rehre d. Nuetzel. Gasthof 0 hr. t ein . lin. N Anlaß des l ber voll chrkapelle, 1 * 93 290 — U n, lf Gewiſſen 11. uhu n in bergen ebenen ver her bei Diernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Nienſtags, Dennerſtags u. Jamſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einschließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Viernhei ier Amtsblatt der Groſherzoglichen Fürgermeiſterei Viernheim. verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in diernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeiger Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Sweites Blatt Wochenrundſ chau. Die innere Politik hat noch immer das be— kannte langweilige Geſicht. Man ſtreitet ſich darum, ob der nationalliberale Führer Baſſermann amtsmüde iſt, ob der Mittelſtand im Hanſabunde einen berufenen Vertreter ſeiner Intereſſen findet, ob die„Fuſion“ der Liberalen zu ſtande kommt uſw. Einige Abwechſelung brachte dieſer Tage die Veröffentlichung des Programms für den bevorſtehenden ſozialdemokratiſchen Parteitag. Das wird einmal wieder eine ordentliche Schlacht geben! In den Parlamenten iſt alles ſtill; derweilen wird aber außerhalb dieſer„heiligen Hallen“ um ſo mehr geredet und räſoniert— über die neuen Steuern, oder vielmehr über die unerhörte Abſicht ſehr vieler Konſumenten, die neuen Steuern zur Aufbeſſerung ihrer eigenen Geldſack⸗ verhältniſſe auszuſchlachten. Ein regelrechter Bier- krieg iſt viekerorts entbrannt, und meiſtens endete er mit dem Sioge des biertrinkenden Publikums. Die Pro⸗ duzenten werden mit ihren Manipulationen wohl kein Glück haben. Das wäre auch noch ſchöner, wenn durch derartige Ausplünderungen der Maſſen dem Volke noch⸗ mals eine Steuer von über 500 Millionen auferlegt werden ſollte! Der bislang mit anerkennenswerter Beſonnenheit durchgeführte Streik in Schweden hat bereits derartig hohe Anforderungen an die Leiſtungsfähigkeit der Ar⸗ beiter geſtellt, daß er jetzt im Abflauen begriffen iſt. Nur die organiſierten Sozialdemokraten halten noch am Streik feſt und lehnen jede Vermittlung ab. Die augen⸗ blickliche Situation nutzen die Arbeitgeber natürlich für ſich aus, indem ſie jetzt jedes Entgegenkommen ablehnen, während ſie ſich früher, als der Streik für die Arbeiter noch einen günſtigen Ausgang verſprach, dazu bereit waren. Nach Lage der Dinge muß man ſchon jetzt den Streik als verfehlt betrachten. g Oeſterreich-Ungarn war in den letzten Tagen wieder in Aufregung wegen der leidigen Nationalitätenfrage. Der Agitationszug der Tſchechen war daran ſchuld. Aber im großen und ganzen blieb die Erregung unter der Decke; abgeſehen von einigen Steinwürfen, mit denen man ſich gegenſeitig„begrüßte“, kam es nicht zu Aus⸗ ſchreitungen. Die Regierung, an ihrer Spitze v. Bie⸗ nerth, pflegt inzwiſchen eifrig Rat, wie man das Par⸗ lament wieder flott machen könne. Ueber ihre Abſichten berlautet jedoch noch nichts beſtimmtes. Das Pech, das Frankreich mit den lenkbaren Luft- ballons hat, iſt von neuem in die Erſcheinung getreten. Während die„Patrie“ damals einen Ausflug zum Meere machte, um nie wiederzukehren, fand der für Rußland beſtimmte„Bayard Clement“ in der Seine ein unrühm⸗ liches Ende. Es geht Frankreich mit den Lenkballons alſo ungefähr ſo wie mit den Unterſeebooten. 5 Das Parlament in England iſt gegenwärtig das ein⸗ zige, das ſich nicht der Muße der Ferien erfreut, ſondern Samſtag, den 28. Auguſt 1909. 23. Jahrgang. im Dienſte des Landes weiter arbeiten muß. Es muß ſich noch immer mit ähnlichen Fragen beſchäftigen, wie ſie auch den deutſchen Reichstag in dieſem Jahre zu einer ungewöhnlich langen Tagung gezwungen haben. Auch England hat ſeine Finanzſorgen und ſeine Finanz⸗ reform, und die Konſervativen machen Oppoſition gegen die Regierung. Da aber im ſchönen Albion die neuen Steuern nicht durch beſondere Geſetze, ſondern durch den Etat eingeführt werden, muß man dieſen ablehnen, wenn man jene verwerfen will. Daher konnte die Frage auf die Tagesordnung kommen, ob das in ſeiner Mehrheit konſervative engliſche Oberhaus ſich wirklich ent⸗ ſchließen werde, einen ſolchen Schritt zu tun, den man bei uns als ein ſozialdemokratiſches Charakteriſtikum be— trachtet. Neuerdings ſcheint die Neigung der Pairs dazu allerdings abgenommen zu haben, aber es erheben ſich noch immer gewichtige Stimmen dafür. Das ſchönſte aber iſt, daß der Regierung eine Ablehnung des Budgets durch die erſte Kammer nichts weniger als unangenehm wäre. In England löſt man nämlich, wenn das Ober⸗ haus unartig iſt, das Unterhaus auf, um bei den Neu⸗ wahlen das Volk aufzuklären, in der Hoffnung eine da⸗ durch verſtärkte Majorität für die Regierung zu erhalten. Augenblicklich aber braucht Herr Asquith nicht einmal die Ablehnung des Budgets, ſchon die Tatſache, daß das Oberhaus mit dem Gedanken geſpielt hat, ſcheint ihm genügend, um nach dem erwähnten Rezepte zu verfahren. Verſchiedene Anzeichen ſprechen nämlich für eine bevor— ſtehende Auflöſung des Unterhauſes. Spanien hat mit ſeiner Operation in Marokko ſeine liebe Laſt. Man hat ausgerechnet, daß zu einer gründ⸗— lichen Niederwerfung der Rifkabylen mindeſtens noch 50 000 Mann Truppen erforderlich ſind. Dieſe aufzu⸗ bringen iſt bei der Unpopularität des Krieges für die Re— gierung recht ſchwer, vielleicht ſogar gewagt, wenn man bedenkt, daß es noch lange nicht gelungen iſt, den infolge der Gewaltmaßregeln im Volke großgezogenen Haß zu mildern, geſchweige denn zu beſeitigen. Für die Türkei ſcheint die Kretafrage noch längſt nich' gelöſt. Die franzöſiſche Regierung hat nämlich nach der Mitteilungen eines Pariſer Blattes bisher noch keine Mitteilung von der Türkei erhalten, daß die Kretafrage endgiltig geregelt ſei. So viel iſt ſicher, die zu einer konſtitutionellen Monarchie neugeborene Türkei wird der Mächten noch viel zu ſchaffen machen. 56. Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands. (Nachdruck verboten.) „Obwohl in Breslau die Katholiken in der Minder— heit ſind, trägt die ſchleſiſche Haupt⸗ und Reſidenzſtadt doch einen ausgeſprochen katholiſchen Charakter, auch im äußeren Straßenbilde. Sie hat ihr katholiſches Kleid trotz der modernen Entwickelung noch nicht abgelegt. Da legen Kirchen von ehrwürdigem Alter Zeugnis ab von einer Zeit ſehr lebendigen Glaubens und unbegrenzter Opferwilligkeit, einer Zeit, die jene Kulturdenkmäler ſchuf, die den Vergleich mit den gewaltigſten Kultur- bauten aushalten, auch in Bezug auf den Inhalt von religiöſen Gedanken und Kulturideen auch heute noch die bedeutendſten Kunſtwerke übertreffen. Ein feſter Pol in der Erſcheinungen Flucht, ein Ruhe⸗ punkt in der rapiden Entwickelung Breslaus iſt die Dom- inſel, der Ausſtrahlungspunkt des katholiſchen Lebens der gewaltiggroßen Diözeſe Breslau. In dem altehr⸗ würdigen Dome, der jetzt einen neuen Schmuck von ſtei⸗ nernen Bildwerken an ſeiner Turmfaſſade erhält, er⸗ hebt ſich nadelſpitz der eigenartige Turm der uralten Kreuzkirche, ferner das fürſtbiſchöfliche Palais, die Dom⸗ herrenkurien, das Alumnat und Konvikt, kurz eine ſtille Pflanzſtätte reichen katholiſchen Lebens. Dicht neben den Verkehrsſtraßen, wenige Schritte von der Markt⸗ halle, von der Oderbrücke, liegt dieſe Oaſe. Hier iſt es ſtill, der Verkehr verſchont dieſe Zufluchtsſtätte mit ſeinem großſtädtiſchen Lärm. Solche Zeugen katholiſchen Lebens geben unwillkürlich auch der modernen Haupt⸗ ſtadt Schleſiens die Legitimation, die Generalverſamm⸗ lung der Katholiken Deutſchlands zu beherbergen, eine Aufgabe, die ſie ſchon vor Jahren glänzend gelöſt hat. Aber auch an dem religiöſen Leben der Katholiken Breslaus und Schleſiens iſt die moderne Entwickelung nicht ohne tiefe Wirkungen vorübergegangen. Ein blühen⸗ des Vereinsweſen iſt faſt überall, ſelbſt in den entlegenen Gebirgsdörfern und im rauchigen Induſtrierevier ent⸗ ſtanden. Von all dieſen religiöſen und ſozialen Or- ganiſationen werden Vertreter in Breslau erſcheinen, und es iſt eine offene Frage, ob die Feſthalle trotz ihrer mächtigen Raumverhältniſſe die Menge wird faſſen kön⸗ nen, trotz der bekannten Verfügung des Regierungspräſi⸗ denten, welche die Teilnahme der in Schleſien ſo zahl- reichen polniſchen Katholiken durch das Verbot der pol⸗ niſchen Rednerſprache in den gemeinſamen Verſammlun⸗ gen unmöglich machen möchte. Dieſe Spekulation wird wohl auch diesmal glänzend ins Waſſer fallen. Uebri⸗ gens wird darüber noch ſpäter mit preußiſchen Behörden eine kleine Unterhaltung ſtattfinden müſſen. Die Ausſchmückungsarbeiten kommen nun allmählich in ein lebhafteres Tempo. Ueberall ſieht man Wagen mit Tannengrün und ſaftigen Guirlanden auf den Straßen. Sie kommen aus den ſchleſiſchen Wäldern ge— fahren, um beizutragen zu dem Schmucke der 56. General- verſammlung der Katholiken Deutſchlands. Vor dem recht beſcheidenen fürſtbiſchöflichen Palais iſt bereits eine mit Grün geſchmückte Tribüne fertig geſtellt, von wo aus die Huldigung der Katholiken ſeiner Eminenz dargebracht wer⸗ den wird. Kardinal Kopp wird dann von einem der Fenſter des Palais aus eine Anſprache halten und den biſchöflichen Segen erteilen. CCC ͤATTTT.0000000000ͤé 0000000 00ꝙ5„—ͤꝙ BD r e ed ve Die Schlacht und das Schlachtfeld am 18. Auguſt 1870. (Von Herrn Kaplan Kempf, Bürgel Offenbach). IV. Wir gehen weiter und kommen nach Gravelotte. Gleich am Eingang links iſt ein Kriegerfriedhof. Links ruhen in 2 Reihen die gefallenen Offiziere, rechts ſind die großen Maſſen- gräber für die gefallenen Mannſchaften. Im ganzen ruhen dort auf dem kleinen Raum ca. 3000 Mann. Auf den Grabſteinen der Offiziere kann man öfters die rührendſten Nachrufe einer jungen Gattin oder einer ſchmerzgebeugten Mutter leſen. Inmitten des Hofes ſteht in weißem Marmor ein Denkmal Kaiſer Wilhelms I. Rings an den Wänden ſind die Reliefbilder der Armeekorps fuͤhrer angebracht und darunter befinden ſich weiße Marmorlafeln, für jedes Regi- ment eine und darauf ſteht in roter Schrift die Zahl der bei dem betr. Regiment Gefallenen, Verwundeten und Vermißten. In Gravelotte ſelbſt iſt ein großes Kriegsmuſeum, das über aus ſehenswert iſt. Man ſieht dort viele deutſche und fran- zöͤſtſche Waffen, Uniformen, Granatſplitter, Kugeln u. ſ. w. die alle auf dem Schlachtfeld gefunden wurden. Noch heute finden die Bauern viele Kugeln auf den Aeckern und ſelbſt Granaten werden hie und da noch entdeckt. Unter Glaskäſten ſteht man auch viele Orden und Kriegsmedaillen, die von ge⸗ fallenen deutſchen und franzöſiſchen Offizieren herrühren. Auch ein Roſenkranz iſt dort, der von einer Krankenſchweſter herrührt, die auf einem Verbandplatze von einer Kugel ge- tötet wurde. Oberhalb Gravelotte iſt an der Stelle, wo Koͤnſg Wilhelm von Preußen mit ſeinem Stabe hielt und die Schlacht leitete, ein gewaltiger Felsblock aufgeſtellt, der die Inſchrift trägt: Von hier aus leitete König Wilhelm die Schlacht vom 18. Auguſt 1870. Wir wenden uns weiter nördlich und ſehen rechts der Straße wieder viele Graͤber, auf deren weißen Holzkreuzen wir die Inſchrift leſen: Hier ruhen Krieger vom 18. Auguſt 1870. In der Nähe des Wäldchens Bois des Genivaux ſehen wir auch wieder einige Denkmäler und Offtziersgedenkſteine. Am Eingange von Verneville befindet ſich wieder ein Kriegerfriedhof mit einigen Denkmälern und Maſſengräbern. Hauptſächlich ſind es Schleswig-Holſteiner, die hier beigeſetzt ſind. Hinter dem Dorf erhebt ſich das ſchöne, mächtige Denkmal der ſchleswig- holſteinſchen 18. Diviſion, an der Stelle, wo am 18. Auguſt die heſſiſchen Munitionskolonnen hielten und wo auch das 4. heſſiſche Inf.-Reg. in Reſerve aufgeſtellt war. Dieſes Denk⸗ mal ſtellt eine hochragende Säule dar, auf welcher ein Adler ſeine Schwingen entfaltet. Nicht weit davon befinden ſich noch 2 Denkmäler, das eine für die holſteinſche Artillerie, das andere für das holſteinſche 84. Inf.-Reg., das mit dem 3. heſſiſchen Inf.-Reg. zuſammen im Walde dorten gefochten hat. Wir marſchieren durch Habonville und kommen nach St. Ail. Hier war 1870 ein Lazarett, in melchem auch ein Viernheimer Landsmann, Ferdinand Gutperle mit Namen, am Typhus geſtorben iſt. Beerdigt iſt er in dem Garten des bei Vernevllle befindlichen Bauernhofes Anon la Grange. St. Marie aux Chenes wurde von den Sachſen und Preußen am Nachmittag des 18. Auguſt geſtuüͤrmt unter großen Ver⸗ luſten. Gewaltige Maſſengräber ſind jetzt dort, die ſich heute da ſich das Dorf infolge der Induſtrie ſehr vergrößert hat, vielfach innerhalb des Dorfes, mitten in den Gärten befinden. Vor den Gartenmauern liegen dann die Gräber der Deutſchen und hinter der Mauer die der gefallenen Franzoſen. Mitten in St. Marie aux Chenes ſteht ein dem franzöſiſchen Linien- regiment Nr. 94 gewidmetes ſchönes Muttergottesdenkmal. Dieſes Regiment hat naͤmlich Marie aux Chenes gegen die Deutſchen verteidigt. Geht man von hier öſtlich nach St. Privat hinauf, dann ſieht man, wie gewaltig der Tod hier aufgeraͤumt hat. Rechts und links an der Chauſſee ſieht mun große Maſſengräber und Krieger friedhöfe mit den Ge— fallenen der preußiſchen Garde, die hier furchtbar zuſammen⸗ geſchoſſen wurde. Nahezu die Halfte der Mannſchaften iſt hier getötet und verwundet worden. Geradezu unheimlich häufen ſich die Maſſengräber vor den zerſtörten Mauern St. Privats. Gewaltige Grabhügel erheben ſich da inmitten der Wieſen und friedlich weiden heute um dieſe Gräber die Kühe, wo 1870 furchtbare Schreckenszſenen ſich abgeſplelt haben. Es wird ja auch erzählt, König Wilhelm habe, als er am 19. Auguſt das Schlachtfeld abritt, geweint über die furcht⸗ baren Leichenhügel, die ſich hier vor St. Privat auftürmten. Eine große Anzahl Denkmäler ſtehen auf dieſem blutgetränkten Teil des Schlachtfeldes, im ganzen 12. Am Eingange des Dorfes ſteht auf hohem ſteinernen Poſtament ein herrlicher, aus eerobertem franzoͤſiſchen Geſchütz gegoſſener Löwe, der brüllnd ſich nach Frankreich wendet. Nördlich des Dorfes gegen Roncourt zu ſteht das Denkmal der Sachſen, das ſchönſte Denkmal aber hat unſer jetziger Kaiſer ſetzen laſſen. Es ſtellt den Erzengel Michael vor, der wehmutsvoll über das Schlachtfeld hinſchaut, gleichſam als trauere er über die vielen Tauſende, die hier gefallen ſind. Er ſtützt ſich dabei auf das Schwert, das mit dem Olivenzweig umwunden iſt, zum Zeichen daß nunmehr Frieden herrſchen ſoll auf dieſen Gefildern. St. Privat, das 1870 ſamt der Kirche in Flammen aufgegangen war, iſt heute wieder neu aufgebaut. An Stelle der abgebrannten Kirche iſt heute ein freier Platz. Nur ein Denkſtein erinnert, welcher Verzweiflungskampf ſich gerade in und um der Kirche abgeſpielt hat. Einſam aber ragt auch noch das zerſchoſſene Friedhofsportal in die Lüfte als ſtummer aber doch ſo beredter Zeuge jener Schreckenstage. Wir gehen durch St. Privat und kommen an das Turmdenkmal des Gardekorps, in der Nähe ſteht das ſchöne Denkmal des Auguſtaregimentes. Nebenan ſind wieder Maſſengräber, in welchen neben Preußen und Franzoſen auch einige Heſſen ſchlummern, die am Eiſenbahndamm bei Amanweiler gefallen ſind. Auch Amanweiler war mit ſeiner Kirche 1870 abge⸗ brannt, iſt heute aber wieder ein ſchöner Ort. (Schluß folgt) — . „— 8 1 . —— e Am Mittwoch abend durfte die erſten Male die innere Einrichtung der Feſthalle beſich— tigen. Man ſprach ſich allgemein ſehr befriedigt über das Fortſchreiten der Arbeiten aus, und es iſt mit Sicher— Feſtkommiſſion zum heit zu erwarten, daß bei Beginn der Katholikenverſamm⸗ lung nichts mehr an der inneren Einrichtung fehlen wird. Die Plätze für die Preſſe ſind denkbar günſtig ſie liegen direkt unter dem Rednerpult, nicht allzu tief. Die Akuſtik der Halle hat ſich wegen des Bodenbelags bei der Probe am Mittwoch gut bewährt. Durch den hölzernen Fußboden wird erreicht, daß der Schall der Stimme von dem ungeheuren Raume nicht allzuſehr ver⸗ ſchlungen wird. Es muß ſich bloß noch zeigen, wie die Akuſtik bei vollbeſetztem Hauſe der vielen, vielen Tauſende ſich bewähren wird. Die Wohnungsverhältniſſe ſcheinen für die Dauer der Tagung knapp werden zu ſollen; es empfiehlt ſich daher, ſchleunigſt beim Lokalkomitee brieflich oder telegraphiſch die bisher verſäumte Beſtellung nachzuholen. Der Weg zum Erfolge. Die Sozialdemokratie macht in den letzten Jahren eine zerſehende Kriſe durch. Die alten Führer verſchwin⸗ den einer nach dem andern vom Schauplatze und im Nachwuchſe ſpielen jene, die nicht mehr an die alten Partei⸗Prinzivien glauben, bereits eine große Rolle. Trotzdem macht die Partei bei den Wahlen, wie die Nachwahlen zum Reichstag gezeigt haben, wieder Fort⸗ ſchritte. Woran liegt das? Am ſozialdemokratiſchen Programm, das die Leute auf den Zukunftsſtaat ver⸗ tröſtet, ſicher nicht; auch die ſcharfe Kritik der Sozial- demokratie gegenüber den beſtehenden Verhältniſſen macht es allein nicht. Das Emporſchießen der ſozialdemokra⸗ tiſchen Stimmen iſt zu einem weſentlichen Teil eine Folge der eifrigen Arbeit der„Genoſſen“ in der Klein⸗ arbeit. In der Fabrik und der Werkſtatt, auf dem Heimwege und vor allem am Biertiſch ſetzt der über⸗ zeugte Sozialdemokrat ſeine ganze Ueberzeugungsfähig— keit daran, um ſeine Kameraden von der Richtigkeit ſeiner Anſſtauungen zu überzeugen. Beſonders der Bier⸗ tiſch iſt ja eine überaus günſtige Gelegenheit zur Ent⸗ faltung einer größeren agitatoriſchen Wirkſamkeit. In politiſch erregten Zeiten wird jeder Augenblick, wenn möglich auch die Arbeitszeit ſelbſt der Gewinnung neuer Freunde gewidmet. Was Wunder, daß da der Erfolg groß iſt, beſonders, da er ſich nicht abweiſen läßt, ſondern immer wiederkehrt und alle Regiſter der politiſchen Be⸗ einfluſſungsmöglichkeit ſpielen läßt, bis er endlich ſeine Opfer zur Strecke, zur Verzweiflung an den beſtehenden Zuſtänden, zur Begeiſterung für den ſozialdemokratiſchen Umſturz gebracht hat. Bei uns ſteht es nicht ſo gut. Unſere Freunde haben ſich noch nicht zu der Erkenntnis aufgeſchwungen, daß auf dieſem Gebiete unendlich viel mehr geleiſtet werden muß, als es bisher geſchehen iſt. Nur zu leicht laſſen unſere Freunde ſich von einem ſozialdemokratiſchen Schrei— hals zurückdrängen, in ihrer politiſchen Wirkſamkeit hemmen. Wie gerne halten viele unſerer Freunde ſich vom aktiven Parteileben fern, weil ſie befürchten, hier und da könne es ihnen Schaden bringen. Wie mancher von dieſen könnte infolge ſeiner natürlichen Anlage, in- folge ſeines großen politiſchen Wiſſens, ſeiner Erfahrung viele Freunde für uns werben, viele Laue und Gleich— gültige aufrütteln, wenn er nur an die Stelle der Partei⸗ freundſchaft die Parteitätigkeit treten laſſen wollte.„Der Glaube ohne gute Werke iſt tot“, heißt es in der Offen⸗ barung. Das gilt nicht bloß in der Religion, das gilt auf allen Gebieten menſchlichen Schaffens und Wirkens, das gilt vor allem auch in der Politik. Wer nicht wenigſtens in der Zeit der Not entſchieden für ſeine Ueberzeugung eintritt, der darf ſich nicht wundern, wenn ſeine Intereſſen Not leiden, wenn der Jammer über das Emporwachſen der Gegner immer lauter wird. Dasſelbe, was hier zu ſagen iſt von der perſönlichen Bearbeitung im Kleinen, das gilt auch von der Preſſe. Es nützt der Partei nicht viel, wenn ein Parteifreund einen Lauen aufgerüttelt und zur Teilnahme an der Wahl veranlaßt hat. Soll der Erfolg dauernd bleiben, dann muß eine dauernde Verbindung mit der Partei geſchaffen werden und dieſe Verbindung bietet einzig und allein die Preſſe. Die anderen Par⸗ teien bieten in dieſer Beziehung ein großartiges Bei— ſpiel. Bei der Sozialdemokratie ſtellen ſogar die Ge— werkſchaften ihre Kraft in den Dienſt der Preſſe. Leidet einmal ein freiſinniges oder demokratiſches Blatt Not, dann kann man micht Sicherheit darauf rechnen, daß das freiſinnige Bürgertum das Blatt unter größten Opfern durch Inſerate unterſtützen wird. Kann ein kon⸗ ſervatives gouvernementales Blatt nicht leben und nicht ſterben, wie das vielfach vorkommt, dann kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß es von oben alle nur erdenkliche Unterſtützung erhält. Nur bei uns ſieht es ſehr miſerabel aus. Die katholiſche Preſſe iſt ja im Laufe der Zeit zu einer Macht emporgewachſen, aber wenn ſie das geworden iſt, dann verdankt ſie das nicht der Opferwilligkeit und Unterſtützung der Partei⸗ reunde, dann iſt das lediglich eine Folge eige⸗ ner unermüdlicher Arbeit und unentmutig⸗ ten Kampfes gegenüber den vielfach ſehr widrigen Verhältniſſen. In dieſer Beziehung muß es noch ſehr viel beſſer werden. Jeder Cen⸗ trumswähler muß auch eine Centrumszei⸗ tung halten, die ihn in engſter Beziehung zur Par⸗ tei und ihrem Wirken und Streben hält. Dafür ſorgen iſt nicht minder Sache der Kleinarbeit und wer da für die Partei wirkt, der hat auch die unbedingte Pflicht und Schuldigkeit, entſchieden für die Ausbreitung der Parteipreſſe einzutreten. Heute ſteht unſere Parteipreſſe der anderen durchaus ebenbürtig gegenüber, trotzdem ſie ſich keiner Unterſtützung von allen möglichen Seiten zu erfreuen hat. Politiſche Rundſchau. — Zum Beſuch des Kaiſerpaares ſind der Fürſt und die Fürſtin zu Waldeck und Pyrmont in Wil⸗ helmshöhe eingetroffen. 7( Zur deutſch⸗engliſchen Seeabrüſtungsfrage. Vor einigen Tagen ſprachen entſchiedene enaliſche Blätter die allem die der allgemeinen Wahlen zum Landtag. Hoffnung aus, daß eine Verſtändigung zwiſchen Deutſch— land und England in Betreff der Einſchränkung der Rüſtungen zur See nunmehr angebahnt werden könne. In dieſer Angelegenheit erwartet man bei unſe⸗ ren Vettern drüben eine wichtige Erklärung des Premierminiſters über die Abſichten der engliſchen Regierung betreffs eines Uebereinkommens mit Deutſch⸗ land für Montag. Die Frage iſt durch den Abg. Byles wieder angeſchnitten worden, der in Form einer Inter⸗ pellation den Kriegsminiſter Asquith darauf aufmerk⸗ ſam machte, daß die Stimmung in Deutſchland für ein ſolches Abkommen augenblicklich günſtig zu ſein ſcheiſte. Es wird eine direkte Erklärung von Asquith gefordert, ob die Regierung nochmals einen Schritt zur Anbahnung einer Verſtändigung unternehmen wolle. Die Interpella— tion läßt keine ausweichende Antwort zu. ); Cueber die Zulaſſung von Frauen zum Apotheker⸗ beruf erfährt ein Berliner Blatt folgendes: Nach Ab⸗ ſchluß der Mädchenſchulreform in Preußen geht das Be⸗ ſtreben der Unterrichtsverwaltung nunmehr dahin, neue Berechtigungen für Mädchen zu ſchaffen, ſoweit es ſich um angemeſſene Frauenberufe handelt. Denn die Eröff- nung oder Erleichterung des Univerſitätsſtudiums durch die Studienanſtalten der höheren Mädchenſchulen war keineswegs das Hauptziel der Reform. Es iſt nun zunächſt beabſichtigt, die Apothekerlaufbahn den Frauen zu er⸗ ſchließen, weil dieſe nach ihrer beſonderen Art als ein geeigneter Frauenberuf anzuſehen iſt. Dieſe Erweiterung der Berechtigungen kann aber nicht von den Regierungen der Bundesſtaaten durchgeführt werden, ſondern bedarf der Zuſtimmung des Reiches, weil zunächſt die vom Bun— desrat erlaſſene Prüfungsordnung für Apotheker vom Jahre 1904 entgegenſteht. In dieſer iſt die Primareife eines Gymnaſiums oder einer Realſchule für den Apothe— kerberuf vorgeſchrieben. Nun ſind aber die neuen höheren Mädchenſchulen mit den Studienanſtalten und Lyzeen nicht ohne weiteres als den Gymnaſien und Realſchulen gleich⸗ ſtehende Anſtalten anzuſehen. Es bedarf vielmehr einer ausdrücklichen Anerkennung dieſer Gleichſtellung. Und mit dieſer Frage wird ſich der Bundesrat nach ſeinem Wiederzuſammentritt beſchäftigen. 5—( Eine Kreisblattverſchwörung. Die ſicherſten Stützen wanken; die Kreisblätter begehren auf. Das iſt unerhört in Preußen. Waren da in Halle a. S. die Kreisblattverleger der Provinz Sachſen verſammelt, um über eine an den Oberpräſidenten und ſämtliche Kreisbehörden zu richtende Petition zu beraten. In einer jetzt von den Kreisblättern verbreiteten Mitteilung, die augenſcheinlich den Inhalt der Petition wiedergibt, finden ſich intereſſante Selbſtbekenntniſſe der Kreisblattverleger. Es wird da beſonders über die ungenügende Bezahlung der amtlichen Bekanntmachungen geklagt. Bei Gewährung des vollen Zeilenpreiſes würde ſchon ein kleineres Kreis- blatt jährlich 4500 bis 6000 Mark zu beanſpruchen haben, während es tatſächlich mit gar nichts oder einem Pauſchale von höchſtens 200 bis 600 Mark abgeſpeiſt werde. Nun heißt es weiter: „Nimmt man hinzu, daß gerade die amtlichen Kreisblätter unausgeſetzt im Dienſte der Regierung und der Ordnungsparteien tätig ſind, daß die amtlichen Kreisblätter tagein, tagaus regierungsfreund⸗ liche Tendenzen() von Haus zu Haus tragen und auf dieſe Weiſe eine mühevolle, aufreibende, aber auch erfolgreiche Kleinarbeit zugunſten des Staates bieten, ſo iſt umſomehr zu wünſchen, daß die Kreis⸗ behörden für eine materielle Stärkung der amtlichen Provinzpreſſe auch die erforderlichen Mittel in ihren Etat einſtellen.. Nur dann wird die amtliche Provinzpreſſe auch fernerhin als Stütze der Regierung und der Ordnungsparteien auf dem platten Lande erfolgreich wirken können, wenn ihr in Zukunft ſeitens der Kreisbe— hörden eine angemeſſenere Unterſtützung zu⸗ teil wird als bisher.“ Ob nicht mancher Kreisblattleſer ſich ein wenig wun⸗ dern wird, wie nahe da Unterſtützungsbedürfnis und Re⸗ gierungstreue zuſammenhängen? 710 Die Verhandlungen über die mecklenburgiſche Ver⸗ faſſung. Nachdem am Montag die 18 ritterſchaftlichen und bürgermeiſterlichen Deputierten zur Weiterberatung der Verfaſſungsvorlagen der mecklenburgiſchen Regierun⸗ gen in Schwerin eingetroffen waren, fand, dem Wunſche des Großherzogs gemäß, am Dienstag im Miniſterialge⸗ bäude eine Vorbeſprechung der Deputierten unter ſich ſtatt, um eine Einigung zwiſchen den beiden Ständen zu verſuchen. Dem Vernehmen nach iſt dieſe Konferenz ergebnislos verlaufen. Vor⸗ ausſichtlich werden daher auch die Verhandlungen mit den Miniſtern erfolglos bleiben. Die ſtrittige Frage iſt 01 Die Ritterſchaft will von ſolchen überhaupt nichts wiſſen und höchſtens Wahlen von korporativ-organiſierten Berufs⸗ ſtänden, Kaufmannſchaft, Handwerk, Landwirtſchaft uſw. zulaſſen. Die Bürgermeiſter beſtehen auf den regierungs⸗ ſeitig vorgeſchlagenen allgemeinen Wahlen, verlangen aber, daß wenigſtens die Hälfte aller Abgeordneten aus allgemeinen Wahlen hervorgehen, und daß die von der Landſchaft und den Bürgermeiſtern gewählten Deputier⸗ ten auf die gleiche Höhe gebracht werden wie die der Ritterſchaft. Außerdem erſtreben ſie direktes geheimes Wahlrecht bei den allgemeinen Wahlen an Stelle des indirekten öffentlichen des Verfaſſungsentwurfes. Koloniales. — Deutſch⸗engliſcher Streit um Diamantenfelder. Die „Daily Mail“ meldet aus Kapſtadt, daß zwiſchen der dortigen Firma Depaß, Spence und Company und einem deutſchen Untertanen namens Weiß ein Prozeß um das Beſitzrecht diamanthaltiger Ländereien in Deutſch⸗ Südweafrika ſchwebt. Die Firma behauptet, ſie habe im Jahre 1863 eine Konzeſſion für den Küſtenſtrich un⸗ weit der ſpäteren Lüderitzbucht erhalten und erſt ſpäter habe der Eingeborenen⸗Häuptlina die Konzeſſion an den deutſchen Kaufmann Wüderz Überkrägen, 188 kam ein Ausgleich zu ſtande, durch den der Kapſtädter Firma ein Teil des ſtrittigen Gebietes zu dauerndem Beſitze zuge⸗ ſprochen wurde. Kürzlich erhielt Herr Weiß vom Gou⸗ verneur in Deutſch-Südweſtafrika die Erlaubnis, auf dieſem Gebiete das ſehr diamanthaltig ſein ſoll(2), Claims abzuſtecken. Die Kapſtädter Firma beſchritt dar⸗ auf in dieſer Angelegenheit den Rechtsweg und auch dem Londoner Miniſterium des Aeußern iſt die Affäre unterbreitet worden. Heer und Marine. § Zwei neue deutſche Militärluftſchiffe. Wie die„M. K.“ erfährt. ſind ſeit längerer Zeit zwei neue Militär⸗ luftſchiffe nach dem Syſtem Groß-Baſenach, alſo dem ſoge⸗ nannten halbſtarren Syſtem, im Bau und beide Luft⸗ ſchiffe ſollen noch im Laufe dieſes Jahres ihre Probe⸗ fahrten machen. ſchon vor einiger Zeit mitteilten, auf dem Standpunkt ſteht, daß die nächſte Aufgabe des Militärluftſchiffes darin beſteht, größere Eigengeſchwindigkeiten zu erreichen, hat ſich diesmal entſchloſſen, die beiden Luftſchiffe in faſt doppelter Dimenſionierung der bisherigen halbſtarren Luftſchifſfe auszuführen. Beide im Bau begriffenen Luft⸗ ſchiffe haben einen Rauminhalt von 7500 Raummeter, was die Anwendung größerer motoriſcher Kräfte ermög— lichen ſoll. Das eine Luftſchiff erhält vier Motore zu je 75 Pferdekräfte, im ganzen alſo 300, während von dem andern Luftſchiff verlautet, daß es noch eine größere Anzahl von Motoren bekommt. Die deutſche Militär- verwaltung erwartet, daß die weſentlich erhöhten motori— ſchen Kräfte, die die beiden neuen Luftſchiffe beſitzen, auch die Erreichung größerer Eigengeſchwindigkeit ermög- lichen wird, und beſonders nach dieſer Richtung darf man den Probeflügen der neuen Luftſchiffe mit großem Inter⸗ eſſe entgegenſehen. 8 Europäiſches Ausland.. Schweden. e ? Die Buchdrucker und Setzer haben in Deutſchland die feſteſten gewerkſchaftlichen Organiſationen. Auch der ſchwediſche Typographenverband ſcheint in einer ähnlichen Entwickelung begriffen zu ſein. Seine Kaſſe iſt gut gefüllt, und bor den Entſchädigungsan⸗ ſprüchen der Prinzipale hat er ſie durch Verlegung ins Ausland geſchützt. Frankreich. * Die Regierung iſt mit der Aufhebung der Klöſter und deren Ausplünderung anſcheinend noch nicht zu⸗ frieden. Jetzt hat nämlich die Pariſer Polizei in den Wohnungen einre Anzahl ehemaliger Kongregationiſten Hausſuchung vorgenommen, weil ſie dieſe im Ver⸗ dachte hatte, daß ſie einem polizeilich verbotenen Or⸗ densverbande angehörten. Sie ſollen nämlich in der Nähe ihres früheren Kloſters, das jetzt demoliert wird, einen„Klub“ gegründet haben unter der Bezeichnung „Franziskaniſcher Studienzirkel“.— Es wird in Frank⸗ reich immer toller! Rußland. Nette Zuſtände hat die zur Reviſion der Zu⸗ ſtände beim Warſchauer Magiſtrat eingeſetzte Kommiſſion aufgedeckt. Natürlich ſind der Kommiſſion mannigfache Hinderniſſe in den Wege gelegt worden, auch haben hoch- ſtehende Perſönlichkeiten ſich für die Abberufung der Kommiſſion verwandt. Sie hat aber ihr Werk bollen⸗ den können, deſſen Ergebnis ſelbſt in Rußland Staunen erweckt. Außer grandioſen Unterſchlagungen öffentlicher Gelder, an denen auch der Präſident des Magiſtrats be⸗ teiligt iſt, ſtellte die Kommiſſion zahlloſe Amtsverbrechen von Magiſtratsbeamten feſt. Die Beamten haben ſeit Jahr und Tag ſtädtiſche Gelder unterſchlagen, die Kaſſenbelege gefälſcht und gegen Beſtechung die Zahlung ſtädtiſcher Abgaben zum Teil erlaſſen. Das Tollſte aber iſt, daß ſie nach Moskauer Muſter eine Räuberbande unter⸗ halten haben, welche zum Beſten der Beamten„Expro⸗ priationen“ bei reichen Bürgern der Stadt vornahm, oder politiſche Morde ausführte. Außerdem wurde feſtgeſtellt, daß in den Gehaltsliſten Beamte geführt wurden, welche längſt verſtorben waren, deren Gehalt jedoch zwanzig Jahre nach deren Tode noch weiter aus der Stadt⸗ kaſſe genommen wurde. Da ſich die Staatsanwaltſchaft auf dieſes Reſultat der Reviſion hin der weiteren Unter⸗ ſuchung bemächtigt hat, ſo dürfte Warſchau auch ohne Se⸗ natorenreviſion bald der Schauplatz eines ſenſationellen Prozeſſes werden. Spanien. * Das Kriegsgericht in Barcelona hat nach Mel⸗ dungen Pariſer Blätter nunmehr ſeine letzten Urteile gefällt. Mallet, der Anführer der revolutionären Be⸗ wegung in St. Andres, wurde zum Tode verurteilt. Zahlreiche andere Angeklagte wurden teils zu lebens⸗ länglicher, teils zu fünfzehnjähriger Zwangsarbeit ver⸗ urteilt. Griechenland. : In den Kreiſen des Offizierkorps der Landarmee und der Marine iſt in den letzten Tagen wieder eine ſtarke Gärung bemerkbar geworden. Es ſcheint ſich dies⸗ eine innere Kriſis vorzubereiten, die jeden Augenblick akut werden kann. Vor einigen Tagen hielten wiederum zahl⸗ reiche Offiziere der Marine und der Landarmee eine Verſammlung ab, in welcher abermals die Entfernun g des Kronprinzen aus der Arn energiſch ge⸗ fordert wurde. Die Bewegung ſcheint diesmal um ſo gefährlicher zu werden, als ſich ihr auch Zivilkreiſe, ins⸗ beſondere die Hochſchuljugend, angeſchloſſen haben. Be⸗ zeichnend für die Stimmung iſt es, daß, als das Automobil des Kronprinzen zufällig bei dem Verſammlungslokal vorüberſuhr, Steine dagegen geſchleudert wurden. Marokko. 3 ? Die Gefangennahme des Rog hi Bu⸗Hamara, welche kürzlich bereits fälſchlich aus Tanger gemeldet worden war, iſt nunmehr den Truppen Muley Hafids tatſächlich geglückt. Mittwoch ließ der Anführer ſeiner Mahalla, Buchta Bagdadi, dem diplomatiſchen Ver⸗ treter des Sultans in Tanger, El⸗Gebbas, melden, daß er den alten Gauner und„Propheten“ in Zauia im Gebiete der Beni Uſar, zu denen er ſich geflüchtet hatte, gefangen genommen habe; 24 Mann ſeines Gefolges wurden getötet. Zur Feier der Gefangennahme werden Feſte veranſtaltet.— Daß dieſe„Feſte“ nicht ledig⸗ lich im Kopfabſchneiden und grauſamen Marterungen der Anhänger des gefangenen Feindes beſtehen, dafür wird hoffentlich das diplomatiſche Korps in Tanger ſorgen, das, wie aus Paris gemeldet wird, einen Kollektivſchritt plant, durch den dem Sultan die Mißbilligung über die begangenen unerhörten Grauſamkeiten ausgeſprochen werden ſoll. Der franzöſiſche Miniſter des Aeußern, Pichon, hatte, wie hinzugefügt wird, dem franzöſiſchen Konſul in Tanger bereits den Auftrag erteilt, dem Sul⸗ tan ernſtlich nahezulegen, er möge die Marterung und Verſtümmelung der gefangenen Anhänger des Roghi verbieten, nunmehr aber dem Geſandten Reg⸗ nault telegraphiert, er ſolle ſich dem Kollektivſchritt an⸗ ſchließen. Die ſchauerlichen Vorgänge bei der Nieder- werfung des Roghi, wie ſchon vor einiger Zeit die er⸗ bärmliche Totprügelung des Kaids El-Kittani laſſen den „Reformeifer“ des jetzigen Sultans, welcher europäiſchen Beſuchern gegenüber öfter gebeten hat, man möge ihm nur Zeit laſſen, um ſein Land der Ziviliſation zu er⸗ ſchließen. in ſehr ſonderbarem Lichte erſcheinen. Die Militärverwaltung, die, wie wir 1 51 1 die fung, lung. Heute ſchöpfe 105% diese! würde Organ ſich d Weizen genwe nicht reits Ebel. eile 0 9 k 0. 4 01 Anterli berſcht en* 4 de Sachbe Schätzu peil er einen Eile Da Lade auf 2 meht Jahre deutſd 55 1907. 1 lionen lionen die W 397 l aber zieht Ein iſt an treideht nicht au nicht be raſchune ſchieben Dit recht Berlin Dezem 1 Die zukünftigen Getreidepreiſe. 0 Die Entwickelung der Getreidepreiſe findet in dieſem Jahre in der breiten Maſſe weit mehr Beach⸗ tung, als das früher der Fall geweſen iſt. Monate⸗ lang ſtand der Getreidepreis auf einer Höhe, wie ſie Deutſchland noch nicht geſehen hat, und die totale Er- ſchöpfung der Vorräte ließ die Möglichkeit offen, daß dieſe Preiſe ſich auch das kommende Jahr hindurch halten würden. Noch vor einigen Tagen erklärte das Berliner Organ des Bundes der Landwirte, die Bauern könnten ſich darauf verlaſſen, daß der Durchſchnittsy is des Weizens im Winter 220 Mark bleiben werde. Die ge⸗ genwärtige Preisentwicklung ſcheint dieſe Behauptung nicht zu rechtfertigen; denn der Weizenpreis ſteht be⸗ reits jetzt um mehrere Mark niedriger, und auch die Spekulationspreiſe der Börſe für die ſpäteren Termine ſcheinen dieſe Behauptung Lügen zu ſtrafen. Ausſchlaggebend für die Geſtaltung der Preiſe iſt der Geſamtbetrag der Weizenernten in der Welt. Wie groß dieſer Ertrag in dieſem Jahre ſein wird, das unterliegt natürlich nur Schätzungen. Es haben ſich da verſchiedene Stellen berausgebildet, die ſolche Schätzun⸗ gen herausgeben. Die einzelnen Schätzungen beruhen auf den Beobachtungen zahlreicher landwirtſchaftlicher Sachverſtändiger. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dieſe Schätzungen dem Endreſultat einigermaßen nachkommen, weil erfahrungsgemäß Ueberſchätzungen der einen Seite einen Ausgleich durch Unterſchätzungen an der andern Stelle finden. Das engliſche Fachblatt„Beerbohms Evening Corn Trade Liſt“ ſchätzt die Weizenernten Europas für 1909 auf 224 Millionen Quarters. Das wären 7 Millionen mehr als im Vorjahre, 13 Millionen mehr als vor zwei Jahren, 7 Millionen weniger als 1906 und 1905. Die deutſche Weizenernte iſt mit 16 Millionen eingeſetzt gegen 17,2 Millionen im Vorjahre, 15,9 Millionen im Jahre 1907. Die außereuropäiſche Ernte wird mit 197 Mil⸗ lionen eintaxiert gegen 180 Millionen und 183 Mil⸗ lionen in den beiden Vorjahren. Insgeſamt ſchätzt man die Weltweizenernte auf 241 Millionen Quarters gegen 397 beziehungsweiſe 395 in den beiden Vorjahren, aber 431 beziehungsweiſe 414 in den Jahren 1906 be- ziehungsweiſe 1905. Sind dieſe optimiſtiſchen Schätzungen richtig, dann iſt an eine Aufrechterhaltung der jetzigen hohen Ge⸗ treidepreiſe nicht mehr zu denken. Es braucht freilich nicht außer acht zu bleiben, daß die Ernte vielfach noch micht begonnen hat, ſo daß unangenehme Witterungsüber⸗ raſchungen das Bild ſehr wohl noch um einiges ver⸗ ſchieben können. 4 Die Entwickelung hat dieſen Ausführungen ſehr ſchnell recht gegeben. Am Mittwoch ſtand der Weizenpreis in Berlin bereits auf ca. 210 Mark die Tonne und für Dezember auf ca. 212 Mark. Aus Stadt und Land. Probefahrt des„Z. 3“. Das neue Luftſchiff„Z. 3“ hat ſeinen erſten Probeaufſtieg unternommen. Graf Zep⸗ pelin lenkte das Luftſchiff ſelbſt unter Mitwirkung ſeiner Ingenieure und Monteure. Bei klarer Witterung fuhr das Fahrzeug weit über den See in vielen Schleifen und Steigungen, wie es ein Werkſtattaufſtieg erfordert. Die rieſige Menſchenmenge, die an die Geſtade des Bodenſees geeilt war, ſpendete lebhaften Beifall. Die Fahrt endigte mit einer glatten Landung bei der Ballon⸗ halle in Manzell. Das Fahrzeug erſcheint ſchlanker als der„Z. 2“. Die Spitze und das Ende des Ballons ſind langgeſtreckter. Auch iſt die Rückenfloſſe wegge⸗ fallen. Die Gondeln ſind länger und geräumiger als die früheren. Im übrigen iſt aber das Ausſehen genau dasſelbe wie bei„Z. 2“. Das Schiff iſt ohne Mittel⸗ kabine, hat alſo nur zwei Gondeln. Die Kraftüber⸗ tragung von den Motoren zu den Luftſchrauben erfolgt durch ein in lederbezogenen Rollen laufendes Stahl⸗ band, ähnlich einer Riementransmiſſion. Die Rollen und Bänder ſind deutlich ſichtbar. Es ſoll damit eine inten⸗ ſivere Ausnutzung der Motorenkraft erreicht werden. Auf⸗ fallend war bei der Uebungsfahrt der faſt geräuſchloſe Gang der Propeller, die jetzt etwas länger und nur noch ie ſind. Bisher hatten die Propeller drei Flügel. Auf einer Planke in die Nordſee getrieben. Der engliſche Wettſchwimmer Kapitän Weſtlake hat bei ſeinem Verſuche, von Dover zur franzöſiſchen Küſte auf einer 18 Fuß langen und zwei Fuß breiten, nur mit einem kleinen Segel und einem Paar Ruder ausgeſtatteten Planke über den Kanal zu ſchwimmen, eine abenteuer⸗ liche Fahrt zurückgelegt. Er fuhr letzten Samstag früh mit der Planke ab und wurde in die Nordſee getrieben. Hilflos trieb er in der erſten Nacht auf dem Meere umher und entging nur mit knapper Not dem Tode des Extrinkens. Sein Vorrat an Speiſe und Trank wurde über Bord geſpült. Die See war ſtürmiſch bewegt, und ſo trieb er zwei Tage und Nächte lang in der Nord⸗ ſee, wobei er ſich feſt an die Planke anklammerte, ohne Nahrung und Getränk. Am dritten Tage wurde er von belgiſchen Fiſchern geſichtet und bei Oſtende an Land gebracht. Als er aufgefunden wurde, war er völlig erſchöpft. ** Bei der Gasexploſion in Genf ſind zwei Gaſo⸗ meter und zwei Reinigeranlagen von der Feuersbrunſt verſchont geblieben, ſo daß man glaubt, den Betrieb in einer Woche wieder aufnehmen zu können. Aller- hand Geſindel macht ſich die Situation zunutze. Den überlebenden Geſchädigten ſichert ein Stadtratsbeſchluß vom Februar 1908 Entſchädigungen aus der ſtädtiſchen Unfall⸗ und Altersklaſſe bis zur Höhe von 6000 Franes zu. An den Plakatſäulen wurden ſozialiſtiſche Aufrufe angeſchlagen, in denen ſämtliche Arbeitervereine einge- laden werden, der Beſtattung der Opfer beizuwohnen. Das Gaswerk hat alle Laternen der hieſigen Geſchäfte verſchiedenen Stadtteilen zugewieſen, die keine elektriſche Beleuchtung haben. Die Leiche des Ingenieurs Parvilkie wurde in einem Bleiſarg auf Koſten der Stadt Genf „ach. Paris übergeführt. * Vergiftete Fruchtbonbons. Große Entrüſtung herrſcht unter den Müttern Hollands. Es hat ſich her⸗ ausgeſtellt, daß zahlreiche Büchſen mit vergifteten Frucht⸗ bonbons im Kleinhandel verkauft werden. Einem Schuh⸗ wichſefabrikanten aus Hertogenboſch, der in Konkurs ge⸗ raten war, blieb ein größerer Beſtand an Büchſen mit Schuhwichſe übrig. Die Büchſen wurden von einem Bon⸗ vonfabrikanten aufgetauft, geleert und mit Frucht⸗ bonbons gefüllt. Dieſe Manipulation geſchah aber ſo unachtſam, daß den Leckerbiſſen eine fette Lage Schuh⸗ creme beilag, die dann und wann mit den Bonbons einen Brei bildete. In dieſem Zuſtande wurden die Bonbons zum Preiſe von nicht ganz zwei Pfennigen in tauſenden kleiner Läden verkauft. In Rotterdam er⸗ krankten vier Kinder einer Familie, die die Bonbons gegeſſen hatten. Drei Mädchen ſtarben. 1 ** Die Cholera in Holland. Außer vier Kindern, deren Tod auf den Genuß von Süßigkeiten, ſpäter nach der bakteriologiſchen Unterſuchung auf Cholera zurückge⸗ führt wurde, iſt noch ein Mann auf einem Schiff unter verdächtigen Erſcheinungen geſtorben. Es befinden ſich gegenwärtig 14 Erwachſene und ebenſoviel Kinder in Baracken unter Beobachtung. Es ſind alle Maßnahmen getroffen, um eine Weiterverbreitung der Cholera zu verhüten. Auf der Fliegerwoche zu Rheims ſtellte der Aviati⸗ ker Paulhan einen Weltrekord mit einer Dauerfahrt auf, die 2 Stunden 43 Minuten und 24 Sekunden währte. Damit iſt der Rekord Wrights geſchlagen, der 2 Stunden 20 Minuten und 23 Sekunden flog. Paulhan legte eine Entfernung von 134 Kilometer zurück, Wright hatte 124,7 Kilometer durchflogen. Am Mittwoch vormittag kam Prinz Albert von Belgien mit ſeiner Gemahlin, der Prinzeſſin Eliſabeth, an. Das prinzliche Paar wurde vom Marquis Polignac empfangen und beſichtigte das Flugfeld mit ſeinen Anlagen und Apparaten. Das Ge⸗ rücht, daß kurz vor Schluß der Aviatikerwoche in Reims König Eduard und der deutſche Kronprinz eintreffen wer⸗ den, klingt, was den Kronprinzen anlangt, ſehr unwahr— ſcheinlich, da der Kronprinz in Heiligendamm weilt und am Samstag der Ankunft Zeppelins in Berlin bei⸗ wohnen will. ** Mord in einem Wiener Vorſtadthotel. Der Ma⸗ ſchinenſchloſſer Gröger mietete ſich mit ſeiner Geliebten Karoline Zeller, die er für ſeine Frau ausgab, in dem Hotel unter falſchen Namen ein und ging dann mit der Bemerkung fort, ſeine Frau ſchlafe noch und ſolle nicht geſtört werden. Später fand das Dienſtperſonal die Zeller mit durchſchnittenem Halſe tot im Bette liegend. Gröger hinterließ einen Brief, in dem er andeutet, er werde anderswo Selbſtmord begehen. An dieſe Abſicht wird aber nicht geglaubt. Man nimmt vielmehr an, daß Grö⸗ ger nach dem Mord mit Ueberlegung geflüchtet iſt. ** Das Schiffsunglück in Montevideo. Sechs Taucher arbeiten an der Förderung der Ertrunkenen. Alle Poſt⸗ ſachen mit vielen Wertpapieren ſind verloren. Die Leichen der ertrunkenen Paſſagiere ſind im Zollamt auf⸗ gebahrt worden. Trotz des Regens defilieren Tauſende durch die Leichenhalle. Viele Tote konnten noch nicht rekognoſziert werden. Der Präſident und die Miniſter ſind von der Kataſtrophe tief erſchüttert und tun alles, was in ihren Kräften ſteht, um die Leiden der Ueber⸗ lebenden zu lindern. Die Flaggen auf allen Schiffen im Hafen wehen halbmaſt. * Rätſelhafter Raubmord in Paris. Der fünfzig⸗ jährige Apotheker Bourillier wurde im Keller ſeines Hauſes im Pariſer Vororte Colombes, aus einer Kopf⸗ wunde blutend, tot aufgefunden. Ueber ihm lag ge⸗ knebelt ſein Proviſor Biot. Der Mord und die Kne⸗ belung geſchahen am hellen Tage, während die Apo- theke offen war. Geraubt wurde nichts. Die Polizei glaubt, einen Racheakt durch einen mit den Hausverhält⸗ niſſen des Apothekers ſehr vertrauten Mann als Motiv des Ueberfalles annehmen zu müſſen. **Ruſſiſche Goldquellen. In den Transbaikal⸗Provin⸗ zen graſſiert ein bedenkliches Goldfieber, da längs der Strecke der projektierten Amureiſenbahn wiederholt Gold feſtgeſtellt worden iſt. Der Arbeitsmarkt iſt infolge dieſer Entdeckungen auf einer förmlichen Deroute begriffen. Die beim Eiſenbahnbau beſchäftigten Arbeiter ſind von dem Goldfieber angeſteckt worden und verlaſſen in Maſſen die Arbeit. Einige Leute ſollen im Laufe der Woche an⸗ nähernd für 1000 Rubel Gold gewonnen haben. Das Gold findet ſich allerdings nur in einer Gegend, in der jede Vegetation fehlt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. f In Elbing iſt Donnerstag früh der Mörder des Ma— rienburger Bürgermeiſters Dr. Kuntze, der Invalide Hein, enthauptet worden. „Mainz, 26. Auguſt. Der ſozialdemokratiſche Par⸗ teiſekretär Gräger, der zu dem extremen Flügel der Partei gehörte, wurde wegen Unterſchlagung ſeines Amtes enthoben und aus der Partei ausgeſchloſſen. — Aus der Eifel, 26. Auguſt. Die Dürener Polizei verhaftete in Jellental einen raffinierten Schwindler. Dieſer ſchrieb von ſeinem jeweiligen Aufenthaltsort aus an verſchiedene Berliner Firmen, die er um Ueberſendung eines Pakets von Waren erſuchte, wobei er gleichzeitig bemerkte, man möge ein zweites Paket an ſeinen Schwie⸗ gerſohn, der immer einen hochtönenden Namen hatte, ſenden, das letztere Paket unter Nachnahme ſchicken und gleichzeitig den Betrag für das erſte Paket mit erheben. Der Trick iſt dem Gauner verſchiedentlich gelungen. — Düſſeldorf, 26. Auguſt. Auf einem Hofe in der Nähe von Metzkauſen erkletterte ein 10 jähriger Knabe eine Leiter. Beim Fangverſuche eines zweiten Knabes ſtürzte der ältere von der Leiter, brach das Genick und verſchied binnen kurzem. N — Wipperfürth. 26. Auguſt. Im Vergleichswege er⸗ hielt der Zirkus Blumenfeld für den Schaden, der ihm vor einiger Zeit durch eine Zugentgleiſung erwuchs, von der Eiſenbahndirektion Eſſen 3000 Mark Entſchädigung. — Remſcheid, 26. Auguſt. Der vor mehreren Jahren aus der Zwangserziehungsanſtalt ausgebrochene jugend⸗ liche Einbrecher Otto Berg wurde im Stadtwald, wo er die letzten Nächte zugebracht hatte, verhaftet. Berg, der in den letzten Jahren die hieſige Gegend durch zahl⸗ reiche Einbrüche beunruhigt hat, ſcheint auch nach ſeinem Entweichen aus der Erziehungsanſtalt wieder von Dieb⸗ ſtählen gelebt zu haben. Einen Einbruch hat er bereits zugeſtanden. E Bottrop, 26. Auguſt. Durch Bodenſenkungen, die der Bergbau verurſacht hat, wurde die neue katholiſche Kirche kurz nach ihrer Vollendung unbrauchbar. Jetzt hat man beſchloſſen, ſie von innen durch neues Ab- 9 65 der Bogen und Pfeiler vollſtändig neu auszu⸗ auen. — Hörde, 26. Auguſt. Ein eigenartiger Unfall er⸗ eignete ſich hier am Samstag abend, indem ſich ein Ar⸗ beiter Zeigefinger und Daumen der linken Hand ab⸗ ſchlua. als er einem Huhn mit dem Beil den Kopf ab⸗ ſchlagen wollte. Der Verunglückte, der ſich erſt kürzlich von einem ſchweren Betriebsunfall erholt hatte, mußte ſich in Krankenhauspflege begeben. — Mülheim(Ruhr), 26. Auauſt. Der Invalide Fr. op der Brüggen aus Speldorf hielt einen alten Gewehr⸗ lauf, von dem er das Holz abbrennen wollte, in den Ofen. Plötzlich entlud ſich ein Schuß, der noch im Rohre ſteckte, und drang dem Unglücklichen in die Bruſt. op der Brüggen ſtarb im Krankenhauſe.— Die Angehörigen des Infanterie-Regiments Nr. 57 Herzog Ferdinand von Braunſchweig beabſichtigen, zu Ehren des Herzogs Fer⸗ dinand von Braunſchweig, eines der namhafteſten preußi⸗ ſchen Feldherren im ſiebenjährigen Kriege, und zum An⸗ denken an die Schlacht bei Vellinghauſen am 16. Juli 1761, in Vellinghauſen ein Denkmal zu errichten, mit deſſen Ausführung der Bildhauer Arnold Künne, der Schöpfer des hieſigen Kaiſer Friedrich-Denkmals, be⸗ traut wurde. Das Denkmal ſoll am 150. Gedenktage der Schlacht bei Nellinahauſen enthüllt werden. — Recklinghauſen, 26. Auguſt. Anſcheinend infolge unmenſchlicher Mißhandlungen ſeines Vaters iſt in Röl⸗ linghauſen ein neun Monate altes Kind plötzlich ge⸗ ſtorben. Die Leiche wurde polizeilicherſeits mit Be⸗ ſchlag belegt. 3 — Soeſt, 26. Auguſt. Heute ereignete ſich in der Nähe unſerer Stadt ein ſchwerer Automobilun⸗ fall. Bei einem aus der Richtung von Lippſtadt kom⸗ menden, mit fünf Perſonen beſetzten Automobil verſagte an einer ſtark abſchüſſigen Stelle der Straße die Bremſe und die Steuerung, ſo daß der Wagen gegen einen Baum ſauſte. Einer der Inſaſſen, der Kämmereirendant Ruhr aus Beckum, wurde ſofort getötet, ſein Bru⸗ der, der Fabrikant Ruhr, und deſſen 10 jähriger Sohn lebensgefährlich verletzt. Der Chauffeur und ein anderer Fahrgaſt blieben unbeſchädigt. g — Paderborn, 26. Auguſt. Das Befinden des Biſchofs iſt nach Ausſage der behandelnden Aerzte verhältnis⸗ mäßig günſtig. Wenngleich der gefahrvolle Charakter der Erkrankung unvermindert fortbeſteht, ſo läßt doch die be⸗ friedigende Herztätigkeit einen günſtigen Verlauf erhoffen. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim Gottesdienſt-Orduung. Katholiſche Gemeinde Fürth. Sonntag: Früh 6 Uhr Beichtgelegenheit. 7 Uhr Frühmeſſe. 9 Uhr Hochamt. Nachm. ½2 Uhr Chriſtenlihre und Andacht. Um ½7 Uhr Roſenkrauz. Bauern-Verein Viernheim. Alle diejenigen Mitglieder, welche Winterſaatfrucht durch den Verein beziehen wollen, mögen ihren Bedarf beim Vorſitzenden längſtens bis zum 29. d. M. geltend machen. Viernheim, den 24. Auguſt 1909. Der Vorſtand. Zapf Haustrunk f iſt in Ausſehen und Qualität voller Erſatz für S fraubenwein und einfach herzuſtellen. für 8 Pfg. pro Liter. I. 1 Paket für 100 Ltr. mit ff. Weinbeeren Mk. 4.— — für beſſeren Wein mit ff. Malagatrauben Mk. 5.— 3 8 3 9125 d ee 80 einzucker nur au unſch. roſpekte un M- Hanhefs Bad u. Anweiſung gratis. 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