* 3 9 2 5 — 1 2 S — 7 in p Dult f ume 18 zum n. tener er hem et helt. „ —— 1 4 0 0 2 Viernheimer Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljqährl. Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Anzeiger Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 1. Blatt Samſtag, den 17. April 1909. 15 Wochenrundſ chau. b Der Kaiſer und die Kaiſerin haben am Dienstag nach Oſtern in Begleitung des Prinzen Oskar von Wild⸗ park aus die, Reiſe nach Venedig angetreten. Am 16. April wird, falls durch i nzwiſchen eingetretene Er⸗ eigniſſe nicht etwa eine Verſchiebung der Pläne ſtatt⸗ finden muß, die Weiterreiſe nach Korfu angetreten werden. In Korfu iſt bereits alles mit dem Empfang der kaiſerlichen Familie beſchäftigt. In die Stille der Oſterzeit hat die Steuerpolitik immer noch ihre Wellen geworfen. Es iſt von der Regie⸗ rung und von den Blockliberalen eine umfangreiche Be⸗ wegung zugunſten der Nachlaßſteuer in die Wege geleitet. Namentlich gilt es, die nötige Anzahl Stimmen vom Bund der Landwirte abzuſprengen. Hierzu be⸗ dient ſich die Regierung als Sturmblock der Mittel- ſtands bewegung, die plötzlich von den Liberalen ſehr gehätſchelt wird, nachdem der Liberalismus durch die Gewerbefreiheit, den„freien Wettbewerb“, die Börſen⸗ politik, die einſeitige Förderung des Großkapitals und die Begünſtigung der Warenhäuſer den Mittelſtand ſo weit heruntergebracht hat, als irgend möglich iſt. In Berlin wurde der Direktor des Landwirtebundes von einem allgemeinen„Deutſchen Mittelſtandstage“ der Be⸗ rufsvereine, Verbände und Innungen im Stich gelaſſen, indem die Verſammlung für eine ſtark progreſſive Erb- anfallſteuer ſtimmte. Auch andere Steuergerüchte ſind über die Feiertage nicht verſtummt. So ſoll abermals eine Kaffee-, eine Zündhölzchenſteuer und eine Steuer auf alkoholfreie Ge— tränke geplant werden, von denen die erſte und die letzte ganz beſtimmt vorläufig als fromme Wünſche zu betrachten ſind. In die Oſterruhe fiel ganz plötzlich und unerwartet die Nachricht von neuen Umwälzungen in der Türkei. Die jungtürkiſche Reformbewegung war ziemlich ohne Gewaältsmaßregeln vor ſich gegangen. Die von den Alttürken inſzenierte Militärrevolte arbeitet ganz nach den in Konſtantinopel beliebten Muſtern. Es iſt der Kampf des alten Islam gegen die neuen abend⸗ ländiſchen Ideen; der religiöſe Fanatismus wird geweckt und die Frage— wie das ja in der Türkei ſehr leicht iſt — vom politiſchen auf das religiöſe Gebiet hinüber⸗ geſpielt. Urſprünglich hielt das Salonikiſche Jäger- regiment noch zu den Jungtürken; ihre Wachen am Parlament wurden überwältigt, die Offiziere gefeſſelt. Ebenſo wurde mit der Wache an der Hohen Pforte ver— fahren. Studenten und Ulemas ſtießen zu den Auf⸗ ſtändiſchen und ſtachelten ſie weiter auf. Nach mehreren Zuſammenſtößen beherrſchten die Meuterer das Feld. Schließlich machten die Jäger von Saloniki mit den Meuterern gemeinſame Sache. So ſcheint das Jung⸗ türkentum vorläufig geſchlagen, die ganze Verfaſſungs— reform in Frage geſtellt zu ſein. Das Miniſterium hat ſeine Entlaſſung eingereicht und nach den letzten Nach⸗ F 11... ̃⅛˙ VNN ˙ richten ſoll Tewfik⸗Paſcha zum Großweſter ernanar fein, Edhem⸗Paſcha bleibt Kriegsminiſter und Rifaat⸗Paſcha Miniſter des Auswärtigen. Der Präſident der Kammer hat ſeinen Abſchied eingereicht. Die Meuterer ſtellen für etwaige Unterhandlungen die Bedingung der Straf- loſigkeit. In den nächſten Tagen dürfte es noch zu ernſten Kämpfen kommen. Die Aufrollung der Verfaſſungsfrage in der Türkei bedeutet die Aufrollung der ganzen, kaum beigelegten Balkanfrage und es fällt ſchwer, daran zu glauben, daß hier niemand beteiligt ſein ſollte, der ein Intereſſe daran hat, trüben zu fiſchen. Mit Bulgarien, mit Ser⸗ bien und Montenegro war als Kriegszunder nichts mehr anzufangen: nun muß die Türkei ſelber daran. Man braucht nur auf die Gewiſſenloſigkeit ſolcher politiſchen Schiebungen hinzublicken, um über ihre Herkunft im Klaren zu ſein. Jedenfalls ſtehen diesmal Deutſchland und Oeſterreich nicht als Beteiligte in erſter Linie— wenigſtens ein Vorteil. In Holland iſt die ganze Bevölkerung auf das für die nächſten Tage bevorſtehende freudige Ereignis in einer Weiſe geſpannt, daß man ſagen könnte, es geſchehe des Guten„vor dem Feſte“ etwas zu viel. Man darf aber aus dieſer Stimmung den politiſchen Rückſchluß ziehen, wie ungeheuer nahe den Holländern die Frage der Thron⸗ folge geht, mit der ſie Unabhängigkeit und Neutralität 1 Niederlande gleichſetzen. Wünſchen wir ihnen alles Gute! Zwiſchen Oeſterreich und Italien kommt es angeſichts der öſterreichiſchen Pläne, vier Dreadnoughts zu bauen, zu neuen Mißſtimmungen. Italien fühlt ſich dadurch be⸗ droht und zurückgeſetzt. Ein dem italieniſchen Marine⸗ miniſter naheſtehendes Blatt proteſtiert gegen die öſter⸗ reichiſchen Rüſtungen als überflüſſig und verdächtigt Oeſterreich, es wolle die indiſchen Getreidetransporte Englands bedrohen. Mit dem Dreibund ſcheint es bald zu Ende zu gehen, ſoweit es an Italien liegt. Caſtro, ber ſich zum„ewigen Juden“ entwickelt, iſt nun von allen Seiten abgeſchoben worden und be⸗ findet ſich auf dem Wege nach Frankreich. Selbſt Däne⸗ mark gab ihm auf ſeinen weſtindiſchen Inſeln keine Unter⸗ kunft. So erntet er, was er mit ſeiner anmaßenden Abenteurerpolitik geſät hat, ſo lange er ſich in ſeinen venezolaniſchen Sümpfen in Sicherheit fühlte. Der Fall Arenberg. P Der Wahlkreis Beckum⸗Warendorf⸗Lüdinghauſen hat niemals zu hochpolitiſchen Erörterungen Anlaß gegeben. Es wird dort ein Centrumskandidat gewählt, weil ſich das ſo ſeit Beſtehen des Centrums von ſelbſt verſteht. Nun hat der gute Wahlkreis plötzlich das Blut von Mil⸗ lionen von Blockſeelen in Wallung gebracht, da er einen „Ausländer“ zum Reichstagsabgeordneten wählen will, den Herzog von Arenberg. Namentlich die liberalen Zeitungen ſpeien Feuer und Flamme gegen dieſe Kan⸗ didatur. 23. Jahrgang. Nun iſt zwar der Herzog von Arenberg bereits Mit⸗ glied des preußiſchen Herren hauſes, was die peniblen Gemüter einigermaßen beruhigen ſollte, denn in das Herrenhaus wird Jemand beſtimmt nur zugelaſſen, wenn er preußiſcher Staatsange⸗ höriger iſt. Daraus ergiebt ſich denn doch wohl mit ziemlicher Klarheit, daß nach völkerrechtlichen Begriffen der Herzog von Arenberg auch als Reichsangehöri⸗ ger zu betrachten iſt. Wie dieſe Kandidatur zuſtande gekommen iſt, ob ſie opportun war und dergl. Fragen intereſſieren uns wenig in dem Augenblicke, da ein ganz unmotiviert erſcheinen⸗ der Höllenlärm, und zwar vorwiegend in der libera⸗ len Preſſe, dagegen erhoben wird! In die Centrumskandidatur haben die Herren über⸗ haupt nichts hineinzureden. Sie erheben den Einwand, der Herzog von Arenberg ſei Belgier, lediglich zu dem Zwecke, um daran durchſichtige Verdächtigungen zu knüp⸗ fen, als könne der Herzog in dieſer ſeiner Eigenſchaft vertrauliche Mitteilungen aus dem Reichstage, die z. B. Belgien oder den Kongoſtaat beträfen, weiterzu⸗ tragen verſucht ſein, ein ſtarkes Stück, da zunächſt erſt von einer Kandidatur die Rede iſt. Der größte Stein des Anſtoßes für die radikale und liberale Preſſe iſt offenbar die Zugehörigkeit des Herzogs zum ſogenannten„Feudaladel“. Der wird durch ſeinen Eintritt in den Reichstag anſcheinend verſtärkt und damit werden die Geſchäfte der„Reaktion“ gefördert. Warum denn nun plötzlich ſo empfindlich? Fürſt Hohenlohe war doch auch ruſſiſcher Untertan; es hat ihn deshalb niemand für einen Ruſſen gehalten. Man hat ihn ſich ſogar als Reichskanzler gefallen laſſen, ohne Gewiſſensbeſchwerden zu empfinden. Aber frei⸗ lich— Chlodwig v. Hohenlohe hatte einen ſtarken Stich ins Liberale: in einem ſolchen Falle machen auch liberale Blätter Ausnahmen. Und es war ja ſo leicht, ſeine ruſſiſche Untertanenſchaft zu erklären: er mußte ruſſiſcher Untertan bleiben oder auf ſeine Güter im Werte von Hunderten Millionen verzichten, da nur ruſſiſche Staats⸗ angehörige in Rußland begütert ſein dürfen. Was alſo Hohenlohe recht iſt, ſollte Arenberg billig ſein! Weshalb er gezwungen werden ſollte, für den Fallſ einer Wahl ſeine belgiſche Nationalität abzuſtreifen und auf ſeine belgiſchen Güter zu verzichten, iſt auch nicht recht erfindlich. Man warte doch erſt einmal ab, wie er ſich im Reichstage verhalten wird! Merkwürdig, daß die liberalen Beſchützer des internationalen Großkapitals immer ſo ner⸗ vös werden, wenn vom internationalen Hochadel die Rede iſt. Wenn man beiſpielsweiſe ſieht, mit welchen Kapitalien das Ausland an den wichtigſten deutſchen Induſtrien beteiligt iſt und wie, umgekehrt, deutſches Kapital ohne Scheu vor nationalen Grenzen in der ganzen Welt ſeine Rolle ſpielt, ſo muten die Angriffe auf die Kandidatur des„Ausländers“ Arenberg gerade⸗ zu kindiſch an. Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 394(Nachdruck verboten.) „Armer, armer Mann! Kein Wunder, daß er hinausgleitet aus dem Leben, wenn dieſe furchtbaren Dinge ſich Nacht für Nacht wiederholen“, dachte der Arzt. Was fange ich mit ihm an? Es iſt einer jener Fälle, bei welchen die Wiſſenſchaft machtlos wie vor einem Rätſel, wie vor einer verſchloſſenen Pforte ſteht! Vor allem muß er reichlich Nahrung zu ſich nehmen, damit er wenigſtens phyſiſch in die Höhe kommt. Er iſt ja in einem erbarmungswürdigen Zuſtand. Ich will jetzt hineingehen und ihm etwas zu eſſen holen.“ Dann ſagte er laut: „Sie zittern, Arnſtein, iſt Ihnen kalt?“ „Nicht ſehr“, antwortete der Baron, indem er zu lächeln verſuchte, während doch ſeine Lippen wie im Schüttelfroſt bebten. Er ſah ins Feuer und ſtreckte die eine Hand aus, wie um ſich zu wärmen. „Sie werden ſich gleich beſſer fühlen, wenn Sie genommen haben, was ich Ihnen nachher gebe. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie ein paar Minuten allein laſſe?“ „Dagegen? Gewiß nicht! Wie ſollte ich?“ „Er hat ſchon wieder vergeſſen, was er durchgemacht“, dachte Dr. Romberg.„Seltſam— höchſt ſeltſam! Ich begreife das nicht! In meinem Leben iſt mir kein ſolcher Fall vor⸗ gekommen! Man hat ja ſchon viele phychologiſche Rätſel kennen gelernt— aber das hier— das geht über meine Begriffe!“ Dr. Romberg kam ziemlich ſchnell mit einem Tablett zurück, auf welchem kaltes Fleiſch, Brot und Butter, ſowie eine Flaſche Champagner ſtanden. „Da wir die Nacht doch anders verbringen als gewöhnlich, müſſen wir ſchon etwas genießen“, ſagte er.„Ich wenigſtens eſſe etwas. Wollen Sie mir dabei Geſellſchaft leiſten?“ „Ach ja, ich habe Hunger“, erwiderte Arſtein. Ich eſſe ganz gern eine Kleiniakeit mit.“ Dr. Romberg fütterte ihn wie ein kleines Kind. Der Baron trank zwei Gläſer Champagner. Der Wein zauberte eine feine Röte in ſein Antlitz und belebte auch ein wenig die glanzloſen, tief in ihren Höhlen liegenden Augen. „Jetzt ſehen Sie ſchon beſſer aus“, ſagte der Arzt.„Und nun gehen Sie wieder ins Bett, nicht wahr? Der ſoeben genoſſene Champagner wird Ihnen gut tun. Es iſt jetzt vier Uhr, Sie können alſo noch ein paar Stunden dem Schlaf widmen.“ Während Romberg das ſagte, Augen. „Ich erinnere mich an etwas“, ſagte er bedächtig. „Und was iſt das?“ „Ich ſah etwas in dieſem Zimmer— vor kurzer Zeit— die Erinnerung flutet langſam in mein Hirn zurück. Ich ſuche ſie feſtzuhalten. Sagen Sie, Doktor, haben Sie ſchon gehört, daß es in Ihrem Hauſe umgeht?“ Dr. Romberg lachte. „Nicht daß ich wüßte“, meinte er. „Nun, ob es hier umgeht oder nicht— jedenfalls ſah ich etwas“. Bei dieſen Worten erhob ſich Arſtein langſam und zeigte auf das Fenſter. „Ich ſchlief ganz feſt— auf einmal erwachte ich und ſah dort am Fenſter einen großen, hellen Lichtkreis und in dem⸗ ſelben ein Bild. Ich ſehe es jetzt wieder vor meinem Auge erſtehen— wie in einem Nebel— es peinigt mich— ich möchte es deutlicher ſehen. Nein, ich gehe nicht wieder in das Bett!“ „Sie haben einen ſchweren Traum gehabt, Arſtein, und erinnern ſich ſeiner jetzt.“ „Ich ſage Ihnen, es war kein Traum, Doktor! Ich war völlig wach. Halt— fragen Sie kein Wort— mein Ge⸗ dächtnis wird mit jedem Moment klarer. Alſo ich war völlig wach— ich ſtand auf und ging auf das Ding zu— ein Bild war es, es blieb immer auf einer Stelle— dort beim Fenſter — zwei Männer ſtanden in dem Lichtkreis—“ kam Leben in Arſteins „Ein Traum war es— Alpdrücken“, unterbrach ihn Rom⸗ berg.„Wahrſcheinlich haben Sie geſtern etwas recht ſchwer Verdauliches genoſſen.“ „Es war kein Traum— auch kein Alpdrücken“, wider⸗ ſprach der Baron langſam.„Ich ſah alles ganz deutlich. Ich ſah etwas, was wirklich paſſiert iſt— vor mehr als fünf Jahren war es, Doktor— da fand ein Mord auf der Ebene ſtatt, welche in der Nähe meiner Beſitzung liegt. Zwei junge Männer, die ſtudierten, wohnten in unſerem Dorfe— ſie kämpften um ein Mädchen, das ſie beide gleich liebten. Der eine tötete den anderen. Der Mord wurde im Moment höchſter Leidenſchaft begangen, infolge Herausforderung, und der Mörder wurde zu Zuchthaus verurteilt. Er büßt ſeine Strafe jetzt ab. Iſt es nicht höchſt ſonderbar, daß ich ein vollkommenes Bild jener Mordtat erblicke? Es war alles ſo lebhaft— es hat ſich förmlich in mein Hirn gebrannt—“ Arſtein hob die Hand und preßte ſie gegen die Stirn, während er ſprach. „Mein Puls ſchlägt jetzt hier“— er deutete gegen die Schläfe—„ich brauche nur die Augen zu ſchließen, und ſofort erblicke ich in meiner Einbildung, was ich vor einer halben Stunde in Wirklichkeit geſchaut. Warum verfolgt mich das Bild eines Mordes nur ſo beharrlich und quält mich ſo grenzenlos?“ „Es hat eben damals einen tiefen Eindruck auf Sie gemacht und hinterlaſſen“, antwortete Dr. Romberg.„Sie ſind jetzt ſehr ſchwach, Ihre Nerven ſind zerrüttet— ſo iſt Ihr Geiſt einfach in die Vergangenheit zurückgeſchweiſt. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben kann, ſo betrachten Sie es als nichts anderes als Alpdrücken. Und nun, bitte, gehen Sie wieder ins Bett.“ „Ich kann nicht— wirklich nicht— ich habe eine furcht⸗ bare Angſt—“ „Unſinn! Sie, ein Mann!“ (Fortſetzung folgt.) ——.— — 2—— —— r Etwas Kindiſches haftet ohnehin an dieſem ganzen Preßfeldzuge. Man will das Centrum in den Ruf brin⸗ gen, daß es dem Hochadel nachlaufe, um dadurch„bei Hofe“ wieder„lieb Kind“ zu werden. Gleichzeitig heißt es natürlich, die Arbeiterfreundlichkeit des Centrums ſei nur ſcheinbar: wer mit dem Herzog geht, kann nicht mit dem Volke gehen. Das Centrum hat es wahrlich nicht nötig, ſich gegen derartige Vorwürfe zu verteidi⸗ gen; auch hat es oft genug politiſche Lagen gegeben, wo man durch den Adel wie durch die höchſte kirchliche Ge⸗ walt einen Druck auf das Centrum üben wollte— es hat aber nichts geholfen. Das Centrum iſt und bleibt eben von allen Parteien die vollkommenſte Vertretung aller Berufsintereſſen— vom Adel bis zum Arbeiter— weil es dieſe Vertretung nach höheren, idealen Geſichts⸗ punkten und nicht nach Intereſſenrückſichten führt. Daran wird auch die Kandidatur Arenberg nichts ändern— das dürfen die Gegner ſich ruhig aufſchreiben! Die Revolte in der Türkei. In der ganzen Türkei ſcheint ks zu gären. Die Re⸗ gierung verſpricht alles, um die Ruhe wieder herſtellen zu können; aber man ſcheint den Verſprechungen wenig zu trauen. Der Sultan hat den rebellierenden Soldaten perſönlich volle Amneſtie zugeſichert. Die Ruhe 5 zwar äußerlich wieder hergeſtellt, aber der Geſchäftsver⸗ hr beginnt zaghaft wieder. Die Komiteeführer Dſchawid Bey und Huſſein Dſchahid ſind nach anfangs mehrfachen vergeblichen Verſuchen mit Hilfe einer Botſchaft entflohen. Die römiſche„Tribuna“ meldet aus Saloniki: Ein großer Teil der Garniſon revoltierte und vertrieb die Offiziere. Mehrere Bataillone ſchifften ſich nach HKonſtantinopel ein, ſollen jedoch in den Dardanellen zur Umkehr gezwungen worden ſein. In Saloniki treffen allmählich die bedeutendſten Parteichefs und Mitglieder der Jungtürken ein. Saloniki iſt vorläufig der uner⸗ ſchütterte Hort des Jungtürkentums, was den Komitee⸗ äuptern die Hoffnung gibt, von hier aus abermals ihre Machtſtellung zurückzugewinnen. Eine geheime Partei⸗ verſammlung faßte weittragende Revanchebeſchlüſſe, deren Ausführung im Falle des Gelingens die Situation gründlich verändern müßte. Die Jungtürken verfügen über eine erhebliche Anhängerzahl bei den Provinztruppen, mit deren Hilfe ſie wieder ans Ruder zu kommen hoffen. Es heißt, ſie würden zunächſt die Abſetzung des Sultans betreiben und den Prinzen Juſeuf Ezze⸗ in auf den Thron bringen. Jedenfalls ſind die Aus⸗ — 1055 für eine ruhige Entwickelung im Innern äußerſt trũbe. Nach einer Meldung aus Saloniki haben die Meldun⸗ gen aus Stambul in den Kreiſen des Komitees für Einheit und Fortſchritt bombenähnlich gewirkt. Be⸗ ſſonders der Uebergang der Salonikier Jäger zur Gegen⸗ wartei hat große Beſtürzung hervorgerufen. Auch in ganz Mazedonien droht die Revolution aus⸗ zubrechen. Die öffentliche Meinung und die bulgariſche Negierung ſind über den Sturz Hilmi Paſchas befriedigt, denn ſie betrachteten ihn als einen Feind Bulgariens. Die bulgariſche Regierung hofft, daß das neue türkiſche Kabinett nach Wiederherſtellung der Ruhe die Verhand⸗ lungen mit Bulgarien wieder aufnehmen und ſie zu einem günſtigen Ende führen werde. Man befürchtet mur, daß die Jungtürken ſich auf das mazedoniſche Armeekorps, das ſeinerzeit die erſte Revolution hervor- gerufen hatte, ſtützen und mit ſeiner Hilfe vielleicht einen Verſuch zum Sturze der neuen Regierung unternehmen werden. Man befürchtet dadurch den Ausbruch einer Re⸗ volution in Mazedonien. Das neue türkiſche Kabinett hat ſich bis jetzt Außerſt geringe Sympathien erworben. Die Wahl Tew⸗ fik⸗Paſchas zum Großweſir gilt als die unglücklichſte, die getroffen werden konnte. Sie ſei ein Beweis dafür, daß die Reaktion geſiegt habe und der Sultan für den Augenblick wieder die Macht an ſich reißen will, denn Tewfik iſt abſolut rückgratloſer Miniſter. Die Auf⸗ faſſung in diplomatiſchen Kreiſen iſt daher peſſimiſtiſch. Man iſt überzeugt, daß die mühſam hergeſtellte Ruhe und Ordnung jeden Moment neu geſtört werden können. Der Balkanfriede iſt durch die türkiſche Kriſe ern⸗ ſter bedroht als er es jemals durch den ſerbiſchen Konflikt geweſen iſt, und die Gefahr internatio- naler Verwicklungen nicht ausgeſchloſſen. In diplo⸗ matiſchen Kreiſen iſt man auch überzeugt, daß der Palaſt und ehemalige Günſtlinge des Jildis den Soldaten⸗ putſch inſzenierten und mit Geld die jungtürkenfeind⸗ liche Agitation förderten. Charakteriſtiſch iſt, daß nun⸗ mehr alle Prozeſſe gegen die geſtürzten Würdenträger des abſolutiſtiſchen Regimes niedergeſchlagen werden und die auf den Prinzeninſeln gefangenen Häupter der ehe⸗ maligen Kamarilla bereits freigelaſſen wur⸗ den. Sogar die Heimkehr des geflüchteten Izzet Paſcha wird als bevorſtehende Tatſache angekündigt. Dadurch würde die innere Ruhe noch mehr gefährdet ſein. Ungünſtige Perſpektiven eröffnet ein hervorragen⸗ der ungariſcher Politiker, der behauptet, bei längerer Fortſetzung des militäriſchen Kampfes wären Chriſten und Fremde ihres Lebens und Eigentums nicht ſicher. Europa müßte durch Drohungen oder durch Erſcheinen der Flotte im Bosporus einen ſtarken Druck auf die Türkei ausüben. Sollten die Mächte dann weiter in die Tripelallianz und die Tripelentente geſpalten ſein, wäre der europäiſche Frieden in ſehr großer Gefahr. Für Oeſterreich⸗Ungarn als unmittelbarer Nachbar ſei es rat⸗ ſam, vor einer ſehr beruhigenden Klärung der Verhält⸗ niſſe den Stand der Truppen in den annektierten Län⸗ der nicht zu vermindern, es ſei nicht ausgeſchloſſen, daß im Falle eines allgemeinen Aufflammens des moham⸗ medaniſchen Glaubenseifers auch die Mohammedaner in Bosnien und Herzogewina von der religiöſen Erregung ergriffen werden. 4 Jager Paſcha, der geſtern an Muckhtar Paſchas Stelle zum Befehlshaber des Gardekorps ernannt wurde, hat auffallender Weiſe das Kommando ſchon wieder abge⸗ geben. Der Großweſir Tewfik hat darauf dem Sultan vorgeſchlagen, den früheren Kriegsminiſter General Na⸗ ſim Paſcha zum Kommandeur des Gardekorps zu er⸗ nennen. Naſim hat die Ernennung angenommen. Der Kommandowechſel macht großes Aufſehen; er ſteht ohne Zweifel im Zuſammenhang mit den unhaltbaren Zuſtänden in der Garniſon, vielleicht aber auch mit Nach⸗ richten, die über die Stimmung der Truppen in Salo⸗ Politiſche Rundſchau. Berlin, 15. April. — Das Kaiſerpaar unternahm am Donnerstag in Venedig Spazierfahrten. Die Abreiſe nach Korfu er⸗ folgt am Freitag früh 5 Uhr, die Ankunft daſelbſt am Samstag. — Der deutſche Kronprinz wird am 24. April zum Beſuch des Kaiſers Franz Joſef in Wien eintreffen. Vorher wird der Kronprinz in Bukareſt dem König Karol einen Beſuch abſtatten. Kaiſer Franz Joſef wird ſeinen Gaſt am Bahnhof erwarten. — Der Großherzog von Baden iſt unter ge⸗ ringer Erhöhung der Körpertemperatur an Bonchial⸗ katarrh erkrankt. Die Krankheit nimmt einen normalen Verlauf, doch wird der Großherzog vorausſichtlich noch einige Tage das Bett hüten und weiterhin Ruhe und Schonung beobachten müſſen. (Centrum und Steuervorlagen. In einer zu Köln abgehaltenen Centrumsverſammlung präſizierte am Don⸗ nerstag Trimborn den Standpunkt des Centrums zur Reichsfinanzreform dahin: es könnte eine Situation eintreten, die es geboten erſcheinen laſſe, daß das Cen⸗ trum ſich völlig paſſiv und negativ verhalte. Vorläufig aber werde das Centrum an der Reform mitarbeiten. Es würde keinen Pfennig indirekter Steuern bewilligen, bevor nicht allermindeſt 100 Millionen Beſitzſteuer end⸗ giltig beſchloſſen ſeien, und zwar würde er der Erb⸗ ſchaftsſteuer mit Einbeziehung der Eltern und Kinder den Vorzug vor der Nachlaßſteuer geben. (1) Die bloßgeſtellten„Genoſſen“. Vor der allge⸗ meinen Aelteſtenwahl am 10. Septbr. 1904 im Bochumer Allgemeinen Knappſchaftsverein wurde Centrumsabgeord⸗ neter Bruſt, damals noch Vorſitzender des Gewerkvereins chriſtlicher Bergarbeiter, als Arbeiterverräter verdächtigt, indem er in einem anonymen Flugblatt beſchuldigt wurde, von den Grubenbeſitzern mit 30000 Mark beſtochen zu ſein, um ihre Intereſſen zu fördern. Die Folge dieſer Verleumdung, deren Urheber bis heute nicht ermittelt werden konnte, war natürlich der ſozialdemokratiſche Wahlſieg. Jetzt aber bringt die neueſte Nummer des „Bergknappen“ Aufklärung über die Angelegenheit. Da⸗ nach iſt der Beamte des ſozialdemokratiſchen Verbandes Johann Götte der Verbreiter des Flug⸗ blattes. Der Verbandsvorſitzende, Reichstagsabgeordneter Sachſe, hat ſchon vor der damaligen Wahl von der Ver⸗ breitung gewußt und den Täter gekannt. Ebenſo ſoll auch der ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete Hue gewußt haben, daß Götte der Täter war. Trotzdem duldete man dieſen bis heute als Beamten im Verbande. Nach den eigenen Angaben Göttes ſoll er im Auftrage derſozialdemokratiſchen Verbandsleitung gehandelt haben. Abg. Hue habe ihm geſagt, wenn er„gefiſcht“ werde, müſſe er Geld zur Flucht erhalten. Der„Bergknappe“ will die Richtigkeit ſeiner Angaben vor Gericht beweiſen. Die„Genoſſen“ wären danach in einer Weiſe bloßgeſtellt, die auf jeden ehrlichen Menſchen ab⸗ ſchreckend wirken muß. ( Gegen die Schundliteratur. Die Berliner ſtädti⸗ ſche Schuldeputation bereitet ein Merkblatt an die Eltern der Gemeindeſchulkinder gegen die Lektüre der Schundliteratur vor. Die Schuldeputation hatte ſich mit der literariſchen Vereinigung des Berliner Lehrervereins in Verbindung geſetzt, und ihr Vorgehen gegen die Schundliteratur erfolgt im Einverſtändnis mit den Zielen dieſes Vereins. Außer dieſen Belehrungen betreibt die Berliner Schulverwaltung auch einen praktiſchen Kampf gegen die ſchlechte Jugendlektüre, indem ſie der Aus⸗ geſtaltung der Schülerbibliotheken und dem gemeinſamen Leſen von guten Büchern erhöhte Beachtung zuwendet. In Groß-Berlin haben bereits Pankow und Schöneberg den Kampf gegen die Nick Carter⸗Literatur begonnen. Heer und Marine. Graf Zeppelin veröffentlicht eine Erklärung über die Verwendung der Natio nalſpende, die den Betrag von 6 096 555 Mark elrreicht hat. Darin heißt es u. a.: Kraft der mir von den Gebern übertragenen freien Verfügung über die Spende habe ich mit deren ge⸗ ſamten Betrage nebſt Zinſen und Erträgniſſen eine Stif⸗ tung unter dem Namen„Zeppelin⸗Stiftung“ mit dem Sitz in Friedrichshafen errichtet, welche nunmehr am 29. März d. J. die ſtaatliche Genehmigung erhalten hat. Die Stiftung iſt befugt, anderweitige Zuwendungen anzu⸗ nehmen und dadurch ihr Vermögen zu vergrößern Verſchiedene Unternehmungen, die eine weſentliche För⸗ derung und Hebung des Luftſchiffbaues bezw. Ausnutzung der Luftſchiffahrt verſprechen, erhalten die notwendige Unterſtützung, wiſſenſchaftliche Unterſuchungen, Verſuche aller Art zur Prüfung der einſchlägigen Vorgänge und Vorſchläge in der Welt ſind im Gange, um fortſchreitend Vollkommeneres leiſten zu können. Von einem ſolchen Vorgehen iſt zu erhoffen, daß dasſelbe für lange Zeit Deutſchland im Luftſchiffbau und in der Luftſchiffahrt an die Spitze der Völker ſtellen wird. Europäiſches Ausland. Frankreich. * Die abfällige Beurteilung, die die Zuſtände in der fran zöſiſchen Flotte ſeitens der Preſſe ſeit langem erfahren haben, hat jetzt eine ſehr nachdrückliche Be⸗ Beſtätigung gefunden. Der Deputierte und Generalbe⸗ richterſtatter für das Budget, Doumer, iſt in Tou⸗ Lon eingetroffen, um an der Unterſuchung über die Miß⸗ ſtände in der Flotte teilzunehmen. Er begab ſich an Bord des Panzerſchiffes„Juſtice“ und ſtellte feſt, daß die Munitionsvorräte unvollſtändig oder nicht am richtigen Platze ſeien. Ferner nahm Doumer die Ausſagen mehre⸗ rer Artillerie⸗Offiziere entgegen, die erklärten, daß die Marine⸗Artillerie ſowohl bezüglich der Mannſchaften wie des Materials ſich in beklagenswertem Zuſtande befinde. * Die Antimilitariſten unter den franzöſiſchen Sozia⸗ liſten haben geſiegt. Der Sozialiſtenkongreß in St. Etienne ſollte noch einem Antrag den Führer der Anti militariſten, Herve, ausſchließen. Der Kongreß in St. Etienne hat jedoch in ſeiner am Mittwoch abgehaltenen Schlußſitzung den Führer der Antimilitariſten, Herve, zum Mitglied des ſtändigen Verwaltungsausſchuſſes der Partei gewählt. Mehrere von den ſogenannten Guedi⸗ ſten eingebrachten Beſchlußanträge, die einen Tadel gegen Herve enthielten, wurden teils abgelehnt, teils zurück⸗ gezogen. Betreffend ein Schreiben des Durchführungs⸗ ausſchuſſes der radikalen Partei, in welchen ein Zu⸗ ſammengehen der Radikalen und Sozialiſten bei den — niki und Adrianopel eingetroffen ſind. Wahlen befürwortet wird, wurde Uebergang zur ein⸗ England. : Die Furcht der Engländer vor den Flotten der übri⸗ gen Großmächte ſucht der Handelsminiſter Churchill in einem Brief lächerlich zu machen. Es könne nicht be⸗ wieſen werden, daß Deutſchland auch nur ein einziges Schlachtſchiff, geſchweige denn ein ganzes Geſchwader ſo ſchnell wie England bauen könne. England ſei darin bedeutend überlegen. Churchill behandelt zum Schluß den„größten Irrtum“, der in den Erörterungen zur Flottenfrage immer begangen werde:„Es iſt der, daß es einen tiefen Intereſſengegenſatz zwiſchen dem deut⸗ ſchen und dem engliſchen Volke gebe, der nur durch eine äußerſte Kraftprobe gelöſt werden könne, der uns der Wechſel des Schickſals unwiderſtehlich entgegentreibe. Keine verhängnisvollere Vorſtellung könnte das Hirn eines Staatsmannes lähmen. Es gibt keinen natürlichen Gegenſatz zwiſchen den Intereſſen des engliſchen und des deutſchen Volkes. Keine jener Streitigkeiten, verurſacht durch Raſſen-, territoriale, dynaſtiſche oder religiöſe Fra⸗ gen, die in der Vergangenheit die Welt bewegt haben, oder in der Gegenwart zu der unbeſtändigen Haltung der Staaten beitragen, exiſtiert zwiſchen England und Deutſchland oder hat je zwiſchen ihnen exiſtiert. Wir haben uns an große Dinge aus der Vergangenheit zu erinnern und nicht zu vergeſſen. Es gibt zweifellos eine Rivalität im Handel, es gibt aber auch eine wirk- liche und wachſende Abhängigkeit. Keine kontinentale Nation iſt unſerem Handel notwendiger als Deutſchland, es iſt unſer beſter Kunde, wie wir es von ihm ſind.“ Amerika. Vereinigte Staaten. 0 * In dem mexikaniſchen Minenlager Velardeng kam es bei einer Prozeſſion zu blutigen Kämpfen zwiſchen Bergleuten und Truppen, wobei 32 Peßſonen ge⸗ tötet wurden. Venezuela. * Endlich winkt dem Expräſidenten Caſtro eine Zu⸗ fluchtsſtätte. Die amerikaniſche Regierung wurde vom ſpaniſchen Geſandten verſtändigt, daß ſeine Regierung ſich weigern werde, die Landung Caſtros auf ſpaniſchem Boden zu unterſagen. Soziales. Der Kongreß der chriſtlichen Heimarbeiterinnen Deutſchlands in Berlin erörterte am Mittwoch zunächſt das Programm des Gewerkvereins und beſchloß nach längerer Debatte, die Neuregelung des ganzen Pro— gramms einem Ausſchuſſe zu übertragen. Die Referen⸗ tin über die Ausbildung der Heimarbeite⸗ rinnen in Pflichtfortbildungsſchulen oder Kurſen verlangte, daß die jungen Mädchen durch die Landesgeſetzgebung bis zum vollendeten 17. oder 18. Lebensiabre verpflichtet würden. die Fortbildungsſchule zu beſuchen, und daß die Arbeitgeber verpflichtet würden, den Urlaub dazu zu erteilen. Ein ſolches Geſetz be⸗ ſteht bereits in Baden. Ferner käme noch in Betracht eine Ausbildung der Heimarbeiterinnen in Mädchen⸗ gewerbeſchulen und Lehrwerkſtätten, wie es z. B. in Zürich der Fall iſt. Aus Stadt und Land. * Gefährliche Oſterfeuer. Die in Rheinland und Weſtfalen üblichen Oſterfeuer haben in dieſem Jahre viel Unglück verurſacht. Beim Abbrennen eines Oſter⸗ feuers bei Wattenſcheid warf ein Knabe ein brennendes Scheit nach einem zuſchauenden Mädchen. Das Mädchen ſtand ſofort in Flammen und ſtarb bald darauf an den erlittenen Verletzungen. In Langenſcheid gerieten beim Oſterfeuer die Kleider eines neunjährigen Mädchens in Brand. Alle Kinder flüchteten und das brennende Kind ebenfalls, bis es bewußtlos zuſammenbrach und allein auf dem Felde verbrannte. In Caſtrop geriet durch ein. Oſterfeuer ein Schuppen in Brand. Beim Aufräumen der Trümmer fand die Feuerwehr die verkohlte Leiche eines Knaben. * Der Diamantengauner Lemoine verhaftet. Der Diamantenſchwindler Lemoine, der im Juni v. J. ge⸗ flüchtet und dann in contumaciam verurteilt worden war, iſt verhaftet worden, als er mit ſeinem früheren Sekre⸗ tär Puzin, der in der Rue Breg wohnt, ſpazieren ging. Lemoine war am Karfreitag in Paris angekommen und im Hotel Mollar unter dem Namen Hans Leitner, Ge⸗ ſchäftsmann aus London, abgeſtiegen. Um ſein Aeuße⸗ res zu verändern, hatte er ſich den Vollbart abgeſchnitten und trug den Schnurrbart nach Haby⸗Faſſon in die Höhe gedreht. Nach ſeiner Flucht am 15. Juni 1908 ging Lemoine zunächſt nach Sofia und von dort nach Budapeſt, Wien und London. Vor dem Unterſuchungsrichter ver⸗ ſicherte Lemoine auch jetzt, er ſei unſchuldig und habe Vertrauen in ſeine Sache. Seine Verhaftung iſt ein Verdienſt der franzöſiſchen Geheimpolizei, die in London ſeine Spur verloren, ſie aber in Paris wieder aufge⸗ funden hatte.— Der Ingenieur Lemoine hatte, wie hier erinnert ſei, ſich mit dem Direktor der de Beers⸗-Kom⸗ pagnie Sir Wernher in Verbindung geſetzt unter dem Vorgeben, ein Verfahren zur Herſtellung echter Diaman⸗ ten gefunden zu haben. Sir Wernher hatte ihm darauf größere Vorſchüſſe gewährt, aber als der Beginn der Fabrikation von Lemoine immer weiter hinausgeſchoben wurde, die Anzeige erſtattet. Der Unterſuchungsrichter le Poittevin gewährte Lemoine auf deſſen Erſuchen eine Friſt, bis zu deren Ablauf, am 17. Juni, Lemoine einen von ihm gefertigten Diamanten vorzuweiſen ſich ver⸗ pflichtete. Wie vorauszuſehen war, hatte Lemoine es vorgezogen, vor Ablauf der Friſt zu verſchwinden. ** Den Stierkämpfen, oder, wie er ſie zahmer be⸗ nannte, Stierſpielen, mit denen ein franzöſiſcher Zirkus⸗ beſitzer, der gegenwärtig in Südfrankreich Vorſtellungen gibt, die deutſche Reichshauptſtadt beglücken wollte, iſt dem Vernehmen nach vom Berliner Polizeipräſidium die erbetene Genehmigung verſagt worden. In der Tat haben derartige Schauſtellungen weder einen wiſſenſchaft⸗ lichen noch ſonſt einen Wert. Sie befördern nur die Senſationsluſt und die Verrohung. Wurſtvergiftung. Durch den Genuß verdorbpener Wurſt erkrankten in München 16 Perſonen. Von den Erkrankten ſind drei bereits geſtorben, während andere in Lebensgefahr ſchweben. Die Vergiftungserſcheinungen werden auf die jüngſt aufgedeckten Unreinlichkeiten im einigen Fleiſchbetrieben zurückgeführt. fachen Tagesordnung beſchloſſen. — ˖ Wc 2 S 2. 2 2 2 alt 3 S S —1 SS S Sa ** 8 2 . e rinnen ächſt * Die Zeppelin⸗Ballonhalle, die demnächſt in Köln errichtet werden ſoll, wird eine Breite von 40, eine Länge von 160 und eine Höhe von 30 Meter erhalten. Sie wird derartig konſtruiert, daß ſich eine eventuell notwendig werdende Verlängerung der Halle für einen größeren Ballon ohne größere Neubauten bewerkſtelligen läßt. Durch Fenſter und Oberlicht wird für Helligkeit geſorgt. Durch die Halle werden vier normalſpurige Gleiſe geführt. Sie wird aus feuerſicherem Material hergeſtellt, zugleich wird als Material ein ſchlechter Wärmeleiter gewählt, damit die Sonnenſtrahlen iſoliert werden, da ſonſt bei Sommerhitze eine unerträgliche Temperatur entſtehen würde. Die Halle wird Werk⸗ ſtätten und Unterkunftsräume für Soldaten enthalten. * Zu der Kataſtrophe in Hohenſalza wird noch ge⸗ meldet, daß ſich auch am Schützenhausgarten ein Erdriß gebildet hat, der bereits einen Meter breit iſt. Die Terrainſenkungen ſüdlich vom„Kronprinzenſchacht“ ge⸗ winnen ebenfalls immer mehr an Ausdehnung. Die Häuſer an der linken Seite der Bahnhofsſtraße zu Hohen⸗ ſalza zeigen ſeit Mittwoch zahlreiche große Riſſe. Vor⸗ ausſichtlich werden die Häuſer geräumt werden müſſen. — Ueber die Urſachen der Erdſenkungen gehen die Meinungen auseinander. Es gewinnt allerdings immer mehr an Wahrſcheinlichkeit, daß der Einſturz der Kirche keine Folge des im Jahre 1907 erſoffenen Salzberg⸗ werks iſt, vielmehr neigt man in Fachkreiſen faſt ungeteilt der Anſicht zu, daß die Kataſtrophe die Folge eines vor vierzig Jahren auf dem jetzigen Kirchenplatze angelegten Bohrloches iſt. Schon im Jahre 1908 wurde in einem auf dem Gartengrundſtücke des Ziegelei— beſitzers von Tempelhoff an der Kirchſtraße belegenen Teich ein ſtarkes Wallen und Brodeln des Waſſers beob- achtet. Eines ſchönen Tages hörte dieſes Brodeln von ſelbſt auf. Man nahm damals in Fachkreiſen an, daß dieſes Brodeln des Waſſers auf eine unterirdiſche Quelle zurückzuführen war, die ſich Luft gemacht hatte. Da dieſer Teich nur etwa 300 Meter von der Unglücksſtelle entfernt liegt, ſo iſt es wahrſcheinlich, daß die unter- irdiſche Quelle ſich in das zugeſchüttete Bohrloch er— goſſen und dadurch einen Hohlraum geſchaffen hat, wo⸗ durch der Einſturz der Kirche verurſacht wurde. * Der Dichter des„Aennchen von Tharau“, Simon Dach, iſt vor 250 Jahren geſtorben. Seine gelehrten Dichtwerke ſind vergeſſen, aber das liebliche Gedicht „Anke von Tharau“, das er urſprünglich plattdeutſch geſchrieben hat, iſt ein ewiger Beſitz unſerer Literatur. Es üſt von Herder ins Hochdeutſche übertragen worden— Es entſtand als Gelegenheitsgedicht zur Hochzeit von Dachs Freund, des Pfarrers Portatius mit Anna Nean⸗ der. Dach wurde am 29. Juli 1605 in Memel geboren; im Jahre 1639 wurde er zum Profeſſor der Dichtkunſt an der Univerſität Königsberg ernannt. ** Der Aetna ſoll wieder in Tätigkeit ſein, wie von Mitgliedern der Erdbebenwarte in Catania auf Grund örtlicher Unterſuchung berichtet wird. Der Krater zeigt ſeit dem 31. März eine ſtarke Entwicklung von Rauch und Schwefeldämpfen und wirft Aſche aus. Die be⸗ ſchneite Kuppe iſt bis weit hinab mit Aſche und Stein⸗ chen bedeckt. Auch der Krater Volcano auf den Lipari⸗ ſchen Inſeln zeigt eine erhöhte Tätigkeit. Die Er⸗ ſcheinungen werden als Beweis dafür gedeutet, daß die jüngſten Erdbeben vulkaniſcher Natur geweſen ſeien. Von der Erdbebenwarte wird berichtet, daß bereits am 31. März dem Hauptkrater des Aetna Rauch und Schwefel⸗ waſſerſtoff entſtieg. Am 1. und 2. April fiel ein reich⸗ licher Aſchenregen, der letzter Tage wieder begonnen hat. Vom geodynamiſchen Inſtitut der Lipariſchen Inſeln wird berichtet. daß ſich auf dem Stromboli neue Krateröffnun⸗ gen bildeten, denen dichte Rauchſäulen entſteigen. Die Erdbebenwarte in Laibach verzeichnete am Dienstag nach⸗ mittag den Beginn eines mittelſtarken Fernbebens. Die Herdentfernung wurde auf 2000 Kilometer berechnet. ** Eines Engländers Heim. Der Direktor vom Neuen Theater in Berlin hat den auf zwei Monate geſchloſſenen Vertrag mit dem Impreſario gelöſt. Er wird ſich nun bedeutend wohler fühlen. Das Machwerk, das zu ſo ſtürmiſchen Auftritten und peinlichen Erörterungen führte, wird am Donnerstag bereits zum letzten Male gegeben. Intereſſieren dürfte es, daß der Verfaſſer, Dr. Maurie, aktiver Offizier bei einem in Südafrika ſtehenden engli⸗ ſchen Regiment iſt. Vielleicht hat er die Luſt zum Phan⸗ taſieren von ſeinem Vater gelernt, der das Mädchen „Trilby“ und ſeinen unheimlichen Beherrſcher Svengali in die Welt ſetzte. Die Engländer faſſen das Stück immer noch als eine nationale Tat auf, und Lord Chamberlain hat jede Aufführung von Parodien unterſagt. * Ein Rieſenſchornſtein, der höchſte ſeiner Art auf der ganzen Welt, iſt in Amerika bei Great Falls errich⸗ tet worden. Die rieſige Eſſe gehört zu einer Kupfer⸗ und Silbergeſellſchaft, die bei Great Falls ihre großen Fabriken hat, in denen Erze geläutert werden. Der Schornſtein iſt rund 160 Meter hoch und dient dazu, die Gaſe in die Luft zu entleeren, die durch das Ein⸗ ſchmelzen des Kupfers erzeugt werden. Sein innerer Durchmeſſer beträgt am höchſten Punkt 15 Meter und bei der Baſis zwanzig. Durch dieſen Kanal können in der Sekunde 2000 Kubikmeter Gas entleert werden, die eine Temperatur von 315 Grad Celſius haben. Es werden alſo täglich 100 Millionen Kubikmeter ge⸗ fährliche Gaſe in die Atmoſphäre oberhalb der Stadt entleert. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der älteſte deutſche Sanitätsoffizier Generalarzt a. D. Dr. Kaether iſt, 93 Jahre alt, in Aachen geſtorben. Dichte Heuſchreckenſchwärme ſind in der Provinz Te⸗ beſſa in Algerien niedergegangen. Soldaten werden zur Vernichtung der Inſekten verwandt. Der 15 jährigen Spulerin Hermine Anderſch in einer 3 in 1 wurde, als ſie durch ein Fenſter n Aufzugſcha ſah, dur S Kopf abgequetſcht. We Spun ee *Die Küche der Pariſer Feinſchmecker, in der zuletzt Kamelslenden, Elefantenrüſſel und Schnecken den erſten Rang einnahmen, wird um eine intereſſante Neuerung bereichert werden: Ein indiſcher Ochſenzüchter hat bereits eine Anzahl von Buckelochſen nach Frankreich verſchickt. Insbeſondere der Buckel dieſer indiſchen Ochſenraſſe gilt als eine Delikateſſe und wird in Indien hochgeſchätzt. Es bleibt fraglich, ob die Pariſer Feinſchmecker dem neuen Gericht eine beſſere Aufnahme bereiten werden als dem Kamelfleiſch. Lokale Nachrichten. »Vieruheim, 17. April. »— Kirchliche Nachrichten. Herr Neuprieſter Helmig von hier wurde aushilfsweiſe als Kaplan nach Bürſtadt, Herr Neuprieſter Dörſam aus Fahrenbach als Kaplan nach Bingen berufen. Verſetzt wurden die Herren: Kaplan Dr. Veit von Gießen nach St. Stephan in Mainz, Kaplan Kempf von Ober-Abſteinach nach Bürgel, Koplan Quirin von St. Stephan in Mainz nach Ober⸗-Abſteinach, Kaplan Effler von Horchheim nach Münſter, Subrektor Seebacher von Bensheim nach St. Paul in Offenbach, Bene fiziumsverwalter Hain von Gernsheim als Subrektor nach Bensheim. * Verband der kath. Jugendvereinigungen der Diözeſe Mainz. Nächſten Mittwoch, 21 April, vor⸗ mittags ½10 beginnend, findet im Konkordiaſaal zu Darmſtadt eine Conferenz der Präſides der kath. Jugendvereinigungen der Diözeſe Mainz ſtatt. Bei der Reichhaltigkeit der Tages- ordnung werden ſich die Verhandlungen vorausſichtlich bis zu den Nachmittagsſtunden ausdehnen. Aus Nah und Fern. — Weinheim, 16. April. Der Kaufmann Anton Hellſtern wurde wegen Beleidigung mehrerer hieſiger Ein⸗ wohner von der Strafkammer zu 2 Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt. 5 Wochen werden von der Unterſuchungshaft ange- rechnet. Hellſtern hat die Tat geſtanden.— Die Ehefrau Pfläſterer geb. Schulz von hier wurde vegen Verdachts der Verleitung zum Meineid verhaftet.— Der als Polizeihund ausgebildete Schäferhund des Bahnaſſiſtenten Sauter fand in der Nähe des Kaſtanienwaldes die Leiche des 69 Jahre alten Schreiners Heinrich Gerhard, der ſeit 7 Tagen vermißt wurde. Er hatte ſich erhängt. — Worms, 16. April. Samſtag abend wurde auf Veranlaſſung des Großh. Kreisamtes der Kreisvollziehungs⸗ beamte Karl Wolf hier wegen dringenden Verdachts der Unterſchlagung von Geldern öffentlicher Kaſſen verhaftet.— Der 60 Jahre alte Fuhrmann Georg Opper hat ſich auf dem Speicher ſeiner Behauſung erhängt, an derſelben Stelle, wo vor zwei Jahren ſein 23 Jahre alter Sohn ebenfalls durch Erhaͤngen den Tod geſucht und gefunden hat. Krankheit und ſonſtige mißliche Verhältniſſe ſollen die Veranlaſſung zu dem Selbſtmorde ſein. — Griesheim, 16. April. Bei der Bürgermeiſter- Stichwahl wurde Landwirt Philipp Kunz mit 615 Stimmen zum Bürgermeiſter auf die Dauer von 9 Jahren gewählt Sein Gegenkandidat, Gaſtwirt Willi Maus, erhielt 553 Stimmen. Die Wahlbeteiligung war ſtark; es ſtimmten 90 Prozent aller Wahlberechtigten ab. Bei der Vorwahl am 30. März brachte es Kunz auf 535, Maus auf 352 und Straßenwärter Schaf auf 203 Stimmen.— Gegen die Wahl iſt Rekurs bei dem Großh. Kreisamt in Darmſtadt erhoben worden. — Unterſchönmattenwag i. O., 16. April. In der Nacht vom erſten auf den zweiten Oſterfetertag kam es hier zu einer Schlägerei, wobei der 24jährige Maurer Guſtav Walter vom Meſſer Gebrauch machte. Er verletzte einen gewiſſen Falter durch Meſſerſtiche in den Unterleib. Faller konnte noch eidlich vernommen werden und ſtarb dann. Der Stecher wurde verhaftet. Walter iſt ſchon zweimal wegen Körperverletzung, u. a. 1905 mit 1 Jahr Gefängnis, vor- beſtraft. — Erbach i. O., 19. April. Ein Kontrollpflichtiger wurde durch einen wuchtigen Meſſerſtich ſchwer verletzt. Wegen Trunkenheit konnte er den Täter nicht namhaft machen. — Pfaffen-Beerfurth, 16. April. Die Konfir⸗ mandin Meiſter von hier wollte dieſer Tage Feuer mit Petroleum anzünden, dabei explodierte die Kanne und die Kleider des Mädchens fingen Feuer. Trotz alsbaldiger ärzt⸗ licher Hilfe ſtarb das Mädchen. — Mainz, 16. April. Das Gießener Gutachten im Mordprozeß Racke iſt hier eingetroffen. Es erklärt den Mörder für irrſinnig. Es wird nunmehr ein Obergutachten von Heidelberg eingefordert werden. — Friedberg, 15. April. Seit dem 1. Oſter feiertag wird der Sohn eines hieſigen Bäckermeiſters vermißt. Nach einer Drahtnachricht wurde nun durch eine Schußwunde ſchwerverletzt im Gießener Stadtwalde ein junger Friedberger aufgefunden, der mit dem Vermißten identiſch ſein ſoll. Marktbericht. — Seckenheim, 14. April. Der geſtrige Schweine⸗ markt war mit 39 Stück befahren, welche zum Preiſe von 32—40 Mark pro Paar verkauft wurden. Eine neue heſſiſche Wahlrechts vorlage. — Darmſtadt, 16. April. Dle in der Thronrede an- gekündigte neue Wahlrechtsvorlage iſt vom Staats miniſter lum in beiden Kammern der Landſtände zur verfaſſungsmäßigen Beratung und Beſchlußfaſſung vorgelegt worden. Die Vor⸗ lage beſteht aus drei Teilen: 1) dem Geſetzentwurf betreffend die Abänderung der Art. 67 und 75 der Verfaſſungsurkunde, 2) dem Geſetzentwurf betreffend die Landſtände und 3) dem Geſetze twurf betreffend die Wahlkreiseinteilung. Die„Darmſt. Ztg.“ bringt heute zunächſt den Teil des Geſetzen twurfes über die Abänderung der Verfaſſungsurkunde zum Abdruck: Artikel 1. Die Artikel 67 und 75 der Verfaſſungsurkunde erhalten folgende Faſſung: —— Artikel 67. Ohne Zuſtimmung der Stände kann keine direkte oder indirekte Auflige ausgeſchrieben oder erhoben werden. Das Finanzgeſetz, das immer auf ein Jahr gegeben wird, ſoll mit dem Hauptvoranſchlage der Staats⸗Einnahmen und Ausgaben zuerſt der Zweiten Kammer vorgelegt werden. Zwiſchen den Ausſchüſſen der beiden Kammern findet zunächſt eine vertrauliche Beſprechung ſtatt. Jede Kammer beſchließt hierauf ſelbſtändig über den Hauptvoranſchlag und das Finanz⸗ geſetz. Die Erſte Kammer legt ihrer Beſchlußfaſſung die ihr mitgeteilten Beſchlüͤſſe der Zweiten Kammer zu Grunde; ſte iſt berechtigt, über die einzelnen Teile des Hauptvoranſchlags und des Finanzgeſetzes auch geſondert zu beſchließen. Tritt die Erſte Kammer den Beſchlüſſen der Zweiten Kammer nicht bei, ſo gelangt das Finanzgeſetz nebſt Haupt- voranſchlag an die Zweite Kammer zur nochmaligen Beratung und Beſchlußfaſſung über die Punkte, hinſichtlich deren Meinungs⸗ verſchiedenheit beſteht, zurück. Soweit die Zweite Kammer bei ihren abweichenden Beſchlüſſen beharrt, gelangen dieſe noch- mals an die Erſte Kammer. Tritt dieſe nicht bei, ſo ſind, wenn die Zweite Kammer nicht nachträglich den Beſchlüſſen der Erſten Kammer zuſtimmt, die noch nicht durch überein⸗ ſtimmenden Beſchluß der beiden Kammern erledigten Punkte des Hauptvoranſchlags in denſelben ſo einzuſtellen, wie ſie ſich aus der Beſchlußfaſſung der Zweiten Kammer ergeben. Das den Beſchlüſſen der Zweiten Kammer entſprechende Finanz⸗ geſetz gelangt in dieſem Falle nochmals an die Erſte Kammer, welche es nur im ganzen annehmen oder ablehnen kann. Lehnt die Erſte Kammer das Finanzgeſetz in der ihm von der Zweiten Kammer gegebenen Faſſung ab, ſo iſt über dasſelbe in einer Verſammlung der vereinigten Kammern, die unter dem Vorſitze des Praͤſidenten der Erſten Kammer ſtattfindet, zu beraten und im ganzen abzuſtimmen. Bei dieſer Abſtimmung entſcheidet die abſolute Stimmenmehrheit; bei Stimmengleichheit entſcheidet die Stimme des Präſidenten der Zweiten Kammer. Die Beſtimmungen des Abſ. 4 finden entſpechende An⸗ wendung, wenn eine Kammer von vornherein das Finanz⸗ geſetz nebſt Hauptvoranſchlag im ganzen ablehnt. Artikel 75. Wenn auch nur eine Kammer gegen einen Geſetzesvor⸗ ſchlag ſtimmt, ſo bleibt das Geſetz ausgeſetzt. Wird aber ein ſolches Geſetz auf dem nächſten Landtage von der Reglerung dein Ständen wieder vorgelegt und wieder von der einen Kammer abgelehnt, von der anderen aber an⸗ genommen, ſo kann die Regierung verlangen, daß in einer Verſammlung der beiden Kammern unter dem Vorſitze des Präſtdenten der Erſten Kammer über die Geſetzesvorlage be⸗ raten und abgeſtimmt wird. Zur Annahme des Geſetzes ſind zwei Drittel der abgegebenen Stimmen erforderlich. ee a Erſtlommunikanten⸗ Morgen. O feierliche Morgenſtunde, O Tag voll Segen für die Ewigkeit: Du nimmſt mich auf zum neuen Bunde, Vereint werd' ich mit Jeſu heut: Sieh Vater, der mir dieſen Tag verlieh'n, Wie Geiſt und Herz voll heißer Andacht glühn! Gott, ich verpflichte mich auf's neue, Nur deinen Lehren treu zu ſein, Verpflichte mich mit ew'ger Treue, Als Chriſt mein Herz ihm ganz zu weih'n: Dein Geiſt, der alles, alles Gute ſchafft, Beleb' auch mich mit ſeiner Gotteskraft! O Gott, wie manche Tugendfreuden Ließ'ſt Du bis heute mir erblüh'n; Entfernteſt von mir bange Leiden, Und ließ'ſt zur Tugend mich erzieh'n: Zum Zeichen meiner reinſten Dankbarkeit, Sei dieſe Freudenträne Dir geweiht. Du wirſt auch in den künft'gen Jahren, Gott, durch Vernunft und Religion Mir Mut verleih'n bei den Gefahren, Die meiner Unſchuld häufig droh'n: Ja, ewig will ich mich dem Heiland weih'n, O Vater, dieſer Tag ſoll Zeuge ſein. — — Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim FFP Geschäfts- Erinnerung u. Empfehlung. Der verehrl. Einwohnerſchaft, insbeſondere meiner Nach- barſchaft bringe meine neuzeitlich eingerichtete Brod⸗ und Feinbäckerei in gefl. Erinnerung. Offertere meine prima Backwaren in nur feinſter und beſter Qualität zu den billigſten Preiſen. dere, IM. Kornbrot n:“ empfehle 2 kg Schwarzbrot 50 Pf, 2 kg gemiſchtes Brot 54 Pf. 1 kg Weißbrot 28 Pf. 3 kg Schwarzbrot 75 Pf., 1 Zugleich offeriere in nur guter Qualität gämtliche Spezerejwaren. 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Js. durch Herrn Hauptlehrer Mayr im neuen Schulhauſe in folgender Reihenfolge ſtatt: 7 Uhr die Knaben von A bis K e,, 9„„ Mädchen„A„ K 10„„ Mädchen„ 2„ 3 Schulpflichtig ſind diejenigen Kinder, welche bis zu ge⸗ nanntem Tage das 6. Lebensjahr vollendet haben. Auf Wunſch der Eltern dürfen auch ſolche geiſtig und leiblich nicht unreife Kinder in die Schule aufgenommen werden, welche bis zum 30. September d. Js. das 6. Lebens jahr vollenden. Bet der Aufnahme ſind die Impfſcheine der eintretenden Schüler vorzulegen. Auswärts Geborene haben außer dem Impfſchein einen Auszug aus dem Geburtsregiſter der betr. Gemeinde beizubringen. Viernheim, den 7. April 1909. Der Schul-Vorſtand: Wolf, Pfarrer. Liebe Paula! Wegen den schmackhaften Backwaren habe ich mich erkundigt. Du kaufst solche aller Art schäften der Bäckerei und Konditorei Wilhelm Ott, hier Ernst- Ludwigstrasse 2 und Waldstrasse 38 im Hause des Herrn Franz Schulz zu den Tagespreisen. Nicht allein die Konditoreiwaren, sondern auch das Schwarz-, Gemischt- und Weissbrot und die Brötchen— nicht zu vergessen— schmecken grossartig. in den Ge- Herzlichen Gruss! Deine Maria. Zur gefl. Beachtung! Der geehrten Einwohnerſchaft die ergebene Mitteilung, daß ich für die in der Herrenſchneiderei vorkommenden Arbeiten folgende Preiſe geſtellt habe: 40⁴⁵ Leibanzüge 1 8 3— 4 Mk. Kuabenanzüge 5. 5— 6 Mk. Jünglingsanüge 8 7— 8 Mk. Große Anzüge. 10-12 Mk. Für tadelloſen Sitz übernehme volle Garantie. Hochachtungsvoll Philipp Adler 3. Zapf Haustrunk 9 W340 iſt in Ausſehen und Qualität voller Erſatz für 1= fraubenwein 0 und einfach herzuſtellen. 8 für 8 Pfg. pro Liter. àdatet für 100 Ltr, mit ff. Weindeeren Mr. 4— r für beſſeren Wein mit ff. Malagatrauben Mk. 5.— ts Zeller enribsttnrenfahf franko Nachnahme(ohne Zucker). Beſter gelber A. Zapf Weinzucker nur auf Wunſch. Proſpekte und Lxll- Haflbtf Sn fad nne. 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