0 Viernheimer Zeitung. CErſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 30 Pfg. die g⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 42. . Das Wetterl 3 Revolution. g Ir Ermangelung eines anderen Gegenſtandes, über den man ſich gründlich aufregen könnte, bezieht das politiſche Leben Frankreichs augenblicklich ſeinen Bedarf an Fieberſchauern aus der Angſt vor der Revolution. Für franzöſiſche Verhältniſſe iſt es ja eigentlich ſchon ſehr lange her, daß Frankreich keine Revolution mehr gehabt hat. Warum ſoll man da den Poſtſtreik, und das, was darauf gefolgt iſt, nicht als das Wetterleuchten einer Revolution anſehen? Ernſt genug ſind die Folgen bisher ſchon geweſen, und außerdem kamen ſie, wie ſonſt ſelten bei einem Streik, faſt dem geſamten Frankreich Zum Bewußtſein. „Alle Räder ſtehen ſtill, wenn dein ſtarker Arm es will“, oder beſſer„nicht will“, ſo lautet eine ſozial⸗ demokratiſche Phraſe, deren Wirkung auf die breite Maſſe der jüngſten, unerfahrenen Jahrgänge niemals fehlen wird. Vorausſetzung dafür iſt freilich, daß der„ſtarke Arm“ auch wirklich allgemein„nicht will“. Dieſe Vor⸗ agusſetzung findet aber erſt ihre Erfüllung, wenn eine ge⸗ ſchloſſene Organiſation aller oder der weitaus meiſten Arbeiter dem Unternehmer gegenüberſteht, oder wenn man es mit einem eng begrenzten Kreiſe von Berufs- fachleuten zu tun hat, die, wie die Beamten, auf eine beſtimmte Tätigkeit eingeſtellt und herangezogen worden ſind. Dieſe letzte Vorausſetzung trifft bei den Poſt⸗ beamten wie überhaupt bei den Verkehrsbeamten zu. Man Nr hat es mit einer komplizierten Tätigkeit zu tun, die zwar meiſtens leicht erlernt werden kann, bei der aber die Notwendigkeit eines geordneten Ineinandergreifens einen ſchnellen genügenden Erſatz nicht erreichbar erſchei⸗ nen läßt. In Frankreich hat ſelbſtverſtändlich jedermann, auch der Beamte, das Streikrecht. Dafür iſt er freilich „Bürger der freien Republik“. Daß die Beamten einmal ins Fahrwaſſer der äußerſten Linken, einer Sozialdemo⸗ kratie in ganz beſonders rabiater Ausgabe, geraten konnte, hat ja niemand befürchtet. Die Beamten ſtanden ja ihrer ganzen Exiſtenz nach ſehr hoch über dem wirtſchaft⸗ lichen Niveau der Arbeitermaſſen. Nun iſt dieſe Ver⸗ brüderung doch vollzogen worden. Sogar die Wortführer der mittleren Beamten haben ſich offen zur Sozialdemo⸗ kratie bekannt und auf die„Solidarität des Proletariats“ Hochrufe ausgebracht. Daß da den Durchſchnittsphiliſtern Angſt und Bangen überfallen haben, braucht weiter nicht munder zu nehmen. Der Poſtſtreik hatte einige Tage hindurch allen, deren wirtſchaftliches Daſein auf die Verkehrseinrichtungen aufgebaut iſt, einen bedenken Streich geſpielt, ſie der Erwerbsmöglichkeit beraubt. uno die übrigen, deren privater Briefwechſel dasſelbe Schick⸗ ſal gehabt hatte, ſpürten gleichfalls die Macht des„ſtarken Armes“, der„nicht will“. Aus den ſchier endloſen Arbeiterkrawallen weiß man aufs beſte, wie gefährlich die aufreizende Tätiakeit der Sozialdemokraten allmäh⸗ E———— 2 donnerſtag, den 8. April 1909. lich geworden iſt. Dieſe beiden Faktoren: Beamte und Gewerkſchaften Arm in Arm, da ſollten einem keine Revolutionsgedanken kommen! Die Regierung ſteht den Vorgängen ohnmächtig gegen⸗ über. Sie muß immer wieder mit den Poſtbeamten ver⸗ handeln. Dabei hat es ſich gezeigt, daß man es bei dem Poſtſtreik nicht um einen elementaren Ausbruch einer tiefgehenden Empörung gegenüber unhaltbaren Zuſtänden zu tun hatte, ſondern um das Produkt der Verärgerung einer kleinen Gruppe von Einzelnen, deren Aufregung mehr oder weniger ſelbſt verſchuldet war. Damit erntet die Regierung, was ſie geſät hat. Die Verhätſchelung des Stimmviehes, die ſkrupelloſe Jagd nach Popularität, die das Konto der franzöſiſchen Berufs⸗ und Geſchäfts⸗ politiker ſo ſchwer belaſtet, trägt eben ihre Folgen. Und die Vernichtung des Chriſtenglaubens hat dieſelbe Wirkung gehabt. Der Autoritätsgedanke iſt in Frankreich gründlich ausgerottet worden. Was aber noch ſchlimmer iſt, wenigſtens in der gegenwärtigen Situation, das iſt das gänzliche Schwinden jedes Pflichtbe⸗ wußtſeins. Beamte, die eine Stellung im Dienſte der Allgemeinheit gefunden und angenommen haben, die vorher genau wußten, unter welchen Verhältniſſen ſie zu arbeiten und zu wirken haben würden, die mußten doch auch entſchloſſen ſein, die Dienſte, die ſie der All⸗ gemeinheit angeboten haben, unter allen Umſtänden zu leiſten. Die Haltung der franzöſiſchen Poſtbeamten zwingt den Staat geradezu, von der feſten Anſtellung von Be⸗ amten überhaupt Abſtand zu nehmen und die Beamten allgemein auf Kündigung anzuſtellen, wie die Arbeiter. In den Kreiſen der franzöſiſchen Poſtbeamten iſt dieſe Einſicht gänzlich geſchwunden, man wirft ſich dem Um⸗ ſturz in die Arme und bildet ſich ein, dadurch ſeine Lage zu beſſern. Die Zukunft iſt für Frankreich recht düſter. Mit einer Revolution braucht man natürlich nicht ohne weiteres zu rechnen. So ſchlimm ſtehen die Dinge noch nicht. Aber die ſozialen Kämpfe werden mit dem Eintritt der Verkehrsbeamten in die Reihen der Klaſſenkämpfer er⸗ heblich gefährlicher werden. Die franzöſiſche Regierung erntet damit freilich nur, was ſie geſät hat. Politiſche Rundſchau. * — Die Kaiſerreiſe nach Kor fu ſoll am Tage nach Oſtern, den 13. April, beginnen und von Berlin direkt nach Venedig und von da zur Inſel Korfu gehen. Angeblich ſoll ſich das engliſche Königspaar am 18. April von Neapel aus, woſelbſt es mit dem italieniſchen König zuſammentreffen wird, ebenfalls nach Korfu begeben. — Die Meldung, daß der deutſche Kronprinz zur Feier des 70. Geburtstages des Königs Carol in Bukareſt eintrifft, wird dementiert. Er„zweifelt nicht mehr!“ Reichskanzler Fürſt Bülow läßt ſich weiter antelearaphieren und antwortet mit dem alten Eifer. Nur hat ſich ſeine Stimmung ge⸗ beſſert. Er hat dem Hamburger Reichstags⸗Wahlverein von 1884 auf das ihm bei der Bismarckfeier geſandte Begrüßungstelegramm folgende telegraphiſche Antwort geſandt:„Ich bitte dem Reichstags⸗Wahlverein von 1884 für ſeine freundliche Begrüßung und für den Aus⸗ druck der Hoffnung auf eine erfolgreiche Durchführung der Reichsfinanzreform meinen Dank auszuſprechen. Auch ich zweifle nicht, daß ſich der Reichstag dieſer ſchwierigen Aufgabe gewachſen zeigen und das in ihn geſetzte Vertrauen des deutſchen Volkes rechtfertigen wird. Reichskanzler Fürſt Bülow.“— Wenn die Konſervativen in der Nachlaßſteuer oder der Erbſchaftsſteuer auf Kinder und Ehegatten ſo weiter umfallen, dann liegt ja auch keinerlei Grund zu Zweifeln vor. Wir zweifelten ſchon lange nicht mehr. f(1) Staatsſekretär Dernburg bedarf zuerſt noch der Erholung, ehe er nochmals eine afrikaniſche Kolonie be⸗ reiſen kann. Offiziös wird gemeldet, es ſei neuerdings zweifelhaft geworden, ob der Staatsſekretär Dernburg ſchon in dieſem Jahre, wie er urſprünglich beabſich⸗ tigte, ſeine Reiſe nach Kamerun werde antreten können. Er habe die Strapazen ſeiner Reiſen nach Oſt⸗ und Süd⸗ weſtafrika noch nicht völlig überwunden und wolle dieſen Sommer zur weiteren Stärkung ſeiner Geſundheit in unſerem Klima zubringen, aber vom nächſten Jahre ab 4— Informationsreiſen nach den Schutzgebieten fort⸗ etzen. );(Die Erhöhung des Kaffeezolls, die in den Be⸗ ratungen über die Reichsfinanzreform angeregt worden war, regt die daran intereſſierten Kreiſe ſtark auf. Von der Generalverſammlung des Vereins deutſcher Kaffee⸗ Großhändler und-Röſter wurde der Vorſtand beauftragt, allen Beſtrebungen auf Erhöhung des Kaffeezolles mit allen Mitteln entgegenzuwirken.— Wahrſcheinlich brau⸗ chen die Kaffeeleute ſich keine Sorgen zu machen; der kon⸗ ſervative Umfall in der Erbſchaftsſteuerfrage genügt durchaus. (2) Das„ſozialiſtiſche“ Hamburg. Auch diesmal gab die Hamburger Polizei der ſozialdemokratiſchen Par⸗ tei die Erlaubnis zur Veranſtaltung eines Mai⸗Feſtzuges. Die Hamburger Polizei iſt offenbar nicht ſo ängſtlich wie die preußiſche. ) Die engliſch⸗deutſchen Rivalitätsſtreitigkeiten machen ſich in letzter Zeit beſonders in Aſien bemerk⸗ bar. Der Londoner„Standard“ beſchwert ſich darüber, daß ungeheuere Quantitäten von Waffen und Munition von Deutſchland nach dem Perſiſchen Golf exportiert werden. Die unſicheren Zuſtände, die am Tigris herr⸗ ſchen, ſeien vielfach auf die deutſchen Waffenſendungen zurückzuführen. Wenn es ſich um engliſche Waffenſendun⸗ gen handelte, würde man kein Sterbenswörtchen darüber verlieren. Vor allem kann England aber wegen den deutſchen Erfolge in China nicht ruhig ſchlafen. Angeb⸗ lich hat ſchon das britiſche Auswärtige Amt die Tun⸗ lichkeit eines Proteſtes in Peking gegen die deutſch⸗ Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 36(Nachdruck verboten.) Der Baron blickte Romberg ſonderbar an, ſein bisher ſo totenbleiches Geſicht rötete ſich ein wenig. „So klug und bedeutend Sie ſein mögen, lieber Doktor“, ſagte er,„Sie können an mir und meinem Übel vielleicht noch etwas zulernen. Ich bin der merkwürdigſte Patient, den Sie bisher unter den Händen hatten. Sie haben mich heute auf⸗ gerüttelt und das iſt gut. Vielleicht iſt meine arme Seele doch noch nicht ganz tot— vielleicht kämpft ſie bloß mit einem böſen Dämon, der ſie erwürgen will.“ XII. Dr. Romberg ſchwieg ein Weilchen. Dann ſprach er in ſehr ruhigem Tone: „Sagen Sie mir alles, ſchütten Sie Ihr Herz ordentlich aus. Ich bin überzeugt, daß nichts von dem, was Sie mir mitteilen werden, mich überraſchen wird. Wenn es irgend eine Möglichkeit gibt, Ihnen zu helfen, ſo müſſen Sie mir Ihre Symptome bis in die winzigſten Details ſchildern.“ „Ich habe nur wenig zu ſchildern“, verſetzte Arſtein düſter, „nur das eine weiß ich beſtimmt, daß ich von Tag zu Tag gefühlloſer werde, daß meine Seele allmählich erſtirbt. Ein körperlicher Schmerz iſt mir ſogar wie eine Erleichterung— die ſeeliſche Starrheit in mir iſt furchtbar. Kennen Sie unſere Jamiliengeſchichte, Herr Doktor?“ „Ihre Frau Gemahlin erzählte mir davon. Es iſt eine ſehr, ſehr merkwürdige Sache.“ „Es iſt ein gräßliches Verhängnis“, verſetzte Arſtein ſchwer aufatmend.„Und mit ſolchem über meinem Haupte ſchwebenden Unheil muß ich leben— o mein Gott, warum wurde ich überhaupt geboren! Warum hat mein Vater geheiratet! Bei einem ſolchen, ſich von Generation zu Generation forterbenden Fluche ſollte man überhaupt nicht heiraten! Ich fluche mir Kind zu erzeugen. Es iſt ſo namenlos ſchrecklich, zum wahn⸗ ſinnig werden!“ „Das Schickſal, welches Sie fürchteu, hat Sie aber noch nicht getroffen“, ſagte Dr. Romberg in ernſtem Tone. „Meinen Sie? Ich glaube dennoch—“ „Wie können Sie nur etwas vermuten oder gar als gewiß anſehen, was gar nicht der Fall iſt!“ „Herr Doktor“, entgegnete der Baron, einige Schritte auf den Arzt zutretend,„ich bilde mir das nicht bloß ein, ich weiß es! Sehen Sie mich an! Ich zähle ſechsundzwanzig Jahre. Sehe ich aus, als ob ich—“ „Nun, ich gebe zu, Sie ſehen älter aus, als Sie ſind“, unterbrach ihn Dr. Romberg. „Sehen Sie, Sie geben es zu! Betrachten Sie mein Haar — es iſt bereits von grauen Fäden durchzogen. Fühlen Sie meine kraftloſen, entnervten Hände! Sind das die Hände eines jungen Mannes von ſechsundzwanzig Jahren? Blicken Sie in meine Augen— wie matt, wie tot ſie ſind, ſind das die Augen eines Mannes in meinem Alter? Nein, nein, ich täuſche mich nicht. Ich wanke dem Grabe entgegen, dem Verhängnis, das in unſerer Familie als ſchreckliches Erbteil wütet! Und ich kann nichts dagegen tun, es iſt alles vergeblich! Wie meine Vorfahren, ſo werde auch ich dahinſiechen— im Nebel dahin⸗ gleiten— gleiten— ohne der unſeligen Gewalt, die mich in den Abgrund drängt, Halt gebieten, Widerſtand entgegenſetzen zu können.“ „Armer, armer Mann“, dachte der Arzt bei ſich,„es ſteht ſchlimmer um ihn, als ich dachte.“ Dann ergriff er die Hand ſeines Patienten und führte ihn zu einem Stuhl. „Sie ſind wirklich krank genug, lieber Baron, um einen Arzt konſultieren zu müſſen“, ſagte er.„Sie hätten das längſt tun ſollen. Ich will Ihr Arzt ſein, Arſtein. Von dieſem Augenblick an betrachten Sie ſich, bitte, als meinen Patienten.“ „Wenn Sie in der Tat etwas für mich tun könnten, würde ich herzlich froh ſein— froh, nein, das iſt zuviel ge⸗ ſelber, daß ich ſo frevelhaft war, eine Ehe zu ſchließen, ein ſagt; denn ich bin eines ſolchen Gefühls nicht mehr fähig. Aber ich glaube recht zu handeln, wenn ich mich in Ihre Hände gäbe. Was raten Sie mir alſo?“ „Vorläufig kann ich Ihnen noch keinen Rat erteilen, erſt muß ich klarer ſehen. Meine gegenwärtige Anſicht iſt einfach die, daß Sie das bedauernswerte Opfer einer bereits weit vor⸗ geſchrittenen Nervenzerrüttung ſind. Sie haben ſolange über das in Ihrer Familie erbliche Verhängnis nachgegrübelt, bis ſich die Überzeugung in Ihnen feſtgeſetzt hat, ſelbſt eine Beute derſelben zu ſein. Sie haben aber dabei vergeſſen, daß das hauptſächlichſte Symptom für das Unglück,— denn ein Unglück iſt und bleibt dieſe erbliche Belaſtung— bei Ihnen nicht vor⸗ handen iſt. Es ſind Ihnen doch bis jetzt noch keine wichtigen Tatſachen aus dem Gedächtnis entſchwunden. „Wichtige nicht, nur eins“, ſagte Arſtein langſam,„es klingt ſo lächerlich, wenn ich es erwähne, aber es peinigt mich u nausgeſetzt. In der Nacht vor meiner Verlobung mit Margarete fand auf der Ebene von Eilenfeld ein Mord ſtatt. An jenem Abend verlor ich einen Spazierſtock, der mir von meinen vielen, dielen Stöcken der liebſte war.“ „Ihre Frau Gemahlin erzählte mir ſchon, daß Sie ſich um dieſe Kleinigkeit den Kopf zerbrechen“, fiel Dr. Romberg ein. „Sie müſſen dieſe Geſchichte ein für allemal aus Ihren Gedanken verbannen. Daß Sie etwas ſo Geringfügiges ver⸗ geſſen, hat abſolut nichts zu bedeuten.“ „Meinen Sie? Und dennoch hat ſich dieſe geringfügige Sache ſozuſagen in mein Hirn eingefreſſen, ich komme nicht davon los.“ „Geben Sie ſich Mühe, nicht mehr daran zu denken. Wenn dieſer Gedanke wiederkommt, ſo erinnern Sie ſich daran, daß ich, deſſen Spezialität das Studium und die Behandlung von Gehirnkrankheiten iſt, die Sache für abſolut nichtsſagend halte.“ Fortſetzung folgt) chineſiſche Eiſenbahnanleihe in Erwägung gezogen. Es werde hauptſächlich geltend gemacht werden, daß durch den Abſchluß der Anleihe mit Deutſchland die chineſiſch⸗ britiſche Konvention von 1906 verletzt worden ſei, nach der alle derartigen finanziellen Transaktionen zuerſt der Pritiſchen Finanzgruppe unterbreitet werden müßten.— Ja. 1906 waren es auch noch ganz andere Zeiten. Da⸗ mals ſchlief China noch ein wenig. Heute dürfte Eng⸗ fand wohl kaum mit ſeinem Proteſt einen größeren Er⸗ folg haben. 1 Heer und Marine. N E 8 Ein neuer Marineſkandal ſcheint unſere Maxrinebehörde zu beſchäftigen. Zwei Werftmagazinauf⸗ ßeher wurden in Wilhelmshaven ermittelt, die für eigene Rechnung der Werft gehörende Bronze waggonweiſe an den an den Kieler Werftunterſchlagungen beteiligten Kauf⸗ mann Jacobſohn verkauft hatten. Koloniales. f — Aus Deutſch⸗Südweſtafrika liegen wieder zwei pedenkliche Nachrichten vor. Nach der einen ſoll auch in dieſem Jahre im Ovambolande, dem Norden der Nolonie, eine Mißernte bevorſtehen, obgleich die Be⸗ völkerung die letzte Hungersnot noch nicht überwunden hat.— Weiter geſtatten ſich die Anſiedler ein Re⸗ volutiönchen: Die Bezirksverſammlung der Anſied⸗ ler hat die Beteiligung an der Selbſtverwaltung abge⸗ lehnt, weil verſchiedene ihrer Wünſche nicht erfüllt wor⸗ den ſind. — Die Lage auf Samoa hat ſich gebeſſert. Die von Dem Chef des Kreuzergeſchwaders gemeinſam mit dem Gouverneur Dr. Solf eingeleiteten Maßnahmen haben Zu dem Erfolge geführt, daß die Rädels führer der unruhigen Samoaner ohne Anwendung von Gewaältmaß⸗ regeln gefangen genommen worden ſind. Das ge⸗ famte Geſchwader wird nunmehr eine Rundfahrt um die Inſeln vornehmen, von welcher der Gouverneur und der Chef des Kreuzergeſchwaders die Sicherung des wieder⸗ hergeſtellten Friedens erwarten.— Gefährlich iſt die Lage ja nie geweſen. Die Eingeborenen dort ſind ja feit langem beruhigt. Nur hin und wieder geraten ſie bei ihrer ſtarken Neigung zum Politiſieren zu arg in Harniſch. Europäiſches Ausland. 9 Oeſterreich⸗Ungarn. e E Auch Oeſterreich⸗Ungarn will jetzt das Marine⸗ Wettrüſten mitmachen. In den nächſten drei Jahren wird Oeſterreich⸗Ungarn mit einer ſtarken Erhöhung des Marinebudgets zu rechnen haben. Es ſollen außer den tm Bau befindlichen Schiffen noch drei Dreadnoughts gebaut werden. Das Marinebudget, das in dieſem Jahre 63 Millionen betrug, wird ſich für 1910 auf zirka 110 Millionen, alſo faſt das Doppelte, erhöhen, wozu noch die bedeutenden Rüſtungskoſten kommen, die im laufen⸗ den Jahre auch der Marineverwaltung erwachſen ſind. Frankreich. * Große Angſt ſcheint man in Frankreich vor deut⸗ ſchen Luftballons zu haben. Es wird aus Dijon be⸗ richtet, dort ſei am Montag nachmittag ein von einem ſtarken Winde getriebener Rundballon über die Ortſchaft Doeuilley im Deperatement Obere Saone gejagt worden. Um Boden zu faſſen, habe der Ballon ſeinen Anker aus⸗ geworfen, doch dieſer habe die Telegraphendrähte auf 100 Meter Entfernung zerſtört, ohne den Ballon zum Stehen zu bringen. Durch Reiter und Automobiliſten verfolgt, konnte das Luftſchiff endlich gegen Abend nieder⸗ gebracht und geborgen werden. Die Bewohner waren überaus erregt und behaupten, die Reiſenden hätten ſich ungebührlich benommen und die Landleute durch Drohungen zwingen wollen, ihnen die Ballonhülle nach der nächſten Bahnſtation zu ſchaffen. Offenbar ver⸗ mutet man in den Ballons lauter deutſche Spione. England. * Auch die„Luftſuprematie“ will England beſitzen. Zur Unterſtützung der neugegründeten Britiſh Aerial League fand am Montag in London eine Verſammlung unter Vorſitz des Lord⸗Mayors ſtatt. Zweck der Liga iſt die Schaffung der britiſchen Luftſuprematie. Die konſer⸗ vative Partei hat beſchloſſen, eine große nationale Agitation zu entfalten, um die liberale Regierung zu zwingen, in dieſem Jahre acht Dreadnoughts auf Stapel zu legen, anſtatt vier, wie im Marineetat vorgeſehen. Die in Ausſicht genommene nationale Agitation wird gleich nach den Oſterfeiertagen einſetzen. Der ehemalige Premierminiſter Balfour, der frühere Miniſter des Aeu⸗ zern Lord Lansdowne und die übrigen ehemaligen kon⸗ ſervativen Miniſter werden ſich an dieſer Agitation per⸗ ſönlich beteiligen, indem ſie in allen Teilen des Landes in öffentlichen Verſammlungen Reden halten werden. Man iſt überzeugt, daß dieſe Flottenbewegung beim engliſchen Volke populär werden wird. Daß bei den vielen Reden und Erörterungen die deutſche Flotte als die hauptſächlichſte Gefahr für die Sicherheit Englands dargeſtellt wird, iſt ſelbſtverſtändlich. Die Flottenagita⸗ tion wird ſich ſomit teilweiſe zu einer anti⸗deutſchen Be⸗ wegung geſtalten. Rußland. * Daß der Deutſchenhaß in Rußland infolge des Aus⸗ ganges der Balkankriſis nur noch gewachſen iſt, muß leider konſtatiert werden, wenn man auch nicht gerade alle Nachrichten darüber gläubig aufzunehmen braucht. Der Korreſpondent der deutſchfeindlichen Petersburger „Nowoje Wremja“ in London wurde von Mitgliedern des engliſchen Kabinetts informiert, daß England feſter denn je zu Rußland ſtehe und Rußland rate, ſeine Kriegs⸗ macht zu ſtärken. Es ſcheint danach, daß von England der Deutſchenhaß in Rußland mächtig geſchürt wird. „Echo de Paris“ meldet aus Petersburg, die Politik der ruſſiſchen Regierung werde demnächſt eine neue Rich⸗ tung einſchlagen, die große Aufregung hervorrufen ſoll.— Infolge direkter Einladung begibt ſich König Peter von Serbien Anfang Mai nach Petersburg, um dem Zaren einen Beſuch abzuſtatten. Spanien. 4 Die ſpaniſche Regierung beſchloß, um ihr durch die republikaniſchen Kundgebungen erſchüttertes Anſehen zu befeſtigen, eine allgemeine Amneſtie für politiſche Ver⸗ gehen und Preßdelikte zu erlaſſen. Türkei. 5 f 2 Allerlei aufregende Einzelheiten über die anarchi⸗ ſtiſchen Zuſtände, die in den ferneren öſtlichen Teilen des Ottomaniſchen Reiches herrſchen, werden jetzt gemeldet. Dreitauſend Araber unter dem Scheich von Seyhoud greifen die Schiffe an, die auf dem Tigris fahren. Der türkiſche Dampfer„Busreh“. Eigentum der Hamidieb⸗ EAA Geſeuſchaft, wurde von den Aravern angegriffen. Dret Paſſagiere und fünf Mann von der Beſatzung wurden ge— tötet. Ein engliſcher Kaufmann brachte darauf das kleine Geſchütz auf dem Deck des„Busreh“ in Aktion und feuerte auf die Araber. Dabei fielen dreißig Araber durch Artilleriefeuer dieſes einen Geſchützes. Ein tür⸗ kiſches Kanonenboot, das in Amara liegt, hat die Auf⸗ gabe, den Tigris zu überwachen; der Kapitän lehnt es aber ab, den Fluß hinaufzufahren, denn er ſagt, wenn dem Kanonenboot irgend ein Unglück zuſtieß, ſo würde er und die geſamte Mannſchaft von den an Zahl weit über⸗ legenen Arabern maſſakriert werden. Aſien. Perſien. * Der Schah ſcheint nochmals ſein Glück mit den Koſaken verſuchen zu wollen. Von Teheran rückten mit geheimer Order verſehen hundert kriegsmäßig ausge⸗ rüſtete berittene Koſaken in der Richtung nach dem Süden ab. Soziales. + Organiſation der Dienſtmädchen. In Berlin haben die Sozialdemokraten einen„Zentralverband der Haus⸗ angeſtellten Deutſchlands“ ins Leben gerufen. Der Sitz des Verbandes iſt Berlin, hier wird auch das„Zentral- organ“ des Verbandes herausgegeben. In dem erſten Leitartikel des Organs wird ausgeführt, daß die Be⸗ wegung nur ein„Teil der großen modernen Arbeiter⸗ bewegung“ ſei; es gelte den Kampf zu führen gegen die Ausnahmebeſtimmungen, die gegenwärtig noch die Hausangeſtellten bedrückten. Die Schutzmaßregeln für männliche Arbeiter und gewerbliche Arbeiterinnen müßten auch den Hausangeſtellten zugute kommen, damit aus der Dienenden die„freie häusliche Arbeiterin“ werde. Aus⸗ drücklich wird betont, daß der Verband ſchon heute beſtrebt ſei, bei den Herrſchaften direkt Zugeſtändniſſe für ſeine Mitglieder zu verlangen.— Vorläufig freilich iſt der Erfolg der Agitation noch recht gering. Nur in Hamburg mit dem überwiegend ſozialdemokratiſchen holſteinſchen Hinterlande haben die Genoſſen 8000 Mädchen gewonnen, die übrigen Ortsgruppen ſind noch recht klein. Der chriſtliche Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Deutſchlands hält vom 13. bis 16. April in Berlin ſeinen 3. Verbandstag ab. U. a. wird Oberregierungs⸗ rat Dr. Bittmann⸗Karlsruhe über„Heimarbeitge⸗ ſetzgebung“ ſprechen. Profeſſor Francke- Berlin wird das zeitgemäße Thema„Heimarbeit und Submiſſion“ be⸗ handeln. Voltswirtſchaftliches. , Zur wirtſchaftlichen Erſchließung Marokkos. Nach Meldungen aus Fez hat der Sultan die Minen-Konzeſſion, die er der deutſchen Firma Mannesmann noch vor ſeiner Anerkennung durch die Mächte verliehen, jetzt endgiltig beſtätigt. Die Firma hatte dem Sultan im Oktober vorigen Jahres, als er in großer Not war, ein Darlehen gewährt, das ſpäter zurückgefordert wurde. Nachdem aber die Verleihung der Konzeſſion definitiv erfolgt iſt, hat die Firma ſich bereit erklärt, das Darlehen als Vorſchuß auf ſpätere Abgaben von den Minenwerken zu betrachten. Das ſogenannte internationale Syndikat hat noch gar nicht über Konzeſſionen mit dem Sultan ver⸗ handelt, weil dieſer erſt im Einklang mit der Kon⸗ vention von Algeciras ein Minengeſetz erlaſſen muß. Die Spanier verlangen die Beſtätigung gewiſſer Minen⸗ Konzeſſionen in der Nachbarſchaft von Melilla, die ihnen der Nebenſultan verliehen hat. Lokale Nachrichten. » Viernheim, 8. April. — Die Generalverſammlung der Mar. Jünglingsſodalität fand am letzten Sonntag im großen Saale des„Freiſchütz“ ſtatt. Als erſter Punkt der Tages⸗ ordnung wurde der Rechenſchaftsbericht verleſen. Derſelbe gab einen klaren Einblick in die außerordentliche rege Vereins⸗ tätigkeit im letzten Vereinsjahre. Ganz beſonders wurde unter großem Beifall der Generalverſammlung aufgenommen, daß die nicht unbeträchtliche Summe von mehr als hundert Mark als Reingewinn aus dem Vereinsjahr der Sparkaſſe über⸗ wieſen werden kann. Das iſt ein ſehr erfreuliches Zeichen für das rege Vereinsleben innerhalb der Sodalität, aber auch ein„klingender“ Beweis für die Arbeit, die im verfloſſenen Vereinsjahre von Mitgliedern der Sodalität unter Leitung ihres Präſes geleiſtet worden iſt. Mit Recht konnte deg⸗ wegen der hochw. Herr Pfarrer Wolf betonen, daß die So⸗ dalttät in einem herrlichen Aufſchwung begriffen iſt, daß ſte in Wort und Tat ihren Mitgliedern Großartiges bietet. Sein Dank galt dem Präſes der Sodalität. Da im Laufe des Vereinsjahres mehrere Vorſtandsmitglieder durch Verheiratung ausgeſchieden ſind, wurde eine Neuwahl des Vorſtandes not- wendig. Dieſelbe wurde in der Generalverſammlung vorge- nommen. Gewählt wurden als Präfekt: Hans Haas, als Aſſiſtenten: Gg. Hook 16 und Gg. Kempf. Dem bisherigen Präfekten der Sodalität Gg. Winkler dankte der hochw. Herr Präſes in herzlichen Worten für die vielen Mühen und Ar⸗ beiten, denen er ſich in ſtets unverdroſſener Weiſe im Inte⸗ reſſe der Sodalität unterzogen hat. Sein Hoch galt dem bis⸗ herigen unermüdlichen und treuen Präfekten. Den Schluß der Generalverſ. bildete ein hochintereſſanter Vortrag des hochw. Herrn Paters Schneider über verſchiedene Miſſtonsgeblete. () Auszeichnung. Dem Unteroffizier Peter Mandel aus Viernheim, zur Zeit in Emmendingen, iſt die zweite Klaſſe der Landwehr-Dienſtauszeichnung durch Ver⸗ fügung der 84. Infanterie⸗Brigade vom 31. Dezember 1908 verliehen worden. — Zur Gewerbegerichtswahl in Mannheim. Am 14. April dieſes Jahres finden im Mannheimer Gewerbe- gerichtsbezirk die Wahlen der Beiſitzer zu dem Gewerbegerichte ſtatt. Angeſichts der Tatſache, daß eine ganze Reihe von hieſigen Arbeitern in beſagtem Gewerbegerichtsbezirk beſchäftigt ſind, dürfte es kein Fehlgriff ſein, auch an dieſer Stelle die betr. Arbeiter auf die Gewerbegerichte im Allgemeinen und die Wahlen zum Mannhelmer Gewerbegericht im beſonderen, aufmerkſam zu machen. Das jetzige Mannheimer Gewerbege⸗ richt? iſt auf Grund des Gewerbegerichtsgeſetzes vom Jahre 1890 errichtet. Lange dauerte der Kampf um die Erlangung ſolcher gewerblicher Schiedsgerichte. Schon im Jahre 1877 hatte der Zentrumsabgeordnete Graf v. Galen in ſeinem großen umfaſſenden Arbeiterſchutzantrag die gewerblichen Schiedsgerichte vorgeſehen. Damals wurde dieſer von der liberalen Reichs⸗ tagsmehrheit mit Hülfe der Sozialdemokraten und unter Hohn und Spott ſeitens Laskers, Rickert, Bebel und Fritzſche niedergeſtimmt. Den jahrelangen Kämpfen und der Ausdauer in dieſem Kampfe, die von den chriſtlichen Sozialpolitikern geübt wurden, iſt es zu verdanken, daß endlich im Jahre 1890 die deutſche Ar- beſterſchaft die Gewerbegerichte bekam. Es iſt darum nicht mehr wie recht und billig, wenn die chriſtlichen Arbeiter mit beſonderem Nachdruck alle ihre Anhänger an die Wahlurne heranzubringen ſuchen. Wie wir aus Mannheim erfahren, hat das dortige vorbereitende Kommitee der chriſtlich natl. Arbeitervereinigungen die umfaſſenſten Schritte getan, um die Wahl ſo viel wie möglich in ausgiebigem Maße durch chriſtl. natl. geſinnte Wähler zu beeinfluſſen. Das iſt ſehr anzu- erkennen und ſollten vor allem auch die im Mannheimer Gewerbererichtsbezirk beſchäftigten hieſigen zahlreichen chriſtlich geſinnten Arbeiter dieſes beachten und unter keinen Umſtänden aus irgend einem Grund ſich von der Gewerbege⸗ richtswahlurne fernhalten laſſen. Das ſind ſie ſcho ſich ſelbſt und ihrem Stande ſchuldig. Aber auch um den qhriſtlichen Sozialpolitikern in den geſetzgebenden Körperſchaften den Ruͤcken zu ſtärken bei ſpäteren ſozialen Reformen, iſt es not⸗ wendig, daß keiner durch Intereſſenloſigkeit das Gegenteil von dem fördert, was allen Arbeitern nützlich iſt. Darum am 14. April alle chriſtlich geſinnten Arbeiter der hieſigen Ge- meinde, auf zur Gewerbegerichtswahl in Mannheim, ſowelt ſte dort beſchäftigt ſind. Aus Nah und Fern. — Käferthal, 7. April. Am Sonntag mittag 4½ Uhr brannte es in der Abteilung 13 des Käferthäler Waldes, welche aus Forlenkiefer beſteht und ca. 12 Jahr alt iſt. Durch das energiſche Eingreifen des Waldhüters und der Waldarbeiter, ſowie der Freiwilligen Feuerwehr von Käferthal, welche mit drei zweiſpänner Fuhrwerke ausgerückt war, war das Feuer gegen 6 Uhr gedämpft und zwar durch abgraben und auf- werfen von Sand auf das Feuer. Die abgebrannte Stelle beträgt 8—10 Morgen. Das Feuer verurſachte einen Schaden von 4— 5000 Mk. Ueber die Entſtehungsurſache iſt nichts bekannt. — Weinheim, 7. April. In Großſachſen erhängte ſich die 62 Jahre alte Witwe Katharina Tiefenbach. Sie hinterließ einen an ihre Kinder gerichteten Zettel, in dem ſie bat, nicht böſe zu ſein, ſie könne nicht mehr leben, da ſie mehr gelitten habe, als die Kinder ahnen könnten. * Friedrichsfeld, 7. April. Weil ſeine Bekanntſchaft nichts mehr von ihm wiſſen wollte, hat ſich ein 20jähriger Mann aus Mannheim im Abort des elterlichen Hauſes des Mädchens hier erhängt. — Bensheim, 7. April. Am hieſigen Lehrerſeminar wurden die Aufnahmeprüfungen für die jungen Leute abge⸗ halten, die ſich in Gymnaſien oder Realſchulen oder auf dem Wege des Privatunterrichtes die erforderlichen Vorkenntniſſe erwarben. Von 40 Prüflingen konnte kaum die Hälfte Auf- nahme finden. — Nierſtein, 6. April. Geſtern Nachmittag iſt ein Radfahrer, der im letzten Augenblick vor der Abfahrt auf die fliegende Brücke dahier gelangen wollte, mit ſeinem Rad in den Rhein gefallen und ertrunken. Wer der Verunglückte iſt, konnte bisher nicht feſtgeſtellt werden. — Bingen, 7. April. Ein ſehr ſchweres Unglück iſt hier vorgekommen. In dem Neubau des Herrn C. A. Fiſcher juntor, einer Villa, auf der Mainzerſtraße, direkt am Draisbrunnen waren ſteben Maurer und Handlanger damit beſchäftigt, einen großen behauenen Fenſterſtein über ein Gerüſt an Ort und Stelle zu ſchaffen. Es geſchah dies in einer Höhe von etwa ſieben Metern(im zweiten Stockwerk). Dabei hatte der Stein eine Schwere von etwa 7 Zentnern. Die ſteben Maurer ſuchten den Stein über das Geruͤſt zu ſchaffen, waren aber doch nicht in der Lage, den ſchweren Stein zu halten, er ſtürzte und ſchlug das Gerüſt zuſammen. Ein Balken, der eine Dicke von etwa 16 Zentimetern hatte, wurde in der Mitte durchgebrochen. Die ſämtlichen Leute ſind abgeſtürzt. Zwei Leute, der 26 Jahre alte Joſef Freilinger aus Sarmsheim und der 25 Jahre alte Andreas Heinz aus Bingen, blieben ſofort tot. Der Polier Karl Schwarz aus Bingen, in Büdesheim wohnhaft, hat ſich das Rückgrat ge⸗ brochen, der 19jährige Frey aus Langenlohnsheim bekam ſchwere Kopfverletzungen. An dem Aufkommen dieſer beiden wird ſehr gezweifelt, beſonders der Schwarz iſt übel zuge⸗ richtet. Erhebliche Verletzungen trugen noch Karl Schilz aus Büdesheim, der einen Armbruch erlitt und Peter Peil davon. Mit einigen Hautabſchürfungen iſt der Georg Kirſchbaum aus Weuler davongekommen. — Bermersheim b. Alzey, 7. April. Wegen einer Diebſtahlsaffäre ſollte ein Dienſtmaͤdchen vor dem Schöffen gericht in Alzey erſcheinen. Aus Aufregung hierüber trank das Mädchen Lyſol und ſtarb auf dem Transport nach dem Kreiskrankenhaus. — Alzey, 7. April. Das hieſige Lehrerſeminar hat ſeinen Jahresbericht für 1908—09 ausgegeben. Nach dem⸗ ſelben wirken an der Anſtalt außer dem Direktor 14 ordent⸗ lich und 2 außerordentliche Lehrer. Beſucht wurde die Anſtalt im Laufe des Schuljahres von 177 Schülern. Von den 184 Schülern am Anfang des Schuljahres waren 105 evangeliſch, 77 katholiſch und 2 israelitiſch; 9 Schüler wurden nach Friedberg und Bensheim überwieſen. 142 Schuler ſtammten aus Rheinheſſen, 35 aus Starkenburg, je 3 aus Oberheſſen und Preußen und 1 aus Bayern. — Neuſtadt a. H., 7. April. Seinen Leib der Länge nach aufgeſchlitzt hat ſich der Telegraphiſt Peter Stork dahier. In Todesgefahr ſchwebend, liegt er jetzt im Krankenhaus. Das Motiv der Tat ſoll darin beſtehen, daß Stork von hier verſetzt werden ſollte. gel, Ha 1 405 albez, dug hellt, lm 2 auf. elle inen ſache gte Sie n ſie ehr ſchuft tiger des lun oe den tue Auf- ein auf Rid ickte lick an mit aiſt ellet dab Die fen, zu An de ind iger gs dus U Kon 4 1 1 l. 15 ler fer- alk dem a 1 fl alt 4 ch, ach ten ſen I t. fl. et § Donanueſchingen, 7. April. Der 15jährige Sohn des Landwirts Theodor Rohrer wurde infolge Scheuens der Pferde vom Fuhrwerk ſeines Vaters geſchleudert und geriet unter die Räder. Der Knabe erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß der Tod alsbald eintrat. e Die Bewaffnung der Geldbriefträger, eine Frage, die durch den letzten Raubanfall auf den Berliner Geld⸗ briefträger Eulenburg wieder angeſchnitten iſt, liegt ſo nahe, daß ſie bei jedem Raubanfall von neuem vorge— ſchlagen zu werden pflegt. Das Reichs⸗Poſtamt ſollte die Bewaffnung ſchon vor einem Jahre beſchloſſen, aber noch nicht ausgeführt haben, weil ſie keinen Zweck habe, da die Ueberfälle hinterrücks erfolgen. Das einzige Mittel wäre, die Beſtellung von Geld gleichzeitig von zwei Beamten ausführen zu laſſen, oder, wie in Bayern, nur das Poſtanweiſungsformular zu beſtellen, während der Empfänger den Geldbetrag beim Poſtamt ſelbſt erheben kann. Eine Einſchränkung der Geldbeſtellung kann auch der Ueberweiſungs⸗ und Scheckverkehr bei größerer Aus- dehnung bringen. ** Den Wert der Polizeihunde beſtätigt wieder ein⸗ mal ein Vorfall, der ſich vor einigen Tagen in Berlin zutrug. Dort hatten Langfinger einen Kraftwagen⸗ ſchuppen mit Nachſchlüſſeln oder Dietrichen geöffnet und mehrere gebrauchte Reifen im Werte von 800 bis 900 Mark mitgenommen. Einige Polizeihunde verfolgten die Spur über Straßen und Wege hinweg, bis ſie in einem Gebüſch im Tiergarten Laute gaben und zu ſcharren an⸗ fingen. Ihre Führer fanden bald, unter Blättern und Erde verſteckt, alle geſtohlenen Reifen. Die Einbrecher hatten ſie dort vergraben, um ſie bei Gelegenheit ab⸗ Zuholen. ** Ein ſchwerer Gattenmord ereignete ſich Dienstag in Berlin. Dort hat anſcheinend in einem Anfalle geiſti⸗ ger Umnachtung der 50 Jahre alte Muſikalienhändler Haerting ſeine Frau, die im 53. Lebensjahre ſtand, in beſtialiſcher Weiſe umgebracht. Während ſie ſchlief, ſtand Haerting auf und zertrümmerte ihr mit einem ſchweren Hammer den Schädel. Obgleich ſchon der erſte Schlag tödlich wirkte, ſchlug der Geiſteskranke wiederholt zu. Dann nahm er ein großes Brotmeſſer, ſtach auf den Kopf der Toten ein und ſchnitt ihr endlich den Hals durch. Jetzt riß Haertig die Leiche aus dem Bett, um ſie, wie er ſpäter bekundete,„abzukühlen“, und legte ſie auf den Fußboden. Er reinigte darauf die Mordwerkzeuge und ging nach dem Polizeirevier, um ſeine Tat anzuzeigen. * Ein Kapitalverbrechen wurde im Eiſenbahnzuge auf der Strecke Poſen—Gneſen verübt. Der Stationsgehilfe Kösling wurde im Zuge nach Gneſen von vier Aus⸗ wanderern nach einem Streit um ein Mädchen ermordet. Die Leiche wurde auf die Schienen geworfen. Die Dauerfahrt des„Zeppelin 1“. Die Dauerfahrt des Reichsluftſchiffes am Montag mußte im Laufe des Tages zweimal unterbrochen werden. Nachdem das Luft⸗ ſchiff gegen 8 Uhr auf dem Bodenſee gelandet war, iſt es in die Reichsballonhalle gebracht worden. Wahrſcheinlich iſt der große Gasverluſt die Urſache der Unterbrechung der Dauerfahrt. Am Dienstag wurde die Fahrt fortgeſetzt. Bei Konſtanz fand eine völlig glatte Landung auf dem Exerziervlatze bei Strohmeierdorf ſtatt. Die Landung iſt für die Konſtanzer Bürger ganz unerwartet gekommen, zund alsbald war ganz Konſtanz auf dem Exerzierplatze werſammelt, um den niedergegangenen Rieſen aus näch- ſter Nähe zu beſtaunen. * Die Lieblingsautoren im Jahre 190 ſtellte das »„Literariſche Echo“ durch eine Rundfrage bei rund 131 größern deutſchen Bibliotheken feſt. Danach ergeben ſich als die zwölf meiſtgeleſenen Bücher: Sudermann, Das Hohe Lied(71 mal), Hermann, Henriette Jacoby(54), Viebig, Das Kreuz im Venn(47), Hermann, Jettchen Gevert(46), Heer, Laubgewind(41), Otto Ernſt, Semper der Jüngling(38), Herzog, Der Abenteurer(35), Stil⸗ gebauer, Das Liebesneſt(35), Stratz, Herzblut(33), (Schnitzler, Der Weg ins Freie(32), Ompteda, Minne (27) und Zahn, Die da kommen(23). Im Anſchluß daran kommen: Bierbaum, Prinz Kuckuck(19 mal), Bartſch, Zwölf aus der Steiermark(17), Paul Keller, Der Sohn der Hagar(17), Gabriele Reuter, Das Tränenhaus(14), Lauff, Die Tanzmamſell(12). Da das Echo dieſes Mal micht den Zeitraum vom 1. Oktober bis 1. Oktober, ſondern den von Neujahr zu Neujahr als Grundlage ge—⸗ mommen hat, kam es, daß, da z. B. Sudermanns und Zahns Buch erſt im November erſchienen ſind, die darauf fallende Stimmenzahl nur das Ergebnis von vier bis ſechs Wochen iſt. Von den in der vorjiährigen Statiſtik genannten Autoren kehren fünf wieder: Heer, Herzog, Ompteda, Stilgebauer, Viebig. Dagegen iſt Frenſſen, deſſen„Hilligenlei“ damals an der Spitze ſtand, voll⸗ ſtändig verſchwunden, desgleichen Margarete Böhme, deren Tagebuch einer Verlorenen zwei Jahre lang zu den meiſt⸗ geleſenen gezählt hatte. * Sven Hedin, der kühne ſchwediſche Tibetforſcher, der in Wien vom Kaiſer Franz Joſef in längerer Audienz empfangen und durch Verleihung des Großkreuzes des Kaiſer Franz Joſefs⸗Oredns ausgezeichnet wurde, kehrte Mittwoch nach Berlin zurück. Am Gründonnerstag hält er vor den Mitgliedern der ſchwediſchen Kolonie Berlins einen Vortrag und kehrt dann nach Schweden zurück. * Ein Liliputrekrut erſchien in Brückenau(Rhön) bei der Muſterung. Der Kleine, der nur 95 Zentimeter groß iſt und mit den Kleidern nur 40 Pfund wiegt, brach angeſichts der vielen Uniformen in heftiges Weinen aus. Sein Siechtum iſt die Folge einer in der Kindheit überſtandenen ſchweren Scharlacherkrankung. Obendrein kann der Kleine weder leſen noch ſchreiben, vermag ſich aber mit ſeiner Umgebung zu verſtändigen. Er wurde ſelbſtverſtändlich für untauglich erklärt. * Ueber eine ſchwere Kataſtrophe im Luftballon, die ſich am Sonntag nachmittag in der Nähe von Coutances im Kanal La Manche ereignete, werden nachſtehende Einzelheiten bekannt. Zwei Pariſer Advokaten, die Her⸗ ren Paſſion und Watteau, hatten in Geſellſchaft einer jungen Dame, Fräulein Maſſon, einen Aufſtieg mit dem Ballon„Gay Luſſac“ vom Pariſer aeronautiſchen Klub unternommen. Fräulein Maſſon, eine Beamtin des Klubs, hatte noch niemals eine Luftfahrt unternommen. Die beiden Herren waren Amateure. Die Fahrt ging bei ziemlich ſtarkem Nordoſtwind glatt von ſtatten. Um 3 Uhr nachmittags plötzlich bemerkten die Luftreiſenden in einer Entfernung von ungefähr 12 Kilometern das Meer und öffneten ſchleunigſt die Ventile, um den Ballon zu leeren und langſam niederzuſteigen. Der heftige Nord- oſt trieb den Ballon jedoch ſchnell dem Meeresufer zu, das ſie in einer Höhe von etwa 10 Metern erreichten, als plötzlich ein Windſtoß den Ballon aufs Meer hinaus⸗ trieb. Fiſcher, die den Vorgang vemerrt hatten, vanden ſofort eine Barke los, um den Reiſenden zu Hilfe zu eilen. Die Gondel, in welcher ſich die drei Perſonen befanden, ſtreifte bereits das Waſſer. Fräulein Maſſon ſchrie und zeigte ſich außerordentlich ängſtlich. Plötzlich ſtürzte eine Welle über die Gondel und alle drei Perſonen fielen ins Waſſer. Die beiden Herren, die ſchwimmen konnten, verſuchten, Fräulein Maſſon zu retten, allein dieſe war in den Wellen verſchwunden. Inzwiſchen war die Barke herbeigekommen und nahm die beiden Herren auf, ebenſo wurde der bereits vollſtändig entleerte Ballon geborgen. Alle; Verſuche jedoch, die Leiche des Fräulein Maſſon zu finden, blieben erfolglos. Erſt um 1 Uhr nachts warf das Waſſer die Leiche der Verunglückten, die demnächſt heiraten wollte und die Fahrt aus Ehrgeiz mitgemacht hatte, an Land. Die junge Dame war von ihren Bekannten gehänſelt worden, ſie wäre zu furcht⸗ ſam, um eine Ballonfahrt mitzumachen. Deshalb unter⸗ nahm ſie die Fahrt, die ſit dem Tode büßen ſollte. * Wie man ſeine politiſchen Anſichten„verficht“. Der galiziſche Student der Medizin Israel Matakowski und der ruſſiſche Student Salomon Snolowski, früher in⸗ time Freunde, gerieten bei der Diskuſſion der Balkan⸗ frage in Feindſchaft. Als die beiden wiederum über die Balkanaffäre debattierten, verſetzte plötzlich der ruſſiſche Student dem polniſchen zwei Ohrfeigen. Der Pole ſandte darauf dem Ruſſen ſeine Zeugen, der Ruſſe lehnte jedoch das Duell zweimal ab. Als der Pole dann dem Ruſſen auf der Straße begegnete, zog er den Revolver und gab drei Schüſſe auf ſeinen ehemaligen Freund ab. Dieſer wurde am Kopfe erheblich verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. * Die Beſuchsfahrt der engliſchen Geiſtlichkeit nach Berlin wird jedenfalls Mitte Juni ſtattfinden. Der vor⸗ bereitende Ausſchuß mit Direktor D. Spieker an der Spitze hat unter Teilnahme des engliſchen Parlamen⸗ tariers Allen Baker bereits die Einzelheiten feſtgelegt. ** Rooſevelt ſcheint ſich bei ſeiner gegenwärtigen Jagdreiſe auch an den Höfen mehrerer Monarchen Euro⸗ vas feiern laſſen zu wollen. Der König und die Königin von Italien ſind am Dienstag an Bord des Panzer- ſchiffes„Re Umberto“ in Meſſina eingetroffen. Sie werden dort mit Theodor Rooſevelt zuſammentreffen. Es iſt ein vierſtündiger Aufenthalt in Meſſina vorge⸗ ſehen. Rooſevelt, der an Bord des deutſchen Afrika⸗ dampfers„Admiral“ von Neapel kommt, wird dann die Reiſe nach Mombaſſa fortſetzen.— Bei der Ankunft des Expräſidenten Rooſevelt in Neapel begab ſich der deutſche Konſul Steifenſand an Bord der„Hamburg“ und überreichte dem Präſidenten einen Blumenſtrauß in den deutſchen Farben. Ferner überbrachte der Konſul, wie der„Newyork Herald“ berichtet, ein Schreiben Kaiſer Wilhelms, worin der Monarch die Hoffnung ausſpricht, Rooſevelt nach ſeiner Rückkehr aus Afrika in Berlin zu ſehen. Rooſevelt ließ dem Kaiſer ſeinen Dank und Reſpekt ausdrücken, ſowie die Zuſage machen, daß er auf ſeiner Rückreiſe nach Berlin kommen und dem Kaiſer ſeine Jagderlebniſſe ſchildern werde. ** Ueber die neue vatikaniſche Bildergalerie ſchreibt der römiſche Mitarbeiter des„B. T.“: Es iſt das Ver⸗ dienſt Pius X., der bisher in unglaublichen Räumen, hoch unter dem Dache untergebrachten vatikaniſchen Pina⸗ kothek einen neuen und glänzenden Sitz ge⸗ ſchaffen und ſie erheblich erweitert und ausgebaut zu haben. Ludwig Seitz, der unlängſt verſtorbene Leiter der päpſtlichen Gemäldeſammlung, war es, der die hinter der St. Peters⸗Sakriſtei gelegene„Floreria apoſtolica“ in eine ſchöne und lichtdurchflutete Galerie verwandelt hat, wo in ſieben Sälen heute nicht nur die bereits bekannten Nummern der Pinakothek, ſondern auch die bisher über Lateran und Vatikan zerſtreuten oder in Magazinen ruhenden Werke vereinigt und nach Schulen ge⸗ ordnet ſind. Die dermaßen regenerierte Sammlung birgt nunmehr manche Perle, die früher gar nicht oder nur wenigen Forſchern bekannt war. Die Säle ſind im eleganteſten Renaiſſanceſtil gehalten. Der Glanzpunkt iſt Saal 4 mit der wunderbar beleuchteten Rafaelſchen „Verklärung Chriſti“, der Madonna von Foligno, und den übrigen allbekannten Meiſterwerken⸗ * Leutnant und Oberkellner. Ein peinlicher Auftritt ſpielte ſich, wie erſt jetzt bekannt wird, vor einigen Tagen in einem großen Hotel der Friedrichſtadt in Berlin ab. Dort fand ein ſogenanntes Heroldeſſen von Offizieren der Kriegsakademie ſtatt. Bei der Regulierung der Zeche kam es zu Differenzen zwiſchen dem Oberkellner und einem zur Kriegsakademie abkommandierten 25jährigen Jägerleutnant. Im Verlaufe der Auseinanderſetzungen verſetzte der junge Offizier dem Oberkellner eine Ohrfeige, die aber prompt in verdoppelter Auflage zu⸗ rückgegeben wurde. Die noch anweſenden Offiziere traten vermittelnd dazwiſchen und beſtimmten, daß die Sache am nächſten Tage erledigt werden ſollte. Zu dieſem Zeitpunkte erſchien auch der beteiligte Offizier wieder im Hotel, allerdings in Zivil, ſo daß er von dem Ober⸗ kellner nicht erkannt wurde. Ohne Wortwechſel gab er dem Oberkellner mit dem Spazierſtock einige Hiebe über den Kopf und entfernte ſich dann ſehr ſchnell. Zu⸗ fällig hatte aber auch ein Vorgeſetzter des Leutnants in jenem Hotel Wohnung genommen, der ſofort eingriff und eine Unterſuchung gegen den jungen Offizier einleitete. Der Oberkellner büßte durch den Auftritt ſeine Stel⸗ lung ein. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim 1000 M. Entfernung kann man Stiefel aus dem Schuh ⸗ Haus Stumpf erkennen. Die eleganten und dabei bequemen Paßformen werden von keiner anderen Seite geboten. Fachmänniſche, ſtreng reelle und billige Bedienung haben dem S ch uh⸗ haus Stumpf, Bismarckſtraße 3, zu ſeinem Miſehen erben::; Bekanntmachung. 1. Bei den diesjährigen Frühjahrskontrollverſammlungen im Bereiche des Meldeamts Heppenheim haben zu erſcheinen: à. Alle Reſerviſten und Wehrleute I. Aufgebots(auch die nur Garniſondienſtfahigen), b. Die zur Dispoſttion der Truppenteile Beurlaubten, c. Die zur Dispoſttion der Erſatzbehörden entlaſſenen Mannſchaften, d. Sämtliche Erſatzreſerviſten Alle Halbinvaliden und zeitig Ganzinvaliden, ſoweit ſie nicht der Landwehr II. Aufgebots oder Landſturm angehören. 2. Die Militärpäſſe nebſt den eingeklebten Kriegs⸗ beorderungen oder Pa ßnotizen und Führungs- zeugniſſe ſind mit zur Stelle zu bringen. Erſatz für verloren gegangene Militärpapiere iſt recht⸗ zeitig zu beantragen. Es iſt noch beſonders darauf hingewieſen, daß gegen diejenigen Mannſchaften, deren Führungszeugniſſe nicht zur Stelle ſind, eingeſchritten wird. 3. Stöcke, Pfeifen uſw. ſind vor dem Autreteu wegzulegen. 4. Wer dieſer Einberufung nicht Folge leiſtet, kann bis zu 3 Tagen Mittelarreſt und mit Verſetzung in die nächſt⸗ jüngere Jahresklaſſe beſtraft werden, auch verliert er den Anſpruch auf die Landwehrdlenſtauszeichnung. Die Arreſtſtrafen können geſetzlich nicht in Geldſtrafe umgewandelt werden. 5. Wer durch Krankheit oder dringende Geſchäfte von der Teilnahme an der Kontrollverſammlung abgehalten wird, hat rechtzeitig bei dem Meldeamt Heppenheim unter Vorlage eines den Grund beſcheinigenden und von der Ortsbebörde beglaubigten Atteſtes um Befreiung nachzu- ſuchen, oder bet unvorhergeſehenen, nicht aufſchiebbaren Geſchäften dieſes Atteſt ſpäteſtens zur Stunde der Verſamm⸗ lung auf dem Kontrollplatze abgeben zu laſſen. 6. Gleichzeitig werden die Mannſchafeen darauf aufmerkſam gemacht, daß ſie ſich den ganzen Tag, an dem die Kontroll⸗ Verſammlung ſtattfindet, als im aktiven Dienſt befindlich zu betrachten haben, und daß etwa vorkommende Ungehörig- keiten gegen gleichzeitig mit ihnen zur Kontrollverſammlung einberufene Offiziere und Unterofftziere des Beurlaubten⸗ ſtandes und Gendarmen vor, während und nach den Kon⸗ trollverſammlungen, nach den Militärgeſetzen beſtraft werden. Der Appell für unſere Gemeinde findet ſtatt: 1. zu Viernheim(im Saale des Gaſthauſes zum goldenen Karpfen) Mittwoch, 14. April 1909, vormittags 8 Uhr für a. alle Reſerviſten(auch die nur Garniſondienſtfähigen), b. die zur Dispoſttion der Erſatzbehörden entlaſſenen Mannſchaften, 0. alle Dispoſitionsurlauber, d. alle Halbinvaliden und zeitig Ganzinvaliden, ſoweit ſte nicht der Landwehr II. Aufgebots oder dem Land- ſturm angehören. Vormittags 9½ Uhr für ſämtliche Wehrleute, I. Aufgebols(auch die nur Garniſondienſtfähigen), Vormittags 10½ Uhr für ſämtliche Erſatzreſerviſten. Viernheim, den 5. April 1909. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Aufnahme in die Volksſchule. Die Aufnahme der ſchulpflichtigen Kinder in die hieſige Volksſchule findet Montag, den 19. April l. Js. durch Herrn Hauptlehrer Mayr im neuen Schulhauſe in folgender Reihenfolge ſtatt: 7 Uhr die Knaben von A bis K 8„„ Kuaben„ 2„ 3 9„„ Mädchen„A„ K 10„„ Mädchen„ 2„ Z. Schulpflichtig ſind diejenigen Kinder, welche bis zu ge⸗ nanntem Tage das 6. Lebensjahr vollendet haben. Auf Wunſch der Eltern dürfen auch ſolche geiſtig und leiblich nicht unreife Kinder in die Schule aufgenommen werden, welche bis zum 30. September d. Js. das 6. Lebens jahr vollenden. Bei der Aufnahme ſind die Impfſcheine der eintretenden Schüler vorzulegen. Auswärts Geborene haben außer dem Impfſchein einen Auszug aus dem Geburtsregiſter der betr. Gemeinde beizubringen. Viernheim, den 7. April 1909. Der Schul-Vorſtand: Wolf, Pfarrer. Prachtuolle Orangen eingetroffen. g- Oexle Rathausstr. 15 u. 68. Konfektion Kostilme Jacketts Staubmäntel. Paletotss Kimonos Kostümröcke Blusen Grösste Auswahl 6 1 1 5 2 — 2 S2 3 —— 8 38 — 2 — 4 Hosen Billigste Preise Unerreichte Vorteile Herren- Konfektion Sacco-Anzüge Jünglingsanzüge Gehrock-Anzüge Sport-Anzüge S8ommer-Joppen Fantasie-Westen da eigene Anfertigung. Knaben-Nonfektion Unübertroff. Leistungsfähigkeit K 1, 1 Gehrer Hofh schild Mannheim K 1 1 55 2* N 5. 8 45 25 CTT 5 85* — Jünger⸗ Einheit Pieruhein Einladung. Kommenden Mittwoch, den 14. April d. J., abends halb 9 Ahr findet im Gaſthaus„Zum fürſten Alexunder“ ausser ordentliche Ubnera-Versammlung ſtatt, von einigen Mitgliedern mit folgender Tages⸗Ordnung verlangt: J. Cokalfrage; 2. Verſchiedenes. Hierzu werden alle Mitglieder eingeladen. Der Vorstand. Ein Erb ſtand aus freier Hand zu verkaufen. Näbere Auskunft erteilt Nikolaus Neff J., Lorſcherſtraße 34. 2 Mehrere Tünchergeſellen per ſofort geſucht. Andreas Schmitt 2. Sandhofen Maler- und Tünchergeſchäft. Für unſere Viernheimer Filiale per 1. Mai ein tüchtiges Lehrmüdchen geſucht. 7 L. SPAM GEN BERGER WEINHEINM 4 GEGR. 1878 EMPFIEHLT Sich IN AusFähzuns mobeRnheR 22 GRUB. DenKRmAEER 22 N SaUBERSTE Aus FUHHUNd. RE ELLE PREIS E. . SONNTAGS GEOFFNET. 8 vacles, Hemden u. D nterröcke für Erſtkommunikanten empfiehlt billigft M. Dobhan, Wasserstr. ſowie ein verloren. 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