II 0 label tisweg helden dieſtt orſiht Viern Diernheimer Zeitung. Erscheint dreimal wöchentlich Nenſtags, Dounerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerkohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljührl. Telephon⸗Ruf 20. kr Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeigenprett: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit Helle. Lokal⸗Anzeigen 10 Pe. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗Tpaltige Zelle. Bei mehrmaliger Aufgabe Nabatt. —. 7 N Das Ergebnis des engliſchen Beſuches. Reichskanzler Fürſt Bülow hat, wie der Berliner Korre⸗ ſpondent des Reuterſchen Bureaus zuverläßig erfährt, über das Ergebnis des engliſchen Königsbeſuches ſich hoffnungs⸗ voll geäußert und folgendes erklärt: „Der Verlauf der Beſprechungen zwiſchen den engliſchen und den deutſchen Staatsmännern habe auch auf deut⸗ ſcher Seite aufrichtige Befriedigung hervorgerufen, und die Zuverſicht begründet, daß durch den Beſuch des Königs das Vertrauen in die beiderſeitige Loyalität und das Ver⸗ ſtändnis für die politiſchen Ziele der beiden Reiche auf beiden Seiten gefeſtigt worden ſei. Bei der Behandlung der Balkanfrage habe ſich eine weitgehende Uebereinſtim⸗ mung ergeben, ſowohl in den auf die Erhaltung des Frie⸗ den gerichteten Beſtrebungen Englands und Deutſchlands, als auch in der Haltung beider Regierungen gegenüber dem neuen Regime in der Türkei. Er hoffe, daß die öffent⸗ liche Meinung in beiden Ländern dem von den Herrſchern und den Staatsmännern gegebenen Beiſpiele ehrlicher, friedlicher Abſichten und aufrichtigen gegenſeitigen Ver⸗ ſtehens folgen werde.“ 5 Das Ergebnis der Berliner Monarchenbegegnung wird britiſcherſeits offiziell durch Reuters Bureau in folgen⸗ den Sätzen zuſammengefaßt: 5 „Der Berliner Korreſpondent des Reuterſchen Bureaus iſt ermächtigt worden, mitzuteilen, daß auf engliſcher Seite das Ergebnis der politiſchen Beſprechungen, die zwiſchen den engliſchen und deutſchen Staatsmännern in Berlin ſtattgefunden haben, als außerordentlich befriedigend an⸗ ſehen wird, und augenſcheinlich auf die deutſch⸗engliſchen ngen eine ausgezeichnete Wirkung ausgeübt hat. Es wurde dem Reichskanzler verfichert, daß die britiſche Regierung das deutſch⸗franzöſiſche Marokkoabkommen un⸗ eingeſchränkt und herzlich billige, das als ein ſolches be⸗ grüßt werde, welches dahin ziele, ein gutes Einvernehmen zwiſchen Frankreich und Deutſchland zu pflegen und dadurch auch einen weſentlichen Einfluß auf die Feſtigung freund⸗ licher Beziehungen zwiſchen England und Deutſchland aus⸗ zuüben. Es wurde erklärt, daß die Beſtrebungen der briti⸗ ſchen auswärtigen Politik im nahen Oſten auf Wahrung des Friedens und auf Aufrechterhaltung des ſtatus quo gerichtet ſeien. In engliſchen, amtlichen Kreiſen wird die von dem Reichskanzler in ſeiner Beſprechung mit Sir Charles Hardinge gegebene Erklärung, daß darin, wie in der Unterſtützung der neuen Ordnung der Dinge in der Türkei die britiſche und deutſche Regierung vollſtändig im Einvernehmen ſind, willkommen geheißen. Die politiſchen Beſprechungen, die während des Beſuches des Königs ſtatt⸗ fanden, gipfelten in einer allgemeinen und völlig befrie⸗ digenden Erörterung der Politik beider Länder. 3 Von den Londoner Blättern ſchreibt„Daily Chronicle“: „Infolge der herzlichen Freundlichkeit der Anſprachen ves Königs und des guten Eindrucks, den ſeine Liebenswürdig⸗ keit und ſein Takt hervorgerufen haben, wird ſein Beſuch Donnerſtag, den 18. Februar 1909. — unzweifelhaft zur Beſeitigung der engliſch-deutſchen Miß— verſtändniſſe beitragen.“ „Daily Graphtec“ ſagt:„Ler Konig har der Sache der engliſch⸗deutſchen Freundſchaft einen kräftigen Antrieb ge⸗ geben. Ohne Zweifel iſt eine ſehr weſentliche Aenderung in den Beziehungen der beiden Mächte innerhalb der letzten Woche herbeigeführt worden. Der Beſuch hat einen Strom von gutem Willen erſchloſſen, der den diplomatiſchen Ver⸗ kehr zwiſchen den beiden Ländern ſehr weſentlich erleichtern wird. Eine neue Aera in den engliſch⸗deutſchen Beziehungen erübrigt jetzt nur noch, ihr Beſtes zu tun. Sie haben nur auf dem von den Souveränen ſo weiſe vorgezeichneten Pfade zu verharren und alle Quellen der Zwietracht und des Mißtrauens werden ſchnell verſiegen.“ Die Wirren in Konſtantinopel. Vom Goldenen Horn laufen in den letzten Tagen auf⸗ ſehenerregende Nachrichten ein, wonach zu all dem Un⸗ gemach, das die junge türkiſche Freiheit durch die Unab⸗ hängigkeitserklärung Bulgariens und die öſterreichiſche Ein⸗ verleibung von Bosnien und Herzegowina ſchon in den Geburtswehen bedrohte, auch noch eine innere Kriſis ge⸗ treten iſt, in der es ſich anſcheinend um einen Kampf der Anhänger der alten Regierung mit den Jungtürken um ein erbittertes Ringen um die Macht handelt. Den äußeren Anlaß zu dem Ausbruch der ernſten Reibungen, in deren Verlauf von den Jungtürken bereits mit der Beſchießung Konſtantinopels gedroht wird, bot eine überraſchende Ab⸗ und Verſetzung von vier Miniſtern. Von Regierungsſeite wird für dieſe Maßregel als Veranlaſſung angegeben, daß zwei dieſer Miniſter, für das Heer und die Flotte, in eine Verſchwörung gegen den Sultan verwickelt waren; es ſoll, wie ſchon mitgeteilt, beabſichtigt geweſen ſein, Abdul Hamid beim Selamlik, der bekannten, unter militäriſchem Pomp ſtattfindenden Zeremonie der Auffahrt des Sultans in die Moſchee zum Freitags⸗Gebet, zu entthronen und den Prinzen Juſſuf Izzedin zum Sultan auszurufen. Die Ver⸗ ſchwörer ſollen im Ausſchuß der Jungtürken itzen, Prinz Subaheddin, der Führer der radikalen türkiſchen Gruppe, ſoll der Anſtifter geweſen ſein, und angeblich haben auch auswärtige Einflüſſe bei Bildung dieſer Verſchwörung mit⸗ gewirkt, die durch die Abſetzung Abdul Hamids die lebte Sicherheitsmaßregel zum Schutze der jungen türkiſchen Ver⸗ faſſung ſchaffen ſollte. Die Jungtürken ſtellen eine ſolche Verſchwörung mit Entſchiedenheit in Abrede und bezeich⸗ nen erbittert die Gerüchte als das Werk der Reaktion, die dadurch die Handhabe zu einem Gewaltſtreich gegen den jungtürkiſchen Ausschuß, dem die vier Miniſter nahe⸗ ſtanden, gewinnen wolle. 3 t Am, Samstag ſollte der Großweſir fünf Interpella⸗ tionen in der Kammer beantworten, in denen von ihm Auf⸗ klärung über die Gründe verlangt wurden, die ihn ohne r Befragen der Kammer zu dem Miniſterwechſel veranlaß⸗ r 25. Jahrgang. ten. Wie aus Traytverichten hervorgeht, hat es Kiamil Paſcha vorgezogen, unter einer Ausrede Dolma Bagoſche ſernzubleiben. Darauf erklärte ſich die Kammer in Per⸗ manenz und gleichzeitig wurde bei Eintritt weiterer rück⸗ ſchrittlicher Maßregeln von den jungtürkiſchen Komman⸗ danten dreier Kriegsſchiffe im Häfen die Beſchießung der Stadt angezeigt. Eine Kompagnie der Saloniki⸗Jäger, die unter jungtürkiſcher Führung ſtehen, halten ſeit dem Mini⸗ ſterwechſel als„jungtürkiſche Leibgarde“ die Eingänge zum Parlament andauernd beſetzt. Die Straßen der Stadt, ſo⸗ wie in Stambul und Pera bieten durch umherſtreifende Reiterabteilungen gegenwärtig das gleiche Bild, wie in den erſten Tagen der Staatsumwälzung im vorigen Sommer. Eine offizielle Mitteilung des jungtürkiſchen K 0 erklärt kategoriſch die e für eee darauf hingearbeitet werde, den Sultan zugunſten des Prin⸗ zen Juſſuf Izzedin zu entthronen, und daß deshalb der Kriegs⸗ und Marineminiſter abgeſetzt worden ſeien. Das Komitee, welches ſoviel Mäßigung bewieſen, habe ſich auch in dem neuen beim letzten Kongreſſe ausgearbeiteten Pro⸗ gramm verpflichtet, das Leben und die Rechte des Sul⸗ tans, ſolange er der Verfaſſung treu bleibt, zu ſchützen und weiſe daher die von Feinden der Humanität des Otto⸗ manentums aufgebrachten Lügen zurück. Die Kommandanten der drei vor dem Dolmabagtſch⸗ Palaſt liegenden Panzerſchiffe richteten an den Großweſir ein Ultimatum, in dem ſie die Wiedereinſetzung der ab⸗ geſetzten Miniſter verlangen und mit einem Bombardement — 4 falls die Pforte reaktionäre Maßregeln ergreifen vürde. Politische Tagesübersicht. Politiſches Allerlei. Bei den Eiſenbahnen ſoll in immer größerem Umfange dazu übergegangen werden, bisher von mitt⸗ leren Beamten wahrgenommene Arbeiten, nicht nur im Abfertigungsdienſt, ſondern auch hauptſächlich im Bahn⸗ hofsdienſt und in gewiſſen Grenzen auch im nichttech⸗ niſchen Bureaudienſte, durch geeignete Unterbeamte aus⸗ führen zu laſſen. Das neue 25 Pfennig⸗Stück. Durch die Preſſe ging kürzlich die Nachricht, das Reichsſchatzamt habe die preisgekrönten Entwürfe für das neue 25 Pfennig⸗Stück abgelehnt, da ſie ſich als praktiſch nicht durchführbar er⸗ wieſen hätten. Wie eine Korr. hierzu im Reichsſchatzamt hört, entſpricht dieſe Meldung nicht den Tatſachen. Eine Entſcheidung wird vorausſichtlich erſt in den nächſten Monaten erfolgen. 5 Sozialdemokraten als Arbeitgeber. Ein Tabakarbeiter führt in dem Organ der anarcho⸗ ſozialiſtiſchen„Lokaliſten“ bittere Beſchwerde über die ſo⸗ zialdemokratiſche Tabakarbeiter-Genoſſenſchaft Hamburg, gelebt. N 2 Zweimal Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 151(Nachdruck verboten.) „Da biſt Du ja, Robert!“ rief dieſe, ſich ſchnell erhebend, als ſie den Bruder erblickte.„Ich bin ſo froh, Dich jetzt einmal allein zu haben. Heute nachmittag freilich hatteſt Du ſo viel Wichtiges mit Margarete zu ſprechen, daß Du von uns anderen gar keine Notiz nahmſt. Und ich bin doch bald geſtorben vor Neugier, Robert, ich möchte ſo gerne Näheres über den Mord hören. Komm, ſei lieb, ſetze Dich zu mir und erzähle mir die Geſchichte.“ „Da rede mir einer von Frauen und ihren zarten Ge⸗ mütern“, verſetzte Arſtein in neckendem Tone. Doch ſofort darauf dachte er an Margarete, und ſeine Züge nahmen einen glücklichen, weichen Ausdruck an. Auch ſie, die gewiß das beſte gefühlvollſte Herz von der Welt beſaß, auch ſie hatte die Geſchichte von dem Mord ausführlich hören wollen. „Weißt Du, Annie“, ſagte er freundlich, indem er ſich in einen Stuhl neben dem der Schweſter niederließ,„ein uner⸗ quicklicheres Thema als das von dem Mord gibt es für mich kaum. Die Angelegenheit wirbelt ſelbſtverſtändlich viel Staub auf, die Unterſuchung findet in nächſter Zeit ſtatt, und die Heitungen werden wochenlang nichts anderes bringen, als die ſchreckliche Geſchichte. Genügt Dir das nicht eigentlich? Soll ich Dir wirklich die traurigen Einzelheiten erzählen?“ Annie war ein herzensgutes Mädchen. „Wenn es Dir unangenehm iſt, natürlich nicht“, verſetzte ſie liebenswürdig.„Aber eine Frage mußt Du mir wenigſtens beantworten. Iſt es wahr, daß Du mit dem unglücklichen Manne, der gemordet wurde, geſtern abend noch geſprochen haſt?“ „Es iſt wahr. Ich hatte ſogar einen kleinen Streit mit ihm.“ „Mein Gott, Robert! Wenn Du geſtern abend noch ſpät ausgeweſen wärſt, hätte man am Ende den Verdacht auf Dich aemorfeu!“ In des Barons Geſicht ſchoß eine jähe Blutwelle. „Zufälligerweiſe ging ich aber geſtern zeitig ſchlafen“, gab er zurück,„wenigſtens iſt mir ſo—“ dabei blickte er mit gerunzelter Stirn und wie fragend auf ſeine Schweſter. „Natürlich gingſt Du ſehr früh zu Bett. Weißt Du nicht mehr, daß Du ſagteſt, Du ſeieſt todmüde. Dora und ich baten Dich, mit uns zu ſingen, Du ſchlugſt es jedoch rundweg ab, weil Du heiſer ſeieſt, wie ein Rabe, und gingſt ſofort nach dem Abendbrot in Dein Zimmer. Ich fürchtete, Dich zu ſtören, deshalb klopfte ich auch ſpater nicht an, ſondern ſchob mein Briefchen mit der Nachricht über Margarete unter Deine Tür.“ Bei dem Namen Margarete ſtreifte Annie den Bruder mit einem ſchelmiſchen Blick. Er bemerkte es nicht, er war tief in Gedanken verſunken. „Ich bin ſchrecklich müde“, ſagte er nach einer Weile.„Ich habe ein ſo merkwürdiges Gefühl im Hinterkopf, wie, wenn ich gefallen wäre. Ich glaube, ich muß etwas mehr ſchlafen, als bisher. Dieſe entſetzliche Geſchichte hat mich ganz aufgeregt. Gute Nacht, Annie, ich gehe zu Bett.“ „Willſt Du nicht erſt etwas eſſen, Robert?“ „Nein, danke. Ich habe bereits bei Wildenſteins geſpeiſt. Gute Nacht.“ VI. Hedwig ſchleppte ſich mühſam nach Hauſe. In einem Zuſtand unbeſchreiblicher Aufregung und fiebernder Spannung hatte ſie auf den Baron gewartet. Und wie hatte er ihre Mitteilungen aufgenommen! Gleichgültig, mit der größten Seelen⸗ ruhe, als ginge die Geſchichte ihn nicht das mindeſte an. Das Intereſſe, welches er für ihre Neuigkeiten an den Tag legte, war ſo kühl, wie das jedes anderen Unbeteiligten es geweſen ſein würde. Keine Spur von perſönlicher Teilnahme. War es denn nur denkbar, daß er alles vergeſſen hatte, was den Mord betraf— und den Mord ſelbſt, den er doch begangen? Hedwig war das furchtbare Verhängnis, das auf dem Geſchlecht der Arſteins laſtete, nicht unbekannt. Sie ſann darüber nach, ob dieſer böſe Fluch ſeine Fittiche jetzt über Robert von Arſtein rauſchen ließ. Das junge Mädchen hatte mit ihren eigenen Augen geſehen, wie der Baron Herbert Franzius getötet hatte. Ihre eigenen Augen konnten ſie doch nicht ſo täuſchen. Sie rieb dieſelben jetzt unwillkürlich in ihrer hoch⸗ gradigen Erregung. Gewiß, es ſtand unumſtößlich feſt: ſie war Zeugin des Mordes geweſen; ſie wußte genau, daß Arſtein der Mörder war. Franzius hatte ihn allerdings an⸗ gegriffen und zu Boden geworfen— der Baron war blitz⸗ ſchnell aufgeſprungen— dann waren die beiden Männer wie blutlechzende Tiger aufeinander losgeſtürzt— darauf folgte ein Schrei— dann ein dumpfer, ſchwerer Fall. Nachher ſchaurige Totenſtille. Hedwig hatte das alles genau geſehen, die Szene hatte ſich wie mit glühendem Eiſen in ihre Seele gebrannt. Sie ver⸗ gegenwärtigte ſich jetzt im Geiſte alle weiteren Einzelheiten: wie der Baron ein Streichholz anzündete und in das Geſicht des Gefallenen ſtierte. Hedwig hatte bei dem fahlen dünnen Lichtſchein einen Moment das Geſicht Arſteins geſehen— es ſah verſtört, aſchfahl aus, wie das eines ganz alten Mannes. Sie hatte ihn ferner beobachtet, wie er den Stock prüfend betrachtete, mit welchem er ſeinen Angreifer getötet hatte— wie er weiter gegangen war— wie er ſpäter den Stock mitten in das Erlengebüſch ſchleuderte— wie er endlich nach Hauſe ging. Robert von Arſtein war der Mörder, Fritz Eppler unſchuldig— unſchuldig wie ein neugeborenes Kind. Jortſetzung folgt.) Anzeiger Pieruheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. verbveitetſte und geleſenſte Zeitung in Biernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon-Nuf 20. —— ö 1 0 eee ee e 3 ———— 2 deren Leiter der frühere ſogialdemorratiſche dreichstags⸗ abgeordnete v. Elm iſt. Aus der Fabrikordnung der Ge⸗ noſſenſchaft erwähnt er mehrere Punkte, um zu zeigen, daß die Genoſſenſchaft ein zrückſichtsloſer, kapitaliſtiſcher Betrieb wie jeder andere“ iſt. Insbeſondere hebt der Tabakarbeiter hervor, daß die Fabrikordnung die Mitglie⸗ der der Genoſſenſchaft zum Schadenerſatz für beſchädigte Werkzeuge uſw. verpflichtet, während die ſozialdemokra⸗ tiſche Reichstagsfraktion bei der Beratung der Gewerbe⸗ ordnungsnovelle von 1891 beantragte, daß die Beſtim⸗ mungen über Schadenerſatz durch Arbeiter in die Fabrik⸗ ordnungen nicht aufgenommen werden ſollten. Der„Ge⸗ noſſe“ fordert ſchließlich v. Elm auf, dem„idealen prak⸗ tiſchen Vorbilde eines Robert Owen“ nachzueifern, und endet mit der Apoſtrophe:„Uns kommen Sie aber nicht mehr mit Ihren dummen Phraſen, ein jeder wahrer Menſch wird Sie dann nach Gebühr abferttgen.“ Ein Dementi zur Finanzreform. Die Nachricht der Blätter, daß bezüglich der Finanz⸗ reform ein Kompromiß zuſtande gekommen jet auf der Grundlage, daß die Nachlaß⸗, Elektrizitäts⸗ und Inſeraten⸗ ſteuer fallen würde, während der Tabak und das Bier ſtär⸗ ker belaſtet und für den Spiritus eine geeignetere Mono⸗ polform gefunden werden ſolle, iſt nach Mitteilung der maßgebenden Stelle durchaus unbegründet. Deutſch⸗britiſches Kolonialabkommen. Wie die Nationalzeitung erfährt, haben die Verhand⸗ Lungen des Staatsſekretärs des Reichskolonialamts Dern⸗ burg mit dem Staatssekretär des britiſchen Kolonialamtes Carl of Erewe, die gelegentlich der Anweſenheit des eng⸗ liſchen Herrſcherpaares in Berlin gepflogen wurden, zu dem Entſchluß einer Vereinbarung beider Staatsmänner über die Fragen nachbarlicher Hilfeleiſtung der deutſchen und britiſchen Kolonialverwaltung im Falle von Einge⸗ borenenaufſtänden in den Gebieten beider Vrtragsſchließer Nane Ein Anſchluß der franzöſiſchen und portugieſiſchen gierung an dieſes Abkommen iſt von zuſtändiger amt⸗ licher Stelle in ſichere Ausſicht geſtellt worden. Ausland. Däniſche Rüſtung. Bei Einbringung von Landesverteidigungsvorlagen im däniſchen Reichstage hielt am Freitag Verteidigungs⸗ miniſter Neergaard eine längere Rede, worin er hervor⸗ hob, daß Dänemark unter allen Umſtänden ſeine Neu⸗ tralttät wahren wolle und daß die vorgelegten Geſetz⸗ entwürfe den Zweck verfolgten, ſchon in Friedenszeiten eine wohlgeordnete Verteidigung zur Wahrung des Frie⸗ dens und der Neutralität Dänemarks zu ſchaffen. Wenn man der Wahrheit ins Auge ſehe, müſſe man ſagen, daß Europa im Zeichen der Spannung und Unruhe ſtehe und bereits jahrelang geſtanden habe. In der Entwicke⸗ Aung des letzten Menſchenalters ſei die Wahrſcheinlichkeit, daß die däniſchen Gewäſſer bei einem zukünftigen Kriege zzwiſchen den europäiſchen Großmächten der Schauplatz ernſter Kämpfe ſein werden, bedeutend näher. erückt. Deutſcher Reichstag. 205. Sitzung. Freitag, 12. Februar, 1 Uhr. Die Beratung des 5 Etats des Reichsamts des Innern, Kapitel„Allgemeine Fonds“, wird fortgeſetzt. Bei dem Titel „Herausgabe von Berichten über die Landwirtſchaft“ wünſcht Abg. Behrens(W. Ver.) Berichterſtattung auch über den Obſtbau. Unterſtaatsſekretär Wermuth ſagt dies zu. 7 Beim Titel„Reichszuſchuß zur Invalidenverſicherung“: Abg. Stadthagen(S.): Die Rentenkontrolle iſt ſeit einigen Jahren außerordentlich ſcharf. Daß die Kontrollärzte, für die ſo große Summen aufgewendet werden, einen Erwerbsun⸗ lgigen wieder erwerbsfähig gemacht hätten, davon iſt mir nichts ekannt. Wohl aber gibt es W Fälle, wo die Aerzte einen Erwerbsunfähigen erwerbsfähig geſchrieben haben! In einem dieſer Fälle war der Betreffende, der angeblich wieder erwerbsfähig ſein ſollte, nach ſechs Wochen tot. Die jetzige Definition des Begriffes erwerbsunfähig wäre nur erträglich, wenn ſie mit Wohlwollen gehandhabt würde. Wie muß es auf die Leute, die eine Rente beziehen, nachdem ſie lange Jahre hindurch ihre Beiträge gezahlt haben, pſychologiſch wirken, wenn ſie auf einmal ihrer Rente verluſtig gehen, weil ein Vertrauens⸗ arzt glaubt, ſie könnten allenfalls noch das geſetzliche Minimum verdienen. Bei ſolchem Verfahren werden von den Vertrauens⸗ ärzten nur die Intereſſen derer, die ſie bezahlen, gewahrt, nicht aber die Intereſſen derjenigen, deren Fürſorge der Geſetzgeber bezweckte. Abg. v. Oertzen(Rp.): Die ſchweren Vorwürfe Stadt⸗ hagens gegen die Aerzte weiſe ich entſchieden zurück. Anderer⸗ ſeits ſind allerdings die Aerzte auch ſehr mißtrauiſch. Die Bedürftigen ſollen aber Renten bekommen. Abg. Cuno(Fr. Vp.): Die neue Anweiſung des preußi⸗ ſchen Handelsminiſters iſt unglaublich ſchwerfällig. Damit ſchließt die Debatte. Für allgemeine Intereſſen des deutſchen Handels und Ge⸗ werbes ſind 100 000 4 ausgeſetzt. Abg. Everling(natlib.) bittet die der deutſchen Schloſſer⸗ chule in Roßwein in chſen bisher gewährte, in dieſem at aber geſtrichene Subvention wieder zu gewähren. Unterſtaatsſekretär Wermuth: Der Fonds für 1908 iſt leider vollſtändig erſchöpft und der für 1909 nur noch zu einem geringen Teil vorhanden. Wir können daher, die Schule in Roßwein nicht dauernd unterſtützen. 5 Abg. Schiffer(3.) wünſcht, daß die Zahl der Ausländer an den techniſchen Hochſchulen und Fachſchulen mehr als bis⸗ her eingeſchränkt werde, damit die Inländer, für die die 1 ja zunächſt beſtimmt ſind, ſie zahlreicher beſuchen önnen. Abg. Erzberger(3). Aus prinzipiellen Gründen muß eine Unterſtützung der mittleren Schulen aus dieſem Fonds überhaupt abgelehnt werden. In der Budgetkommiſſion iſt Ans auch nichts davon bekannt geworden, daß das Reich ſolche Schulen unterſtützt, was lediglich Aufgabe der Einzelſtaaten 9 muß. a .Everling(ul.) tritt nochmals für die Subvention der Schloſſerſchule in dz wenn ein. Es balabdle ſich um eine Schule ganz eigener Art, die auch nicht nur von Schloſſern beſucht werde und die von Rechts wegen zu unterſtützen auch im Intereſſe des N Abg. Gothein(Fr. Pp.) ſchließt ſi Abg. Erzberger an un 1 gegen den Abg. Schiffer. Es iſt höchſt bedenklich, zu verlangen, daß der Staatsſekretär ſich mit den einzelſtaatlichen Unterrichtsverwaltungen in Ver⸗ bindung ſetzen ſoll, um den Zuzug von Ausländern hintanzu⸗ halten. Es muß volle Freizügigkeit herrſchen. Er ſelbſt ſei einmal von Dr. Althoff aufgefordert worden, gegen das Ver⸗ langen nach Ausſchließung der Ausländer Front zu machen. Eine Bevorzugung der Ausländer auf unſeren techniſchen Hoch⸗ ſchulen und Univerſitäten dürfe natürlich nicht ſtattfinden, eine Bena ſeiligung aber auch nicht. Abg. on Gamp(Rp.): Ich kann mich der Anſicht des Kollegen Erzberger nur anſchließen. Was die Ausländerfrage anlangt, ſo in ich anderer Meinung als Herr Gotbein. Daß. der Anſicht des Die sander nicht hear bre 8 Aten 5 die Ausländer nicht bevorzugt werden durfen, das verſteyt ſich ja ganz von ſelbſt. Aber man darf doch überhaupt nicht überſehen, welche Gefährdung für unſere Induſtrie in einer zu ausgiebigen Zulaſſung von Aus ländern liegt: Staatsſekretärxr von Bethmann⸗Hollweg: Meine Herren, wir dürfen doch in bezug auf Unterſtüßung von Schulen nicht ſo ſchematif vorgehen. Wir müſſen in jedem einzelnen Falle prüfen, ob te Schule gerade auch den allge⸗ meinen Intereſſen des Reiches dient. Abg. Dove(Fr. gg.): Es ſind ja ſchon Beſtimmungen getroffen worden hinſichtlich der Aus tänder, ſo in bezug auf die Immatrikulation und deren Vorausſetzung, in bezug auf er⸗ höhte Gebühren, Wartezeit uſw. Aber es iſt überhaupt nicht zutreffend, wenn wir glauben wollten, die Ausländer könnten nur von uns lernen, und nicht auch wir von ihnen! Ich erinnere Sie an Max Eydt, aus deſſen„Erinnerungen“ und aus deſſen „Hinter Pflug und Schraubſtock“ Sie doch wohl erfahren haben, was er in Aegypten, in Indien gelernt hat! Und denken Sie an A. W. Hoffmann, den erſten Erfinder unſerer Farbeninduſtrie! Abg. Pfeiffer(3.) vertritt denſelben Standpunkt und erinnert noch daran, was für Erwartungen doch gerade auch fel die Austauſch-Profeſſoren und Studenten geknüpft worden eien. a ee ebe Abg. Kreth(k.): Wir beteiligen uns an dieſer Debatte nicht, da dieſe Frage in die Einzellandtage gehört. Ich ſtelle nur feſt, daß wir auf diejenigen Elemente, die Herren Gothein und Dove ſo wertvoll erſcheinen, kein Gewicht legen. Abg. Stengel: Ich weiſe dieſen Angriff auf die ſtudieren⸗ den Ausländer entſchieden zurück. Wir können ſtolz darauf e 15 dieſe von der deutſchen Wiſſenſchaft lernen wollen all. 4 Nach nochmaligen Bemerkungen der Abgg. Schiffer und Everling ſchließt dieſe Debatte. Beim Kapitel Diſziplinarbehörden wird eine Reſolution angenommen, die von der Kommiſſion beantragt iſt und die F im Diſziplinarverfahren gegen Beamte ver⸗ angt. * Kapitel: Behörden für Unterſuchungen von Seeunfällen 9 Abg. Hoch(Soz.): Iſt es richtig, daß das Oberſeeamt u einem Reichsſchiffahrtsamt ausgebaut werden ſoll? Die ufſicht auf dieſem Gebiet iſt mangelhaft. Direktor v. Jongquières: Die betr. Zeitungsnachricht iſt unzutreffend. Der Bundesrat hat ſich über die Frage noch nicht ſchlüſſig gemacht. f Abg. Heckſcher(§r. Bg.): Zweckmäßig wäre, wenn die eahtlese Tage—— 3 auch ſolche über egraphie aufnähme; denn dieſe hat ſich gelegentl ſchon bei Unflllen ſehr bewährt. neee ee — 5 fog de** bewilligt. 0 olgt das Kapitel„Statiſtiſches Amt“. Dazu liegen zwei Reſolutionen vor, betr. gleichmäßige Feſtſezung der 2 tariſchen Beſchäftigung bei allen Reichsämtern und betr. Vor⸗ legung der Verträge mit den Druckereien über die amtlichen Veröffentlichungen der Reichsämter. Abg. Legien(Soz.): Die bisherigen amtlichen Streik⸗ ſtatiſtiken ſind durchaus unzuverläſſig. Sie würden nur einen Wert haben, wenn auch die Gewerkſchaften dazu herangezogen werden. Dieſe aber müſſen ihre Mitwirkung verſagen, wenn ſie befürchten müſſen, daß ihre Arbeiten nur zur Vorbereitung einer Zuchthausvorlage verwendet werden. 1— von Bethmann⸗Hollweg: Die ver⸗ bündeten 51771 5 en ſind ſich ſchlüſſig darüber, in welcher Form die tatiſtiken aufgenommen werden ſollen. Wenn die Gewerkſchaften ſich dieſer Form nicht anpaſſen und dabei nicht mitwirken wollen, dann muß es eben unterbleiben. Die Ne⸗ 3 kann ſich doch von den Gewerkſchaften nicht vorſchreibe⸗ ſſen, in welcher Form ſie die Statiſtiken abfaſſen foll. Auf Anregungen des Abg. Giesberts(3.) erklärt Di⸗ rektor Caspar vom Reichsamt des Innern: wegen einer einheitlichen Bergbau-Statiſtik nach Art der preußiſchen hat ſich der Staatsſekretär bereits mit den übrigen für den Bergbau in Betracht kommenden Einzelregierungen in Verbindung ge⸗ ſetzt und von ihnen zuſagende Antworten erhalten. Eine all⸗ gemeine Lohnſtatiſtik macht einige Schwierigkeiten. Aber es ſoll eine ſolche zunächſt wenigſtens probeweiſe für eine einzelne Induſtrie 8 Abg. Legien(Soz.): Zu einer genauen Streik-Statiſtik gehört eine Sachkenntnis, die der Staatsſekretär nicht be⸗ ſitzen kann. Wenn er ſagt, es bleibt bei derjenigen Form der Statiſtik, die er vorſchreibt, ſo können die Gewerkſchaften eben nicht daran teilnehmen, und es entſteht dann eine Statiſtik, die irre führen muß. Abg. Giesberts(8.): Auf ſolche Weiſe und ſolchem Ton wird Her, Legien den Staatsſekretär nie dazu bringen, ſich mit den Gewertſchaften über die Form der Statiſtik zu einigen. Abg. Legien: Mein Ton iſt nur der des Staatsſekretärs! (Abg. Giesberts: aber Sie ſind nicht der Staatsſekretär!). Die Reſolutionen werden genehmigt. Namens der Bubgetkommiſſion erklärt der Referent Erzberger: Die ae habe mit Staunen gehört, daß die Arbeitszeit der Bureaubeamten bei den Zen⸗ tralbehörden nur eine ſechsſtündige ſei und habe einſtimmig gewünſcht, daß auch in dieſen Bureaus acht Stunden gearbeitet werde. Staatsſekretär v. Bethmann⸗Hollweg: Die Beamten wohnen meiſt nicht ſo nahe an den Bureaus, daß eine Mittags- pauſe gemacht werden könnte. Und da iſt eine ununterbrochene achtſtündige ieh Arbeit zu viel. In meinen Bureaus wird übrigens ſieben nden gearbeitet. g. v. Richthofen(k.): Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Feſtſetzung der Bureanzeit nicht zu den Aufgaben des Reichstages gehört. An dieſem grünen Tiſche läßt ſich das nicht ſo beurteilen. Abg. Dohrn(Fr. Vgg): In der Kommiſſion beſtand darüber nur eine Meinung. Ich bedauere lebhaft das ablehnende Verhalten des Staatsſekretärs. Abg. Er zberger: Als Reſerent der Kommiſſion beantrage ich bei dieſer Sachlage Rückverweiſung des Titels Bureaube⸗ amte an die Kommiſſion. begun Die Rückverweiſung, über die Hammelſprung notwendig wurber wird mit 119 gegen 100 Stimmen beſchloſſen. Dafür ſtimmten Zentrum, Sozialdemokraten und ein Teil der Frei⸗ ſinnigen. Beim Kapitel Reichsgeſundheitsamt vertritt Abg. Fleiſcheer(3.) Wünſche des Drogiſtenſtandes. Die Drogerien würden von Apothekern revidiert, und in Zweifels⸗ fällen würden nur die Apotheker gutachtlich gehört. Kläger und Richter ſeien da gleichſam in einer Perſon vereinigt. Die Drogiſten verlangten, daß auch aus ihrer Reihe Perſonen als Sachverſtändige herangezogen würden. Zweckmäßig ſei es, für Drogiſten den Befähigungsnachweis einzuführen. Um Bleiver⸗ giftungen noch weiter einzuſchränken, empfehle er, wenigſtens bei Innenapſtrichen die Verwendung von Bleiweißfarben ganz auszuſchließen. Hierauf Vertagung. Morgen 11 Uhr: Fortſetzung; vorher dritte Leſung des Nachtragsetats. Schluß 6¼ Uhr. fra Aus den Kolonien. Ein unerquicklicher Fall in Südweſt. Vor beinahe Jahresfriſt ging der Fall Fehland durch die Preſſe. Herr Aſſeſſor Fehland hatte gegen das Ko⸗ lonialamt wegen Gehaltsanſprüche geklagt, nachdem man ihm bedeutet hatte, daß man auf ſeinen weiteren Dienſt verzichtete. Ueber den Verlauf der Angelegenheit iſt dann weiter nichts bekannt g dorden. Schon damals aber hörte man. daß Herr ehland als kommiſſariſcher Be⸗ zrrsrichter gegen den damaligen Diſtrikschef Rabe in Swakopmund ein Unterſuchungsverfahren eingeleitet hatte, wegen Diebſtahls, Mißbrauchs der Amtsgewalt, Führung falſcher Liſten uſw. Die„Tägl. Rundſch.“ ſchreibt hierzu: „Schon damals machte das Vorgehen Fehlands gegen einen anderen Beamten keinen ſehr guten Eindruck. Tragen doch ſolche ſcheinbar* perſönlichen Differenzen ſich aufbau⸗ ende gegenſeitige Anklagen nur dazu bei, die Beamten⸗ ſchaft in ihrem Anſehen bei Schwarz und Weiß zu ſchädi⸗ gen. Schon damals wurde darauf hingewieſen, daß die ganz ungeheuerlichen Beſchuldigungen gegen den Diſtrikts⸗ chef Rabe übertrieben ſein mußten. Jetzt nun, nach Jahresfriſt, wird der Fall Rabe von der„Frankf. Ztg.“ don neuem aufgerollt uno eine Menge Material gegen das Verhalten Herrn Fehlands bei ſeinem Vorgehen gegen Rabe beigebracht. Iſt auch nur der zehnte Teil von deut zutreffend, was dem Aſſeſſor Fehland vorgeworfen wird, ſo muß man allerdings ſagen, daß die Zuſtände in der Beamtenſchaft der Kolonie Südweſt noch viel zu wün⸗ ſchen übrig laſſen und der energiſche Ruf nach dem„be⸗ währten Beſen“ des Staatsſekretärs Dernburg recht am Platze iſt. Eine derartige Feindſchaft von Juriſten und Nichtjuriſten, ein derartiges Netz von Denunziationen und Schikanen zwiſchen Kolonialbeamten einer Kolonie, wie es ſich in dieſem Falle zeigt, iſt ein unhaltbarer Zuſtand. Wie man hört, wird die Affäre Fehland⸗Rabe in der Bud⸗ getkommiſſion zu einer Interpellation des Staatsſekretärs führen. Hoffentlich führt dieſe Angelegenheit, auf deren Einzelheiten einzugehen, wir zunächſt verzichten, auch ferner dazu, daß ſich derartige Sachen nicht erſt innerhalb der Kolonie zu Skandalen auswachſen, ſondern, daß man die Beteiligten kurzerhand in Zukunft nach Hauſe expediert und hier vor einer zu ſchaffenden Inſtanz energiſch ab⸗ urteilt.“. a. Reichstagserſatzwahl Bingen Alzey. * Bingen, 18. Febr.(Amtliches Wahlreſultat.) Bei der Reichstagserſatzwahl im Wahlkreiſe Bingen ⸗Alzey wurden insgeſamt 22093 Stimmen abgegeben. Es erhielten Korell (freiſ. Volksp.) 8004, Stadtrechner Uebel(Zentr.) 6612, prakt. Arzt Dr. Becker(natl.) 5910 und Redakteur Adelung (ſoz.) 1553 Stimmen. Zerſplittert waren 9 Stimmen. Lokale Nachrichten. Viernheim, 18. Februar. -n. Der Medizinal⸗Verband gab am Sonntag im„Weißen Roß“ ſeinen Kaſſenmitgliedern einen Familien- Abend, welcher ſich eines guten Beſuches zu erfreuen hatte. Ruſtenfrei für alle Hals- u. cungenleidende Die Herren Dr. med. Schaffner& Co. in Berlin⸗ Grunewald offerieren allen Hals⸗, Bruſt⸗ und Lungenleidenden in Viernheim und Umgegend ihr tauſendfach bewährtes Mittel zur Probe vollſtändig koſtenlos. Tauſende von Patienten, die das Mittel bisher anwandten, preiſen in mitunter begeiſterten Worten die mit demſelben erzielten oft gerade⸗ zu verblüffenden Erfolge. Dieſelben übertrafen in zahlreichen Fällen ſelbſt die höchſten Erwartungen. Zwei Wiener Aerzte, die mit dem Mittel eingehende Verſuche angeſtellt hatten, berichten von über- raſchenden Reſultaten ſelbſt noch in ſolchen Fällen, die jahrelang jeder anderen Behandlung trotzten. Das Mittel iſt weder ein Geheimmittel, noch eine die ernſte wiſſenſchaftliche Kritik ſcheuende Kurpfuſchermedizin, erhebt aber auf der anderen Seite auch nicht den Anſpruch als ein„unfehlbar“ wirkendes „Heilmittel gegen die Lungentuberkuloſe“ angeſehen zu werden. Es iſt nichts mehr aber auch nichts weniger wie ein einfaches giftfreiesPflanzen⸗ pulver, welches aus den ſchon ſeit 100 Jahren weltberühmten ſog. Lieberſchen Kräutern hergeſtellt wird und zufolge einer Kaiſerlichen Verordnung dem freien Verkehr überlaſſen iſt. Es iſt ſo billig, daß es auch von Minderbemittelten angewendet werden kann. Ueber die Pflanze, aus der das Mittel gewonnen wird, liegen zahlreiche Aeußerungen angeſehener Männer der Wiſſenſchaft und, wie geſagt, tauſende von Anerkennungsſchreiben von Patienten vor, die dasſelbe mit dem denkbar beſten Erfolge benutzten. Ein großer Teil dieſer Mitteilungen ſtammt von Lungenschwindsüchtigen, die faſt überein⸗ ſtimmend berichten, daß ſchon nach kurzem Gebrauche desſelben eine weſentliche Beſſerung eingetreten ſei. Die weitaus größere Anzahl rührt aber von Patienten her, die an chron. Katarrhen, altem Husten, chron. Heiser- keit, Verschleimung, Asthma, chron. Bronchitis uſw. gelitten haben und die bekunden, wie vortrefflich ihnen das Mittel geholfen hätte. Eigene Ueberzeugung iſt indeſſen ſtets mehr wert, wie alle noch ſo lobenden Anerkennungsſchreiben. Dieſer Anſicht ſchließt ſich auch die oben genannte Firma an und ſtellt ſie daher allen denjenigen Patienten völlig kostenlos, ohne jede Kaufverpflichtung, eine Probe des Mittels zur Verfügung, die ihre Adreſſen einſenden und ihrem Briefe für Porto ꝛc. 20 Pfg. in Briefmarken beifügen. Jeder Probe wird eine belehrende und intereſſante mit Abbildungen ausgeſtattete Broſchüre aus der Feder eines prakt. Arztes(keine Reklamebroſchüre, ſondern auch wertvoll für jeden, der z. Zt. eine andere Kur durch⸗ macht) ebenfalls völlig koſtenfrei beigefügt. Intereſſe von dieſem Angebot Gebrauch machen! Er wird den kleinen Verſuch, der ihm nicht einmal etwas koſtet, gewiß nie bereuen. Möge jeder Hals⸗ oder Lungenkranke, im beſonderen derjenige, der bereits andere Mittel und Methoden erfolglos angewandt hat, in ſeinem eigenen —̃̃—— — A 2 — 1 . ruat. Sonntag amilien- n hatte. lde erlin⸗ und egend Probe „ breiſen gerade i Fallen ber felser; haben hatte. och Der Vorſitzende, Heir Ad ler begrüßte in dankenden Worten die zahlreich Erſchienenen und wünſchte denſelben einen genuß⸗ reichen Abend. Herr Joſef Dobhan jr. hatte ſich für dieſen Abend in den Dienſt der guten Sache geſtellt und trug einen ſinnigen Prolog mit tadelloſer Betonung vor, welcher den Zweck und die Bedeutung des Medizinal⸗Verbandes zum Inhalt hatte. Starker Beifall lohnte den jungen Vortragenden für ſeine Leiſtung. Großen Applaus ernteten die Theaterſtücke „Der gepfändete Bürgermeiſter“,„Die neue Kellnerin“ u.„Die Wunderkur“. Die Darſteller harten ſich ſehr darin gefunden und der Beifall war ein berechtigter. Herr Dobhan jr. beſtieg noch- mals die Bühne, um ſich als Schnellmaler zu produzieren. Mit gewandter Technik ſetzte Herr Dobhan einige bekannte Perſönlichkeiten im Handumdrehen aufs Papier, welche eine ſtürmiſche Heiterkeit hervorriefen. Die flott geſpielten Weiſen der rühmlichſt bekannten Bürgerkapelle wurden mit rauſchendem Beifall entgegengenommen und verdient ihr unentgeltliches Mitwirken der herzliche Dank. Eine kleine Verloſung von geſtifteten Gegenſtänden bildete den Schluß des Abends. Moͤge die Veranſtaltung das gebracht haben, was allſeits gewünſcht wurde, eine Erſtarkung der Kaſſe des Medizinal⸗Verbandes, damit ſie ihren Mitgliedern bei Krankheitsfällen hilfreich zur Seite ſtehen kann. Das walte Gott! — Haſſia. Der Kaſſenbericht des Landesverbandes der militäriſchen Vereine des Großherzogtums Heſſen pro 1908 ſchließt mit einer Einnahme von 57,130 Mk. und einer Ausgabe von 54,130 k. ab. Das geſamte Vermögen des Verbandes beträgt einſchließlich der Stiftungen 236,806 Mk, gegen das Vorjahr ein Plus von 14,509 Mk. Der Veteranen⸗Unterſtützungsfonds hat ſich auf 13,979 Mk. ver- mindert. Die Zahl der Abonnenten der Verbandszettung iſt auf 11,150(2000) geſtiegen. Auf Koſten der Verbands- kaſſe wurden 450 bis 460 Vorträge gehalten. Das Ver- bandspräſidium hat entſchieden, daß ſolche Perſonen, welche früher einer nichtdeutſchen Armee angehört haben und inzwiſchen durch Naturaliſation die deutſche Staatsangehöͤrigkeit erlangten, als ordentliche Mitglieder in die Haſſta-Vereine aufgenommen werden dürfen. Als Tag der Delegierten⸗Verſammlung in Ober-Ingelheim iſt nicht, wie von dem Kriegerverein Ober⸗ Ingelheim vorgeſchlagen wurde, der 20., ſondern der 13. Juni feſtgeſetzt worden. — Als Hauptgeſchworene für das 1. Quartal d. J. wurden aus dem Kreiſe Heppenheim nachſtehende Herren ausgeloſt: Ludwig Huy, Müller in Waldmichelbach; Adam Haag, Rentner in Heppenheim; Leo Schmitt, Kellerelverwalter in Birkenau. — Haftpflicht des Lehrers. Ein Volksſchullehrer erteilte in der Oberklaſſe einer Knabenſchule Turnunterricht. Während des Freihochſpringens ſtürzte ein Schüler im Aug en- blick des Niederſpringens und erlitt eine Beinverrenkung. Der Vater klagte gegen den Lehrer, weil es dieſer im Unterricht an der nötigen Aufſicht und Hilfeleiſtung habe fehlen laſſen und weil er es nicht abgelehnt habe, den Turnunterricht in dem angeblich ungeeigneten Hofe abzuhalten. Nach Erhebung des Kompetenzkonfliktes erkannte das Oberverwaltungsgericht in Darmſtadt auf Grund umfaſſender Unterſuchung und der eingeholten Sachverſtändigen⸗Gutachten, daß den Lehrer nicht der mindeſte Vorwurf der Pflichtverletzung treffe, daß ſich noch keine Anhaltspunkte für die Unbrauchbarkeit des Turnplatzes ergeben hätten und ſomit keine Veranlaſſung vorliege, den Haftpflichtfall dem Landgerichte zur gerichtlichen Entſcheidung zu überweiſen. Die Gemeinde und die betr. Haftpflichtver⸗ ſicherung hatten dem Vater des verletzten Knaben die Erſtattung der Kurkoſten angeboten, der Mann lehnte aber ab. Nun geht er ganz leer aus. Aus Nah und Fern. — Weinheim, 17. Febr. Der Schaden, den das Hochwaſſer der hieſigen Stadt gebracht, wird auf 15 000 Mark geſchätzt. — Maunheim, 17. Febr. Auf Antrag des Ge⸗ ſamtausſchuſſes der ſtädt. Arbelterſchaft beſchloß der Stadtrat, in den ſtädt. Betrieben, von wenigen Ausnahmen abgeſehen, die Oſtündige Arbeitszeit, und zwar zunächſt probeweiſe auf ein Jahr einzuführen. Der Weg von und zur Arbeitsſtelle darf in die Arbeitszeit nicht eingerechnet werden. — Altrip, 17. Febr. Am Sonntag nachmittag um 1 Uhr ſind beim Schlittſchuhlaufen zwei elffährige Knaben namens Schweikert und Schneider auf dem Eiſe des hieſigen oberen Altrheins eingebrochen und ertrunken. Angeſtellte Wiederbelebungsverſuche blieben ohne Erfolg. — Darmſtadt, 17. Febr. Am Sonntag abend gegen 7 Uhr ſtuͤrzte ſich ein 22jähriger lediger Maler von dem Balkon des dritten Stockwerkes ſeiner elterlichen Wohnung in ſelbſtmörderiſcher Abſicht hinunter und blieb ſofort tot. — Nierſtein, 17. Febr. Das Wirtshausſitzen. Wie man in früheren Zeiten über den langen Wirtshausbeſuch dachte, iſt aus einer Verfügung erſichtlich, die im Jahre 1767 hier erlaſſen wurde. Wer nach der Polizeiſtunde im Wirts- hauſe angetroffen wurde, erhielt eine Geldſtrafe von 10 Reichs⸗ talern oder 3 Tage Haft bei Waſſer und Brot. Der Wirt, der über die Feierabendſtunde hinaus Gäſte in ſeinem Lokal duldete, mußte gleich 20 Reichstaler Strafe zahlen. Dieſe Strafen müſſen in Anbetracht des damaligen bedeutend hoheren Geldwerts als ganz horrend bezeichnet werden. Als Feier⸗ abendſtunde galt meiſtens 10 bezw. 11 Uhr. — Vom Main, 17. Febr. Bei der letzten Hoch- waſſerkataſtrophe überraſchte im Gebiet des oberen Maines bei Garſtadt das Hochwaſſer auch eine Schafweide. Der Schäfer und 400 Schafe wurden ein Opfer der Fluten. Dieſer Un- glücksfall wurde jetzt erſt bekannt. „Bingen, 17. Febr. Das bei einem Weinhändler in Bingen bedienſtete Hausmädchen A. Sonnet von hier gab vor drei Monaten ſein⸗ dritten Kinde das Leben und durch- ſchnitt dem kleinen N den Hals. Den Leichnam vergrub das Mädchen. Es verhaftet. — Büdingen, Fehr. Fünf Beigeordnetenkandi⸗ daten ſind für die am 20. Februar ſtattfindende Wahl auf⸗ geſtellt, namlich die Herren Rullmann, Heutzenröder und J. Albert. — Eutingen bei Pforzheim, 17. Febr. Altbürger⸗ meiſter Steudle wurde geſtern vormittag in ſeiner Scheuer erdroſſelt aufgefunden. Es liegt vermutlich Raubmord vor. — Karlsruhe, 18. Febr. Als Mörder des Alt⸗ bürgermeiſters Steudle in Eutingen wurde der arbeitsloſe Faſſer Auauſt Redinger verhaftet. Der Mörder iſt geſtändig. — Neuſtadt a. d. Hdt., 17. Febr. Dem nunmehr erſchienenen pfälziſchen Landratsabſchied iſt zu entnehmen, daß der Betrag von 2880 Mk. für Anſtellung eines zweiten Weinkontrolleurs für die Pfalz genehmigt worden iſt. Die bisher aushilfsweiſe beſchäftigten zwei Chemiker werden auch weiterhin als 4. und 5. Aſſiſtenten beibehalten werden, wofür ein Betrag von 4080 Mk. ausgeworfen iſt. — Bretten, 17. Febr. Ein freches Gaunerſtückchen mit tragikomiſchem Abſchluß leiſtete ſich im benachbarten württembergiſchen Städtchen Knittlingen ein im dortigen Ortsarreſt vorübergehend untergebrachter Trans portgefangener namens Unkel von Gaildorf, der in Baden aufgegriffen worden war. Im Arreſtlokal ſuchte er nach angeblich verlorenem Gelde, wozu ihm der Poltziſt behilflich war. Plötzlich gab der Gauner dem Wächter des Geſetzes einen kräftigen Stoß, wo⸗ durch derſelbe zu Boden fiel und mit einem Satz war der Gauner vor der Tür, welche er alsbald feſt abſchloß und dann ſchleunigſt das Weite ſuchte; ziemlich ſpät ſoll das Auge des Geſetzes aus ſeiner nicht gerade angenehmen Lage befreit worden ſein. — Triberg, 17. Febr. Die Frau des Bahnarbeiters Duſſner hatte an der Unterlippe ein kleines Geſchwür dem ſte keine Beachtung ſchenkte. Es trat Blutvergiftung ein und die Bedauernswerte mußte, nachdem ſie kurz zuvor niedergekommen war, ihr Leben laſſen. Jermischies. * Mit einer gegen das Reich erhobenen Schadenerſatzforderung von 750000 Mark wird ſich die Steuerkommiſſion des Reichstags bei der Beratung der Brauſteuervorlage zu beſchäftigen haben. Es handelt ſich um das Verbot des in Fachkreiſen bekann⸗ ten Eckardtſchen Brauverfahrens. Dies Verfahren iſt im Jahre 1898 patentiert worden. Nachdem das Brauſteuer⸗ geſetz vom 3. Juni 1906 inkraft getreten war, erklärte das Reichsſchatzamt, daß das Eckardt'ſche Brauverfahren mit dem neuen Geſetz nicht mehr vereinbar ſei und ver⸗ bot es. Der Patentinhaber iſt infolge der Aufregungen, in die er darüber geriet, vor kurzem am Herzſchlag ge⸗ ſtorben. Seine Hinterbliebenen verlangen jetzt vom Reich Entſchädigung in der angegebenen Höhe. Sie begründen ihren Anſpruch damit, daß ſie geltend machen, durch die Patenterteilung ſei das Eckardt'ſche Brauverfahren zu einem durch die Geſetze des Reiches garantierten priva⸗ ten Rechts⸗ und Eigentumstitel ſeines Inhabers gewor⸗ den, das Eigentum aber ſei unverletzlich. Die Schaden⸗ erſatzpflicht des Reiches ſei aus 88 251, 252 BGB. begründet, wobei auf die Entſchädigung der Privatpoſtanſtalten und der Saccharinſabriken aus Anlaß der geſetzgeberiſchen Ak⸗ tionen in den Jahren 1899 und 1902 Aagewvieſen wird. * Drei Kinder verbrannt. Die Witwe Hart⸗ mann in Protzau bei Frankenſtein ließ ihre Kinder im Alter von zwei, drei und fünf Jahren in ihrer Wohnung allein, weil ſie Einkäufe machen wollte. Bei ihrer Rück⸗ kehr fand ſie die Stube voller Rauch und die drei Kinder tot in den Betten. Einige Möbel waren angebrannt. Auf welche Weiſe das Feuer entſtanden war, konnte noch nicht aufgeklärt werden. * Soldatenhilfe beim Hochwaſſer. Einem Bericht über die aufopfernde Tätigkeit des in Sonders⸗ hauſen liegenden 1. Bataillons des 71. Infanterie⸗Regi⸗ ments bei der Hochwaſſergefahr entnehmen wir, daß Offi⸗ ziere, Unteroffiziere wie Mannſchaften in gleicher Weiſe ſich geopfert haben und bis in die Nacht hinein, oft bis an die Bruſt im Waſſer, ſich am Rettungswerk beteigten. So arbeitete die 1. Kompagnie unter ihrem Hauptmann Hartmann in Rüxleben unaufhörlich bis Mitternacht. Dann machte ſie ſich auf den Rückweg, fand ſich aber durch das Waſſer abgeſchnitten und mußte Notquartiere beziehen. Beim Morgengrauen hörte man die Bewohner eines Hauſes, das einzuſtürzen drohte, um Hilfe rufen. Sofort wateten Leutnant Withöft, ein Unteroffizier und fünf Mann bis an den Hals im eiskalten Waſſer und retteten die Be⸗ wohner. Ebenſo brachten einige Leute der 4. Kompagnie in der Gegend von Jecha unter großen Anſtrengungen zwei Menſchen in Sicherheit. Ein Knabe und ein Ar⸗ beiter waren auf dem Wipperdamm von den Fluten eingeſchloſſen worden. Es wurde von den Mann⸗ ſchaften notdürftig ein Floß zurechtgebaut, und Unter⸗ offizier Hendrich ſteuerte mit zwei Mann unter eigener Lebensgefahr die ſtarke Strömung der Wipper hindurch bis an den Baum, in deſſen Wipfel ſich ſchließlich der Mann mit dem Knaben geflüchtet hatte. Das Rettungs⸗ werk gelang glücklich nach mancherlei Gefahren, die auch noch auf dem Rückwege zu bewältigen waren.— Die Nachricht, daß zwei Soldaten des Bataillons bei dem Rettungswerke ertrunken ſeien, beſtätigt ſich glücklicher⸗ weiſe nicht. * Ein Neger vor dem Kriegsgericht. Das Kriegsgericht der vierten Diviſion in Bromberg verurteilte den Neger Joſeph Mambo, der ſeit Jahren beim Bromberger Grenadierregiment zu Pferde als Paukenſchläger dient, in der Berufungsinſtanz zu vier Wochen ſtrengen Arreſt. Mambo hatte ſich am 6. Januar ohne Erlaubnis von ſeiner Truppe entfernt; er iſt ſchon wiederholt diszipli⸗ nariſch beſtraft worden. * Fünf Pfennige Finderlohn für 148 000% Eine Arbeiterfrau fand in Wiesbaden auf dem Bürger⸗ ſteig ein Körbchen mit 148 000 Mark in Wertpapieren. Sie ermittelte die Verliererin, eine alte Dame, und erhielt ihre Ehrlichkeit mit— 5 Pfennig belohnt. Die Frau verlangt jedoch den ihr nach. Geſetzbuch zuſtehenden Betrag von etwa 1500 Mark als Finderlohn und wird die Sache vor Gericht zum Austrag bringen. * Glückliche Wirkung des Hochwaſcers. In der Gemarkung von Dorndorf bei Frickhofen(Bezirk Wies⸗ baden) hat das Hochwaſſer des Dorfbaches zwar vecht viel Schaden angerichtet, aber nebenher auch etwas Gutes ge⸗ ſtiftet; es hat nämlich ein Braunkohlenlager freigelegt. * Die Obrigkeit. Schon zum dritten Male hat der Nachtwächter Polizeiſtunde geboten. Aber die Bauern rühren ſich nicht. Da vackt ihn der Zorn und er vackt Methfeſſel, Dotter, den erſten veſten, um ihn gewaltſam zu enrſernen. Im Nu aber entſpinnt ſich zwiſchen ihm und dem Bauern eine Keilerei, bei der er zu Boden geworfen und tüchtig geprügelt wird. Plötzlich jedoch gelingt es ihm, ſich einen Augenblick aufzuraffen. Er packt ſchnell 3 Zweiſpitz und bedeckt ſich mit demſelben. Im Nu halten die Bauern mit dem Prügeln ein und ſchleichen ſcheu davon.„Was bedeutet denn das?“ fragte ein ſpät zugereiſter Fremder den Wirt.„Ja“, ſagt dieſer,„ſo lange der Nachtwächter den Zweiſpitz nicht aufhat, iſt er Privatperſon— da kann ihn jeder prügeln! Hat er aber den Zweiſpitz auf, dann iſt er die Obrigkeit— und mit der fängt keiner an.“ Geſchäftliches. — Für das begonnene neue Jahr hat die Annoncen⸗ Expedition des Invalidendank an Stelle des bisherigen Jahrbuches für Inſerenten einen vollſtändigen Zeitungs⸗ Katalog herausgegeben, welcher in geſchmackvoller, hand- licher Ausführung die ſämtlichen deutſchen Tageszeitungen, illuſtrierten Blätter und Fachzeitſchriften enthält. Das überſichtliche Arrangement der einzelnen Blätter kann in jeder Beziehung als wohlgelungen bezeichnet werden und ermöglicht auch dem Laien mit Hilfe des alphabetisch geordneten Inſeratenteils eine ſchnelle und ſichere Orientierung. Inſerenten erhalten dieſes wertvolle Werk auf Wunſch gratis und franko von dem Centralbüro in Berlin W. 64 oder von der nächſten Geſchäftsſtelle in Frankfurt a. M. Theater-Anzeiger. Spielplan des Großh. Hof- und National- Theaters in Mannheim. Freitag, 19. Februar: zu kleinen Preiſen(A No. 32„Im weißen Rößl“ Anfang 7 Uhr. Samſtag, 20. Februar: zu kleinen Preiſen(außer Abonn.) „Orpheus in der Unterwelt“ Anfang 7 Uhr. Sonntag, 21. Februar: vorm. X. Matinee:„Alldeutſches Theater! Aufang 11 ¼ Uhr; abends zu kleinen Preiſen (außer Abonn.)„Die Fledermaus“ Anfang 7 Uhr. Montag, 22. Februar: zu kleinen Preiſen(außer Abonn.) Kinder vorſtellung„Aſchenbrödel“ Anfang 10 ⅛ Uhr; abends zu hohen Preiſen(außer Abonn.)„Faſtnachts⸗Cabaret“ (Bunte Bühne“) Anfang 7¼ Uhr. Für die Redattton verantwortlich: Wilh. Bin gener. Viernheim Bekanntmachung. Betr.: Bekämpfung der Blutlaus. Nach der Polizeiverordnung obigen Betreffs vom 30. April 1900 ſind ſämtliche Beſitzer von Apfelbäumen oder deren Nutznießer verpflichtet, ſobald ſich Blutläuſe auf den Bäumen zeigen, dieſe ſofort zu entfernen. Es iſt ganz einerlei, ob es ſich um Hochſtämme oder Formbäume, um veredelte oder unveredelte Apfelbäume handelt. Indem wir alle Baumbeſitzer hierauf beſonders aufmerk⸗ ſam machen, weiſen wir darauf hin, daß die Bekämpfung der Blutlaus am beſten im unbelaubten Zuſtande der Bäume, alſo während der Vegetationsruhe im Winter, durchzuführen iſt, und daß es deshalb dringend geboten iſt, mit der Vertilgung der Bluilaus jetzt ſchon zu beginnen. Wir haben deshalb auch angeordnet, daß die zum Zweck der Kontrolle in unſerer Gemeinde ernannte Kommiſſion ihren Rundgang im Februar und März vornimmt. Wir dürfen wohl von der Einſicht der Baumbeſitzer er⸗ warten, daß die Vernichtung der Blutlaus an ſaͤmtlich en Apfelbäumen bereits bis zum Rundgang der Kommiſſion er⸗ folgt iſt. een Die Vernichtung erfolgt am beſten durch Zerdrücken der Läuſe mit der Hand, einer ſcharfen Bürſte oder an älteren Baumteilen mittels Beſtreichen der befallenen Stellen mit Karbolineum; hierbei iſt nur darauf zu achten, daß das Karbolineum nicht herunterläuft. Indem wir noch auf die Polizeiverordnung rubre. Betreffs vom 31. Mai 1900 Bezug nehmen, bemerken wir, daß wir als Endtermin der Rundgänge den 10. März I. Is. beſtimmt haben und erwarten, daß die Reinigung, wo dies notwendig war, bis zu dieſem Zeitpunkt beendet iſt. Viernheim, den 16. Februar 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim: Kühlwein. 0 Militär⸗Krieger⸗Verein„Haſſia“. Diejenigen Witwen und Vormunde, welche Kinder von verſtorbenen Kameraden des Milttär-Krieger⸗Vereins„Haſſia“ haben, die dieſes Jahr zur hl. Kommunion gehen und eine Unterſtützung wünſchen, wollen ſich am nächſten Sonntag bei Unterzeichnetem melden. A. Stumpf, Präſident. Rechunngsformulare wanted n e. Gn und Verlagsdruckerei von Wilhelm Bingener, Viernheim. Warme tandschube Molz& MauuEU Forbach N Handschuhhaus feltelbergerstrasze. ——— — Landw. Bezugs- u. Absatz-Genossenschaft Viernheim. Wir bringen hiermit unſeren Majer⸗Trieur in Erinnerung pro Ztr. für Mitglieder„N 00 „„Nochtmitglieder..„ 0,20 Unſern Mi itgliedern geben wir bekannt, daß Weizen kleie in bekannter Qualität der Ztr. ab Bahn zu Mk. 5.25, ab Lager zu Mk. 5.35 abgegeben wird. Die Anmeldung zum Bezug von Schlauſtädter Saathafer wird bis Donnerſtag, den 18. ds. Mts, abgeſchloſſen, diejenige der Saatkartoffel und Futter ⸗ rübenſamen(Friedrichswerther Zuckerwalze) am Sonntag, den 28. Februar. 40% Kalidungſalz, ſoſe und A. S. /¼(Gerſtendünger) in Säcken werden demnächſt am Staatsbahnhof eintreffen, wovon die Mitglieder verſtändigt werden. Der Vorſtand. Achtung! Achtung! Es kommt die Närriſche Kleppergard Kanonevertel Verne. Samſtag, den 20. Februar, abends 8 Uhr 11 Min. findet im Lokal„Zur Kanone“ eine Vorstands- Sitzung ſtatt.— Sonntag, den 21. Februar, abends 6 Uhr 11 Min. im Lokal„Zur Kanone“ 0 * Großer humoriſtiſcher Rappen-Abend mit Tanz wozu wir Gönner und Freunde hoͤflichſt einladen. Das närriſche Komitee. B. Müllerklein, gaumschulen Karlstadt(Bayern) empfiehlt zur bevorstehenden Frühjahrspflanzzeit seine erst- klassigen Vorräte regelrecht gezogener, garantiert sortenechter Baumschulen-Artikel, wie: Obstbäume, Beerenobst, Wall- u. Haselnüsse, Rosen Ziersträucher, Alleebäume, Coniferen, Stauden usw. Beschreibender Hauptkatalog gratis und franko. Titl. Gemeinde- u. Kreisverwaltungen, Obstbau- u. Darlehens Kassenvereine erhalten bei Gesamtbezügen ee b Feinste Referenzen. Geſchäfts⸗Empfehlung. Für die bevorſtehende Bau Saiſon,* großes Lager in ſämtlichen Baumaterialien wie Zement, Falzziegel, Glasfalzziegel, Hohlziegel, Gips, Tuff u. Blendſteine, Sackkalk, Schwarzkalk in Stücken, ſowie gelöſchten u. gebraunten Kalk uſw. Mich. Kühner, Kalbrennerei Viernheim. — Mannheim 7 Höhrin Mannheim Paradeplatz* 1 Paradeplatz Juwelen, Gold- u. Silberwaren, Silberne Tafelgeräte u. Bestecke Goldene Herren- und Damen-Uhren, Ketten. Schwer versilberte Bestecke, Gebrauobs- und Luxusgegenstände. Feste, billige Preise. 2798 Gegründet 1822. Bekanntmachung. Donnerſtag, den 18. und Samſtag, den 20. 9 2 * Mts. wird erhoben: die Hundeſteuer, S das 6. Ziel dir. Steuer, . Ab- und Zuſchreibgebühren im Grundbuch, 4. 6. Periode Forſt- und Feldſtrafe. Viernheim, den 13. Februar 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Kühlwein. ESS N 5 Sanger- Einheit? 4 4 N N N Viernheim. Auf allgemeinen Wunsch der activen SN SN und vieler passiven Mitglieder findet 7 N lommenien Samstag, 20. fehr. abends 8 Uhr im Gasthaus„Zum Fürsten Alexander“ N N N N N N N askon-Ball s(att. Die HH. Ehrenmitglieder, sowie. A= passiven Mitglieder nebst Familienange- A. A hörigen werden hierzu höfl. eingeladen. 7— fur angemeldete Masten haben Zutritt 9 Nl l= Die entspr. Karten können beim Unter- i . zeichneten gelöst werden. Il Il Eine kleine Verlosung findet bei. % dem Balle statt. Freiwillige Gegenstände Ni es A werden angenommen vom Präsidenten und im„Alexander“. Ji Ile . 85 8 Tür die aktive Mannschaft: N J 2 äs dent N Zöller, Präsident 82 u e e ed 1 reren Zirka 25 Ztr. gutes Ohmet verkauft Kosmas Hofſtetter Holzſtr. 19. Adressenschreiben 1000 M. 6.— Guter Nebenverdienst (auch für Damen) Sebönschrift nicht erforderlich. Auskunftei. Berlin N65, Nazarethkirchstr. 38. Vornehm wirkt ein zartes, reines Geſicht, rofiges, jugendfriſches Ausſehen, weiße, ſammetweiche Haut und blendend ſchöner Teint. Alles dies erzeugt die allein echte Steckenpferd⸗ Lilieumilch⸗Seife v. Bergmann Ce, Radebeul à St. 50 Pfg. in Viernheim: Georg Oexle; Otto Schmidt, in Lampertheim: Willy Grunert. Fahnen Reinecke Hannover. Aus Dankbarkeit! teile ich jedem 3630 eumatemdsleidenden unentgeltlich ein einfaches Mittel mit, welches mich von dieſer 8jäh⸗ rigen ſchmerzhaften Krankheit in einigen Wochen vollſtändig geheilt hat. Rückporto 10 Pfg. Johann Lauth, Metzger Feudenheim b. Mannheim. Dickrüben hat zu verkaufen Nikolaus Mandel Hansſtraße. la. Wagenfett empfiehlt Nik. Werle Hügelſtraße. Orts- Gewerbeverein Viernheim. Freitag, den 19. d. Mts., abends halb 6 Uhr findet die Schlußprüfung der Handwerkerfortbildungsſchule ſtatt. Die Herren Vorſtände der Schule, die Herren Lehr⸗ meiſter und Vormünder, des Vereins werden zu dieſer Feier eraebenſt eingeladen. Der Vorſtand. Bauern- Verein Viernheim. Die Mitglieder werden ebenſo höflich als dringend er- ſucht, ihren Bedarf au künſtl. Dünger bis längſtens nächſten Sonntag, den 21. d. Mts., abends 6 Uhr, bei einem der Herren Vorſtandsmitglieder Herſchel, L. Roos, A. Stumpf 3, P. Weidner 1. und Joſef Martin 3. gefälligst anzumelden. Viernheim, den 18. Februar 1909. Der Vorſtand. Bringe mein großes Lager in Kaste Polsfef-Möbeln in empfehlende Erinnerung.— Halte ſtets ein großes Lager in Hussbaum massiv und fournierten Schlafzimmer, hell und dunkel 8 Wohnzimmer⸗ u. Kücheneinrichtungen ſowie Kleinmöbel in großer Auswahl zu äußerſt billigen Preiſen. Brautleute erhalten Extra⸗Rabatt. Chr. Adler, manaan Rathausſtraße 15. Endlich ein ſchlagender Erfalg! Mit dem neuen modernen Waſch⸗ mittel Joffa iſt es nicht mehr nötig, ſich die Hände wund zu reiben. Kochen genügt, die Wäſche wird ſchneeweiß. Fabrikant: Carl Gentner, Göppingen. Hanrkrankheiten wie: Haarausfall, Haarſchwund, beginnende Kahlſtöpſigkeit, kreisförmige Kahlheit, Schuppen etc. behandelt mittelſt Eiſenlicht nach Profeſſor Kromayer Lichtheil-Institut Elektron, nur M 3, 3 Mannheim. Inh: Dir. Hh. Schäfer. Geöffnet von 8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. Sonntags von 8½ 12 Uhr. Telephon-Nr. 4320. Schnellſohlerei G. Dewald 3., Steinſtr. empfiehlt ſich zur Anfertigung von Schuhen und Stiefeln nach Maaß unter Garantie für tadelloſen Sitz und nur guter Ver⸗ arbeitung; ferner werden fämtliche Reparaturen an Schuhen und Stiefeln prompt u. billigſt ausgeführt bei nur beſter n 3 Letzte Woche unſeres ubenlür- Mäunungs-Auspeltauss! Die bedeutend ermäßigten, niemals wiederkehrenden billigen Preiſe haben nur nach bis einſchließlich den 21. Winterſchuhe zu und unter Einkaufspreiſen. Weinheim Hauptstrasse. Schuh-Haus Hirsch Februar Gültigkeit. Viernheim Rathausstrasse. Grösstes und billigstes Schuhgeschäft der Bergstrasse. Eltern und die werten Mitglieder