— Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Nienſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntags bbatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchkießl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Viernhei Telephon⸗Nuf 20. kr Amtsblatt der Großherzoglichen Lürgermeiſterei Viernheim. verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— chrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗fpaltige Petit⸗ Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe dabatl Viernheimer Na Telephon⸗Ruf 20. Nr. 112. ——— ̃ ̃ ͤ—— Rußland und der ferne Oſten. Seit dem Frieden von Portsmouth, der zwar den Japanern längſt nicht alle ihre weitgehenden Hoffnun⸗ gen erfüllte, aber für das kleine Reich außer der De— mütigung des Rieſenkonkurrenten einen gewaltigen natio⸗ nalen Aufſchwung brachte und zahlloſe Entwickelungs⸗ möglichkeiten eröffnete, ſteht Rußland Gewehr bei Fuß da. Die Schläge der Japaner, wiewohl ſie den weiter blickenden ruſſiſchen Offizieren nicht unerwartet kamen, hatten in Petersburg geradezu lähmend gewirkt. War es vorher Unfähigkeit und unerhörte Korruption, ſo war es nach den Kämpfen in der Mandſchurei, nach der See—⸗ ſchlacht bei Tſuſchima und dem Fall von Port Arthur der völlige Zuſammenbruch. Obwohl unter Linewitſch noch ein ſchlagfertiges Heer in Oſtſibirien verſammelt ſtand, war man in Petersburg unfähig zu jedem Ent⸗ ſchluß. Und es wäre ſehr die Frage geweſen, ob die ebenfalls aufs äußerſte erſchöpften Japaner noch einem erneuten Anſturm der Ruſſen nochmals genügenden Wider— ſtand hätten leiſten können. Aber nichts geſchah, und Rußland zog ſeine Truppen größtenteils aus Sibirien zurück, ganz mit den drohenden Stürmen im Inneren beſchäftigt. Inzwiſchen haben die Japaner ſich zu faktiſchen Her⸗ ren im fernen Oſten gemacht. Das war die unerwünſchte Folge des engliſch⸗japaniſchen Bündniſſes. Die Englän⸗ der hatten Rußland auf billige Weiſe in Aſien auf Jahre hinaus lahmlegen laſſen, nun entſtand ihnen in Japan ein neuer Konkurrent, der hohnlächelnd auf die Politik der offenen Tür flötete und ſowohl in Korea als in der Mandſchurei und China das Fett abſchöpfte. Kurzſichtige chineſiſche Politiker drängten deshalb ſchon zum Kriege mit Japan. Aber die ruhige Beurteilung der Sachlage ſiegte, und China ſah ein, daß das Heil für das Reich der Mitte nur an der Seite Japans zu finden ſei. So entſchloß man ſich, Japan ſchalten zu laſſen: man führte eine umfangreiche Heeresreform ein, die für China 30 Armeekorps vorſieht und allein ſchon für Rußland ein unüberwindliches Hindernis bil⸗ den dürfte; endlich kam, den übrigen Mächten ziemlich unerwartet, das chineſiſch⸗japaniſche Bündnis, durch wel⸗ ches Japan freie Hand auf den mandſchuriſchen Bahnen nach Oſtſibirien erhält. Und Rußland? Nichts iſt bisher geſchehen, was auf den Gedanken ſchließen laſſen könnte, daß ein zweiter ruſſiſch-japaniſcher Krieg ſo ſicher kommen muß, wie der zweite ſchleſiſche Krieg und der ſiebenjährige Krieg nach dem erſten. Es iſt eben eine politiſche Notwendigkeit, daß Rußland ſeinen oſtaſiatiſchen Beſitz mit den Waffen in der Hand zu verteidigen haben wird. Alles, was Japan in den Jahren nach dem Kriege tat, zielt auf die Krönung des Er⸗ oberungswerkes in Oſtſibirien und auf die gänzliche Ab⸗ ſchließung Rußlands vom Stillen Ozeane. Ehe Ruß⸗ land auch nur 300 000 Mann in Oſtſibirien verſammeln 1900. Dienſtag, den 28. September 25. Jahrgang. kann, werden die wohlvorbereiteten Japaner die ruſſiſche Hälfte von Sachalin beſetzt und die Hand auf die Aus⸗ läufer der ſibiriſchen Bahnen gelegt haben, ſo daß Ruß⸗ land ſeinen Aufmarſch viele hundert Meilen weiter rück⸗ wärts wird vollenden müſſen. Es iſt unbegreiflich, daß die Ruſſen vor dieſen Tat⸗ ſachen ſtehen, wie die Blinden. Ihre paar ſibiriſchen Diviſionen werden überrannt ſein, ehe man in Peters⸗ burg den Kriegszuſtand begriffen haben wird. Und die Chineſen werden den Japanern eine wirkſame Hilfe ſein, ja, ſie bedeuten ſogar eine ſtarke Bedrohung der ruſſi⸗ ſchen Flanken. Von dieſem Augenblicke an wird die „gelbe Gefahr“ erſt dringend werden. Rußland ſollte ſeine Hände aus dem diplomatiſchen Ränkeſpiel gegen Deutſchland und Oeſterreich weglaſſen, womit nur ein europäiſcher Krieg bezweckt wird. In Oſtaſien iſt genug zu tun! —* 9 Kamarillaphantaſien. Als die Eulenburg⸗Affäre noch in einem aktu⸗ ellem Stadium ſich befand, da tauchte in den Blättern zum erſten Male das Wort Kamarilla auf als eine Be⸗ zeichnung für jene„geſchloſſene Geſellſchaft“, die an⸗ geblich den Kaiſer wie ein feſter Ring umſchloſſen hielt und keinem unbequemen„Eindringling“ Zutritt ver⸗ ſchaffte. Jetzt ſoll eine neue Kamarilla— den Sturz des Fürſten Bülow auf dem Gewiſſen haben. Die Hoch⸗ weiſen, die das entdeckt haben, ſind der Freiherr v. Zed⸗ litz und der„Hannov. Cour.“. Wir würden auf die Geſchichte nicht näher eingehen, wenn es nicht gewiſſe Leute gäbe, die für ſich wieder Kapital daraus zu ſchlagen verſuchten. So ſchreibt das freiſinnige„Berl. Tagebl.“: Unter der Ueberſchrift„Eulenburgs Nachfolger“ be⸗ ſchäftigt ſich der„Deutſche Bote“ mit der„neuen Kama⸗ rilla“, die— wie der Freiherr v. Zedlitz und der „Hannov. Cour.“ bekanntlich behaupteten— den Sturz des Fürſten Bülvw herbeigeführt haben ſoll. Der„Deut- ſche Bote“ nennt als Häupter der„neuen Kamarilla“ den katholiſchen Fürſten v. Fürſtenberg, den Freund und Reiſebegleiter des Kaiſers, und den„ihm verwandtſchaft⸗ lich naheſtehenden“ Abgeordneten Grafen Oppersdorf, der ja gleichfalls katholiſch iſt. Wir haben Gründe, anzu⸗ nehmen, daß Herr v. Zedlitz wie der„Deutſche Bote“ die Rolle, welche dieſe„Kamarilla“ in der Zeit zwi⸗ ſchen den Novembertagen und dem Rücktritt des Fürſten Bülow geſpielt, ein wenig überſchätzen. Daß Fürſt Für⸗ ſtenberg und Graf Oppersdorf nicht zu den Freunden des Fürſten Bülow gehören, iſt richtig. Ob Fürſt Für⸗ ſtenberg dem Kaiſer gegenüber ſeine politiſchen Anſichten zum Ausdruck bringt und bringen kann, wiſſen wir nicht. Graf Oppersdorf, der nicht dem Fürſten Fürſtenberg, ſondern dem Fürſten Radolin„verwandtſchaftlich nahe- ſteht“, hat im vergangenen Winter den Kaiſer nur einmal geſehen— als er nach dem bekannten Zwiſchenfall Bülow⸗ Radolin mit ſeiner Gattin nach Potsdam zur Tafel ge⸗ laden wurde—, und bei dieſer Gelegenheit ſcheint von politiſchen Dingen nicht geſprochen worden zu ſein. Die Wahrheit iſt, daß der Kaiſer ſeit den Novembertagen, ohne gerade den Rücktritt des Fürſten Bülow zu er⸗ ſtreben, ſich in jeder Beziehung zurückhaltender als vor⸗ her verhielt. Und die Wahrheit iſt ferner, daß die Kon⸗ ſervativen, auf die Stimmung des Kaiſers rechnend und durch gewiſſe Perſönlichkeiten dauernd informiert, den Fürſten Bülow, der ihnen verdächtig geworden war, zu. ſtürzen ſuchten. Indem man heute ſoviel von der„neuen Kamarilla“ ſpricht, will man anſcheinend die konſer⸗ vative Partei in den Augen ihrer Wählerſchaft entlaſten. Darumſ cheint es angebracht, feſtzuſtellen, daß nicht irgend eine mehr oder minder operettenhafte Kamarilla, ſon⸗ dern die konſervative Partei im Reichstage den Fall der Erbſchaftsſteuer und damit den Sturz des Fürſten Bülow verurſacht hat. Die mit Nebenſächlichkeiten pfiffig überbrückten Un⸗ tiefen im logiſchen Zuſammenhang, über die das Blatt ſich zu dem Schluß emporkrümmt, daß man mit dem Ungetüm Kamarilla die konſervative Partei in den Augen ihrer Wählerſchaft entlaſten wolle, ſollen ein geſchicktes Manöver ſein, um ſich in den Waſſern anderer Leute einen ergiebigen Krebsfang zu ſichern. Die freiſinnigen und konſervativen Gegenſätze platzen in manchen Wahl⸗ kreiſen recht häufig aufeinander, und da kann der Frei⸗ ſinn nur Geſchäfte machen, wenn die Konſervativen als die Sündenböcke hingeſtellt werden. Je mehr man die Ablehnung der Erbſchaftsſteuer als das größte Verbrechen und den armen Exkanzler als das Schlachtopfer der Konſervativen bezeichnet, deſto mehr hofft man die frei⸗ ſinnigen Wählermaſſen für ſich zu gewinnen. Dabei liegen aber die Dinge doch ganz anders. Der Trick mit dem Kamarillamärchen ſoll zu einer neuen Ver⸗ dächtigung der Katholiken und des Cen⸗ trums dienen, wie das ſeiner Zeit ſchon mit dem Zwiſchenfall Bülow⸗Radolin verſucht wurde. Man ſtellt die Sache ſo dar, als ob das„konfeſſionelle katholiſche Centrum“ in ſeinen Regierungsgelüſten den Kaiſer mit einer Kamarilla von katholiſchen(1) Leuten ge⸗ ſchickt eingekreiſt habe, die dann ſeit jenen kritiſchen Novembertagen ſyſtematiſch beim Kaiſer auf den Sturz des Kanzlers hingearbeitet hätten. Immer und immer wieder auf die tatſächlichen Vorgänge hinzuweiſen, aus denen ſich mit logiſcher Konſequenz die Abdankung des Fürſten Bülow ergab, halten wir für überflüſſig und auch für vollſtändig zwecklos, weil wir wiſſen, daß man es mit Leuten zu tun hat, die ſich abſichtlich einer beſſeren Einſicht verſchließen. Nur halten wir es für notwendig, unſeren Leſern einmal deutlich zu zeigen, wohin das Taſchenſpielerſtückchen hinauslaufen ſoll. ** 7* 7 Die obigen Zeilen befanden ſich bereits im Druck, als die Berliner„B. Z. am Mittag“, eine treue Bundes⸗ 25077 Selbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 100(Nachdruck verboten.) „Ach, bewahre! Mit ſo einem ſchneidigen Advokaten? Werden ſich hüten!“ lachte die Majorin Stern. „Gut ſtehen die Sachen jedenfalls nicht“, pflichtete das ſanfte Fräulein von Samelitz bei.„Frau von Kroſinsky war geſtern ganz verzagt. Ihr Mann hat nämlich immer prozeſſiert und immer verloren.„Die Etta“, ſagt ſie, iſt ganz nach dem Papa. Die denkt auch, die Welt müſſe ſich nach ihrem Kopf richten!“— Etta lachte, als die Mutter mir ihr Herzeleid klagte. Sie iſt voller Mut und Leben.„Im Frühjahr gehts an den Rhein“, ſprach ſie, als ich Abſchied nahm.„Das langweilige Aaborg ſieht mich niemals wieder!“ „So, ſo! Langweilig! Hm, hm“, ſprach die Bürgermeiſterin würdevoll.„Nun, meine Damen, das klingt wie ein Lob aus Fräulein von Kroſinskys Munde. An unſeren Geiſt, an unſere Tiefe reicht ſolch ein Gänschen eben nicht heran!“ „Ganz meine Meinung, verehrte Frau!“ liſpelte Fräulein Blotter.„Und haben Sie gehört: ſie iſt voller Mut und Leben! Wo ſie doch in Sack und Aſche gehen müßte um ſo einen Bräutigam. Entſetzlich, dieſer Leichtſinn!“ „Ich fragte auch, ob ſie denn noch lachen könne nach all' dem Schmerz und Jammer?“ erzählte Fräulein von Samelitz ſchüchtern.„Da ſchlug ſie die großen, wunderſchönen Augen voll zu mir auf und ſprach ruhig: „Arnold war ein guter Menſch, folglich vergeſſe ich ihn nie. Das aber hat er nicht gewollt, daß ich trauern ſoll, wenn draußen der Frühling lockt, wenn das bunte Leben mich tauſendſtimmig mit hellen Klängen zum Genießen ruft.“ „Welche Moral, welch' ein Leichtſinn!“ ereiferten ſich die Raffeegäſte. Aber man hatte noch den letzten Skandal im Hauſe des Poſtmeiſters zu durchſprechen, und ſo ließ man denn die Damen Kroſinsky gnädig fallen. Sechstes Kapitel. Kroſinskys waren an ihrem Ziel, der Stadt G. in der Rheinprovinz, angekommen. Der köſtliche Frühlingstag trieb die Damen ſchon am Morgen hinaus ins Freie; ſie fühlten ſich beide, zum erſten Mal nach langer Sorgenzeit, wieder friſch und froh, ja ſogar etwas unternehmungsluſtig. Ein Buchenwäldchen lockte ſie in ſeinen noch dürftigen Schatten. Und Etta rief beinahe übermütig: „Das ſind ja die Buchen von Welchersburg, Mama! Die herrlichen Bäume, die Friedel Hemmſchuh immer malen wollte!“ „Ach, der gute Friedel!“ ſeufzte Frau von Kroſinsky ver⸗ nehmlich.„Er iſt doch eine treue Seele. Aber Du glaubſt ja nicht an ſein Talent, Etta! Und doch hat er in Paris feſten Fuß gefaßt, hat durch Fleiß und Ausdauer ſein Leben ſorgenfrei geſtaltet.... Dich aber liebt er heute noch, liebe Etta!“ Etta zuckte in der ſonnendurchleuchteten Frühlingswelt, die ſie hier umgab, unmutig die Achſeln. „Sorgenfrei?“ meinte ſie ſpöttiſch.„Wie man's nimmtl Kann Friedel ein Bild nicht gleich verkaufen, guckt ihm die Not ſchon zum Feuſter herein. Nein, Mama, ob ich nun die Erbſchaft mache oder nicht: Friedel muß aus dem Spiel bleiben! Ich mag keine Malersfrau werden, ich mag nichts wiſſen von den Täuſchungen, denen Friedel in ſeinem blinden Idealismus täglich ausgeſetzt iſt.“ „Das redeſt Du Dir ſo ein, Etta! Gerade Friedel wäre der Mann, der jede Laſt des Lebens von ſeines Weibes Schultern nähme, um ſie allein zu tragen.“ „Mag ſein!“ warf Etta leicht hin. Maler eben nicht!“ Nach kurzem Schweigen fuhr ſie begeiſtert fort: „Warum mich auch jetzt ſchon binden, Mama? Soll ich denn nicht erſt ein wenig meine Jugend genießen? Lacht mir nicht gerade hier das Leben fröhlich entgegen?— O, der arme Friedel iſt ſicherlich ſchon froh, daß ich ihm nicht verbiete, mir „Aber ich liebe den lange Epiſteln zu ſchreiben! Und ſchicke ich ihm nur hin und wieder einen freundlichen Gruß, gleich habe ich ihn auf dem Gipfel der Seligkeit!—— Nein, Mama, Du mußt ſchon er⸗ lauben, daß ich mir mein Schickſal ſelbſt geſtalte. Sieh, in mir iſt jetzt die Zuverſicht. Arnolds Gold wird doch noch das meine! Habe ich nicht ein reiches, unwiederbringliches Jugendjahr dem kränklichen Bräutigam geopfert? Habe ich nicht alle mir dar⸗ gebrachten Huldigungen ſchroff zurückgewieſen, um einem Lebens⸗ müden ein bißchen Sonnenſchein ins Daſein zu bringen? Und ſolch ein Opfer dürfte keinen Lohn finden?“ „Ich bin nicht ſo zuverſichtlich, liebe Tochter!“ „O, Mama, Deine Schwarzſeherei kenne ich!“ lachte Etta. „Aber warte nur erſt ab! Habe ich die blanken Goldfüchſe der Negendangs, dann geht es nach Berlin! Weißt Du, wen ich dort ſuche?“ „Dein Idol natürlich!“ „Ja, mein Idol!“ ſprach Etta ſiegesgewiß. „Den ſchönen Offizier mit der glatten, weißen Stirn und den tiefdunklen Augen; das lebensvolle Bild, das ich in Frau von Thonaus Album unzählige Male bewundert habe. Hätte ich es doch damals an mich geriſſen! Nur auf ein paar Stunden! Friedel konnte es abzeichnen, und ich hätte heut noch meine Freude daran. Glaubſt Du an Beſtimmung, Mutter? Sieh, ich bilde mir ein, jener bildhübſche Offizier wird mich zu ſeiner Gemahlin machen!“ „Kindskopf!“ zürnte Frau von Kroſinsky.„Mit ſolchen Phantaſtereien verdirbſt Du Dir freilich die Zukunft! Gehe lieber zu den Negendangs und demütige Dich ein bißchen vor ihnen!“ „Weit gefehlt!“ lachte Etta.„Ja, heute noch will ich zu dieſen Geldprotzen hingehen, aber anders als Du rätſt! Hochmütig und ſtolz ſollen ſie mich ſehen.“ Trotzig hatte ſie das Haupt erhoben, in ihren blauen Augen glühte der Groll. (Fortſetzung folgt.) 3 „„.—— .——— 88——————— 2 8 5 2 genoſſen des„B. T.“, einen Artikel unter der Ueber⸗ ſchrift veronentlichte: „Die Kamarilla gegen den Fürſten Bülow.“ In dieſem Artikel werden die Konſervativen vermöbelt, weil— das Berliner Tentrumsblatt, die„Märkiſche Volkszeitung“, eine Darſtellung von den Verhältniſſen gibt, die der November⸗ kriſis voraufgegangen ſind. In dieſer Darſtellung wird behauptet, daß Fürſt Bülow ſich mit der Publi⸗ kation des Kaiſerinterviews ebenſo einver⸗ ſtanden erklärte, wie mit dem Inhalte. Die „B. 3.“ ſpricht dann von einer„konſervativen“ Kamarilla, die ein„bewußtes Verbrechen gegen die Per⸗ ſon des Kaiſers und gegen die Intereſſen des Landes“ 17 begangen habe, wenn ſie„den Kaiſer veranlaßte, ſeine 5 Aeußerungen einer breiten Oeffentlichkeit vorzufetzen“. 4 Das habe aber die Kamarilla nur getan, um einen 1 ö Stoß gegen Bülow auszuführen, denn ſie habe die Folgen der Veröffentlichung vorausgeſehen. Hier werden alſo die Konſervativen beſchuldigt, eine Kamarilla um die Perſon des Kaiſers gebildet zu 1 Haben zu dem Zwecke, den Kanzler tot zu machen. Auf der einen Seite ſtehen demnach Angriffe, man ſchiebe eine Kamarilla von katholiſchen Perſönlichkeiten vor, um die Konſervativen bei ihren Wählern reinzuwaſchen, auf der anderen Seite ſollen Konſervative ſelbſt die Kama⸗ rilla gebildet haben. Der Zweck der ganzen Uebung iſt zu klar. Auch hier haben wir wieder einen frei⸗ ſinnigen Angriff gegen die Konſervativen, der die Wähler⸗ maſſen vor dieſen abſchrecken ſoll. Daß daneben noch die verſchiedenſten Seitenhiebe auf das Centrum fallen, kann unſere Auffaſſung von der Tendenz der Artikel des Freiherrn v. Zedlitz und im„Hannov. Cour“ nur be⸗ kräftigen. eee ee 2 3 2 8 . 7 5 * ö N* 7** j„Der Hintertreppenroman des Freiherrn von Zedlitz.“ Unter dieſer Ueberſchrift ſchreibt das Organ des Bundes der Landwirte, die„Deutſche Tageszeitung“, fol⸗ gendes: Die„Konſerv. Korreſpondenz“ veröffentlicht fol⸗ 5 gende Erklärung: In Nr. 220 des„Tag“ erſchien aus der i Feder des Freiherrn v. Zedlitz und Neukirch, Mit⸗ f glied des Hauſes der Abgeordneten, ein„Hinter den 77 Kuliſſen“ betitelter Aufſatz, der mit dem folgenden Satze beginnt: „Auf die Verſtändigung zwiſchen Konſervativen und ö Centrum über die Reichsfinanzreform iſt hingewirkt 5 worden, indem man führenden Mitgliedern 1 beider Parteien die Ueberzeugung beizubringen geſucht hat, daß Fürſt Bülow infolge der November⸗ ereigniſſe das Vertrauen des Kaiſers unwiderbringlich verloren habe, und es deſſen Wünſchen ent⸗ ſprechen würde, wenn der Reichskanzler über die Reichs⸗ finanzreform ſtürze.“ 5 Dieſe Nachricht iſt, ſoweit unſere Parteileitung in 5 Betracht kommt, von Anfang bis Ende erfunden. 1 Der Geſchäftsführende(Fünfer⸗ Ausſchuß.— Dasſelbe gilt 1 ſelbſtverſtändlich von der Parteileitung des Centrums. 10 Man ſieht hier einmal wieder, wie's gemacht wird. 0 Politiſche Rundſchau. f Die Einnahmen des deutſchen Reiches an Zöllen 170 und Steuern betragen abzüglich der Ausfuhrvergütungen 5 und Verwaltungsgebühren für die Zeit vom 1. April 1909 bis zum Schluſſe des Monats Auguſt 1909 rund 80 Millionen Mark mehr als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Reichspoſt⸗ und Telegra⸗ phenverwaltung erzielte für den gleichen Zeitraum einen Ueberſchuß von 15 863 724 Mark und die Reichseiſen⸗ bahnverwaltung einen ſolchen von 1802 000 Mark. In 1 ö den Ziffern von 80 Millionen Mark tritt auch die Wir⸗ . kung der neuen, bereits in Kraft geſetzten Zölle und I Steuern in die Erſcheinung. Zu den Steuern gehören B die neuen Reichsſtempelabgaben mit Ausnahme des Scheck⸗ 5 ſtempels, die Brauſteuer, der erhöhte Wechſelſtempel, die 1 neue Schaumweinſteuer und ſeit dem 15. Auguſt auch die 5 Tabakſteuer. Von neuen Zöllen kommen ſeit dem 1. Auguſt die Erträge des erhöhten Kaffee⸗, Tee⸗, Bier⸗ und Branntweinzolles in Betracht. 0 1—( Die Romreiſe des Reichskanzlers. Die„Wien. 18 Pol. Korr.“ meldet: Wie man uns aus Rom berichtet, 1 hat dort die amtliche Mitteilung, die über die Zuſammen⸗ „ kunft des deutſchen Reichskanzlers v. Bethmann⸗Hollweg . mit dem Grafen Aehrenthal veröffentlicht wurde, eine A ſehr beifällige Aufnahme gefunden. An den lei⸗ 1 g tenden Stellen, wie in den politiſchen Kreiſen überhaupt, 6 iſt man von der Art, in welcher dabei Italiens gedacht wurde, angenehm berührt worden, und man äußert ſich äußerſt befriedigt über die Andeutungen, die das Kom⸗ munique bezüglich des geſamten Ergebniſſes der zwi⸗ ſchen den beiden Staatsmännern gepflogenen Unterredun⸗ gen enthält. Herr v. Bethmann⸗Hollweg, der demnächſt nach Rom kommen wird, um ſich dem König Viktor Emanuel vorzuſtellen, wird in Italien den freund⸗ lichſten Empfang finden. — Der feſtgenagelte Reichskanzler. Daß für die So⸗ zialdemokratie„Religion Privatſache“ ſei, iſt ein Irr⸗ tum, der ſich langſam gründlich eingelogen hat. Man 1 weiß, daß es Schwindel iſt, aber man wiederholt das 0 Wort unentwegt alle Tage. Ebenſo feſt ſteht, daß der N„Evangeliſche Bund“ Religion und Politik genau aus⸗ einander zu halten wiſſe. Einen prächtigen Beweis für dieſe grundloſe Behauptung lieferte der Bundesdirektor Everling auf der Generalverſammlung des„Evangeli⸗ ſchen Bundes“. Er malte die Herrſchſucht des Ultra⸗ montanismus in ſchwarzen Farben, um dann ſchließlich den neuen Reichskanzler für die Geſchäfte des Bundes in Anſpruch zu nehmen: Noch beſteht ja die alte Block- mehrheit im Reichstage und zu Fürſt Bülows Nachfolger iſt ein Reichskanzler erkoren, deſſen Vergangenheit und Perſönlichkeit in uns die Zuverſicht erweckt, daß er unter eine neue Vorherrſchaft des Cen- trums ſich zu beugen nicht gewillt ſein wird. — Nun iſt zwar dieſe„ultramontane Herrſchſucht“ ein Hirngeſpinnſt der Bundesritter. Schadet aber nichts: Herr v. Bethmann⸗Hollweg weiß, was er zu tun hat, um dem „Bund“ zu gefallen und das Vaterland zu retten. Und 1 das ſoll keine Verquickung von Politik und Religion 1 ſein? Wer ſoll das glauben? I: Für Fanatiker der Erbſchaftsſteuer. Unter dieſer I Ueberſchrift ſchreibt treffend eine Berliner konſervative ö N Zeitung: Aus Newyork wird berichtet: Die Witwe und Erbin des ſtorbenen Eiſenbahnkönigs Harriman hat den S verf Millionen Dollars beläuft. Da nach allen Schätzun⸗ gen und Berechnungen der Wert des Harrimanſchen Ver⸗ mögens aber nicht unbeträchtlich höher ſein muß, ſo bleibt nur die Annahme übrig, daß Harriman während ſeiner letzten Krankheit ſchon ſeinen fünf Kindern beträcht⸗ liche Summen Geldes durch Schenkungen vermacht haben muß. Für dieſe Schenkungen kann aber eine Erbſchafts⸗ ſteuer ſeitens des Staates nicht erhoben werden. dieſer Meldung iſt erſichtlich, wie ſehr das Bedenken gegen die Erbſchaftsſteuer berechtigt war, daß das mobile Kapital der Steuer entzogen und nur das immobile Vermögen getroffen werden würde. Denn das von Har⸗ rimans Witwe deklarierte Vermögen ſtellt anſcheinend nur den immobilen Teil der Hinterlaſſenſchaft Har⸗ rimans dar, der nicht verheimlicht werden konnte. :: Noch eine Triolen⸗Affäre. Unter dieſer Ueber⸗ ſchrift wird aus Elberfeld berichtet: In der vom Zentralverband der Handlungsgehilfen Deutſchlands hier abgehaltenen öffentlichen Verſammlung wurde auch die Triolen⸗Affäre Schacks kritiſiert. Darauf bot der Vor⸗ ſitzende des hieſigen deutſch-nationalen Handlungsgehil⸗ fen⸗Verbandes einen Wahrheitsbeweis vor Gericht dafür an, daß der ſozialdemokratiſche Reichs⸗ tagsabgeordnete Hengsbach⸗Duisburg⸗Mülheim ähnliche Dinge begangen habe. und die ſozial⸗ demokratiſche Parteileitung davon auch unterrichtet ſei. Bebel habe jedoch ein Einſchreiten für unnötig erklärt, ſo lange die Angelegenheit nicht öffentlich bekannt und ein Druck durch die bürgerliche Preſſe erfolge.— Der „Vorwärts“ bemerkt dazu: Die Behauptung des anti⸗ ſemitiſchen Handlungsgehilfen iſt natürlich eine freche Unwahrheit. Weder die Parteileitung noch Genoſſe Bebel wiſſen irgend etwas von dieſer angeblichen ſo⸗ zialdemokratiſchen Triolen-Affäre. Sie haben nie etwas davon gehört, daß Genoſſe Hengsbach mit ſolchen oder ähnlichen Dingen in Verbindung gebracht werde. Man kann danach beurteilen, was es mit der gemeinen Be⸗ ſchuldigung wider den Genoſſen Hengsbach auf ſich hat.— Den Genoſſen Hengsbach ſelbſt konnte eine Anfrage heute nicht mehr erreichen. Seine Antwort kann erſt morgen eintreffen. Wir ſind nicht im Zweifel darüber, wie ſie lauten wird. Der Elberfelder Antiſemit wird natür⸗ lich in kürzeſter Friſt die gewünſchte Gelegenheit erhalten, ſeine Behauptung vor Gericht zu verantworten. )( Luxemburg und die Zündwarenſteuer. Nach Er⸗ wägung aller Vorteile und Nachteile einer für das ganze deutſche Zollgebiet gemeinſamen Zündwaren⸗ und Be⸗ leuchtungsſteuer hat die luxemburgiſche Deputierten⸗ kammer die dem deutſchen Geſetz entſprechende Regie⸗ rungsvorlage mit 20 gegen 13 Stimmen angenom⸗ Damit entfallen auch alle Befürchtungen wegen einer die Zollunion ſtörenden Zwiſchengrenze. 9 Eu ropäiſches Auslaud. A. erh Frankreich. e ? Die Stellungnahme der franzöſiſchen Regierung gegenüber der Proteſtnote Mulay Hafids wegen des ſpaniſchen Vorgehens im Rif iſt nunmehr vollkommen klar. Frankreich hält ein Eingreifen der Mächte in den ſpaniſch⸗marokkaniſchen Streit nicht für o pportun. Welche Konſequenzen dieſe Haltung Frankreichs nach ſich ziehen wird, ob die Mächte ſich der franzöſiſchen Anſicht Mulay Hafid ſich mit einem derartigen Beſcheide begnügen wird, muß abgewartet wer⸗ Zweifellos wird jedoch Mulay Hafid von Frank⸗ reichs Standpunkt wenig erbaut ſein, da er befürchten muß, daß mit dem zunehmenden fremden Einfluß in Marokko ſein Thron ins Wanken gerät. England. . England ſteht vor einer der ſchwerſten Kriſen ſeines Verfaſſungslebens, denn der Kampf um oder vielmehr gegen das Oberhaus erſcheint nunmehr unvermeidlich. Nach den letzten Reden des konſervativen Führers Balfour und anderer kann kein Zweifel ob⸗ walten, daß das Oberhaus die Budgetvorlage und die mit ihr verknüpfte Finanzreform ablehnen wird. Andererſeits iſt die Regierung feſt entſchloſſen, die Ab⸗ lehnung der Vorlage mit der Auflöſung des Parlaments und mit Neuwahlen zu beantworten. 188 Afrika. Marokko.. In der Umgebung von Taza wird hartnäckig das Gerücht verbreitet, der Roghi ſei noch am Leben, und der in Fez ausgelieferte ſei nicht der richtige Bu Hamara geweſen. Der Roghi, der einen ſtarken Anhang habe, befinde ſich in der Nähe von Taza mit 5000 Reitern, die in der Stadt Taza eine Buße von 1000 Duros jedem Notabeln auferlegt haben ſollen, der mit Mulay Hafid in Beziehungen ſtand. Der Korreſpondent des„Matin“ in Tanger, der dieſe Gerüchte meldet, fügt hinzu, Mulay Hafid habe einem freilich noch nicht be⸗ ſtätigtem andern Gerücht zufolge Order zur Aufnahme einer Anleihe von 75 Millionen zu 5 v. H., garantiert durch die Eingangszölle, gegeben, und einer weiteren dreiprozentigen Anleihe von 75 Millionen, die von Frank⸗ reich garantiert werde. 1 — Amerika. Vereinigte Staaten. f ? Am Samstag nahmen in den Vereinigten Staaten und ſpeziell in Newyork die großen Feſtlichkeiten zur Er⸗ innerung an die vor 300 Jahren erfolgte Entdeckung des Hudſonfluſſes und die Wiederkehr des Tages, an dem vor 100 Jahren der erſte Dampfer dieſen Fluß befuhr, ihren Anfang. Ganz außerordentliche Veran- ſtaltungen ſind für dieſe Tage in Ausſicht genommen, denen die Teilnahme zahlreicher ausländiſcher Vertreter und Kriegsſchiffe eine beſondere Bedeutung verleiht. Deutſchland wird offiziell durch den Großadmiral v. Köſter vertreten, und vier deutſche Kreuzer ſind in Newyork eingetroffen. Das deutſche Geſchwader wurde bei ſeiner Einfahrt enthuſiaſtiſch begrüßt. Die Preſſe lobt einſtimmig den vorzüglichen Eindruck, den die Schiffe machten, und betont beſonders ihr brillantes Manöv⸗ rieren, indem ſie hervorhebt, daß bei der Einfahrt die Richtung ſo vollkommen war, daß man von vorn nur ein Schiff ſah. 8 Das franzöſiſche Luftſchiff„Re⸗ publique“ zerſtört. Paris, 25. September. Behörden gegenüber angegeben, daß ſich der Wert des 1 ihr von ihrem Manne binterlaſſenen Vermögens auf 61 8 Der Lenkballon„La Republique“, der heute früh und Villeneuve(Departement Allier), acht Kilometer nördlich von Moulins, in der Luft geplatzt und aus einer Höhe von hundert Metern herabge⸗ ſtürz t. Die Gondel fiel auf die Erde. ſaſſen ſind tot. * * ö* Ueber den Unfall werden folgende Einzelheiten ge⸗ meldet: Das Luftſchiff„Republique“ war heute morgen 6 Uhr 50 Minuten in La Paliſſe aufgeſtiegen. Es wurde vom Hauptmann Marchal und dem Leutnant Chanre ge⸗ führt. Außer dieſen beiden befanden ſich noch die Me⸗ chaniker Vincent und Reaux in der Gondel. Der Aufſtieg vollzog ſich glatt bei heiterem Wetter. Der Ballon ſtieg ſogar in eine Höhe von 150 Meter und folgte dem Laufe der Chauſſee von Paris nach Allier. Ein Automobil, in dem Mechaniker Platz genommen hatten und Reparaturteile mit ſich führten, folgte auf demſelben Wege. Ein einziger Aufenthalt in Nevers war vorgeſehen. Um 8 Uhr 15 Minuten paſſierte die „Republique“ die Stadt Moulins im Departement Al- lier. Mehrere Kilometer nördlich von Moulin, deſſen Bewohner dem Luftſchiff jubelnd zuriefen, ging der Dirigeable der franzöſiſchen Armee tiefer, bis auf etwa 100 Meter, als ſich, acht Kilometer nördlich von Mou⸗ lins, die Kataſtrophe ereignete. Aus bisher noch nicht auf⸗ geklärter Urſache explodierte die Gasfüllung. Die Ballonhalle platzte und die Eiſenteile und die Gon⸗ del des Luftſchiffes ſtürzten aus 100 Meter Höhe zur Erde. Schon vorher hatte die„Republique“ Gasver⸗ luſte erlitten, die das Tiefergehen erklären. Die Gondel fiel mit ungeheurer Geſchwindigkeit vor dem Schloß Ai⸗ nah nieder. Die vier Luftſchiffer waren ſofort tot. Sie konnten nur noch von den herbeieilenden Landleuten und den Mechanikern des Begleitautomobils als Leichen unter den Trümmern der Gondel hervorgezogen werden. Nach den Mitteilungen einiger Augenzeugen hatte die „Republique“ kurz vor dem Unglück infolge ihres Gas⸗ verluſtes ſtark an Auftriebskraft verloren. Doch weiß man jetzt noch nicht genau die Urſache der Kataſtrophe. Der Präfekt des Departements Allier hat ſich ſofort nach der Unglücksſtätte begeben, um eine Unterſuchung anzu⸗ ſtellen. Er benachrichtigte ſofort den Miniſterpräſiden⸗ ten Briand und den Präſidenten Fallieres von dem Un⸗ glück, das Frankreich betroffen. Ganz Frankreich ſteht unter dem Eindruck des furcht⸗ baren Geſchickes, das den bewährteſten franzöſiſchen Lenk⸗ ballon und ſeine Beſatzung jäh ereilt hat. Die Beſtür⸗ zung iſt um ſo größer, als die Urſachen des Unglücks auch jetzt noch nicht ganz aufgeklärt ſind, wenn⸗ ſchon an der Annahme, daß ein abgeſprungener Propeller⸗ teil die Ballonhülle beſchädigt habe, feſtgehalten wird. Ueber die näheren Umſtände, unter denen die Ex⸗ ploſion erfolgte, verlautet noch: Der Lenkballon ſchwankte plötzlich in der Luft von rechts nach links, und dann ſauſte er in ſenkrechter Linie und mit unge⸗ wöhnlicher Schnelligkeit auf die Erde hinab. Der Boden der Gondel war aufwärts gekehrt. Kapitän Mar⸗ chal war ſofort tot. Seine Augen waren weit geöffnet und aus ihren Höhlen getreten. Leutnant Chaure gab noch ſchwache Lebenszeichen von ſich, als er aufgehoben wurde. Die beiden Mechaniker wieſen furchtbare Brand⸗ und Schnittwunden auf. Augenblicklich iſt Kapitän Bois, der die zweite Beſatzung der„Republique“ komman⸗ dierte, damit beſchäftigt, zu bergen, was noch zu retten iſt. Präſident Fallieres und Miniſterpräſident Briand ſandten ſofort Beileidstelegramme an die Familien der Verunglückten. Briand reiſte von St. Etienne, wo er die Nachricht erhielt, nach Moulins ab. Der deutſche Kaiſer hat durch den Militärattachee Major von Win⸗ terfeldt dem franzöſiſchen Kriegsminiſterium ſein Bei⸗ leid ausgedrückt.— Der deutſche und der öſterreichiſch⸗ ungariſche Militärattachee ſprachen im Namen ihrer Bot⸗ ſchaften dem Kriegsminiſter gleichfalls ihr lebhaftes Bei⸗ leid aus. Magnetiſche Störungen im Telegraphenverkehr. Ein magnetiſcher Sturm, wie er in England noch nicht dageweſen iſt, hat am Samstag nachmittag alle telegraphiſchen Linien unbrauchbar gemacht, ſo daß das Londoner Generalpoſtamt allen Kabelbureaus die Mel⸗ dung zugehen ließ: Keine Linie brauchbar! Der Kabelſturm hat bis jetzt noch nicht aufgehört. Der Sturm hat in der Stärke gewechſelt. Es war unmöglich, eine Linie ununterbrochen zu benutzen. Die Untergrundlinien waren mehr in Mitleidenſchaft gezogen als die oberirdi⸗ ſchen, namentlich die Linien, die von Oſt nach Weſt laufen; weniger beſchädigt wurden die nach Norden laufenden Linien. Der geſamte Kabeldienſt nach dem Kontinent, Südafrika und Amerika war unterbrochen. In England ſelbſt ſind beſonders die Hauptſtädte, mit denen das Ge⸗ neralpoſtamt in direkter Verbindung ſteht, in ihrem tele⸗ graphiſchen Verkehr geſtoͤrt worden. Am meiſten wurde der Sturm in Irland und Schottland und an den großen Induſtrieplätzen Englands geſpürt. Die magnetiſchen Störungen ſind auch in Nord⸗ und Mitteleuropa und in Südamerika geſpürt worden. In Stockholm und Umgegend wurde am Sams⸗ tag abend ein prächtiges Nordlicht beobachtet. Der Telegraphen⸗ und Telephondienſt zwiſchen Stockholm und anderen Städten Mittelſchwedens war völlig unterbrochen. Auch in Petersburg wurde ein deutliches Nordlicht wahrgenommen, desgleichen in Wenden(Livland). In ganz Uruguay wurde eine ſtarke, von Norden nach Süden verlaufende telluriſche Strömung beobachtet, die Störungen in der telegraphiſchen Nachrichtenübermitte⸗ lung hervorrief. Nach der Anſicht hervorragender Meteorologen ſollen die Störungen auf die in den letzten Tagen in großer Stärke beobachteten Sonnen flecke zurückzuführen ſein, jedoch nicht, wie von mancher Seite vermutet wird, auf die relativ große Erdnähe des Mars, die größte ſeit anderthalb Jahrzehnten. Aus Stadt und Land. Flugapparates. Bei leich⸗ 1255 Unfall des Gradeſchen tem Regen ſtieg der deutſche Ingenieur Grade am Sams⸗ tag nachmittag mit ſeinem Eindecker zum Wettflug um 7 Uhr mit 4 Verſonen aufſtien. iſt zwiſchen Trevol den Lanzpreis(40 000 Mark) auf dem Flugfelde Mars Alle In⸗ ö ö — 1 N 3 ö ö ö N 9 unterbt nit Ki Jeuertd Hintere deten die au vormit teig les tenden in Oſe abend! Vaſer. 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Glück⸗ licherweiſe ſchwächten die Kiefern die Gewalt des Sturzes ab, ſo daß Grade, der am Steuer ſitzen, geblieben war, unverletzt unter dem teilweiſe zertrümmerten Mittelſtück ſeines Apparates hervorkriechen konnte. Die Reparaturen des Aeroplans dürften einige Tage in Anſpruch nehmen. *„Parſeval 4“ wieder hergeſtellt. Das Militär⸗ luftſchiff unternahm am Samstag nachmittag ſeit ſeiner kürzlich erlittenen Havarie ſeine erſte Fahrt, an der u. a. Baron Bleichröder-Berlin, Oberingenieur Dürr und Ge⸗ neral Nieber teilnahmen. Der Flug ging von Frank⸗ furt aus über den Taunus nach Homburg und weiter nach Preungesheim, wo das Strafgefängnis zweimal um⸗ kreiſt wurde. Dieſe Fahrt wurde unternommen infolge einer poetiſchen Bitte der Inſaſſen der Strafanſtalt, die gern auch einmal einen Lenkballon ſehen wollten. * Unwetter in Thüringen. Infolge erneuter Wol⸗ kenbrüche im Mühltalgebiet trat am Samstag die Leutra aus ihren Ufern und wälzte ſich in einem bis zu 100 Meter breitem, reißendem Strome in Jena durch die Talſtraße über den Carl⸗Zeißplatz, Engelplatz nach der Saale zu. Ganze Stadtviertel ſind vom Verkehr abgeſchnitten. Der Straßenbahnbetrieb iſt unterbrochen. Volkshaus, Poßamt ſowie die Ortsſchule mit Kindern ſind vom Waſſer eingeſchloſſen, ſo daß die Feuerwehr ausrückte. In der Talſtraße ſtürzten vier Hintergebäude ein, ebenſo mehrere Brücken. Die gefähr⸗ deten Häuſer wurden geräumt. Arg mitgenommen ſind die auf der Romſtedter Höhe gelegenen Dörfer, wo ſich vormittags ein Wolkenbruch entlud. Das Waſſer ſteigt noch weiter. Auch in Erfurt herrſchte ein hef⸗ tiges Unwetter, das in den Blumengärtnereien bedeu— tenden Schaden angerichtet hat. Blumenkulturen im Oſten und Nordoſten der Stadt ſtanden am Samstag Die abend noch zum größten Teil ein Meter hoch unter Waſſer. Auch die Gemüſegärtnereien haben bedeutenden Schaden erlitten. ** Der Tod des Oberbürgermeiſters von Elbing, El⸗ ditt, gibt zu mancherlei Gerüchten Anlaß. Es heißt, daß der Oberbürgermeiſter Elditt freiwillig durch Er⸗ ſchießen ſein Leben geendet hat. Die Urſache zum Selbſt⸗ mord ſollen Erpreſſungsverſuche ſein. Nach einer anderen Verſion hat Elditt tatſächlich Selbſtmord durch Er⸗ ſchießen begangen. Der Sachverhalt wurde ſehr geheim gehalten und iſt erſt nach dem Begräbnis bekannt ge⸗ worden. Es kurſieren in der Stadt unkontrollierbare Ge⸗ rüchte, daß er einem Erpreſſer, einem Berliner Kell⸗ ner, in die Hände gefallen ſei. Was Elditt wirklich in den Tod getrieben hat, iſt beſtimmt nicht feſtzuſtellen. ** Die Reiſe nach Kopenhagen. Vor wenigen Tagen ſtahl, wie gemeldet, ein Mädchen, das ein Rentner in Reinickendorf bei Berlin aus Mitleid von der Straße aufgeleſen und bei ſich aufgenommen hatte, ihrem Wohl- täter die Brieftaſche mit 4000 Mark Inhalt. Die Diebin hat ſich ihrer Beute nicht lange erfreuen können. Die Berliner Kriminalpolizei ermittelte bald, daß die Diebin eine gewiſſe Klara Fandler iſt, bei einem Muſiker Lorenz in Stellung war, und daß ſie gleich nach dem Diebſtahl nach Kopenhagen gefahren war. Sie benachrichtigte die dortige Polizei, und ſo gelang es, das„arme Mädchen“ bereits am Samstag in Kopenhagen zu verhaften. Auf Veranlaſſung der Polizei fuhr der Beſtohlene der Diebin nach und ſtellte ihre Perſönlichkeit feſt. Die Verhaftete iſt geſtändig. Sie beſaß noch den größten Teil des ge⸗ ſtohlenen Geldes. * Seeräuber im indiſchen Ozean. An amtlicher Stelle in Manila iſt die Nachricht eingegangen, daß der Zollkutter„Sora“ auf der Höhe von Borneo von Pi⸗ raten gekapert worden iſt. Der Kapitän Mr. Gorley und die aus dreizehn Mann beſtehende Beſatzung ſeien ermor⸗ det worden. Ein Kanonenboot iſt zur Unterſuchung der Angelegenheit abgeſandt worden. * Der tropiſche Nordpol. Profeſſor Macmillan, einer der Teilnehmer an der Peary⸗Expedition, will wichtige Entdeckungen gemacht haben, aus denen hervorgehen ſoll, daß die kalte Zone einſt heißer war, als der Aequator es jetzt iſt. Er fand große Mengen von Pflanzen und Foſſilien. In einem rieſigen, vom Froſt aufaeſprenaten Felſen konnte man den deutlichen Abdruck eines großen tropiſchen Farnkrautes erkennen, man ſtieß ferner auf den verſteinerten Sumpf eines Baumes von 18 Zoll Durchmeſſer und auf andere Beweiſe von ganzen verſtei⸗ nerten Wäldern, auch wurden einige gute Kohlenlager feſt⸗ geſtellt. Beim Schwarzen Kap in der Breite von 81 Grad und 25 Minuten fand man foſſile Ueberreſte von Tropentieren. 5 Der„geaichte“ Wirt und die mißtrauiſchen Gaſte. Eine nette Biergeſchichte als eine Folge bezw. Begleit⸗ erſcheinung der Bierſteuer wird Berliner Blättern aus Jena berichtet. In einem dortigen Reſtaurant führte der Wirt ſeit einiger Zeit Biergläſer, die zwar auf einen halben Liter Inhalt geaicht waren, in Wirklichkeit aber, wie ſich jetzt herausgeſtellt hat, nur Vierzehntelliter In⸗ halt faßten. Es waren nun ſeitens der Gäſte dem Wirt gegenüber ſchon wiederholt Bedenken geäußert worden, zuletzt von einigen Schutzleuten in Zivil, allein der Herr Wirt hatte regelmäßig„im Augenblick keine Zeit“, gemein⸗ ſam mit der Hermandad und ſeinen Gäſten, die ſich aus „Philiſtern“ und Studenten rekrutieren, der Sache auf den Grund zu gehen. Da ſchließlich alles nichts half, ſo erbarmte ſich auf Veranlaſſung der Polizei die Gen⸗ darmerie— das Reſtaurant liegt außerhalb des Stadt⸗ bezirks Jena— der Angelegenheit und fand bei der ſofort vorgenommenen Reviſion den Verdacht vollauf beſtätigt. Der Wirt gibt nun an, die wiſſentlich falſch geaichten Gläſer in einem Jenaer Geſchäft gekauft zu haben. Der Verdacht, derartige auf Täuſchung des Publikums berechnete Biergläſer als„Spezialität“ in den Verkehr gebracht zu haben, richtet ſich ſeitens der unterſuchenden Behörde zunächſt auf die Vertriebsge⸗ ſchäfte, in der Hauptſache aber auf die Glasfabri⸗ ken, deren es ja gerade in Thüringen eine große An⸗ zahl gibt. Von flüſſigem Eiſen verbrannt. Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich in der königlichen Hütte zu Gleiwitz In der Formerei kippte ein mit flüſſigem Eiſen gefüllter Keſſel um, wobei fünf in der Nähe ſtehende Arbeiter mehr oder weniger ſchwere Verbrennungen er⸗ litten. Die Verunglückten wurden nach dem Knappſchafts⸗ lazarett in Zabrze gebracht.„ Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In Bremen wurde die unverehelichte Klara Bach abends auf offener Straße durch mehrere Schüſſe in den Hinterkopf getötet. Der Täter raubte eine Kaſſette mit 300 bis 400 Mark Inhalt und entfloh. Der 45 jährige Arbeiter Stoffers in Wilhelmshaven lag infolge eines Rauſches ſeit ſechs Wochen in einem ſchlafähnlichen Zuſtand im Willehadhoſpital. Jetzt iſt er geſtorben, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. In Caverley bei Leeds brannte die Wollſpinne⸗ rei Kellet, Brown u. Company nieder. Der Schaden wird auf 400 000 Mark beziffert. Der Poſtdirektor von Limoges Beaune de la Frangue, welcher 300 000 Franes veruntreut hatte, wurde in Larche (Dep. Correze) verhaftet. Der türkiſche Brigant Tſchakidſchi, auf deſſen Ergreifung ein Preis von 1000 Pfund ausgeſetzt iſt, hat in der Nähe von Aidin vier Perſonen entführt. Er verlangt ein hohes Löſegeld. In Kammermais in Niederbayern erſchoß eine Bäuerin einen ſeit Jahren mit ihr verfeindeten Tage⸗ löhner, der ſie mit dem Meſſer angegriffen hatte. In Reußendorff in Schleſien erſtickten bei einem Stubenbrand die Zimmermannsfrau Hoffmann und ihr Pflegekind. Dichter Nebel wird von der Nordſee gemeldet. Der Paſſagierdampfer„Silvana“, der am Freitag von Helgoland abgegangen iſt, war ſechs Stunden ſpäter noch nicht in Cuxhaven eingetroffen. In dem flandriſchen Dorfe Wulveringhem bei Furnes hat der 18 jährige Metzgerburſche Dubois ſeine Mutter mit einem Hammer erſchlagen, weil ſie ihm Geld zur Kirmes verweigert hatte. Volkswirtſchaftliches. Berlin, 25. Septbr. Auch am Wochenſchluß der Börſe herrſchte dieſelbe lebhafte Tendenz wie an den vergangenen Tagen. Die hauptſächlichſte Anregung boten neben der günſtigen Verfaſſung Wiens die Berichte der deutſchen Montaninduſtrie.— An der Produktenbörſe war das Geſchäft ſehr ſtill. Weizen war etwa eine Viertel- mark abgeſchwächt, Roggen behauptete ſich. Y Getreidepreiſe. Am Samstag, 25. Sept., koſtete die Tonne(Weizen: W., Roggen: R., Gerſte: G., Braug.: B., Futterg.: F., Hafer: H.): Danzig: W. 21720; R. 168; B. 152-75; H. 157-61. Breslau: W. Berlin: W. Waren: W. 214-18; R. 169; B. 167; F. 145; H. 153. 209— 10; R. 169— 70; H. 160 70. 200-04; R. 156-60; B. 155-60; H. 153. Fulda: W. 203—10; R. 158 33; H. 153—60. Münſter: W. 210; R. 163; H. 165. Dortmund: W. 210; R. 164; H. 165. Soeſt: W. 210; R. 158; H. 155. Neuß: W. 218; R. 166; H. 155. f Bruchſal: W. 210—15; R. 160-65; B. 170; H. 160-65. München: W. 220— 24; R. 162-66; H. 156— 64. Berlin, 25. Septbr.(S chlachtviehmarkt.) Es ſtanden zum Verkauf: 4696 Rinder, 1181 Kälber, 11048 Schafe und 10 626 Schweine. Bezahlt wurden: Ochſen: 52— 79. Bullen: 51— 70. Färſen und Kühe: 40—69. Kälber: 54— 105. Schafe: 6083. Schweine: 66— 74. Rinder langſam, Ueberſtand. Kälber ruhig, nicht ge⸗ räumt. Schafe glatt, geringe Ware ruhig, nicht aus⸗ verkauft. Schweine ſchlevvend und flau. Lokale Nachrichten. Viernheim, 28. September. * Unſer Großherzogspaar traf geſtern gegen abend, von Schloß Wolfsgarten kommend, per Automobil zur Jagd am Jägerhaus im hieſigen Wald ein. Se. Kgl. Hoheit erlegte geſtern abend noch einen Hirſch. — Ein tragiſcher Fall ereignete ſich geſtern morgen dahier: Der Maurer Friedrich Pfenning hatte ſich etwas verſpätet und wollte ſich infolgedeſſen in Eile zum Bahnhof begeben, um den 6 Uhr⸗Zug noch zu erreichen. In der Nähe des Hauſes der Engl. Fräulein wurde der Eilende jedoch plötzlich von einem Unwohlſein betroffen und ſtürzte be- wußtlos zu Boden. Men brachte den Unglücklichen ſofort in das Haus der Engl. Fräulein, ſandte ſchnell zum Geiſtlichen, doch war es bereits zu ſpät; ein Herzſchlag hatte dem Leben des erſt 26 jährigen jungen Mannes, der ſeit Pfingſten ver⸗ heiratet war, ein plötzliches Ende bereitet. Wie wir hoͤren, ſoll der ſo jäh Dahingeſchiedene herzleidend geweſen ſein.— Ein ähnliches Vorkommnis wird uns von Wallſtadt mit- geteilt: Ein 61jähriger Mann, der in Mannheim Einkäufe beſorgt hatte, ging in größerer Haſt, um noch rechtzeitig zum Zug zu gelangen, zum Bahnhof. Kaum hatte ſich der Zug in Bewegung geſetzt, als der Mann, nachdem er noch einige Worte geſprochen, plötzlich vom Schlage getroffen, tot um⸗ ſank. Memento mori! Parſeval 3 ſtattete geſtern von Frankfurt aus Mannheim einen Beſuch ab. Anfänglich hieß es, das Luft⸗ ſchiff werde die Bergſtraße entlang über Weinheim— Viernheim nach Mannheim fliegen, jedoch wurde dasſelbe hier nicht be⸗ merkt; im übrigen verhinderte der Nebel die Fernſicht. Gegen 1/12 Uhr landete Patſeval 3 auf der Frieſenheimer Inſel, um ½1 Uhr bereits wurde die Rückfahrt nach Frankfurt wieder angetreten. — Die Apfelernte in Deutſchland. Durch den Deutschen Pomologenverein wurden auch in dieſem Jahre Erhebungen öber die Obſternteausſichten im ganzen Deutſchen Reiche angeſtellt, wonach es nur eine mittelmäßige Obſternte gibt. Leider fällt auch diesmal in Süddeutſchland die Apfel- ernte nicht günſtig aus. Nur ſtrichwelſe iſt eine gute Apfelernte zu verzeichnen, ſo z. B. am Main, in der Nähe von Homburg und au einigen Stellen in Oberheſſen, daher ſind auch die Preiſe in der letzten Zeit ſehr in die Höhe gegangen. Vor einigen Tagen wurde überall das Fallobſt für 10 Mark pro Malter, jetzt wird das Kelterobſt ſchon für 12 und 13 Mark pro Malter verkauft. Aus Nah und Fern. — Sulzbach bei Weinheim, 24. Sept. Vor etwa Jahresfriſt ging durch die Blätter eine ſeltſame Geiſtergeſchichte. Im Hauſe des Milchhändlers Sauermann ſollte es ſpucken. Nun iſt S. in ſein neuerbautes Haus übergeſiedelt, aber die Geiſter ſind mit ihm gezogen. In ſeinem neuen Hauſe haben die Geiſter, die ihn früher nur neckten, ſeine Gunſt bewieſen; ſte erſcheinen— natürlich nur in Zeichen— bei den Sitzungen, welche in letzter Zeit häufig ſtattfanden. Seine Frau ſpielt dabei das Medium, ſie zeichnet Blumen und ſonſtige Dinge an die Wand. Sauermanns Glauben an die Uebernatürlichkeit dieſer Dinge iſt feſter, als der des Bezirks⸗ amts in Weinheim, das ihn ſchon einmal wegen groben Un⸗ fugs und nächtlicher Ruheſtörung beſtraft hat. Neuerdings haben ſich die Bewohner wieder über den Radau beſchwert. — Großſachſen, 27. Sept. Von ſchweren Schick⸗ ſalsſchlägen wurde vorige Woche eine Bauernfamilie heimge⸗ ſucht. Beim Zweſchgenbrechen ſtürzte der betagte Landwirt Gg. Peter Schumann infolge des Bruches der Leiter ſo un⸗ glücklich, daß er ſehr ſchwere innere Verletzungen und mehrere Rippenbrüche erlitt. Am folgenden Tage fiel ſein einziger Sohn beim Tabakaufhängen von der Scheune herab und ſtürzte auf die Mähmaſchine. Die Sehne am Oberarm wurden ihm durchſchnitten, ſodaß er lebenslang wohl einen ſteifen Arm haben wird. — Ludwigshafen, 27. Sept. Am Samſ ag nach- mittag waren vier Schloſſer in der Anilin-Fabrik damit be⸗ ſchaͤftigt, einen Lagerblock im Gewicht von 2—3 Zentnern in die Höhe zu winden, als plötzlich das dazu benützte Seil riß und der Block dem Schloſſer Anton Schlachter aus der Liebigſtraße die rechte Hand abquetſchte und ihm außerdem ſonſt noch ſchwere Verletzungen beibrachte. Man verbrachte den Verletzten in ſeine Wohnung. Die andern drei Arbeiter kamen mit dem bloßen Schrecken davon. 2 — Rheinau, 27. Sept. Das 5 Jahre alte Söhn⸗ chen des Schmieds Wilhelm Schmitt geriet unter ein Tabak⸗ fuhrwerk und wurde überfahren. Der Tod trat alsbald ein. — Oſthofen, 27. Sept. Dr. Rolly hatte, als ſeinem Geſuch auf Wiederaufnahme des Verfahrens in der Flaſchen⸗ umfüllungsgeſchichte ſtattgegeben war, einen Kölner Detektiv angeſtellt, der die Zeugen ausfindig machen ſollte, die den Vorgang mit dem„Unbekannten“ mitangeſehen hätten. Der Detektis nannte mit der Zeit eine Anzahl ſolcher„Zeugen“, die beſchwören wollten, der Sache mit zugeſehen zu haben. Dabei verſtand es der Detektiv, dem Sanitätsrat zum„Kaufen“ der Zeugen nach und nach 7000 M. herauszulocken. Die betreffenden„Zeugen“ hatten ſämtlich keine Ahnung von den Behauptungen des Detektivs und als ſie auf Antrag des Dr. Rolly vernommen wurden, wußten ſie alle nichts auszuſagen. Inzwiſchen hat Dr. Rolly den Kölner Detektiv als Augen⸗ zeugen bezeichnet. Dileſer iſt aber nach der Schweiz geflüchtet. — Sprendlingen(Rheinh.), 27. Sept. Vor einem Schwindler muß gewarnt werden, der hier für einen Kapellen⸗ bau Zeitſchriften uſw. verkaufen wollte. Er ſuchte katholische Familten auf; wenn er dort nach der ſchriftlichen Erlaubnis des Pfarrers gefragt wurde, gab er zur Ausrede an, der Pfarrer ſei zu dem Begräbnis nach Klein⸗Winternheim verreiſt. — Friedberg, 24. Sept. Geſtern Mittag erſchoß ſich der Direktor der Grlesheimer Werke D. Lang, hier wohnhaft. Körperliches Leiden, wohl in Folge der dortigen Exploſion, der er auch ausgeſetzt war, wird als Urſache bezeichnet. — Bruchſal, 27. Sept. Im Zuſtande geiſtiger Umnachtung ließ ſich der 36 Jahre alte Eiſenbahnſchaffner Adolf Mayer von hier auf offener Strecke vom Zuge über- fahren. Der Ungluͤckliche hatte ſeit 1898 an den Folgen eines Unfalles zu leiden, bei dem er ſich ſchwere Kopfver⸗ letzungen zuzog. Er wurde von den Rädern mitten durchge- ſchnitten. 5 * Lahr, 27. Sept. Auf ſchreckliche Weiſe büßte der in den 60er Jahren ſtehende verheiratete Bahnwart Wilhelm Jundt ſein Leben ein. Bei dem Rainzieren von Perſonen⸗ wagen auf dem hieſigen Bahnhof behilflich, kam er auf nicht aufgeklärte Weiſe unter die Wagen, die über ihn hinweg⸗ fuhren und ihn ſo verſtümmelten, daß er auf der Stelle tot war. Marktbericht. — Weinheim, 25. Sept. Schweinemarkt. Milchſchweine zugeführt 241 Stück, verkauft 241 Stuck, das Paar zu 14—26 Mk. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim CCCC((Cͥͤ ² 5ſ///(/ĩ ⁊ͤvdbocc Der Geſamtauflage unſeres heutigen Blattes liegt ein Proſpekt, betr. Abonnements Einladung auf das Lieblingsblott der Frauen„Deutſche Frauen⸗Zeitung“ bei, deſſen Durchſicht allen Leſern angelegentlichſt empfohlen ſei. Mit außerordentlichem Geſchick verfolgt die leſenswerte Zeitung, die, mit einer Moden⸗ und Muſikzeitung verbunden, 3 große Zeitungen in ſich vereinigt, rein praktiſche Ziele, und ſollte die„Deutſche Frauen Zeſtung“ daher in keinem Haushalte fehlen. PPP ²˙1 1A bbb Bilohübsch macht ein zartes, reines Geslcht, roſiges, jugendfriſches Aussehen, Neueſte Singer- nayma ine rone, verriegelt die Naht am Eude, auch vor- u. rückwärts nähend. l relt bekannte Nahmasch. Die Grossfirma H. ach, geri, N Unten. 26, Lieferant v. Host, Pr. Staats- u. N Reichseisenbahn- Bo- ate, Lehrer-, Milit. Vereme, versendet d. weiße, ſammetweiche Haut und A aenteche hocharmige blendend ſchöner Teint. 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