* 7 mittige u Nat⸗ tan an den ihrungs⸗ bekannt ante ten vöhnlic großes ben⸗ 1 — l her ner. g iernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich lerien hin, die durch MNienſtags, Donnerſtags u. Jamſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Amtsblatt Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon⸗Ruf 20. Azeig Niernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen gürgermeiſterei Viernheim. verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 5 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 56. Generalverſammlung * der Katholiken Deutſchlands. bee Breslau, 28. Auguſt. Schwellend flutet der Strom der ankommenden Be— ſucher ſchon Samstag durch die Straßen in der Nähe der Bahnhöfe Breslaus, hauptſächlich vom Hauptbahnhof, her. Wehende Flaggen und guirlandengeſchmückte Fahnenmaſten beweiſen dort, daß die Eiſenbahnbehörde die ſchöne Ein⸗ nahme zu würdigen weiß. Alles ſtrömt zunächſt dem St. Vinzenzhauſe zu, wo Wohnungs- und andere Kom⸗ miſſionen ihres Amtes walten, um dem ſtürmiſchen An⸗ drange gerecht zu werden. Das Vinzenzhaus, das ſchon früher die impoſante Veranſtaltung der Katholikenver⸗ ſammlung beherbergt hat, kann überhaupt als der Brenn⸗ punkt der diesmaligen Verſammlung angeſehen werden. g Hier tagen am Sonntag die katholiſchen Jugendver⸗ eine, hier finden die bedeutſamen Sitzungen der Ausſchüſſe ſtatt und vor allem die geſchloſſenen Generalverſamm— lungen. Hier tagen der akademiſche Bonifaciusverein, der Raphaelverein und verſchiedene andere. Am Samstag ſollten die Arbeiten abgeſchloſſen ſein. So war es denn auch geglückt, mit Rieſenanſtrengungen, die Rieſenarbeiten an der gewaltigen Feſthalle zu be⸗ enden. Was geleiſtet worden war, mögen folgende knappen Angaben erläutern: Die Halle hat 31 Meter Breite, 15 Meter Höhe. Mittelſchiff mit Seitenſchiffen von je 9,5 Meter haben im Lichten eine Länge von 150 Metern und eine Breite von 49 Metern. Ringsherum ziehen ſich ſehr geräumige Gal— 7 Treppen mit dem Freien ver⸗ bunden werden. Insgeſamt hat die Halle nicht weniger als 27 Ausgänge. Es iſt berechnet, daß ſie 70 000 Perſonen faſſen kann 50 000 auf Sitzplätzen und 20 000 auf Stehplätzen. Die weiten Sandflächen um die Halle verwandelten ſich am Samstag in feſten Boden mit künſtlichen Raſen⸗ flächen und Tannengrün. Die innere Ausſchmückung, Beleuchtung, Poſt und Telegraph waren zur Minute fertig, was ſonſt, wie man weiß, in anderen analogen Fällen nich! r der Fall iſt. 8 aufe des Samstags trafen auch eine Reihe illuſtrer Gäſte ein, ſo der hochbetagte Centrumsführer und frühere Reichstagspräſident Graf Balleſtrem. Auch der Biſchof von Bayruth in Syrien, Monſignore Athanaſius Fawaya, wird der Verſammlung bei⸗ wohnen. Wie mitgeteilt wird, hat ſich auch der frei⸗ konſervative Reichstagsabgeordnete Fürſt Hatzfeld, Her⸗ zog von Trachenberg, in die Mitgliederliſte einzeichnen laſſen. bec Breslau, 29. Auguſt. Die Sonne, welche am Samstag hinter Wolkenſchlei⸗ ern ſteckte, zerriß am Sonntag den grauen Vorhang und bearüßte mit freundlichen Strahlen die aus allen Gauen 09 ſtag, d ug * uſt 19 Die en 3 Deutſchlands ankommenden Zehntauſenden. Jetzt erſt ſtand Breslau ganz im Zeichen der Generalverſamm⸗ lung. Auch die Ausſchmückung war mit auffallender Schnelligkeit ausgeführt, ſo daß die Straßen ein wirk⸗ lich feſtliches Bild boten. Feierliches Glockengeläute von allen katholiſchen Kirchen leitete die Tagung ein, die mit dem ſeierlichen Pontifikalamt im Dome die religiöſe Weihe erhielt. Um 12 Uhr fand die feierliche Ein⸗ weihung der Feſthalle mit einer heiligen Meſſe ſtatt, dann rüſtete ſich Breslau zum Empfang des Feſtzuges der katholiſchen Arbeitervereine. Man kann buchſtäblich ſagen, daß trotz aller Gegendemonſtrationen ganz Breslau auf den Beinen war. Auf den Dächern und auf den Brücken⸗ geländern, auf hundert improviſierten Tribünen, an den Fenſtern, auf den Balkonen und auf den Straßen bilde⸗ ten die Maſſen Spalier, die ganzen Feſtſtraßen entlang, um ſich das wahrhaft impoſante Schauſpiel nicht entgehen zu laſſen. Und die Haltung der Menge war durchaus rückſichts⸗ voll; ſeitens der Katholiken natürlich war die Aufnahme des Zuges eine begeiſterte; aus manchen Fenſtern reg⸗ nete es Blumen und Sträuße auf den Feſtzug. Volle anderthalb Stunden dauerte der Marſch, mit 20 Muſik⸗ kapellen mit 400 Muſikern, mit 5 Tambourkorps, mit 70 Spielleuten und vielen Hunderten von Fanfaren, der ca. 21000 Männer ſtark in ſeiner ganzen Länge durch viele Hauptſtraßen und über die Dominſel zog. Einen ge⸗ waltigen, ja einen erſchütternden Eindruck, der ſeine Wir⸗ kung auf die Menge nicht verfehlte, machte der Vorbeizug dieſer Zehntauſende von glaubensſtarken Männern, die ihren katholiſchen Glauben und ihr Bekenntnis zum ſo⸗ zialen Wirken im Sinne der heiligen Kirche frei und offen vor aller Welt zur Schau trugen. Ihr erſter Gang galt der Huldigung Seiner Eminenz, des Kardinals Kopp. Vor dem Palais war eine Tribüne gebaut für die Ehrengäſte und die Preſſe, für das Zentral- und das Lokalkomitee. Außer dem hochwürdigen Weih⸗ biſchof von Breslau und dem apoſtoliſchen Vikar von Gießen von Udſchanti hatten die drei Präſidenten des Komitees, an der Spitze Geheimrat Paß und andere hohe Ehrengäſte auf der Tribüne Platz genommen, darunter die Abgg. Herold, Kahensly, Marx, Bell u. a. Herr Kuratus Pfiſſing, der Präſes des Breslauer Arbeiter⸗ vereins, hielt eine Huldigungsanſprache an den Kardinal Kopp, der von ſeinem Fenſter den Zug beobachtete. Er brachte den Gruß und die Huldigung von 21000 Teil⸗ nehmern des Zuges dar, die vor ihrem geiſtlichen Ober⸗ haupte ihre Treue dokumentieren wollten. Dann trennte ſich der Zug in verſchiedene Gruppen, da die Verſamm⸗ lungslokale ſonſt die Männer nicht hätte faſſen können. Die Geſellenvereine zogen zum Konzerthaus, die diesmal beſonders zahlreichen Jugendvereine nach dem St. Vin⸗ zenzhauſe, die Arbeitervereine und die übrigen zahl⸗ 75 Vereine verteilten ſich auf verſchiedene andere Lokale. 23. Jahrgang. Die Redner der Arbeiter-, Jünglings⸗ und Geſellen⸗ vereine beſchäftigten ſich ſämtlich mit dem Thema: Die Pflichten des katholiſchen Mannes in der Gegenwart. Es wurde nachdrücklich auf die Pflichten hingewieſen, die der katholiſche Mann auf religiöſem Gebiete, in der Familie, in der Geſellſchaft und als Staatsbürger zu erfüllen hat. Die rege Beteiligung am Vereinsleben iſt eine der erſten Pflichten des katholiſchen Mannes, da er dort die nötige Schulung, die unentbehrliche, erhält. Als Staatsbürger bedarf jeder Menſch vor allem der Erkennt⸗ nis der einzelnen Verhältniſſe ſeiner Zeit. Dieſe Kennt⸗ niſſe vermittelt die Preſſe. Für den katholiſchen Mann kann nur die katholiſche Preſſe in Betracht kommen; dieſe unterrichtet wahrheitsgetreu über alle Vorkomm⸗ niſſe, weiſt die Angriffe der Gegner zurück und iſt ſomit eine notwendige Waffe in dem Geiſteskampfe der Gegen⸗ wart. Schon der alte Korſe, Napoleon I., der Welt⸗ eroberer, bezeichnete die Preſſe als die ſiebente Groß⸗ macht. Die Preſſe verbindet die Menſchen miteinander, gleichviel, ob ſie in Hütten oder in Paläſten, ob ſie unter Birkenbüſchen oder unter Palmen wohnen, und ge⸗ rade darin liegt ihre überwältigende Kraft, deren Wirkun⸗ gen dem Menſchengeſchlecht zum Segen, aber auch zum Verderben gereichen können. Wollen wir letzteres ab⸗ wenden, ſo iſt es unſere Pflicht, die katholiſche Preſſe nicht allein zu leſen, ſondern auch für deren immer weitere Ausdehnung tätig zu ſein. Neben der Zuführung neuer Abonnenten müſſen wir überall im Verkehrsleben die katholiſchen Zeitungen fordern, uns auch auf deren Inſerate berufen. Dadurch ſetzen wir unſere Preſſe in den Stand, ihre große und erhabene Aufgabe voll und ganz zu erfüllen zum Segen der geſamten menſchlichen Geſellſchaft. Die Feſtyalle war längſt vor 5 Uhr Kopf an Kopf gefüllt, und wirklich konnte ſie diesmal die herbeige⸗ ſtrömten Menſchenmaſſen nicht faſſen. Hauptverſammlung in der Feſthalle. In der Arbeiterfeſthalle, in der 8000 Menſchen an⸗ weſend waren, erſchienen neben einer Reihe illuſtrer Gäſte unter anderen die Abgg. Herold, Porſch, Marx, Dr. Fleiſcher. Dr. v. Savigny leitete die Verſammlung. Kurz nach der Eröffnung erſchien Kardinal Fürſtbiſchof Dr. Kopp, von der Verſammlung ſtürmiſch begrüßt. Auf Wunſch des Präſidenten der Verſammlung nahm der hochw. Herr ſofort das Wort zu einer Anſprache. Er dankte den Arbeitern für das freimütige Bekenntnis des heiligen Glaubens und wies darauf hin, daß die Arbeit der ſchwieligen Hände ſich mehr und mehr Achtung und Anerkennung erworben habe. Er bat die Arbeiter, treu feſtzuhalten an ihren Vereinen und erteilte ihnen zum Schluß den biſchöflichen Segen. Von der Hauptverſammlung in der Feſthalle begab ſich der hochwürdigſte Herr Fürſtbiſchof trotz ſeines offenſicht⸗ * lich ſehr leidenden Zuſtandes zu einer Verſammlung der Jünglingd⸗ und Geſellenvereine, um auch dort eine An⸗ ſprache zu halten. Die Schlacht und das Schlachtfeld am 18. Auguſt 1870. (Von Herrn Kaplan Kempf, Bürgel- Offenbach). V Wir duichſchrelten Amanweiler und ſtoßen gleich hinter dem Ort wieder auf eine große Zahl Maſſengräber, in welchen auch viele Heſſen vom 1. und 2. Infanterieregiment beigeſetzt ſind. Von Denkmälern ſtehen hier das einen Krleger mit wehender Fahne darſtellende Denkmal des preußiſchen Garde- regiments Eliſabeth, ein Denkmal des Gardeſchützenbataillons, des Altxander-Grenadierregiments und andere. Gleich dahinter kommen wir an den Wald, an den Bois de la Cuſſe, wo heute, auf franzöſiſchem Boden, das ſchöne Heſſen⸗Denkmal ſteht, juſt an dem Waldes rand, den das 8. Jägerbataillon und das 3. heſſiſche Jnf.-Reg. beſetzt hatte. Auf 8 ſteinernen Stufen erhebt ſich ſo eine Art Altar, auf dem ein ſterbender Löwe liegt, der aus eroberten franzöſiſchen Kanonen gegoſſen iſt. Vorn an dem Steinſockel iſt die kurze Inſcheift ange- bracht: Den im Feldzug 1870/71 gefallenen Kameraden ge⸗ widmet von dem Offizierkorps der großh. heſſ. 25. Div ſion. Auf der Weſtſeite ſtehen folgende Worte: Den Heldentod ſtarben: Oberſt Zwenger, Oberſtleutnant Stamer, die Majore Hahn, Gräff, Lautenberger, Freiherr von der Hopp, Haupt- leute Lepenau, Beck von Homdergh zu Fach, Schleuning, Rou⸗ ſtadt, Freiherr von Scheffen⸗Bernſtein, Weber von Muralt. Die Oberleutnants: Möller, Freiherr Ludwig v. Stein zu Lausnitz, Kißner, Sederer 1, Sederer 2, von Grollmann, Freiherr G. v. Stein zu Lausnitz, die Leutnants: Plack, Müller, Leiſtert, Steinberger, Gail, Weiß, Lauth, Sartertus, Lemp, Frank, Kolbe, Hunſinger, Kramer, Rube, Scharch, Becker, Vizefeldwebel: Kullmann, Seemann, Lichthammer, Bender, Viztwachtmeiſter Hammel. An Mannſchaften flelen: von der 49. Inf.⸗Brigade (alſo 1. und 2. heſſ. Inf.⸗Reg. heute 115er und 116er) 297 Mann, von der 50. Irf.-Brigade(3. und 4. heſſ. Inf.⸗ Reg. heute 117er und 118er) 143 Mann, von der 25. Kavallerie-Brigade(heute weiße und rote Dragoner) 23 Mann, von der Feldortillerie 30 Mann, von der Pionierkompagnie 2 Mann. Den Krankheiten erlagen: Oberleutnant Frank, Leutnants: Freiherr von und zu Steinfurth, Rumpf, Müller, Dietz, Bendewald, Kalkulator Bicht, Vizewachtmeiſter Waſſe- müller, Vizefeldwebel Ludwig. Von der 49. Inf.-Brigade 168 Mann, von der 50. Inf.-Biig. 190 Mann, von der Kavallerie-Brig. 63 Mann, von der Feld-Artillerie 69 Mann, vou der Plonler⸗Komp. 9 Mann, vom Train und Admini⸗ ſtration 35 Mann. Am 13. Auguſt allein verlor die heſſiſche 25. Diviſton 77 Offiziere und 1721 Mann an Toten und Verwundeten, eine Zahl, die ſehr hoch iſt, aber auch Zeugnis davon ablegt, daß ſich unſere Heſſen am 18. Auguſt wacker geſchlagen haben. Links vom Heſſendenkmal iſt ein liegender Denkſtein, auf welchem zu leſen iſt: Hier ruhen die Leutnants: Sederer, Sartorſus, Frank, Müller, Leitert und Weiß. Auf dem neben anliegenden Denkſtein iſt zu leſen: Hier ruht der Aſſiſtenzarzt De. Otto Frank von Lichtenſtein vom Gardeſchützenbataillon. Rechts vom Heſſen⸗Denkmal iſt ein großes Maſſengrab, gerade am Waldesrand. Ein weißes gußeiſernes Kreuz trägt die Inſchrift: Hier ruhen Mannſchaften von der 25. Diviſion. Auch unſer Landsmann Pfützer iſt in dieſem Grobe beigeſetzt. Ganz in der Nähe an der Stelle, wo am Abend des 18. Auguſt der heſſiſche Verbandplatz war, befindet ſich heute ein kleiner, mit maſſiven Mauern umgebener Friedhof, in welch m ca. 1600 Heſſen, Preußen, Holſteiner und Franzoſen beerdigt ſind. Außerdem ſieht man auf dem ganzen Terrain zerſtreut viele Maſſengräber mit welßen Holzkreuzen. Da wir gerade von den Heſſengräbern ſprechen, ſo mochte ich noch darauf hinweiſen, daß auf dem Keiegerfriedhof in Ancy an der Moſel ſich ein Kriegergrab befindet, auf deſſen Holzkreuz die Worte ſtehen:„Hier ruht Musketier Effler vom Inf.⸗Reg. Nr. 3.“ Es iſt dieſer Krieger vermutlich unſer ſeither vermißter Lands⸗ mann Jakob Effler, der beim 3. Heſſ. Inf.⸗Reg. gedient hat. Er wurde im Bois de la Cuſſe ſchwer verwundet und ſtarb im Lazareth zu Novéant an der Moſel, worauf er im Krieger⸗ friedhof in Ancy beigeſetzt wurde. Damit, verehrte Anweſende, hätte ich Ihnen einen Ueber- blick gegeben über die Schlacht und das Schlachtfeld vom 18. Auguſt 1870. Ein merkwürdiges Gefühl beſchleicht das Herz, wenn man auf dem Schlachtfeld weilt, beſonders an der Stelle, wo unſere Heſſen und unſere wackeren Viernheimer Krieger vor 39 Jahren ſo tapfer gekämpft haben. Es ſind Gefühle der Wehmut um all die Tauſende von Gefallenen, die in jagendlichem Alter dort auf der Stätte des Kampfes in die kühle Erde gebettet worden ſind. Aber es iſt auch ein Gefühl der Freude, das ſich in uns geltend macht. Denn all die Tauſende, die dort ruhen, ſie haben nicht umſonſt geblutet, ſie haben ſich vielmehr ſür eine große Sache geopfert auf dem Altare des Vaterlandes, ſie haben durch ihren Tod mitgeholfen, an der Errichtung des deutſchen Kaiſerreiches, deſſen Segnungen wir uns heute erfreuen. Ehre darum dem Andenken dieſer wackeren Helden, die gefallen ſind für Gott, für Kaiſer und Vaterland, Ehre aber auch unſeren j tzt noch lebenden tapferen Streitern von 1870; mogen ſie das Gedächtnis des blutigen Tages von Gravelotte-Verneville noch recht oft feiern, ſo ſchoͤn und ſo gemütlich, wie es von jeher der Fall war. Und darum bitte ich Sie, verehrte Anweſende, erheben Sie ſich und ſtimmen Ste mit mir ein in den Ruf: Unſere tapferen Viernheimer Krieger, die wackeren Streiter von Gravelotte-Verneville ſie leben: Hoch, hoch, hoch! * — 5—— —— 1 1 Die Rednerliſte für die öffentliche Verſammlung der diesjährigen Katho⸗ likenverſammlung iſt folgende: Dr. jur. Johannes Bell, Rechtsanwalt, Eſſen⸗Ruhr, Mitglied des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes: „Aufgaben der deutſchen Katholiken auf ſozialem und wirtſchaftlichem Gebiet.“ Dr. jur. Hans Herſchel, Rechtsanwalt, Breslau: „Der Bonifatiusverein.“ Dr. theol. M. Faulhaber, Profeſſor an der kaiſerlichen Univerſität, Straßburg i. Elf.: „Die Frauenfrage.“ Johannes Kapitza, Pfarrer, Tichau, Kr. Pleß, Ober⸗ ſchleſien, Mitglied des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes: „Die Alkoholfrage.“ Alois Fürſt zu Löwenſtein⸗Wertheim, Schloß Klein⸗ heubach am Main, Erbliches Mitglied der Erſten Kammern von Bayern, Württemberg, Baden und Heſſen, Mitglied des Reichstages: „Miſſionen.“ Dr. Jakob Meyers, Profeſſor, Luxemburg: „Caritas.“ Wilhelm Marx, Oberlandesgerichtsrat, Düſſeldorf, Mitglied des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes: „Die Schulfrage.“ Johannes Mumbauer, Redakteur, Rom: „Literatur.“ Auguſt Rumpf, päpſtlicher Ehrenkämmerer, Rechts⸗ anwalt, München: „Wie pflegen und fördern wir die chriſtliche Kunſt.“ Prälat Dr. jur. cam. Franz Schädler, päpſtlicher Pro⸗ tonotar, Domdekan, Bamberg, Mitglied des Reichstags und des Baheriſchen Landtags: „Papſttum und Pius X.“ Hermann de Witt, Amtsgerichtsrat, Köln(Rhein), Mitglied des Reichstags: „Preſſe.“ 5 Die Reihenfolge der Redner ſteht noch nicht feſt; ſie wird bekanntlich vom Präſidenten beſtimmt. Kriegs⸗Luftſchiff⸗Phantaſien. Ueberall ſind augenblicklich eifrige Leute dabei, für die Schaffung großer Kriegsluft⸗Flotten Propaganda zu machen. Sowohl in Deutſchland, als auch in den übrigen Kulturſtaaten hört man die Reklametrommel für große Luftſchiffanlagen. Dabei ſpielt die Bedeutung, die das Luftſchiff im Kriege haben könnte, eine große Rolle. Die Agitation in dieſer Richtung iſt bereits ſo ſtark, daß der neue Kriegsminiſter von Heeringen in einer ſeiner erſten Aenſerungen als Miniſter ſehr dringend von einer voreiligen Ueberſchätzung dieſer Erfindungen warnte. In England macht augenblicklich ein Kapitän Thelluck von ſich reden; er hat in einer Wochenſchrift eine ſo entſetzliche Darſtellung der Wirkungen des Luftſchiffes gegeben, daß in England Heulen und Zähneklappern herrſchen müßte, wenn man ihm glaubte. Der Mann verweiſt darauf, daß an den Ufern der Themſe von Hammermuth bis Graveſend auf einer Strecke von nur 90, Kilometern die Arſenale des geſamten engliſchen Kriegsmaterials, zahlloſe Docks, Depots aller Art, dar⸗ unter aber auch große Ziſternen für Petroleum uſw. uſw. ſich befinden. Er ſchildert ſeinen Landsleuten in den glühendſten Farben ſeine Anſicht, daß dieſe koſtbaren Anlagen, auf denen die Verteidigungskraft Englands be⸗ ruht, den Bomben eines einzigen Luftſchiffes ausgeſetzt ſeien. Beſondere Angſt verurſachen ihm die Petroleum⸗ Ziſternen. Sie bilden für ihn den Ausgangspunkt eines ſchauerlichen Phantaſiegemäldes: einige Bomben von oben würden ſie ſprengen, das ganze Petroleum würde in die Themſe laufen, dort entzündet werden, und die ganze Flotte vernichten u. uſw.— Dieſen ſchauerlichen Schil⸗ derungen, die die Bedeutung des Luftſchiffes in ein ganz falſches Licht rücken, wird man auch im Intereſſe der Steuerzahler die tatſächlichen Verhältniſſe entgegenzu⸗ ſtellen haben. Von grundlegender Bedeutung bleibt, daß es ſchon vor der Erfindung des lenkbaren Luftſchiffes Kanonen gab, die höher ſchießen, als die Luftſchiffe zu fliegen vermögen. Die Flughöhe der Luftſchiffe wird durch das Nachlaſſen der Dichtigkeit der Luft oben erheblich be⸗ einträchtigt. Ueber 1000 Meter über die Erdoberfläche erheben ſich die Luftſchiffe ſo gut wie nie. Die Kanonen⸗ fabriken aber haben Steilgeſchütze, die ſicher bis zu 4000 Metern Höhe tragen. Bei Tage ſind alſo erfolgreiche Operationen der Luftſchiffe ſehr, ſehr fraglich. Bei Nacht werden ſich die„Lenkbaren“ durch das Schnurren ihrer Motore verraten. Durch Scheinwerfer uſw. wird man ſie bedenklich gefährden können. Kann man aber von unten die Luftſchiffe nicht ſehen, ſo wird man auch von oben die Angriffspunkte unten nicht genau unterſcheiden können, die Experimente haben alſo wenig Zweck. Hält man das zuſammen, dann findet man leicht heraus, daß von einem glatten Vernichten feindlicher Arſenale, Kriegs⸗ ſchiffen uſw. uſw. ſo ohne weiteres keine Rede ſein kann. Die Beſchießung feindlicher Feſtungen uſw. durch Bomben iſt übrigens vorläufig überhaupt noch nicht er⸗ probt. Man weiß nicht, wie hoch der ungeheure Luft⸗ druck, der von ſchweren Exploſionen ausgeht, in die Höhe wirkt. Sollen Feſtungen uſw. wirklich beſchädigt werden, dann muß der Sprengſtoff ſchon ungeheuer ſtark ſein. Man denke, was eine Feſtung iſt, wie ſtark der Schutz der Arſenale ausgebildet iſt. Wenn ſchon bei Dynamitexploſionen auf kilometerweiten Entfernungen über Land eine fenſterzertrümmernde Wirkung ausgeht, wie mag es da erſt mit dieſer Wirkung nach oben aus⸗ gehen! Bei ſtarken Exploſionen wäre da das Luftſchiff doch nicht minder gefährdet, da der Druck gerade nach oben erſt recht ſtark ſein muß. Dann: wenn ſich Luft⸗ ſchiffahrten über ſehr große Entfernungen— und folche kommen doch bei Fahrten ins Feindesland allein in Be⸗ tracht— einigermaßen rechtfertigen ſollen, dann muß das Luftſchiff ſehr viel Exploſionsmaterial auf einmal mit ſich Lführen. Nun ſtelle man ſich aber vor, welche Wir⸗ kung dieſe ungeheuren Gewichte auf das Luftſchiff aus⸗ üben müſſen. Sie hemmen ſeine Operationsfähigkeit in der bedenklichſten Weiſe, machen ſchnelles Höher⸗ und Tieferſteigen faſt unmöglich und bringen bei ihrer Hin⸗ ausſchleuderung nach unten bedenkliche Schwankungen in den Gang des Schiffes, das nun gerade in dieſen Augen⸗ blicken des Schwankens von dem Luftdruck getroffen wer⸗ den muß, den die Exploſion verurſachen muß. Gewiß wird das Luftſchiff im Kriege eine Umwälzung hervorrufen und eine der gefährlichſten Waffen abgeben. Man darf ſich angeſichts dieſer Wahrſcheinlichkeit aber nicht gleich der Auffaſſung hingeben, nun ſei die Schaffung ungeheurer Luftflotten unumgänglich notwendig. Noch ſtehen wir doch erſt am Beginn des Zeitalters der Er⸗ Politiſche Rundſchau. ( Auf die Einigung der Liberalen we rfen folgende Nationalliberalen Korreſpondenz“ ein ſeltſames Licht: „Die Reden der Abgg. Baſſermann, mann und Weber in Leer und manchen freiſinnigen Zeitungen ein zeigt ſich erſtaunt, Norden haben in merkwürdiges Echo ja verletzt allein durch Als ob es etwas erſtaunliches ete, die in dem Wahlkreiſe zur Bitte ihrer Parteifreunde fol⸗ Wahlkreiſe einige Reden halten! überhaupt unerhört wäre, daß national zurzeit freiſinnig Wir haben dieſe lamen⸗ auf ein kurzes Wort vor laſſen, da es uns richtig ervoſität, die aus ihnen Aber einmal muß in rungen ein Ende gemacht werden, wenn ehende gute Verhältnis zwiſchen beiden t nicht ernſtlich leiden ſoll. „Berliner Tageblatt“ in ſe ſich das Recht herleitet,„gan geweckt. Man wäre, wenn Abgeordn Erholung weilen, der gend, in eben dieſem Parlamentarier vertretenen Kreiſe ſprechen! tierenden Betrachtungen bis einigen Tagen unbeachtet ge ſchien, auf die überreizte N ſprach, Rückſicht zu nehmen. dieſen Erörte das jetzt beſt Parteigrupper iner Beſcheidenheit für z Unzweideutige Erklärun⸗ Baſſermann und der Parteileitung“ wir uns nur erſtaunt fragen, wie das„Berliner Tageblatt“ zu dieſer Mentorrolle nationalliberale Zumgl dieſe Rolle Freiſinnigen für die Wie eine ſolche anmaßende der Nationalliberalen empf Kommentar des erdachte ſteht, dem Freiſinn übel ir glauben nicht, daß die P gelinde geſagt, ihm nicht einmal von den Sprache in den Reihen unden wird, kann man aus arteileitung ſtarke Zumu⸗ Die nationallieberale Partei eg gehen, wie ihn ihr das vate ſſe vorſchreiben, ohne ſich der links diktieren zu laſſen. Sie finanzreform in manchen nie mit den Freiſinnigen nachbarliches Verhältnis zum Frei⸗ ller gegenſeitiger, ſchaft aukrecht erhal- man aber dazu ſagen, wenn heute über das Auseinander⸗ „Es wäre doch geradezu Freiſinnigen um der t auf die glänzende n wollten— namentlich wo ſie einen en haben!“ Bei ſolcher Stim⸗ ger ſind wir allerdings der wenn ſie anhielte, die nationallibe⸗ ergeſſen handeln würde, wenn raft daran ſetzte, ihre eigenen O Wahlkämpfe zu ſtärken.“ dazu ein Berliner konſervati⸗ der„Nationalliberalen Korre— gegenſeitigen und aufrich⸗ vohl einigermaßen hapern. ralen und Freiſinnigen hat immer Schnadahüpfel gegolten: nd a biſſerle Treu! tung reagiere wird ihren W̃ halten von rechts o hat den Kampf um die Reichs nten in gemeinſamer Li ſinn kann ſich aber N aufrichtiger Hilfsbereit nur bei vo rreſpondenz“ gehen in Koburg ſchreibt: ſeltſam, wenn jetzt die Nationalliberalen willer Chance verzichte ausgezeichnete mung im freiſinnigen La Ueberzeugung, daß, rale Partei pflichtv nicht alle K ſationen für Sehr treffend bemerkt „Mit der von ſpondenz“ gewünſchten vol tigen Hilfsbereitſchaft wird es! Von den Nationallibe biſſerle Liab u heit iſt alleweil dabei.“ nicht geſagt haben, daß das mann in Qſtfries Man ſchreibt d lamentariſcher Seite verlogene Kampfes ganz beſonders des offizie „Nationalliberalen Korre eine derartige geworden, jenigen der ſozialdemokra „Konſervative Korreſpon aufgeworfen, gegen die K und a biſſerle Falſch⸗ wollen wir bei Leibe Auftreten des Herrn Ba geweſen ſei.. und die Konſervativen. onſervativen Korreſpondenz“ von par⸗ Die unſäglich gehäſſige und art nationalliberaler land a biſſerl falſch Nationalliberalen Zeitungen und llen Organs der Partei, der ſpondenz“, iſt in letzter Zeit daß ſie ſich kaum noch von der⸗ tiſchen Preſſe unterſcheidet. Die denz“ hatte kürzlich die Frage des Hanſabundes tung von Deutſch⸗ e zu tun hätten? „Nationalliberale Korreſpondenz“ was denn die Angriffe onſervativen mit der Vertre del, Gewerbe und Induſtri Darauf er „Weil Deutſchlands Gewerve, Handel und Inouftrie in konſervativer Schätzung einfach Freiwild bedeu⸗ Weil von der konſervativen Partei— und zwar nicht nur von unbeträchtlichen und minderwertigen Agi⸗ tatoren, ſondern von ihren Häuptern ein ſchier diabo⸗ liſcher Haß gegen Gewerbe, Handel und Induſtrie großgezogen iſt, der nur auf die Stichworte„Börſe“ und„mobiles Kapital“ wartet, um ſich jederzeit orgia⸗ Weil Gewerbe, Handel und Indu- ſtrie zum ſtets bereiten Tummelfeld geworden ſind, auf dem der wahrhaft ſtupende volkswirtſchaftliche Dilet⸗ tantismus der Konſervativen ſeinen Drang, nicht ſeinen Beruf zur Geſetzgebung auszuleben gewohnt iſt. Uns dünkt: das wären Gründe genug, für Gewerbe, Handel und Induſtrie in der konſervativen Partei den T vertrauten Intereſſen zu ſehen.“ Uns intereſſiert hierbei nu bund und Nationalliberale tiſche Organiſ ſtiſch zu betätigen. die den Hanſabund veranlaſſen konnten, odfeind der ihm an⸗ r eins, daß nämlich Hanſa⸗ Seite an Seite gegen die poli⸗ ation der Konſervativen kämpfen. Und da r Hanſabund keine politiſche Organiſation ſein! e eſt, ſatiram non ſeribere! 10„Der Spion.“ des koſtbar bezeichnende hatten wir mitgeteilt, ein deutſcher Lehr dem Verdach Im„Hann. Kur.“ wird folgen⸗ Geſchichtchen erzählt: Kürzlich daß in Arras in Nordfrankreich er namens Manus unter tder Spionage verhaftet worden s belaſtend hatten nach der Meldung Behörden ein bei dem Verhafteten vor⸗ franzöſiſcher Sprache angeſehen, „verdächtige“ Satz vorkam: für, daß du den Brief, den ich dir Dubois übergeben haſt. anvertrauen wollen, da mir nehm geweſen wäre.“ Brief nicht anvertrauen zu wollen— Gewiſſen? Aber, wenn unſer ſchon nach 24 Stunden freige⸗ gen Harmloſig⸗ ſo wären wir jetzt in der n Verdachte der Behörden zu befreien, denn— ein macht uns darauf aufmerkſam— det ſich ſchon in dem in deutſchen die franzöſiſchen gefundenes Schre „Ich danke dir da anvertraut hatte, dieſen Brief der Poſt nicht uſt höchſt unanger „Der Poſt einen zeigt das nicht ein Landsmann ohnehin nicht laſſen worden wäre, keit kein Zweifel mög „ihn von dem ſchreckliche d aus der Haft weil an ſeiner völli von Arras un Freund des„Kuriers der gefährliche Satz fin findungen in der Luftſchiffahrt. 8 1 8 3 n 3 N 1 Sprache von Ploetz⸗Kares. Dort ſteht auf Seite 198 zum Ueberſetzen für ſtrebſame Adepten des Franzöſiſchen: „Ich danke dir, daß du Herrn Dubois den Brief überbracht haſt, den ich dir für ihn gegeben hatte. Ich hatte der Poſt den Inhalt dieſes Briefes nicht an⸗ vertrauen wollen, deſſen Verluſt mir ſehr unangenehm wäre.“ Alſo, Manus, der nach Frankreich gekommen war, um ſich im Franzöſiſchen zu vervollkommnen, hatte mit löblicher Gründlichkeit ſeine praktiſchen Studien durch grammatiſchen Fleiß mit Hilfe des bewährten Ploetz⸗ ſchen Buches noch fördern wollen und dabei auch den omi⸗ nöſen Satz ins Franzöſiſche übertragen.(Die gering⸗ fügigen Abweichungen erklären ſich ja zwanglos aus der Rücküberſetzung ins Deutſche.) Die Bearbeiter der weite⸗ ren Auflagen des Ploetz ſollten wirklich ihre Uebungs⸗ ſätze überprüfen, ob ſich darunter nicht noch andere be— finden, deren Uebertragung harmloſe Landsleute in Frank⸗ reich in fatale Situationen zu bringen geeignet ſein könnte! g 2(Zur mecklenburgiſchen Verfaſſungsfrage. Ritter⸗ ſchaft wie Landſchaft in Mecklenburg ſcheinen des langen Haders um die Verfaſſung müde zu ſein und nunmehr ernſthaft an Vergleichsverhandlungen heranzutreten. Wie nämlich aus ſicherer Quelle verlautet, iſt die Meldung ausländiſcher Blätter, die Ritterſchaft habe beſchloſſen, die Verfaſſungsvorſchläge abzulehnen, falſch. Die Ver⸗ handlungen werden noch in der nächſten Woche fortge— ſetzt, und man glaubt auf beiden Seiten, durch Ab⸗ änderung bezw. Neueinbringung der Regierungsvorlage zu einer Einigung zu kommen. Die Verhandlungen unter den 18 Herren ſind vertraulich. i g 5 Parlamentariſches. 2 i ? Der Bundesrat beim Grafen Zeppelin. Der an den Bundesrat gerichteten Einladung des Grafen Zeppe⸗ lin zur Beſichtigung des. Friedrichshafen wer⸗ den nach der„Neuen politiſchen Korreſpondenz“ voraus⸗ ſichtlich Folge leiſten die Herren: Staatsſekretär und Staatsminiſter Delbrück, Staatsſekretär Der nb urg und Miniſter der öffentlichen Arbeiten v. Breiten⸗ bach. Der Deputation des Bundesrates, beſtehend aus den Herren: Direktor im Reichsamt des Innern Juſt, großherzoglich oldenburgiſcher Geſandter Wirkl. Geheimer Rat v. Eu cken⸗Adden hauſen, herzoglich ſächſiſcher Miniſterialdirektor Dr. Nebe und herzoglich braun— ſchweigiſcher Geheimer Regierungsrat Boden, wird ſich der königlich rä hſiſche Wi kliche Geh ine Rat Dr. Fiſcher anſchließen. Eu ropäiſches Ausland. Schweden. ? Nach einer halbamtlichen Meldung aus Stockholm i ſchläge zur wie nicht ganz klar hinzugefügt wird, zu dem Schlu ſe gekommen, daß die Vorſchläge die Regierung nicht— Vornahme irgend welcher Schritte veranlaſſen dürften.— Nach den Angaben des ſchwediſchen Miniſteriums des In⸗ nern beträgt die Zahl der Streikenden zur Zeit 255 668, ſie hat ſeit dem 18. d. M. um 23 169 abge⸗ nommen. In Stockholm ſelbſt hat ſich die Zahl der Aus⸗ ſtändigen nur wenig vermindert. Die öffentliche Mei⸗ nung wendet ſich gegen eine Vermittelung der Regie⸗ rung, ſo lange Vertragsbrecher am Streik teilnehmen. Die Ernte wird bei ſchönem Wetter eingebracht. Der Landarbeiterſtreik hat keine Bedeutung zu erlangen ver⸗ mocht. Türkei. * Die Antwortnote der Pforte auf die Kollektivnote der kretiſchen Schutzmächte iſt am Freitag abend dem italieniſchen Botſchafter als dem Doyen übergeben worden. Die Pforte verſichert, ſie habe keine Kriegsabſich⸗ ten gehabt und manche Beweiſe ihrer friedlichen Geſin⸗ nung gegeben. Sie habe von Griechenland Aufklärung verlangen müſſen, weil es Einflüſſe auf Kreta ausgeübt habe. Die beiden Antworten der griechiſchen Regierung hätten zwar dem Verlangen der Pforte nicht ganz ent⸗ ſprochen, ſeien aber als befriedigend erachtet wor⸗ den, weil Griechenland verſichere, ſich auf Kreta nicht mehr einmiſchen zu wollen. Die Pforte dankt dann den Mäch⸗ ten für die Regelung des Fahnenzwiſchenfalls und ſtellt feſt, daß das erzielte Ergebnis die Regelung der Schwie⸗ rigkeiten erleichtern werde, und zwar in der Weiſe, daß die Souveränitätsrechte der Türkei unangetaſtet bleiben. Ueber Mazedonien ſagt die Note, die Pforte ſei berechtigt, in voller Unabhängigkeit von Griechenland die Beach⸗ tung des Vertrages von 1897 zu verlangen, da durch die türkiſche Verfaſſung die durch den Berliner Vertrag vorgeſehenen Reformen überflüſſig geworden ſeien. Griechenland. * Die auch von uns unter Vorbehalt wiedergegebenen Meldungen verſchiedener Blätter von einer bevorſtehenden Abdankung des Königs werden jetzt offiziös de⸗ mentiert. Der Korreſpondent der„Neuen Freien Preſſe“ in Athen wurde nämlich vom Miniſterpräſidenten Rallies ermächtigt, alle Gerüchte, wonach König Georg den Wunſch geäußert haben ſoll, abzudanken, als grundlos zu bezeichnen. Marokko. ? Die Spanier haben es mit einem richtigen Guerilla⸗ kriege zu tun. General Aguilera meldet vom Sokko El⸗Arba, daß er während der Nacht von kleinen feind⸗ lichen Gruppen beſchoſſen wurde, wodurch einige Solda⸗ ten verwundet wurden. Da ſich bei Kap Agua ein größe⸗ rer feindlicher Haufen zeigte, brachen vom dortigen Lager zwei Kolonnen unter Oberſt Larrea auf, um die Feinde anzugreifen. Während vor Melilla noch ziemliche Ruhe herrſcht und alle Welt den entſcheidenden Vorſtoß er⸗ wartet, werden Alhucemas und Penon fortgeſetzt von Mauren beſchoſſen, ohne daß es dieſen aber gelänge, größeren Schaden anzurichten. — * Der gefangene Roghi Bu-Hamara hat auf dem Transport nach Fez mehrere Selbſtmordver⸗ ſuche gemacht, die von ſeinen Wächtern vereitelt wurden. Mulay Hafid iſt vor Freude über die Ge⸗ fangennahme ſeines gefährlichſten Gegners außer ſich. Er verteilt reiche Geſchenke und anſehnliche Pfründen an alle Korporationen, die ihn beglückwünſchen. Große Feſte ſind angeordnet. Die Kanonen donnern unaufhörlich. In der Nähe des Bejad⸗Tores iſt ein hohes Gerüſt mit einem großen Käfig errichtet, in dem der Roghi einge⸗ ſchloſſen werden ſoll. Dieſer traf am Freitag früh in Fez ein, eingeſchloſſen in einem eiſernen Käfig, der auf dem Rücken eines Kamels befeſtigt war. Der Roghi ſchien gefaßt zu ſein und erwiderte die Spottreden der zu⸗ ſammengelaufenen Menge. Der Sultan unterzog ſeinen 5 Gefangenen einem fünf Minuten langen Verhör, worauf len viel gebraucht er ihn im Palais einſchließen ließ. R r en Uebungsbuche der franzöſiſchen — ——— e e Zeppelins Fahrt nach Berlin. Berlin, 29. Auguſt. Während in der Reichshauptſtadt in den geſtrigen Nachmittagsſtunden Millionen von Menſchen der Ankunft des Luftſchiffes entgegenharrten, hatte dieſes wiederum mit einem bedauerlichen Mißgeſchick zu kämpfen. In der Nähe der Nervenheilanſtalt Tannenfeld bei Ronne⸗ burg hatte es einen Propeller nebſt Antriebſcheibe und Welle verloren, und der Motor mußte abgeſtellt werden. Langſam nur konnte die Fortſetzung der Fahrt erfolgen, aber die Nachricht, daß ſchon vor Bitterfeld eine Zwi⸗ ſchenlandung vorgenommen werden müſſe, beſtätigte ſich nicht. Hin und her lawierend, um nicht gegen den Wind fahren zu müſſen, kam man vorwärts, und kurz nach 5 Uhr war Bitterfeld glücklich erreicht, und nun ging die Landung ohne Zwiſchenfall glücklich von ſtatten. Auf und davon! Ueber den Wiederantritt der Fahrt berichtet folgende Meldung: „Bitterfeld, 29. Auguſt, 7 uhr 40 Min. vorm. Es wird fraglich, ob das Luftſchiff infolge des Nebels überhaupt emporſteigen wird. Die Sti m m ung iſt viel gedrückter als geſtern. Die trübe Atmoſphäre beeinflußt auch die Gemüter. Kurz vor 7 Uhr geht eine Bewegung durch die Menge, man ſieht zwar das Schiff nicht, hört aber die Motore ſurren. Geht's los? Eine kurze Spannung, und dann— lacht man. Der Ton kam von einem friſch angekurbelten Auto⸗ mobil. Einige Minuten ſpäter ertönt dasſelbe Geräuſch. Auch diesmal glaubt man, es ſei ein Auto,— da plötzlich iſt das Schiff verſchwunden. Es iſt auf und davon, ſang- und klanglos und ohne daß jemand etwas davon bemerkt hat!„Wo iſt Zeppelin?“ Minute auf Minute verrinnt, bis ſchließlich kein Zweifel mehr möglich iſt an der Tatſache: Graf Zeppelin iſt unterwegs nach Berlin! In Berlin! Der heutige Sonntag vormittag hat nun endlich den erwarteten Beſuch des Grafen Zeppelin mit ſeinem Ballon gebracht. Unter begeiſterten Hurras der Menge, bei ſchönem Wetter und im Beiſein der kaiſerlichen Familie hat er ſeinen Einzug in die Reichshauptſtadt gehalten. Es war gegen 10 Uhr 30 Minuten, als am ſüdweſtlichen Himmel im Dunſt ein ſchmaler gelber Streif erſchien. Ein allgemeines Ah! erſcholl aus den Tauſenden von Kehlen, die auf dem Tempelhofer Felde verſammelt waren. „. 3“ war in Sicht. Zehntauſende von Ferngläſern richten ſich in dieſem Augenblick auf jenen Punkt, der größer und größer wird. Die kaiſerliche Familie, die ſoeben der Einweihung der Garniſonkirche beiwohnte, nahte in Automobilen und ſtiegen in der Kaſerne des Auguſta⸗Regiments ab, um hier den Ballon zu erwarten. Auf dem Kaſernengebäude flog die Kaiſerſtandarte auf, eine Kette von Soldaten hielt die Straße frei. Die kaiſerliche Familie begab ſich in den großen Kaſernen⸗ ſaal und zeigte ſich ab und zu an den Fenſtern. Dann näherte ſich„Z. 3“ dem Tempelhofer Felde. Und nun begann die eigentliche Feſtfahrt.„Z. 3“ rückt näher und näher, der Rieſenleib zittert und ſchimmert in allen Schattierungen. Jetzt ziehen die Maſſen unten die Hüte, man ſchwenkte Taſchentücher, Kinder werden gehoben, ein allgemeines Hurrah! aus hunderttauſenden Kehlen er— ſchallt. Jetzt iſt der Ballon über dem unendlichen Men⸗ ſchenmeer, man hört das Sauſen der Schrauben, ſieht aber deutlich, daß nur drei Schrauben in Bewegung ſind. Wie es heißt, hat Graf Zeppelin auf beſonderen Wunſch des Kaiſers die Reiſe mit nur drei Schrauben angetreten, damit die Berliner nun endlich zu den lang⸗ erwarteten Schauſpiel kommen. Der Anblick des koloſſa⸗ len Ballons, der mit majeſtätiſcher Ruhe dahinfliegt, iſt impoſant; alles jauchzt und ſchreit dem Grafen zu. Man ſieht endlich in der Höhe einen Arm mit einem Taſchentuch aus der Gondel winken, es iſt Graf Zeppelin, der den Berlinern für dieſe Huldigung dankt. Der Ballon fliegt vor die Auguſtakaſerne, in der die kaiſerliche Fa⸗ milie harrt, die dem Luftſchiff lebhaft zuwinkt. Jetzt macht der Ballon noch eine Schleife über das Feld, kehrt noch einmal zurück und ſchickt ſich dann zum Fluge über die Stadt an. Ein brauſendes Hurrah erſchallt, und langſam ſchwebt das Luftſchiff fort. Länger als zwei Stunden kreuzte„Z. 3“ über der Reichs hauptſtadt und ſeinen Vororten. Auf ſeinem Fluge vom Tempelhofer Feld nach dem Norden Berlins, dem Tegeler Schießplatz, führte der Luftkreuzer über der Stadt Berlin eine Reihe intereſſanter Manöver aus. Ueberall wurde das Luftſchiff bei ſeinem Erſcheinen mit ſtürmiſchen Ovationen, Tücherſchwenken und Hurrahrufen begrüßt. Die Dächer waren von dichten Menſchenmaſſen beſetzt; auf den Plätzen und in den Straßen drängten ſich un⸗ überſehbare Maſſen. Es dürfte wohl wenige von den drei Millionen Einwohnern Berlins geben, die am heutigen Tage nicht Gelegenheit gehabt hätten, das Luftſchiff des Grafen Zeppelin zu bewundern. Das Luftſchiff nahm dann ſeinen Weg zum Tegeler Schießplatz, wo es glatt und ſicher landete. Um 2½ Uhr lag es bereits feſt vor Anker. Nach der Verankerung des Luftſchiffes auf dem Te⸗ geler Schießplatze begrüßte der Kaiſer den Gra⸗ [fen Zeppelin. Auch die Kaiſerin und die anderen Mit⸗ glieder der kaiſerlichen Familie hießen den Erfinder herz⸗ lich willkommen. Orville Wright wohnte auf An⸗ regung des Kaiſers mit ſeiner Schweſter Katherine der Landung bei. Nach der Ankunft des Luftſchiffes wurde Orville Wright auch mit dem Grafen Zeppe⸗ Lin bekannt gemacht. An der Spitze der Stadtver⸗ tretung von Berlin hielt der Bürgermeiſter Dr. Reicke eine warm empfundene Anſprache an den Grafen. Kaum hatte er ſeine Worte beendet, da brachte der Kaiſer ein Hoch auf Zeppelin aus. Die Anweſenden ſtimmten begeiſtert ein. Alsdann dann beſichtigte der Kaiſer, während die Kapelle kon⸗ zertierte, die Gondeln und die Art der Verankerung. Vorſichtshalber hielten Mannſchaften des Luftſchiffer⸗ bataillons den Ballon noch am vorderen und hinteren [Ende mit Seilen feſt. Nunmehr begaben ſich die Majeſtäten, die den Gra⸗ fen Zeppelin in ihre Mitte genommen hatten, zum Auto⸗ mobil. Dort ließ der Kaiſer ſeinen Gaſt zuerſt einſteigen und ſetzte ſich darauf links neben ihn. Die Kaiſerin und die Prinzeſſin Viktoria folgten im näch⸗ ſten Automobil. Als die Menge des Grafen anſichtig wurde. war die polizeiliche Abſperrungskette im Nu burchbrochen. Man drängte an den Wagen heran, in welchem der Kaiſer und der Bezwinger der Lüfte ſaßen, und brachte dieſem die größten Ovationen. Der Kaiſer ſaß kerzengerade, freundlich lächelnd, und wies oft mit einer leichten Handbewegung auf ſeinen Gaſt, um anzudeuten, daß Zeppelin der rechtmäßige Empfänger der heutigen Huldigungen ſei. Der Graf hielt die ganze Zeit über die Mütze in der Hand. Oft zuckte es um den neißen Schnurrbart verräteriſch wie von Bewegung und Rührung. Ein ſtolzer Triumph nach einer Periode Enttäuſchungen, als Graf Zeppelin an der Seite Kaiſer Wilhelms in das Königliche Schloß an der Spree ein⸗ zog! Nachdem das kaiſerliche Automobil längſt im Schloßhof verſchwunden war, erneuerten ſich die Ova⸗ tionen des Publikums immer wieder. An der Frühſtückstafel im Schloß nahmen Graf Zeppelin im dunkeln Jackettanzug, wie er vom Luftſchiff kam, ſowie Direktor Colsmann, Oberingenieur Dürr und Oberingenieur Kober teil. Der Kaiſer trank während des Mahles jedem der Herren zu. Nach dem Frühſtück zeigte ſich der Kaiſer wiederholt mit dem Grafen Zeppe⸗ lin am offenen Fenſter. Die im Luſtgarten verſammelte Menge ſang„Die Wacht am Rhein“ und„Deutſchland Deutſchland über alles.“— Graf Zeppelin nahm im Königlichen Schloß Wohnung. Zu Ehren Zeppelins und ſeiner Begleitung, ſowie Orville Wright, fand nach⸗ mittags in den Räumen des Deutſchen Aeroklubs ein Feſtmahl ſtatt. Die Nachricht, daß Graf Zeppelin nach knapp acht⸗ ſtündigem Aufenthalt die Reichs hauptſtadt wieder zu ver⸗ laſſen gedachte, hatte ſich raſch verbreitet. Eine nach vielen Hunderten zählende Menge umſäumte den An- halter Bahnhof, andere ſtürmten die Bahnſteigkartenauto⸗ maten und eilten an den Zug. Nach kurzen Abſchieds⸗ worten fuhr der langerſehnte, endlich gekommene Gaſt wieder fort, um in wenigen Tagen ſein Fahrzeug dem Kaiſer Franz Joſef vorzuführen. Ein neuer Unfall des 8 — Friedrichshafen, 30. Aug. Das Lufiſchiff„Z. 3“, welches heute nacht 11½ Uhr in Berlin wieder aufge⸗ ſtiegen war und den Kurs nach Südweſten genommen hatte, iſt in Buͤlzig bei Wittenberg wegen Defekls niedergegangen. Oberingenieur Dürr verlangte telegraphiſch die Abſendung einiger Mann mit Material. Die Reparatur wird, wie es heißt, etwa zwei Tage in Anſpruch nehmen. Aus Nah und Fern. r. Mörlenbach, 29. Aug. Vom herrlichſten Wetter begänſtigt findet heute das Kir chweihfeſt dahier ſtatt. Der Beſuch von außerhalb iſt ganz enorm. Es ſteht zu hoffen, daß die G.ſchäftsleute auf ihre Rechnung gekommen ſind. r. Mörlenbach, 30 Aug. Ein ſparſamer Patriot ſcheint ein Bürger aus dem Orte Tr. bei Weinheim zu ſein. Der gute Mann lief dieſer Tage nach Weinheim Tal und fragte nach den Koſten der Fahrt nach Fürth. 35 Pfg. war die Antwort; das iſt zu viel, da gehe ich nach Birkenau, ent⸗ gegnete der Biedere. Als er dort angekommen, war der Zug bereits abgefahren. Weiter gings zu Fuß nach Reiſen und hier mußte unſer„Sparer“ auf den folgenden Zug warten; Müde und hungrig kehrte der„Wanderer“ ein wenig ein, bezahlte nachher 25 Pfg. für die Karte von Reiſen ab und um ein Haar hätte er auch noch dieſen Zug verſäumt. Alles um 10 Pfg. Es lebe die Sparſamkeit! — Beusheim, 30. Aug. Dieſer Tage gaben ſich die Lehrer, die vor 50 Jahren aus dem hieſigen Seminar entlaſſen wurden, ein Rendevous. Von den damaligen 15 Abiturienten ſind noch 7 am Leben. Es ſind dies die Herren: Gieles⸗Klein⸗Auheim, Schader⸗Mainz, Wilhelm-Bodenhelm, Schröder Viernheim, Stumpf⸗Wöllſtein, Wieſel ⸗ Mainz und Winkler⸗Ober⸗Flörsheim. Von dieſen 7 Herren ſind nur noch Schader, Schröder und Wilhelm aktiv tätig — Bürſtadt, 26. Aug. Bei der geſtrigen Gemeinde⸗ ratsſitzung, in der es ſich um die vom Kreisamt angeregte Frage eines Berufsbürgermeiſters handelte, wurden 4 Stimmen dafür und 10 dagegen abgegeben. Marktbericht. — Weinheim, 28. Aug. Schwein emarkt. Zugeführt 323 Stück Milchſchweine, verkauft 297 Stück, das Paar zu 23—36 Mark. Läufer zugeführt 1 Paar, verkauft zu 45 Mark. 5 Lokale Nachrichten. Viernheim, 31. Auguſt. LV. Verband der kath. Jugendvereinigungen der Diözeſe Mainz. Nächſten Miuwoch, den 1. September findet um 2 Uhr nachmittags im Konkordialſaal zu Darmſtadt eine Vorſtandsſitzung mit umfangreicher Tagesordnung ſtatt. Die Tagung des Vorſtandes ſoll die Herbſtkonferenz der Praͤſides vorbereiten. — Ein ſtreuger Winter ſoll nach der alten Jäger- regel, daß, wenn das Heidekraut zeitig und ſtark blüht, zu erwarten ſein. So früh wie in dieſem Jahre hat nämlich das Heidekraut noch ſelten in Blüte geſtanden. 8 — Faule Eier. Eine exemplariſche Beſtrafung erhlelt eine im Gewande einer Bäuerin einhergehende Betrügerin namens Sofie Apfel. Bei zahlreichen Leuten in Ludwigshafen, Feudenheim, Viernheim, Neckarau und Großſachſen ver- kaufte ſie„friſche Landeier“ zu 5, 6 und 7 Pfg. das Stück, die ſich bei der Oeffnung als vollſtändig faul und unbrauchbar erwieſen. Bei einer Käuferin, die nicht recht traute, ließ ſie abſichtlich ein gutes Ei auf den Erdboden fallen. Und dieſer Trick half, die Frau kaufte nun, als ſie ſah, daß das ausge⸗ laufene Ei gut war, fand aber ſpäter nicht ein einziges gut. Flickeier werden in den Mannheimer Tierhandlungen zu 1½ bis 2 Pfg. verkauft, die Betrügerin machte alſo ein ſehr gutes Geſchäft. Sie hat ſchon mehr in dieſem Artikel gearbeitet und ſchon alle möglichen Strafen. Auch die Sittenpolizei hatte ſich noch vor der Verhandlung mit ihr zu beſchäftigen. Das Schöffengericht verurtellte ſie zu einer Gefängntsſtrafe von 3 Monaten. Gelogen wie gedruckt kann man mit Recht eine Zeitungsnotiz nennen, die dem Mannheimer General⸗Anzeiger ſeitens ſeines hieſigen k.-Korreſpondenten aufgetiſcht wunde. Dieſe Notiz lautet: k. Viernheim, 26. Aug. Tabaks wirft auch hier ihre Schatten voraus. Arbeiter und Arbeiterinnen der hieſigen fabriken haben bereits ihre Kündigung erhalten. Ein Teil arbeitet nur noch wenige Stunden des Tages. Beſonders gefährdet iſt die Exiſtenz der kleineren und mittleren Betriebe, die durch die neuen Steuern viel härter ge⸗ troffen werden, als die größeren und kapitalkräftigen. Auch die Preiſe für Rohtabak ſcheinen in dieſem Jahre noch beſonders ſchlecht zu werden. Die tabakbauenden Landwirte ſehen deshalb der Zukunft nicht gerade zuverſichtlich entgegen. Auf unſere diesbezüglichen Anfragen in drei hieſigen Zigarrenfabriken wird uns nun zur Antwort, daß dieſen von Kündigungen nicht nur nichts bekannt iſt, ſondern daß auch die Betriebe mit ſämtlichen Arbeitern mit regelmäßiger Arbeitszeit nach wie vor aufrecht erhalten werden. Ferner wird uns mitgeteilt, daß ein Kleinbetrieb ſich in aufſteigender Entwickelung wenigſtens zum Mittelbetriebe befindet. Wenn weiter die Preiſe für den Rohtabak dieſes Jahr wirklich ſchlechter aus⸗ fallen(das iſt jedoch durchaus noch nicht ſicher), ſo wäre auf keinen Fall die Steuerbelaſtung daran ſchuld, ſondern die in dieſem Jahre dem Tabak äußerſt ungünſtige Witterung, dle das Wachstum desſelben verhinderte. In quantitativer Hinſicht wrde es dieſes Jahr auch nur einen halben Ertrag geben, wenn wir von einer Steuerbelaſtung des Tabaks nichts wüßten. Die Leſer ſehen alſo, was von dem ganzen leichtfertigen Ge⸗ flunker des Kk.-Korreſpondenten zu halten iſt. n. Süddeutſches Gaſtſpiel⸗Euſemble. Am Mittwoch, den 1. September wartet des theaterllebenden Publikums ein beſonderer Kunſtgenuß. Zum Ehrenabend von Fräulein Margarethe Kappenmacher und dem Regiſſeur Herrn Karl Schmitz kommt das entzückende Luſtſpiel„die berühmte Frau“ von Kadelburg und Schönthan zur Aufführung. Wer kennt nicht das humorvolle Gedicht unſeres Dichterheros Schiller, der gleich der flotten Schwankfirma dieſes reizvolle Thema in demſelben behandelt und mit demſelben eine feine Blüte lachender Poeſie in die Fülle ſeiner erhabenen Werke gepflegt hat. Seinen erhöhten Reiz erhält der Abend durch die nochmalige Mitwirkung von Frau Ilſe Schmitz, die wir bereits als äußerſt ſympathiſche Darſtellerin in„Großſtadtluft“ kennen lernten, umſomehr als die Gaſtin, um dem Abend ein köheres Relief zu geben, ſich entſchloſſen hat, zwei entzückende Con certlieder zu fingen. Wir werden alſo an dieſem Abend Frau Ilſe Schmitz auch als Sängerin— ihre eigentliche Domäne— kennen und jedenfalls ſchätzen lernen. Daß den beiden Bent fizlanten ein volles Haus zu wünſchen iſt, ſteht wohl außer Frage. Haben ſich dieſelben doch bereits dle allſeitige Sympathie in ihren verſchiedenen Rollen erworben. § Zur Bierverteuerung. Eine anſcheinend von ſozialdemokratiſcher Seite am Sonntag im Saale des Gaſt⸗ hauſes„Zur alten Pfalz“ einberufene„große zöffentliche Volks- und Proteſt-Verſammlung gegen die bevorſtehende Bierverteue⸗ rung“ war, wie man uns mitteilt, in der Hauptſache nur von Angehörigen der ſoz.-dem. Partei und auch von dieſen nur ganz ſchwach beſucht. Einen praktiſchen Erfolg hatte die Ver⸗ ſammlung infolgedeſſen nicht. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim Bekanntmachung. Betr. Das Auftreten der Blatternerkrankungen unter fremd⸗ länd iſchen Arbeitern. Nach§ 1 der Polizel⸗Verordnung obigen Betreffs vom 30. Dezember 1908 iſt der Zuzug fremdländiſcher Arbeiter vor deren Ankunft der Bürgermeiſterel des Beſchäftigungs⸗ ortes anzuzeigen. War dies unmöglich, dann hat die Anzeige über die An kunft der Arbeiter ſofort, ſpäteſtens aber binnen 24 Stunden nach ihrem Eintreffen bei uns zu geſcheh en. Wir machen die in Betracht kommenden Arbeitgeber unſerer Gemeinde beſonders hierauf aufmerkſam und bemerken hierbei, daß Verletzungen der ihnen hiernach obliegenden Ver- pflichtungen mit Geldſtrafe von 1— 30 Mark beſtraft werden. Freitag, den 3. September l. Js., vormittags 10 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier: 1. berſchiedene Allmendgrundſtücke auf die Dauer der Ge · nußzeit in Pacht und 2. der Dung im gemeinheitl. Faſelſtall an die Meiſtbietenden verſteigert. Viernheim, den 31. Auguſt 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. im Gasthaus Theater æum Karpfen. Süddeutsches Gastspiel Ensemble. Direktion: Hedwig Kappenmacher. Mittwoch, den l. September 1909 Benefiz für Fräulein Margarethe Kappenmacher und Herrn Regisseur Karl Schmitz. ll. u. letætes Gastspiel v. Frau Ilse Schmitz, Berlin Die berühmte Frau Lustspiel in 3 Akten v. G. Kadelburg u. F. v. Schönthan Ottilie Friedland: Frau lise Schmitz a. G. Im 3. Akt Konzerteinlagen: Haideròöslein 5 5 Franz Schubert Der Z eisig 5 5 M. v. Wittich Gesungen von Frau Opernsängerin Ilse Schmitz. Preise der Plätze: Sperrsitz 1 Mk.— 1. Pla tz 80 Pfg., 2. Platz 50 Pfg.,— 3. Platz 30 Pfg. 1 Kassenöffnung 8 Uhr. Anfang F präcis 8½ Uhr. Zu zahlreichem Besuche ladet höflichst ein Die Direktion. Die neue Steuerbelaſtung des Zahlreiche Tabak⸗ — 1 Danksagung. 1 Zurückgekehrt vom Grabe unſeres lieben, nun in 8 Gott ruhenden Sohnes, Bruders und d Schwager N Johannes Faltermaun ſagen wir für die uns bewieſene herzliche Anteilnahme an dem uns betroffenen herben Verluſte, ferner für die große Kranz⸗ und Blumenſpende und die überaus dahlreiche Begleitung zur letzten Ruheſtätte unſeren tiefacfühlten Dank. Recht herzl. Dank dem Herrn Jak. Gentner-Waldhof für ſeine opferwillige Hilfeleiſtung bei dem Unglücks⸗ fall; ferner der Marian. Jünglings-Sodalität, dem Turn⸗Verein Viernheim, dem Fußballklub, Viktoria“ ſowie der Firma Wilhelm Rothermel und den Mit⸗ arbeitern für die dem teueren Verſtorbenen gew idmeten “Kranzſpenden und erwirſenen letzten Ehrenbezeugungen. Viernheim, den 30. Auguſt 1909. Die tieftrauernd Hinterbliebenen. Doi 2 1 Kreis⸗Obſtbanuverein Schpenhein. (Ortsgruppe Viernheim.) Der Verein beabſichtigt in dieſem Herbſt wieder einen gemeinſamen Bezug von Obſtbaͤumen zu veranſtalten. Es können Hochſtämme und Spalier bezogen werden und zwar: Aepfel, Birnen, Zwetſchen, Mirabellen, Pfirſiſche, Kirſchen, je in den verſchiedenſten Sorten. Anmeldungen zum Bezuge können in den nächſten Tagen bei Herrn Lehrer Sattig ſowie bei Herrn Gutspächter Reinhard gemacht werden. Billige aber noch gute getragene Kleider, neue und getragene Schuhe, voll- ständige Küchen- Einrichtungen, 2 Sofas, I 2tür. 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