3 n 1 E 5 Viernheimer Viernheimer Zeitung. Erſchelnt dreimal wöchentlich Nienſtags, Donnerſtags u. Jamſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerkohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20. Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeisterei Viernheim. verbveitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Biernheim.— Anzeiger Vieruheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗fpaltige Petit eile. Lokal⸗Anzeigen 10 Wi Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Heile. Telephon ⸗Nuf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Nabatt VDeutſcher Reichstag. 187. Sitzung. Montag, den 18. Januar 1909, 1. Uhr 5 8 1 Auf der Tagesordnung ſteht der 1 8 f 1 b 40 Giat des Reichsjuſtizamts, Lelaks ik dem diesmal die zweite Leſung des Reichshäushalksekäks eginnt. bee Wagner(k.): Erfreulich iſt, daß wir zum erſten Male hier eine Juſtizetats⸗Beratung haben ohne Reſolutionen. Wir * geßt im zehnten Jahre des Bürgerlichen Rechts. Dieſes hat ſich bewährt. Aber an einzelnen Stellen wird es doch ſo bald als möglich abgeändert werden müſſen. So u. a. in bezug auf die Frage des Eigentums⸗Vorbehalts an Maſchinen. Wie ſieht es ferner mit der Haftung des Reichs für Verſehen ſeiner Beamten? Zum Schluß möchte ich noch den Wunſch ausſprechen, daß es dem Staatsſekretär, der jetzt 448 ſolcher eine 16jährige Laufbahn hinter ſich hat, noch gelingen möge, die wieder jetzt ſchwebenden Reformen auf dem Gehieis des Juſtizweſens zum Abſchluß zu bringen. 5 l a A Bekzer(8): Von den im Vorjahre hier erörterten Reſolutionen iſt leider die eine, der Wunſch nach Neuregelung der Gebührenordnung, noch nicht erfüllt worden. Weiter ſollte endlich von dem Zeugniszwang gegen Redakteure Abſtand ge nommen werden! Wie ſteht es mit der Reform des Strafrechts 2. Eine kleine Novelle zur Abänderung des Strolueſetzbuchs ſolk ja bevorſtehen. Dazu möchte ich bemerken, daß namentlich die Beſtimmungen über den Diebſtahl, kleine Diebſtähle, einer Aenderung bedürfen. Eine auf Aufhebung des 81175 gerichtete Petition iſt im Vorjahre einſtimmig von dem Reichstage ab⸗ gelehnt worden. Wir hoffen, daß die Regierung dieſem ein⸗ ſtimmigen Votum Beachtung ſchenken werde. Gerade gegen die Unſittlichkeit muß angekämpft werden. Erwünſcht wäre eine internationale Konferenz gegen gewerbliche Verbreitung unſittlicher Bilder und Schriften. Was den Prozeß Eulen⸗ burg anlangt, ſo führt Redner ſchließlich noch aus, daß gerade da die rückſichtsvolle Art aufgefallen ſei, mit der Eulenburg behandelt worden ſei. Solche Rückſichtnahme pflege anderen als Hochgeſtellten verſagt zu werden.(Beifall im Zentrum.) Staatsſekretär Nieberding: Die Arbeiten an der Sraf⸗ prozeßordnung ſind mit aller Energie gefördert worden. Ich hoffe, die Vorlage wird dem Hauſe noch vor Abſchluß der Etatsberatung zugehen. Was die Bemerkungen des Vorredners zum Prozeß Eulenburg anlangt, ſo teilen die Regierungen, auch die preußiſche, die Anſicht, daß in jedem Prozeß, auch gegen den kleinſten Mann, immer nur Rückſicht genommen werden ſoll auf den Zweck: die Erforſchung der Wahrheit. Aber es iſt nicht richtig, daß gegen Eulenburg beſondere Rückſicht genom⸗ men worden ſei! Es ſind ihm gegenüber nur Rückſichten zu dem Zweck genommen worden, daß der Prozeß weiter geführt werden könne! Gegenwärtig iſt Eulenhurg für nicht perhandlungsfähig erklärt worden, und zwar auch von be⸗ hör lichen Ae zten. Stimmen die höheren Autoritäten dem zu, ſo ſind wir ohnmächtig. Sind die höheren ärztlichen Autoritäten dagegen der Anſicht, daß die Wiederaufnahme der Verhandlu gen ohne Gefahr für das Leben des Angeklagten möglich ift, ſo wird der Prozeß ſofort wieder aufgenommen werden. Was die große Strafrechtsreform anlangt, ſo hoffen wir, im Laufe des Sommers in Beſitz des erſten Entwurfs zu ſein. Von da bis zur Verabſchiedung iſt natürlich noch ein weiter Weg. Um den größten Mißſtänden abzuhelfen, haben wir uns zu einer Novelle entſchloſſen. Dieſer Entwurf iſt in den letzten Tagen dem Bundesrat zugegangen. 1 in den letzten Tagen dem Bundesrat zugegangen. Die Regie⸗ Donnerſtag, den 21. Januar 1000. rungen, wuch die preußiſche, venren nichr daran, von den be⸗ ene Landgerichten auch nur ein einziges eingehen zu aſſen. Abg. Dr. Heinze(ul.): Die Haftung her Beamte hätte ür das ganze Reich einheitlich geregelt werden ſollen! Soll as nun aber nicht geſchehen, dann iſt es das Richtigſte, daß ſich die Beſtimmungen im Reich denen in Preußen möglichſt anſchließen. Auf jeden Fall muß die Haftung des Staates für die Beamten⸗Verſehen das Primäre ſein! Eine Entlaſtung der Richter iſt in der Richtung zu wünſchen, daß eine ganze Anzahl Arbeiten dem Richter abgenommen und an Referendare und Gerichtsſchreiber übertragen werde. So z. B. die Koſtenfeſt⸗ ſetzung. Ein Wort zum Fall Eulenburg. Wir hegen das Vertrauen zur Juſtiz. daß ſie alles daran ſetzen wird, dieſen Proz fortzuſetzen. bg. Heine(Soz.): Die Einſchränkung der Vernehmung von Zeugen und Sachverſtändigen in Sachen der„künſtleriſchen Unſittlichkeit“ muß abgelehnt werden. Ueber den Kunſtwert eines Werkes können nur Künſtler aburteilen.(Widerſpruch im Zentrum.) Man ſollte alle Eigentums⸗Delikte in Normal⸗ fällen zu Antrags⸗Delikten machen. Hohe Minimalſtrafſätze empfindet jeder Richter als eine Feſſel für ſein Gewiſſen. Man ſollte doch überhaupt nicht ſo den Wert hoher Strafen überſchätzen. Auch nicht bei den Beleidigungen! Die Erhöhung der Beleidigungsſtrafen würde nur dahin führen, daß irgend einmal ein kolleriger Richter gegen einen politiſchen Gegner auf eine Strafe von verrückter Höhe erkennen würde. Im übrigen würde es bleiben wie bisher. Der Redner ſpricht gegen die angekündigte Einſchränkung des Wahrheitsbeweiſes bei Beleidi⸗ gungen und kritiſiert das Verfahren gegen Eulenburg. 5 u. Staatsſekrętär Nieherding: Nur eine kurze Berichti⸗ gung. Zum Entwurf der Strafrechtsnovelle hat Vorredner uns Vorſchläge unterſtellt, die in dem Entwurf nicht vorhanden ſind. Er meinte: der Wahrheitsbeweis brauche nicht zugelaſſen zu werden bei Beleidigungsfällen. Er überſah aber dabei einen Satz in dem Entwurf: der Wahrheitsbeweis iſt zuzulaſſen, „wenn der Beleidiate es wünſcht“. F Upg. Abliaß(Frl. Bpt.): Mit der Kritik des Eulenburg⸗ prozeſſes bin ich durchaus einverſtanden. Sehr ungehalten iſt man im Volke über den Formalismus in der Rechtſprechung, ſo z. B. bei der Auslegung von Teſtamenten und Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Bei Beratung des Geſetzes über den Wechſelproteſt haben wir alleſamt geſchlafen; es wird nötig ſein, den Satz nachzutragen:„daß der Proteſt vom Proteſt⸗ beamten im Auftrage einer hierzu durch den Wechſel legitimierten Perſon erhoben worden iſt, wird vermutet“. Die Behandlung der Zeugen vor Gericht iſt ſo, daß einem die Luſt, vor Gericht zu erſcheinen, verleidet wird. Redner trägt draſtiſche Bei⸗ ſpiele vor. Von gewiſſen Gerichtsberichterſtattern wird jetzt egen die anſtändige Preſſe in einer nicht mehr zu rechtfertigenden Weiſe wegen angeblichen Nachdrucks vorgegangen. Das Ur⸗ heberrecht muß entſprechend ergänzt werden. Die Verhökerung von neuen Geſetzentwürfen an einzelne bevorzugte Zeitungen muß aufhören. Abg. Schack(W. Ver.) fragt an, wie es mit der Regelung der Frage der Konkurrenzklauſel in den Engagements⸗Verträgen von Handlungsgehilfen ſtehe? Staatsſekretär Nieberding: Die analoge Frage bezüg⸗ lich der Werkmeiſter haben wir den Regierungen in einer Um⸗ frage unterbreitet. Erſt wenn die Antworten vorliegen, wird es ſich empfeblen, die Frage gemeinſam für Handelsgehilfen 253. Jahrgang. und Werkmeiſter zu behandeln, und dann dem Reichstage zu unterbreiten. ö Abg. Becker(Z.) erörtert die Frage der Jugendgerichte⸗ Morgen 1 Uhr: Fortſetzung; vorher kleinere Vorlagen. Schluß 5¼ Uhr. 8 3 Erſparniſſe im Heerweſen.. Ueber Erſparniſſe im Heerweſen veröffentlicht die Breslauer Morgenzeitung“ Ausführungen eines höheren Militärs, denen wir folgendes entnehmen: 9 „Eine ſehr weſentliche Erſparnis würde auch durch Einſchränkung des Paradeweſens erzielt werden. Nach jeder Parade vor dem Kriegsherrn erhalten bekanntlich die Unteroffiziere und Mannſchaften, die in der Front ſtanden, die ſogenannten Revuegelder. Ja, wenn es damit noch ſein Bewenden hätte. In der Regel werden zu ſol⸗ chen Paraden auch die Truppen aus verſchiedenen Gar⸗ niſonen zuſammengezogen, und dann ſind Transportkoſten zu beſtreiten, und Marſchgebührniſſe, Kommandozulagen und Vergütungen für Unterkunft zu gewähren. Ueber das Gardekorps hält der Kaiſer zweimal im Jahre eine Heer⸗ ſchau ab, über diejenigen Korps der Linie, die an den Kaiſer⸗ manövern teilzunehmen haben, einmal. Hiernach kann man ſich ungefähr die Summen vorſtellen, die allein für die im ganzen recht fragwürdigen Paradezwecke alljährlich ausgegeben werden. Kein Zweifel, dieſe Zwecke ſind frag⸗ vürdig. Der Paradedrill iſt in ſeiner übertriebenen Uebung, die ſich ſchon viele Wochen vor jeder Parade vor dem Kaiſer beobachten läßt, nur vom Ueber. Er kürzt in ſehr be⸗ denklicher Weiſe die für den Hrigen Dienſt notwendige Zeit, beeinträchtigt alſo mitterbar auch die Ausbildung der Truppen; davon gar n' zu reden, daß, wenn eine Parade vor dem Kaiſer in sſicht ſteht, die Sorge um ihren Ausfall die Offiziere in verantwortlicher Stellung weit mehr beſäftigt, als die Frage, wie ſie ſelber und ihre Truppe ſi) vor ihrem orgeſetzten im Geſecht be⸗ währen, und daß hierunter die usbildung ebenfalls leiden mu. Vor allem muß ſich aber der Reichstag mit Ent⸗ ſch denheit gegen die Verquickung von Paraden und Ge⸗ fed tsübungen wenden. Eine ſol e Verquickung erleben wir 3. B. alljährlich gelegentlich der nweſenheit des Kaiſers in Mainz. Dort wird auf dem( erzierplatz der Garniſon, dem Großen Sand, jedesmal der größere Teil der Truppen des 18. Armeekorps zu einer Parade vereinigt, der eine kleine Gefechtsübung mutmaßlich nur deshalb voraufgeht, um in Ermangelung anderer für Paradezwecke verfügbarer Mi tel Geſechts⸗ und Schießgelder flüſſig zu machen. Im Hinblick auf die bei der kurzen Dienſtzeit der Fußtruppen beſtehende Schwierigkeit, ſie im Felddienſt genügend aus⸗ zubilden, können aber dieſe Gelder nicht reichlich genug bemeſſen werden. Und nun ſollen ſie auch noch Parade⸗ zwecken dienen. Glaubt man ihrer in der Tat zum Teil entbehren zu können, nun dann ſordere man im Etat unter dieſem Titel weniger, oder man gebe an das Reich den nicht verausgabten Betrag zurück.“ Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 31 f(Nachdruck verboten.) Wieder trat ſie an den kleinen Spiegel und betrachtete ihr Geſicht. „Die Schloßfräuleins ſind nicht halb ſo hübſch, wie ich“, flüſterte ſie.„Niemand in der ganzen Gegend kommt mir gleich. Ob Robert mich hübſch findet? Ach, warum ſoll ich mir um Herrn Franzius den Kopf zerbrechen! Ob der Baron ſich wohl ärgern würde, wenn ich Franzius heiratete? Ach, wenn ich ihn doch eiferſüchtig machen könnte! Aber er macht ſich ja nichts aus mir, er beachtet mich nicht mehr, als alle anderen Mädchen im Dorfe. Ach, Robert, Robert, ich gäbe die ganze Welt hin um ein Lächeln von Dir, und Du— Du denkſt nicht einen Atom an die arme Hedwig! Hätteſt Du mich wenigſtens ſo lieb wie Deinen Hund!— Ja, ich will an den Bach gehen, Herr Franzius wird mich dort erwarten— der Baron kommt vielleicht vorbei und ſieht uns— vielleicht wird er dann eifer⸗ ſüchtig. Ich nehme mein Gedichtbuch mit und ſetze mich unter die große Rüſter am Waſſer, wo die Vergißmeinnicht wachſen. Ach, und ich wünſche ſehnlichſt, der Baron möchte dort vorbei⸗ Tommen!“ Kaum waren dieſe Gedanken in Hedwigs Kopf aufgeſtiegen, ſo feſtigten ſich dieſelben zum Entſchluß. Sie nahm ihr rot eingebundenes Gedichtbuch und verließ das Haus. Am Bache angelangt, ſetzte ſie ſich nieder, pflückte einen Strauß Vergiß⸗ meinnicht, legte ihn auf das aufgeſchlagene Buch auf ihrem Schoß und blickte wie träumeriſch in das Waſſer. Nach einer Weile vernahm ſie Schritte und gleich darauf ſchlug eine wohl⸗ bekannte Stimme an ihr Obr. ihr Herz in einen wilden Taumel verſetzend. „Guten Abend, Fräulein Hedwig.“ „Guten Abend, Herr Baron.“ Ihre Stimme klang beſcheiden und ſchüchtern. Sie erhob lich, wobei die Blumen vor ihre Füße fielen. Eine jähe Rote ſchoß in ihr Antlitz, ihre ſtrahlenden Augen hoben ſich einen Augenblick zu den ſeinen empor, um dann unter abermaligem Erglühen ſich zu Boden zu ſenken. So bot ſie ein unbeſchreib⸗ lich liebliches Bild. Das mochte auch der junge Mann denken, der einige Schritte von ihr entfernt am anderen Ufer des Baches ſtand. Es war eine jugendliche Geſtalt mit einem hübſchen, männlichen Geſicht. Seine Augen waren ſehr dunkel und lagen ziemlich tief— das Attribut eines tiefen Denkers oder Schwärmers. Jeder Zoll an ihm war ein Gentleman. 5„Iſt Ihr Onkel zu Hauſe?“ fragte er. „Ich weiß nicht, Herr Baron. Ich will gleich hingehen und nachſehen, wenn Sie es wünſchen.“ „Nein, nein, es hat gar keine Eile. Mein Vater ſagte mir, ich ſolle zu Ihrem Onkel gehen und ihn zu morgen früh auf das Schloß beſtellen. Wollen Sie ihm das ausrichten?“ „Gewiß, Herr Baron.“ Es folgte eine kleine Pauſe, während welcher beide ſchwiegen. Hedwig blickte in das Waſſer zu ihren Füßen, der Baron be⸗ trachtete das junge Mädchen. „Guten Abend“, ſagte er dann. „Guten Abend, Herr Baron.“ Er wandte ſich um und ſchlug dann den Weg nach dem Schloſſe ein. „Seine Augen verrieten heute abend, daß er mich hübſch fand“, murmelte das eitle Mädchen vor ſich hin.„Warum ſagen es ſeine Lippen nicht? Ach, ich wünſchte, er ſagte es mir. Ach— Herr Franzius, Sie hier?“ „Ja, Hedwig. Ich verſprach zu kommen, und da bin ich. Der Abend iſt herrlich, wollen wir ein Stück am Waſſer ent⸗ lang gehen?“ Hedwig war im Begriff, nein zu ſagen, als ſie plötzlich die Augen erhob und bemerkte, daß der junge Baron in einiger Entfernung im Schatten einer mächtigen Ulme ſtehen geblieben war. Wie ein Blitz durchzuckte eine Idee ihre eitle Seele. Sie wollte an dem Schloßherrn vorübergehen und ſo tun, als ſähe ſie ihn nicht. Franzius würde dicht an ihrer Seite ſein und in des Barons Gegenwart von ſeiner Liebe ſprechen. Das ſchöne Geſicht ihrem Verehrer zugewendet, warf ſie ihm einen ſtrahlenden, ermunternden Blick zu. „Ja, kommen Sie, es iſt wunderſchön am Waſſer.“ „Darf ich um die Blumen bitten, die Sie heute nachmittag für mich pflückten?“ fragte Franzius. „O, damit hat es noch Zeit.“ Der junge Mann legte ſeine Hand auf des Mädchens Arm. „Hören Sie mich an, Hedwig“, ſprach er mit vor Leiden⸗ ſchaft bebender Stimme.„Mir iſt noch nie im Leben ſo ernſt zumute geweſen, wie in dieſer Stunde. Ich liebe Sie mit der ganzen Kraft meiner Seele und begehre Sie zu meinem Weibe. Ich liebe Sie wahnſinnig, Hedwig! Ich bin ſehr reich. Sie ſagten mir heute früh, daß Sie mich lieben. Sagen Sie es noch einmal, Hedwig, daß Sie mich mehr als irgend einen anderen Menſchen auf der Welt lieben.“ Hedwig zögerte und ſchlug die dunklen Augen zu ihm auf, die gleichzeitig unter den Wimpern hervor nach der Seite lugten: Der Baron befand ſich in Hörweite. „Ich glaube, ich liebe Sie— ein wenig“, flüſterte ſie ganz leiſe. „So geben Sie mir einen Kuß— einen einzigen“, bat er flehentlich. Sie ging weiter, Franzius folgte ihr. „Geben Sie mir einen Kuß, Hedwig“, wiederholte er. „Nicht heute“, gab ſie kaum hörbar zurück. „Und doch, Sie müſſen— ich beſtehe darauf!“ „Nein, Herr Franzius!“ rief ſie abwehrend mit lauter Stimme, daß es faſt wie ein Hilferuf klang. Er achtete nicht darauf. Hingeriſſen von ſeiner leiden⸗ ſchaftlichen Liebe für das ſchöne Mädchen umſchlang er ſie plötzlich mit den Armen und preßte ſeine Lippen in heißen Küſſen auf ihren Mund. „Halt, Herr! Was unterſtehen Sie ſich?“ tönte es plötz⸗ lich in ſcharfem Tone vom anderen Ufer zu ihm herüber. (Fortſetzung folgt) 1 Ter Verſaſſer erzählt, daß es vei einem Generalkom⸗ mando eine Zeitlang üblich geweſen ſei, daß in den letzten Tagen des Rechnungsjahres den Truppen ſehr erhebliche zurückgehaltene Beträge der Gefechts⸗ und Schießgelder mit der Weiſung zugeſtellt wurden, ihre Verausgabung bis Zum Beginn des neuen Rechnungs jahres zu melden. Den Kommandeuren ſei da nur übrig geblieben, ſchleunigſt in einem beſonders reich bebauten Gelände eine Gefechts⸗ übung abzuhalten. Nicht die Ausbildung der Truppe ſei dann die Hauptſache geweſen, ſondern die Verurſachung möglichſt umfangreichen Flurſchadens. Je größer dieſer, deſto ſicherer habe ſich erwarten laſſen, daß es zur Unter⸗ bringung der überwieſenen Gelder nicht noch einer zweiten Uebung bedürfen würde. Erkleckliches würde weiter erſpart werden, wenn der Kaiſer auf ſeinen häufigen Reiſen durch das Reich bei den Berührungen mit den Truppen von der Anweſenheit ihrer ſämtlichen Vorgeſetzten abſehen wollte. Sogar zur Begrüßung eines ruſſiſchen Großfürſten, der kſich auf der Fahrt nach Berlin zur Teilnahme an einem Hoffeſte beſand, und deſſen Sonderzug um Mitternacht in Küſtrin wegen Maſchinenwechſels einige Minuten zu halten hatte, ſei dorthin von Frankfurt a. d. Oder in Begleitung ihrer höheren Vorgeſetzten eine Ehrenhompagnie des 12. Infanterie⸗Regiments geſchickt worden. Man möge auch einmal nachrechnen, welche Beträge die vier preußiſchen Regimenter, die den Kaiſer von Oeſterreich veſp. den Zaren zum Chef haben, für ihre Dienſtreiſen nach Wien un) Peters⸗ burg zur perſönlichen Meldung aus Anlaß ihrer Ernen⸗ nung haben liquidieren dürfen. Das beruhe durchaus nicht auf Gegenſeitigkeit, und deshalb vertrage ſich dieſe Reprä⸗ ſentation kaum noch mit der Würde des deutſchen Reiches. Beträchtliches könne ferner durch Kürzung der für Offi⸗ ziers⸗Kaſinos bereitzuſtellenden Mtitel erſpart werden, wenn man ſich den Luxus bei manchen Kaſinobauten denke. Schließlich wird der Einſchränkung der Kaiſermanöver das Wort geredet, die in ihrem zu weit gegriffenen Rahmen ihren eigentlichen Zweck, die H ranbildung der höheren Truppenführer, verfehlten. Es rage ſich endlich auch, vob die Militärintendantur nicht mit weniger Mitteln aus⸗ kommen könne. g Es würde wirklich ein dankbares Feld für den Reichs⸗ kanzler ſein, wenn er mit der von ihm empfohlenen Spar⸗ ſamkeit auf vorſtehendem Gebiete einmal den Anfang ma⸗ chen wollte. 85 a r f Polltische Tagesübersicht. Nationalliberale Partei und Großinduſtrie. In füngſter Zeit wurden Stimmen laut, welche eine Lockerung des innigen Verhältniſſes zwiſchen Großinduſtrie und nationalliberaler Partei glaubten feſtſtellen zu können. Die„Köln. Ztg.“ hatte letzthin in ihrer ſonderbaren Be⸗ (ſprechung des blau⸗roten Bündniſſes in Eſſen ſogar ſchwere Vorwürfe gegen die Großinduſtrie gerichtet, als ob dieſe angeblich nicht genügend für den Nationalliberalismus ins Zeug gehe. Das Kölner Blatt hatte gedroht, daß die Na⸗ tionalliberalen in radikalere Bahnen abſchwenken würden, wenn die Großinduſtrie in ihrer Zurückhaltung verharre. Dieſe Erörterungen haben wohl den Anlaß gegeben, in be⸗ ſonders feierlicher Weiſe die nahen Beziehungen der na⸗ tionalliberalen Partei zur rheiniſch⸗weſtſäliſchen Großindu⸗ 5 der Oeffentlichkeit kund zu geben. Gelegentlich des dieſer Tage een Jubelfeſtes der Firma Stinnes uin Mülheim(Ruhr) erſchtenen, wie die Köln. Volksztg.“ ſchreibt, in der Reihe der Gratulanten auch die Führer der örtlichen und der rheiniſchen nationalliberalen Partei. Exzellenz Hamm(Bonn) ſprach für die nationalliberale Partei und Dr. Liebreich(Duisburg) für die nationallibe⸗ rale Partei des Wahlkreiſes Duisburg Mülheim⸗Oberhau⸗ ſen. Nationalliberalismus und Großinduſtrie, ſo darf man aus dieſem Anlaß wohl ſchließen, bleiben auch ferner, wenigſtens im Weſten, innig miteinander verbunden. Die Sozialdemokraten als Gegner der Simultanſchule. g Bei der Beratung des württembergiſchen Volksſchul⸗ etzes am 16, Januar wurde der Antrag auf fakultative ung der Simultanſchule für den Fall, daß 300 Fa⸗ milienväter ſie wünſchen, in der Zweiten Kammer durch die Gegnerſchaft eines Teiles der Sozialdemokraten, denen dieſes Zugeſtändnis nicht weit genug geht, zu Fall ge⸗ bracht. Gegen den Antrag ſtimmten als grundfätzliche An⸗ hänger der konfeſſionellen Schulen das Zentrum und die Konſervativen; außerdem ſieben Sozialdemokraten und ein Nationalliberaler, zuſammen 46 Abgeordnete. Für den An⸗ trag der Volkspartei ſtimmten die übrigen Nationallibe⸗ ralen und drei Sozialdemokraten, zuſammen 36. Fünf Sozialdemokraten verließen vor der Abſtimmung das Haus. In der Kommiſſion hatten die Sozialdemokraten für den Antrag geſtimmt.— Was die Sozialdemokraten zu ihrer Abſtimmung bewogen hat, iſt noch nicht bekannt geworden; ſonſt ſchwärmen ſie für alle derartigen Beſtrebungen.„Na⸗ Fürlig ſind die Liberalen tief ſchmerzlich berührt darüber. Ein erfreulicher Rückzug. Wie verlautet, iſt von den Nacktlogen beim Polizeipräſi⸗ dium in Berlin eine Erklärung eingereicht worden, wo⸗ mach die Freunde und Freurd nen der„Nacktkultur“ nicht erſt die Fortſetzung der ver. en Parlamentsdebatte ab⸗ warten wollten, ſondern„angeſichts des Mißwerſtändniſſes ihrer Ziele(1), das im Abgeordnetenhauſe zutage trat, ſich entſchloſſen haben, ihre 2 rbindungen aufzulöſen, his zu einer Zeit, die für die nationale Notwendigkeit der Züchtungspolitik mehr Verſtändnis hat.“— Die Erklärung, die, wie die„Rhein.⸗Weſtf. Ztg.“ mit Recht bemerkt, ent⸗ ſchieden köſtlich zu nennen iſt, betont zum Schluß, daß weder die Nacktlogen, noch der Verfaſſer der im Parla⸗ ment genannten Rechtfertigungs enkſchrift von dieſer Ver⸗ öffentlichung irgend einen pekun ären Vorteil hatten. So⸗ mit wären alſo die Nacktlogen hoffentlich für immer abgetan. e Bezahlen wir die heimiſche Kohe tenrer als das Ausland? Bei der Arbeitsloſen⸗Debatte im Abgeordnetenhauſe führte der konſervative Abgeordnete Graf Kanitz lebhaft Klage darüber, daß die heimiſche Induſtrie höhere Kohlen⸗ preiſe zahlen müſſe als das Ausland für dieſelbe Kohle. Die dadurch herbeigeführte Schädigung der Induſtrie führe Arbeitseinſchränkung und fördere die Arbeitsloſigkeit! Diese Klagen, die allerdings vom Handelsminiſter Delbrück in Bezug auf die fiskaliſchen Kohlen beſtritten wurden. fordern die ernſteſte Kritik heraus, zumal dieſelben Kla⸗ gen ſeit Jahr, und Tag in beiden Parlamenten wie auch in der Preſſe erhoben worden ſind. Der jetzige Notſtand, verurſacht durch Betriebseinſchränkungen und große Ar⸗ beitsloſiakeit. iſt denn doch ein dewrtia außevordentlicher, *— . . 5 N daß ſchon mit Rückſicht darauf eine endliche Beſeitigung des genannten Mißberhältniſſes im Preiſe der Kohlen; die Wege geleitet werden müßte. Deutſche Bereinigung und Konſervatipe. a Die„Kreuzzeitung“ gibt der Deutſchen Vereinigung, die nun ein Jahr beſteht, folgende Empfehlung auf den Weg:„So darf ſie heute deſſen gewiß ſein, daß ſie mit der Zeit diejenigen ſammeln und führen wird, die den konfeſſionellen und den Klaſſengegenſatz aus dem politiſchen Parteileben ausſchalten wollen. Noch haben ſich, wie uns ſcheint, aus den Reihen der Konſervativen nicht genug aktive Politiker der„Deutſchen Vereinigung“ angeſchloſſen, obwohl an ihrer Gründung auch konſervatibe Führer betei⸗ ligt waren. Der 15. Januar, der Jahrestag der Kölner Gründungsverſammlung, gibt uns Gelegenheit, unſere Freunde zu bitten, daß ſie das Verſäumte nachholen möch⸗ ten. Wenn wir auch nicht mit allem einverſtanden ſind, was die„Deutſche Vereinigung“ in der praktiſchen Betäti⸗ gung ihrer Grundſätze tut und läßt, ſo iſt doch ihr Pro⸗ mm ſo, daß kein donſervativer und kein evangeliſcher Mann gleichviel welcher kirchlichen Richtung ſich auszu⸗ ſchließen braucht, und der wichtigſte Teil dieſes Programms macht es uns zur Pflicht, für ſie einzutreten.“ Es kann uns nur angenehm ſein, wenn dieſer Rat beſolgt wird; dann kommt der zentrumsfeindliche Charakter dieſer Gruppe noch mehr zum Vorſchein. N Erdbeben in Sizilien im Jahre 1607. Die Inſel Sizilien wurde ſchon häufiger von ſchweren Erdbeben heimgeſucht, doch iſt wohl außer dem vom Jahre 1692 kein anderes in ſeinen Wirkungen dem jetzt geſchehe⸗ nen an die Seite zu ſtellen. Eigentümlich iſt es, daß ſowohl das Erdbeben von 1692 wie auch das von 1908 faſt an denſelben Tagen ſich ereignete: 1692 begannen die Beben am 29. Dezember, 1908 am 28. Dezember. Ueber das Erdbeben von 1692 berichtet die 1693 ge⸗ druckte„Chronica der Merkwürdigſten Geſchichte des Jahres 1692“ wie folgt: Den 29. Dezember und die folgenden zehn bis zwölf Tage ſuchte der erzürnte Gott die ſchöne und berühmte Inſel Sizilien mit einem ſo grauſamen und erſchrecklichen Erdbeben heim, dergleichen wohl niemals mag geſehen und gehört worden ſein. Die Vorboten ließen ſich allbereits ſehr empfindlich vernehmen und ſah man anfänglich aus den Cavernen und Ritzen der Erde einen ſchwarzen, ſchwef⸗ lichen Dampf aufſteigen, woraus man nichts anderes als ein trauriges Prognoſticon eines armſeligen Unterganges ziehen konnte. Um 7 Uhr abends brach ein dermaßen grau⸗ ſames Unwetter mit Wind, Regen, Blitzen und Donner los, daß die Menſchen vor Angſt hätten vergehen mögen, weil ſie in der Nacht und in„ Wetter nicht wußten, wohin fliehen. Am 2. Janunr ging vollends alles zu Grund und Boden und es ſchien kein Aufhören mehr zu ſein. Jedermann ſtand erſtarrt und man meinte nicht an⸗ ders, als daß nunmehr der letzte Tag des unglücklichen Siziliens gekommen. Die berühmten Länder, Städte und Herrſchaften wurden dermaßen jämmerlich zugerichtet, daß dadurch auch ein Stein leicht zum Mitleiden hätte bewogen werden können. So war auch die Wirkung dieſes grauſamen Anblicks ſo unterſchieden und wunderſeltſam, daß ſich niemand darin finden konnte. Einzelne Häuſer, Törfer, Flecken und Städte wurden zu einem Steinhaufen und lebendigem Grabe ihrer betrübten Einwohner; andere zu einem wüſten und wilden See, indem ſie in den Abgrund verſanken und der See an ihre Stelle trat. Andere wurden zu einer tiefen und erſchrecklichen Grube, woraus ein ſchwarzer Nebel und Dampf heraufftieg. Dahingegen kamen andere Tiefen und Abgründe wieder in die Höhe und wur⸗ den zu Bergen und Hügeln, und wiederum andere Berge und Hügel zu flachem, ebenem Felde. So wunderlich zeigte ſich der Effekt des Erdbebens. Die Stadt Auguſta ver⸗ 1 ganz und wurde zu einem offenen See. Die große und ühmte Stadt Syrocus wurde dermaßen übel zugerichtet und ruiniert, daß ſelbſt die Einwohner ſie nicht mehr wiedererkennen konnten; und damit der Fall und Unter⸗ gang noch ſchrecklicher und ſchmerzlicher ſei, zündete gleich⸗ zeitig ein Blitzſchlag im Pulvermagazin, wodurch dieſes und der noch ſtehende Teil des Königlichen Schloſſes in die Luft geſprengt und alles zu einer Wüſte und Einöde wurde. Im Hafen wurde dabei ein Schiff zerſchmettert und die darauf Befindlichen getötet. 5 Die große und reiche Stadt Catania empfing eine Warnung von ihrem bevorſtehenden Untergange, indem man die gewöhnlichen Feuer⸗ und Dampfwolken des Berges Aetna nicht mehr aufſteigen ſah, worüber jedermann er⸗ ſtaunte und ſein Leben zu retten ſuchte. An dieſem trau⸗ rigen und entſetzlichen Tage erhob ſich auch das Meer mit großem Ungeſtüm und ergoß ſich auf etliche Meilen in das Land. Die erſchreckten Menſchen wußten vor Angſt nicht, wohin, und flohen in ihrer Beſtürzung in die Dom⸗ kirche. Allein es erfolgte bald darauf ein ſo gewaltiger und grauſamer Stoß, der nicht allein die Kirche, ſondern die ganze Stadt umkehrte und zu Boden warf. In der Kirche allein kamen über 6000 Menſchen jämmerlich zu Tode, ohne die, die ſonſt in der Stadt getötet oder leben⸗ dig begraben wurden. Die Chwonic zählt mehr als 30 große und kleine Städte, darunter Palermo und Meſſina, ohne die Dörfer, Schlöſſer und anderen Gebäude auf, die von dem Erdbeben heim⸗ geſucht worden ſind. Unter den Ruinen lagen mehr als 100 000 Menſchen, die in der jämmerlichſten Weiſe zu Tode gebommen. In der Stadt Catania allein ſollen über 21 000 Menſchen getötet worden ſein. Das Winſeln, Klagen, Aechzen, Seufzen, Heulen und Weinen der bejammernswerten Menſchen, die noch am Leben und in großer Angſt auf die Felder geflohen waren, konnte keine Feder beſchreiben. Allevorten tat man ernſt⸗ lich Buße und rief den Himmel um Rettung und Barm⸗ herzigkeit an, um den gänzlichen Ruin und Untergang abzuwenden. Aus der Stadt Meſſina flohen alle dem Leben Er⸗ haltenen auf die Schiffe. Eine große Menge eilte auch der Küſte zu, in der Hoffnung, dort ſicher zu ſein. Kaum waren ſie angelangt, da erhob ſich das Meer und ſtürzten die Wogen gegen die troſtloſen und betrübten Menſchen an. Nunmehr nahmen ſie ihre Flucht auf den Aetna; aber auch dieſer fing auf das grauſamſte an zu wüten und warf ſeine Flammen mit fn Donner und Krachen himmelhoch. Dabei taten ſich unten am Fuße drei erſchreck⸗ liche Höhlungen auf, davon die eine 4½ deutſche Meilen auseinanderklaffte und woraus nichts als Feuer, Schwefel und Dampf aufſtieg. Faſt in einem Augenblick verſchlang der Abarund über 6000 Menſchen. Es war, als wenn alle Elemente ſich gegen die geängſtigten Menſchen ver⸗ einigt hätten. In der Stadt Cuta zählte man am 1. Januar morgens noch 16000 Einwohner; davon waren abends kaum noch 3000 übrig; alle anderen waren verſunken, ge⸗ tötet und begraben unter den Ruinen. Unter anderen waren bei dem Erdbeben auch 12 Klöſter in Steinhaufen verwandelt und über 500 Mönche getötet worden. Ein anderes Unglück, das die armen, betrübten und verlaſſenen Ueberlebenden hart drückte, war, daß ſie von allem Unterhalte und Lebensmitteln entblößt waren und auf dem Felde, wo ſie umherirrten, faſt vor Hunger, Durſt und Ungemach vergingen. Die Maltheſer verſuchten zwar mit drei Schiffen zur Hilfe zu kommen, doch gelang ihnen die Landung infolge der ſtürmiſchen See erſt nach mehreren Tagen. Auf der Inſel Malta hatte das Erdbeben auch manchen Schaden angerichtet, doch war derſelbe mit dem in Sizilien nicht zu vergleichen.— So weit der Bericht. Wenn man die Schilderungen mit denen des jetzigen Erdbebens vergleicht, findet man in der Art und Wirkung des Bebens manches überein⸗ ſtimmend; die Urſache desſelben wird damals wie heute dieſelbe geweſen ſein. Lokale Nachrichten. e Viernheim, 21. Januar. Ein Familienabend im kathol. Arbeiterverein. War das am letzten Sonntag Abend im„Freiſchuͤtz“ ein freudiges Drängen und Wogen froher Menſchen: Männ⸗ lein und Weiblein in ſchönſter Harmonie! Was man nicht zu ahnen wagte, das iſt wirklich eingetreten: Der große Saal im„Freiſchütz“ war zu klein, um all die Vereinsmitglieder mit ihren Angehörigen für einige Stunden zu beherbergen. Mancher und manche, die„zufälligerweiſe“ die Pünktlichkeit an dieſem Abend überſehen hatten, mußten ſich mit einem ſehr beſcheidenen Plätzchen in irgend einem Winkel des Saales begnügen oder wieder zu den heimatlichen Penaten etwas mißvergnügt heimkehren. Im Saale ſelbſt aber konnte man mehr wie einmal über des Dichters Wort nachdenken:„Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raum ſtoßen ſich die Sachen!“— Aber gerade der zahlreiche Beſuch des Familienabends iſt für uns ein durchſchlagender Beweis dafür, daß der kath. Arbeiterverein in Viernheim mit ſeinen 228 Mitgliedern— trotz ſeines kaum zweijährigen Beſtehens— tiefe Wurzeln geſchlagen hat in der hieſigen Arbeiterbevölkerung und bei derſelben verſtändnisvolle Sympathie und reges, ſpon⸗ tanes Intereſſe findet. Den Familienabend eröffnete der Präſes des Arbeiter- vereins, Herr Kaplan Rieth, mit einer recht herzlichen Be⸗ gruͤßung der Anweſenden. Nach dem gemeinſchaftlich geſungenen Begrüßungsliede ergriff das Wort zur Feſtrede der hochw. Herr Pfarrer Wolf. Das Thema, das er ſich gewählt: Die ſoziale Stellung der Frau war das denkbar geeignetſte zu dieſem Familienabend. Seine keines- wegs leichten und doch hochinte n eſſanten Ausführungen be⸗ handelten die Frau als Gehülfin des Mannes, als Mutter der Kinder, als Hausfrau. Wir muͤſſen es uns hier leider verſagen, naher auf dieſe herrliche Feſtrede einzugehen. Es war eine Luſt, die Spannung und das Intereſſe der Zuhörer zu beobachten, wie alles mit peinlicher Aufmerkſamkeit dem immer gern gehörten Volksredner folgte. Ungezwungen, leicht, natürlich, ein wenig ſchalkhaft ſprach hier ein Mann, der das Menſchenherz in ſeiner geheimnie vollen Tiefe kennt, dem auch die Kenntnis der Frauenſeele nicht fehlt, dabei ungemein realiſtiſch und modern und doch vornehm und edel, weil in ſeinem Gemüte tief und innig. Es war Lebensweisheit, ge- ſchöpft aus des Lebens Kämpfen, geläutert durch des Lebens rauhe Erfahrungen! Möge die Saat, die durch ſolche be⸗ geiſternde Worte in hunderte von Frauen⸗ und Männerherzen hineingelegt wurde, nicht verderben und ſich nicht verderben laſſen durch die Grundſätze einer gottentfremdeten Welt, moge ſte friſch keimen und reiche Frucht bringen zum Wohl und Heil der Arbeiterbevölkerung in Viernheim. Das wäre, wie der hochw. Herr Präſes ſagte, die beſte, prakiſche Belätigung des Dankes, den alle Anweſenden ihrem guten Pfarrer ſchulden. Nach dieſem— wir wollen ſagen etwas officiellen und feierlichen Teile des Programms trat die Fidelität in ihre Rechte. Es war ein reichhaltiges Programm, faſt z u viel, und nur zu oft mußte manch„wichtige“ Unterhaltung der luſtig plaudernden Vertreter des„schwachen“ Geſchlechtes verſtummen; wollte man ſich uicht den Genuß entgehen laſſen, der durch die ſich geradezu draͤngenden theatraliſchen Leiſtungen von jungen und alten Vereins mitglieder überreichlich geboten wurde. Es wurde gut und flott geſpielt, herzlich gelacht und viel Beifall gegeben. Wenn es wahr iſt, daß das Lachen das Zeichen eines geiſtig und leiblich geſunden Menſchen iſt, dann ſind die Mitglieder des Arbeitervereins mit ihren Angehörigen wahrhaftig nicht krank. Wahrend einer kleinen Pauſe wurde eine Verloſung von Gegenſtänden, die von Mitgliedern des Vereins in hoch- herziger Weise geſtiftet waren, veranſtaltet. Die Gewinne waren durchweg koſtbar, nur muß bedauert werden, daß ſehr viele, die Loſe kaufen wollten, keine mehr erhielten. Der Vorſtand hatte nicht auf einen ſo zahlreichen Beſuch gerechnet. Mit der Aushändigung der Gewinne endigte der ſchöne Familienabend im kath. Arbeiterverein. Was der hochw. Herr Präſes in ſeiner Begrüßungsrede ſagte, daß der Familienabend ſein ſoll ein Fautlienfeſt der Arbeiterfamilten, das k ſt er wirklich geworden. Einigkeit, Liebe und Eintracht, wie in einer wohlgeordneten Familie, das war die Weihe und der Zauber, die über dem ſo glänzend verlaufenen Familien- feſte am Sonntag Abend ruhten. Es ſollen die Worte des Herrn Präſes nun auch in Erfüllung gehen: dieſer Familſen⸗ abend möge ſein ein Jungbrunnen, aus dem alle Vereins- mitglieder wieder ſchöpfen Kraft und Begeiſterung zur weiteren ſtrengen Arbeit innerhalb der Familie wie des Arbeitervereins, ſchöͤpfen aber auch Anregung, Eifer und Anſpornung, um den einmal betretenen und als einzig richtig erkannten Weg im kath. Arbeiterverein rüſtig vorwärts zuſchreiten, um die chriſtl.-Fatholiſchen Arbeitergrundſätze unentwegt und trotz aller Anfeindungen hochzuhalten: zum Heildes Arbeiters, zum Segen ſeiner Familie! unt. 15 dci Mm, n licht de Sal glieder bag. llißtet n ſehr Saale waz e Nan „act toßen 0 b laflr, 2²⁸ 3 erung pon · gater. ge. genen ochw. ühlt: das nes. be fuller laber C5 zöter dem icht, daz auc mein in ge- bens 1 tz. chen joͤge und wit ag den, len t 11 14 les en, gen len 1 L I — Landwirtſchaftl. Kurſus in Seligenſtadt. Wie ſchon mitgeteilt, veranſtalten die beiden Nachbarverbände, der heſſiſche und der unterfränkiſche chriſtl. Bauernverein in den Tagen vom 7. bis 11. Februar d. Is. zu Seligenſtadt einen Kurſus, der ſeinem Programm nach außerordentlich intereſſant und lehrreich zu werden verſpricht. Beſonders dürfte die Beteiligung an dem Kurſus unſeren jüngeren Landwirten ſehr zu empfehlen ſein. Die Koſten für die Teilnehmer ſind ſehr gering, da dieſelben in Seligenſtadt Freilogis erhalten und nur fur Verköſtigung und Eiſenbahnfahrt zu ſorgen haben. Wie wir hören, beabſichtigt der hieſige Bauern-Verein den Kursteilnehmern 3 Mk. pro Tag aus der Vereinskaſſe zu gewähren, ſodaß die Beteiligung am Kurſus faſt völlig koſten⸗ los ſein durfte. Anmeldungen müſſen ſpäteſtens bis kommenden Sonntag beim Vorſtande gemacht werden. Aus Nah und Fern. “Lampertheim, 20. Jan. Vorige Woche verun⸗ glͤckte der 16jährige Sohn des Brennmeiſters Bernhard Kirſch, indem er bei einem Sturz aus 6 bis 7 Meter Höhe einen komplizierten Oberſchenkelbruch erlitt. Mannheim, 20. Jan. Nach dem letzten Falle von lebensgefährlicher Körperverletzung ereignete ſich in der Nacht vom Samſtag zum Sonntag wieder eine ſo ſchwere Meſſeraffäre vor dem Hauſe Riedfeldſtraße 38 in der Neckar- ſtadt. Nach einem kurzen Wortwechſel ſtieß ein gewiſſer Lederle dem 31 Jahre alten Tagelöhner Peter Vogel, wohn⸗ haft Riedfeldſtraße 47, das Meſſer in die Bruſt. Der Stich traf die Lunge. Der Geſtochene mußte mit dem Sanitäts⸗ wagen in das Allgemeine Krankenhaus überführt werden. Der Täter wurde verhaftet.— Wegen Mordverſuch wurde ein lediger Heizer von Hofampriel, wohnhaft hier, verhaftet, weil er nach Angabe eines Augenzeugen vorgeſtern nachmittag halb 6 Uhr verſuchte, ſein 2¼ Jahre altes uneheliches Kind (einen Knaben) über das Geländer der neuen Neckarbrücke in den Neckar zu werfen, was durch Einſchreiten eines vorüber- gehenden Herrn verhindert wurde. — Worms, 20. Jan. Binnen wenigen Wochen ſind hier in den Lederfabriken drei Fälle von Milzbrand vorge- kommen, von denen einer tödlich endete und der eine der beiden anderen Befallenen ſich noch in recht bedenkliche Zu- ſtande befindet. Da die Abwaſſer der Heylſchen Fabrik auf die ſtädtiſchen Wieſen geleitet werden, dürften die vorge- kommenen Fälle dazu beitragen, unſere ſtädtiſche Verwaltung zu einem beſchleunigten Tempo in der Schaffung der Schwemm- kanaliſation zu veranlaſſen. — Reichenbach, 20. Jan. Die Steinhauer der deutſchen Steininduſtrie⸗Aftien⸗Geſellſchaft dahier ſtehen im Streik. Sie ſollten nach dem neuen Tarif arbeiten, der Lohnreduktionen aufwies, worauf ſämtliche Steinhauer die Arbeit niederlegten. — Zwingenberg, 20. Jan. Einen empfindlichen finanziellen Verluſt erlitt dieſer Tage eine ältere Frau von hier, als ſie mit dem 6.48 Uhr-Zug von Darmſtadt nach Hauſe fahren wollte. In der Reſidenz hatte ſie für Liefer- ungen eine größere Summe Geldes vereinnahmt und den Betrag in eine Rocktaſche geſteckt. Bald nachdem ſich der Zug in Bewegung geſetzt hatte, vermißte ſie den Geldbeutel, welchen ihr ein Verdächtiger, dem man bereits auf der Spur ſein ſoll, entwendet haben dürfte. — Mainz, 20. Jan. Hier brachen vier Arbeiter in das alte Feſtungswerk, Baſtion Martin, ein und entwendeten 25 alte Kanonenkugeln. Als ſie ihre Beute einem Althändler verkaufen wollten, wurden ſie verhaftet. — Mombach, 20. Jan. Der Großverſand von Sellerie hat begonnen. Täglich gehen ganze Waggonladungen ab, beſondens nach dem Niederrhein. Die Händler zahlen für das Hundert 7 Mk., ein Prels, bei dem der Anbau wohl rentiert. Auch der Maſſenverſand von Lauch hat begonnen. Das Hundert koſtet 1.50 Mk. bis 2 Mk. Kaum dageweſene Preiſe werden gegenwärtig für den Feldſalat gezahlt; da er faſt durchweg erfroren iſt, können ihn die Handler zu 80 Pfg. bis zu 1 Mk. das Pfund kaum auftreiben. — Alzey, 20. Jan. Ein 13 Jahre alter Junge hatte ſich einen Revolver gekauft, den er einem gleichaltrigen Knaben in die Taſche zu ſtecken ſuchte. Dieſer wollte die Waffe von ſich werfen; dabei entlud ſich der Reoolver und der Junge wurde durch den Schuß an der Hand ſchwer ver⸗ wundet. Der Verletzte iſt ein Waiſeuknabe aus Bechtolsheim, der ſich hier in Pflege befindet. — Dieburg, 20. Jan. Der verhaftete Bürger- meiſtereiſekrekär Peter Weber wurde, nachdem eine entſprechende Kaution geſtellt war, wieder auf freien Fuß geſetzt. — Straßburg i. E., 20. Jan. In Enſchingen hat, wie ſich jetzt herausſtellte, ſeit 10 Jahren ein Einwohner ſeinen damals plötzlich verſchwundenen irrſinnigen Sohn in einer dunklen Kammer eingeſperrt gehalten, wo der Aermſte ohne Kleidung und ohne Heizung im Winter kampieren mußte. Die ſpärliche Nahrung wurde ihm durch ein Loch in der Tür gereicht. Auch ſeine Notdurft mußte er in demſelben Raum verrichten. Der unmenſchliche Vater iſt verhaftet worden. — Aus Baden, 20. Jan. Der badiſche Bauern⸗ verein zählte am 31. Dez. 1908 67430 Mitglieder. Die Zunahme beträgt 3620. Es wurden 28 neue Ortsverbände gegründet. Konſtanz, 20. Jan. Von Stromeyersdorf rollen dieſer Tage eine Anzahl Wagen im Auftrag des Zentral- komitees vom Roten Kreuz in Berlin nach Süditalien ab. Die Sendung enthält Liebesgaben für die durch Erdbeben Beſchädigten und beſteht aus 17 eingerichteten Kraakenbaracken, die zur Aufnahme von etwa 500 Kranken und Verwundeten beſtimmt ſind. Groß- Steinheim, 20. Jan. Im Waldbezirk Klein-Steinheim wurde der Jagdars⸗e Frslie von Groß⸗ St aheim, der ſeine Wohnun⸗ auf der Höllenhütte 5e, beim Repiergang vermutlich vo- zwei Wilderern von ruͤckwurtg überfallen, zu Boden ges Aeudert und ſo mißhandelt, daß er nicht imſtande war, nos der Waffe zu greifen. Auf ſeine Hilferufe verſchwande⸗ die Manner im Dunkel des Waldes. Freijhe ſchleppte ſich dann hierher, von wo man ihn nach ſeiner Wohnung brachte Das ſofort von dem Waldförſter Sattler und der Gendarmerie vorgenommene ſtundenlange Abſuchen des Waldes hatte keinen Erfolg, die Nachforſchungen werden heute fortgeſetzt. — Offenbach a. M., 20. Jan. Der 205 jährige Tapezierer Wilhelm Kaller, deſſen Eltern ſeit kurzem hier wohnen, iſt in Genf angeſtellt. Er empfand Sehnſucht nach der Heimat und wollte die Eltern durch einen Beſuch über⸗ raſchen. Mit Geld nicht reich bedacht, entſchloß er ſich, trotz des kalten Wetters, den Weg Genf— Karlsruhe zu Fuß zurückzulegen; bei ſeinen Verwandten in der badiſchen Reſidenz hoffte er dann, Geld zu erhalten. Auf der Tour gelangte er bis Biel. Dort verfehlte er den Weg und mußte die ganze Nacht im Freien zubringen. Er wurde am 12. d. Mts. aufgefunden und in das Bieler Krankenhaus verbracht, da ihm beide Füße erfroren waren. — Frankfurt a. M., 20. Jan. Der aus Hom⸗ burg v. d. H. ſtammende berheiratete Eiſenbahnſchaffner Heinrich Rehm, der beim Schließen einer offenſtehenden Tür unter die Räder geraten war, wobei ihm das linke Bein völlig zerquetſcht wurde, iſt infolge des großen Blutverluſtes geſtern im ſtädtiſchen Krankenhauſe geſtor ben. — Schönau, 20. Jau. Verhaftet wurde der Bürſten⸗ macher Kl., in deſſen Stall 3000 Mark in bar und ein Spar⸗ kaſſenbuch über 10 000 Franes gefunden wurde. Der Fund hängt mit der Steigerſchen Affäre zuammen. Kl. ſteht im Verdachte, von dem Verſteck des Geldes Kenntnis gehabt zu haben. — Schierſtein, 20. Jan. Schierſtein kommt aus den Senſationsfällen nicht heraus. Vor Weihnachten machte der Fall N. viel von ſich reden, dann kam vor einigen Tagen der Fall Haſſenbach, der weite Kreiſe zog und viele Leid- tragende hinterließ; dazwiſchen brennt ab und zu ein Haus ab, wobei man erzählt, daß es nicht mit rechten Dingen zu- gegangen ſei, und heute geht wieder das Gerücht, ein hieſiger Geſchäſtsmann habe das Weite geſucht. — Neuſtadt a. d. H., 20. Jan. Eine nette Molkerel. Nun wird auch der Name des Lieferanten bekannt, der, wie gemeldet, nach Neuſtadt„paſteuriſterte“ Kindermilch verkauft hat, die bis zu zwei Drittel aus Waſſer beſtand. Es iſt die Molkerei Pfarr in Wachenheim. Bemerkenswert iſt, daß Wachenheim ganz in der Nahe des berühmten Mußbach liegt, wo einſt Sartorius ſo„hervorragenden“ Wein mit Bach- waſſer herſtellte. Verein noch beizutreten geſonnen ſind, ſind zu dieſer Uebungs⸗ ſtunde herzlich eingeladen. Moͤge der junge Verein blühen, wachſen und gedeihen zur Ehre Gottes und zur Erbauung des Nächſten. Das war der Grundakkord der herrlichen Schluß worte, welche der hochw. Herr Kaplan Rieth ſowie der hochw. Herr Pfarrer an die Verſammelten richteten. Das ſind auch unſere Wünſche. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt ein Proſpekt der Prämienlosvereinigung Fortuna, Hamburg, bei, worin zur Beteiligung an der großen Gewinnziehung am 1. Februar eingeladen wird. Die Loſe ſind in allen deutſchen Bundesſtaaten zu ſpielen erlaubt. Verdingung non Kanaliſationsarbeiten. Die zur Herſtellung von weiteren Steinzeug ⸗ und Zementrohrkanälen für die Gemeinde Viernheim, Kreis Heppenheim, erforderlichen Arbeiten und Lieferungen ſollen durch ſchriftliche Angebote ungetrennt vergeben werden. Pläne u. Bedingungen ſind bei uns(Martinsſtr. 54), letztere auch bel der Groß h. Bürgermeiſterei Viern⸗ heim einzuſehen. Angebotsvordrucke ſind nur von uns und zwar gegen Bareinſendung von 3,00 M.(nicht in Brief⸗ marken) zu beziehen. Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Auf⸗ ſchrift verſehen bis längſtens Freitag, den 29. Jaunar 1909, vorn. 11 Ahr bet der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim einzu⸗ reichen, woſelbſt auch die Eröffnung in Gegenwart der Bieter ſtattfindet. Es können nur Angebote unter Benützung der Vordrucke ohne Textänderungen und Zuſaͤtze berückſichtigt werden. Freie Auswahl bleibt ausdrücklich vorbehalten. Zuſchlagsfriſt 4 Wochen. Darmſtadt, den 20. Januar 1909. Groſßih. Kultur-Juſpektion Darmſladt. Wallek. Geatholiſcher Kirchenchor Piernheim. Endlich iſt der Wunſch vieler in Erfüllung gegangen. Wir haben einen Kirchenchor! Eine ſtattliche Anzahl intereſſterter Säuger hatten ſich dem Rufe ihres Pfarrers folgend zur Gründungsſtunde eingefunden. Der hochw. Herr Pfarrer begrüßte die Erſchienenen, begründete die Notwendigkeit eines Kirchenchores fuͤr die kath. Gemeinde und legte in kurzen markanten Zügen Verfaſſung und Zweck des zu gründenden Chores dar. Es ſolle ein Verein werden mit der Verfaſſung und den Statuten der internationalen Cäziltenchö re. Im Anſchluß hieran verbreitete ſich Herr Kaplan Rieth, der früher längere Zeit Dirigent eines ſolchen Caͤzilienchores war, über Weſen und Ziele dieſer Vereine. Seine Ausführungen gipfelten in den Leitſätzen: Jeder Cäziltenchor iſt ein rein kirchlicher Verein. Er dient dem doppelten Zwecke, der Verherrlichung des Gottes- dienſtes und der Hebung des kirchlichen Volksgeſanges. Nach Verfaſſung und Zweck iſt ſomit ein Cäzilienchor von jedem weltlichen Geſangperein durchaus verſchteden; niemals kann der Kirchenchor Konkurrent eines weltlichen Geſangvereins werden. Daraus folgt, daß Mitglieder weltlicher Geſang⸗ vereine zugleich Mitglieder des Kirchenchores werden können. Die Abſicht, anderen Geſangvereinen ihre Sänger zu ent⸗ ziehen liegt dem Kirchenchor ganz und gar fern. Beteiligung an Geſangswettſtreiten iſt dem Kirchenchor durch die Statut en unterſagt. Jedoch iſt es geſtattet und erwünſcht, daß mehrere Cäziltenchöre ſich zu einem Gauverband zuſammenſchließen, der jedes Jahr eine Bundesfeier abhält, wobei den einzelnen Chören Gelegenheit gegeben wird, ihr Können auch nach Außen zu zeigen und ſich gegenſeitig aufzumuntern. In der Frage, ob Männerchor oder zemiſchter Chor muß die Antwort zweifellos zu Gunſten des gemiſchten Chores aus Knaben und Männern ausfallen. Ein ſolcher Chor bietet zwar die meiſten Schwierigkeiten, iſt aber auch das ſchönſte, was es gibt. Lebhafte Zuſtimmung bekundete das volle Einverſtändnis aller Anweſenden mit der vorgezeichneten Geſtaltung eines Kirchenchores. Ebenſo lebhafte Zuſtimmung fand der hochw. Herr Pfarrer, als er Herrn Lehrer Klee als Dirigent des neuen Vereins in Vorſchlag brachte. Herr Lehrer Klee nahm die Wahl dankend an und gab die Grundſäͤtze bekannt, die ihn als Dirigenten leiten ſollen. Beſonders hob er her vor, daß die Zugehörigkeit zu irgend einem weltlichen Geſangverein für ihn ganz ausſcheide und das er auf keinen Fall Rivalitäten zwiſchen Mitgliedern verſchiedener Vereine dulden werde, weil dies die größte Gefahr für den jungen Verein ſel. Außer der Ortsgeiſtlichkeit zeichneten 37 aktive Sänger und 1 paſſives Mitglied als Gründer des neuen Kirchenchores, der den Namen:„Katholiſcher Kirchenchor Viernheim“ erhielt. Die Vorſtandswahl ergab als Vorſtandsmitglieder die Herrn Georg Heckmann, Adam Gut⸗ perle, Adam Fober, Peter Bugert und Joh. Herſchel. Präsident iſt der hochw. Herr Pfarrer und Dirigent Herr Lehrer Klee, ſodaß der Vorſtand aus 7 Mitgliedern beſteht. Zum vorläufigen Uebungslokal wurde das kleine Sälchen des Freiſchütz gewählt und zum Vereinsdiener Herr Joh. Müller beſtimmt. Die finanziellen Verhältniſſe wurden in der Weiſe geregelt, daß die Kirchenkuſſe den Gehalt des Dirigenten ſo⸗ wie die Auslagen für Muſikalien übernahm. Außerdem wurde beſchloſſen, jedes Mitglied ſolle 10 Pfg. pro Monat in die Vereinskaſſe zahlen. Die Geſangſtunde wurde auf Mittwoch Abend /9 Uhr feſtgelegt. Wenn auch der Verein als ge⸗ miſchter Chor gegründet iſt, ſo wird er doch anfangs als Wännerchor auftreten, bis die Knabenſtimmen herangeſchult ſind und eumählich eingeführt werden können. Erſte Geſangsſtunde it Mittwoch, 27. Januar, Abends 8/ Uhr. Solche Herren, die dem — Bekanntmachung. Um aufgetretene Meinungsverſchtedenheiten zu beſeitigen, bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß von dem von der Gemeinde am 3. Dezember 1908 in 3 Eiſenbahn⸗ Waggonen bezogenen Thomasmehl nach Unterſuchung der landw. Verſuchsſtation je 1 Waggon 19,12, 19,37 und 19,25% eitronenlösliche Phosphorſäure enthielt. Bei Reviſton der Mietwohnungen und Schlafſtellen im abgelaufenen Jahre wurden verſchiedene Wahrnehmungen ge- macht, welche in Wiederholungsfallen der Beſtrafung unterliegen. Da die einſchlägigen Beſtimmungen zur Genüge bekannt ſein dürften, ſo weiſen wir nochmals darauf hin und empfehlen deren genaue Beachtung. Viernheim, den 20. Januar 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim J. V.: Martin, Beigeordneter. kin Fabriklager Herren-Anzüge nur Modelle ersten Ranges, hochmoderne Stoffe und hervorragend gute Qualitäten, kommen der Reklame halber zum Preise von Mxkʒ. 29.50 zum Verkauf. Wert der Anzüge bis Mk. 65. Eine solche Gelegenheit wurde hier noch nicht geboten! 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In Anbetracht deſſen, daß zur Tagesordnung das von uns übernommene Bundesfeſt ſteht und näher behandelt wird, iſt vollzähliges und pünktliches Erſcheinen aller aktiven und paſſiven Mitglieder dringend notwendig. Mit ſportkameradſchaftlichem Gruße„Kraft Heil!“ Der Vorſtand. 210 Cigarren umſonſt! Verkaufe wieder kurze Zeit aus e. Gelegenh.-Kaufe 200 volle 6 fg Cigarren für M. 10, 70 od. 200 volle 8 fg. Cigarren für u. 12,70. Außerdem gebe 200 Cig. u. noch 10 echte Impor⸗ ten, Wert. 1.— gratis. Alſo 410 ff. Cigarren f. M. 10.70 oder für M. 12,70. Nur wer bis 24. Jan. beſtellt erhalt die 210 St. umſonſt. Garantieſchein: Geld zurück, wenn nicht gefallen. A. Kauffmann Nachf., Cig.⸗Fabrik-Lager, Hamburg 36. wie: Haarkrankheiten N Haarausfall, Haarſchwund, beginnende Kahlköpfigkeit, kreisförmige Kahlheit, Schuppen eic. behandelt mittelſt Eiſenlicht nach Profeſſor Kromayer Liehtheil-Institut Elektron, nur M 3, 3 ink: Dir. Mah. Schäfer. von 8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. Sonntags von 12 Uhr. 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