eh lte. aubleher. an 9 ß dug nittagg Ace hir 10 lahey dad ds ode die hr fubtt n ſolcher 1 Heranf cn glg teil ihen it fen u 190 lt fal. ten der in Lag: eteillgen ter An⸗ et an Mus, zn , vor- 1. ſopie he Mit b ſich ch en ſi Ml. M. Ml. mona 1. le: abel dlung. itt 1 . Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſlags, Donnerſtags u. Samftags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonmtagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl Tragerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierreljährl. Miernheimer Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. vewbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Viernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Vr. 95. 2. Blatt Samſtag, den 14. Auguſt 1909. 23. Jahrgang. Erneuerung der Kriegsgefahr. Die Pforte hallt wieder von Kriegsgeſchrei, und alle Welt prophezeit den unmittelbar bevorſtehenden Ausbruch des Krieges. Wenn man bedenkt, daß das türkiſche Volk infolge der planmäßigen und zielbewußten Agitation der Jungtürken von einem wilden Kriegstaumel erfaßt iſt, der es den Frieden nicht wünſchen läßt, wenn man ferner bedenkt, daß die Herrſchenden den Krieg notwendig brau⸗ chen, um den ſoeben erzielten Erfolg im Innern durch einen Waffengang den nötigen äußeren Glanz zu ver⸗ leihen, dann kommt dieſer Umſchwung trotz der Friedens⸗ klänge, die in den letzten Tagen das politiſche Konzert übertönten, nicht ſo ganz frappierend. Ueber die augen⸗ blickliche Lage ſchreibt der Vertreter eines Berliner Blattes: Noch ſind im Miniſterrat die Meinungen der Miniſter geteilt. Neben dem Miniſter des Krieges und der Marine hält vor allem Noradunghtan, der Miniſter der öffent⸗ lichen Arbeiten, ein energiſches Vorgehen gegen Griechen⸗ Jand für notwendig. Vor allem ausſchlaggebend aber dürfte eine angebliche Aeußerung des Generaliſſimus Mahmud Schewket ſein, wonach er dem Großweſir mit ſeiner Demiſſion gedroht habe, da er nicht mehr im ſtande ſei, die aufgeregten, Krieg verlangenden Gemüter der Offiziere und Soldaten zu beſchwichtigen. Noch aber möchte der Großweſir den Krieg vermeiden. Ob aber bei dieſem Beſtreben der Großweſir nicht ſelbſt fallen wird, bleibt abzuwarten. Wie kriegeriſch jedenfalls die Stimmung iſt, zeigt eine Aeußerung des griechiſchen Ge⸗ ſandten Gryparis, der beim Beſuche des Großweſirs ſagte: „Ich habe die Lage ſehr ernſt und die Gemüter zu ſehr erregt gefunden.“ Daß die jungen Offiziere, die man ſpricht, den Krieg für ſicher halten, iſt ſelbſtverſtänd⸗ lich, aber auch in Kreiſen der Pforte behauptete man, die Türkei werde ſich jetzt nicht mehr mit dem Nieder—⸗ holen der griechiſchen Flagge auf Kreta begnügen, ſondern wolle die Inſel wiedergewinnen. Noch iſt die neue Note an Griechenland nicht überreicht, aber ihr Inhalt iſt bekannt. Sie trägt den Charakter eines Ulti⸗ matums und verlangt ſpezielle Erklärungen über die grie⸗ chiſchen Offiziere und angeblich außerdem eine Erklärung Griechenlands dahingehend, daß es um die Vorgänge, die ſich in Kreta und Mazedonien abſpielten, wiſſe. Zu⸗ gleich verlautet auf der Pforte, daß die türkiſche Flotte Befehl erhalten habe, nach den griechiſchen Gewäſſern, aber nicht nach Kreta abzugehen. Nach einer anderen Meldung erhielt die Flotte Segelorder nach der Inſel Karpatho unweit der Inſel Rhodos, unge⸗ fähr 80 Kilometer von Kreta. Das Geſchwader iſt von Kohlentransportſchiffen mit insgeſamt 11 000 Tonnen Kohlen begleitet. Ferner wurden die Forts von Sa⸗ loniki in Bereitſchaftszuſtand geſetzt. Die Folge der neuen Ultimatumsnote dürfte zunächſt die Abbe⸗ rufung des türkiſchen Geſandten in Athen ſein, während der Ausbruch des Krieges ſelbſt wohl noch von der Haltung der Mächte beeinflußt werden könnte Auch in Mazedonien hat die Erregung entgegen anders lautenden Meldungen durchaus nicht abgenommen. Aus Uesküb wird die Mobiliſierung von vier Bat⸗ terien für Sorovitſch gemeldet. Monaſtir ſetzt die Ex⸗ pedition von Kriegsmaterial nach der griechiſchen Grenze fort. Das Komitee beſchloß, den antigriechiſchen Boykott auch über Saloniki zu verhängen, falls die Antwort des Kabinetts, das auf die Proteſtnote des Samstags⸗ meetings noch nicht geantwortet hat, nicht binnen kurzem eintrifft. Inzwiſchen haben die Schutzmächte zur Beruhigung der Kretenſer, bei denen trotz aller gegenteiligen Be⸗ hauptungen die Kampfesſtimmung ebenfalls noch längſt nicht geſchwunden iſt, einen neuen Schritt getan, wie aus folgender Meldung hervorgeht: Konſtantinopel, 12. Auguſt. Die Konſuln der Schutzmächte in Canea überreichten geſtern der proviſoriſchen Regierung folgende Erklärung: Behufs Bannung einer unmittelbaren Gefahr in der gegen— wärtigen Lage und um die Widerbeſetzung Kretas durch internationale Truppen zu vermeiden, iſt es unumgäng⸗ lich notwendig, daß der Status quo auf der Inſel im Augenblick der Räumung ſtrikt beobachtet werde, na⸗ mentlich bezüglich der ſeit Räumung der Inſel er⸗ folgten Hiſſung der griechiſchen Flagge.— Die Ant⸗ wort der proviſoriſchen Regierung wird bis Samstag abend erwartet. Die Lage iſt alſo kritiſcher denn je. Ein friedlicher Ausgang der Kretaangelegenheit iſt demnach nur von einem energiſchen Eingreifen der Schutzmächte zu er⸗ warten, auf das das friedliebende Griechenland ſeine letzte Hoffnung ſetzt. Das amtliche Preßbureau iſt eine eigentümliche Erſcheinung. Das iſt ſo recht deut⸗ lich zu Tage getreten bei der letzten Reichsfinanzreform. Der Regierung lag damals alles daran, die Finunzreform möglichſt noch in derſelben Seſſion zu Ende zu führen, und das ſchien ihr nur möglich mit Hilfe des alten Blocks, an deſſen kurze Lebensdauer ſie natürlich im Traum nicht dachte. So lange die Reichsfinanzreform in der Schwebe war, beſonders in jenen Stadien, wo die Politik der Regierung mit dem alten Block unter nationalliberalem Anſtrich bedenklich erſchüttert wurde, trat der ganze Jammer der Offiziöſen grell in die Er⸗ ſcheinung. Die„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ver⸗ öffentlichte ſämtliche Depeſchen, die irgendwo Stammtiſche und Kegelklubs an den Fürſten Bülow richteten und ebenſo deſſen Antworten. Die Offiziöſen ſetzten einen Apparat von unermeßlichen Dimenſionen in Bewegung, um die Reform und damit den alten Kurs zu retten. Dann kam das Finanzgeſetz zuſtande. Aber es hatte ein ganz anderes Geſicht, als die Regierung es ſich vor— geſtellt hatte, und— die Offiziöſen ſchwiegen. Wenn man auch von ihnen ſchließlich Worte der Freude und der Anerkennung nicht zu ermarten brauchte, menn man es auch verſtehen konnte, daß kein Wort zu Gunſten eines Geſetzes geſchrieben wurde, das, obwohl es in der Hauptſache von dem bisher ausgeſchalteten Centrum durch⸗ geführt wurde, dennoch durch die Unterſchrift des Kaiſers nach voraufgegangener Billigung durch den Bundesrat ſanktioniert wurde, ſo hätte man doch zum mindeſten hoffen dürfen, daß hin und wieder einmal aufklärend gewirkt wurde gegenüber der maßloſen Verhetzung durch diejenigen, die das Finanzreformwerk in ſeiner jetzigen Geſtalt für ſich redlich auszunutzen verſuchten. 8 Die eigentümliche Arbeitsmethode des Preßbureaus. iſt in den letzten Tagen mehrmals der Gegenſtand des Angriffs von Blättern der verſchiedenſten Parteirichtun⸗ gen geweſen. Die„Kreuzzeitung“ ſtellte die Behauptung auf, daß das Preßbureau unter nationalliberaler Leitung ſtehe. Das möchten auch wir unterſchreiben und die Forderung der„Deutſchen Tageszeitung“ unterſtützen, die eine neue Oroganiſation des amtlichen Preßdienſtes wünſcht. Das„Berliner Tageblatt“ macht aus ſeinem Herzen keine Mördergrube, wenn es die Vorgänge im Preßbureau folgendermaßen beleuchtet: In einer Fülle wie nie zuvor drängten ſie(die libe⸗ ralen Journaliſten) ſich vor Hammanns Pforten und waren nie glücklicher, als wenn ſie die politiſche Erb⸗ weisheit ſchwarz auf weiß nach Hauſe tragen konnten. Nun gar, nachdem der Block feierlich inauguriert und der Liberalismus„mitregierungsfähig“ geworden war, gabs bald kein Blättchen in Deutſchland mehr, das ſich nicht „offiziöſer Beziehungen“ hätte rühmen dürfen. Obwohl das Preßbureau allemal dann verſagte, wenn man ſeiner am dringendſten bedurft hätte, nämlich in kritiſchen Augen⸗ blicken, herrſchte doch alsbald allgemeine Zufriedenheit. Denn in kritiſchen Augenblicken wußte zwar das Preßbureau auch nichts und empfahl Vorſicht als der Tapferkeit beſſeren Teil, aber nachdem erſt der Kanzler ſich beim Kaiſer, der Unterſtaatsſekretär beim Kanzler, der Dezernent beim Unterſtaatsſekretär„informiert“ hatte, plätſcherte der Brunnen wieder reichlich und munter. Und man verab⸗ folgte nicht nur Informationen— wer weiß auch täglich etwas Neues!—, man ſpendete auch freigebig fertige Meinungen über aktuelle Ereigniſſe und Perſönlichkeiten. Und es machte ſich ganz von ſelbſt, daß die Leute, die die Informationen des Preßbureaus entgegen nahmen, auch ſeine fertigen Mei⸗ nungen nicht ſchnöde zurückwieſen, was ſchon deshalb nicht empfehlenswert geweſen wäre, weil es dann auch keine brauchbaren Informationen mehr gegeben hätte. Und ſo haben denn die„Ahnungsloſen“ im offiziöſen Preßbureau, ohne es zu wollen, ihr redlich Teil dazu beigetragen, der Blockpolitik das Grab zu graben. Dort wurde jeder Mißerfolg in einen heimlichen Erfolg um⸗ gedichtet. Dort wurde der Liberalismus gewarnt, nur nicht zuviel zu verlangen, dieweil er ſonſt alles verlieren könnte. Dort wurde nach dem Novemberſturm vorzeitig abgewiegelt. nachdem Bülow Zweimal gelebt. Aus dem Engliſchen von C. Weßner. 860(Nachdruck verboten.) Auf des Barons dringende Bitte leitete der Freiherr von Wildenſtein die nötigen Schritte zu ſeiner Verhaftung ein. Dr. Romberg fuhr mit dem nächſten Zuge nach Maringen, um die maßgebende Behörde zur ſofortigen Freilaſſung Fritz Epplers zu veranlaſſen. Der Arzt hatte eine lange und ernſte Unterredung mit einem höheren Beamten der zuſtändigen Be⸗ hörde und erzählte all' die erſtaunlichen Umſtände, welche den ſo merkwürdigen Fall begleiteten. Eppler erhielt in kürzeſter Zeit ſeine Freiheit und wurde ſeiner Mutter und ſeinen Freunden wiedergegeben. Kurze Zeit darauf fand in Eilenfeld die Gerichtsverhandlung gegen Baron Robert von Arſtein ſtatt. Bis zum Tage der Verhandlung ſprach man weit und breit von nichts anderem im ganzen Land. Noch nie hatte man vor einem ſo rätſel⸗ haften Falle geſtanden und die Geſchworenen waren anfangs ganz ratlos, wie ſie ſich demſelben gegenüber verhalten ſollten. Hedwigs hochbedeutſame Erklärung rief ein begreifliches Staunen hervor. Ihre Ausſage wurde in jedem Punkte von Frau Amberger beſtätigt, und als Dr. Romberg als Zeuge erſchien, bewies er nachdrücklich und überzeugend, daß Arſtein die von ihm begangene Tat vollſtändig aus ſeiner Erinnerung ausgelöſcht hatte. Man war von ſeiner Erklärung geradezu erſchüttert; der ſonderbare Zuſtand ſeines Patienten erregte atemloſes Staunen. Die Verhandlung nahm zwei valle Tage in Anſpruch, während welcher Zeit Arſteins Angehörige und Freunde unbeſchreibliche Seelenqual und Angſt ausſtanden. Endlich wurde das Urteil verkündet. Es lautete:„Nicht⸗ ſchuldig!“ Am Abend ſeiner Rückkehr nach Großhofen ſtand der Baron mit Marga auf der großen Terraſſe vor dem Schloſſe. Es war eine prachtvolle Mondnacht, und die Schön⸗ heit der ſtillen, in tiefſtem Frieden daliegenden Natur machte einen tiefen Eindruck auf die beiden ſchwergeprüften Menſchen. „Robert“, ſagte Marga innig.„Du haſt ſchweres durchgemacht— Du wirſt jetzt ein neues Leben beginnen.“ Er ſchüttelte den Kopf. „Es iſt wahr, ich bin durchs Feuer gegangen und— ge⸗ rettet worden“, verſetzte er leiſe,„aber ein düſterer Schatten ſchwebt über mir, ich kann nie der Mann werden, der ich unter anderen Umſtänden geworden wäre.“ „Du kannſt tauſendmal beſſer werden!“ entgegnete Marga mit leuchtenden Augen.„Denn Du haſt die bittere und furchtbare Erfahrung gemacht, wie ein Mann fallen, wieder aufſtehen und ſich ſelber beſiegen kann!“ — Ende.— Rat einer alten Dame an ihren Sohn. Höre mich an, lieber Sohn, ich bin älter als Du, denn ſonſt könnte ich nicht Deine Mutter ſein. Hüte Dich, ein junges Mädchen zu heiraten, bevor es Dir gelungen iſt, wenigſtens vier⸗ oder fünfmal vor dem Frühſtück Dich in das Haus einzuſchleichen, in welchem ſie wohnt. Du mußt wiſſen, wie lange ſie des Morgens im Bett liegt. Du mußt wohl achtgeben, ob ihr Teint am Morgen derſelbe iſt wie am Abend, oder ob Waſſer und Hand⸗ tuch ihr die Abendblüte von den Wangen gerieben haben. Du mußt Dich bemühen, ſie zu überraſchen, damit Du ſie in ihrem Negligee ſiehſt und erfährſt, wie ihr Haar ausſieht, wenn ſie Dich nicht erwartet. Du mußt das Morgengeſpräch zwiſchen ihr und ihrer Mutter hören. Wenn ſie unfreundlich und ſchnippiſch gegen ihre Mutter iſt, ſo wird ſie es auch gegen Dich ſein, darauf verlaß Dich. Wenn Du ſie aber des Morgens wach findeſt und ſchon ſauber gekleidet mit demſelben Geſicht, demſelben Lächeln, demſelben nett gekämmten Haar, denſelben bereitwilligen und freundlichen Antworten gegen ihre Mutter, wodurch ſie ſich am Abend auszeichnete— und beſonders wenn ſie mit behilflich iſt, das Frühſtück zur rechten Zeit fertig zu bringen— dann iſt ſie ein Juwel, mein lieber Sohn, und je eber Du ſie zu gewinnen ſuchſt, deſto beſſer wird es für Dich ſein. Humoriſtiſches. Vergleich. Die Frauen gleichen den Telephonbeamten: Sie werden ärgerlich, wenn ſie lange auf eine Verbindung warten müſſen.“ Der Zoologe. Hundebeſitzer:„Denken Sie ſich, Herr Profeſſor, geſtern habe ich einen Lund mit ſechs Füßen bekommen.“ Profeſſor:„Aber, mein Lieber, daß iſt dann doch eigent⸗ lich kein Hund, ſondern ein— Inſekt.“ Aus der Schule. Lehrer:„Ihr wißt nun, was Serum iſt. 'mal einen Satz mit dem Wort.“ Fritz:„Der kleine Karl liebt ſeine Mutter und is den janzen Dag um ſe rum.“ Niedertrüchtig. Neffe:„Warum iſt denn Tante Eulalia heute, an ihrem Geburtstag, ſo wütend?“ Onkel:„Es bat ihr jemand anonym eine Schnurrbart⸗ binde geſchickt!“ Fritz, bilde Es kommt darauf an. Aeltere Dame:„Ach, das Leben iſt doch recht nüch⸗ tern!“ Junger Student:„Na, das kann ich gerade nicht be⸗ haupten!“ Enttäuſchung. Sie(heimlich verlobt):„.. Auf Papa ſcheinſt Du einen guten Eindruck gemacht zu haben!“ Er:„Ach, wie mich das freut!... Und woraus ent⸗ nimmſt Du das?“ Sie:„Ich härte ihn geſtern zu Mama ſagen: man dürfe keinen Meuſchen nach dem Ausſeben beurteilen! Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Anzeiger — r S einen nächſten Zweck, die ſeinem Amte, erreicht hatte Es iſt ſchon anzunehmen, daß das„Berliner Tage⸗ blatt“ mit dieſen Ausführungen den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Die ganze Art und Weiſe, wie in jenen Tagen die„öffentliche Meinung“ gemacht wurde, drängt mit unwiderſtehlicher Gewalt zu dieſer Auffaſſung. Das Preßbureau hat tatſächlich in kritiſchen Augenblicken ein⸗ fach gar nichts gewußt, und im übrigen haben ſich die „liberalen“ Journaliſten die fertigen Meinungen des Preßbureaus ſelbſtverſtändlich zu eigen gemacht, weil ſie im umgekehrten Falle einfach keine„Informationen“ mehr bekommen haben würden⸗ Daß dieſe Zuſtände nach Ab⸗ ſchaffung geradezu ſchreien, iſt ſo ſelbſtverſtändlich, daß es eigentlich einer Aufforderung dazu gar nicht mehr bedürfte. Von einer Neuorganiſation im amtlichen Preß⸗ bureau iſt aber etwas Erſprießliches nur zu erwarten, wenn eine Regierungskorreſpondenz mit den nötigen Nach⸗ richten und Berichtigungen eingeführt wird, die der All⸗ agemeinheit und nicht nur der jeweiligen Regierungs⸗ preſſe zugänglich iſt. Wir wollen erwarten, daß die „Reform“ des amtlichen Nachrichtendienſtes, wenn ſie ein⸗ mal in Angriff genommen wird, nicht ſchließlich, wie das im Auswärtigen Amte der Fall zu ſein ſcheint, auf eine Befeſtigung in Vermehrung des Perſonals hinauskommt. Der Wechſel im Kriegsminiſterium. a General von Einem iſt auf ſeinen Wunſch von ſeiner Stellung als Kriegsminiſter entbunden und mit der Vertretung des beurlaubten kommandierenden Generals des 7. Armeekorps beauftragt worden. Karl v. Einem, genannt v. Rothmaler, wurde am 1. Januar 1853 in Herzberg a. Harz geboren. Er trat nach ſeiner Er⸗ ziehung auf dem Gymnaſium und im Kadettenkorps in das 14. Ulanen⸗Regiment ein. Während des Feldzuges gegen Frankreich wurde er zum Offizier ernannt. Nach⸗ dem er ſeit 1876 Adjutant der 8. Kavallerie⸗Brigade ge⸗ weſen war, wurde er 1880 zum Generalſtab verſetzt und gehörte von 1882 bis 1884 dem Generalſtab des 15. Armeekorps an. Vom Jahre 1884 bis 1887 tat er als Eskadronchef Frontdienſt im 14. Dragoner⸗Regiment und wurde bald darauf von neuem zum Generalſtab des 15. Armeekorps verſetzt. Im Jahre 1888 wurde von Einem zum Major befördert, und als ſolcher gelangte er 1890 in den Großen Generalſtab. Er war von 1893 bis 1895 Kommandeur des 4. Küraſſier⸗Regiments in Münſter, von 1895 bis 1898 Chef des Generalſtabs des 7. Armee⸗ korps und wurde 1894 zum Oberſtleutnant, 1897 zum Oberſten befördert, 1898 Abteilungschef im Kriegsminiſte⸗ rium, 1900 Generalmajor und Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements. Nach dem Rücktritt des Generals v. Goßler wurde er, nachdem er im April 1903 zum Generalleutnant befördert war, im Auguſt 1903 zum preußiſchen Kriegsminiſter ernannt. v. Einem iſt ſeit 1877 mit der Tochter des verſtorbenen Generals v. Rothmaler verheiratet und hat, da die Familie im Mannesſtamm erloſchen iſt, die Berechtigung erhalten, den Zunamen v. Rothmaler zu führen. Zum Nachfolger des Kriegsminiſters iſt der komman⸗ dierende General des 2. Armeekorps, General der Infan⸗ terie v. Heeringen, ernannt worden. General Joſias v. Heeringen, am 9. März 1850 zu Kaſſel geboren, kam 1867 als charakteriſierter Fähnrich in das heſſiſche Füſilier⸗Regiment Nr. 80 und rückte da⸗ ſelbſt 1868 zum Leutnant auf. Im Feldzuge gegen Frank⸗ reich wurde er in der Schlacht bei Wörth ſchwer ver⸗ wundet und erwarb das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe. 1875 zum Oberleutnant befördert, wurde er 1876 als Adjutant Zur 62. Infanteriebrigade kommandiert. 1877 mit einem vordatierten Patent unter Belaſſung in dem Kommando Zum Infanterie⸗Regiment Nr. 116 verſetzt, 1879 von dem Kommando enthoben und auf ein Jahr zur Dienſtleiſtung zum Großen Generalſtab kommandiert, ſodann unter Be⸗ förderung zum Hauptmann 1880 in den Generalſtab der Armee verſetzt. Von 1882 bis 1884 dem Generalſtabe der 22. Diviſion, ſpäter dem Generalſtabe des 11. Armeekorps zugeteilt, wurde Hauptmann v. Heeringen 1886 als Kom⸗ pagniechef in das Infanterie⸗Regiment Nr. 91 verſetzt, 1887 in den Generalſtab verſetzt und zum Major beför⸗ dert, 1890 erfolgte die Ernennung zum Bataillonskom⸗ mandeur im Infanterie⸗Regiment 117. 1892 unter Zu⸗ rückverſetzung in den Generalſtab der Armee wurde Major v. Heeringen zum Abteilungschef im Großen Generalſtab ernannt, 1892 zum Oberſtleutnant, 1895 zum Oberſten befördert und zum Kommandeur des Infanterie⸗Regi⸗ ments 117 ernannt. 1898 unter Verleihung des Ranges als Brigadekommandeur in das Kriegsminiſterium verſetzt und mit den Geſchäften des Direktors des Armeeverwal⸗ stungsdepartements beauftragt, wurde er unter Beförde⸗ rung zum Generalmajor zum Direktor dieſes Departe⸗ ments ernannt und am 7. Juli 1901 zum Generalleut⸗ mant befördert. Am 27. Januar 1903 erfolgte ſeine Er⸗ mennung zum Kommandeur der 22. Diviſion in Kaſſel. 1906 wurde er als Nachfolger des Generals v. Langenbeck mit der Führung des 2. Armeekorps beauftragt. Ueber die Perſönlichkeit des neuen Kriegsminiſters ſchreibt ein Berliner offiziöſes Blatt folgendes: Bekannt⸗ lich iſt der neue Kriegsminiſter ſeit langen Jahren ſchon beim Kaiſer perſona grata. In der Stettiner Bürgerſchaft erfreute er ſich großer Beliebtheit und trat mit ſeiner Familie auch geſellſchaftlich hervor. Beſonders ſtellte ſich ſeine Tochter als Geſangskünſtlerin ſehr häufig in den Dienſt der Wohltätigkeit. Während ſeiner Dienſtzeit in Stettin war Herr v. Heeringen ſtets bemüht, das gute Einvernehmen zwiſchen Garniſon und Bürgerſchaft zu fördern, weshalb man ſein Scheiden von Stettin lebhaft bedauert. Politiſche Rundſchau. —0 Jetzt kann er wieder eine„Erholungsreiſe“ machen, Fürſt Eulenburg nämlich. Auf Antrag ſeiner Verteidiger iſt die vom Fürſten Eulenburg für ſeine Be⸗ laſſung auf freiem Fuße geleiſtete Kaution, die nach ſeiner Gaſteiner Reiſe auf eine halbe Million erhöht wurde, nunmehr wieder auf den anfänglich feſtgeſetzten Betrag von 100 000 Mark reduziert worden. In der Be⸗ gründung dieſer befremdlichen Maßnahme heißt es u. a., daß„die Sachlage durch das Gutachten, welches die in der Hauptverhandlung am 7. Juli nach erfolgter Unterſuchung des Fürſten gehörten Aerzte abgegeben haben, eine Ver⸗ änderung erfahren hat und daß daher die Gründe weg⸗ gefallen ſind, die urſprünglich für die Erhöhung der Kaution maßgebend waren“.— Die Affaire Eulenburg wird immer unerquicklicher. (Y Kaiſerliches Handſchreiben an den früheren Kriegs⸗ miniſter. Der Kaiſer hat an den General der Kavallerie v. Einem genannt v. Rothmaler anläßlich der Verab⸗ ſchiedung aus dem Amte als Staats- und Kriegsminiſter nachſtehendes Handſchreiben gerichtet: a Nachdem Ich Sie, Ihrem Wunſche entſprechend, durch Meine anderweite Order vom heutigen Tage von dem Amt als Staats- und Kriegsminiſter enthoben habe, verſetze Ich Sie hiedurch, unter Belaſſung in dem Ver- hältnis a la ſuite des Küraſſierregiments von Drieſen (Weſtfäliſchen) Nr. 4, zu den Offizieren von der Armee mit Anweiſung Ihres dienſtlichen Wohnſitzes in Münſter. Es war Mir noch vor kurzem eine Freude, Ihnen durch Verleihung Meines hohen Ordens vom Schwarzen Adler ein Zeichen Meiner beſonderen Anerkennung Ihrer Amtsführung als Kriegsminiſter zu geben. Heute, bei Ihrem Scheiden aus dieſer verantwortungsvollen Stellung, in welcher Sie ſich hochverdient gemacht haben, kann Ich es Mir nicht verſagen, Ihnen noch⸗ mals aus warmem Herzen Meinen Königlichen Dank auszuſprechen für alles, was Sie als Kriegsminiſter geleiſtet haben! Ich wünſche Ihre vielbewährte Kraft der Armee zu erhalten und werde Ihnen demnächſt eine Kommandoſtelle in der Armee übertragen. Ich be⸗ auftrage Sie hierdurch mit der Vertretung des beurlaub⸗ ten Generals des 7. Armeekorps. Wilhelmshöhe, den 11. Auguſt 1909. Wilhelm R. 7(„Vereine zur Wahrung der Intereſſen der Bier⸗ trinker“ ſind in einigen weſtdeutſchen Städten in Bildung begriffen. Anlaß gibt dazu die Abſicht der Brauereien, die neue Bierſteuer auf Gaſtwirte und Konſumenten abzuwälzen. Dagegen macht man auch in anderen Teilen Deutſchlands Front. So beſchloß in Mühlhauſen i. Th. eine von 1200 Perſonen beſuchte Verſammlung, alle die Brauereien und Wirte zu boykottieren, die einen Preis⸗ aufſchlag von 2 Pfg. für das Vierzehntelliterglas haben eintreten laſſen. Es wird verlangt, daß das Vierzehntel⸗ literglas Lagerbier auch in Zukunft für 13 Pfg. abge⸗ geben werde. Meiningen haben Gaſtwirte und Bierkonſumenten be⸗ ſchloſſen, wegen des zu hohen Preisaufſchlages der Bier⸗ brauereien gemeinſam einen Bierſtreik zu veranſtalten. Mehr als 100 Brauereien ſind boykottiert. Es fragt ſich nur, ob bei der jetzt herrſchenden Hitze der Boykott lange anhalten wird. Erfolg dürfte er ſchon haben; wenigſtens berechtigt der„glänzende“ Bierſtreik, der ſeiner Zeit in Saarabien und in der Pfalz inſzeniert wurde, zu dieſer Annahme. 5 (1) Der Antrag auf freie Eiſenbahnfahrt der preußi⸗ ſchen Landtagsabgeordneten war von dieſen mit großer Mehrheit angenommen worden. Wie eine Berliner Korre⸗ ſpondenz berichtet, iſt es jedoch zweifelhaft, ob man im Miniſterium des Innern dem Wunſche nachgeben wird. Man beabſichtigt vielmehr, dieſe Frage mit einer Diä⸗ tenreform zu behandeln und Freikarten für den Fall zu gewähren, daß Anweſenheitsgelder an die Stelle der bisherigen Diäten treten. ):(Ein deutſch⸗ruſſiſcher Zwiſchenfall? Am Donners⸗ tag morgen landete bei Kattowitz dicht an der ruſſiſchen Grenze ein Freiballon mit mehreren Inſaſſen, die von den ruſſiſchen Grenzſoldaten feſtgenommen wurden⸗ Das führte zu Gerüchten über die Erſchießung dreier deutſcher Luftſchiffer durch Koſaken. Das halb⸗ amtliche Telegraphenbureau veröffentlichte darauf folgen⸗ des Dementi: Beuthen, 12. Auguſt. Nach Feſtſtellungen des königl. Grenzkommiſſariats iſt die Meldung, daß mehrere Inſaſſen eines die ruſſiſche Grenze überfliegenden deut⸗ ſchen Ballons heute früh durch Schüſſe ruſſiſcher Grenz⸗ ſoldaten getötet worden ſeien, nicht richtig. Das Grenz⸗ kommiſſariat teilt vielmehr mit: Heute früh überflog ein deutſcher Ballon der Luftſchifferabteilung, mit drei Inſaſſen beſetzt, die Grenze bei Milowice gegenüber Laurahütte, wo er landete. Die Inſaſſen wurden von der Grenzwache angehalten und, nachdem die Päſſe revi⸗ diert und in Ordnung befunden waren, wieder freige⸗ laſſen. Ob der Ballon tatſächlich auf ruſſiſchem Boden ge⸗ landet iſt, ob Schüſſe auf ihn abgegeben ſind, wieviel Inſaſſen ſich in der Gondel befunden haben, und ob dies Militär⸗ oder Zivilperſonen geweſen ſind, darüber gehen die Meldungen noch auseinander.— Nach den letzten Meldungen handelt es ſich um den am Mittwoch in Berlin aufgeſtiegenen Ballon„Tſchudi“. Beim Berliner Verein für Luftſchiffahrt ging die telegraphiſche Meldung ein, daß der Ballon„Tschudi“ Donnerstag früh 4 Uhr an der ruſſi⸗ ſchen Grenze bei Laurahütte niedergegangen iſt. Parlamentariſches. 7 Die Einberufung des Reichstags iſt nach einer Ber⸗ liner Korreſpondenz früheſtens für den 23. November zu erwarten. 7 Für die Reichstagserſatzwahl in Koblenz war eine Einigung der liberalen Parteien angeſtrebt worden. Jetzt haben aber die Nationalliberalen in ihrem wenig ver⸗ ſtändlichen Selbſtgefühl die— Schlauheit begangen, ohne vorheriges Befragen den Dr. Quark als Kandidaten aufzuſtellen. Natürlich ließ ſich das der Freiſinn nicht gefallen, ſie antworteten mit einer Gegenkandidatur. In einer Vertrauensmänner⸗Verſammlung der freiſinnigen Volkspartei wurde einſtimmig als Kandidat der Fabrikbe⸗ ſitzer Arnold in Neuſtadt, der Präſident des Coburger Landtages, aufgeſtellt. 7 Der ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete Otto Hue, in deſſen Befinden bereits eine Beſſerung einge- treten war, befindet ſich wiederum in ſchwerer Lebens- gefahr, und zwar iſt zu ſeiner bisherigen Krankheit Schar⸗ lach hinzugetreten. Er fällt von einem Dilirium ins andere. Am Donnerstag iſt er in das neue, jüngſt ein⸗ geweihte Eſſener Krankenhaus übergeführt worden. Eu ropäiſches Ausland. Schweden. t Der Generalſtreik wird allem Anſchein nach für die Streikenden ungünſtig verlaufen. Man verſpürt bereits eine Wiederbelebung des Verkehrs. Der Tramway⸗ verkehr in den Städten außer Stockholm iſt ungeſtört. Zahlreiche Arbeitswillige melden ſich täglich bei den ſtädtiſchen Betrieben. In Stockholm ſind 800 kommunale Arbeiter bei der Arbeit geblieben, die übrigen 1700 haben ſich dem Ausſtand angeſchloſſen. Verſchiedene große Eiſen⸗ werke ſind vom Streik unberührt. Der Typographen⸗ ſtreik gilt als gänzlich verunglückt. Die Zeitungen er⸗ ſcheinen trotz des Streiks. Vermutlich müſſen die Arbeiter bald nachgeben. Beſtimmtes läßt ſich aber vorläufig noch nicht ſagen. In zahlreichen Städten des Herzogtums England. 3 N : Im britiſchen Betſchuanaland hat die wieder⸗ auflebende äthiopiſche Bewegung zu einer Auf⸗ lehnung gegen die weißen Behörden geführt.— Die Be⸗ hörden befinden ſich in großer Beſorgnis wegen der plötz⸗ lichen Widerſpenſtigkeit der Eingeborenen, zumal ihr Häuptling Gelegenheit hatte, ſeine Autorität auf Koſten des Preſtiges der Weißen zu ſtärken.. 25 Rußland. e e 2 Die Wiener„Neue Fr. Preſſe“ erhält von„infor⸗ mierter Seite die Beſtätigung, daß Rußland die Abſickt hat, eine Aenderung der völkerrechtlichen Be⸗ ſtimmungen über die Dardanellenfrage anzuſtreben. Ruß⸗ land will auf dieſe Weiſe eine Erleichterung jener Be⸗ ſchränkungen für die Schiffahrt herbeiführen, die auf Grund der früheren Verträge, insbeſondere des Berliner Vertrages, beſtehen. Von derſelben Seite erfährt das Blatt, daß für den Fall von Verhandlungen über die Dardanellenfrage Oeſterreich⸗Ungarn ſich nicht grundſätz⸗ lich ablehnend verhalten werde. Dieſe Haltung ent⸗ ſpreche den in Buchlau getroffenen Vereinbarungen.— Ein engliſcher Staatsmann äußerte ſich dem Marien⸗ bader Korreſpondenten der„Neuen Fr. Preſſe“ gegen⸗ über über die Dardanellenfrage in folgender Weiſe: Die Frage iſt noch nicht reif. Die Forderung ſeitens Ruß⸗ lands wurde ſchon im vorigen Herbſte geſtellt, als Js⸗ wolski zum Beſuche Sir Edward Greys in London weilte. Damals mußte Grey ablehnen; aber auch jetzt kann Eng⸗ land noch nicht auf die Sache ganz eingehen. Alles kommt auf die Türkei an. Man darf in dieſem Augen⸗ blick der Türkei nicht zumuten, daß ſie jetzt die Paſſage durch die Dardanellen freigibt. Später aber kann es dazu kommen, und zwar würde dann die Paſſage nicht W d allein, ſondern allen Mächten freigegeben werden. e er N. 1 Serbien. f 2 Der Radauprinz verſteht ſetne Sache vorzüglich. Jetzt behauptet ſich trotz offiziellen Dementis aufs be⸗ ſtimmteſte das Gerücht, daß König Peter, angeſichts der Stimmung in der ſerbiſchen Armee, die dem Prinzen Ge⸗ org ſehr günſtig iſt, feſt entſchloſſen ſei, durch einen königlichen Ukas den Prinzen wieder in ſeine Rechte als Thronfolger einzuſetzen. Der Ukas wird für den Geburts⸗ tag des Prinzen am 30. Auguſt erwartet. Dies ſei die eigentliche Urſache der beſchleunigten Rückkehr des jetzigen Kronprinzen Alexander nach Serbien. Türkei. * Die Kriegsgefahr ſcheint glücklich beſeitigt zu ſein, nachdem die Pforte ſich im großen und ganzen mit dem Wortlaut der griechiſchen Note einverſtanden erklärt hat. Die Nachricht von der Mobiliſierung der ſerbi⸗ ſchen Armee wird an den amtlichen Stellen Wiens nicht tragiſch genommen. Es wäre zu bedenken, daß ſich die ſerbiſche Armee ſeit einem Jahre im Zuſtand der Reor⸗ ganiſation befinde und Serbien bemüht ſei, zu dieſem Zweck eine Anleihe aufzunehmen. Andererſeits wird zuge⸗ geben, daß gewiß im Falle eines griechiſch⸗-türkiſchen Krieges Serbien verſuchen würde, der Türkei Unannehm⸗ lichkeiten zu bereiten. Der Ungariſchen Korreſpondenz wird aus Antivari gemeldet, daß in Montenegro wieder eine außerordentlich kriegeriſche Stimmung gegen Oeſterreich⸗-Ungarn bemerkbar ſei. Der montenegriniſche Kriegsminiſter habe anläßlich der Uebernahme des aus Rußland eingetroffenen Kriegsmaterials eine Anſprache gehalten, in welcher er den Krieg mit Oeſterreich-Ungarn als unausbleiblich bezeichnet und der Hoffnung Ausdruck gegeben habe, daß es in den nächſten acht Monaten ge⸗ züchtigt wird.— Es wird nichts ſo heiß gegeſſen, wie es gekocht wird! *„Echo de Paris“ meldet aus Saloniki, daß drei Aerzte nach der Villa Alatini berufen worden ſeien, um an dem früheren Sultan Abdul Hamid eine Opera⸗ tion vorzunehmen. Aſien. Perſien. * Die gegenwärtige Lage iſt wieder recht kritiſch, und man befürchtet neuerdings den Ausbruch von Re⸗ volten. Verſchiedene Nomadenſtämme des Südens haben ſich erhoben und wollen die neue Regierung und den Schah nicht anerkennen. Sie beabſichtigen gegen Teheran zu marſchieren. Die neuernannten Gouverneure für die Südprovinzen haben Teheran noch nicht verlaſſen. Salar es Dauleh, ein Bruder des früheren Schahs, welcher be⸗ reits vor zwei Jahren mit einer von ihm angeworbenen Streitmacht gegen die damalige Regierung operierte und ſodann nach Rußland verbannt wurde, iſt nach Perſien zurückgekehrt. Er ſammelte Anhänger um ſich. Maß⸗ gebende Kreiſe hegen ernſte Beſorgniſſe, zumal Salar ed Dauleh über große Geldmittel verfügt. Emir Behadur wird den früheren Schah nach ſeinem neuen Aufent⸗ haltsort in Rußland begleiten. Der neue Schah iſt un⸗ tröſtlich über die bevorſtehende Trennung von ſeinen Eltern. Zwiſchen den leitenden Staatsmännern finden fortgeſetzt Beratungen ſtatt. Schlimmſtenfalls ſoll ein neuer Schahernannt werden. Ausſchreitungen gegen Armenier haben bisher nicht ſtattgefunden, jedoch befürch⸗ tet man ſolche. 5. Afrika. N 9 Marokko. A : In der Nähe von Melilla hat bei Pen on am Mittwoch ein Gefecht ſtattgefunden. Die Kanonade dauerte den ganzen Tag über an. Nach Nachrichten, die über Madrid kommen und deswegen mit Vorſicht aufzunehmen ſind, wurde der Feind ſchließlich in die Flucht ge⸗ ſchlagen. Die Artillerie bombardierte auch die benach⸗ barten Eingeborenendörfer, wobei eine Anzahl der Ein⸗ wohner verwundet oder getötet ſein ſollen. 105 Soziales. + Der Streik der Kieler Arbeiter iſt vorläufig noch nicht beigelegt. Die ſtreikenden ſtädtiſchen Arbeiter be⸗ ſchloſſen in einer Verſammlung im Gewerkſchaftshauſe, die vom Magiſtrat etwas gemilderten Bedingungen über die Wiedereinſtellung abzulehnen und im Streik weiter zu verharren. Es erſcheint überhaupt fraglich, ob eine Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt, wenn nicht die ſtädtiſche Verwaltung die Vergünſtigungen, die die Ar⸗ beiter früher gehabt haben, wieder gewährt. Der Magi⸗ ſtrat hatte verlangt, daß die Arbeiter zunächſt bis 1. April 1910 eine Art Probezeit durchmachen und dann 73 in den Genuß der früheren Rechte wieder eintreten ſollten. 5 Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim ben, Krieg neue matun ſandte vor K Note über eine chenla D weite lange Heere ges dige! maniſd fünftig beteilig rung n De Athen det kde weis vet! venti ſöhnl Note 2 die J einge Notte ſcheinet Befehl land zu die Be einzuh