5 Nfg. 12 U ig Pfg. Ib. 1 Az Ag. 5 Pf 1 1 Viernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Jamſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einschließl. „Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. mer Amtsblatt Anzeiger NViernheimer Nachrichten. der Groſherzoglichen Fürgermeiſterei Viernheim. Vverbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Vr. 39. 2. Blatt. Wochenrundſchan. b Eine Woche voll ſtarker politiſcher Eindrücke macht gerade den Schluß vor der Ruhe der Pfingſtfeſtzeit; genug und übergenug des Stoffes bleibt den Zeitungen für die„Ruhepauſe“ der Pfingſttage übrig, die überhaupt wegen ihrer endloſen Zahl von Kongreſſen bei den Jour- naliſten nichts weniger als beliebt iſt. Der Kaiſer iſt aus ſeinen Frühjahrsferien im Mittel⸗ meer ſofort wieder in die höchſte Politik eingetreten. Der Beſuch in Brindiſi beim König von Italien war eine ruhige, aber würdige Einleitung zu der glän⸗ zenden Zuſammenkunft zwiſchen Kaiſer Franz Joſef und Kaiſer Wilhelm in Wien. Ein ſo ungeſuchter Ton der Begeiſterung, gleichmäßig bei der Bevölkerung wie in den offiziellen Reden, wird ſchwerlich je vorher da geweſen ſein. Man fühlte, wie die Dankbarkeit des Herzens den Bundesgenoſſen auf der Zunge lag. Auch das Ausland konnte ſich dieſem Eindruck nicht ent⸗ ziehen; vollends nach dem Depeſchenwechſel zwiſchen den Dreibundmonarchen war nicht nur die italieni⸗ ſche, ſondern auch die franzöſiſche Preſſe überzeugt, daß man hier vor der Tatſache einer neuen Befeſtigung des Dreibundes ſtehe. Weniger roſig findet der Kaiſer die Zuſtände in der inneren Politik. Der Reichstag iſt bis zum 15. Juni in die Ferien gegangen, nachdem ſich nirgends eine Aus⸗ ſicht gezeigt hat, die Reichsfinanzreform unter Dach und Fach zu bringen. Der Kommiſſion iſt eine Denkſchrift über die Fahrkartenſteuer zugegangen, wonach auch die vierte Klaſſe prozentualiter an der Steuer tragen helfen ſoll. Centrum und Konſervative haben den Grund⸗ gebanken der Denkſchrift in der Kommiſſion angenommen. Als Vorſitzender der Finanzkommiſſion iſt der konſervative Freiherr von Richthofen gewählt worden. Uebrigens werden die Beamtenaufbeſſerungen im Reiche ſich eine längere Vertagung gefallen laſſen müſſen, da vor der Erledigung der Steuervorlage die Mittel dazu im Betrage von 26 Millionen nicht vorhanden ſind. Was Fürſt Bülow in Wiesbaden vorgetragen hat, entzieht ſich bisher der Kenntnis. Zufall iſt es gewiß nicht, daß am ſelben Tage Prinz Ludwig von Bayern in Karlsruhe namens der ſüddeutſchen Bundes⸗ regierungen einen Trinkſpruch zugunſten der Nach⸗ laßſteuer hielt. Ob er auf die oſtelbiſchen Konſer⸗ vativen wirken wird, iſt eine andere Frage. Der Poſtſtreik in Frankreich liegt in den letzten Zügen. Es iſt Clemenceau und den Maßnahmen der Kammermehrheit gelungen, die an und für ſich ſchlecht orgäniſierte Bewegung im Keime zu erſticken. Auch die „öffentliche Meinung“ ſchlug ſich auf Clemenecaus Seite. Nun aber glimmt das Feuer unter der Aſche weiter, nachdem die Sozialdemokratie ſich der Sache bemächtigt hat. Ein Generalſtreik wird geplant. Ueberhaupt herrſcht Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. (Nachdruck verboten.) Wenige Minuten ſpäter befanden ſich Romberg und ſein Patient im Freien, in der vom hellen Mondlicht beleuchteten Außenwelt. Arſtein ſchritt ſchweigend dahin, Romberg bemerkte jedoch, daß ſein Gang unſicher war, daß er hier und da den Schritt anhielt und oft tief Atem holte. „Es geht immer vor mir her, es iſtyrt mich direkt an den Fleck“, ſagte er endlich mit erſtickter Stimme. Sein Atem wurde ſchwerer und keuchender. Tiefe Seufzer entflohen ſeinen Lippen, ſie ſchienen ſich von ſeinem ſchwerbedrückten Herzen loszuringen. Nach etwa zehn Minuten erreichten ſie die Ebene. Arſtein machte plötzlich eine raſche Schwenkung nach links; er lief immer ſchneller, es koſtete dem Arzt Mühe, Schritt mit ihm zu halten. Endlich kamen ſie an eine kleine Anhöhe. Links erhob ſich eine Gruppe von Erlen, zur Rechten erſtreckte ſich in geringer Entfernung ein dichter Gürtel von Unterholz. Auf der kleinen Anhöhe wuchs kurzes Gras. Ein Stückchen weiter und tiefer gelegen befand ſich ein Teich, in deſſen ſtillem Waſſer das magiſche Licht des Mondes ſich ſpiegelte. Unter der glatten Oberfläche zog ſich ein wie Silber flimmernder Streifen hin. Als ſie die Spitze der kleinen Anhöhe erreicht hatten, blieb Arſtein ſtehen. „Hier geſchah der Mord“, ſagte er, die Hand ausſtreckend. „Da, ſehen Sie, das Bild ſetzt ſich genau auf jene Stelle nieder. Jetzt werden wir alles noch einmal deutlich ſehen. Denken Sie nur, Romberg, wir ſehen einem Mord zu, der vor fünf Jahren ſtattfand. Da, paſſen Sie auf, es bewegt ſich. Da ſtehen die beiden Männer in Lebensgröße. Mein Gott— können wir denn gar nichts tun— können wir nicht dazwiſchentreten und Einhalt gebieten? 581 Samſtag, den 22. Mai 1909. in Frankreich eine überaus ſtarke revolutionäre Stimmung und die Arbeitervertreter ſcheinen nicht . es auf eine neue Machtprobe ankommen zu aſſen. General Stöſſel, der zum Tode verurteilte Vertei⸗ diger Port Arthurs, iſt nach langem Hangen und Bangen endlich doch noch vom Zaren begnadigt worden. Von der ruſſiſchen Miniſterkriſe hört man nichts mehr; ſie wird wohl einſchlafen und Iswolski im Amte bleiben. In der Türkei hat die Fortdauer der Chriſtenmetze⸗ leien ſowohl den Franzoſen wie den Ruſſen Anlaß ge⸗ geben, ihre alten Anſprüche wegen des Schutzes der Chriſten im Orient zu erheben, obwohl dieſe An⸗ ſprüche völkerrechtlich nicht begründet ſind. Da ſich aber niemand um das Schickſal der armen Opfer moham⸗ medaniſchen Fanatismus kümmert, werden die Mächte wohl ein Auge zudrücken, wenn den Türken klar gemacht wird, daß es endlich Zeit wird, Ordnung zu ſchaffen. Mit dieſer„Ordnung“ ſieht es aber ſchlecht aus. Abdul Hamids Millionen ſcheinen verpulvert zu ſein und nun geht es eben auch unter den Jungtürken„türkiſch“ zu; auf die Dauer können die Mächte dieſen Zuſtänden nicht untätig zuſehen. Ebenſo liegen die Dinge in Perſien. Alle Nach⸗ richten dorther müſſen erlogen ſein, denn täglich kommen, trotz der Friedensverſicherungen, Nachrichten von neuen Revolten gegen die Verfaſſung. Die Entſcheidung über die Reichs⸗ finanzreform wird nach der bisherigen Entwicklung auch in den nöchſten Tagen nicht erfolgen, obwohl ſämtliche Vermutungs⸗ politiker infolge der Wiesbadener Reiſe des Reichskanzlers mit Hochdruck arbeiten. Alles, was zunächſt über die außergewöhnlich lange Unterredung des Kaiſers mit dem Reichskanzler über Köln, Frankfurt oder auch durch den offiziöſen Draht durchſickert, braucht man keineswegs für bare Münze zu nehmen. Soviel aber ſteht feſt, daß der Kanzler ſeine Drähte im gegebenen Augenblick richtig ſpielen läßt. Am ſelben Tage, als der Kanzler dem Kaiſer Vortrag hielt, ſprach ſich Prinz Ludwig von Bayern, der von jeher ein freies Wort liebt, bei einem Trinkſpruche in Karlsruhe unverhohlen namens der ſüddeutſchen verbündeten Regierungen für die Nach⸗ laßſteuer aus. N Es ſind alſo offenbar Einflüſſe höfiſcher Art am Werke geweſen, um auf dem Umwege über die feudalen Fürſtlichkeiten die Konſervativen Oſtelbiens noch ſtärker zu beſchwören, daß ſie ihren Widerſtand gegen die Erb⸗ ſchaftsſteuer fallen laſſen. Auf dieſe Aktion des Reichs- kanzlers deutet auch die ganze Aufmachung in der Kom⸗ miſſion und im Reichstage. Der Reichstag konnte in „Nein, Arſtein, es iſt ja nur eine Viſion. Beſchreiben Sie mir, was Sie ſehen.“ Arſtein wiederholte genau, was er dem Arzt in jener Nacht geſchildert, als er bei ihm ſchlief. „Es iſt merkwürdig“, fügte er hinzu,„daß der Mann mir ſtets den Rücken zudreht. Nicht einmal hier, wo ich links von ihm ſtehe, kann ich ſein Geſicht ſehen. Sobald ich mich drehe, dreht er ſich auch. Laſſen Sie uns die Anhöhe hinabgehen. Wenn wir am Teiche ſtehen, können wir hier heraufblicken — vielleicht ſehe ich von dort aus ſein Geſicht.“ „So kommen Sie, lieber Freund“, ſagte Dr. Romberg, indem er den Baron an den Arm faßte und die Anhöhe hinunter bis an den Teich führte. „Iſt es ſo beſſer?“ fragte er. jetzt ſehen?“ Arſtein ſchüttelte verzweifelt das Haupt. „Nein, er hat ſich abermals gedreht. Der Schurke kehrt mir beharrlich den Rücken zu. Jetzt hat er Franzius zu Boden geſtreckt— Franzius ſpringt wieder in die Höhe— wie kräftig er iſt, wie er zuſchlägt— jetzt liegt der andere am Boden— da ſpringt er wieder auf— nun ſtehen ſich beide gegenüber und kämpfen— und— Dr. Romberg— ſehen Sie nicht? „Können Sie das Geſicht Der Mann, der uns den Rücken zukehrt, erhebt den Stock— er handhabt ihn wie ein Bajonett und o— mein Gott— o, mein Gott—“ Schaudernd bedeckte der Baron das Geſicht mit ſeinen ab⸗ gezehrten Händen. Dann blickte er wieder auf. 2 „Sehen Sie es nicht?“ ſchrie er wild auf,„Franzius liegt ſtarr am Boden— ich glaube, er iſt tot! Was iſt geſchehen?“ Der Baron ſchwankte wie ein Trunkener. Seine Aufregung war ſo furchtbar, daß er gefallen wäre, wenn Dr. Romberg ihn nicht gehalten hätte. Die Nacht war ſehr kalt, dennoch war der von Entſetzen gepeinigte Mann wie in Schweiß gebadet. 5 „Kommen Sie, Arſtein, Sie haben mir ja nun alles erzählt. die Ferien gehen; von ihm war zur Rettung der Situation nichts zu verlangen, da ihm abſolut kein greifbares Material vorlag. Die Kommiſſion konnte aber ruhig weiter tagen, nachdem ſie ihren neuen Vorſitzenden Frhr. v. Richthofen gewählt hatte. Vom Reichstage lagen allerdings keine durchberatenen Entwürfe vor, aber man konnte, ohne ſich mit der Geſchäftsordnung in Widerſpruch zu ſetzen, die Denkſchrift über die Fahr⸗ kartenſteuer zur Kenntnis nehmen und ſeine Anſichten darüber austauſchen. Das iſt bis zu einem ſolchen Grad der Klärung geſchehen, daß die Regierung heute ver⸗ ſichern kann, Centrum und Konſervative ſeien für die prozentuale Beſteuerung aller Wagenklaſſen zu haben. Außerdem war Gelegenheit gegeben, nochmals auf die Reichswertzuwachsſteuer zurückzukommen, die wohl in den mächſten Tagen in der Kommiſſion ein Ergebnis zeitigen wird. Dann kann alſo der Reichskanzler ruhig ſagen, daß die Beratung der indirekten Steuern ihren Fortgang nimmt. Er brauchte bloß ſeine Abneigung gegen die Mitarbeit des Centrums in den Hintergrund zu ſtellen. Noch aber iſt der Block nicht gefallen, und ſo ſucht er die Liberalen mit einem neuen Trick herüberzuziehen, indem er ihnen vorſchlägt, erſt zur Bewilligung der 400 Millionen indirekter Steuern mitzuarbeiten, und dann deren definitive Annahme von der Bewilligung der 100 Millionen direkter Steuern ſeitens der Kon⸗ ſervativen abhängig zu machen, zu welchem Zwecke ein ſogenanntes„Mantelgeſetz“ vorgeſchlagen iſt. Das„Berliner Tageblatt“ traut aber dem Frieden nicht und ruft gleich an der Schwelle:„Falle!“ So billig würden ſich die Liberalen vom Reichskanzler nicht einſeifen laſſen. Wir werden ja ſehen, was die Reiſe des Reichskanzlers und ſeine fleißige journaliſtiſche Arbeit zuwege gebracht haben. Für ihn handelt es ſich nach wie vor um die Reform mit dem Block, und wenn die Hölle in Bewegung geſetzt würde, noch aber ſteht in Frankfurt eine Hintertür offen. Die„Frankfurter Zeitung“ wird durch ihren Berliner Mitarbeiter, dem intimſten Bülow⸗Offiziöſen, ſchon rechtzeitig die Benachrichtigung geben, wenn es eben gelten wird, den Block in die Luft zu ſprengen. Immer dringender werden die Forderungen nach Geld; die Beſoldungserhöhungen der Reichs beam⸗ ten kommen nicht vom Fleck, bevor nicht die Steuer⸗ reform unter Dach und Fach iſt. Dieſer Termin aber ſcheint jetzt ſchon früheſtens auf den 1. Januar, wenn nicht auf den 1. April 1910 henausgeſchoben zu werden. Es ſteht nicht ganz im Belieben der Herren Sydow und Fürſten Bülow, ob ſie den Block leben laſſen wollen oder nicht, ſondern es könnte ſich ſehr bald im Reiche eine Stimmung zeigen, und zwar keine künſtlich gemachte, die den jetzigen führenden Männern ſehr unangenehm ſein dürfte. f * 1 Es wird die höchſte Zeit, daß wir nach Hauſe gehen“, mahnte der Arzt. „Ich kann nicht eher nach Hauſe gehen, bevor ich nicht des Mannes Geſicht geſehen habe, Doktor!“ erwiderte der Baron, ernſt wie in feierlichem Gelöbnis.„Wie nannten ſie ihn doch damals bei der Verhandlung? Fritz— Fritz Eppler? War er der Mann, den man des Mordes beſchuldigte?“ „Gewiß war er es, Sie müſſen ſich deſſen doch erinnern. Er büßt ſeine Strafe jetzt im Zuchthaus.“ Arſtein wandte ſich plötzlich raſch herum und ſah dem Arzt tief in die Augen. „Es iſt ein gräßlicher Irrtum“, flüſterte er mit ſeltſam hohler Stimme.„Ich ſchwöre bei Gott, daß es ein Irrtum iſt! Ich habe Eppler einmal geſehen— er war ein unterſetzter, mittelgroßer Mann— der Mörder aber iſt größer, ſchlanker und jünger als er. Und er trägt meine Kleider. Warum, um alles in der Welt, kann ich nur ſein Geſicht nicht ſehen? Was ſagten Sie ſoeben, Doktor?“ „Daß ich Sie nach Hauſe bringen muß, lieber Freund. Sie ſind mein Patient, und ich kann nicht zugeben, daß Sie Ihre ohnehin ſchon zerrütteten Nerven noch mehr ruinieren.“ „Aber ich muß den Mörder erſt ſehen!“ proteſtierte der Baron.„Daß Sie aber auch gar nichts ſehen, Doktor! Er handhabt ſeinen Stock wie ein Bajonett! Mein Gott, wo habe ich das ſchon einmal gehört? Es ſchwebt wie eine Wolke über meinem Gedächtnis— Herr Gott im Himmel, hilf mir, ſie zu zerteilen! Still— ſtill, reden Sie nicht, Doktor— mir kommt eine leiſe Erinnerung—“ Mit einer an Wahnſinn grenzenden Gebärde warf der Baron ſich plötzlich zur Erde, das Antlitz in die Hände preſſend. Ebenſo haſtig ſprang er wieder in die Höhe. (Fortſetzung folgt.) — nee — —— Die Finanzkommiſſion beriet am Mittwoch den neuen konſervativen Beſitzſteuerantrag auf Umſatz⸗ und Wertzuwachsſteuer. Ein wirtſchaftlicher Antrag wünſchte eine progreſſive Ausgeſtaltung des Umſatzſtempels bei Immobilien. Eine nationalliberale Reſolution erſucht den Reichskanzler um Ausdehnung der Erbſchafts⸗ ſteuer in progreſſiver Form auf 1. Ehegatten ohne ge⸗ meinſchaftliche Abkömmlinge, 2. eheliche oder dieſen recht⸗ Lich gleichſtehende ſowie eingekindſchaftete Kinder, 3. un⸗ eheliche Kinder hinſichtlich des mütterlichen Vermögens und 4. auf Nachkommen der unter 2. und 3. aufgeführten Kategorien. Bedeutendere Abſtimmungen wurden am Mittwoch nicht vorgenommen. Der Schutz der Chriſten im Orient. ? Jeder Umſturz der ſtaatlichen Ordnung in der Türkei pflegt mit Aufſtänden der fanatiſierten unterſten Maſſen des Islam und mit maſſenhaften Chriſtenſchläch⸗ tereien Hand in Hand zu gehen. Seit Wochen hat das iungtürkiſche Komitee die Macht in den Händen— über die Bluttaten der Fanatiker iſt es aber nicht mehr Herr. Nun ergibt ſich aus dieſer Sachlage gerade für Frank⸗ reich ein ſachlicher Vorwand, ſich in die Entwicklung der krürkiſchen Zuſtände einzumiſchen. In der Montagſitzung der franzöſiſchen Kammer richtete Deputierter Denys Cochin an die Regierung eine Anfrage über die Nie⸗ dermetzelung der Armenier in Adana. Er be⸗ gichtigte die türkiſchen Truppen der Mitſchuld und trat für die energiſche Intervention Frank⸗ reichs ein, die eventuell ſo weit gehen müßte, daß Truppen gelandet würden. Jaures erklärte, daß Frankreich die Armenier ſchützen müſſe, glaubte aber, ein Landen von Truppen würde die Gemüter erregen. Denys Cochin erwiderte darauf, man müſſe allgemein wiſſen, daß die Franzoſen entſchloſſen ſeien, die Chriſten zu ſchützen. Miniſter Pichon beklagte die Metzelei von Adana und Merſina, in deren Verlauf etwa 2000 Per⸗ onen das Leben eingebüßt hätten. Alle Mächte, die Schiffe dort hätten, hätten ſich verſtändigt, das Leben der bedrohten Einwohner zu ſchützen. Pichon führte weiter aus:„Wir ſind auf Grund des guten Rechts und der Ueberlieferung gewillt, für unſer Protektorat im Orient einzutreten, obſchon deſſen religiöſer Charakter derzeit nur als Deckmantel unſeres politiſchen Einfluſſes zu betrachten iſt. Frankreich wird fortfahren, im Orient für die Ziviliſation zu wirken. Wenn diesmal die Bemühungen der türkiſchen Regie⸗ rung, den Maſſakers in Armenien, dieſer Schande der Menſchheit, rechtzeitig Einhalt zu tun, nicht vollſtändig Erfolg hatten, ſo lag dies zum Teil daran, daß viele türkiſche Soldaten die Reihen der Uebeltäter verſtärkt haben. Ich halte es für nützlich, das Landen von Truppen zu vermeiden, da das als Aufreizung ausgelegt werden könnte. Die Regierung interveniert in Konſtantinopel mit allem Nachdruck, denn es handelt ſich darum, den traditionellen Einfluß Frankreichs zu ſchützen. Die Regierung wird ihrer Aufgabe gerecht wer⸗ den. Wir ſtehen jetzt in Konſtantinopel nicht mehr einer Negierung gegenüber, die ſich zum Mitſchuldigen der armeniſchen Metzeleien macht, wir müſſen der jung⸗ türkiſchen Regierung Vertrauen zu ſchaffen ſuchen und ihr die Kraft einflößen, die Metzeleien zu unter⸗ drücken. Das wird der beſte Freundſchaftsdienſt ſein, den wir ihr leiſten können.“ Dieſer neue Verſuch der„allerchriſtlichſten Nation“, für den Schutz der Chriſten im Orient ein⸗ Zutreten, iſt zwar ſo wenig ernſt gemeint, wie die früheren. Angeſichts der verworrenen Lage auf dem Balkan iſt es aber ein geſchickter Trick, denn den anderen Mächten macht das„franzöſiſche Protektorat im Orient“ keine Sorge. Frankreich hat ſeine Verträge mit der Kirche gebrochen. Die Mächte aber ſchützen ihre Angehörigen im Orient ſelbſt; einen Kreuzzug zugunſten der Armenier werden wir nicht erleben, wohl aber, daß diplomatiſcher Druck den Metzeleien ein Ende macht. 1 Politiſche Rundſchau. (1) Der Mitteleuropäiſche Wirtſchaftsverband hat in feiner diesjährigen Tagung in Berlin in einer Reſolu⸗ tion den Wunſch ausgeſprochen, daß die allgemeinen Grundlagen der internationalen Handelsbeziehungen, die bisher einen Teil des Inhalts der Handelsverträge bilde⸗ den, einheitlich durch internationalen Vertrag außerhalb der eigentlichen Handelsverträge geregelt würden. . Parlamentariſches.. ? Die Finanzkommiſſion des Reichstages 2 am Dienstag an Stelle des zurückgetretenen Abg. r. Paaſche den 11 Frhr. v. Richthofen(konſ.) zum Vorſitzenden. Adann erledigte man die Bande⸗ Tolenſteuer, und zwar im ablehnenden Sinne. Darauf trat man in die Beratung der Fahrkartenſteuer ein. Die Regierung hat der Kommiſſion eine Denkſchrift überreicht und zuſammen mit diefer drei Vorſchläge einer neuen Steuerordnung. Der erſte enthält eine Erhöhung von 3, der zweite eine ſolche von 3½ und der dritte eine von 4 Prozent gegenüber dem früheren Einheits⸗ preis der Fahrpreiſe. An dieſe Vorſchläge knüpfte ſich eine längere Debatte, ohne daß Beſchlüſſe gefaßt wunden. — Die Kommiſſion wird vermutlich noch bis Donners⸗ tag vor Pfingſten tagen, und zwar vor⸗ und nachmittags. Am Mittwoch gelangt das von der Finanzkommiſſion in terſter Leſung beſchloſſene Beſitzſteuerkompromiß Her urſprüngliche Antrag Gamp⸗Herold) in Verbindung mit dem neuen konſervativen Beſitzſteuerantrag, der einen Wertpapier⸗, Wertzuwachs⸗ und limſatzſtempel verlangt, zur Beratung. () Gegen die Konſervativen richtet ſich abermals die „Nordd. Allg. Ztg.“ mit bemerkenswerter Entſchieden⸗ heit. Die Darlegungen des offiziöſen Blattes ſchließen mit den Sätzen:„Alle die vorgebrachten Gegengründe laſſen ſich überhaupt nur aufrecht erhalten gegenüber einer Erbſchaftsſteuer, die auch die kleinen und kleinſten Vermögen heranzöge. Auf eine Beſteuerung der größe⸗ ren und auch der mittleren Erbſchaften paßt kein einziges der vorgebrachten Argumente. Wenn daher die Gegner einer angemeſſenen Erbſchaftsbeſteuerung keine durch⸗ ſchlagenderen Gegengründe geltend zu machen haben, ſo wird der Reichstag den Vorſchlägen der verbündeten Regierungen in dieſer Beziehung unbedenklich zuſtimmen können.“ Mit ſolchen Gründen, die bei jeder Gelegenheit vorgebracht werden, haſſen ſich die obſtinat gewordenen Konſervativen kaum umkrempeln. (J) Das deutſche Invaſionsgeſpenſt ſcheint auch ſchon die Amerikaner nicht mehr rubia ſchlafen zu laſſen. Die Londoner„Morning Poſt“ läßt ſich den Auszug einer Rede kabeln, die Senator Hale im Waſhingtoner Kapitol über die deutſche In vaſion in Amerika gehalten hat. Hale ſagte u. a.:„Die Herren Senatoren werden den feſten Entſchluß dieſes erſtaunlichen Deutſchlands gar nicht begreifen können, das nicht nur auf militäriſchem und politiſchem Gebiete, ſondern auch im Handel und in der Induſtrie der Welt herrſchen will. Was Deutſchland heute ſich als höchſtes Ziel geſteckt hat, iſt die Invaſion und Eroberung des amerikaniſchen Marktes.“ Senator Bailey bemerkte ſatiriſch, früher habe man das von England geglaubt, worauf Senator Hale erwiderte, es handle ſich hier um Tatſachen. Die deutſche Invaſion habe bereits ſolche Fortſchritte gemacht, daß ſie zum Beiſpiel die amerikaniſche Meſſer⸗Induſtrie vollkommen vernichtet hätte.— Wenn das ſo weiter geht, kann es mit der„Freundſchaft“ der Mächte zu Deutſchland ja noch recht nett werden. Unele Sam muß aber wohl ſelber zugeben, daß wir bei der„Eroberung“ des Marktes doch nicht ſo rigoros vorgehen, wie er. 1 Rußland. ? Endlich will man in Rußland etwas mehr Ge⸗ wiſſensfreiheit ſchaffen. Die Reichsduma nahm in erſter Leſung den erſten prinzipiellen Geſetzentwurf aus dem Zyklus der Maßregeln zur Verwirklichung des kaiſerlichen Manifeſtes über die Gewiſſensfreiheit an. Durch den an⸗ genommenen Geſetzentwurf werden die politiſchen und bürgerlichen Rechtseinſchränkungen derjenigen Perſönlich⸗ keiten abgeändert, welche ſich freiwillig oder gezwungen von den kirchlichen Amtshandlungen losgeſagt haben. Der Gehilfe des Oberpokureurs des Heiligſten Synods erklärte, von der Rechten unterſtützt, im Namen der höchſten Kirchenverwaltung, daß dieſer Geſetzentwurf nicht ohne vorherige Begutachtung und Genehmigung des Sy⸗ nods erörtert werden könne. Doch kehrte ſich die Majorität nicht an dieſe Erklärung und nahm den Geſetzentwurf an. England. E Einer Umgehung des engliſchen Einwanderungs⸗ geſetzes iſt man jetzt in London auf die Spur gekommen. Der Chef des Londoner Einwanderungsweſens hat den Behörden berichtet, daß unter den in Bremen eingeſchiff⸗ ten Auswanderern nach England ſogen. Einladun g8⸗ briefe gehandelt werden. Dieſe Briefe ſind in Lon⸗ don geſchrieben und bitten den Adreſſaten, den Schreiber zu beſuchen und ſein Haus in London als das ſeine zu betrachten. Ein ſolcher Brief berechtigt Einwanderer, die ſonſt zurückgewieſen werden würden, in engliſchen Häfen zu landen. Meiſt ſind es Ruſſen oder Galizier, die ſich ſolcher Briefe bedienen. F * Im Unterhaus regte W. Redmond die zweite Leſung des Geſetzes an, welche den für die römiſchen Katho⸗ liken gegenwärtig beſtehenden Ausſchluß von den Aemtern eines Vizekönigs von Irland und Lordkanzlers von Großbritannien aufhebt, eine Aende⸗ rung des Thronbeſteigungseides des Königs vorſieht und verſchiedene alte Geſetze, die ſich gegen die Katholiken richten, abſchafft. Premierminiſter Asquith erwiderte, er perſönlich ſei für die Aufhebung des Ausſchluſſes der Katholiken von den beiden Aemtern. Bezüglich des Eides begünſtige er eine Abſchaffung der Erklärung, die keine Bürgſchaft für die ſchon durch die Geſetzgebung gewähr⸗ leiſtete proteſtantiſche Thronfolge ſei. Asquith deutete an, daß eine Löſung der Schwierigkeit gefunden werden könnte, wenn man eine Kommiſſion einſetzte, die eine in ihrer Form ſowohl den Katholiken wie den Proteſtan⸗ ten genügende Erklärung ausarbeiten ſollte. Die zweite Leſung der Bill wurde ſchließlich mit 133 gegen 123 Stimmen angenommen, doch iſt keine Ausſicht vorhanden, daß die Bill noch in dieſer Seſſion Geſetz wird. Türkei. * Die anarchiſtiſchen Zuſtände im Yemen geſtalten ſich beſorgniserregend. Neben Imam Jahya, dem Pſeu⸗ dokalifen Jahya iſt im Sandſchak Aſſyr ein gewiſſer Seid Mehmed Edrin als Pſeudomahdi aufgetreten und gewinnt reißend ſchnell an Anhang. In Konſtantinol wird ein kalſerliches Irade erwartet, in welchem der bekannte Generaloberſt von der Goltz⸗Paſcha mit der Reorganiſation der türki⸗ ſchen Armee betraut wird. Aſien. 8 f 8 Perſien. FE ? In Teheran iſt das Standrecht verklndek worden und die Politzei⸗ und Militärgewalt dem ruſſiſchen Ko⸗ ſakenbrigadekommandeur Liachow übertragen worden. Der Schah iſt von Teheran nach Sultanabd geflohen, wo er ſich verſchanzt. ee 17 n 2 U— Deutſcher Reichstag. 5 f ö Berlin, 18. Mai⸗ Der Reichstag erledigte heute zunächſt eine Reihe von kleineren Vorlagen in dritter Leſung, ſo die Berner Ueber⸗ einkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunſt, das Patentabkommen mit Amerika und das Geſetz über die Verwaltung des Reichs invaliden⸗ und des Hinter⸗ bliebenenfonds. Bei der dritten Leſung des Viehſeuchen⸗ geſetzes drehte ſich faſt die ganze Debatte wieder um die Politik des Bundes der Landwirte. Es beteiligten ſich daran die Abgg. Struve(rf. Vgg.( Dr. Hahn(konſ.) Stolle(Soz.), Gothein(frſ. Bgg.), Fegter(r. 8955 und Wachhorſt de Wente(ntl.). Das Geſetz wurde en bloc angenommen, desgleichen die Vorlage gegen den unlaute⸗ ten Wettbewerb nach den Beſchlüſſen der 2. Leſung. Mehrere Berichte wurden ohne Debatte entgegengenommen. ei der zweiten Beratung der Ueberſicht der Einnahmen und Ausgaben des oſtafrikaniſchen und des ſüdweſtafrika⸗ niſchen Schutzgebietes für 1907 kam es zu einer längeren Debatte über einen Antrag der Kommiſſion, zwei Titel zu beanſtanden. Der Ankrag wurde einſtünmig ange⸗ nommen. Alsdann vertagte man ſich auf Dienstag, 15. Juni. An dieſem Tage gelangt die Interpellation auf Abänderung der mecklenburgiſchen Verfaſſung zur Beratung. 2. Aus Nah und Fern. — Wallſtadt, 21. Mai. Ein raffinterter Diebſtahl wurde hier ausgeführt. Dem Pollzeidiener Schorr wurde ein fettes Schwein aus dem Stalle geſtohlen. Das Schwein war im Stalle totgeſchlagen und dann auf einem Kleeacker fach⸗ kundig ausgenommen worden. hnterſuchungen mit einem Spürhunde führten zur Auffindung der Gedaͤrme auf dem Kleeacker, weiter ging der Hund nicht. Jedenfalls hat man es mit ganz geriebenen Spitzbuben zu tun. — Schriesheim, 19. Mai. Verbrann hat ſich das 11jährige Kind des Landwirts Georg Horn. J Abweſenheit der erkrankten Mutter und um das Anrichten des Eſſens zu beſchleunigen goß es unüberlegter Weiſe Petroleſ a ins Feuer wodurch die Kanne explodterte und die Kleider euer fingen. Die Eltern, die die Flammen am Kinde zu unterdrücken ſuchten, verbrannten ſich an Händen und Kof ebenfalls ſchwer. Schwerverletzt wurde es ins Kran nhaus nach Heidelberg verbracht, wo es um 5 Uhr iter großen Schmerzen verſchted. 1 * Bobenheim a. Rh., 21. Mai. Da Schnelder⸗ meiſter David Jean Beck wurde in ſeiner Wohn ing erhängt aufgefunden. Beck, der Witwer iſt, hinterläßt 5 unmündige Kinder. Man ſagt, daß gegen den Mann eine Utterſuchung ſchwebte. 1 — Reilingev, 21. Mal. Am Sonntag michte eine Anzahl Arbeiter von Neckarau einen Ausflug nach Reilingen, wobei ſich einige an einem Preis kegeln daſelbſt b teiligten. Plötzlich ſtürzte einer derſelben, von einem Herzſchlag letroffen, tot zuſammen. — Speyer, 21. Mai. Der 21jährige Schiffſe Rudy geriet auf einem Ausflug mit ſeinem zukünftigen S. wager, dem Tüncher Schmitt, verheiratet und Vater dreier Ki der, in einen Wortwechſel. Rudy ſtach dem Schmitt mit einem Meſſer in den Hals, wodurch dieſer auf der Stelle etötet wurde. Der Täter wurde feſtgenommen. 0 Mainz, 21. Mat. Ein in Saargemünd ver- hafteter Reiſender Namens Hecker aus Ludwigshafen i jetzt als derjenige ermittelt worden, der hier zahlreiche falſche Ein⸗ markſtücke in den Verkehr gebracht hat. — Friedberg, 21. Mal. Am Sonntag ſtarb der ſeit Ende vorigen Jahres im hieſigen Hoſpital untergebrachte Hofrat Rothſchild aus Büdingen. Rothſchild hatte bekanntlich große Betrügereien begangen und zahlreiche Ex iſtenzen ruiniert. Er war dafür zu einer mehrjährigen Gefängnisſtrafe ver⸗ urteilt worden. — Offenburg, 21. Mai. Am Freitag erſchoß ſich in ſeinem Geſchäftslokal der ledige Elektrotechniker Kopf, Mitin⸗ haber der Firma Link und Kopf. Die Abweiſung ſeiner Bewerbung um die Hand eines Mädchens in einem benach⸗ barten Orte ſoll die Urſache der unglückſeligen Tat ſein. — Heilbronn, 21. Mai. Infolge Exploſion eines Spritkolbens in einem Keller der Oſtſtraße erlitt der Schreiner⸗ meiſter Schäfer entſetzliche Brundverletzungen, denen er ſofort erlag. Die Leiche konnte nur mit Mühe geborgen werden. — Wiesbaden, 21. Mai. Eine ergötzliche Geſchichte. Wie man der„Frkf. Ztg.“ aus Ems mitteilt, kam in einer Verſammlung des dortigen Bürgervereins ein ganz merk⸗ würdiges Ergebnis einer Trinkwaſſerunterſuchung zur Sprache: Ein Einwohner hatte die Aufforderung erhalten, das Waſſer ſeines Brunnens unterſuchen zu laſſen. Der Pfiffikus tat, wie ihm geheißen war, nur entnahm er die für das Unter⸗ ſuchungsamt in Wiesbaden beſtimmte Probe nicht ſeinem Brunnen, ſondern der ſtädtiſchen Waſſerleitung. Und richtig traf auch der Unterſuchungsbefund bald ein: Das Waſſer iſt ungeſund, der Brunnen muß zuge⸗ ſchüttet werden! Aus Stadt und Land. ** Das Gebiet Moresnet⸗Neutral ſont dergeſtalt geteirt werden, daß das Dorf Neutral⸗Moresnet mit ſeinen Fel⸗ dern an Preußen, das große Halmei⸗Bergwerk Alten⸗ berg mit ſeinen Ländereien an Belgien fällt. Der größte Teil der Einwohner, deren Anzahlt etwas über 30001 beträgt, kommt dadurch an Preußen. Die Einwohner unterhalten ſchon jetzt die meiſten Verbindungen zu Preußen, beſonders zu Aachen. Der preußiſche Anteil des Ländchen wird dem preußiſchen Kreiſe Euven zu⸗ geſchlagen werden, der preußiſche Gebietszuwachs be⸗ trägt etwa 400 Hektar. * Liliencrons Lebensretter. Anläßlich ſeiner Silber⸗ hochzeit erhielt ein Einbecker Bürger namens Nimphius ein Telegramm von Detlev v. Liliencron:„Herzlichen Glückwunſch zur ſilbernen Hochzeitsfeier. Immer gedenkt der Schlacht bei Skalitz Ihr alter Kamerad Liliencron.“ Die Kameradſchaft datiert aus dem Jahre 1866. Lilien⸗ cron machte den Feldzug als Sekondeleutnant im 377 Inf.⸗Regt. mit, in dem damals Nimphius als Sergeant diente. Am 28. Juni ſtürmte das Regiment bei Skalitz einen Hügel, den das 6. 6ſterreichiſche Korps beſetzt batte. Bei dem Verſuch, einen öſterreichiſchen Jäger⸗ offizier zum Gefangenen zu machen, erhielt Liliencron einen Schuß in den Unterleib und ſchon ſtreckte der feind⸗ liche Offizier ſeinen Arm zum Todesſtoß nach ihm aus, da ſtürmte Nimphius heran, und mit einem wuchtigen Bajonnettſtich ſtreckte er den Feind zu Boden. Dieſe Tat hat Liliencron ſeinem Lebensretter nie vergeſſen. Mordanſchlag auf einen Förſter. In die Wohnung des Revierförſters Poſcharnik im Zangtale(Steiermark), der ſehr ſcharf gegen Wilddiebe vorzugehen pflegte, wurde durch das Fenſter eine Bombe geſchleudert, die explodierte und den Förſter ſchwer verwundete. Die Zimmereinrich⸗ tung wurde zerſtört; die Täter blieben unerkannt. * Mit einer Stecknadel erſtochen. Wie aus Mann⸗ heim gemeldet wird, fand man dort den 35 jährigen Glas⸗ arbeiter Wilhelm Pfeilſticker tot im Bette auf. Eine Stecknadel war ihm in die rechte Schläfe gedrückt. Ob Selbſtmord oder Verbrechen vorliegt, iſt noch nicht feſtgeſtellt. N ** Bildergalerien wird bald jede Bierwirtſchaft im Staate Maſſachuſetts beſitzen. Darin werden die Photo⸗ graphien aller Perſonen untergebracht, an welche wegen gewohnheitsmäßigen Trinkens keine alkoholiſchen Ge⸗ tränke verkauft werden dürfen. Beim Eintritt eines trink⸗ luſtigen Mannes wird der Wirt nur einen Blick auf ſeine Galerie zu werfen haben, um feſtzuſtellen, ob er dem Kunden ein Glas Bier oder Schnaps verkaufen darf. Weiſt die Galerie ſein Bild nicht auf, dann kann er ihm verkaufen, ohne mit dem Geſetz in Konflikt zu kommen. Die Einrichtung der photographiſchen Galerie wird in einer ſoeben von der Staatslegislatur von Maſſachuſetts angenommenen Geſetzesvorlage angeordnet. Die Photo⸗ graphien werden den Wirten von den Angehörigen der Trunkenbolde übermittelt werden. Einer der Gegner der Vorlage erklärte, daß ſelbſt der mehrwöchige Durch⸗ ſchnittslohn vieler trinkluſtiger Leute nicht dazu aus⸗ reichen würde, um ſich für alle Wirtſchaften im Staate photographieren zu laſſen. a 8 E 22222222 22222221 22222222 2 Sehr billig att in 0 a a a a e Kath. Arbeiterverein Viernheim. I Damen-Kleiderstoffe 5 b 8 225 Seidene Cachemire, Colienne 5 um Sonntag, den 23. Mai begeht der Kath. 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Aufstellung der Vereine in der Rathausstrasse vom„Fürst Alexander“ an. 9 Auf bevorstehende 3 0 5 f 22 Die Mitglieder des Arbeitervereins versammeln sich„Zum Schüzenhof“, 22 5 Pfingstfeiertage 5 dent 13 Um halb 2 Uhr 22 empfehle samtliche l. 12 Abmarsch zur Kirche. Daselbst 22 5. 1 eint 22 Festpredigt und Kirchliche Weihe der Fahne.—— H 8 4 Kr. hierauf(von der Kirche aus): er 2 Omer. III E g ö bort 3 8 5 werd. Um 3 Uhr 15 zu bedeutend herabgesetzten Preisen. 2 echte Festzug durch folgende Strassen: Rathausstr., Steinstr., Mannheimerstr., Krieger- 2 22 7 2 e iu eller denkmal, Schulstr., Bürstädferstr., Kühnerstr., Kirschenweg, Lorscherstr., Wasserstr. Trauef-Hüte II allen Preislagen 5 J nak⸗ a8 Nach Ankunft im Festlokal„Zum Feischütz“ un stets vorrätig N Sache: 2 32 a 1 Vun 22 Um 4 Uhr 2 Lena Sattig lin l, 12 0 bn 3 Festa k t. 22 senen 8(Zu demselben haben Frauen keinen Eintritt.) Vor Einzug des Festzuges hat niemand itung. Eintritt zum Saale. 4 7 Abends 8 Uhr *****— 16 —— Tamilien-Abend mit Konzert im, Freischütz“ 2 Zapf Haustrunł 5 122 Um einer Leberfüllung des Saales vorzubeugen, haben nur die Mitglieder 3 T iſt in Ausſehen und Qualität voller Erſatz für . 122 mit ihren allernächsten Angehörigen Eintritt. Die diesbezüglichen Eintrittskarten— Traubenwein t getem 1 der Mitglieder müssen vorgezeigt werden. Schulkinder haben keinen Eintritt. 12 und einfach herzuſtellen. en fel. 122 Die Saalöffnung zum Familienabend erfolgt erst um halb 8 Uhr 3 8 für 8 Pfg. pro Liter. Arr. f g a 0 1 Paket für 100 Ltr. mit ff. Weinbeeren Mk. 4.— größte 277777727777777· für beſſeren Wein mit ff. Malagatrauben Mk. 5.— 8 000 d e e. 2— Zucker). 1 9 1 Die verehrl. 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