Bath. nag, den 10 uni Erg nd. ——— eon 1 fl. lsst. — uulznahne, aht enlager alen, Hlitl tl. U Taube neuesten Pfg. leine, a kligten e. — dane 1 hichenen 2 str. . 5 Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. iernheit Amtsblatt — zeige DViernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Auf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Vr. 80. Der Ausgang der Kriſe im Lichte der Preſſe.. Das politiſche Deutſchland begleitet den Verlauf der Kämpfe um die Reichsfinanzreform, die Auflöſung des Blocks und das Scheiden Bülows mit einem er⸗ leichternden Aufatmen. Es gibt zwar 500 Millionen neuer Steuern, aber daß die eines Tages kommen wür⸗ den, das wußte man ja ſeit dem Aufſtande in Deutſch⸗ ſüdweſtafrika mit ſeinen ungeheuren Aufwendungen nur zu gut. Zur Hauptſache war allmählich die politiſche Seite dieſer Kämpfe geworden. Ihre Löſung, die Be⸗ ſeitigung ihrer verbitternden Einwirkungen auf das öffentliche Leben begrüßt man jetzt allſeitig mit dem Ge⸗ fühle der Erlöſung von einer plagenden Unſicherheit. Man ſieht wieder freies Feld, volle Klarheit in poli⸗ tiſchen und parteipolitiſchen Dingen vor ſich und kann wieder mit Ruhe einen Blick in die Zukunft tun. Der Leidtragende bei dieſen Kämpfen iſt der Libera⸗ lismus. Er iſt aus dem Himmel ſeiner Blockhoffnun⸗ gen wieder in ſeine kleinliche Machtloſigkeit hinabge⸗ ſtürzt worden. Kleiner, machtloſer als jetzt iſt der Libe⸗ ralismus von Baſſermann bis Gothein noch nie ge⸗ weſen. Er hat bei den letzten Reichstagswahlen ſo fleißig mitgetan, die Sozialdemokratie an die Wand zu drücken. Und was war der Erfolg? Der Reichstag hat jetzt eine Mehrheit der Rechten bis zum Centrum. Das war noch nie der Fall! Früher konnten Rechte und Centrum niemals ohne Rückſicht auf die National⸗ liberalen etwas unternehmen, da ſie ja aus deren Reihen Unterſtützung bedurften, um die Mehrheit zu erlangen. Das gab den Nationalliberalen in der vielen Fragen eine ausſchlaggebende Bedeutung, und hinterließ in man⸗ chem Geſetze liberale Spuren. Damit iſt es jetzt aus. Die Nationalliberalen haben gar nichts mehr zu ſagen. Und die Linksliberalen? Auch früher hatten ſie zwar auch keine Macht, aber man achtete ſie wenigſtens. 4 iſt's auch damit aus, heute bedauert man ſie nur noch. Daß man auf liberaler Seite von dieſem Ende nichts weniger als erbaut iſt, iſt klar. Alle Blicke richten ſich auf die Zukunft: Die„Voſſiſche Zeitung“, die„Tante Voß“ zahmfreiſinniger Couleur, meint in edlem Selbſtbetrug:„Die freiſinnige Fraktionsgemein⸗ ſchaft und die nationalliberale Partei haben getreulich Schulter an Schulter gekämpft. Sie können vertrauens⸗ voll in die Zukunft blicken. Je größer der Jubel des ſchwarzen Blocks, um ſo eher wird er abgewirtſchaftet haben, und um ſo ſicherer wird die konſervativ-klerikal⸗ polniſche Mehrheit unter dem Unwillen des Volkes zu⸗ ſammenbrechen.“ Nur vergißt das Blatt, mitzuteilen, welches„Volk“ ſie meint. Der Liberalismus hat eben längſt kein„Volk“ mehr hinter ſich. Das beſtätigt auf Umwegen ſogar das„Berl. Tageblatt“, wenn es Donnerſtag, den 15. Juli 1909. meint:„Nachdem der Liberalismus lange hofmänniſch geſchniegelt und geölt herumgegangen iſt, gilt es, ihn wieder mit jenem Tropfen demagogiſchen Oeles zu ſalben, der allein die werbende Kraft verleiht.“ Nach⸗ dem das„Volk“ der liberal angehauchten Gegenden all die Jahre hindurch die Demagogie der„Genoſſen“ hat auf ſich wirken laſſen, werden die paar„Tropfen“ des „Tageblattes“ wohl kaum große Wirkung ausüben. Ganz andere Dinge ſind es, die dem Liberalismus nottun. Das beſtätigt auch der nationalliberale„Hannov. Kurier“, wenn er ſchreibt:„Der Liberalismus aber ſteht jetzt vor einer Aufgabe, in der ihm Männer, wie Herr v. Heydebrand einer für die Konſervativen iſt, not wendig ſind und zu deren Löſung er nicht ver⸗ geſſen darf, daß es gilt, aus der Niederlage zu lernen.“ Von„Männern“, liberalen natürlich, hat man in dieſen Tagen viel in Blättern der Linken geleſen. Aber: wo ſtecken ſie? Selbſt ein ſo verbiſſen aſphaltliberales Blatt, wie der„Berl. Börſen⸗Kurier“, meint:„.... Was hatte der Liberalismus den Abg. v. Heydebrand und Freiherrn v. Hertling, dieſen beiden Rednern von großem Stil, entgegenzuſetzen? Leider zu wenig. Hiebers wie Wiemers Reden waren tüchtige Leiſtungen als Schluß⸗ reden für die Finanzreform. Aber die volle Wucht des großen liberalen Bekenntniſſes fehlte als Gegen⸗ gewicht gegen das Programm des ſchwarzen Blocks. Wohl konnte ja das, was der Liberalismus geſtern noch ſagte — nur ein Rückzugsgefecht ſein nach verlo⸗ rener Schlacht. Aber die Wunden, die man den Siegern dafür noch hätte beibringen können, ſind nicht tief genug geweſen. Sie konnten nur von einer Warte großer, politiſcher Geſichtspunkte aus ge⸗ ſchlagen werden. Und das geſchah nicht.“ Wir ſtehen eben am Beginn einer neuen Zeit. Aber dieſe neue Zeit wird nichts weniger als liberal ſein. Die Beamtengehaltsreform. Die Vorlagen über die Erhöhung der Beamten⸗ gehälter ſollen bis Dienstag abend im Reichstage zur Verabſchiedung kommen. Nach den Beſchlüſſen der Kom⸗ miſſion ſollen folgende wichtigen Veränderungen ein⸗ treten: Bahnwärter bei den Reichseiſenbahnen 1100 bis 1300 Mark(Vorlage 1000 bis 1200), Unterbeamte der Land⸗ briefträgerklaſſe 1100 bis 1400 M.(1000 bis 1200), Schaffner der Reichseiſenbahnen 1100 bis 1500 M.(1000 bis 1500), Portiers und Bahnſteigſchaffner der Reichs⸗ eiſenbahnen 1100 bis 1500 M.(1000 bis 1500), Unter⸗ beamte der Schaffnerklaſſe der Reichspoſt 1100 bis 1700 Mark(1100 bis 1600), Lokomotivheizer der Reichseiſen⸗ bahnen 1200 bis 1800 M.(1200 bis 1700), Unter⸗ beamte der Poſt 1400 bis 2100 M.(1400 bis 2000), Waffenmeiſter, Regimentsſattler, Büchſenmacher 1600 bis 2200 M.(1500 bis 2100). Oberſtats⸗ und Stabsveterinäre 3400 bis 5100 M. Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 74(Nachdruck verboten.) „Er kann ja nicht dafür— es liegt den Arſteins im Blut — es iſt ſein Fluch“, murmelte ſie vor ſich hin.„Aber er darf nichts geſtehen um ſeiner Gattin willen— und um meinetwillen auch nicht! Da iſt freilich Frau Eppler und ihr armer Sohn— dagegen aber ſtehen die Baronin und ich— alſo zwei gegen zwei—“ erwog Hedwig für und gegen— „und wir zwei ſtehen dem Baron viel näher— und dann ſeine vielen Untergebenen— ja, ja, wir müſſen das Geheimnis ſtrengſtens hüten.“ Die Sonne war inzwiſchen untergegangen, und die Dämmerung auf die Erde herniedergeſunken. Hedwig hatte bergauf zu gehen, um das Pachtgut ihres Mannes zu erreichen. Sie bedurfte daher zum Heimweg längere Zeit als zum Weg ins Schloß. Sie beeilte ſich, ſo gut ſie konnte, um ja nicht ſo ſpät zu kommen; denn es wäre nicht gut für ſie geweſen, wenn ihr Mann herausbekommen hätte, daß ſie ihn hinterging. Wenn er jetzt noch feſt ſchlief, worauf ſie mit Beſtimmtheit rechnete, ſo hatte ſie nichts zu befürchten, dann war auch ihr Geheimnis völlig ſicher. Suſe betrat das Haus nie nach vier Uhr nach⸗ mittags, nach dieſer Hinſicht konnte ſie alſo auch beruhigt ſein. Die Leute, die nach Feierabend von den Feldern heimkehrten, ſtellten ihre Gerätſchaften in den dazu beſtimmten Schuppen; auch ſie hatten nichts im Hauſe zu ſuchen. Schöneich war alſo allein und vor jeder Störung ficher. „Es war eine gute Idee von mir“, dachte ſie im Weiter⸗ gehen bei ſich,„daß ich den Baron um eine Unterredung bat. Jetzt weiß man doch, woran man iſt. Je mehr er darüber nachdenkt, deſto weniger verlockend wird ihm die Ausſicht aufs Zuchthaus— oder noch Schlimmeres— ſein. Er iſt ver⸗ pflichtet, uns zu bedenken, ſeine Frau, mich und Tante Am⸗ berger. Tante würde auch Strafe bekommen. Wie ärgerlich er war, als ich beinahe mein anderes Geheimnis verraten batte — wie konnte ich auch nur ſo dumm ſein.„Ich kann nicht vorgeben, Ihre Worte nicht zu verſtehen“, ſagte er. Er macht ſich keinen Pfifferling aus mir— na, wenigſtens weiß er es jetzt— es ſchadet ja auch nichts. Ach, wie das innerlich brennt— es iſt die wahnſinnige Liebe zu ihm, die ich mein Leben lang für ihn empfinden werde. Es gibt nichts, was ich für ihn nicht zu tun vermöchte! Eigentlich iſt es eine Schmach für mich, eine Schande! Ich, eine verheiratete Frau, einen anderen Mann ſo zu lieben! Aber ich kann nicht dafür — ich kann nicht dafür! Armer Georg! Ich kann ihm keine Liebe entgegenbringen, er iſt mir nichts, aber auch gar nichts, ſolange der Baron lebt. Es iſt doch nett, daß ich und er ein Geheimnis miteinander haben! Nun werden wir uns gewiß öfter ſehen! Ob er mich wohl noch hübſch findet? Er muß es eigentlich, denn ich bin die ſchönſte im ganzen Dorf. O meine Seite, meine Seite!“ Hedwig ging bergan, die Hand auf das ungeſtüm klopfende Herz gepreßt und nach Atem ringend. Die Schmerzen in der linken Seite wurden immer heftiger und zwangen ſie plötzlich, ſtehen zu bleiben. „Was ſagte er nur von Fortgehen?“ fuhr ſie in ihren Gedanken fort.„Schöneich und ich ſollten das Land verlaſſen? Nimmermehr, es fällt uns gar nicht ein. Nein, nein, ſo weit geht es denn doch nicht. Vielleicht fürchtete er, ich könne ihn verraten. Ach, wie ſchlecht er mich kennt! Ich muß ihm noch deutlicher beweiſen, daß ich verſchwiegen bin wie das Grab. Sind dieſe vielen Jahre kein Beweis dafür? Ach, wie weh mir die Seite tut! Ich muß heute abend wieder Tropfen nehmen, nachher wird es ſtets beſſer. Wie friſch und munter Georg ſein wird, wenn er aufwacht. Der Schlaf wird ihn unendlich erquickt haben.“ Sie ſchritt trotz der Stiche in der linken Seite weiter und hatte endlich den Gipfel des Hügels erreicht. Von hier aus ging es ſanft bergab bis zur Schöneichſchen Farm. Hedwig lief immer ſchneller, bis ſie ſchließlich rannte, aber die Schmerzen in der linken Seite zwangen ſie abermals, 25. Jahrgang. (3200 bis 5000), Militär⸗ und Marinepfarrer 3009 bis 6600 M.(3000 bis 6000), Abteilungschefs in den Kriegsminiſterien und im Reichs⸗Marineamt, Vortragende Räte, Intendanten, Oberpoſtdirektoren 8000 bis 12 000 Mark(7500 bis 10000), Reichsgerichtsräte, Rechtsan⸗ wälte 13 000 M.(12 000). 5 1 Die neuen Offiziergehälter der Armee betragen; für Leutnants reſp. Oberleutnants vom 1. bis 3. Jahre 1005 M., vom 4. bis 6. Jahre 1700 M., vom 7. bis 9. Jahre 1900 M., vom 10. bis 12. Jahre 2100 M. ⸗ vom 13. Jahre ab 2400 M., für Aſſiſtenz⸗ und Ober⸗ ärzte 1700 M., 2100 M., vom 7. Jahre ab 2400 M., für Zeug⸗, Feuerwerks⸗, Feſtungsbau⸗Leutnants reſp⸗ Oberleutnants 2000 M., 2300 M., 2600 M., 2900 M. 3100 M., für Hauptleute, Rittmeiſter und Stabsärzte ſind die Sätze der Vorlage geblieben: 3400 M. vom 1. bis 4. Jahre, 4600 M. vom 5. bis 8. Jahre, 5100 M; vom 9. Jahre ab. Die übrigen Gehälter ſind unveränder⸗ lich geblieben.. 3 Die Gehälter der Leutnants, Oberleutnants, Aſſi⸗ ſtenzärzte, Oberaſſiſtenzärte ſtimmen mit denen des Heeres überein, die Feuerwerks⸗ und Torpedoleutnants und Ober⸗ leutnants der Marine erhalten vom 1. bis 3. Jahre 2500, vom 4. bis 6. Jahre 2700, vom 7. bis 9. Jahre 2900, vom 10. Jahre ab 3100 M. 0 Bei den Unteroffizierslöhnungen iſt nur folgende Aen⸗ derung eingetreten: Unterärzte erhalten, wenn ſie eine Oberarzt⸗ oder Aſſiſtenzarztſtelle wahrnehmen, aus dem erſparten Gehalt als einzige Gebührnis als Selbſtmieter 1700 M. ſtatt 1500 M., als Kaſernenquartierinhaber 1355 M ſtatt 1155 M.; Unterzahlmeiſter erhalten 1300 bis 1800 M.(1300 bis 1500), Schirrmeiſter 1200 bis 2000 M.(1200 bis 1800), Oberwallmeiſter, Wallmeiſter 1260 bis 2160 M.(1254— 2154), Artilleriewarte bei der Marine 1476 bis 2126 M.(1276 bis 1926). Der Mehrbedarf über die Regierungsvorlage beträgt rund 17 Millionen Mark. Zehn Jahre chriſtlicher Gewerk⸗ ſchaftsarbeit. FF bec. Köln, 14. Juli. Am kommenden Sonntag beginnt hier der 7. Kongreß der chriſtlichen Gewerkſchaften. Den Beratungen ſoll eine große Kundgebung der chriſtlichen Gewerkſchaften im Gürzenich vorangehen, die man ſich als eine 10jährige Feier des Beſtehens der chriſtlichen Gewerkſchaften ge⸗ dacht hat. Der chriſtliche Gewerkſchaftsgedanke iſt älter als zehn Jahre. Aber das erſte Programm der Gewerkſchaften iſt jetzt vor zehn Jahren, auf dem 1. Gewerkſchafts⸗ kongreß der chriſtlichen Gewerkſchaften in Mainz zuſtande gekommen. Am 21. Mai 1899 begann im Saale des katholiſchen Männervereins in Mainz unter verhältnismäßig ſtarker Anteilnahme der intereſſierten. Arbeiterſchaft aus dem Weſten und Süden der 1. Kongreß der chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands. Anfang 1898 hatten auf Betreiben Aachener Herren in Aachen„Soziale AK ſtill zu ſtehen. Sie erreichte das Haus erſt, als es ſchon ziemlich dunkel war. Im Hofe und im Hauſe war alles ſtill, nichts rührte ſich. „Georg ſchläft noch“, ſagte ſich Hedwig, erleichtert auf⸗ atmend.„Ich bin alſo ſicher, daß er mich nicht vermißt hat. Jetzt heißt es ſchnell umziehen, Licht anzünden und das Abend⸗ brot hübſch zurecht machen. Sie öffnete die Tür, welche in den Hühnerhof führte; die Tiere flatterten erſchreckt von ihren Stangen. Leo, der Hof⸗ hund, kam auf ſie zu und rieb den zottigen Kopf an ihrem Knie; ſie ſtreichelte ihn flüchtig und eilte dem Hauſe zu. Sie ſchloß eine Seitentür auf, zu welcher ſie den Schlüſſel ſtets in der Taſche trug, und betrat den kleinen Flur, die Tür wieder hinter ſich ſchließend. Alles war ſtill und dunkel. Hedwig fand ſich auch im Finſtern zurecht. Leiſe ſchlüpfte ſie den Gang entlang und öffnete die Küchentür. Das Feuer glimmte leiſe und verbreitete einen düſteren, unheimlichen Lichtſchein in dem kleinen Raum. Als ſie in das Wohnzimmer trat, überlief ſie ein eiſiger Schauer— warum, ſie hätte es nicht ſagen können. Es wälzte ſich ihr plötzlich etwas ſchwer aufs Herz. Sie trat an das Sofa heran. „Er ſchläft noch“, wiederholte ſie leiſe.„Die herrlichen Tropfen haben ihm wirklich gut getan. Ich nehme nachher auch welche; denn ich habe heute ſolches Herzklopfen, wie ſei langer Zeit nicht.“ In die Küche zurücktretend, ſchürte ſie das Feuer an, dann nahm ſie einen Leuchter vom Küchenbrett und zündete das Licht an. Mit dieſem in der Hand ging ſie zurück zu ihrem Manne, die Kerze mit der Rechten beſchattend, damit das Licht den Schläfer nicht ſtöre. Schöneich lag dem Anſchein nach noch immer ſo da, wie ſie ihn vor mehr als zwei Stunden verlaſſen; er lag auf dem Rücken, die Arme an jeder Seite lang aus⸗ geſtreckt, den Mund ein wenig geöffnet, nur etwas blaſſer als ſonſt ſah er aus. g (Fortſetzung folgt.) Konferenzen“ ſtattgefunden, und aus ihnen mag der Gedanke der Veranſtaltung eines ſolchen Kongreſſes ent⸗ ſtanden ſein. Eine durchſchlagende Klarheit über das, was man wollte, ein definitives Programm für die neue Bewegung, beſtand damals aber noch nicht. Die Sache war im Werden, und erſt die Mainzer Tagung brachte definitive Beſchlüſſe über die grundlegenden Ge⸗ danken, die der Bewegung für die kommende Zeit die Richtung geben ſollten. Es iſt intereſſant, ſich an der Hand der Berichte und Aufzeichnungen über die Mainzer Beratungen die da—⸗ maligen Debatten im Spiegel der jetzt 10jährigen Ent⸗ wicklungsgeſchichte in die Erinnerung zurückzurufen. Die wichtigſte Aufgabe des Kongreſſes war, grund⸗ legende Klarheit über den interkonfeſſionellen Charakter der Gewerkſchaften zu ſchaffen; die inter⸗ eſſanteſte die, das Verhältnis zur Politik zu regeln, die politiſche Betätigung der Gewerkſchaften und Gewerkſchaftsmitglieder unter beſtimmte Regeln zu ſtellen. s lagen damals der Verſammlung Leitſätze vor, des Inhalts: „Die Gewerkſchaften ſollen interkonfeſſionell . Mitglieder beider Konfeſſionen umfaſſen, aber auf dem Boden des Chriſtentums ſtehen. Die ö Erörterung konfeſſioneller Fragen iſt ſtrengſtens aus⸗ zuſchließen; die Gewerkſchaften ſollen weiter unparteiiſch ſein, d. h. ſich keiner beſtimmten politiſchen Partei an⸗ ſchließen. Die Erörterung parteipolitiſcher Fragen iſt fernzuhalten, aber die Herbeiführung geſetzlicher Re⸗ formen auf dem Boden der beſtehenden Geſellſchafts⸗ ordnung zu erörtern.“ Der erſte Teil dieſer Leitſätze über die Inter⸗ konfeſſionalität führte zur ausgiebigſten Debatte, aber im weſentlichen richteten ſich die Ausführungen doch gegen Einwände, die von auswärts kamen. Insbeſondere war damals noch ſtark gegen den heute faſt gänzlich zurückgetretenen Vorwurf anzukämpfen, die chriſtlichen Gewerkſchaften ſeien im Grunde genommen katholiſch und „ultramontan“. Die Verſammlung, deren 2. Vorſitzender der evangeliſche Sekretär des Gewerkvereins der Ziegler in Lippe, Ellerkamp, war, nahm ſchließlich einſtimmig den erſten Teil der Leitſätze an. Am zweiten Tage beſchäftigte man ſich dann mit dem zweiten Teile dieſes Leitſatzes über die politiſche Betätigung und die parteipolitiſchen Beziehungen. Da⸗ mals gab es einen recht lebhaften Zuſammenſtoß zwiſchen dem alten Aachener Sozialpolitiker, Redakteur Imme⸗ len, der ſeit langen Jahren als Redakteur des„Echo der Gegenwart“ für die Arbeiterſchaft eingetreten war und deren Intereſſen zu fördern geſucht hatte, ſowie dem jetzigen Abg. Giesberts. Man verſteht heute gar die Erregung nicht mehr, die damals eine Verſammlung in zwei Lager ſpalten konnte. Immelen meinte damals nach Zeitungsberichten:„Wenn es ſich bei Wahlen darum han— dele, ob ein Kandidat gewählt würde, der einen wirtſchaft⸗ Iich für die Arbeiter annehmbaren Standpunkt einnähme, dann müßten die Gewerkſchaften unbedingt für ihn ein⸗ treten, um eine den Arbeitern ungünſtige Wahl zu ver⸗ hindern.“ Giesberts aber meinte:„Die Gewerkſchaften könnten keinerlei Erfolge erringen, wenn ſie ſich von irgendeiner politiſchen Partei ins Schlepptau nehmen ließen.“ Der jetzige Reichstagsabg. Erzberger, der da⸗ mals als Referent für dieſe Fragen beſtellt worden war, erklärte im Schlußwort gegenüber dieſen Differenzen, die auch die übrigen Beratungen des Kongreſſes beein— flußten, er könne keinen Unterſchied zwiſchen den beiden Richtungen finden Sein Leitſatz wolle eine abſolute Bewegungsfreiheit in bezug auf Politik, ſo daß von dem, was Herr Immelen beantrage, bei der Annahme ſeines Leitſatzes nichts im Wege ſtehe. Man könne natürlich ein Einwirken auf die Politik nicht vermeiden, dieſes Einwirken könne aber ganz einfach dadurch geſchehen, daß man dem betreffenden Kandidaten eine Reihe von Fragen über Reichstags⸗ und Landtagswahlrecht, Koali⸗ tionsrecht, etwaige Militär⸗ und Marinevorlagen vor⸗ lege und eine beſtimmte Antwort verlange. Werde eine ſolche verweigert oder eine unbeſtimmte gegeben, dann müſſe die Gewerkſchaft den betreffenden Kandidaten ein⸗ fach ablehnen. Die Verſammlung nahm dann den offi⸗ ziellen Leitſatz an. Wer heute, rückſchauend auf die zehn letzten Jahre, die Berechtigung, vielleicht auch die Wirkung dieſes Beſchluſſes prüft, der wird finden, daß es hier, wie ſo oft in ſolchen Fällen, ging: Beide Teile haben recht behalten. Immelen, der leider Verſtorbene, hatte recht, als er ſich von einer Gewerkſchaft ohne politiſchen Einfluß nichts verſprach. Und Giesberts hatte recht, als er davor warnte, die Gewerkſchaften ins Schlepptau von politiſchen Parteien geraten zu laſſen. Beide hatten, recht, aber ſie trafen beide nicht den Gedanken, der für dieſe Situation der richtige war. Heute handeln die Gewerkſchaften peinlich nach den Mainzer Beſchlüſſen. Sie halten ſich der parteipolitiſchen Erörterung fern. Ja, guten Beobachtern ſcheint es ſogar, als hielten ſie ſich auch der übrigen Politik mehr fern, als das geboten erſcheint. Aber dafür hat man heute zwiſchen Gewerkſchaften und Gewerkſchaftlern zu unter⸗ ſcheiden gelernt. Die einzelnen Gewerkſchaftler treiben heute ihre Arbeiterpolitik in den Parteien, denen ſie angehören. Die Gewerkſchaften ſelber aber ſind politiſch neutral. In Mainz, vor zehn Jahren, hätte dieſer Gedanke noch ſehr beruhigend wirken können. Aber er war noch nicht zur Reife gelangt. Heute haben die chriſtlichen Gewerkſchaften ſich zu einer imponierenden Macht emporentwickelt. Sie ſtehen nach außen imponierend da. Aber auch im Innern ſind ſie verſtärkt. Auch ihre Kaſſierer rechnen heute mit Hunderttauſenden und Millionen und die Stimme ihrer Führer hat bei Freund und Feind, auch im politiſchen Leben, trotz der Negierung der Politik in Mainz, ein⸗ gewaltiges Gewicht erlangt. 8 Poylitiſche Rundſchau. 8 Berlin, 14. Juli. , Der Kaiſer iſt in Berlin eingetroffen. Die Rückreiſe nach Kiel iſt für Freitag in Ausſicht genommen. Franz Mehring, der ehemalige„Ober⸗Schimpf⸗ meiſter“ der ſozialdemokratiſchen„Leipziger Volkszeitung“, iſt ſoeben auf eine Beleidigungsklage der freiſinnigen Abgeordneten Kopſch und Dr. Mugdan hin zu 250 Mk. Geldſtrafe verurteilt worden. Kopſch und Mugdan hatten die beiden ſozialdemokratiſchen Schrifſteller Ledebour und ſehr aufzuregen. Anſtandes geht do liſchen Hetzbundes, „Seit den land jeder, d durch die Ki und mit um ſo au Brandenburg. würde die Arbeit Er war ferner der Mehring im Reichstage beſchuldigt, als frühere Redakteure der demokratiſchen„Volkszeitung“ dieſes Blatt im bür⸗ ſeien. Als Ledebour dem Ab dieſer Behauptung nachwies, ring ſogar jene Stra — freiſinnig⸗demokrati von Korporationen üb zum Ausdruck komme g auf eine Verunglimpfung gehen, iſt leicht begreiflich auch die Konſervativen br nach ſoll ein namhafter kon Empfindungen über den Stur in folgenden Zeilen ausgedrückt haben: Hohenſtaufen wird in Deutſch⸗ er einen nationalen Flug hat, intereſſen der Par⸗ „ Jezogen. Seit Cäſar be⸗ e mit Deutſchen.“ rten: 97 Vatikan hat Bülow ge⸗ ndlich mit der Legende auf,. g Centrum politiſch e Schickſal an, das man ei wir aber noch nicht, daß ein n Ausſpruch getan hat. Phantaſieprodukt wird vom charf dementiert. Angeblich Freiherr v. Marſchall a l rchturms teien in den S kämpft Rom Deut Mit anderen Wo ſtürzt. Wann hört man e daß von Rom aus auf das werde? Einſtweilen glauben namhafter Konſervativer dieſe (7) Ein neues engliſches deutſchen Auswärtigen Amt 0 ſucht der deutſche Botſchafter die Türkei zum Anſchluß an wegen. General v. d. Gol 5 0 s habe eine ähnliche Miſſion. Die türkiſche Militärpartei ſei dem Plane ſehr geneigt, a jedoch die Pforte nehme den Standpunkt ein, daß die mit alten 8 noch zu ſchwach ſei, aß an dieſer Meldung nich daraus hervor, daß Freiherr v. Marſchall ſich bereits daten gegen den Re ſeit längerer Zeit auf Urlaub in Deutſchland befindet und daß Goltz⸗Paſcha einzig und allein eine militäriſche Miſ⸗ ſion hat, nämlich, die Reorganiſation der türkiſchen Armee und alle Mitglieder der 5 einzuleiten, daß ihm aber jede politiſche Aufgabe, insbe⸗ wurden ſofort hingerichtet. ſondere eine ſolche, die er im Auftrage der deutſchen der mit der Sache gar nich in einem Käfig durch nd die Reichslande. Auf ein Hul⸗ Städte der Provinz ge digungstelegramm einer Vereinigung von Vertretern der gräßlichen Martern h reichsländiſchen Regierung un welche nach Schluß der dies ia meinſamen Ausflug nach der hatten, iſt aus Süderhaff an den Staatsſekretär Frhr. Zorn von Bulach folgende telegraphiſche Antwort des Kaiſers eingegangen: „Das Huldigungstele burg verſammelten Mit und der Regierung von El um Bündniſſe einzugehen. ts Wahres iſt, geht ſchon Regierung zu vollfü Das Reich u hren hätte, d des Landesausſchuſſes, hrigen Tagung einen ge⸗ gramm der auf der Hohkönigs⸗ 5 5 glieder des Landesausſchuſſes Gerichterſtatter mit ſaß⸗Lothringen habe ich gern frichtigerer Freude entgegengenommen, erklärte, daß die go als das Wohlergehen der Reichslande meine landes⸗ dem die Regierun väterliche Fürſorge dauernd beſchäftigt. Daß es Ihnen ge, unter dem ſtarken Schirm rter, friedlicher Arbeit engerem Anſchluß zierung der Kom d ſich zu friſchem Blühen 5 Dr. zurück, vergönnt ſein mö des Reiches un ge ſt ſich zu erfreuen, in an das alte deutſche Stammlan und Gedeihen zu entwickeln, iſt Euer Exzellenz wollen meine geweſenen Herren übermitteln lichen Gruß entbieten. Berlin, 14. Juli. n Dank den verſammelt und ihnen meinen kaiſer⸗ Wilhelm J. R.“ vägen. Die Heidelberg d deutung bei. eingegangen, eine andere Serviskl Der„Reichsanzeiger“ gibt nach- ſtehendes bekannt: Die nachgeſuchte Entlaſſung des Fürſten Bülow aus dem Staatsdienſte wurde unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens mit Brillanten genehmigt, ferner die Er⸗ nennung des bisherigen Staats ſekrekärs des Innern v. Beth- mann⸗Hollweg zum Reichskanzler, zum Präſidenten des Staats- ſei ſekretär des Innern, Staats Handelsminiſter, der Unterſta zum Oberpräſtdenten von Europäiſches Ausland. England. für die allgemeine Wehr⸗ N * Die Agitation pflicht wird eifrig for der Sieger im Burenkr des Geſetzes, welches in der Territorial⸗Ar wiſſer Altersſtufen feſtſetzt. Syſtem biete nicht die erfo fahren, die England ſpreche den nationalen Bedürfniſſen. gefährlichen Kronbewerbers] 79 der Pyrenäenhalbinſel immer bedrohte, ſcheint die Auf⸗ t zu ſein. Seine ee n. Seine Tochter iſt be⸗ iſtenten Maler durchgebrannt und mafſafſeſten Sein Sohn aber ſcheint * Mit dem Tode des alten Don Carlos, der die Ruhe wieder mit Carliſtenaufſtän ſtandsgefahr für immer beſeitig haben nämlich andere Intereſſe kanntlich ſeinerzeit mit einem hat den ſchließlich geheiratet. des Organs des evange⸗ den Dreibund zu be⸗ abſolut fern liegt. der national würde man d erhöhen Naturvölker beherrſcht 1 Unruhen uſw. treibt der Militärkommand gerlichen Sinne redigiert zu haben, als ſie bereits das Geld der * Die Türkei ſte falls da : Echt chine ſiſch deihen laſſen. chineſiſcher Adlig der Ueberzeugun der Mingdynaſti 12 jährigen Sohn in von China, verſammelte ſe leute um ſich und zog ge Provinz. Seine Schar, barden bewaffn entſandte ſofort ein wurden die ſchlecht bewaffnet ten von den kaiſerlichen Tru Mehrere hundert Tot kriegeriſchen E eingeſchriebene Mitglieder der Sozialdemokratie geweſen Miguel von Braganza, der in 9. Kopſch die Unrichtigkeit] dient, beſtäti nahm Kopſch ſie in bezug guel habe auf Ledebour zurück, nicht aber in bezug auf Mehring. Mans Dieſer ging darauf im 5 „Denunziantenkretins“ jetzigen Verurteilung. Verhandlung für den hre vorzuziehen: der öſterreichiſchen Armee Meldung,„Erbprinz“ Mi⸗ on beim Botſchafter Grafen des verſtorbenen Millio⸗ Innerhalb der letz⸗ gt die Newyorker ſich Freitag in Lond dorff mit der Tochter „Vorwärts“ mit den beiden närs Anita Stewart v ins Zeug mit dem Erfolg ſeiner ten fünf Beſonders angenehm verlief die mit Milli Freiſinn freilich auch nicht; denn aber dieſes Mal beſſer. Preſſe nagelt feſt, daß der frei⸗ us als ſtrafverſchärfend für Meh⸗ N 0 i fen anführte, die dieſer bei der Schritte, die zur Feſt „Volkszeitung“ erlitten hat. Das türkiſche P („Der ſcheidende Reichskanzler Fürſt Bülow erhält, einſtimmig die f was ſehr leicht begreiflich iſt, von mehreren Seiten beß hammedan Kundgebungen, in denen die Auffaſſungen einzelner und efreiten Mohan er die Urſachen ſeiner Demiſſion Daß dieſe in der Hauptſache des„ſchwarzen Blocks“ hinaus- „und das Centrum ſowohl als auchen ſich darüber nicht allzu Aber über das Maß des politiſchen lich ch eine Notiz der„Tägl. Rundſchau“, hinaus. Dar⸗ ſervativer Politiker ſeine z des Fürſten Bülow dieſem niſchen Notabeln vor zu den Chr Am Jahre war der junge Br onärinnen verlobt der wichtigſten rforderlich ſind⸗ hmigte im Prinzip faſt g der Nicht⸗ 1 Militärdienſt und beſchloß, werden ſollte, uſt der Nicht⸗ uwenden. Mit T ht jetzt vor einem igung des Landes e arlament geneh ofortige Einſtellun ter und der bisher von in die Armee, rgeſetz nicht angenommen t mit einer für den Die fügten Aenderung anz chriſtlichen Volksſtämme eten Landes ſſe am türkiſch und Drang, nd ſie immer wieder 2 „erheblich ablenken. ant, der Mufti und di s neue Weh das alte Wehrgeſe mohammedaner ei Heranziehung ſehr zerklüft zur Wehrpflicht eren Intere en Reiche erheb⸗ — Der Wali, e mohammeda⸗ zunmenſchlich mutet das ewerber hat ange⸗ gelangte ein tſchang zu des Stifters In der Provinz er namens Tſchu Muan⸗ g, daß er ein Nachkomme Er proklamierte ſeinen folgedeſſen zum Kaiſer ine Bannermänner und Golys⸗ gen Pünan, die Hauptſtadt der die auf 2000 M Flinten, Sicheln, Schwerte Der Vizekönig von Nu e Abteilung modern be ann anwuchs, rn und Helle⸗ nan, Hſi⸗liang, waffneter Sol⸗ In der Nähe von Pünan en Scharen des Prätenden⸗ ppen vernichtend geſchlagen. e deckten das Schlachtfeld, amilie des Thronbewerbers Der junge Prätendent ſelbſt, ts zu tun hatte, wurde erſt die hauptſächlichſten führt und dan ingerichtet. Hohkönigsburg gemacht mein aufrichtiger Wunſch. ſei ſich die 5 1 8 8 e CCC Volks einen fall gierung ſei keine „ Tagesordnung Grundſatz: annehmbar“ d beigebracht werden, wies den vom der Vater miniſteriums und Miniſter des Auswärtigen vollzogen. Ferner e wurden ernannt: Staatsminiſter Delbrück zum Staats⸗ ſekretär Sy do w zum preußiſchen atsſekretär des Innern Wermuth einem heutigen zum Staatsſekretär des Reichsſchatzamtes. Weiter wurde die nachgeſuchte Entlaſſung des preußiſchen Kultusminiſters Holle genehmigt und der bisherige Oberpräſident von Brandenburg 0 „Trott zu Solz zum Kultusminiſter ernannt. Schließ⸗ ande eee lich erfolgte die Ernennung des Unterſtaatsſekretärs der gen 3 Reichskanzlei v. Loebell nahme beſchlüſſe lehnen würde Bei der Abſtim Bevor Beſoldungs Zur Be Dröſcher, v. Li ſervativen, die Reichspartei Im Oberhaus beantragte trums) mit Rückſicht auf d iege, Lord Roberts, die 2. Leſung gierung den die allgemeine Wehrpflicht ſionsbeſchlüſſe für alle Bürger innerhalb ge⸗ ordnete Spahn tr Er betonte, das gegenwärtige rderliche Gewähr gegen Ge⸗ drohen können. Kein Freiwilligen⸗ Syſtem würde dem Lande jemals das geben, was es wünſche; nicht weniger als eine Million Soldaten ſeien bezeichnete das„Un für die Bedürfniſſe des mit dem beſcheid Zudem hätten geſtern die Ve Verantwortung für das gelehnt, nur weil die W befriedigt würden. maligen Hochru geſchloſſen.. 2 Deutſcher Reichstag U Berlin, 12. Juli. ſung der Beſoldungsreform ſtand auf der „Keine Ausgabe ohne D egierung gefüg mmiſſionsbeſchlüfſe g zuſtimmen könne Abg. Kopſch dem „Unannehmbar“ der Re⸗ gründung für die Redu⸗ Centrumsabge⸗ das Centrum eckung“ ſich dem„Un⸗ Der Schatzſekretär das äußerſte ſeien, partei warf „Umfall“ vor, denn da hinreichende B miſſionsbeſchlüff 5 gefallen“, durch daß die Kommiſſ gegangen iſt, und ändernden den Hinweis auf über die Vorlage die etwaigen ab⸗ wohlwollend zu er⸗ durch den Abg. Beck⸗ der Regierung keine Be⸗ ne Reihe von A Beſchlüſſe d Nationallib em„Unannehmbar“ Inzwiſchen war ei eralen legten aſſe verlang Finanzminiſter v. Rhei n Vorwurf, Preußen zurück und erklärte, ungsvorlage die ganze aufe der weiteren De⸗ arteien ihre Stellung⸗ Abg. Singe Aenderung der Re tern werde. batte, in der auch die kle zur Beſold ungsvorlage Schatzſekrtär Sydo w bekannt, Beſchluſſe jed inausgehende Mehr ſelbſt wenn dar mung über die e bis ſpät in den Abend 5 trotz der Erklärung des Re darlegen ließen, daß der Bundes a ö e über die Kommiſſions⸗ forderung entſchieden ab⸗ Vorlage ſcheiterte⸗ Gehaltsfätze, die sdehnten, wurden atzſekretärs mehrere An⸗ rößere Gehaltsſätze, ö 5 itze, als ſie die Leſung vorſahen, forde Sbeſchlüſſe 2. rten. Mor⸗ Berlin, 13. Juli. in die 3. Leſun eintrat, erledigte er kleinere Vor rlage ſelbſt hatten die lbgg.. d Erzberger(für die Kon⸗ und die Mehrheit des Cen⸗ Unannehmbar“ der Re⸗ herſtellung der Kommiſ⸗ Der Centrumsabge⸗ ge ein, da man ſich was eben zu erreichen ſei. rtreter der Poſtbeamten jede Scheitern des ganzen Werkes ab⸗ ünſche der Poſtbeamten nicht voll Der ſozialdemokratiſche Abg. der Regierung als leere Die wirtſch. Ver⸗ Abg. Lattmann für den Antrag n der freiſinnigen Volks⸗ ſeine Stellung zu än⸗ v. Oldenburg, der warf den Freiſinni⸗ Dann kam man cher Abſtimmung — der Reichstag heute Antrag auf Wieder Leſung gef 8 at für dieſe Anträ annehmbar“ Landes erforderlich. Der Parla⸗ Drohung, die ihm nicht imponi mentsſekretär des Kriegsamts Lord Lucas vertrat jedoch einigung trat durch den die Auffaſſung, der Plan ſei über alle Maßen koſt⸗ Dröſcher ein, Abg. Wi 9 ſpielig, gewähre keine Hoffnung auf Verwirklichung und 3 erkannte keinen Grund der letzten vierzig Jahre zerſtören. i 7 n Antrag eintrat, Anſicht, das beſtehende Syſtem ent⸗ ge Wahlagitation vor zur Abſt Der konſervative Abgeordn timmung. Sie ergab in namentli Annahme des Antrages Dröſcher Stimmen bei 14 Enth ſtimmung nahm dann da wieder herge altungen. In namentliche Haus das ganze Geſetz in der ſſionsfaſſung mit 317 Stim⸗ ebenſo eine Reſolution ing des Zutrittes der Unter drei⸗ n die Seſſion tellten Kommi men bei 17 Enthaltungen Baſſermann, um Erleichtert zu höheren Stell fen auf den Kaiſer wurd . ereigy dichte: „Cop. mit 5. 1 nige Centrum der Re⸗ Preußen erklätte, le ganze 8 ſſſions⸗ den ab⸗ heiterte⸗ he, die wurden ere Au⸗ ſie die . Mor⸗ guli ig ber klagen. ſinmi⸗ man mung gegen 1 b in der Stim⸗ E io 3 ber brei⸗ eſſion Der Entſcheidungskampf in Perſien. Die Kämpfe zwiſchen der von den Ruſſen unter⸗ ſtützten Regierung des Schah und den Anhängern der vom Schah wiederholt beſchworenen, aber ebenſo oft gebrochenen Verfaſſung, den Konſtitutionaliſten, nähern ſich einer Entſcheidung, nur weiß man nicht, in welcher Richtung ſie fallen wird. Die Konſtitutionaliſten ſind nach hartnäckigem Kampfe in die Hauptſtadt Teheran eingedrungen und kämpfen dort weiter, unterſtützt von der ganzen Bevölkerung, gegen die Truppen des Schah und der Ruſſen. Ein Telegramm aus Teheran vom Dienstag ſchildert die Kämpfe wie folgt: — Teheran, 13. Juli. Seit heute morgen um halb ſieben Uhr iſt ein heftiges Feuergefecht im Gange. Die Konſtitutionaliſten rücken gegen das Hauptſtadttor vor, der Widerſtand der Kaſaken und der perſiſchen Truppen iſt gering. Um acht Uhr waren die Nationaliſten in den Beſitz der Parlaments- gebäude gelangt. Die Führer halten Beratungen ab. Die Zugangsſtraßen zu der Kaſakenkaſerne ſind mit Creuſotgeſchützen und Maſchinengewehren beſetzt. Die Straßenkämpfe haben an Heftigkeit zu⸗ genommen. Für Europäer beſteht keine Lebens⸗ gefahr.— Es iſt 5 Uhr nachmittags. Die Kaſaken⸗ kaſerne wird ſoeben von den Konſtitutionaliſten von allen Seiten angegriffen. Der Kampf iſt äußerſt heftig. Kaſaken feuern mit Schrapnells der Creuſotgeſchütze. Die inneren Stadttore auf Topmedain find geſchloſſen. Hinter herausgeriſſenen Trottoirſteinen und Ziegeln liegen perſiſche Soldaten und feuern unausgeſetzt durch die Torluken die Straßen entlang. Das perſiſche Tele⸗ graphenamt und der Artillerieplatz ſind noch unbekannt. Konſtitutionaliſten beſetzt. Zeitweiſe tritt eine Pauſe im Feuern ein. Die Verluſte ſind noch unbekannt. Die Truppen des Schah aus Schahabad kommen in Eilmärſchen der Kaſakenbrigade zu Hilfe. Um 7 Uhr dauert das Feuergefecht noch fort. Die Konſtitutiona⸗ liſten ſuchen den Artillerieplatz und die Kaſakenkaſerne einzunehmen. Jedoch iſt es bis jetzt noch nicht ge⸗ lungen. Heftige Kämpfe werden erwartet, falls die Uebergabe verweigert wird. Die Bevölkerung ſchließt ſich den Konſtitutionaliſten an, veranſtaltet Umzüge, bringt dem Sipahdar und dem Bachtiarenchef, welche im Parlamentsgarten anweſend ſind, Ovationen. Aus Saltanetabad fehlen jegliche Nachrichten. Die Tele⸗ Phonzentralen ſind in den Händen der Konſtitutiona⸗ liſten. Plünderungen finden nicht ſtatt. Weitere Telegramme vom Kriegsſchauplatze liegen nicht mehr vor, da Abends der Schauplatz der Vorgänge ſich nach dem Telegraphenamt zu verſchob. Es ſpricht aber alles dafür, daß das folgende Telegramm aus der türkiſchen Hauptſtadt richtig iſt: — Konſtantinopel, 14. Juli. Nach in per⸗ ſiſchen Kreiſen Konſtantinopels eingelaufenen Telegram⸗ men ergaben ſich die Truppen des Schahs den mit den Konſtitutionaliſten verbündeten Bachtiaren. Aachener Heiligtumsfahrt 1909. b Aachen, 12. Juli. Die nach ſiebenjähriger Wartezeit wiederkehrende Heiligtumsfahrt wurde am Freitag mit einem Männer⸗ ſeſtzuge eröffnet, an dem ſich nicht nur die religiöſen ſondern auch zahlreiche weltliche Vereine beteiligten. Am Samstag nachmittag zog nach altem Herkommen der Oberbürgermeiſter nebſt einer Anzahl Stadtverordneter in das prächtige Münſter ein. Unter Orgeklang begaben ſie ſich zuſammen mit dem Stiftskapitel und einem Goldſchmiede in die ſogenannte ungariſche Kapelle. Der Goldſchmied nahm aus der Langſeite des Marienſchreines zunächſt die ſilberne Madonnenſtatue und löſte die hinter ihr befindliche ornamentale Verkleidung des Verſchluſſes. Als die ſchwere alte Eiſenplatte ſichtbar geworden, an der das Vorhängeſchloß befeſtigt iſt, trat der Stifspropſt Bellesheim vor und überzeugte ſich von der Unver⸗ ſehrtheit des Schloſſes, dasſelbe tat der Oberbürger⸗ meiſter. Der Goldſchmied entfernte die Eiſenplatte und öffnete den Schrein. Der Sakriſtanprieſter entnahm dem Schrein die in Seide gehüllten Heiligtümer und über reichte ſie den Stiftsherren. f. Von den Bürgermeiſtern und Stadträten mit Fackeln begleitet, wurden die Heilig⸗ tümer in das Chor getragen und auf dem Hochaltare niedergelegt. Dann erſt wurde dem Volke der Eintritt in den Dom geſtattet. Die Heiligtümer, die nur alle ſieben Jahre ge⸗ zeigt werden, ſetzen ſich zuſammen aus dem Lenden⸗ tuche Chriſti, den Windeln des Jeſukindes, dem Kleide der Jungfrau Maria und dem Enthauptungstuche des heiligen Johannes des Täufers. Die Aachenfahrer kamen in früherer Zeit aus aller Herren Ländern, aus Nor⸗ wegen und Ungarn wie aus Belgien und Livland. In⸗ folgedeſſen darf die Bedeutung, die die Fahrt in kultureller und wirtſchaftlicher Hinſicht lange Zeit hindurch hatte, nicht gering angeſchlagen werden. Nach Tradition der Aachener Stiftskirche iſt es ge⸗ ſchichtlich beglaubigt, daß die vier Heiligtümer von Karl dem Großen geſchenkt worden ſind. Ueber das Recht und den Ort der Aufbewahrung kam es mehrfach zwiſchen Kapitel und Bürgerſchaft zu Mißhelligkeiten. Im Jahre 1671 kam ein Vergleich zu ſtande, inſofern von jenem Zeitpunkt ab din von beiden Parteien veréidigter Gold⸗ ſchmied den Schrein aufzuſchließen hat. Am Samstag zeigte der Weihbiſchof Dr. Müller die Heiligtümer zum erſten Male öffentlich dem Volke. Trotz des Regens verfolgten die Anweſenden die heilige Hand⸗ lung andächtig bis zum Schluſſe. Bevor ſie gezeigt wurden, ließen ſich zahlreiche Kranke im Innern des Münſters mit dem Lendentuche des Hellandes berühren. Der Eindruck, den die erhebende Feier auf die Teil- nehmer machte, wird zweifellos zur Vertiefung ihres religiöſen Lebens beigetragen haben. 4 Aus Stadt und Land. Schweres Schiffsunglück. Auf dem Oberen See ereignete ſich ein ſchweres Schiffsunglück. Infolge des dichten Nebels kollidierte der ſtählerne Frachtdampfer „Cowle“, der mit 8000 Tonnen Eiſenerz beladen war, mit dem unbeladenen Dampfer„Scott“.„Cowle“ ſank binnen drei Minuten. Die ganze Beſatzung von 40 Mann iſt ertrunken.„Scott“ wurde ſchwer beſchädigt. ** Ein Generalſpitzbube. Der Generaldirektor der ungariſchen Kreditgenoſſenſchaft Albert Marſchall, der wegen Wuchergeſchäfte angeklagt war, und am Dienstag vor Gericht erſcheinen ſollte, iſt in Begleitung ſeiner Geliebten flüchtig geworden. Die Flüchtigen ſollen ſich angeblich nach Berlin begeben haben. * Verkannter„Matroſe“. Auf dem Bahnſteig zu Spandau ſteht ein kräftiger Junge, augenſcheinlich ein Schüler, neben ſeinem Handkoffer. Er iſt mit einem blauen Matroſenanzug bekleidet, wie ihn halb⸗ wüchſige Knaben zu tragen pflegen. Von den Unter⸗ offizieren, die vorübergehen, kümmert ſich niemand um den kleinen Pſeudomatroſen; daß dieſer keine Honneurs machte, fiel niemandem auf. Das ſollte aber anders werden, als ein junger Leutnant auf der Bildfläche erſchien. Dieſer ſah den jungen Matroſen, wie er, ohne zu grüßen und ohne ſtramm zu ſtehen, läſſig mit ver⸗ ſchlungenen Armen ſeinen Koffer hütete, ſchritt zorn⸗ entbrannt auf ihn zu und herrſchte ihn an:„Wollen Sie nicht ſtramm ſtehen?!“ In der Ueberraſchung nahm dieſer die Hacken zuſammen, ſtand ſtramm, ſo gut und ſo ſchlecht er es eben konnte, und ſagte ganz treuherzig:„Ich diene ja noch gar nicht!“— Das Geſicht des Leutnants iſt zu ſeinem Glücke nicht photographiert worden. * Bravo! In Nürnberg tritt am 1. Auguſt eine von der Provinzialregierung ſoeben beſtätigte Polizei⸗ verordnung in Kraft, die das Nachſchleppen von Kleidern auf der Straße verbietet.— Mögen's andere Polizei⸗ behörden nachmachen. * 60 Häuſer abgebrannt! Am Montag abend ſind in Wiznitz ſechzig Häuſer ſamt den Nebengebäu⸗ den niedergebrannt. 150 ärmere Familien ſind obdachlos; doch ſind Opfer an Menſchenleben nicht zu noflꝗgen f 5 Gefährucher Schiffszuſammenſtoß. Das norwe⸗ giſche Touriſtenſchiff„Olaf Kyrre“, der Nordenfjeldske⸗ Dampfſchiffgeſellſchaft gehörig, verließ Molde am Sams⸗ tag nachmittag mit fünfzig Paſſagieren an Bord. Das Ziel der Fahrt war das Nordkap. Nachts 10 Uhr ſtie ß das Schiff in dickem Nebel auf eine Schäre bei Bjogna in Hudſtadvikon. Sämtliche Paſſa⸗ giere wurden vom„Mercur“ der Bergenſchen Dampf⸗ ſchiffgeſellſchaft, der auf der Reiſe nach Süden in der Nähe der Strandungsſtelle vor Anker lag, aufgenommen. Ein Paſſagier erzählte, ſie hätten im Bett gelegen, als das Schiff aufſtieß. Sofort ſeien ihnen die Rettungs⸗ gürtel gebracht worden. Die Wärtermädel hätten dabei in lobenswerter Weiſe mit geholfen. Als er an Deck gekommen ſei, ſeien ſchon die Rettungsboote zu Waſſer gebracht worden. Nach einer Viertelſtunde bereits hätten die Boote das Schiff verlaſſen und nach einer Stunde den„Mercur“ gefunden, der die Verunglückten aufnahm und gut verpflegte. Der Kapitän und die Mannſchaften des verunglückten Dampfers gingen auf den„Olaf“ zu⸗ rück, um das Gepäck und die Poſt zu retten. Es wurden aber nur zwanzig Kolli aufgefiſcht, die meiſten Paſſa⸗ giere verloren ihr Gepäck. Sie haben deswegen die Weiterfahrt aufgeben müſſen. Bald verſchwand der„Olaf Kyrre“ unter der Waſſeroberfläche, doch iſt die Tiefe des Waſſers, wo er liegt, nur unbedeutend.— Mit dem⸗ ſelben Dampfer bereiſte die norwegiſche Königsfamilie im vorigen Jahre die nördlichſten Teile des Landes. Schauerliche Liebesrache. In Genzano(Prov. Rom) trug ſich am Montag eine fürchterliche Tragödie zu. Ein von einem jungen Mädchen abgewieſe⸗ ner Burſche lauerte in Begleitung ſeines Bruders mit Dolchen bewaffnet den beiden Brüdern des Mäd⸗ chens auf und ſtach ſie nieder. Die Ueberfallenen gaben Schüſſe ab, durch die zwei Perſonen getötet und mehrere verwundet wurden.— In Rom erſchoß am Montag ein Mechaniker ſeine ungetreue Frau und darauf ſich ſelbſt. Ein Mord aus Kindesliebe! Die in Niederhaſſelt bei Gent(Belgien) wohnende Frau Camu erwartete die Rückkehr ihres Mannes aus der Kongokolonie nach drei⸗ jähriger Abweſenheit. Sie hatte bei ſeiner Abreiſe ihrer Entbindung entgegengeſehen und ihm ſpäter die Geburt ſeines Töchterchens gemeldet. Dieſes ſtarb aber bald. Die Frau hatte nicht den Mut, ihrem Gatten den Tod des Kindes mitzuteilen, ließ ihn vielmehr in dem Glauben, das Kind lebe und entwickele ſich vorzüglich. Da nun der Mann jetzt zurückkehrte, ſuchte Frau Camu ſich ein fremdes dreijähriges Mädchen zu ver⸗ ſchaffen und ermordete zu dieſem Zweck unter Beihilfe ihres Bruders die ihr bekannte Ehefrau Gelaſſe und deren Magd. Die Mörder ſchafften die Leiche der Frau Gelaſſe aus dem Hauſe, begruben ſie im Felde und entfernten ſich mit dem Kinde, das Frau Camu ihrem Manne, der am nächſten Tage zurückkehrte, als eigenes präſentierte. Durch die Entfernung der ermor⸗ deten Frau wollten die Täter den Anſchein erwecken, als ſei die Getötete mit dem Kinde ihrem Manne ent⸗ flohen. Die Mörder wurden jedoch mit dem geraubten Mädchen geſehen und verhaftet. Frau Camu hat bereits die entſetzliche Tat geſtanden. * 50 Reiſende verletzt. Am Montag fuhr auf dem Oſtbahnhofe von Verviers ein von Lüttich kommender Per⸗ ſonenzug mit ſolcher Wucht gegen den Prellbock, daß 57 Reiſende verletzt wurden. * Selbſtmord? Am Dienstag iſt in Wien Baron Oskar Rothſchild, das jüngſte von den ſechs Kindern des Barons Albert Rothſchild, plötzlich geſtorben. Der Baron ſtand im 21. Lebensjahre und iſt erſt vor kurzem von einer Weltreiſe zurückgekehrt. Man vermutet Selbſt⸗ mord. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Einer Meldung aus Teplitz zufolge hat ſich die 28. jährige Gouvernante Anna Bruckner vom Turme der dortigen evangeliſchen Kirche herabgeſtürzt und war auf der Stelle tot. In Madrid greifen die Erkrankungen an den ſchwarzen Pocken heftig um ſich und verurſachen eine ſchreckliche Zunahme der Sterblichkeit. e In Neapel brach im Kohlenraum des Flaggſchiffes „Northearolina“ des nordamerikaniſchen Geſchwaders in⸗ folge eines während einer Inſpektion ausbrechenden Schlagwetters Feuer aus. Der Inſpektionsleutnant Blick iſt tot, ein Korporal ſchwer verwundet. 5 0 * Nachtaſyl im Wiener Prater. Nicht weit vom Luſthauſe im Wiener Prater ſtehen einige Pappeln, deren Alter von Fachmännern auf ungefähr 110 Jahre geſchätzt wird. Die Jahre haben die Bäume ausgehöhlt, nur die grünen Kronen legen noch Zeugnis von ihrem Leben ab— Einer dieſer Baumrieſen geriet vor einigen Tagen plötz⸗ lich in Brand, und die Feuerwehr hatte mit der Löſchung des Feuers kein leichtes Stück Arbeit zu leiſten. Bei dieſer Gelegenheit mußte der Baum umgelegt werden und nun zeigte es ſich, wie ein Wiener Blatt mitteilt, daß ſein Inneres einen vollſtändigen Obdachsloſenhaus⸗ halt beherbergt hatte. Zu unterſt befand ſich ein aus Gras bereitetes Lager für den Hausherrn. Er war der einzige, der ſich ausſtrecken konnte. In die Höhe des Bauminneren führten Stiegen, auf deren Abſätzen je eine Perſon ſitzend oder zuſammengekauert übernachten konnte. Jeder der Bewohner, unter denen ſich auch ganz junge, den Eltern entlaufene Burſchen befanden, hatte ſich ſein Zimmer, ſoweit es möglich war, wohnlich eingerichtet. Es fanden ſich hier verſchiedene, roh aus⸗ gearbeitete Zierrate und Kleiderhaken, in die Baumrinde waren Fenſter und Gucklöcher geſchnitten. Allerdings wird dieſer Romantik jetzt ein Ende gemacht. Die an⸗ deren hohlen Baumrieſen in jener Gegend werden, um ähnliche Anſiedlungen unmöglich zu machen, mit Zement ausgegoſſen werden. Lokale Nachrichten. Viernheim, 15. Jull. — Die General-Verſammlung des Bauern- Vereins am Sonntag im„Freiſchütz“ war ſeitens der Mit⸗ glieder nur mittelmäßig beſucht. Zwei hervorragende Redner zeigten den aufmerkſam lauſchenden Zuhörern in längeren Vorträgen und an einer Reihe von treffenden Beiſpielen wie dem Bauernſtande zu helfen ſei. Nur Einigkeit und Selbſt⸗ huͤlfe, wie ſie heute in dem großen bayeriſchen Bauernbunde zu finden, ſeien die einzigen Mittel, um auch den heſſiſchen Landwirt exiſtenzfähig zu erhalten und den Fortſchritt zu ſichern. Der heſſiſche Bauern-Verein iſt zwar ſett ſeiner An⸗ gltederung an den bayeriſchen von 2500 auf 4000 Mitglieder geſtiegen, aber in den einzelnen Vereinen und beſonders auch im hieſigen fehlt es noch an gar vielem, um das geſteckte Ziel zu erreichen. Was fehlt und wo es fehlt, hat unſer hochw. Herr Pfarrer in ſeinem Schlußwort ausführlich erörtert. Hoffentlich haben die aufklärenden Worte der Herren Redner einmal fruchtbaren Boden gefunden, ſodaß es auch im Bauern ⸗ Verein Viernheim in Zukunft vorwärts geht. — Schutz des Heues. Die Landwirte, die das verregnete Heu vor dem gänzlichen Verderben zu ſchützen ſich bemühen, greifen gegenwärtig mancherorts zu einem ebenſo einfachen als angeblich durchaus wirkſamen Konſerblerungs⸗ mittel. Sie ſchichten das feuchte Heu etwa 350 Zentimeter auf und werfen dann Viehſalz ziemlich loſe darüber. Es folgt dann wieder eine Heuſchicht und die Prozedur wlederholt ſich. Auf ein Kubikmeter Heu rechnet man 500 Gramm Viehſalz. Das nicht ganz trockene Heu wird dadurch geſund erhalten und das Vieh bleibt vor Erkrankungen beim Ver⸗ fuͤttern geſchützt. Aus Nah und Fern. Weinheim, 13. Juli. Die Ehefrau eines hieſigen Fabrikarbeiters wurde vorgeſtern vormittag in bewußtloſem Zuſtande im Kaſtanienwald in der Nähe des ſog. Raſthauſes aufgefunden. Es ſtellte ſich heraus, daß die Frau durch Ge⸗ nuß einer erheblichen Menge von Spiritus einen Selbſtmord⸗ verſuch unternommen hat. Die Frau wurde in das hieſige Krankenhaus verbracht. Beſondere Familtenverhältniſſe ſollen das Motib zur Tat bilden. — Lampertheim, 14. Juli. Die derzeitige Ein⸗ wohnerzahl von Lampertheim beträgt nach ſtatiſtiſcher Auf⸗ ſtellung 10 216 Perſonen. Seit der letzten Volkszählung ſind zugezogen 699, der Ueberſchuß der Geburten über die Sterbe⸗ faͤlle beträgt 576. + Broßſachſen, 13. Jull. Geſtern früh gegen 6 Uhr fuhr der Arbeiter Schneider den Arbelter Dörſam, der ſich auf dem Wege zur Nebenbahn befand, mit dem Rade an. Zwiſchen beiden entſtand eine Schlaͤgerei. Der hinzu- kommende Bruder des Schneider ſtach den Dörſam mit dem Meſſer. Dörſam mußte ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen. — Fürth, 14. Juli. Die Arbeiten an der hleſtgen Waſſerleitung wurden kürzlich einer Firma aus Frankfurt übertragen. Man hofft, daß 1910 die Krahnen laufen.— Wie verlautet, ſoll unſer oufſtrebender Ort auch mit elektriſchem Licht verſehen werden. Worms, 13. Jull. Der 63 Jahre alte Tüncher⸗ meiſter Junker brach geſtern nachmittag auf dem Gerüſte des Hauſes Waldſtraße 58, als er kaum oben angekommen war, durch und ſtürzte mit dem Kopfe auf den Randſtein des Trottoirs, daß der Tod alsbald eintrat. Die Holzdiele ſoll an einer Stelle zu ſchwach und aſtig geweſen ſein. — Gernsheim, 14. Juli. Ein 30 jähriger ver- hetrateter Tüncher, der ſich eine Reihe von Wechſelfälſchungen zuſchulden kommen ließ, iſt unter Zürücklaſſung ſeiner Familie mit einer Kellnerin entflohen. „Beerfelden, 14. Jull. Durch das ſtändige Regen⸗ wetter geht der Ertrag der diesjährigen Heidelbeerenernte vollſtändig verloren, was für die ärmeren Leute von hier und nächſter Umgegend einen Ausfall von 50 000 Mark bedeutet. Nen-Iſenburg, 14. Jull. Aus einer Werkſtatt eines hieſtgen Speuglermeiſters wurden vorgeſtern nacht tauſend Mark in Gold geſtohlen. Papier- und Silbergeld wurden von dem Diebe unberührt gelaſſen. Leider hat man bis jetzt von dem Einbrecher noch keine Spur. — Friedberg, 18. Juli. Erſchoſſen hat ſich vor⸗ geſtern mittag gegen 12 uhr in ſeiner Wohnung der gegen 43 Jahre alte hieſige Bezirkshauptmann Friedrich von Münck⸗ witz. Er iſt unverheiratet, führte aber einen ziemlich großen, eigenen Haushalt. Das Motiv zu der Tat iſt noch nicht genau bekannt, jedoch wird vielfach angenommen, daß pekuniäre Schwierigkeiten den Anlaß dazu gegeben haben. Für die Redaktion ver antwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim Der heutigen Nummer liegt ein Proſpekt der Stahlwaren Fabrik und Verſandhauſes Marcus u. Hammes fahr, Wald- Solingen bei. Die Leſer werden darauf beſonders aufmerkſam gemacht. Tüchtige Maurer gesucht für den Schutzmanns-Neubau bei der zweiten Neckarbrücke zu Mannheim. A. Effler& Fr. Schlachter Mannheim- Neckarau. Arbeiterinnen finden dauernde u. lohnende Beschäfti- gung bei der Firma Marx Maler, Paplerprodukte an der Station Mannbeim-Kʒäferthal. 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