11 — Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt) Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchließl. Trägerlohn, durch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. Nr. 131. Niernheimer Anzeiger Amtsblatt der Groß. Bürgermeiſterei Viernheim. —— Wirkſamſtes Inſertions-Organ. Dienſtag, den 15. Nouember 1904. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 25 Pfg die zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 20. Jahrgang Berlin, 12. Nov. Die Voſſiſche Zeitung meldet aus London: Der Tſchifuer Berichterſtatter des Daily Expreß tele⸗ graphierte vom 11. November aus vorzüglich ruſſiſcher Quelle: General Stöſſel habe die Japaner um eine kurze Waffenruhe aus Gründen der Menſchlichkeit erſucht, da er ſeine Toten zu beerdigen wünſchte. Die Japaner ſchlugen jedoch dieſe Bitte ab, weil die Ruſſen häufig die Vorrechte des Roten Kreuzes mißbraucht haben. General Stöſſel mache nun die höchſten Anſtrengungen, die Feſtung bis Neujahr zu halten. Die Be⸗ ſatzung iſt in hohem Grade ermutigt worden durch die jüngſten Ankünfte von Lebensmitteln. Die Japaner werden die Stadt tatſächlich wieder aufbauen müſſen. Nicht nur die Docks ſind völlig zerſtört, ſondern auch alle größeren Warenſpeicher im Innern leiden darunter. Nicht ein einziges Gebäude iſt dem verheerenden japaniſchen Granatfeuer entronnen. Petersburg, 12. Nov. Ein höherer Generalſtabsoffizier teilte einem Korreſpondenten des„B. L.-A.“ mit, die Lage in Port Arthur ſei abſolut nicht ſo verzweifelt, wie die engliſchen Nachrichten melden. Die Japaner beſitzen noch kein ruſſiſches Fort im eigentlichen Sinne, ſondern nur einige minderwertige Befeſtigungen. Der Verluſt an Menſchen auf der ruſſiſchen Seite iſt verhältnismäßig nicht ſehr groß. Freilich dürften die Baulichkeiten in Port Arthur ſelbſt wohl mit geringen Aus— nahmen zerſtört ſein. Das hat aber auf das Leben in der Garniſon keinen Einfluß, man wohnt allgemein in Erdgeſchoſſen. Zudem gelingt es immer noch, der Feſtung von der Seeſeite her Proviant und Munition zuzuſtellen. Der Geiſt der Gar⸗ niſon iſt ein vorzüglicher, der Mut durchaus nicht geſunken. Sämtliche Forts ſind unterminiert, ſo daß von einem Ergeben der Feſtung niemals die Rede ſein kann. Sollte die letzte Hoffnung ſchwinden, ſo werden ſämtliche Helden von Port Arthur freiwillig in den Tod gehen, ehe ſie in die Hände der Feinde fallen. Der Generalſtab hofft, den letzten Nach⸗ richten zufolge, daß Port Arthur, noch lange nicht erſchöpft, ſich noch halten kann. Petersburg, 12. Nov. Von General Stöſſel hier ein⸗ getroffene Depeſchen melden über die letzten Angriffe der Japaner, daß dieſelben ſämtlich zurückgewieſen worden ſeien. General Stöſſel verſichert nochmals, die Feſtung bis auf den letzten Mann und die letzte Patrone verteidigen zu wollen. Shanghai, 12. Nov. Die Chineſen in Port Arthur ſollen noch immer ca. 1000 Köpfe zählen. Flüchtlinge aus Port Arthur erklären, daß das Schiff, welches von den japa⸗ niſchen Geſchoſſen im Hafen in den Grund gebohrt wurde, ein Hoſpitalſchiff war. Die Beſatzung nährt ſich nur noch von Pferde- und Hundefleiſch. Die Chineſen beklagen ſich über die Brutalität der ruſſiſchen Soldaten, welche Gewalttaten begehen. Mukden, 2. Nov. Beim Feinde macht ſich eine große Regſamkeit bemerkbar. Nach einer eingetroffenen Mel⸗ dung, die allerdings noch der Beſtätigung bedarf, ſind ſtarke japaniſche Kräfte im Vormarſch gegen die Poſitionen des ruſſiſchen öſtlichen Flügels. Paris, 12. Nov. Das Petit Journal meldet aus Tſchifu: Die japaniſche Armee vor Mukden habe zum Teil ihre Stellungen verlaſſen, weil dieſelben gefährdet waren. Die japaniſchen Laufgräben waren nur 600 Meter von den ruſſiſchen entfernt. Die Japaner haben zur Verſtärkung eine 7. und 8. Diviſion herangezogen. Alles deutet darauf hin, daß eine große Schlacht bevorſteht. Berlin, 12. Nov. Der L.-A. meldet aus London: Die japaniſche Regierung trifft mit großer Beſchleunigung Vor⸗ bereitungen für die Bekämpfung der baltiſchen Flotte. Alle Offiziere, welche nicht unbedingt bei den Operationen in Port Arthur benötigt werden und ihren Poſten verlaſſen können, wurden nach Japan berufen, um von dort aus nach ihrem vorher geregelten Beſtimmungsort abzugehen. Vetersburg, 12. Nov. Der Chef des Stabes des 5. Armeekorps, Generalmajor Ewert, iſt zum General-Quartier- meiſter des Feldſtabes Kuropatkins ernannt worden.— Ein- berufene Reſerviſten in Bykhoff(Gouvernement Mogilew) haben alle Häuſer geplündert und dann Feuer angelegt. Die Hälfte der Stadt iſt abgebrannt. In Witebſk gab es ähnliche Exzeſſe. Die Garniſon weigerte ſich, einzuſchreiten. General Rydſevski iſt ſofort nach Witebſk abgereiſt. Warſchau, 12. Nov. Die Leitung der polniſchen Sozialiſten richtet an alle Sozialiſten Ruſſiſch⸗Polens eine Proklamation, in welcher die Reſerviſten aufgefordert werden, der Mobiliſierungs⸗Ordre keine Folge zu leiſten, ſondern ihr Leben lieber im Kampf gegen das Zarentum an der Seite der Proletarier in die Schanze zu ſchlagen. Kattowitz, 12. Nov. Die Mobiliſierung in Ruſſiſch⸗ Polen erſtreckte ſich insgeſamt auf 19 Kreiſe, aus welchen zu⸗ ſammen 110 000 Mann einberufen wurden. Davon erhielten vorläufigen Ausſtand 70 000, ſo daß nur 40 000 in Wirk⸗ lichkeit eingeſtellt wurden. 13 000 Mann befinden ſich bereits auf dem Wege nach dem Kriegsſchauplatz. Der Reſt iſt in ganz Polen verteilt. Der Aufſtand in Deutſch-Südweſtafrika. Berlin, 12. Nov Amtlich wird gemeldet: General v. Trotha meldet aus Windhuk von geſtern: Am 6. November iſt ein Viehpoſten der 7. Kompagnie des 2. Regiments in Hoa⸗ hamas von etwa neunzig Witbois angegriffen worden. Die hinzueilende 7. Kompagnie unter Oberleutnant Grüner warf den Feind in ſüdöſtlicher Richtung zurück. Diesſeits leicht verwundet Reiter Bär von der 7. Kompagnie. Der Feind ließ vier Tote zurück. Die Beſatzung von Hoahamas hält ſich etwaigen Angriffen vollkommen gewachſen. Berlin, 12. Nov. Wie Gouverneur Leutwein aus Rehoboht telegraphiert, hat er einen Brief Heudrik Witbois erhalten, in dem dieſer nach einigen religiöſen Wendungen wörtlich ſagt, ſo habe jetzt Gott aus dem Himmel den Vertrag gebrochen. Dann bittet er, ſeine gefangenen Leute frei zu laſſen, da ſie unſchuldig an ſeinem Werke ſeien. Die Haupt- urſache des Aufſtandes iſt nach Leutweins Anſicht fraglos religiöſer Wahnſinn, hervorgerufen durch einen Propheten aus der Kapkolonie, welcher ſich zur äthiopiſchen Kirche rechnet und welcher Mitte d. J. eine zeitlang in Windhoek in Haft ge⸗ halten wurde. Berlin, 12. Nov. Der Nationalztg. wird geſchrieben: Ueber die bisherigen Koſten des ſüdafrikaniſchen Krieges laufen Fantaſieziffern um. Die einen ſind zu nieder, die anderen zu hoch gegriffen. Tatſächlich ſind 108 Millionen Mark ver⸗ ausgabt. Deutſchland. Wiesbaden, 12. Nov. Bei der heute vormittag ſtatt⸗ gehabten Landtagserſatzwahl erhielt Kommerzienrat Bartling (nat). 250 Stimmen, Müller⸗Sagon(Fr. Vpt.) 123 Stimmen. Gewählt waren im Ganzen 434 Wahlmänner, von denen 373 erſchienen. Berlin, 12. Nov. Die Nordd. Ztg. ſchreibt: Gou⸗ verneur Leutwein wurde der ſchon vor längerer Zeit nachge⸗ ſuchte Urlaub bewilligt, nachdem General Trotha den Ober⸗ befehl auch im Süden des Schutzgebiets übernommen hat. Mit Rückſicht auf die im Schutzgebiet vorwiegenden militä⸗ riſchen Intereſſen dürfte Trotha bis auf weiteres die oberſte Leitung der Gouvernementsgeſchäfte beibehalten, da Gouverneur Leutwein auf eigenen Wunſch nicht zurückkehrt als Gouverneur in das Schutzgebiet. Für ſpäter wird als Nachfolger Leut⸗ weins Lindequiſt, Generalkonſul in Kapſtadt in Ausſicht ge⸗ nommen. Ausland. Bern, 12. Nov. Der neue Handelsvertrag mit Deutſch⸗ land iſt heute mittag vom Bundesrat Deucher und vom deutſchen Geſandten von Bülow unterzeichnet worden. Varis, 12. Nov. Dem„Matin“ wird aus Petersburg berichtet: Der neue ruſſiſche Miniſter des Innern ſoll dem Zaren folgenden Vorſchlag unterbreitet haben: Das ruſſiſche Reich ſolle in 16 Kreiſe eingeteilt werden und zwar das euro⸗ päiſche Rußland in 10, Sibirien in 6 Kreiſe, deren Vertreter zu wählen ſeien und das Recht beſitzen ſollen, eventuelle Wünſche vorzubringen. Paris, 12. Nov. Heute fand zwiſchen dem Deputierten Laroche und dem Leutnant Andree wegen des von Laroche an Andree gerichteten offenen Angriffes ein Säbelduell ſtatt, bei welchem Andree leicht an der Hand verletzt wurde. Ferner wurde heute ein Piſtolenduell zwiſchen Syveton und dem Ritt⸗ meiſter de Gail ausgetragen. Dasſelbe verlief bei zweimaligem Kugelwechſel ergebnislos. * Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgſtede. 440(Nachdruck verboten.) Aber Friedhelm Janſen, denn er war es, erhob und näherte ſich dem Mädchen. Er nahm dicht neben ihr Platz und legte ſeine Hand auf die ibre. „Herr Janſen, ich begreife nicht—“ „Sie werden es ſogleich, nur einen Augenblick Geduld. Ich mußte Sie ſprechen, unter allen Umſtänden, ich ertrug es nicht länger.“ „Sie haben mich jeden Tag geſehen, weshalb ſprachen Sie da nicht!“ „Weil— weil ich Ihnen viel zu ſagen habe, ſo viel, daß es ſich nicht in ein paar Worten erledigen läßt.“ „Bitte, dann beginnen Sie!“ „Irene, um Gottes willen, nicht dieſen eiſigen Ton, wo ich mit ſo übervollem Herzen zu Ihnen komme. Sie müſſen doch längſt gefühlt haben, daß ich Sie anbete, vergöttere, daß ich—“ „Herr Janſen, Sie vergeſſen ſich. Laſſen Sie mich los, ſofort!“ „Fürchten Sie ſich vor mir? Dazu iſt keine Urſache vor⸗ handen, bei Gott nicht!“ Irene Mainau befreite ihre Hand energiſch und erhob ſich. Ihr Inneres war in Aufruhr, Verachtung und Ekel bemächtigte ſich ihrer. Da ſtand der Mann, um den Andrea Leid trug, für den ſie über ihr Vermögen kämpfte und rang und bot ihr ſeine Liebe an. Ihr, die ſie nicht einmal Freundſchaft für ihn empfunden hatte. Ibre Lippen zuckten verächtlich, eine Falte erſchien zwiſchen ibren Brauen. „Von Fürchten iſt keine Rede! Ich bin keine ſehr äugſtliche Natur. Ritterlich kann ich Ihr Benehmen indeſſen nicht finden!“ „Ich bin auch kein Ritter! Ich ſtamme aus dem Volk, mein Vater—“ „Bitte, Ihren Stammbaum kenne ich längſt. Wenn Sie ſich an dem Wort„Ritterlichkeit“ ſtoßen, will ich„rückſichtsvoll“ ſagen.“ „Um dies mit Ihnen zu erörtern, kam ich nicht hierher“, kam es grollend von Janſens Lippen,„nicht darum habe ich Ihnen nachſpioniert, bin Ihnen wie ein Verbrecher nach— geſchlichen.“ „Und weshalb denn, wenn ich fragen darf?“— kalt und ſtolz ruhte des Mädchens Blick auf dem bleichen, ſehr erregten Mann.—„Sind Sie wirklich gekommen, um mir zu verkünden, daß Sie Ihr Weib, welches Sie auf Händen trägt und mit Liebe überſchüttet, verraten wollen! Wagen Sie es wirklich, mir ein Gefühl zu offenbaren, für welches ich nur Widerwillen habe!“ „Widerwillen, warum?“ es klang wie ein Schrei. „Warum, Herr Janſen? Können Sie im Ernſt fragen? Freiwillig hätte ich Sie niemals darüber aufgeklärt, da Sie aber dieſe Zuſammenkunft erzwungen haben, iſt es am beſten, es wird heute für immer klar zwiſchen uns.“ „Gut, ich höre! Eins aber bedenken Sie wohl! Händen ruht das Los eines Menſchen! ſteigt oder ſinkt die Wage des Glücks. Alles was ich ſchuf, ſchuf ich durch Sie— für Sie, Irene! Kann ich dafür, daß meine Seele nach Schönheit und Aumut durſtet! Kann ich dafür, daß in Ihnen der Traum meiner Jugend verkörpert wurde! Als Sie ſo plöslich vor mir ſtanden, da fand ich die Geſtaltungskraft und den Glauben an mich wieder, da wurde das Jauchzen meines Herzens zu Tönen!“ Irene Mainau lehnte an der Wagenthür, bleich bis in die Lippen. Dieſen Worten, dem ganzen fremden, gleichſam lodernden Weſen dieſes ſonſt ſo ſcheuen Mannes gegenüber, vermochte ſie die herben Worte, die ſein Werben ihr auf die Lippen rief, plötzlich nicht auszuſprechen. Ein unnennbares, gewaltiges Mitleid überkam ſie! Hier der Mann, dem ſie das Leben, ſein alles war, für den ſie nichts fühlte, nichts empfand und dort jener andere, der ſie verlaſſen, verworfen hatte und den ſie nicht vergeſſen konnte! Sie ſtrich ſich langſam über die Stirn und ſagte tonlos: „Ihr Bekenntnis ſchmerzt mich tief, tiefer als ich Ihnen In Ihren Mit Ihrem Ausſpruch ſagen kann. Nicht nur um Andreas, nein, auch um Ihretwegen! Sie wiſſen es ja und haben es ſelbſt an ſich erfahren, daß Liebe ein freies Geſchenk iſt, daß ſie ſich nicht befehlen, nicht an⸗ erziehen läßt. Ich aber liebe Sie nicht, Herr Janſen! Ich werde Sie niemals lieben. Wir ſind zwei zu entgegengeſetzte Naturen, wir paſſen zuſammen wie Feuer und Waſſer.“ „Irene, Sie ſind grauſam.“ „Ich fühle das wohl, aber mir bleibt keine andere Wahl, als völlige Offenheit, nur ſo können wir zum Ziel gelangen. Wenn ich Sie hinhalten wollte, würde ich ein Verbrechen begehen.“ „So lieben Sie einen andern! Denn ſonſt müßten Sie wenigſtens verſuchen wollen, meine glühende Leidenſchaft, die eine Huldigung Ihrer Schönheit iſt, zu erwidern. Ja, wir paſſen in Ihrem Sinne nicht zuſammen, aber die Liebe verbindet und überbrückt alles.“ „Da mögen Sie recht haben, wenigſtens ſagt man ſo“, er⸗ widerte das Mädchen leiſe,„ob es aber eine Liebe giebt, die hierzu ſtark genug iſt, das bezweifle ich.“ „Sie würden es lernen, Irene! Ich wollte Ihnen beweiſen. daß meine Liebe allmächtig iſt. Laſſen Sie ſich rühren! Be⸗ „Sehen Sie denn nicht ein, Herr Janſen, daß ich ein elendes, verächtliches Geſchöpf wäre, wenn ich Ihnen irgend eine Hoffnung machte, wo ich ganz genau weiß, daß mein Herz niemals für Sie ſprechen wird! Fühlen Sie denn nicht, daß ich Ihrer Achtung niemals würdig geweſen wäre, wenu ich mich ſoweit erniedrigen könnte, daß— nein, o nein!“— Eine roſige Glut ſtieg in Irenes Antlitz, ihre Geſtalt richtete ſich höher empor—„nur das nicht! Nur ſich nicht ſelbſt verlieren, das wäre furchtbar! Der eigenen Achtung unwert ſein, das muß zum Wahnſinn führen, Herr Janſen!“— Und plötzlich ergriff ſie des Mannes Hand und blickte ihm bittend ins Auge.—„Wenn ich Ihnen wirklich teuer bin, wenn Sie Ihr Höchſtes in mir ſehen, laſſen Sie uns Freunde ſein! Werden Sie ein Mann, werfen Sie die Unſelbſtändigkeit, die Thatenloſigkeit, die Sie erniedrigt, von ſich! Nehmen Sie den Kampf des Lebens auf, wie ein Menſch, der ſich ſeiner Pflichten bewußt iſt!“(Fortſ. f.) 8— 5 1 1 1 1 —— . 7 Belgrad, 12. Nov. Die frühere Königin Natalie ver⸗ machte den ganzen Nachlaß ihres Sohnes Alexander dem Prinzen von Montenegro. New- Vork, 12. Nov. Der Waſhingtoner Berichterſtatter des„Newyork Globe“ teilt mit, Präſident Rooſevelt beabſichtige, gegen die Truſts agreſſiv vorzugehen. Dem Fleiſchtruſt gegen⸗ über ſoll der Anfang gemacht werden. Das Handelsamt ſammelte ſeit einiger Zeit Material und ſobald dieſes als zu- reichend betrachtet werde, würden die nötigen Schritte geſchehen. Auch eine Reviſion der Tarife ſoll ſicher ſein. Pfarrer Thocbes in Heldenbergen ermordet. Heldenbergen, 12. Nov. Durch ein Privattelegramm erfährt das„M. J.“ die die ganze Gemeinde hier aufregende Nachricht, daß Pfarrer Thoebes heute nacht ermordet und be⸗ raubt worden iſt. Ueber die Schreckenstat konnte man nur weniges erfahren. Pfarrer Thoebes wurde des morgens in ſeinem Bette durch mehrere Meſſerſtiche ermordet aufgefunden. Von dem oder den Raubmördern fehlt jede Spur, doch iſt zu hoffen, daß es gelingt, ſie der irdiſchen Strafe zuzuführen. In dem Pfarrhauſe ſind alle verſchloſſenen Schränke und Ge⸗ laſſe erbrochen worden. Welche Wertgegenſtände die Mörder an ſich genommen haben, läßt ſich zur Stunde noch nicht er— mitteln, doch wird von einer Seite behauptet, daß ihnen ein größerer Geldbetrag in die Hände gefallen ſei. Die Mörder haben ſich bei ihrer Tat augenſcheinlich eines Schlächtermeſſers bedient. Von anderer Seite wird gemeldet, daß die Mörder am Schauplatze ihrer Tat ein großes Küchenmeſſer zurückließen. Die Täter ſcheinen mit großer Vorſicht zu Werke ge⸗ gangen zu ſein, da die Haushälterin von dem Vorfall nichts bemerkt hat. Pfarrer Joſeph Eberhard Thoebes war am 1. Januar 1844 in Gernsheim geboren, mithin hat er ein Alter von 60 Jahren erreicht. Er wurde am 2. Auguſt 1866 zum Prieſter geweiht. 1899 wurde er Pfarrer von Heldenbergen und wirkte vorher viele Jahre als Pfarrer in Friedberg in Ober⸗ heſſen. Die Tat iſt um ſo entſetzlicher, als der Ermordete ein würdiger Prieſter war, der ſegensreich wirkte, und ſich durch große Wohltätigkeit und echt prieſterliche Geſinnung auszeichnete. . P. Die Doppelhinrichtung in Frankfurt. Ueber die heute früh im Hofe des Preungesheimer Ge⸗ fängniſſes vollzogene Hinrichtung der Raubmörder Groß und Stafforſt bringt die„Frkf. Ztg., nachſtehende Details: Vor dem Gefängnis in Preungesheim hatte ſich nur wenig Publikum eingefunden; etwa 100 Schulkinder des Ortes. Die zwei zuerſt beorderten Kampagnien des 81. In⸗ fanterieregiments waren in letzter Stunde zurückgezogen wor⸗ den. Etwa 20 Kriminalbeamte und Gendarmen verſahen den Sicherheitsdienſt, die ſich in der Hauptſache darauf beſchränkten, die Menge von der Erkletterung der Gefängnismauer abzu⸗ halten. Um 7.43 ertönte die Armeſünderglocke. Nach zwei Minuten verſtummte ſie. Währenddeſſen wurde Stafforſt von zwei Gefängnisbeamten aus ſeiner Zelle zugeführt, und dem erſten Staatsanwalt, von Reden vorgeſtellt, der den Tenor des Todesurteils verlas. Stafforſt verneigte ſich. Der Staats⸗ anwalt wandte ſich nun an die Scharfrichter mit den Worten: „Ich übergebe Ihnen den Delinquenten; walten Sie Ihres Amtes.“ In dieſem Augenblicke erfaßten zwei Gehilfen des Scharfrichters Stafforſt, nahmen den ihm übergehängten Rock ab, und ſchlugen das Hemd zurück. Dann zogen ſie ihn über die Bank. Ein dritter Gehilfe hielt ihm den Kopf auf den Klotz. Scharfrichter Engelhard erſaßte ſein Beil und trennte den Kopf vom Rumpfe. Der Kopf fiel in einen Kaſten mit Sägemehl. Der Rumpf wurde ſofort in einen bereitſtehenden Sarg gelegt. Raſch wurde der Richtblock abgewaſchen. Um 7.47 ertönte das Armeſünderglöckchen zum zweiten das Urteil an. Der erſte Staatsanwalt ſagte zu Groß: „Wollen Sie ſich davon überzeugen!“ Groß nahm das Schrift⸗ ſtück in die Hand, las es und gab es zurück mit den Worten: „So wahr ich hier ſtehe, Stafforſt hat den Mann erſchlagen!“ Die Henker faßten ihn. In 5½ Minuten war bie Hinrichtung der beiden vollzogen. Um 7.48 Uhr fuhr der Leichenwagen vor und nahm die beiden Särge auf und verbrachte dieſelben von dem Gefäng⸗ nis nach dem Preungesheimer Friedhof, wo während der Hin⸗ richtung von vier Männern zwei Gräber an der Friedhofmauer gegraben worden waren. Der Gefängnisgeiſtliche Götze betete am Grabe mit der Bitte an die Umſtehenden, man möge den Toten verzeihen. Auf den Särgen waren die Worte ange⸗ bracht:„Ruhe ſanft!“ und„Auf Wiederſehen!“ Ein Berichterſtatter endete noch, daß ſowohl Groß wie Stafforſt die Verkündigung, daß der König von ſeinem Be⸗ gnadigungsrechte keinen Gebrauch mache, gefaßt angehört haben. Stafforſt nahm das Abendmahl. Der Geiſtliche ſtattete etwa ½ Stunde vor der Hinrichtung den beiden einen Beſuch ab. Stafforſt hatte bis zwei Uhr gewacht und dann ſehr un⸗ ruhig geſchlafen, Groß dagegen ſchlief ſehr feſt und mußte um 5 Uhr früh geweckt werden. Der Schlag, unter dem Stafforſt ſein Leben ließ, wurde ſo ſtark geführt, daß das Beil tief in den Block eindrang, ſich feſtklemmte und durch Hammerſchläge freigemacht werden mußte. Nah und Fern. Viernheim, 15. Nov. Als Schöffen für das Jahr 1905 wurden von hier gewählt die Herren: Heinrich Bläß 1., Franz Kühlwein 2., Joſef Martin 3., Sebaſtian Muͤller 1., Nikolaus Stumpf 4.— Als Ge⸗ ſchworene wurden vorgeſchlagen die Herren: Jakob Bayer 1., Nikolaus Helfrich 1., Johann Hofmann 9., Georg Renz 1 Hermann Weißmann, Heinrich Weitzel, Adam Winkler 7. Viernheim, 14. Nov. Die Uebergangszeiten ſind in geſundheitlicher Hinſicht von beſonderer Wichtigkeit. Er- fahrungsgemäß treten in dieſen Zeiten, beſonders aber jetzt, wo das Wetter aus der ſchönen Sommerzeit in die rauhe Winterzeit übergeht, zahlreiche Erkrankungen der Luftwege, der Schleimhäute und des Darms auf, die man unter dem etwas unbeſtimmtem Sammelnamen„Erkältung“ bezeichnet und die zumeiſt darauf zurückzuführen ſind, daß viele Menſchen ſich gar nicht auf dieſe Uebergangszeiten vorbereiten. Beſonders in der Kleidung muß man vorſichtig ſein; man ſorge wenigſtens für warme Uuterkleider. Dadurch würde vielen Unterleibser⸗ krankungen vorgebeugt werden. Vor allen Dingen achte man auf warme Füße, alſo auf feſtes bequemes Schuhwerk, das die Näſſe nicht durchläßt. Man darf auch nicht einzelne Körperteile allzuwarm einhüllen, da dies ebenfalls zu Erkältungen führt. Mannheim, 12. Nov. Freigeſprochen wurde der Landwirt Adam Leib 3. von Hemsbach, der am 7. Sept. d. J. die 85jährige halbgelähmte Witwe Schwöbel mit ſeinem Gefährt überfahren hat, was den baldigen Tod der Verunglückten zufolge hatte. Das Gericht konnte ſich von einer Schuld des Ange⸗ klagten nicht überzeugen. Waibſtadt, 12. Nov. Vorgeſtern fiel der verheiratete Landwirt L. Bender von der Scheune herunter und zog ſich ſchwere Verletzungen zu. Er wurde in bewußtloſem Zuſtand vom Platz getragen. Bensheim, 12. Nov. In einer hieſigen Schloſſerei geriet ein junger Mann, der erſt wenige Stunden vorher in die Arbeit eingetreten war, mit der Hand in eine Bohrmaſchine, wodurch er eine bedeutende Verletzung erlitt. Er mußte in das Hoſpital gebracht werden, woſelbſt ihm ein Daumen, der total zerſchmettert war, abgenommen werden mußte. Worms, 14. Nov. Die Enthüllung des Denkmals für unſern früheren Oberbürgermeiſter Küchler wird vorausſicht- lich am 28. November erfolgen Darmſtadt, 12. Nov. Durch den kürzlich erfolgten Einigungsbeſchluß des Generalverbandes ländlicher Genoſſen⸗ ſchaften für Deutſchland in Neuwied und des Reichs verbandes * Male. Groß wurde vorgeführt und hörte gleichfalls gefaßt der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften mit dem Sitz Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgſtede. 451(Nachdruck verboten.) „Und wozu?“— Um Friedhelms Lippen zuckte ein herbes Lächeln.—„Um Ihretwillen hätte ich es verſucht, dieſen berühmten Daſeinskampf zu beginnen, jetzt verzichte ich!“ „So liegt Ihnen alſo nichts an meiner Freundſchaft!“ „Nein! Ich verlange mehr! Ich verlange alles oder nichts!“ „Dann hätten wir uns wohl nichts mehr zu ſagen, Herr Janſen, und ich bitte Sie, mich auf der nächſten Station zu verlaſſen.“ „Jawohl, mein gnädiges Fräulein, und ich werde gehorchen. Aber wir werden uns eines Tages wiederſehen und dann—“ „Soll das eine Drohung ſein?“— die ſchimmernden, braunen Augen ruhten kalt und hochmütig auf dem Mann, der ſchöne Mund zuckte ſpöttiſch.—„Ich, glaube, Sie unterſchätzen meine Kräfte und meinen Mut.— Mich hat noch niemand im Böſen, durch Drohungen gezwungen.“ „So will ich der erſte ſein!“ „Sie?— Ich glaube kaum! Freiwillig würde ich mich nur einem Manne beugen, der an Thatkraft, Seelen- und Geiſtes⸗ ſtärke über mir ſteht, einem Manne, der den Zweck ſeines Daſeins voll erkennt, der ein treuer Freund, ein guter Ver⸗ wandter, ein gerechter Herr iſt!“ „Ah, das ſcheint ein Portrait, kein Traum mehr“, ziſchte Friedhelm—„Weib, ich könnte Dich auch zwingen, wenn ich wollte!“ Irene Mainaus Hand ſenkte ſich auf das Täſchchen, welches ſie um die Schultern trug, ihre Haltung blieb unverändert ruhig. „Ich würde auch ein Raubtier nicht fürchten, ich bin nicht ſchutzlos.“ „Ja, die modernen Weiber, ich vergaß!“— ſeine Blicke ruhten auf dem zierlichen Revolver, der jetzt in Irenes Rechten aufbliste—„früher hatten die Frauen andere Mittel, Ihre Lieb⸗ haber abzuwehren, freilich, da waren ſie Hüterinnen des Hauſes und—“ „Und die Männer vergaßen nicht, was ſie dem Geſchlecht ihrer Mutter ſchuldig waren.“ „Da Sie ſo gut beſchützt ſind, mein gnädiges Fräulein, bleibt mir alſo nur übrig, mich Ihnen zu empfehlen. Natürlich werden Sie Ihre Freundin ſofort von der Verworfenheit ihres Gatten benachrichtigen.“ „Ich muß Ihnen überlaſſen, zu entſcheiden, ob Sie das mit meinen Begriffen von Ehre für vereinbar halten“, ſagte Irene ſtolz—„Ihre Verirrung wurde erſt in dem Augenblick Schuld, als Sie es wagten, mir zu drohen.“ Der Zug hielt. Der Schaffner riß die Thüren auf. Friedhelm Janſen entſchwand den Blicken des Mädchens, welches lange, lange das Antlitz in den Händen verbergend, ſich ſeinen ſchweren, ſchmerzvollen Gedanken überließ. Irene fragte ſich entſetzt, was aus dieſer unglückſeligen Leidenſchaft Janſens werden ſollte. Einen Augenblick dachte ſie daran, zu Madame Bonant zurückzukehren, die ſie ſchmerzlich vermißte, aber Andrea verlaſſen!— unmöglich. Wie konnte ſie ſo feige ſein, daran zu denken. Sie war der Freundin unentbehrlich, jetzt mehr als je, wo die Koſten des vermehrten Haushaltes von dem Ertrage der Schule beſtritten werden mußten, wo Andreas Geſundheit ſchwankend geworden war und ihre Kräfte oft verſagten. Wie ſtrenge würde nicht der teure Tote ihre Fahnenflucht be— urteilen! Als der Zug auf der kleinen Station bielt, wo die Equipage aus Lindenhof bereits wartete, hatte Irene ihr ſeeliſches Gleich⸗ gewicht wiedergefunden. Freundlich lächelnd, reichte ſie dem Grafen, der ſie herzlich begrüßte, die Hand. „Reine läßt tauſendmal um Entſchuldigung bitten, aber der kleine Faulpelz konnte ſich nicht ſo früh von ſeinem Bett trennen, ſonſt hätte ſie ſelbſtredend die Pflicht gehabt, Sie per⸗ ſönlich zu empfangen“, ſagte Kurt etwas haſtig und ein wenig befangen, wie es Irene ſcheinen wollte, die einen ſchnellen in Darmſtadt werden 40 genoſſenſchaftliche Landes- und Provinzialverbände mit im Ganzen 16000 Genoſſenſchaften, welche zuſammen etwa 1 200 000 Mitglieder umfaſſen, im Rahmen eines Reichsverbandes zu einem einheitlichen großen genoſſenſchaftlichen Gemeinweſen zuſammengeſchloſſen. Nierſtein, 12. Nov. Vermißt wird ſchon ſeit 30. Oktober ein 15 Jahre alter Junge, der in einem hieſigen Ge- ſchäfte tätig war. Die Eltern ſind vor Schrecken krank ge- worden, da ſie annehmen, daß er ſich ein Leid angetan hat. — Die neuerbaute Klein⸗Kinderſchule wird nächſten Sonntag ihre Weihe erhalten. Offenbach, 12. Nov. Vom Amtsgericht wurde über den Nachlaß des vor etwa dreiviertel Jahren in Wächtersbach verſtorbenen Prinzen Maximilian zu YHſenburg und Büdingen in Wächtersbach das Konkursverfahren eröffnet. Offenbach, 12. Nov. Bei den Stadtverordneten⸗ wahlen ſiegte, wie ſchon gemeldet, die Liſte der ſozialdemo⸗ kratiſchen Partei gegen die der vereinigten Bürgerparteien. Am 1. Januar 1905 ziehen infolgedeſſen weitere 13 Sozialiſten in das Stadtparlament ein, das dann 25 Sozialdemokraten von 36 Stadtverordneten zählt. Die Wahlbeteiligung war eine äußerſt rege. 90 Prozent der Stimmberechtigten machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Heuſenſtamm, 12. Nov. In der letzten Nacht ſtatteten Einbrecher der hieſigen Bahnſtation einen Beſuch ab. Im Dienſtraume erbrachen ſie die Stationskaſſete ſowie die Schalterkaſſe, mußten mit völlig leeren Händen abziehen. Alzey, 12. Nov. Vom Regen in die Traufe kam dieſer Tage eine Bauersfrau, die bei der Butterkontrolle ein Talerſtück unten an die Butter klebte, weil ſie offenbar ein ſchlechtes Gewiſſen hatte. Eine Nachbarin hatte der Mani⸗ pulation zugeſehen und wollte gerade das betreffende Stück kaufen, das ihr die Händlerin wohl oder übel geben mußte. Jedenfalls dürfte das Gewiſſen der betreffenden Dame nicht ſo rein und gut ſein, wie die billig erworbene Butter. Wiesbaden, 12. Nov. Tüncher Schneider von Strinz⸗Trinitatis, der an dem Neubau des„Hotel Roſe“ be⸗ ſchäftigt war, ſtürzte geſtern nachmittag von dem Gerüſt aus dem zweiten Stock ſo unglücklich, daß der Tod ſofort eintrat. Der Unglückliche war erſt 22 Jahre alt. Die Leiche wurde in das Leichenhaus verbracht. Offenburg, 12. Nov. Rechtsanwalt Muſer erklärte, wie die„Offenb. Ztg.“ meldet, vor dem Bezirksamte ſeinen offiziellen Austritt aus der katholiſchen Kirche. Lahr, 12. Nov. Der 90 Jahre alte Georg Ugi in Dinglingen fiel in eine Abortgrube und erſtickte. Engen, 12. Nov. Dieſer Nächte ſprang die Pfründnerin Frank in einem Anfalle geiſtiger Umnachtung aus dem 4. Stock des Spitals und war ſofort tot. Loitz. Von ſeinem Hunde die Zunge abgebiſſen wurde einem Bürger bei einer Spielerei. Er ließ beim Mittageſſen von dem Fleiſch das er zwiſchen den Zähnen hatte, den Hund abbeißen; dann ſtreckte er die Zunge heraus von der der Hund auch ein Stück abbiß. Nürnberg, 12. Nov Großes Aufſehen erregt hier die Verhaftung des Poſt Expeditors 1. Klaſſe Geyer wegen Unterſchlagung von Briefen meiſt poſtlagernden oder Schalterbriefen. Bei einer Hausſuchung fand man bei ihm über 200 Briefmarken, die er den unterſchlagenen Briefen entnommen hatte. Hamburg, 12. Nov. Der Dampfer„Edith Heyne“, der für die Woermann⸗Linie mit Eiſenbahnſchienen und Loko⸗ motiven nach Swakopmund beſtimmt war, iſt an der Libe⸗ rianiſchen Kiſte Weſtafrikas total verloren gegangen. Die Poſt ging verloren, doch iſt die Mannſchaft gerettet. Paris, 12. Nov. Ueber den großen Brand in Iſſy de Moulineaux wird weiter berichtet: Mehrere Arbeiterinnen werden vermißt und man befürchtet, daß dieſelben zweiffelos in den Flammen umgekommen ſind. Zwei Arbeiterinnen ſind bereits geſtorben. Weitere 18 Arbeiter und Arbeiterinnen ſind meiſt furchtbar verbrannt. Der Brand durch Exploſſion eines Keſſels entſtanden, mit deſſen Hilfe durch Waſſerdam pf Gas und Petroleum erhitzt wurde. „Sie iſt doch wohl?“ „Gewiß, ſehr geſund und vergnügt! Aber die Nacht— ſchwärmerei will dann durch Schlaf am Tage nachgeholt werden Der geſelligen Verpflichtungen ſind eben gar zu viele.“ Merkwürdig! Ob die ſcharfen Fältchen um den Mund und auf der Stirn des jungen Mannes auch von zu vieler Zer⸗ ſtreuung herrührten! Und ſchlanker war ſeine Geſtalt ebenfalls geworden. Freundlich fragte Irene während der Fahrt durch das ſommerliche Land nach dem Stande der Saaten und den Ernte⸗ ausſichten, wieviel Vieh in Lindenhof wäre und dergleichen. Kurt gab gern Beſcheid, ihn freute es, daß Fräulein Mainau dafür Intereſſe zeigte. Auf der Terraſſe ſtand eine hellgekleidete Geſtalt und winkte mit dem Taſchentuch den Ankommenden zu. Dann lief Reine in ihrem langen. ſpitzenbeſetzten Morgengewande Irene entgegen und ſank ſtürmiſch in ihre Arme. „Liebe, liebe Irene! Endlich habe ich Dich wieder! Du Böſe, nicht mal zu unſerer Hochzeit warſt Du gekommen!“ „Ich war krank, Reine, es that mir leid, aber ich konnte nicht reiſen!“ „Ach Du, krank!“ Und dann ſchlug die junge Frau ver⸗ wundert die Hände zuſammen. „Um Himmelswillen, Irene, wie ſiehſt Du aus, ſo ganz ver⸗ ändert, ſo— Komm nur ſchuell ins Haus. Du mußt Dich erſt ausruhen.“ „Ich bin nicht müde“, wehrte Fräulein Mainau freundlich— „komm nur mit in mein Zimmer, Reine, und erzähle mir das, was Du mir nie geſchrieben haſt.“ „Und was wäre das?“— die ſchwarzen, berückenden Augen ſchloſſen ſich leicht—„ich bin in meinen Briefen immer ganz ehrlich geweſen.“ „Wirklich, Reine? Ganz? Du haſt nie von Deinen Haus⸗ ſrauenpflichten geſprochen.“ Blick auf die Bahnhofsuhr warf. Dieſe zeigte auf elf. (Fortſetzung folgt.) alter Str db ſpit 1 S — ri 5 nd chaten ſen, ö 1 eit 0 en G5 N ge. 1 hat. untag s gelb rüffne. dneteg⸗ ben. arten, lallen aktnen J mar achten Nacht b ab. e die N e U le eh r ein Mani Sli nußte licht r bon ſe“ he⸗ t 15 nat. de in ſärte Fön lg in 9 bie ung cbiſſen bein zähnen gerauz aregt ger e u ihm riefen ne“, Vol Abe; Die fh innen los find en ſion n el 15 el⸗ tat ö* — Die Welt will betrogen ſein. Die Wahrheit dieſes alten Satzes wurde durch eine Verhandlung vor der Berliner Strafkammer von neuem bekräftigt. Auf der Anklagebank ſaß ein Ehepaar würdig einander. Er, ein ſimpler Schloſſer, ſpielte ſich als„Ingenieur und Reſerveoffizier“ auf„ſie“, die Tochter eines Maurers und vor ihrer Vermählung Buch⸗ halterin, wurde von ihrer Mutter als„illegitime Grafentochter“ und Erbin eines bedeutenden Vermögens ausgegeben, und ſie fand ſich raſch in der Rolle der„großen Dame“. Als die beiden geheiratet hatten, ſtellte es ſich heraus, daß ſie ſich gegenſeitig belogen hatten, die Welt aber glaubte das Märchen nur zu gern. Man gab dem Paare Kredit und bares Geld, ſoviel es haben wollte. Summen bis zu 12,000 Mark wurden ohne weiteres vorgeſtreckt, ein Architekt opferte noch mehr. Der Herr Ingenieur und die reiche Erbin nahmen alles dankend an und lebten herrlich und in Freuden, bis Anzeige gegen ſie erſtattet wurde. der Mann zu 2 Jahren, die Frau zu 3 Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt. — In einer frankiſchen Ortſchaft hatte ein Arbeiter der Kellnerin eine Ohrfeige gegeben, weil ſie das Maß ſchlecht ge- füllt hatte. Das hat dem Mann acht Tage Gefängnis einge⸗ tragen. Es ſei begreiflich, meinte der Amtsanwalt in der Schöffengerichtsverhandlung, und ganz berechtigt, wenn ſich ein Gaſt darüber aufhalte, wenn ihm zu ſchlecht eingeſchenkt werde, doch ſei der vom Angeklagten betretene Weg„gerade nicht der richtige.“ — Ein Verlobungs⸗Idyll in zwei Anzeigen bringt das „Burgd. Kreisblatt“. In Nr. 258(letzten Mittwoch) ſtand zu leſen „Meine Verlobung mit Fräulein Frida Wöhler in Fuhrberg erkläre ich hiermit für aufgehoben. Fritz Richter, Iſernhagen.“ Frida ſcheint aber nicht auf den Kopf gefallen zu ſein, denn ſie erläßt in der letzten Sonntags⸗Nummer des„Burgd. Kreisbl.“ folgende energiſche „Erwiderung. Sehr erleichtert, ja ſogar glücklich fühle ich mich, daß die damalige, ſchon lange von mir ver— wünſchte Verlobung mit Fritz Richter, Iſernhagen, auch meinerſeits für null und nichtig erklärt wird. Indem mein moraliſcher Spruch hierbei lautet:„Iſt doch der Erden größtes Gut, Geſundheit und ein froher Mut!“ Fuhrberg. Frida Wöhler.“ — Die Geſchäftslage in Südafrika iſt recht ſchlecht. Handel und Wandel wollen ſich ſeit dem Buren⸗ kriege nicht wieder beleben. Wie ein hochgeſtellter Engländer ſchreibt, gibt es unter der meiſten Bevölkerung eine Menge Armut und wirkliches Elend. Dabei finden fortgeſetzt Ent⸗ laſſungen ſtatt, ſo daß die Zahl der Arbeitsloſen immer mehr anſchwillt. Die meiſten engliſchen Anſiedler haben keinen Erfolg gehabt. Unter dieſen Umſtänden kann vor der Auswanderung Deutſcher nach Südafrika nur dringend gewarnt werden. Redaktion, Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. Unzerbrechlich! Hochelastisch! Rostfrei! „Sieh' unsere blühenden Töchter an!“ 8 8. Spricht Hausfrau Meta zu ihrem Mann. 2„Seitdem sie tragen„Herkules“ Mieder“, 222 K(80 lautet der Stempel)„lachen sie wieder“. Alle Sorten Lacke, Pinſel, Parquettbodenwichſe, Stahl- ſpühne, Leinöl und Leinölfirniß, Terpentinöl, Siccatif, Schellack, Carbolineum, Bronze- Tinktur Gold-, Silber-, Aluminium- etc. Bronze in Fläſchchen und Pulver empfiehlt 1371 Karl Marbach Flora- Drogerie, Nathausſtr. 15. EEC Denn Nur im Hauſe der Badeanſtalt— 40 Pfg. per Bad. Die beſte, billigſte und auswahlreichſte 1171 Filz⸗ und Zylinder-Hutquelle iſt nur die überall bekannte und bewährte Hutfirma Zeumer H Ii, 6 Hteiteſttaße Mü 1, 6 Hochzeitshüte von 3 Mk. an Herren⸗Filzhüte von Mk. 1.20 an Gegenwärtig wird ait 10— 15 Prozent Preis; abſchlag verkauft, machen Sie ſich das zu Nutzen indem Sie Ihre Hüte bei mir kaufen. EL 150 Inc i Ing Nur im Hauſe der Vadcanſtalr— f N — Wegen Betrugs wurde Nur in Hauſe der Badeanſfalt— 10 Pfg. per Bab. Allerlei. Die Apfeltechnik. Im Wiener Burgtheater wird mit großer Sorgfalt Schillers Wilhelm Tell neu eingeübt. Hrer⸗ über plaudert nun das Fremdenblatt allerlei aus der Schule, u. a. über den Apfelſchußtrick dieſes:„... Aber das Akku⸗ rateſte hat man in der Apfelſzene geleiſtet. ſchuß wird nach dem jüngſten Syſtem verblüffen wie noch nie. Es wurde nämlich eine ganz neue Apfeltechnik einge⸗ führt. Wie primitiv hat da in früheren Zeiten die Gummi⸗ ſchnur gearbeitet! wußte nicht, wieſo der Apfel vom Kopfe des kleinen Walter fällt. Aber nun! Man arbeitet mit zwei wirklichen Aepfeln von ganz gleichem Ausſehen. Den einen Devrient⸗Geßler vor den Augen des Publikums vom Baum⸗ zweig herab. Der Tell⸗Knabe tritt dann an den Baum, und einer der Schergen Geßlers tut ſo, als lege er dieſen Apfel auf den Kopf des kleinen Walter. Tatſächlich aber läßt er dieſe Frucht verſchwinden und nimmt einen zweiten Tells Meiſter⸗ Der Tell war ja der reinſte Patzer. Wan nimmt Herr Apfel heraus, durch den ein fingerdicker Gang hindurchge-⸗ bohrt iſt. Und dieſen durchbohrten Apfel legt er erſt recht nicht auf den Kopf des Knaben, ſondern unmittelbar daneben auf ein Brettchen, das in der Höhe des Kopfes aus dem Apfelbaum hervorragt. ſteht ein braver Arbeiter. Und dieſer gute Mann ſtößt un⸗ mittelbar vor dem Momente, da Stauffacher ausruft:„Der Apfel iſt gefallen!“, den Pfeil durch das Apfelloch hindurch und wirft Apfel und Pfeil zugleich zu Boden. Die Täuſchung iſt großartig. Der Zuſchauer muß, wenn er den pfeildurch⸗ bohrten Apfel ſieht, glauben, er erblicke Tells Geſchoß— obgleich der Pfeil nicht von vorne, ſondern von hinten in den Apfel gedrungen iſt. Reimers aber wird tatſächlich das Geſchoß von ſeiner Armbruſt nach irgend einer Kuliſſe ab ſenden. Das Publikum wird nicht darauf merken, wohin es fliegt, denn die Aufmerkſamkeit der Zuſchauer vereinigt ſich gerade während der dramatiſchen Schußſzene auf Ru⸗ denz, der die große Proteſtrede gegen Geßler losläßt.“ Die amerikaniſche Fächermode. Der Gebrauch des kleinen Papierfächers iſt eine der beliebteſten Bizarrerien, die die Amerikanerin in dieſer Saiſon erſonnen hat. Und zwar dient der Fächer zu einer Art Geſellſchaftsſpiel, um die Liebenswürdigkeit und Anmut ſeiner Beſitzerin in das hellſte Licht zu rücken. Er iſt nämlich nicht eigentlich dazu da, Schatten oder Kühlung zu ſpenden, vielmehr iſt ſeine Beſtimmung,— verſchenkt zu werden. Viele Frauen rüh⸗ men ſich jetzt des Beſitzes ſolcher kleiner zierlicher und reizend entworfener Fächer, die durchaus keine Koſtbar⸗ keiten ſind, ſondern einzig und allein davon ihren Wert her⸗ ſchreiben, daß ſie Geſchenke von Freundinnen ſind. Viel⸗ leicht will man ſich in dem ſchwierigen Gebot üben, den lieben Nächſten, dem man ſo gern, wenn er noch dazu eine Freundin iſt, allerlei Schlechtes nachſagt, mit Liebenswür⸗ digkeiten zu überhäufen, jedenfalls zeigt ſich die Amerika⸗ nerin ganz binden von dem Fächer ihrer Bekannten und gibt dem in überſchwenglichen Worten Ausdruck. Die Ant- wort auf ſolch geräuſchvollen Ausbruch der Begeiſterung hat dann ſtets gleichförmig zu lauten:„Er gehört Ihnen, wie der Spanier ſagt.“ Die Beſitzerin des Fächers löſt darauf das kleine Ding ſofort von der zierlichen Kette, an der es mit einer Anzahl Gefährten baumelt, und trotz aller Wider⸗ ſprüche überreicht ſie es der anderen Dame. Es iſt nun ein Zeichen von beſonderer Beliebtheit, wenn man am Ende des Tages die größte Anzahl durch Schmeicheleien erbeutete Fächer aufweiſen kann, doch auch die Zahl der fortgeſchenkten kündet von beſonderer Anmut und feinem Geſchmack der Dame, die ſoviel bewunderte Fächer getragen. Die Fächer wechſeln ſo häufig die Beſitzerin, daß ſie gar oft ſchon nach wenigen Tagen zu ihrer einſtigen Herrin, die ſie urſprüng⸗ lich gekauft hatte, zurückkehren. Es ſcheint, als ob in dieſem zkindſchen Spiele“ doch etwas wie ein tieferer Sinn liege. Die Amerikanerin möchte ihre kühle Reſerviertheit und etwas ſteife Zurückhaltung gern ablegen, und ſo hat ſie dieſes Fächerſpiel, indem die Spanierin alle ihre hin⸗ reißende Liebenswürdigkeit und naive Fröhlichkeit zum Ausdruck bringt, übernommen. Freilich wird das, was in romaniſchen Landen aus einer herzlichen und gütigen Schenkerfreude geboren wurde, nun in Amerika zu einer gutgeſpielten Mode, die aber doch nicht ohne Einfluß auf Benehmen, Gebärde und Haltung der modernen Ameri⸗ kanerin ſein wird. Elegante Damen tragen dieſe Fächer morgens, nachmittags und abends, und ſo zahlreich und in ſo verſchiedenen Farben ſind ſie hergeſtellt, daß eine reiche Auswahl zu den mannigfachſten Toiletten zu Gebote ſteht und in wechſelndem Farbenſpiel der Fächer mit dem Ton des Kleides harmoniert. Auf der Veranda, beim Reifen am Eßtiſch und bei allen Feſtlichkeiten und Geſellſchaften erhöhen dieſe kleinen Waffen in der Hand der Frau die Le⸗ bon digkeit und die Anmut ihrer Bewegungen, und ein lang⸗ wieriges Studium wird darauf verwandt, eine möglichſt feine Grazie dabei an den Tag zu legen. Vom Herzensroman eines Exkaiſers erzählen Paris Zeitungen: Mit Einwilligung des Ministers 2 Kolonien hat der entthronte Kaiſer von Annam, Ham⸗Nghi, der ſeit 16 Jahren Gefangener der Franzoſen iſt, Paris verlaſſen und ſich nach Marſeille begeben, um von dort nach Algier zu fahren. In ſeiner Begleitung befand ſich ſeine Braut, Mlle Laloe, ein reizendes, 20jähriges Mädchen, und in Algier ſoll die Trauung beider ſtattfinden. Der Exkaiſer, der ſich jahrelang in Algier aufgehalten hat, lernte vor einiger Zeit die junge Dame kennen und verliebte ſich ſterblich in ſie. Seine Liebe wurde erwidert, aber der Vater der jungen Dame, der Präſident des algeriſchen Appellationsgerichts⸗ hofes iſt, wollte die Heirat wegen der Hautfarbe und der Religion des Bewerbers nicht geſtatten, bis ſchließlich das Mädchen alle Widerſtände überwand. Exkaiſer Ham⸗Nghi, der 33 Jahre alt iſt, ſtand im Jahre 1885 an der Spitze eines Aufſtandes gegen Frankreich, bei dem General de Courcys Garniſon in der Citadelle zu Hue belagert wurde. Es kam zu einem verzweifelten Kampf, bis ein Hilfskorps unter Oberſt Pernot die Rebellen zerſtreute. Ham⸗Nghi floh in die Berge von Kwang⸗ſi und führte einen Guerillakrieg gegen die Franzoſen, bis er 1888 gefangen genommen wurde. Im folgenden Jahre wurde er ſozuſagen penſioniert und er⸗ hielt ein Ruhegehalt von 24 000 Mk., das jetzt auf 64 000 Mark erhöht wird. Der Exkaiſer iſt ſchlank und zart gebaut, hat ausdrucksvolle Augen, elfenbeinfarbige Haut und einen ſchwarzen niederhängenden Schnurrbart. Er bekennt ſich zur Religion des Confutſe. f ———— In dem Baumſtamm drinnen aber Ein ergötzliches Koſalenſtückchen, das ein ruſſiſches Blatt getreu nach den Worten eines Koſaken nacherzählt, ſei hier um des naiven Humors willen wiedergegeben. Der Koſak erzählt:„Glaube nur nicht, Barin, was Dir der Nikifor erzählt; er ſtammt ja aus dem Dorfe Kebekowka, deſſen Be⸗ wohner ſamt und ſonders als Aufſchneider bekannt ſind. Er lügt, wie alle Kebekowkaer, und darum will ich Dir die Ge ſchichte wahrheitsgetreu erzählen. Alſo: Wir befanden uns mit der ganzen Diviſion auf dem Rückzuge von Saimaitſi. Nachdem wir einen Tagesmarſch gemacht hatten, löſten wir uns in kleinere Abteilungen auf. Dudakow, Panas und ich wurden zu einer Rekognoszierung abkommandiert. Die Sonne begann bereits unterzugehen, als wir halt machten und uns, ſo gut es ging, befeſtigten. Rings um uns duftete und blühte es. Die Mandſchurei iſt wohl ein heidniſches Land, aber ſchön iſt ſie doch. Ehe wir uns zur Ruhe nie⸗ derlegten, wollten wir in einem kleinen Flüßchen, das dort vorbeifloß, ein Bad nehmen. Wie wir einige Schritte ge⸗ gangen ſind, bemerken wir ungefähr zwölf ſchlitzäugige Gelb häute. Wie aus der Erde geſtampft waren die verfluchten Kerle plötzlich da. Wahr iſt es, die Gelbhäute ſind nicht die ſchlechteſten Soldaten, ſo ſchlau ſind ſie und gerieben. Angſt hatten wir gerade nicht, als wir den überlegenen Feind erblickten, aber etwas ungemütlich wurde es uns doch, als der Feind in ſcharfem Trabe direkt auf uns zuſprengte! Was war zu machen? Unſere Gewehre und Bajonette hatten wir auf dem Lagerplatz zurückgelaſſen. Es half nichts, wir mußten die Gelbhäute zu überliſten ſuchen. Als die Japaner für kurze Zeit in einer Schlucht verſchwanden, verſteckten wir uns. Panas kletterte auf einen großen Baum und ver⸗ ſchwand in dem dichten Gezweige; ich kroch in einen großen Strauch, und Nikifor lief zum Flußufer und drückte ſich an das Gerölle ſo gewandt, daß er kaum bemerkt werden konnte. Kaum hatten wir uns verſteckt, ſo waren auch die Schlitz⸗ äugigen da und machten gerade vor dem großen Strauche, in dem ich mich befand, halt. Darauf hielten die Kerls in ihrer heidniſchen Sprache, die kein ehrlicher Chriſtenmenſch verſteht, einen Kriegsrat ab. Ehe ich drei Vaterunſer beten konnte, waren die gelben Teufel einig geworden.„Neun Mann ritten in verſchiedenen Richtungen davon, während ſich der zehnte, offenbar der Befehlshaber, o dicht vor meinen Strauch hinſetzte, daß ich ihn faſt mit Händen grei⸗ fen konnte. Verdammt, daß ich nicht einmal mein Ba⸗ jonett zur Hand hatte, es wäre eine Kleinigkeit geweſen, dem Kerl mit einem Stich den Garaus zu machen. Ich wage panern bemerkt worden. Menſch keinen Verſtand beſitzt! kaum, zu atmen, und beobachte neugierig den Feind. Plötlich greift der Japaner in die Taſche, zieht ein Stück Pa⸗ pier hervor und entfaltet es. Weiß der Teufel, im Moment hatte er das Papier in ein Trinkgefäß verwandelt. Er ſtand auf, näherte ſich dem Fluß, atmet tief auf und füllt ſeinen Papierbecher mit Waſſer, um es zu trinken. Wie ich ſehe, daß es ihm ſo ſehr ſchmeckt, muß ich ihm nach guter Chriſten⸗ ſitte ein„Zur Geſundheit!“ zurufen. Gott im Himmel, welche Folgen hatte mein Ruf! Der Japaner zieht eine Pfeife aus der Taſche, läßt einen ſchrillen Pfiff ertönen, und im Nu ſpringen von allen Seiten ſeine Kameraden heran. Ich werde aus dem Strauch gezogen und gefeſſelt. Während ich überlege, durch welche Liſt ich mich freimachen könnte, ruft mir Nikifor vom Flußufer zu:„Iwan, Du wirſt Dich doch dieſen Kerls nicht ergeben!“ Dieſe Dumm⸗ heit von dem Nikifor! Wenn er ſich nicht ſelbſt durch ſeinen dummen Zuruf verraten hätte, wäre er nie von den Ja⸗ So aber wurden ſie auf ihn auf⸗ merkſam und nahmen auch ihn gefangen. Ja, wenn der Wie wir beide nun von den Japanern fortgeführt werden, ruft uns Panas vom Baum⸗ gipfel höhniſch zu:„Ihr Dummköpfe, wenn Ihr doch ge⸗ ſchwiegen hättet!“ Weiß der Kuckuck, während wir uns über den Hohn des Kameraden zu Tode ärgerten, brachen die gelben Heiden in ein teufliſches Gelächter aus und ſchüttel⸗ ten den Panas vom Baume herunter. Doch nicht lange konnten ſich die Japaner mit uns freuen, denn ſchon am nächſten Tage gelang es uns, zu entfliehen. So, genau ſo verhält ſich die Geſchichte“— ſchloß der biedere Koſak ſeine Erzählung. 9 i Das Hornberger Schießen. Ueber die Entſtehung dieſes Ausdruckes wird der„Deutſchen Jäger⸗Ztg.“ berichtet: Zu Hornberg im ſchönen Schwarzwaldland war auf Johannis 1667 ein großes Schießen angeſagt. Die Jahre vorher war viel guter Wein gewachſen, alſo daß nach der Chronik der Krug von fünf Litern um wenige Kreuzer zu haben war. Als man vier Stunden geſchoſſen hatte, war, ſo meldet die Chronik, das„Zündkraut zu Ende“, und der Bürgermeiſter bemerkte, infolge dieſes bedauerlichen Umſtandes ſei „anjetzo das Schießen unmöglich“. Es hatte aber noch nie⸗ mand die Scheibe getroffen.„Ja,“ ſo rief ein Naſeweis, „wo bekommen wir denn unſeren Schützenkönig her?“ Darob traten die Schützen mitſamt dem Bürgermeiſter zu langer, geheimer Beratung zuſammen, was zu tun ſei. Die Beratung dauerte vier Stunden, und es wurde beſchloſſen: „Unſer Scheibenzeiger wird hiermit beauftragt, zu meſſen, wie nah und wie fern ein jeglicher von den Schützen an der Scheibe vorbeigeſchoſſen; derjenige aber, der zunächſt daran war, wenngleich ohne ſie zu treffen, ſei unſer König.“ „Vivat der Bürgermeiſter!“ ertönte es von allen Seiten. Und alles wäre gut geweſen, wenn nicht der Scheibenzeiger einen umſtändlichen Bericht erſtattet hätte des Inhalts, daß die Kugeln keine Spuren ihre Flugbahn in der Luft zu⸗ rückgelaſſen, und es daher nicht möglich ſei, feſtzuſtellen, wie nah und wie fern ſie an der Scheibe vorbeigegangen. „Da ſchüttelten alle die Köpfe, und es war das Hornberger Schießen zu Ende.“ So erzählt die Chronik. Das Alter des berühmten Hildesheimer Roſenſtockes, das der verſtorbene Senator und Naturforſcher Roemer auf 300 Jahre angenommen hat, wird in einem kleinen Schrift⸗ chen von H. Bank für 400— 500 Jahre als geſichert betrach⸗ tet. Im Jahre 1903 gab es acht Ausläufer des Roſenſtockes. Die vier älteſten(von 1863, 1877, 1884 und 1892) ſind ſtark und geſund und ranken ſich hoch hinauf; ein kümmerliches Daſein friſten zwei ſchwache Schoſſe von 1898, hingegen ſind die beiden letzten vom Jahre 1902 kräftig und friſch. Aus dieſen neuen Schoſſen hat der Roſenſtock, nachdem er Ende der neunziger Jahre von Schildläuſen befreit worden war, jetzt jahraus jahrein wieder Hunderte von Blüten getrieden. Und ſo iſt die Hoffnung auf ein Weitergedeihen des altbe⸗ rühmten Roſenſtockes wohlberechtigt. 4 . 2 N . ä————— F 2 ö— EL p.& H. Ed Nie fi 14 N80* Edelmann Nachf. f Die zärberti K chen. Atinigungsanftalt— specht Faergte Weetbte a e e 90 Gans ahernder, Eis Verniekluns u. k n R. Schaedla eee ragen, Kravatten, Manſchetten — L. nnn 8 40 Orräde jeder arhe unte 1* 5 1 empfiehlt ſich zum* age Mk 22— 0 dd ner an Bales 1 Chemi tt 8 5 2 2 Wegen der mit Begi mbau eines Rades in Freilauf vc z E E b chem Reini en d 2* N mit Beginn der neuen Saison eintretende Wi 12 M. 8.-an. 1 95 7 8 9 un Färben 15 er, e ei Wie ger. eee garantirt Afachleinen U ö von 8 uf 80 1 0 Aufträge, dle un. be Musste 6. Peres beri F anleiten eee 77 1 Damen- u. Herren-Garderoben ele I eiligen vir einen Ertre Rabatt von 5 ragen. FHoſenträ E unter Zuſicherung billigſter Berechnung und War N f e. empfiehlt 0 N loſer Ausführung 1 1989 5 75 2 e 1 a 5 1 1554 f N W 13 1398 f Waſchſachen werden auf W̃ 1 n 955 5 1 Hutgeſchäft Ad in 3 bis 4 1 uf unſch 8 0 W 57 7 n. 9 Tagen geliefert. 1 1 Lorſcherſtraße II. deches haft Kuhn, Hügel. f. PALMII r —** 1 f 1 12 7 7 77 7— 0 90 K L t N 2 5 555 8 N N J I feinste Pflanzenbutter— Chroniſche Kranke N g dll— unübertroffen zun i 1 N 8 1 1 5 NN kochen, braten u back 1 500% Ersparnis wie Gicht Rheum ti. ö en ee Nervs 3 atismus, Iſchias, N Zur Herbſtſaiſon!. 5— Picea, Werreftherie ieleeczei, Annen 9 8 Apstheker Dotter e Serophul i. elancholie, Anaemi Anterhoſen, Hemden, Strümpfe, Krampfm iltel Accu% See een. Bel 0„ 42 9 5 und K 2 1 7 5 en⸗, aſen⸗, 6 Socken, geſtrickte Weſten delt ane, m Steeg, ccumnlatoren and Verbanlngserzane, Fünen Aegean. 6 76. f 5 er S0weinein wen für Muſikwerke und ſonſti rdauungs organe, Frauenkrankhei 27 f . enig. und nſti E f kheit. t otagen Haube 4 agen. Viele S0 erben in unf ſonſtige rankheiten, Geſchlechtsleiden g en, Haut⸗ 1 85 gen, n, Shwals„ beſonders Beingeſchwü achroniſchen Wunden 9 880 2 e N Ajähriger ſtat'on billigſt gelad 2 E N 1 ge chwüren behandelt mitt lſt Li 0 25 die E. 1420 mit dem Aufdeud J, ler fab dall paraturwe eä 1 5 8 eee f 9 05 1 Artie este alles andere Na otter find ächt, e eee 7 ilinſti 508 5 5 f 3 2 chahmungen. Fl. Frankl& Ki ch 0 f. b 2 und Kinderkleidchen ſtaunend billig, bei 4 65„ 515 ö Manubeim 55 AN. 2 Lichtheilin titut Electron. 5 . 1 6 0 a 2— 3 3, 3. J. 81. 4 5 Do han, Waſſerſtr. 24. b 4 5 9 11 ee e 15 1 — FFC; 4 2 8 Proſpekt grati⸗ 4 l —. Gelegenheits⸗K—. 0 e 10 10 2 üuft ga e e— erraern bee* Reparaturen Nleiderstok e ene Flaschen bude age, e in Fase and e 2 an 1120 9 bl 1 Stollen ga— d. e Wei— und E,. 1— 10 1 f J 8 mit Flaſch 1 am in— Uhren u. Goldwaren I Buxkins, Leinen e d e, See dee„Siotweine werden in meinem Geſchäſt b ö 8 ar c eee e Sattlermeiſter, Viernheim ee 0 7 ee 00 5 e häfſt 5 und 1542 e 2 aaf n führung entgegen. gen zur ſernffnee 1836 N 1 2 3 5 1 f fe 5 Nr. 5 +* 8 ntie 4 aumwollwaren. Dore& plitznef, Wengutsdesten Gau-Algesheim fhenbes en. ft 5 gute und ſolide Arbeit auft man uuſtreiti en C 3 promt und biltig ausgeführt. au billigſten bei N een ber ef en 14 1 5 ten bei In Viernheim bei Karl N 10 I. Kra⸗ 18. ilfrachtbriefe 2 . A ug Un 1 8 0 Flora⸗Drogerie. 7 ehe E 1 An; Uhrmacher. J. Lindemann nd zu haben d e Buchdruckerei di ü N— i 1 b 5 Scherb e. erei dieſes Blattes 9** eee g ö 5 5 5 N en r 1 1 U—— 8 . dannheim F 2, 7. 1 e verloren,. 3 8 N 2 55 1 1 a Nur 93 14%, nichis Als„ori“ H Narr wann al. e de untere& b 1 e a i f 5 gegen ede 7 e 5 e in Hausgeräte jeder.. undſchaft iſt immer zufrieden mit N nseklenplage ü e* Kkittet— de eee eee ee 2 Schönheit ist Macht!! Geſchirre, Gläſer, Cöpfe ete 1 Urmpoc el M d 1 uu Piernheim bei Karl Mabach, ion Drogerie ö Dies e delt lader in derlei Wafer ase 87 1 U* 1 2 5 er täglich die 5 leiht ihnen 58 8 g g ö eee 2 g Indisch Wa nd ersif 2“ Deshalb it. 5 a 5 Warum? 207 0 Har 8 e eee 2 ö e. 5 0 10 0 bedienen, gut und billig ſind. 1 a8 80 umacher ö Sowas. 9 maschinen in vorzüglicher Konſtrultion g Schulstrasse 14 ral 2 e beer ba e 5 Deutsche Fahfr 0. 8 a 78 ue A 1 überall er ältli 5 dan aſſe fi 1 95 77 e 05 empfiehlt eine große Auswahl in 5 e eee. e dee 5 5 8 d Wel 0 Sturmvogel 8 8 t b j f f zu haben, Welfen 111 e 515 f 5* 75 Damen- umd W feen en 180 ö min a bereitwilligſt 11 0 1 Ahr. Grüttner 8 2 eschũ Jussextrak ilh. 8 5 2 5 Kinder-Hauben fie ee t 1 e nsee bei Berlin 32. 1 s 7 eales Haarfärbemittel garant. 1—— 5 2. an 5** 82 unschädlich, fa dernd% 2—— 1 geſt 1 11 er-Mützen fen telt nt. del IIC! ĩ ðibbbbb b 1 N geſtrickte Weſten, Jacken, Sweaters, Unter⸗ Jahren mit Erfolg inOesterreich! 1 125 5 Hoſen, Jacken Strün 5. er⸗ und Deutschland eingeführt.. N f Normal⸗Hemd upfe, Socken,. En gros-Versandt: hen 3 5 1 1111 2 128 ee 1 8 5 1: 1 M 0 g e e* ee ee men üte 1 1 he eee e e en 5 1 „„ e 3 5 5 e err a dass Laldader, Mamein J 2 g 1 ö 2 9 21, 1 Breitestrasse 9 1,1 amen jite K Beſte und billigſte B„ kuntn Si dern U ge Betten, Bettwaren? 1 Fed 1 a 5 2 ern und Daunen. 5 D ü 5 l 40 Beſonders preiswert: 5 men U E kaufen Jie E egant 8 1—— U Jertige⸗ Belt Bei meinen Betten kom Jerti 1* bf für Mit 45—ͤ men iges Bett—ͥͤ— 1. 5. nur federdicht. Barchend für Mk. 70 8 15 zu gehörig: 3 1 5 1 Bettſtelle nußbaum„ dazu gehörig: lackirt Mk. 12.— Gedern zur Verwendung. 1 Bettſtelle prima 2 de 1 e 1 e e 0 1 lackirt 18— 1 nur bei 1 eegrasmatratze Sämtliche Matratzen und ettroſt 18.— 1 N mit Keil 9.— Bettröſte ſind eigenes Fab 1 dreiteil. Seegras⸗ 1 Deckbett 15.50 genes Fabrikat! matratze mit Keil 14.— E lan 1 Kiſſen 4.50 aus ſolideſtem Drell und beſten! Deckbett 15.50 1 desen W. A5. Zu zenten. enen M-Iü III l 5. zuſammen Mk. 70. 2 Amos U. Knderonfection, Kleiderstoffe u. Baumwollwaren F 2, 9 Mannheim F 2, 9 8 ü 9 0. hervorragend billig!