Viernheimer Zeitung. eee e eee der Groſtherzoglichen Vürgermeiſterei Viernheim. 3 4 1 g. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. nee een en verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in viernheim Lokal-Anzeigen 10 Pfg. „Sonntagsblatt u. Sonntagsfeier“. daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Reklamen: Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchfießl. 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Auf 2— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Amtsblatt er An Viernheimer Nachrichten. zeiger Nr. 75. 4 22„ 9 9 Fürſt Bülow beim Kaiſer. p Für den Augenblick ſind die Kaſſandrarufe der Poli⸗ tiker, deren Deviſe„Biegen oder Brechen“ war, ver⸗ ſtummt. Der Reichskanzler hat es nicht für angebracht gehalten, dem vereinten Drängen der Liberalen und Sozialdemokraten, entweder den Reichstag aufzulöſen oder ſeinen Abſchied zu nehmen, nachzugeben. Vielmehr ſcheint zer die letzte Entſcheidung in die Hand des Kaiſers ge⸗ legt zu haben. Er hat ſich am Freitag abend zum Vor⸗ trage bern Kaiſer nach Kiel begeben, und mit ihm zu⸗ ſammen iſt auch der Chef des Zivilkabinetts, v. Valentini, nach Kiel abgereiſt, wo folgenſchwere Entſchließungen erwartet werden. Fürſt Bülow iſt am Samstag 8,21 Uhr, ohne in Hamburg den Schnellzug abgewartet zu haben, mit dem Perſonenzug in Kiel eingetroffen. Der Fürſt wurde auf; dem Bahnhof von Admiral Müller empfangen.: Der Reichskanzler ſchien ſehr vergnügt und geſprächig. Er begab ſich ſofort zu der gegenüber dem Bahnhof an der Anlegebrücke liegenden Salonpinaſſe der„Hohenzollern“ und fuhr zu der„Hohenzollern“ hinüber. Unmittelbar nach ſeinem Eintreffen wurde er vom Kaiſer empfangen, mit dem er eine anderthalb⸗ bis zweiſtündige Unter⸗ redung hatte. Ueber das Zuſammentreffen wird berichtet: a Kiel, 26. Juni. Der Vortrag des Reichskanzlers beim Kaiſer dauerte bis 11 Uhr 15 Minuten. Nach ſeiner Beendigung zog ſich der Kaiſer zur Erledigung von Regierungsgeſchäften zurück, während der Reichs⸗ kanzler Fürſt v. Bülow ſich in ein längeres Geſpräch mit dem Chef des Zivilkabinetts, Herrn v. Valentini, auf dem Achterdeck der„Hohenzollern“ vertiefte. Aus verſchiedenen äußeren Anzeichen er⸗ ſcheint der Schluß berechtigt, daß der Reickskanzler im Amte bleiben wird. Ueber die Schritte, die getan werden ſollen, um die unerfreuliche politiſche Situa⸗ tion zu beenden, bleibt man jedoch auf vage Ver⸗ mutungen angewieſen.— Der Kaiſer begab ſich gegen 1 Uhr zum Frühſtück auf die franzöſiſche Jacht„Ari⸗ adne“ des eHrrin Meunier und entſprach damit einer ſchon vor einiger Zeit an ihn ergangenen Einladung. Der Reichskanzler blieb zum Frühſtück auf der„Hohen⸗ zollern“ und fuhr um 2 Uhr wieder nach Berlin. Daß Bülow im Amte bleiben ſoll, darauf deutet auch hin, daß ſeine Preſſe den Kaiſer gegen die Konſervativen ausſpielt. Eines ſeiner Blätter will„von ſonſt gut unterrichteter Seite“ erfahren haben, der Kaiſer ſei ſehr verſtimmt gegen die Konſervativen, nicht nur wegen der Ablehnung der Erbanfallſteuer, ſon— dern namentlich„wegen eines Falles, der dem Kaiſer erſt geſtern bekannt geworden ſei“. Infolgedeſſen habe der Kaiſer den Reichskanzler telegraphiſch erſuchen laſſen, ſofort nach Kiel zu kommen. ö Ueber den Lauf der Dinge wird man mohk nach eini⸗ Dienſtag, den 29. Juni 1909. gen Tagen etwas erfahren. Wahrſcheinlich iſt, daß jort⸗ gewurſtelt werden wird. 121 f Das neue Bülowprogramm wird in der„Nordd. Allg. Ztg.“ alſo dargeſtellt: ö „Die Regierung muß von der neuen Mehrheit den Beweis erwarten, daß ſie nach Ablehnung der Erb⸗ ſchaftsſtener Reformvorlagen zu bieten vermag, die mit den Grundſätzen der Gerechtigkeit vereinbar ſind „und nicht ar die Quellen des Wohlſtandes des Landes rühren.“ ö Der Liberalismus aller Schattierungen wird alſo kalten Herzens preisgegeben! Eine gerechte Beſitzſteuer. Die phraſenhafte Propaganda der liberalen Preſſe für die Erbanfallſteuer hat den Erfolg gehabt, daß weite Volkskreiſe es faſt als ein Dogma anſehen, die Erban⸗ ſallſteuer bilde die einzige Art einer gerechten und allge⸗ meinen Beſitzbeſteuerung. Daß gegen die Steuer ſchwerſte Bedenken beßſehen, wird dabei vollſtändig überſehen, eben⸗ ſo, daß ſie nach ihrem Ertrage, der auf höchſtens dreißig Millionen zu ſchätzen iſt, nur als Kammerbild einer Be⸗ ſitzzhteuer angeſehen werden kann, endlich auch jenes Be⸗ denlen, daß ſie rückſichtlich des mobilen Kapitals, das ſo wie ſo ſchon verhältnismäßig viel zu gering beſteuert iſt, der Steuerdrückerei Tür und Tor öffnet. Vor allem aber wird ganz überfehen die Frage, ob nicht eine andere Art der Beſitzbeſteuerung möglich iſt, der nicht die ſchwe⸗ ren Bedenken, die der Erbanfallſteuer entgegenſtehen, die allgemein und gerecht wirkt und dabei einen angemeſſenen Ertrag garantiert. Auf eine ſolche Steuer hat in den letz⸗ ten Tagen Juſtizrat Kauſen hingewieſen, und es erſcheint uns an der Zeit, daß die öffentliche Meinung ſich etwas näher mit dieſem Steuervorſchlag, der Reichsvermögens⸗ zuwachsſteuer, beſchäftigt. Juſtizrat Kauſen hat die Vor⸗ teile dieſer Steuer in unanfechtbarer Weiſe begründet. Die Erhebungsform wird eine verhältnismäßig einfache ſein. Die Steuer wird zwar ebenſo wie die Zölle in den ein⸗ zelnen Jahren Erträgnis von veeſchiedener Höhe brin⸗ gen, das Steigen und Fallen wird aber ſchon mit Rück⸗ ſicht darauf, daß zwiſchen den einzelnen Erwerbsſtänden ein gewiſſer Ausgleich ſtattfindet, vorausſichtlich kein allzu ſprunghaftes ſein. Jede erhebliche Vermögensvermehrung, auf welchem Gebiete ſie auch eintreten möge, wird von dieſer Steuer gleichmäßig erſaßt. Damit dürfte die Steuer alle diejenigen befriedigen, welche an der Einſeitigkeit der anderen Profekte Anſtoß nehmen, denn einesteils unter⸗ liegen derſelben ohne weiteres alle Vermögen, auch Fi⸗ deitommiſſe, andernteils bildet nicht nur der Erbſchaftsge⸗ winn, und der Bodengewinn, ſondern auch jeder andere Gewinn einen Rechnungsfaktor bei der Berechnung des Vermögenswertzuwachſes. Dahin gehören namentlich die 23. Jahrgang. großen Vermogensvermehrungen, welche aus techniſchen und kaufmänniſchen Unternehmungen erzielt zu werden pflegen. Selbſtverſtändlich kommt nur der Mehrwert des ganzen Vermögens in Betracht, eingetretene Verluſte und Abgänge müſſen erſt durch Gewinne und Zugänge aus⸗ geglichen ſein, ehe von einem Mehrwert des ganzen Ver⸗ mögens geſprochen werden kann. Der Ertrag der Steuer wird bei niedrigen Sätzen, die natürlich progreſſiv zu ge⸗ ſtalten ſind, mindeſtens 100 Millionen betragen. Einen gewiſſen Anhalt geben die amtlichen Berichte über das Ergebnis der preußiſchen Ergänzungsſteuer, welche eine jährliche Steigerung des Geſamtvermögensbeſtandes von über 3000 Millionen erkennen laſſen. Dabei handelt es ſich nur um Preußen. Die Vermögenszuwachsſteuer darf als eine gerechte und allgemeine, dabei ertragreiche Be⸗ ſitzkteuer bezeichnet werden, die den beſonderen Vorzug hat, daß ſie gleichmäßig und ſozial verſöhnend wirkt. Im gegenwärtigen Augenblicke würde ſie noch den beſonderen Vorzug haben, daß ſie geeignet erſcheint, eine Löſung der Beſitzſteuerfrage darzuſtellen der alle Parteien gleichmä⸗ ßig zuſtimmen können. Ihre Einführung würde ſowohl die Erbanfallſteuer als auch die Reichswertzuwachsſteuer überflüſſig machen. Es dürfte auch noch keineswegs zu ſpät an der Zeit ſein, an die Einfügung der Reichsver⸗ mögenszuwachsſteuer als Beſitzſteuer in die Finanzreform zu denken. Die Unterlage für die Berechnung des Er⸗ trages würde nicht ſchwer zu beſchaffen ſein, ſofern ſie nicht bereits im Reichsſchatzamte zur Hand liegen. Für Preußen geben die Ergänzungsſteuerveranſchlagungen ge⸗ nügendes Material, es darf auch daran erinnert werden, daß bei der Prüfung der Frage der Veredelung der Ma⸗ trikularbeiträge der Geſamtvermögensbeſtand der einzelnen Staaten einer Feſtſtellung unterzogen worden iſt. Wir ſind gewiß, daß eine Reichsvermögenszuwachsſteuer noch im Reichstag eine ſichere Mehrheit finden würde. r Zur„Brotwucher“-Interpellation. Die ſozialdemokratiſche Interpellation über die gegenwärtigen hohen Getreidepreiſe wird nunmehr am kommenden Mittwoch den Reichstag beſchäftigen. Der Reichstag wird vermutlich, wie immer bei Ausſprachen auf dieſem Gebiete, erregte Debatten ſehen. Für die breite Maſſe der Broteſſer ſind dieſe ungeheuerlichen; Getreidepreiſe wachrlich nicht harmlos, zumal auch noch feſtſteht, daß unſere Getreide bauende Landwirtſchaft es nicht iſt, die davon Nutzen hat. Es wird daher gut ſein, zu erörtern, in welchem Grade die von den ſozial⸗ demokratiſchen Interpellanten vorgeſchlagenen Abhilfs⸗ mittel wirkſam ſein können. Die Sozialdemokratie verlangt Aufhebung der Zölle für einige Zeit, bis zur Wiederkehr normaler Verhältniſſe. Die gegenwärtige Notlage aber iſt nicht auf die Zöble zurückzuführen: denn Deutſchland hatte . ˙ ä ¾ᷣ n S8 Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 671(Nachdruck verboten.) Suſe hatte das Haus wieder verlaſſen, um ihren anderen Pflichten nachzugehen. Mann und Frau waren allein. Hedwig erklärte, ſie fühle ſich weit beſſer, vielmehr ganz wohl und munter. Sie zog ihren Stuhl dicht neben den ihres Mannes und plauderte lebhaft, während er dem Eſſen tüchtig zuſprach. „Wie lieb und gut Du biſt, Hedwig. Siehſt Du, ſo iſt es reizend. Wenn Du ſo weiter verſuchen willſt, dann glaube ich, wirſt Du mich auch lieben lernen.“ Es war rührend, wie diefer ſtarke, robuſte Mann um die Liebe ſeiner Frau warb. „Es wird ſchon werden“, erwiderte dieſe freundlich.„Sag' mal, Georg, Du haſt doch nichts dagegen, wenn ich heute nach⸗ mittag zu Tante Fanny gehe?“ Sie brachte dieſe Worte kühl, ruhig heraus, dennoch weckten ſie in Schöneichs Bruſt ſofort einen heimlichen Verdacht. „Sieh mir mal offen in die Augen“, verſetzte er kurz. Sie ſah ihn ruhig an, ohne mit der Wimper zu zucken. „Nein, Du bleibſt zu Hauſe“, entſchied er in beſtimmtem Tone.„Gib Dir keine Mühe, es bleibt bei dem, was ich ſagte. Wenn Du eine gute Frau biſt und tuſt, was ich will, ſo werde ich den Wagen herausholen laſſen und Dich heute abend ein Stündchen ſpazieren fahren.“ „O ja, das iſt nett“, entgegnete Hedwig, die ſich wohl⸗ weislich nicht merken ließ, wie ſehr ſeine abſchlägige Antwort ſie verſtimmte. Sie beugte ſich nieder und hob ein Stückchen Brot auf, welches zu Boden gefallen war. Sie wußte recht gut, ihr Mann würde es nicht zugeben, daß ſie die Verabredung mit dem Baron innehielt. Aber dies mußte ſie ermöglichen, koſte es, was es wolle, und wenn ſie die unerlaubteſten Mittel, anwenden ſollte. Hedwig dachte und Lachte. daß ſie kaum einen Biſſen zu eſſen vermochte. Sie war innerlich ſo erregt, Schöneich um⸗ gab ſie mit all ſeiner großen Zärtlichkeit und flüſterte ihr die innigſten Liebesworte zu. Sie ließ es ſich ruhig gefallen. Endlich ſtand er auf. „Ach, das war eine reizende Mahlzeit!“ rief er glücklich aus.„Wenn es doch immer ſo ſein könnte! Ich bin um fünf Uhr wieder da, Schatz. Du kannſt etwas Tee bereit halten.“ „Nein, Du bekommſt keinen Tee, verſetzte Hedwig.„Du biſt jetzt immer ſo früh aus dem Bett und brauchſt viel Schlaf. Du mußt heute nach dem Veſperbrot ein bißchen ſchlafen. Tee regt die Nerven nur auf, ich werde Dir eine Flaſche Porter geben.“ „Porter?“ rief der Pächter freudig überraſcht— Porter war nämlich ſein Lieblingsgetränk—„ich wußte gar nicht, daß Du welchen im Hauſe haſt.“ „Ja“, verſetzte ſie lachend,„ich habe kürzlich ein paar Flaſchen für Dich mitgebracht. Doch nun eile, Georg, es wird Zeit, daß Du fortkommſt.“ „Du ſcheinſt wirklich den beſten Willen zu haben, lieb zu mir zu ſein“, ſagte Schöneich freudeſtrahlend.„Wie beſorgt Du auf einmal um mich bſt! Wie mich das beglückt! Alſo ich ſtelle mich um fünf Uhr zum Porter ein. Gib mir einen Kuß auf den Weg.“ Er ging fort. Hedwig beobachtete ihn, während er über den Hof ſchritt. Ihre Wangen glühten, ihr Herz klopfte zum Zerſpringen. Sie hatte einen kühnen Entſchluß gefaßt— ſie wollte ihn mittelſt Porter betäuben.— Schöneich war weder ein ſchläfriger, noch ein bequemer Menſch. Er arbeitete hart vom frühen Morgen bis zum Abend, ohne ſich irgendwelche Extravaganzen zu gönnen. Er zog im allgemeinen Tee oder Kaffee jedem anderen Getränk vor, aber Porter— ja, das war ein Labſal, eine Delikateſſe für ihn. „Er ſoll ſchlafen“, ſagte Hedwig zu ſich,„das wird ihm auch gut tun. Als ich Tantes Zahnſchmerzentropfen zum erſten⸗ mal hinunterſchluckte, ſchlief ich volle acht Stunden hinter⸗ einander wie ein Murmeltier. Wie elend war mir zu Mute, als ich mich hinlegte, und wie friſch und leicht fühlte ich mich beim Erwachen! Georg muß ſchlafen, während ich fort bin. Ich werde ihm ein paar von den dunklen Tropfen ins Bier gießen, danach wird er wunderſchön ſchlafen, ich kann ruhig fort⸗ gehen und längſt wieder zu Hauſe ſein, bevor er aufwacht. Auf dieſe Weiſe erfährt er nichts.“ Sie traf alle ihre Vorbereitungen mit größter Vorſicht und Liſt. Gegen dreiviertel fünf Uhr begab ſie ſich in die Küche und zog die Flaſche auf, welche ſofort überſchäumte; nun füllte ſie einen Teil des Porters ſorgfältig in ein großes Glas— plötzlich vernahm ſie die Schritte ihres Mannes. Haſtig ver⸗ barg ſie das Fläſchchen mit den Opiumtropfen in ihrer Kleider⸗ taſche und lauſchte. Schöneich blieb im Hofe ſtehen, dann trat er in den Pferdeſtall. Ehe er von dort zurückkam, ver⸗ gingen gewiß zwei Minuten— alſo ſchnell— ſonſt war die Gelegenheit vorüber— mit größter Haſt nahm ſie das Fläſchchen wieder aus der Taſche, goß einen Teil des Inhalts, den ſie für gering, aber doch für genügend hielt, in das Glas, korkte die kleine Flaſche wieder zu und verſteckte ſie abermals in der Taſche. Dann rührte ſie den Inhalt in dem Glaſe um, nahm die Porterflaſche wieder zur Hand, behielt ſie eine Weile in derſelben, ohne ſich zu rühren und fing erſt wieder an, das übrige Bier langſam in das Glas zu füllen, als ſie ihren Mann ſchnell auf das Haus zukommen ſah. Ihr Geſicht brannte, ihr Herz klopfte ungeſtüm, als wolle es ihr die Bruſt zerſprengen, und ihre Augen glänzten wie im Fiebe, „Jetzt trat ihr Mann in die Küche. 8 „Da bin ich, Weibchen“, ſagte er freundlich.„Du biſt dich ein zu liebes Geſchöpf, Hedwig. Ich habe mich heute ganz beſonders auf das Heimkommen und auf Deinen Porter gefreut!“ g (Fortſetzung folat) — — ——— EE 1908 eine überreiche Ernte; hervorgebracht, wird. g Daß ſich trotzdem e wickeln konnte, es hat mehr Getreide als bei uns in Deutſchland verbraucht ine derartige Kalamität ent⸗ daß der Weizen den unerhört hohem Stand von mehr als 250 Mark erreichen konnte, während der Roggen zeitweilig 200 pro Tonne koſtete, das iſt eine Folge der Mißernte in verſchiedenen wichtigen Ge⸗ ſtreideländern. ſich in eine große Gefahr b heute unter der Getreideno weil es mit ſeinem Getreidebedarf faſt ganz auf Amercka und Rußland angewieſen iſt. hat, nutzt da ebenſowenig, wenn im Auslande kein G dann nutzt es nichts, hereinkommen kann. Nicht ſo einfach liegt Sozialdemokratie verlangt Iden titätsnachweiſe gerade Sozialdemokraten e Herzen heraus gegen den Identitätsnachweis als gegen eine agrariſche Einrichtung forderte nämlich in den erſten Jahrzehnten ſeit Inkraft⸗ treten der erſten Zollgeſetze bei der 5 wenn Zollfreiheit beanſprucht wurde, den Nachweis, daß dieſes einzuführende Getreide aus Deutſchland ausgeführt worden ſei. Dieſer Identit gehoben worden, weil der ſpekulative und die Sozialdemokratie Handelsfreundliche begeiſterte. die Landwirte in den Grenzb verbindungen und ſchwierigen Inlandsverbindungen— das klaſſiſche Beiſpiel dafür dieſen Auslandsverkehr eingerichtet. treide ins Ausland aus fuhrſchein“, Wiedereinfuhr vergütet wird. aus geführt, auf das bei de und Zu zahlen ſein würden, dann bekommt der Exporteur einen Einfuhrſchein auf 100 Mar mun keinen Roggen einzuführ wärtig dafür vielfach— Petroleum eingeführt. Wie das wirkt, zeigt folgende Zuſammenſtellung: Ausfuhr in Tonnen 1907 1908 Weizen 97 000 261000 Roggen 233 000 594 000 Hafer 348 000 495 000 Dieſer außerordentlichen Steigerung der Ausfuhr müßte eine entſprechende Zunahme der Einfuhr gegen⸗ überſtehen. Trotzdem aber ergeben ſich folgende Zahlen: Einfuhr in Tonnen 1907 1908 Weizen 2 454 000 2 090 500 Roggen 6 08 000 347000 Hafer 323 000 300 500 Es ſteht alſo einer bedeutend geſteigerten Aus⸗ fuhr ein zum Teil ſehr erheblicher Rückgang in der Ein fuhr gegenüber. Würde der Identitätsnachweis wieder verlangt wer⸗ In den abgelegenen Bezirken mit ſchlechten Inlandsverbindungen würde es die Preiſe Ob es aber im allgemeinen würde, das iſt eine andere den, dann hörte das auf. zm einiges herabdrücken. ain dieſer Richtung wirken Frage. Vielleicht iſt die Frage in Ausfuhrſcheine für Roggen n Weizen nur Wetzen, und ſo dürfte. Damit Preiſen erreicht und doch der Riegel vorgeſchoben werden. der die Höhe des Zolles angibt, der bei der würde der erſtrebte Ausgleich in den l Mit der Vernachläſſigung des Getreide⸗ baues in anderen, ſogenannten Induſtrieländern, hat man egeben. England z. B. leidet t noch mehr als Deutſchland, Daß England keine Zölle wie es bei uns ſchadet; denn zetreide mehr vorhanden iſt, wenn das Getreide ungehindert Mit der Aufhebung der Getreide⸗ Zölle iſt uns alſo keineswegs geholfen. die Sache bei der von der en Wiedereinführung des 8. Komiſch iſt, daß ſ. 3] s waren, die aus tiefſtem gedonnert haben. Das Reich Einfuhr von Getreide, ätsnachweis iſt damals auf⸗ Handel es wollte, ſich dafür, wie für alles Inzwiſchen haben nun ezirken mit guten Auslands⸗ iſt Oſtpreußen— ſich auf Sie führen ihr Ge⸗ bekommen dafür einen„Ein⸗ Wird ein Quantum Roggen r Ein fuhr 100 Mark Zoll k Zoll. Damit braucht er en; es wird vielmehr gegen- der Weiſe zu löſen, daß auf ur Roggen, auf ſolche für weiter, eingeführt werden wildeſten Spekulation ein Politiſche Rundſchau. Der polniſche Windmühlenbe⸗ Oſtmark⸗Kulturbild. ſitzer Tokarſti, Abbau Oſtrowo gel ſeiner Windmühle rot und w ei ß angeſtrichen. Die dortige Polizei hat hierin eine allpolniſche Demonſtration erblickt und angeordnet, die landesfeindlichen Farben aus⸗ Dem widerſetzte ſich der Müller und legte Be⸗ der Strafkammer in Oſtrowo ein. kannte auf eine Strafe, da ein Verſtoß gegen die Polizei⸗ verordnung vom 12. April 1891 vorliege. umerzen. fung bei verordnung ſchreibt u. a. vor: erſcheinen, die öffentliche Ruhe den, dürfen nicht öffentlich aus ſcheidung focht der Müller dur gericht an. Das Kammergericht begründet zurück, indem u. a. wähnte Polizeiverordnung finde ihre Grundlage in§ 6 des Polizeiverwaltungsgeſetzes. zeibehörde für Ruhe und Ordn chen verſtehe man einen lebloſen Gegenſtand, dem Zwecke ausgeſtellt werde, gen auszudrücken. offenbar vorgenommen, um vo das Deutſchtum zu demonſtrie magſt ruhig ſein! Liberale Kampfesweiſe. darauf hinweiſen müſſen, rale Blätter im Geſellſchaftlichen Korreſpondenz erkandidatur Stolberg mit Spahn und Erzberger als Mi⸗ niſtern oder Staatsſekretären. dem Wuppertal hat es geſchmackvolle Thema:„Der B Igel.“ Sie ſelbſt muß feſtſtellen, daß dieſer zialdemokratiſchen Blättern geſtanden habe, aber nicht zu vermuten, ſeien„höchſtwahrſcheinlich“ ſuchen. zialdemokraten! Ein Blinder ka demokratiſche Preſſe nur deshalb in dieſer verletzenden Form vom Bundesrat ſpricht, um dieſen aufzureizen und Der Anſtrich ſei von dem Angeklagten welch unwahrhaftiger, freilich ebenſo geſchmackloſer und plumper Mittel ſich manche libe⸗ Kampfe gegen Konſervative und Zentrum edienen. Wir erinnern an den albernen Witz der Neuen ſogar fertig gebracht, dieſe liberale Hetzerei als einen ſchlechten Witz— des Zentrums zu be⸗ zeichnen und darüber vor Entrüſtung zu triefen! kommt die Magdeburgiſche Zeitung an die Reihe. Dieſes nationalliberale Blatt leitartikelt in Nr. 315 über die Urheber dieſer„Meldung“ im Lager des Zentrums zu Als wenn in der Finanzreform zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie beſtänden nicht vielmehr Verbindungen zwiſchen Liberalen und So⸗ iſt erſt 39 J (Bez. Poſen), hat die Flü⸗ Dieſe er⸗ Die Polizei⸗ Zeichen, welche geeignet und Ordnung zu gefähr⸗ geſtellt werden. Dieſe Ent⸗ ch Reviſion beim Kammer⸗ wies die Reviſion als un⸗ ausgeführt wurde, die er⸗ Hiernach habe die Poli⸗ ung zu forgen. Unter Zei⸗ welcher zu Gedanken und Empfindun⸗ n polniſcher Seite gegen ren.— Lieb Vaterland, Wiederholt haben wir über die konſervative Kanz⸗ Ein liberales Blatt aus Nun griff im November 1908 ein anderes Mittel, um die Regierung auf die Krupperweiterung aufmerkſam zu 5 das machen, wobei ſich herausſtellte, daß die Admiralität undesrat 5 7 der Regierung bis dahin nichts mitgeteilt hatte. Satz in ſo⸗ ſie entblödet Verbindungen und un ſehen, daß die ſozial⸗ überall bekämpft. ſämtlicher anarchiſtiſcher, ſozialiſtiſcher und republikani⸗ miralität jedoch ja ſogar ſich fetzt ein Jude Mitglied des engliſchen Miniſteriums iſt. Der neuernannte Kanzler des Herzogtums Lancaſter, Herbert Samuel, iſt das erſte jüdiſche Mitglied des Kabi⸗ netts in der engliſchen Geſchichte. Er war bisher Unter⸗ ſtaatsſekretär im liberalen Politiker. ſcharf zu machen gegen die eichstagsmeyryeit, rei auch das nationalliberale Magdeburger Blatt. Zentrumsmann müßte ja„Tinte geſoffen“ haben, er eine ſolche Dummheit machte, Ztg. zutraut. welchen Bedingungen die Stimmen der Polen für die Erb rale Gerede von der heit“. nen die Trauben nicht zu ſauer wären. trum wollen ſie ja gar nicht nur mit ihnen ſtimmen möchte. Alle Stimmen ſind ihnen recht,„klerikale“, polniſche und— beſonders ſozialdemo⸗ kratiſche, wenn ſie nur die Erbanfallſteuer damit durch⸗ drücken können. Hakatiſtiſche Grasverpachtung. In der Nummer 70 vom 17. Juni d. J. des„Wirſitzer Kreisblattes“ fin⸗ det ſich folgendes Inſeral: Grasverpachtung! Dienstag, den 22. Juni dſs. 8 nachmittags 2 Uhr, werden die gemeinſchaftlichen Wieſen von Eichenhagen meiſtbietend gegen Barzahlung im Gaſt⸗ hauſe verpachtet werden. An Kat holiſche darf nicht verpachtet werden. Der Gemeindevor⸗ ſteher. Dasſelbe Kreisblatt bringt in Nr. nachſtehende Anzeige: Grasverpachtung! Dienstag, den 22. Jum d nachmittags 2 Uhr, werden die gemeinſchaftlichen Wieſen von Eichenhagen meiſtbietend gegen Barzahlung im Gaſt⸗ hauſe verpachtet werden. An Polen darf nicht verpachtet werden. Der Gemeindevorſteher. Dieſe Anzeigen ſprechen Bände. l 295 ie Drohnote des Reichskanzlers über die Kotierungs⸗, Mühlenſteuer und den Kohlen⸗ ausfuhrzoll ſoll an die konſervative Frak⸗ tion gerichtet ſein. Jedenfalls heißt es, ſie ſei dieſer im Auftrage des Reichskanzlers mitgeteilt worden. Was daran Wahres iſt, iſt ſchwer zu ſagen; jedenfalls iſt das Vorgehen neu; daß das Centrum einen ſolchen Liebesbrief als zwecklos nicht erhalten hat, verſteht ſich beinahe von ſelbſt. 5 t! Der Hanſabund hat bei ſeiner Konſtituierung drei Vo rſitzende für nötig gehalten, damit Handel, Induſtrie und Gewerbe in gleicher Weiſe vertreten ſind. Das kann noch gut werden.— Der Kaiſer hat ſich in Hamburg den Vorſitzenden des Hanſabundes, Herrn Ge⸗ heimrat Rießer, vorſtellen laſſen und ein längeres Geſpräch mit ihm geführt, das auch politiſche Fragen be⸗ 8 über deſſen Inhalt aber Stillſchweigen bewahrt rd. 5 0 Ein nationalliberaler Parteitag wird am nächſten Sonntag, den 4. Juli, ſtattfinden. In der„Nationallib. Korreſpondenz“ wird mitgeteilt, die Entwickelung der inge im Reichstage habe den geſchäftsführenden Aus⸗ ſchuß des Zentralvorſtandes der nationalliberalen Par⸗ tei veranlaßt, unter Verzicht auf die Tagung der Geſamt⸗ partei, die für Anfang Oktober d. J. in Eiſenach in Aus⸗ ſicht genommen war, zu Sonntag, den 4. Juli, einen allgemeinen Vertretertag nach Berlin einzuberufen. Der Tagung geht am 3. Juli eine Sitzung des Zentralvor⸗ ſtandes voraus.— Augenſcheinlich will man darüber be⸗ raten, wie man wohl den Block zu retten und ſich in die Poſition des„Retters“ zu ſchieben vermöchte. * Kirche und Schule. 1 Kardinal Satolli, der unter Papſt Leo XIII. eine beträchtliche Rolle ſpielte und auch längere Zeit apoſtoli⸗ ſcher Delegat in Amerika war, liegt an einer Lungenent⸗ zündung ſchwer darnieder. Europäiſches Ausland. Italien. ? Der Zarenbeſuch wird von radikaler Seite Der Jungſozialiſtiſche Generalaus⸗ ſchuß kündigt an, daß eine Verſammlung von Vertretern Auch das Zen⸗ „ausſchalten“— falls es 71 vom 19. Juni ſcher Vereine einberufen werden ſollte. Dieſelbe ſoll Maß⸗ regeln zur Verhinderung der Italienreiſe des Zaren beſchließen.. England. * Immer neue Fälle von Spionitis! Seit Wochen liegt den Engländern die Erweiterung der Kruppwerke auf der Seele, obwohl ſie das als eine fremde Sache nichts angeht. Jetzt haben ſie ſogar in den eigenen Reihen Verräter entdeckt. Der„Standard“ ver⸗ öffentlicht ein anonymes, aber wohl von einem Mitgliede der Admiralität herrührendes Schreiben, woraus her⸗ vorgeht, daß der Verfaſſer dieſes Schreibens im Mai des Jahres 1906 die Admiralität von der großen Er⸗ weiterung der Kruppwerke benachrichtigte, daß die Ad⸗ dem Berichte keinen Glauben ſchenkte, darüber luſtig machte. Der Verfaſſer er⸗ * Mit Genugtuung ſtellen liberale Blätter feſt, daß Miniſterium des Innern(Home Office), Jahre alt und gilt als einer der ffähigſten 8 e Frankreich. 1 und ge⸗ nau dasſelbe bezweckt mit ihrer Ausſchlachtung dieſer Hetze⸗ Ein wenn wie ihm die Magdeb. Schließlich müſſen wir auch die Frankfur⸗ oder nicht, wenn dieſe Sondierung tatſächlich ſtattgefun⸗ den hat, ſo beleuchtet ſie in erheiternder Weiſe das libe⸗ „konſervativ⸗klerikal⸗polniſchen Mehr⸗ Was ſie den Konſervativen zum Vorwurf machen, das möchten die Liberalen ſelbſt ſehr gern tun, wenn ih⸗ Kompagnie des 14. hof verſammelte und die ihren Groll gegen einen mit Arreſt beſtraft. ter Zeitung annageln, die behauptet, nach der Abſtimmung* Das Panzerſchiff„Carnot“ erlitt bei einem Ma⸗ ſei aus dem Zentrum der höhniſche Ruf:„Und Bülow?“ ſchinenmanöver eine Havarie; es mußte infolgedeſſen erklungen. Diesmal können wir die Frankf. Ztg. ſogar zum Zweck der Reparatur in das Arſenal zurückkehren. mit der 1 Ztg. ſchlagen, die in 155 675 berichtet: Türrei. „Bülow! Bülow!“ riefen die Sozialdemokraten. Und das r a n e ſind doch wohl die Bundesgenoſſen und nächſten Nachbarn den. E. n e der Demokraten von der Farbe der Frankf. Ztg. halten. Der höchſte Kriegsrat hält unter dem Vorſitz Liberale Umwerbung der Polen. Wie der„Ber⸗ des Kriegsminiſters faſt täglich Sitzungen ab. Der Sultan liner Univerſal⸗Korreſpondenz“ mitgeteilt wird, hat dieſer läßt ſich über den Stand der Kretafrage fortlaufend Tage ein bekannter liberaler Parlamentarier inoffiziell die[ berichten. 1 polniſche Reichstagsfraktion ſondiert, um zu hören, unter? Die Konſtantinopeler Polizei entdeckte eine Ver⸗ ſchwörung armeniſcher Geheimbünde, die aus Rache für anfallſtener gewonnen werden könnten. Die Beſprechun⸗] das Blutbad in Adana in Konſtantinopel ein Maſſakre gen hätten durchaus unverbindlichen Charakter gehabt. Ob anrichten und die Intervention der Mächte provozieren die Sondierung mit Wiſſen der maßgebenden Stellen] wollten. ſtattgefunden habe, ſei nicht bekannt. Ob„unverbindlich“ Aſien. 5 Perſien. dem Schah nichts mehr, ſein Volk um gut Wetter bittet: Der Schah hat ein⸗ geſehen, daß die Bevölkerung mit allen bisher gege⸗ benen Rechten unzufrieden iſt und hat i Folgedeſſen der kaiſerlichen Druckerei Befehl erteilt, das neue Wahl⸗ geſetz, welches bereits zum Druck gegeben war, nicht drucken zu laſſen, ſo daß ſeine Veröffentlichung nicht ſtattfinden wird. Dieſe Maßnahme des Schahs wird jedoch die Lage nur verſchlimmern. In der vergangenen Nacht fand in Teheran ein Feuergefecht ſtatt an. einem der ſüdlichen Stadttore. . China. * Die chineſiſche Regierung hat vor wie aus Shanghai gemeldet wird, bei der engli⸗ ſchen Regierung angefragt, um welchen Preis ſie Weihaiweih zurückgeben würde, das als Baſis für die rekonſtruierte chineſiſche Flotte in Ausſicht genommen war. England hat jedoch 20 000 000 Pfund verlangt, eine Summe, die China augenblicklich nicht aufbringen kann. Es hat deshalb den Plan vorläufig fallen laſſen⸗ Admiral Sah hat in Peking vorgeſchlagen, San⸗Mun⸗ Bai in der Provinz Tſche⸗kiang in einen Kriegshafen zu verwandeln, was angeblich mit einem Koſtenaufwand von etwa 4000 000 Pfund geſchehen kann. . * Es hilft wenn er jeßt einiger Zeit, Deutſcher Reichstag. 955 Berlin, 25. Juni. 2. Leſung wurde heute zunächſt der Immobilien umſatzſtempel in der Faſſung der Kommiſſion(Erhöhung auf ½ Prozent) angenommen. In der Debatte erklär⸗ ten Baſſermann(ntl.) und Wiemer(frſ. Vp.), daß ſie nach dem geſtrigen Ausgang der Erbſchaftsſteuerdebatte ämtliche Anträge zur Finanzreform nunmehr ab⸗ lehnen werden. Baſſermann empfahl der Regierung Auflöſung des Reichstags, wobei er bemerkte, das Centrum habe geſtern R ache für 1906 genom⸗ men, eine Unterſtellung, die der Abg. Spahn(Ctr.) energiſch zurückwies. Ohne erhebliche Debatte wurde dann das Wechſelſtempelgeſetz in der Faſſung der Kom- miſſion angenommen. Es folgte die Beratung der Kom⸗ miſſionsbeſchlüſſe betr. Kaffee⸗ und Teezollerhöhung. Abg. Dr. Spahn(Ctr.) machte dabei die definitive Stellung ſeiner Partei von dem Ausfall der Geſamtſteuerver⸗ mehrung abhängig. Dann wurde dieſe orlage gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der freifinni⸗ gen bie ich dase angenommen. In vorgerückter Stunde wandte ſich das Haus dann noch der Gli körperſteuer zu Abg. Oi. Muller e nin gen(frſ. Bp.)— dabei dar⸗ auf, daß ſeinerzeit bayeriſche Centrumsabgeordnete ſcharfe Reden egen dieſe Steuer gehalten hätten. Abg. Dr. Pichler(Ctr.) zeigte demgegenüber, daß es ſich 8 05 9 e Nes deren Belaſtung. as Centrum noch heute ablehne; hier aber handelt es ſi um Licht. Schließlich wurde die Glühkörperſteuer 15 in namentlicher Abſtimmung mit 185 gegen 160 Stimmen angenommen. e der Feſtſetzung der Tagesordnung der nächſten Sitzung ſchlägt Abg. Singer(Soz.) vor, ſchon morgen eine Sitzung abzuhalten, um dem Reichskanzler Gelegenheit zu Erklärungen über die Lage zu geben. er Antrag wird unter großer Heiterkeit des ganzen Hauſes abgelehnt. Nächſte Sitzung Mittwoch mit der Tages⸗ ordnung: Interpellation Albrecht(Soz.) über die Ge⸗ treidepreiſe. 1 55 . Soziales. I Ein internationaler Kongreß für Arbeitsloſen⸗ verſicherung. Es ſind gegenwärtig infolge einer An⸗ regung franzöſiſcher Sozialpolitiker Verhandlungen zwi⸗ ſchen den europäiſchen Kulturſtaaten im Gange, um das Problem der Arbeitsloſenverſicherung auf internationaler Baſis zu erörtern und eine Löſung herbeizuführen⸗ 4 F Der chriſtliche Metallarbeiter⸗Verband veröſſentlicht eine Statiſtik über ſeine Bewegungen und Kaſſenverhältniſſe im letzten Jahre. Daraus iſt folgendes zu entnehmen. Die Streikunterſtützungen betrugen im Jahre 1908 29 506 Mark gegen 69 312 Mark im Jahre 1907. Der Verband war an 105 Bewegungen beteiligt und zwar mit 3154 Mitg iedern gegen 6223 im vorher⸗ gehenden Jahre. 39 Bewegungen wurden allein geführt und in 59 ſtellte der Verband die Mehrzahl. Es wurden erhebliche Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen erreicht. Die Lohnerhöhung beträgt für die Beteiligten durchſchnittlich für den Kopf 65 Mark, für Arbeitszeitver⸗ kürzung pro Jahr und Kopf der Beteiligten 235 Stun⸗ den. 9 Tarifverträge wurden abgeſchloſſen. Der ſozial⸗ demokratiſchen Preſſe iſt dieſe Tatſache ſehr unangenehm, daß im vergangenen Jahre der chriſtliche Metallarbeiter⸗ Verband erheblich beſſer finanzill abgeſchnitten hat als der große ſozialdemokratiſche Verband. Das Vermögen des chriſtlichen Verbandes ſteigerte ſich um 127 000 M., das des ſozialdemokratiſchen Verbandes verringerte ſich um 660 000 Mark. Auf den Kopf und Mitglied entfallen an Verbandsvermögen im ſozialdemokratiſchen Verbande 9 Mark, im Hirſch⸗Dunckerſchen Gewerkverein 14 Mark, im chriſtlichen Metallarbeiterverband dagegen 27 Mark. Wol⸗ len die Genoſſen nun noch mit dem Märchen hauſieren * Wiederum meuternde Tr up Ben! Aus Partbe⸗ gehen, die Chriſtlichen hätten kein Geld? nay(Dep. Sevres) wird den Blättern gemeldet, daß eine Regiments ſich auf dem Kaſernen⸗ Internationale anſtimmte, um Hauptmann Ausdruck zu geben. Der Regimentskommandeur hat die ganze Kompagnie —— Unt funk und dhl schaft deln de an Que wein dan hegen lien ⸗ 7 1 1 in Il en en An⸗ i⸗ das ler 3 2* A a K W 2 8 21 — 4 — 1 * Aus Stadt und Land. ** Ein großer Beamtenbeſtechungsprozeß ſteht in Köln bevor. Dort iſt ein Prozeß wegen Aktenverrats und Beſtechung von der Staatsamwaltſchaft eingeleitet worden. In die Angelegenheit ſoll eine ganze Anzahl von Regierungs⸗ und Gerichtsunterbeamten ſowie von Schutz⸗ leuten verwickelt ſein. Der Inhaber des juriſtiſchen Bureaus Sieg u. Roſenbaum, bei dem der Fnhalt des Aktenmaterials verraten wurde und der Beſtechungen begangen haben ſol, ſowie mehrere Gerichtsdiener und Kanzliſten ſind in den letzten Tagen verhaftet worden. In der Typhusepidemie in Altwaſſer(Schleſien) hat ſich bisher weder ein Rückgang noch ein Stillſtand in den Erkrankungen bemerkbar gemacht. Amtlich ſind 384 Krankheitsfälle gemeldet, privatim werden dieſe aber auf mehr als 600 geſchätzt. Todesfälle ſind bis⸗ her 18 vorgekommen. Mit Rückſicht auf die Krankheit ordneten die Schulbehörden bereits jetzt den Beginn der großen Schulferien an. ü Der Tod im Zuchthauſe traf den früheren Direk- tor Wölke von der Marienburger Privatbank, der am 20. März v. J. wegen umfangreicher Unterſchlagungen (6 Millionen wurden dabei verloren!) vom Schwurge⸗ richt in Elbing zu insgeſamt 10 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverluſt verurteilt wurde. Launen des Blitzes. In Diedorf(Eichsfeld) ging dei einem Gewitter der Maler Franz Motz mit ſeiner Frau nach Hauſe. Auf freier Landſtraße traf ihn ein Blitzſtrahl und zerfetzte ihm auf dem Rücken den Rock, die Weſte und das Hemd, am Fuß einen Strumpf und einen Schuh. Am Körper hat der Blitz dagegen weniger Spuren hinterlaſſen. Nur am linken Schienenbein und über dem rechten Ferſenbein ſind Brandwunden ent⸗ ſtanden. Man hofft, den Mann, der große Schmerzen auszuſtehen hat, am Leben zu erhalten. Die neben ihm hergehende Ehefrau blieb aber unverletzt. Nur der Schreck hat auf ihren Gemütszuſtand nachteilig einge⸗ wirkt.— Vom Blitz erſchlagen wurde in Lütkenwiſch bei Lanz der Landwirt Wilhelm Dröge. D. wurde auf freiem Felde von einem Gewitter überraſcht, ſtellte ſich hinter eine Weide und lehnte ſich an dieſe. Sein Knecht ſtand unmittelbar neben ihm. Der Blitz ſprang in Schulter⸗ höhe auf den Körper über. Der unverſehrt gebliebene Knecht ſah nur noch einen Augenblick den ſtarr ſtehenden Leichnam ſeines Herrn, bis dieſer vornüber zur Erde fiel. ie immer wieder vorkommende Außerachtlaſſung der einfachſten Vorſichtsmaßregeln hat auch hier Unheil an⸗ gerichtet. a * Das Raubattentat in Kolberg ſcheint aufgeklärt zu ſein. Der Handlungsgehilfe Pohland ſtellte ſich der Kriminalpolizei in Halle unter der Angabe, am 16. Juni in Kolberg auf den Badegaſt Kaufmann Hoehl aus Berlin mehrere Revolverſchüſſe abgegeben zu haben in der Ab⸗ ſicht, Hoehl zu töten und zu berauben. Wegen Mangels an Subſiſtenzmitteln habe er den Entſchluß gefaßt, an dem erſtbeſten Kunden einen Raubmord zu begehen; er habe Hoehl vorher nicht gekannt und nicht mit ihm geſpielt oder auch nur geſprochen. U * Schnee im Hochſommer. Seit drei Tagen ſchneit es im Sentisgebiet der Alpen faſt beſtändig, die Neu⸗ ſchneehöhe hat 145 Zentimeter erreicht. Auch vom Gott⸗ hard wird ein Wetterſturz mit furchtbaren Sturmge⸗ wittern gemeldet. ö * Verwilderte ſpaniſche Kamele hat ein engliſcher Jäger im Süden der Pyrenäenhalbinſel beobachtet. Die 1 immer als Wüſtenbewohner beobachteten Tiere eben in den Sümpfen zwiſchen Cote de Omana und dem Guadalquivir. Jedenfalls haben ſie ſich im Marſchland zut akklimatiſiert. Die Kamele ſind die Nachkommen der von Diego Barrera 1829 von den Kanariſchen Inſeln eingeführten Zuchttiere. Da ſie ſich jedoch nickt bewähr⸗ ten und außerdem ein ſtändiger Schrecken der Pferde waren, ſo wurden ſie freigelaſſen und verwilderten im Laufe der Jahrzehnte. Die Tiere ſind äußerſt ſcheu, und es gelingt nur ſehr ſelten, in Schußweite an ſie heranzupirſchen. Uebrigens befinden ſich auch in den teppen von Arizona(Amerika) verwilderte Kamele, die verſuchsweiſe in die Minengegend eingeführt wurden. Wieder ein Frauenmord in Amerika? In der CTheſapeake⸗Bai, nahe bei Annapolis(Maryland), wurde die Leiche der 20 jährigen, auffallend ſchönen Frau Edith Woodill, Mündel des früheren Finanzmini⸗ ſters Lyman Gage, mit eingeſchlagenem Schädel aufge⸗ funden. Um die Taille war ein ſtarker Strick gebunden, im welchem ein mit Steinen gefüllter Keſſel befeſtigt war. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In München wurde ein Obermonteur der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke beim Abſuchen nach einem Fehler in der 62 Kilometer langen und 50 000 Volt ſtarken Fernleitung durch einen Starkſtrom er⸗ ſchlagen. a Eine Tagelöhnersfrau in Hoelldorf(Südſteiermark) ſchenkte vier lebenskräftigen Mädchen das Leben. Der Gaſtwirt Johann Prikye in Weſſely in Böhmen iſt von ſeinen beiden Kellnerinnen ermordet worden. Der Schädel war ihm mit einem Hammer vollſtändig zertrümmert. ö Bei einer auf der Etſch vorgenommenen Ueber⸗ brückungsübung der Pioniere kenterte ein Ponton. Ein Unteroffizier und zwei Pioniere ertranken. Auf der Friſchglück⸗Zeche Sodau im Revierbergamt Elbogen hat ein Schwemmſandeinbruch ſtattge⸗ funden. Fünf Perſonen, darunter ein Oberſteiger und ein Oberhäuer, ſind unrettbar verloren. Aus Nah und Fern. r. Mörlenbach, 28. Juni. Unter außergewöhnlich zahlreicher Beteiligung von hier und umliegenden Ort⸗ ſchaften wurde geſtern der hieſige Maurermeiſter und Ge⸗ meinderatsmitglied Johs. Stalf zur letzten Ruhe beſtattet. Herr Bürgermeiſter Jäger ſowie Herr Beigeordneter Ad. Knapp legten im Namen des Gemeindevorſtandes ſowie des Kirchenchores Cäcklia wertvolle Kränze mit entſprechender Widmung nieder. Der Verſtorbene erfreute ſich einer allge⸗ meinen Beliebtheit; er zählte erſt 45 Jahre und wird der Familie des zu früh Entſchlafenen herzliche Teilnahme ent⸗ gegengebracht. — Weinheim, 28. Juni. Bei der Vergebung der Backwaren für das Krankenhaus wurde eine nicht üble Sub⸗ miſſtonsblüte feſtgeſtellt. Der Meiſtfordernde verlangte für ein Kilo Schwarzbrot 24 Pfg., der Mindeſtfordernde 15 Pfg. Das iſt möglich bei dem wichtigſten Nahrungsmittel.— Der Kirſchenmarkt hat ſich ſehr gut eingeführt. Jeden Tag werden 50 bis 70 Zentner umgeſetzt. Die Preiſe ſchwanken zwiſchen 7 und 12 Pfg. + Birkenau, 28. Juni. Die Arbeiten zum Neubau des hieſigen Armenhauſes wurden dieſer Tage vergeben und dabei nur hieſige Bauhandwerker berückſichtigt. Die Maurer- arbeit erhielt Ad. Melbert, die Zimmerarbeit Peter Treiber, dle Schreinerarbeit Ad. Keil, die Glaſerarbeit Wilh. Weber, die Tüncherarbeit Gg. Brehm, die Spenglerarbeit Peter Fries. Die Traͤgerlieferung wurde J. Heimburtzer von Rimbach übertragen. Die Arbeiten werden alsbald in Angriff genommen werden. Hemsbach, 28. Juni. Der 60 Jahre Orts⸗ arme Valentin Hopp war mit Kirſchenbrechen beſchäftigt. In⸗ folge eines Fehltrittes fiel er vom Baum auf einen Wein⸗ bergpfahl, der ihm ſo durch den einen Oberſchenkel drang, daß auf der anderen Seite das Holz wieder herauskam. Der alte Mann ſchleppte ſich bis zum Dorfe, wo er ohnmächtig zuſammenbrach. Er wurde in das Krankenhaus gebracht. —Darmſtadt, 28. Juni. Das verlorene Geſchäfte⸗ buch. Der Zimmermeiſter Philipp Schäfer in Hähnlein hatte, wie wir ſeinerzeit berichteten, den heſſiſchen Fiskus auf Schadenerſatz am Landgericht der Provinz Starkenburg ver- klagt. Der Kläger hatte vergangenes Jahr in einer am Landgericht anſtehenden Prozeßſache ſein Geſchäftsbuch zu den Akten gegeben und nach Beendigung des Prozeſſes zurückge⸗ fordert. Das Buch war aber ſpurlos verſchwunden. Da es nun unmöglich war, ſeinen Kunden ſpezifizierte Rechnung zu ſtellen, machte er den Fiskus für den Schaden haftbar. Ver⸗ ſchiedene Termine ergaben nicht zur Evldenz, ob das Buch dem Gericht übergeben oder nur vorgelegt und von der Partei wieder an ſich genommen worden ſei. Das Gericht legte infolgedeſſen dem Schäfer einen Eid auf dahingehend, daß er das Geſchäftsbuch zu den Gerichtsakten gab. Schäfer hat den Eid nun geleiſtet und den Prozeß gewonnen. Wle hoch der Schadenerſatz bemeſſen wird, bleibt einem weiteren Verfahren vorbehalten. Der Fiskus hat davon abgeſehen, Berufung an eine höhere Inſtanz in der Sache einzulegen. —Darmſtadt, 28. Juni. Der Ingenieur Schnell, der kürzlich in Verbindung mit dem plötzlichen Tod ſeiner Frau, die ſich angeblich erhängt hatte, in Haft genommen wurde, hat nun nach ſeiner Freilaſſung die beiden Verſiche⸗ rungsgeſellſchaften, bei denen die Frau mit 80,000 Mark verſichert war, auf Herausgabe der Verſicherungsſumme ver- klagt. — Obermockſtadt, 28. Juni. Der Raubzug des Hofrats Rothſchild und des Rechtsanwalts Klarenaar gegen die Obermockſtädter Vorſchuß⸗ und Kreditkaſſe koſtet, wie jetzt feſtſteht, jedem Angehörigen der Genoſſenſchaft 2500 Mark. — Gau- Weinsheim, 28. Juni. Beim Futterholen ſcheute das junge Pferd eines hieſigen Landwirtes. Die auf dem Karren ſitzende Frau fiel rückwärts in eine hochſtehende Senſe, die ihr vom Rücken aus durch den ganzen Körper drang und unterhalb der Bruſt wieder zum Vorſchein kam. Die ins Alzeyer Krankenhaus gebrachte Frau durfte kaum mit dem Leben davonkommen. * Karlsruhe, 28. Juni. Der 22jährige Sohn des Bäckermeiſters Becker in Leopoldshafen trank nach dem Genuß von Kirſchkuchen Bier. Der junge Mann mußte dieſe Un- vorſichtigkeit mit dem Leben büßen. St. Georgen(b. Freiburg), 28. Juni. Ein heiteres Stückchen hat ſich in hieſiger Umgebung zugetragen. Von Freiburg-Hasloch kamen zwei Metzgerburſchen und pflegten, um den weiten Weg nach Opfingen zu verkürzen, ein Geſpräch. So ſagte der eine: Wenn jetzt nur ein Teufel kaͤme und uns einen Haufen Gold brächte, dann wärs ein⸗ mal mit der Schinderei vorbei. Der Zufall wollte es, daß der Waldhüter hinter einem Gebüſch dieſen Wunſch hörte und in einem tiefen Ton ſagte:„Wieviel wollt ihr haben?“ Dieſe Wirkung hatten die beiden nicht beabſichtigt. Voller Angſt rannten ſie, im Glauben, der Teufel habe ſie ſchon am Kragen, durch die Felder nach Betzenhauſen zu. Lokale Nachrichten. Viernheim, 29. Juni. » Heute morgen verſchied nach längerem Leiden Herr Dreſchmaſchinenbeſitzer und Gemeinderat Adam Winkler 7. Der Verſtorbene, welcher dem hieſigen Gemeinderatskollegium ſchon ſeit einer Reihe von Jahren angehörte, war ein eifriges Mitglied desſelben, das ſeine Kräfte ſtets nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen dem Wohle der Gemeinde widmete. Möge er ruhen in Frieden! E Beim Geſangswettſtreit in Worms am verfloſſenen Sonntag erhielten beim Klaſſenſingen in der 1. Landklaſſe den 1. Preis Geſangverein„Germania“, Dörnigheim 70 5„Frohſinn“, Obertshauſen 3.„ Maärnnergeſangverein Viernheim 4.„ Geſangverein„Aurelia“, Ilvesheim 5.„ Männergeſangverein Dieburg Beim Ehrenpreis ſingen in dieſer Klaſſe 1. Preis Geſangverein„Germania“, Doͤrnigheim 2.„ Männergeſangverein Viernheim. Die errungenen Preiſe des Maͤnnergeſangvereins Viernheim beſtehen in einem prachtvollen ſilbernen Tafelaufſatz und einem ſilbervergoldeten Pokal. Es liegt uns fern, die Zenſuren der Preisrichter einer Kritik zu unterziehen; eigentümlich berührt hat es jedoch, daß der als Preisrichter fungierende rühmlichſt bekannte Dirigent des Kölner Männergeſangvereins Herr Prof. Schwarz, dem man gewiß ein maßgebendes Urteil zutrauen darf, dem Männergeſangverein Viernheim im Klaſſenſingen um 51 bezw. 35 Punkte beſſer bewertete wie die beiden anderen Preisrichter. Wenn man die kleine Differenz zwiſchen den 3 erſten Preiſen, 14 bezw. 17 Punkte, in Betracht zieht, ſo kann man wohl — 9 zu der Anſicht kommen, daß das Zuerſtſing en, wie es diesmal den Männergeſangverein durch das Los getroffen hatte, nicht gerade vorteilhaft für den betr. Verein iſt. Man kann umſomehr dieſer Anſicht zuneigen, als ſowohl im Ehren⸗ preisſingen, dem Singen um den Großherzogspreis wie im Stundenchor dem Männergeſangverein Viernheim von ſämtlichen Preisrichtern die Note„recht gut“ bis„vorzüglich“ zuerkannt wurde. Viernheim marſchierte jedesmal mit an erſter Stelle und wenn der Männergeſangverein in den letzten beiden Singen auch nicht das Glück hatte, den Preis zu erhalten, ſo kann er doch mit dem Erfolg des Wormſer Geſangswettſtreits zufrieden ſein: Der Männergeſangverein Viernheim hat be⸗ wieſen, daß er ſich zu den erſtklaſſigen Landvereinen zahlen darf. Und dazu unſeren herzlichen Gluͤckwunſch! * Medizinal⸗Verband Viernheim. Am 19. d. Mts. fand im Gaſthaus„zur alten Pfalz“ eine General⸗ verſammlung ſtatt, welche leider einen ſchlechten Beſuch aufzu⸗ weiſen hatte. Nach Verleſung der Protokolle durch den Schrift⸗ führer Herrn Joſef Dobhan, erſtattete der Rechner, Herr Michael Herbert den Rechenſchaftsbericht über das 1. Quartal 1909. Aus demſelben ging hervor, daß die Aus- gaben die Einnahmen um 40 Mark überſteigen. Betreffs der Aerztewahl wurde folgender Beſchluß gefaßt:„In Zukunft wird keine Liſte mehr zirkulieren, ſondern der Diener hat die Mitglieder auf einen beabſichtigten Wechſel des behandelnden Arztes aufmerkſam zu machen.“ Die Abhaltung eines Wald- feſtes wurde gutgeheſßen, das kommenden Sonntag in unmittel- barer Nähe des Gaswerkes ſtattfindet. Der edle Zweck der Veranſtaltung wird die verehrliche Einwohnerſchaft veranlaſſen, dem Waldfeſt beizuwohnen, zumal recht Amüſantes für jung und alt geboten werden wird. Alles nähere beſagen die Inſerate.— Der Vorſitzende, Herr J. A. Adler, machte der Verſammlung die Mitteilung, daß der Medtzinal⸗Verband der Vereinigung für Baden, Heſſen und die Pfalz beigetreten iſt.— Möge der Medizinal-Verband immer noch mehr erſtar⸗ ken, damit er jederzeit in der Lage iſt, ſeinen Mitgliedern bei Krankheitsfällen finanziell beiſtehen zu können, zum Heile und Wohle der hilfsbedürftigen Menſchheit.-n. e Fernſprech-Auſchlüſſe. Im Intereſſe möglichſt frühzeitiger Inangriffnahme der Arbeiten zum weiteren Aus- bau der Fernſprechanlagen iſt es erforderlich, daß die An⸗ meldungen neuer Fernſprechanſchluͤſſe ſ p äteſtens dis zum 1. Auguſt den Kaiſerlichen Telegraphenanſtalten vor⸗ liegen. Verſpätet angemeldete Anſchlüſſe, die infolgedeſſen außerhalb des Bauplanes nur mit Mehrauf⸗ wendungen(3. B. durch beſondere Entſendung einer Bau ⸗ kolonne uſw.) herzuſtellen ſind, werden in dem laufenden Bauabſchnitt nur dann ausgeführt, wenn die Antragſteller zu den entſtehenden Mehrkoſten einen Zuſchuß von 15 M. leiſten oder wenn dieſe Mehrkoſten den Betrag von 50 M. überſteigen, den wirklich aufgewendeten Koſtenbetrag erſtatten. Marktbericht. — Weinheim, 26. Juni. Schwein emarkt. Zugeführt 221 Stück Milchſchweine, verkauft alle, das Paar von 26.50 bis 42 Mk. Läufer waren keine zugefuͤhrt. Für die Redaktion ver antwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim N Die heutige Nummer unſerer Auflage enthält eine Beilage der Firma Gebrüder Rothſchild, Mannheim. Der Inhalt iſt ein genaues Verzeichnis der zum diesjährigen Inventur-Verkauf bereitgeſtellten Waren. Bet der Reellität und Leiſtungs fahigkeit der Firma machen wir gerne unſere Leſer auf dieſen Inventur Verkauf beſonders aufmerkſam. Der heutigen Nummer liegt der 98 Pfennig Woche-Proſpekt des Schmoller ſchen Warenhauſes in Mannheim bei. Wir machen darauf nochmals beſonders aufmerkſam. Sänger⸗Einheit Heute abend 9 Uhr im„Frelſchütz“ Chorprobe. Der Dirigent: Seitz. Die großen Erfolge die ich durch meine von erſten Kräften geleitete Maß⸗ u. Reparaturwerkſtütte erzielt habe, ſind der beſte Beweis für meinedelſtungs⸗ fahigkeit. Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, meine geſchätzte Kundſchaft durch ſolide, dauerhafte Arbeiten prompt und billigſt zu bedienen, was Ihnen jeder meiner werten Kunden gerne beſtätigt. Meine Preiſe für Reparaturen ſind: Herren Sohlen Mk. 2. Damen-„„ 1.30 Kinder-„je nach Größe. Herren Abſätze 70 Pfg. Damen-„ 50 Aug. Möniger Schuhmachermeiſter Ecke der Rathaus- und Bismarckſtraße gegenüber dem„Fürſten Alexander“. odes- Anzeige. sich in ein besseres Jenseits abzurufen. den Verstorbenen bitten Die tieftrauernd Hinterbliebenen. Viernheim, den 29. Juni 1909. Dem Herrn über Leben und Tod hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse ge- fallen, meinen lieben Gatten, unsern guten Vater, Grossvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel Die Tabakpflanzer find nach§ 3 des Tabakſteuerge- ſetzes verpflichtet, ihre mit Tabak bepflanzten Grundſtücke unter Benutzung der vorgeſchriebenen Formulare bei Gr. Steueramt Viernheim während der Zeit vom 1. bis einſchließlich 15. Inli ds. Is. und zwar: vormittags zwiſchen 8 und 12 Uhr oder „ e 0 2 6„ anzumelden. Pflanzer, welche die Anmeldung nach dem 15. Juli Js. bewirken oder dieſelbe gänzlich unter ⸗ Later müſſen unnachſichtlich zur Anzeige gebracht werden. Bezüglich der nach dem 15. Juli bepflanzten Grund- ſtücke muß dieſe Anmeldung ſpäteſten8 am 3. Tage nach dem Beginne der Anpflanzung bewirkt werden. Die Formulare können bei uns in der Zeit bis zum 15. Juli in Empfang genommen werden und hat die Aus⸗ füllung derſelben mit größter Sorgfalt zu geſchehen. Betr. Förderung des Obſtbaues; hier gemeinſamer Bezug des Inſektenfaugguͤrtels„Einfach“. Wir verfehlen nicht, die Landwirte unſerer Gemeinde auf die Anlage des obigen Inſektenfanggüttels aufmerk ſam zu machen. Um den Intereſſenten den Bezug zu erleichtern, haben wir einen Vorrat beſchafft, welchen wir je nach Bedarf zum Selbſtkoſtenpreis, 8 Pfg. pro laufenden Meter, abgeben. Viernheim, den 26. Juni 1909. Großh. See Viernheim. ü h l wee a n. . Bekanntmachung. Bekanntmachung. Nächſten Donnerſtag, den 1. Juli d. Js., werden die Vergütungen für die Wleſen⸗ und Krottenwieſenloſe, ſowie für die abgelöſten Seegärten bei der Gemeindekaſſe an die Bezugs berechtigten ausbezahlt. An dieſem Tage nicht abgeholte Vergütungen werden in den nächſtfolgenden Tagen zugeſtellt. Viernheim, den 29. Juni 1909. Großherzogliche u W e mefſterel Viernheim: ühlwein. 1859er. Alle im Jahre 1839 Geborene, weiblichen und männlichen Geschlechts, werden auf Sonntag, den 4. Juli, nachmittags ½4 Uhr, zu einer Wichtigen Besprechung in das Gasthaus„zum neuen Bahnhof“ bei Frau Schneider Witwe(Nebenzimmer) höflichst ein- geladen. Tages- Ordnung: 50jährige Jubel-Feier. Das prov. 3 Vollfetter Emmenthaler„„1.15 Mk. Die Beerdigung findet Mittwoch, 30. juni, nachmittags 6 Uhr statt. liemeinderat heute morgen 3 Uhr nach längerem schweren Leiden, versehen mit den Gnadenmitteln der kathol. Eirche, im Alter von 58 Jahren zu Um stille Teilnahme und ein Gebet für hereinfallen. dass unser wertes Mitglied Herr Gemeinderat Adam Winkler 7. heute morgen 3 Uhr verschieden ist. 00 battest fleht, Anna als Du mich gewarnt hast, 10 die schönen Schmuh's von den„so billigen“ und doch gerade so guten Schuhen zu hören. Nie mehr werde joh auf derartige Lockungen In Zukunft kaufe jeh Schuhe u. Stiefel für unsere ganze Familie nur noch im Schuh- Haus Stumpf Bismarokstrass 5. denn nur da hat man dis Garantie, wirklich gute und preiswerte Ware zu erhalten. Hofrafte⸗ Verſteig gerung. Dounerſtag, 1. Juli ds. Js., vormittags 10 Uhr laſſen die Erben Teonhard Froſchauer ihre Hofraite mit Grabgarten, Kühnerſtraße Vr. 11 auf dem Rathauſe meiſtbietend— la. friſche Küßrahmkochbutter„ 1.26„ Neue Matjesheringe Stück 10 Pfg. Neue Italiener Kartoffeln Pfd. 8„ Zur Bereitung von Erutewein und Haustrunk: Gepreßte Weincorinthen Hermes Corinthenſaft Zucker, ganz und gemahlen in beſten Qualitäten zu billigſten Preiſen. Joh. Schreiber. FFF Hack- und Häufel-Pflüge in beſter Qualität zu billigſten Preiſen eingetroffen Jean Wunderle. la. Tu ge e Käſe bei Stein Pfd. 40 Pfg. Tft. Staugenküſe„„„ 60„ Veuchthaler NRahmkäſe bei Pfd. 70„ Die Beerdigung findet Mittwoch abend 6 Uhr statt und werden die H. H. Mitglieder gebeten, vollzählig im„Freischütz“ um 5½ Uhr antreten zu wollen. Erfinder! Wir zahlen 1000.— Mk. sofort in har und 15% vom Reingewinn für eine neue gewinnbringende Erfindung od. Idee. 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