e S — — 1 Artig Ind rü. in en ch, den. lan nach- 1 ngen lt end chil. tele fen i 1 bon dare ber Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. rägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Niernheimer Amtsblatt der Großherzoglichen ürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Anzeiger Diernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Donnerſtag, den 6. Mai 1909. Wirtſchaftlichen Vereinigung über die Wertzuwachsſteuer in der Steuerkommiſſion war der Vorſtoß der Konſer⸗ vativen gegen Bülow und ſeine Nachlaßſteuer abge⸗ ſchlagen. Aber die Sackgaſſe, in die Bülow mit ſeinem Block in der Reichsfinanzreform hineingeraten iſt, erhielt keinen Ausweg, die Erregung auf beiden Seiten war viel⸗ mehr nach und nach bis zur Siedehitze gediehen, und Bülow mußte ſeinen 60. Geburtstag in recht trüber Stimmung begehen. i Das letzte Ziel der Konſervativen bei ihrem Kampf gegen die Nachlaßſteuer iſt zweifellos die Annahme der indirekten Steuern und die Hintanhaltung aller direkten Steuern. Oft genug haben konſervative Redner das er⸗ kennen laſſen, oft genug auch haben Blätter der Rechten es offen ausgeplaudert. Auch Bülow würde die Deckung des Reichsbedarfs lediglich durch indirekte Steuern unter weitgehendſter Einſchränkung der Matrikularbeiträge der Einzelſtaaten zu den Reichslaſten nicht ungern ſehen, wenn für ihn nicht die Rückſicht auf den Liberalismus einen Zwang zu einem„Ausgleich“ bedeutete. Dieſen„Aus⸗ gleich“ ſuchte er der Linken und zugleich dem Centrum zu bieten, indem er von den 500 Millionen Mark neuer Steuern wenigſtens einen kleinen Teil, noch nicht 100 Millionen Mark, auf die Nachlaßſteuer zu legen vor⸗ ſchlug. Daß dieſer Weg, das Vermögen zu treffen, kaum jemals viel Ausſicht auf Annahme gehabt hätte, wird Bülow ſelber nicht behaupten wollen, aber die Reichs⸗ vermögensſteuer iſt unzuläſſig und unerreichbar und die vom Centrum verlangte Heranziehung des Beſitzes durch die Einzelſtaaten zugunſten des Reiches will Bülow ja micht, weil der gute Gedanke vom Centrum kommt und er keine Reichsfinanzreform ohne den Block will. Jetzt, nach der vorläufigen Ablehung der Wertzuwachsſteuer, wird die Situation auf allen Seiten dahin beurteilt, daß im Augenblick und auch in abſehbarer Zeit nichts geſchehen kann, was die Beſteue⸗ r ung des Beſitzes herbeiführen könnte; denn eine Mehrheit gibt's im Reichstage nur noch für den Be⸗ ſitzſteuerantrag des Centrums; den aber lehnt Bülow ent⸗ ſchieden ab, weil er nichts annehmen kann und will, was vom Centrum kommt. Es iſt ihm dabei gleich⸗ gültig, daß mit der Annahme dieſes Centrumsantrages die dringende Frage der Finanzreform ohne weiteres, ohne jede Schwierigkeit gelöſt ſein würde. An eine Heranziehung des Beſitzes iſt ſomit vorläufig nicht zu denken. Beſteht Bülow alſo im Intereſſe ſeiner liberalen Freundſchaft auf die Beſteuerung des Beſitzes, alſo auf der Nachlaß⸗ bzw. ausgebauten Erbſchaftsſteuer, dann iſt nicht daran zu denken, daß die Reichsfinanznot noch in dieſer Seſſion zur Verabſchiedung komme. Was wird Bülow jetzt tun? Die Scherlpreſſe, die ſich mit Recht als ſtark offiziös aufſpielen kann, bringt im Tone der Offiziöſen einen Artikel, der offenbar Bülows Rückzug gegenüber den Konſervativen darſtellt. Dem Freiſinn wird darin nämlich folgendermaßen gütlich zu⸗ geredet: „ Oder ſollte man im äußerſten Falle ſich wenigſtens nicht ſo weit verſtändigen können, daß vorläufig gewiſſe Grundlinien als allgemeiner Rahmen für die Steuerreform feſtgelegt werden, deſſen Aus⸗ füllung im einzelnen während des Sommers im Ein⸗ vernehmen mit allen maßgebenden Faktoren betrieben werden könnte? Dem Reiche müßten natürlich für die Zwiſchenzeit die nötigen Betriebsmittel zur Verfügung geſtellt werden, vielleicht in der Weiſe, daß zunächſt derjenige Teil der Steuervorlagen, denen eine Mehrheit im Reichstage geſichert erſcheint, ver⸗ abſchiedet und in Kraft geſetzt wird. Jedenfalls ſollte man ſich allenthalben darüber im klaren ſein, daß nur bei ruhiger und geduldiger Behandlung dieſes ſchwieri⸗ gen Problems der konſervative Widerſtand gegen eine Erweiterung der Erbſchaftsſteuer noch überwunden, der Liberalismus zum Entgegenkommen gegenüber den Wünſchen der Rechten bewogen werden kann. Noch gilt es als nicht völlig ausgeſchloſſen, daß die Rechte ſich mit der Ausdehnung der Erbſchaftsſteuer auf Kinder und Ehegatten befreundet, wenn die Wertzuwachsſteuer in das Regierungsprogramm mit aufgenommen wird und der Freiſinn ſeine theoretiſche Bereitſchaft zur Bewilligung von 400 Mil⸗ lionen indirekter Steuern in die Tat umſetzt.“ Eine herrliche Idee! Man will ſich alſo die in di⸗ rekten Maſſenverbrauchsſteuern bewilligen laſſen; nach⸗ her werden dann die Konſervativen ſchon ſorgen, daß überhaupt keine Steuer auf den Beſitz zur Annahme gelangt. Der Freiſinn wäre dann glänzend hineingelegt. Freilich: Nach den Leiſtungen, die Eugen Richters Nachlaß bisher dem Block zuliebe vollbracht hat, braucht man ſich nicht zu wundern, wenn er auch dieſes Angebot nach einigem Sträuben akzeptiert. * 1 * Am Dienstag ſetzte die Finanzkommiſſion des Reichs⸗ tags die Beratung des Branntweinſteuerge⸗ letzes fort und erledigte die Frage des Brennrechtes. Welcher Wirrwarr auch bei der heutigen Beratung herrſchte, geht aus dem völlig negativen Ergebnis der Verhandlung über den Paragraphen 61 hervor. Nach dieſem Paragraphen ſollen die neuen gewerblichen Bren⸗ nereien ſowie diejenigen alten Brennereien, die im Durch⸗ ſchnitt der fünfjährigen Periode 1902⸗03 bis 1906⸗07 ihren Betrieb gegenüber dem Durchſchnitt der letzten fünf⸗ jährigen Periode um mehr als 20 Prozent erweitert haben, bei der Feſtſtellung des Durchſchnittsbrauches um 10 Prozent gekürzt werden. Sämtliche Anträge hierzu wurden abgelehnt und ebenſo die Vorlage. * r ret Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 47(Nachdruck verboten.) „Ich?“ fuhr Margarete enkſetzt auf.„O, ich— ich kann nicht! Die Leiche meines Kindes liegt noch oben—“ „Warum ärgerſt Du mich nur immerzu mit dieſen törichten Wahngebilden! Du kannſt Dir doch denken, daß es mir Schmerz bereitet, Dich ſo unvernünftig reden zu hören, Marga! Kommſt Du alſo mit mir?“ „Ich kann nicht! Unter anderen Umſtänden ſofort! Aber heute— nein, heute kann ich nicht!“ „Nun gut, ſo muß ich eben allein fahren! Ich habe ſchon einen Teil meiner Sachen eingepackt. Wie lange ich fortbleiben werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht ein paar Wochen, 21 ein paar Tage. Ich muß mir das noch erſt über⸗ en.“ „Wenn Du in ein paar Tagen zurückkommſt, Robert, dann will ich verſuchen, mit Dir zu gehen“, antwortete die junge, ſchwergeprüfte Fran mit ſchmerzlich zuckenden Lippen. „Ich will ſehen“, verſetzte er.„Wohin ich reiſe, kann ich Ar heute noch nicht ſagen, Marga. Aber ich habe nicht genug bares Geld zur Reiſe bei mir. Kannſt Du mir dielleicht etwas geben?“ „O ja, ich habe etwa fünfhundert Mark im Hauſe.“ „Das genügt vorläufig; gib ſie mir. Ich habe ſo gegen dreihundert hier“— er berührte dabei ſeine Bruſttaſche.„Nun leb wohl, Marga. Gib Dir Mühe, jene dummen Gedanken loszuwerden! Bedenke eins: je mehr Du Dich ihnen hingibſt, deſto mehr ſetzen ſie ſich in Deinem Hirn feſt, bis es ſchließlich ſoweit kommt, daß Du ſie nicht mehr los wirſt. Leb wohl, mein Liebling.“ „Margarete ſchlang aufſchluchzend die Arme um ſeinen Hals. „Ich kann Dir nicht beſchreiben, wie ich in dieſem ſchreck⸗ Uchen Augenblick fühle“, ſagte fie mit erſtickter Stimme.„Iſt es auch recht von mir, daß ich Dich allein gehen laſſe?“ „Natürlich“, verſetzte er,„was könnte dabei unrecht ſein? Was kann mir geſchehen?“ fragte er mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit, indem er ihr das ſchwarze Haar aus der Stirn ſtrich. „Liebſt Du mich noch, Robert?“ ſchrie ſie plötzlich leiden⸗ ſchaftlich auf. O Robert, bleibt mir wenigſtens Deine Liebe?“ Wieder runzelte er die Stirn. „Wenn ich überhaupt jemanden auf der Welt liebe, dann biſt Du es“, verſetzte er,„aber ich weiß eben nicht, ob ich jemanden liebe— es iſt eine Trägheit in mir, die meine Denk⸗ und Tatkraft umklammert— ſie begräbt die Liebe und erſtickt jedes Gefühl in meinem Innern. Aber Du, Marga, kannſt nicht dafür. Wenn ich dieſe Starrheit meiner Seele bekämpfen und überwinden könnte, dann würde meine Liebe zu Dir friſcher und ſtärker aufblühen denn zuvor. Doch nun leb wohl, Liebling. Sei auf Deiner Hut und gehe zu Dr. Romberg, er wird die Symptome Deines Leidens gewiß ſofort erkennen.“ Hierauf verließ er das Zimmer. f Margarete war zu erſchüttert und betäubt, um ihm zu olgen. Einige Tage ſpäter wurde die kleine Kindesleiche zu ſeiner letzten Ruheſtätte getragen. Margarete ſchritt geſenkten Hauptes hinter dem Sarge ihres einzigen Kindes. Nach der Beerdigung kehrte ſie, gebrochen an Leib und Seele, nach Hauſe zurück und fragte ſich im ſtillen, ob ſie dies Übermaß von Schmerz und Unglück wohl zu ertragen imſtande ſei. Das Haus ſchien ihr öde und leer— ſie glaubte nicht, daß die unendlich große Lücke in ihm jemals wieder ausgefüllt werden könne. Und ihr eigenes Herz war ſo leer— ihr war, als ſei in dieſem eine Spalte, ein Riß, der nimmer heilen könne. Seit dem Tage, an welchem ihr ſo innig geliebtes Kind geſtorben, hatte ſie nichts wieder von Robert gehört. Ob er überhaupt noch am Leben war? Dr. Romberg gab ſich Mühe, die junge Frau aufzurichten und beſonders über den letzten Punkt zu beruhigen: denn daß 23. Jahrgang. Die Lage unter dem Halbmond. ) Die inneren Verhältniſſe ſind noch immer ungeklärt. Das Parlament beſchäftigt ſich mit allgemeinen Fragen ohne Stellung dazu zu nehmen, wie die Beziehungen z dem gegenwärtigen neuen Miniſterium ſein ſollen. Die Türkei macht eben eine Periode der ſchwebenden Ungewiß⸗ heit durch. Das macht es erklärlich, daß Telegramme ſo unwahrſcheinlichen Inhalts wie das folgende in die Welt gehen können: Saloniki, 4. Mai. Dem(deutſchen) General⸗ oberſten v. d. Goltz wurde von der türkiſchen Regie⸗ rung das Großweſirat angeboten, doch hat v. d. Goltz dankend abgelehnt. 3 Das Miniſterium treibt einſtweilen ſeine Abſchreckungs⸗ politik weiter: Konſtantinopel, 4. Mai. Morgen ſollen wie⸗ derum ſieben Miſſetäter öffentlich aufgehängt werden. Der Eindruck der letzten öffentlichen Hinrich⸗ tungen auf die Bevölkerung iſt ſehr ungünſtig. Bis jetzt ſind die Großmächte anſcheinend noch im Un⸗ klaren, welche Haltung ſie gegenüber den neuen Verhält⸗ niſſen einnehmen ſollen. Mit den kurzen Glückwunſch⸗ telegrammen der meiſten Herrſcher an den neuen Sultan erſchöpfen ſich derartige Situationen ja nicht. In Paris nimmt man jetzt in Regierungskreiſen an, daß der engliſche König Eduard nach ſeiner Rückkehr in die Heimat der Diplomatie für den näheren Orient neue wichtige Inſtruktionen zugehen laſſen wird. König Eduard ſoll während ſeines italieniſchen Aufenthaltes bedeut⸗ ſame Nachrichten über die in der inneren und äußeren Politik des Ottomaniſchen Reiches ſich vorbereitenden Veränderungen erhalten haben. Sollte man in London eine Verſtärkung der bisher zum Schutze der Chriſten in der Türkei getroffenen Maßnahmen beſchließen, würde Frankreich ſein Verhalten danach einrichten.: England hat die Schwierigkeiten, die die Türkei in der letzten Zeit durchzumachen hatte, natürlich nach alter Albions Art beſtens auszunutzen verſucht. Die Unruhen in Kleinaſien und Arabien ſtanden doch wohl ausſchließlich auf dem Konto engliſcher Hetzereien, und es ſcheint, als hätten die einen nicht unerheblichen Erfolg gehabt. Ein Telegramm beſagt: 1 Konſtantinopel, 3. Mai. Wie von wohlunter⸗ richteter Seite verlautet, beſchloß der Miniſterrat in ſeiner geſtrigen Sitzung, dem öſtlichen Teil des Wilajets Jemen die Autonomie zu verleihen, um deu ſtändigen Unruhen unter den Arabern ein Ende zu machen. 5 In Kleinaſien ſelber freilich wird es die Regierung mit militäriſchem Eingreifen verſuchen: In Er zer um meuterten zwei Bataillone. Es wurde ſofort Militär entſandt, um die Ruhe wieder herzuſtellen. Ferner beſchloß der Miniſterrat. zur Wiederherſtelluna der Ord⸗ der Baron Selbſtmord begehen könne, das glaubie er auf keinen Fall. Frau Eppler kam täglich in dieſer Zeit unermeßlichen Jammers zu Margarete. Aber ihr ſtets erregtes Geſicht und ihre wachſamen Augen waren nicht angetan, einen beruhigenden, tröſtenden Eindruck auf die unglückliche junge Frau auszuüben. Die Freundin tat ihr herzlich leid, aber ſelbſt inmitten Mar⸗ garetes höchſter Verzweiflung ließ Frau Eppler nicht für eine Sekunde die Aufgabe, die ſie ſich geſtellt, aus dem Auge. Am Tage der Beerdigung befand auch ſie ſich in dem Trauergefolge. Sie ſtand etwas abſeits von den nächſten Verwandten, als der kleine Sarg mit dem ſchönen Kinde in die Gruft geſenkt wurde. Unter anderen Umſtänden würde Margarete nimmer zugegeben haben, daß ihr Kind ſeine letzte Ruheſtätte anderswo als in der Familiengruft der Arſteins fand. Aber ſo in Anbetracht der troſtloſen Geiſtesverfaſſung, in welcher ihr Gatte ſich befand— beſaß ſie nicht die Energie, dies zu veranlaſſen. Eine Stunde mochte verfloſſen ſein, ſeit Margarete von dem traurigen Gange heimgekehrt, als ihr Frau Eppler gemeldet wurde. Margarete lehnte wie eine Statue an einem kleinen Tiſch im Wohnzimmer. Ein Paket ſchwarzumränderter Briefbogen lag neben ihr; ſie hatte bereits einen Brief begonnen, aber nicht beendet. Eine Unmenge von Beileidsbezeugungen lag gleichfalls auf dem Tiſch. Sie wollte dieſe beantworten, fand jedoch nicht die Kraft dazu. „Mein armes Kind“, begann Frau Eppler, während ſie auf die junge Frau zueilte und ſie innig küßte. Margarete erwiderte die Liebkoſung mechaniſch. Frau Eppler nahm neben ihr Platz. „Beantworten Sie dieſe Briefe jetzt nicht“, bat die ältere Frau,„Sie ſind nicht imſtande dazu. Sie ſollten lieber ein Schlafpulver nehmen und zu Bett gehen.“ (Fortſetzung folgt) nung und zur Beſtrafung der Schuldigen ſiebentau⸗ ſend Mann mazedoniſcher Truppen nach Adana zu entſenden. Türkiſchen Blättern zufolge bewilligte der Miniſterrat für Adana und Marraſch eine Unterſtützung von 30 000 Pfund und beſchloß die Entſendung von hier gebildeten Kriegsgerichten. Nach einer Depeſche des Wali von Adana beſſert ſich die Lage. 1 Der„Weltfeiertag der Arbeit“. Die„Leipziger Volkszeitung“, deren Re⸗ daktion ſich früher unter der Oberleitung des Oberſchimpf⸗ meiſters Dr. Franz Mehring zu einer unerreichten„Voll⸗ dung“ in der Verunglimpfung der Gegner„empor“ arbeitet hat, begrüßte die Maifeier mit einem„Feſt⸗ artikel“, der an die„Zehn Lebensregeln für Schweine“ des engliſchen proteſtantiſchen Schriftſtellers Thomas Carlyle anknüpft, jenen traurigen Ausfluß einer ver⸗ bitterten Lebensauffaſſung, der in den übrigen Schriften Carlyles glücklicherweiſe nicht mehr in dieſer bedenklichen Form wiederkehrt. Die„Leipz. Volksztg.“ benützt ihn folgendermaßen: 8 „Die Einleitung lautet:„Soweit die großen Rätſel dem Verſtande zugänglich ſind, ſtellt ſich die Welt dar 5 unendlicher Futtertrog mit Schweinefraß in feſtem d flüſſigem Zuſtande.“ Die neunte Frage in dieſem chweinekatechismus lautet:„Worin beſteht die Gerech⸗ igkeit? Darin, daß man anderen möglichſt viel weg⸗ frißt von dem gemeinſamen Futter, aber nichts von dem eigenen Teil hergibt.“ Die zehnte:„Aber was iſt mein Teil? Darin beruht die Schwierigkeit, die trotz angſtrengten Schweinedenkens heute noch nicht gelöſt iſt. Mein Teil— brr! brr!— mein Teil iſt alles, was ich gfreſſen kann, ohne daß ich riskiere, aufgehängt zu rden.“ Dieſen Schweineregeln lebt die bürgerliche Ge⸗ ſſellſchaft nach in wahrer Schweineart: freſſen, was zu: freſſen iſt, und das übrige verwüſten; die Grenze iſt geſteckt einzig durch das Riſiko, gehängt zu werden.“ f Der„Vorwärts“, das Zentralorgan der Partei, iſt weſentlich nüchterner. Er fabuliert von den Endzielen der Partei, augenſcheinlich, weil mit der Partei der Gegen⸗ wart nicht viel Staat zu machen iſt. Seine Maifeier⸗ Betrachtung beginnt: „Niemals eine Ruhe ohne Gedanken an weiteren Kampf bis zum letzten Ziele. Niemals auch ein Schwanken in ſchweren Zeiten, ſondern immer feſt und ſicher im Willen über alle Sorgen und Nöte der Zeit hinweg. Denn der Menſch, der zur ſchwankenden Zeit auch ſchwankend geſinnt iſt, Der vermehret das Uebel und breitet es weiter und weiter; Aber wer feſt auf dem Sinne beharrt, . der bildet die Welt ſich.“ ö Die Genoſſen ſelber freilich ſcheinen ſich die Welt nicht„eingebildet“ zu haben. In Berlin war nämlich in den Feſtverſammlungen die Beſucherzahl im Vergleich zu früheren Jahren erheblich geſunken. Sie betrug 1907: 43 500, 1908: 33 500 und in dieſem Jahre 30 500 Perſonen, unter denen ſich etwa 1600 Frauen befanden. Stärker als im Vorjahre war nur die Schneiderverſamm⸗ lung(1800 gegen 1200) beſucht. Die übrigen Gewerk⸗ ſchaften hatten zum Teil weit geringeren Zuzug. In der Provinz war's nicht anders. Faſt überall iſt der Beſuch zurückgegangen. N So wäre die Maifeier in dieſem Jahre jeder Be⸗ deutung entkleidet geweſen, wenn nicht die Regierung ihr ſtellenweiſe eine größere Beachtung verſchafft hätte. Die Ortspolizei in Solingen hatte den ſozialdemokra⸗ tiſchen Maifeierumzug genehmigt. Plötzlich kam von Berlin Gegenorder. Die Erlaubnis wurde zurück⸗ genommen und der Umzug verboten. Jetzt„feierten“ die Genoſſen natürlich erſt recht zahlreich. Wie nett aber wäre ein polizeilich genehmigter Umzug, an dem nur ein paar Dutzend Genoſſen teilnähmen! Ganz ſo harmlos wie in Deutſchland iſt es anderswo nicht abgegangen. In Frankreich zwar blieb der viel⸗ fach befürchtete Poſtſtreik aus. In Buenos Aires, der argentiniſchen Hauptſtadt, aber kam es aus Anlaß der Maifeier zu zahlreichen Kundgebungen. Eine Anzahl Anarchiſten feuerten Revolver ab und verwundeten fünf Polizeibeamte. Dieſe erwiderten das Feuer und n zwölf und verwundeten etwa hundert Per⸗ onen. 1 6 42 9 9* 1 Politiſche Rundſchau. )( Die Beſoldungsordnung in der Budgetkommiſſion. Die Budgetkommiſſion des Reichstags begann am Diens⸗ tag mit der Beratung der Beſoldungsordnung. Hierzu lag eine umfangreiche Druckſache vor, die ein Kompro⸗ miß ſämtlicher Parteien, von der Rechten bis zur äußerſten Linken, darſtellt und gegenüber der Regierungsvorlage eine Verſchiebung, Vereinfgchung ſund Zuſammenlegung einzelner. bringt, owie an einer Reihe von Stellen Aufbeſſerungen, be⸗ onders der Unterbeamten. Staatsſekretär Sydow gab eine Erklärung ab, wonach die Regierung ſich auf dieſen Antrag ute einlaſſen will. Ein Vertreter des Cen⸗ trums ſprach lebhaftes Bedauern über dieſe Erklärung us. Es handele ſich bei dem Kompromiß um ein ein⸗ tliches Werk, das beſtimmt ſei, für eine Reihe von hren Ruhe zu ſchaffen. Der Antrag der Budget⸗ ommiſſion werde unter den Beamten Zufriedenheit ffen, die Regierungsvorlage Unzufriedenheit. der ntrag ſei ein einheitliches Ganzes. 26 Millionen ſeien ben in die Bedarfsrechnung einzuſtellen. In ähnlicher Weiſe ſprachen ſich die Vertreter der übrigen Parteien aus und ungeachtet der Einwürfe der Regierungsvertreter wurden die einzelnen Klaſſen einſtimmig nach den Vor⸗ ſchlägen des Kompromißantrages feſtgeſetzt.— Die Re⸗ gierung ſcheint jetzt überall Pech zu haben. 90 Die Folgen unſerer Finanzmiſere. Das Anſehen der Anleihen des Reiches fällt neuerdings auch im In⸗ lande. Bekanntlich hat die Reichsregierung in dieſen gen zuſammen mit Preußen eine Anleihe von 800 illionen Mark ausgegeben. Man hatte dabei mit Rück⸗ ſicht auf das ſchwindende Intereſſe an den deutſchen An⸗ leihen auch die 4 prozentige Verzinſung vorgeſehen, ob⸗ gleich das vor einigen Jahren noch vor dem Staats⸗ bankerott ſtehende Italien kürzlich mit Erfolg eine 3½⸗ prozentige Anleihe ausgegeben hat. Nun iſt gegenwärtig der Geldmarkt wohl flüſſig. Außerdem kam als förder⸗ lich in Betracht, daß die preußiſche Hälfte dieſer Anleihe die Bankgeſchäfte mit dieſer Anlethe betrieben haben, ſo gut wie keinen Erfolg gehabt. Auf die 800 Millionen Mark Anleihe ſind nur etwa 1500 Millionen Mark ge⸗ zeichnet worden. Vor zehn Jahren noch wurden ſolche Anleihen 50 und 100 Millionen überzeichnet. So groß war damals der Andrang des anlaeluſtigen Publikums. Da iſt das jetzige Ergebnis recht b en, und es gehört ſchon der Mut der offiziöſen Stimmungsmache dazu, von einem„befriedigenden Erfolg“ zu reden. Die auf⸗ fällige Tatſache, daß auch aus England ſtarke Zeichnun⸗ gen eingegangen ſind, darf man als eine intereſſante Er⸗ ſcheinung buchen; an dem Ergebnis der Anleihe ändert ſie nicht viel. 1! Propaganda für den Krieg! Das ehemalige Bis⸗ marckblatt„Hamburger Nachrichten“ macht hin und wieder durch eine ganz beſonders intereſſante—„Originalität“ von ſich reden. So z. B. jetzt wieder. Das Blatt leiſtet ſich da eine begeiſterte Lobrede auf den Krieg. Zwar muß es anerkennen:„Sehr wahrſcheinlich iſt dabei das gegen früher ungleich größere Riſiko maßgebend, das heut⸗ zutage bei der Entfeſſelung eines Krieges gelaufen wer— den muß. Nicht nur, daß die Opfer an Menſchenleben, die der nächſte große Krieg, wegen der Verwendung der Millionenheere und der enormen Vervollkommnung der Feuerwaffen und ſonſtigen Kriegsmittel, fordern wird, ſehr viel ſchwerer ſein werden, als die in den Kriegen der Vergangenheit, ſondern es unterliegt auch keinem Zweifel, daß der künftige Beſiegte ſeine Niederlage mit dem Saigner a blanc(„Weißbluten“), mit ſeiner poli⸗ tiſchen und wirtſchaftlichen Zurückwerfung auf ganze Gene⸗ rationen hinaus zu zahlen haben wird.“ Das hält das Blatt aber nicht ab, begeiſtert auszurufen:„Die Pflege des Friedens gehört zwar zu den hervorragendſten Aufgaben und Pflichten aller Regierungen und Völker, aber den kriegeriſchen Geiſt müſſen wir doch erhalten, ſonſt riskieren wir, in dem nächſten Kriege von demjenigen Gegner geſchlagen zu werden, deſſen Armee von dieſem Geiſte mehr erfüllt iſt. als die unſerige. Pflegen wir deshalb den kriegeriſchen Geiſt unter uns nach Kräften vor allem durch patriotiſche Erziehung der heranwachſenden Jugend, durch Steigerung ihres militäriſchen Bewußtſeins, ihrer Achtung vor dem Heere und dem Heeresdienſte, ſowie durch Verherrlichung der hehren Ruhmestaten, die unſer„Volk in Waffen“ in der großen heroiſchen Vergangenheit vollbracht hat.“ Der⸗ artige Kundgebungen ſind in unſerem Zeitalter der Menſchlichkeit nur verſtändlich, wenn man weiß, wie viele Leute an unſeren Kriegsrüſtungen finanziell mit glän⸗ zenden Geſchäften intereſſiert ſind. 0 ) Organiſation der Eiſenbahntechniker. Die neu begründete„Vereinigung von höheren techniſchen Be⸗ amten der preußiſch⸗heſſiſchen Staats⸗Eiſenbahnverwal⸗ tung“ zählt bereits 700 Mitglieder, alſo mehr als die Hälfte der in Betracht kommenden Staatsbahn⸗Techniker. Die Verwaltung ſteht der Organiſation mit kühler Er⸗ wägung gegenüber. Der Eiſenbahnminiſter Breitenbach hat dem Vorſtande, der ihm die Statuten überreichte und der Hoffnung Ausdruck gab, der Miniſter werde „im Hinblick auf die hohen und ideellen Ziele des Ver⸗ eins“ dieſem ſein Wohlwollen nicht verſagen, geantwortet: „Von der Gründung der Vereinigung von höheren tech⸗ niſchen Beamten uſw. habe ich Kenntnis genommen.“ Anſcheinend iſt die Verwaltung der Anſicht, daß ſie ſelbſt ſich als die beſte Vertretung der Beamtenintereſſen be⸗ währt habe. ? 5800 Maifeier⸗Ausgeſperrte ſind in Groß⸗Berlin. An der Spitze ſtehen die Holzarbeiter mit 4000 Mann, nach den Feſtſtellungen der Gewerkſchaften vorhanden. dann folgt das Baugewerbe mit 700 Mann. Die Metall- arbeiter haben nur etwa 400, die Bekleidungsinduſtrie nur 200 Ausgeſperrte zu verzeichnen. Ebenſo Jind auch die Ausſperrungen in den anderen Berufen ſehr gering. da die Zahl der Maifeiernden diesmal verhältnismäßig niedriger waren als in den Vorjahren. O' Eine Beſſerung des kolonialen Rechnungsweſens hat das Centrum im Reichstage mit ſolchem Nachdruck und ſo guten Gründen vertreten, daß die übrigen Par⸗ teien ſich dem Verlangen nach einer geſetzlichen Regelung gegenwärtigen Zeitpunkt der Einbringung dieſer Vorlage des Abrechnungsweſens nicht entziehen konnten. So iſt jetzt dem Reichstage der Entwurf eines„Schutzgebiets⸗ Etatsgeſetzes“ zugegangen. Danach ſollen alle Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete für jedes Jahr veran⸗ ſchlagt und auf den Etat der Schutzgebiete gebracht wer⸗ den. Baldmöglichſt nach Schluß des Rechnungs⸗ jahres, ſpäteſtens aber in dem darauffolgenden zweiten Jahre, iſt dem Bundesrat und dem Reichstag eine Ueber⸗ ſicht ſämtlicher Einnahmen und Ausgaben des erſten Jahres vorzulegen. Bisher kamen dieſe Rechnungsüber⸗ ſichten oft erſt nach 6—10 Jahren an das Parlament, zu einer Zeit alſo, da ſich kein Menſch mehr der Einzel⸗ heiten erinnerte.— Nach weiteren Beſtimmungen ſind die Etatsüberſchreitungen beſonders nachzu⸗ weiſen. Wichtig iſt auch, daß man jetzt das Syſtem der kolonialen Anleihen zu einer ſtändigen Inſtitu⸗ tion machen will, um auf dieſe Weiſe die Reichsſchulden zu verteilen und ſie nicht allzuhoch erſcheinen zu laſſen. Man leſe: Die Deckung der in den Etats der Schutzge⸗ biete als außerordentlich gekennzeichneten Bedürfniſſe erfolgt bis zur Höhe der bewilligten Summen in den er⸗ forderlichen Nennbeträgen im Wege der Anleihe 3 u Laſten dieſer Schutzgebiete. Die Darlehen ſind vom Tage der Auszahlung ab mit 3½ Prozent zu ver⸗ zinſen, ſoweit darüber nicht eine andere geſetzliche Be⸗ ſtimmung getroffen wird. Die Anleihen und die Darlehen ſind vom ſechſten auf das Jahr der Anleihebegebung oder der Darlehnsgewährung folgenden Rechnungsjahr ab jähr⸗ lich mit mindeſtens drei Fünftel Prozent der Anleihe unter Hinzurechnung der erſparten Zinſen nach einem vom Reichskanzler aufzuſtellenden Tilgungsplan zu tilgen. ):(Der Hauptverband deutſcher Flottenvereine hielt am Montag in Berlin ſeine diesjährige Mitgliederver⸗ ſammlung ab. Großadmiral v. Koeſter wurde an Stelle des Fürſten Otto zu Salm⸗Horſtmar, welcher im vorigen Jahre ſein Amt niedergelegt hatte, zum Präſidenten des Hauptverbandes gewählt. Im bayeriſchen Flottenverein iſt der ſo viel ange⸗ feindete alte Vorſtand zurückgetreten. In der Delegier⸗ tenverſammlung des bayeriſchen Landesverbandes des deutſchen Flottenvereins, die am Sonntag in Würzburg ſtattfand, wurde Fürſt Friedrich Karl Caſtell⸗⸗Caſtell zum erſten Vorſitzenden gewählt. 0 );(Die deutſch⸗ franzöſiſchen Annäherungsverſuche werden hüben wie drüben mitunter recht nüchtern beur⸗ für Eiſenbahnanlagen, alſo ſehr rentable Zwecke, be⸗ ſtimmt war. Trotzdem hat die fündhafte Reklame, die teilt. So kommt im Pariſer„Eclair“ Judet auf den lin zurück, deſſen wird. Der Friedensapoſtel habe kein Mandat von fran⸗ zöſiſcher Seite als Vertreter gehabt. Wenn man ihn jen⸗ ſeits des Rheins als eine Art offiziellen Friedensboten⸗ aufgefaßt haben ſollte, ſo wäre das ein Zeugnis der Un⸗ kenntnis über franzöſiſche Dinge und der Ungeſchicklich⸗ zu verbeſſern. Konflikten. fruchtbarere, ja unverſtändlichere Politik als die der deutſch⸗franzöſiſchen Annäherung in der rein gefühls⸗ mäßigen Form. Der Frankfurter Friede ſetze unſere gegenſeitigen Verpflichtungen feſt und genüge einſtweilen. — Dieſe Auslaſſungen eines franzöſiſchen Politikers ver⸗ dienen größere Beachtung, damit man nicht in Gefahr kommt. ſich allzuaroßen Ilfuſtonen hinzugeben. Parlamentariſches. ? Die Reichstagskommiſſion für die gro werbenovelle will ihre Arbeiken noch vor erledigen. Am Dienstag beriet ſie den Teil betr. die Heimarbeit weiter und debattierte über die amt⸗ liche Beaufſichtigung der Heimwerkſtätten. Da mehrere Mitglieder fehlten, ſo iſt aus dem Ergebnis der einzelnen Abſtimmungen keine Schlußfolgerung auf das Endreſultat der Beratung möglich. f Heer und Marine. f 5 Eine deutſche Flugmaſchinenfabrik? In Paris ver⸗ lautet, die Geſellſchaft Loewe habe die Wrightſchen Flug⸗ maſchinenpatente für 600 000 Mark für Deutſchland er⸗ e Ge⸗ 1 bezahlt. Kirche und Schule. 1 Der Erzbiſchof von München, Dr. Franz Joſeph v. Stein, der am 26. April von einem Ge⸗ hirnſchlag mit linksſeitiger Lähmung getroffen wurde, iſt nach achttägigem, zumeiſt ohne Bewußtſein verbrachtem Krankenlager am Dienstag mittag verſtorben. Europäiſches Ausland. Italien. k Ein Pariſer Blatt brachte die Nachricht, daß der Herzog der Abruzzen einen Selbſtmord be⸗ gangen habe. Dieſe Meldung ſtellte ſich als eine Myſti⸗ fikation heraus. Der Herzog iſt ganz wohl und mit den Vorbereitungen zu ſeiner Himalaya⸗Expedition be⸗ ſchäftigt. Aſien. Perſien. ? Den Schah hat doch jetzt endlich die Angſt vor ſeinen ruſſiſchen„Freunden“ befallen. Rußland hat in die Provinz Aſherbeidſchan und deren Hauptſtadt Täbris Truppen einrücken laſſen, um die Ruhe dort wieder her⸗ zuſtellen. Der Schah ſcheint nunmehr eingeſehen zu haben, daß ihn der ruſſiſche Agent Oberſt Liakhoff nur in dem Kampf mit ſeinem Volke hineingeſetzt hat, um eine Gelegenheit zur ruſſiſchen Einmiſchung in per⸗ ſiſche Angelegenheiten zu ſchaffen. Jetzt, da Rußland dieſe ſo lange geſuchte Gelegenheit zur Einmiſchung ge⸗ funden und ergriffen hat, da möchte der Schah durch die Wiederherſtellung der Verfaſſung ſchnell wieder Frieden mit der Intelligenz ſeines Landes machen, um ſo die Widerſtandsfähigkeit gegen Rußland zu ſtärken. Am Mon⸗ tag hat daher im Auftrage des Schahs das Miniſterium telegraphiſch allen Provinzen mitgeteilt, daß die Wieder⸗ herſtellung der Verfaſſung unmittelbar bevor⸗ ſtehe und das Volk zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung ermahnt. Der Schah hat denn auch gleich den Erlaß vollzogen zur Einberufung der Parla⸗ mente, des Reichsrats und des Medſchlis.— Als ob Rußland nun ſeine Truppen zurückziehen würde! Amerika. Vereinigte Staaten. f baz Der zweite nationale Friedenskongreß began am Montag in Chicago in Gegenwart von etwa 1500 Delegierten aus allen Teilen des Landes. Präſident Taft übernahm das Ehrenpräſidium des Kongreſſes, der bis zum 5. Mai tagen ſoll, in einem Schreiben, in dem er ausführt, daß er ſeinen ganzen legitimen Ein⸗ fluß ſtets zu Gunſten des Friedens aufbieten werde. Außer den diplomatiſchen Vertretern Mexikos, Chinas und Schwedens hielt auch der deutſche Botſchafter Graf v. Bernſtorff eine Anſprache. e Deutſcher Reichstag. E U Berlin, 4. Mai. Die ſozialdemokratiſche Interpellation über die Wohl⸗ fahrtseinrichtungen der Arbeitgeber wurde heute weiter beraten. Abg. Dr. Arendt(Rp.) will von einem eſetz⸗ geberiſchen Eingreifen in die Verhältniſſe der ſog, Wohl⸗ ſahrtskaſſen nichts wiſſen, während Abg. Breiski(Polke) die darin herrſchenden Mißſtände als eradezu uner⸗ träglich ſchilderte. Abg. Behrens(wirtſch. 99990 befürchtet nicht, daß bei einer geſetzlichen Regelung der erhältniſſe die Unternehmer die Kaſſen aufgeben würden! Abg. Hengsbach(Soz.) bekämpfte das Syſtem der Kaffen 915 arbeiterfeindlich. Abg. Werner(Rfp.) hatte an den be⸗ ſtehenden Kaſſenverhältniſſen nichts auszuſetzen und pole⸗ miſierte gegen die„Genoſſen“. Abg. Hue(Soz.) ver⸗ langte von den Werkspenſtonskaſſen, daß ſie den An⸗ forderungen des modernen Lebens angepaßt würden. Zum Schluß gab Staatsſekretär v. Bethmann⸗Hollweg der Hoffnung Ausdruck, daß das Aufſichtsamt der Privat⸗ verſicherung die ganze Frage in praktiſcher Weiſe löſen werde. Morgen: Kleinere Vorlagen. — Ein„Reichsverband deutſcher Aerzte“ wurde dieſer Tage in Berlin gegründet. Zum Vorſitzenden wurde Sani⸗ tätsrat Dr. Buſch-Bochum gewählt. Die Richtung, die der neue Verband verfolgt, wird gekennzeichnet durch die Beſtimmung ſeiner Satzungen, daß die Regelung des Aerzteſyſtems der freien Vereinbaru ng unter den beteiligten Krankenkaſſen und Aerzten zu überlaſſen ſei. Lokale Nachrichten. Viernheim, 6. Mal. “Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt Vortrag des Senators d.Eſtournelles de Conſtant in Ber⸗ der Sommer-Fahrplar bei. Propaganda ſcharf verurteirt keit, mit der man verſuche, die gegenſeitigen Beziehungen Gerade überſtürzter Eifer bringt die Gefahr von Mißverſtändniſſen und neuen Judet ſagt weiter, er kenne keine un⸗ fingſten worben und ein Drittel dieſer Summe ſelbſt ſchon an⸗ .———— — ſeinen in die Täbris er her⸗ en zu zulhoff zt hat, im per⸗ kußland legt * Silberne Hochzeit. Herr Gemeinde⸗Elnnehmer Jöſt und Frau Margarete geb. Stumpf begehen morgen das Feſt ihres 25 jährigen Ehejubiläums. Wir gratulieren dem Jubelpaare recht herzlich; möge es demſelben vergönnt ſein, dereinſt auch das goldene Jubiläum in unge trubter Geſundheit feiern zu können! l „ IX. Bundes Athleteufeſt zu Viernheim. Heute abend halb 9 Uhr findet im Gaſthaus„zum deutſchen Kaiſer“ eine Feſtausſchuß⸗ Sitzung ſtatt, zu welcher die Komitee-Mitglieder eingeladen werden — Die Heſſiſche Landes- Hypothekenbank gibt bekannt, daß ſie in Aenderung der bisher gültig geweſenen Darlehensbedingungen den Satz der Geldbeſchaffungskoſten⸗ Vergütung mit Wirkung für die vom 27. April 1909 ab zu erteilenden Zuſagen für Hypothek- und Kommu⸗ nal-Darlehen bis auf Weiteres auf 0,50% ermäßigt hat. Aus Nah und Fern. — Maunheim, 5. Mai. Beim Transport eines 3 Zentner ſchweren Bierfaſſes fiel der 28 Jahre alte ver⸗ heiratete Güterbeſtätterel-Fuhrmann Bernhard Bullinger die Kellertreppe eines hieſigen Hotels hinab, wobei das Faß über ihn hinwegrollte. Man verbrachte deu ſchwerverletzten Mann ins Krankenhaus, wo er alsbald ſtarb.— Erſchoſſen hat ſich ein 27 Jahre alter lediger Kaufmann aus Göllheim. Lampertheim, 5. Mai. Die Stadt Mannheim baut in dieſem Jahre ihre elektriſche Bahn nach Sandhofen und beabſichtigt dieſelbe bis Lampertheim weiterzuführen. Die Stadtverwaltung iſt diesbezüglich ſchon mit Großh. Buͤrger⸗ meiſterei dahier in Verbindung getreten. — Sandhofen, 5. Mai. Ein bedauerlicher Unglücks⸗ fall traf die Schloſſer Buch'ſchen Eheleute. In dem Augen⸗ blick, in welchem die Ehefrau Buch anderweitig beſchaͤftigt war, benützte das 2 Jahre alte Töchterchen ein Gläschen, in dem ſich Morphiumtabletten befanden. Das Kind nahm die Tabletten und ſchluckte ſie. Es ſtellte ſich ſofort Schlaf ein. Herr Dr. Duffing pumpte dem unglücklichen Kinde den Magen aus. Aber leider war es zu ſpät. Das Kind mußte ſterben. Wiederum eine eindringliche Warnung für Mütter, gefährliche Gegenſtände den Augen des Kindes zu entziehen. — Worms, 5. Mai. Im Konzerthauſe„Karpfen“ fand geſtern morgen 11 Uhr der Feſtakt zum 50jährigen Jubiläum der Schule der Engl. Fräulein ſtatt. Die ſtaat⸗ lichen und ſtädtiſchen Vertreter und eine große Zahl früherer Schülerinnen hatten ſich eingefunden. Herr Probſt Schreiber hielt die Feſtrede. Herr Domkapitular Dr. Selbſt überbrachte Glückwünſche des Hochw. Herrn Biſchofs. Die Schülerinnen boten ihr Beſtes, ſodaß jeder Beſucher hochbefriedigt die ſchön verlaufene Feier verließ. Möge die Anſtalt der Mädchener⸗ ziehung weiter blühen. — Beusheim, 5. Mai. Sanitätsrat Dr. Wiegand iſt am 25. ds. M. 25 Jahre hier als Arzt tätig.— Unter Waſſer geſetzt wurde durch Offenſtehen eines Waſſerkrahnens eine Villa in der Ernſt⸗Ludwigsſtraße, die eben bezogen werden ſollte. Der Schaden ſoll ſich auf 6— 7000 Mark belaufen. — Mainz, 5. Mai. Einen empörenden Unfug ver⸗ übten zwei Zigeunerweiber in Mombach. Sie hatten jede ein Kind umgehängt, die eine ein lebendes, die andere ein totes und bettelten Haus für Haus ab, um, wie ſie ſagten, die Mittel für einen kleinen Sarg zuſammenzubringen. Der An⸗ blick des kleinen toten Kindes rührte gar viele, und reichlich floſſen die Gaben für das Särglein. Die Weiber behielten aber das Geld und legten das Kind in eine— Pappſchachtel, in der es ſpäter auch begraben wurde. — Offenburg, 5. Mai. Gezen die Erhöhung der Tabakſteuer hat ſich in ſcharfer Weiſe eine jüngſt dahier ſtatt⸗ gefundene Konferenz der Tabakarbeiter für Baden und Elſaß⸗ Lothringen ausgeſprochen. — Konſtanz, 5. Mal. Der 54 Jahre alte Reiſende Johann Klein aus Stuttgart iſt hier nach dem Genuſſe ver⸗ dorbener Griebenwurſt, die er in einer Wirtſchaft zu Loßburg bei Freudenſtadt gekauft hatte, an Vergiftung geſtorben. Aus Stadt und Land. ** Wo bleibt der Frühling? Aus allen Gegenden laufen andauernd Meldungen über Froſt und Schneefall ein. Der plötzliche Witterungsumſchlag hat ſich in Bayern und Südtirol unliebſam bemerkbar ge⸗ macht. Seit Sonntag herrſchen heftige Schneegeſtöber.— Empfindlicher Schaden iſt auch in Weſtdeutſchland zu verzeichnen. Gewaltige Schneemaſſen ſind in der Eifel niedergegangen. Die im Moſeltal unter den Gefrier⸗ punkt geſunkene Temperatur hat die Obſtblüte ſchwer geſchädigt.— Zwei Studierende der Exportakademie in Wien wurden auf einer Beſteigung des Schneeberges von einem Schneeſturm überraſcht. Der eine ſtarb vor den Augen ſeines Freundes, der andere wurde gänzlich ermattet aufgefunden.— Aus Oſt⸗ und Mittelfrank⸗ reich werden Schneefälle und ſtarker Froſt gemeldet. De ran den Obſt⸗ und Weingärten ſowie an den Feld⸗ früchten angerichtete Schaden iſt ſehr bedeutend. * Weibliche Kräfte bei der Kriminalpolizei. Der Mangel an Beamten macht ſich bei der Kriminalpolizei geltend. Deshalb hat das Polizeipräſidium beim Mi⸗ niſter des Innern beantragt, fünfzehn junge Mädchen bei der Kriminalpolizei anzuſtellen. Nunmehr ſollen fünf junge Mädchen für den Tagesdienſt in den Telephon⸗ Zentralen der Kriminalpolizei verwendet werden, während zehn andere zur Verfügung der Kriminalkommiſſare bei größeren Vernehmungen ſtehen. Eine Stenotypiſtin iſt bereits am 1. Mai eingetreten. a r Fahrplanmäßiger Luftſchiffverkehr. Der Württem⸗ Pergiſche Luftflottenverein hat einen Arbeitsausſchuß für die Errichtung einer Luftſchiffhalle in Stuttgart gewählt. Zur Verhandlung war ein Vertreter des Kriegsminiſte⸗ riums erſchienen. Den Ausführungen des Vertreters des Grafen Zeppelin war zu entnehmen, daß die Betriebs⸗ geſellſchaft, der die Geſellſchaft„Luftſchiffbau Zeppelin“ naheſteht, die Einrichtung eines fahrplanmäßigen Luft⸗ ſchiffverkehrs von Luzern oder Friedrichshafen über Frankfurt a. M. nach Norden in die Hand genommen hat. Es wird von den Bewerbungen der Städte, ihren Angeboten von Landungsplätzen abhängen, welche Linie gewählt werden wird. Die Luftſchifflinien ſollen im nächſten Jahre in Betrieb genommen werden. Tagen in Iſerlohn das Ladenfräulein Lina Schweitzer tötete, iſt in der Perſon eines in Iſerlohn befindlichen 15 jährigen Sattlerlehrlings namens Friedrich Schulte aus Meggen ermittelt worden. Er hat die Tat ſchon ein⸗ geſtanden; auch wurde ein am Tatorte gefundenes Meſſer ſowie ein Zollſtock von dem Meiſter und den Geſellen wiedererkannt; beide Gegenſtände wurden ſeit einiger Zeit in der Sattlerwerkſtatt, wo Schulte tätig war, vermißt. * Benzinexploſion in einer Malerwerkſtatt. In Leip⸗ zig⸗Lindenau fand eine Exploſion von Benzinerſatz in der Malerwerkſtatt von Brückner u. Schönitz ſtatt. Beide Inhaber wurden tot aufgefunden. Die Leichname waren bis zur Unkenntlichkeit entſtellt. Da die Firma ſich in Zahlungsſchwierigkeiten befand, liegt die Vermutung nahe, daß die Inhaber Brandſtiftung beabſichtigten und dabei von der Exploſion überraſcht wurden. ** Engliſche Offiziere auf deutſchen Schlachtfeldern. Unter Führung des Oberſten Braithſwaite von der Kriegs⸗ akademie zu Cumberley trafen 33 engliſche Offiziere in Saarbrücken zur Beſichtigung der Schlachtfelder bei Spichern ein. Von dort begaben ſie ſich nach Metz, um unter Führung eines Hauptmanns der 4. Ingenieur⸗ Inſpektion die Schlachtfelder in der Umgebung der Feſtung zu beſuchen. 1 ** Brandkataſtrophe. In Marſeille brach in einem zahlreich bewohnten Hauſe ein Brand aus. Die Be⸗ wohner des fünften Stockwerkes mußten ſich an einem Strick hinablaſſen. Eine junge Konzertſängerin glaubte den Erdboden erreicht zu haben, als ihr Fuß den Balkon des dritten Stockwerkes berührte. Sie ließ das Seil los und ſtürzte zur Erde hinab, wo ſie mit zerſchmetterten Gliedern liegen blieb. k Ein ſchwerer Ballonunfall fand im Maastal ſtatt. Der Aeroklub von Namur hatte eine Ballonfahrt ver⸗ anſtaltet, an der Graf Levignen, Baron Gaiffier⸗Walther und zwei andere Herren teilnahmen. Der Ballon wurde von einem heftigen Wirbelwind erfaßt und in das Maßtal getrieben. Dort landete er nach kurzer Zeit mit ſolcher Heftigkeit, daß Graf Levignen beide Beine brach. Ein anderer Teilnehmer wurde im Geſicht ſehr ſchwer verletzt. ** Die Gebrüder Wright kamen am Sonntag abend in London an. Auf einer ordentlichen Sitzung der Kgl. Aeronautiſchen Geſellſchaft von Großbritannien ſoll den Brüdern die Goldene Medaille als Anerkennung für ihre Förderung der Luftſchiffahrt verliehen werden. Die Wrights werden ſich nur zwei Tage in London aufhalten und dann ihre Rückreiſe nach den Vereinigten Staaten antreten. Im Herbſt werden ſie nach Europa zurück⸗ kehren, um in Berlin ihre Flugmaſchine vorzuführen. * Der Brandſtiftung der Schwarzen Hand in New⸗ vhork ſind bekanntlich 9 Tote und 50 Verwundete zum Opfer gefallen. Vor wenigen Tagen erhielt ein Ein⸗ wohner des vom Feuer zerſtörten Hauſes einen Erpreſſer⸗ brief folgenden Inhalts:„Entweder zahlt Ihr 5000 Francs oder es iſt um Euer Leben geſchehen. Petroſino iſt tot und die Schwarze Hand lebt noch.“ Der Brief wurde der Polizei übergeben. Am 30. April hörte man um 2 Uhr nachts in Springſtreet, wo das beſagte Haus gelegen, gellende, von Revolverſchüſſen unter⸗ brochene Hilferufe. Die Herbeieilenden ſahen ſich dem lichterloh brennenden Gebäude gegenüber. Wie die meiſten der amerikaniſchen Häuſer war auch das in Rede ſtehende mit Außentreppen verſehen, aber oft dienen dieſe als Ablagerungsſtätte für allerlei Gerümpel. Das war auch hier der Fall, und infolgedeſſen ſahen ſich die Bewohner der Möglichkeit beraubt, ſich der Treppen zu bedienen. Frauen warfen ihre Kinder aus dem Fenſter und folgten ihnen. Die Feuerwehrleute bemühten ſich mit Todes⸗ verachtung um die Rettung der vor Schreck der Beſinnung beraubten Menſchen. * Automobilausſchreitungen. Der amerikaniſche Mil⸗ lionär James Hazen Hyde wurde in Paris zu 1 Jahr Gefängnis und 500 Fres. Geldſtrafe verurteilt. Er hatte mit ſeinem Kraftwagen eine Droſchke angefahren und hatte ſich, trotz der Mahnung eines Poliziſten, aus dem Staube zu machen verſucht.— Ein Urteil, das in Deutſchland vorbildlich ſein könnte! Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Zu dem vom 9.—11. Mai in Leipzig ſtattfindenden 2. deutſchen Piſtolen⸗Bundesſchießen werden auf den Schießſtänden im Leipziger Schützenhof 22 Scheiben zur Aufſtellung gelangen. ö Der Froſt hat in den Weinbergen an der Saar erheblichen Schaden angerichtet. 5 In einem Hotel in Bromberg erſchoß die 191äh⸗ rige Tochter des Gepäckträgers Nowacki aus Thorn ihre 11jährige Schweſter und darauf ſich ſelbſt. In der ungariſchen Ortſchaft Sandor⸗Haza ſind 200 Wohnhäuſer niedergebrannt. Ein alter Bauer, welcher ſeine Habe retten wollte, kam in den Flammen um. 5 Im Donnersmarckhütten⸗Schacht der Abwehrgrube in Mikultſchütz wurden drei Gruben häuer durch herab⸗ ſtürzende Kohlen verſchüttet. Einer war ſofort tot, die beiden anderen erlitten ſchwere Verletzungen. Der Kommis Frinde in Wien verwundete den Bank⸗ beamten Fränkl aus Eiferſucht durch 18 Stiche. f Eine vorgeſchichtliche Siedlung in Form eines Gräberfeldes aus der Hallſtattzeit, das 200 Gräber umfaßt, wurde im Vogelsberg bei Vadenrod freigelegt. In Haſköi, wo ſchon vor ſechs Monaten ein Rieſen⸗ brand gewütet hatte, brach wieder ein großes Feuer aus, dem bereits zahlreiche Häuſer zum Opfer ge⸗ fallen ſind. Im Kohlenbergwerk Lacour in Frameries Gelgien) ſtürzten zwei Maurer, die auf einem Hänge⸗ gerüſt Reparaturen im Schacht vornahmen, mit dem Gerüſt in die Tiefe. Dort fand man ſie zerſchmettert auf. Briefkaſten. F, W. Sie können die Bezahlung für Ihre Arbeit nur von dem verlangen, der Ihnen die Albeit beſtellt hat. H. S. Bei meiner Verheiratung hat mein Vater mir eine Einrichtung geſchenkt, die er auf Abzahlung mit Eigen⸗ tums vorbehalt gekauft hatte. Das erfahre ich jetzt, da der Händler ſich an meinen Mann wendet und Zahlung der noch fälligen Raten oder Herausgabe der Möbel verlangt. Durch die Schenkung bin ich doch Eigentümerin geworden und habe mit dem Abzahlungsgeſchaft nichts zu tun? Da der Möͤbelhändler ſich das Eigentum vorbeholten hat, konnte durch die Schenkung eine Uebereignung an Sie * BVerhaftete Mörder. Der Mordbube, der vor acht nicht ſtattfinden, ſelbſt wenn Sie ſich in gutem Glauben be⸗ funden haben. Sie werden den Verkäufer befriedigen müſſen, wenn Sie ſich nicht ſchon 10 Jahre im Beſitz der Möbel befinden und ſo durch Erſitzung Eigentümerin geworden ſind. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim Bekanntmachung. 5 Betr. Die Ausführung der polizeilich techniſchen Maß⸗ und Gewichtsreviſtonen; hier die Vornahme von Vorprü⸗ fungen und Nacheichungen. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß in dieſem Jahre die Vorprüfungen und Nacheichungen im großen Saale des Rathauſes dahier(Verſteigerungslokal), Mittwoch, den 5. Mai 1909, vormittags beginnen. Indem wir die in Betracht kommenden Gewerbetrelben⸗ den auf dieſe günſtige Gelegenheit beſonders aufmerkſam machen, empfehlen wir dringend, die zu prüfenden bezw. nach⸗ zueichenden Gegenſtände zeitig und ſo an Ort und Stelle zu bringen, daß der Aichmeiſter in ſeinen Dienſtverrichtungen nicht geſtört wird. Viernheim, den 1. Mat 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim: Kühlwein. Bekanntmachung. Betr.: Die Bekämpfung des Schweinerotlaufs. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß Donnerſtag, den 13. d. Mts., vormittags 8 Uhr beginnend, in unſerer Gemeinde eine allgemeine Schutzimpfung gegen Schweinerotlauf ihren Anfang nehmen wird. Die Anmeldungen zur Impfung haben bis ſpäteſtens Sountag, den 9. d. Mts. bei uns zu erfolgen. Wir machen hierbei noch beſonders darauf aufmerkſam, daß nachträglich beantragte Impfungen auf Koſten der Beſitzer ausgeführt werden und eine Entſchädigung nicht geimpfter Tiere ausgeſchloſſen iſt. Nächſten DTonntag, den 9. Mai, vormittags ½6 Uhr findet eine Uebung der hieſ. Feuerwehr ſtatt. Es werden daher ſämtliche Mitglieder aufgefordert, an dieſer Uebung teilzunehmen und ſich zu dieſem Zwecke um die ge⸗ nannte Zeit pünktlich am Rathauſe einzufinden. Viernheim, den 5. Mai 1909. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. 1 Bekanntmachung. Freitag, den 7. ds. Mts., vormittags 8 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier: 1. verſchiedene Allmendgrundſtücke auf die Dauer der Ge⸗ nußzeit in Pacht, 2. das Grundſtück Unterbruchweide 1. Gewann Nr. 9 auf die Pachtzeit von 1 Jahr und 3. die bei Anlegung der Tränke am Sandhöferweg er⸗ übrigten 2000 qm. Gelände in Pacht bis Martini 1914 an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 4. Mai 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Kühlwein. Bekanntmachung. Das Grenadier-Regiment Kaiſer Wilhelm I. Nr. 110 hält vom 3.— 6. Mai, 17.—19. Mal und am 21. Mat 1909 größere Schießüͤbungen mit ſcharfer Munition auf den Schießſtänden im Käferthaler Walde ab. Gefährdet iſt das Waldgelände in dem Abſchnitt: Straße Waldhof— Pumpſtatlon—Sandtorf—Heſſiſche Grenze Karlſternhuͤtte—Schießſtand. Das Betreten dieſes Geländes iſt au den genannten Tagen von 6 Uhr vormittags bis 12 Uhr mittags und von 2 Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends mit Lebensgefahr ver⸗ bunden und wird daher verboten. Den Weiſungen der aufgeſtellten Poſten iſt unbedingt Folge zu leiſten. Die bezeichneten Straßen ſelbſt, ſowie der Weg längs der heſſiſchen Grenze können betreten werden. Königliches Kommando des 2. Bad. Grenadier- Regiments Kaiſer Wilhelm l. Nr. 110. esse, „dec e, ene. 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Die werten Eltern von aufzunehmenden Aspiranten er- ſuche ich, ihre Söhne darauf auſmerkſam zu machen. Kaplan Rieth, Präſes. Freiwill. Feuerwehr. Kommenden Sonntag, den 9. Mai morgens halb 6 Uhr findet Aebung der freim. Wehr und der Pfichtmannſchaft ſtatt. Letztere hat mit Armbinde zu erſcheinen. Ent- ſchuldigungen nehmen der Kommandant und der Schriftführer für dieſes mal noch entgegen. Signal ¼ Stunde zuvor. Das Kommando. Stemm⸗ u. Ringklub„Germania“. Kraft geil! Die verehrlichen Sportskollegen werden böflichſt wie dringend gebeten, die regelmäßig Mittwochs u. Samſtags ſtattfindenden Uebungs⸗Stunden pünktlichſt zu beſuchen, zumal der Pyramidenbau einer gründlichen Ausbildung unterzogen wird. Alle aktiven Sportskollegen muͤſſen zur Stelle ſein. Der Vorſtand. 7 (L Spang EMSERER T WEIVUEIN 4 GEGR. 1878 EMPFIEMTT Sich i NusFähkupe mobekreR GR. Denhkm rex SAUSERASTE As rUνẽt. NREELLE PREIS E. Sünger⸗ Einheit. 2 Heute abend ½ 9 Uhr Chor-Probe im„Freiſchütz“. 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