zueinander geführt hatte, ſtanden ſich nun von Zorn und gekränktem Stolz verblendet, fremd und kalt gegenüber. Eine Lohe war bei des Weibes Worten dem Manne ins Geſicht ge⸗ ſchlagen. Die tiefe Kränkung, die in ihren Worten lag, ent⸗ zündete eine Flamme in ſeinen Augen. Wehe dem Mann, der ihm das zu ſagen gewagt hätte! Und wie ſie vor ihm ſtand. Schöner faſt noch in ihrem Zorn, als in ihrer Liebe. Er ver⸗ gaß ganz, daß er zuerſt an ihr gezweifelt, ihr zuerſt Treuloſigkeit vorgeworfen hatte. Er fühlte nur das Beſchämende ihrer harten Entgegnung. Vortretend, legte er faſt automatenhaft Brief und Löſchblatt auf Andreas Schreibtiſch. „Wenn Sie ein ſo hohes Vertrauen in meinen Charakter ſetzen“,— ſeine Worte klangen unheimlich ruhig—„bleibt mir nur noch übrig, mich Ihnen gehorſamſt zu empfehlen, Fräulein Mainau.“ Das zitternde Weib krampfte die Hände zuſammen, die Nägel drangen ihr ins Fleiſch. Mit übermenſchlicher Kraft er⸗ ſtickte ſie den Verzweiflungsſchrei, der auf ihren blutleeren Lippen ſchwebte. Sie ſah ſeine hohe Geſtalt ſich höflich ver⸗ neigen, das blonde— ach, ſo geliebte Haupt ſich abwenden, hörte die Thür ſich leiſe ſchließen— ohne einen Seufzer, einen Laut brach Irene Mainau, wie vom Blitz vernichtet, zuſammen. Die zurückkehrende Andrea fand die Freundin zu Boden geſunken, ohne Leben! Es mußte etwas Furchtbares geſchehen ſein, was eine Natur wie Irene mit jähem Schlage fällte. Fräulein Brachmöller verſchloß die Thür, damit kein Unberufener herein⸗ zutreten vermochte, dann kehrte ſie zu dem vergötterten Mädchen, welches ihr eine zärtliche Schweſter geworden war, zurück. „Irene, meine arme, geliebte Irene!“ Sie drückte das bleiche Haupt an ihre Bruſt—„o Gott, was iſt Dir geſchehen! Wer konnte wagen, Dich zu kränken, Dich, Du Gute, Auf⸗ opfernde.“ Endlich vermochte Irene ſich aufzurichten. Sie ließ ſich 1 willig ſtützen und von Andrea umſchlingen. Sie hörte kaum, was 1 die Freundin ſprach. Nur eins wußte und empfand ſie: ihr 1 Glück, ihr Leben, ihre Hoffnung war mit Wolf verloren! f „Schweſterherz, Du ängſtigſt mich! Habe Vertrauen zu mir, ſprich Dich aus! Du weißt, daß nie ein Wort über meine Lippen kommen wird!“ Schwer ſank Irenes Haupt an Andreas Schulter; aber ſie ſchwieg. f „Meine arme Irene, nicht wahr, Du weißt, daß Du Dich in allen Dingen auf mich verlaſſen kannſt.“ „Ja, das weiß ich“, es klang ganz leiſe, und plötzlich ſchrie b das ſonſt ſo ſtarke, beherrſchte Mädchen laut auf: „Gott, Gott, an den ich ſo feſt glaubte, warum haſt Du mir N das gethan?“ Da fragte Andrea nicht mehr. Sie hielt die bebende Geſtalt wortlos in den Armen. Es ging ihr eine Ahnung auf von dem herben Weh, welches über Irene hereingebrochen war. Endlich richtete ſich dieſe empor. „Andrea, willſt Du mich begleiten? Verzeih, ich kann heute keinen der Deinen ſehen und das Alleinſein— ich fürchte mich davor.“— 5 8 Wolf Lindberg war mit feſten, ſchnellen Schritten in Amandas Gemächer hinübergegangen. Auf ſeinem bleichen, un⸗ beweglichen Geſicht war nichts von ſeinen Gefühlen zu leſen. Ruhig plauderte er eine Weile von allem möglichen, dann ſagte er, ſich erhebend: „Eigentlich bin ich gekommen, mich Dir zu empfehlen, Amanda. Ich reiſe morgen ab!“ „So plötzlich, Wolf“,— mühſam verbarg die blonde Frau ihre unangenehme Ueberraſchung—„das bedaure ich. Unſer Familienkreis war ein ſo gemütlicher, netter, daß—“ „Liebe Schwägerin, Du darfſt die Hoffnung nicht ſo ſchnell aufgeben, einen Wilden zu zähmen und zu ſanfteren Sitten zu gewöhnen. Bedenke, ich führte jahrelang ein Nomadenleben, da wird die alte Reiſeluſt zuweilen übermächtig in mir.“(F. f.) lunge und was burg W Aben Gene Lueti biſcher wiede. Nach die e günſt ſturke 7 J. haltene ſlbe euch g, fungen Iban Iiſton Ruſſe Rück Kamp hat a (Verd. haner dart 9 bete ſhig, birgsz des l Katte denn ganzt ſel. Koiſe Nacht den 5 wurden 0 bis lug N Un f N Pelerzz hie i alt en ich lt l t. 1 82 1 8 beim Abendeſſen ſo ungern neben dem berühmten Polarforſcher ſitzen, gnädige Frau?—„Ja wiſſen Sie, beim Fünfuhr⸗Tee ſaß ich noch neben einem Afrikareiſenden, und da fürchtete ich den plötzlichen Temperaturwechſel!“ — Meédisance.„... Aber Berta, über abweſende Perſonen ſoll man entweder garnicht oder nur das Beſte ſprechen!“—„Das iſt ja aber noch das Beſte, was ich über dieſe Perſon weiß!“ a — In Gedanken.„Marie, warum ſchreit denn der Kleine ſchon wieder?“—„Weil ich ihn trocken leg', Herr Profeſſor!“—„Sooo... Ja hat es denn heut' ſchon wieder geregnet?“ Obſt⸗ und Gartenbau⸗Verein für die Bergſtraße und das angrenzende Gebiet. Nachſtehend bringen wir die unterm 15. Oktober 1904 bei der Zentralſtelle für Obſtverwertung in Frankfurt a. M. er⸗ zielten Durchſchnittspreiſe: Tafeläpfel per Zentner Mk. 8—14 Tafelbirnen 5 1„ 8-12 Kochäpfel 1 17 17 8 8 Moſtäpfel 5 5„ 2.50— 2.60 Die Preiſe verſtehen ſich bei ſofortiger Lieferung. Bensheim, 18. Oktober 1904. Für Geiſt und Herz. Urteile von einem Menſchen lieber nach ſeinen Hand⸗ lungen, als nach ſeinen Worten; denn viele handeln ſchlecht und ſprechen vortrefflich. * ** Ein rechter Mann hat zwei Geſichter die er hält, Das eine auf ſein Haus, das andre auf die Welt. Das freundliche Geſicht, das wendet er ins Haus, Das ernſte aber kehrt er in die Welt hinaus. * ** Unſere Jugend ſammelt nur Seufzer für das Alter. K 5* Wenn wir ſchön ſind, ſind wir ungeputzt am ſchönſten. ** 71 Gläubiger haben ein beſſeres Gedächtnis als Schuldner. * ** Sage nicht was Du ſagſt. immer, was Du weißt, aber wiſſe immer, Letzte Nachrichten. Die Schlacht am Schaho. Berlin, 19. Okt. Der Lokalanz. meldet aus Peters⸗ burg: Aus Tokio hier eingetroffene Privatdepeſchen beſtätigen, daß die Ruſſen in der Nacht vom 17. ſelbſt Erfolge hatten. Das hart bedrängte japaniſche Zentrum erhielt dann am Abend des 17. erhebliche Verſtärkung von den Truppen der Generale Nodzu und Kuroski, ſo daß die Ruſſen alsdann bei Lueting zurückgewieſen werden konnten. Aber die drei japa⸗ piſchen Armeen konnten das von Oku verlorene Terrain nicht wieder zurückerobern. Berlin, 19. Okt. Das Tagebl. meldet aus Petersburg: Nach den bis zur Stunde hier vorliegenden Nachrichten hat die Schlacht am Schaho ſeit dem 18. für die Ruſſen eine günſtige Wendung genommen. Kuropatkin hat ſie mit ſeiner ſtarken Reſerve durch perſönliches Eingreifen wieder hergeſtellt. In heldenhafter Weiſe führte er die Infanterie der zurückge- haltenen Korps immer wieder erneut in den Kampf, bis der⸗ ſelbe zwiſchen Linſchipu und Schahopu zu Gunſten der Ruſſen entſchied. Nodzus Armee, die die ganze Laſt des Kampfes trug, gilt als entſchieden geſchlagen. Petersburg, 19. Okt. Aus Mukden melden die Zei⸗ tungen einen vollſtändigen Sieg der Ruſſen. Mehrere tauſend Japaner ſeien gefangen, zahlreiche Geſchütze erobert. Die Di⸗ viſtion Yamada ſei böllig vernichtet. Lingſchin ſei von den Ruſſen beſetzt. Die Japaner ſeien auf der ganzen Linie im Rückzug begriffen. Nodzus Armee, welche die ganze Laſt des Kampfes trug, gelte als entſcheidend geſchlagen. Auch Oku hat auf dem äußerſten linken Flügel keine Fortſchritte gemacht. (Verdächtig klingt die Meldung, daß die Ruſſen tauſende Ja- paner gefangen hätten; ſeither haben es die Japaner meiſt vorgezogen zu ſterben, anſtatt ſich zu ergeben. D. Red.) Vetersburg, 19. Okt. Die Blätter fahren fort, wei⸗ tere Siegesnachrichten zu verbreiten. 58 japaniſche Feldge⸗ ſchütze, zahlreiche Munition, Gewehre und mehrere ſchwere Ge⸗ birgsgeſchütze ſollen erbeutet worden ſein. Der Korreſpondent des„Ruß“ behauptet, die Japaner, welche alles auf eine Karte geſetzt haben, befänden ſich in einer ſolchen Lage, daß wenn der Erfolg auf der ruſſiſchen Seite bleibe, die ganze japaniſche Armee moraliſch und phyſiſch vernichtet ſei.(2) Petersburg, 19. Okt. General Kuropatkin meldet dem Kaiſer vom 18. Oktober. Die Japaner verſuchten in der Nacht zum 18. Oktober die ruſſiſche Vorhut der Abteilung, die den„Bergkegel mit dem Baum“ beſetzt hält, anzugreifen, ſie wurden aber zurückgeſchlagen. Andere Meldungen über Kämpfe ſind bis 10 Uhr morgens nicht eingegangen. Auf allen Stel⸗ lungen herrſcht Ruhe. Die ganze Nacht hat es geregnet; die Wege ſind ſehr ſchlecht geworden. Berlin, 19. Okt. Der„Lok.⸗Anz.“ meldet aus Petersburg: Die Siegesnachricht vom Kriegsſchauplatz wurde 8 in allen Schichten der Reſidenzbevölkerung mit lautem Jubel aufgenommen. Ihr Eintreffen hängt mit dem Gedenktage des erſten Bombardements von Sebaſtopol und mit dem erſten Namenstage des kleinen Großfürſten⸗Thronfolgers zu⸗ ſammen. Es wird weiter gemeldet, daß die den Japanern abgenommenen Geſchütze während der neuen Schlacht in der Nacht zum 18. zum Teil von den Ruſſen benuͤtzt wurden. Die Erſtürmung des„Berges mit dem Baume“ iſt hauptſächlich das Verdienſt des Generalmajors Putilow, Kommandeurs der 2. Brigade der 5. Oſtſibiriſchen Schützen⸗ Diviſion vom 2. ſibiriſchen Armeekorps. Der furchtbarſte Kampf wütete bei der Artillerie. Die Ruſſen vernichteten faſt alle Bedienungsmannſchaften und Pferde der japaniſchen Batterien. General Kuropatkin ritt trotz furchtbaren Feuers die genommenen Poſitionen ab und ſprach den Truppen ſeinen wärmſten Dank aus. Telio, 19. Okt. Die Ruſſen richteten in der Nacht zum 18. einen wilden Sturmangriff gegen die Stellungen Generals Okus und griffen auch die Generale Nodzu und Kuroki an, wurden aber überall unter großen Verluſten zurückgeworfen. * Viernheim, 20. Okt. Seit einigen Wochen herrſcht in unſerem Orte eine Maſern⸗Epidemie. Die Krankheit nimmt vielfach durch das Hinzutreten von Lungen- Entzündung, Bräune u. ſ. w. einen ſchlimmen Ausgang und ſind derſelben bereits eine große Anzahl Kinder zum Opfer gefallen. In manchen Familien liegen ſämtliche Kinder an der Krankheit darnieder und viele Eltern ſchauen betrübt in die Zukunft. Vor Allem ſeien die Eltern zur Vorſicht gemahnt. Man iſt es gewöhnt, die Maſern oder Rötheln als eine unge⸗ fährliche Krankheit zu betrachten; daß ſie dies nicht immer iſt, haben viele Eltern ſchon zu ihrem Leidweſen erfahren müſſen. Die Kinder ſollen ſobald ſich Zeichen der Erkrankung oder Unwohlſein bei ihnen einſtellen, unter allen Umſtänden im Bette und im durchwärmten Zimmer gehalten und auch nach anſcheinend überſtandener Krankheit nicht ſofort auf die Straße gelaſſen werden; es ſtellen ſich bei Nichtbeachtung dieſer Vorſichtsmaßregel ſehr oft die gefährlichen Rückſchläge ein. Im übrigen ziehe man in jedem Falle einen Arzt zu Rate und befolge dann aber den letzteren auch.— Bis heute hat die Epidemie noch nicht nachgelaſſen und ſind die Schul⸗ ferien am Montag bis auf weiteres reſp. bis zur Entſcheidung des Kreisgeſundheitsamtes vorläufig auf un beſtimmte Zeit verlängert worden. Die von einer Anzahl auswärtiger Zei⸗ tungen gebrachte Mitteilung, die Schulen ſeien hier auf drei Wochen geſchloſſen, entſpricht nicht den Tatſachen. Lampertheim, 19. Okt. Der Rücktritt des Herrn Bürgermeiſters Seelinger von ſeinen Aemtern als Bürgermeiſter, Standesbeamter und Ortsgerichtsvorſteher iſt nunmehr Tat⸗ ſache geworden, nachdem er 30 Jahre lang ſeine hervorragende Kraft dem Wohle der Gemeinde gewidmet hat.— Das hier kurſierende Gerücht, wonach der am 6. Juni zum erſten Bei⸗ geordneten gewählte Gemeinderat Wegerle die kreisamtliche Beſtätigung erhalten habe, iſt unrichtig. Offiziell hat Wegerle bis zur Stunde die Beſtätigung noch nicht erhalten. Unter⸗Schönmattenwag, 19. Okt. Ein Arbeiter aus Langental der im Stalle des Schmied s Joh. Georg Martin nächtigte, erſtickte durch Feuerqualm. Ebenſo kamen drei wertvolle Stück Rindvieh um; doch ſind die Tiere verſichert. Vermutlich entſtand das Feuer durch unvorſichtiges Wegwerfen eines Zündholzes. Die Hausbewohner wurden durch den Geruch des Feuers aufmerkſam und konnten dem weiteren Ausbruch desſelben Einhalt tun. Eberbach, 19. Okt. Geſtern nachmittag iſt der 48 Jahre alte Schiffsmatroſe Heinrich Lang von Neckar⸗ ſteinach an der he ſſiſchen Grenze bei Eberbach, während er mit dem Schiffer Heinrich Krieger ihr mit Steinen beladenes Schiff im Neckar abdrücken wollte, ausgeglitten und in den Neckar geſtürzt. Die Leiche konnte bis jetzt nicht geländet werden. Mainz, 19. Okt. Das 3½ Jahre alte Kind des Bäckermeiſters Beiſiegel ſpielte geſtern morgen im Bett mit Streichhölzern. Dabei fing das Nachtkleidchen des Kindes Feuer. Das Kind erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß es bald verſtarb. Freiburg, 19. Okt. Das Schwurgericht verur- tellte den 35 Jahre alten Steinhauer Ullrich Fuchs von Buchau, welcher am 25. Juli in Malsburg ſeine Logisfrau, die Witwe Zahard ermordete, wegen Totſchlags zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt. Bamberg, 20. Okt. In Lichterfeld erſchoß der Korbmacher Muͤller ſeinen 21jährigen Bruder infolge eines Streites wegen der Pflege der kranken Mutter. Der Täter wurde verhaftet und ins Landgerichtsgefaͤngnis ein⸗ geliefert. Redaktion, Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. der heutigen Nr. liegt ein Proſpekt der Firma Karl Ludw. Engelhard, Lotterie-⸗Geſchaͤft, Eiſenach, betr. die 5. große Eiſenacher Geld⸗Lotterie, bei, worauf Spielluſtige aufmerkſam ge macht werden. 2 Bekanntmachung. Betreffend: Die freiwillige Verſicherung nach dem Reichsgeſetze über die Invalidenverſicherung: insbeſondere die freiwillige Verſicherung der ſelbſtaͤndigen Hand⸗ werker. Nach§ 14, Abſatz 1, Ziffer 2 des Invaliden⸗Ver⸗ ſicherungsgeſetzes ſind befugt, freiwillig in die Verſiche⸗ rung einzutreten, ſolange ſie das 40. Lebensjahr nicht vollendet haben: Gewerbetreibende und ſonſtige Betriebs⸗ unternehmer, welche nicht regelmäßig mehr als 2 verſicherungspflichtige Lohnarbeiter beſchäftigen, ſowie Hausgewerbetreibende, ſämtlich ſoweit nicht durch Beſchluß des Bundesrat die Verſicherungspflicht auf ſie erſtreckt worden iſt. Nach Abſatz 2 des genannten§ ſind dieſe Perſonen ferner berechtigt, beim Ausſcheiden aus dem die Berechtigung zur Selbſtverſicherung begruͤndenden Verhaͤltniſſe die Selbſtver⸗ verſicherung fortſetzen und nach den Beſtimmungen des§ 46 des Invalidenverſicherungsgeſetzes zu erneuern Des Weiteren ſind nach Abſatz 3 des genannten§ Per- ſonen, welche aus einem die Verſicherungspflicht, begründen⸗ den Verhäͤltniſſe ausſcheiden, befugt die Verſicherung freiwillig fortzuſetzen oder zu erneuern.(Weiterverſicherung). Da erfahrungsgemäß die kleinen Unternehmer(Hand⸗ werker etc.) von der ihnen hiernach gewährten Vergünſtigung zur freiwilligen Verſicherung wegen Unkenntnis dieſer Be⸗ ſtimmung nur ſelten Gebrauch machen, weiſen wir die Inte⸗ reſſenten und insbeſondere die Handwerker auf die geſetzliche Befugnis zur freiwilligen Verſicherung(Selbſtver⸗ ſicherung) hiermit ausdrücklich hin. Heppenheim, den 14. Oktober 1904. Großh. Kreisamt Heppenheim. von Hahn. Bekanntmachung. Heppenheim, den 8. Oktober 1994. Betreffend: Verhütung der Feuersgefahr bei Aufbewahrung leicht brennbarer landwirtſchaftlicher Produkte. Das Grofherzogliche Kreisamt Heppenheim an die Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes. Nach§ 74 der Ausführungs⸗Verordnung zur allge⸗ meinen Bauordnung durfen offene oder nur mit Latten und dergleichen abgeſchloſſene Schuppen zur Aufbewahrung von Garben, Stroh, Futter und anderen leicht brennbaren Gegenſtänden nur inſoweit und auf ſo lange benutzt werden, als ſie nicht auf eine die Feuergefährlichkeit erhöhende Weiſe bewohnten Gebäuden oder öffentlichen Straßen nahe gerückt ſind. Es bedarf daher einer Wuͤrdigung der örtlichen Ver⸗ hältniſſe in jedem Einzelfalle, ob die Lagerung der leicht brennbaren Gegenſtände zu geſtatten oder durch Polizeibefehl zu unterſagen iſt. Nachdem bei Brandfällen der letzten Wochen ſich wieder⸗ holt ergeben hat, daß die Brandurſache wohl in der Lagerung von Getreide in ſolchen Schuppen oder zwiſchen den verſchie⸗ denen Gebäuden einer Hofraite zu ſuchen iſt, geben wir Ihnen hiermit auf, nachforſchen zu laſſen, ob bei dem heurigen Ernte⸗ ſegen die Lagerung von Getreide etc. nicht vielfach in unge⸗ eigneten Schuppen, bezw. in feuergefährlicherweiſe geſchieht und empfehlen, eintretendenfalls geeignete Abhuͤlfe anzuordnen. Falls Ihren Anordnungen nicht Folge geleiſtet wird, iſt uns ſofort berichtlich Vorlage zu machen. Ebenſo machen wir Ihnen zur Pflicht, bei Lagerung von Getreide etc. unter freiem Himmel zu prüfen, ob die in Artikel 147 des Polizeiſtrafgeſetzes vorgeſchriebene Entfernung von Gebaͤuden eingehalten iſt. von Hahn. 1476 Der§ 74 der Ausführungsverordnung zur allgemeinen Bauordnung lautet Offene oder nur mit Latten und dergl. abgeſchloſſene Schuppen dürfen zur Aufbewahrung von Garben, Stroh, Futter und anderen leicht brennbaren Gegenſtänden nur inſo⸗ weit und auf ſo lange benutzt werden, als ſie nicht auf eine die Feuergefährlichkeit erhöͤhende Weiſe bewohnten Gebäuden oder öffentlichen Straßen nahe gerückt ſind. Der Artikel 174 des Polizeiſtrafgeſetzes lautet: Stroh, unausgedroſchenes Getreide, Heu, Grummet, dürrer, unbereiteter Hanf und Flachs, dürre Streumittel und dergleichen leicht entzündliche Gegenſtände dürfen unter freiem Himmel zum Zwecke längerer Aufbewahrung in größerer Menge, bei Vermeidung einer Strafe von 1 bis 5 fl., nicht anders als in einer Entfernung von hundert Fuß— 25 Meter— von jedem nicht feuerſicher gedeckten, fuͤnfzig Fuß — 12,5 Meter— von jedem feuerſicher gedeckten und mit einer Feuerung verſehenen, endlich dreißig Fuß— 7 5 Meter — von jedem anderen feuerſicher gedeckten Gebaͤude aufge⸗ ſchichtet werden. Der 8 367 des Reichsſtrafgeſetzbuches lautet Mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft wird beſtraft: Wer Waren, Materialien, oder andere Vorräte, welche ſich leicht von ſelbſt entzünden oder Feuer fangen, an Orten, oder in Behältniſſen aufbewahrt, wo ihre Entzündung gefähr- lich werden kann, oder wer Stoffe, die nicht ohne Gefahr einer Entzündung bei einander liegen können, ohne Abſonde⸗ rung aufbewahrt. Alle Sorten 8 Lacke, Pinſel, Parquettbodenwichſe, Stahl- ſpähne, Leinöl und Teinölfirniß, Terpentinöl, Ficcatif, Schellack, Carbolineum, Gold-, Silber-, Aluminium- etc. Bronze in Fläſchchen und Pulver Bronze- Tinktur 1871 Karl Marbach Flora- Drogerie, Rathausſtr. 15. empfiehlt Bekanntmachung. Freitag, den 21. d. Mts., vormittags 10 Uhr wird auf dem Rathauſe hier das Anfahren von 140 ebm. Bruchabfall auf den Blau⸗Gewannen⸗ und Vierruthenweg losweiſe wenigſtnehmend verſteigert. Viernheim, den 18. Oktober 1904. 1487 Großgh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bekanntmachung. Freitag, den 21. Oktober l. Is., vormittags 10 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier, die bei der neuen Bahnanlage erübrigten Reftparzellen nochmals auf ein weiteres Jahr in Pacht verſteigert. Viernheim, 18. Oktober 1904. 1488 Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bekanntmachung. Den Mitgliedern der Gemeindekrankenverſicherung Viern⸗ heim wird hiermit eröffuet, daß bei allen Erkrankungsfällen das Krankengeld am Schluß jeder Woche (Samstags vormittags) bei dem Rechner zu erheben iſt. Es ſind daher die diesbezüglichen Krankenſcheine all⸗ wöchentlich Freitag nachmittags bei dem behandelnden Arzte abzuholen und bei uns abzugeben. Bei Nichtbeobachtung dieſer Anordnungen wird den Mitgliedern die Gewährung des Kran⸗ kengeldes verweigert. Viernheim, den 8. Oktober 1904. 1454 Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bekanntmachung. Donnerſtag, den 20., Freitag, den 21. und Samstag, den 22. d. Mts. wird erhoben: 1. das 4. Ziel direkte Steuer pro 1904, 2. das 2. 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