theil. n ih wieder adige ungs⸗ keits, lung rden ge⸗ en. N Niernheimer Anzeige Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Hamſtags (mit illuſtr. Unterhaltungsblatt) Bezugspreis: 30 Pfg. monatlich einſchließl. Trägerlohn, turch die Poſt Mk. 1.15 vierteljährlich. v. 138. 5 Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. ———— Wirkſamſtes Juſertions-Organ. Donnerſtag, den 1. Dezember 1904. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 6geſpaltene Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: . 25 Pfg. die Zgeſpaltene Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 20. Jahrgang. Der rufſiſch-japaniſche Krieg. Werlin, 30. Nov. Die„Voſſ. Ztg.“ meldet aus Lon⸗ don: Die Abendblätter veröffentlichen ein Telegramm aus Tokio, demzufolge der letzte japaniſche Sturmangriff auf Port Arthur die Zerſtörung der Forts Erlungtſchan, Oſterlung und Majokobujama zur Folge gehabt hat. Die Angriffe auf die Forts Sungtſchan und Kiwtungtſchan ſind indeſſen geſcheitert. Die Verluſte der Japaner ſollen nahezu 7000 Tote und Ver- wundete betragen. Die Angriffe dürften, wie man annimmt, nicht mehr erneuert werden, ſondern der Verſuch gemacht werden, die Feſtung auszuhungern. Toftio, 30. Nov. Es wird gemeldet, daß ein nächtlicher Angriff der Japaner auf den 203 Mtr.⸗Hügel von Erfolg ge⸗ weſen iſt. Man nimmt an, daß damit 90 pCt. der Arbeit zur völligen Beſetzung von Port Arthur geleiſtet ſind. Wenn die Japaner im Beſitze jenes Hügels ſind, ſo überblicken ſie den Hafen vollſtändig. Petersburg, 30. Nov. Sſacharow meldet dem General⸗ ſtabe vom 27. Nov: Der japaniſche Angriff am 27. gegen die Abteilung bei Tſinſetſchen wurde durch unſere Artillerie und Gewehrfeuer gegen 6 Uhr abends zum Stehen gebracht. Der Feind konnte nirgends näher als auf 600 Schritt heran⸗ kommen. Heftiger Schneeſturm unterbrach den Kampf. Als gegen 3 Uhr nachmittags das Wetter ſich aufgeklärt hatte, ſtellte ſich heraus, daß unſer rechter Flügel umgangen war, doch zwang das erfolgreiche Feuer unſerer vier Geſchütze den Feind zum Rückzuge. Unſere Verluſte am geſtrigen Tage ſind unbekannt. Die gefangenen Japaner trugen Jacken unter der Uniform und Mäntel aus Kameelhaarſtoff mit Pelzkragen. Am 27. November beſetzten Freiwilligen-Abteilungen das Dorf Namgantſi, das vor dem Putilowberge liegt und behaupteten ſich in demſelben 20 Minuten lang trotz des heftigſten Ge— wehrfeuers des Gegners, bis es ihnen gelang, ein feſtes Ge— bäude zu unterminieren, welches die Japaner oft dazu benutzt hatten, unſere Stellungen zu beſchießen. Nachdem unſere Ab⸗ teilung ſich zurückgezogen hatte, wurde das Gebäude, ein Tempel in die Luft geſprengt und das Dorf und die nahe gelegene Schlucht, welche ſofort von bedeutenden Streitkräften der Japaner beſetzt wurden, ſodann von uns beſchoſſen. Auf unſerer Seite wurde ein Mann verwundet. Tondon, 29. Nov. Das Reuterſche Bureau meldet aus Schenking von geſtern: Von der ruſſiſchen Oſtarmee iſt die Nachricht eingegangen, daß General Rennenkampf in der Nähe von Dalin angegriffen worden ſei. Die Japaner wurden nach dreitägigem Kampfe zurückgeſchlagen, der Kampf dauert aber noch fort. Die Japaner brachten Belagerungsgeſchütze in ihre Stellung. Tſchiſu, 30. Nov. Kuropatkin hat 20 Automobile in Ge- brauch genommen, welche ihm geſtatten, die Front von 25 Meilen in kurzer Zeit zu muſtern. Der berühmte Automobilfahrer Ro- voired iſt aus Mukden zurückgekehrt, wo er drei Wochen bei Kuropatkin war. Er erklärt, der Generalſtab habe den Wunſch DDD ausgedrückt, 20 weitere Automobile zu beſitzen, welche beſtimmt ſeien, im Notfalle die Munition zur Front zu bringen. Wei⸗ ter teilt er mit, die beiden Armeen ſtünden ſich in dreifach verſchanzten Linien gegenüber. Auf beiden Seiten verbringen die Soldaten den größten Teil der Zeit, Tag und Nacht in den unterirdiſchen Schutzhöhlen. — Die Ruſſen verfügen augenblicklich in der Mandſchurei über 300 000 Mann. In Mukden liegen nur wenige Ver⸗ wundete, in Charbin dagegen 30 000. Man iſt der Anſicht, daß Kuropatkin Mukden nur dann räumen würde, wenn er durch eine verlorene Entſcheidungsſchlacht dazu gezwungen würde, glaubt aber, daß die Ruſſen in der nächſten Schlacht ſiegreich ſein werden. Mulden, 20. Nov. Die Gegend iſt auf 20 Kilometer von der ruſſiſchen Armee ausgeſaugt. Das Militär requiriert alle Kohlen⸗ und Getreidevorräte. In der Zentralmandſchurei wendet ſich die Bevölkerung nach öſtlichen Gegenden und nach Sinmintun. Dörfer verſchwinden vom Erdboden. Ruſſiſche Spekulanten errichten Strohlager; es wird über Erpreſſungen der Armeelieferanten geklagt. Mulden, 30. Nov. Gerüchtweiſe verlautet, 250 Wagen mit Munition, Lebensmitteln und Kleidung für die Armee ſeien auf der ſtbiriſchen Bahn„verloren gegangen“.— Echt ruſſiſch! Deutſchland. Berlin, 30. Nov. Die Hochzeit des Kronprinzen wird, wie nach der Frkf. Ztg. in Hofkreiſen verlautet, auf den 23. März feſtgeſetzt. Ansland. Varis, 29. Nov. Die Regierungsvorlage betreffend die Trennung von Staat und Kirche wurde von der mit Beratung der Vorlage betrauten Kommiſſion der Kammer mit 13 gegen 1 Stimme abgelehnt. Die Kommiſſion beſteht aus 35 Mit⸗ gliedern. Die meiſten miniſteriellen hatten an der heutigen Sitzung nicht teilgenommen. In der Kammer wurde die all⸗ gemeine Beratung der Einkommenſteuervorlage begonnen, nach⸗ dem der Finanzminiſter erklärt hatte, er würde Vertagung der Beratung beantragen, wenn durch ſie die Erledigung des Bud— gets vor dem 31. Dezember verhindert werden ſollte. Rußland und Afghaniſtan. Tondon, 30. Nov. Das Reuterſche Bureau erhielt Berichte aus Kabul vom 23. Oktober, die am 6. November von Peſchawur weiter gegeben wurden. Nach dieſen Berichten meldete der Gouverneur von Bolak dem Emir, daß eine ruſ⸗ ſiſche Armee bei Miſarkwan⸗Gar eindrang. Der Gouverneur von Saiſabad meldet ebenfalls, daß der ruſſiſche Poſten auf der anderen Seite des Fluſſes Kokſcha auf tauſend Mann ver⸗ ſtärkt wurde. Der Gouverneur von Herat berichtet über eine ungewöhnliche militäriſche Tätigkeit der Ruſſen. Der Letztge⸗ nannte verlangte 20,000 Mann Verſtärkungen, die ihm vom Emir bewilligt wurden. Der Emir ſandte dem Gouverneur von Saiſabad Karten von der Grenze und ermächtigte ihn, eventuell jeder Grenzverletzung durch die Ruſſen Einhalt zu tun. Der Kommandant von Saiſabad erhielt Befehl, die Stadt⸗Feſtungsgräben und vier neue Türme in den Vertei⸗ digungszuſtand zu ſetzen. Der gleiche Befehl gelangte an den Gouverneur von Maimna. Zwei Brüder des Emirs werden Afghaniſtan bereiſen. nah und Fern. Viernheim, 30. Nov. Die am Sonntag im „Freiſchütz“ ſtattgefundene Monats-Verſammlung des kath. Männer⸗Vereins war ziemlich gut beſucht. Nach Er⸗ öffnung derſelben gedachte der Präſident, Herr Heckmann, des Geburtsfeſtes und der Verlobung Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs Ernſt Ludwig mit der Prinzeſſin Eleonore zu Solms⸗Hohenſolms⸗Lich und brachte ein begeiſtert aufgenommenes Hoch auf das hohe Brautpaar aus. Sodann erhielt das Wort Herr Kaplan Veit zu ſeinem Vortrage„Der Humor und die katholiſche Kirche“. Redner erläuterte wie die kath. Kirche ſtets die Freundin eines geſunden Humors geweſen ſei und denſelben zu allen Zeiten gepflegt und gefördert habe. Es iſt leicht erklärlich, daß die Worte des Vortragenden oftmals die Lachmuskeln der Zuhörer in Bewegung ſetzten und erntete Herr Kaplan Veit mit ſeinen Ausführungen lebhaften Beifall.— Unſer hochw. Herr Pfarrer Wolf kam hiernach auf die Fort⸗ bildungsſchule zu ſprechen; er wies noch einmal den hier öfter geäußerten Vorwurf, als ſei er(Redner) oder ſein ſel. Herr Vorgänger oder ſonſt Jemand in Viernheim an der Verlegung der Unterrichtsſtunden auf den Werktag⸗Nachmittag ſchuld, in überzeugender Weiſe zurück. Schuld ſei einzig und allein das Geſetz, welches dieſe Unterrichtsſtunden beſtimme und über das könne kein Menſch hinaus. Der Schulvorſtand habe ſich alle Mühe gegeben, eine Aenderung in der Zeit der Unterrichtsſtunden herbeizuführen, leider jedoch vergebens, da das Schulgeſetz keine Ausnahmen geſtatte. Die Eltern ſchulpflichtiger Söhne würden vernünftig handeln, wenn ſie letztere zum regelmäßigen Schul- beſuch anhalte, damit die noch unangenehmeren Strafen ver⸗ mieden würden.— Im Weiteren machte Herr Pfarrer Wolf auf die Nähſchule der engl. Fräulein aufmerkſam, die ſehr ſchlecht frequentiert werde. Die Schweſtern ſeien gerne bereit, die Unterrichtsſtunden auf den Abend zu verlegen, um allen Mädchen Gelegenheit zu geben, an dem Nähunterricht teilzu⸗ nehmen, der für das ſpätere Leben ſo ſehr notwendig und nützlich ſei.— Die Verſammlung nahm wie immer den ge⸗ mütlichſten und anregendſten Verlauf. Mannheim, 30. Nov. Der Vertrag mit der Firma Brown, Boverie u. Cie über den Betrieb des Elektrizitäts⸗ werkes ſoll auf Ende 1905 gekündigt und das Werk auf 1. 3 2 Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgſtede. 531(Nachdruck verboten.) Friedhelm ſchwieg beharrlich, ſein Haupt war von den angſt⸗ voll fragenden Augen der Mutter abgewendet. Endlich ſagte er tonlos: „Ich bin kein Kind mehr! Ich bin niemand Rechenſchaft ſchuldig. Du könnteſt mir doch nicht helfen, Mutter.“ „Verachte meinen Zuſpruch und Rat nicht, ich meine es treu, mein Sohn! Arbeite wieder, arbeite für Dein— Kind!“ Der Mann ſetzte ſich hoch im Bett und ſtarrte die alte Frau faſſungs⸗ und verſtändnislos an. Er begriff kaum, was ſie zu ihm ſprach. Dann ſank er zurück, mit dem Haupt auf den unter⸗ geſchobenen Arm gelehnt und lag ſo— lange, lange! Schweigend und wartend ſaß Frau Jauſen da. Ein heißes Gebet ſtieg aus ihrem treuen Herzen empor zu dem, der ſo oft in Not und Kümmernis ihr Helfer und Retter war. An der Seele des ſchweigenden Mannes rüttelte das Geſtändnis der Mutter mächtig. Um ſeines Kindes willen ſprach ſie zu ihm! Und als ſie nun leiſe, mahnend und eindringlich fortfuhr:„Min leiw Jung, denke daran, daß es in der Heiligen Schrift heißt: Ich will die Sünden der Väter heimſuchen an den Kindern“, da taſtete er wie haltſuchend nach ihrer Hand. Greifbar, körperlich ſtand plötzlich Irene Mainau vor ihm, Irene, die ihm geſagt hatte, daß ſie ihn nicht achte, weil er kein Mann ſei. Er hörte ihre berückende Stimme die Worte der Mutter wiederholen. Ob er ſie doch noch zwingen konnte, für ihn zu fühlen? Oder war es ein für allemal zu ſpät dazu? Ein plötzliche Thatkraft kam über Friedhelm, eine ungewohnte Schaffensfreudigkeit. Wunderbar lieblich und ſüß umtönte es ihn. Weiche und einlullende Klänge erſtanden in ſeiner Seele — ein Wiegenlied! Er verließ ſchnell das Lager und ſetzte ſich an den Flügel, ganz in ſeine Aufgabe verſunken. Andrea hörte die ungewohnten Klänge und wagte kaum. daran zu glauben. Sie wollte zu ihm treten, wollte ihn umfangen, aber die Mutter winkte ſie zu ſich heran. „Spreche nicht mit ihm, Töchterchen! Es iſt beſſer, Du be⸗ merkſt ſeine Rückkehr zu uns vorläufig noch nicht. Zu hoffnungs⸗ froh dürfen wir auch nicht ſein, Du weißt, Friedhelm iſt un⸗ berechenbar.“ Trotz dieſer Worte konnte Andrea ſeit langer Zeit zum erſten⸗ mal wieder lächeln, ſah ſie, daß draußen die Sonne ſchien, daß es Sommer war. „Mutter, wenn wir ihn bewegen könnten, ſein Werk in anderen Städten aufzuführen! Gewiß würde Irenes alter Freund uns dazu helfen können und wollen. Meinſt Du nicht, daß der Erfolg uns Friedhelm thätig erhalten könnte? Viel⸗ leicht, daß er jetzt ſich einen Namen machen will, auch um des Kindes willen!“ „Ja, ja, mein Kind. dazu müſſen wir ihn zu bringen ſuchen!“ „Mutter— Andrea— kommt einmal herein und hört“, ertönte jetzt Friedhelms Stimme,„meint Ihr, daß ich ſo fortfahren kann?“ Friedhelm Janſen war ein ſchlechter Sohn und Gatte, aber ein großer Meiſter. Ohne Worte, nur durch die Macht der Töne ſprach er zu den Herzen der beiden Frauen. Andrea hatte ſich ihm nun doch genähert, ſie ſtützte ſich auf ſeine Schulter und lehnte ihr Haupt an das ſeine und langſam legte ſein Arm ſich um ihren Leib. „Wie wunder-, wunderſchön das Lied werden wird!“ ſagte die junge Frau leiſe—„ich danke Dir!“ Friedhelm Janſen lachte, ſein altes Kinderlachen, das lange verſtummt war. „Dann mußt Du auch den Vögeln Dank ſagen, daß ſie ſingen. Ich könnte eben nicht anders. Und nun laßt mich zu Ende kommen.“ Dies Neue, Große, Unerwartete, welches plötzlich in Fried⸗ belms Leben getreten, hatte vorläufig alles andere, ſogar teil⸗ weiſe die Erinnerung an Irene verdrängt. Er war voller Thätigkeit und Leben. Mehrere Lieder folgten dem erſten, dann begann er ein größeres Tonwerk, ja, that auch bereitwillig und zum erſtenmal energiſche Schritte, um eine Wiederaufführung ſeines Erſtlingswerkes anzubahnen. Andrea war ſelig, die erſte, berrliche Zeit ibrer Liebe ſchien wiederzukehren. Friedbelm war, wenn auch nicht zärtlich, ſo doch rückſichtsvoll und aufmerkſam. Mehr begehrte die junge Frau auch nicht. Aber nach und nach erwachte die Hoffnung in ihrem Herzen, einem Wunder konnte ein zweites folgen, und Friedhelm konnte ihr wiedergeſchenkt werden. Und auch ihr Leben hatte einen neuen Inhalt, einen heiligen Zweck. Sie wollte ſtark und mutig ſein, ebenfalls um ihres Kindes willen! Denn da iſt ewiges Leben, Wo ewige Liebe iſt! * 3 1* Irene Mainau empfing And Berichte mit lebhafter Freude, obwohl nicht ohne Zweifel, ieſe Wandlung Janſens von langer Dauer ſein würde. Wie leicht konnte ein Hauch dieſe goldenen Luftſchlöſſer ſtürzen und die Blüten der Zukunft brechen! Wie thöricht war es, ſein Schickſal auf eine Hoffnung. einen Schatten zu begründen! Irene war über Andreas Zeilen ſo in Nachſinnen verſunken, daß ſie nicht gewahrte, wie Kurt ihr noch ein Schreiben hin⸗ reichte. „Irene“,— Reine lachte hell auf,—„Du haſt noch einen Brief. Ah, eine Herrenhand! Von wem mag der ſein?“ „Von Martin“, ſagte das Mädchen freundlich, den Umſchlag erbrechend,„er hat ſo lange geſchwiegen.“ vergebens in den Zügen der Freundin zu leſen, dieſelben blieben vollkommen ruhig, nur einmal zog eine lichte Röte über ihr An⸗ geſicht. Kurt dagegen hatte in nervöſer Unruhe einige Briefe geöffnet, lief einige Mal auf der Terraſſe auf und nieder und verſchwand dann, ſämtliche Schriftſtücke zufammenraffend, in ſein Zimmer. Fortſetzung folgt.) Die Gräfin ſuchte ö A 9 ——— 2 ——— Januar 1906 in eigene Regie der Stadt übernommen werden. — Mit einem Schlagring das Naſenbein abgeſchlagen hat letzte Nacht der Taglöhner Lulay dem Schutzmann Schweitzer, als dieſer in einer Balgerei einſchritt, bei der Lulay beteiligt war. Lulay leiſtete Widerſtand, ſchluß dem Schutzmann den Helm vom Kopfe und führte den heftigen Hieb mit dem Schlagring, der dem Schutzmann das Naſenbein koſtete. Lulay iſt verhaftet. 5 Ludwigshafen, 30. Nov. Krieg im Frieden. Ein Sodawaſſerfabrikant an der Rheinſtraße geriet mit ſeiner beſſeren Hälfte in Streit, weshalb„Sie“ ihrem Ehegeſpons einen Eimer Waſſer in's Geſicht ſchüttete.„Er“ war darüber ſo erboſt, daß er„Sie“ zum Fenſter hinaus auf die Straße warf. Die Frau kam mit einigen Verletzungen ungefährlicher Art davon. Waldmichelbach, 30. Nov. Zur Zeit herrſcht in unſerer Gegend wieder ein lebhaftes Geſchäft in Chriſtbäumen, indem Händler aus benachbarten Städten große Quantitäten einkaufen. Die Preiſe bewegen ſich je nach Größe und Schön⸗ heit zwiſchen 25—35 Mk. pro Hundert. Leute, welche vor 6—7 Jahren ſchon einſichtig genug waren, ſtatt der Rinden⸗ ſchläge Nadelhölzer anzupflanzen, machen jetzt ſehr gute Ein⸗ nahmen; denn man rechnet auf den Morgen 2500 Pflanzen. Wenn alſo von dieſen nur 2000 Stück zu 600— 700 Mark verkauft werden können, ſo iſt dies für das gewöhnlich ſehr geringwertige Gelände immerhin eine ſchöne Einnahme in 6 bis 7 Jahren. Doſſenheim, 29. Nov. Vorgeſtern, Sonntag nach⸗ mittag wäre infolge allzunahen Zuſammenhangs einer ganzen Reihe Scheunen und Häuſern ein großer Brand entſtanden, wenn derſelbe nicht noch zu rechter Zeit im Entſtehen geſehen und im Keime erſtickt worden wäre. Es brannte nämlich ein ganz hart an die Scheune angebauter, ganz mit Holz vollge⸗ pfropfter Schopf der Witwe Kraft. Das Holz gab dem Feuer reichliche Nahrung und ſchon waren die Sparren des Schopfes ganz verkohlt, als man das Feuer noch rechtzeitig entdeckte und die daran anſtoßende, mit lockerem Maſchinenſtroh gefüllte Scheune raſch räumte, ſodaß das Feuer zum Glück nicht weiter um ſich griff. Wie man hört, ſoll ausgeleerte heiße Aſche die Urſache ſein. Man hat hier vor dem Feuerruf aber Reſpekt, denn Brand vor 3 Jahren, der eine Anzahl Häuſer und Scheunen einäſcherte. a Darmſtadt, 30. Nov. Wegen hat ein 23jähriges Dienſtmädchen durch einen Revolverſchuß ſeinem jungen Leben ein Ende geſetzt. Der bisherige Lieb- haber, ein Soldat der hieſigen Garniſon, hatte ſich nicht mehr zum üblichen Stelldichein eingefunden, was das Mädchen in ſolche Aufregung verſetzte, daß es ſich eine Kugel in die linke Schläfe ſchoß. Speyer, 30. Nov. Der Biſchof von Speyer, Dr. von Ehrler, iſt ernſtlich erkrankt. Es ſoll ſich laut Weſt- fäliſcher Volkszeitung um beginnende Verkalkung des Gehirns handeln. verſchmähter Liebe Neckargemünd, 29. Nov.„Tanzvergnügen“. Im Tanzſaal des Gaſthauſes„zum Pflug“ kam es vorgeſtern abend halb 9 Uhr zu einer größeren Schlägerei. Dabei wurde auch ein Brand verurſacht, der aber im Keim erſtickt werden konnte. Durch Meſſerſtiche wurden 3 Perſonen ſchwer und za. 10 leicht verletzt, die ſämtlich im Spital verbunden, genäht und geflickt werden mußten. Die Streithähne waren Ziegel⸗ häuſer Burſchen, von denen 6 durch die Gendarmerie und Polizei verhaftet wurden. Einer liegt noch im Spital. Mainz, 30. Nov. Eine 50jährige Kaufmannsfrau mußte zugleich mit ihrer 20jährigen Tochter wegen Geiſtesge⸗ ſtörtheit ins Spital gebracht werden. Ein Sohn der Familie, der beim Militär dient, liegt aus demſelben Grunde im Militärlazarett.— Wegen einer Liebesaffäre hat ſich der Leutnant Dietz vom 13. Huſaren⸗Regiment erſchoſſen. Büttelbrunn, 30. Nov. Die 21jährige geſunde und kräftige Tochter eines hieſigen Landwirts hatte unter der Naſe ein kleines Geſchwür, dem ſie anfangs wenig Beachtung 7 man erinnert ſich noch mit Schrecken an den großen ſchenkte. Durch irgend einen äußeren Einfluß, vielleicht durch Kratzen, entwickelte ſich auffallend raſch ein Geſchwulſt im Ge⸗ ſicht, der die bedauernswerte Perſon bis zur Unkenntlichkeit entſtellte. Sie mußte ins Siechenhaus nach Groß⸗Gerau ver⸗ bracht werden, wo ſie nach wenigen Tagen an den Folgen einer Blutvergiftung ſtarb. Dornheim, 29. Nov. Geſtern um Mitternacht wurde die hieſige Einwohnerſchaft durch Feuerlärm aus dem Schlafe geſchreckt. Von den Hofraiten der Landwirte Schulz und Kirchhöfer brannten Stallungen und Scheunen nieder. Dem energiſchen Eingreifen der hieſigen Feuerwehr und der ſofort hilfsbereiten Bürgerſchaft iſt es zu verdanken, daß das wütende Element auf ſeinen Herd beſchränkt wurde. Ueber die Entſtehung des Brandes iſt bis jetzt nichts ermittelt. Bruchſal, 30. Nov. Eine gewonnene Wette. Der hieſige Einwohner Andreas Schmitt, der mit einem kleinen Fäßchen Bier zu Fuß von hier nach Paris getrottet war und mit dem gleichen Fäßchen voll Wein den Rückmarſch angetreten hatte, iſt wieder hier eingetroffen und hat ſomit ſeine Wette gewonnen. Schönau, 29. Nov. In Riedichen brannte das Doppelhaus des Ferd. Philipp und A. Müller nieder. Gebäude und Fahrniſſe ſind verſichert. Die Entſtehungsurſache iſt un⸗ bekannt. Freiburg i. B., 28. Nov. Das Kriegsgericht verur⸗ teilte die Reſerviſten Jakob Lehmann und Ludwig Kubach vom Infanterie-Regiment Nr. 142 wegen Meuterei, begangen während des Manövers im Jahre 1903 in dem Orte Käfer- berg bei Offenburg, zu je 5 Jahren Zuchthaus und Ausſtoßung aus dem Heere. Der Reſerviſt Ludwig Renn wurde wegen Meuterei und Meineids zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Drei andere Soldaten, die bei dem Vorfalle weniger beteiligt waren, kamen mit Gefängnisſtrafen von 3 Monaten bis zu 1 Jahr davon. Beutheim, 30. Nov. Bei einer Treibjagd ging einem Jäger ein Schuß los, durch den ein Treiber erſchoſſen, ein zweiter ſchwer verwundet wurde. Der Getötete iſt ver⸗ heiratet und Vater von 6 Kindern. Berlin, 30. Nov. Ein Kämpfer von der [Schlacht bei Gravelotte macht in den letzten Tagen U bvelotte viel von ſich reden. Wegen einer in der Schlacht bei Gra⸗ vele erhaltenen Verwundung iſt der frühere Kaufmann, jetzige Penſionär Karl Lefevre in das Garniſonlazarett zu Tempelhof gebracht worden und hat ſich dort ſchweren Ope⸗ rationen unterziehen müſſen. Er hat den Feldzug bei der 2. Kompagnie des Garde-Schützenbataillons in der Schlacht einen ſehr ſchweren Stand hatte, ſo daß ſämt⸗ liche Offiziere und ein großer Teil der Mannſchaften tot oder verwundet auf dem Platze blieben. In dieſem mörderiſchen Kampfe erhielt Lefevre quer durch beide Backen einen Schuß, der ihm den Gaumen und faſt ſämtliche Oberzähne herausriß. Jetzt nach 35 Jahren bildete ſich im Munde eine ſchwere Ent⸗ zündung. Im Garniſonlazarett wurde die Wunde wieder ge⸗ öffnet. Dabei entdeckten die Aerzte mehrere Knochenſplitter und ein Geſchoßteil, die ſämtlich herausgenommen wurden. Jetzt befindet ſich der Patient auf dem Wege der Beſſerung. Für Geiſt und Herz. Im Hauſe wo die Gattin ſicher waltet, da wohnt allein der Friede, den vergebens im Weiten du da draußen ſuchen magſt. * Das größte Gegenmittel gegen den Zorn iſt der Aufſchub. E 225* Man muß viel Lebensart beſitzen, wenn man mit Leuten, die keine haben, auskommen will. * 1 * Alle Arten, ſein Brot zu verdienen, ſind einem ehrlichen Manne gleich anſtändig: Holzſpalten oder am Ruder der r mitgemacht, das Regierung ſitzen. Es kommt ſeinem Gewiſſen nicht darauf an, wieviel er nützt, ſondern wieviel er nützen wollte. * * Am Ende deiner Bahn iſt gut Zufriedenheit; doch wer am Anfang iſt zufrieden, kommt nicht weit. Letzte Nachrichten. Berlin, 30. Nov. Die Morgenblätter melden aus Tokio: Nach den neueſten Nachrichten von Nogis Streit⸗ kräften hätten die Japaner den Angriff auf das Zentrum der ruſſiſchen Befeſtigungen von Port Arhur begonnen. 50 große Belagerungsgeſchütze ſeien in beherrſchender Poſition aufgeſtellt worden und richten gegen die Stadt und die Hafenanlagen ein verheerendes Bombardement als Vorbereitung eines allge⸗ meinen Angriffes, der heute Mittwoch beginnen ſoll. * Heppenheim a. d. B., 30. Nov. Zum Raub⸗ mord in Heldenbergen. Am 11. Oktober kamen kurz nach 7 Uhr zwei Burſchen in den„Darmſtädter Hof“(Be⸗ ſitzer Jean Rückert) und beſtellten ſich, nachdem ſie bereits Bier hatten, Kotelett mit Kartoffeln. Ebenſo beſtellten ſie für ſich und einen dritten Freund Nachtquartier. Punkt 8 Uhr begaben ſie ſich fort, um den vermeintlichen Freund an der Bahn abzuholen, kamen aber nicht wieder zurück. Zwiſchen 8 und 9 Uhr aber wurde in dem nahe beim„Darmſt. Hof“ liegende Pfarrhauſe eingebrochen und 2000 Mark geſtohlen, während ſämtliche Inſaſſen des Pfarrhauſes nebenan in der Kirche bei der Predigt des Benediktiner-Paters Leander waren. Gegen 10 Uhr fuhr Herr Lehrer Schütz mit der Bahn von hier nach Laudenbach, 40 Minuten zu Fuß von hier. Als Herr Sch. dorten ausſtieg, fielen ihm zwei Menſchen auf, die in 5 2. Kl. einſtiegen. Nachdem Herr Sch. am nächſten Tage von dem Einbruch dahier hörte, kam er ſofort, um ſeine Wahr⸗ nehmungen kund zu geben. Aber man kam den Einbrechern, die in Laudenbach Fahrkarten 2. Kl. nach Mannheim ge⸗ nommen hatten, nicht auf die Spur. Herr Rückert aber kann ſich die Perſönlichkeit und Anzüge jener Menſchen genau ent⸗ ſinnen und iſt auch der Anſicht, daß die Beſchreibung des nun ſteckbrieflich verfolgten Hudde auf jenen ſtimmt, der am 11. Oktober bei ihm eingekehrt war, geſpeiſt und getrunken hatte, worauf der Einbruch im nahen Pfarrhauſe erfolgte. Büdingen, 30. Nov. Der unter dem Verdacht der Beteiligung an dem Raubmord in Heldenbergen ſteck⸗ brieflich verfolgte Arbeiter Meininger, früher in Mittelgründau wohnhaft, wurde hier verhaftet. Redaktion, Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. Die Ziehung 1. Klaſſe der 5. Heſſiſch⸗ Thüringiſchen Staatslotterie ſteht unmittelbar bevor; ſie beginnt am 6. Dezember. Einlegung und Miſchung der Loſe und Gewinne erfolgen öffentlich am 5. Dezember, nachmittags 3 Uhr im Ziehungsſaale zu Darmſtadt, Bismarckſtraße 19. 5 O doe Rallen pro Tag zur Strecke gebracht— großartig iſt der Erfolg— bin die Ratten los— 30 Ratten in kurzer Seit tot— findet bei meinen Kunden großen Anklang ꝛc., ſo und ähnlich heißt es immer in den glänzenden Seugniſſen über„Es hat geſchnappt“. Wo keine Ratte mehr in die Falle geht, wo Giftbrocken nicht mehr an⸗ gerührt werden, da wird das von den ſchädlichen Nagetieren mit wahrem Heißhunger gefreſſene, für Haustiere und Geflügel abſolut unſchädliche „Es hat geſchnappt“ ſtaunend wirken. Nur echt in plombierten Packungen à 50 Pf., 1.—, 3.— und 5.— M. Man laſſe ſich nichts anderes aufreden. Wo nicht zu haben, weiſen wir Bezugsquellen nach. Die Schrift„Der Kammerjäger“, enthaltend wertvolle Mitteilungen über Vertilgung von Schädlingen aller Art in Haus, Hof, Stall und Garten wird gratis und franko verſandt. Wilh. Anhalt G. m. b. H., Oſtſeebad Kolberg. I In Viernheim bei Karl Marbach, Flora-Drogerie. eee N n b Aus Niernheims Vergangenheit von A. Veit. Schwer iſt zu ſagen, mit welcher Liebe das Menſchenkind ſeine Heimat beſchaut; mannigfache Ketten feſſeln es an die⸗ ſelbe, ſodaß es aufmerkſamen Auges das Wohl und Wehe ſeines Geburtsortes verfolgt. Begreiflicherweiſe regt ſich daher bei den meiſten die Neugierde, näheres über das Tun und Laſſen der Vorfahren zu hören, Einblick zu gewinnen in den Werde⸗ und Entwicklungsgang der väterlichen Scholle, die man nun ſelbſt bebaut und die, wenn ſie reden könnte, gar lichte oder unliebſame Bilder aus den Tagen der Vergangenheit entrollen würde. Und wirklich beſitzt jedes Fleckchen Erde, mag es noch ſo klein und unbedeutend ſein, ein gutes Stück Geſchichte, die ſich bisweilen wunderſam in den Bau der allge⸗ meinen Welt⸗ und etengeſchichte eingliedert. So auch mit unſerer großen 60 Viernheim. reits der verehrl. Herr„ ts⸗Aſſeſſor Keller in einer Feſtſchrift zur Konſekration der neuen Pfarrkirche ein ſcharf begrenztes Bild der Vergangenheit Viernheims gebracht, allein dies hindert nicht, den Gegenſtand nochmals zu behandeln, jedoch ſo, daß der Schwerpunkt des Ganzen mehr auf das innere, ſoziale kirchlich⸗religiſe Leben der Gemeinde gelegt wird. Reichen Stoff für vorliegende Arbeit boten mir die im Pfarrarchiv beruhenden Kirchenakten. Die Orts- und Lokalgeſchichte Viernheims ſetze ich als bekannt voraus. Wie viele Orte, die abhängig waren von kleinen Fürſten, Klöſtern und Stiftern, waren auch die Ge⸗ ſchicke der Gemeinde Viernheim innigſt verknüpft mit dem Geſchicke ſeiner geiſtlichen und weltlichen Grundherren. Zuerſt dem Kloſter Lorſch zugehörig, ging es im Jahre 1229 an Kurmainz über, deſſen Dynaſten in ihrer ſteten Geldnot das Dorf öfters verpfändeten, verkauften, zurückkauften und wieder verkauften, bis es endlich unter den ſchützenden Arm des Kloſters Schönau kam. Weit entfernt ſind wir nun, das Vorgehen Allerdings hat be⸗ der Mainzer Kirchenfürſten zu rechtfertigen, wohl aber bleibt zu bedenken, daß die Machthaber alter Zeit vielfach durch die ſteten Reibereien und Grenzſtreitigkeiten mit den Nachbarſtaaten ſowie durch die unerhörte Geldverlegenheit zu ſolchen Grund⸗ eigentumsveräußerungen ſich gezwungen ſahen. Es arbeitete eben damals die Steuerſchraube noch nicht mit ſolchem Hoch⸗ druck, wie in unſerem Zeitalter; auch erfreuten ſich die Fürſten noch lange nicht eines fixen Einkommens, das ſie in den Stand ſetzte, Haus und Hof ohne materielle Sorge zu halten. Man ſollte nun glauben, daß Viernheims Lage unter dem herrſchenden Krummſtab des Abtes von Schönau eine günſtige geweſen ſei; in Wirklichkeit aber bereiteten die Viern⸗ heimer,„etwas zur Rebellion geneigt“, dem Kloſter viele und ſchwere Oelbergſtunden. Endlich machte der Kloſterkonvent dem auf die Dauer unhaltbaren Verhältniſſe dadurch ein Ende, daß er unter Abt Sebaſtian das Dorf ſamt allen anhaftenden Rechten für den Spottpreis von 800 Gulden anno 1533 verkaufte. Pfalzgraf Ludwig von der Pfalz war der Käufer. Inzwiſchen ſtiegen die erſten Vorboten der aufdämmernden ſog. Reformation am politiſchen Himmel empor. Ueberall gährte und brodelte es, Zündſtoff lag genug aufgehäuft im Schoße der mittelalterlichen Geſellſchaft, ſodaß es nur eines zündenden Funkens bedurfte, um einen verheerenden Brand zu entfachen. Dies beſorgte der Mönch von Wittenberg, der ſelbſt ein Kind der Revolution die Auflehnung und Empörung gegen die Autorität der Kirche proklamierte. Hinreißend wirkte ſein Wort und Vorgehen auf Fürſt und Volk; eine neue Aera des Friedens ſchien gekommen, die Morgenröte des reinen unverfälſchten Evangeliums, indes der„Fürſt der Finſternis“ im Hintergrund hohnlachend die neue Friedenszeit begrüßte. Mit zu den tatkräftigſten Freunden des Reformators gehörten die Beherrſcher der Pfalz. Damit war das kirchlich⸗religiöſe Schickſal Viernheims beſiegelt. Die katholiſchen Pfarrer und Seelſorger der Pfälzer Lande wurden verjagt und Verkünder der neuen Lehre traten an deren Stelle. Wenn jemals welt⸗ liche Machthaber die religiöſe Ueberzeugung ihrer Untertanen gering achteten, ſo waren es die Pfälzer Fürſten, die nach dem berüchtigten Grundſatz:„euius regio, illius et religio“ —„weß Land, deß Religion“ die Untertanen von einem Glaubensſyſtem ins andere trieben. Fünfmal mußte das Volk ſeine Religion ändern, obſchon dasſelbe vielfach ſich ſträubte, „den beweibten Predigern“ Achtung entgegenzubringen, Indi⸗ viduen anzuhängen, welche teilweiſe aus Klöſtern entſprungen waren und ſich ſchmählich an die Rockſchöße ihrer tyranniſchen Brodherren anklammerten. Es wird ſogar berichtet, daß in vielen Orten die Annahme eines Prieſters verweigert wurde, „der dan kain meß well halten wie von alters her“. Ob auch die Gemeinde Viernheim ſich ſtandhaft gezeigt hat, bleibt unerwieſen, und wenn es der Fall geweſen, es hätte ſie doch nichts genützt. Ums Jahr 1560 war Viernheim nicht mehr batholiſch. Nicht der ärmſten Kirchen eine war die hieſige Kirche, die nach der Kirchengüterbeforſchung des Jahres 1598 an 100 Morgen Feld beſaß( 25 Morgen im„großen feldt“, 26 im„weißen Fronberg“ und 46 Morgen„ufm 1 Rodt“). Als die damaligen Pächter, deren Namen von lokal- hiſtoriſchem Intereſſe ſind, kommen vor: Heilmann Gbtz, Philipp Kolb(2 Koob), Jakob Neutzenhöltzer, Valtin Zinß⸗ bacher, Nikolaus Treeber und Hans Funk. Auch die Pfarrkompetents(Pfarreinkommen) war nicht gering, denn in dem alten Pfarrbuch heißt es:„In der kal⸗ viniſch Zeit hat die pfarrei noch viel Geldt⸗ und Korngefäll nebſt 93 Morgen Feld gehabt.“ Mit der Einführung der Reformation in den pfälziſchen Bezirken verſchwanden natürlich die großen Kirchen⸗ und Pfarrgüter, deren Erträgniſſe einer eigenen ſtaatlichen Verwaltung unterſtellt wurden mit dem Sitze zu Heidelberg. Eine beſondere Unterbehörde dieſer ſtaatlichen Kommiſſion wurde für den ganzen Bezirk der Bergſtraße, darunter Viernheim, in der Amtsſtadt Heppenheim domiziliert und führte den bezeichnenden Titel„Heppenheimer Kollektur“, d. i. Heppenheimer Sammelſtelle. Alle kirchliche Gerätſchaften als Monſtranzen, Kelche, ſilberne Rauchfäſſer uſw. floſſen in die Heppenheimer Kollektur, um von da nach Heidelberg zu wandern. Der neueingerichtete kalviniſche Gottesdienſt bedurfte ſolcher Utenſilien nicht und befliß ſich einer öden Kälte.(F. f.) eee Hüte ⸗ 20% Rabatt und bei einem Teil bis zur fe des bisherigen Preises gewähre Machlass auf einen grossen Teil obiger Ware. Nur so lange wie Vorrat! Ausserdem erhält jeder Käufer ein hübsches Weihnachtsgeschenk. Iframe Jos. Heisel Allen Verwandten, Freunden und Be- kannten die traurige Mitteilung, dass es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, unsern lieben Vater, Schwiegervater, Grossvater und Ur- grossvater mabladl Wey. im 82. 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Herr Bieber wird die Verwendung des Gaſes zum Beleuchten, Kochen, Bügeln u. ſ. w. unter Er⸗ läuterungen natürlich vortragen, weßhalb der Vortrag umſo intereſſanter ſein dürfte. Alle Orts⸗Einwohner werden hierzu freundlichſt eingeladen und wir dürften wohl jetzt ſchon die Er⸗ wartung ausſprechen, daß im Intereſſe der wichtigen Angelegenheit der Saal mit Zuhörern gut gefüllt wird. Viernheim, den 30. November 1904. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Rühl wein. 1673 Pflege dein Haar aner mit bas Beste 5 ur dle Haare! Schwarze Flasche: mit Fettgehalt. i Ueberall Weisse Flasche: ohne Fettgehalt. zu haben. Flasche M. a.—, 3338 M. 3.50, Reisefl. M. 2.28. m Viernheim bei Karl Marbach, Flora Drogerie. Nik. Werle, Friseur. Ortsgewerbe⸗Verein Viernheim. Nächſten Sonntag, den 4. Dezember, nachmittags 3 Uhr, findet im„Engel“ ein ſehr intereſſanter Dortrag des Herrn Handelslehrers Heckelmann über:„Wie man ſich gegen die vielen verluſtbringenden Dummheiten im Wechſel⸗, Check⸗, Geld- u. ſ. w. 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