ö reren genen führen pen t ge⸗ dosger N A A A A N A A A N N A Viernheimer Zeitung. Erſchent breimal wöchentlich Neuſtags, Dennerſtags u. Jamſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trügerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20. eimer Amtsblatt — Deuck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeiger Viernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen gürgermeiſterei Viernheim. verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗Ovgan. Telephon-Nuf. Ane igenpretz: 12 Pfg. die 1⸗fpaltige Pettt⸗ elle. Lokal⸗Anzeigen 10 Nis Reklamen: 90 Pfg. die J- paltige Balle. Bei mehrmaliger Aufgabe Nabatz. Vr. 22. 2. Blatt ——— Haufmann oder Handwerker. Die augenblickliche Zeit läßt es einmal wieder ange⸗ zeigt erſcheinen, auf einige Momente hinzuwetſen, die dez der für viele Tauſende Angehörige der ſchulentlaſſenen. Jugend aftuell werdenden Frage der Berufswahl zu berück⸗ ſichtigten ſind. Um vor allem das Wichtigſte vorwegzuneh⸗ men, ſei darauf aufmertſam gemacht, daß es ſich bei der Berufswahl um einen Schritt handelt, der für das ganze Leben von entſcheidender Bedeutung iſt. Der Beruf ſoll im allgemeinen nicht als eine Sache angeſehen werden, die man vielleicht von heute auf morgen wieder wechſelt, ſondern er ſoll dem Menſchen gewiſſermaßen zur zweiten Natur werden, ſein geſamtes Weſen durchdringen. Um ſo erhöhte Sorgfalt ſollte da bei der Wahl angewandt werden. Es iſt zu prüfen, ob es ſich bei einem zu wählenden Beruf um eine unüberlegte Spielerei handelt, oder ob er auf ernſten Erwägungen beruht. In Betracht zu ziehen iſt da vor allem auch der Geſundheitszuſtand des jungen Man⸗ nes; jeder Beruf ſtellt an die geiſtige und körperliche Veranlagung beſondere Anforderungen, denen Rechnung ge⸗ tragen werden muß, ſoll die Berufswahl eine glückliche ſein. Die Neigung zu einem Berufe ſoll niemals allein entſcheiden. In Rückſicht zu ziehen ſind auch die Ver⸗ mögensverhältniſſe der Eltern. Und iſt nun ein Beruf gewählt, ſo gilt es ſich nach einer paſſenden Stelle um⸗ zuſehen, wo wirklich auch etwas Tüchtiges gelernt wird, wobei auch die Unterkunftsverhältniſſe, Fortbildungs⸗Ge⸗ legenheiten und ähnliche das körperliche und geiſtige Wohl des Lehrlings berührende Dinge wohl zu beachten ſind. Ganz beſonders muß aber auch geprüft werden, welche Zukunftsausſichten der zu wählende Beruf bietet. Ehedem lagen die Dinge nach dieſer Richtung hin noch ziemlich ein⸗ ſach. Solange die wirtſchaftlichen Verhältniſſe von der modernen Entwicklung von Induſtrie, Handel und Ver kehr noch kaum oder wenig berührt wurden, da ernährte noch ſo ziemlich jeder Beruf ſeinen Mann. An Reichtum höheren Grades war da allerdings weniger zu denken, aber wohl an ein genügendes Auskommen. Heute liegen die Dinge anders! Manche Berufe kommen für eine hand⸗ werksmäßige Ausübung kaum mehr oder gar nicht mehr in Betracht. Man denke an den Weber, Seiler, Bürſten⸗ binder uſw. Andere Berufe, an die man früher in dem Maße gar nicht dachte wie heute, ſind mehr Kinder der neuzeitlichen Entwicklung: Inſtallateur, Dekorateur, Elek⸗ trotechniker uſw. Unter dieſen Umſtänden muß man ſich alſo recht vorſichtig nach den Ausſichten eines Berufes fragen. Für viele junge Leute handelt es ſich auch um die Entſcheidung: Kaufmann oder Handwerker? Bei vielen wird vielleicht die vermeintliche„Vornehmheit“ des Kaufmannsberufes für dieſen den Ausſchlag geben, wobei man vielleicht den Handwerksberuf für etwas Geringes anſieht. Es iſt aber nicht alles Gold was glänzt, und vor allem auch im Kaufmannsberuf nicht. Im allgemeinen — Samſtag, den 20. Februar 1909. — ͤ—— — 25. Jahrgang. wird man augenblicklich wohl wieder ſagen konnen, daß unter ſonſt gleichen Verhältniſſen der Handwerkerberuf im Kittel zum mindeſten ſo viel, wenn nicht mehr einbringt, als der Kaufmannsberuf im Anzug. Ja viele Handwerker werden mit gleichviel Handwerksſöhnen, denen der Kauf⸗ mann, weil„vornehmer“, begehrenswerter erſchien als der Handwerker, die aber zur Selbſtändigkeit nicht gelangten, nicht tauſchen wollen. Im Kaufmannsbe ruf gelingt es heute nur noch einer kleinen Minderheit, das Ziel, das wohl jeder erſtrebt, die Selbſtändigkeit zu erreichen. Dazu gehören heute nicht nur über das gewöhnliche Maß hinausgehende Kenntniſſe, ſondern geldliche Mittel bezw. gute Bankverbindungen. Das Gros der heutigen Kaufleute bleibt Angeſtellte mit einem öfters mehr als dürftigen Einkommen, das die Fürſorge für die eigene Perſon ſowie die Familie, vor allem aber für das Alter zu einer ſtetigen, drückenden Sorge macht. Die Anſtellungsverhältniſſe ſind dazu unſichere, übergroßes An⸗ gebot von Arbeitskräften, ungenügende Ausbildung der⸗ ſelben machen den Stellenwechſel im Kaufmannsſtande viel⸗ fach geradezu zu einem dauernden Uebelſtand. Nach dieſen Richtungen liegen die Verhältniſſe im Handwerk doch wohl im Durchſchnitt günſtiger. Im letzten Jahrzehnt iſt hier ohne Zweifel eine ſichtbare Wendung zum Beſſern ein⸗ getreten. In vielen Handwerkszweigen klagt man im Gegen⸗ ſatz zum Kaufmannsſtand über einen fühlbaren Lehrlings⸗ mangel. Die Ausbildungsverhältniſſe ſind dank der ſtren⸗ geren Regelung der Lehrlingsverhältniſſe durch die Geſetz⸗ gebung ungleich beſſer geworden und damit auch die Durch⸗ ſchnittsleiſtungen geſtiegen. Dank ferner der ſtrafferen Berufsorganiſation im Handwerk, in den Innungen, der auf eine Geſundung des Zahlungs⸗ und Kreditweſens ge⸗ richteten Beſtrebungen derſelben, hat ſich auch die geſchäft⸗ liche Lage im allgemeinen gehoben. Kurz und gut, die Zukunftsausſichten des Handwerks find in den letzten Jahren gegen früher merklich einladender geworden. Aller⸗ dings gehört heute mehr wie früher zum Selbſtändigwer⸗ den in einem Handwerk auch ein gewiſſes Vermögen, das je nach dem einzelnen Zweige des Handwerks verſchieden iſt. Wer aber vielleicht von Hauſe aus kein Vermögen hat, kann ſich immerhin ein ſolches erwerben, das zur Selb⸗ ſtändigkeit zunächſt vielleicht in kleinerem Umfange aus⸗ reicht. Heute ſtehen die Geſellenlöhne für den unverheirate⸗ ten Geſellen ſo, daß er immerhin im Laufe der Zeit ſich eine gewiſſe Summe erſparen kann. Und wenn ein Hand⸗ werker vielleicht aus dieſen oder jenen Gründen nicht ge⸗ ſonnen iſt, ſelbſtändig zu werden, ſo wird er doch, unter der Vorausſetzung immer, daß er etwas Tüchtiges gelernt hat, vielleicht eine Stelle als Werkmeiſter oder dergl. finden, die ihm ein hinreichendes Auskommen im Leben ewährt. 1 5 Aldo Ueberlegen und Prüfen, nach vielerlei Rich⸗ tung hin, das iſt die erſte Vorbedingung für eine glück⸗ verheißende Berufswahl. Mit Nutzen wird man ſich dabei vielleicht eines Führers oder Ratgebers für die Berufswahl Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 161(Nachdruck verboten.) Den ganzen Tag über hatten dieſe wüſten Gedanken in Hedwigs armem Kopf durcheinander geſchwirrt, ihr faſt den Verſtand geraubt, und dennoch hatte ſie ihr furchtbares Ge⸗ heimnis für ſich behalten. Sie wußte, ein einziges Wort von ihr konnte Eppler vor dem ſeiner harrenden, grauſigen Schickſal erretten, und dennoch ſchwieg ſie, ließ es ſtumm geſchehen, daß man ihn ins Gefängnis ſchleppte. Sie hatte am Fenſter ge⸗ ſtanden, als die Polizei kam, ſie hatte zugeſehen, wie er von zwei Beamten fortgeführt wurde. Eppler war ein hochgewach⸗ ſener, ziemlich breitſchulteriger Mann; den Kopf feſt aufgerichtet, in würdevoller Haltung, ſo ſchritt er zwiſchen ſeinen Aufſehern dahin, in jedem Zug ſeiner Mienen und in ſeiner Haltung den Ausdruck eines Unſchuldigen, der einem fürchterlichen Verhängnis entgegenging. Hedwig hatte ſich bezwingen müſſen, um nicht laut auf⸗ zuſchluchzen— um es nicht hinauszurufen, daß Eppler ſchuldlos ſei! Aber eine andere Stimme in ihrem Innern übertönte die der Gerechtigkeit. Der Baron gehörte zu ihren Landsleuten, ſie zu ſeinen Untertanen— er war ihr König, er konnte wiſſentlich nichts Unrechtes tun. Die Bewohner von Großhofen waren altmodiſch geblieben in jeder Beziehung, ſie hielten ſich gewiſſermaßen noch immer für Sklaven ihrem Herrn und Gebieter gegenüber und fühlten ſich dabei am wohlſten. Hedwig teilte dieſe Empfindungen vollkommen. Dazu kam noch, daß das unſelige, verblendete Mädchen den jungen Baron mit einer wahnſinnigen Leidenſchaft liebte. Eher wollte ſie ſterben, als ihn leiden ſehen. Als ſie Eppler fortführen ſah, wunderte ſie ſich im ſtillen, daß Arſtein nicht wie ein Mann handelte und ſich ſelber dem Arm der Gerechtigkeit überlieferte. Er hatte Franzius in einem Anfall von Zorn getötet; warum hatte er das nicht ge⸗ ſtanden? Statt deſſen brachte er es fertig, an einem Picknick teilzunehmen; er war mit ſpazieren gegangen. Liebte Robert von Arſtein Margarete von Schönburg denn wirklich? „Wenn das der Fall iſt, ſollte ich ihn nicht lieber ſeinem Schickſal überliefern?“ dachte Hedwig bitter.„Er macht ſich nichts aus mir. Er beachtet mich weniger als eine Blume unter ſeinen Füßen. Wozu ſoll ich ihn retten? Warum ſoll Herr Eppler ſeinetwegen unſchuldig verurteilt werden? Am Ende gar den Tod eines Mörders erleiden. Entſetzlich!“ Hedwig überlief es eiskalt. Dann raffte ſie ſich auf und murmelte weiter: „Ich bin dem Baron gleichgültig! Und trotzdem will ich um ſeinetwillen mein Gewiſſen mit einer ſo himmelſchreienden Sünde belaſten!“ Dieſe Gedanken zerfloſſen ebenſo ſchnell in Hedwigs Hirn, wie ſie auftauchten. „Lieber zehnmal ſterben, als ihn mit Schmach beladen ſehen!“ dachte ſie.„Er ſoll nicht ſterben, er iſt mein alles — ich bin ihm untertan mit Leib und Seele. Ob er mich liebt oder nicht, das ändert nichts an meiner Ergebenheit. Ja, ja, er liebt Margarete von Schönburg, ſie paßt zu ihm, ſie ſtammt aus ſeiner Geſellſchaftsklaſſe— ſie wird ſeine Gattin werden! O mein Gott, mein Gott!“ Hedwig war verzweiflungsvoll. „Sie kann nicht wiſſen, was wirkliche Liebe iſt“, murmelte ſie bitter.„Wenn ſie ahnte, wie mir zu Mute iſt— wenn ſie wüßte, daß ſein Leben in meiner Hand liegt! O mein Gott, laß mich nicht den Verſtand verlieren!“ Es war dunkel, als Hedwig das Gaſthaus erreichte. Die ſonſt ziemlich leere Gaſtſtube bot einen Anblick unbeſchreiblichen Wirrwarrs. Die Männer redeten und geſtikulierten erregt durcheinander. Der Mord bildete das einzige Geſpräch der Verſammelten; die Stube war zum Erdrücken voll. Amberger konnte den mannigfachen Wünſchen ſeiner vielen Gäſte kaum gerecht werden, und ſeine Frau lief immer zwiſchen der Gaſt⸗ ſtube und der Küche bin und ber. —— EBD... bedienen, wie ſie namentlich in den letzten Jahren mannig⸗ fach erſchienen und für wenig Pfennige in den Buchhand⸗ lungen zu haben ſind. Bezüglich der individuellen Fähig⸗ keiten körperlicher und geiſtiger Art befrage man vielleicht auch den Lehrer, den Arzt. Zur Erreichung einer guten Stelle bediene man ſich einer Lehrſtellenvermittelung, wo eine ſolche beſteht. In anderen Fällen wende man ſich an die Obermeiſter der Handwerkerinnungen, die gerne mit Rat und Tat helfen werden. So verfahre alſo der Vater, der Vormund bei der Berufswahl des Kindes, des Mündels, und eine getreue Pflichterfüllung wird dem an⸗ befohlenen Kinde zum Segen, dem Vater und Vormund jedoch zur inneren Befriedigung gereichen! n Polinsche Cagesubersicht. Politiſches Alerle«. Beſuch des Kaiſers in England. An der NRemtta in Cowes im Sommer ſoll auch der deutſche Kaiſer reülnchmen. In England ſoll dann auch eine Zuſammen⸗ kunft des Kaiſers mit dem König von Spanien ſtattfinden. Der Kronprinz iſt in Vertretung des Kaiſers in dus Ueberſchwemmungsgebiet der Elbe abgereiſt. Das Marokko⸗Weißbuch liegt nach Blätter⸗ meldungen bereits gedruckt vor und iſt den Mitgliedern der Budgetkommiſſion vertraulich zur Kenntnisnahme vor⸗ legt worden. Mit Rückſicht auf das Zuſtandetommen der Marokkokonvention ſcheint die Regierung die Vorlegung des Weißbuches an das Plenum des Reichstages für un⸗ nötig zu halten. Das Zentralkomitee für die Generalver⸗ ſammlung der Katholiken Deutſchlands hielt am Montag im Abgeordnetenhauſe zu Berlin eine Sitzung ab, welche ſich im einzelnen mit der Vorbereitungsarbeit für die 56. Generalverſammlung zu Breslau beſchäftigte. Dieſelbe wird in den Tagen vom 29. Auguſt bis 2. Sep⸗ tember gehalten werden. Arbeitsloſenzählung. Gegenüber den Feſtſtel⸗ lungen der ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften, welche die Zahl der Arbeitsloſen in Groß⸗Berlin auf über 103 000 angab, wird von der Stadt die Zahl der Arbeitsloſen auf 23 000 geſchätzt. Gegen die Bierſteuer. Eine von 2500 Gaſtwir⸗ ten und Intereſſenten des Gaſtwirtegewerbes beſuchte Ver⸗ ſammlung in Berlin nahm einſtimmig eine Reſolution gegen die geplante Erhöhung der Bierſteuer an. Vorgeſchlagen wurde zur Sanierung der Reichsfinanzen eine pvogreſſive Erhöhung der Reichseinkommen⸗ und Vermögensſteuer. Zur Reichsfinanzreform wird der„Germ.“ geſchrieben: Die Ausſichten auf eine Verſtändigung beſſern ſich. Wenn ein förmliches Kom⸗ promiß auch noch nicht abgeſchloſſen iſt, ſo hat doch bereits eine Annäherung der verſchiedenen Anſchauungen ſtatt⸗ gefunden. Als ſie Hedwig erblickte, rief ſie ihr barſch zu: „Wo haſt Du nur die ganze Zeit geſteckt? Du biſt wirk⸗ lich zu nichts nütze! Weißt Du nicht, daß Dein Onkel es nicht leiden kann, daß Du Dich immer ſo wegſtiehlſt? Iſt das eine Art und Weiſe für ein anſtändiges Mädchen? Du gehörſt nach Hauſe, ſobald es anfängt, dunkel zu werden. Schämen ſollſt Du Dich! Es iſt bereits in aller Munde, das ganze Dorf ſpricht davon, daß Du die Urſache zu dem ſchreck⸗ lichen Drama biſt! Du haſt den armen, unglücklichen Herrn Franzius durch Deine abſcheuliche Koketterie in Dein Netz ge⸗ zogen, ihn ermuntert und mit ihm geſpielt, wie die Katze mit der Maus! Weißt Du nicht, daß Du unſeren guten Ruf da⸗ mit dernichteſt! Das Geſchäft geht ohnedies ſchlecht genug, Du wirſt uns noch ganz und gar ruinieren. Sommergäſte werden ſchon gar nicht wieder zu uns kommen—“ „O Tante, ich bitte Dich, ſchilt mich nicht“, unterbrach Hedwig den Redeſtrom, indem ſie ächzend auf einen Stuhl fiel, den Hut vom Kopf nahm und die Hände gegen die hämmernden Schläfen preßte. „Um Gottes willen, Kind, wie ſiehſt Du aus!“ rief jetzt Frau Amberger erſchreckt.„Du biſt totenblaß und—“ Sie ſtellte ſich dicht vor Hedwig hin und blickte ihr forſchend in das verſtörte Geſicht. „Am Ende haſt Du den armen Menſchen doch gern gehabt!“ ſagte ſie endlich in milderem Tone.„Du gabſt ihm vielleicht, was Dein törichtes, flatterhaftes Herz zu geben vermochte? Wenn er es ehrlich mit ſeinen Abſichten auf Dich meinte, hätteſt Du es gut gehabt, Hedwig. Er war reich und niemandem Rechenſchaft über ſeine Handlungen ſchuldig, ſagteſt Du. Doch nun genug davon, Du haſt Deine Strafe weg und wirſt die Lektion hoffentlich nicht vergeſſen.“ „Tante Fanny, darf ich in meine Kammer gehen?“ (Fortſetzung folgt.) A————— 7 Tie Kachlaßſteuer, evenſo wie die Ausbeynung der Erbſchaftsſteuer auf Kinder und Ehegatten werden als E lich ausſichtslos 4 gelaſſen, dafür wird eine rhöhung der Matrikularbeiträge auf den Maximalbetrag von 1,60 Mark pro Kopf der Bevölkerung lanſtatt 80 Pfg. pro Kopf, wie in der Vorlage vorgeſehen) zugeſtanden, alſo ein Geſamtbetrag von 100 Millionen, anſtatt 50 Millionen Mark. Die Gas⸗ und Elektri⸗ zitätsſteuer wird durch eine Kohlenſteuer er⸗ ſetzt, welche 25 Pfg. pro Tonne auf Steinkohlen und Koks, 10 Pfg. auf Braunkohlen betragen ſoll. Dieſe Steuer würde, auf 170 Millionen Tonnen inländiſche Steinkohlen und 30 Millionen ausländiſche Steinkohle n, zuſammen 50 000 000 Mark, auf 70 Millionen Tonnen inländiſche Braunkohlen und 30 Millionen ausländiſche Braun⸗ kohlen, zuſammen 10 000 000 Mark, insgeſamt alſo 60 000 000 Mark Ertrag bringen und ſaſt keine Erhebungs⸗ boſten verurſachen. Allerdings würde dadurch der Stein⸗ kohlenbergbau mit 1¼ Pf. und der Braunkohlenbergbau mit ½ Pfg. pro Zentner belaſtet werden, was etwa der früheren Bergbauabgabe entſpricht. An Stelle der Weinſteuer ſoll die Fahrkarten⸗ ſteuer fortbeſtehen und an Stelle der Inſeraten⸗ und Plakatſteuer die Zuckerſteuer in bisheriger Höhe er⸗ halten bleiben. Bier, Taba k und Branntwein ſollen annähernd in der Höhe der Regierungsvorlage, alſo mit zuſammen 275 Millionen Mark belaſtet werden, doch fielen die hohen Koſten, welche das Spiritusmonopol verurſachen würde, weg, ſo daß hieraus eine bedeutende Erſparnis für die Reichskaſſe entſtünde. Die alsdann noch zur völligen Deckung des Finanz⸗ reformbedarfs fehlenden 40 Millionen Mark ſollen durch Erhöhung des Kaffeezolls von 40 auf 60 Mk. pro 100 Kilo beſchafft werden. Dieſe Löſung der Finanz⸗ reform hätte jedenfalls vor den Projekten des Reichs⸗ ſchatzamts den großen Vorzug, daß die zirka 75 Millio⸗ nen neuen Ausgaben für Einzug der neuen Steuern durch die Bundesſtaaten auf ein Minimum, vielleicht auf fünf oder ſechs Millionen Mark jährlich, vermindert würden, und daß insbeſondere die 5000 Mann neuer Beamten, welche die Nachlaßſteuer eeintreiben ſollen, ganz überflüſſig werden. Zu dem Vorſchlage einer Kohlenſteuer bemerkt die freiſinnige„Berl. Morgenztg.“:„Einer Regierung, die Licht und Kraft mit drückenden Steuern belaſten will, iſt es allerdings zuzutrauen, daß ſie auch die Kohle, die un⸗ mittelbarſte Licht⸗ und Wärmeſpenderin, durch hohe Ab⸗ ben verteuert. Die Leidtragenden würden natürlich die olksmaſſen ſein. Denn da die Kohlenbergwerkbeſitzer gar nicht daran denken würden, die Steuer zu tragen, ſo müß⸗ ten ſie einmal die Förderungskoſten einſchränken und dann die Preiſe erhöhen. Dieſelben Maßregeln müßte natürlich die geſamte kohlenverbrauchende Induſtrie treffen, und wiederum wären Arbeiter und die Konſumenten die Leid⸗ tragenden. Die Kohlenſteuer wäre demnach die ungehener⸗ lichſte Volksausbeutung, die man ſich nur denken kann. Sollte in der Blockära die Regierung es wirklich wagen, um ihrer lieben Freunde von der Rechten willen der Lin⸗ ken dergleichen zu bieten? Die Erhebungskoſten bei der Reichsfinanzreform. Die geplante Reichsfinanzreſorm, ſo wird in einem ausführlichen Artikel der„Köln. Volksztg.“ klargelegt, würde an jährlichen Erhebungskoſten der einzelnen neuen Steuern allein 70 Millionen verſchlingen und ein neues Heer von etwa 15 0000 Beamten erforderlich machen. Alſo 70 Millionen für Unkoſten und Zinſen, bevor die Staats⸗ ſe einen Pfennig einnimmt. Da wäre es doch beſſer, die beſtehenden Steuern oder einzelne Finanzzölle auszubauen, ſtatt viele Induſtrien und Gewerbe ſchwer in ihrer Exiſtenz zu bedrohen durch neue Steuern, die eines großen koſt⸗ ſpieligen Beamtenheeres zur Kontrolle uſw. bedürfen. Es wird von anderer Seite darauf hingewieſen, daß durch manche der neuen Steuern beſtimmte Induſtrien ſo ſchwer ſin ihrem Beſtande bedroht ſind, daß die Erträge der neuen Steuern durch den Verluſt in der Einbommenſteuer ver⸗ zehrt würden. Freiheit im Jahre des Heils 1909.. Der„Schleſ. Vztg.“(Nr. 49 vom 31. Januar) wird betr. des Vereinsgeſetzes ein Fall aus Gneſen berichtet, der wohl alles dageweſene auf dieſem Gebiete in Schatten ſtellt. Propſt Piotrowski und Kaufmann Wojtaſiak, beide Aus Kletzko, hatten ſich vor der Gneſener Strafkammer wegen Vergehens gegen das Vereinsgeſetz zu verantworten. Am 21. Juli vorigen Jahres hielt der polniſche Vereit in Kletzko einen Ausmarſch vom Vereinsioml dus dubch die Stadt, wozu der Kaufmann W. als Vorſitzender die polizei⸗ liche Erlaubnis erhalten hatte. Als der Zug am Pfarr⸗ hauſe vorbeikam, wurde der Propſt zur Teilnahme einge⸗ laden. Tieſer trat aus dem Pfarrhauſe und hielt in pol⸗ niſcher Sprache eine„Anrede“ des Inhalts:„Da es mir meine Geſundheit nicht erlaubt, mitzugehen, ſtifte ich für den Verein 10 Mark und wünſche der Feier einen guten Verlauf.“ In dieſem Tatbeſtande erblickte die Polizei eine „öffentliche Verſammlung“, und da die Anrede in polniſcher Sprache erfolgt war, hätte hierzu die Genehmigung erteilt werden müſſen. Das Schöffengericht verurteilte infolge⸗ deſſen den Propſt ſowie den Vorſitzenden zu je 15 Mark Geldſtrafe. Die Strafkammer trat dem Urteil bei und verwarf die gegen das Urteil des Schöffengerichts einge⸗ legte Berufung. So geſchehen im Fahre des Heils 1909! Und ein ſolches Geſetz iſt unter der Aegide der ſogenannten zLiberalen“ zuſtande gekommen. Wahehaftig, Theodor Barth hatte Recht mit ſeinem bekannten Diktum! Der Blok hat die Geiſter entſetzlich korrumpfert! —— b Deutſcher Reichstag. 6 208. Sitzung. Dienstag, den 16. Februar, 2 Uhr. f Die Beratung des 8 Etats des Reichseiſenbahnamts wird fortgeſeßt. Zur Erörterung ſteht zugleich wieder die von er Kommiſſion beantragte Reſolution betr. Erwägungen dar⸗ ber, wie eine Verbilligung der Verwaltungskoſten des Reichs⸗ Eiſenbahnamts herbeizuführen ſei. b i. Abg. Stolle(Soz.): Ein Uebelſtand iſt es, daß die Unterbeamten in den Eiſenbahnbetrieben häufig ſo ſchroff be⸗ handelt werden, daß ſie Betriebsmängel, die ſie wahrnehmen, gar nicht zu melden wagen, und daß ſie ſogar bei Unter⸗ Nauen ſich ſcheuen, die Wahrheit zu ſagen. Weiter beklagt edner die Zunahme der Betriebsunfälle. Präſident des Eiſenbahnamts Schulz: Unſere Beamten ſind angewieſen, alle Unregelmäßigkeiten im Betriebe ſofort zu melden. Die Betriebsſicherheit iſt gegen früher geſtiegen. Die Zahl der Unfälle bat ſich erheblich vermindert. In den Jahren 1881 bis 1885 ſind auf 10 Millionen Betriebskilo⸗ meter 33 Zuſammenſtöße und Entgleiſungen gekommen, in den ketzten Jahren nur 10,8. Wir tun alles, um die Betriebs⸗ ſicherheit zu erhöhen.(Beifall.) Abg. Schrader Gr Vgg.): Die Arbeit des Reichseiſen⸗ bahnamtes wird durch die mangelnde Kompetenz ſehr erſchwert. Wir könnten wohl die Befugniſſe des Reichseiſenbahnamtes kuf ein anderes Amt übertragen. Ich würde aber dazu nicht raten. Der Beamtenapparat könnte vermindert werden. ußen ſcheint das Amt vielfach zu hindern.(Beifall links.) Präſident Schulz: Zwiſchen Preußen und dem Amt be⸗ ſtehen die beſten Beziehungen. Abg. Gans Edler v. Putlitz(k.): Wir wünſchen die Er⸗ haltung des Amtes in ſeiner bisherigen Form. Wir danken be⸗ ſonders dem Präſidenten für ſeine eifrige Tätigkeit. Die Worte des Abg. Erzberger von der„Faulheit der Beamten“ weiſen wir zurück.(Beifall.) Der größte Teil unſerer Beamten er⸗ füllt treu ſeine Pflicht.(Beifall.) Abg. Dohrn, als Referent, hebt hervor, in den letzten Jahren ſei im Reichseiſenbahnamt die Zahl der Räte noch vermehrt worden. Präſident Schulz: Das iſt nur bedingt richtig. Es iſt nur an Stelle eines Hilfsarbeiters ein neuer Rat, der achte, eingeſtellt worden. Abg. Carſtens(Fr. Vp.): Das Reichseiſenbahnamt hat die Pflicht, diejenige Stellung einzunehmen, die ihm nach der Verfaſſung zukommt. Werden ihm Schwierigkeiten gemacht, ſo müſſen für beſtehende Mängel diejenigen die Verantwortung tragen, die ihm Widerſtand entgegenſetzen. Im Intereſſe der Betriebsſicherheit muß das Amt auch nötigenfalls auf die Lohn⸗ verhältniſſe und auf ausreichendes Wagenmaterial Einfluß neh⸗ men. Weiter rügt Rĩdner den Zuſtand zweier Bahnhöfe, einer bei Hamburg, der andere in Elmshorn. Präſident Schulz: Auf einer Dienſtreiſe habe ich beide Bahnhöfe kennen gelernt. Bezüglich der Erweiterung des erſte⸗ ren ſchweben bereits Verhandlungen zwiſchen Hamburg und Preußen. Daß beim Elmshorner Bahnhof die Verhältniſſe nicht günſtig liegen, erkenne ich an. Abg. to r(Südd. Volksp.) wünſcht etwas größere Energie des Präſidenten Schulz gegenüber den einzelnen Bahn⸗ verwaltungen. Die Macht des Amtes iſt gar nicht ſo klein, denn der ganze Reichstag ſteht hinter ihm. Bezüglich der Güterwagen⸗Gemeinſchaft teile ich nicht den Optimismus des Abg. Wetzel. Es handelt ſich da mehr um Verlegenheits⸗Maß⸗ nahmen. Dann bringt Redner wieder die alten Klagen wegen der Umleitung der Züge nach Süddeutſchland über Bayern. Die politiſchen Parteien ſollten ſich der Sache einmal annehmen, damit die Süddeutſchen hier nicht immer bloß Monologe zu halten ſcheinen. Ein anderer Uebelſtand iſt die Zenſur auf Bahnhöfen. Auf den Berliner Bahnhöfen iſt nicht der„Vor⸗ wärts“ zu haben, dagegen maſſenhaft Sherlock Holmes und andere Schundromane. Abg. Pichler(3.): Die Aufgaben des Reichseiſenbahn⸗ amts haben ſich zweiſellos verringert. Den Beamten im Reichs⸗ eiſenbahnamt wollen wir nicht zu nahe treten. Aber was muß es für einen Eindruck auf die Beamten anderer Behörden machen, wenn ſie ſehen, daß beim Reichseiſenbahnamt ſo kurze Dienſtzeit iſt Abg. Sachſe(Soz.), rügt Mängel der Wagen 4. Klaſſe: Fehlen von Bedürfnis⸗Einrichtungen, Fehlen von Nichtraucher⸗ Abteilen uſw. Abg. Ulrich(Soz.) plädiert für ein Reichseiſenbahnſyſtem, übt Kritik an dem Eiſenbahn⸗Partikularismus, vor allem Preu⸗ bens, und wendet ſich gegen die Zenſur auf Bahnhöfen. Bei dem preußiſch⸗heſſiſchen Eiſenbahngemeinſchaftsvertrage ſei Heſſen bedenklich reingefallen.(Abg. v. Gamp: Löſen Sie doch das Verhältnis wieder auf!! Ja, Herr Gamp, das wäre uns auch das liebſte! 3— hat bei der Ertrags⸗Verteilung nur 2 Proz. erhalten, Preußen 98 Proz. Anſpruch hätten wir auf 3 icht Genter Graf Stolberg: Aber das gehört doch wohl nicht ierher!) Ja, ich will aber, daß das Eiſenbahnamt dafür ſorgt, daß der„große Bruder“ uns die 3 Proz. zugeſteht. (Eeiterkeit.) Württembergiſcher Miniſterialrat Schleehauf: Der Herr Pichler hat unſer Poſtabkommen mit dem Reiche als Schmier⸗ gelderei bezeichnet. Ich weiſe dieſen Ausdruck mit aller Ent⸗ ſchiedenheit zurück. Abg. Freiherr Heyl zu Herrusheim(nl): Die Mehrheit des heſſiſchen Volkes iſt mit der preußiſch⸗heſſiſchen Etſenbahn⸗ gemeinſchaft durchaus zufrieden.(Beifall.) Dieſer Vertrag iſt zur Grundlage unſerer Finanzwirtſchaft geworden.(Beifall.) Die preußiſche Verwaltung kommt uns ſo entgegen, daß wir ihr ſehr dankbar ſind.(Beifall.) Abg. Frhr v. Gamp(Rp.): klärungen verzichte ich aufs Wort. Storz(Südd. Pp.): Ich danke unſerem Bevoll⸗ mächtigten, daß er die Angriffe des Herrn Pichler zurück⸗ gewieſen hat. Der Redner hält ſeine Behauptungen über die Benachteiligung Württembergs durch die Umleitung der Züge über Bayern aufrecht. Abg. Stolle(Soz.) hält ſeine Behauptungen über die Betriebsunſicherheit aufrecht. Abg. Tr. David(Soz.) wendet ſich gegen Herrn v. Heyl. Abg. Dr. Pichler(3.): Ich bedauere das ſcharfe Wort gegen Württemberg; aber der Poſtvertrag war wirklich außer⸗ ordentlich günſtig für Württemberg. Nach weiterer Beratung wurden der Etat erledigt, die Re⸗ ſolutionen angenommen. Mittwoch 2 Uhr Bankgeſetz. Vorher kleinere Vorlagen. Schluß 7 Uhr. 209. Sißung. Mittwoch, den 17. Februar, 2 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt die zweite Beratung des Geſetzentwurfs betreffend Einwirkung von Armenunterſtützung auf öffentliche Rechte. Die Kommiſſion empfiehlt Annahme der Vorlage unter Hinzufügung der Beſtimmung, daß auch Unterſtützungen zum Zwecke der Jugendfürſorge nicht als eine den Verluſt öffent⸗ icher Rechte herbeiführende Armenunterſtützung gelten ſoll. Die Kommiſſion beantragt ferner eine Reſolution: Den Reichskanzler zu erſuchen, dahin zu wirken, daß die hiernach für das Reich einzuführenden Beſchränkungen des Verluſtes öfſentlicher Rechte im Falle von Armenunterſtützung auch in den einzelnen Bundesſtaaten Geltung erlangen.. Ein Antrag Albrecht(Soz.) will erſtens das, was dieſe Reſolution anſtrebt, gleich in vorliegendem Geſetz feſtleben; zweitens will er(durch eine Streichung in Ziffer 4 der Vor⸗ age) beſtimmen, daß nicht nur die„in Form vereinzelter Leiſtungen“, ſondern überhaupt alle„zur Hebung vorüber⸗ chender Notlagen“ gewährten Unterſtützungen einen Verluſt Iffentlicher Rechte nicht nach ſich ziehen. a 5 Nach unweſentlicher Debatte wird die Vorlage in der Faſſung der Kommiſſions genehmigt unter Ablehnung der ſozialdemo⸗ kratiſchen Anträge. Die Reſolution wird ſodann nur mit ſehr ſchwacher Mehr⸗ eit angenommen, da außer der geſamten Linken nur noch die itglieder der wirtſchaftlichen Vereinigung dafür ſtimmen. Es ſoll jetzt die zweite Beratung der Novelle zum Geſetz von 1870 wegen Beſeitigung der Doppelbeſteuerung folgen. ö Es liegen dazu vier Abänderungsanträge N Abg. Baſſermann(ul.) beantragt aus dieſem Grunde Verweiſung der Vorlage an eine Kommiſſion. Das Haus beſchließt demgemäß. Es folgt die erſte Beratung der Novelle zum Bankgeſetz Dieſelbe bezweckt 1. Verſtärkung der eigenen Mittel der Reichs- bank durch Wiedereröffnuna des Reſervefones nach Aus- Nach dieſen trefflichen Er⸗ ſchuttung von 3½ Proz. Dividende an die Anterlseigner ſoulen zunächſt 10 Proz. des verbleibenden Ueberſchuſſes dem Re⸗ ſervefonds zufallen; 2. Erhöhung des ſteuerfreien Notenum⸗ laufs von bisher rund 473 auf 550 Mill. Mark und zur Zeit der vier Quartalsausweiſe auf 750 Mill. Mark; 3. erhalten die Reichsbanknoten den Charakter als geſetzliches Zählungs⸗ mittel. Minder wichtige Neuerungen ſind ferner: Die Reichsbank wird zum Ankauf von Schecks ermächtigt; der Kreis der lombard⸗ fähigen Papiere wird ausgedehnt auf Schuldverſchreibungen. öffentlich-rechtlicher Bodenkreditinſtitute; auch 9088 in das Reichsſchuldbuch oder in bundesſtaatliches Schuldbuch eingetra⸗ 285 Forderungen von der Reichsbank lombardiert ürfen. i Staatsſekretär v. Bethmann⸗Hollweg: Die Vorlage beruht auf den Ergebniſſen der Verhandlungen der Enquete⸗ Kommiſſion. Dieſe hat zwar ihre Erörterungen über die Frage des Depoſitenverkehrs noch nicht abgeſchloſſen. Es liegt mir aber daran, den Mitgliedern der Enquete-Kommiſſion ſchon. jetzt den Dank der Reichsverwaltung für ihre aufopfernde Tätig⸗ keit auszuſprechen. Der vorliegende Entwurf läßt die Grund⸗ lagen unſeres Geld- und Bankſyſtems unangetaſtet. Dieſes Syſtem beruht teils auf der Goldwährung, teils auf der Reichsbank. Der Staatsſekretär erörtert dann nacheinander alle Punkte der Vorlage. Er betont u. a., daß durch die Wiedereröffnung des Reſervefonds die Anteilinhaber nicht geſchädigt würden. Die Vordividende von 3½ Proz. bleibe den Anteileignern ge⸗ ſichert, und die Dotierung des Reſervefonds liege inſofern im Intereſſe der Anteilseigner, als deshalb der Kurs der Anteile mehr ſteigen werde. Abſolut genommen, ſei das Opfer des Reiches dabei größer, als das der Anteilseigner. Daß ferner etwa infolge der Erklärung der Reichsbanknoten zu geſetz⸗ lichen Zahlmitteln die Währung beeinträchtigt werde, ſei aus⸗ del holen. Er brauche da nur auf England hinzuweiſen. Auch ie übrigen Punkte der Vorlage geht der Staatsſekretär kurz erläuternd durch, um zu ſchließen: Er hoffe auf Annahme der Vorlage, die geeignet ſei, den Kredit des Vaterlandes nicht nur zu erhalten, ſondern noch zu befeſtigen. Abg. Kreth(k.) erinnert daran, wie Deutſchland vor Jahresfriſt mit ſeiner Diskonthöhe noch hinter Bulgarien und Serbien rangierte, und wie überhaupt Deutſchland an hohen Bankdiskonts leide. Dadurch werde auch der Tiefſtand im Kurſe unſerer Staatspapiere verſchuldet. Und am allermeiſten leide dar⸗ unter unſere Landwirtſchaft, die doch an dieſen Zuſtänden am allerwenigſten ſchuld ſei. Es ſei erfreulich, daß die Reichs⸗ verwaltung jetzt wenigſtens von ihrer alten Auffaſſung ab⸗ Pan gen ſei, wonach die Reichsbank ein Reſervoir für die Börſe und Induſtrie ſei, und ſich jetzt zu der Auffaſſung be⸗ kenne, daß die Reichsbank eine Zentralſtelle iſt für die allge⸗ meinen wirtſchaftlichen Intereſſen! Er wolle die Leiſtungen der Reichsbank nicht kritiſieren, meine aber doch, daß die Inter⸗ eſſen der Landwirtſchaft mehr gewahrt werden könnten. Daß die Reichsbank nicht für den Mittelſtand und kleinen Mann da ſei, ſei offenſichtlich, wenigſtens aber tonne de Reichsbank auch von dieſen Schädigungen abwehren durch entſprechende Einflußnahme auf den Geldmarkt. Unter ſeinen Freunden habe die Forderung einer Verſtaatlichung der Reichsbank viele An⸗ hänger. Der Einwand, daß in Kriegszeiten eine Staatsbank viel gefährdeter ſei gegenüber dem Zugriff des Feindes, er⸗ ſcheine ihm nicht ſtichhaltig, denn auch Privatgelder der Reichs⸗ bank würden von ſolchem Zugriff eventuell ſchwerlich verſchont bleiben. Ebenſo erſchienen ihm die Gründe nicht recht durch⸗ ſchlagend, die dazu geführt haben, auf eine Verſtärkung des eigenen Kapitals der Reichsbank durch Erhöhung des Aktien⸗ kapitals zu verzichten und ſtatt deſſen ſich lediglich auf eine Wiederaufnahme der Reſerve⸗Dotierungen zu beſchränken. Es ſei zwar geltend gemacht worden, daß bei einer ſolchen Ver⸗ ſtärkung des Aktienkapitals der Bank entſprechende Maſſen Spar⸗ kapital aus dem offenen Markte herausgenommen werden müſſen. Aber der etwa damit verknüpfte Nachteil würde ja doch mehr als ausgeglichen durch die Ueberführung dieſes Sparkapitals in das Reſervoir der Reichsbank! Gleichwohl ſeien ſeine Freunde mit der Wiedereröffnung der Dotierung des Reſervefonds ein⸗ verſtanden. Redner beantragt ſchließlich Verweiſung an eine Kommiſſion.. Abg. Speck(3.): Wird die Vorlage Geſetz, ſo iſt eine Neu⸗Redaktion des Bankgeſetzes unerläßlich. Im allgemeinen können wir jedenfalls mit den Leiſtungen unſerer Reichsbank zufrieden ſein.(Rufe links: ſehr richtig!) Im Gegenſatze zum Vorredner bin ich auch der Anſicht, daß eine Erhöhung des Grundkapitals für das Betriebskapital und für die Diskont⸗ politik lange nicht die Bedeutung hat, wie man gewöhnlich meint. Mit der Wiedereröffnung der Reſervefonds⸗Dotierung ſind wir einverſtanden. Der Vorredner meint, wenn ich ihn recht verſtand, die Anteilseigner bezögen eine viel zu hohe Dividende. Er denkt dabei wohl gar, die Anteilſcheine ſeien alle zu pari ausgegeben? Das iſt aber nicht der Fall; die letzten Anteilſcheine wurden zu 130 Prozent ausgegeben. Die Erhöhung des ſteuerfreien Notenkontingents iſt zu billigen, ſie liegt auch im Intereſſe eines niedrigeren Zinsfußes. Man ſollte aber auch den Privatnotenbanken das Kontingent erhöhen. Ob die Gründe, die vor 10 Jahren dagegen ſprachen, noch beſtehen, darüber wird uns in der Kommiſſion Auskunft zu geben ſein. Auch der geſetzlichen Zahlkraſt der Reichsbanknoten wird man gegenwärtig zuſtimmen können. Eine Gefahr für die Gold⸗ währung erwächſt daraus nicht, denn für die Reichsbank bleibt a die Verpflichtung beſtehen, ihre Noten in Gold einzulöſen. er, wenn man der Reichsbank das Privileg geſetzlicher Zahl⸗ kraft ihrer Noten gewährt, ſo ſollte man auch den Privat⸗ banken und ihren Noten ein größeres Wirkungsgebiet ſichern. Das Publikum würde die Reichsbanknoten vor den Privatbank⸗ noten zu ſehr bevorzugen! Dabei beſteht ein großes Intereſſe an dem Fortbeſtand der Privatbanknoten. Abg. Arendt(Rp.): Ich kann mich Herrn Kreth durch⸗ aus anſchließen. Die ganze Frage hat keine prinzipielle Be⸗ deutung. Bureaukratiſcher als die Reichsbank bisher geleitet wurde, kann ſie auch nach der Verſtaatlichung nicht werden. Die Uebernahme der Reichsbank durch das Reich würde rund 150 Millionen koſten, die gewiß leicht aufgebracht werden könnten. Die Erhöhung des Reſervefonds iſt nach dem Grundſatz erfolgt: Waſch mir den Pelz und mach ihn nicht naß.(Heiterkeit) Die Notenſteuer ſollte man überhaupt abſchaffen. Wir müſſen jetzt auch einmal an die Einziehung der Reichskaſſenſcheine denken. Unſere Zehnmarkſcheine ſind ohnehin ſo häßlich, daß ſie bei einem Preisausſchreiben für die häßlichſte Note ſicherlich den erſten Preis bekämen. Wir werden in der Kommiſſion vor allem die wirtſchaftliche Seite berückſichtigen müſſen.(Bravo rechts.) 0 Abg. Weber(kl.): Wir halten den Weg der Erhöhung des Reſervefonds für den richtigen. Gegen die Erhöhung des ſteuerfreien Notenkontingents läßt ſich wohl weſentliches ein⸗ wenden. Die Notenbeſteuerung iſt zwar nicht ein Warnungs⸗ ſignal für das Prüſidium der Reichsbank, aber doch für das Publikum! Wie man ſich dagegen wenden kann, daß die Reichs⸗ banknoten geſetzliches Zahlungsmittel werden, kann ich nicht einſehen. Die meiſten Leute glauben ja jetzt ſchon, daß dieſe Noten eine geſetzliche Zahlkraft beſitzen. Wir ſtimmen aber auch dem Vorſchlage Speck zu, daß die öffentlichen Kaſſen gehalten ſein ſollen, Privatbanknoten in Zahlung zu nehmen. Gerade die Privatzettelbanken ſind ein wichtiges Element im Wirtſchaftsleben. Man ſollte den Privatzettelbanken 9185 noch auf andere Weiſe entgegenkommen, o könnte man beiſpielsweiſe die gegenwärtig für ſie beſtehende erpflichtung, ſich in ihrem Diskont innerhalb gewiſſer Gren⸗ zen e der Reichsbank zu richten, aufheben. Redner iſt im übrigen mit den Beſtimmungen der Vorlage einverſtanden, ſo auch mit der Art der Gewinnverteilung und mit der Ausdehnung der lombardfähigen Papiere. werden Hierauf Vertagung. N Morgen 2 Uhr: Fortſetzung; Rechnungsſachen.. J Schluß gegen 6 Uhr.. Sen p n n E 3 ä EU 1 ain ag r i dt dal! unt. de dach 8 dic 72 210. Sitzung, am 18. Februar, 2 Uhr. 1 Die Generaldebatte über die Bankgeſetznovelle Kaempf(Fr. Vp.): Die Angriffe auf den früheren Bankpräſidenten Koch waren unberechtigt. Es wird dem Präſi⸗ denten Koch nie vergeſſen werden, daß unter ihm und durch ihn das Giroweſen bei uns einen Umfang erreicht hat, wie in keinem anderen Lande. Auch wird es ihm nie vergeſſen ſein, welchen unerſchütterlichen Widerſtand er geleiſtet hat 1 über allen Angriffen auf unſere Goldwährung. Anzuer⸗ n iſt, daß dieſe ſeine Politik in ihren großen Linien ia auch von ſeinem Nachfolger, dem jetzigen Bankpräſidenten, fortgeführt wird. Unſere Goldwährung hat die Feuerprobe beſtanben, ſelbſt wenn ein Krieg ausbricht, könnte ihr das michts ſchaden. Einen größeren Fehler könnten wir gar nicht begehen, als wenn wir die Reichsbank zu einem reinen Staats⸗ äinſtitut machen wollten. Von beſonderer Bedeutung iſt die neue Vorſchrift in Artikel 3 der Vorlage, daß neben Gold auch Reichsbanknoten geſetzliches Zahlungsmittel ſein ſollen. Das hat für den Augenblick etwas Erſchreckendes. Wer die Verhältniſſe nicht kennt, denkt da an Zwangskurs. Das trifft aber hier nicht zu. Denn die Reichsbank bleibt verpflichtet, jede Note auf Präſentation in Gold einzulöſen. Das iſt in der Novelle von neuem ausdrücklich bekräftigt worden, und ange⸗ ſichts deſſen kann von einem Zwangskurs der Noten und von einer Gefährdung der Goldwährung nicht die Rede ſein. Ge⸗ fährdet wäre ſie nur, wenn die Verpflichtung, Noten ſofort in Gold einzulöſen, aufgehoben würde. Daß Noten geſetzliche Zahlkraft erhalten, kommt ja auch anderweit vor und hat ſein Gutes. Ueber die Frage der Kapitalserhöhung gehen die Meinungen auseinander, ſie iſt aber überhaupt nicht von ſol⸗ cher Bedeuteng und kann daher ausſcheiden. Die Erhöhung des ſteuerfreien Notenkontingents iſt zu billigen, denn mit den Fortſchritten unſeres geſamten wirtſchaftlichen Lebens iſt auch das Bedürfnis geſtiegen. Das Warnungsſignal der Steuer bei Ueberſchreitung des Kontingents bleibt ja doch erhalten. Zum Schluſſe will ich nur noch die Hoffnung und Erwartung aus⸗ ſprechen, daß mit Annahme dieſes Geſetzes Friede auf die⸗ ſem Gebiete eintreten werde.(Beifall) 11 Präſident der Reichsbank Havenſtein drückt ſeine Genug⸗ tuung über die Aufnahme aus, die die Vorlage im großen und ganzen gefunden habe. Herrn Arendt und Herrn Kreth ruft er u: Geben Sie das Suchen nach einem ſtabilen Diskont auf. Solange wir ein wirtſchaftlich aufwärtsſtrebendes Volk ſind, wird es immer Schwankungen geben. Auch unſer Kredit braucht deshalb, wegen der zeitweilig hohen Diskonte, nicht niedriger eingeſchätzt zu werden. In Frankreich würde man gern unſere Schwankungen in Kauf nehmen, wenn man damit der Sta⸗ nation abhelfen und die allgemeine Anſpannung aller Kräfte, wie bei uns, erzielen könnte. Auch die Bank von Frankreich hat anerkannt, daß die Diskontpolitik das einzige Mittel iſt, um die Zahlungsbilanz und die Golddeckung zu ſchützen reſp. u erhalten. Redner ſpricht ſo leiſe, daß ſeine weiteren Aus⸗ führungen, in denen er ſich andauernd an die ganz in ſeiner ähe ſitzenden Abgg. Arendt und Kreth wendet, unverſtändlich blei⸗ ben. Die ſegensreiche Wirkſamkeit der Privatnotenbanken erkenne er an, müſſe aber das Hohe Haus doch bitten, den Beſtrebungen betr. Annahme der Privatnoten bei allen öffentlichen Kaſſen die Unterſtützung zu verſagen. Ebenſo dem Wunſch, der geſtern ausgeſprochen ſei, die Privatzettelbanken von der Verpflichtung zu entbinden, ſich in ihrer Diskontpolitik nach der Reichsbank zu richten. Eine einheitliche Diskontpolitik ſei und bleibe im Allgemein⸗Intereſſe 8 Abg. Frank⸗ Mannheim(Soz.) bedauert, daß man die Sachverſtändigen⸗Gutachten aus der Bankenquete nicht allen Ab⸗ eordneten zugänglich gemacht habe. Von einer Verſtaatlichung der Reichsbank kann keine Rede ſein. Durch eine Verſtaat⸗ lichung würde ſie zum Pumpinſtitut der Junker werden.(Wider⸗ wird. Wg. ſpruch.) Mit den Grundzügen der Vorlage ſind wir einver⸗ ſtanden. Die Dividende der Anteilseigener ſollte herabgeſetzt werden.* f Abg. Raab(W. Vgg.): Mit der Schaffung eines Maxi⸗ mums der Dividende ſind wir einverſtanden. Die Reichsbank dient nur den Junkern allerneuſten Geſchlechts, die ja Herrn Frank ſehr ſympathiſch ſein mögen.(Heiterkeit rechts.) Eine Kapitalserhöhung würde ganz vorteilhaft ſein. Der Redner tritt für eine Verſtaatlichung 90 Reichsbank ein und regt eine Aenderung der Grundlagen unſeres geſamten Geldweſens an. Abg. Mommſen(Fr. Vgg.): Herr Arendt kann ſeinem Haß gegen den früheren Bankpräſidenten nicht Ruhe laſſen, aber er verſucht vergeblich zwiſchen ihm und dem jetzigen Präſidenten einen Gegenſatz zu ſchaffen. Sie wollen aus der Reichsbank ein Kreditinſtitut machen, das darf nicht ſein. Auch Herr Arendt wird eher den Stein der Weiſen finden, als ein Mittel, den Diskont niedrig zu halten, wenn der Markt es nicht erlaubt. Wenn wir die geſetzliche Zahlkraft jetzt auch formell feſtlegen, ſo iſt das das glänzendſte Zeugnis für die geſunde Gebarung er Reichsbank. Nun kommen die Privatnotenbanken und ver⸗ langen eine Kompenſation. Dem widerſetzen wir uns auf das allerentſchiedenſte. Denn indem wir das Reichsbank⸗Privileg verlängern auf zehn Jahre, ſo liegt darin auch ſchon ein Ge⸗ ſchenk für die Privatbanken. Abg. v. Diembowski⸗Pomian(Pole) erklärt die Zuſtimmung ſeiner Fraktion zur Vorlage. Abg. v. Gamp(Rp.): Dem Kollegen Arendt iſt es nicht eingefallen, den früheren Bankpräſidenten perſönlich anzugreifen. Zweifellos hat die Reichsbank die Aufgabe, Kreditbedürfniſſe zu befriedigen. Tut ſie das nicht, ſo würde ſie jede Fühlung mit der Praxis verlieren. Und deshalb bedarf auch die Reichs⸗ bank einer Stärkung ihrer Mittel. Wenn wir wegen jeder An⸗ ſpannung der Induſtrie zu einem Diskont von bis 7½ Prozent kommen, ſo iſt das doch eine Kalamität, an der dann nur die Induſtrie ſchuld iſt, und der abgeholfen werden muß. Ich bin allerdings der Anſicht, daß die Reichsbank nicht mohr ein notwendiges Kreditinſtitut für die Landwirtſchaft iſt, nachdem für dieſe andere Einrichtungen getkoffen worden ſind. In der Banl⸗Enquete⸗Kommiſſion haben wir aber auch beſtätigt ge⸗ funden, Herr Mommſen, daß unſere Emiſſionsinſtitute in ſolchem Umfange ausländiſche Emiſſionen vertrieben haben, daß unſer Geldmarkt darunter gelitten hat. Abg. Werner(Dt. Reformp.) wünſcht ſtärkere Heran⸗ ziehung der Anteilseigner und vermehrte Fürſorge für die kleinen Leute. Hierauf geht die Vorlage an eine beſondere Kommiſſion. Morgen 2 Uhr: Weiterberatung des Antrages Albrecht betr. ländliche Arbeiter und Geſinde; Antrag Brandhs betr. Freiheit des Grunderwerbs. Schluß nach 6½ Uhr. Aus Nah und Fern. Birkenau, 19. Febr. Der frühere Holzarbeiter Scheuerman von hier, welcher auf Veranlaſſung des Groß⸗ herzogs ſich in der Geſangs- und Schauſpielkunſt ausbilden durfte, beſtand glänzend ſein erſtes Auftreten am fuͤrſtlichen Hoftheater zu Sonderhauſen⸗Arnſtadt. — Birkenau, 19. Febr. Zwiſchen zwei Brüdern war es vor einiger Zeit hier zu Streitigkeiten gekommen, weil der eine mit der Frau des anderen flüchtig gegangen war. Der Betrogene hatte ſeinen Bruder durch zwei Meſſer⸗ ſtiche verletzt, die indes nicht gefährlich waren. Das Schöffen gericht in Fürth verurteilte den Täter zu 21 Tagen Gefängnis. * ihm weitgehende mildernde Umſtäͤnde zugebilligt orden. — Vom Odenwald, 19. Febr. Die Jagden im Odenwald werden teuer. So ſtiegen beiſpielsweiſe bei den Neuverpachtungen der letzten Tage die Pachtpreiſe der Ge⸗ meindejagd von Hilterklingen von 90 auf 456 Mk., der⸗ jenigen von Hüttenthal von 502 auf 1350 Mk. und derjenigen von Falkengejäß gar von 1300 auf 2331 Mk. jährlich. — Rimbach, 19. Febr. Der vorbeſtrafte 24 jährige J. Wollbeck, der bei dem hieſigen Uhrmacher Böttcher einge⸗ brochen war, wurde verhaftet. — Maunheim, 19. Febr. Die Bad. Bank hat gleich der Reichsbank ihren Diskontſatz auf 3½ und den Lombardzinsfuß auf 4½ herabgeſetzt. — Maunheim, 20. Febr. Am Faſtnachts Sonntag veranſtaltet, wie alljährlich, der„Feuerio“ Große Karneval⸗ Geſellſchaft G V. hier wieder einen impoſanten Karneval Zug.„11 Jahre im Reiche des Humor“ iſt als Idee dem „Jubiläums⸗Feſtzug“ zu Grunde gelegt. Derſelbe beſteht aus ca. 50 Gruppen, darunter 6 Mnſikkapellen und 15 Wagen und dürfte dieſe großartige Veranſtaltung einen effektvollen Abſchluß der diesjährigen Karneval⸗Saiſon bilden. Deshalb: „Nei'(n) g'fahre g'hört“! nach Mannheim. * Seckenheim, 19. Febr. Vor kurzem fuhr ein von Heidelberg kommendes Automobil am Bahnübergang zwiſchen Edingen und Seckenheim in raſender Fahrt auf die geſchloſſene Barriere, ſo daß beide Schrankenſtangen demoliert wurden. Kaum hatte das Auto den Uebergang paſſiert, ſo fuhr auch ſchon der von Ladenburg kommende Perſonenzug in voller Geſchwindigkeit am Uebergang vorbei. Ein Stück der Bahn- ſchranke, welches ſchräg auf die Schiene zu liegen kam, konnte von dem Ablöſer noch rechtzeitig entfernt werden, ſonſt wäre auch der in entgegengeſetzter Richtung kommende Perſonenzug gefährdet geweſen. — Mosbach, 19. Febr. Am 27. November 1907 wurde bei Wartſtation 49 das Fuhrwerk des Brauereibe- ſitzers Max Werrlein vom Heidelberger Abendſchnellzug erfaßt und zertrümmert. Die drei Inſaſſen wurden vom Wagen geſchleudert und erlitten ſchwere Verletzungen. Herr Werrlein ſtarb noch in der Nacht. Das Unglück verſchuldete der Bahn⸗ wärter Klipphan, indem er die Schranke nicht geſchloſſen hatte. Derſelbe wurde ſeinerzeit zu drei Monaten Gefängnis verurteilt und im Auguſt v. Is. in den Ruheſtand verſetzt. Inzwiſchen hat ſich der Eiſenbahnftskus mit den Verunglückten bezw. deren Hinterbliebenen geeinigt. Gärtner Altendorf erhält eine einmalige Abfindungsſumme von 6000 Mk., Möbelſchreiner Karl Bansbach, dem die Hirnſchale zerſplittert war und deſſen Seh⸗ und Denkkraft zeitlebens beeinträchtigt iſt, ſoll eine Entſchädigungsſumme von 40 000 Mk. erhalten. Die Witwe Werrlein mit ihren Kindern vorläufig eine jährliche Rente von 5500 Mk. — Altrip, 19. Febr. Ueber den Tod zweier Knaben beim Schlittſchuhlaufen im Altrhein wird noch berichtet: Von drei Kameraden hatte als erſter der Sohn des Arbeiters Philipp Schweickert die Eisdecke befahren und war dabei ſo⸗ fort eingebrochen; auf ſeinen Hilferuf eilte der Sohn des Arbeiters Peter Hook zur Unfallſtelle und hielt ſeinem Spiel- genoſſen einen Stock hin, an dem er ſich auch feſtklammerte. Da der Retter ebenfalls die Schlittſchuhe angeſchnallt hatte, ſo glitt er aus und wurde von dem Eingebrochenen mit in die Tiefe gerſſſen, wo nun beide um ihr Leben kämpften. Der dritte Knabe verſuchte nun die Rettung und wagte ſich in das eiſige Waſſer. Da die Unfallſtelle, an der die Knaben eingebrochen waren, raſch abfällt, ſo ſtand er bald bis zur Schulterhöhe im naſſen Element, ohne ſeine unglücklichen Gefährten erreichen zu können. Von Kälte durchſchauert, mußte er zurück und ſeine Kameraden ihrem Schickſal über⸗ laſſen. Bis er etliche Leute herbeirufen konnte, waren die beiden gleichalterigen Jugendgenoſſen dem Tode zum Opfer gefallen. — Neunſtadt a. H. 19. Febr. Wie der„Pfälziſche Kurier“ meldet, iſt Kommerzienrat Adolf Abreſch, Beſitzer einer Großmühle, unter tragiſchen Umſtaͤnden geſtorben. Er wurde in der Badewanne tot aufgefunden, und der herbeige- rufene Arzt konſtatierte, daß Kohlenoxydgas vergiftung vorliege, welche durch die Undichtheit des Ofens hervorgerufen war. Die Stellung, in welcher der Tote aufgefunden wurde, ließ er⸗ kennen, daß der Kommerzienrat im letzten Moment verſucht hatte, aus der Badewanne zu ſteigen, daß ihm das aber nicht mehr gelungen war. — Büdingen(Oberheſſen), 19. Febr. Der Ge⸗ meinderat genehmigte den Plan der Errichtung eines eigenen Elektrizitätswerkes. Die Waſſerkraft des Seemenbachs bis Rinderbügen wird ausgenutzt. Die Koſten betragen 262,000 Mk. Kulturinſpektor Heyl empfahl das Projekt. — Pforzheim, 19. Febr. Am Mittwoch Nachmittag wurde im Waſſergraben der Brötzinger Sandwieſe der 60 Jahre alte Straßenwart Vollmer von Birkenfeld als Leiche aufgefunden. Vollmer benützte auf dem Heimwege nicht die Landſtraße, ſondern ging über das Wieſenland. Dabei rutſchte er aus und fiel in den Waſſergraben. Der Tod trat durch Er frieren ein. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim 0 5 7 Worrs Bestes Rohmaterial und sorgfältige Fabrikation bedingen die wertvollen Eigenschaften von Knorr's Hajer- mehl als leichtverdaulichste, nahr- hafte und Durchfall vorbeugende Kindernahrung. Jedes Pafet entid lite Gutschein für Knorr-Sos. — 3———— Tahn-Ateſter Hans Lehmer Weinheim, uptströsst 94. * Schmerrzlese Behandteng. * Biltigste Preise. K 4 4 Theobald HN hrakt. Bandagist WEINHEINM, Hauptstr. 129. Bandagen, Leibbinden, Bummistrümpfe, Orthopädische Korsets, Plattfusseinlagen, künstliche Füsse und Arme Stelzfüsse. Ia. Empfehlungen von Aerzten und Patienten Über ausgeführte Arbeiten. 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