. — 2 A 1 2 3 1 72 ß — 7... ͤ c. r c rr rer ů—ů D L N r — * * — — — VDiernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich Nienſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 80 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Nuf 20. er Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 11g. Dritter date e 5 Ein neues Parteiprogramm. Die Anhänger des verſtorbenen Politikers Dr. Adolf Stöcker, die Chriſtlich-Sozialen, traten in dieſen Tagen in der heſſiſchen Hauptſtadt Darmſtadt zu ihrem diesjährigen Vertretertage zuſammen. Mit Stöcker iſt ihnen der Mann dahingegangen, deſſen Name allein das Programm der Partei bedeutete. Mit ihm fehlte der Partei heute die beſtimmte Richtlinie für ihre Beſtrebun— gen, und ſo hat man ſich denn in Darmſtadt ein Pro— gramm gegeben, das, abgeſehen von einem dem Centrum fremden antiſemitiſchen Einſchlag, die Grundlage für ein öfteres Zuſammengehen der Chriſtlich-Sozialen mit dem Centrum bilden kann. Im einzelnen geht es dahin: „1. Die chriſtlich⸗ſoziale Partei erſtrebt auf der Grund⸗ lage des Chriſtentums und der Vaterlandsliebe die Durch— dringung der chriſtlichſozialen Volkskreiſe aller Schich— ten und Berufe mit chriſtlich⸗ſozialem Geiſt. Indem ſie, gemäß der dringenden Aufgabe der Zeit, ihre Aufmerk- ſamkeit beſonders der Kräftigung des Mittelſtandes und der Hebung des handarbeitenden Standes zuwendet, will ſie doch allen ſchaffenden Ständen in Stadt und Land, der Landwirtſchaft wie der Induſtrie und dem Handwerk mit gleicher Freudigkeit dienen und auch für die ge⸗ rechten Forderungen der Angeſtellten, beſonders der mitt⸗ leren und kleineren, in Staats⸗, Gemeinde- und Privat- betrieben, kräftig eintreten. 12 Die chriſtlich⸗ſoziale Partei bekämpft daher alle un⸗ chriſtlichen und undeutſchen Einrichtungen, welche den inne— ren Zuſammenbruch und den äußeren Umſturz herbei⸗ führen müſſen; insbeſondere richtet ſie ihre Waffe gegen den falſchen Liberalismus und die drückende Kapital- herrſchaft, gegen das übergreifende Judentum und die revolutionäre Sozialdemokratie. Indem ſie eine auf der Solidarität der Geſellſchaft beruhende Wirtſchaftsordnung anſtrebt, verwirft ſie ebenſo ſtaatliche Maßnahmen mit einſeitigem Intereſſe des Beſitzes wie der Ausgeſtal⸗ tung der ſozialen Bewegung zu einer Kampfgenoſſen⸗ ſchaft gegen die Beſitzenden. 3. Die chriſtlich⸗ſoziale Partei erblickt die vornehmſte Hilfe für die Schäden unſeres Volkes in der Geltend— machung der Lebenskräfte des Evangeliums auf allen Gebieten. Sie will Staat und Geſellſchaft, Haus und Perſönlichkeit unter den Einfluß des lebendigen Chriſten— tums zurückführen und dadurch für die Erneuerung des deutſchen Geiſtes die allein wirkſame Grundlage ſchaffen helfen. Als eine der erſten Bedingungen dazu fordert ſie die Beſetzung der Beamtenſtellen, beſonders der her— vorragenden und obrigkeitlichen, mit ſittlich tüchtigen Per ſönlichkeiten. 4. Die chriſtlich⸗ſoziale Partei ſieht in dem korpora⸗ tiven Aufbau des Volkes unter Feſthaltung ſeiner politi— ſchen Rechte das Mittel wider den gewaltſamen Umſturz des Beſtehenden. Sie erſtrebt eine mit Pflichten und Rechten ausgeſtattete Berufsorganiſation für jeden Stand. Samſtag, den 2. Oktober 1909. 5. Die chriſtlich⸗ſoziale Partei verfolgt als Ziel die friedliche Löſung der ſozialen Schwierigkeiten auf dem Wege einer ſtarken Sozialreform durch die Verringerung der ſozialen Kluft zwiſchen Reich und Arm und das ehr- liche Zuſammenwirken aller Stände an der Einheit, Frei— heit, Ehre und Größe des Vaterlandes unter der Füh⸗ rung eines volkstümlichen Kaiſertums.“ Außerdem wurde zur Schulfrage eine Reſolution an- genommen, in der u. a. verlangt werden: Erhaltung der konfeſſionellen Schulen und Wahrung der konfeſſionellen Rechte bei den beſtehenden Simultan⸗ ſchulen; möglichſte Durchführung einer einheitlichen Volks⸗ erziehung in den erſten Klaſſen; geſetzliche Zulaſſung freier Schulen unter ſtaatlicher Aufſicht; ausreichende ſtaatliche Beihilfe an unbemittelte begabte Schüler zum Beſuche höherer Schulen; geſetzliche Neuordnung des Ver— hältniſſes von Kirche und Schule; fachliche Schulauf⸗ ſicht. Das Centrum darf dieſes Programm als einen weite— ren Beweis für die hervorragende Bedeutung ſeines Wirkens anſehen. Das Centrum macht Schule. Die Chriſt⸗ lich⸗Sozialen entſtammen den Reihen der Konſervativen. Stöcker war ja ehedem ein hervorragender konſervativer Parteigänger. In dem Kampfe um geſundere Zuſtände im ſozialen und politiſchen Leben hat ſeine Richtung öfters unter bedenklich weitgehenden Forderungen gelitten. Das Programm zeigt, daß man ſich feſt auf den Boden der realen Tatſachen ſtellt, wie es das Centrum immer ge⸗ tan hat. Das wird der politiſchen Richtung dieſer für Weſt⸗ und Süddeutſchland führenden Vertretung konſer— vativer Ideen nur förderlich ſein können. Die Berliner Flugwoche. Nach und nach beginnt es auf dem Flugfelde in Johannisthal⸗ Adlershof lebendiger zu werden. Die vielen Tauſende, die am Mittwoch das Rieſenge⸗ lände umſtanden, brauchten nicht viele Stunden den Himmel und den weißen Signalmaſt anzuſtarren. Auf dem Startplatze ſtand vor- dem Schuppen des inzwiſchen abgereiſten Bleriot ein Feuerwehrmann und wachte über die Maſchine, die von der Flugplatzgeſellſchaft mit Be⸗ ſchlag belegt worden iſt. Als erſter kam 2 Uhr 40 Min. Molon mit einem Bleriot⸗Monoplan heraus und ſtartete kurz nach 3 Uhr. Er brachte es jedoch nur auf eine Runde und ſaß dann feſt. Bald darauf erſchien Latham mit ſeinem Eindecker, flog aber nur eine Viertelrunde, dann kam er infolge Zündungsdefektes zu Boden. Wenige Minuten ſpäter folgte Farman, der 10 Runden(25 Kilometer) in der gewohnten ruhigen Weiſe dicht über dem Boden in 28 Minuten abſolvierte. Während er noch fliegt, unter⸗ nimmt Molon einen neuen Startverſuch und fliegt faſt eine Runde, ſtürzt aber bei der Einlaufstribüne plötz⸗ lich aus geringer Höhe zu Boden und erleidet arößere 23. Jahrgang. Havarie an ſeinem Eindecker. Um ½4 Uhr unternimmt Sanchez Beſa einen Verſuch. Er kommt glücklich ab, kann ſich jedoch nicht halten und geht ſchnell wieder nieder. Bald darauf erſcheint Latham abermals, bleibt aber wieder in der erſten Kurve hängen. Um 4,28 Uhr ſtartete Rougier um den Entfernungs⸗ und Dauerpreis. Der Franzoſe ging ſofort bis 40 Meter empor. Die ruhige Bewegung und der elegante Flug erregten die Bewunderung des Publikums, das dem Luft⸗ ſchiffer wiederholt zujubelte, wofür der Franzoſe durch Schwenken der Mütze dankte. Während Rougier noch in der Luft ſchwebte, ſtieg um 5,16 Uhr Latham wieder auf, der ſich um den Höhenpreis bewarb. Nun entſpann ſich ein intereſſanter Wettflug. Es zeigte ſich ſofort, daß der Eindecker des Ueberlandfliegers dem Apparat ſeines Landsmannes in Bezug auf Schnel⸗ ligkeit weit überlegen war. Nach einem wundervollen Flug, der ſich doppelt intereſſant geſtaltete, weil auch Farman ſich beteiligte, landete Roͤugier um 6.06 Uhr, nachdem er 31 Runden gleich 77% Kilometer in einer Stunde 38 Minuten zurückgelegt hatte. Mit koloſſaler Schnelligkeit ſchoß der Apparat aus einer Höhe von 30 Mtr. herab, um nach 20 Mtr. Fall wieder empor⸗ zuſteigen und dann erſt allmählich den Boden zu er⸗ reichen. Im Laufe der Fahrt hatte Latham ſeine Ab⸗ ſicht, um den Höhenpreis zu kämpfen, aufgeben müſſen, weil eine Höhenmeſſung nicht ſtattfinden konnte. Er hatte 67% Kilometer in einer Stunde 11 Minuten zurück⸗ gelegt. Stürmiſche Heiterkeit erweckte bei den Zuſchauern ein Zwiſchenfall. Latham hatte kurz vor ſeiner Lan⸗ dung verſehentlich einen Laternenpfahl angefahren. Als er gelandet, trat ein Gendarm auf ihn zu und wollte ſeine Siſtierung vornehmen, weil der Flieger ſich einer Sachbeſchädigung ſchuldig gemacht habe. Natür⸗ lich wurde der Zwiſchenfall durch die Leitung der Flug⸗ platz⸗Geſellſchaft ſofort erledigt. Nach einer anderen Meldung ſoll der Gendarm Latham haben ſiſtieren wol⸗ len, weil er nach Beginn der Dunkelheit ohne bren⸗ nende Laterne geflogen ſei. Mit Lathams Fluge waren die Wettflüge für Mittwoch beendet. Aus Stadt und Land. * Zur Gründung eines Luftſchiffermuſeums. In der Vorſtandsſitzung des deutſchen Muſeums in München hatte ein Vertreter der Stadt Frankfurt mitgeteilt, daß dor die Gründung eines Luftſchiffermuſeums geplant ſei. Gra Zeppelin hat demgegenüber in längerer Rede ausgeführt, daß dieſes Muſeum nach Friedrichshafen kommen ſoll in Verbindung mit der als Reichsanſtalt gedachten Aka⸗ demie für Luftſchiffahrt. *Das Vermächtnis des Schachmeiſters. Der Schach⸗ meiſter Arnold Schottländer, der Anfang September ver⸗ ſtarb, vermachte der Stadt Breslau 300 000 Mark und Versammlung des Kalthol. Männer- und Arbeiter⸗Vereins Viernheim Sonntag, den 3. Oktober, abends 8 Uhr im Gaſthaus„Zum Freiſchütz“. Referent: Herr Reichs- und Landtags- Abgeorunetepr VDebel über die Reichsfinanz-Reform. Alle Freunde des Zentrums ſind hierzu herzlich eingeladen. Wolf, Pfarrer. — 8— 8 — — nzeiger Viernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20. — — ——

überließ ſeinem Bruder Hermann die Zweckbeſtimmung dieſer Stiftung, wenn er die Summe auf eine halbe Million abrunde. In der Tat hat nunmehr der Bru⸗ der dieſe Erhöhung bewilligt. Das Muſeum ſchleſiſcher Altertümer erhält zu Ankäufen 10 000 Mark. Orville Wright in Potsdam. Auf dem Born⸗ ſtedter Felde bei Potsdam fanden am Mittwoch zum erſten Male Flüge des Aviatikers Orville Wright ſtatt. Als ſich in Potsdam die Kunde verbreitet hatte, daß Wright den Schuppen für ſeinen Zweidecker bereits auf⸗ geſtellt hatte, ſtrömten viele Menſchen von Potsdam und Umgebung nach Bornſtedt hinaus, um den Flugverſuchen beizuwohnen. Der erſte Flug Wrights galt in erſter Linie dem Unterricht des Kapitäns Engelhardt. Kurz nach 5 Uhr ſtieg Orville Wright allein mit ſeinem Appa⸗ rat auf und umkreiſte in einer 10 Minuten währenden Fahrt mehrfach das Bornſtedter Feld, wobei er eine Geſchwindigkeit von etwa 60 Kilometer in der Stunde erreichte. Nach glatter Landung nahm er dann Kapi⸗ tän Engelhardt mit, der ſeinen vierten Flug mit Wright ausführte. Kapitän Engelhardt bediente diesmal nur das Höhenſteuer. Der Flug dauerte eine halbe Stunde. Das Bornſtedter Feld wurde ungefähr zehnmal umkreiſt. Or⸗ ville Wright hielt ſich beim zweiten Flug in einer Höhe von vier Meter, beim erſten erreichte er eine Höhe von acht Meter. . Von tollwütigen Hunden gebiſſen. Vor einigen Tagen erkrankten in Tatiſchau, Kliſchau und im Ryk⸗ niker Kreiſe(Schleſien) vier Hunde unter tollwutverdäch⸗ tigen Erſcheinungen. Sämtliche Tiere ſtammen von einer gemeinſamen Mutter, die man bisher noch nicht finden konnte. Das Gehirn der vier Jungen der Hündin wurde nach Tötung der Tiere nach Breslau an das ſeit drei Jahren unter der Leitung Prof. Heymanns beſtehende Inſtitut geſchickt, und hier wurde feſtgeſtellt, daß zwei von ihnen beſtimmt an Tollwut gelitten haben. Auf Veranlaſſung der Behörden begaben ſich daher ſämt⸗ liche Perſonen, bei denen die Gefahr einer Anſteckung beſteht, nach Breslau. ———— r—— ** Raubmord auf Rügen. Auf dem Uferwege zwi⸗ ſchen Saßnitz und Stubbenkammer nahe der Viktoria⸗ Sicht wurde ein Ehepaar erſchoſſen aufgefunden. Allem Anſchein nach liegt ein Raubmord vor, da ſämtliche Wertgegenſtände fehlten. Der Amtsvorſteher erſchien ſo⸗ fort an dem Fundort, um die Ermittelungen zur Feſt⸗ ſtellung der Perſonalien der Toten und die Verfolgung des Mörders in die Wege zu leiten. Das Amtsge⸗ richt Bergen und die zuſtändige Staatsanwaltſchaft er— hielten telegraphiſch die Nachricht. Die Leichen bleiben unter Bewachung auf der Fundſtelle liegen, bis die Ge— richtskommiſſion den Tatbeſtand aufgenommen hat. Ein Doppelſelbſtmord erſcheint ausgeſchloſſen, da bei den Leichen keine Schußwaffe gefunden wurde. * Unwetter in England. Der größere Teil Eng⸗ lands wurde von einem ſchweren Unwetter heimgeſucht. In Südwales ſind verſchiedene Menſchen ums Leben gekommen. Brücken wurden fortgeſchwemmt, das Waſ⸗ ſer ſtürzte durch die Straßen fünf bis ſechs Fuß hoch, alles mit ſich fortreißend. In Aberavron mußten Frau⸗ en und Kinder in den niedrigen Quartieren der Stadt ihren Weg zur Rettung durch die Fenſter der in der zweiten Etage gelegenen Schlafzimmer nehmen. Eine Frau ertrank. In Süd⸗Warwickſhire ſind Hunderte von Ackern Landes unter Waſſer geſetzt. In den niedrig gelegenen Diſtrikten ſind die Häuſer überſchwemmt und die Straßen unpaſſierbar. An manchen Stellen iſt die Ernte vollſtändig vernichtet. In London regnet es ſeit Wochen mit kurzen Unterbrechungen. Die Aerzte ſind mit Arbeit überbürdet. Dabei iſt keine Ausſicht auf Beſſe⸗ rung vorhanden. In St. Ludwig hat ſich der 14 jährige Eugen Wei⸗ der in der Arreſtzelle mit ſeinem Taſchentuch erhängt. Der Junge ſollte in eine Beſſerungsanſtalt gebracht werden. Das Rennerſche Luftſchiff unternahm einen halbſtündigen Aufſtieg über der Stadt Graz und führte verſchiedene wohlgelungene Evolutionen aus. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim e eee eee sl Darmstädter b pfelde-Lotterie Ziehung am 13. Oktober 450 Gewinne i. W. v. 15000 Ml. Hauptgewinne i. W. v. 4000, 2000 Mk. ferner 10 Pferde oder Fohlen i. W. v. 5800 Mk. ſowie 438 Gewinne i. W. v. 3200 Mk. Loſe à 1 Mk.(Liſte u. Porto 20 Pfg.) durch f L. F. Ohnacker, Darmstadt u. allen bekannt. Verkaufsſtell. EEE Einen gebrauchten gut⸗ erhaltenen Gaskochherd mit 3 Flammen hat billig abzugeben Alfred Lublin. Boll. Vollheringe pro Stück 5 Pfg. Bis markheringe Rollmops Eſſiggurken Kartoffeln Mikolaus Werle. . Paletots u. Ulſters Anzüge auch in Glo in unbegrenzter Auswahl. 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