W 8 a+ 1 N 1 20 1 kelſen. 5& 4 c* 9 2* 8. ) an J an 0 an ſellt eur 8 r Viernheimer Zeitung. Erſchelnt dreimal wöchentlich Nenſtags, Dounerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntags frier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20. imer Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Pieruheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. vberbreitetſte und geleſenſte Feitung in Biernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Muf 0. Anzeigen preik: 12 Pfs. die 1⸗fpaltige Petlt⸗ Heile. Lokal⸗Anzeigen 10 Ns Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zelle. Bei mehrmaliger Auftabe Mabatt. Sentrum und kleine Renten. Die ſozialdemokratiſche Hreſſe ſcheint neuerdings bei ihren ſoge nannten Aktionen gegen das Zentrum um Ma⸗ terial ſehr verlegen zu ſein; denn ſie muß ſchon ziemlich weit in die Vergangenheit zurückgreifen, um Stoff zu ihren verleumderiſchen Anwürfen gegen das Zentrum herbeizu⸗ holen. So gräbt ſie in dieſen Tagen die Stellungnahme eines einzigen Zentrumsmitgliedes des Preuß iſchen Land⸗ tages im Sinne der Beſeitigung der kleinen Unfallrenten in der Landwirtſchaft aus dem Jahre 1906 aus, um dieſe entweder dem ganzen Zentrum oder einem Teil desſelben zur Laſt zu legen, indem ſie den Schluß zieht:„Die Tatſache, daß ſich im Zentrum Leute finden, die für die Erfüllung ſolcher Forderungen eintreten, beweiſt, daß Zen⸗ trum und Arbeiterwohl entgegengeſetzte Begriffe ſind.“ Dieſe Verallgemeinerung bringt die„ſo gewiſſenhafte“ ſozialdemokratiſche Preſſe fertig, obwohl ſie kurz vorher ausdrücklich feſtgeſtellt hat, daß im Reichstage zwei andere Zentrumsmitglieder den betreffenden Herrn„von ihren Rockſchößen abgeſchüttelt“ und erklärt hätten, daß er„nur für ſeine Perſon geſprochen habe“. Dem ſer noch hinzuge⸗ fügt, daß der Abg. Giesberts in ſeiner ſozialpolitiſchen Etatsrede vom 9. Februar 1906, die er unter lebhaftem Beifall der geſamten Zentrumspartei im Reichstage hielt, ſich energiſch gegen eine Verſchlechterung der Unfallver⸗ ſicherung ausſprach:„Es iſt mehrfach darauf hingewieſen worden,“ ſo führte er aus,„daß einer unſerer Partei⸗ freunde im Preußiſchen Landtage die Aufhebung der Un⸗ fallrenten unter 20 Prozent befürwortet habe. Ich darf wohl feſtſtellen, daß der betrefſende Herr dem Reichstags⸗ zentrum nicht angehört, und daß dieſes ſolche Beſtrebungen nicht unterſtützt. Ich ſelbſt bedaure, daß Leute, die auf unſerm politiſchen Boden ſtehen, zu dieſen Anſchauungen kommen. Aber auch das ſei hier erwähnt: der betreffende Herr hat ausdrücklich die Ausdehnung der Krankenverſiche⸗ rung auf ländliche Arbeiter und Dienſtboten befürwortet. Ich meine, derartige Einzelfälle ſolle man nicht für unſere Partei verallgemeinern. Wir würden eine Reviſion der Unfallverſicherung, die zur Verſchlechterung der Verhält⸗ niſſe führt, nicht dulden.“ All dieſe Feſtſtellungen können auch der ſozialdemokratiſchen Preſſe nicht entgangen ſein. Gleichwohl deduziert ſie mit frecher Stirn ganz allgemein: „daß Zentrum und Arbeiterwohl entgegengeſetzte Dinge ſind.“ g Dem gleichen„Beweiſe“ ſoll dann weiterhin die Be⸗ handlung einer Petition des Rheiniſchen Bauernvereins bezüglich der Beſeitigung der 20 Prozent⸗Unfallrenten in der Petitionskommiſſion des Reichstages am 11. Februar 1908 dienen. Statt, daß dieſe Petition durch Uebergang zur Tagesordnung in den Papierkorb befördert worden ſei, hätte ein erheblicher Teil des Zentrums dafür geſtimmt, daß die Petition dem Reichskanzler als Material über⸗ Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 181(Nachdruck verboten) „Schließe die Tür ab, Tante Fanny— oder laß mich es tun.“ „Nun gut, ich will Dir den Willen tun. Schlüſſel, ich will ihn in meine Taſche ſtecken. Du kein Licht angezündet, Hedwig?“ „Ich will keins— der Mond gibt Licht genug. Ich muß Dir ein Geheimnis anvertrauen, Du mußt es mit mir tragen, Tante Fanny, Du und ich— wir zwei müſſen es hüten— für jetzt und ewig— bis zum Grabe.“ „Wie tragiſch Du redeſt—“ „Höre mir zu, laß mich ſo zu Deinen Füßen knieen— halte meine Hand feſt, ganz feſt. Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht ſo von Sinnen vor Entſetzen, wie jetzt—“ ſie ringt verzweifelt die Hände. „So komm doch endlich zur Sache“, fiel die Tante unge⸗ duldig ein, der ſchon ganz unheimlich zu Mute war. „Tante, bevor ich ein Wort rede, mußt Du mir verſprechen, keinem Menſchen ein Sterbenswörtchen von dem zu verraten, was ich Dir mitteile.“ „Ich haſſe ſolche Verſprechen, Hedwig.“ „Es iſt gleich, ob Du ſie haſſeſt oder nicht! Verſprich— oder ich werde wahnſinnig!“ „Mein Gott im Himmel!“ rief Frau Amberger unwillig, „warum ſoll ſich eine arme Frau wie ich ſo quälen laſſen, und noch dazu von einem ſo dummen Ding, wie Du es biſt!“ „Laß doch das, Tante, es geſchieht ja nicht allein meinet⸗ wegen! Du biſt Weib und ich bin Weib! Ich befinde mich im der gräßlichſten Lage, in der ſich nur je ein Menſch befunden hat: Aber was auch geſchehen möge“— ſie ſprach es feierlich wie einen Schwur—„ich halte treu und feſt zu ihm. Ich bin ihm nichts, gar nichts, aber ich liebe ihn mit der ganzen Kraft meiner Seele— bis zum Tode. Er iſt meine ganze Hier iſt der Warum haſt Donnerſtag, den 25. Februar 1909. wieſen werde. Tadurch ſoll dann erwieſen ſein, daß das oben erwähnte Zentrumsmitglied des Landtages mit ſeiner Forderung der Abſchaffung der kleinen Renten„nicht ſo iſoliert“ ſtehe. Auch hier ergibt ſich bei näherer Beleuchtung des Sachverhalts, daß die ſozialdemokratiſche Behauptung rein willkürlich iſt. Richtig iſt nur ſoviel, daß in der Petitions⸗ kommiſſion bei der Beratung der Eingabe des Aheiniſchen Bauernvereins der Zentrumsabgeordnete Dr. Fervers den Antrag auf Ueberweiſung als Material ſtellte. Das hat aber in Bezug auf die fachliche Stellungnahme zu einer Frage gar nichts zu bedeuten. Zur Erläuterung ſei nämlich erwähnt, daß die Petitionskommiſſion vier Formen von Beſchlüſſen hat als Vorſchläge für das Plenum: Uebergang zur Tagesordnung, Ueberweiſung als Material, zur Er⸗ wägung, zur Berückſichtigung. Die Ueberweiſung als Ma⸗ terial iſt außer Uebergang zur Tagesordnung das geringſte Erkenntnis und hat keinerlei andere Bedeutung, als daß die Petition zur Kenntnis der Regierung kommen ſoll. Dieſer Weg wird ſehr oft gewählt auch für Petitionen, die keinerlei Zuſtimmung finden in der Kommiſſion, wenn große ernſthafte Körperſchaften dahinter ſtehen. Es iſt des⸗ halb eine direkte Unwahrheit der ſozialdemokratiſchen Preſſe, wenn ſie indirekt den Schein zu erwecken ſucht, als hätten ſich die Abgeordneten des Zentrums, welche dem Antrag auf Ueberweiſung als Material zuſtimmten, für die Be⸗ ſeitigung der 20 Prozent⸗Renten ausgeſprochen. Dies hat auch der Antragſteller Dr. Fervers ſelbſt in der Kom⸗ miſſion zum Ausdruck gebracht, indem er ausführte, daß er mit ſeinem Antrage durchaus nicht der Petition bei⸗ ſtimme, ſondern lediglich beabſichtige, daß ſolche Wünſche einer großen Körperſchaft, wie es der Rheiniſche ⸗Bauern⸗ verein ſei, zur Kenntnis der Regierung gelangten. i Dagegen wird aber auch die ſozialdemokratiſche Preſ ernſtlich nichts einwenden können! Hält ſie es doch fi ganz ſelbſtverſtändlich, daß Eingaben ihr naheſtehender Organiſationen und Korporationen, zum Beiſpiel der Ge⸗ werkſchaften, ſeitens der Parlamente und der Verwaltungs⸗ körper den für eine Entſcheidung in Betracht kommenden Stellen„zur eingehenden Berückſichtigung“ überwieſen wer⸗ den und nennt ſie es doch die ſchlimmſte Mißhandlung der Arbeiterintereſſen, wenn in dieſem oder jenem Falle einmal anders verfahren wird. Allerdings muß man be⸗ denken, daß es ſich bei obiger Petition um landwirtſchaft⸗ liche Intereſſen handelt, und da iſt es bekanntlich die ſozialdemokratiſche Preſſe gewohnt, mit anderem Maß zu meſſen. Dem Zentrum jedoch aus den geſchilderten Vor⸗ gängen Vorwürfe zu machen, entſpringt jedenfalls dem Aerger, daß auch bei den ſoeben beendeten ſozialpolitiſchen Debatten im Reichstage das Zentrum wieder anerkannter⸗ maßen allen Parteien die Fahne der Sozialreform voran⸗ getragen hat! * e ö i Welt, mein alles! Ich bin ihm nichts— und trotzdem laſſe ich ihn nicht ſterben! Tante, Du und ich— wir müſſen ihm helfen, ihn retten! Wir müſſen das Geheimnis miteinander tragen, denn ich allein vermag es nicht!“ Bis hierher hatte Frau Amberger Hedwigs ſonderbare Art und Weiſe für den Ausbruch eines hiſteriſchen und überreizten Mädchens gehalten. Jetzt wurde ihr indes unbehaglich zu Mute. „Wenn Du mir ſo Wichtiges zu ſagen haſt, Hedwig, ſo ſage es und gehe nicht immer um den Berg herum“, warf ſie ein. „Ich beſitze ja eine gute Portion Geduld, aber ich kann es nicht vertragen, wenn jemand wie die Katze um den heißen Brei ſchleicht. Alſo heraus mit Deinem Geheimnis, Du törichtes Ding, ich werde Dich nicht verraten. Du haſt gewiß irgend etwas getan, was Du nicht hätteſt tun dürfen, nicht wahr?“ „Es iſt nichts derartiges, Tante. Da Du Schweigen gelobt haſt— ſo will ich reden. Ich war geſtern abend ſpät noch draußen— Tante Fanny— und ich— ich war in der Nähe, als der Mord begangen wurde!“ Frau Ambergers Herzſchlag ſtockte, ſie fuhr in jähem Ent⸗ ſetzen in die Höhe. „Barmherziger Gott!“ ächzte ſie mit erſtickter Stimme und fiel wie betäubt in den Stuhl zurück.„Du— Du warſt dabei— Du warſt nicht im Bett— o, Du— Du—“ „Nein, ich war nicht im Bett. Ich hatte mich mit Herrn Franzius gezankt und nahm mir vor, ihm ſpäter zu folgen und ihn wieder gut zu machen. Ich ging nach der Ebene, dorthin hatte ich ihn laufen ſehen. Ich kauerte mich hinter einen Buſch und hörte und ſah alles— den Kampf— die heftigen Worte— den ſchweren Fall— den grauſigen Schrei — und ich ſah den Mann, davoneilen.“ „Und von alledem haſt Du bis jetzt keine Silbe erwähnt, Hedwig!“ ſagte die Tante ſtreng und verwundert zugleich.„Der arme Herr Eppler tut mir in der Seele leid.„Ach, mein Gott! Wohin die wilden Leidenſchaften ſolch verblendeter der Herrn Franzius getötet, — A ²⁵˙·m. ¶ 23. Jahrgan — g · —— Der Bund der Landwirte hielt am Montag in Derlin im Zirkus Buſch ſeine jähr⸗ liche, bekannte Generalverſammlung ab. In 4 grüßungsanſprache hob der Vorſitzende, Herr von Wangen⸗ heim hervor, daß die Kalamität der Induſtrie eine Folge der verkehrten Bank⸗ und Börſenpolitik ſei. Der Land⸗ wirtſchaft ſei es zu danken, daß die allgemeine Kriſis in Deutſchland leichter überſtanden werde als anderswo. Die Landwirtſchaft habe ſich einer guten Ernte zu erfreuen gehabt. Zur Stärkung der äußeren Politik ſei ein ſtarkes Deutſchland und daher eine befriedigende Löſung der Fi⸗ nanzreſorm notwendig.„Wir wiſſen“, meint der Redner, „was die Landwirtſchaft dem Fürſten Bülow ſchul⸗ dig iſt, aber deshalb können wir ihm doch nicht auf allen Wegen folgen.(Lebh. Beifall.) Bei den Ereigniſſen im November iſt man weit über das Ziel hinausgegangen, in einer Weiſe, die jeden deutſchen Mann in Zorn bringen mußte. Auch Fürſten ſind Menſchen und können ſich irren. Verfaſſungsänderungen wollen wir nicht, dann müßte der Reichstag erſt beweiſen, daß er ſich ſelbſt zu regieren ver⸗ mag. Wir wollen keinen Schattenkaiſer, ſondern einen Kaiſer von Fleiſch und Blut und kraftvoller Initia⸗ tive.“ Daran ſchloſſen ſich ein Kaiſerhoch und ein Hul⸗ digungstelegramm an den Kaiſer. Es folgte eine Anſprache des Bundesvorſitzenden Dr. Rpeſicke, der die gegen den Bund gerichteten Angriffe zu entkräftigen ſuchte. Er berührte auch die Frage der Nach⸗ laßſteuer, als deren Gegner er ſich erklärte. Den Ge⸗ ſchäftsbericht erſtattete Dr. Hahn, aus dem er beſon⸗ ders hervorhob, daß der Bund 300 000 Mitglieder umfaſſe. Er wußte unter Beifall zu verkünden, daß die Nachlaß⸗ ſteuerſſo gut wie gefallen ſei und bedauerte, daß der Landwirtſchaftsminiſter bei dieſer eminent wichtigen Frage im Hintergrunde geblieben ſei. In ſeinen weiteren Ausführungen beſprach Herr Dr. Hahn das Verhältnis des Bundes zur Monarchie, als deren ſtarke Säulen er die Landwirtſchaft pries. Zum Schluſſe gelangte eine Re⸗ ſolution zur Annahme, in der es u. a. heißt, daß der Bund der Landwirte eine ausreichende Finanzreform für not⸗ wendig erachte und die deutſche Landwirtſchaft ſich an ihrer Durchführung willig beteiligen werde. Die General⸗ verſammlung erwartet, daß dabei der Ausbau der direkten Steuern den Einzelſtaaten überlaſſen bleibe, das Reich aber feine indirekte Beſteuerung weiter entwickle. Insbeſondere verwirft ſie mit aller Entſchiedenheit die vorgeſchlagene Nachlaß⸗ und Erbſchaftsſteuer. von Oldenburg⸗Januſchau: Wir befinden uns mitten im Kampfe um die Reichsfinanzreform, um die Wahlrechtsänderungen in den einzelnen Staaten und vor allem in Preußen und in dem Ringen um die Parlaments⸗ herrſchaft. Wir haben neue Sitze geſchaffen, von denen ſieben der Sozialdemokratie zugefallen ſind. Herr von Bethmann⸗Hollweg erklärt, in abſehbarer Zeit ſei an eine Menſchen doch manchmal führen! Zu denken, daß zwei vor⸗ nehme junge Herren hierher in unſer friedliches Haus kommen und ſich ſoweit hinreißen laſſen, bis der eine den anderen erſchlägt! Es iſt zu ſchrecklich!“ Hedwig, welche all' die Zeit über neben dem Stuhl der Tante gekniet hatte, erhob ſich jetzt langſam. Ihr Geſicht ſah leichenblaß aus, ihre Worte kamen abgebrochen, dumpf, hohl heraus— wie eine Grabesſtimme: „Es— war— nicht— Herr Eppler!“ hauchte ſie. „Guter Gott im Himmel!“ rief die Tante, Hedwigs Hände in ſtarrem Entſetzen faſſend und krampfhaft umklammernd— „es war nicht Herr Eppler? Wer denn ſonſt?“ „Tante Fanny— der Mann, der Herrn Franzius tötete, war Baron Robert von Arſtein. Unſer junger Herr, Tante! Ach, wenn ich für ihn ſterben könnte! Kein Menſch darf die Wahrheit erfahren— niemals! Ich ſah ihn heute abend— ich ſprach mit ihm— er hat alles vergeſſen! Er weiß nichts, gar nichts mehr von dem ſchaurigen Vorgang in letzter Nacht — er hat keine Ahnung von ſeiner furchtbaren Tat!“ Nach dieſen Worten trat Totenſtille in dem Raume ein. eee kleinen A „Setze Dich, Hedwig, und laß uns nachdenken“, ſagte Frau Amberger nach einer Weile in ganz verändertem, mildem Tone. Ihr Weſen hatte ſich wie mit einem Schlage umgewandelt; ſie ging auf den Fußſpitzen zur Tür, um ſich zu überzeugen, ob dieſe auch feſt verſchloſſen ſei; dann trat ſie ans Fenſter, machte es zu und zog den Vorhang vor. Ihr Geſicht trug einen furchtſamen, verſtörten Ausdruck. „Wenn man Geheimniſſe hat“, flüſterte ſie,„muß man ſich vor Lauſchern ſichern.“ (Fortſetzung folgt.) Aenderung der preußiſchen Verfaſſung nicht zu denken. Jetzt ſtehen wir mitten drin in dem Ruf: Die Verfaſſung in Preußen hat ſich überlebt, ſie muß geändert werden! Bricht die preußiſche Verfaſſung, bricht der Damm, der in Preußen die ruhige Landbevölkerung verbindet mit einem ſtarken Königtum, bricht der Damm, der ein ruhiges Arbei⸗ ten der Staatsmaſchine garantiert, dann behommen Sie den Guß aus erſter Hand mit, und dieſer Guß wird fort⸗ ſchwemmen die Grundpfeiler, und die Throne werden krachen, und aus der Flut wird auferſtehen der Ein⸗ haltsſtaat, der nur eine Etappe iſt auf dem Wege der deutſchen Republik.(Lebhafte Zuſtimmung.) Nun zur Parlamentsherrſchaft. Wir wiſſen, wenn das große Reinmachen losgeht, der monarchiſche Gedanke wird auf die Tenne niederfallen, und was als Spreu durchgeht, iſt das parlamentariſche Regime. Wir führen dieſen Kampf, weil wir in deutſcher Erde ruhen wollen, bis Chriſtus uns auferweckt.(Endloſer Beifall.) Minutenlange Beifallsſtürme und immer neue Hoch⸗ rufe durchhallen den Rieſenraum, als der Vorſitzende dem nächſten Redner, Staatsminiſter von Podbielski, das Wort erteilte. Dieſer ſagte: Wir haben im Bund der Land⸗ wirte die Aufgabe, einzutreten gegen die Truſts und Ringe, durch die auf vielen Gebieten der Preisbildung die In⸗ tereſſen der Geſamtheit geſchädigt werden. Die Aufgabe für die Zukunft wird ſein, den Kampf gegen dieſe nicht gerechtfertigten Ringe zu führen. Weiter gilt es, die Schaffung eines geſunden Marktes für unſere Anleihen anzubahnen. Ich homme dann zum Wahlrecht, das Herr von Oldenburg ſehr zutreffend gekennzeichnet hat. Wir können unmöglich mit einem Reichstag arbeiten, dem das Gegengewicht des Oberhauſes fehlt. Che nicht dieſe Ordnung im Reiche eingetreten iſt, können wir nie und mimmer in die Frage eintreten, ob und wie in Preußen in eine Aenderung des Wahlrechts eingetreten wer⸗ den könnte.(Stürmiſcher Beifall.) Ich verſtehe wohl, daß die Städter, die ſogenannte Intelligenz, das Beſtreben ha⸗ ben, uns nach ihrer Pfeife tanzen zu laſſen. Einen ſchwere⸗ ven Fehler könnten wir nicht begehen. Die dümmſten Kälber wählen ihre Metzger ſelber.(Stürmiſche Heiterkeit.) Im Sturm iſt der Felsblock, der unentwegt ſteht, die deutſche Landwirtſchaft. Die Schwarzſeherei darf niemals im deut⸗ ſchen Bauernſtand Platz greifen. 4 J Chefredakteur Dr. Oertel: Wenn der Fürſt Reichs⸗ kanzler Anſpruch auf den agrariſchen Leichen⸗ ſtein machen will, dann muß er aus den ahlen die ſelbſt⸗ verſtändliche Schlußfolgerung ziehen. Ein Witzblatt hat Herrn von Oldenburg und mich dargeſtellt, neben dem Leichenſtein des Reichskanzlers. Wir wollen uns aber micht über den politiſchen Leichenſtein des jetzigen Reichs⸗ kanzlers ſtreiten. Wir haben keinen Anlaß, ihm ſein po⸗ litiſches Grab zu ſchaufeln und ihm den Leichenſtein zu errichten. Viel richtiger iſt es, daß wir ausſprechen, Fürſt Bitlow brauchte noch lange nicht an ſeinen politiſchen Leichenſtein zu denken. 4 Eine Kundgebung zur Reichsfinanzreform wurde ein⸗ ſtimmig angenommen.. Auf ein Huldigungstelegramm an den Kaiſer lief fol⸗ gende Antwort ein:„Der Generalverſammlung des Bun⸗ des der Landwirte ſpreche Ich für den Huldigungsgruß und den Ausdruck treuer Ergebenheit Meinen wärmſten Dank aus. Wilhelm J. R.“ Politik und Sitteungeſetz. Mannhafte Worte findet der bekannte Züricher Pro⸗ feſſor Förſter im„Tag“, um den Zuſammenhang von ho⸗ her Politik und Sittengeſetz zu betonen; er ſchreibt: „Der Staat ift nicht ein ſo cu%s Lebeweſen, daß er nur von den groben Selbſterhaltungsbewegungen leben Könnte, in denen unſere„realiſtiſche“ Staatskunſt den Gipfel der vorſchauenden Schlauheit erblickt. Die ſtaat⸗ liche Organiſation iſt angewieſen auf einen ungeheuren Fonds von ſelbſtloſem Opferſinn, don moraliſcher Wider⸗ ſtandskraft gegenüber den Inſtinkten und Begierden und endlich von jenem empfindlichen Rechtsgefühl, das uns treibt, lieber auf alles zu verzichten, als daß wir den Mitmenſchen aus ſeinem Beſitze drängen. Nur auf ſol⸗ chem Fundamente kann die ganze ungeheuer komplizierte Lebens⸗ und Arbeitsgemeinſchaft ſtehen, die im moder⸗ men Staate organiſiert iſt! Und wenn ein Staat alle ſeine Nachbarn aus ſeinem Beſitze vertreiben könnte,— er Hätte nicht die Kraft, ſeinen Gewinn auszunutzen, denn auf der n des Gewiſſens ruht auch alle tech⸗ miſche und wirtſchaftliche Kulturarbeit— was auf Koſten dieſer Verfeinerung erobert wird, lähmt und tötet ouch die Produktivkräfte der nationalen Arbeitsleiſtung und ſetzt den un verantwortlichen Raubbau, die ſkrupelloſe Ge⸗ winnſucht und letzten Endes die faule Genußſucht auf den Thron. So endet der Unglaube an das Weltgericht in der Weltgeſchichte, ſo offenbart ſich die reale Bedeutung volle Tradition, daß man öffentliche Gebäude aus tadel⸗ der ungeſchriebenen Geſetze! Es iſt eine alte und ſinn⸗ loſem Material und im vornehmſten Stile erbaut, als Wahrzeichen aller höheren Würde und Bedeutung der ſtaatlichen Lebensgemeinſchaft. Wann wird wohl endlich in das Gewiſſen der Völker und ihrer verantwortlichen Staatsmänner die Wahrheit dringen, daß auch die öffent⸗ liche Politik eines großen Landes nicht gemeiner und kleinlicher, ſondern vornehmer und großmütiger als die Politik des Privatlebens auftreten müſſe, und daß es keine wichtigere„Repräſentationspflicht“ des Staates gibt, als daß alle ſeine Aktionen und Kundgebungen auch ein Halt und eine Weihe für alle private Größe des Charakters ſeien, ſtatt daß ſie in das individuelle Gewiſſen durch den Kultus des Augenblickserfolges irre machen. Hoffentlich iſt die Zeit nicht mehr allzufern, wo große Kulturvölker auch einen großen Stil in den Methoden ihrer nationalen Selbſtbehauptung einführen werden, ſtatt nur von jenen kleinlichen Sicherungen und Uebervorteilungen zu leben, die wohl für eine eigentliche Machtpolitik bezeichnend ſind — eine Zeit, in der große Nationen endlich den großen Mut zur Großmut finden und wahre Realpolitik ker die ſtaatsmänniſche Wahrheit des Gladſtoneſchen Wor⸗ tes zur Richtſchnur nehmen werden:„Was mo raliſch falſch iſt, das kann gar nicht richtig ſein!“ Politische Tagesübersicht. Politiſches Allerlei. Zum CLompromiß in der Finanzreform ſchreibt die„Germania“: Da das den Mitaliedern der daß die„Krankheit“ des Kultusminiſters nichts mehr als Reichsfinanzreformkommiſſion zugegangene Protoroll der Subkommiſſton als„vertraulich“ bezeichnet wird, ſo kann deſſen Inhalt leider noch nicht bekannt gegeben werden. Nach unſeren Informationen beſteht jedoch das wichtigſte Ergebnis der letzten Sitzung darin, daß es nunmehr feſt⸗ ſteht, daß die Finanzreform unter Heranziehung des Be⸗ ſitzes auch ohne Nachlaßſteuer ader direkte Reichsſteuern gemacht werden kann. Aus Kamerun. Die Rechnungsbommiſſion des Reichstags hat vor einigen Tagen bei der Prüfung der Rechnungen für Kamerun pro 1903. intereſſante Feſtſtellung gemacht. Jesko von Puttkamer hat als Gou⸗ verneur von Kamerun für den. Bau des Bezirksamtsge⸗ bäudes in Duala ſtatt der bewilligten 52 000 Mark nicht weniger als 1030 000 Mark ausgegeben. Wir nehmen an, daß der Reichstag dazu noch ein Weiteres ſagen wird. Reichsſchatzſekretär Sydow. Ein Dresdener Blatt dementiert die Meldung, mit dem Oberbürgermeiſter von Dresden ſeien Verhandlungen gepflogen worden, behufs Uebernahme des Reichsſchatzamtes. Kein Rauch ohne Feuer, ſoll denn wirklich die Stellung des Reichsſchatzſekretärs erſchüttert ſein? Soll Sydow vielleicht dem Grimme der Nationalliberalen geopfert werden, weil er die Finanz⸗ reform unter Dach und Fach zu bringen bemüht iſt— evtl. auch ohne den Kern des Blocks 7 Engliſche Einladung. Eine Einladung des Lord⸗Mayors von London an den Oberbürgermeiſter von Berlin zum Beſuch der City iſt geſtern eingetroffen. Außer dem Oberbürgermeiſter ſind auch der Bürgermeiſter Reicke und eine Abordnung des Ma iſtrats, ſowie der Stadtverordnetenverſammlung ein laben. In der Ein⸗ ladung wird die Bitte ausgeſpro den, den Zeitpunkt des Beſuches ſelbſt beſtimmen zu wollen. Ein Fortſchritt der Handwerke rbewe⸗ gung, der anſcheinend das gan Reich trifft, wird aus Bielefeld 1 8 9 5 In einer zirksverſammlung der Schneider⸗Innungen des Kammerbezirkes Bielefeld wurde vom 7. Armeekorps zu Münſter mitgeteilt, daß die ler ten Jekongmiehandwerker noch bis zum Jahre 1910 dienen. Die Bekleidungsbedürfniſſe der Truppen werden dann auf andere Weiſe gedeckt werden. Das Korpskommando hat dem Kammerbezirk vorläufig 14000 Uniformröcke, desglei⸗ ben Hoſen und Mäntel übertragen. Zur Reichstagserſatzwahl in Stade ſtellte der Bund der Landwirte den Hofbeſitzer Klävemann ein⸗ ſtimmig auf. Klävemann wird ſich im Falle ſeiner Wahl der wirtſchaftlichen Vereinigun anſchließen. Sonach hat man von einer Kandidatur Podbielskis Abſtand genommen. Abänderung der Landgemeindeordnung in der Rheinprovinz. Seitens der Staats regierung iſt dem rheiniſchen Provinziallandtag, der anfang März in Tüſſeldorf zuſammentritt, ein Geſetzentwurf zur Begut⸗ achtung zugegangen, der die Abänderung einzelner Be⸗ ſtimmungen der ndgemeindeordnung für die Rheinprovinz dorſieht. Ter Entwurf wird demnächſt den Mitgliedern des Provinziallandtages mit einem Bericht des Provinzialaus. ſchuſſes zugehen. Ergänzungsſteuer. Die im vorigen Jahre er⸗ folgte Veranlagung zur Ergänzungsſteuer für die Jahre 1908 bis 1910 hat gegenüber der Veranlagung von 1905 eine Zunahme der Ergänzungsſteuerzenſiten um rund 123 000 oder 8,9 v. H., ihres ſteuerpflichtigen Vermögens um 9,24 Milliarden Mark oder 11,2 v. H. und ihrer Er⸗ gänzungsſteuer um 4,74 Millionen Mark oder 11,8 v. H. ergeben. In keiner der voraufgegangenen Perioden war die Zunahme der Zenſiten, des Vermögens und der Steuer ſo groß wie in der letzten. Der frühere i eee von Podbielski will, wie die„B. Z. a. Mittag“ zu berichten weiß, eine elektrotechniſche Auskunftei für Landwirte grün⸗ den. Die 1 9 8 der Elektrizitätsinduſtrie ver⸗ ſuchten ſeit längem, die Landwirtſchaft für die Verwendung der Elektrizität zu Beleuchtungs⸗ und Wirtſchaftszwecken zu intereſſieren. Für die Reichstagserſatzwahl in Adenau⸗ Kochem⸗Zell ſtellte die Zentrumspartei den Weinguts⸗ beſitzer Pauly in Kochem auf. Dr. Holle und die Abtrennung der Medizinal⸗ abteilung vom Kultusminiſterium. Eine Trennung der Medizinalabteilung vom Kultus⸗ miniſterium iſt keineswegs, wie behauptet wurde, als eine Entlaſtung des erkrankten Kultusminiſters geplant ge⸗ weſen. Es verhält ſich hiermit ſo, daß es Dr. Holle ſelbſt war, der dieſe Loslöſung erſtrebte und in 125 Programm aufnahm. Seine Krankheit ermöglichte es ihm jedoch nicht, der Verwirklichung ſeines Planes näher zu treten. In ſeiner Abweſenheit an die Durchführung dieſes Projekts zu gehen, hält man aus dem Grunde nicht für notwendig, weil man in unterrichteten Kreiſen davon überzeugt iſt, ein Interregnum bedeutet. Man nimmt nämlich ſicher an, daß die Krankheit zu einem Abgang führen dürfte, der nur infolge des Fehlens eines geeigneten Nachfolgers als Erſatz für den ſcheidenden Miniſter zu einer Frage der Zeit wird. Die des öfteren wiederkehrenden Nachrichten, wonach der Miniſter baldigſt ſeinen Poſten wieder anzu⸗ treten gedenke, ſind lediglich Vertröſtungen und ſollen nur dokumentieren, daß der Kultusminiſter„augenblicklich“ noch der Schonung bedarf. Ausland. Wetterleuchten auf dem Balkan. Aus dem nahezu undurchdringlichen Wuſt von Nach⸗ richten, die in den letzten Tagen aus den Hauptſtädten Weſteuvopas und des Orients über die Lage auf dem Balkan verbreitet worden ſind, ergibt ſich noch kein ganz klares Bild der Lage. Der geradezu demonſtrative Empfang, der dem König von Bulgarien in St. Petersburg bereitet wurde, I ua eng und behandelte io,, ahezu wie das Oberhaupt einer europäiſchen Großmacht—, iſt begreif⸗ licherweiſe allgemein als eine Bekundung der Anertennung der bulgariſchen Unabhängigkeit ſeitens Rußlands aufge⸗ faßt worden und hat in den Kabinetten der übrigen Mächte tiefe Verſtimmung und lebhaften Widerſpruch hervorge⸗ rufen. England erklärte ſofort, ſich dem ruſſiſchen Schritte nicht anſchließen zu können, die Pforte bereitete einen Proteſt an die Mächte vor, und felbſt Frankreich, Rußlands Verbündeter, hielt mit dem Ausdruck feiner Verwunderung über das einſeitige Vorgehen der ruſſiſchen Regierung, das geeignet ſei, jede Verſtändigung unter den Mächten über Berlin wurde betont, daß von einer Offiziellen Anerkennung der Unabhängigkeit Bulgariens erſt die Rede ſein könne, nachdem Bulgarien ſich mit dem Hauptintereſſenten, der Türkei ſchiedlich auseinandergeſetzt haben werde. Dieſer einmütigen Abwehr gegenüber hat Rußland es allem Anſcheine nach für nützlich gehalten, einen mas kierten Rückzug anzutreten. Man ließ von Petersburg aus verbreiten, der Empfang Ferdinands ſtelle ſich ledig⸗ lich als ein Akt der Courtoiſie“ dar,„durch den der An⸗ erkennung VBul ariens nicht vorgegrifſen werden ſoll.“ Ueber die Ziele der ruſſiſchen Politik ſagt ein Pariſer Berichterſtatter der„Neuen Freien Preſſe“, man glaube in Paris zu wiſſen, daß Rußland keinerlei feindliche Hand⸗ lung gegen Serbien hinnehmen werde, ohne ſelbſt ein⸗ zuſchreiten. Ob das bereits diplomatiſch formuliert in Wien notifiziert worden iſt? In ſolchem Falle könnte Freiherr von Aehpenthal ſtatt aller Antwort vorerſt ein⸗ mal St. Petersburg mit der Frage kommen, ob Rußland auch keinerlei feindliche Handlung Serbiens gegen Oeſter⸗ reich dulden werde. Denn was zu ſchützen iſt, iſt nicht Serbien, ſondern der Friede Euvopas, und Rußland würde ſich an deſſen Störung mitſchuldig machen, wollte es Ser⸗ bien irgendwie zu kriegeriſchen Schritten ermuntern, wie ſie der ſerbiſche Kronprinz immer wieder ankündigt, dies⸗ mal in folgender für Rußland ſehr kompromittierender Form:„Der Augenblick iſt nicht mehr fern, da Europa erfahren wird, daß der ſerbiſche Thronfolger keine erfolgloſe Spazierfahrt nach St. Petersburg gemacht; Rußland verläßt Serbien nicht. Dieſe Erkenntnis iſt bei uns nicht durch leere Worte verbürgt.“ Die Hetzarbeit der ruſſiſchen Preſſe wird immer toller. Die„Nowoje Wremja““, das leitende ruſſiſche Blatt, hat hier die Führung. Sie ſucht die Sache auf eine ganz per⸗ fide Art zu„deichſeln“. Während es für die ganze übrige Welt offenkundig iſt, daß der kleine ſerbiſche Raubſtaat ſeinen großmächtigen Nachbarn in frechſter Weiſe heraus⸗ fordert, verlangt das Blatt,„Europa“ ſolle die Provokation — Serbiens durch Oeſterreich-Ungarn(9 nicht länger dul⸗ den, und es wäre in der Ordnung, wenn die ruſſiſche Regierung die Initiative ergriffe, um den Wiener„Brand⸗ ſtiſtern“(1) die Jauſt vors Geſicht zu halten. England und Frankreich,„vielleicht ſogar Deutſchland“(), würden ſich einem ſolchen Vorgehen ſofort anſchließen. Es iſt über⸗ haupt bemerkenswert, daß gerade die„Nowoje Wremja““ am rückſichtsbofeſten und hetzeriſchſten auftritt. In ande⸗ ren Blättern wird an die ruſſiſche Sentimentalität appel⸗ liert; man ſtellt den kleinen ſerbiſchen David als durch den öſterreichiſchen Goliath bedroht hin und ſucht das Mitleid für das kleine„ſlawiſche Brudervolk“ zu wecken. In Rußland verſteht man es,— trotz Verfaſſung und Duma— noch immer ſehr gut, der Pveſſe einen Zügel anzulegen, wenn man nur will. Aber am Willen fehlt es offenbar, ſonſt ließe man die Preſſe nicht jetzt ſchon monatelang in dieſer un verantwortlichen Weiſe hetzen. Auch in Bezug auf Rußland dürfte ſich noch einmal das Wort Bismarcks beweiſen, daß jedes Land zuletzt verantwortlich gemacht wird für die Fenſterſcheiben, die ſeine Preſſe einwirft. Aus Wien wird geſtern Dienstag gemeldet: Die Lage iſt unverändert ernſt, weshalb auch die Börſe außer⸗ ordentlich flau war. Die Span nu ngzwiſchen Oeſter⸗ reich und Serbien wurde durch einen aggreſſiven Ar⸗ tikel des Belgrader offiziöſen Organs und durch eine krie⸗ geriſche Rede des ſerbiſchen Thronfolgers verſchärft. Die Mächte ſind bemüht, in Belgrad beruhigend einzuwirken. Die Gefahr iſt nicht ausgeſchlofte des Oeſterreich endlich von Serbien Erklärungen ſtungen verlangen muß. a Neue Entlaſſungen ruſſiſcher Admiräle. Wie die Korreſpondenz„Heer und Politik“ aus Marine⸗ kreiſen erfährt, ſtehen in Rußland für die allernächſte Zeit wieder ſehr bedeutende Entlaſſungen von Admirälen bevor. Der neue Marineminiſter Wojewodski, der mit einem eiſernen Beſen ausfegen will, hält dieſes für einen der wichtigſten Schritte zur Reform der ruſſiſchen Marine. Er ſoll hierin vollſtändig mit dem Zaren übereinſtimmen. Die Entlaſſungen wären ſchon unter dem Marineminiſter Dikow erfolgt, wenn es ſich nicht um Männer von großem Einfluß gehandelt hätte, die zum Teil ſogar zur Suite des Zaren gehören. Es werden ſchon die Namen von 15 Admirälen genannt, an deren Spitze der Admiral Alexejew ſteht(der erſte Oberkommandierende im ruſſiſch⸗ japaniſchen Kriege), der ohne irgend einen Dienſt zu tun doch das ſchöne Gehalt»on 17000 Rubeln bezieht. Im neuen Etat ſind für alle dieſe Admiräle anfänglich die offiziellen Gehälter angeſett worden; ſie wurden aber bald auf drei Viertel des Betrages reduziert. Kirchliches. „Die vom Deutſchen Lourdes⸗Verein organiſierte Mai⸗ Pilgerfahrt nach Lourdes findet vom 10. bis 18. Mai ſtatt. Tie Fahrt geht von Köln am Montag, den 10. Mai, mit Einſteigegelegenheit über Bonn, Koblenz, Bingerbrück, Neuſtadt, Straßburg, Mühlhausen nach Lyon, Lette(Mit⸗ telmeer)), Lourdes; denſelben Weg zurück. Ankunft iſt Dienstag, den 11., und Rückfahrt Montag, den 17. Mai, Ankunft Dienstag, den 18. Mat, in Köln. Baldige An⸗ meldung iſt ſehr zu empfehlen, da die Teilnehmerzahl be⸗ 3 iſt. Tie Wagen ſind 5 der deutſchen und der ranzöſiſchen Strecke mit allen? equemlichkeiten verſehene Durchgangswagen. Aus Nah und Fern. — Weinheim, 24. Febr. Die 18 Jahre alte Eliſe Göſz von hier unternahm am Sonntag abend einen Selbſt- mordverſuch, indem ſie ſich auf das Geleiſe der Bahn Wein- heim— Furth legte. Sie wurde von dem um 10 Uhr faͤlligen Zuge im Rücken ſchwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt; verſchmähte Liebe ſoll der Beweggrund geweſen ſein. — Maunheim, 24. Febr. Der 23 Jahre alte ledige Heizer Hermann Nußbaum, beſchäftigt bei Haufmann Söhne hier, geriet am Samſtag vormittag in d' angmiſſion und wurde mehrere Male herumgeſchleudert. zedauernswerten Manne wurde das rechte Bein ausgeriſſen, owle das linke Bein zweimal gebrochen. Außerdem erhielt er ſonſtige ſchwere Kopfverletzungen. Er erlag am abend ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen — Gorxheim, 24 Febr. Am Sonntag fand dahier die Orientfragen zu vereiteln, nicht zurück. In Wien und in der Lutz'ſchen Wirtſchaft die Generalderſammlung der r 90 de ſſche Dund⸗ agland würden ſt iber⸗ tem alle obel⸗ durch t das becken. ig und Zügel fehlt ſchyn Auch Vyrt etlich Preſſe e Mage außer eſter⸗ N Ar⸗ krie⸗ irft. Uken. udlich angen le en Ortsgruppe Gorxheim⸗Unterflockenbach des Kreisobſtbauvereins Heppenheim ſtatt. Beſchloſſen wurde der gemeinſame Bezug von Inſektenfanggürteln. Bei Punkt Neuwahl des Vorſtandes wurde der ſeitherige Vorſtand wiedergewählt, mit Ausnahme des Rechners und Schriftführers, welcher eine Wiederwahl ablehnte, an ſeine Stelle trat Herr Straßenwärter Flößer, Gorrheim. Der Verein zählt zurzeit 30 Mitglieder. — Tröſel, 24. Febr. Zum vierten und letzten Mal fand dahier die Verſteigerung des alten Schulhauſes ſtatt. Steigerer wurde Herr Johannes Schmitt 4., Tuͤncher dahier, um den Preis von 4600 Mark. :: Aus dem Odenwald, 24. Febr. Sämtliche Verwaltungsbehörden unſerer Gebirgsgegend ergriffen neuer⸗ dings umfaſſende Maßregeln gegen das Ueberhandnehmen von Eichhörnchen, Raben und derartigen Vögeln. Alle Gemeinden haben auf Vertilgung dieſer Schädlinge Prämien ausgeſetzt. — Worms, 24. Febr. In vergangener Nacht er⸗ ſtickten in ihrer Wohnung zwei junge Leute im Alter von 14 und 19 Jahren infolge ausſtrömenden Kochgaſes. — Bürſtadt, 24. Febr. Unſer Bürgermeiſter Herr Ofenloch legte ſein Amt, das er bereits 25 Jahre inne hatte, nieder. * Groß-Rohrheim, 24. Febr. Hier gab ein Bären- führer mit ſeinem braunen Begleiter Schauſtellungen. Ein vorübergehender Paſſant, der einen Korb Fleiſch auf der Schulter trug, ſchien der Gutmütigkeit von Meiſter Petz all⸗ zuviel zuzutrauen und trat näher, um ihn zu ſtreicheln. Der brummige Geſelle, vielleicht erregt durch den Fleiſchgeruch, verſtand die Sache jedoch falſch, packte den Mann und warf ihn zu Boden. Der Bärenführer, mit dem Einſammeln des Geldes beſchaftigt, wurde durch das Mord⸗ und Zetergeſchrei aufmerkſam und hatte alle Muͤhe, das Tier von weiteren Gewalttätiakeiten abzuhalten. — Darmſtadt, 24. Febr. Am Montag Mittag kurz vor 12 Uhr geriet der 25jährige Müllerknecht Karl Schenk aus Steinbach in Württemberg in das Getriebe der Wieſen⸗ mühle bei Eberſtadt, wobei ihm der linke Arm faſt ganz abgeriſſen und auch der Kopf ſchwer verletzt wurde. Schenk ſtarb kurze Zeit darauf. — Laugen, 24. Febr. Vom Faſtnachtswagen getötet. Am Sonntag, während des Maskenzuges, geriet das 7jährige Söhnchen des hieſigen Einwohners Bert unter einen Wagen und wurde derart verletzt, daß es alsbald ſtarb. — Sprendlingen(Rheinheſſen), 24. Febr. Die Zahlungen eingeſtellt hat die Firma Chriſtian Strunk u. Sohn hier. Das Bankgeſchäft iſt ein Opfer der Malzfabriken Eduard Schmitz u. Gardts in Köln geworden, die in den letzten Tagen ihre Zahlungen einſtellten. Die Firma Strunk hat an die falliten Malzfabriken Forderungen in Höhe von 129,000 Mk. verloren. :: Mainz, 24. Febr. Eine furchtbare Soldaten- ſchlägerei ereignete ſich hier in einer Kaſerne, wo die Leute aus dem zweiten Dienſtjahr die Rekruten verhauen wollten. Die Rekruten wehrten ſich aber ſo nachdrücklich, daß einer ihrer Angreifer mit zwanzig Meſſerſtichen und ein anderer mit eingeſchlagenem Schädel ins Lazarett gebracht werden mußten, während noch mehrere, minder ſchwer verletzte Sol- daten Aufnahme im Revier fanden. — Schotten, 24. Febr. Wie opfer freudig gerade die geringbemittelte Bevölkerung des Vogelsberges iſt, erſieht man aus der Sammlung für die in Süditalien durch das Erdbeben Geſchädigten. Im Kreiſe Schotten wurden rund 2000 Mk. geſammelt. Recht erhebliche Summen fallen auf kleine Orte, ſo auf Meiches(60 Mark), Eſchenrod(46 Mark), Ruppertsburg(80 Mark). — Neuſtadt a. d. H., 24. Febr. Das Fuhrwerk des Fuhrwerksbeſitzers Fiſcher von hier wurde bei Mußbach von einem Zuge überfahren. Die beiden Pferde wurden getötet, der Wagen ging in Trümmer. Fiſcher war in Muß⸗ bach eingekehrt, inzwiſchen gingen ihm die ohne Aufſicht ge⸗ bliebenen Pferde durch und raſten gegen Neuſtadt zu. Kuppenheim, 24. Febr. Der 18jährige Sohn Richard des Landwirts Anton Wetzel war mit Abladen von Langholz beſchäftigt. Ein Stamm kam ins Rollen und traf den jungen Mann derart, daß er ſofort tot war. Vermischtes. „Breslau, 22. Febr. Geſtern verſtarb hier die Gräfin Kwileki, die Heldin des an dramatiſchen Momen⸗ ten reichen bekannten Kinderunterſchiebungsprozeſſes. Berlin, 22. Febr. In der heutigen Verhandlung gegen den Kapitän Berger erklärte Rechtsanwalt Löwen⸗ ſtein, daß er einen Verſuch— habe, die Gegenſätze in verſöhnlicher und ovaler Weiſe durch eine angemeſſene Erklärung des Kapitäns Berger beizulegen. Graf Bandiſſen ſtehe dieſem Gedanken ſympathiſch gegenüber. Staatsſekre⸗ tär v. Titpitz habe aber erklärt, wenn es ſich lediglich um die Perſönlichkeit Bergers handelte, würde dieſer Er⸗ ledigung nichts im Wege ſtehen. Im Intereſſe des An⸗ ſehens der deutſchen Marine ſcheine es aber geboten, daß die Angelegenheit durch einen Richterſpruch ihre Erledi⸗ gung finde. Berlin, 22. Febr. Heute vormittag wurde vor einem Hauſe der Frankfurter Chauſſee die 48jährige Arbei⸗ terfrau, auf die bereits am 16. Februar ein Meſſerattentat verübt wurde, abermals von einem Meſſerſtecher am rech⸗ ten Oberſchenkel leicht verletzt. Der Täter entkam. Frankfurt a. M., 22. Febr. In einem Hotel nahm die Kellnersgattin Bauer mit ihrem dreijährigen Töchterchen Wohnung. Sie vergiftete das Kind mit Lyſol und erhängte ſich ſelbſt. Der Gatte glaubte, die Frau wäre zu ihren Eltern gefahren. Ueber den Grund der Tat will er nichts wiſſen. * Ludwigshafen, 22. Febr. In Mundenheim wurde ein zehnjähriger Burſche auf dem Heimweg: von der Schule von einem Automobil des Kommerzien⸗ rats Schalck aus Speyer überfahren und auf der Stelle getötet. Der Knabe hatte verſucht, unmittelbar vor dem Fahrzeug auf die Straße zu ſpringen. * Konſtanz, 21. Febr. Am 26. Februar begeben ſich Major von Sperling, Hauptmann Georgi und Hauptmann von Jena vom Luftſchifferbataillon nach Friedrichshafen, um mit dem von der Militärverwaltung übernsmmenen Lultſchiffe„Zeppelin 1“ Probefahrten zu unternehmen Offiziere und Mannſchaften der Luftſchifferabtellung wer⸗ den daran teilnehmen. Mit dem„Zeppelin 1“ ſollen ins geſamt 32 Probefahrten unternommen werden, bei denen auf das Landen zu ebener Erde die größte Aufmerkſamkeit verwandt werden ſoll. Im Mai ſoll der„Zeppelin 1“ nach Metz gebracht werden. Delaware, 22. Febr. Durch den Zuſammenſtoß eines Expreßzuges mit zwei Lokomotiven wurden ſieben Perſonen, Poſtbeamte und Eiſenbahnbedienſtete, getötet. »Omaha, 22. Febr. Um die Ermordung eines Polizei⸗ beamten an Griechen zu rächen, rotteten ſich etwa 3000 Menſchen zuſammen und richteten in dem griechiſchen Vier⸗ tel der Stadt große Verwüſtungen an. Bei dem Kampfe, der ſich inſolgedeſſen mit den Bewohnern des Viertels entſpann, wurden zahlreiche Perſonen verwundet, darun⸗ ter auch verſchiedene Italiener und Rumänen, die für Griechen gehalten wurden. Lemberg, 22 Febr. Aus allen Teilen Galiziens laufen Meldungen über den unheilvollen Einfluß der ſeit Tagen anhaltenden Schneeſtürme ein. Einzelne Orte find ganz vom Verkehr abgeſchloſſen. um heftigſten wüten die Stürme an der ruſſiſchen Grenze. Zwei Perſonen⸗ und drei Güterzüge ſind ſchon im Schnee ſtecken geblieben. Bozz en, 22. Jebr. Im Primörtale wurde heute ein wellenförmiges Erdbeben verſpurt. Itzehoe, 21. Jebr. Ein originelles Vermächtnis hat der Rentner Johann Behrens in Sude hinterlaſſen; er vermachte der Stadt ein Legat von 500 Mark mit der Beſtimmung, daß das Geld bei der Suder Sparkaſſe hinterlegt und dort ſo lange ſtehen bleibt, bis es mit Zins und Zinſeszinſen auf— 16 Millionen angewachſen iſt. Das würde im Jahre 2179, alſo nach 270 Jahren, der Fall ſein. Dann ſoll die Verteilung der Summe an die Gemeinden Sude, Itzehoe und Breitenberg, ſowie an die noch lebenden Verwandten in vier gleichen Teilen erfolgen. Die Stadt Itzehoe hat das Zukunftslegat ange⸗ mommen. Gotha, 21. Jebr. Die Wahl des ſozialdemokrati⸗ ſchen Bürgermeiſters Ehrhardt⸗Ichtershaufen wurde we⸗ gen Mangels beſonderer Befähigung nicht beſtätigt. * Potsdam, 21. Febr. Ein Student verunglückte beim Rodeln. Er wurde mit ſolcher Gewalt gegen einen Baum geſchleudert, daß er bewußtlos liegen blieb. Im Krankenhaus wurde eine Gehirnerſchütterung und ſchwere innere Verletzungen feſtgeſtellt. Die ſofort vorgenommene Operation verlief gut, doch befindet ſich der Verletzte in Lebensgefahr. * Hannover, 21. Febr. Der Ehegatte als Automobil⸗ dieb. Ein hieſiger Geſchäftsmann, der mit ſeiner Frau einen Prozeß auf Cheſcheidung führt, reiſte, wie der „Hann. Kurier“ meldet, ſeiner auswärts lebenden Frau, als er ſich einmal in Geldverlegenheit befand, nach und entwendete das ihr zugehörende Automobil. Dann fuhr er mit dem Auto nach Köln und machte es dort zu Gelde. Der Schwiegervater ſetzte 1000 Mark auf die Entdeckung des Täters aus, der denn auch bald ermittelt wurde. Er wurde verhaftet, mußte jedoch wieder entlaſſen wer⸗ den, da er nachweiſen konnte, daß zurzeit, als er das Auto verkauft hatte, die Che noch nicht geſchieden war. Der Schwiegervater mußte mit gemiſchten Gefühlen 8 die Entdeckung des Diebes ausgelobten 1000 Mk. zahlen. * Chemnitz, 21. Febr. In Klein⸗Hartendorf bei Eppendorf ſtarb der 42jährige Sohn des Mühlengutsbe⸗ ſitzers Kempter. Ter Verſtorbene ſoll ſeit vielen Jahren von den Ortsbewohnern nicht mehr geſehen worden ſein. Die Leichenfrau ließ den Ortsarzt rufen, um die Todes⸗ urſache jeſtſtellen zu laſſen. Dem Arzte, der ſchon einige Jahre im Orte wohnt, war überhaupt nichts von dem Vorhandenſein dieſes Sohnes Kempters bekannt. Er er⸗ ſtattete Anzeige, weil der Befund ergab, daß der Tote zum Skelett abgemagert war und nur 42 Pfund wog. Einer Mel⸗ dung der„Chemnitzer Allgemeinen Zeitung“ zufolge hat die Staatsanwaltſchaft am Mittwoch die Leiche beſchlag⸗ nahmt. Der 72jährige Vater des Verſtorbenen wurde ver⸗ haftet. Die gerichtliche Unterſuchung wird ergeben, ob ein Verbrechen vorliegt. * Daiemeringen, 21. Febr. Eine ſcheußliche Mord⸗ tat um des ſchnöden Mammons willen wurde in der Nähe von Tiemeringen verübt. Eine Witwe, die ihre Kuh für 400 Mark in der Stadt verkauft hatte, wurde auf dem Heimwege kurz vor ihrem Dorfe überfallen, und, nachdem ihr der Hals durchſchnitten, ihrer Barſchaft beraubt. Zu⸗ fällig hatte ſich der Metzgerburſche, der der Frau bis zur Mordſtelle das Geleite gab, erſt wenige hundert Meter entfernt, ſo daß er noch den Hilferuf der Ueberfallenen vernehmen konnte. Er kehrte ſofort wieder um und ließ den Mörder von ſeinen zwei Hunden verfolgen, die ihn auch zur Strecke brachten. Der Metzgerburſche knebelte dann den Unhold und führte ihn aufs ſtädtiſche Polizeibureau, wo ſich herausſtellte, daß der Täter der Nachbar der Er⸗ mordeten war, dem ſie ihre Kinder bei ihrem Gange nach der Stadt zur Obhut überlaſſen hatte. „Aus Württemberg, 21. Febr. Ein Schwaben⸗ ſtreich. Ein Bürger von Mühlacker beging dieſer Tage einen Schwabenſtreich, der der Mitwelt nicht unbekannt bleiben darf. Der Mann war damit beſchäftigt, ein großes Wein⸗ faß zu page als der Deckel ins Innere fiel. Vergeblich war das Bemühen, ihn in ſeine frühere Lage zu bringen. Da hatte der Biedere einen guten Einfall. Er nahm ſeinen kleinen Sohn, ſteckte ihn neben dem Deckel in das Faß und hieß den Sprößling, den Deckel dann nach oben drücken, auf daß dieſer wieder in ſeine Lage komme. Und ſiehe da, es gelang. Der Vater befeſtigte den Deckel jetzt, daß er für die nächſten zehn Jahre halten konnte. Leider hatte die Sache einen Haken, denn gerade als der Gute nach getaner Arbeit ſich einen„wohlverdienten Schoppen“ ge⸗ nehmigen wollte, rief der Sprößling ihm durchs Spund⸗ loch nach:„Babbe, wo ſoll i etzet ust?“ f „Rom, 21. Febr. Der Proſyndako von Meſſina hat an den deutſchen Botſchafter in Rom folgendes Telegramm geſandt: Der Stadtrat von Meſſina ſpricht in ſeiner erſten Sitzung dem e Kaiſer ſeinen lebhaften Dank und eine aufrichtige Bewunderung aus für die den unglück⸗ lichen Ueberlebenden der ungeehuren Kataſtrophe in hoch⸗ herziger Weiſe gewährte Hilfe. Ich bitte Eure Exzellenz, dieſe Gefühle Seiner Kaiſerlichen Majeſtät zu übermitteln. * Paris, 21. Febr. In Cherbourg fand geſtern eine Frau, die ſich durch einen Sprung aus dem Fenſter eines brennenden Hauſes retten wollte, den Tod. Eine andere Frau verbrannte, drei erlitten were Verletzungen. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim der Geſamtauflage unſerer heutigen Nummer liegt ein Proſpekt der Weidhaasſchen Kurmethode bei, auf welchen wir noch beſonders aufmerkſam machen. Selbige baſtert im Grunde nur auf einem Faktor, der leider im Leben zu wenig zu Worte kommt, der Vernunft. Alle, die es angeht, ſollten nicht verſäumen, ſich mit dem Kuriuſtitut Spiro⸗ ſpero(Paul Weidhaas) in Niederlößnitz bei Dresden in Verbindung zu ſetzen. Bekanntmachung. Dieuſtag, den 2. März l. Is., vormittags 10 Uhr wird auf dem Rathauſe dahier 1. verſchiedene Allmendgrundſtuͤcke auf die Dauer der Ge- nußzeit in Pacht, 2. eine Partie Petroleumfäſſer, 3. drei untauglich gewordene Zlegenböcke und 4. zwei Kompoſthaufen am neuen Friedhofe verſteigert. Viernheim, den 24. Februar 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim: Kühlwein. Erdarbeiten. Die zur Reparatur der Weſchnitzdämme erforderlichen Erdarbeiten eingeteilt in 4 Loſe ſollen am Montag, den 1. Mürz, vorm. 11 Uhr auf hieſiegem Rathauſe öffentlich an die Wenigſtfordernden verſteigert werden. Koſtenanſchlag und Ausführungs⸗Bedingungen liegen auf dem Stadtbauamte jeweils Vormittags von 8—11 Uhr zur Einſicht offen. Weinheim 1. B., den 24. Februar 1909. Stadtbauamt: Ponſar. Stemm- u. Ringbund Germania. Stählt Körper u. Geist 90 bDeutschland zum Preis Samstag abend Beginn der Uebungen zum Pyramidenbau tür den Amatteur Wettstreit in Waldhof; Anträge hierzu können nur noch an diesem Abend Berück- sichtigung finden. Ich ersuche die verehrlichen Sportskollegen, höflichst wie dringend, pünktlich und vollzählig zu erscheinen. Mit kameradschaftlichem Grusse„Kraft Heil!“ Der Obmann für den Pyramidenbau: Hans Ehrhardt. Benützet die Gelegenheit!! Wegen vorgerückter Saiſon werden ſämtliche Winterwaren als: Hauben, Mützen, Unterröcke, Unterhosen gestrickte Westen, Echarpes, Kinder- Auzüge, Hemden, Schürzen, Blusen usw. 20 jedem Preise abgeſetzt, um für das Warenlager zur erſten hl. 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