2 U e Se SSS r 12 D 2 e SSS S 2 S D Dee eee ee ——.——— Viernhei Viernheimer Zeitung. mer Amtsblatt eee eee der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. ee Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags 4 4 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. 8 verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg.. „Sonntagsblatt“ u.„Sonntags feier“. daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Reklamen: Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchkießl. f 3 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. 5 Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Anzeiger Viernheimer Nachrichten. Nr. 68. Das entſchleierte Bild. Die neuen Erſatz⸗Steuervorlagen, mit denen die Regierung jetzt in den Kampf gegen den„neuen Block“, die aus Konſervativen und Centrum beſtehende Mehrheit des Reichstages, eintreten wird, ſind am Montag abend dem Reichstage zugegangen und werden am Dienstag verteilt werden. Es ſind. 755 1. Die erweiterte Erbſchaftsſteuer. Ertrag für das Reich: 55 Millionen Mark. 2, Erhöhung des Wechſelſtempels und Einführung des a Scheckſtempels. Ertrag für das Reich: 20 Mill. Mk. 3. Steuer auf die Feuerverſicherungs⸗Prämienquittungen. Ertrag für das Reich: 35 Mill. Mk. 4. Erhöhung des Effektenſtempels. Ertrag für das Reich: 10 Mill. Mk. 5. Stempelſteuer auf den Grundſtückumſatz. Ertrag für das Reich: 20 Mill. Mk. Insgeſamt wird ſomit aus dieſen fünf Erſatzſteuern ein Ertrag von 140 Millionen Mark erwartet. g Bei der Erbſchaftsſteuer. die 68 Millionen Mark; einbringen ſoll, wovon dem Reiche 55 Millionen zufallen ſollen, erkennt man gleich, daß die Regierung in dieſem Punkte mit möglichſt großem Entgegenkommen gegenüber den Konſer vativen einzuſetzen ge⸗ willt iſt: ſie führt die Freilaſſung des Gatten⸗ erbes in beerbter Ehe ein, außerdem will man der Be⸗ ſorgnis vor einem tieferen Eindringen in Familienver⸗ hältniſſe dadurch vorbeugen, daß man unker Uebernahme eines erheblichen Einnahme⸗Ausfalles bei der Beſteuerung des Kindeserbes den Mobiliarbeſitz, ſoweit er nicht in Kapitalien und Wertpapieren beſteht, aus der Be⸗ ſteuerung völlig ausſcheidet. Ferner wird die Erbſchaftsſteuer nicht erhoben, ſofern der geſamte Nachlaß nicht mehr als 20 000 Mark beträgt. Ferner ſoll die Steuerpflicht für Kinder und kinderloſe Ehe⸗ gatten bei einem Erbanfalle von mehr als 10 000 Mark beginnen.— Die Bedenken, die ſich gegen Steuern dieſer Art richten, bleiben natürlich vollauf beſtehen. Beſonders würde der Kleinbauernſtand hier genau ſo bitter betroffen werden, wie es bei der Nachlaßſteuer der Fall ſein wird. Die übrigen Steuervorſchläge werden dem neuen Hanſabunde für Handel und Gewerbe ſicher recht viel Freude machen. Hier kann gleich ſeine Tätigkeit ein⸗ ſetzen. Die Einführung eines Stempels auf Feuerver⸗ ſicherungsgewinne von ½ vom Tauſend trifft ja weniger den Privathaushalt als gerade die gewerb⸗ lichen Betriebe des Mittelſtandes, und zwar ohne Ab⸗ zug der Schulden und Laſten. Die Erhöhung des Ste m⸗ bels bei Aktien auf 2½, bei ausländiſchen Aktien auf 3, bei privaten Schuldverſchreibungen auf 1 Prozent heißt zwar nicht„Kotierungsſteuer“, wirkt aber in der⸗ ſelben Richtung und erſcheint einem echten Rörſeaner Donnerſtag, den 17. Juni 1909. ebenſo„verwerflich“ und„ungerecht“. Hätte man doch im Zirkus Schumann ſchon um dieſe„finſteren Pläne“ der Regierung gewußt! Da hätte man ſogleich mit kräfti⸗ gem Proteſt einſetzen können. Auch die„mäßige Abgabe auf Grundſtücksverkäufe“ mit ½ Prozent ſieht bedenklich nach einer Konzeſſion an den„neuen Block“ aus und die Erhöhung des Wechſelſtempels in der Form, daß nach Ablauf der erſten drei Monate der Stempel wiederholt werden ſoll, endlich der Stempel auf das ſo erfreulich aufblühende Scheck weſen dürften auf der Linken erſt recht unangenehme Gefühle auslöſen. Jedenfalls hat die Regierung mit dieſen fünf Not⸗ helfen ſich ſelbſt wohl kaum aus der Not heraus gebracht. Die Erſatzſteuern 5 im Lichte der Preſſe. Das, was die Preſſe auf den erſten Hieb zu neuen Vorlagen der Regierung ſagt, kann natürlich für die Parteien nicht bindend ſein. Für die ſpielt ja nicht bloß die Wirkung der Vorlagen als Geſetz eine Rolle, viel wichtiger iſt oft die Frage, welche Ausſichten ſie hat, wie ihre Verabſchiedung zu ermöglichen iſt ufw. Man wird daher auch die Aufnahme, die die Preſſe den neuen Erſatzſteuervorlagen entgegenbringt, nicht als die deft⸗ nitive Entſcheidung für die Reichsſteuerreform anſehen. Aber intereſſant, und für den Verlauf der bevorſtehenden Dinge wichtig iſt es doch, daß die neuen Steuern faſt auf der ganzen Linie abgelehnt werden, auch wenn man vom Centrum ganz abſieht. Zunächſt die Erbſchaftsſteuer. Sie ſoll eine Brücke bilden, auf der ſich beide Teile des Blocks begegnen ſollen. Freundlich einladend ſtehen Bülow und Sydow davor. Aber niemand folgt. Die freiſinnige Fraktionspreſſe hält mit ihrem Urteil zurück. Man ſieht ihr aber an, daß ſie vor Entrüſtung kocht. Die unabhängige Frei⸗ ſinnspreſſe aber macht aus ihrem Herzen keine Mörder— grube. Das„Tageblatt“ ſchreibt: „Trotzdem bedeutet die Erbanfallſteuer einen ſehr bedauerlichen Rückzug der verbündeten Regierun⸗ gen. Sie hätten ſich die zum Teil höchſt fragwür⸗ digen Erſatzſteuern ſparen können, wenn ſie in dieſem Punkte feſt geblieben wären. Wenn man auch zugeben kann, daß in einzelnen Beziehungen, beſonders bei der Befreiung des Mobiliarvermögens von der Nachlaßſteuer, eine Verbeſſerung gegen den urſprünglichen Entwurf ein- getreten iſt, ſo iſt doch der neue Entwurf, im ganzen genommen, ein höchſt ſchwächliches, von der Angſt vor den Agrariern diktiertes Produkt, von dem man leider ſagen muß, daß es die liberalen Parteien in keiner Weiſe befriedigen kann, während es höchſt wahr⸗ ſcheinlich vor den Augen der reaktionären Mehrheit trotz⸗ dem keine Gnade findet.“ Die„Kreuzzeitung“, das Blatt des rechten Flügels der Konſervativen, ſchweiat noch. Aber die„Deutſche Tageszeitung“, das Organ der Fraktionen der Konſervativen ſetzt dieſem:„in keiner Weiſe be⸗ friedigend“ der Blocklinken ein„nach wie vor unannehm⸗ bar“ der Blockrechten entgegen, indem ſie ſchreibt:„Ueber ſie(die Erbanfallſteuer) brauchen wir uns überhaupt kaum mehr zu äußern. Sie bleibt für uns nach wie vor abſolut unannehmbar.“ ö „Höchſt fragwürdig“ hat das„Tageblatt“ die übrigen Erſatzſteuern genannt. Wohl die glatteſte Ablehnung findet die Steuer auf Feuerverſicherungsprämien. Die konſervative„Deutſche Tageszeitung“ ſchreibt:„Die „N. A. 3.“ findet einen ſolchen Stempel nicht ſo hoch, daß er Handel, Induſtrie und Landwirtdſchaft ungebührlich ſchädige! Sie wird aber zunächſt ſelber nicht beſtreiten können, daß hier 35 Millionen Mark ausſchließlich, oder ſo gut wie ausſchließlich auf den immobilen Beſitz ge⸗ legt werden ſollen; und auch wenn die Steuer erſt bei einer Verſicherungsſumme von 5000 Mark anfängt, ſo. würde doch der ganze Mittelſtand, jedenfalls der erwerbende Mittelſtand aller Art auf das ſchwerſte von ihr betroffen; und beſonders ſchwer noch die Land⸗ wirtſchaft!“— Und die Blocklinke? Auch ſie verſchmähk dieſen Sydowſchen Rettungsweg. Das„Tageblatt“ er⸗ klärt kühl:„Wir brauchen nicht zu ſagen, daß wir die Beſteuerung der Feuerverſicherung auch in dieſer abge⸗ ſchwächten Form aus den von uns geſtern dargelegten Gründen für durchaus verwerflich halten.“ Es will alſo keiner davon wiſſen! Die Erhöhung des Effektenſtempels, die von der Regierung an die Stelle der Kotierungsſteuer geſetzt wer⸗ den ſollte, geht den Konſervativen nicht weit genug. Beſonders entrüſtet man ſich darüber, daß die ausländi⸗ ſchen Papiere ſo ſanft angefaßt werden ſollen. Die Preſſe der Linken aber verzeichnet einen„ungünſtigen Eindruck“, der durch dieſe Steuer noch verſchärft werde. Während aber die Aufnahme dieſes Teiles der Vor⸗ lage einigermaßen gleichgültig lautet, wird man bei der Erhöhung des Wechſelſtempels und dem Scheckſtempel auf beiden Seiten direkt ungemütlich. Die genannte Vertreterin des Freiſinns ſchreibt dazu mit höhniſchem Hinweiſe auf eine Schwenkung der Regierung:„Beim Scheckſtempel, der übrigens auch zu einem Auittungs⸗ ſtempel bei Erhebung von Guthaben ausgedehnt wer⸗ den ſoll, muß es noch beſonders peinlich berühren, daß erſt im vorigen Jahre, als das Scheckgeſetz beraten wurde, vom Regierungstiſch die Stempelfreiheit des Schecks zugeſagt wurde. Heute weiß man in der Regierung ſchon nicht mehr, was man geſtern ver⸗ ſprochen hat.“ Auf der anderen Seite aber heißt es vorſichtig, aber nicht minder beſtimmt:„Der Wechſel⸗ ſtempel ſoll nur für ſolche Wechſel erhöht werden, die länger als drei Monate laufen, und zwar im erſten Jahre für neun und dann für je fernere ſechs Monate der Lauf⸗ 17 um einen Zuſchlag in Höhe des bisherigen Stempels: Die Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 62(Nachdruck verboten.) „Du denkſt wohl, außer Deinen Seitenſchmerzen gibt es gar keine anderen Schmerzen in der Welt“, ſagte ihr Mann bitter.„Es gibt ſchlimmere Schmerzen, das kann ich Dir verſichern!“ „Was meinſt Du damit, Georg? Wie rauh und ſeltſam Du ſprichſt!“ „Ja, vielleicht weiß ich mehr, als Du denkſt“, entgegnete er ſchroff. „Mehr als ich denke?“ fragte ſie erſchreckt.„Ich wüßte vielleicht kenne ich jetzt nicht, was das ſein könnte.“ „So? Du wüßteſt nichts? Na, den Grund, weshalb Du keinen Funken Liebe für mich übrig haſt— weshalb Dein Herz mir verſchloſſen bleibt! Vielleicht habe ich endlich den Schlüſſel zu dieſem Geheimnis gefunden?“ „O Georg, Georg, Du weißt, ich würde Dich lieben, wenn ich es könnte!“ „Vielleicht habe ich den Schlüſſel zu dem Geheimnis ge⸗ funden“, wiederholte der Pächter nachdrücklich.„Ich bin kein ſchlechter Kerl— wahrhaftig nicht— ich bin auch nicht häßlich — weder an Leib noch an Seele— ich habe Dir alles ge⸗ geben, was ich zu geben hatte— aber nie, ſeit wir verheiratet ſind, haſt Du mir auch nur ein einziges Mal aus freien Stücken einen Kuß gegeben. Und nie— nie haſt Du mir ein liebevolles Wort geſagt— ſolche zärtlichen Worte, wie ſie von ſelber über die Lippen anderer junger Frauen kommen. Du biſt wie eine, die ein ſchweres Geheimnis auf ihrer Seele herumträgt. Na, vielleicht habe ich heute erraten—“ „Es iſt aber nichts zu erraten!“ rief Hedwig, während ihr zierlicher Körper erbebte und eine wahnſinnige Angſt ſich ihrer bemächtigte. 5 „So? Iſt nichts zu erraten? Weshalb verlangteſt Du denn, den Baron allein zu ſprechen?“ „Mein Gott, was— was willſt Du damit ſagen?“ „Mache keine Ausflüchte, ſage ich Dir! Ich weiß ganz genau, was ich ſage. Stelle Dich nicht ſo dumm! Bei mir verfängt das nicht mehr! Ich ging durch eine andere Seiten⸗ tür, als der Baron Dich hinausführte, und ich habe jedes Wort gehört, was Du ſagteſt.“ „Du— hörteſt—“, ſtammelte Hedwig mit leiſem Schreckens⸗ ſchrei, den ſie jedoch ſchnell durch ein hyſteriſches Auflachen zu dämpfen ſuchte.„Nun, und wenn Du alles hörteft?“ fuhr ſie keck fort.„Was ſchadet es? Es bedeutet ja nichts.“ „Bedeutet nichts? So? So? Du ſchienſt es aber für mächtig wichtig zu halten, daß der Baron Dir eine Zuſammenkunft bewilligte. Ich will Dir mal was ſagen! Leute von dem Range des Barons lieben es nicht, an ihre Jugendeſeleien erinnert zu werden. Ich habe ganz genau geſehen, wie finſter er die Stirne runzelte, als Du ihn ſo um eine Zuſammenkunft drängteſt. Und warum ſagteſt Du, es handelt ſich um Leben oder Tod? Haha! Ich weiß jetzt, woran ich bin und werde mich danach richten. Und Du, nimm Dich in acht! Du triffſt mit dem Baron auf Deine eigene Gefahr zuſammen! Merke Dir das! Das iſt mein letztes Wort. Verſtanden?“ XIX. Am nächſten Morgen ſtand der Pächter Schöneich noch früher als gewöhnlich auf. Er war überhaupt ein Frühauf⸗ ſteher. Wenn auch ſein Pachtgut ein nicht gerade ſehr aus⸗ gedehntes war, ſo bewirtſchaftete er es doch mit größtem Fleiß, überwachte ſämtliche Arbeiten und tat die meiſten allein. Als er ſich jetzt von der Seite ſeines noch ſchlafenden Weibes erhob, betrachtete er ſinnend einige Augenblicke das liebliche, ſüße Geſicht und ballte grimmig die große Arbeitshand bei der Erinnerung, welche jetzt mit elementarer Gewalt über ihn kam. Dann verließ er leiſe das Zimmer, um die Schläferin nicht zu ſtören. Der Morgen war prächtig und ziemlich warm. Frühlings⸗ düfte füllten die weiche, linde Morgenluft mit balſamiſchem Hauch. Die Bäume hatten ſich in zarteſtes Grün gekleidet, ein friſcher, kräftiger Erdgeruch entſtrömte dem Boden, und ein feiner bläulicher Nebel wob luftige Schleier zwiſchen Himmel und Erde. Schöneich ſchritt langſam dahin, die Hände tief in den Hoſentaſchen vergraben. Er machte den Eindruck eines Menſchen, der ſchwer an einem auf ihm laſtenden Druck zu tragen hat. Und dem war auch in der Tat ſo. Vieles Denken und Grübeln war nie Sache des ſchlichten, ehrlichen Mannes geweſen, und nun ſah er ſich auf einmal in die Lage verſetzt, unabläſſig zu denken, was ihm das größte Unbehagen einflößte. Was war mit Hedwig eigentlich los? Was für ein Geheimnis trug ſie mit ſich herum? Waren Frau Epplers Worte begründet oder nicht? Warum wollte Hedwig durchaus eine Unterredung mit dem Baron herbeiführen? War es möglich, daß der Baron— 2 Plötzlich ſtreckte der Pächter drohend die geballte Fauſt in die Luft. „Ver—“ knirſchte er zwiſchen den Zähnen,„wenn das wäre— ich könnte ihn umbringen!“ In dieſem Augenblick wurde das Geräuſch von Schritten vernehmbar. Er blickte auf und ſah eine in Schwarz gekleidete Frauengeſtalt die andere Seite der hohen Einfriedigung, an welcher er entlang ſchritt, daherkommen. In wenigen Sekunden bog ſie um die Ecke, welche das Staket hier bildete, und er erkannte Frau Eppler. Eine Weile ſtarrte er ſie ſprachlos an. Er mochte dieſe Frau nicht leiden; bei ihrem Anblick ſtieg eine Ahnung kommenden Unheils in ihm auf. Was hatte ſie zu ſo früher Stunde hier draußen zu ſuchen? Frauen ihres Standes pflegten doch ſonſt um dieſe Zeit nicht aufzuſtehen! Als Frau Eppler den Pächter erblickte, flog es wie Triumph über ihr Geſicht. Sie beſchleunigte ihre Schritte. Kein Lächeln umſchwebte ihren feſtgeſchloſſenen Mund, aber in den großen ſcharfblickenden Augen zeigte ſich ein ſe tſames Leuchten. „Ich hatte die Ahnung, daß ich Sie treffen würde“, begann ſie.„Ich möchte nämlich gern einmal mit Ihnen unter vier Augen ſprechen.“ (Fortſetzung folgt.) ac —— — ——— —— —— —— Am Wechſel handle, fur die vor allem tapitaltraftige Kreiſe in Betracht kommen. Jedenfalls aber werden auch in vielen Fällen Kreditnehmer dadurch betroffen, Die man jenen Kreiſen nicht zurechnen kann.“ 1 Und das Geſamturteil auf beiden Blockſeiten 2. Von einer gerechten und gleichmäßigen Verteilung der Steuern auf den Beſitz kann bei dieſen Erſatzſteuern nicht die Rede ſein. Sie machen die Finanzreform noch weniger annehmbar, als ſie es urſprünglich war. Es erſcheint uns als faſt ausgeſchloſſen, daß die Reichs⸗ regierung für ein ſolches Programm eine Mehrheit finden kann. Die liberalen Parteien haben jedenfalls kein Intereſſe daran, der Regierung aus der Patſche zu helfen, in die ſie durch eigene Schuld geraten iſt.“ So klagt man auf der Linken, und auf der Rechten faßt man ſeine Gedanken in folgender Geſamtablehnung zuſammen: „Scheidet man die Erbanfallſteuer aus, die für uns jeden⸗ falls aus grundſätzlichen Bedenken ebenſo unannehmbar iſt wie die Nachlaßſteuer und die nach unſerer Ueber⸗ zeugung nach wie vor im Reichstage keine Ausſicht auf Annahme hat, ſo würden nur noch 85 Millionen aus eſitzſteuern übrig bleiben. Von dieſen 85 Millionen Mark aber trägt das mobile Kapital mit einiger Sicher⸗ it nur 10 Millionen, und dann einen ſchwer zu ſchätzenden Teil von weiteren 20 Millionen. Da es für die Feuerverſicherungs⸗Policen ſo gut wie gar nicht un Frage kommt, würde alſo der immobile Beſitz etwa drei Viertel der neuen Beſitzſteuern zu tragen haben!“ Daß unter ſolchen Umſtänden an die Verabſchiedung dieſer Erſatzſteuern in dieſem Seſſionsabſchnitt noch zu denken wäre, glaubt niemand mehr. 34*. 7 Auch in den Kreiſen von Kreiſen des„Hanſabundes“, will man von dieſen Er⸗ atzſteuern nichts wiſſen. Ein Blatt, das dieſem unde beſonders naheſteht, hat eine Umfrage veranſtaltet. ur Feuerverſicherungsſteuer wies da eine große Verſicherungsgeſellſchaft gleich auf die Ungerecktig⸗ keit dieſer Steuer hin:„Die neue Steuer, die der Feuer⸗ verſicherung auferlegt werden ſoll, würde eine Sonder⸗ beſitzſteuer ohne Rück ſicht auf die Leiſtungsfähig⸗ keit darſtellen.“ Beſonders der Scheckſte mpel wird Energiſch abgelehnt. Die Korporation der Aelteſten der Berliner Kaufmannſchaft proteſtiert dagegen, daß man mitten in die ausſichtsvolle Entwickelung des Scheck⸗ 3 mit einer ſolchen Steuer hineingreife, und die em Vorſitzenden des Ausſchuſſes des„Hanſabundes“, Juſtizrat Rieſſer, naheſtehende Darmſtädter Bank erklärt einfach:„Gegen die Scheckſteuer iſt auf alle Fälle Front zu machen.“ Daß das Ende der Bülowſchen Herrlichkeit unter fal Umſtänden in der Preſſe eine ernſtliche Rolle Handel und Gewerbe, den pielt, kann nicht Wunder nehmen. Sogar in Paris ar zuerſt die Rede davon. Ein Pariſer Blatt will„zu⸗ verläſſig“ erfahren haben, der Reichskanzler ſei feſt ent⸗ ſchloſſen, zu gehen, wenn der Reichstag die von der egterung vorgelegten Steuerprojekte ablehnt und die Projekte der Finanzkommiſſion akzeptiert. Der Reichs⸗ kanzler ſei nicht gewillt, auf irgend ein Kompromiß einzu⸗ ehen, er werde vielmehr im Falle eines Sieges der Kon⸗ ſerbattwen dem Kaiſer ſofort ſeine Demiſſion unterbreiten. Andere Leute freilich, die Bülow noch näher ſtéhen, als der Korreſpondent irgend eines Pariſer Blattes, glauben, daß er bleibt. Die Frankf. Ztg.“ ment: „Es iſt, ſowekt die Abfichten der Regierung und der Par⸗ teien bekannt ſind, ni cht wahrſcheinlich, daß die Entſcheidung zur Tat werden wird.“ Wenn man dieſe geheimnisvolle Sprache ins verſtändliche Deutſch über⸗ ſetzt, dann kann Es nur ſo heißen: Bülow rechnet bereits mit einer Verſchleppung der Entſcheidung bis auf den erbſt. Dafür macht neuerdings auch die„Freiſ. Ztg.“ Propaganda. 5 Es heißt, der Reichstag werde bis zum 10. Juli mit ſeiner Arbeit fertig ſein. 5 Politiſche Rundſchau. „Von der Wildparkſtation hat am Dienstag morgen kurz vor 10 Uhr der Kaiſer ſeine Ausreiſe zur Monar⸗ chenbegegnung in den Schären über Danzig angetreten. ) Noch ein politiſcher Meineidsprozeß. Der eifrigſte Mitarbeiter Bülows in der Regierung, der eigentliche Vater des Blockgedankens, der Wirkliche Geheime Lega⸗ tionsrat Dr. Hammann„zurzeit beurlaubter Leiter des. Preßbureaus im Auswärtigen Amte, iſt unter An⸗ klage des Meineids geſtellt worden. Soeben hat die Beſchlußkammer des Landgerichts J Berlin in Ueber⸗ einſtimmung mit der Vorentſcheidung des Kammergerichts angeordnet, daß die öffentliche Anklage zu erheben iſt, und zwar wegen der Beſchuldigung, daß Hammann am 17. Oktober 1903 vor dem beauftragten Richter der vier⸗ ten Zivilkammer des königlichen Landgerichts Berlin II wiſſentlich ein falſches Zeugnis mit ſeinem Eide bekräftigt habe. Die Staatsanwaltſchaft hatte auch diesmal bean⸗ tragt, das Verfahren einzuſtellen. Das falſche Zeugnis, ſoll Geheimrat Hammann bei der Vernehmung über die vermögensrechtlichen Anſprüche des Prof. Bruno Sckfnitz, des früheren Mannes der jetzigen Frau Hammann, abge⸗ legt haben.— Bülow hat den Mann noch ganz vor kurzem zu einer wichtigen Beratung zugezogen. „! Eine echte Blockfrucht. Das Centrum hat bekannt⸗ ſeinerzeit einen§ 15 des Zolltarifgeſetzes durch⸗ geſetzt, wonach das, was die vielangefochtenen landwirt⸗ ſchaftlichen Zölle infolge der damaligen Erhöhung mehr einbringen, aufzuſammeln und von 1910 ab für eine Witwen⸗ und Waiſenverſicherung zu verwen⸗ ben iſt. Wenn aber die Hinterbliebenen⸗Verſicherung micht bis zum 1. Januar 1910 in Kraft tritt, ſo ſollen. nach dem 8 15 des Zolltarifgeſetzes von da ab d ie Zinſen der angeſammelten Mehrerträge aus beſtimmten dandwirtſchaftlichen Zöllen den einzelnen Invaliden⸗Ver⸗ ſicherungsanſtalten für ihre Witwen⸗ und Waiſenverſor⸗ Jung nach Maßgabe der von ihnen im vorhergehenden Jahre aufgebrachten Verſicherungsbeiträge überwieſen werden. Dieſe Hinterbliebenen⸗Verſicherung iſt nun ein Beſtandteil der Reichsverſicherungs⸗Ordnung, welche jetzt der öffentlichen Kritik unterſtellt iſt. Daß ſie, die bisher dem Reichstag noch nicht zugegangen iſt, bis zum 1. Januar 1910 vom Reichstag verabſchiedet ſein follte, iſt bei der Weitſchichtigkeit des Materials aus ge⸗ Ichloſſen. Unter dieſen Umſtänden will die Regierung folgende Verſchleppungsmaßnahmen vornehmen laſſen: -Da nun aber die bisher angeſammelten Beträge von etwa 40 Millionen noch bei weitem für den gedachten Zweck nicht ausreichen, werden weder Regierung noch Reichstag dieſen Fonds ſchmälern laſſen wollen. Bei zutt der Einbringung eines Notgeſetzes gerechnet, welches den 8 15 des Zolltarifs entſprechend ändert.“— Wie wird's dann aber, wenn die heutige Vorlage der Reichs⸗ verſicherungsordnung überhaupt ins Waſſer fällt? Dann wird die Witwen⸗ und Waiſenverſicherung wohl über⸗ baupt„vertagt“? I! Die Unfallberufsgenoſſenſchaften wollen ſich ihre Rechte nicht nehmen lafſen. Die haben dem Bundesrat das rotokoll ihrer letzten Bergtung überſandt und ein Be⸗ gleitſchreiben beigefügt des Inhalts, daß der Entwurf der Reichsverſicherungsordnung in berufsgenoſſenſchaft⸗ lichen Kreiſen„eine tiefgehende Beunruhigung und eine allgemeine Beſorgnis hervorge⸗ rufen“ habe.— Offenbar wollen die Herren felbſt dar⸗ über entſcheiden, wer Renten bekommt und wer nicht. Die neuen Verſicherungsämter, wie ſie die neue Ordnung vorſieht, ſind ihnen ein Dorn im Auge. !! Gegen die Tabakſteuer hat eine Verſammlung bei Gelegenheit des 9. ordentlichen Berbandstages deutſcher Zigarrenladeninhaber eine Reſolution beſchloſſen, worin der Reichstag gebeten wird, jeder Steuermehrbelaſtung des Tabaks, vor allen Dingen jedoch in der Form der Banderole oder der Rohtabakſteuer die Genehmigung zu verſagen, da eine ſolche Steuer die Tabakinduſtrie und den Tabakhandel, welche heute noch ein Gewerbe des Mittelſtandes ſeien, ſchwer benachteiligen und die Tabak⸗ induſtrie völlig den Händen der großen Unternehmungen ausliefern würde. 1 ede 7? Die Verfechter der Leichenverbrennung haben beim Reichsgericht einen Vorteil errungen. Das Reichs⸗ gericht hat ein Urteil anerkannt, worin bezüglich der Leichenverbrennung geſagt wird, die Volksſitte habe eine Erweiterung erfahren. ., Freimaurer und deutſch⸗franzöſiſche Annäherung. Die Beſtrebungen der Freimaurerlogen auf Anknüpfung neuer Beziehungen zwiſchen den franzöſiſchen und deut⸗ ſchen Drei⸗Punkt⸗Brüdern ſind bei uns auf derartige Be⸗ denken geſtoßen, daß man franzöſiſcherſeits eine„Auf⸗ klärung“ für nötig hält. In dem Hauptorgan der fran⸗ zöſiſchen Proteſtanten, dem„Temps“ wird erklärt, daß die beſchloſſene Wiederaufnahme der ſeit 1870 abge⸗ hrochenen Beziehungen zwiſchen den franzöſiſchen und deutſchen Logen keineswegs darauf abziele, an der Ueber⸗ Jieferung der deutſchen Logen irgendetwas zu ändern. Die Vermutung, daß es ſich um eine antireligiöſe, anti⸗ monarchiſche Propaganda handle, ſei völlig grundlos. Lediglich humanitäre Ziele würden angeſtrebt.— Als oh die Freimaurer nicht„antireligiös“ ſein könnten!! Im Falle Eulenburg iſt die Polizei neuerdings jehr vorſichtig geworden. Sie hat einen Kommiſſar Klinghammer mit einer Anzahl Beamter nach Liebenberg geſandt, aber Eulenburg lehnte den Aufenthalt der Kri⸗ minalpolizei im Schloſſe und in Liebenberg ab. Krimi⸗ nalkommiſſar Klinghammer verteilte daraufhin ſeine Be⸗ amten auf die umliegenden Ortſchaften. Der älteſte Sohn des Fürſten und der Rentmeiſter Geritz waren in Berlin, um Beſchwerde über das Erſcheinen der Kriminal⸗ polizei auf dem Schloſſe Liebenberg mit der Begründung zu führen, daß die geforderte Kaution geſtellt worden ſei.— Uebrigens ſind die Freunde Eulenburgs bereits wieder an der Arbeit. Aus„ärztlichen Kreiſen“ werden gegen die Anſetzung eines neuen Termins, alſo gegen die Herbeiführung einer baldigen Aburteilung des Eulen⸗ burgſchen Meineids„Bedenken erhoben“. In der konſer⸗ nativen Preſſe bekommt man zu leſen:„Der leidende Zuſtand des Fürſten wird bekanntlich in erſter Linie durch eine Arterienverkalkung hervorgerufen, die das all ge⸗ meine körperliche Befinden des Kranken ganz erheblich beeinträchtigt. Nach den ärztlichen Erfahrungen auf dieſem Gebiete ſoll aber gerade in der heißen Jahres- zeit infolge jener Krankheit eine beſondere Erſchlaffung und erhebliche Beeinträchtigung der körperlichen Funk⸗ tionen zu konſtatieren ſein, während in den kühleren Mo⸗ naten ſich das Leiden bei weitem nicht ſo ſchlimm äußert. Man glaubt allgemein nicht, daß es dem Fürſten bei ſeinem jetzigen Zuſtande möglich ſein wird, einer Ver- handlung bei der vielleicht vorhandenen Julihitze im Gerichtsfaale zu folgen. Keinesfalls ſoll mit der Ver⸗ handlung begonnen werden, wenn die Möglichkeit beſteht, daß doch wieder eine Vertagung eintreten müßte.“ Na, im Winter würde Eulenburg ſchon wieder ein neues Leiden zur Verfügung haben. Was mögen ſich dieſe zum Teil hochſtehenden Kreiſe wohl für eine Vorſtellung von den Pflichten des Staates zur Verfolgung von Ver⸗ brechen machen?! f b ö Parlamentariſches. I, Der Seniorenkonvent des Reichstages trat am Dienstag im Verlauf der Plenarſitzung zu e iner kurzen Besprechung zufammen. Auf der Tagesordnung der Mittwoch ſitzung ſtehen die Steuervorlagen. Die Sitzung iſt erſt auf 2 Uhr anberaumt, um den Fraktio⸗ nen Gelegenheit zu geben, vorher zuſammen zu kreten. Das Plenum wird zuerſt die einleitenden Erkläru n ⸗ gen der Regierung entgegennehmen, alſo vermut⸗ lich des Reichskanzlers und des Schatzſekretärs, und ſich danach entſchließen, ob ſofort in die Beratung einge⸗ treten wird, oder ob die Beratung auf den nächſten Tag vertagt werden ſoll. Es iſt anzunehmen, daß mit Rück⸗ ſicht auf den ſpäten Beginn der Sitzung das letztere geſchehen wird. 8 Heer und Marine. 9„Zeppelin!“ wird in kurzer Zeit nach Metz überführt werden. In Friedrichshafen wird demnächſt ein Kommando von zwanzig Mann eintreffen. Die Mannſchaften werden das abmontierte Luftſchiff„Zeppe⸗ lin 1“ zur Ueberführung nach Metz fahrtüchtig machen. Die Ueberführung ſoll gegen Ende des Monats Juni erfolgen.— Eine Luftſchiffhalle wird ſoeben bei Bies⸗ dorf, öſtlich von Berlin, gebaut. Sie iſt für das neue Siemens ⸗Schuckert⸗Luftſchiff beſtimmt. Die Halle iſt 125 Meter lang, 39 Meter hoch, 30 Meter breit und hinten abgerundet. Sie iſt ſo konſtruiert, daß ſie durch elektriſche Kraft gedreht werden kann. Das Luft⸗ ſchiff, für das die Halle beſtimmt iſt, wurde nach dem unſtarren Syſtem, ähnlich dem Parſeval, erbaut. Es wird über 100 Meter lang ſein, 1200 Kubikmeter Gas aufnehmen und durch Ueberdruck atmoſphäriſcher Luft ſtraff gehalten werden. Im Gegenſatz zu den bisherigen Luftſchiffen wird das neue Luftſchiff drei Gondeln haben. Europäiſches Ausland. i Oeſterreich⸗Ungarn. * Die nationgeln Kämpfe in den tſchechiſch⸗deutſchen Grenzgebieten Böhmens laſſen ſich anſcheinend nicht dauernd unterdrücken: Blutige Zuſammenſtöße fanden in Altrohlau bei Karlsbad in einer Verſammlung s wiſchen Sozialdemokrat en und Deutſch⸗ dieſer Sachlage wird denn auch ſchon für den Herbſt nationalen ſtatt. Zahlreiche Perſonen wurden ver⸗ von Sozialdemokraten angeſpuckt. Die Gendarmerie ſtellte die Ruhe wieder her. 5 Serbien. Von einem Wiederauftauchen der Familie Obrenowitſch ſcheint folgende Meldung zu be⸗ richten: Prinz Georg von Serbien, der ehemalige Kron⸗ prinz, erhielt am Todestage des Königs Alexander einen, Brief, in welchem er erſucht wird, ſeinen Vater aufmerk⸗ ſam zu machen, daß das Ende der Dynaſtie bald eintreten werde, wenn er ſeine Beziehungen zu den Ber⸗ ſchwörern fortſetzen wolle. Unterzeichnet war der Brief mit: Offiziere der Garniſonen Pirot und Wranja. Prinz Georg ſchickte den Brief ſeinem Vater mit folgender Bemerkung:„Da diefer Brief aus dem Kreiſe Deiner Offiziere ſtammt, ſo ſende ich Dir denſelben mit der Bitte, im Jutereſſe der Dynaſtie nun endlich mit den korrupten Verſchwörern ein Ende zu machen. Du haſt keine Ahnung, welche Gärung im Volke gegen Dich beſteht, und wenn Du ſo weiter handelſt, dann ſind unſere Tage gezählt.“— Anſcheinend will ſich der zer⸗ fahrene junge Menſch durch dieſe angebliche Fürſorge für das Wohl ſeiner Familie wieder für ſeinen alten Poſten als Kronprinz rehabilitieren.. 3 ee England. e * Die Deutſchenfurcht wird von der Regierung trotz aller ihrer eifrigen Beteuerungen ihres„ſeeliſchen Gleich⸗ gewichts“ weiter genährt. In Alderſhot erhielten Mon⸗ tag morgen zu früher Stunde ſämtliche Truppen das Alarmſignal: Rüſtet ſofort gegen einen Feind, der in der Nacht an der Küſte landete und jetzt Gepäck und Proviant ausladet, um ins Land einzu⸗ dringen!“ Der Höchſtkommandierende zu Alderſhot, Ge⸗ neral Sir Horace Smith Dorrien, und ſein Stab waren um 6 Uhr im Hauptquartier und ließen zur Mobil⸗ machung alarmieren. Man gab ſechs Stunden Friſt hier⸗ zu. Bis her hatte man dies noch nie ver ſucht. Der gewöhnliche Mobilmachungsplan iſt für eine Woche berechnet. Sämtliche Truppen, beſtehend aus 18 000 bis 20 000 Mann, waren zu Mittag marſchfertig und wurden vom Kommandeur inſpiziert. Der admrniſtratibe, tech⸗ niſche und departementale Stab unter General Lawſon war den ganzen Vormittag eifrigſt beſchäftigt. Nichts wurde überſehen, einſchließlich die zum Transport der Truppen an die Küſte notwendigen Bahnarrangements, die, obgleich diesmal nur auf dem Papier, doch wirkſam vorlagen.— Das ſoll man anſcheinend in Deutſchland noch als einen Akt beſonderer Freundlichkeit auffaſſen! Die Unterhausdebatte betreffs des Zarenbeſuches wird große Wichtigkeit erlangen durch die Abſicht des Mi⸗ niſters des Aeußern, Grey, eine große Rede über die engliſch⸗ruſſiſche Politik zu halten. Es verlautet, ſogar einige Mitglieder des Miniſteriums ſeien mit dem Be⸗ ſuche unzufrieden. Anſcheinend hat die Regierung ſich von der ſozialiſtiſchen Agitation einſchüchtern laſſen. Amerika. Vereinigte Staaten. f * Die„Freuden“ des Kolonialweſens müſſen zur Ab⸗ wechslung auch einmal die Amerikaner durchkoſten. Die Meuterei der Eingeborenentruppe auf den vor einem Jahrzehnt von Spanien eroberten Philippinen im ſtillen Ozean verurſacht in Amerika Beſorgniſſe. Ernſte⸗ Kämpfe werden befü richtet. Die Urſache iſt un⸗ bekannt. Die amerikaniſchen Truppen verfolgen die In⸗ ſurgenten, die Waffen und Munition mitnahmen und einen erfolgloſen aber tapferen Angriff auf die Weißen machten. Anhänger der Venezuela. e * Es beſtätigt ſich, daß der Expräſident Caſtro auf eine neue Revolution hinarbeitet. Wie aus Willemſtadt ge⸗ meldet wird, hat Celeſtin o Caſtro, der Bruder. des Expräſidenten, am Samstag abend das holländiſche Gebiet in aller Heimlichkeit verlaſſen, um ſich nach. Kolumbien zu begeben. Augenſcheinlich plant er eine Schilderhebung zu Gunſten ſeines Bruders. Deutſcher Reichstag. J Berlin, 15. Juni. Der Reichstag beſchäftigte ſich heute wieder auf Grund einer freiſinnigen Reſolution mit den Verfaſſungsverhält⸗ niſſen in Mecklenburg, wo die Regierung ſeit anderthalb Jahren vergeblich verſucht, gegenüber der„Ritterſchaft“, dem Großgrundbeſitz, eine Verfaſſung einzuführen, die den heute hauptſächlich aus mehreren Großgrundbeſitzern und 48 Bürgermeiſtern beſtehenden Landtag arbeitsfähig macht. Die Verhandlung verlief wieder vergeblich, wie immer. Auf die Begründung der Interpellation durch den Vertreter eines mecklenburgiſchen Wahlkreiſes, Dr. Pachnicke(frf. Vgg.), erklärte Staatsſekretär Dr. von Bethmannollweg, die Reichsregierung habe kein Recht, ſich in die einzelnen ſtaatlichen Verhältniſſe einzumiſchen, ſie vertraue aber auf die mecklenburgiſche Regierung, daß ſie ihre Beſtrebungen fortſetze. Das verſprach denn auch zin mecklenburgiſcher Regierungskommiſſar.— In der Beſprechung lehnten die Abgg. v. Normann(konſ.), von Oertzen(Rp.) und Dr. Spahn(Ctr.) ein Eingreifen des Reiches als verfaſſungsrechtlich unzuläſſig ab. Abg. Dr. Linck(ntl.) ſchilderte beſonders im Sinne der Inter⸗ bellation die mißlichen kulturellen Verhältniſſe des Lan⸗ es. Den Schluß bildete eine Ausſprache zwiſchen den Abgg. Frohme Soz.), v. Maltzahn(konſ.), v. Treuenfels konſ.) und Dr. Wiemer(frſ. Vp.). Morgen kommen die Steuervorlagen auf die Tagesordnung. Soziales. Auch die Aerzteſchaft Weſtfalens erklärte den Ent⸗ wurf der Reichsverſicherungsordnung für unannehm⸗ bar und ſtellte für den Fall ſeiner Annahme Unter⸗ brechung ihrer Tätigkeit in Ausſicht. 1 Der Verein deutſcher Ingenieure, der in Wies⸗ baden augenblicklich ſeine 50. Hauptverſammlung abhält, ſprach ſich in einer Reſolution für die Notwendigkeit aus, daß der Eintritt in die ſtaatlichen und kommunalen Verwaltungen dem Akademiker aller Berufsarten zu⸗ gängig gemacht wird und daß demgemäß dem Ingenieur 22 Gelegenheit geboten wird, Verwaltungsämter au ekleiden. J ö LA Lokale Nachrichten. Viernheim, 17. Juni. — Eine Erholungs- und Heilſtätte. Wenn wir Erholung ſuchen, ſo wandern wir oft weit hinaus oder letzt. Die Abaeordneten Wolk. Lößl und Spieß wurden wir beſteigen gar die Eiſenbahn und ſuchen anderwarts Ruhe 0 3 — aher u velerhl ac nach des wollen Wehe deu 10, M. Opa herein l gworbes, Il schr! ſct und fle f Fupfang öffentlch dußerder wuſamm betrug Afegung Juan. Inbulr Kehe der liche und Beten. 24 d09 ge dapon sim der öffent privaten u Hellen bet 1300 434 fihen in ll gel len itt alten Kohl Duburch Snuberkelt N D Matteſäle Züge aus ſchwinden. „Klingeln dun einen Feangere Ligne entbehee dienen, denen d fahrt Bahnhö demnät Sbarſar kräften — 2 www * achte h ür gert uche fen. 15 Tas dae aer duc atſäntt a duschen er b und Stille um neue Kraft zu ſchöpfen zu friſcher Arbeit. Dabei vergeſſen wir, daß wir in unſerer naͤchſten Nähe, nach einem kurzen Spaziergang eine ſolche Erholungsſtätte erreichen können, das Stahlbad bei Weinheim. Das, was zuerſt für ein Ausruhen in den gut gepflegten Anlagen ſpricht, iſt die angenehme Stille, die dort herrſcht, kein Staub der Straße, kein Geräuſch, das uns ſtört im Genießen der Natur. Es iſt eine Erholungsſtätte für jene, die nicht mit ſo großen Gütern geſegnet ſind, um weit abgelegenc ſtille Plätzchen auf- zuſuchen. In erſter Reihe iſt es jedoch dazu geſchaffen, Lei⸗ denden Heilung und Linderung zu bringen mit den Mitteln, die uns die Natur bietet, mit Waſſer, und wir glauben auch die Elektrizität als natürliches Mittel mit dem Waſſer zu- ſammen nennen zu dürfen. Bei einem Rundgang tritt man zunächſt in das Zimmer ein, in dem der Röntgen-Apparat aufgeſtellt iſt. In langer Reihe ziehen ſich von hier aus die Zellenbäder dahin, in denen die verſchiedenen beſonders von Kneipp empfohlenen Bäder als da ſind: Fichtennadel⸗, Heu⸗ blumen⸗, Haferſtroh-, Salz-, Kohlenſäure⸗, Wechſel-, mediziniſche und andere Bäder verabfolgt werden. Am intereſſanteſten für den müßigen Beſchauer bilden aber unzweifelhaft die elektriſchen Heilmethoden. Um nur weniges anzuführen, ſei ganz beſonders als hervorhebenswert erwähnt: das Vierzellenbad nach dem Syſtem Dr. Schnee. Es dient dazu, die Extremitäten einzeln zu elektriſteren und um den Körper mit elektriſchem Strom in beſtimmter Richtung durchziehen zu laſſen; ferner die elektr. Fibrationsmaſſage zur Förderung der Blutzirkulation; das Kalt⸗Eiſenlicht zur Heilung von Haarſchwund und krebsartigen Leiden; das kombinierte Lichtbad und vieles andere. Nach zwei Seiten hin alſo ſehen wir das Weinheimer Stahlbad auf der Höhe aller Anforderungen ſtehen, einmal und das in allererſter Linie als heilbringend fuͤr die Leidenden, die in einer naturgemäßen Heilweiſe Linderung und Geneſung ſuchen; weiterhin aber bietet das Bad für die Umgegend ein ſtilles, beſchauliches Plätzchen für Erholungſuchende und jene, die nach des Tages Laſt und Muhen einige Minuten ausruhen wollen zur Kräftigung ihres Körpers.— Das Stahlbad Weinheim ſteht unter fachmänniſcher Leitung und darf ein Beſuch desſelben beſtens empfohlen werden. 5 + Der 21. heſſiſche Fenerwehrtag findet am 19., 20. und 21. Juni d. Js. in Oppenheim a. Rh. ſtatt. Oppenheim, das durch die rührige Tätigkeit ſeines Verhehrs⸗ vereins in den letzten Jahren ein vielbeſuchter Ausflugsort geworden, wird ſicherlich auch zu dieſer Veranſtaltung das Ziel ſehr vieler heſſiſchen Feuerwehrleute ſein. Die Bürger⸗ ſchaft und die ſchon ſeit geraumer Zeit arbeitenden Feſtaus⸗ ſchüſſe ſind bemüht, den Feſtteilnehmern einen würdigen Empfang zu bereiten. — Die Heilaunſtalten Heſſens. Die Zahl der öffentlichen Krankenhäuſer betrug im Jahre 1878: 22, außerdem gab es auch noch 3 private Kran kenhäuſer, mit zuſammen 1354 Betten. Die Zahl der verpflegten Krank en betrug in dieſem Jahre insgeſamt 8669 mit 269 667 Ver⸗ pflegungstagen; von den verpflegten Kranken ſtarben 640 Perſonen. Die Zahl der Krankeuhäuſer, öffentlicher ſowie privater Natur, ſowie auch die Zahl der Kranken iſt in der Reihe der Jahre erheblich geſtiegen. 1905 gab es 39 öffent⸗ liche und 28 private Krankenhäuſer mit zuſammen 5033 Betten. Die Zahl der Kranken war in dieſem Jahre auf 34 569 geſtiegen, die in 1260 426 Tagen verpflegt wurden; davon ſtarben 1902 Perſonen. Im Jahre 1907 iſt die Zahl der öffentlichen Krankenhäuſer die gleiche geblieben, die der privaten um eine vermindert worden. Die Zahl der verfügbaren Betten betrug 54 448, die der verpflegten Kranken 37 116 mit 1 369 434 Verpflegungstagen. Von dieſen verpflegten Kranken ſtarben im ganzen 2020, und zwar 1125 männl. und 893 weibl. Geſchlechts. * Bei den preußiſch⸗heſſiſchen Staatsbahnen ſollen jetzt durch eine Verfügung des Eiſenbahnminiſters die alten Kohlenlokomotiven durch Oellokomotiven erſetzt werden. Dadurch ſollen Erſparniſſe herbeigeführt und gleichzeitig die Sauberkeit des Betriebes erhöht verden. Der Mann mit der Klingel, der bisher in den Warteſälen mit gewaltiger Stimme die Abfahrtzeiten der Züge ausrief, wird nun bald von der Bildfläche ver⸗ schwinden. Das iſt eigentlich zu bedauern, da gerade der „Klingelmann“ mit ſeiner meiſtens recht originellen, von einem gewiſſen Bewußtſein ſeiner Unentbehrlichkeit getragenen Methode, abzurufen, ſich faſt überall zu einem Original entwickelt hat, das das Publikum ſicher ungern entbehren wird. Als Erſatz ſollen die„Abruf⸗Apparate“ dienen, Transparente mit verſtellbaren Klappen, aus denen die Richtung der fälligen Züge kurz vor deren Ab⸗ fahrt hervorleuchtet. Dieſe Apparate ſind auf einigen Bahnhöfen bereits verſuchsweiſe eingeführt und ſollen demnächſt allgemein benutzt werden. Im Zeitalter der Sparſamkeit iſt eine derartige Erſparnis von Arbeits⸗ kräften freudig zu begrüßen. 2 85 21 Aus Nah und Fern. + Fürth, 16. Juni. Die Arbeiten für die Hoch⸗ Druckwaſſerleitung ſind jetzt zur Vergebung ausgeſchrieben. * Sandhofen, 16. Juni. Der verheiratete Fabrik⸗ arbeiter Chriſtoph Schenkel entfernte ſich am Sonntag abend gegen 10 Uhr aus ſeiner Wohnung und ertränkte ſich im Rhein. Der Verlebte war ſeit längerer Zeit kränklich und dürfte hierin wohl das Motiv zu dieſer unſeligen Tat zu ſuchen ſein. + Beusheim, 15. Juni. Bei der geſtrigen Heu⸗ gras⸗Verſteigerung in den ſtädtiſchen Wieſen wurden ſehr hohe Preiſe erzielt. Es kam der Morgen auf 50 Mark im Durchſchnitt. Hinſichtlich der Quantität läßt das Futter viel zu wünſchen übrig. Der Regen kam für die Wieſen zu ſpät. — Darmſtadt, 15. Juli. Vor dem Schwurgericht hatte ſich geſtern der Gärtner Friedrich Kohler aus Riedlingen in Württemberg wegen Raubmord verſuchs zu verantworten, begangen an ſeinem Freunde Friedrich Reichelt aus Frankfurt a. M. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 12 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverluſt und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. + Eich, 15! Juni. Ein ſeltenes Mißgeſchick paſſterte einem Landwirt aus dem nahen Hamm. Als derſelbe ins Feld fuhr, nahm er eine Kuh mit, die er am hinteren Teil des Wagens befeſtigte. Unterwegs aber riß ſich das Tier los. Auf dem Felde erſt bemerkte der Beſitzer das Fehlen der Kuh. Am nächſten Tage wurde das Tier in einem mit Waſſer und Schlamm gefüllten Graben, in den es hinein⸗ geſtürzt war, völlig erſchöpft und dem Verenden nahe cuf⸗ gefunden. — Pforzheim, 16. Juni. Ein bedauerlicher Un⸗ glücksfall ereignete ſich in der oberen Senſenfabrik Neuenbürg. Der etwa 45 Jahre alte Karl Buchter, der mit dem Schleifen der Sicheln beſchäftigt war, wurde von einem während des Ganges zerſprungenen Schleifſtein totgeſchlagen. — Konſtanz, 16. Juni. Das 1½jährige Söhnchen des Bäckermeiſters Fluck ſpielte auf dem Induſtriegeleiſe der Zlegelei. Hierbei wurde es von einem daherrollenden Wagen erfaßt, überfahren ünd ſo ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat.— Auf dem hieſigen Standes amte fand eine eigenartige Trauung ſtatt. Der Bräutigam, Herr Peter d aus Peterswardein, hat ein Körpergewicht von 410 fund. a Erdbeben in Südfrankreich. hak weite Striche des von der Natur ſo reich geſegneken Dandes ſehr bedenklich heimgeſucht. Faſt 100 Menſchen ſind den Elementen im Erdinnern zum Opfer gefallen. In Saint Cannat, einer der am meiſten geſchädigten Ortſchaften bei Lambesec(Boches⸗du⸗Rhone), wurden durch das Erdbeben ſämtliche Häuſer beſchädigt, während die Umfaſſungsmauern der Kirche vollſtändig eingeſtürzt ſind. In Ermangelung von unbeſchädigten Wohnungen kam⸗ pteren die Bewohner im Freien. Als die Kataſtrophe hereinbrach, lag die Einwohnerſchaft in den ländlichen Ortſchaften zu Bett. Die meiſten der Verletzten und Toten ereilte ihr Schickſal im Schlaf. Die Ortſchaft Rogues iſt zum größten Teil unter Felstrümmern begraben. Der Maire Bonnaud vereinigte 500 Meter vom Ort die Ueberlebenden unter den aus der Stadt Aix erhaltenen Zelten. Jede der 110 Familien des Ortes zählt Angehörige unter den Toten und Ver⸗ wundeten. 15 Perſonen ſind tot. Sonntag nachmittag wurde noch nach dem Verbleib der verſchütteten Schweſtern Roſſo und zweier anderen Perſonen geſucht. Im Orte Lambesc, namentlich im alten Caſtellas⸗ Quartier, wurde durch Gemäuereinſturz eine Frau Sin⸗ galle mit ihrem fünfjährigen Kinde getötet. Insgeſamt ſind dort 20 Perſonen tot. Die Leichname von 14 Perſonen hat man Sonntag beſtattet. In Saint Cannat wurde der Alexander Rommieux, als er mit einer Arzenei für ſeine kranke Mutter die Apotheke verließ, von einem abſtürzenden Balken getroffen und blieb ſofort tot. Ein einſam ſtehendes Haus zwiſchen Savary und Bandol iſt eingeſtürzt; ein Toter und mehrere Verwundete wur⸗ den daraus geborgen. Die Bewohner von Aix in der Provence wurden Sonntag 5 Uhr 25 Minuten morgens wieder durch neue Erdſtöße aus den Häuſern getrieben. Die Dauer des Bebens war ſieben Sekunden. Die Panik dauert fort. Von den Bewohnern der höheren Stockwerke ziehen viele trotz ſtark geſunkener Temperatur vor, im Freien zu nächtigen. 3 Die Erdſtöße, welche die franzöſiſche Riviera heim⸗ ſuchten, ſind auch an der ſpaniſchen Mittelmeerküſte verſpürt worden; ſo in Barcelona und Badalona an der Mündung des Beſos⸗Fluſſes. Ernſtere Schäden werden jedoch von dort nicht gemeldet. b Am Sonntag wurden die Opfer der Erdbebenkata⸗ ſtrophe in Südfrankreich unter Beteiligung der geſamten Bevölkerung der einzelnen Ortſchaften beerdigt. Groß iſt der Mangel an Lebensmitteln, die nun in aller Eile aus den benachbarten Städten herbeigeholt werden. In dem von der Kataſtrophe am ſchwerſten heimge⸗ ſuchten Dorfe Rogues wurde eine 80 jährige Greiſin noch lebend aus den Trümmern hervorgezogen. Das Bett, in welchem ſie geſchlafen hatte, war mit ihr umgeſtürzt und diente ihr ſo als Schutz gegen die herabfallenden Trümmer. Ihre ſämtlichen Familienangehörigen haben den Tod gefunden. Der frühere Marineminiſter und jetzige Deputierte Pelletan verlangt die Anweiſung von einer Million Francs für die Opfer der Erdbebenkata⸗ ſtrophe.— Der bekannte Direktor des ſeismographiſchen Inſti⸗ kuts in Rom, Alfano, erklärte, man müſſe ſich auf weitere Erdſtöße in Frankreich gefaßt machen, die die bisherigen an Stärke übertreffen würden. ** * Auch Spanien iſt von dieſer Revolution der Erd⸗ kruſte heimgeſucht worden: — Madrid, 13. Juni. Geſtern früh um 8 und vormittag um 11 Uhr wurden auch in Barcelona und Badalona leichte Erderſchütterungen wahrge⸗ nommen. 0 Aus Stadt und Land. e Der Mord im Aachener Walde, dem am 30. April des vorigen Jahres die 16 jährige Laura Klinken⸗ berg zum Opfer fiel, ſcheint jetzt aufgeklärt zu ſein. Als Täter kommt der Arbeiter Chriſtian Quaſten in Betracht, der gegenwärtig im Gefängnis zu Lüttring⸗ hauſen eine Strafe verbüßt. Quaſten geſtand den Mord einem Freunde ein und ſagte, er habe das Mädchen, das 1200 Mark an einen Rechtsanwalt abliefern ſollte, verge⸗ waltigt und ermordet, um in den Beſitz des Geldes zu kommen. Er habe aber nur die Quittung des Rechtsan⸗ walts und kein Geld vorgefunden Hinrichtung. Der Zigeuner Ebenda, der, wie ſeinerzeit berichtet, im Auguſt vorigen Jahres bei Flie. den einen Gendarm erſchoſſen hat und deswegen vom Landgericht in Hanau zum Tode verurteilt wurde, iſt am Dienstag in Hanau durch den Scharfrichter Groepeler aus Magdeburg hingerichtet worden. Blutiger Abſchluß einer Liebesaffäre. Im Hokel „Alter Küſtriner Hof“ am Küſtriner Platz in Berlin ſpielte ſich Montag abend ein entſetzlicher Vorfall ab— Dort war am Freitag ein Paar abaeſtiegen, das ſich als zwölfjährige verhekraket ausgab. Montag fand man das Päär in einem Zimmer des Hotels mit durchſchnittenen Kehlen tot auf. Die Toten wurden als der 24jährige Schlächter Scheel und ſeine Geliebte, die 17 Jahre alte Näherin Boeſe, feſtgeſtellt. Aus hinterlaſſenen Briefen geht hervor, daß ſie gemeinſam in den Tod gegangen ſind, weil ſich ihrer Verbindung unüberwindliche Schwie⸗ rigkeiten entgegenſtellten.( Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Die Meiſterſchaft über eine deutſche Meile im Schwim⸗ men gewann in Breslau Hans Roßteutſcher vom neuen Schwimmverein in Breslau in 58 Min. 18 Sek. In Breslau konnte Emmerich Rath, der bekannte Prager Leichtathlet, den anläßlich der Breslauer Sport⸗ woche veranſtalteten 20 Kilometer⸗Eilgepäckmarſch gegen 15 Konkurrenten in 1 Stunde 33 Minuten gewinnen. Far die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bin gener, Viernheim Mannheim Mannheim Paradeplatz f. Loͤhring Paradeplatz Juwelen, Gold- u. Silberwaren, Silberne Tafelgerate u. Bestecke Goldene Herren- und Damen-Uhren, Ketten. Schwer versilberte Bestecke, Gebrauchs- und Luxus gegenstände. 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Die Mitglieder und deren die am nächſten Sonntag den Aus flug nac Ober. Laudenbach mitmachen wollen, werden hierdurch freundl. eingeladen, ſich um 11 ͤ Uhr vormittags am Hauptbahnhof zur Abfahrt einzufinden. Der Vorſtand. Stemm- und fingllub„Germania“. Heute Donnerstag Abend ½9 Uhr findet im Klublokal„Zum goldenen Stern“ die letzte Sitzung des Komitees statt, zu welcher die Herren Mitglieder höflichst ein- geladen werden. Tages-Ordnung: Der Abschluss des IX. Bundesfestes. Um vollzähliges Erscheinen bittet Lehrer Sattig, Festpràsident. Stemm- und Ringklub„Germania“. Nächsten Sonntag, den 20. Juni, nach- mittags ½3 Uhr, findet im Klub- Lokal„Zum goldenen Stern“ unsere halbjährliche General- Versammlung mit folgender Tagesordnung statt: 1. Der Abschluss des gefeierten IX. Bundesfestes; 2. Ehrung des Festprãsidenten; 3. Verschiedene Vereins- Angelegenheiten. Sämtliche Mitglieder, aktive wie passive, sind zu dieser Versammlung höflichst eingeladen u. bittet um pünktliches Erscheinen Nik. Hook, I. Vorsitzender. Medizinal⸗Verband Pieruheim. Nächſten Samſtag abend 8/ Uhr denerd-Versammlung im Gaſthaus„Zur alten Pfalz“ bei Michael Lahres. Tages Ordnung: 1. Bericht über das letzte halbe Jahr, 2. Abrechnung der Kohlenkaſſe, 3. Wahl der zu behandelnden Herren Aerzte für das nächſte Geſchäfts jahr, 4. Verſchiedenes. Um vollzähliges Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Angehörigen, eee — Beſondere Aufmerkſamkeit widme ich, wie bisher meiner Colonialwaren⸗Abteilung Bel nur prima Ware, finden Sie ſtets die : billigsten Preiſe. 5 Ein einmaliger Verſuch wird gewiß in jeder Weiſe befriedigen, und Sie zu meinem dauernden Kanden machen. 5 Prozent Rabatt Rathausstr. 15 u. 68. Beachten Sie bitte meine Schaufenster. ſind wir zur Annahme von Mündelgeldern berechtigt. Mitglied des Rabatt- Spar-Vereins. Hirse Vier n hein Wein heim rn Beat beste und billigste 2 ff f 22 22 P Bezugsquelle für Schuhwaren jeder Art. Ein Versuch wird Sie davon überzeugen. 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