„und 9k die dieſer uf die iniſtet⸗ r, am Infrage finitib — gieruheim 0 . 1 1 mona * iernheimer Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Menſtags, ennerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20 Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeiger Viernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Derbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Telephon⸗Ruf 2 Nr. 106. Der Kampf um die Volksgeſund⸗ heit. Seit man in den für die Erhaltung der Volks⸗ geſundheit verantwortlichen Kreiſen die ungeheueren Ge— fahren erkannt hat, die die voranſchreitende Induſtriali— ſierung Deutſchlands mit ſich bringt, hat man den Kampf um die Erhaltung der Volksgeſundheit auf der ganzen Linie aufgenommen. Im„Deutſchen Verein für öffentliche Geſundheitspflege“ hat ſich eine Zentrale gebildet, die maßgebende Anregungen in den verſchiedenſten Richtun⸗ gen, namentlich aber in der Richtung einer entſchloſſenen Bekämpfung der Tuberkuloſe, der Schwindſucht, dieſes modernen Würgengels der großſtädtiſchen und induſtri⸗ ellen Bevölkerung, gibt. In dieſen Tagen hält dieſer Verein, einer der wichtig⸗ ſten unſeres Organiſationszeitalters, in Zürich ſeine Hauptverſammlung ab. Wiederum beherrſcht der Kampf gegen die Schwindſucht die Tagesordnung. Sowohl die Beratungen über die Hygiene der Heimarbeit als auch die über die Rauchplage in den Induſtrieorten ſtanden unter dem Geſichtswinkel des Kampfes gegen die Lugen⸗ ſchwindſucht. Auf dem Gebiete der Heimarbeit, das in dieſem Falle ſich mit der Hausinduſtrie deckt, haben wir einen langjährigen erbitterten Kampf gegen das geſundheitliche Verſinken dieſer Arbeiterſchichten und ihrer Familie hin⸗ ter uns. Und dieſer Kampf iſt nicht vergeblich geführt worden. So konnte in Zürich mitgeteilt werden, daß in der ſo ſehr geſundheitsgefährlichen Schleifinduſtrie, die einen weſentlichen Teil der Kleineiſeninduſtrie z. B. des Solinger Landes ausmacht, die Sterblichkeit von 25 auf 11 pro Tauſend herabgedrückt werden konnte. Anderswo freilich liegen die Verhältniſſe noch nicht ſo günſtig, aber es iſt doch ſchon ein Zeichen bedeutenden Fortſchritts, daß der Referent der Züricher Tagung nur bei einigen wenigen Anweſenden auf Widerſpruch ſtieß, als er folgende Leitſätze für die nächſte Arbeit auf dieſem Gebiete ver— trat: „Allgemein für alle Heimarbeiter ſind zu fordern: 1. Ausdehnung des Gewerberechtes, des Arbeiterſchutzes und der Arbeiterverſicherung auf die Hausinduſtrie, Ver⸗ bot der Nachtarbeit, Sonntagsruhe, Wöchnerinnenſchutz und Einſchränkung der Kinderarbeit. 2. Lohntarifgemein⸗ ſchaften oder ſtaatliche Lohnfeſtſetzungen zur Erreichung hygieniſcher Lebensbedingungen. 3. Verbot der Herſtel⸗ lung von Nahrungs⸗ und Genußmitteln in der Heim⸗ arbeit. 4. Verbot der Verwendung infektionsfähiger oder beſonders geſundheitsgefährlicher Materialien für die Ar⸗ beit und Verbot der Beſchäftigung von Perſonen, die mit anſteckenden Krankheiten behaftet ſind. Beſonders zu for⸗ dern ſind: a) für die Heimarbeiter auf dem Lande: Vorkehrungen zur Hebung und Erleichterung der Heim- arbeit, Beſtellungen von Wanderlehrern zur ſtändigen Dienſtag, den 14. September 1909. Belehrung und Kontrolle der ländlichen Heimarbeiter, Ermöglichung des Wechſels von landwirtſchaft⸗ licher Tätigkeit und Heimarbeit je nach Jahres⸗ zeit und Witterung; b) für die Heimarbeiter in den Städten: Fortbildungsſchulzwang bezw. Fachſchulzwang für die jugendlichen Arbeiter beiderlei Geſchlechts, Min⸗ deſtanforderungen an Wohnungen für Heimarbeiter, Ver⸗ bot der Benutzung von Schlafräumen als Arbeitsräume, Unterſtellung der Heimarbeitsſtätten unter die Kontrolle der Gewerbeinſpektion und Verbot der Mitgabe von Heim— arbeit an Fabrik- und Werkſtattarbeiter.“ In dieſen Forderungen iſt manches radikal, aber es handelt ſich in dieſem Kampfe gegen die Schwindſucht, um die größte Aufgabe der modernen Zeit, um die Er— haltung der Wehrkraft des deutſchen Volkes auf induſtrie— ellem Gebiete ſowohl als auch auf dem Gebiete der Landesverteidigung. Große Aufgaben aber erfordern große Mittel. Ein bisher ſtark vernachläſſigtes Gebiet der Geſund— heitspflege betraf die Beratung des Züricher Kongreſſes über die Bekämpfung der Rauch plage. Der Referent über dicſen Gegenſtand war geneigt, der Rauchplage einen weſentlichen Teil der Schuld an dem Voranſchreiten der Schwindſucht zuzuſchreiben: Während in Preußen 1875 1879 von 10 000 Einwohnern 16 an akuten Lungenkrank⸗ heiten ſtarben, waren es 1900-1904 27. In abſoluten Ziffern bedeutet dies, daß im Jahre 1875 42 000 Ein⸗ wohner an dieſen Krankheiten ſtarben, 1905 aber 102 000. Bei der am meiſten betroffenen Altersklaſſe der Säug— linge waren es 1875 7000, 1905 aber ſchon 22 000. Unter den ſchnellen Verlauf der Tuberkuloſe leiden am meiſten die Kohlenbergarbeiter. Ueber die Notwendigkeit eines ſolchen Kampfes beſteht ja wohl allgemeine Einigkeit; nicht aber iſt man einig über den Weg, den man dabei einſchlagen muß. Auch in Zürich erkannte man an, daß die bisherigen gelegent- lichen Eingriffe gegen einzelne Anlagen ungerecht wirken. Darum kam man im allgemeinen mit dem Referenten zu folgenden Forderungen: Ausarbeitung einheitlicher Methoden für die Beobachtung und Unterſuchung der Städteluft reſpektive des Rauches; Unterſuchungen über die Schäden verdorbe— ner Luft an Menſchen, Pflanzen, Gebäuden uſw.; Prü⸗ fung von Verbeſſerungsvorſchlägen, eventuell in Gemein⸗ ſchaft mit anderen Behörden, Ausſchreibung von Preiſen hierfür; Ausarbeitung von Normen für die Rauchbe⸗ kämpfung, wie überhaupt für die Verbeſſerung der Stadt⸗ luft; und Aufklärung des Publikums durch Vorträge, Ausſtellungen uſw. Die Rauch- und Rußbekämpfung muß ſich ebenſo gegen die Hausbrandfeuerungen als gegen die induſtriellen Feuerungen richten. Im einzelnen bilden die Forderungen, die man in Zürich für die einzelnen Gebiete aufgeſtellt hat, Auf⸗ gaben der Fachleute, beſonders der Aerzte. Da deren 253. Jahrgang. Arbeit aber vergeblich ſein muß, wenn die Beteiligten, die Bedrohten ſelbſt nicht energiſch mitwirken, iſt es mit Freuden zu begrüßen, wenn gründliche Aufklärung in die breiten Maſſen dringt. Zigarrenarbeiter und Tabakſteuer. Ein ſchweres Geſchütz glauben jetzt unſere Gegner gegen die Taktik des Centrums in der Reichsfinanz⸗ reform auffahren zu können. Tagtäglich marſchieren durch die liberalen und ſozialdemokratiſchen Blätter die mit den grauſigſten Kommentaren verſehenen Zahlenreihen derjenigen, die angeblich durch das Tabakſteuergeſetz brot⸗ los geworden ſind. Daraus ſoll klipp und klar hervor— gehen, daß das Centrum aus unſtillbarer Sehnſucht, wieder an der Staatskrippe ein Plätzchen zu erobern, die Intereſſen der arbeitenden Klaſſen vollſtändig in den Hintergrund gedrückt habe. Die Abſicht dieſer Stim— mungsmacherei iſt zu klar: man will im Trüben fiſchen. Man ſucht mit den unehrlichſten Mitteln die Arbeiter- ſchaft gegen das Centrum aufſäſſig zu machen in der ſtillen Hoffnung, ſeiner eigenen Partei einen anſehnlichen Fang zuzuſchieben. ü Richtig iſt, daß verſchiedene Fabrikanten wegen der ſtark verminderten Nachfrage nach Zigarren zu Arbeiter⸗ entlaſſungen geſchritten ſind. Der Steueraufſchlag auf die billigeren und mittleren Sorten— und dieſe werden wohl am meiſten geraucht— iſt jedoch verhältnismäßig ſo gering, daß darauf der Rückgang in der Nachfrage nicht zurückzuführen iſt. Das liegt vielmehr an den ganz unbeſonnenen Vorratseinkäufen der Zigarrenraucher, die hervorgerufen worden ſind durch eine unverantwortliche Schwarzmalerei unſerer Gegner. Damals mußten die Fabrikanten mit Anſpannung aller, vielfach neu einge⸗ ſtellter Kräfte arbeiten, um der künſtlich erregten ſtür⸗ miſchen Nachfrage entſprechen zu können. Jetzt folgt die natürliche Reaktion auf dieſes Fieber, welche Arbeits⸗ kräfte, in erſter Linie natürlich die neu eingeſtellten, überflüſſig werden ließ. Ohne die maßlos übertreibende Agitation der Linkenpreſſe wäre ſowohl das Fieber, wie die für viele unangenehme Reaktion ausgeblieben, welche nur geeignet iſt, Waſſer auf die ſozialdemokratiſchen Agi⸗ tationsmühlen zu leiten. Wie aus der Bierſteuer ſuchen auch aus der Tabak⸗ ſteuer die Produzenten den größten Profit zu ſchlagen. Sie haben, um der Steuer zu entgehen, ſo lange das mög⸗ lich war, Tag und Nacht unermeßliche Vorräte zuſammen⸗ arbeiten laſſen, haben ſo die Arbeitskraft unſerer Arbeiter- ſchaft in der verwerflichſten Weiſe ausgenutzt und oben⸗ drein zur Beſchleunigung des Betriebes Leute eingeſtellt, die anderswo ihr gutes Einkommen hatten. Dieſe und manche Arbeiter, die im Dienſte ihres Unternehmers er- graut ſind, müſſen jetzt natürlich entlaſſen werden, wenn man den durch die oben geſchilderte Manipulation einge- heimſten Gewinn nicht wieder verlieren will. Das Schickſal — gelbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. (Nachdruck verboten.) Drittes Kapitel. Der alte Herr von Thonau und ſeine junge Frau holten in den nächſten Tagen Bella von der Station ab. Das friſche muntere Weſen der Stieftochter berührte ſchon auf der Heimfahrt vom Bahnhof Frau von Thonau peinlich. Es ärgerte ſie, daß dieſes unanſehnliche Mädchen von mütterlicher Seite über eine große Mitgift verfügte, daß ſie mithin einſt wählen konnte nach ihres Herzens Neigung. Beim Anblick der häßlichen Stieftochter kam es ihr wieder lebhaft zum Bewußtſein, daß ſie ſelbſt ſich Feſſeln angelegt hatte, um der Miſere der Armut zu entrinnen. Sie beneidete Bella um ihre Freiheit. Bella wirbelte in den nächſten Tagen wie ein Sturmwind durch das Schloß. Sie unterzog das Haus vom Boden bis zum Keller einer eingehenden Beſichtigung, ſie durchmaß Wald- und Gartenwege, die in die Sommerpracht hineinführten. Sie machte ſich auch in gewinnendſter Weiſe mit der ihr kritiſch gegenüber⸗ ſtehenden Etta von Kroſinskt bekannt. Gleich am Tage nach ihrer Ankunft war ſie, nachdem Etta das Schloß verlaſſen hatte, ganz aufgeregt in das Boudoir ihrer Mamma geſtürzt und hatte enthuſiasmiert gerufen: „Henrietta muß meine Freundin werdef, Mama! Sie iſt nur zwei Jahre jünger als ich, und wir paſſen wunderſchön zu⸗ ſammen. Ich muß Dir nur geſtehen, Mama, als ich Etta geſtern ſah, war ich verſucht, ſie zu haſſen. Ihr Engelsgeſichtchen und meine visage! Au ciel! Welch ein Unterſchied! Aber ich habe meine ſchwarzen Gedanken alle niedergeknebelt. Nicht haſſen will ich dieſe entzückende Kleine, ſondern ſie ganz außerordentlich lieben. Hörſt Du, Mama?“ Frau von Thonau ließ mit etwas ſüffiſanter Miene dieſen Sermon über ſich ergehen. Sie dachte dabei: „Sollte Bella, häßlich wie ſie nun einmal iſt, ſo dumm ſein, dieſe Etta ohne Not neben ſich zu ſtellen?“ Sie erwog auch ſogleich die Vorteile, welche ihr eine Freundſchaft der beiden Mädchen bieten konnte. Sie wollte nämlich ſchon wieder ein bißchen von der kleinen Kroſinsky befreit ſein. Das„Spielzeug“ war ihr nicht automatenhaft genug. Aber ſie hatte ſchon beim erſten Beſuch auf dem Bauernhof Frau von Kroſinsky die Zuſage gegeben, ſich Ettas anzunehmen, ſo lange ihr Mann im Schloß bleibe. Sie hatte verſprochen, Etta an dem Unterricht ihrer Stieftochter teilnehmen laſſen zu wollen. Jetzt war ein Zurück nicht gut ausführbar, denn Henrietta hatte ſich nicht das Geringſte zu Schulden kommen laſſen. Mochten alſo die beiden Backfiſche nun zuſammenhalten! Da waren ſie ja aus dem Wege! Ettas außerordentliche Schönheit berührte Frau von Thonau geradezu unangenehm. Sie hatte ſich vorgeredet, Baron Faßmühl habe vor ihr nur ein Bauernmädchen idealiſiert, um ſie zu ärgern. Nun zeigte ihr der Spiegel täglich ein freilich ſehr hübſches und pikantes Geſicht, dem aber ſchon der Jugend⸗ ſchmelz fehlte, neben der Taufriſche einer halberſchloſſenen Roſen⸗ knoſpe. Das brachte ſie auf. In ſtiller Weiſe vergingen den beiden Mädchen die Tage. Sie waren ſtets zuſammen, und Fräulein Hungar, die Erzieherin, trat nicht als Störerin in dieſen Bund. Sie verſtand es, ihre Zöglinge ſo zu leiten, daß ſie ſich eines Zwanges garnicht bewußt wurden. Mit der Zeit aber gewöhnte ſich Bella daran, einen Nach⸗ mittag der Woche mit ihrem Vater im Walde zu verbringen. Baron Faßmühl leiſtete ihnen dann Geſellſchaft. Wenn der General glaubte, aus dieſen harmloſen Plaudereien der jungen Leute werde eine Liebesleidenſchaft ſich entwickeln, ſo irrte er ſich freilich. Baron Faßmühl und Bella berührten ſich eigentlich nur auf dem Gebiete der Kunſt. Faßmühl hielt ſein kleines Mal⸗ talent für eine außerordentliche Begabung und ſein Feſthalten am militäriſchen Beruf für beiſpielloſe Aufopferung im Intereſſe ſeiner Anverwandten, die ihn höchſt ungern die ſchwankende Lauf⸗ bahn eines Künſtlers hätten betreten ſehen. Bella, klug und vielſeitig begabt, brachte allem, was ſich Kunſt nannte, helle Be⸗ geiſterung entgegen. Sie glaubte an das Talent Faßmühls, weil er ſelbſt es nicht einen Augenblick bezweifelte, und weil ſie in der ſtolzen Beſcheidenheit, die einen Grundzug ihres Charakters bildete, nicht ahnen konnte, daß Eitelkeit und Selbſtbewußtſein den Baron zum Genie ſtempelten. Bei einem dieſer Spaziergänge hatte nun Bella das Unglück, ihr wohlgefülltes Geldtäſchchen zu verlieren. Sie bemerkte den Verluſt erſt, als man ſich ſchon wieder im Park befand, und ſie getraute ſich nicht gleich, ihren Eltern ihr Mißgeſchick mitzuteilen. Vielleicht war es möglich, das Portemonnaie wiederzufinden, ohne ſich vorher einer Strafpredigt auszuſetzen. Da ſie keinerlei Furcht hegte, machte ſie ſich in der Morgen⸗ frühe des nächſten Tages allein nach dem Walde auf. Sie ſuchte emſig den Weg ab, den ſie geſtern beſchritten hatte. Wie ſie nun in die geheimnisvolle Stille hineinſchritt, kam es ihr kindiſch vor, den toten Schatz am Boden mühevoll zu ſuchen, da doch eine Herrlichkeit, die nicht mit Gold zu bezahlen war, ſich ungeſucht vor ihr aufthat. Sie hob lächelnd das Haupt empor. Mochte ſie zu Hauſe Schelte bekommen! Was war groß dabei? Sie that einen Jauchzer aus voller Bruſt, aber ſie erſchrak auch gewaltig, als er aus nächſter Nähe beantwortet wurde. Gleich darauf fragte eine helle Stimme: „Biſt Du es, Etta?“ Das Buſchwerk bewegte ſich und ein weißblonder Jünglings⸗ kopf tauchte aus dem Grün hervor. „Das gelbe Strohdach! Der linkiſche Verehrer meiner ſchönen Mutter!“ ging es ihr gleich durch den Sinn. Weil ſie es nie recht hatte leiden mögen, daß der arme Dorfjüngling im Schloß lächerlich gemacht wurde, winkte ſie ihm freundlich zu und rief heiter: „Auch ſchon ausgeſchlafen? Da ſollen Sie mir gleich ſuchen helfen. Ich habe einen Schatz im Walde verloren.“(F. f.) .———— ——— ———— 8 — a— 2 —— 2 e des Arbeiters kümmert den gewinnſüchtigen Fabrikanten furchtbar wenig. Man begnügt ſich nicht damit, die Ar⸗ beiter, die ihre ganze Kraft zur Füllung des Geld⸗ beutels der Unternehmer eingeſetzt haben, zu entlaſſen, nein, dieſe im Grunde genommen von langer Hand vorbe⸗ reiteten Arbeiterentlaſſungen werden obendrein noch dazu benutzt, die Arbeiterſchaft gegen die ſtaatliche Steuer- geſetzgebung aufzuſtacheln. Als Beweis dafür bringt ein Berliner konſervatives Blatt folgendes mit dem Stem⸗ 25 der Polizeibehörde beglaubigte Schrift⸗ tück: „Der Zigarrenarbeiter k. hat vom 3. bis 14. Auguſt zu meiner Zufriedenheit bei mir gearbeitet und iſt durch(1) die neue Steuer entlaſſen worden.“ Wäre es dieſem Fabrikanten nicht darauf angekommen, bemerkt das Blatt hierzu ſehr treffend, gegen die ihm un⸗ bequeme neue Steuer Stimmung zu machen, ſo hätte er hier eigentlich ſchreiben müſſen: X. hat wegen der drohenden neuen Steuer vom 3. bis 14. Auguſt bei mir Arbeit gefunden. Das im übrigen infolge des Tabakſteuergeſetzes tatſäch⸗ lich hin und wieder Arbeiterentlaſſungen vorkommen wür— den, hat das Centrum von vornherein eingeſehen und aus dieſem Grunde den Antrag Giesberts durchgeſetzt, der 4 Millionen für die infolge des Geſetzes brotlos werdenden Arbeiter forderte. Da wäre es für die chriſt⸗ lichen Arbeiterverbände eine äußerſt dankbare Aufgabe, an der Hand von einwandsfreien Statiſtiken feſtzuſtellen, wieviel Arbeiter wirklich infolge des Geſetzes und durch die Maßnahmen gewinnſüchtiger Unternehmer brot⸗ los geworden ſind unter ſorgfältiger Ausſcheidung der- jenigen, die inzwiſchen wieder in anderen Induſtrie⸗ zweigen untergekommen ſind. Nur dadurch würde man auf der einen Seite eine Handhabe erhalten, die Stim⸗ mungsmache habgieriger Unternehmer an der Hand be⸗ weiskräftigen Materials gebührend zu kennzeichnen, wäh⸗ rend auf der anderen Seite genau berechnet werden könnte, ob die bewilligten 4 Millionen zur Unterſtützung ausreichen würden. Würde es ſich herausſtellen, daß das nicht der Fall ſei, dann würde das Centrum mit allen verfügbaren Mitteln dafür eintreten, daß ausreichender 4 77 geſchaffen würde. Und das würde es auch durch⸗ etzen. Die Parade der„Genoſſen“. * Leipzig, 13. September. Auf die große Heerſchau der deutſchen Katholiken folgt alljährlich im Abſtande von gewöhnlich zwei Wochen die Parade der Sozialdemokraten, der ſozialdemokratiſche Parteitag. In dieſem Jahre wird der zweiten Hauptſtadt des„roten Königreichs“ Sachſen die Ehre des Erſcheinens des„Arbeiterparlaments“ zu teil. Im neuen Volkshauſe in der Zeitzerſtraße, im Süden der Stadt, wurde geſtern abend der Parteitag mit der üblichen Begrüßungsfeier ein⸗ geleitet. Wie gewöhnlich waren neben den Delegierten der Reichstagswahlkreiſe— jeder Wahlkreis, der eine Parteiorganiſation hat, hat das Recht der Entſendung eines Delegierten, auch wenn die„Organiſation“ nur wenige Mitglieder hat— die meiſten Parlamentarier der Partei erſchienen. Nur Bebel und Eduard Bernſtein fehlen noch. Aber Bebel wird kommen und Bernſtein, dem ja dieſes Mal gründlich der Kopf gewaſchen werden ſoll, wohl auch. Die Genoſſen tagen dieſes Mal in einem eigenen Heim. Sie ſind da nicht von der Gnade anderer ab⸗ hängig, und es kann ihnen hier nicht paſſieren, daß ihnen wie ſeinerzeit in Mannheim ein einmal zugeſagter Saal nachträglich entzogen wird. Das Leipziger Volks⸗ haus iſt ſoeben fertig geworden. In dem von den ſo⸗ zialdemokratiſchen Gewerkſchaften Leipzigs für ½ Million erworbenen„Tivoli“, deſſen Umbau erſt in der Sonn⸗ tag nacht fertig geworden war, erheben ſich rechts und links von der knallrot„gezierten“ Tribüne in einem Lorbeerhain die Büſten von Karl Marx, von Ferdinand Laſſalle, der hier im Jahre 1863 die erſte ſozialdemokra⸗ tiſche Arbeiterorganiſation, den„Allgemeinen deutſchen Arbeiter⸗Verein“ ins Leben rief. Rings um das Parkett und hoch oben auf den Galerien haben die„Genoſſen“ aus Leipzig und ſeiner Umgebung Platz gefunden. Die große ruſſiſch⸗ſozialiſtiſche Studenten-Kolonie Leipzigs iſt außerordentlich ſtark vertreten. Der Zutritt iſt den Ge⸗ noſſen gegen Dauerkarten zum Preiſe von 3 Mark ge⸗ ſtattet. Die bürgerlichen Zuhörer müſſen entſprechend höhere Preiſe zahlen. Aber trotzdem war das„Haus“ ſchon bei der Eröffnungsſitzung ausverkauft. Zum erſten Male iſt es nämlich der Reichspoſt geſtattet worden, dem Parteitage ein eigenes„Parteitagspoſtamt“ bereit zu ſtellen. Die Poſtbehörde ſcheint endlich eingeſehen zu haben, daß ſie ſich damit die Arbeit erleichtert und— mehr verdient. * 85 0* Natürlich fehlte es am Eröffnungstage nicht an inter⸗ eſſanten und amüſanten Zwiſchenfällen. Die„Unentweg⸗ ten“, zu deren Führung Dr. Franz Mehring, der ehe⸗ malige erfolggekrönte Sozialiſtentöter und jetzige Ober⸗ ſchimpfmeiſter in der„Leipziger Volkszeitung“ ſelbſt her⸗ beigeeilt iſt, ſuchen die„Reviſioniſten“ auf jede nur mög⸗ liche Weiſe zu verulken. Gegen den Herausgeber der „Sozialiſtiſchen Monatshefte“, J. Bloch, geht man auf beſonders eigenartige Weiſe an: Den Delegierten wurde neben dem üblichen Kongreßmaterial eine Karrikatur auf die„Sozialiſtiſchen Monatshefte“ überreicht. Das Heft iſt betitelt:„Der Auchſozialiſtiſche Monatszirkel“ und als Herausgeber zeichnet Dr. Blech. Ein Artikel des Reichs⸗ tagsabgeordneten Dr. Hildenbrand, bekanntlich eines der württembergiſchen„Hofgänger“, iſt betitelt:„Das ver⸗ hängnisvolle Gabelfrühſtück“. Das Titelbild zeigt Eduard Bernſtein, der mit einem mächtigen Hammer ein Schwert bearbeitet, auf dem das Wort„Blech“ eingraviert iſt. Bildlich werden die Reichstagsabgeordneten Ulrich und Dr. David dargeſtellt, wie ſie zur Burg des heſſiſchen Erbgroßherzogs gratulieren, während die badiſchen Land⸗ tagsabgeordneten Dr. Frank und Kolb dargeſtellt wer⸗ den, wie ſie anläßlich des Todes des Großherzogs von Baden kondolieren. Die Reviſioniſten haben ſich nicht zu dieſer amüſanten Kampfesweiſe verſtiegen. Dafür aber paſſiert den„Un⸗ entwegten“, den„Blutigroten“, etwas beſonderes Unan⸗ genehmes. Der Freywaldt⸗Skandal in Pankow erregt die Gemüter. Vor dem Volkshauſe verteilte der Dele⸗ gierte von Pankow bei Berlin ein aus grimmigem Zorne geborenes Flugblatt gegen— Arthur Stadthagen, den oberſten Rechtsgelehrten der Partei, Reichstagsabgeord⸗ neten für Niederbarnim. Furchtbar hageln da die An⸗ griffe auf ihn nieder. Der— bekanntlich von der Staats⸗ anwaltſchaft wegen Meineids verfolgte, nach London ge⸗ flüchtete Pankower Parteiführer— Freywaldt habe bei der Aktion des Dresdener Parteitages im Jahre 1903 gegen die Reviſioniſten Bernhard, Braun, Göhre und Heine in trauriger Weiſe den Strohmann geſpielt, um ſich bei den Parteikoryphäen lieb Kind zu machen. Frey⸗ waldt habe dann, um ſich rein zu waſchen, einen Meineid geleiſtet und Abg. Stadthagen habe ihn juriſtiſch auf⸗ geklärt, daß England wegen Meineides nicht ausliefere, während der Aktionsausſchuß von Berlin ihm die Reiſemittel gab, mittels deren er dann London erreichte. In der Folgezeit ſei man dann auch noch mit Ausſchußanträgen vorgegangen. Bis jetzt ſeien die ordinärſten Praktiken von den verſchiedenſten Partei⸗ inſtanzen angewandt worden: Verdächtigungen als Poli- zeiſpitzel, Denunziationen, Ehrabſchneidereien und Ausſtoßung. Wenn man ſehe, wie eifrig der„Vor⸗ wärts“ beiſpielsweiſe die ſchmutzige Wäſche des Reichs⸗ tagsabgeordneten Schack vor ſeinem Publikum ausbreite, und wie er dagegen nicht nur ſchmutzige, ſondern durchaus unehrliche und gemeine Handlungen ihm naheſtehender Parteiführer in dieſem Streit zu dertuſchen und zu beſchönigen ſuche, ſo überkomme den mit nem normalen Moralgefühl begabten Mitteleuropäer, gelinde geſagt, ein Gefühl unwiderſtehlichen Ekels; die Rolle,d ie der Abg. Stadthagen geſpielt habe, ſei eines einfachen Arbeiters, wie vielmehr eines ſozial⸗ demokratiſchen Parteiführers unwürdig. 8 g 4* g 1 Die Begrüßung ſelber verlief in der gewohnten Form. Eine der örtlichen Größen, dieſes Mal der ehemalige Buchhandlungsgehilfe, jetzige Redakteur unter Mehrings Kommando, Richard Lipinski, in der Zeit der ſoziali⸗ ſtiſchen Hochflut auch Reichstagsabgeordneter, eröffnete die Verhandlungen mit der üblichen Begrüßung, in der wie gewöhnlich den Ergebniſſen einiger eifriger Studien der lokalen Parteigeſchichte und daraus entſpringenden Lob⸗ reden auf Auguſt Bebel die nicht minder übliche be⸗ geiſterte Betonung des„allzeit vorwärts“ folgte. Dann kam Singers Rede, die er alljährlich im Auftrage der Parteizentrale hält. Mit toſendem Beifall, den die Genoſſen jeder bürgerlichen Verſammlung als einen Aus⸗ bruch ödeſten Byzantinismus angerechnet haben würden, kündete er an, daß Bebel in den nächſten Tagen zu kommen in der Lage ſein werde, da ſeine Geneſung fort⸗ ſchreite. Auch er gedachte Leipzigs als der Wiege der „modernen Arbeiterbewegung“. Nach ein paar kurzen Worten über die neuen Steuern zur„Niederſchmetterung der bürgerlichen Parteien“ feierte er dann den ſozial⸗ demokratiſchen Sieg in Stollberg-Schneeberg und er— klärte dann den Parteitag für eröffnet. Präſidenten des„Arbeiterparlaments“ wurden hier⸗ auf Reichstagsabgeordneter Singer und Stadtverord— neter Lipinski⸗ Leipzig. Ein Antrag Breslau, die Reichsfinanzreform zu beſprechen. wurde abgelehnt. Politiſche Rundſchau. )( Hannoveraner mit engliſcher Wahlberechtigung. Das neueſte, was die engliſchen Gerichte konſtatiert haben, iſt, daß jeder Bewohner des früheren Königsreichs Hanno⸗ ver, der vor dem Jahre 1837 geboren, zur Ausübung des britiſchen Wahlrechtes befugt iſt, ſollte es ihm je einfallen, zu dieſem Zwecke nach England zu kommen. Dieſe Entſcheidung wurde in dem Falle eines gewiſſen Heinemann, der in Harrowroad Queenspark wohnt, ge⸗ fällt. Heinemann hatte vor Gericht geltend gemacht, daß ihm das Wahlrecht in England zuſtehe, weil er unter der Regierung Wilhelms IV. in Hannover geboren und damals der König von England auch Herr in Han⸗ nover war, oder, wie es von dem engliſchen Anwalt er⸗ klärt wurde, Hannover damals engliſche Beſitzung war. Es ſtellte ſich heraus, daß vor 20 Jahren ein ganz iden⸗ tiſcher Fall zu Gunſten des Antragſtellers entſchieden wurde. Deshalb wurde auch Heinemann das Wahlrecht in England zugeſprochen. Bekanntlich war Georg III. zu⸗ gleich König von England und Hannover. Ihm folgte Georg IV. in der gleichen Eigenſchaft, während unter Wilhelm IV. das Saaliſche Recht Geltung erlangte und der hannoverſche Thron an den Herzog pon Cumberland, ſeinen Bruder, überging. Man hat nun in London aus⸗ gerechnet, daß etwa 20000 Bürger in Hannover leben, die vor 1837, alſo, ehe Hannover an den Herzog von Cumberland überging, geboren wurden. Somit ſind dieſe 20 000 Hannoveraner vollkommen berechtigt, in das Schickſal Großbritanniens einzugreifen, ſollte es infolge einer Zurückweiſung des Budgets durch das Oberhaus zu einer Neuwahl kommen.— Da iſt es alſo Zeit für unſere Hannoveraner! 516 Man kann dem Frieden nicht mehr trauen, im Berliner Bierkrieg nämlich. Verſchiedene Blätter verbreiten nämlich die Nachricht, der Verein Berliner Brauereien habe vereinbart, vom nächſten Sonntag ab einen Mindeſtpreis von 20 Mark für das Hektoliter zu erheben. Die Mitteilung des Vorſitzenden des Deut⸗ ſchen Gaſtwirteverbandes, daß ein einheitlicher Aufſchlag von 2,50 Mark für das Hektoliter in Kraft treten ſolle, trifft danach nicht zu. Der Mindeſtpreis von 20 Mark wird für einige Brauereien allerdings einen Aufſchlag von 2,50 Mark bedeuten; viele Brauereien lieferten aber manchen Gaſtwirten, beſonders den von ihnen unabhängi⸗ gen, bisher das Bier für 17 Mark und weniger für das Hektoliter. Der Brauereiverein hat ſeinen Beſchluß ohne Hinzuziehung der Gaſtnsrte gefaßt. Es ſind deshalb auch keine Vereinbarungen über die Abwäl⸗ zung der Preiserhöhung auf das Publikum ge⸗ troffen worden. Nun fragt es ſich, was die Gaſtwirte, ſoweit ſie von den Großbrauereien wirtſchaftlich unab⸗ hängig ſind, tun werden. Daß ſie dem Publikum nicht ſo, wie es früher geplant war, das Fell über die Ohren ziehen können, haben ſie ſchon erkannt. Wahrſcheinlich werden ſie von dem reichlichen Angebot auswärtiger Brauereien, die das helle Bier trotz der Fracht billiger liefern wollen, einen ziemlich ſtarken Gebrauch machen. Die Berliner Brauereien dürften dann die Erfahrung machen, daß der Bogen, allzu ſtraff geſpannt, zerſpringt! 2: Der erſte deutſche Richtertag iſt der Gründung verſchiedener Vereinigungen der Richter ſehr ſchnell ge⸗ folgt. Am Montag trat er in Nürnberg in ſeine Verhandlungen ein. Getreu den Beſchlüſſen der frühe⸗ ren Organiſationsverſammlungen der Richter beſchäftigte * 2 5 8 e man ſich nicht mit materiellen Standesfragen der Richter, man nahm vielmehr vom Geſichtspunkte des Richters zu den vielfachen ſchwebenden Fragen der Rechtsſprechung Stel⸗ lung. So behandelte der aus früheren Richterverſamm⸗ lungen bekannte Landgerichtspräſident de Niem ⸗Lim⸗ burg die Beſetzung der Strafgerichte. Er vertrat den Standpunkt, daß das Kollegialgericht gegenüber dem Ein⸗ zelrichter das beſſere Gericht, daß der gelehrte Richter gegenüber dem Schöffen der beſſere Richter und daß die Verbeſſerung des Laienelements für die Berufungsinſtanz eine Unmöglichkeit iſt. Zu dem Thema: Bedingte und unbedingte Strafverfolgungspflicht der Staatsanwalts⸗ ſchaft begründete Landgerichtsrat Kade-Berlin die Forde⸗ rung, daß der ſtaatlichen Strafverfolgungsbehörde die Befugnis gegeben werden ſoll, in geeigneten Fällen, in denen entweder durch die einzelne Straftat die Rechts⸗ ordnung nicht bedroht iſt oder aus der Perſönlichkeit des Täters oder des Verletzten ſich beſondere Straffort⸗ fallsgründe ergeben, von der Durchführung der Straf⸗ verfolgung Abſtand zu nehmen. Landgerichtsrat Privat⸗ dozent Dr. Friedrich-Gießen wird weiter die Stellung des Richters zu den Parteien im Vorverfahren behandeln und Oberamtsrichter Rieß-München wird über die Ge⸗ ſtaltung der Rechtsmittel ſprechen. Er ſtellt die grund⸗ ſätzliche Forderung auf, daß, da eine wirkſame Straf⸗ rechtspflege die raſche Herbeiführung einer endgiltigen Entſcheidung verlangt, die erſte Entſcheidung endgiltig ſein ſoll. Zu dieſem Zwecke müſſe das Verfahren der erſten Inſtanz ſo ausgeſtaltet werden, daß es alle Ge⸗ währ für die Gewinnung eines gerechten Urteils gäbe. Die Anfechtung einer Entſcheidung ſoll nur ſoweit zuge⸗ laſſen werden, als dieſes zur Herbeiführung eines ge⸗ rechten Urteils notwendig iſt. Dieſem Gedanken ent⸗ ſpräche eine Erleichterung der Wiederaufnahme des Ver⸗ fahrens mehr als die erweiterte Zulaſſung der Berufung. Heer und Marine. 5 Der Generalinſpekteur der 2. Armeeinſpektion, Ge— neraloberſt Bernhard Erbprinz von Sachſen Mein in⸗ gen wurde zum Generalfeldmarſchall ernannt. Der Erb⸗ prinz iſt bekanntlich ein Schwager des Kaiſers. 8 Das Militärluftſchiff„Parſeval 3“ als Preisträger. Das Luftſchiff„Parſeval 3“ hat am Sonntag den Preis der Stadt Mainz in Höhe von 2500 Mark erobert. Es ſtieg um 3 Uhr auf und traf nach dreiviertelſtündiger Fahrt in Mainz ein. Dort fand eine Begrüßung durch die Behörden ſtatt, während eine über 30 000 Menſchen zählende Menge dem Luftſchiff ſtürmiſche Ovatio⸗ nen darbrachte. Die Abſperrung wurde durchbrochen. Der Führer, Oberleutnant Stelling, ſah ſich daher ge⸗ nötigt, ſeinen Dank laut aus der Gondel heraus zu er⸗ ſtatten und darum zu bitten, den Platz für das Luft⸗ ſchiff zu räumen. Dieſer Bitte wurde augenblicklich Folge geleiſtet. Nach einer Stunde ſtieg„Parſeval 3“ wieder zur Rückfahrt über Wiesbaden auf. Kurz vor 7 Uhr landete es glatt in Frankfurt. § Die Felddienſtübungen der Hochſeeflotte fanden am Freitag mit einem größeren Gefecht bei Bodum nördlich von Apenrade ihr Ende. Prinzeſſin Irene und Prinz Waldemar waren, wie ſchon an den vorhergegangenen Tagen, mit im Manövergelände und kehrten mit den Truppen in die Stadt zurück. Am abend fand großer Zapfenſtreich vor den prinzlichen Herrſchaften ſtatt. Am Samstag früh kehrte die Flotte nach Kiel zurück. 8 Ein neuer Parſevalkreuzer. Während der Abweſen⸗ heit des„Parſeval 3“ in Frankfurt iſt in der Ballon⸗ halle bei Bitterfeld ein neuer Luftkreuzer fertig geſtellt worden, der den Namen„Parſeval 4“ erhalten hat und heute, Montag, ſeinen erſten Flug unternehmen ſoll. Koloniales. Die Verſtaatlichung der Otavi⸗Bahn ſtößt nach Meldung der„Südweſtafrikaniſchen Zeitung“ infolge von Forderungen, die das Kolonialamt erhoben, die Geſell⸗ ſchaft aber nicht glaubt bewilligen zu können, auf Schwierigkeiten. Die Verſtaatlichungsvorlage werde daher dem Reichstag erſt in der nächſten Legislaturperiode zugehen. Inzwiſchen plant die Geſellſchaft erhebliche Ver⸗ beſſerungen und Erweiterungen der Bahnanlage, ſo durch den Bau einer neuen großen Eiſenbahnhauptwerkſtätte in Uſakos, Umbau der Gleisanlagen des Bahnhofes Uſakos, völlige Umlegung der jetzigen Linie durch die Bobosberge (durch einen zehn Meter tiefen Einſchnitt in das Gebirge ſollen die Kurven gerade gelegt und die Steigung von 22 auf 13 pro 1000 herabgeſetzt werden), Aufſtellung großer Reinigungsanlagen in Kalkfeld, Otavi und Okumu⸗ kanti zur Verbeſſerung der Waſſerverhältniſſe, ſchließ⸗ lich Anlegung eines Tiefbrunnens in Trekkoppie uſw. Eine drahtloſe Telegraphie⸗Verbindung Berlins mit den Kolonien iſt gegenwärtig Gegenſtand der Beratung. Wie mitgeteilt wird, wird man zunächſt die Verbindung mit Kamerun anſtreben. Dort will man, wenn die Ver⸗ ſuche einen Erfolg haben werden, eine Zwiſchenſtation für Oſtafrika und Deutſchſüdweſtafrika errichten. Europäiſches Ausland. N England. l „ In den Kampf um das Reformbudget hat jetzt auch Lord Roſebery, der Führer der engliſchen Oberhausliberalen, das Wort ergriffen und zwar, um dem ihm politiſch verwandten Kabinett offen den Fehdehand⸗ ſchuh hinzuwerfen. Er erklärte nämlich in der City Hall vor einem dichtbeſetzten Hauſe, das Budget, wie es vor⸗ liege, ſei eine Revolution ohne ein Mandat von Seiten des Volkes. Die ſtärkſten Intereſſen der Nation erheiſchten, daß das Budget nicht Geſetz werde. Seine unmittelbare Folge würde eine Vermehrung der Arbeits⸗ loſigkeit infolge Erſchöpfung des Kapitals ſein. Die Vor⸗ ſchläge der Regierung ſchädigten die arbeitenden Klaſſen ebenſo wie der Herzöge. Er lege Proteſt dagegen ein, daß die Grundbeſitzer mit den Verbrechern in eine Reihe geſtellt würden. Warum ſollten die Liberalen der indi⸗ viduellen Freiheit ſo feindlich, der Bureaukratie ſo an⸗ hänglich ſein? Dies ſei kein Liberalismus, ſondern So⸗ zialismus! Er wolle nicht die Verantwortlichkeit auf ſich nehmen, dem Hauſe der Lords in einer Lage, die die ſchwerſte ſeit 1832 ſei, einen Rat zu erteilen. Er hoffe, die Lords hätten ſich noch nicht entſchieden. Er glaube, die Politik der Regierung ſei machiavelliſtiſch und von der Abſicht eingegeben, die Lords zu veranlaſſen, das Finanz⸗ geſetz zu verwerfen. Die Regierung bewege ſich einfach auf den Pfaden des Sozialismus. Die Tarifreform be⸗ trachte er als ein Uebel, den Sozialismus aber als das Ende aller Dinge.— Dem Kabinett Asquith wird, nach dieſer unverhüllten Kriegserklärung, wenn es auf ſeinen Forderungen beharren will, nichts anderes übrig bleiben, als das Parlament aufzulöſen. FFC 3 4 W 2 8 Hall vor⸗ von ation Beine heits⸗ Vor⸗ laſſen Wi * Rußland. f N ? Die Meldung, daß der Zar den Plan einer Reiſe nach Italien aufgegeben habe, wird jetzt wieder kräftig dementiert. So wird einem römiſchen Blatte aus Petersburg gemeldet: In amtlichen Kreiſen weiß man durchaus nichts davon, daß der Kaiſer von Rußland auf ſeine Reiſe nach Italien verzichtet habe. Die hierüber von auswärtigen Blättern verbreiteten Meldungen wer— den auf nicht gute Nachrichten zurückgeführt, die über den Geſundheitszuſtand der Kaiſerin vorliegen. Man glaubt, daß der Geſundheitszuſtand der Kaiſerin eine Entſcheidung bezüglich des Zeitpunktes der Reiſe verzögern, den Kaiſer aber nicht hindern werde, ſich allein nach Italien zu begeben.— Abwarten! * Die engliſch⸗ruſſiſche Entente ſcheint einen kleinen Riß bekommen zu haben. Die Entwickelung der Dinge im fernſten Oſten erregt in Petersburger Regie- rungskreiſen ernſte Beſorgniſſe. Das Vertrauen Ruß⸗ lands auf die Freundſchaft Englands gerät ins Wanken. Im Gegenteil ſcheint es, als erhalte China in ſeinen letzten Anſprüchen Englands Unterſtützung gegen Ruß⸗ land. Auch glauben die ruſſiſchen amtlichen Kreiſe, daß trotz aller Dementis zwiſchen China und Japan eine ge⸗ heime Militärkonvention abgeſchloſſen worden ſei. Ja⸗ paus Verhalten wird in Petersburg als verhüllt aggreſ— ſiv betrachtet. Man nimmt an, daß Iswolski ſofort nach ſeiner Rückkehr nach Petersburg entweder durch den ja⸗ paniſchen Botſchafter in Petersburg oder durch den ruſſi⸗ ſchen Botſchafter in Tokio Japan ernſte Vorſtellungen wegen ſeiner Haltung machen werde. Griechenland. 4 Folgende ſenſationelle Meldung, die wir unter allem Vorbehalt wiedergeben, ſpricht von einer bevorſtehenden Verlobung des jüngſten griechiſchen Prin⸗ zen. Aus Athen wird nämlich gemeldet, daß Prinz Chriſtophoros, der jüngſte Sohn des Königs, ſich mit der Tochter eines amerikaniſchen Milliardärs zu verloben be— abſichtigt. Der 21 jährige Prinz, der ſeit mehreren Wochen in London an der Verlobungsfeier des Prinzen Miguel von Braganza mit der Amerikanerin Annita Stewart teil— nahm, ſaß bei der Feier dem Fräulein Margarita Drexel gegenüber. Frl. Drexel, die 100 Millionen Francs Mit⸗ gift erhält, hat während ihres zweijährigen Londoner Aufenthalts gegen 65 Heiratsanträge abgelehnt, da ſie beſchloſſen haben ſoll, nur einen Prinzen von Geblüt zu heiraten.(22) Aus Stadt und Land. * Die Fahrt des„3. 3“ zur Ila. Das Luftſchiff „Z. 3“ hat am Samstag früh um 4 Uhr 50 Minuten unter Führung des Grafen Zeppelin jr. und des Ober⸗ ingenieurs Dürr ſeine Fahrt nach Frankfurt a. M. an⸗ getreten. Unmittelbar nach dem Aufſtieg, der bei gün⸗ ſtigem Wetter erfolgte, ſchlug das Luftſchiff die Richtung nach Baſel ein, um über Baden-Baden, Karlsruhe und Mannheim ſein Ziel zu erreichen. Um 1 Uhr mittags paſſierte der Luftkreuzer Baden-Baden. Wahnſinnstat einer Mutter. Eine furchtbare Tat hat ſich in dem Dorfe Czarnowski bei Bromberg zuge— tragen. In einem Anfall geiſtiger Umnachtung ſchnitt die 40 jährige Ackerwirtsfrau Fehlau ihren beiden Kin⸗ dern, einem vierjährigen Knaben und einem zweijährigen Mädchen, den Hals durch, ſo daß der Tod ſofort ein⸗ trat, und tötete ſich dann ſelbſt, indem ſie ſich ebenfalls den Hals durchſchnitt. Einem ſechsjährigen Knaben ge⸗ lang es, dem Meſſer der Mutter zu entkommen. ** Flüchtig geworden iſt ein Zahlmeiſterapplikant vom Infanterie⸗Regiment Nr. 149 in Schneidemühl unter Mitnahme von 18 000 Mark, die er ſeinem im Manöver befindlichen Bataillon in Tempelburg überbringen ſollte. Der Defraudant hat von Berlin aus ſeine Uniform an das Regiment zurückgeſchickt. ** In den Schacht einer Waſſerleitung eingeſperrt hat in Ober⸗Elfinen bei Neu⸗Ulm ein ſiebenjähriger Knabe das vierjährige Söhnchen von Nachbarsleuten. Der von der ganzen Bevölkerung geſuchte Knabe wurde erſt nach zwei Tagen im Waſſer ſitzend und völlig erſtarrt aufgefunden. Er wird kaum mit dem Leben davon kommen. ** Wellmanns Nordpolfahrt aufgegeben? Der ameri⸗ kaniſche Luftſchiffer will jetzt anſcheinend, nachdem der Pol ſchon zweimal erreicht worden iſt, auf ſein Vorhaben verzichten. In Tromsö iſt Befehl angekommen, wenn möglich, ein Schiff zu mieten und Leute, Proviant, Hunde und Maſchinen, kurz, alle ſeine Hilfsmittel von Spitz⸗ bergen abzuholen: Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Im Jamiltepes⸗Diſtrikt in Mexiko wurden durch Ueberſchwemmungen Zuckerplantagen und Mühlen⸗ werke zerſtört. Zahlreiche Farmarbeiter ſind umge⸗ kommen. Der Konkurrenzkampf der Ent⸗ decker. Der Nordpolfahrer Dr. Cook hat die däniſche Haupt⸗ ſtadt verlaſſen, um ſich nach Newyork zu begeben und dort den wiſſenſchaftlichen Geſellſchaften ſein Beweis⸗ mate rial zu unterbreiten. Die meiſten Schiffe im Hafen hatten Flaggenſchmuck angelegt, und große Men⸗ ſchenmaſſen ſammelten ſich an, um Dr. Cook, der in Kopenhagen populär geworden, Abſchiedsovationen darzu⸗ bringen. An Bord des Dampfers„Melchior“ fanden ſich der Vorſtand der Geographiſchen Geſellſchaft, Kapitän Roald Amundſen, Kapitän Sverdrup und Admiral Riche⸗ lieu ein. Den Arm voller Blumen, betrat Cook die Land⸗ gangsſtiege. Ein unaufhörlicher Blumenregen ergoß ſich auf die Stelle, wo Cook ſtand, und bewegt rief er der Menge Worte des Dankes und des Abſchieds zu. Kurz nach 4 Uhr lichtete der Dampfer die Anker. Das Grüßen und Hurrarufen nahm erſt ein Ende, als Cook nicht mehr zu erkennen war. earys Freunde ſind enttäuſcht über die Tat⸗ ſache, daß ſeine Begleiter an den Nordpol ein Neger und vier Eskimos waren, daß ſich alſo kein Weißer unter ihnen befand. Sie geben jetzt ſelbſt zu, daß die Zeugen Cooks ebenſo gut oder ebenſo ſchlecht ſind wie die Pearys. Im übrigen nimmt die Zahl der Anhänger Cooks auch in den Vereinigten Staaten immer mehr zu, und man nimmt an, daß die ganze Nation in dieſer Frage jetzt in zwei ziemlich gleiche Hälften geſpalten iſt. Pearys Dampfer „Rooſevelt“ lieat immer noch vor Battle Harbour: ſein Ankunft in Sydney dürfte alſo kaum vor Sonntag zu er⸗ warten ſein. Peary hatte an den Präſidenten Taft telegraphiert: „Ich habe die Ehre, den Nordpol zu Ihrer Verfügung zu ſtellen.“ Taft antwortete:„Ich danke für Ihr edelmütiges Anerbieten, aber ich weiß nicht recht, was ich damit anfangen ſoll. Ich wünſche Ihnen Glück, daß Sie das Ziel Ihrer Reiſe er⸗ reicht haben, und hoffe aufrichtig, daß Ihre Beobach⸗ tungen in poſivitiver Form zur Bereicherung der Wiſſen⸗ ſchaft beitragen.“ Auch an offiziellſter Stelle miſcht ſich die Ironie in den Konkurrenzkampf der beiden Entdecker. Der Präſident der Wiener geographiſchen Geſell⸗ ſchaft, Profeſſor Oberhummer, hat an Cook nach Kopen⸗ hagen ein Glückwunſchſchreiben und die Einladung ge⸗ richtet, in Wien einen Vortrag zu halten. Dieſelbe Ein⸗ ladung wird an Peary ergehen. Lokale Nachrichten. Viernheim, 14. September. * Den angehenden Rekruten, ſoweit ſie ver⸗ ſicherungs pflichtig ſind, iſt dringend zu empfehlen, ihre Quittungskarten umzutauſchen, auch wenn die Gültigkeitsdauer noch nicht abgelaufen ſein ſollte. Er wird hierdurch verhütet, daß die Karten, die mit ihrer mehr oder minder großen Markenzahl einen beſonderen Wert beſitzen, während der Militärzeit verlegt werden oder in Verluſt geraten. — Die Monats⸗Verſammlung des kathol. Männer-Vereins, welche am Sonntag im„weißen Roß“ ſtattgefunden, war nur ſchwach beſucht. Nach Eröffnung derſelben und Begrüßung der erſchienenen Mitglieder ſeitens des Herrn Präſidenten Heckmann hielt Herr Kaplan Schumacher einen intereſſanten Vortrag über den diesjährigen Katholikentag in Breslau. Unſer Herr Pfarrer machte u. a. die Mitteilung, daß am 3. Oktober hier eine große Zentrums⸗Verſammlung abge⸗ halten werde, in der Herr Herr Abg. Uebel über die Finanzreform referiert. Zeppelin 3 ſoll Mittwoch nach Maunheim kommen, ſo meldet der„G. A“. Die Landung wird zwiſchen 10 und 11 Uhr vormittags auf dem Ankerplatz der Frieſen⸗ heimer Inſel erfolgen. Vorausgeſetzt wird, daß nicht widrige Umſtände die Fahrt am Mittwoch unmöglich machen. Aus Nah und Fern. — Bensheim, 11. Sept. Geſtern Mittag gegen 1 Uhr ſprang eine Frau von Auerbach mit ihren zwei Kindern in der Nähe des Hillenbrand'ſchen Wäldchens in den Meer bach, um ſich zu ertränken. Ein auf dem Felde beſchäftigter Arbeiter kam noch rechtzeitig dazu und konnte alle drei retten. Die Mutter lag auf den beiden Kindern, von denen das eine ſchon bewußtlos war; doch gelang es, durch ſofort angeſtellte Wiederbelebungsverſuche, das Kind wieder ins Leben zurückzu⸗ rufen. Alle drei wurden vorläufig in dem nahe gelegenen Bahnhäuschen des Herrn Schmitt untergebracht. Das Motiv der Tat iſt unbekannt. — Darmſtadt, 13. Sept. Einen Selbſtmordverſuch unter eigenartigen Umſtänden hat der Kunſtmaler Dielmann in Darmſtaft verübt. Er erhängte ſich in ſeiner Wohnung, nach- dem er vorher ſeinen Hund und ſeine Katze gleichfalls an einem Strick aufgehängt hatte. Auf das jämmerliche Geheul des am Stricke hängenden Hundes drangen Nachbarn in die Wohnung und ſchnitten alle drei Stricke durch. Während es gelang, den Maler und ſeinen Hund wieder zum Leben zu- rckzurufen, war die Katze, die zuerſt erhängt worden war, bereits verendet. Der Maler wurde ſoſort in's ſtädtiſche Krankenhaus gebracht, wo er ſchwer darniederliegt. — Dackenheim, 13. Sept. Beim Obſtbrechen hatte der Landwirt Heinrich Engel das Mißgeſchick vom Baume abzuſtürzen, ſodaß er das Rückgrat brach. — Sprendlingen, 13. Sept. Eine Verſammlung von etwa 30 Wirten faßten hier infolge des Bierboykotts, der von dem Publikum mit größter Behaarlichkeit durchgeführt wird, den Beſchluß, den Bierausſchank gänzlich einzuſtellen. — Aus dem Kreiſe Offenbach, 13. Sept. Mit der Bierpreiserhöhung beſchäftigte ſich eine Anzahl von Ver- ſammlungen in Orten des Kreiſes. In Neu-Iſ nburg wurde beſchloſſen, auch zu dem bisherigen Preiſe kein Bier zu trinken; in Klein⸗Auheim faßten die Vertreter aller namhafter Vereine den Beſchluß, den Bierkonſum gänzlich einzuſtellen; in Ur⸗ berach einigte man ſich dahln, den Bier- und Schnapsgenuß möglichſt einzuſchränken und Bier zu erhöhtem Preiſe unter keinen Umſtänden zu trinken.— Damit der Humor zu ſeinem Rechte kommt, haben die braven Bier⸗ und Schnapstrinker von Mühlheim a. M. folgende Reſolution gefaßt:„Die Ver⸗ ſammelten ſind nicht gewillt, die ungerechten, ihre Exlſtenz ſchwer ſchaͤdigenden indirekten Steuern länger zu tragen. Sie verſprachen deshalb, den Bier- und Branntweingenuß einzu- ſtellen, um ſo die herrſchende Klaſſe zu zwingen den Weg der direkten Beſteuerung zu betreten. Ferner verſprachen die Verſammelten, dem Genuß von Branntwein vollſtändig und dauernd zu entſagen, denn nur dadurch iſt die Macht der Junker dauernd zu brechen, dagegen die Geſundheit und den Wohlſtand des Volkes zu fördern.“— Hoch lebe Mühlheim am Main! Was der geſamte Liberalismus und die Sozialde⸗ mokratie im Reichstag nicht fertig gebracht, worüber Fürſt Bülow geſtolpert iſt, das zu erreichen iſt für die Mühlheimer eine Kleinigkeit. Sie ſaufen einfach keinen Alkohol mehr und „zwingen“ dadurch das Reich zu einer direkten Reichsſteuer⸗ politik... denn erſtens iſt's geſünder und zweitens ſpart man Geld. — Pforzheim, 11. Sept. In einer vorgeſtern ab- gehaltenen Verſammlung der in dem Zentralverband organi⸗ ſierten Maurer wurde in Anweſenheit des Gauleiters Horter- Mannheim beſchloſſen, die Arbeit wieder bedingungslos auf⸗ zunehmen. — Neuſtadt, 13. Sept. Auf eigenartige Welſe den Tod gefunden hat der Winzer Georg Klein im benachbarten Hambach. Er beugte ſich zu weit über die Fenſterbrüſtung im Hausgang hinaus, bekam das Uebergewicht und ſtürzte kopfüber in den Hof hinab. Dabei fiel er auf den Kopf, ſo daß ihm der Schädel zertrümmert wurde und das Gehirn her⸗ vortrat. Nach wenigen Augenblicken war der hoch in den 60er Jahren ſtehende hier allgemein geachtete Mann eine Leiche. Marktbericht. — Weinheim, 11. Sept. Schweinemarkt. Milch- ſchweine zugeführt 255 Stuͤck, das Paar zu 18— 32 Mark. — Seckenheim, 11. Sept. Der letzte Schweinemarkt war mit 69 Stück Milchſchweinen befahren, von denen 69 zum Preiſe von 24—33 Mk. pro Paar verkauft wurden. 2— Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim Wir möchten nicht verfehlen, die unſerer heutigen Lokalauflage beigegebene illuſtrierte Beilage der ganz beſon⸗ deren Aufmerkſamkeit unſerer verehrl. Leſer zu empfehlen. Es half ſofark! Dies beſtätigen über 1000 Anerkennungen Kranker, die Limoſan⸗ Tabletten bei Gicht, Rheumatismus und anderen Harnſäure⸗Leiden erprobten. Eine Probe unseres Mittels, nebst ausführlich aufklärender Broschüre u. Anerkennungen, ſenden wir an alle Leidenden Kostenlos die uns p. Poſtkarte ihre Adreſſe mitteilen. Chemisches Laboratorium Limosan, Poſtf. 1663 Limbach-Sa. nimmt der Absate zu in Ideal-Seife„ Seifenpulver . f erstklassige Fabrikate von höchstem Fetigehalt u. Reinig · ungswert, seit die Sammler der Einwickelpapiere schon on 25 Pfund an Wertvolle Geschenke erhalten, Acht goldene u. silberne Uhren, Ketten, Pelzwaren und viele andere schöne Haushalt- Luxusgegenstànde. Au haben in allen besseren chäften. Die alleinigen Fabrikanten: Vereinigte Seifenfabriten Stuttgart- Untertürkheim. 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Winterſchule kommen haupt- ſaͤchlich junge Leute von 14— 18 Jahren in Betracht. Wir machen noch beſonders darauf aufmerkſam, daß auch den Söhnen wenig bemittelter Landwirte der Schulbeſuch ermöglicht werden kann, indem ſolchen jungen Leuten Zuſchüſſe zu den Koſten des Beſuchs der Schule gewährt werden können. Diejenigen Landwirte unſerer Gemeinde, welche von der ſo günſtigen Gelegenheit zur Ausbildung ihrer Söhne Gebrauch machen wollen, werden erſucht, uns dies bis 20. d. Mts. mitzuteilen. Auch ſind wir zu jeder weiteren Auskunft gerne bereit. Viernheim, den 10. September 1909. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Kühlwein. Echter Weineſſig, reiner Fruchteſſig, fſt. Salatöl p. Ltr. 1.05 Mk. ſſt. Speiſeöl.. p. Ltr. 0.85 Mk. Bodenöl.. p. 88 0.20 Mk. ferner tägl. frische Tafelbutter Palmin u. Palmona 95 Philipp Tahres 1. 0 Gg. 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Die Emiſſton der shares der Kharas Exploration Company findet nicht ſtatt, weil ein Unternehmen, das ſich die Erforſchung der Bodenſchätze zum Ziele ſetzt, den öffent⸗ lichen Geldmarkt nicht in Anſpruch nehmen ſoll. Die Kharas Exploration Company iſt berelt, un⸗ beſchadet ihrer eigenen Tätigkeit, von anderen auf Territories⸗ Gebiet bereits entdeckte Mineralien-Funde in Gemeinſchaft mit ihnen auf Abbaufähigkeit zu unterſuchen und zu dieſem Zweck Geſellſchaften zu bilden. Wie ſchon früher mitgeteilt, bin ich Beſitzer von über 150.000 shares der South African Territories. Der Wert der shares dieſer Geſellſchaft hängt nicht von den Kurs⸗ ſchwankungen an der Börſe ab, wo der Verkauf oder Einkauf von wenigen hundert shares auf den Markt Einfluß ausübt, ſondern von dem Vorhandenſein der Bodenſchätze, Land⸗ und Geldbeſitz und ſonſtigen Rechten. Die Kur sſchwankungen ſind nicht die Folge meiner Ver⸗ öffentlichungen, ſondern die Folge von Blanko-Angebot und Blanlo⸗Ankauf. Ich habe mich überzeugt, daß die engliſche Verwaltung der South African Territories den Glauben an die Richtig⸗ keit der gemeldeten Diamantfunde haben mußte. Die Nicht⸗ beſtätigung derſelben hat die engliſche Verwaltung ebenſo überraſcht wie die shares-Beſitzer. Als zwei Stunden nach Unterzeichnung des Abkommens über die Abtretung der Minen rechte das Kabeltelegramm mit der Nichtbeſtaͤtigung der Funde eintraf, ſtellte mir die engliſche Verwaltung frei, den Vertrag zu annullieren, was ich nicht tat. Die Repräſentanten in Deutſchland für die South African Territories Lid., London und die Kharas Exploration Company Ltd., London ſiud: Westdeutsche Thomasphosphat-Werke G. m. b. H. Berlin W., am Karlsbad 17. Weder die South African Territories noch die Kha- ras Exploration Company haben mit der Anglo- German Territories Ltd., London irgend etwas gemein. Man kann ſich als guter Deutſcher dem nicht entziehen, daß es ratſam iſt, die Erfahrungen der Engländer zu benutzen, um unkultivierte Länder gewinnbringend zu erſchließen, beſon- ders wenn vertragliche Rechte ihnen zuſtehen. Notwendig iſt ein Aktiengeſetz, welches Teilhaber ſchafft und keine Gegenſätze, Blanko⸗Angebot und Blanko⸗Ankauf aus ſchließt und dem Volke ermoglicht teilzunehmen an der Erzeugung von Wertendurch Kapital. Die nationalen finanziellen Mittel können international vereinigt werden als Teilhaber an denſelben Werken. Teilhaber ſollten auch Frauen ſein. Meine öffentlichen Mitteilungen bezweckten, das Ver- trauen der shares-Beſitzer in ihrem Beſitz herzuſtellen. Der dunkle Erdteil iſt die mangelnde Erkenntnis. Johannes Schlutius Karow Mecklenburg. Sanct Blaſien, Schwarzwald, 2. September 1909. Ich offeriere: Vorzügliches Mehl d ane gear fſt. Blütenmehl pro Pfund 18 Pfg. fſt. Kaiſermehl pro Pfund 19 Pfg. fſt. 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