att das heim u ut ghändler e Ver⸗ . Vol⸗ 1 Diernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Dienags, Dennerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Tragerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Saeed 20. hiernheimer Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeiger Viernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Lürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Sweites Wa Wochenrundſ chau. b Der Kaiſer hat ſich nach Beendigung der Flotten⸗ manöver, die bedeutſame Veränderungen in den höchſten Kommandoſtellen im Gefolge hatten, von Kiel aus nach Stuttgart zur Eröffnung der Kaiſermanöver begeben, die dieſes Jahr im Süden unſeres Vaterlandes ſtattfinden. Von dort begab er ſich, einer Einladung des Kaiſers Franz Joſef folgend, nach Mähren, um an den Kaiſer⸗ manövern der Donaumonarchie teilzunehmen. Inzwiſchen nimmt ein anderer Krieg im Frieden, der Bierkrieg, im Oſten wie im Weſten immer erbittertere Formen an. Wem der endgiltige Sieg beſchieden, muß die Zukunft lehren. Die Reichstagsmitglieder, die, wenn auch ungewollt, dieſen Krieg heraufbeſchworen haben, beteiligten ſich im Verein mit dem Bundesrate 9 51 zahlreich an verſchiedenen Aufſtiegen, die der trotz des Unfalls mit eigener Kraft nach Friedrichshafen heimgekehrte„Zeppelin 3“ über dem Bodenſee unternahm. In Oeſterreich⸗Ungarn haben die Konferenzen zwiſchen dem Miniſterpräſidenten Bienerth und den Führern der verſchiedenen Parteien begonnen, die dazu beitragen ſollen, den feſtgefahrenen böhmiſzen Landtag wieder flott zu machen. Ausſicht auf irgend welchen greifbaren Erfolg dieſer Konferenzen iſt allerdings kaum vorhanden, zumal die chriſtlich⸗ſoziale Partei mit Recht über die lärmenden deutſchfeindlichen Kundgebungen der letzten Zeit aufge⸗ bracht iſt und den deutſchen Charakter Niederöſterreichs nachdrücklich gewahrt wiſſen will. Die ſchwediſche Lage klärt ſich nach und nach. Nach wochenlangem Kampfe, der dem Lande ſchweren Schaden zugefügt hat, ſteht der Generalſtreik vor ſeinem Ab⸗— ſchluſſe. Zwiſchen denen freilich, die noch nicht die Brücke zu gegenſeitiger Verſtändigung gefunden, währt der Streik mit unverminderter Kraft fort. Falls der Konflikt nun— mehr ſich auf den ſchwediſchen Arbeitgebe ev rein und deſſen Arbeiter beſchränkt, iſt die Regierung gewillt, zwiſchen denen, die der Machtprobe überdrüſſig geworden, vermit⸗ telnd einzugreifen. England, dem ſeine mit rieſigen Mitteln und wc on— witziger Hetze betriebenen Flottenrüſtungen allmählich er den Kopf wachſen, denkt wieder einmal an Abrüſtung. Auf eine Anfrage im Unterhauſe, die der bekannte Frie— densapoſtel Allen Baker unterſtützte, erwiderte der Pre— mierminiſter Asquith, England werde jede Andeutung Deutſchlands über ein Abkommen zur Einſchränkung der beiderſeitigen Seerüſtungen mit herzlichem Entgegen— kommen aufgreifen. Es iſt alſo nicht ausgeſchloſſen, daß England demnächſt einen Schritt in der brennenden Frage tun wird. Spanien ſucht unter ſeinen inneren wie äußeren Fein⸗ den aufzuräumen. Die Gerichte ſind vollauf damit be— ſchäftigt, der Verſchwörer habhaft zu werden und ſie zu ſtrafen. Im Stillen aber glimmt der Brand unter der Aſche fort. Auch die Rifkabylen ſind, wie die Offen⸗ Samſtag, den II. Sertember. ſive zeigt, mit der ſie vorgehen, durchaus noch nicht gewillt, klein beizugeben. Trotz der Verſtärkungen, die teils nach Marokko bereits abgegangen ſind, teils noch gefordert 11 verzögert fich der amtlich angekündigte Vorſtoß von Tag zu Tag. Griechenland hat ſeiner Monarchie bittere Stunden 5 Man kann es verſtehen, wenn der König Georg s Vorgehen ſeiner Offiziere nicht verwinden kann und 125 mit dem Gedanken trägt, auf den Thron zu ver⸗ zichten. Der Miniſterpräſident Mavromichalis hat ſich mit den Hauptforderungen der vom Offizierskomitee ausge- arbeiteten Denkſchrift einverſtanden erklärt. Sollte die Kammer das Programm nicht annehmen wollen, ſo wäre ihre Auflöſung die Folge. Die königlichen Dekrete, durch die dem Willen der Offiziere gemäß die Prinzen beur- laubt, beziehungsweiſe ihrer Stellungen enthoben werden, ſind amtlich veröffentlicht worden. Die Türkei bereitet eine Note an die Mächte vor, in der die Forderungen bezüglich Kretas redigiert werden ſollen. Der wichtigſte Punkt iſt der, daß die Türkei beabſichtigt, die Sudabai als Kriegshafen zu benutzen. In Amerika nicht minder als in allen Kulturländern iſt ein lebhafter Streit ausgebrochen um die Frage, wer in der Tat als erſter am Nordpol eingetroffen iſt. Der eine neigt Dr. Cook zu, der andere ſtimmt für Peary. Richtig und vernünftig iſt, abzuwarten, bis das wiſſen⸗ ſchaftliche Material beider Forſcher von der Fachwelt ein⸗ gehend geprüft iſt. Ob das Land, welches Cook erforſcht haben will, England zukommt oder den Vereinigten Staa⸗ ten, dieſe Frage liegt vorläufig noch in weiter Ferne. Die Reviſioniſten vor der Schlacht! „ Man handelt im allgemeinen richtig, wenn man über die Sozialdemokratie zur Tagesordnung übergeht und dieſe Erſcheinung nicht einer allzu großen Beachtung würdigt. Man würde ihren Anhängern im andern Falle viel zu viel Ehre antun, was ſie veranlaſſen könnte, ſich ſelbſt für außerordentlich erleuchtete Politiker zu hal⸗ ten. Wenn wir trotz dieſer Auffaſſung augenblicklich mehr wie ſonſt uns mit den„Kämpfern“ für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit befaſſen, ſo hat das darin ſeinen Grund, daß man dem bevorſtehenden ſozialdemokratiſchen Parteitage in Leipzig von allen Seiten das größte Inter⸗ eſſe entgegenbringt, nicht etwa, weil man eine welter— ſchütternde Aktion von ihm erwartet, ſondern weil der dort auszufechtende, um die Perſonen Bernſteins und der ſieben ſchwäbiſchen Hofgänger ſich drehende Kampf im letzten Grunde weiter nichts iſt, als das Verzweiflungs— ringen des„unentwegten“ Radikalismus mit dem Reviſio⸗ nismus. Die Reviſioniſten rühren jetzt eifrig die Trommel und ſchimpfen im Bewußtſein ihrer geiſtigen Ueberlegenheit nach Herzensluſt auf die„Unentwegten“ los. Die ganze letzte Doppelnummer der„Sozialiſtiſchen Monatshefte“ 28. ee enthält weiter nichts als radikalen Wilhelm Schröter mit einer Philippika gegen die„prin⸗ 1 U Anrempelungen, mit denen die Genoſſen bedacht werden. Den Reigen eröffnet zipieneifrigen Vorhaltungen“ der 5 der ſieben Schwaben. Ihnen geſellt ſich Max Maurenbrecher zu; dieſer ſchließt ſeine Ausführun⸗ gen mit folgender, an ſich ziemlich richtigen Auffaſſung der augenblicklichen Situation: Laßt uns die Augen auf die Schichten halten, die noch zu gewinnen ſind und die wir gewinnen müſſen, wenn wir politiſche Macht haben wollen. Laßt uns aber nicht danach ausſpähen, wie wir unbequeme Partei⸗ genoſſen aus unſeren Reihen beſeitigen können. Es wäre ein trauriges Zeichen für eine große Bewegung, wenn wir in dieſem Augenblick über die württembergi⸗ ſchen„Königsgänger“, über die bürgerlichen Literaten in der Partei und über die Modalitäten des Aus⸗ ſchluſſes aus der Partei uns die Köpfe zerſchlagen, während draußen Hunderttauſende ſtehen, die für uns zu gewinnen wären, wenn der Leipziger Parteitag ſie mitzureißen vermöchte. Es folgt Karl Leuthner, der den Radikalen beſonders ſchwer im Magen liegt, und dann zieht Wolfgang Heine gegen die Abgeordneten Stadthagen, Emmel, Hoch und Ledebour wegen ihrer Stellung zur Erbſchaftsſteuer vom Leder. Zum Schluß gibt er folgende, recht intereſſante Aufklärung über die Einigkeit in der Partei: Ein Artikel des„Vorwärts“ machte ſich dieſe Auf⸗ faſſung(daß die Fraktion die Erbanfallſteuer ablehnen müſſe) zu eigen, und zwar in einer Weiſe, die den Eindruck erweckte, als ſollte die Fraktion da feſt⸗ gelegt werden, gegen die Steuer zu ſtimmen. Nun erſt begannen Erörterungen in der Fraktion. Man war über dieſe Ungeſchicklichkeit— um kein ſtärkeres Wort zu ge⸗ brauchen— des„Vorwärts“, die ſofort von der geg⸗ neriſchen Preſſe zu Treibereien gegen die Partei ver⸗ wendet wurde, entrüſtet, und keineswegs nur auf reviſio⸗ niſtiſcher Seite. Emmel, Stadthagen und Hoch hätten, wenn ſie es ſchon nicht laſſen konnten, über die Ange- legenheit öffentlich zu reden, ihren Zuhörern ehrlicher⸗ weiſe wenigſtens erzählen ſollen, wie ſich damals Ge⸗ noſſe Bebel gegen den„Vorwärts“ und für die Annahme der Steuer ausgeſprochen hat. Namentlich Stadthagen als Redakteur des„Vorwärts“ hätte nicht verſchweigen dürfen, daß ein ausdrückliches Tadelsvotum gegen den„Vorwärts“ in Erwägung gezogen wurde, und wer dem widerraten hat, und aus welchen Grün⸗ den. Man einigte ſich ſchließlich, vom„Vorwärts“ die Aufnahme einer Notiz zu fordern, die ergeben ſollte, daß die Auffaſſung des Blattes deſſen Privatanſicht und nicht die der Fraktion wäre. Der„Vorwärts“ entledigte ſich dict er Pflicht in ſo unloyaler Form, daß der Anſchein entſtand, als wäre die Fraktion doch ſeiner Meinung, und wollte nur zunächſt nicht offiziell Stellung nehmen. Radikalen wegen der Zelbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 41(Nachdruck verboten.) „Er, das geborene Phlegma, ſie, die Grazie in Perſon! O, Gnädigſte, in dieſem Kinde ſteckt eine Schönheit ohnegleichen, ein bezaubernder Liebreiz, wie er nur wenig Sterblichen gegeben iſt. Der Sonnenſchein ihrer Augen läßt den Menſchen nicht, dem er ſich einmal ins Herz ſtahl..!“ Der Blick der Generalin war bei dieſen Lobpreiſungen immer ſtarrer geworden. Ihre ſpitzen weißen Zähnchen nagten die Unterlippe. „Ah“, murmelte ſie.„Sie haben das echte Weltwunder entdeckt?“ „Beinahe! Die Kleine-Große iſt in der That ſehr ſchön, ich weiß aber nicht, ob das Göttergeſchenk der Schönheit in dieſem Fall ein Glück für die Betreffende genannt werden kann. Fräulein von Kroſinsky iſt ſo arm wie ſchön.“ „Fräulein von Kroſinsky? Ah, Sie wiſſen ſchon den Namen der graziöſen Tänzerin?“ lächelte die Geueralin.„Bitte weiter! Denn Ihr Erlebnis iſt doch noch nicht zu Ende erzählt.. 2 Ich müßte mich ſehr irren, wenn Sie nicht ſelbſt...“ Sie ſchwieg. „Mitgetanzt hätten? Nicht wahr, das wollten Sie ſagen, Gnädigſte“, rief der Adjutant unbefangen.„Ja, natürlich! Als ich die Kleine neben dem täppiſchen Bären geſehen hatte, da war kein Halten mehr. Ich durchbrach die Büſche, ſuchte den Eingang in das„Zauberſchloß“ und da ich dienſtbare Geiſter nicht fand, die mich melden konnten, platzte ich sans façon in die Bauern⸗ ſtube, gerade als die Paare zum Menuett antreten wollten. Aber bei meinem unverhofften Erſcheinen kam über die ganze Geſell⸗ ſchaft, den Mann am Flügel nicht ausgenommen, etwas ſo Salzſäulenhaftes, daß im erſten Schreck auch ich beinahe die Sprache verlor. f Da war es denn die Hexe von Endor, die zuerſt mit dem Air einer Dame von Welt auf mich zuſchritt und im beſten Deutſch vorwurfsvoll fragte:„War im Vorzimmer niemand, der Sie melden konnte, mein Herr!“ Ich überwand ſofort meine Verblüffung, ſtellte mich der gnädigen Frau vor, bat um Entſchuldigung wegen meiner Kühnheit und bat zuletzt unterthänigſt, ihr die Mühe des Kommandierens abnehmen zu dürfen. Ich ſei ein leidenſchaftlicher Tänzer, und ich hätte ſchon mit wirklichen Prinzeſſinnen gewalzt... Die Miene des grauen Weibleins war bei meinen Erklärungen immer ſtrahlender geworden. Als ich geendet, geruhte ſie zu ſagen:„Sie erweiſen uns in der That viel Liebenswürdigkeit, Herr Baron. Wenn Sie mit einem beſcheidenen Menſchenkreiſe vorlieb nehmen wollen, dann, bitte, geſellen Sie ſich uns zu. Erlauben Sie vorerſt, daß ich mich Ihnen vorſtelle. Ich bin Frau von Kroſinsky, Gutsbeſitzerin. Und nun mögen Sie mit meiner Tochter Henrietta das Menuett anführen.“ Sie winkte hoheitsvoll. Schüchtern trat das Königskind einen Schritt auf ſie zu. Ich ſtürzte Henrietta entgegen, ſprach ein paar herzliche Worte zu ihr und der Tanz begann. Ich hatte eine vollkommen ſichere Partnerin. Die Hexe von Endor verſtand entweder das Drillen aus dem ff oder das polniſche Blut der Kleinen machte ſie zur leichtfüßigen Tänzerin.... Das gelbe Strohdach wurde mir nicht bekannt gegeben, ebenſo— wenig das übrige Herdenvieh.... Aber ich blieb noch eine gute Weile bei der edlen„Gutsbeſitzerin“, die einen elenden Hof ihr Eigen nennt. Als ich ging, tönte mir von den reizendſten Kinder⸗ lippen, die ich je geſehen, ein fröhliches„auf Wiederſehen“ nach.“ „Ich will dieſe Henrietta in meinem Salon empfangen“, ſagte die junge Frau lebhaft.„Gehen Sie nochmals in die Höhle der Hexe und erlöſen Sie das Königskind. Nur nicht mit einem Kuß, Verehrteſter, den verbiete ich Ihnen ſtreugſtens.“ „Aber, ich bitte!“ verwehrte ſich der Baron.„Sie, Gnädigſte, ſollten doch wiſſen...“ „Daß Ihnen Königskinder nicht mehr gefährlich werden können?“ blinzelte ſie ihn boshaft an.„Na, na! Man kennt das!“ „Aber gnädige Frau!“ „Schon gut!— Uebrigens hat mein Mann dieſer Frau von Kroſinsky ſchon Erwähnung gethan. Ich glaube, er proteglert ſie ein wenig. Sie war mit ſeiner erſten Frau befreundet, und es ſcheint, ſie hat lange keine roſigen Tage geſehen. Da kann man denn auch einmal Schickſal ſpielen.— Wollen Sie zu den Damen gehen?“ „Gewiß, Excellenz.— Aber! Haben Sie auch die Folgen dieſes Entſchluſſes bedacht? Das Kind iſt kein Spielzeug.“ „Bah! Mit Sophismen werde ich mir nicht die Laune ver⸗ derben laſſen“, antwortete ſie.„Uebrigens, welches Mädchen iſt denn eigentlich kein Spielzeug? Ich gewöhne alſo Henrietta wahrſcheinlich nur in einen Zuſtand hinein, den ſie zeitlebens rtragen muß, wie alle Frauen es müſſen. N Was ſind wir anders? Warum ſollte ich in dieſem Fall Mitleid haben? Wer hatte es denn mit mir? Wer fragte darnach, ob mein Herz für den alten Mann ſchlug, dem man mich vermählte, weil ich ihm wohlgefiel?— Ich bitte Sie, kümmern Sie ſich lieber nicht um meine Kaprizen. Sie müſſen ja bald wiſſen, daß ich, ſobald ich Widerſpruch erfahre, erſt recht auf einer Sache beſtehe. Und daher nehme ich Ihnen den Gang zu Frau von Kroſinsky lieber ab— Sie ſind entlaſſen, Herr Baron!“ „Auf Wiederſehen alſo, gnädige Frau!“ Er führte die Rechte, die ſie ihm hinhielt, mehr galant als ehrfurchtsvoll an die Lippen. Kaum hatte der Baron ſich verabſchiedet, ſo klingelte Grazia ihrer Zofe. „Die Beſuchstoilette und den offenen Wagen! gleich im Ankleidezimmer.“ „Sehr wohl, Excellenz“, ſagte die kleine, hübſche, intrigant ausſehende Perſon.„Aber der Herr General? Excellenz ſind vor zehn Minuten vom Spaziergang zurückgekommen und fragten ſchon nach der gnädigen Frau.“ Grazia ſah die D Ich bin ſo⸗ )hienerin mit gerunzelten Brauen an. „Muß ich meinen Befehl wiederholen? Es ſcheint, Sie haben mich nicht verſtanden.“ Sebr wohl, Excellenz.“ Das Mädchen verſchwand.(Fortſetzung folgt.) eee ee e ee Es würde zu weit führen, auf all die niedlichen Dinge hinzuweiſen, die da in weiteren Aufſätzen von Bernſtein, Peuß, Queſſel und verſchiedenen anderen zum Vorſchein kommen. In dieſer Beziehung bildet die letzte Doppelnummer der„Sozialiſtiſchen Monatshefte“ eine äußerſt amüſante Lektüre. Die Herren Reviſioniſten ſind in ihren Angriffen recht vielſeitig. Sogar die ſozial⸗ demokratiſche Fraktion der Berliner Stadtverordnetenver⸗ ſammlung wird aufs Korn genommen. Genoſſe Zadek tobt nämlich in einem„Krankenkaſſen und Aerzte“ über- ſchriebenen Artikel gegen die„einſeitige Stellungnahme“ des„Vorwärts“ den Aerzten gegenüber, und dann be⸗ kommen es die armen ſozialdemokratiſchen Stadtväter: Wie ungerecht ſich dieſe ärztefeindliche Stimmung in der Partei geltend macht, dafür ein Beiſpiel. In der Berliner Krankenhausdeputation ſitzen zwei Ver⸗ treter der ſozialdemokratiſchen Fraktion. Die bürger— lichen Parteien entſenden natürlich in erſter Reihe ihre ärztlichen Mitglieder in die Deputation, ſie ſitzen ſämt⸗ lich darin; von der ſozialdemokratiſchen Fraktion, die über drei Aerzte verfügt, ſeit 1909 keiner, und das, obwohl der bis dahin in der Deputation tätige Kollege mit unleugbarem Geſchick und Erfolg in ihr gearbeitet hatte. „Varietas delectat“; der Menſch will Abwechſelung haben. Nun, dafür iſt für die bevorſtehende Leipziger Schlacht genug geſorgt. Es iſt amüſant, zuzuſehen, wie man ſich ſchon vorher in den grimmigſten Zorn hinein⸗ quält, und das doch ſchließlich nur, um der Welt ein wenig erbauliches Schauſpiel zu geben. Herauskommen wird bei den wenig geiſtreichen Keilereien doch nichts. Wie es mit der Sozialdemokratie werden wird, iſt ein⸗ ſichtigen Leuten vollſtändig klar: die„Unentwegtheit“ des Radikalismus wird immer wackeliger trotz„Vorwärts“ und des„ſakroſancten Parteivorſtandes“. Daran wird auch die„Ausſprache“ mit ihren ſtürmiſchen Nebenerſcheinun— gen auf dem Leipziger Parteitage nichts ändern. Politiſche Rundſchau. )—( Deutſchlands Stellung zur Abrüſtungsfrage. Die durch die Vorgänge im engliſchen Unterhauſe wieder aufge— rollte Abrüſtungsfrage wird in einem offenbar halbamtlich inſpirierten Telegramm eines offiziöſen Blattes recht eigentümlich behandelt. Es heißt da: Die Rede des Mini⸗ ſters Asquith liegt in Berlin noch nicht im Wortlaut vor, doch kann man auch ſo aus ihr entnehmen, daß As⸗ quith mit der Aeußerung:„Wir haben die Initiative er⸗ griffen“ auf die der Oeffentlichkeit bereits bekannte Tat⸗ ſache hindeuten wollte, daß über die Frage der Flotten— abrüſtung früher vertrauliche Geſpräche ſtattgefunden haben. Ueber den Inhalt dieſer Geſpräche ſind weder in Deutſchland noch in England Veröffentlichungen erfolgt. Es ſoll auch nicht völkerrechtlichem Brauch entſprechen, daß Regierungen über Aeußerungen vertraulicher und unver— bindlicher Natur, die zwiſchen befreundeten Regierungen ſtattgefunden haben, der Oeffentlichkeit Mitteilung machen. Infolgedeſſen müßten ſich die Erörterungen über die Ge⸗ ſpräche auf unbekanntem Boden bewegen, ſo daß für eine einwandfreie, kritiſche Behandlung dieſer Fragen keine rechte Grundlage vorhanden iſt. 7: Zur Weinſteuer. Nach dem am 1. September in Kraft getretenen Weingeſetz ſollen für die am Weinbau weſentlich beteiligten Gegenden und für Orte oder Bezirke, in denen Weinhandel in erheblichem Umfange ſtattfindet, zur Unterſtützung der Nahrungsmittelpolizei Sachverſtän⸗ dige im Hauptamt(Weinkontrolleure) beſtellt werden. Wie ein offiziöſes Blatt erfährt, verbleibt es in Berlin bei der bisherigen Weinkontrolle, die in den Händen eines Chemikers liegt, für das M oſelgebiet ſind zwei Kon⸗ trolleure, einer mit dem Sitze in Trier und einer mit dem Sitze in Koblenz, und für die Na he und den Rhein ein Kontrolleur, mit dem Sitze in Kreuznach, beſtellt worden. Für das übrige Staatsgebiet ſollen noch ſieben oder acht Kontrolleure im Hauptamt beſtellt werden. Die Beſtellung dieſer Sachverſtändigen iſt Sache der einzel⸗ nen Bundesſtaaten. (2) Luxemburg und die Branntweinſteuer. Da das Großherzogtum Luxemburg, ſo lange die Wilhelm⸗Luxem⸗ burgbahn vom deutſchen Reiche verwaltet wird, dem deut⸗ ſchen Zollverein angehört, muß es auch ſeine Zoll⸗ und Steuergeſetzgebung bis zu einem gewiſſen Grade der des deutſchen Reiches anpaſſen. Auch die Branntweinſteuer ſcheint es der deutſchen entſprechend erhöhen zu wollen, obwohl es ſich der Branntweinſteuergemeinſchaft nicht an⸗ geſchloſſen hat. Die Geſetzentwürfe über die Steuer auf Beleuchtungsmittel und Zündwaren und die Branntwein⸗ beſteuerung wurden nämlich vom luxemburgiſchen Staats- rat der Kammer zur Annahme empfohlen. Der Ertrag der Steuern wird auf 227500 und 322 722 Francs ge⸗ ſchätzt. Wenn die Branntweinſteuer einen Rückgang des Konſums herbeiführe, ſo iſt dies, nach Aeußerung des Staatsrates, durchaus wünſchenswert, da 4½ bis 4% Liter Alkohol auf den Kopf der Bevölkerung entfallen. 5—( Starker Pfeffer zum ſozialdemokratiſchen Vartei⸗ tag. In der Breslauer ſozialdemokratiſchen„Volkswacht“ ſind folgende Sätze zu leſen: „In dieſem Jahre iſt nun wieder ein Krakeel zurecht gemacht worden, bei dem ſich die Stänkerer der früheren Jahre alle wieder zuſammen ge⸗ funden haben. Wird er nächſtes Jahr durch ähnliche Enthüllungen wie die obige wieder in ſeiner Lächerlich⸗ keit aufgedeckt werden? Wir krie chen in den Dörfern der Junker herum und dringen in die Hochburgen des Centrums, indeſſen haben die Ober genoſſen eini⸗ ger Großſtädte nichts weiter zu tun, als die Früchte dieſer Arbeit zum Teil wieder zu ſchanden zu machen. Wie lange ſoll das noch gehen?“ Die„Volkswacht“ und Bernſtein ſollen ziemlich nahe verwandt ſein, und was hier wiedergegeben iſt, erinnert ſtark an Bernſteinſchen Stil.. n a Heer und Marine. 8 Kaiſermanöver in der Oſtmark. Die nächſtjährigen Kaiſermanöver ſollen bei Poſen ſtattfinden; wäh⸗ rend der Manövertage wird der Kaiſer im Poſener Reſi⸗ denzſchloß Wohnung nehmen. In Verbindung mit dem Kaiſermanöver werden die Einweihungsfeierlichkeiten für das neuerbaute Schloß ſtattfinden. §„Groß 2“ bei den Kaiſermanövern. Für den Mili⸗ tärballon„Groß 2“, der bei den bevorſtehenden Kaiſer⸗ manövern Verwendung finden ſoll, wird gegenwärtig in der Nähe von Schwäbiſch-Hall eine Halle errich⸗ tet. Schon am Sonntag ſind 15 Offiziere und 108 Mann der Luftſchifferabteilung aus Berlin unter Haupt⸗ mann von Jena auf der Station Geilenkirchen einge⸗ e ſonen zurückverlegt orden. troffen. Mittels Sonderzuges, der 26 Wagen umfaßte, traf auch das Material der transportablen Halle ein. Am folgenden Tage kam das Luftſchiff ſelbſt an. Der erſte Aufſtieg ſoll am Samstag oder Montag erfolgen. Eu ropäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. * Anläßlich der Ankunft Kaiſer Wilhelms in Mähren werden in einem Teile der tſchechiſchen Preſſe heftige Angriffe gegen Kaiſer Wilhelm und das Bünd⸗ nis mit Deutſchland erhoben.„Lidove Novini“ ſchreiben:„Kaiſer Wilhelm kommt unter Berufung auf das Bündnis, das ohne Willen der Tſchechen geſchloſſen und gegen ihren Willen aufrecht erhalten wird. Er verlangt keine Gaſtfreundſchaft und ſeine Begrüßung durch das Volk wurde abgeſagt, weil die Begrüßungsrede tſche⸗ chiſch gehalten werden ſollte. Das iſt gut und erſpart eine Unaufrichtigkeit.“— Dieſe tſchechiſche Hetze bewirkte auch, daß die Stimmung beim Empfang Kaiſer Wilhelms in Groß⸗Meſeritſch kühl war, während in Iglau 20000 Menſchen dem Kaiſer Wilhelm einen glänzenden Empfang bereiteten. * Der Vermittlungs verſuch des Miziſterpräſi⸗ denten v. Bienerth, die verſchiedenen Parteien im böhmiſchen Landtage zu einer erfolgreichen parlamentari⸗ ſchen Arbeit zu beſtimmen, iſt durch die neueſten natio⸗ nalen Streitigkeiten in Niederöſterreich weſentlich erſchwert worden. Die neueſte Phaſe der Verhandlungen ſchildert folgende Meldung: Die Verſtändigungskonferenz wurde am Mittwoch bei dem Miniſterpräſidenten durch den Em⸗ pfang der jungtſchechiſchen Führer fortgeſetzt, die eine Reihe bekannter tſchechiſcher Beſchwerden vorbrachten und beſonders über das Vorgehen in Wien und Niederöſter⸗ reich gegen die Tſchechen klagten. Sie beſtanden unter allen Umſtänden auf der Einberufung des böhmiſchen Landtages. Nachmittags verhandelte der Miniſterpräſi⸗ dent wieder mit den deutſchen Parteiführern und ſtellte dabei den Vermittlungsvorſchlag zur Diskuſſion, zunächſt nur aktuelle Fragen zur Erledigung zu bringen und die Beratung des ganzen Komplexes der deutſch⸗tſchechiſchen Frage einer Kommiſſion zu überweiſen. Italien. * Der geplante Zarenbeſuch wurde vor einigen Tagen wegen der Erkrankung der Zarin abgeſagt. Die Ab⸗ ſage faßt die italieniſche Preſſe als eine diplomatiſche Niederlage Italiens auf, da ſie an eine ernſte Erkran⸗ kung der Zarin nicht glauben will.„Corriere della Sera“ ſowie„Giornale d'Italia“ meinen, die Krankheit der Zarin ſei nur ein Vorwand, jedenfalls könnten aber die ſozialiſtiſchen Agitationen nicht für die Ab⸗ ſage den Grund hergeben, da ja die Entrevue auf dem Meere ſtattfinden ſollte.„Giornale d'Italia“ fragt, ob die Regierung dieſe diplomatiſche Niederlage Italien nicht habe erſparen können, und ob ſie der ruſſiſchen Regie- rung nicht alle gewünſchten Garantien für den Beſuch habe geben können.— Daß die ruſſiſche Regierung aller⸗ lei Befürchtungen hegte, dürfte ohne weiteres einleuchten. Es iſt jedoch wahrſcheinlich, daß die Erkrankung der Zarin mit als Grund für die Abſage gilt, denn nach einer Meldung eines Berliner offiziöſen Blattes leidet die Zarin an einer Wanderniere. Türkei. * Mit der Niederwerfung des Aufſtandes in Yemen machen die Türken Fortſchritte. Nach Depeſchen der Pforte aus dem Innern von Yemen unterwarfen ſich die Stämme der Kaſas von Tehaml. Die Stämme der Kaſas von Seidil haben neuerdings die türkiſchen Truppen ange⸗ griffen, wurden aber unter großen Verluſten zurück⸗ geſchlagen. Griechenland. * Ein Zeichen dafür, wie ernſt die Lage noch immer iſt, wäre die Beſtätigung der Nachricht, daß im Hafen von Phaloron zwei ruſſiſche Kanonenboote eingetroffen ſeien, ein zweites engliſches ſowie ein öſterreichiſches Eskader würden in dieſem Hafen erwartet.— Die Aufgabe des internationalen Geſchwaders kann nur ſein, die Königs- familie zu ſchützen. Trotz aller Dementis trägt ſich der König noch immer mit der Abſicht, abzudanken.— Der Kronprinz iſt bekanntlich auf der Reiſe nach Deutſchland begriffen. Serbien. * Dem Prinzen Georg von Serbien iſt ſein Verzicht auf das Thronfolgerecht ſchon lange leid, vielleicht über haupt niemals ernſt geweſen. Jedenfalls hat die Agita— tion der Militärpartei, den Prinzen wieder in ſeine frühere Stellung zurückzuverſetzen, niemals aufgehört. Neuerdings aber gehen durch die ſerbiſche Preſſe Meldungen, die, wenn ſie auf Wahrheit beruhen, beweiſen würden, daß Prinz Georg mit allen Mitteln die verlorene Macht zurück— erobern will. Das Blatt„Zwono“ bringt die Nachricht, daß Prinz Georg entſchloſſen iſt, ſeine Stellung als Thronfolger zurückzuge winnen. Er ging zu den Miniſtern Paſitſch und Protitſch und erklärte ihnen kate⸗ goriſch, daß ſie ihn in ſeine früheren Rechte wieder ein⸗ ſetzen und zu dieſem Zwecke die große Skupſchtina einbe⸗ rufen ſollten. Außerdem forderte Prinz Georg ſeinen Bruder, den Thronfolger Alexander, auf, Serbien ſofort zu verlaſſen, ſonſt müßte Blut fließen. Infolge dieſer Aktion des Prinzen Georg ſind die Miniſter zu einer Konferenz zuſammen gekommen.„Zwono“ bemerkt: Was Paſitſch und Protitſch dem Prinzen Georg antworteten, und was in dem Miniſterrat beſchloſſen wurde, wiſſen wir nicht, allein wir verlangen, daß gegen Georg Karageor— gewitſch mit der Strenge des Geſetzes vorgegangen werde und Drohungen und Gewaltakte des Prinzen verdiente Strafe zur Folge haben. f Schweden. e ? Die Wiederaufnahme der Arbeit vollzieht ſich nach der Einſchränkung des ſchwediſchen Generalſtreiks nur allmählich, da die Arbeitsbedingungen verſchieden ausgelegt werden und verſchiedene Fachvererne den Wei⸗ ſungen der Streikleitung nicht gefolgt ſind. Die Hinder⸗ niſſe, die ſich einer Vermittlung der Regierung in den Weg ſetzen, ſind alſo noch nicht beſeitigt. Andererſeits ſcheinen die Einigungsverhandlungen mit verſchiedenen Gruppen, die zunächſt Schwierigkeiten machen, zu einer Verſtändigung zu führen. Das Alkoholverbot iſt aufge⸗ hoben worden, die Ordnung aber trotzdem nicht geſtört. Auch die Bürgerwehr iſt aufgelöſt worden. Verſchiedene Behörden haben ihr für die zum Schutze der bürgerlichen Geſellſchaft und im Intereſſe der öffentlichen Wohlfahrt geleiſteten Dienſte ihren Dank ausgedrückt. Die militäri⸗ ſche Ueberwachung verſchiedener Plätze iſt eingeſchränkt worden, und die während des Streiks aus der Provinz in die Hauptſtadt berufenen Truppen ſind in ihre Garni⸗ 1 RR 8 r wp c—ç—rV Afrika. i Marokko.„ Die neueſten ſpaniſchen Meldungen über die Lage bei Melilla lauten ſehr zuverſichtlich. Man wird aber bei Beurteilung der Vorteile, die die ſpaniſchen Truppen zweifellos errungen haben und die wir ſchon kurz er⸗ wähnt haben, berückſichtigen müſſen, daß dies nur Teil- erfolge ſind, und daß die Rifkabylen, in richtiger Er- kenntnis ihrer Stärke, die Ebene und die Ausläufer des Gebirges den Spaniern allmählich überlaſſen, um mit den Hauptwiderſtand erſt zu beginnen, wenn die ſpani⸗ ſchen Truppen weiter ins Innere des wildzerklüfteten Gebirges vordringen, wo der Kleinkrieg alsdann mit allen ſeinen Ueberraſchungen einſetzen wird. Ueber die augenblickliche Lage auf dem Kriegsſchauplatz im Rif gibt folgende Madrider Meldung Auskunft: Man gewinnt immer mehr den Eindruck, daß die Operationen im Rif eine große Ausdehnung annehmen werden. Offiziös ver⸗ lautet, daß der Kanalbau durch die Landzunge, die Mar⸗ chica vom Mittelmeer trennt, weit fortgeſchritten iſt. Er gewährt einem beträchtlichen Quantum Waſſer Durchfluß, ſo daß der Waſſerſtand des Binnenſees um drei Meter geſtiegen iſt. Die Baggerungsarbeiten ſollen fortdauern, bis Marchica größeren Fahrzeugen zugänglich iſt. Die Strafzüge des Generals Aquilero und des Oberſten Lar⸗ rea mit je einer Kolonne hatten die vollſtändige Unter⸗ werfung der Kabylen zwiſchen dem Muluya und dem Marchica zur Folge. Man erwartet, daß nunmehr beim Vormarſch gegen Zeluan von dieſer Seite keine Feind⸗ ſeligkeiten zu befürchten ſind. Aſien. China. f * Das japaniſch⸗chineſiſche Mandſchurei⸗ abkommen, das ſoeben veröffentlicht wurde, betrifft in ſeinem erſten Punkte das Chentasgebiet. Der Tumen⸗ fluß wird als koreaniſch⸗chineſiſche Grenze anerkannt. China öffnet dem ausländiſchen Verkehr vier Plätze des bisher ſtreitigen Chentasgebietes, in denen Japan Konſu⸗ late errichtet. China läßt koreaniſche Ackerbauer, die chi⸗ neſiſcher Jurisdiktion unterſtehen, aber japaniſchen Bei⸗ ſtand genießen ſollen, im Norden des Tumenfluſſes zu. China verpflichtet ſich, eine Eiſenbahn von Kirin nach Hoiryng an der koreaniſchen Grenze zu bauen unter den gleichen Bedingungen wie bei der Changchan-Kirinbahn. Die Beſtimmung des Baubeginns bleibt China überlaſſen. Der zweite Punkt des Abkommens betrifft mandſchuriſche Eiſenbahnfragen. China verpflichtet ſich, die Hſin-Min⸗ Tun⸗Ta⸗Ku⸗Moenn⸗Eiſenbahn nur mit japaniſcher Zuſtim⸗ mung zu bauen und erkennt die Taſhichas-Yinkow⸗Eiſen⸗ bahn, die bis zum Yinkowhafen auszudehnen iſt, als eine Zweiglinie der ſüdmanſchuriſchen Eiſenbahn an. Japan erhält das Recht, die Fuſchan- und Jenteiminen gegen eine Steuerabgabe an China auszubeuten. Andere Minem an der ſüdmanſchuriſchen Hauptlinie und an der Antung⸗ Mukdenbahn ſollen von Japan und China gemeinſam betrieben werden. China darf die Peking⸗Mukdenbahn bis zur Stadt Mukden verlängern. Die Frage der Be⸗ wachung der Verwaltung der Mukden-Antung⸗Eiſenbahn bleibt unverändert. Die allgemeine Befriedigung über das Abkommen und die guten Ernteausſichten haben eine all— gemeine Kursſteigerung der Aktien der koreaniſchen Staatsbank bewirkt. Der Streit um den Nordpol. b Der Streit um den Nordpol nimmt immer uner⸗ quicklichere Formen an, obgleich ſich die Frage, ob und wer den Pol entdeckt hat, erſt dann, wie mehrfach betont, gelöſt werden kann, wenn das wiſſenſchaftliche Material beider Konkurrenten der Fachwelt zur Begutachtung vor⸗ liegt. Peary ſpielt übrigens eine unangenehmere Rolle als Cook. Er hat an ſeine Frau folgende Depeſche aus Indian Harbor gerichtet:„Guten Morgen! Durch Sturm aufgehalten. Gräme dich nicht über Cook-Geſchichte, habe ihn feſtgenagelt.“ Einer der Begleiter Pearys, Harry Whitney, der mit in den arktiſchen Regionen jagen gegangen war, wird nicht zuſammen mit Peary, ſondern erſt im Ok⸗ tober nach Amerika zurückkehren und nach Cooks An⸗ gabe einen Teil ſeiner Dokumente nach dort brin⸗ gen. Es macht keinen guten Eindruck, daß Whitney es mit der Rückkehr nicht eilig hat, und daß Peary, obwohl Whitney mit ihm jetzt zuſammen iſt und ihn über die Begegnung mit Cook informiert hat, den Worten Cooks kein Vertrauen ſchenkt. Cook trifft am Samstag früh über Vliſſingen in Brüſſel an und reiſt Sonntag morgen nach Newyork ab. Der offizielle Empfang durch die Geſellſchaft für Geographie und die geplant geweſene Galavorſtellung werden unterbleiben. Dr. Cook wird ganz intim von Herrn Lecointe, dem Direktor des Obſervatoriums, und dem Staatsminiſter Berngert⸗ empfangen werden. Frau Cook wird demnach ihrem Gatten nicht nach Brüſſel entgegenreiſen. Es iſt nicht einmal unwahrſcheinlich, daß Cook gar nicht nach Brüſſel kommt, ſondern ſich direkt über Hamburg nach Ame⸗ rika begibt. Wie bereits kurz mitgeteilt, hatte ein Mitglied des engliſchen Unterhauſes an den Miniſterpräſiden⸗ ten Asquith die Anfrage gerichtet, ob man annehme, daß das Land am Nordpol zu Kanada gehöre, und ob für den Fall, daß feſtgeſtellt werde, daß Cook die amerikaniſche Flagge am Pol aufgepflanzt habe, dieſer Akt den Vereinigten Staaten irgend ein Recht auf die Beſitznahme dieſer Gegend geben würde. Der Miniſter⸗ präſident antwortete unter allgemeinem Gelächter, am Nordpol ſei kein Land. Der zweite Teil der Anfrage enthalte zu viel Hypotheſen, als daß er eine definitive Antwort geben könnte. 1 21 Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim Echter Weineſſig, reiner Fruchteſſig, fſt. Salatöl.. p. Ltr. 1.05 Mk. fſt. Speiſeöl.. p. Ltr. 0.85 Mk. Bodenöl.. p. Schopp. 0.20 Mk. ferner tägl. friſche Tafelbutter Palmin u. Palmona zu haben bei ——— Philipp Tahres 1.