„ er. 0 1 nittags Hütten. viegend dealceſe Auuntum gert. 11 * 1 8222 * 8 Viernheimer Zeitung. Nenſtags, Dounerſtags u. Samſtag⸗ mit den Beilagen: „Sonntagoblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 90 Pf. monatlich einſchließl. Tragertohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Nuf 20. Amtsblatt Telephon⸗Nuf 20. zeiger Viernheimer Nachrichten. P der Großherzoglichen Hürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Biernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeigen preiz: 12 Pfg. die 1-ſpaltige Mett; Salla. Lokal⸗Anzeigen 10 g. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Jeke. Bei mehrmaliger Aufgabe Mabatt — Holland in Not. p Der Block⸗Gedanke ſcheint manche Leute voll⸗ ſtändig hypnotiſiert zu haben. Iſt der„nationale“ Block von 1907 in Gefahr, ſo tauchen allerlei neue Block⸗ Zuſammenſtellungen auf, als ob es ohne„Block“ nun einmal nicht ginge? 8 Warum denn nicht? Den ſchönen Namen„Block haben die Liberalen aus Frankreich importiert, weil er ihnen anſcheinend dort vor Jahr und Tag ungemein im⸗ pvoniert hat. Wo aber ſind die„Blocks“ im Deutſchen Reichstag geweſen, vollends die„nationalen“? Bismarck hat mit den Nationalliberalen den Kultur⸗ kampf gemacht und hat ſie dann an die Wand gedrückt, „daß ſie quietſchten“. Er hat mit dem Centrum und den Konſervativen die Zollpolitik gemacht und hat ſich 1887 das gefügige Kartell geſchaffen, um dann noch vor ſeinem Abſchiede wieder mit Windhorſt zu unter⸗ handeln. Bismarck nahm eben ſeine Mehrheiten, wo er ſie fand, wenn er ſie brauchte. Und weder Caprivi noch Hohenlohe haben es anders gemacht. Der„nationale Block“ als Ausdruck der Paarung der konſervativ⸗libera⸗ len Elemente iſt nur von ſeinen verblendeten Anhängern als die Panacee für alle Schäden der Reichspolitik ge⸗ halten worden. In jeder ernſthaften Frage hat der „Block“ bis jetzt glänzend Fiasko gemacht. Wozu alſo ein Block? So können eben nur die Fragen, welche von ihrer eigenen Unentbehrlichkeit ſo ſehr überzeugt ſind, daß ſie ſich nicht zu dem Entſchluß aufraffen können:„Fort, werft das Scheuſal in die Wolfsſchlucht!“ Manche Blätter ſprechen von dem„neuen Schnaps⸗ block“, weil das Centrum für Beibehaltung der ſogen. „Liebesgabe“ bis 1912 geſtimmt hat. Andere ſehen ſchon die ſchwärzeſte Reaktion an den Toren. Die„Freiſ. Ztg.“ des Herrn Müller⸗Meiningen konſtatiert voll Schmerz, daß Centrum wieder Trumpf iſt. Der „Reichsbote“ leiſtet ſich gar den Scherz, das Centrum für unſer Finanzelend verantwortlich zu machen. Das iſt nun die Höhe! In Centrumsſachen hört eben beim „Reichsboten“ die Vernunft auf, ein Wort mitzuſprechen. Er ſpricht dem Centrum die ehrliche Abſicht ab, ohne alle Nebengedanken dem Vaterlande zu dienen. Als ob das Centrum überhaupt einen Finger gerührt hätte, um bei dem„Geſchäft“ auch nur den kleinſten Vorteil herauszuſchlagen. Nein— wir können warten, mit und ohne Block. Der„Block“ aber kann nicht warten, denn bei ihm eben ſpielen jene„Nebengedanken“, die der Reichsbote leichtfertig dem Centrum unterſchiebt. Fragt ſich noch, wie ſich nun der Reichskanzler zur neueſten„Blockkriſis“ ſtellt. Die„Frankf. Ztg.“, die oft etwas aus der Wilhelmſtraße erfährt, meint über die Ausſichten des Fürſten Bülow: „Was an Mißverſtändniſſen und Verſtim⸗ mungen zwiſchen dem Kaiſer und dem Kanzler vor⸗ 2 D — n r handen war, iſt ſeit zwei Wochen beſeitigt. Es iſt töricht, wenn jetzt wieder einzelne Namen als Nach⸗ folger Bülows genannt werden. Der Kaiſer denkt gar nicht daran, ihn gehen zu laſſen.“ Herr Stein von der„Frankf. Ztg.“ iſt über die Ver⸗ hältniſſe Bülows am beſten informiert. Ueber den „Block“ hat er leider nichts geweisſagt: vielleicht weiß er, warum? Im Hauſe des Gehängten redet man nicht vom Strick. 3 2 474 Kronprinz Georg„abgeſägt“. b Der Krug geht ſo lange zum Waſſer, bis er bricht. War ſchon früher die Rolle, die„Georg, der Grüne“, in Serbien ſpielte, ſchwer verſtändlich und höchſtens mit dem ſchlechten Gewiſſen König Peters wegen des Königs⸗ mordes zu erklären, ſo ſetzte der rabiate Jüngling durch ſeine kühnen Kriegstreibereien Europa in Staunen, ja, ſtellte es geradezu auf den Kopf. Nun hat ſich endlich eine Gelegenheit gefunden, dem hochgeborenen Rowdy das Handwerk zu legen. Er hat, wie man weiß, ſeinem Kammerdiener durch einige liebe⸗ volle Fußtritte vom Leben zum Tode verholfen. Das war ſelbſt den Belgradern zu viel, wo man ſtarke Stücke gewohnt iſt. Schon erſchollen entrüſtete Rufe nach dem Ankläger und die energiſche Forderung wurde laut, daß Kronprinz Georg in der Verſenkung verſchwinden müſſe. Dieſer junge Mann hat eine ſeltene Geiſtesgegenwart oder ausgezeichnete diplomatiſche Berater— das Letztere iſt nicht unwahrſcheinlich, wenn die politiſchen Draht- zieher in Belgrad direkt aus Rußland verſchrieben ſind. Kronprinz Georg hat das„Prävenire“ geſpielt und hat abgedankt, bevor er gewaltſam„hinausgetan“ wurde. Unterm 25. März richtete er an den Miniſter⸗ präſidenten Novakowitſch folgendes Schreiben, das ſeiner herzerfriſchenden Naivetät wegen wörtlich mitgeteilt ſei: „Durch und durch erregt wegen der ungerecht⸗ fertigten und ungerechten Inſinuationen, welche ein unglücklicher Zufall in gewiſſen Kreiſen unſerer öffentlichen Meinung hervorrief, beehre ich mich, Ihnen in Verteidigung meiner bisher durch nichts befleckten Ehre(1) aus vollkommen reiner, ruhiger Seele folgende Erklärung abzu⸗ geben: Aufs tiefſte durchdrungen von den unbeug⸗ ſamen Pflichten, welche mir mein Gewiſſen in dieſem Augenblicke im Intereſſe des Vaterlandes auferlegt, verzichte ich auf alle Rechte und Prärogative, welche mir nach der Verfaſſung zukommen. Diefer mein Ent⸗ ſchluß iſt unwiderruflich. Deshalb bitte ich Sie, Herr Präſident, Ihres Amtes zu walten und zu veranlaſſen, daß er die höchſte Sanktion bekomme. Indem ich für immer allen Thronrechten, welche mir nach der Landesverfaſſung zukommen, entſage, werde ich dennoch ſtets bereit ſein, als Serbe und Soldat mein Leben dem König und dem Vaterland zur Verfügung Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 32 Nachdruck verboten.) Zur verabredeten Stunde erſchien Margarete von Arſtein bei Dr. Romberg. Sie wurde ſofort vorgelaſſen. Er holte 2 einen Stuhl für ſie herbei und nahm ihr gegenüber atz. Wenn Margarete irgend ein Ziel hatte, ging ſie ſtets ohne Umwege auf dasſelbe zu. So auch jetzt, da ſie obendrein wußte, daß die Zeit ihres ärztlichen Freundes ſtets knapp bemeſſen war. „Ich habe ſchon ſeit ein paar Jahren nicht mehr mit Ihnen über meines Gatten Zuſtand geſprochen, Herr Doktor“, begann ſie.„Erinnern Sie ſich noch, was ich Ihnen das letzte Mal ſagte?“ „Ganz genau, meine gnädige Frau. Um aber ganz ſicher zu gehen, werde ich mein Tagebuch nachſehen. Wiſſen Sie, in welchem Jahre Sie mich darüber befragten?“ Margarete nannte nicht nur das Jahr, ſondern auch den Monat. Dr. Romberg ſuchte in ſeinen Aufzeichnungen, legte den Finger auf eine aufgeſchlagene Stelle in ſeinem Buche, in welches er alle Einzelheiten des Falles Arſtein eingetragen hatte, las dieſelben flüchtig durch und wandte ſich dann der jungen Frau zu. „Ich wußte alles noch genau aus dem Kopfe, nicht die geringſte Einzelheit hatte ich vergeſſen“, ſagte er lächelnd. „Hatte ich nicht recht mit meiner Diagnoſe, gnädige Frau? Das Leiden Ihres Herrn Gemahls entſpringt lediglich ſeinen überreizten Nerven, nicht wahr?“ „Ich wünſchte, ich könnte dieſe Frage mit„Ja“ beant⸗ worten“, ſeufzte Margarete. Dr. Rombergs Stirn kräuſelte ſich leicht. „Sind neue Symptome hinzugetreten?“ fragte er. „Er befindet ſich gar nicht wohl. Ich muß Ihnen ganz genau beſchreiben, was ihm fehlt.“ ein Zeichen des 23. Jahrgang. ——— zu ſtellen. Genehmigen Sie, Herr Präſident, die Ver⸗ ſicherung meiner unwandelbaren Achtung. Georg.“ In der Tat: dies Kind— kein Engel iſt ſo rein l. Aber vielleicht hat der kleine Georg dennoch recht: viel⸗ leicht iſt er doch nicht wegen eines ganz gemeinen Men⸗ ſchenlebens zurückgetreten; wenigſtens war er doch früher nicht ſo. Vor die Wahl geſtellt, entweder wegen Hoch⸗ verrats oder wegen tödlicher Mißhandlung eines Lakaien verfolgt zu werden, hat er leichten Herzens das Letztere gewählt und noch im Abgehen bewieſen.— daß er ſchlaue Berater hat. Nach anderen Nachrichten nämlich ſoll die Verzichtleiſtung des Kronprinzen nicht mit der Mißhandlung des Dieners zuſammenhängen, ſondern die Folge der Entdeckung einer militäriſchen Verſchwörung gegen den König ſein, an deren Spitze der Kronprinz ſtand. Telegraphiſche Meldungen ſagen, der Kronprinz habe ganz aus eigener Initiative an Nova⸗ kowitſch geſchrieben, er könne einen ſo häßlichen Verdacht nicht auf ſich ruhen laſſen, lieber verzichte er und reiſe ins Ausland. Wieder eine andere Meldung behauptet, man habe den Kronprinzen beſeitigen wollen, um dem Krieg auszuweichen. Novakowitſch habe die Sache mit dem Brief erfunden. In Belgrad herrſche ungeheure Aufregung. Die Kriegspartei ſei konſterniert, ſie gebe alles auf. Es ſoll in Belgrad gerade ſo ausſehen, wie zur Zeit des Mordes Alexanders. Der Kronprinz legte die Uniform ab und reiſte mit zwei Dienern in Zivil nach Rußland oder nach der Schweiz. 1 Demnach wäre alſo der Held von Belgrad bei Nacht und Nebel einfach ausgeriſſen. Als Thronfolger kommt jetzt Prinz Alexander, der zweite Sohn König Peters in Betracht. Sein „Ruhm“ iſt noch nicht weit gedrungen; was in ihm ſteckt, weiß man noch nicht. Die Kriegspartei ſucht mit allen Mitteln ſeine Nachfolge zu hintertreiben. Man darf alſo bald wieder auf einige halbaſiatiſche Ueber⸗ raſchungen aus Belgrad gefaßt ſein. * 92— 1 8 Politiſche Tagesüberſicht. — Eine Begegnung des deutſchen Kaiſers mit dem König von Italien ſoll nach römiſchen Blättern in Venedig ſtattfinden, wo der Kaiſer auf der Reiſe nach Korfu kurzen Aufenthalt zu nehmen beabſichtigt. N Kaiſer Wilhelm ſoll angeblich in jüngſter Zeitz ein Handſchreiben an den Zaren, ein anderes an den Erzherzog Franz Ferdinand gerichtet haben. Der Zweck des erſteren ſei geweſen, Rußland zur Anerkennung der Annexion Bosniens und der Herzegowina zu beſtimmen. Das Handſchreiben an den öſterreichiſchen Thronfolger hätte als Einleitung für die kräftigen Solidaritäts⸗ beweiſe gedient, welche Deutſchland dem allierten Oeſter⸗ reich weit üher den Wortlaut des Bündnisvextrages hinaus zu liefern entſchloſſen geweſen ſei. Der Pariſer „Temps“ bezeichnet den Schritt des Kaiſers auch als Vertrauens für Aehrenthal, deſſen Politik Dr 88 Der Arzt beugte ſich unwillkürlich ein wenig vor und horchte aufmerkſam zu, während Margarete ſprach. „Seit meiner Verheiratung habe ich in dem Weſen meines Mannes leider eine zwar allmähliche, aber deutliche Ver⸗ ſchlechterung wahrgenommen. Noch bis vor kurzer Zeit erfreute er ſich einer ausgezeichneten phyſiſchen Geſundheit, Appetit und Schlaf ließen nichts zu wünſchen übrig, und er fand Gefallen an körperlichen Übungen. Kurz und gut, ſeine phyſiſche Geſundheit war eine zufriedenſtellende. Aber die geiſtige, Herr Doktor— die macht mir furchtbar viel Sorge.“ „Sehen Sie da auch nicht etwa zu ſchwarz, gnädige Frau?“ „Nein, nein! wollte Gott, daß dem ſo wäre! Bedenken Sie, ich kenne Robert von Kindheit an. Als Knabe war er ungemein ehrgeizig und hatte goldene, hochfliegende Pläne für die Zukunft. Er hat ſein Examen glänzend beſtanden; ſeine geiſtigen Fähigkeiten berechtigten ihn zu den glänzendſten Stellungen in der Welt. Als wir uns verlobten, war ein Hauptzug ſeines Charakters jener ebenerwähnte Ehrgeiz— er hatte etwas Gewaltiges, Himmelſtürmendes an ſich. Das nächſte, was er tun wollte, war, ſich in den Landtag wählen zu laſſen. Und als die Wahl ihm ſicher war, als er nur „Ja“ zu ſagen brauchte, da lehnte er unbegreiflicherweiſe ab. Nach und nach verblichen alle dieſe Hoffnungen und ſchönen Gedanken, bis ſie ganz aus ſeinem Hirn ſchwanden. Jedes Jahr raubte ihm mehr von ſeiner geiſtigen Kraft, von ſeiner Energie, von ſeinem Lebensſaft, und jetzt vermögen nicht einmal mehr Bücher ſein Intereſſe zu erwecken. Er ſitzt ſtundenlang ſtill da und legt die Hände in den Schoß, er ſchläft nicht, ſondern blickt wie geiſtesabweſend vor ſich ins Leere. Unſer kleiner Sohn iſt faſt das einzige Weſen, das noch eine gewiſſe Macht über ihn hat, das ihn dann und wann aus ſeiner dumpfen Letargie aufſcheucht. Er liebt das Kind abgöttiſch— aber ſelbſt dieſe Liebe leidet bereits unter dem unheimlichen Druck, der auf ſeinem Gemüte laſtet. Er ſpielt nicht mehr mit dem Kinde, das ungewöhnlich klug und aufgeweckt für ſein Alter iſt, ſondern begnügt ſich damit, Arthur auf die Kniee zu nehmen, ſeinen Hals von den kleinen Armchen umſchlingen zu laſſen und ſtundenlang ſo zu ſitzen. Er hat den Kleinen ſchon völlig an das Stillſitzen gewöhnt. Das Kind liebt ſeinen Vater innig und folgt ſeinem leiſeſten Wink. Mein Mann iſt von Jahr zu Jahr einſilbiger geworden, er ſpricht immer weniges und— und ich fürchte, er denkt auch jetzt nicht mehr viel! Er iſt völlig teilnahmlos gegen alles, und, obgleich ich ihn noch immer ſo innig liebe wie früher— kommt er mir doch manchmal mehr wie ein Automat denn ein Menſch vor.“ Heiße Tränen verſchleierten Margaretes Augen; ſie trocknete dieſelben mit heftiger Bewegung ab. „Ich würde Sie mit all' dieſen Aufzählungen nicht be⸗ läſtigen, Herr Doktor“, fuhr ſie tapfer fort,„wenn mich nicht etwas Beſonderes dazu triebe. Die geiſtige Depreſſion hat ſich nämlich jetzt auch auf ſeine Geſundheit erſtreckt, und darum komme ich zu Ihnen.“ „Ganz recht, ſprechen Sie ſich nur ruhig aus, gnädige Frau. Nehmen Sie ſich Zeit, ich höre aufmerkſam zu.“ „Die Geſundheit meines Mannes hat in letzter Zeit be⸗ denklich gelitten“, fuhr die Baronin fort.„Sie wiſſen, daß er der jetzige Beſitzer von Großhofen iſt. Er hat eine tiefe Ab⸗ neigung gegen dieſe ſeine Heimat gefaßt— meiner Anſicht nach eine ganz unbegründete Abneigung. Er weigert ſich beharrlich, unſeren Wohnſitz dort aufzuſchlagen. Ich hänge an Großhofen und ſeinen Bewohnern, unſer Söhnchen gedeiht nirgends ſo prächtig als dort auf dem Lande. Wenn wir ein paar Monate dort lebten, ſchien es mir, als blühe er ordentlich an Leib und Seele auf. Wenn ich es irgend einrichten kann, gehe ich manchmal auf ein paar Wochen hin und nehme Artur mit. Im letzten Herbſt überredete ich meinen Gatten, daß er wenigſtens auf eine Woche mit nach Großhofen ging, ich habe es bitter bereut.“ „Ah— und weshalb?“ fragte Dr. Romberg. Fortſetzung folgt.) 1 5 1 * ſtets mit den Anſchauungen des Thronfolgers im Ein⸗ Hang geweſen ſei. (2) Ein einträglicher Poſten. Die unter großer Heiterkeit von dem Abgeordneten Dr. Fulda im heſſiſchen Landtage erfolgte Mitteilung, daß der derzeitige Präſi⸗ dent der Oberrechnungskammer nur täglich etwa 2½ Stunden auf dem Bureau anweſend ſei und hierfür 41000 Mark aus der Staatskaſſe erhalte, iſt nach ge⸗ mauer Information inſofern richtig zu ſtellen, als der betreffende Herr für ſeine mühevolle Tätigkeit nicht 11000, ſondern nur 10 200 Mark erhält.— Auch noch dauskömmlich! 2: Im Beleidigungsprozeß Moltke⸗Harden wird im Lauf edes kommenden Monats April ein neuer Termin Zur Hauptverhandlung anberaumt werden. Dieſe Maß⸗ mahme erfolgt im weſentlichen deshalb, weil Anfang Mai die Verjährungsfriſt abläuft, und ſich das Gericht durch eine die Verjährung unterbrechende Handlung ſchützen muß. Ob es in dieſem Termin zur Verhandlung kommen wird, iſt zweifelhaft, zumal Fürſt Eulenburg auch nach dem Gutachten der Wiſſenſchaftlichen Deputation nicht imſtande iſt, vor Gericht zu erſcheinen, bzw. einer längeren Verhandlung zu folgen. N (2) Der Bundesrat nahm in ſeiner letzten, unter dem Vorſitz des Staatsminiſter von Bethmann⸗Hollweg ab⸗ gehaltenen Plenarſitzung außer dem Entwurf eines Wein⸗ geſetzes in der vom Reichstage beſchloſſenen Faſſung die Entwürfe eines Geſetzes, betreffend Aenderungen des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes, einer Strafprozeßordnung und eines Einführungsgeſetzes zu beiden Geſetzen an. Von dem Weißbuch über die Ergebniſſe der in London vom 4. Dezember 1908 bis 26. Februar d. J. abgehaltenen Seekriegsrechtskonferenz nahm die Verſammlung Kenntnis. 11 Die angeblichen Briefe Kaiſer Wilhelms, von welchen der Pariſer„Temps“ wiſſen wollte, ſind freie Erfindungen dieſes Blattes. Der Kaiſer hat weder an den Kaiſer von Rußland noch an den Erzherzog Franz Fer⸗ dinand in dem erwähnten Sinne geſchrieben; ſo wird halbamtlich erklärt. In der„Kölniſchen Zeitung“ wird gleichfalls von unterrichteter Seite die Tempsmeldung von den beiden Briefen als falſch bezeichnet. In einer voffiziöſen Beſprechung dieſer Angelegenheit wird ferner erklärt, es ſei ebenſo falſch, wenn der„Temps“ die Meinung verbreiten wolle, als ob die deutſche Regierung mur widerwillig und vom Kaiſer gewiſſermaßen gezwun⸗ gen die Politik der feſten Unterſtützung Oeſterreichs be⸗ folgt habe. Sofort beim Entſtehen der Wirren herrſchte über die zu befolgende entſchieden öſterreich-freundliche Politik keinerlei Meinungsverſchiedenheit zwiſchen dem Kaiſer und ſeinen verantwortlichen Räten. Alle waren übereinſtimmend der Anſicht, es ſei Deutſchlands Pflicht, und Deutſchlands Intereſſe, mit vollſtem Nachdruck auf Oeſterreich⸗Ungarns Seite zu treten. 7.7? Engliſche Flaumacher am Diamantenmarkt. Wenn auch unſere ſüdweſtafrikaniſchen Diamantenfelder nicht erſtklaſſig ſind, ſo haben ſie doch die Beſorgnis der britiſchen Konkurrenten erregt, die ſich veranlaßt fahen, durch einen Sachverſtändigen an Ort und Stelle Unter⸗ ſuchungen über die Bedeutung der Funde anſtellen zu laſſen. Der Geologe Merensky, der im Auftrag mehrerer Johannesburger Firmen die ſüdweſtafrikaniſchen Felder beſuchte, ſtellte eine ganz neue Theorie auf, derzufolge die Diamanten nur in ſo geringer Menge im Sandſtein eingebettet vorkommen, daß ſie überall, wo jener Sand⸗ ſtein nicht im Laufe der Jahrhunderte verwittert, zer⸗ brochen, abgeſchliffen und von dem Winde fortgepeitſcht werden, wobei die ſchwereren Diamanten zurückbleiben, die als vollkommen wertlos zu betrachten ſeien. Merensky ſchätzt die Geſamtmenge der in Südweſtafrika vorhan⸗ denen Diamanten auf anderthalb Millionen Karat und prophezeit, daß die Felder innerhalb ſchs bis ſieben Jahren erſchöpft ſein werden. Eine weſentliche Beein⸗ fluſſung der Weltproduktion ſei davon nicht zu befürch⸗ ten, weil die Gewinnung deutſcher Diamanten nur eine Zunahme jener Produktion um fünf bis ſechs Prozent jährlich bedeuten würde.— Wenn die deutſchen Dia⸗ manten ſo wenig wert ſind, iſt nicht abzuſehen, weshalb man ſich ſo viele Mühe gibt, ſie ſchlecht zu machen. Viel wahrſcheinlicher dünkt uns, daß der Konkurrenzneid der Vater dieſer„Verkehrstheorie“ iſt. Nun müßte die For⸗ ſchung deutſcherſeits erſt recht ernſthaft betrieben werden. In der Arbeitskammerkommiſſion des Reichstages wurde am Samstag nochmals über die Wählbarkeit der Arbeitgeberſekretäre ver⸗ andelt. Sie war in der erſten Leſung angenommen. onſervative, Freikonſervative und Nationalliberale ſind dagegen. Die Anträge des Centrums und der Frei⸗ 1 die Wählbarkeit der Arbeitgeberſekretäre von er Vorausſetzung der dreijährigen praktiſchen Berufs⸗ tätigkeit zu befreien bezw. für die Wählbarkeit der Sekretäre einen mindeſtens einjährigen Wohnſitz im Bezirk der Kam⸗ mer zur Vorausſetzung zu machen, wurden angenommen, der konſervative Antrag abgelehnt. 7 Die Budgetkommiſſion des Reichstages er⸗ ledigte am Samstag den Etat der Reichseiſenbahnen, ſowie die Etats der Zölle und der Verbrauchsſteuern.— Man will die kleinen Etats im Plenum durch Enbloc⸗ Annahme erledigen, um die Fertigſtellung des Geſamt⸗ etats bis zum 31. März zu ermöglichen. Montag Weiter⸗ beratung 4 1 Uebertritt der Herzogin Wera von Württemberg. Der Staatsanzeiger meldet: Frau Herzogin Wera von Württemberg hat in der Schloßkirche den Uebertritt zum evangeliſchen Glaubensbekenntniſſe vollzogen. Herzogin Wera gehörte früher dem ruſſiſch-orthodoxen Glauben an. (7) Pfarrer Tremels Widerruf. Die Freude der Liberalen über den Paradepfarrer Tremel hat nicht lange gedauert, was aber nicht hindert, daß die liberale Preſſe jedesmal bei der Wiederkehr eines ſolchen traurigen Falles den Zuſammenbruch der katholiſchen Hierarchie in nächſte Nähe gerückt ſieht. Herr Pfarrer Tremel hat ſich unter dem Eindrucke der Nachricht, daß der in Gries bei Bozen weilende ſchwerkranke Erzbiſchof einen Schlaganafall erlitten, zur kirchlichen Unterwerfung ent⸗ ſchloſſen. In dem reumütigen Schreiben Tremels an den Erzbiſchof heißt es u. a.:„Die ſteigende Erregung der Gemüter im Lande, welche durch die überall einſetzende Polemik hervorgerufen wurde, hat mich erkennen laſſen, daß, was ich weder geahnt noch gewünſcht habe, in weiten Kreiſen mein Verhalten als nicht mehr im Rahmen jener Obedienz der Geſinnung ſich bewegend erſcheinen mußte, zu der ich mich von Euerer Exzellenz hiermit be— kennen zu dürfen bitte. Im Gedächtnis der feierlichen Stunde, in der ich Euerer Exzellenz hochwürdigſtem Herrn Vorgänger Gehorſam und Ehrerbietung gelobt habe, ſpreche ich daher mein aufrichtigſtes Bedauern darüber aus, daß ich Euer Erzellenz durch mein Verhalten eine Krankung zugefugt have. Ich bitte Euer Exzeulenz, dieſe Erklärung als Unterpfand der Gefühle brie ſter⸗ licher Ergebenheit betrachten zu wollen, die mich für meinen hochwürdigſten Oberhirten beſeelen, und hoffe aus vollem Herzen, daß der Beweis des Gehorſams, den ich mit dieſer Erklärung öffentlich bekunden möchte, Euer Exzellenz einen Troſt in den Tagen ſchwerer Krankheit gewähren möge.“— Sich ſelbſt bezwingen iſt der ſchwerſte Siea! Heer und Marine. f Das Reichsluftſchiff wird künftighin die Be⸗ zeichnung„S. M. Zeppelin 1“ führen. 5 a 5 Das 25 jährige 8 des Berliner Luftſchifferbataillons begann am Samstag mit einer Parade. Europäiſches Ausland. Oeſterreich⸗ Ungarn. b In Wien wagt man noch nicht auf friedliche Bei⸗ legung des Konfliktes mit Serbien zu rechnen. Die Nachrichten über den Verzicht des ſerbiſchen Kronprinzen werden mit größter Vorſicht aufgenommen. Der Ver⸗ zicht wird als nicht ernſtgemeint angeſehen, und der Haltung der Mächte in der Annexionsfrage ſteht man miß⸗ trauiſch gegenüber. In rufſiſchen Kreiſen wird verbreitet, der verſtorbene Kammerdiener Kolakowitſch ſei ein öſterreichiſcher Detektiv geweſen(1) und ſei bereitsſ eit mehreren Wochen dem Kronprinzen verdächtig erſchienen. Dieſes Märchen ſoll natürlich nur als Ent⸗ ſchuldigung dienen. Man rechnet in Petersburg bereits vielfach mit dem Sturz der Dynaſtie Karageorgewitſch und nennt den montenegriniſchen Fürſten Mirko als künftigen König von Serbien.„Retſch“ meldet, daß der Kronprinz beabſichtige, nach rechtskräftiger Erledigung ſeiner Ab⸗ dankung in ruſſiſche Dienſte zu treten. Eine in London eingetroffene Reutermeldung aus Belgrad läßt es als möglich erſcheinen, daß Kronprinz Georg, gedrängt von der Arntee, ſeinen Verzicht auf die Thronfolge zurück- ziehen wird, während es in einem andoren Bericht heißt, der Verzicht ſei unwiderruflich, und Georg werde entweder Bandenführer in Mazedonien werden oder— in e in Kloſter gehen.— Aus dieſen Meldungen ſieht man zur Genuge, daß man nirgends weiß, wie die Lage eigent⸗ lich iſt. 4 5 Fraukreich. R Die Gärung unter den Pariſer Poſtbeamten will noch keineswegs verſchwinden. Freitag abend hielten die Poſtbeamten aller Kategorien eine ſehr zahlreich be⸗ ſuchte Verſammlung ab. Der Tenor aller Reden iſt der: wenn die Regierung beabſichtigt, irgend ein Mitglied des Streikkomitees oder ſonſtige Poſtbedienſtete zu ent⸗ laſſen, ſo ſind die Poſtangeſtellten entſchloſſen, neuer⸗ dings in den Ausſtand zutreten. Einer der Red⸗ ner erklärte, diesmal würden ſich auf ein bloßes Work ſowohl in Paris, wie in der Provinz ſämtliche Beamten bei der Poſt dem Streik anſchließen. Samstag nach- mittag empfing der Verkehrsminiſter Barthou die Führer der Poſtbeamten. Dieſe hatten ein neungliedriges Ko⸗ mitee ernannt, das alle ſtrittigen Fragen mit dem Mini⸗ ſter Barthou beſprach. Das offiziöſe„Echo de Paris“ will wiſſen, daß die Regierung keinerlei ernſte Straf⸗ maßnahmen gegen die Unterzeichner der Anſchlagzettel ETareifen würde. Deutſcher Reichstag. U Berlin, 26. März. Der Reichstag erledigte heute zunächſt die zweite Leſung mehrerer, nochmals an die Kommiſſion überwieſe⸗ ner Kapitel aus dem Etat des Reichsamts des In⸗ nern, des Militär⸗ und Poſtetats. Bei der Be⸗ ratung der Etats des Reichsinvalidenfonds und des allgemeinen Penſionsfonds bemängelte Abg. Erzberger(Ctr.) das ſtarke Anwachſen des Penſionsfonds. en penſionierten Offizieren, die in Privatdienſt tätig ſeien, müſſe das neue Einkommen auf die Penfion ange⸗ rechnet werden. Abg. Gothein(frſ. Vgg.) behandelte das⸗ ſelbe Thema. Vom Bundesratstiſche aus wurde erklärt, die Offiziere würden in der Penſionsfrage keineswegs beſſer behandelt als die Mannſchaften. Abg. Görcke(ntl.) beklagte ſich über die jetzt übliche Art der Bekanntmachun⸗ gen der Verwaltung des Reichs⸗Invalidenfonds. Alsdann wurden die genannten Etats genehmigt, worauf die Be⸗ ratung der Grundſätze für die An ſtellung von Mi⸗ litäranwärtern folgte. Abg. Nacken(Etr.) empfahl mehrere dazu vorliegende Reſolutionen zur Annahme und erklärte, in die Bewegungsfreiheit der Kommunen dürfe nicht eingeſchritten werden. Daraufhin wurden die Grund⸗ ſätze genehmigt und die Reſolutionen angenommen. Es folgte die zweite Leſung des Geſetzes über den Verke her mit Kraftfahrzeugen. Abg. Prinz Schöneich zu Carolath(ntl.) wünſchte eine ſtaatliche Chauffeurſchule. Nach Ablehnung eines ſozialdemokratiſchen Antrages, der eine beſtimmte Arbeitszeit für die Chauffeure fordert, wurden die Verkehrsvorſchriften angenommen. Bei der Beratung über die Haftpflicht begründete Abg. Stolle (Soz.) einen Antrag auf Streichung des Paragraphen 2, der Ausnahmen von der Haftpflicht feſtſetzt. Abg. Dr. Bitter(Ctr.) ſtimmte der Tendenz des Geſetzes, das Publikum zu ſchützen, zu und meinte, an dem Paragraphen 2 dürfe man das Geſetz nicht ſcheitern laſſen. Nach länge⸗ rer Debatte wurden die Beſchlüſſe der Kommiſſion über die Haftpflicht unter Ablehnung des ſozialdemokratiſchen Antrages angenommen. Das Haus nahm dann die Reſo⸗ lutionen der Kommifſion an, u. a. jene auf Vorlegung eines Geſetzentwurfes über eine Zwangsberufsgenoſſen— ſchaft der Automobiliſten. Morgen dritte Leſung. Berlin, 27. März. Der Reichstag beriet heute den Etat für Kiaut⸗ chou. Abg. Nacken(Ctr.) meinte, es müſſe hier heißen, Militär hinter die Front, Kaufleute vor die Front! Staatsſekretär v. Tirpitz erklärte ſich mit dieſer Parole völlig einverſtanden. Abg. Eickhoff(frſ. Vp.) hob die gün⸗ ſtige Entwickelung der Kolonie hervor, worauf Abg. Lede⸗ hour(Soz.) nach wie vor Kiautſchou für ein verfehltes Unternehmen hielt. Staatsſekretär v. Tirpitz erklärte den Vorwürfen des Vorredners gegenüber, daß die Re⸗ gierung in Kiautſchou ſtets auf den Standpunkt der offe⸗ nen Tür geſtanden habe. Abg. Görcke(ntl.) hielt die Ge⸗ gälter in den Kolonien im allgemeinen für zu hoch. Die Abgg. Gothein(rf. Bag.) und Heckſcher(frſ. VBgg.) ſtritten ſich um den Wert der geplanten Chineſenſchulen. Staatsſekretär v. Tirpitz ſucht den Wert dieſer Schulen hervorzuheben. Damit ſchloß die Diskuſſion. Der Etat für Kiautſchou wird genehmigt, ferner das Etatsgeſetz für die Schutzgebiete und der Etat für die Expedition nach Oſtaſien. Alsdann wird die dritte Leſung des Auto⸗ mobilgeſetzes vorgenommen. Abg. Oertzen(Rp.) legte die Vorzüge des Geſetzes dar. Abg. Stadthagen(Soz.) machte noch einmal einen Vorſtoß gegen verſchiedene Be⸗ ſtimmungen des Geſetzes. Das Geſetz wurde dann ange⸗ nommen. Am Montag kommt der Etat des Reichskanz⸗ ters und des Auswärtigen Amtes, wobei die großen De⸗ batten über Flottenrüſtungen ſowie über die Blockpolitik ſtattfinden ſollen, auf die Tagesordnung. Lokale Nachrichten. Viernheim, 30. März. e. Der lauge Winter, der dieſes Jahr ſich ſo tückiſch zeigte, hat die Bautätigkeit ſehr beeinträchtigt und die Bauhandwerker nicht minder geſchädigt. Ein halbes Jahr hat ſich der Winter in ſeiner ganzen Strenge hingezogen, vielen zum Leid. Viele Arbeiterfamilien ſind wirtſchaftlich zurückgegangen, ſoweit, daß es wieder einige Jahre dauern wird, die Wunden wieder gut zu machen. Die Kriſe hat bereits jeden Berufs⸗ zweig ergriffen und das ſtrebſame Fortkommen allenthalben ſehr erſchwert. Die Arbeitsgelegenheit wird geringer, die Arbeiterzahl von Jahr zu Jahr mehr. Deswegen iſt es auch von Wichtigkeit für die Eltern, bei der Schulentlaſſung reſp. Berufswahl ihrer Kinder die größte Vorſicht walten zu laſſen. Die Kinder wiſſen von ihrer ernſten Lage nichts, der ſie entgegengehen nach der Schulentlaſſung. Sie ſind nur froh, daß ſie die Schulbänke nicht mehr zu drucken brauchen in der Meinung, von jeder weiteren Aufgabe jetzt entbunden zu ſein. Sie täuſchen ſich alle. Die wichtigſte Frage haben natürlich die Eltern, welche den Ernſt des heutigen Fort⸗ kommens begriffen haben, zu beantworten:„Was lernt unſer Sohn, was lernt unſere Tochter?“ Faſt alle Berufe ſind heute überfüllt, wohin wir ſchauen. Deswegen habt Vorſicht, fragt die Lehrer, welche Fähigkeiten ſte in euere Kinder ſetzen und handelt aber auch darnach. Selbſtverſtändlich müſſen die Kinder zu jedem erwählten Berufe Luſt und Liebe haben, wo⸗ von ſich die Eltern überzeugen müſſen. Wir wünſchen den Eltern zu einer trefflichen Berufswahl ihrer Kinder alles Glück und Segen. 8 Aus Nah und Fern. — Worms, 29. März. In der letzten Sitzung des Provinzialausſchuſſes in Mainz bemerkte der Vertreter des hieſigen Kreisamts, dieſes nehme ganz entſchieden Stellung gegen die Animierkneipen und werde bei kleinen Wirtſchaften, die einen nur ganz geringen Abſatz haben oder haben können, den Antrag auf Verweigerung der Konzeſſion ſtellen. Ein ſolcher Antrag werde bis zur Entſcheidung von dem Mini⸗ ſterium getrieben werden.— An mehr als 20 hieſigen Läden ſind di: großen Schaufenſterſcheiben durch Einſchneiden mittels Diamanten oder dergleichen mehr oder minder ſtark beſchädigt worden. Es ſind dies ſolche Schaufenſter, die nachts offen gehalten werden; es ſind aber auch ſolche darunter, die nach Ladenſchluß verſchloſſen werden, ſodaß angenommen werden muß, daß dieſe Beſchädigungen ſchon abends ausgeführt worden ſind. Bet der großen Anzahl Beſchädigten darf wohl kaum an einen Racheakt gedacht werden. — Heppenheim, 26. März. Schwerer Schaden wurde einem Schafherdenbeſitzer durch zwei fremde Hunde zu; gefügt. In vergangener Nacht brachen letztere in den auf dem Felde aufgeſtellten Pferch ein, wobei durch Biſſe und hauptſaͤchlich durch Erdrücken im Gedränge der erſchreckten Schafe etwa 100 Stück derſelben umkamen. Der Verluſt ſoll ſich auf etwa 5000 Mark belaufen. — Darmſtadt, 29. März. Durch die hieſige Spe⸗ ditionsfirma A. u. J. Monnard wurde ein aus Frankreich hier eingetroffener Aeroplan nach der Luftſchiffhalle auf dem Griesheimer Truppenübungsplatz gebracht. Der Aeroplan iſt Eigentum des Frankfurter Flugtechnikers Euler, der in der naͤchſten Zeit damit auf dem Truppenübungsplatz Flugver⸗ ſuche unternehmen will. Später ſoll das Luftfahrzeug dann auf die Frankfurter Luftſchiffahrt⸗Ausſtellung kommen. — Ludwigshafen, 27. März. Ein ſchrecklicher Doppelmord hat ſich geſtern vormittag halb 12 Uhr in der Stadt ereignet. Der arbeitsſcheue Burſche Schlindwein, der mit einer Tochter der Familie Niedermeyer ein Verhältnis hatte, drang in das Haus der letzteren ein und erſtach das Mädchen nach kurzem Wortwechſel mit einem Dolche. Die Mutter, die krank im Bett lag, zerrte der Mörder aus dem Bett und ſchlug ihr mit einem Beil, das zufällig im Zimmer lag, den Schädel ein. Der Täter wurde verhaftet. Die Familie Niedermeyer iſt allgemein geachtet. — Frankenthal, 29. März. Ein 43 jähriger ver⸗ heirateter Mälzer fiel, als er Malz in ein tiefer gelegenes Silo hinablaſſen wollte, in dieſes hinab und wurde von dem Malz verſchüttet. Als man den Mann hervorholte, war er eine Leiche. Biebesheim, 27. März. Tot aufgefunden hatte man geſtern in der Frühe den 66jährigen Landwirt Roth⸗ ermel. Der dem Trunke Ergebene ſcheint berauſcht die Trepve hinabgeſtürzt zu ſein. — Neckarbiſchofsheim, 29. März. Vor einiger Zeit iſt der Vorſteher der hieſtgen Nebenbahn ⸗Statton, Buckel, nach Verübung bedeutender Unterſchlagung fluͤchtig gegangen. Wie die„Heidelb. Ztg.“ vernimmt, iſt es gelungen, ihn in Paris zu verhaften. Dieſer Fall iſt der zweite auf hieſiger Nebenbahn⸗Station ſeit Eröffnung der wenige Jahre in Be⸗ trieb befindlichen Nebenbahn. Auch der frühere Vorſteher der Staatsbahn Station Neckarbiſchofsheim, F. Röck, wurde wegen Unterſchlagung verurteilt und aus dem Dienſt entlaſſen. —Raſtatt, 29. März. Vorige Woche wurde hier ein verheirateter Juwelier unter dem Verdacht des betrügeriſchen Bankerotts verhaftet. In ganz kurzer Zeit wurde hinter⸗ einander von fünf Ladeninhabern in der Kaiſerſtraße der Konkurs angemeldet. Neben dem ſchlechten Geſchäftsgange duͤrfte bei einigen auch die zu hohe Ladenmiete die Urſache des Konkurſes ſein. — Villingen, 29. März. Die letzte Generalver⸗ ſammlung des hieſigen Konſumvereines nahm einen teilweiſe ſtürmiſchen Verlauf. U. a. wurde dem Kaſſier völlige Un⸗ kenntnis der kaufmänniſchen Buchführung vorgeworfen. Auch der Vorſtand war ſchweren Angriffen ausgeſetzt. Den ge⸗ machten Sanierungsvorſchlägen, wie Erhöhung der Geſchäfts⸗ anteile, der Haftſumme, der Verlängerung der Kündigungs⸗ friſten wurde zugeſtimmt und dadurch der Verein, der über 900 meiſt kleine Leute zu ſeinen Mitgliedern zäh vor dealt, Konkurs bewahrt. —. zum Die A Mlief. wenn! ö ſeit ein Der W mir zu bitte un den zu sch Freun neunt eine Währ Ihnen gegeb Brech⸗ Herr und be und lel ſich ei Clabor und 9 684 Vochen ven: sc „ 1 ** Vähren Albrech Automo Belubt: Prinz! nehmun ** ö 1 ſckau 2 2 And zw * Aue. Tuchſch det Un Wdge aus Gm Anta näher ** ſchiede 7 Orkſch von he gekiſſez ** e e r 8 4 1 6 99 1. 1 — Weinheim, 27. März. Schweinemarkt. Zugeführt waren 348 Milchſchweine, von denen 310 Stück verkauft wurden, das Paar zu 25 bis 36 Mark. Läufer waren 6 Stück zugeführt und wurden zum Preiſe von 45 bis 50 Mark pro Paar verkauft. „ Sen, 27. März. Bei den Sammelſtellen für das Bismarck⸗Nationaldenkmal auf der Eliſenhöhe bei Bingerbrück ſind in der Zeit von Anfang November 1908 bis Ende Februar 1909 im ganzen 202 482,25 Mark ein⸗ gegangen. Für Grundſtückserwerb hat die Gemeinde Bingerbrück 42 000 Mark, die Stadt Bingen 20 000 Mark bewilliat. — Düſſeldorf, 27. März. Die hieſige Strafkammer verurteilte den Eiſenbahnaſſiſtenten Heinrich Jukurtat wegen nächtlichen Einbruchs zu zwei Jahren Zuchthaus. 2. drang ſeinerzeit in das Stationsgebäude ein und ent⸗ wendete 5000 Mark. — Düren(Rheinland), 27. März. Der flüchtige königl. Kreiskaſſengehilfe Schäfer hat ſich erſchoſſen. — Elberfeld, 27. März. Ein 16 jähriges Dienſt⸗ mädchen, das im Stillen ihren literariſchen Neigungen lebte, iſt ſeiner Herrſchaft vor einigen Tagen bei Nacht und Nebel entlaufen. Als Nachlaß fand ſich vor, zum Teil im Bette verſteckt: Ein Heft mit ſelbſtgemachten Gedichten, ein Atlas, ein Leitfaden der Geſchichte, eine griechiſche Gramatik, eine hebräiſche Gramatik und Suder⸗ manns„Ehre“. „ Solingen, 27. März. Eine unerwartete Erb⸗ ſchaft in Höhe von 400 000 Mk. machte in Steinbüchel bei Solingen ein dortiger Malergehilfe. Sein erſtes Werk war, eine Villa am Drachenfals für 50 000 Mk. zu kaufen. — Mülheim(Ruhr), 27. März. Ein Automobil des Tyſſenſchen Waſſerwerks überfuhr das fünf Jahre alte Söhnchen der Eheleute Schloſſer Fiſcher von hier. Das Kind, das noch im letzten Augenblick über die Straße lief, trug einen Schädelbruch davon und hat bis jetzt die Be⸗ ſinnung noch nicht wiedererlangt. Den Chauffeur ſoll keine Schuld treffen. — Dortmund, 27. März. Der landwirtſchaftliche Kreisverein ſetzt für die Bekämpfung der Sperlinge Prä⸗ mien aus. Es werden für jeden getöteten Sperling bis zum 1. Mai 1909 4 Pf. und von da ab 3 Pf. bezahlt. Die Auszahlung erfolgt durch die Gemeindevorſteher gegen Ablieferung der getöteten Tiere; ſie erfolgt jedoch nur, wenn mindeſtens 20 Tiere gleichzeitig vorgelegt werden. — Münſter, 27. März. Anonyme Gebetsbriefe laufen ſeit einiger Zeit in einigen Teilen des Münſterlandes um. Der Wortlaut iſt, wie folgt:„Das folgende Gebet wurde mir zugeſandt mit der Bitte, es weiter zu ſchicken. Ich Hitte Sie, dasſelbe abzuſchreiben und dieſen ganzen Brief an dem Tage, wenn Sie ihn empfangen und täglich weiter Zu ſchicken, bis Sie neun Abſchriften an neun Ihrer Freunde verſandt haben. Geben Sie acht, was am neunten Tage geſchieht. Es iſt geſagt, daß demjenigen eine große Freude zu teil werden wird, der dieſes tut. Während des Schreibens wünſchen Sie ſich etwas, was Ihnen das Liebſte auf Erden wäre, und es wird Ihnen gegeben werden. Dies darf nicht unterſchrieben werden. Brechen Sie bitte die Kette nicht. Das Gebet: O, Herr Jeſus, habe Erbarmen mit der ganzen Menſchheit und behüte uns vor Gefahr durch dein koſtbares Blut und lehre uns, durch dich ewig zu leben. Amen.“ Wie ſich ein vernünftiger Menſch zu derlei frömmelnden Elaboraten zu verhalten hat, bedarf keiner Erläuterung. . Alteneſſen, 27. März. Auftrieb: 4575 Ferkel und Faſelſchweine. Es koſteten Ferkel im Alter von 6—8 Wochen 18—23 Mark, do. im Alter von 9—12 Wochen 26— 32 Mark. Faſelſchweine 35—50 Mark. Ten⸗ denz: ſchleppend. 22 5 12 Aus Stadt und Land. ** Automobilunfall des Prinzen Joachim Albrecht. Während einer Automobilfahrt des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen von Como nach Mailand ſtieß das Automobil mit einem Radfahrer zuſammen, der einen Beinbruch und andere ſchwere Verletzungen erlitt. Der Prinz und ſeine Begleitung wurden nach kurzer Ver⸗ mehmung entlaſſen. i 5 g ** Grubenunglück. Auf dem Wilhelmsſchacht 1 bei wickau ging am Samstag die Fördermaſchine durch. on 24 Bergleuten wurden vier getötet, acht ſchwer und zwölf leichter verletzt. 8 25 * Der findige Verleger Ganther, deſſen koloſſaler Buchſchwindel vor einiger Zeit entlarvt wurde, ſoll aus der Unterſuchungshaft entlaſſen und auf Beſchluß des Landgerichtsarztes in der Provinzialirrenanſtalt Eglfing auf ſeinen Geiſteszuſtand unterſucht werden. Ganthers Verteidiger, Juſtizrat Bernſtein, hat ſich dem Antrage nicht widerſetzt. Die Unterſuchung gegen Ganther nähert ſich wahrſcheinlich ihrem Abſchluß. e Hochwaſſer in Ungarn. Hochwaſſer richtet in ver⸗ ſchiedenen Teilen Ungarns großen Schaden an. Mehrere Ortſchaften ſtehen unter Waſſer. Zahlreiche Brücken ſind von den zu Strömen angewachſenen Gebirgsflüſſen weg— geriſſen worden. Der Verkehr iſt vielfach geſtört. * Was iſt Wein? Ein Weintrinker ſchreibt der „Neuen Freien Preſſe“: Das in dritter Leſung vom Deutſchen Reichstage angenommene neue Weingeſetz er- klärt:„Wein iſt das durch alkoholiſche Gärung aus dem Safte der friſchen Weintraube hergeſtellte Getränk.“ Es gibt aber noch viele andere Definitionen.„Wein iſt ein gutes Steuerobjekt,“ meint der Nationalökonom. „Wein Vitis vinifera L.) iſt eine Gattung aus der Familie der Ampelideen“ lehrt der Botaniker.„Wein iſt ein chemiſches Produkt“, murmelt der Pantſcher. Die ſchönſten Definitionen geben die Dichter: Nach ihnen iſt der Wein Balſam(Homer), Die beſte Arznei(Alkäos), Der Erwecker aller Lebensgeiſter(Euripides(, Der Glätt⸗ ſtein des Trübſinns und der Wetzſtein des Stumpfſinns Gariri). Jeden irdiſchen Harms Medizin und Troſt Gafis), Götterſaft(Leſſing), Trank voll ſüßer Labe (Goethe), Sohn der Sonne(Schiller), Oel zur Verſtandes⸗ Iampe(Bürger), Des Mutes Sporn, der Sorge Tod (Arndt), Allüberwinder(Emrich), Die ſchöne Himmels⸗ gabe(E. T. A. Hoffmann), Das eigentliche Lethewaſſer (Weber, Demokritos), Milch für Greiſe(Anaſtaſius Grün), Götterkoſt(Hagedorn), Die Blume der Ritterſchaft (Geibel), Nektarglut(Körner), Feuer(Herwegh), Feuer⸗ quell Bodenſtedt), Gramverſcheucher(Rückert), Schmerz- vertilger(Strachwitz), Herzblut(Lenau), Goldgeiſt (Lenau), Goldaeiſt(Scheffel), Ein reizender Verſprecher Hebbey uſw. uſw. Die Abſtinenzſanattrer erklären da⸗ gegen den Wein für„Teufelswerk“ und Höllengift“ und die Gambrinusjünger für„ein Notgetränk, das der Menſch genießt, wenn er kein Bier hat“. * Erdbebenkataſtrophe in Perſien. Erſt jetzt gelangen Nachrichten nach Europa, daß ein Erdbeben in Perfien furchtbare Verheerungen angerichtet hat. Der ruſſiſche Konſul Nikolski ſendet aus Teheran die erſten zuverläſſigen Meldungen über ein Erdbeben, das 25 Tage nach dem Unglück von Meſſina in Perſien ſtatt⸗ gefunden hat. 128 Anſiedelungen zwiſchen Burudſhir und Ispahan im Luriſtgebiet ſind vollſtändig zerſtört. Das Erdbeben dauerte mit Unterbrechungen vom 23. Januar bis zum 13. Februar. In den meiſten zerſtörten Dörfern iſt kein Menſch am Leben geblieben. In 57 Dörfern ſind 1703 männliche Bewohner umgekommen. Die Zahl der toten Frauen und Kinder iſt unbekannt. Der ruſſiſche Konſul in Teheran behauptet, die Zahl der Opfer des Erdbebens auch nicht annähernd angeben zu können, da es in Perſien keine Volkszählung gäbe. Von den Opfern des Erdbebens iſt keines beerdigt. Die herumliegenden Leichen, die unter den Trümmern und den glühenden Strahlen der Sonne verfaulen, verpeſten in weitem Umkreiſe die Luft. Die ruſſiſchen Koſaken waren die erſten Europäer, die die Verheerungen des Erdbebens in Luriſtan geſehen haben. Das Unglück hat nach den Angaben der Perſer zehntauſend Menſchenleben gefordert. Konſul Nikolski ſpricht die Befürchtung aus, daß die Leichenverweſung leicht den Ausbruch einer Seuche zur Folge haben könnte. Da es in Perſien keinerlei Wohltätigkeit gibt, und die Staatskaſſe vollſtändig leer iſt, ſind die Opfer des Erdbebens auf eigene Hilfe an⸗ gewieſen. ** Der gepfändete Königsſohn. Mit dem„Kunſt⸗ ſchützen“ Milan Obrenowitſch, dem natürlichen Sohn des Serbenkönigs Milan, beſchäftigt ſich jetzt die Staatsan⸗ waltſchaft. Während ſeines Auftretens in einem Berliner Zirkus machte Milan, der in einem großen Hotel wohnte, in mehreren Geſchäften allerhand Einkäufe. So kaufte er für 100 Mark Wäſche, die er zum Teil gleich an⸗ legte, zum Teil nach dem Hotel ſchicken ließ. Hier ſollte der Pförtner den Kaufpreis einſtweilen auslegen. Das tat der Mann aber nicht. Wie mit der Wäſche, ſo ging es auch mit Büchern und Zeitſchriften. Milan kaufte auch dann noch, als er mit ſeinem Auftreten im Zirkus ſchon zu Ende war. Jetzt ſollte ſein Unter⸗ nehmer bezahlen. Der tat es aber nicht. Er behauptete vielmehr, daß er ſelbſt von Milan noch Geld zu be— kommen habe. Daraufhin zeigten Geſchäftsleute den Königsſohn wegen Betruges an. Als ſich die Polizei mit der Angelegenheit befaßte, zahlte der Unternehmer aber doch. * Ein Eiferſuchtsdrama. Die Opernſängerin Bart⸗ hold vom Roſtocker Stadttheater gab am Donnerstag in ihrer Wohnung Geſangunterricht, als plötzlich eine Dame in das Zimmer eintrat und der Sängerin nach kurzem Wortwechſel eine Revolverkugel in den Kopf ſchoß. Fräulein Barthold ſank zu Boden und war ſofort tot Die Mörderin ergriff die Flucht und eilte nach dem Bahn- hof, wo ſie verhaftet wurde, als ſie in den Berliner Zug ſteigen wollte. Auf der Polizeiwache legte ſie das Geſtändnis ab, daß ſie die Sängerin aus Eiferſucht ermordet habe. Die Mörderin iſt die 24 jährige Auguſte Zobel aus Berlin, die mehrere Jahre in Paris gelebt hat und dort längere Zeit ein Liebesverhältnis mit dem Reiſenden einer großen Berliner Exportfirma unter⸗ hielt, der augenblicklich in London weilt. Dieſer löſte vor einiger Zeit ſeine Beziehungen zu ihr und verlobte ſich mit der Sängerin. * Eiſendahnunglück in Kroatien. Auf der Eiſenbahn⸗ ſtrecke Agram— Fiume geriet zwiſchen den Stationen Jo⸗ ſipdal und Tonnj infolge ſtarken Gefälles ein gemiſch⸗ ter Zug ins Rollen. Eine Kuppelung riß entzwei und die hinteren Wagen ſtürzten mit voller Wucht auf die vorderen. Zweiundzwanzig Waggons ſind zertrümmert, zahlreiche Paſſagiere tot und verwundet. Bis jetzt ſind ſechs Tote geborgen, der Zugführer und das Lokomotiv⸗ perſonal liegen noch unter den Trümmern begraben. * Schiffsunfall im Suezkanal. Der Dampfer„Weſt⸗ falen„des Norddeutſchen Lloyd, von Sidney unterwegs, iſt im Suezkanal auf Grund geſtoßen, wobei er eine Be⸗ ſchädigung des Ruderſtevens erlitt. Der Dampfer kehrte nach Suez zurück. ** Einem„Eiſenbahndiebſtahl en gros“ iſt man in Rußland auf die Spur gekommen. Hier hatte ſich ſeit Jahren eine Fabrik falſcher Fahrkarten etabliert, die in vielen Städten„Filialen“ unterhielt. Die Fälſcher liefer⸗ ten die Fahrkarten natürlich billiger als die Verwaltun⸗ gen, ſo daß der Reingewinn pro Jahr 130 000 Rubel 280 000 Mark) betrug. Außerdem wurden in den letzten drei Jahren für 30 Millionen Rubel(64,8 Millionen Mk.) Waren aus den Gütertransporten geſtohlen. Regelrecht ausgebildete Banden von Ausladern, Helfern und Ver⸗ käufern, insgeſamt ſechs ſolcher„Genoſſenſchaften“ waren dabei tätig. Dies das Ergebnis einer zweijährigen Unter⸗ ſuchung. Kein Wunder, daßdabei die ruſſiſchen Eiſen⸗ bahnen auf keinen grünen Zweig kommen. . 50 Eine Bombenexploſion fand in Rom an der aure⸗ lianiſchen Mauer ſtatt. Vier beſchäftigungsloſe Burſchen im Alter von 18—22 Jahren, welche in einem Turme der Mauer zu übernachten pflegten, wurden verleßzt. Die Polizei fand eine zweite Bombe, die ſie an einem 10 Meter langen Strick von der Mauer herabließ. Als dieſe Bombe den Boden berührte, explodierte ſie unter furchtbarem Krachen. Eiſenſplitter, Nägel und Blei⸗ kugeln überſchütteten in weitem Umkreiſe den Boden und legten Zeugnis von der furchtbaren Wirkung des Sprengſtoffes ab. In der Quaeſtur ſagt man, die vier Burſchen, von denen übrigens dem einen der Bauch durch Bombenſplitter aufgeriſſen wurde, ſeien alle ſchon wegen Diebſtahls vorbeſtraft, und man hält ſie ſelbſt für die Verfertiger der Bomben. . Ein verunglückter Räuberſtreich wird aus Terra⸗ ſini bei Palermo gemeldet. Dort überfielen zwei Mas⸗ kierte, bis an die Zähne bewaffnet, ein Bäuerlein, das gute Geſchäfte in Palermo gemacht hatte und auf dem Rücken ſeines Maultieres friedlich heimwärts ſtrebte, und nahmen ihn mit ſich. Unterwegs befahl jedoch plötzlich der eine Brigant dem andern, den Bauern nieder⸗ zuſchießen. Dieſer gehorchte auch, legte an, fehlte jedoch den Bauern und traf ſeinen Häuptling mitten in die Stirn. Als er ſah, was geſchehen war, entfloh er, von Grauſen gevackt. . Seligſprechung der Jungfrau von Orleans ſoll in Rom in großartiger Weiſe begangen werden. eee 8 nach Oſtern ſtatt. Bisher te Teilnahme von 36 000 franzöſiſchen Pilgern an dem kirchlichen Akte angemeldet. e 5 Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim Mnoxxsô Main E Necæa oni übertreffen alle deutschen und fremden Fabrikate durch saubere Herstellung und appetitliches Trockenverfahren, welche hohen Wohlgeschmack und schönstes Aussehen gewährleisten. jedes Haft enthilt Gutschein fur Muorr-Sos. Bekanntmachung. Nächſten Donnerſtag, den 1. April l. J. wird als Reſt au Rezeßholz pro 1909 abgegeben: Aufl.⸗Betrag. Großes Losholz bis Adam Hoock 2., Kirſchenweg 13,50 M. Kleines Losholz Kiefern⸗Knüppel von Valentin Kempf 7. bis Peter Herbert 3. 2,20„ Kiefern-Stöck von Franz Kempf 1. bis Michael Herbert 2., Gaſtwirt Kiefern-Wellen von Mathias Kempf 2. bis Philipp Burkert 1. 2,.—„ Kiefern Ausaſt- Wellen von Adam Benz 1. bis Alex. Knapp 2., Zimmermann. Viernheim, den 29. März 1909. Der N ee 7. Bekanntmachung. Donnerſtag, den 1. April, nachm. 3 Uhr findet auf dem Rathauſe dahier eine ordentliche Sitzung des Gemeinderates ſtatt. Viernheim, den 29. März 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Kühlwein. Tages Ordnung: 1. Bebauung der Georg- und Ringſtraße, hier Baugeſuch des Johann Philipp Herſchel 1. 2. Baugeſuch des Valentin Brechtel 2.(Wohnhaus bet der Gärtnerei). g 3. Definitive Beſetzung einer Lehrer innenſtelle Volksſchule dahier. 4. Schulhaus neubau, hier Genehmigung von Verträgen. 5. Amtsenthebung der Rezeßbaukommiſſton, hier Urteil des Provinzial⸗Ausſchuſſes vom 16. Januar 1909. 6. Unterſtützungsgeſuche. 7. Rechnungen und Geſuche. 8. Verſchiedenes. Bekanntmachung. Am 1. April beginnt bei dem unterzeichneten Poſtamt der Schalter-, Telegraphen⸗ und Fernſprechdienſt um 7 Uhr vormittags. Viernheim, den 30. März 1909. Kaiſerliches Poſtamt Kadel. Gegen Huſten und Heiſerkeit ſind Ghrbar's S(Cibiſch gonbons aus der Zuckerwarenfabrik von Gch. 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