fl, igt, ae. 2888. olilalen. ner —— 0 iftigung. I — deider, e, voll- rank, SW. erkaufen. anne tl. 1 Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Nenſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20. Viernhei mer Amtsblatt der Großherzoglichen Vürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeiger Diernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Vr. 98. * 2 4 9 „Freiheitliche“ Früchte des Blocks. Eine polniſche Verſammlung bei Ge⸗ legenheit des Katholikentages darf nicht ſtatt finden. Der Breslauer Regierungspräſident hat dem Vorſitzenden des Lokalkomitees, Geheimen Juſtiz⸗ rat Dr. Porſch, auf ſeine Eingabe um Geſtattung des Gebrauchs der polniſchen Sprache in einer der Arbeiter— verſammlung nach dem Sonntagsfeſtzuge jetzt endlich fol⸗ gende ablehnende Antwort zugehen laſſen: Auf den Antrag vom 21. Mai dieſes Jahres er— widere ich Euer Hochwohlgeboren ergebenſt, daß ich im vorliegenden Falle das Vorhandenſein ausreichender Gründe für eine Abweichung von der in 8 12 Abſ. 1 des Reichsvereinsgeſetzes gegebenen Vorſchrift, wonach die Verhandlungen in öffentlichen Verſammlungen in deutſcher Sprache zu führen ſind, nicht anerkennen kann. Ich bin daher zu meinem Bedauern nicht in der Lage, für die am 29. d. M. nach dem Feſt⸗ zuge der katholiſchen Arbeiter- und Geſellen-Vereine zu veranſtaltenden Verſammlungen den Mitgebrauch der polniſchen Sprache zu geſtatten. v. Baumbach. Die Regierung in Breslau hat für dieſe Entſcheidung ziemlich genau ein Vierteljahr gebraucht. Daraus er⸗ gibt ſich, daß die Entſcheidung letzten Endes nicht in Breslau, ſondern bei den Zentralinſtanzen in Berlin ge— fallen iſt. Man kann dieſe Entſcheidung als das erſte Blatt in dem Kapitel, das die neue, nach-Bülowſche Regierung der Geſchichte liefern wird, betrachten. Als ein guter Breslau, ſondern bei den Zentralinſtanzen in Berlin gefallen iſt. Man kann dieſe Entſcheidung, alſo als das erſte Blatt in dem Kapitel, das die neue, nach-Bülowſche Regierung der Geſchichte liefern wird. Als ein guter Anfang iſt das kaum einzuſchätzen. Die Regierung ver— ſagt hier ein Entgegenkommen, das ſicher dem Staate keinen Schaden zufügen konnte, das auch mit der Auf⸗ faſſung der Regierung von der Sache nicht im Entfern⸗ teſten im Widerſpruch geſtanden haben würde. Abg. Ge⸗ heimrat Dr. Porſch hatte das in ſeiner Eingabe mög— lichſt deutlich dargelegt, als er darin ſchrieb: „Die Abhaltung der Verſammlung in polniſcher Sprache iſt nach S 12 Abſatz 4 des Reichsvereinsgeſetzes nur mit Genehmigung der Landeszentralbehörde, d. h. des zuſtändigen Herrn Regierungspräſidenten,(Verord— nung vom 8. Mai 1908 Min.⸗Bl. d. Inneren waltung, S. 128) zuläſſig. Nach einer Ausführung des Herrn Staatsſekretärs im Reichstage(Sten. Ber., 140. Sitzung, S. 4466 D) ſollen und müſſen Dis Ver⸗ S Donnerſtag, den 26. Auguſt 1909. 23. Jahrgang. penſe überall da erteilt werden,„wo die abſolute Unkenntnis der deutſchen Sprache das Verhandeln in dieſer zur Unmöglichkeit macht und wo gleichzeitig der Gebrauch des fremden Idioms nicht zu dem ausdrücklichen Zwecke ſtattfindet, die Ab⸗ kehr vom deutſchen Vaterland zu vertiefen oder Be— ſtrebungen zu fördern, welche dem Deutſchen Reiche feindlich geſinnt ſind.“ Solchen Zwecken ſoll und will die beabſichtigte Verſammlung nicht in der gering- ſten Weiſe dienen. Sie ſoll im Gegenteil lediglich zur religiöſen Feſtigung der Teilnehmer beitragen. Es iſt dafür aber der Gebrauch der polniſchen Sprache notwendig, weil die Teilnehmer der Verſammlung zu ihren Verhandlungen in der Heimat im Intereſſe des vollen Verſtändniſſes derſelben ſich regelmäßig der pol— niſchen Sprache bedienen.“ Letzten Endes verdanken wir dieſe Schmälerung des vorausſichtlich auch ohnehin glänzenden Breslauer Ka⸗ tholikentages dem Freiſinn. Dieſer hat ſich im Block— zeitalter in beiſpielloſer Vertrauensduſelei, vielleicht gar in dem dicken Gefühle des Verrats an dem allerdings nichts weniger als freiſinnigen, asphaltliberalen polni⸗ ſchem Volke, zur Annahme dieſer Beſtimmung drängen laſſen in der Hoffnung, damit einen glänzenden poli— tiſchen Kuhhandel einzuleiten. Angeſichts dieſer Anwen- dung des Sprachenparagraphen kann uns wahrlich nie— mand verübeln, wenn wir das Gefühl der Schadenfreude über die heutige Ohnmacht des Liberalismus, über das gänzliche Fehlſchlagen aller ſeiner Kuhhandelsverſuche nicht ganz und gar zurückdrängen. 5*** Freiſinnige Racheſtimmung. Der Freiſinn hat ſich, ſeit der Zuſammenbruch des Blocks ihn aus der ſtolzen Höhe ſeiner Hoffnungen in die Ohnmacht ſeiner tatſächlichen Lage zurückgeſchleu⸗ dert hat, wieder auf ſeine Prinzipien beſonnen. Er, der in der Blockzeit ſelbſt die Konſervativen an Regierungs- freundlichkeit übertraf, gedenkt auf einmal wieder der „guten alten Zeit“, da der Freiſinn noch Anſehen genoß. Durch ſeine Reihen, ja, durch die Reihen des geſamten Linksliberalismus, geht das Gefühl einer tiefen Rache⸗ ſtimmung, und nicht bloß die Leute von der ſtrammen Tonart des Eugen Richterſchen Nachlaſſes, auch die „Wadenſtrümpfler“ der Freiſinnigen Vereinigung ziehen die Waſſerſtiefel an und bereiten den Kampf gegen die Regierung, ihre Wünſche und Abſichten, vor. Als der Block geſchaffen worden war, jubelte man in den Kreiſen, die Heer und Marine naheſtehen, laut auf: Jetzt konnte es nicht mehr fehlen, jetzt mußte jede Vorlage auf Verſtärkung der Reichswehr zu Waſſer und des Centrums, durchgehen. Der Block war ja gerade für„nationale Fragen“ gegründet worden. Als damals vom Centrum aus durch Abg. Dr. Spahn gerügt wurde, daß die Bülowſche Blockregierung den engliſchen Vorſchlag auf gemeinſame Beratung einer etwaigen Einſchränkung der Rüſtungen glatt abgelehnt hatte, da ſchwieg der Frei⸗ ſinn und bekundete damit ſein Einverſtändnis mit Bülows Haltung. Wäre es dem Freiſinn damals noch um die Wahrung ſeiner Prinzipien zu tun geweſen, dann hätte er für das alte, auch freiſinnige Ideal der Abrüſtung entſchieden, zur Not mit deutlicher Abſage an Bülow, eintreten müſſen. Damals aber geſchah nichts der⸗ gleichen, und nur ein Redner der Vereinigung ſchwang ſich zu einer zaghaften Kritik auf, die niemand ernſtlich beachtete. Jetzt, da man von der Regierung nichts mehr zu hoffen hat, ſteckt man wieder das alte Schild frei⸗ ſinniger Unentwegtheit auf und pflegt wieder die alten Prinzipien, die Dr. Müller⸗Meiningen bei der Block⸗ gründung während der intimen Diners bei Bülow— verloren hatte. An Flottenbegeiſterung, an die damals viel geprieſene„gewiſſenhafte Prüfung“ ſolcher Fragen denkt man heute nicht mehr. Heute gilt wieder die Parole„Unentwegtheit“. In einem wildliberalen Ber⸗ liner Annoncenblatte veröffentlicht der Abg. Dr. Leon⸗ hart von der freiſinnigen Vereinigung, der als Holſteiner an ſich ſchon allerlei Begeiſterung für die Flotte mit⸗ bringen müßte, einen Auffatz über„Die deutſche Flotte und England“. Darin nennt er Bülows Aeußerung ge⸗ genüber den engliſchen Abrüſtungsvorſchlägen, wir „bauten unſere Flotte lediglich nach unſeren eigenen Be⸗ dürfniſſen aus“, eine„Phraſe“ und erklärt zu der ab⸗ lehnenden Haltung der Regierung in dieſer Sache in Sperrdruck:„Dieſes Verhalten der Reichsregierung kann gar nicht genug beleuchtet werden.“ Und damit nun niemand glaube, es ſei dem Freiſinn nicht furchtbar ernſt mit ſeinem Nachholen der damals untertänigſt verſäum⸗ ten Kritik, ſchreibt er unter Aufwendung aller nur er⸗ denklichen Entrüſtung: „Mit Mühe und Not hat man 500 Millionen neuer Steuern auf dem Papier zuſammengebracht, wahrſcheinlich wird der tatſächliche Ertrag erheblich geringer ſein. 500 Millionen jährlich koſtet ſchon im nächſten Jahre unſere Marine, und dieſe Summe wird ſchnell weiter ſteigen, wenn erſt die Rieſenpanzer der„Naſſau“-Klaſſe in Dienſt geſtellt werden. Da muß ſich doch jeder vernünftige Menſch in Deutſch⸗ landd ie Frage vorlegen: Wohin ſoll die Reiſe eigentlich gehen? In zwei Jahren ſteht wieder ein großes Reichsdefizit bevor, aber immer größer wird die deutſche Schlachtflotte, immer ſtärker die Anſtren⸗ gungen Englands, den Zweimächte-Standard aufrecht zu erhalten. War es da nicht ein ſchwerer Fehler, die dar⸗ gebotene Hand Englands nicht anzunehmen? Die Schlacht und das Schlachtfeld am 18. Auguſt 1870. (Von Herrn Kaplan Kempf ⸗ Bürgel Offenbach). 55 Beſonders die Pommern waren es, die hier an dieſer Stelle geblutet haben. Durch den Fall von St. Privat im Norden und St. Hubert im Süden war die Schlacht zu Gunſten der Deutſchen entſchleden und Bazaine auf Metz zu⸗ rückgeworfen. Moltke aber konnte dem Könige Wilhelm, der in Rezonville den Ansgang der Schlacht abwartete, die frohe Botſchaft überbringen: Majeſtaͤt wir haben vollſtändig geſiegt. An dieſem Erfolge hat die großh. heſſiſche 25. Diviſion großen Anteil. Am 17. Auguſt hatte die heſſiſche Diviſion zwiſchen Vionville und Rezonville biwakiert, mitten auf dem Schlacht- feld des 16. Auguſt. Am 18. früh wurde abmarſchiert in nördlicher Richtung. In der Nähe der Ferme Caulve wurde Halt gemacht und abgekocht, aber kaum waren die Feldkeſſel über das Feuer gehängt, da blies es auch ſchon Alarm und vorwärts gings mit hungrigem Magen den Holſteinern zu Hülfe, die bereits im Feuer ſtanden. Raſch ſchwenkten die Heſſen neben den Holſteinern in das Waͤldchen Bols de la Cuſſe ein, das 1. und 2. Jägerbataillon beſetzte den Waldes⸗ rand, das 3. Infanterieregiment beſetzte den Wald ſelber, während das 1. und 2. Inf.⸗Reg. an dem Eiſenbahndamm operierte. Das 4. Reg. ſtand bei Verneville in Reſerve zur Deckung der beſſ. Artillerie, die links vom Wäldchen aufge⸗ fahren war. Am weiteſten war die reitende Batterie vorge⸗ ſchoben, deren Chef Hauptmann Schäfer und Leutnant Grol- mann dabei fielen. Auch die Batterien Hofmann, Frank und Stumpf hatten ſchwere Verluſte. Aber die heſſ. Artillerie tat ihre völlige Schuldigkeit und gab den Franzoſen hier die richtige Antwort. Das 3. Reg. die jetzigen 117er und das 2. Jägerbataillon nahmen im Sturm die Gehöfte und und Champenois ein, das 1. und 2. Inf.-Reg. aber, die längs des Eiſenbahndammes vorgegangen waren, um im 1 Verein mit den preußiſchen Gardeſchützen Amanweiler zu ſtürmen, wurden mit blutigen Köpfen heimgeſchickt. Viele Offiziere ſind an dieſem Tage gefallen, aber auch mancher heſſiſcher Kamerad lag dort am Waldesrand oder im Walde ſelbſt getötet am Boden. Auch unſer Viernheimer Landsmann Pfützer iſt hier am Walde srand gefallen. Wie ſieht nun beute das Schlachtfeld aus? Wenn man heute die Orte des blutigen Ringens betritt, wo am 18. Auguſt 1870 tauſende von deutſchen und franzöſiſchen Kriegern geblutet haben, dann ſieht man dort überall felerlich wogende Weizenfelder. Aber man bemerkt auch ſofort, daß man ſich auf einem gewaltigen Leichen felde befindet; denn überall ſieht man entweder an der Straße, oder inmitten der Accker die mächtigen Grabhügel mit weithin leuchtenden weißen Holzkreuzen und ebenſo bemerkt das Auge zahlreiche Denk- mäler, die von den einzelnen Diviſionen und Regimentern dem Andenken der Gefallenen gewidmet ſind und die den kommenden Geſchlechtern Zeugnis ablegen ſollen von den blutigen, aber ruhmreichen Taten, die hier vollbracht wurden. Wenn man von Metz aus die Schlachtfelder beſucht, auf dem Wege, den ich vorhin ſchon beſchrieben hab?, dann ſtößt man oben bei Point du jour und St. Hubert auf die erſten Grä⸗ ber, die hier ſehr zahlreich ſind. In dieſen Gräbern, Maſſen⸗ gräber genannt, ſind oft hunderte von Soldaten beigeſetzt worden, Deutſche und Franzoſen durcheinander, wie man ſie gerade aufgefunden hat. Nach der Schlacht hat man ſofort jedesmal die Toten begraben. Die Pioniere machten große Gräber, dann wurde in 2 Reihen Mann neben Mann gelegt und zwar ſo, daß ſie ſich mit den Füßen berührten. Dann wurde eine zweite Schicht von Gefallenen darüber gelegt, aber ſo, daß die Köpfe der zweiten Schicht zwiſchen den Füßen der unteren Schicht ſich befand. Auf dieſe Weiſe kamen Hunderte, ja manchmal ſogar Tauſende in ein einziges Maſſengrab. Auf dem Garniſonsfriedhof in Metz z. B. iſt ein ſolches g⸗waltiges Maſſengrab und ein einfaches weißes Holzkreuz belehrt uns, doß hier über 4000 Franzoſen gewöhnlich und ca. 20 Deutſche beigeſetzt ſind. Auf dem Schlachtfeld ſelbſt ſind die Offiziere jedesmal in beſonderen Gräbern bei geſitzt worden. Doch kehren wir nach dieſer kleinen Ab⸗ ſchweifung wieder nach dem Gehöft St. Hubert zurück. Um dieſes Gehöft iſt viel Blut gefloſſen und darum ſind auch die Denkmäler, die in der Umgebung ſtehen, ſehr zahlreich. Im ganzen ſtehen dort etwa 14 größere Denkmäler, abgeſehen von den vielen O fiziersdenkſteinen. Dem Gehöft gegenüber ſteht das maͤchtige Pommerndenkmal, umgeben von gewaltigen Maſſengräbern. Lieſt man die auf dem Denkmal einge- meißelten Namen der Gefallenen, dann merkt man ſofort, daß es faſt lauter Polen ſind, die hier geblutet haben, dieſelben Polen, die man heute in Preußen leider ſo hart verfolgt. Betrachtet man ſich das Gehöft genauer, dann ſieht man an den Mauern heute noch ſehr viele kleine Löcher, die von den Kugeln herrühren, die hier widergepraſſelt. Auch die Garten⸗ mauern hinter dem Gehöft zeigt Kampfesſpuren; denn man ſieht noch genau die kleinen Schleßſcharten, die die Franzoſen ſich gemacht hatten. Tritt man in den Garten ſelbſt ein, dann befindet man ſich ſofort auf einem Kriegerfriehof. An der Gartenmauer ſind ungefähr 20 deutſche Offiziere begraben, nebenan ſind 6 große Maſſengräber. Die Inſchriften auf den weißen Holzkreuzen ſagen uns, daß hier einige Hundert deutſche und franzöſiſche Krieger der Auferſtehung harren. Leider hat man neben dieſen Gräbern eine Kegelbahn und einen Tinz⸗ und Jupplatz eingerichtef, denn dieſes blutge⸗ tränkte St. Hubert iſt jetzt ein beliebter Ausflugspunkt für die Metzer.— Wir voerlaſſen dieſes Gehöft und ſteigen die Schlucht hinab. Ueberall ſehen wir rechts und links, ſelbſt in den Steinbrüchen, die ſich dort befinden, Gäber der Ge- fallenen. Bald ſtehen wir vor dem herrlichen Denkmal des 8. Jägerbataillons. Auf dem Steinſockel ſteht eine Jägerge⸗ ſtalt, die nach St. Hubert hinauf deutet. Dieſe Geſtalt ſtellt den aus Kreuznach ſtammenden Jäger Wagner vor, der hier gefallen iſt und deſſen Totenmaſke men abgenommen hat. (Fortſetzung folgt.) —— TTT ä— r 3 e e eee * . 2 2 e 8 . — N England iſt zwar unſer Konkurrent auf dem Welt⸗ markte, aber zugleich unſer beſter Kunde. Kein Menſch in Deutſchland will anders als in Frieden und Freund⸗ ſchaft mit dem britiſchen Nachbar leben. Nur Phan⸗ taſten können glauben, daß ein Kampf zwiſchen Deutſch⸗ land und England auch nur einem beider Teile irgend⸗ welchen Nutzen bringen könne. Wenn aber in beiden Ländern alle einſichtigen Kreiſe die Möglichkeit eines kriegeriſchen Konfliktes als Wahnſinn ablehnen, wes⸗ halb greift man da nicht zu dem ſo naheliegenden Mittel einer diplomatiſchen Verſtändigung über eine Ein⸗ ſchränkung der Rüſtungen?“ Als damals Abg. Dr. Spahn für das Centrum im Reichstage dieſe Angelegenheit zur Sprache brachte, da konnte er der Bülowſchen Regierung gegenüber nicht durchdringen, weil der Freiſinn die Regierung ſtlützte. Blatk damals der Freiſinn den Einfluß, den ihm der Block gab, aufgeboten, um die Sache des Weltfriedens zu fördern, dann hätte Bülow doch wohl andere Seiten aufziehen müſſen. Damals hat man den rechten Augen⸗ blick verſäumt. Heute haben ſolche kräftige Mannes⸗ worte nur noch agitatoriſchen Wert; das iſt allerdings auch nur ihr Ziel. s 4 8 85 8 Politiſche Rundſchau. :: Das Hilfskaſſengeſetz hatte bekanntlich ſeinerzeit in der dem Reichstage vorgelegten Form zu ſehr vielen und lauten Bedenken Anlaß gegeben. Jetzt heißt es, man will die Vorlage nicht wieder einbringen, weil die Ma⸗ terie zum erheblichen Teile ſchon durch die Reichsver— ſicherungsordnung erledigt werde.— Und der übrige Teil, was ſoll mit ihm geſchehen? Und wenn es mit der Reichs⸗ verſicherungsordnung nicht beſſer gehen ſollte! 5 1! Eine Zentral⸗Polen⸗ Ueberwachung für die Polen des rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriegebietes ſoll bei der Polizeidirektion in Bochum eingerichtet worden ſein.— Ob man nicht auch für die ausländiſchen Arbeiter eine ſolche ſtändige Beobachtung einrichten wird? Die häufigen 8 Verbrechen dieſer Elemente ſchreien doch geradezu anach. () Englands Hetzen gegen Deutſchland. Die eng⸗ liſche Jingopreſſe bemüht ſich, Spanien gegen Deutſchland aufzuhetzen. Der„Standard“ mel⸗ det aus Melilla, Deutſchland proteſtierte dagegen, daß die ſpaniſchen Truppen Zeluan erſtürmen. Das Blatt läßt durchblicken, daß dieſer Proteſt die eigentliche Ur⸗ ſache ſei, weshalb General Marina den längſt vorbereite— ten Vormarſch gegen die Kabylen ſo lange hinausſchiebt. Das Blatt fügt hinzu:„Schon auf der Algeciras-Konfe⸗ renz machte Deutſchland Schwierigkeiten, dazu kommt jetzt dieſer Proteſt ſowie die auffallende Tatſache, daß der deutſche Botſchafter in Marokko, Tattenbach, ſich un⸗ nötigerweiſe in Madrid aufhält, ſo daß der Verdacht, Deutſchland wolle in der Melilla⸗Affäre intervenie⸗ ren, gerechtfertigt erſcheint.“ Die„Daily Mail“ be⸗ hauptet, daß der Sultan Mulay Hafid den Spaniern feindlich geſinnt ſei. )—0 Gegen den Hanſabund nahm am Sonntag der „Bund der Handwerker“ Stellung. In einer Sitzung des erweiterten Geſamtvorſtandes wurde folgende Reſolu— tion angenommen:„Der B. d. H. ſtellt feſt, daß der Hanſabund auf keinen Fall ſich als eine Vertretung des Handwerkerſtandes betrachten kann und daß diejenigen Handwerker, die dem Hanſabund Gefolgſchaft leiſten, nicht berechtigt ſind, ſich als Vertreter des deutſchen Handwerks zu bezeichnen. Ganz beſonders erhebt der B. d. H. Einſpruch gegen das Auftreten des Ehrenobermeiſters Richt und verſichert, keineswegs zu jenen 300 000 Hand⸗ werkern zu gehören, die Herr Richt dem Hanſabunde zu⸗ führen wollte. Die im B. d. H. vereinigten vielen Tauſende von deutſchen Handwerkern warnen ihre Berufs⸗ genoſſen, den Lockrufen der Warenhäusler, Großbankiers, Großinduſtriellen uſw. Folge zu leiſten. Ebenſo ſpricht der B. d. H. ſeine Verwunderung darüber aus, daß der Berliner Innungsausſchuß ſeinen Beitritt zum Hanſa⸗ bunde vollzogen hat, womit der Innungsausſchuß eine ungeſetzliche Handlung begangen, die umgehend durch Aus— tritt aus dem Hanſabunde gut zu machen iſt.“— Kom⸗ mentar überflüſſig! )—0 Beſoldung der Reichsbankbeamten. Nach einer Korreſpondenz finden im Laufe der nächſten Woche im Reichsamt des Innern die kommiſſariſchen Beſprechun⸗ gen über die Aufbeſſerung der Beſoldungen und die Neuregelung der Wohnungsgeldzu⸗ ſchüſſe für die Reichsbankbeamten ſtatt. Die endgültige Feſtſtellung kann nach§ 28 des Bankgeſetzes erſt nach dem Wiederzuſammentritt des Bundesräts er⸗ folgen. 1! In Rußland verboten. Wie die ſozialdemokratiſche Leipziger Volkszeitung mitteilt, iſt ihr vom Leipzger Poſtamt 10 mitgeteilt worden, daß das Blatt von der ruſſiſchen Zenſur verboten worden ſei und daß deshalb die 35 für Rußland beſtimmten Exemplare bis auf weiteres nicht zu liefern ſeien. Bemerkenswert iſt die Notiz, die die Leipz. Volksztg. an dieſe Meldung anfügt. Es heißt da:„Unſere Leſer in Rußland wer⸗ den auf die Lektüre der Leipziger Volkszeitung nicht verzichten wollen, und ſo werden wir ihnen das Blatt auf anderem Wege zuſtellen. Die Zwirnsfäden der ruſſiſchen Zenſur exiſtieren für uns eben ſo wenig, wie für die deutſche Sozialdemokratie zur Zeit des Aus⸗ nahmegeſetzes die Zwirnsfäden der Reichspoſtverwaltung exiſtierten.“ 1! Nochmals Baſſermanns Mandatsmüdigkeit. In Leer fand eine nationalliberale Verſammlung ſtatt, in der die Abgg. Baſſermann, Weber und Streſemann ſpra⸗ chen. Während Baſſermann ſelbſt lediglich die politiſche Lage und die Reichsfinanzreform kennzeichnete und ein Eingehen auf ſeine perſönlichen Verhältniſſe vermied, „widerlegte“ Abg. Streſemann im Eingange ſeiner Rede die Nachrichten, die von einer Mandatsmüdigkeit des Abg. Baſſermann reden. Das ſei unwahr. Niemals habe er eine größere Hoffnungsfreudigkeit beſeſſen, wie in dieſen Tagen. Nichts von Müdigkeit!— Ja, warum ſagt denn das Herr Baſſermann nicht ſelbſt? 10 Bundesrat und Reichstag beim Grafen Zeppelin. Zur Beſichtigung des neuen Luftſchiffes Z. III und zur Teilnahme an deſſen Probefahrten hat Graf v. Zeppelin bekanntlich den Bundesrat und die oberſten Reichsbehörden auf den 3., den Reichstag auf den 4. September nach Friedrichshafen eingeladen. Der Bun⸗ desrat wird, wie die„Neue politiſche Correſpondenz“ hört. auf Grund eines früheren Beſchlu'ſes der Einladung 3 7 J 1 DDr ——————— durch Entſendung einer Deputation Folge leiſten. Für die Reiſe nach Friedrichshafen und zurück werden infolge Vereinbarung mit den beteiligten Eiſen⸗ bahnverwaltungen den Mitgliedern des Reichstages be⸗ ſondere Freikarten ausgeſtellt werden, deren Gültigkeit clic vom erſten bis achten September laufen wird.——.— Kolontales. 1 Ein ſchweres Unglück hat den Hauptmann a. D. Fromm auf ſeiner Afrikaexpedition betroffen. Am 18. April vorigen Jahres trat er die Ausreiſe nach Oſt⸗ afrika an, um von Kilna eine auf reichlich zwei Jahre berechnete Expedition in das Innere zur Erforſchung bisher noch unbekannter Teile Afrikas zu unternehmen. Auf der Jagd iſt dem Hauptmann a. D. Fromm nun der Gewehrlauf zerſprungen, wobei ihm die linke Hand zerſchmettert wurde. Der Verunglückte hat ſich da⸗ her genötigt geſehen, die Expedition nach faſt anderthalb⸗ jähriger Dauer abzubrechen; er befindet ſich bereits auf dem Wege zur Küſte.— Hauptmann Fromm iſt einer unſerer älteſten Afrikaner; er hat noch als Seeoffizier die Blockade in Oſtafrika mitgemacht und war darauf erſt ſeemänniſcher Beirat des Gouverneurs und ſpäter nath erfolgtem Uebertritt zur Schutztruppe drei Jahre in Oſtafrika und vier Jahre in Südweſtafrika tätig. Heer und Marine. 9 Die franzöſiſche Militärbehörde wird bis Ende 1910 eine Anzahl Beobachtu ngsdrachen nach engliſchem Muſter anfertigen laſſen. Eu ropäiſches Ausland. 5 Oeſterreich⸗Ungarn. 5 ? Der politiſchen Lage und dem Miniſterrat vom 18. und 19. d. M. galt eine Audienz, die Miniſter— präſident Bienerth beim Kaiſer Franz Joſeph in Iſchl hatte. Als erſte Notwendigkeit ſtellte Bienerth die Flottmachung des böhmiſchen Landtages hin, über die er mit den nationalen Parteien und dem Großgrundbeſitze Verhandlungen gepflogen habe, die ihn die Lage etwas optimiſtiſcher betrachten ließen. Gelinge die Konſtituierung des böhmiſchen Landtages im Septem- ber, ſo werde er vertagt und Anfang Oktober der Reichs⸗ rat einberufen und ihm als wichtigſte Aufgabe die Be⸗ ratung des Finanzreformplanes vorgelegt. Ueber den Finanzplan läßt ſich jetzt nur ſagen, die Regierung iſt beſtrebt, den Ländern durch Zuweiſungen im eigenen Wirkungskreiſe Erſatz für die ausfallende Bierſteuerer⸗ höhung zu ſchaffen. Bezüglich einer Rekonſtruktion des Kabinetts war nichts zu referieren, da dieſe Frage ge⸗ genwärtig nicht exiſtiert. Die Frage der Delegations⸗ tagung wurde nur flüchtig geſtreift. Aus Prag wird gemeldet, daß eine Aktion der feudalen Großgrundbe— ſitzer zur Flottmachung des böhmiſchen Landtages tat— ſächlich ſtattfindet. Die Initiative geht vom Oberſtland⸗ marſchall Prinzen Lobkowitz aus, der mit dem Miniſter⸗ präſidenten in Iſchl konferierte. Europaiſches Ausland. Schweden. i * Sichere Anzeichen eines baldigen Friedens⸗ ſchluſſes in den Rieſenarbeitskampf ſind immer noch nicht ſichtbar. Während„Stockholm Dagblad“ die bal⸗ dige Beendigung des Streiks wegen Geldmangels bei den Streikenden in Ausſicht ſtellt, fordert die Streik— zeitung„Svaret“ wieder zum Ausharren im Kampfe auf und ſpricht ſich ſehr erbittert über das Telegramm des Miniſters des Innern an die Provinzialbehörden aus. Dem norwegiſchen Sozialdemokraten Obergerichtsanwalt Puntervold, der ſich während des Streiks in Schweden aufhält, wurde behördlicherſeits das Auftreten als Agi⸗ tationsredner verboten. Türkei. ** Die Antwort auf die Kollektivnote der Schutzmächte iſt bereits fertiggeſtellt und wird, falls ſie der Miniſterrat genehmigte ſofort an alle Großmächte, nicht nur die Schutzmächte, geſandt. Die Pforte wird erklären, daß ſie mit Griechenland nicht mehr über die Kretafrage verhandele, gegen gewiſſe Erklärun⸗ gen der Schutzmächte aber unter Angabe von Gegen⸗ vorſchlägen proteſtieren müſſe.— Erledigt iſt da⸗ nach die leidige Kretafrage alſo noch lange nicht. * Die junge konſtitutionelle Türkei iſt eifrig an der Arbeit, die unter dem alten Regime teilweiſe recht ver⸗ rotteten Zuſtände auf eine neue, geſunde Baſis zu ſtellen. Die Verhältniſſe innerhalb des türkiſchen Offizierkorps werden vor allem durch das neue Beförderungs- geſetz geregelt, welches beſtimmt, daß alle Offiziere den einnehmen, der ihnen ihrem Dienſtalter nach gebührt. Das Geſetz, das natürlich eigenartige Verhältniſſe ſchafft, hat den in der Türkei ſehr bekannten Kommandeur des in Konſtantinopel ſtehenden Gardekorpvs Mahmud Muchtar Paſcha veranlaßt, von dem Kommando dieſes Korps zu⸗ rückzutreten, denn er wurde ſeines Ranges als General entkleidet. Sein Rücktritt hat in Militärkreiſen großes Aufſehen hervorgerufen. Mahmud Muchtar ſoll zum Gouverneur von Smyrna ernannt werden.— Mahmud Muchtar⸗Paſcha ſtand ſeit Auguſt vorigen Jahres an der Spitze des türkiſchen Gardekorpvs. Während der April⸗ revolution ſtellte er ſich vollkommen auf ſeiten der Jungtürken und unterſtützte mit einigen tauſend ihm treugebliebenen Truppen das Vorgehen der Jungtürken in Konſtantinopel. Mahmud Muchtar tat mehrere Jahre im preußiſchen Heere Dienſt und leitete während des griechiſch türkiſchen Krieges die Operationen gegen Volos. Griechenland. * Die Erregung auf Kreta iſt noch lange nicht unter⸗ drückt. Das Entfernen der Hellasflaggen von den Feſtun⸗ gen auf Canea und Kandia durch die Truppen der Schutz⸗ mächte war das Zeichen zur allgemeinen Hiſſung der nationalen Griechenfahne von Seiten der Privatbevölkerung. Nach der„Daily Mail“ flattern zur⸗ zeit auf Kreta 247 blaue Kreuzflaggen auf öffentlichen Gebäuden, darunter eine auf der Feſtung Rethimo, acht⸗ hundert auf Schulen und unzählige auf Privatgebäuden. Dies beſtärkt die Auffaſſung, daß die Kretawirren noch keineswegs überwunden ſind. Die internationale Flotte verläßt Canea am Donnerstag, und mit Spannung ſieht die öffentliche Meinung den alsdann zu erwartenden Ereigniſſen entgegen. Die Antwort der Pforte auf die Note der Schutzmächte erfolat am Mittwoch. Frankreich. * Die Franzoſen haben ein neues Opfer ihrer Spio— nagefurcht gefunden. In Arras Nordfrankreich) wurde am Montag von der Gendarmerie ein Deutſcher namens Heinrich Manus, angeblich aus Ansbach — ſtammend, arretiert, weil man in ihm einen Spion ver⸗ mutete. Im Augenblick der Verhaftung ſoll er eine Liſte von franzöſiſchen Truppenteilen, nach ihren Gar⸗ niſonsorten geordnet, zuſammen geſtellt, alſo eine Arbeit geleiſtet haben, die wertlos iſt, da ſich das Garni⸗ ſons verzeichnis der franzöſiſchen Truppen im Buch⸗ handel befindet und keinerlei militäriſches Intereſſe be⸗ ſitzt. Manus gab an, deutſcher Lehrer zu ſein und augen⸗ blicklich eine Stellung in Frankreich zu ſuchen. Er ſpricht wenig Franzöſiſch und erwartet Geld von ſeinem Bruder, das dieſer poſtlagernd nach Lille ſenden ſollte. Bei dem Verhafteten wurden auch mehrere in deutſcher Sprache ab⸗ gefaßte Briefe gefunden ſowie ein franzöſtſches Schrei⸗ ben, worin folgende, höchſt verdächtige(2) Stelle vor⸗ kommt:„Ich danke dir dafür, daß du den Brief, den ich dir anvertraut hatte, Dubois übergeben haſt. Ich habe diefen Brief der Poſt nicht anvertrauen wollen, da mir ſkin Verluſt höchſt unangenehm geweſen wäre.“ Die Staatsanwaltſchaft neigt zu der Meinung, Manus ſei geiſtesgeſtört. In der Tat war er voriges Jahr von einer ernſteren Nervenkrankheit befallen worden. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet, einſtweilen wird Manus aber nur wegen Umherſtreichens in Haft behalten. Afrika. Marokko. * Die Lage derſpaniſchen Truppen in Melilla wird von den Berichterſtattern engliſcher Blätter, vor⸗ nehmlich des„Daily Telegraph“, nach wie vor äußerſt ungünſtig geſchildert. Seit faſt vier Wochen liegen die ſpaniſchen Truppen untätig hinter den Wällen, ohne die Möglichkeit eines größeren Vorſtoßes zu haben; denn zum Schutze der Befeſtigungen der Wagenkolonnen uſw. ſind 16000 bis 17000 Mann erforderlich, ſo daß kaum 10000 Mann für den Vormarſch in das Bergland der Kabylen übrig bleiben: eine Zahl, die bei weitem nicht ausreicht. Ueberhaupt, ſo behauptet der Berichterſtatter des„Daily Telegraph“, ſei ein Vorſtoß zu Lande un⸗ möglich, ſo lange der 3000 Fuß hohe Gurugu-Berg in den Händen der Rifkabylen ſei. Der Angriff müſſe deshalb von der See aus erfolgen, und zu ſolchen wären außer dem Geſchwader mindeſtens 25 000 Mann erforder⸗ lich. Spanien würde alſo eine Armee von 50 000 Mann brauchen, nur um ein unfruchtbares, heißes, bergiges Land von ſeinen kriegeriſchen Bewohnern zu ſäubern, die ſich ſofort im Süden konzentrieren und dem ſpaniſchen Heer den Vormarſch in jene bergigen Wüſteneien ſicher mit Erfolg wehren würden. Dazu kommt, daß die mauriſchen Häuptlinge, die bisher zu Spanien hielten, abfallen. Nachdem Abu Miſian und El Chaldy ſchon zu Anfang der Wirren ihre Geſinnung geändert haben, ſind jetzt auch noch Miſian Belhach aus Frajana und Abd el Kader aus Beni-Sikar untreu geworden. * Aus Fez wird Pariſer Blättern gemeldet, Mulay Hafid ſei wütend über den Ausgang ſeines Feldzuges gegen den Prätendenten. Nachdem ihn eine Unterredung mit Mulay Ali, dem Scherif von Uezzan, darüber belehrt hatte, daß die dem Roghi beibegrachte Nieder- lage durchaus nichtſoentſcheidend geweſen ſei, wie man ihn, den Sultan, anfangs hatte glauben machen wollen, geriet er in großen Zorn und ſandte Briefe an die Befehlshaber ſeiner Mahallas, worin er den Empfän⸗ gern drohte, ſie enthaupten zu laſſen, wenn ſie den flüch⸗ tigen Roghi nicht binnen ſpäteſtens 14 Tagen gefangen genommen hätten. Aus Stadt und Land. ** Im Kopfſprung in den Tod. Im Oſtſeebade Warnemünde ſtürzte ſich der Geſchäftsführer Propp aus Roſtock mit einem Kopfſprunge von der Mitte der vorder⸗ ſten Treppe aus in das dort kaum kniehohe Waſſer. Er ſchlug mit voller Wucht mit dem Kopfe auf dem Boden auf, wobei er die Beſinnung verlor. Er wurde nach Roſtock in die Univerſitätsklinik gebracht, wo er in der Nacht ſeinen ſchweren Verletzungen erlag. * Automobilunglück. Ein aus dem Weſtfäliſchen kom⸗ mendes Automobil ſtürzte, als es die Obervellmar—Kaſſe⸗ ler Höhe hinabfuhr, in den Straßengraben. Die vier In⸗ ſaſſen wurden unter dem Wagen begraben und ſchwer verletzt. 5 Parſevals Fahrt von Frankfurt nach Mainz. Der Parſeval⸗Ballon hat von der„Ila“ in Frankfurt a. M. aus ſeine erſte größere Fahrt unternommen, die ihn bis nach Mainz führte. Das Luftſchiff erſchien am Nach⸗ mittag 6 Uhr ohne Anmeldung über den Häuſern von Mainz. Es überflog den Rhein und führte über der Innenſtadt mehrere gelungene Manöver aus. Um 6½ Uhr überflog es den Rhein über die Mainmündung zurück nach Frankfurt. Dem Schauſpiel wohnte eine große Zu⸗ ſchauermenge bei. * Die Cholera rückt näher! Am Dienstag erkrankte im Schnellzug Petersburg—Wien eine Ruſſin namens Berkowska unter choleraverdächtigen Erſcheinungen. In Napagedl wurde die kaum Zwanzigjährige auswaggoniert und nach Unterſuchung durch den Bahnarzt in die Iſolier⸗ baracke des Krankenhauſes Nepagedl gebracht. * Tauſend Familien obdachlos geworden. In Kre⸗ mentſchug(Gouvernement Poltawa) wütet eine heftige Feuersbrunſt, der bereits zwei Sägemühlen, zehn große Bau⸗ und Brennholzniederlagen ſowie eine größere An⸗ zahl Wohnhäuſer zum Opfer gefallen ſind. Gegen tauſend Familien ſind obdachlos. * Schwere Dampferunfälle. Der von Tyne nach Bordeaux gehende ſpaniſche Dampfer„Seirak Batran“ ſtrandete in der Gegend von Uſhant. Man glaubt, daß die Beſatzung von 26 Mann umgekommen iſt. Vier Leichen wurden bereits ans Land geſchwemmt. In Lon⸗ don fürchtet man, daß der franzöſiſche Dampfer„Mana⸗ randra“ auf der Fahrt von Madagaskar nach Eaſt London untergegangen iſt, da er bereits ſeit 25 Tagen überfällig iſt. Wahrſcheinlich iſt er in dem Sturm, der den„Maori“ und den„Waratah“ vernichtete, zu Grunde gegangen. » Wohin eine Moral ohne Gott führt. In Gueret fand eine Militärſchießübung ſtatt. Es ſollten Figuren beſchloſſen werden. Statt deſſen beſchoſſen einige Sol⸗ daten ein Steinkreuz, in deſſen Nähe Offiziere ſtanden. Fünf Offiziere ſind ſchwer verletzt worden. Eine Unter⸗ ſuchung iſt eingeleitet. 5 ** Die Niagarafälle hinabgeſtürzt. Unter den Augen Hunderter entſetzter Menſchen hat ein achtzehnjähriger junger Mann in den Niagarafällen einen furchtbaren Tod gefunden. Der iunge Auauſt Sporer badete mit drei in 184d . Jol ei G tragen, dadurch ſicherhe er ** Uebung wurde a In Lal eltern ut Ver tren meinden Mllttary kuber ei Tilnehme Uicer. N ſt Raichle . heirntet Etrete erf 99 ben — e e dug Vile die ern hh n un dt — auf br dun h nußte 1 Larger Unna hies e allentlen Nen bert Freunden im Flußſe. er ſchwamm der Mitte des Stromes zu, entdeckte aber zu ſpät, daß die Gewalt der Strö⸗ mung menſchliche Widerſtandskraft überſtieg. Die Strö⸗ mung erreicht in jener Gegend eine Geſchwindigkeit von zwölf engliſchen Meilen in der Stunde, die bei den Fällen 30 Meilen erreicht. Mit verzweifelten Kräften verſuchte Sporer, ſich der Strömung zu entwinden. Aber die Waſſer trugen ihn fort. Als erfahrener Schwimmer erkannte er, daß keine Rettung zu erwarten war. Es blieb keine andere Wahl, als jenen Verſuch zu wieder holen, bei dem ſeinerzeit der berühmte engliſche Schwimmer Kapitän Webb das Genick brach: die Durch⸗ guerung der Stromſchnellen. Unter den Augen der am Ufer verſammelten Menge faßte er den verzweifelten Entſchluß. Die Fluten riſſen ihn in die Stromſchnellen. Dann packte ihn die große dreißig Fuß hohe Welle, die ſeinerzeit Kapitän Webb das Rückgrat zerbrach. Hier verſchwand Sporer auf einen Augenblick, dann tauchte er wieder auf, wurde von der folgenden Welle gepackt und hoch über die Waſſerfläche emporgehoben. Man ſah den Schwimmer mit aufrechtgeſtrecktem Körper gegen die Wucht der Elemente kämpfen. Wohl zwölfmal verſchwand er in dem toſenden Strudel und tauchte wieder auf, bis ſeine Kräfte erſchöpft waren. Dann verſank er etwa 300 Meter vor dem großen Wirbel. Lange noch ſah man ſeinen Körper in dem Wirbel kreiſen. f* Das kommt davon! In Breslau bemerkte man dieſer Tage, daß dem Rieſenhut einer Schönen zu⸗ nächſt leichte Rauchwölkchen entſtiegen, welchen bald einige Funken folgten. In wenigen Augenblicken ſtand das über die Maßen große„Kunſtwerk“ in hellen Flam⸗ men, und die bisher ahnungsloſe Trägerin konnte mit knapper Not die brennende Kopfbedeckung herunterreißen. Sie hatte in einem Zigarrengeſchäft das Adreßbuch ein⸗ geſehen und war dabei der Miniaturgasflamme, die dort zur Erleichterung des Zigarrenanzündens ſtändig brannte, mit ihrem Hut zu nahe gekommen. Die Friſur hatte auch bereits Feuer gefangen, die Flammen konnten je— doch noch rechtzeitig erſtickt werden. k Beim Bau des vierten„Zeppelin“ will man mit dem bisher verwendeten Aluminium brechen. Der Schütteſche Ballon, den Dr. Karl Lanz⸗Mannheim für ſich bauen läßt, wird in Holz ausgeführt. Andere Tech— niker ſind überzeugt, daß ſelbſt Stahlverbände bei glei— cher Stabilität wie die Zeppelinſche Aluminiumkonſtruk⸗ tion leichter herzuſtellen ſind. Das neue Modell wird um ein Drittel größer ſein als der jetzt fertige„Z. III“ und dabei nicht ſchwerer werden. Hat der„Z. III“ drei Gondeln, ſo wird das neue Luftſchiff deren vier tragen, von denen drei mit Motoren ausgerüſtet werden, während die vierte der Beförderung von Paſſagieren dienen ſoll. Für einen Preis von 200 Mark ſollen die Teilnehmer Fahrten von einigen Stunden machen können. Durch die Erleichterung des Materials und die dadurch gewonnene motoriſche Kraft wird die Betriebs- ſicherheit des neuen Luftſchiffes entſprechend gewinnen. * Unfall einer deutſchen Dampfpinaſſe. Bei einer Schießübung mit Schnellladekanonen auf dem Grunde bei Gabelsflach ſtieß das Torpedoboot„S 66“ mit einer Dampfpinaſſe, die als Zielboot benutzt wurde, zuſammen. Das Zielboot ging ſofort unter. Die Beſatzung wurde gerettet bis auf den Torpedomatroſen Budzin, der vom Strudel des untergehenden Torpedoboots in die Tiefe geriſſen wurde und ertrank. Taucher ſind mit dem Suchen der Leiche beſchäftigt. Das geſunkene Dampfboot wird inzwiſchen bereits gehoben ſein. * Selbſtmord einer Dreizehnjährigen. Die Fälle in denen Kinder ihrem Leben gewaltſam ein Ende machen, mehren ſich in erſchreckender Weiſe. In dem auf ſchwei⸗ zeriſchem Gebiete belegenen Steckbor am Bodenſee weilte ſeit einigen Tagen die Familie des Prager Univerſitäts⸗ profeſſors Raudnitz, deſſen jüngſte Tochter, die 13 Jahre alt iſt, auf einige Zeit nach Gaienhofen in Baden in Penſion gegeben werden ſollte. Am Samstag begaben ſich die Eltern nach dem letztgenannten Orte, um die nötigen Vorbereitungen für die Aufnahme des Kindes in die Penſion zu treffen. In der Abweſenheit der Eltern machten die beiden Schweſtern einen Spazier⸗ gang im Walde. Die 13 jährige Eva verließ dabei auf einen Augenblick ihre Schweſter und erſchoß ſich in einem Dickicht mit dem Revolver ihres Vaters. Wie von den Eltern angenommen wird, hat die jugendliche Selbſt⸗ mörderin die Tat in einem hyſteriſchen Anfall begangen. Aus Nah und Fern. + Heddesheim, 25. Aug. Der ſo jäh bei einer Uebung im Rhein ums Leben gekommene Dragoner H. Reichle wurde am Samſtag vormittag 11 Uhr hier zur Ruhe beſtattet. Im Leichenzuge befanden ſich die tiefbetrübten Eltern, Groß- eltern und Geſchwiſter, eine Abordnung ſeines Regiments, die Ver tretung der Gemeinde und außerordentlich zahlreiche Ge— meindeangehörige. An der Spitze des Zuges marſchierte der Militärverein mit Fahne. Am Grabe hielt Herr Pfarrer Kuper eine tiefempfundene Anſprache an die Angehörigen und Teilnehmenden. Die Regimentskameraden legten Kränze nieder. Nach Mitteilung hier anweſender Regimentskameraden iſt Reichle wahrſcheinlich einem Schlaganfalle erlegen. — Mannheim, 25 Aug. Der 27 Jahre alte ver- heiratete Schreiner Jakob Huber wurde vorgeſtern nacht im Streite erſtochen. Der Täter, der 19jährige Schuhmacher Hch. Adam Erk von Frankental iſt verhaftet. — Mauunheim, 24. Aug. Unſere Stadt zählt jetzt rund 184 000 Einwohner. Birkenau, 25. Aug. Dieſer Tage wurde durch die Ortsſchelle bekannt gemacht, daß ein hieſiger Flaſchenbier⸗ händler dle Flaſche Bier zu 18 Pfg. verkaufe, ſellher 20 Pfg. Ferner haben ſich zwei Wirte entſchloſſen, das Bier wieder zu dem alten Preiſe, 0,4 Liter 10 Pfg., zu verabreichen. — Hemsbach, 25. Aug. In letzter Nacht wurde auf dem hieſigen Schafhof wieder einmal eine Schafherde durch Hunde verſprengt. Zwei Tiere waren verbiſſen, eins mußte geſchlachtet wurden. — Hohenſachſen, 25. Aug. Der hieſige Männer⸗ Geſangverein hat in ſeiner am 21. ds. Mis. ſtattgefundenen Generalverſammlung beſchloſſen, Ende Mai 1910 ſein 60. jähriges Stiftungsfeſt zu feiern, verbunden mit einem großen nationalen Geſangs-Wettſtreit und ſind die Vorbereitungen hierzu bereits im vollen Gange. — Aus dem Obeuwald, 25. Aug. Ein von der Kirchweihe in Waldmichelbach heimkehrender Mann geriet unterhalb des Dorfes in die Raͤder eines Kohlenfuhrwerkes. Ein Rad ging ihm über den Kopf, er war ſofort tot. Den Fuhrmann trifft keine Schuld; er wußte gar nichts von dem Vorfall, als er im nächſten Dorfe angehalten wurde. * Lorſch, 25. Aug. Nächſten Sonntag ſpricht dahier in einer Verſammlung des Volks- und kath. Arbeiter-Vereins Herr Reichs- und Landtagsabgeordneter Uebel über die Finanzreform. — Worms, 25. Aug. Der kathol. Arbeiterverein Mannheim unternahm am vergangenen Sonntag einen Aus- flug nach hier; 700 Perſonen nahmen daran teil. Alzey, 24. Aug. In einer hieſigen Wirtſchaft hat heute Morgen der Arbeiter Lang den Taglöhner Forch er⸗ ſtochen. Lang, der dieſe Tat nach kurzem Wortwechſel ver⸗ übt hatte, ſtach auf die ihn hiernach angreifenden Arbeiter blindlings ein. Einem der Arbeiter ſchlug er mit dem Meſſer zwei Finger ab. Einem anderen verſetzte er einen Stich ins Geſicht und einem dritten in die Hand. Dann begab er ſich nach Hauſe und trat den ihn ſuchenden Schutzleuten mit Meſſer und Beil bewoffnet entgegen. Seine Frau ſchlich ſich hinter ihn und entriß ihm das zum Schlage erhobene Beil. Erſt dann konnten 5 Schutzleute ihn mit Mühe bewältigen. Augenblicke ſtets den großen Mut verlor, kommt nach Berlin und will auf der Traberrennbahn Ruhleben Flug⸗ verſuche machen. Da kann doch auch Bleriot, der bekannt⸗ lich über den Kanal fliegen konnte, nicht zurückbleiben. Er ſchickt daher eine ſeiner Maſchinen. Für Zeppelins Empfang wird ſehr eifrig, ja fieber— haft, gearbeitet. Zeppelin iſt wieder geſund; er hat das Krankenhaus in Konſtanz, in das ihn ſein Karbunkel zwang, wieder verlaſſen. Man rüſtet ſich auf einen großen Empfang. Es ſind Bewegungen über ganz Berlin in folgender Reihenfolge vorgeſehen: Oſtteil des Grune— walds— Exerzierplatz Charlottenburg— Humboldthain — Friedrichshain— Tempelhofer Feld— Straße Unter den Linden— Tiergarten in ſeiner ganzen Ausdehnung— 2 logiſcher Garten. Ganz Berlin. mit Ausnahme der 2 Sbefkerbiektel, werden ihn alſo in nächſter Nähe zu ſehen bekommen. Nord⸗Berlin und alle, die den weiten Weg zum Tegeler Schießplatz nicht ſcheuen, ſollen am Tage nach der Landung ſogar Gelegenheit zur Beſichtigung des Luftſchifſßs erhalten. Die ganzen Schulen werden von den Lehrern nach einem großen Plane auf öffentlichen ge- ſchützten Plätzen aufgeſtellt werden, damit die Kinder das Luftſchiff gut beobachten können. Der Kaiſer wird den Grafen Zeppelin in Tegel bei der Landung perſön⸗ lich empfangen; Zeppelin ſoll bekanntlich auch beim Kaiſer wohnen. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim Lokale Nachrichten. Viernheim, 27. Auguſt. — Zigarettenſteuer. Im Interiſſe unſerer mit der Zigarettenſteuer unterliegenden Waren Handel treibenden Leſer machen wir an dieſer Stelle auf die einſchneidende Be- ſtimmung in§ 15 des Zigarettenſteuergeſetzes beſonders auf⸗ merkſam, wonach derjenige, der ſich gewerbsmäßig mit dem Verkauf von Zigaretten, Zigarettentabak, Zigarettenhülſen und ⸗Blättchen befaſſen will, dies vorher der Steuerbehörde anzu⸗ zeigen hat. Die Anmeldung hat im Bezirke eines Steuer amtes bei dieſem, im übrigen aber unmittelbar bei dem zu⸗ ſtändigen Hauptſteueramt zu erfolgen. Die Beachtung dürfte umſomehr erforderlich ſein, als Zuwiderhandlungen gegen die betreffenden geſetzlichen Vorſchriften mit beſonders hohen Strufen— bis zu 300 Mark— geahndet werden — Süddeutſches Gaſtſpiel⸗Enſemble. Die „M. Z.“ ſchreibt:„Einen intereſſanten Theaterabend in doppelter Hinſicht brachte uns der Donnerſtag: einmal ein Schauſpiel Novität, wenigſtens für die hieſige Bühne, und zum andern das erfolgreiche Gaſtſpiel einer talentvollen jungen Schauspielerin. Das Hauptintereſſe vereinigte ſelbſtverſtänd- lich die geſchätzte Gaſtin, Frau Ilſe Schmitz, auf ſich, die als Prudentia allen Erwartungen durchaus gerecht wurde. Neben einer vorteilhaften Erſcheinung feſſelte ſie durch ihr unge- künſteltes Spiel und durch das Anſchlagen wahrer Herzens⸗ töne. Der Beifall, den das Publikum ſpendete, war ein ehrlich errungener.“ Es iſt unſerer fleißigen Direktion ge- lungen, Frau Ilſe Schmitz, welche ſich hier zur Zeit von Berlin zur Erholung aufhält, für„Großſtadtluft“ als Antonie Lenz an Stelle des erkrankten Frl. Birkenfels zu gewinneu. Hoffentlich dankt das heſige kunſtliebende Publikum beiden Teilen durch zahlreichen Beſuch. Folgenſchwere Gasexploſion in Genf. In der Genfer ſtädtiſchen Gas anſtalt ereignete ſich am Montag nachmittag eine furchtbare Exploſion. Alle Fenſterſcheiben in den umliegenden Stadtvierteln wurden zertrümmert. Die Exploſion erfolgte in der Ab⸗ teilung der Anſtalt, in der das Gas gereinigt wird. Im nächſten Augenblick ſtand die ganze Gasanſtalt in Flammen. Die Kataſtrophe hat zahlreiche Opfer ge⸗ fordert. Sieben Tote wurden aus den Trümmern hervor- gezogen. Die Zahl der Verwundeten beträgt 42. Von dieſen ſind zwölf ſchwer verletzt. Der gewaltige Knall, mit dem die Exploſion erfolgte, rief in der Stadt große Aufregung hervor. Eine zahlreiche Menſchenmenge um⸗ drängte bis in die Nacht hinein die Unglücksſtätte. Alle in der Nähe befindlichen Wagen, darunter auch Hotel— omnibuſſe, wurden zur Ueberführung der Verwundeten in das Kantonskrankenhaus benutzt. Im Laufe des Abends gelang es, das Feuer zu löſchen. Die Straßen der Stadt und alle Läden ſind, ſoweit ſie nicht über elektriſche Beleuchtung verfügen, in Dunkelheit getaucht. Die meiſten Geſchäfte waren gezwungen; mit Anbruch der Dunkelheit zu ſchließen. Bis 8 Uhr abends waren aus den Trümmern ſieben Leichen und fünfzehn Verwundete geborgen. Der Inge⸗ nieur Begnat ſtarb einige Minuten nach der Auffindung. Alle Opfer ſind ſchrecklich verbrannt und faſt unkennbar. In den benachbarten Häuſern wurden etwa 50 Perſonen durch Glasſplitter verwundet. Die erſte Hilfe wurde den Verwundeten in den Bureaus zu teil, wo mehrere Aerzte tätig ſind. Die Urſache der Kataſtrophe iſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt. Wahrſcheinlich iſt ſie auf die Exploſion eines Apparates im Saal der Reinigungs- apparate zurückzuführen. Das Gebäude iſt ganz zer⸗ trümmert, ein Gaſometer und andere Gebäude ſchwer beſchädigt. ö ** a 5 b Nach den letzten Meldungen beträgt die Zahl der Toten 13. Es ſind drei Ingenieure, ein Werkmeiſter und neun Arbeiter. Unter den Toten befindet ſich auch der Pariſer Ingenieur Parvillie, der im Augenblick der Kata⸗ ſtrophe die Gasfabrik beſuchte. Die Zahl der in den Spitälern und Anſtalten untergebrachten Schwer⸗ und Leichtverletzten beträgt etwa 40. Berliner Luftſchiffertage. O Das Luftſchiffweſen gibt ſich in der nächſten Zeit in Berlin ein Stelldichein. Der amerikaniſche Luftſchiffer Orville Wright wird hier in dieſen Tagen zur höheren Ehre eines Annonzenblattes Flugverſuche mit ſeinem Flie⸗ ger⸗Apparat unternehmen. Auch Latham, der im Auf⸗ trage eines Londoner Annonzenblattes Flugvexſuche über den Kanal unternommen hat, aber im entſcheidenden Eingeſandt. Sehr geehrte Redaktion! Der Apell an den M. Correſpondenten, ſich in Zukunft an die richtige Adreſſe zu wenden, wenn er die Beſeitigung von Mißſtänden anregen will, hatte nicht die gewünſchte Wirkung. Nochmals glaubt er, ſich mit der Schule be- ſchäftigen zu müſſen. Nochmals kommt er mit ſeinen Nadelſtichen, diesmal aber nicht als M Correſpondent, ſondern in der Maske eines„Feuerwehrwanns“. Nun, dann muß ſeine Weisheit halt nochmals unter die Lupe. Er ſchreibt:„Zu meiner Schulzeit hat ein Verbot gereicht und iſt befolgt worden“. Hierauf erwidere ich Ihnen, Herr M und Herr Feuerwehrs- mann:„Während Ihrer Schulzeit iſt es der Jugend ſo wenig verboten worden wie heute, ſich ein Großfeuer anſehen zu dürfen. Und warum nicht? Weil es ſchon damals als ein oberſter Grundſatz der Erziehung galt, Gebote und und Ver⸗ bote nur auf das Notwendigſte zu beſchränken, und weil es ſchon damals jeder vernünftige Lehrer wußte, daß eine unbe⸗ gründete Beſchränkung der Freiheit durch eine allzu große Zahl von Geſetzen nicht nur das Selbſtgefühl verletzt, ſondern zur Uebertretung geradezu herausfordert. Wollen Ste das biſſer verſtehen, Herr M, als der Unterzeichnete, der über J Jahrhundert im Dienſte der Schule ſteht? Wollen Sie denn nicht kapieren, daß es nichts Unrechtes iſt, wenn eln Kind nach einem Brandplatze eilt, um ſein Intereſſe zu befriedigen? Ein Großbrand iſt und bleibt nun einmal ein ſeltenes, grandloſes Schauſpiel und es müßte ſchon ein recht ſtumpfſinniger Junge ſein, den ſein Intereſſe nicht nach einem ſolchen Schauplatze mächtig hinzöge. Hier dann Abſperrungs- maßregeln, reges Wirken der Schutzmannſchaft, und dem von Ihnen mit Recht gerügten Mißſtande iſt dann abgeholfen. Hierin ſind wir ja einig. Und nun die Streitaxt begraben, die ich ſo oft hervorholen werden, ſo oft ſich ein Unberufener mit den Pflichten der Schule beſchäftigt. Mayr, Hauptlehrer. *) In dem in voriger Nr. bereits erſchienenen Eingeſandt haben ſich entſtellende Druckfehler eingeſchlichen, welche dahin zu berichtigen ſind: Naiv, ſtatt Neiv; weiter unten:„Iſt es einem Kinde zu ver⸗ denken“, ſtatt zu verdanken. Die Redaktion. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß nachſtehende Bauarbeiten in öffentlicher Submiſſion vergeben werden ſollen: 1. Weißbinderarbelten: ca. 2000 qm Leimfarbe und ca. 54 qm Wandmuſter. 2. Schreinerarbeiten: ca. 73 qm Pitſch- pine Fußboden. 3. Glaſerarbeiten: ca. 24 Stück Fenſter mit Bankeiſen zu befeſtigen. Die Angebotsunterlagen liegen auf unſerem Baubureau im Rathaus Zimmer Nr. 27 zur Einſicht offen und werden gegen Erſtattung der Selbſtkoſten abgegeben. Angebote ſind verſchloſſen, poſtfrei und mit entſprechender Aufſchrift verſehen bis Mittwoch, den I. September l. Is., vormittags 10 Uhr ebenda einzureichen, woſelbſt die Eröffnung unter Beiſein etwa erſchienener Bewerber ſtattfindet. Zuſchlagsfriſt 14 Tage. Die Gemeinde Viernheim beabſichtigt für den Faſelſtall 2 Schweinefaſſel und einige Zlegenböcke anzukaufen. Diejenigen, welche ſolche ſprungfähige Tiere im Beſitze haben, können ſich bis Montag, den 30. ds. Mts., abends 6 Uhr auf dem Bureau der unterzeichneten Be- horde melden. Dienſtag, den 31. Auguſt und an den folgenden Tagen wird die Aufnahme zur Vergütung angemeldeten rezeßmäßigen Banholzes pro 1910/1 vorgenommen. Die Intereſſenten wollen ſich deshalb zu Hauſe aufhalten. Auch muſſen alle diejenigen, welche bei der Anmeldung von Neubauten keine Baupläne hierzu abgegeben haben, ſolche bei der Aufnahme bereit halten. Viernheim, den 26. Auguſt 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Bauern-Verein Viernheim. Alle diejenigen Mitglieder, welche Winterſaatfrucht durch den Verein bezihen wollen, mögen ihren Bedarf beim Vorſitzenden laͤngſtens bis zum 29. d. M. geltend machen. Viernheim, den 24. Auguſt 1909. Der Vorſtand. — Danksagung. Zurückgekehrt von dem Grabe unſerer ſo früh aus dem Leben geſchiedenen, nun in Gott ruhenden, lieben unvergeßlichen Tochter und Schweſter Maria Hanf ſagen wir für die liebevolle Teilnahme an dieſen ſchmerzlichen Tagen, ſowie ſür die zahlreiche Begleitung zur letzten Ruheſtätte und far die große Kranz- und Blumenſpende unſeren herzlichſten Dank. Ganz beſonders danken wir der hochw. Geiſtlich⸗ keit, den ehrw. barmh. Schweſtern, ſowie der Jung; frauen-Kongregatlon, den Freundinnen und Alters- genoſſinnen für die der teueren Verblichenen erwieſenen letzten Ehrenbezeugungen. Viernheim, 26. Auguſt 1909. Die lieftrauernd Hinterbliebenen. im Gasthaus Theater Z. goldenen Karpfen. Süddeutsches Gastspiel Ensemble., Direktion: Hedwig Kappenmacher. Freitag, den 26. August, abends 3 ¼ Uhr auf allgemeinen Wunsch! Unter gütiger Mitwirkung von Frau Jise Schmit, Berlin, als Gast. „arosstalltluft' Schwank in 4 Akten von Schönthan. Antonia: Frau IIise Schmitz als Gast. Preise der Plätze: S perrsitz 1 Mk.— 1. Platz 80 Pfg., 2. Platz 50 Pfg.,— 3. Platz 30 Pfg. Kassenöffnung 8 Uhr. Anfang präcis 8% Uhr. Zu zahlreichem Besuche ladet höflichst ein Die Direktion. ELLLLLLULILILLII Marel kaufen Brautpaare und Interessenten in anerkannt erstklassiger Ausführung zu staunend billigen Preisen in dem Spezial-Wohnungs-Einrichtungs-Haus A. Straus& Go. Tel. 1760 Mannheim II, 12. Eine angenehme Ueberraschung für viele Leute ſind die hübſchen, pral⸗ tiſchen Geſchenke, die jedem Paket des Veilchenſeifenpulvers„Goldperle“ bei⸗ liegen.— Kaufen Sie nur Veilchenſeifen⸗ pulver„Goldperle“! Fabrikant: 7 N Carl Gentner, Göppingen. * 2= 5756 Obacht wegen den vielen Schutzmarke. minderwertigen Nachahmungen 1 . L. 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