nig bu br Ge, kmaßi de. ige t, ſönurden. achwenar. ae Shah ahn ene dich. Nun abe burn en den Scplenber 20 ler U pf, Sac rtl und fut gegen hielt die bung ab. g. Lelder gegen halb che von 8 zungen zu. enemarkt zun Preise Mernheim — Viernhei Vieruheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienſtags, Donnerſtags u. Jamſtag⸗ mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. mer Amtsblatt der Groſherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Derbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Telephon-⸗Ruf 20. eig Viernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 105. Nachklänge von Katholikentage. Das gewaltige Schauſpiel, das in dieſen Tagen in Breslau vor den Augen der Welt ſich abgeſpielt hat, hat in ſeinem mächtig imponierenden Verlauf alle Erwartungen übertroffen, abgeſehen von den Erwartungen der Gegner, die der beſtimmten Meinung waren, daß der diesjährige Katholikentag hinter den früheren weit zurückbleiben werde. Im Stillen mag auch bei dem einen oder anderen im eigenen Lager dieſe Befürchtung aufgeſtiegen ſein. Das in ſeinen Wirkungen auf alle Welt erſchütternde, gewaltig imponierende, Ereignis des Euchariſtiſchen Kon⸗ greſſes und auf der anderen Seite die weite Entfernung des im fernen Oſten liegenden Breslau, konnten aller- dings als Grund dafür gelten. Aber es kam anders; die Befürchtungen der Gegner ſind gründlich in Er— füllung gegangen, trotz der„Glanzleiſtung“ des Ver⸗ botes der polniſchen Sprache, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der kläglich verunglückten Demonſtrations⸗ verſuche, trotz des ungaſtlichen Verhaltens des Breslauer Magiſtrats. Das iſt natürlich verſchiedenen Blättern gegneriſchen Kouleurs empfindlich auf die Nerven geſchlagen, und ſie ſuchen jetzt in Ermangelung von tatſächlichen Argumen— ten, durch direkte Entſtellung der Tatſachen das erhabene Schauſpiel in Breslau als verunglückt darzuſtellen. Der Aerger über die enttäuſchten Erwartungen iſt eben zu groß, als daß man ihn zurückhalten könnte, und deshalb kramt man die„alte Kiſte“ wieder aus. Man ſpricht vom Katholikentag als„Zentrumstag“, der dies⸗ mal„zweiter Ordnung“ geweſen ſein ſoll, von der„Un⸗ erſättlichkeit des Ultramontanismus“, von der„Auf⸗ peitſchung und Zuſammenhaltung der Maſſen durch die Suggeſtion“, von der„Unwahrhaftigkeit und Doppel⸗ züngigkeit“, die auch auf dieſer„Zentrumsparade“ wie⸗ der zum Vorſchein gekommen ſei. Wir würden uns tatſächlich etwas vergeben, wenn wir auf dieſe Ergüſſe näher eingehen wollten. Was niedrig iſt, braucht nicht niedriger gehängt zu werden. Zudem würde auf den ſtillen, beglückenden Frieden, der auch diesmal wieder in die Herzen eingekehrt iſt, ein tiefer Schatten fallen, wollten wir in dieſem Augen⸗ blicke den hingeworfenen Fehdehandſchuh aufnehmen. Nur auf eines möchten wir kurz antworten: Ein Berliner bündleriſches Hetzblatt ſtellt den Katholikentag als einen „Klagetag“ hin, indem es u. a. ſchreibt: „Der Katholikentag iſt ſtets ein Klagetag, war es immer und wird es immer ſein, und wenn Chidher der Ewigjunge nach fünfzig Jahren desſelben Weges gefahren kommt und wiederum einen Katholikentag an⸗ trifft, wird er auf ihm ſicher dieſelben Klagen über Unterdrückung der Kirche, über Zurückſetzung der Ka⸗ tholiken, Beeinträchtigung der Rechte katholiſcher Bür— ger zu hören bekommen, die er vor 100 Jahren auch Zelbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 2(Nachdruck verboten.) „Was Du zuſammenredeſt!“ rief Etta aufſpringend.„Man wird nicht klug. Beſuch im Schloß? Da kann man doch'mal geputzte Meuſchen ſehen und feine Pariſer Toiletten! Komm nur, ich habe lange genug in die Sonne geſtarrt.“ Er blieb neben ihr, als ſie ſich zur Heimkehr entſchloß. Er hatte auch das herabgefallene Buch aufgehoben und es unter den Arm geſteckt. Es gehörte ihm. Friedel ſchaute Etta im Gehen ernſthaft ins Geſicht. „Sei gut zu Deiner Mutter!“ bat er treuherzig. Als die jungen Leute ſich dem Dorf näherten, bemerkten ſie unter einem Obſtbaum eine Frau, die ſcharf nach ihnen auslugte. „Komm raſch! Deine Mutter wartet ſchon“, ſagte Friedel und ſchritt ſchneller aus. Etta beeilte ſich nicht. Sie pflückte am Wege einen Gras halm und ſchlenderte hinterdrein. Frau von Kroſin sky ſtemmte die Arme in die Hüften und betrachtete nachdenklich die Herankommenden. Die Dame konnte Anſpruch auf Originalität machen. Klein und zierlich von Geſtalt, erhielt ſie durch die übergroße Magerkeit ihres Körpers etwas Schlotterndes in allen ihren Bewegungen. Das Geſicht mußte einſt ſchön geweſen ſein, jetzt hatte es der Kummer gefurcht. Die großen, mächtigen Augen blickten ein wenig ſchen, und um den Mund zuckte es zuweilen wie ſchwer bekämpfter Haß oder aufſteigende Bitternis. Das kunſtlos und unvorteilhaft aufgeſteckte Haar war dunkel und von Silber— fiden durchzogen. Die ſchmale, edelgeformte Naſe reckte ſich ein bißchen hochmütig in die Luft. Frau von Kroſinsky trug halb bäuerliche, halb ſtädtiſche Kleidung. Dienſtag, den 7. September 1909. ſchon hätte hören können. Solange eben nicht der letzte katholiſche Prieſter den letzten Menſchen katholiſch getauft hat, iſt dieſe Welt ein Jammertal, und des⸗ gleichen, ſolange nicht das mittelalterliche Ideal der völligen Beugung des Staates unter die Kirche erfüllt iſt. Und ſelbſt wenn das Schwert des Staates nur als eine ihm vom Stellvertreter Gottes auf Erden verliehene Gewalt allein im Dienſt und Auftrag der geiſtlichen Gewalt auf Ruf und Widerruf geführt würde, würde wahrſcheinlich das Klagen auch nicht aufhören.“ Wer die Berichte über den Breslauer Katholikentag aufmerkſam verfolgt hat und ſich dann ein objektives Bild machen will, der kommt denn doch zu einem ganz anderen Reſultat. Die Rieſenarbeit, die auf dem Katholikentage geleiſtet worden iſt, war im weſentlichen eine Arbeit zum Zwecke der ſozialen Verſöhnung, der konfeſſionellen Duldſamkeit und der öffentlichen und ſtaatlichen Anerkennung derjenigen Rechte, die den Ka⸗ tholiken allein ſchon vom Standpunkte des„gleichen Rechts für alle“ zuſtehen. Und was das letztere an⸗ geht, ſo waren die Klagen, die da allerdings tatſächlich laut wurden, nur zu berechtigt. Die Frage der„Pari⸗ tät“ iſt eben ein recht trauriges Kapitel, auf das immer wieder nachdrücklich hinzuweiſen leider nur zu not⸗ wendig iſt, wollten wir uns nicht der Gefahr ausſetzen, auch die uns noch gebliebenen Rechte zu verlieren. Wie weit es mit der paritätiſchen Behandlung der Katholiken her iſt, dürften übrigens die Blätter, die das Klagen darüber eigentümlich finden, bei ehrlicher Prüfung ſelbſt erfahren. All die anderen Unterſtellungen vom„Macht⸗ hunger des Ultramontanismus“ uſw. werden ſelbſt von ehrlich urteilenden Gegnern heute nicht mehr ernſt ge⸗ nommen. Darauf verſtehen ſich nur noch Leute, deren Auffaſſung von der katholiſchen Kirche durch keinerlei Sachkenntnis getrübt iſt, oder die wider beſſeres Wiſſen zur Verfolgung gewiſſer Ziele dieſe unehrliche Taktik anwenden. 7 In einem Punkte jedoch haben unſere Gegner recht. In der Begründung der zu Unrecht aufgeſtellten Be⸗ hauptung, der diesmalige Katholikentag ſei ein Tag zweiter Ordnung geweſen, heißt es nämlich: „Es wäre falſch, die Gründe dieſes Rückganges anderswo als in der Wahl des Tagungsortes und ähnlichen äußeren Gründen zu ſuchen;— die ultra⸗ montane Hochflut iſt nicht im Abebben, ſondern im Steigen begriffen, ünd die Breslauer Tagung ſprach es auch deutlich aus, daß man wieder die Zeit für gekommen hält, neue Ernte in die Tenne zu führen.“ Streichen wir hier die Unrichtigkeit, die in dem Worte„Rückgang“ liegt, und erſetzen wir die abge⸗ droſchene Phraſe vom Ultramontanismus durch den Aus⸗ druck, der hierhin gehört, dann treffen dieſe Ausführun⸗ gen den Nagel auf den Kopf. Gottlob ſteht heute die innere Einheit und Einigkeit der katholiſchen Kirche Dennoch verleugnete ſich in der ganzen Erſcheinung der glänzender denn je da, durch die es verbürgt iſt, daß neue 25. Jahrgang. Ernte in die Tenne geführt wird, eine andere allerg dings, als die Gegner ſie ſich vorſtellen, eine Ernteß deren wohltätige Segnungen dieſe ſelbſt, wenn ſie ſie einmal verſpüren, zu würdigen wiſſen werden— wenn der Haß ihnen nicht jedes ruhige Urteilen genommen hat. Und trotz der beabſichtigten Ironie, die in den Worten der„Täglichen Rundſchau“ liegen ſoll, ſagt ſie tatſächlich die Wahrheit, wenn ſie ſchreibt:„Die Nicht⸗ zentrumsleute brauchten nur die Friedenswünſche des Breslauer Katholikentages prompt zu erfüllen, ſo wäre der Friede bis zum Auasburger Tage ziemlich geſichert.“ 9 Die Welfenfrage. Der alldeutſche Verband hat ſoeben in dem Aus⸗ flugsort Schandau der ſächſiſchen Schweiz ſeinen Jahres⸗ tag abgehalten. Die dort gepflogenen Beratungen haben wiederum den Eindruck beſtätigt, daß wir von einer inne⸗ ren oder äußeren Verwickelung in die andere ſtürzen wür⸗ den, wenn dieſe„unentwegten“ Herren das Heft in die Hand bekommen würden. Ueberall da, wo die Regierung nicht tut, was in die friedenſtörende Richtung der All⸗ deutſchen hineinpaßt, wird ſie bitter angegriffen; ſo in der Frage der Eingeborenen-Politik in den Kolo⸗ nien, die man wegen der Anerkennung der Eingeborenen⸗ rechte durch die Kolonialverwaltung„ſchwächlich und ge⸗ fährlich“ nennt; ſo in der Dänenfrage, in der man von der Regierung ein noch ſchärferes Vorgehen gegen die Anhänger Dänemarks auf deutſchem Boden verlangt; ſo in der elſaß⸗lothringiſchen Frage, in der man, da die jetzige Regierung alle irgendwie vertretbaren Wünſche auch der äußerſten Richtung erfüllt hat, ſich auf perſönliche Angriffe gegen den Chef der Reichsver⸗ waltung in Straßburg beſchränkt; ſo in der Welfen⸗ frage, in der die dauernde Enteignung der Cumber⸗ länder Herrſcherfamilie verlangt wurde. Die Welfenfrage bildete den Kern der Verhand⸗ lungen. Man hat nämlich endlich eine„Löſung“ ge⸗ funden. Aus tiefſter Seele empörte man ſich darüber, daß der neue Regent, der als Präſident des Flottenver⸗ eins weiteren Kreiſen bekannte Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, eine Verſöhnungspolitik eingeſchlagen hat, indem er ſich als„nur Platzhalter“ bezeichnet und die Aufnahme der Fürbitte für das Herrſcherhaus in das Kirchengebet zugelaſſen oder vielleicht angeordnet hat. Die Welfen werden als die gefährlichſten Feinde des Deutſchtums hingeſtellt, ihrem erſten Führer und der breiten Maſſe der Welzen werden rückſichtsloſeſte perſön⸗ liche Beleidigungen entgegengeſchleudert, und dann wird kategoriſch eine„baldige Löſung“ der Welfenfrage oder in dieſer Verbindung der braunſchweigiſchen Frage verlangt. Freilich: eine neue Dynaſtie will man nicht errich⸗ ten, auch keine ſolche preußiſcher Abſtammung; aber die Cumberländer will man natürlich erſt recht nicht. Man will, und das iſt ein neuer, beſonders gefährlicher Gedanke, ein Reichsland aus Braunſchweig machen. vielleicht fünfund vierzigjährigen Frau nicht eine gewiſſe Eleganz, die verriet, daß ſie einſt beſſere Tage geſehen hatte. Frau von Kroſinsky konnte von ſchweren Schickſalen ſprechen. Sie war als junges Mädchen ihrem Vater, einem reichen Fabrikanten, davongelaufen, um die Frau eines ſchönen, vor⸗ nehmen Polen zu werden, deſſen Charaktereigenſchaften ihre Eltern der Partie abgeneigt gemacht hatten. Dieſer übereilten Verbindung fehlte ſpäter der Segen der Eltern nicht, doch die leichte Lebensauffaſſung Fedors von Kroſinsky brachte ſehr oft Unfrieden in die junge Ehe. Der flotte Kavalier liebte die Arbeit nicht ſonderlich. Er beſaß mehrere Güter, die bei ſorgfältiger Kultur einen großen Ertrag hätten abwerfen können, die aber bei der liederlichen Wirtſchaft, welche Kroſinsky darauf einreißen ließ, nach und nach überſchuldet wurden. Was nütte es, daß der Schwiegervater Kroſinsky immer wieder ſeine Hilfe lieh? Der Ruin des Hanſes war bei der Verſchwendungsſucht des ſchönen Polen nicht aufzuhalten. Es konnte nur als ein Unglück betrachtet werden, daß Frau von Kroſinskys Eltern kurz hintereinander wegſtarben. So kam auch dieſes Erbe in Kroſinskys Hände, und ſie verſtreuten es in alle Winde. Von fünf Kindern waren dem Ehepaar nur die beiden jüngſten geblieben, Michael und Henrietta. Michael hing der Leichtſinn des Vaters an. Herr von Kroſinsky freute ſich der tollen Streiche ſeines Knaben und leiſtete ihnen Vorſchub. Als die Mißwirtſchaft den höchſten Grad erreicht hatte, als ein Gut Kroſinskys nach dem andern unter den Hammer kam, da floh der gewiſſenloſe Gatte und Vater nach Amerika und ließ die Seinen in Not und Elend zurück. Frau von Kroſinsky rettete durch die ihr vom Schickſal auf⸗ gezwungene Energie aus dem allgemeinen Zuſammenbruch den armſeligen Bauernhof, den ſie jetzt noch bewohnte und mühſam genug behauptete. Sie war eine Bäuerin geworden, um ihr und ihrer Kinder Leben friſten zu können.— Hier in Welchersburg hatte ſie niemand in ihrer Glanzzeit gekannt. Dieſes kleine ——-¼-:ê-¼-—. ſä—ũ— p. ᷣ.—— Eigentum war von Kroſiusky ſtets nur„das Hundeloch“ genannt worden. 5 Frau von Kroſinsky hing ihre ſeidenen Kleider in den Schrank, zog Bauernröcke an und griff mit friſchem Mut zu Dreſchflegel und Heugabel. g Sie hatte ja Kinder, die erzogen ſein wollten. Michael kam ins Inſtitut. Er lernte ſchlecht und brauchte viel Geld. Das ging ſo einige Jahre fort, bis er kränkelte. Die Mutter holte ihn heim. Es zeigten ſich bei ihm die Symptome der Schwindſucht, und trotz ſorgfältigſter Pflege ſtarb er nach ein paar Jahren. Frau von Kroſinsky hatte den Sohn über alle Maßen geliebt. Er war das getreue Abbild ihres Gatten geweſen. Und was ſie nach Michaels Tode noch an Zärtlichkeit beſaß, das gab ſie ihrer Toter nn Mit ſtürmiſcher Liebkoſung umarmte jetzt das Mädchen die Mutter. „Mama, nicht böſe ſein!“ rief ſie ſchmeichelnd. Sie umhalſte nochmals die Mutter und küßte ſie herzlich.„Sieh, es war ſo ſchön in der Sonne, und helfen läßt Du Dir ja doch nicht von mir, das weiß ich.“ Friedel ſchaute nachdenklich auf Mutter und Tochter, die ſich noch umſchlungen hielten. „Sie hat doch ein Goldherz!“ dachte er.„Es fehlt nur die richtige Erziehung. Frau von Kroſinsky iſt eben zu vernarrt in das Mädchen.... Freilich, ich würde es ja kaum anders machen. Hart arbeiten und mich plagen für einen Blick meiner Etta“. Etta ſchwatzte indeſſen allerhand zärtlichen Unſinn und ſchob endlich ihren Arm in den der Mutter. Sie drehte Friedel lachend eine Naſe. „Etſch! Du haſt das Nachſehen“, rief ſie ihm noch zu. „Trollen Sie ſich heim, Herr Mal-Profeſſor, wir brauchen Sie nicht!“ (Fortſetzuna folgt.) ——— — Eine Einverleibung Braunſchweigs in Preußen zu for⸗ dern, wagt man nicht mehr. Die ſüd- und mitteldeutſchen Anhänger der alldeutſchen Idee würden dagegen unter Umſtänden bedenklichen Einſpruch erheben. Aber die er⸗ ſtrebte Stärkung der Zentralidee erzielt man ja auch durch die Errichtung eines Reichslandes; denn wenn der Kaiſer Herrſcher in Braunſchweig iſt, dann wird dort doch ſelbſtverſtändlich ebenſo wie in Elſaß⸗Lothringen eine vom preußiſchen Geiſte durchtränkte Politik getrieben werden; denn dann würde Preußen doch auch über die braun— ſchweigiſche Stimme im Bundesrat verfügen. Da das Ideal der Alldeutſchen ein deutſcher Einheitsſtaat unter Beſeitigung der Einzelſtaaten iſt, wäre das ein erſter ſehr wichtiger Schritt auf dieſem Wege. In Thüringen, wo das Kleinſtaatenweſen allerdings vielfach eigenartige Blü— ten zeigt. und wegen der hohen Aufwendung für die Herr- ſcherfamilien ſehr hohe Steuern nötig macht, hatte man ja vor einigen Jahren nationalliberalerſeits eine kräftige Agitation für die Abfindung einer größeren Zahl von Fürſten in die Wege geleitet. Das alles ſind zielbewußte Schritte auf dem Wege zur Erſtarkung der Zentralgewalt im Reiche, an der die Bewohner, beſonders der kleineren Einzelſtaaten, gar kein Intereſſe haben. Ueber allen dieſen Erwägungen aber ſteht die Rechts⸗ frage. Der Cumberländer Kronanwärter von Braun⸗ ſchweig hat den Beſtand des deutſchen Reiches ohne Ein— ſchränkung anerkannt. Trotzdem läßt man ihn ein⸗ fach nicht zur Erbfolge zu. Die Alldeutſchen billigen das natürlich, wohl geleitet von jenen Rechtsanſchauun⸗ gen, durch die Bülow ſeinerzeit im Reichstage den Abge— ordneten Bebel zu dem Zurute veranlaßte:„Den Satz werden wir uns merken.“ Jeder wahre Monarchiſt, dem die Frage der monarchiſchen Idee nicht bloß eine Frage der jeweiligen Macht iſt, der das Recht des Königtums auch dann noch anerkennt, wenn einem Herrſcherhauſe die Macht entglitten iſt, kann ſich mit Phraſen, wie der Hin⸗ weis auf die„hiſtoriſche Entwickelung“ eine bildet, nicht zufrieden geben. Für ihn gibt es nur das Recht, und dieſes iſt in dieſem Falle zweifellos auf Seiten des Cum⸗ berländer Kronanwärters für Braunſchweig. Der deutſche Kaiſer hat durch die verſöhnende Maß⸗ nahme des jetzigen Regenten offenbar den Weg zum Frie⸗ den und zur Thronbeſteigung eines der jüngeren Cumber⸗ länder in Braunſchweig bahnen wollen. Es iſt kaum an⸗ zunehmen, daß er ſich durch die Rede der Alldeutſchen von dieſer Abſicht abbringen laſſen wird. Noch immer keine Entſcheidung? * Der Kampf der Spanier gegen die Kabylen in Nordmarokko zieht ſich bedenklich in die Länge. Nicht allein iſt keine Rede mehr von entſcheidendem Vorgehen der Spanier gegen die aufrühreriſchen Kabylen, die Kabylen ſelber greifen an: L— Madrid, 5. Septbr. Wie amtlich bekannt ge⸗ geben wird, wurde General Aauileia, der ſich geſtern zur Unterſtützung des Detachements in Cabo del Agua und zur Beobachtung des Feindes mit einer halben Brigade von Suk el Arba nach Mulay Ali Scherif be⸗ geben hatte, auf dem Rückmarſch von Rifleuten angegriffen. Die ſpaniſchen Truppen ſetzten ihren Marſch fort, indem ſie das feindliche Feuer lebhaft erwiderten. Die Feinde ließen erſt einen Kilometer vom Lager von den Angriffen ab und wurden von Ver— ſtärkungen, die aus dem Lager ausrückten, zurückge⸗ worfen. Die Spanier hatten vier Verwundete. Daß man auf Seiten der Marokkaner durchaus nicht geſonnen iſt, lich ſo ohne weiteres niederwerfen zu laſſen, zeigen auch allerlei ungünſtige Meldungen aus Alhu⸗ cemas: — Alhucemas, 4. Septbr. Das feindliche Gewehr— und Geſchützfeuer dauerte den ganzen Vormittag an und erreichte um 11 Uhr eine ganz beſondere Heftig⸗ keit. Die Kreuzer„Numancia“ und„Botterico“ er⸗ widerten das Feuer. Eine von der„Numancia“ ge⸗ ſchleppte Schaluppe wurde leicht beſchädigt. Amtlich wird von Spaniens Hauptſtadt Madrid aus wieder eine Ankündigung einer entſcheiden⸗ den Tat ausgegeben, des Inhalts: Nachdem die Spa- nier Punta Quiviana und das Heiligtum Sidi Ibrahim beſetzt haben, dürfte der Vorſtoß der ſpaniſchen Truppen in den nächſten Tagen erfolgen. Um Zeluan ziehen die Kabylen anſehnliche Streitkräfte zuſammen.— Nach dieſen neueſten unangenehmen Zwiſchenfällen wird man von dieſem„Vorſtoß“ aber wohl kaum großen Vorteil für die Spanier zu erwarten haben. In dem unweg⸗ ſamen Gelände kann der Krieg noch Monate dauern. Politiſche Rundſchau. — Der Kaiſer wohnte am Samstag den Manövern der Hochſeeflotte bei. —(Polizeipräſident v. Stubenrauch 7. Der Polizei⸗ präſident von Berlin, Ernſt v. Stubenrauch, iſt am Samstag früh 2 Uhr in Schierke im Harz geſtorben. 10 Der Fehlbetrag im Reichshaushalt für das Jahr 1908 mit 122 Millionen Mark iſt auffallend hoch. Das Defizit würde noch größer ſein, wenn die Summen, die nach der Verfaſſung als Matrikularbeiträge den Einzel⸗ ſtaaten zufallen, tatſächlich auch von ihnen gezahlt wer⸗ den müßten. Wie eine Berliner Korreſpondenz berech- net, beläuft ſich das Soll der Matrikularbei⸗ träge für 1908 auf nicht weniger als 346 Millionen Mark. Ihnen ſtehen an Ueberweiſungsſteuer 197,4 Mil⸗ lionen Mark gegenüber, ſo daß ſich alſo ein weiterer Fehlbetrag im Reichsbudget von 148,6 Millionen Mark ergibt. Das geſamte Reichsdefizit beläuft ſich demnach auf nicht weniger als über 270 Millionen Mark. Ziebt man auch die 24 Millionen für die nicht zur Ausführung gebrachte Schuldentilgung ab, ſo bleibt für 1908 immer noch ein Geſamtfehlbetrag im Reiche von 246 Millionen Mark. Die Einzelſtaaten werden ja diesmal nicht die Differenz zwiſchen Matrikularbeiträgen und Ueber⸗ weiſungsſteuern zu zahlen brauchen, weil nach dem neue⸗ ſten Finanzgeſetz ein ſehr erheblicher Teil der Matrikular⸗ beiträge geſtundet und durch den Etat für 1910 auf An⸗ leihe übernommen wird. Aber wie auch immer nach den neueſten Anordnungen ſich das finanzielle Verhältnis des Reiches zu den Einzelſtaaten für 1908 regelt, feſt ſteht, daß der Geſamtfehlbetrag des Reiches für 1908 nicht 122 Millionen Mark, ſondern mindeſtens das Dop⸗ pelte ausmacht.— Das ſind ja nette Ausſichten. ;: Wiedereinſtellung entlaſſener Reſerviſten bei der Bahnverwaltung. Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten hat neuerdings wieder Veranlaſſung genommen, die preu⸗ ßiſch⸗heſſiſchen Direktionen der Staatsbahnen auf die be⸗ reits beſtehenden älteren Beſtimmungen betreffend die Wiedereinſtellung entlaſſener Reſerviſten (ehemalige Eiſenbahner) hinzuweiſen. Hiernach ſollen be⸗ reits einige Zeit vor der Reſerviſtenentlaſſung freige- wordene Stellen nicht gleich wieder beſetzt, ſondern es ſoll auf den Wiedereintritt der Reſerviſten Rückſicht ge⸗ nommen werden. Außerdem ſoll ein an einzelnen Stel⸗ len etwa beſtehender Ueberfluß an ſolchen Arbeitskräften mit Hilfe der neuerrichteten Arbeitsausgleichsſtellen auf diejenigen Stellen verteilt werden, wo Bedarf vorliegt. Nach Möglichkeit ſollen die Reſerviſten ſogleich nach ihrer Entlaſſung, und zwar an ihren alten Stationsorten, be⸗ ſchäftigt werden. Geſuche um Wiederaufnahme ſind von den Betreffenden baldigſt an ihre alte Dienſtſtelle zu richten. )( Spazierfahrt der deutſchen Stimmrechtsfrauen. Der„Deutſche Verband für Frauenſtimmrecht“ beruft ſeine dritte Generalverſammlung für die Tage vom 23. bis 26. Oktober nach München ein. Eine„Demonſtra⸗ tionsfahrt“ von Schwabing bis zum alten Rathauſe iſt für den Sonntag vormittag(24. Oktober) vorgeſehen und hat bereits die polizeiliche Erlaubnis erhalten. ) Vom Bierkrieg. Die Bewegung gegen die Bier⸗ verteuerung macht im Weſten wie im Oſten des deutſchen Reiches immer größere Fortſchritte. In Trier proteſtierte eine unter freiem Himmel abgehaltene, zahlreich beſuchte Verſammlung, an der hauptſächlich Arbeiter teilnahmen, gegen die Erhöhung des Bierpreiſes. Es wurde eine Reſo⸗ lution angenommen, in der ſich die Verſammelten ver⸗ pflichten, ſich ſo lange des Biergenuſſes zu enthalten, bis der Bierpreis wieder angemeſſen ermäßigt iſt. Auch in Görlitz fand eine Proteſtverſammlung gegen die Bier⸗ und Milchverteuerung ſtatt, die von mehr als 2500 Per⸗ ſonen aller Stände beſucht war. Die Verſammlung be⸗ ſchloß, jede Verteuerung des Biers und der Milch zurück⸗ zuweiſen. i Schweden. 8 * Der Generalſtæeik ſteht vor dem Abſchluß. Auf die Anregung des ſtaatlichen Vertrauenmannes Ce⸗ derborg hat die Streikleitung beſchloſſen, die Arbeit am 6. September auf allen Gebieten wieder aufzunehmen, ausgenommen bei den Mitgliedern des Svenska Arbets⸗ gifvarefoereningen(Schwediſcher Arbeitgeberverein). Die Arbeitgebervereine, bei denen ein Sympathieſtreik ſtatt⸗ gefunden hat, wollen ihre Arbeiter, wenn möglich, wieder einſtellen. Da der Generalſtreik auf dieſe Weiſe be⸗ ſeitigt iſt, bleibt nur noch der Konflikt zwiſchen dem Svenska Arbetsgifvarefoereningen und ſeinen Arbeitern übrig. Die Streikleitung hat den ſtaatlichen Vertrauens⸗ mann gefragt, ob unter dieſen veränderten Verhältniſſen eine Vermittelung der Regierung zu erwarten ſei. Cederborg antwortete, er habe die feſte Ueberzeugung, daß die Regierung die Vermittelung übernehmen wolle, wenn der Konflikt auf die von Anfang an ſtreitenden Parteien, nämlich auf den genannten Arbeitgeberverein und ſeine Arbeiter beſchränkt werde. Frankreich. „ Das franzöſiſche lenkbare Luftſchiff„Republique“ iſt bei einer Probefahrt verun glückt. Nach einer län⸗ geren Fahrt, bei der die Motore verſagten, näherte der Ballon ſich bei dem Orte Precy dem Erdboden, als plötzlich ein Birnbaum ihm den Weg verſperrte. Das Vorderteil des Luftſchiffes drang mit großer Wucht in die Zweige und wurde beſchädigt. Als die Ballonhülle, welche wegen des Gasverluſtes ihre Straffheit eingebüßt hatte, ſich in Falten legte, traf der Führer des Luft⸗ ſchiffes, Hauptmann Bois, alle Vorkehrungen, um den Ballon zu verankern. Da aber die Seitenflügel zertrüm⸗ mert waren, mußte der Hauptmann den Befehl erteilen, den Ballon zu entleeren. Die Reparatur wird einige Tage in Anſpruch nehmen. Rußland. : Eine Bahn über den Kaukaſus iſt der neueſte Plan der ruſſiſchen Regierung. Das Miniſterkabinett hat ſich nämlich im Prinzip für den Bau einer Eiſenbahn quer über den Hauptrücken des Kaukaſus ausgeſprochen. Der Bau ſoll nach dem vorläufigen Anſchlag einen Koſtenauf⸗ wand von 60 Millionen Rubel erfordern. Es iſt beab⸗ ſichtigt, ein Jahrzehnt hindurch jährlich 6 Millionen Rubel ins Budget des Verkehrsminiſteriums einzuſtellen. Die Linie wird bei einer Länge von 180 Kilometern 21 Kilo⸗ meter Tunnels aufweiſen.— Alſo trotz der verzweifelten wirtſchaftlichen Lage hat man in Rußland den Mut, ſich an derartige Proiekte berarzemachen! * Die Pforte bereitet gegenwärtig eine Note an die Mächte vor, in der die Forderungen bezüglich Kretas nach folgenden Punkten redigiert werden ſollen: 1. Kreta wird eine autonome tributpflichtige Provinz der Türkei unter der Oberhoheit des Sultans. 2. Suda⸗ bai wird eine Flotten⸗ und Militärſtation für das tür⸗ kiſche Reich. 3. Zum Gouverneur ſoll auf Vorſchlag der Mächte ein Verwaltungsbeamter vom Sultan er⸗ nannt werdne. 4. Das neue Verfaſſungsſtatut für die Inſel unterliegt der Zuſtimmung einer neu zu wählenden kretenſiſchen Nationalverſammlung. 5. Die Inſel ſoll der türkiſchen Regierung einen Jahrestribut von mindeſtens 1 Pfund Sterling türkiſch entrichten. 6. Die Inſel gehört vollpolitiſch zum türkiſchen Reich und darf keine internationalen Verträge abſchließen. 7. Die Inſel darf außer der organiſierten Gendarmerie kein Heer unterhalten. 8. Die Mohammedaner der Inſel haben gleiche Rechte wie die Chriſten. 9. Das Schulweſen beider Konfeſſionen wird aus öffentlichen Mitteln unterhalten. 10. Die Mohammedaner der Inſel ſtehen unter der Juris⸗ diktion des heiligen Islam, die Chriſten unter dem ökume⸗ niſchen Patriarchat. * Der„Daily Telegraph“ meldet aus Konſtantinopel Gerüchte von folgenſchweren Ereigniſſen in Oberalbanien. Es verlautet, daß die Garniſonen angeſichts der inneren Lage Griechenlands erheblich ver⸗ ſtärkt worden ſind, weil die Türkei befürchtet, ſie könnte durch die Verhältniſſe gezwungen werden, den Krieg zu erklären. 5 Griechenland.„„ * Die Gerüchte über Abdankungsabſichten König Georgs von Griechenland wollen nicht verſtummen. Der König habe, ſo wird neuerdings in Rom erzählt, vor einigen Tagen tatſächlich zu dem diplomati⸗ ſchen Vertreter einer Großmacht geſaat, er beabſichtige r 5. 7 — 8 abzudanken. Der Diplomat habe die Worte des Königs einem Kollegen mitgeteilt, und die auswärti⸗ gen Regierungen ſeien davon unterrichtet worden. Maß⸗ gebende italieniſche Kreiſe würden die Abdankung des Königs, auf dem wegen ſeiner verwandtſchaftlichen Be⸗ ziehungen zu den regierenden Häuſern Englands, Ruß⸗ lands und Deutſchlands das ganze diplomatiſche Preſtige des kleinen Griechenlands ruhe, für ein größeres Un— glück halten als die Niederlagen des Jahres 1897. Amerika. Mexiko. * Aus der Umgebung des Präſidenten Taft verlautet, daß man dort der Bewegung in Mexiko keineswegs die Bedeutung einer Revolution beimißt. Der Präſident ſowohl wie ſeine Berater ſind feſt davon über⸗ zeugt, daß ſolange der gegenwärtige mexikaniſche Präſi⸗ dent Porfirio Diaz die Macht in Händen hat, eine Re⸗ volution keinerlei Ausſichten auf Erfolg hat. Die Aus⸗ länder in Mexiko haben, wie von der gleichen Stelle betont wird, den Wunſch, Porfirio Diaz ſo lange ſeinem Amte erhalten zu ſehen, wie es ſeine phyſiſchen Kräfte nur erlauben. Von General Reyes, der von einer Gruppe mexikaniſcher Politiker als Präſidentſchaftskandidat auf den Schild gehoben worden iſt, glaubt man, daß er höch⸗ ſtens für den Poſten des Vizepräſidenten in Betracht kommt, wenn man auch zugibt, daß er den Ehrgeiz hat, auf den höchſten von ſeinem Lande zu vergebenden Poſten zu gelangen.„ Aſten. 8 China. 1 : Zwiſchen Japan und China iſt ein Abkommen zu ſtande gekommen, das offenbar den Zweck hat, Rußland allmählich bei Seite zu ſchieben. In dieſem Ueberein⸗ kommen erkennt Japan den Tumenfluß als Grenze zwi⸗ ſchen Korea und der Mandſchurei an, Japan räumt Chen⸗ tao binnen zwei Monaten. Ueber die Weiterführung der Kirinbahn wird eine Vereinbarung getroffen werden. Es ſollen Beamte ernannt werden um die Grenzen der Berg⸗ werksbezirke von Fuſchan und Jenati feſtzulegen. Soziales. Zur Frage der Kaufmanns⸗Gerichte nahm der in München tagende„Verband deutſcher Hand⸗ lungsgehilfen“(Leipziger Verband) eine Reſolution an, die die Vorteile der Kaufmannsgerichte auch den Be— wohnern größerer Ortſchaften zugänglich machen ſoll. Es werden darin Bezirks-Kaufmannsgerichte gefordert. Weiter wird die Ausdehnung der Zuſtändigkeit dieſer Ge⸗ richte auf Schadenerſatzklagen, wegen unwahrer Aus⸗ künfte, ferner auf Handlungsgehilfen ohne Unterſchied des Gehalts, endlich auf Angeſtellte von Verſicherungs⸗ Geſellſchaften verlangt. + Gegen die Reichsverſicherung nahm die Ge⸗ neralverſammlung der deutſchen Baugewerks-Berufsge⸗ noſſenſchaft eine Reſolution an, in der die geplanten Reichsverſicherungsämter für überflüſſig erklärt wurden. Weiter wird darin die Einſchränkung der Selbſtverwal⸗ tung der Berufsgenoſſenſchaften zurückgewieſen, während man gegen die geplante Einſchränkung der Selbſtverwal⸗ tung der von Arbeitern verwalteten Krankenkaſſen nichts einzuwenden hatte. — Eine Erweiterung des Berufes der Frauen als Apothekerinnen ſtrebt der Verein zur Wahrung der wirt⸗ ſchaftlichen Intereſſen deutſcher Apotheker an. Der diesjährige Verbandstag, den der Verein in Berlin abhält, wird ſich mit dieſer Frage eingehend beſchäftigen. Die Apotheker wünſchen, daß auch ſolche Frauen bedingungs⸗ weiſe in öffentlichen Apotheken als Laborantinnen be⸗ ſchäftigt werden dürfen, welche zwar die zum Eintritt in die Apothekerlaufbahn erfor' erliche Schulbildung nicht beſitzen, die indeſſen eine ähnliche Prüfung wie die Apo⸗ thekenſchweſtern der Krankenanſtalten abgelegt haben. Dieſen Laborantinnen ſoll ferner auch die Berechtigung zuerkannt werden, den Betriebsvorſtand einer Apotheke ſtundenweiſe zu vertreten. Aus Stadt und Land. ** Sturmkataſtrophe in Sizilien. Die Stadt Scordia bei Catania iſt durch den Wirbelſturm größtenteils zerſtört worden. Heftige Regengüſſe, Donner und Blitz begleite⸗ ten den Sturm. Die Kirche und viele Privathäuſer ſind eingeſtürzt. Beſonders arg wüteten die Elemente in dem Stadtteil Santa Maria, in dem die meiſten Dächer abge— tragen, die Häuſer in ihren Fundamenten ſehr beſchädigt, zahlreiche Perſonen getötet und verletzt wurden. Der Bevölkerung hat ſich paniſcher Schrecken bemächtigt, der die Rettungsarbeiten ſehr erſchwert. Aus den Trümmern wurden bisher etwa acht Tote und hundert Ver⸗ wundete geborgen. Von letzteren ſchweben fünfzehn in Lebensgefahr. Der Schaden wird vorläufig auf meh⸗ rere hunderttauſend Lire geſchätzt. a *Der Parſevalballon unternahm am Freitag eine größere Fahrt. Er kam nachmittags um 3.30 Uhr mit insgeſamt neun Gondelinſaſſen von Frankfurt in ruhiger Fahrt in Sicht von Wiesbaden. Er überflog die Wies⸗ badener Ausſtellung, manöverierte dann in geringer Höhe eine halbe Stunde über der Stadt, um ſchließlich auf dem Exerzierplatz zu landen. Die Landung erfolgte um 4.10 Uhr und ging glatt von ſtatten. Stadt⸗ und Mili⸗ tärbehörden waren zum Empfange erſchienen. Die Köni⸗ ginwitwe Margherita von Italien kam im Automobil zur Landungsſtelle, empfing den Führer des Luftſchiffes, Oberleutnant von Stelling, und unterhielt ſich längere Zeit mit ihm. Eine Einladung zur Mitfahrt ſchlug ſie lachend aus. Um 4.50 Uhr ſtieg das Luftſchiff wieder auf. ** Die Strafe des Tierquälers. Vor einigen Tagen hatte in München der ſechsjährige Sohn eines Krämers eine Anzahl Fliegen gefangen und ihnen die Flügel aus⸗ geriſſen. Er hatte die Tiere dann mit Spiritus über⸗ goſſen und angezündet. Beim Nachſchütten explodierte der Spiritus, und die Flamme ergriff die Kleider des Knaben. Nach mehrtägigen Qualen iſt der Knabe nun mehr geſtorben.. ** Das Glaubensbekenntnis des Meckleuburgers. In einer Sitzung des Altonaer Schöffengerichts wurde ein als Zeuge vernommener 73 jähriger Mann nach ſeiner Reli⸗ gion gefragt. Zuerſt ſchien er die Frage nicht zu ver⸗ ſtehen, und erſt als der Vorſitzende fragte, ob er Chriſt, Mohammedaner oder Asraelit ſei. rief er?„Kawobl. ich S ee 22— S 2 val nichts mn als t wirt⸗ 0 Ver tordia erſtůrt leite⸗ ſind u dem 330 Hohe . auf um Mili⸗ Koni ingerk ſchlug füſchiff ſuchung mit unzweifelbafter Sicherheit, daß er es war. bin ein Chriſt!“ Auf die weitere Frage, welchem chrtſt⸗ lichen Glaubensbekenntnis er angehörte, meinte er treu⸗ herzig:„Ick bün Mecklenborger!“ Raubmörder Hackradt noch einer weiteren Mordtat verdächtig. Man glaubt jetzt annehmen zu dürfen, daß der endlich gefaßte Mörder der Frau Rudolphi, Max Hackradt, auch den Raubmord des Milchhändlers Pränke guf dem Gewifſen bat. Wie erinnerlich. wurde Pränke in der Nacht zum 24. September 1908 mit zertrümmertem Schädel in ſeinem Bette als Leiche aufgefunden. Es iſt feſtgeſtellt, daß Hackradt und Pränke freundſchaftlich ver⸗ kehrt haben. Der Mord an Pränke iſt in ähnlicher Weiſe verübt wie der an Frau Rudolphi. Ein neuer Schwindel. Die Polizeidirektion in München veröffentlicht folgende intereſſante Warnung: Es kommt häufig vor, daß Finder von Wertgegenſtänden ihren Fund zwar im Inſeratenteil einer Tageszeitung be⸗ kannt geben, aber verſäumen, Anzeige bei der Polizeibe⸗ hörde zu erſtatten. Das machte ſich in der letzten Zeit ein Schwindlerpaar zu nutze, das folgendermaßen arbeitet: Auf das Inſerat hin begibt ſich zunächſt der eine in die Wohnung des Finders, gibt an, einen Gegenſtand, auf den das Inſerat paßt, verloren zu haben, gibt auf Verlangen auch eine Beſchreibung des angeblich verlorenen Gegen⸗ ſtandes und entfernt ſich wieder, wenn er nicht zufällig das Richtige errät. Im Laufe der Unterhaltung ſucht er vom Finder die richtige Beſchreibung zu erfahren, dieſe teilt er ſeinem Genoſſen mit, der etwas ſpäter den Finder aufſucht und von dieſem ohne Mühe den Wertgegenſtand erlangt. Kommt dann der wirkliche Verlierer, dann hat er das Nachſehen. So wurde in der letzten Zeit eine Obſt⸗ händlerstochter um ihr Täſchchen mit 11 Mark 75 Pf. und ein Lehrer aus Berlin um ſeinen Geldbeutel mit 89 Mark Inhalt gebracht. Im zuletzt erwähnten Falle zahlte der„großmütige“ Schwindler 10 Mark Finderlohn. Es wird vor dieſen Betrügern— meiſt ein Mann und eine Frau— gewarnt und gleichzeitig darauf hingewieſen, daß die Verſäumung der Anzeige bei der Polizeibehörde, falls es ſich um Gegenſtände von mehr als 3 Mark Wert handelt, nicht nur den Anſpruch auf Finderlohn beſeitigt, ſondern dem Finder unter Umſtänden auch eine zivil⸗ und ſtrafrechtliche Haftung zuziehen kann. ** Selbſtmord einer Schülerin. Die 13 jährige Elſe Kayſer, welche die Schule in Meerane(Sachſen) beſucht und wegen eines geringfügigen Fehlers vom Lehrer mit einem Verweis beſtraft worden war, beging Selbſtmord, indem ſie ſich gleich nach dem Verlaſſen der Schule vor einen einfahrenden Perſonenzug warf. Das Mädchen wurde ſchrecklich verſtümmelt von ihren Angehörigen auf⸗ gefunden und ſtarb kurz nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus. In einem an die Eltern gerichteten Brief ſchreibt das Mädchen, es könne die ihm zu teil gewordene Kränkung nicht überleben und gehe deshalb in den Tod. * Ein Meſſerſtecher in London hält wieder die Frauen und Kinder in Aufregung. Sein erſtes Opfer iſt ein drei⸗ jähriger Knabe, der mit einer lebensgefährlichen Stich⸗ wunde in der Magengegend auf einer einſamen Straße in Paddington(Weſt⸗London) aufgefunden wurde. Der Zuſtand des Kindes machte es unmöglich, etwas über den Täter zu ermitteln. * Gegenſeitige Rettung in den Bergen. Eine wackere Rettungstat hat der Bergſteiger Lutz aus Untergrainau bei einer Zugſpitzbeſteigung ausgeführt. Er ging mit drei Münchener Herren, als er von einer voraufkletternden Geſellſchaft von ſechs Herren plötzlich einen abſtürzen ſah. Raſch ſtellte ſich der Führer in Poſitur und fing den ſich Ueberſchlagenden, einen Münchener Mediziner, auf. Dieſer hatte bei dem Abſturz nur leichte Abſchürfungen, der Bergführer jedoch, durch die Gewalt des Aufpralls, erhebliche Verletzungen erlitten. Jetzt half der Geret⸗ tete, indem er ihm einen kunſtgerechten Verband anlegte und ihn zu Tal bringen ließ. *Der Nordpolentdecker Dr. Cook teilte einem In⸗ terviewer in Skagen mit, daß er mit ſeiner erfolgreichen Expedition von Grönland zunächſt nach Weſten, dann nach Norden vorwärts gegangen ſei. Bei der Abreiſe von Grönland hätten ihn zehn Eskimos begleitet, die er paarweiſe habe umkehren laſſen, ſo daß zuletzt nur noch zwei Eskimos bei ihm geweſen ſeien. Am 21. April 7 Uhr morgens habe er den Nordpol erreicht, wie er mittags 12 Uhr durch Meſſungen feſtgeſtellt habe. Schon in den letzten vierzehn Tagen vor der Erreichung des Nordpols und acht Tage nachher habe er Meſſungen vor⸗ genommen. Er habe am Nordpol Land gefunden. Die Meerestiefe habe er nicht gemeſſen, da ihm die nötigen Inſtrumente gefehlt hätten. Die niedrigſte Temperatur während der ganzen Reiſe habe 83 Grad Fahrenheit be⸗ tragen. Am Nordpol habe er die amerikaniſche Flagge aufgepflanzt. Den Erfolg ſeiner Reiſe ſchreibt er dem Umſtande zu, daß er völlig als Eskimo gelebt habe. Die Expedition habe ungeheure Leiden und Entbehrungen durchgemacht. Die Reiſe zum Nordpol habe drei Monate, die Rückreiſe neun Monate in Anſpruch genommen. ** Unwetter in Mexiko. Durch neuere verheerende Ueberſchwemmungen ſind in Tula 200 Häuſer wegge⸗ ſchwemmt worden. Viele Menſchen ſind dabei umge⸗ kommen. Im Diſtrikte Zamora traten infolge eines Wolkenbruchs die Flüſſe über ihre Ufer und unterwuſchen an verſchiedenen Stellen die Haupt⸗ und Nebenlinien der Eiſenbahn. * Ueberſchwemmungen auf Java. Der Gouverneur von Indien meldete dem Kolonialminiſter, daß die Stadt Loemadjang in der Reſidenzſchaft Probolingo auf Java durch eine Ueberſchwemmung ſchwer heimgeſucht worden iſt. Die Zahl der Toten wird auf fünfhundert geſchätzt. Viele Häuſer ſind zerſtört. Der der Ernte und dem Vieh⸗ beſtand zugefügte Schaden iſt ſehr groß. Bedeutende Vor⸗ Fäte von Lebensmitteln ſind vernichtet worden. Mehrere Brücken wurden fortgeriſſen; die Eiſenbahn Loemagjang Pariſian iſt zerſtört. Ihre Wiederherſtellung dürfte ſechs Monate in Anſpruch nehmen. Unter der Bevölkerung iſt eine Panik ausgebrochen. Die Regierung hat die not⸗ wendigen Maßnahmen getroffen. Heldentaten der Irredentiſten. In Trient iſt ein kühner Bankraub verübt worden. Der Banca Cooperativa wurden 370 000 Kronen geſtohlen, und es darf als ſicher angenommen werden, daß die Irredentiſtenpartei an dem Bankraub unmittelbar beteiligt iſt. In den Wohnungen der verhafteten Beamten, die der Teilnahme dringend ver⸗ dächtig ſind, fand man Briefſchaften politiſchen Charak⸗ ters. Einer der Verhafteten war vor zwei Jahren bei dem Angriff auf die deutſchen Turner beteiligt und ver⸗ letzte damals den Prof. Edgar Meyer durch Stockhiebe der in einer der letzten Nächte alle katſertichen Doppel⸗ adler mit Schmutz und Teer beſudelte. Alle Verhafteten ſind als fanatiſche Irredentiſten bekannt. * Um auf dem Grabe ſeines eigenen Beines eine rote Roſe niederzulegen, iſt in Lenox(Maſſachuſetts) nach alter Gewohnheit der penſionierte Major der nordameri⸗ kaniſchen Bundesarmee, George Tate, der jetzt als Steuer beamter in Newyork beſchäftigt iſt, auch in dieſem Jahre zum Jahrestag der Schlacht am Gettysberg gereiſt, wo ſein ihm im Kampfe abgeſchoſſenes Bein auf dem Schlacht⸗ felde unter einem Denkſtein begraben liegt. Bis jetzt hat der Major Tate die heilige Pelicht noch in keinem Jahre verſäumt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In München erſchoß ein Fabrikarbeiter ſeine Haus⸗ meiſterin, weil ſie ihm die Wohnung gekündigt hatte. Der Mörder iſt entflohen. Die Schneidemühle von Gerſon u. Sohn in Stolp (Pommern) brannte bis auf die Umfaſſungsmauern nieder. In Kaſſel iſt ein erhebliches Nachlaſſen des Typhus zu bemerken. Es ſind in den letzten Tagen nur ſieben neue Fälle zur Anmeldung gekommen. Der 50 000 Mitglieder ſtarke Verband beutſcher Eiſen⸗ bahnhandwerker und ⸗arbeiter, der ſogenannte Molzoche⸗ Verband, hat ſeinen Sitz von Trier nach Berlin verlegt. In einem Roſtocker Vorortviertel iſt Typhus ausgebrochen; bisher wurden 33 Erkrankungen infolge Genuſſes typhöſer Milch gemeldet. In einem Kaſſeler Hotel brachte ſich am Sams⸗ tag ein Regierungsbaumeiſter aus Gießen, deſſen Perſo⸗ nalien noch nicht ermittelt werden konnten, mit einem Revolver zwei lebensgefährliche Schüſſe bei. Die Stadt Bonita in Honduras ſteht in Flammen. Sie iſt bereits faſt vollkommen zerſtört. 1 Lokale Nachrichten. Viernheim, 7. September. 9 Wettfliegen. Der hleſige Brieftauben- Verein „Heimatliebe“ veranſtaltet kommenden Sonntag ein Wettfliegen. Die Brieftauben werden in Darmſtadt aufgelaſſen. Wir wüͤnſchen guten Erfolg! Volksverein für das kathol. Deutſchland. Den Mitgliedern zur gefl. Nachricht, daß die heutige Monats⸗ Verſammlung ausfällt. *Die Vereinsgaben des Borromäus-Vereins ſind angekommen und können im Pfarrhaus ſofort abgeholt werden. In Leutershauſen findet am nächſten Mittwoch der letzte der diesjährigen Wallfahrstage ſtatt. Der hochw. Herr Pater Emmanuel aus dem Kapuzinerkloſter in Mainz wird an dieſem Tage morgens und nachmittags predigen. — Zum Fenerviſitator für die Gemeinden Heppen beim, Kirſchhauſen, Erbach, Sonderbach, Wald-Erlenbach, Mittershauſen— Scheuerberg, Mitlechtern, Igelsbach, Lauten- Weſchnitz, Hambach, Ober-Laudenbach, Gorxheim mit Kunzen- bach, Unterflockenbach mit Eichelberg und Tröſel wurde Herr Maurermeiſter Joh. Ph. Herſchel 1. dahier ſeitens Großh. Kreisamts Heppenheim ernannt und verpflichtet. * Das Theater im„Karpfen“ war am Sonntag nachmittag und abend ausverkauft. Dieſelbe Anziehungskraft, die am Nachmittage„Max und Moritz“ auf die kleine Welt ausübte, konnte am Abend bei der Aufführung„Die Regiments⸗ tochter“ ſeitens der erwachſenen Theaterbeſucher konſtatiert werden. Je länger das Süddeutſche Theater-Enſemble hler gaſtiert, deſto mehr Freunde erwirbt ſich dasſelbe. Wir konnen es uns wohl verſagen, auf die Darſtellung der einzelnen Rollen näher einzugehen. Ueber die Wieder gabe derſelben herrſcht nur eine Stimme des Lobes.— Am Mittwoch iſt Benefiz-Abend für die verdiente Frau Direktor Kappenmacher und Herrn Martin Kappenmacher. Es bedarf wohl nur dieſes Hinweiſes, um am Mittwoch den Theaterſaal im „Karpfen“ zu füllen. — In verſchiedenen auswärtigen Zeitungen leſen wir folgende Notiz: Viernheim, 1. Sept. Zur Abwendung von Arbeiter⸗ entlaſſungen traf die Tabakarbeltergenoſſenſchaft zu Hocken⸗ heim die Einrichtung, die Arbeiter ſchichtweiſe auf je 14 Tage von der Arbeit aus zuſchließen. Die Arbeiter, welche belſpielsweiſe heute zur Entlaſſung kommen, treten demge- mäß nach Ablauf von 14 Tagen wieder in die Arbeit eln. An ihrer Stelle muß dann eine andere Schicht 14 Tage ausſetzen und ſo immer abwechſelnd, bis die Fabrik wieder voll beſchäftigt iſt. Dieſe Einrichtung erfolgte im vollen Einverſtändnis mit den Arbeitern. Was die Tabakarbeitergenoſſenſchaft zu Hockenheim in Viernheim zu ſuchen hat, bleibt wohl das Geheimnis eines zeilenhungrigen Reporters. Wir wollen aber den Zeitungen, welche die Notiz zum Abdruck brachten mitteilen, daß letztere Bafin if ſoweit ſie ſich auf Viernheim beziehen ſoll, einfach nſinn iſt. Aus Nah und Fern. — Birkenau, 4. Sept. Geſtern wurde dem 12 jährigen Volksſchüler Adolf Hoffmann unter Glas und Rahmen und der eigenhändigen Uaterſchrift des Großherzogs eine Anerkennungsurkunde für Rettung von Menſchenleben durch Herrn Kreisrat von Hahn im Auftrage ſeiner Koͤnigl. Hohelt des Großherzogs überreicht. Ferner wurde noch Herrn Pfarrer Sulzbach eine Geldprämtie eingehändigt, wofür dem judendlichen Lebensretter am Tage ſeiner erſten hl. Kom⸗ munion am nächſten weißen Sonntage eine ſilberne Taſchenuhr uͤbergeben werden ſoll. Bekanntlich hat der ſo Beſchenkte am 4. Juni d. J. den 7 Jahre alten Nik. Geiß vor dem Tode des Ertrinkens in der Weſchnltz gerettet. — Biblis, 4. Sept. Die Gurkenernte beendet, bedeutend früher als ſonſt. Der Ertrag war in dieſem Jahre ſo gering, daß auch burch die überaus hohen Preiſe— im Durchſchnitt wurde das dreifache bezahlt— der Einnahmeausfall nicht gedeckt wird. Infolge deſſen iſt all- gemein von der beabſichtigten Vergrößerung der Gurkenanlagen iſt nahezu auf den Kopf. Bei einem der Verhafteten ergab die Haus⸗ Abſtand genommen worden. — Groß-Gerau, 4. Sept. Im Bierkrug kapitullert haben die hieflgen Gaſtwirte. Von 32 Wirten, die man in hieſiger Gemeinde zählt, verkaufen jetzt 30 das Bier wieder zum alten Preiſe. — Mainz, 4. Sept. Da die hieſigen Brauereien die Bierpreisermäßigung ablehnten, boſchloß eine von mehreren tauſend Perſonen beſuchte ſozlaldemokratiſche Verſammlung, den Bierkonſum einzuſchränken bis eine Ermaͤßigung eintritt.— Alſo erſt rät die ſozialdemokratiſche Preſſe den Wirten das Bier zu verteuern und bezuͤgliche Plakate in ihren Wirtſchaften auszuhängen und wenn jene dieſen„volks freundlichen“ Rat befolgen, daun werden ſie von der gleichen Partei boy⸗ kottilert! Wirklich eine nette Geſellſchaft! — Seligenſtadt, 4. Sept. Der Stadtvorſtand be- ſchloß in ſeiner jüngſten öffentlichen Sitzung, die von den Krankenkaſſen beantragte Errichtung einer Ortskrankenkaſſe. — Schwetzingen, 4. Sept. Tot im Bette aufge- funden wurde der in den 40er Jahren ſtehende verwitwete Bierbrauer Auguſt Ringhof. Als man den Toten umkleldete, fand man eine Schußwunde in der Herzgegend. Nach längerem Suchen entdeckte man auch den Revolber, der in der Schublade des Nachtſchränkchens lag. Der Verlebte hatte dem⸗ nach noch die Kraft, als er den Schuß auf ſich abgegeben hatte, die Waffe in den Schieber zu legen und dieſen zu⸗ zumachen. — Pforzheim, 3. Sept. Die ſtrelkeuden Maurer hielten geſtern eine Verſammlung ab. In geheimer Ab- ſtimmung erklärte ſich ble größte Mehrheit für die Fortſetzung des Streikes, der nun 21 Wochen dauert. Marktbericht. — Weinheim, 4. Sept. Schweinemarkt. Milch- ſchweine zugeführt 284 Stück, verkauft alle, das Paar zu 20—32 Mark. Für die Redaktion ver antwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim r— 2 0 nimmt der Absatz zu in Ideal- Seife u. Seifenpulver „ ff erstklassige Fabrikate von höchstem Feugehant u. Reinig · ungswert, seit die 8 ler der Einwic kelpapiere schon von 25 Pfund an Wertvolle Geschenke erhalten, Aoht goldene u. silberne Uhren, Ketten, Pelzwaren und viele andere schöne Haushalt. Luxusgegenstände. 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War dies unmöglich, dann hat die Anzeige über die Ankunft der Arbeiter ſofort, ſpäteſtens aber binnen 24 Stunden nach ihrem Eintreffen bei uns zu geſchehen. Wir machen die in Betracht kommenden Arbeitgeber unſerer Gemeinde beſonders hierauf aufmerkſam und bemerken hierbei, daß Verletzungen der ihnen hiernach obliegenden Ver- pflichtungen mit Geldſtrafe von 1—30 Mark beſtraft werden. Betr.: Anſtellung von Feldſchützen in der Gemeinde Viernheim. Die Stelle eines Feldſchützen der Gemeinde Viern⸗ heim iſt erledigt und neu zu beſetzen. Geeignete Bewerber wollen ſich bis längſtens 15. d. Mts, vormittags 9 Uhr ſchriftlich bei uns melden. Das Anliefern von zirka 60 Zentner Hafer für das gemeinheitliche Fafelvieh ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben werden. Offerten können unter Vorlage von Muſtern bis längſtens Mittwoch, den 15. d. Mts., nachmittags 6 Uhr bei der unterzeichneten Behörde eingereicht werden. Viernheim, den 6. September 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Kühlwein. Turn- Verein Viernheim. Lokal:„Deutſcher Kaiſer“. Tountag, den 12. September, von nachmittags 3 Uhr ab Großes Garten-Feſt im Schulhof. Ausföhrliches Programm nächſte Nummer. Der Vorſtand. Oehmdgrasverſteigerung. Das Gräfl. v. Berckheim'ſche Reutamt Wein⸗ heim verſteigert das Oemdgras, wie folgt: nom Hofgut Neutzen lache bei Viernheim am Freitag, 10. Sept., mittags 2 Uhr in der Lache; von der Frieſenheimer Inſel am Montag, 13. September vormittags gleich nach der Verſteigerung des Gr. Domänenamts im„Karpfen“ in Sandhofen; vom Hemsbacher Schloßgut Dienſtag, 14. Sept., vorm. 9 Uhr im Schützenhaus an der neuen Weſchnitz bei Hüttenfeld. Die ſämtlichen Loſe des bisherigen Ernſt'ſchen Pachtguts werden mitverſteigert. Bei Barzahlung des Hemsbacher Futters Rabatt. 2 Ohmetgras⸗ Verſteigerung in loco Rennhof findet Freitag, den 10. d. Mts. vormittags halb 11 Uhr unter den bekannten Bedingungen ſtatt. Reunhof, den 6. September 1909. Prinzessin Alfred v. Löwenstein'sche Cutsver waltung. Grummetgras⸗Verſteigerung von circa 900 Morgen Wieſen. Am Montag, den 13. und Dienſtag, den 14. September l. J. wird das. von den zu dem Freiherrlich von Heyl'ſchen Hofgut Hütteufeld Seehof gehörigen Wieſen öffentlich verſteigert. Zuſammenkunft: je vormittags 9½ Uhr in der Verſteigerungs halle. Worms a. Rh., 3 September 1909. Freiherrl. v. Heyl zu Herrnsheim'sche Verwaltung. — ——— S ——