N Viernheimer Viernheimer Zeitung. FErchemt dreimal wöchentlich Nenſtags, Donnerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntassblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeig Viernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Nuf 20. Telephon⸗Ruf 20. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. Ir. weites Blatt 5 Wochenrundſchau. Die demnächſt bevorſtehende Eröffnung der Par- lamente hat die Politiker mobil gemacht. Da hat man ſich in Heidelberg auf der Tagung der Deutſchen Volkspartei über die Zweckmäßigkeit einer„Fuſion“ der drei linksliberalen Parteien herumgeſtritten und ſchließlich nach heißem Kampfe ſich dafür ausgeſprochen. Ernſt zu nehmen iſt dieſer Beſchluß freilich nicht, denn es iſt ein offenes Geheimnis, daß die Süddeutſchen bei ihrer großen Preußenliebe eine Verbrüderung mit den beiden norddeutſchen Parteien durchaus nicht herbeiſehnen. Vorläufig iſt die Sache aufgeſchoben, und dabei wird's auch wohl bleiben.— Endlich hat auch der Hanſabund ſich ein Programm zurecht geklügelt, das ſo recht die Hilfloſigkeit ſeiner Anhänger wiederſpiegelt. Viel⸗ leicht akzeptieren die drei linksliberalen Parteien dieſe ſogenannten„Richtlinien“— Fremdwörter ſind beim Hanſabund verpönt—; ſie paſſen für ſie genau ſo gut wie für den unpolitiſch ſein wollenden Bund mit dem feudalen Namen.— Der Kaiſer, der die Jagdgründe Romintens wieder verlaſſen hat, hat ſich nach Königs⸗ berg und Marienburg begeben, um von dort nach Pots⸗ dam zurückzukehren, wo am 17. Oktober die Einſegnung der Prinzeſſin Viktoria Luiſe ſtattfinden wird. Die innere Kriſe in Oeſterreich⸗Ungarn dauert an. Vorläufig beſteht noch keinerlei Ausſicht, daß der böh⸗ miſche Landtag wieder arbeitsfähig wird. Auch von dem in der nächſten Woche zuſammentretenden Wiener Abge— ordnetenhaus verſpricht man ſich einſtweilen noch recht wenig. Das Budapeſter Parlament tagt trotz der ungari⸗ ſchen Kabinettskriſe weiter, ein Zeichen, daß die Un⸗ abhängigkeitspartei es zu einem offenen Konflikt mit der Koalition kommen laſſen will. In Frankreich herrſchen in der Marine ganz un⸗ glaubliche Zuſtände; faſt täglich konnte man von neuen Unterſchlagungen leſen. Die wirtſchaftliche Lage iſt äußerſt ungünſtig, denn außer dem fortdauernden Hafenarbeiter⸗ ſtreik droht ein neuer Streik. Man fürchtet nämlich den Ausbruch eines allgemeinen Weberſtreiks. England wird anſcheinend einen Verfaſſungs⸗ kampf durchzufechten haben. Die ganze engliſche Welt vermutet, daß König Eduard in den Kampf der beiden großen Parteien eingreift, und dieſer bei der Eigenart des engliſchen Verfaſſungslebens ſehr ungewöhnliche Schritt des Königs iſt daher bei unſeren Vettern jen⸗ ſeits des Kanals das Ereignis des Tages. Anlaß zu der Vermutung von einem perſönlichen Eingreifen des Monarchen gibt den engliſchen Politikern der Umſtand, daß der König den Premierminiſter Asquith plötzlich hat zu ſich rufen laſſen. Vorläufig iſt die Luft noch voller Gerüchte; man ſpricht ſogar von einer Verein- barung zwiſchen den beiden großen Parteien über das Datum der neuen allgemeinen Wahlen. Das alles ent⸗ zieht ſich aber vorläufig jealicher Kontrolle. Samſtag, den 9. Oktober 1909. In Rußland iſt man an Attentate gewöhnt. Darum kam die Nachricht von dem jüngſten Attentatsplan gegen den Zaren auch gar nicht ſo überraſchend. Natür⸗ lich wirken derartige Vorkommniſſe auf den„Zar aller Reußen“ recht deprimierend, ſo daß es begreiflich er⸗ ſcheint, wenn jetzt wieder gemeldet wird, er werde nicht nach Italien reiſen. Selbſtverſtändlich iſt daran weniger der Krankheitszuſtand der Zarin ſchuld, als vielmehr die Tatſache, daß die italieniſche Regierung ſich nicht getraut, für die Sicherheit des Gaſtes die vollen Garan— tien zu übernehmen. Spanien durchzog lauter Jubel, als die Nachricht von dem Siege bei Seluan eintraf. Doch wurde die Freude bald in das Gegenteil verwandelt. Die Heerführer in Marokko ſind dem Guerillakriege nicht gewachſen und verlangen immer größere Truppennachſchübe. Es ver⸗ lautet allerdings, daß die erneuten Truppenſendungen ins Rifgebiet darauf zurückzuführen ſeien, daß man in Marokko„höhere Ziele“ verfolge. Frankreich ſcheint das wenigſtens anzunehmen, denn es hat die Abſicht, zur „Sicherheit“ Truppen in Marokko zu landen. Vom Balkan laufen fortwährend Gerüchte über Ver⸗ ſchwörungen uſw. ein. Jetzt ſoll in Serbien und in Montenegro wieder nicht alles ſtimmen. Jedoch ſind die Nachrichten noch ſo unbeſtimmt, daß man ſich ein richtiges Bild davon noch nicht machen kann. In Amerika iſt der Präſident der Vereinigten Staa⸗ ten, Taft, in ſeinem neuen Amte kaum warm geworden, da hat er auch ſein Attentat weg. Ein ſonderbares Attentat freilich, das der Art von Attentaten ähnlich ſieht, die in gewiſſen Ländern von den löblichen Polizeiorganen ſelbſt„zurecht gemacht“ werden, um ihre Tüchtigkeit zu be⸗ weiſen. Da die Sache ziemlich harmlos abgelaufen iſt, ſo iſt wohl allen Beteiligten geholfen. Bebels Antwort an Haußmann. Wie erinnerlich, hatte der ſüddeutſche freifinnige Abgeordnete Haußmann an den„Kollegen“ Auguſt Bebel einen offenen Brief gerichtet, in dem er Bebel auffor⸗ derte, ſeinen Einfluß in der ſozialdemokratiſchen Partei zu Gunſten der reviſioniſtiſchen Bewegung geltend zu machen, damit eine Annäherung zwiſchen dem bürger— lichen Freiſinn und der Sozialdemokratie zur„Erreichung freiheitlicher Zwecke“ möglich werde. Noch bevor Bebel auf Haußmanns offenen Brief ant⸗ worten konnte, winkte der„Vorwärts“ ab: ihm ſchloß ſich die ganze Reihe der ſozialdemokratiſchen Blätter„un⸗ entwegter“ Richtung an. Daß man in dieſer vorlauten Art und Weiſe Bebels Antwort nicht abwartete, war natür— lich wohlüberlegt. Man fürchtete von dem alten Führer eine„Entgleiſung“, die nach ſeiner Stellungnahme auf dem Leipziger Parteitage allerdings nicht ſo ganz un⸗ wahrſcheinlich war. Aber jetzt, nachdem der„Vorwärts“ geſprochen, konnte man vom alten Auguſt nichts anderes erwarten als eine Abſage an den bürgerlichen Freiſinn. A 23. Jahrgang. Die iſt denn auch ſoeben erfolgt. Bebel hat auf den offe⸗ nen Brief Haußmanns in einem privaten Schreiben ge⸗ antwortet, das nunmehr im„Vorwärts“ veröffentlicht wird. Bebel ſagt darin, daß die Differenzen zwiſchen dem bürgerlichen Freiſinn und der Sozialdemokratie über politiſche und ſoziale Fragen unüberbrückbar ſeien und bemüht ſich, verſchiedene Anwürfe gegen die ſozialdemo⸗ kratiſche Partei zurückzuweiſen. Er erklärt dann weiter: „Die Wahlparole Eugen Richters aus dem Jahre 1877: Lieber Lucius als Kapell!, d. h. lieber ein Konſervativer als ein Sozialdemokrat, iſt ſeitdem immer mehr die Parole des liberalen Bürgertums geworden. Heute mehr als je! Sie werden antworten: Das habt ihr mit euren ſozialdemokratiſchen Forderungen ver⸗ ſchuldet. Wir verſchulden genau ſo viel an der bürger⸗ lichen Geſellſchaft, als wie das Bürgertum in ſeinem Klaſſenkampf gegen die feudale Gefellſchaft verſchul⸗ dete, als es dem Worte des Abbe Sieyes zujubelte: Was iſt der dritte Stand? Nichts! Was ſollte er ſein! Alles!“ Zum Schluſſe ſagt Bebel:„Wir mar⸗ ſchieren in Etappen. Jeder Fortſchritt auf irgend einem Gebiete führt uns näher ans Ziel. Damit müſſen wir den Fortſchritt auf allen Gebieten erſtreben wollen. Deshalb werden wir auch jede ehrlich-liberale Forde⸗ rung, die die Vertreter des Bürgertums an den Staat ſtellen, kräftig unterſtützen. Das haben wir bisher ge⸗ tan und werden wir ferner tun, und es wird mir und ſicher auch allen meinen Parteigenoſſen nur an⸗ genehm ſein, wenn wir recht oft in die Lage kommen, die Forderungen der bürgerlichen Parteien unterſtützen zu können!“ Der„Vorwärts“ triumphiert! Das Vergnügen er⸗ laubt er ſich bekanntlich bei jeder paſſenden und noch vielmehr bei jeder unpaſſenden Gelegenheit. Und dieſe Gelegenheit iſt wirklich unpaſſend, denn der„Vorwärts“ mißt dem Verhalten Auguſt Bebels tatſächlich viel zu viel Bedeutung bei. Man kann ruhig zugeben, daß eine andere, weniger ſcharfe Abſage dem Reviſionismus eini⸗ gen Nutzen gebracht hätte. Das iſt aber auch alles; geſchadet hat Auguſt Bebel ihm mit ſeiner Antwort an Haußmann ganz gewiß nicht, denn dazu iſt er längſt nicht mehr die geeignete Perſönlichkeit. Bebel bildet doch heute nur noch ein gewiſſes Dekorationsſtück, in deſſen vergangener„Größe“ ſich der Radikalismus ſonnt. Wenn der„Vorwärts“ nun glaubt, und das ſcheint tatſächlich der Fall zu ſein, jetzt ſei dem Reviſionismus das Ge⸗ nick gebrochen, ſo befindet er ſich ganz gewaltig auf dem Holzwege. Die Bewegung läßt ſich nicht mehr bremſen, ſie ſchreitet langſam, aber ſicher vorwärts, den NMadikaſismus ordyrückend Die Zeppelin⸗Polarexpedition. Unter dem Vorſitz des Prinzen Heinrich von Preußen fand am Mittwoch in Friedrichshafen eine Sitzung des Arbeitsausſchuſſes der Deutſchen arktiſchen Selbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 15(Nachdruck verboten.) „Wir ſprechen ſchon noch darüber! Die gnädige Frau läßt ſich erbitten. Jetzt aber geſtatten Sie mir, auf das Wohl der Damen anzuſtoßen.“ 5 Der Pfropfen knallte, der Sekt perlte in den Gläſern. Man trank einander zu. Azalien und blühender Flieder— im Warm⸗ hauſe gezogen und den Gäſten zu Ehren ins Freie gebracht— überwölbten die reichgedeckte Tafel, die mit Leckerbiſſen und Früchten aller Art beſtellt war. Die Damen zeigten keinerlei Erſtaunen. Sie nahmen das ihnen Gebotene mit dem Anſtand von Königinnen entgegen, mit der Miene derer, die durch ihre Gegenwart ſchon Gunſt genug erzeigen. Und der Rechtsanwalt dachte, nun völlig erleichtert: „Wirklich vornehme Frauen. Die Alte ſowohl wie die Jungel Ich habe alſo das große Los gezogen.“ Man plauderte. Man lachte und ſcherzte. Die Geiſter des Weins lachten auf und gaben dem kleinen Mahle die ſprühende Würze prickelnden Frohſinns. Es war Frühlingszeit. Bis in die Herzen hinein quoll der erquickende Lenzhauch, machte ſie daſeinsfroh, unbekümmert und ſehnſuchtsvoll. In den Büſchen am Fluß ſchluchzten die Nachtigallen. Sonſt war alles ſtill drunten, wo die Silberſchleier zu wallen begannen, die die Nacht ſich ums dunkle Haupt windet. Etta befand ſich in einer ſeltſamen Erregung. War es die Entſagung dieſes traurigen, in klöſterlicher Stille verlebten Winters, war es die Frühlingsluft oder der perlende Wein? Der Ueber⸗ mut ſprühte ihr aus den Augen, das Scherzwort von den Lippen. Bruno Stein, der nur wenig trank, ſtieg nicht der Schaumwein, ſondern die Liebe zu Kopfe und machte ihn zum frohlaunigſten Menſchen, zem witzigſten Geſellſchafter. Etta— ſo ſehr ſie ſich auch als Herrſcherin fühlte— ſtand dennoch wieder, wie es für ihre Natur geboten erſchien, in Wechſelwirkung mit einem Mann, der, eben weil er das Weib in ihr weckte, alle Glanzſeiten ihres Weſens in Erſcheinung brachte. Sie war hergekommen, um den Notar völlig zu unterjochen. Aber ſie vergaß dieſes Spiel, und ſie bezauberte erſt recht, weil ſie ſich natürlich gab. Die Taufe der Villa wurde vollzogen. Etta trat mit dem Glas in der Hand an die Rampe des Balkons und ſprach mit vibrierender Stimme den Segensgruß über das Haus. Sie trank das Glas bis zur Neige leer auf das Wohl derer, die im Frieden dieſer Wohnſtätte ihre goldenen Tage abſpinnen würden, und ſie ließ den Kelch in der Tiefe zerſchellen, als ſie ein letztes „Heil“ gerufen. Mit bewegten Worten dankte ihr Stein. „„Villa Henrietta“ werde“, ſagte er überzeugt,„ſtets das Glück in ihren Mauern bergen, weil Jugend und Schönheit die Weihe über ſie ausgegoſſen. Es ſei eine Frühlingsfeier, die man hier begehe, und ſie werde weiterwirken in den Herzen der daran Beteiligten und werde ihnen das lichte Kleid der Hoffnung an⸗ thun und den köſtlichen Schmuck zärtlichen Erinnerns.“ Kein Laut regte ſich, als die beiden geſprochen. Das Glas war auf dem Kies zerſchellt, das pomphafte Preiſen einer ſonnen⸗ hellen Zukunft verklungen, und wie ein Schauer ging ernſtes Mahnen über die geiſtſprühende Etta hin. „Betrügſt Du nicht wieder? Willſt Du dieſem Hauſe nicht vielmehr ein Fluch werden als ein Segen?“ Ihr war es, als rauſche der linde Abendwind eine Trauer⸗ klage. Die Nachtigallen ſangen ſchmelzender, als bäten ſie um Frieden. Und der Geiſt des Hauſes raunte ihr ſchaurig ins Ohr: „Rühre nicht an der Heiligkeit der Gaſtfreundſchaft!“ „Warum ſo ernſt, mein gnädiges Fräulein?“ tönte Steins Stimme zu ihr hin.„War die kleine Feier nicht nach Ihrem Sinn? Dann vergeben Sie mir. Ich möchte nichts gethan haben, was Ihnen den Aufenthalt hier verleidet. Es ſoll alles licht und ſchön um Sie ſein, wie Sie ſelbſt licht und ſchön ſind.“ „Ich bin es nicht“, entgegnete ſie beinahe feierlich, mit einem Reſt von Gewiſſen.„Hüten Sie ſich vor mir.“ Er aber lachte der Warnung. Und ſo wurde ſie wieder grauſam und höhnte innerlich:„Der Thor! Er glaubt ſich unwiderſtehlich. Mag er ſeinen Lohn empfangen.“ Es war zehn Uhr vorbei, als Bruno Stein die Damen zu Wagen in ihre unwirtliche Klauſe zurückbrachte. Alles hatte ſich nach ſeinen Wünſchen geordnet. Sein Abſchiedswort lautete: „Morgen ſchlafen Sie ſchon in„Villa Henrietta“!“ „Ja“, antwortete Etta mit leichtem Gähnen.„Morgen ſchon.“—— „Wie wollen wir uns denn aber revanchieren?“ brummte Frau von Kroſinsky ziemlich ernüchtert, als Mutter und Tochter im ſchlecht beleuchteten Schlafgemach angelangt waren. „Dies laß' nur meine Sorge ſein!“ antwortete Etta über⸗ mütig.„Und— übrigens: gekrönte Häupter werden überall mit Ehrenerweiſungen empfangen! Ich aber trage für dieſen Mann eine Krone. Mag er mir denn Gold und Weihrauch opfern.“ Siebentes Kapitel. „Denke Dir, Friedel war ſchon hier“, rief Frau von Kroſinsky ihrer Tochter entgegen, als dieſe ein paar Tage ſpäter in der„Villa Henrietta“ am Frühſtückstiſch erſchien.„Du Langſchläferin, es iſt gleich 11 Uhr.“ „Wie Du ſiehſt, habe ich auch bereits Toilette gemacht“, ſagte Etta, die Chokolade nehmend, die ihr das Stubenmädchen ſervierte. Sie ſah ſehr gelangweilt drein. Als aber die Dienerin das Zimmer verlaſſen, fragte ſie in ſtürmiſcher Haſt: „Ja, wo kommt denn Friedel her? Warum ließeſt Du ihn fort, ehe ich ihn geſprochen hatte?“ „Aus Paris kommt er“, antwortete Frau von Kroſinsky ungewöhnlich heiter.„Er ſagt, im Sommer wäre es dort nicht auszuhalten. Er müſſe noch ein Stück deutſchen Frühlings hier mitnehmen. Natürlich kommt er, um Dich zu ſehen. Und ſo nett iſt er geworden, ſo anders. Nun, Du wirſt ſtaunen.“(F. f.) „55——— 8 5—— ——— — —— —*— Beppelin⸗Luftſchiff⸗Expedition ſtatt, an der Graf Bep⸗ pelin, Geh. Regierungsrat Prof. Hergeſell, Geh. Kommerzienrat v. Friedländer-Fuld, Geh. Oberre⸗ gierungsrat Dr. Lewald, Werftbeſitzer Oertz teilnahmen⸗ Zu der Sitzung wurde der Polarforſcher Lerner zuge— zogen. Der Arbeitsausſchuß, der die aus der Eigenart des Plans erwachſenden beſonderen Schwierigkeiten des Unter⸗ nehmens in vielſtündiger Sitzung durchberiet, beſchloß, die Grundlagen des Vorgehens zunächſt durch eine Vor⸗ expedition nach allen Richtungen zu unterſuchen. Die Vorexpedition ſoll im Sommer 1910 nach Spitz⸗ bergen mit Vorſtößen ins Polareis ausgeſandt werden und die Bedingungen für den Betrieb von Luftſchiffen in polaren Regionen feſtſtellen. Der Arbeitsausſchuß legte großen Wert darauf, daß die Weiterentwick- lung der Zeppelinſchen Luftſchiffe für lange Fahrten, insbeſondere über Meer, zum Zwecke wiſſen— ſchaftlicher Erforſchungen mit allem Nachdruck gefördert werde. Es ſoll daher der Entwurf eines entſprechend gebauten Luftſchiffs ſchon jetzt in Angriff genommen werden, das zu Beginn des Jahres 1911 Uebungsfahrten von einem deutſchen Seehafen aus antreten kann. Politiſche Rundſchau. () Erſparniſſe in der Reichspoſtverwaltung. Die Frage, ob eine Verminderung des Beamten⸗ ſtabes bei der Reichspoſt und eine anderweitige Rege⸗ lung der Dienſtgeſchäfte zur Verminderung der dauernden Ausgaben dieſes Reſſorts tunlich erſcheine, iſt anläßlich der Vorarbeiten zum Poſtetat für 1910 im Reichspoſtamt erörtert worden. Hauptſächlich handelt es ſich, wie eine Berliner Korreſpondenz wiſſen will, darum, ob es an⸗ gebracht ſei, gehobene Unterbeamte als Schalterbe⸗ amte für einfachere Dienſtgeſchäfte zu verwenden. Man iſt aber zu der Ueberzeugung gekommen, daß am be⸗ ſtehenden Zuſtande nichts geändert werden ſolle und die Schalter nur mit mittleren Beamten zu beſetzen ſind. Dagegen ſollen Verſuche mit der Verwendung von Unter⸗ beamten im Telegraphierdienſt gemacht werden. Auf den größeren Stadtpoſtämtern ſoll das Marken⸗ kioskweſen und die Aufſtellung von Markenautomaten weiter gefördert werden, da ſich durch dieſe Hilfsmittel eine ſtarke Entlaſtung des Schalterdienſtes bemerkbar ge⸗ macht hat. Um die immer mehr anwachſende Schreibarbeit auf den Aemtern beſſer bewältigen zu können, namentlich die Bearbeitung der Beſchwerdeſachen und Anfragen, ſoll die Zahl der Poſtgehilfinnen mit der Befähigung zur Stenotypiſtin vermehrt werden und vorzugsweiſe die Schreibmaſchine Verwendung finden. Dadurch wird eine große Zahl von Beamten zu anderer Dienſtverwendung frei. Im allgemeinen laſſen ſich größere Erſparniſſe an⸗ geblich aber nur unter Beeinträchtigung der Intereſſen des Publikums herbeiführen, ſo daß man den zahlreichen Wünſchen des Reichstags, die Verwaltung ertragreicher zu geſtalten, nur nach und nach nachkommen kann.— Hoffentlich ſieht ſich der Reichstag dieſe Einwände noch einmal genauer an! 2 Der Alkohol und die Herrſchenden. Der Schnaps ſcheint den Genoſſen trotz des Bohkottbeſchluſſes in Leip⸗ zig andauernd gut zu ſchmecken, denn ſonſt müßte nicht immer wieder durch mahnende Artikel nachgeholfen wer⸗ den. Das geſchieht nun in einer echt ſozialdemokratiſchen Weiſe. So i ſtin der„Dresdener Volksztg.“ folgender niedlicher Erguß zu leſen: ö„Die Herrſchenden haben ſtets den Alkohol ge⸗ braucht, um die Beſtie in den Maſſen zu er⸗ wecken. Während der Revolution werden die Solda⸗ ten betrunken gemacht, um ſie zum Brudermord ge⸗ . fü gig zu mach en. Der Alkohol dient dazu, in ihnen das Menſchlichkeitsgefühl abzutöten. Die Bourgeoiſie ſchimpft über den beſoffenen Pöbel, aber ſo, nicht anders, möchte ſie die Arbeiter ö haben. Blieben die Arbeiter unwiſſend, roh und ſtumpf⸗ ſinnig, dann hätten die bürgerlichen Politiker ein heite⸗ res Leben. Doch die Arbeiter wollen hellſehend ſein und ihre Intereſſen wahrnehmen. Darum müſſen ſie den Alkoholgenuß zurückdrängen, der den Geiſt trübt. Der Verfaſſer dieſer Leiſtung ſcheint allerdings dem Alkoholgenuß,„der den Geiſt trübt“, nicht ſo ganz abhold zu ſein. Im übrigen meinen wir, es müſſe der So- zialdemokratie doch eine Kleinigkeit ſein, den Schnaps teufel zu bannen, wenn die„Herrſchenden“ die Schuld daran hätten. 3: Fortſchrittliche Frauen und„Genoſſinnen“. Der „Fortſchrittliche Frauenverein“ hielt am Dienstag in Ber⸗ lin eine öffentliche Verſammlung ab, in der Fräulein Lüders und Fräulein Adele Schreiber Anſprachen hielten. Die Verſammlung war zu drei Viertel von Ge⸗ noſſinnen beſucht. Obgleich freie Diskuſſion zu⸗ geſichert war, erhielt eine Genoſſin, die das Wort erbat, weder zur Diskuſſion noch zur Geſchäftsordnung das Wort. Das gefiel natürlich den anweſenden Genoſſinnen nicht. Sie gaben ihrem Unmute laut Ausdruck. Unter dem Abſingen der„Internationale“ mußte ſchließlich die Verſammlung geſchloſſen werden.— Der„Vorwärts“ fällt natürlich heute grim⸗ mig über die„tapferen Damen“ mit den„radikalen Phraſen“ her. 2 „— Der neue Einſchreibebrief⸗Automat, deſſen Einführung die Reichspoſtverwaltung beabſichtigt, wird demnächſt verſuchsweiſe in Betrieb genommen werden. Es iſt ein unſcheinbarer Apparat in Kaſtenform, der, wie die Schließfächer, in den Poſtſchalter eingebaut wird. An der dem Publikum zugekehrten Seite befindet ſich eine eiſerne Tür und eine Kurbel. Nach Einwurf des Briefes hat der Aufgeber nur die Kurbel zu drehen, und das jetzt ſo umſtändliche und zeitraubende Einſchreibe⸗ geſchäft iſt erledigt. Mit der Kurbel ſetzt der Auflieferer den ganzen Apparat in Tätigkeit: der Brief wird in die richtige Lage gebracht und durch eine Druckwalze ab⸗ geſtempelt und der Einlieferungsſchein bedruckt. Die ganze Manipulation dauert nur einen Augenblick, dann fällt der Brief hinter den Schalter in einen beſonderen Behälter, und auf der anderen Seite wird der Schein herausbe⸗ fördert. Brief und Schein tragen, wenn ſie den Auto⸗ maten verlaſſen, die Bezeichnung des Poſtamts, das Da⸗ tum der Aufgabe und eine Nummer. Die höchſt ſinnreich konſtruierten Automaten ſollen mit äbſoluter. Sicherheit arbeiten. l () Zur Beilegung des Zwiſchenfalls in Charbin mel⸗ det ein halbamtliches Blatt: Zum Zwiſchenfall in Charbin hat die Petersburger Telegraphenagentur einen Bericht veröffentlicht, aus dem einerſeits hervorgeht. daß der zur Prüfung der Angelegenheit nach Charbin geſchickte deutſche Konſul von Mukden die Ausübung des deutſchen Schutzrechtes über die Brauerei in Charbin als unſtatthaft zugegeben, daß aber an— dererſeits die Ruſſen die Zuſtändigkeit des deut⸗ ſchen Konſulats für die Gerichtsbarkeit deutſcher Untertanen in Charbin anerkannt haben. Obgleich ausführliche Berichte noch nicht vor⸗ liegen, können dieſe Mitteilungen ſchon jetzt wohl in folgender Weiſe ergänzt werden: Da die Brauerei in Charbin ſich ſeinerzeit als ruſſiſche Geſellſchaft aner- kannt hat, ſo hat ſie ſich, ſoweit die Geſellſchaft als ſolche in Betracht kommt, außerhalb des deutſchen Schutzes geſtellt. Selbſtredend konnte ein ſolcher Verzicht nur für die Geſellſchaft in ihrer Eigenſchaft als eingetragene ruſ⸗ ſiſche Firma gültig ſein, wo hingegen die Beſitzer der Firma, ſoweit ſie deutſche Staatsan gehörige ſind, nur nach denjenigen Geſetzen und internationalen Vereinbarungen behandelt werden können, die für Deutſche in China maßgebend ſind. Auf dieſer Grundlage iſt eine Beilegung des Zwiſchenfalles erfolgt.— Jetzt iſt die Sache ſchon etwas einleuchtender, wenngleich ſie noch nicht vollkommen befriedigen kann. 3 Europaiſches Rusland. Oeſterreich⸗Ungarn. N 1 Ueber die augenblickliche innerpolitiſche Situation in Ungarn wird der„Wiener Deutſchen Korreſpondenz“ geſchrieben: Der Verſuch der ungariſchen Miniſter, den Kaiſer zu einer plötzlichen Entſcheidung zu drängen, iſt fehlgeſchlagen. Der Kaiſer beharrt gegenüber allen ihm von Wekerle, Apponyi und Koſſuth unterbreiteten Ent⸗ wirrungsplänen darauf, daß die Koalitionsparteien, be⸗ ziehungsweiſe das gegenwärtige Kabinett, zunächſt den bekannten Pakt zu erfüllen, d. h. die Wahlreform durchzuführen haben, die Entſcheidung über die an⸗ deren durch den Pakt zurückgeſtellten Fragen(Bankfrage und Armeefrage) aber dem auf Grund des neuen Wahl⸗ rechts gewählten Reichstage zu überlaſſen ſei. Der Kaiſer wird deshalb die Demiſſion des gegenwärtigen Kabinetts nicht genehmigen und es darauf ankommen laſſen, ob das Abgeordnetenhaus dieſem Kabinett das Budget ver⸗ weigert. Deshalb glaubt man auch nicht an eine Auf⸗ löſung des Reichstags vor Neujahr, wohl aber könnte es Ende Januar des nächſten Jahres dazu kommen, in welchem Falle der Kaiſer ein Beamtenminiſte⸗ rium berufen und mit der ausſchließlichen Aufgabe be⸗ trauen würde, die Wahlreform durchzuführen. England. : Seine Majeſtät ſchwebt über den Parteien und kennt ſeine Rechte viel zu genau, um in die Finanz⸗ politik eingreifen zu wollen. Das iſt ein Satz, der ſich in faſt allen Leitartikeln, ob in konſervativen oder libe⸗ ralen engliſchen Blättern, wiederholt. Dennoch geht aus jeder folgenden Zeile der konſervativen ſowohl wie der liberalen Blätter hervor, daß man hofft bezw. fürchtet, der König wolle die Rolle des Friedensvermitt⸗ lers übernehmen, um— ſagen die einen— das re⸗ volutionäre Budget unſchädlich zu machen, um— ſagen die andern— eine Revolte des Hauſes der Lords gegen die Konſtitution zu verhüten. Was eigent⸗ lich vorgeht, ſcheint außer den engſten Regierungskreiſen niemand zu wiſſen. Sobald der Premier zurückkehrt, wird wahrſcheinlich ein Kabinettsrat abgehalten werden. Spanien. ! Die ſpaniſche Regierung beſtreitet jetzt offi⸗ ziell, daß ſie eine weitere Ausdehnung des ma⸗ rokkaniſchen Feldzuges beabſichtige. Sie hat näm⸗ lich amtlich erklären laſſen, daß die notwendig ge⸗ wordene Entſendung weiterer Verſtärkungen nach Melilla keine Aenderung ihres Aktionsprogramms bedeute. Dieſe Aktion werde ſich, den bereits früher ab⸗ gegebenen Erklärungen entſprechend, auch fernerhin im Rahmen der Algeciras⸗-Akte halten. Die deutſche Regierung hat von dieſer Erklärung Kenntnis genommen. Trotz aller amtlichen ſpaniſchen Erklärungen wollen die Zweifel über die Endziele der Marokko⸗Aktion der Madrider Regierung nicht verſchwinden. Beſonders die Franzoſen, die Rivalen Spaniens im Scherifenreich, ſind vom größten Mißtrauen beſeelt, ſie fürchten eine ſtarke Beeinträchtigung, unter Umſtänden ſogar eine Verkleine⸗ rung ihrer Intereſſenſphäre. Das hat einer der bedeu⸗ tendſten franzöſiſchen Offiziere und Kolonialpolitiker, der Leiter des franzöſiſchen Marokko⸗Feldzuges in der Schau⸗ ja, General d' Amade, ungeſchminkt ausgeſprochen. Zu⸗ gleich geht aus ſeinen Ausführungen aber auch hervor, daß die franzöſiſche Militär- und Kolonialpartei auf wei⸗ tere Ausdehnung im Reiche Mulay Hafids trachtet. Schweden. * Ueber den gegenwärtigen Stand des Maſſen⸗ ſtreiks in Schweden, über den in der letzten Zeit recht wenig verlautete, teilt die Hauptſtelle Deutſcher Arbeitgeberverbände mit: Als am 6. September ſeitens der Landesorganiſation der Arbeiter der Streik auf die⸗ jenigen Arbeiter beſchränkt wurde, die bei Mitgliedern des ſchwediſchen Arbeitgeberverbandes beſchäftigt waren, war auch dieſer Streik nicht mehr ein effektiver; ſchon am 28. Auguſt ſtreikten von den 164000 Arbeitern des ſchwediſchen Arbeitgeberverbandes nur noch 114 445, während nach der vorgenommenen Zählung etwa 42 548 Arbeiter in die Arbeit zurückgekehrt waren, die Angaben über den Reſt der Arbeiter fehlten. Am 9. September ſtreikten nach der amtlichen Zählung 96 000, am 16. September 82 000, am 24. September 69 000, am 1. Okt. etwa 50000. Die Zahl der jetzt noch ſtreikenden Ar- beiter dürfte 40000 nicht überſchreiten. Die Rück⸗ kehr zur Arbeit war zunächſt gegen die Ordre der Streikleitung erfolgt. Am 28. September zog jedoch die Streikleitung ihre bisherige Weiſung zurück und erlaubte den Arbeitern, in die Arbeit zurückzukehren, ſofern die Wiederaufnahme der Arbeit mit zwei Drittel Mehrheit beſchloſſen würde; einzelne Induſtrien wurden aber hier⸗ von ausgenommen; ſoweit bekannt, waren dies die Er z⸗ gruben und die Exportinduſtrie. Trotzdem haben am 6. Oktober die Arbeiter der Grängesberg Aktienge- ſellſchaft, die die bedeutendſten Grubenfelder beſitzt, die Arbeit zu den bisherigen Bedingungen wieder aufgenommen. Der„Generalſtreik“ erhebt ſich alſo nach ſeinem gegenwärtigen Umfange nicht mehr über die Bedeutung eines gewöhnlichen Induſtrieſtreiks hinaus. Verſchiedene Organe der Arbeitnehmerverbände ſtellen die Sache jedoch weſentlich anders dar. Wir ver⸗ öffentlichen dieſe Mitteilung jedoch in der prinzipiellen Verfolgung des Grundſatzes: audiatur et altera pars. 1 Serbien. * Die Mißſtimmung Serbiens gegen Oeſterreich wegen der Annexion Bosniens und des Agramer Hochverratspro— zeſſes, der die großſerbiſche Agitation in den ſlawiſchen Gebieten der Donaumonarchie bloßſtellte, hat in Bel⸗ grad zu Demonſtrationen geführt, von denen ſich jedoch die gemäßigten Elemente fernhielten. Die Redner rekrurierten ſich nur aus Studenten. Man nahm eine „Reſolution“ an, in der die Annexion als ein Raubakt der Nachbarmonarchie bezeichnet wird. Mit den Rufen: „Nieder mit Oeſterreich!“„Nieder mit den Räubern!“ uſw. zerſtreute ſich das Publikum. Sämtliche Belgrader Blätter erſchienen mit Trauerrand und beſprachen den Wendetag der Annexion, wobei natürlich Oeſterreich ſehr ſchlecht davonkommt. 5 Aſien. Ja pan. i ? Die Nachrichten von umfaſſenden Rüſtungen im fernen Oſten verſtummen nicht. Bei Tumen an der koreaniſchen Grenze iſt der Bau eines japaniſchen Kriegshafens tatſächlich in Angriff genommen. Die Mel⸗ dungen von Japans kriegeriſchen Vorbereitungen werden durch Informationen aus dem Innern Japans beſtätigt, die beſagen, daß in Japan eine heftige kriegeriſche Stim- mung vorherrſche. Bei ſeinen militäriſchen Maßnahmen kümmert ſich nach Meldungen aus Amerika Japan ſehr wenig um die Intereſſenſphäre Chinas, indem es zum Beiſpiel ohne Einholung der Erlaubnis Chinas eine Eiſenbahn über den Jalu erbaut, um eine direkte Ver⸗ bindung zwiſchen Korea und der Mandſchurei zu ſchaffen. — Natürlich iſt es ſo gut wie unmöglich, nachzuprüfen, wie weit die kriegeriſche Stimmung in Japan vorge⸗ ſchritten iſt. Auf jeden Fall hat aber Rußland allen Grund, auf ſeiner Hut zu ſein! Soziales. ih Streik im Mansfelder Bergbaureviere. Im Mans⸗ felder Bergbaureviere iſt ein Streik ausgebrochen. Es wird darüber berichtet: Größeren Umfang ſcheint ein im Mansfelder Reviere ausgebrochener Ausſtand zu nehmen. Schon jetzt ſind rund 1800 Arbeiter ausſtändig. Die Urſache des Ausſtandes iſt darin zu ſuchen, daß auf dem Niewand⸗Schachte in Hettſtedt 70 Arbeiter wegen Zu⸗ gehörigkeit zu Organiſationen und wegen Be⸗ ſuches von Bergarbeiter⸗Verſammlungen von der Zechenverwaltung gemaßregelt wurden. Die Ver⸗ handlungen der Generaldirektion mit den Mitgliedern des Arbeiterausſchuſſes ſind ergebnislos verlaufen und ab⸗ gebrochen worden. Aus Stadt und Land. Der„Zeppelin III“ ſtieg Mittwoch mittag zu einer Fahrt auf, an der als Gäſte Prinz und Prinzeſſin Heinrich von Preußen, der Großherzog und die Groß- herzogin von Heſſen teilnahmen. Die Fahrt wurde über das ganze Seegebiet ausgedehnt. Als das Luftſchiff, das vom Grafen Zeppelin und Oberingenieur Dürr ge⸗ ſteuert wurde, ſich über dem Königlichen Schloß be— wegte, winkten die Inſaſſen dem König von Württem⸗ berg, der ſich auf der Terraſſe befand, Grüße hinab, die vom König herzlichſt erwidert wurden. Nach annä⸗ hernd zweiſtündiger ſchöner Fahrt fuhr der„Z. III“ zur ſchwimmenden Reichsballonhalle zurück, wo um ½3 Uhr glatt und ſicher die Landung erfolgte. Die Fürſt⸗ lichkeiten begaben ſich dann mit der Motorjacht des Königs zum Schloß. Selbſtmord eines Gelähmten. Unter ſeltſamen Umſtänden hat der Tiſchler Völske in Berlin einem an Leiden reichen Leben ein Ende gemacht. Seit neunzehn Jahren konnte ſich der Arme nur mühſam an Krücken fortbewegen und nichts mehr zu ſeinem Unterhalte bei⸗ tragen. Faſt die ganzen Jahre hindurch war er bett⸗ lägerig, ſeine Frau verdiente beider Lebensunterhalt durch Schneidern außer dem Hauſe. Wiederholt hatte er in letzter Zeit geäußert, daß er ſeinem unnützen Daſein ein Ende machen wolle, da er ſeiner Frau nur zur Laſt liege. Die Frau verſuchte immer wieder, die trüben Gedanken ihres Mannes zu verſcheuchen. Als ſie an einem der letzten Abende müde und abgeſpannt von der Arbeit nach Hauſe kam, ſpürte ſie Gasgeruch, der aus der Küche drang. Trotzdem ſie ſofort Unheil ahnte, zündete ſie in der Aufregung ein Streichholz an. In demſelben Augenblick erfolgte eine heftige Detonation, Türen und Fenſter wurden zertrümmert und die ganze Küche ſtand in Flammen gehüllt. Auch die Kleider der Frau fingen Feuer. Auf ihr Hilfegeſchrei eilten Hausbewohner hinzu, die die Flammen löſchten, ſo daß beim Eintreffen der Feuerwehr die Gefahr ſchon beſeitigt war. Die Frau hatte nur leichte Brandwunden im Geſicht und am Kopf davongetragen. In der Küche fand man dann die Leiche des Mannes. Wie ein Arzt feſtſtellte, war er an Gas⸗ vergiftung geſtorben. Der Kranke hatte die Abweſenheit ſeiner Frau benutzt und ſeinen Entſchluß ausgeführt. Unter Aufbietung aller Kräfte hatte er ſich in die Küche geſchleppt, dort den Gashahn geöffnet und ſo den Tod erwartet. ** Ein Schutzapparat für Straßenbahnen wurde von dem Betriebsleiter der Berliner ſtädtiſchen Straßen⸗ bahnen, Dr. ing. Dietrich, den Vertretern der Aufſichts⸗ behörden vorgeführt. Zu den Verſuchsfahrten wurden die Zufahrgeteiſe des ſtädtiſchen Straßenbahndepots in der Kniprodeſtraße gewählt. Die Verſuchspuppe, die ſich nach allen Regeln der Kunſt überfahren laſſen ſollte, war den tatſächlichen Verhältniſſen entſprechend ausge⸗ ſtattet und wurde auch ſo ungünſtig wie möglich zwiſchen den Gleiſen aufgeſtellt. Das neue Syſtem arbeitet mit Druckluft: Der Schutzrahmen wird, ſobald ſeine aus Fils beſtehenden„Fühler“ einen am Boden liegenden Gegenſtand berühren, blitzſchnell und ſehr feſt an den Boden gepreßt, ſo daß die im Wege liegende Perſon nicht unter die Plattform geraten kann, ſondern über den Rahmen in das Fanggitter gleitet. Bei den Verſuchen wurde vorwiegend mit dieſem„Taſter“ ge⸗ arbeitet. e Auf dem Wege zum Standesamt verhaftet. In Charlottenburg hatte ein 23 jähriger Arbeiter, der auf dem Standesamt heiraten wollte, die geſamte Einrichtung, im Werte von etwa 1000 Mark aus einem Speicher ge⸗ ſtohlen und damit ſeine eigene Wohnung eingerichtet. Die Polizei kam als ungebetener Gaſt zur Hochzeit, und lud ihn zum Gange nach dem Revier ein, wohin ihm die Braut folate. Dort bat ſie die Beamten. ſie doch alt durch er in Daſein zut Laſt ttüben ſie an von der der aus zündete meelben en und of Steamers, City and cheren Der Apparat fuhr zum Standesamt, wo der Termin der Eh s ſchließung gerade angeſetzt war, zu begleiten und dort gleich als Trau⸗ zeugen zu fungieren. Aber die Beamten waren hart⸗ herzig und erfüllten ihren Wunſch nicht. i * Mord⸗ und Selbſtmordverſuch in Berlin. Am Donnerstag abend kurz nach 11 Uhr ſuchte die in dem Hauſe Friedrichſtraße Nr. 30(Berlin) wohnende Gräfin Strachwitz mit einem Herrn ihre Wohnung auf. Nach einiger Zeit ertönten aus dem Zimmer Revolverſchüſſe. Auf die Hilferufe der Frau eilten die Hausbewohner herbei und öffneten gewaltſam die Tür. Sie fanden die Gräfin Strachwitz mit einer lebens gefährlichen Schuß wunde im Halſe auf dem Boden liegen und be⸗ nachrichtigten ſofort die Polizei, um die Verletzte in einem Krankenhauſe unterzubringen. Während man die Verwun⸗ dete auf der Treppe niederlegte, verſteckte ſich der Be⸗ ſucher vor den auf ihn eindringenden Leuten in der Wohnung der Strachwitz und ſchoß ſich in den Mund. Man fand ihn ſpäter lebensgefährlich verletzt im Bette liegen. Wie Augenzeugen berichten, wurden im ganzen von dem Täter ſieben Schüſſe abgegeben, außerdem fand man unter dem Bett ein Dolchmeſſer, einen ſogenannten Schlangendolch. Ein Arzt ſtellte feſt, daß die Ver⸗ letzungen bei beiden Perſonen lebensgefährlich ſind. Ueber den Grund zu der Tat war bisher nichts zu er⸗ mitteln. * Aufſtieg des Rennerſchen Lenkballons. Das Ren- nerſche Luftſchiff in Graz unternahm am Donnerstag nachmittag einen Flugverſuch. Nachdem es ausbalan⸗ ziert und in die Luft abgeſtoßen war, ergab es ſich, daß es zu ſchwer war. Es erhob ſich einige Meter hoch, ſenkte darauf infolge des mitgeführten Sandballaſtes die Spitze und erreichte den Boden, bevor die Bedienungs⸗ mannſchaft den Ballon erfaſſen konnte. Der Propeller wurde dabei verbogen. Nach den Ausbeſſerungs⸗ arbeiten erhob ſich das Luftſchiff nach neuerlicher Aus⸗ balanzierung und erreichte eine Höhe von 100 Metern. Der Ballon führte mehrere Schleifen und Wendungen aus und landete nach 15 Minuten. Das Luftſchiff wird nunmehr nach Linz gebracht, wo die Familie Renner auf der dortigen Ausſtellung mehrere Aufſtiege unternehmen wird. Von 22 jährigem Irrſinn geheilt. Vor 22 Jahren ſchloß ſich der zur Berühmtheit gelangte neapolitaniſche Bildhauer Vincenzo Gemito, von plötzlichem Irr⸗ ſinn befallen, in ſein Haus in der Via Taſſo in Ne⸗ apel ein und war nicht zu bewegen, es auch nur ein ein⸗ ziges Mal zu verlaffen. In dieſen Tagen erhielt nun der Irrſinnige den Beſuch der Herzogin von Aoſta, die ihm das Verſprechen abnahm, das Herzogspaar im Schloß von Capodimonte zu beſuchen. Von dieſer Stunde an beſſerte ſich das Befinden Gemitos. Er beſuchte das Herzogspaar, überreichte ihm eine von ihm model⸗ lierte Figur und ſcheint völlig geheilt zu ſein. In Neapel erregt die Geſundung Gemitos, den einſt der Maler Vincenzo Morelli im Baſſo Porto als armen Waiſenknaben von der Straße aufgeleſen hatte und der dort ſehr populär iſt, gewaltiges Aufſehen. Eine große Menſchenmenge brachte dem Künſtler bei ſeiner Rück⸗ kehr vom Schloß Ovationen dar. ** Der Brand eines Poſtzuges in Südafrika. Der Poſtwagen des Johannisburger Poſtzuges iſt zwölf Meilen von Bloemfontein entfernt in Brand geraten. Die eng⸗ liſchen Briefe für Johannisburg ſind gerettet, die Briefe für den Oſt⸗ und Weſtrand Nordtransvaals, für die Delagoabai, für Portugieſiſch⸗Oſtafrika ſowie der größere Teil der Briefe für Pretoria ſind vernichtet. ** Eine deutſch⸗engliſche Schiffahrtslinie nach In⸗ dien. Der Norddeutſche Lloyd hat mit Sir John B. Ellermann Bart, dem Eigentümer der Ellerman Lines Hall Lines, einen Verband⸗ verkehr von Europa nach Indien eingerichtet, d. h. beide Linien geben von jetzt an ermüßigte Durch⸗ fahrkarten aus. Die Hin⸗ und Rückfahrkarten, bei denen eine Unterbrechung der Reiſe und der Uebergang von der einen Linie auf die andere in Aegypten vorgeſehen iſt, haben zweijährige Gültigkeit. Auf Grund einer Hin⸗ und Rückfahrkarte kann indes auch die ganze Reiſe von Europa nach Indien mit einem Reichspoſtdampfer des Norddeutſchen Lloyds und die ganze Rückreiſe mit einem Dampfer der Ellermann-Linie und umgekehrt unter Nach⸗ zahlung bzw. Rückvergütung der jeweiligen Preisdiffe⸗ renz ausgeführt werden. e Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Der Flügeladjutant des Kaiſers, Major von Neumann⸗Coſel, ſprach der Stadt Elbin g die Anteil nahme des Kaiſers an dem ſchweren Bauunglück aus und beſuchte die Schwerverletzten im Krankenhauſe, um ihnen das Beileid des Kaiſers auszudrücken. In Zwyndrecht bei Dortrecht iſt eine cholera⸗ verdächtige Erkrankung vorgekommen. Der Bürgermeiſter Röhr in Borſch bei Geiſa geriet mit dem Fuß in die Trommel einer Dreſch⸗ maſchine und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald darauf ſtarb. Auf dem Bahnhofe Friedberg(Heſſen) wurde der Rangiermeiſter Jordan von einer Lokomotive erfaßt und getötet. Er hinterläßt Frau und ſieben Kinder. Von der Frankfurter Flugwoche. Flugwochen ſind an der Tagesordnung. Erſt Reims, dann Brescia, Berlin und Köln. Die Frankfurter Flug⸗ woche, die bisher von der Ungunſt des Wetters verfolgt worden war, hat eigentlich erſt am Mittwoch ihren rechten Anfang genommen. Der erſte Tag brachte die erſten größeren Ereigniſſe der Flugwoche. Zwar gelang es nur Rougier, her⸗ vorragende Flüge zu abſolvieren, aber es waren im⸗ poſante Höhenflüge. Rougier ſtieg dreimal auf und kam das erſte Mal in eine Höhe von etwa 60 Meter, das zweite Mal flog er 3½ Runden, wobei er über die Flugbahn hinausging, in einer Höhe von 150 Meter, und das dritte Mal erreichte er 250 Meter, nach an⸗ deren Schätzungen ſogar 300 Meter Höhe. Als Rou⸗ gier zum erſten Male aufſtieg, verließ gerade der Par⸗ ſevalballon ſeine Halle und umkreiſte das Flugfeld. Es war ein herrlicher Anblick, als der Lenkballon ſich ſenkte und Rougier immer höher ſtieg und in prächtigem, ſi⸗ Fluge ſeine Runden vollendete. Kurz vor Ein⸗ bruch der Dunkelheit erſchien auch der Eindecker La⸗ ſthams, deſſen Montage gerade fertig geworden war, aber es gelang ihm nicht, einen Flug zu abſolvieren. durch das vollkommen erweichte Flug⸗ gelände hin, ſo daß das Waſſer hoch emvorſpritzte. und konnte nicht in die Höhe gelangen. Schließlich blieb er im Schlamm ſtecken und mußte herausgezogen werden. Der Däne Nervö konnte einmal 1½ Runden in ziemlicher Höhe zurücklegen, während Euler durch falſche Steuerung in einem Nebenfelde landete. Sido w (Berlin) brachte auch ſeinen Eindecker heraus, aber kurz vor dem Ablauf überſchlug ſich der Apparat und blieb ſtecken. Der Aviatiker kam zum Glück ohne Schaden davon. Gerichtsſaall. E Der Prozeß van der Velden vertagt. In der Verhandlung gegen den des Mordes am Amts- vorſteher Ehlert angeklagten Wirtſchaftseleven Georg van der Velden wurden Mittwoch nachmittag die me- diziniſchen Sachverſtändigen vernommen. Die beiden erſten Sachverſtändigen, Dr. Siegmund und Sani⸗ tätsrat Dr. Peetz, vertraten die Anſicht, daß der An⸗ geklagte als epileptiſch veranlagter Menſch die Tat in einem Dämmerzuſtand verübt habe und deshalb nicht verantwortlich gemacht werden könne. Lebhaft wider⸗ ſprochen wurde dieſer Anſicht von dem dritten Sachver⸗ ſtändigen, Kreisarzt Dr. Virnbacher, der bei dem An- geklagten keinerlei geiſtigen Defekt wahrgenommen haben will und ihn als voll verantwortlich bezeichnete. Nach längeren Beratungen entſchloß ſich das Gericht, den Pro- zeß zu vertagen und den Angeklagten zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes auf die Dauer von ſechs Wochen einer öffentlichen Irrenanſtalt zu überweiſen. Die nach hunderten zählenden hochroten, fingerhutähnlichen Blüten überragen in Traubendolden die Rieſenpflanzen und dehnen ſich in der Größe eines Sonnenſchirmes aus. Kein Gartenbeſitzer ſollte auf dieſe ſeltene Schönheit verzichten. — Worms, 8. Okt. Die Schulzahnklinik wird im nächſten Schuljahre eröffnet. Die Einrichtung koſtete 7661,67 Mark; die Betriebskoſten ſind auf 4112 Mark im erſten Jahre veranſchlagt. — Hirſchhorn, 8. Ott. Die hieſige Apotheke (Beſitzer Herr Guſtav Greuel) ging durch Kauf in den Be⸗ ſits des Herrn Apothekers Verſé aus Elberfeld über. Der Kaufpreis beträgt 140000 M. Herr Greuel hatte das Beſitztum vor 12 Jahren fur 90 000 M. erworben. Die Reichsſtempelſteuer bezw. Wertzuwachsſteuer nach dem nenen Geſetz vom 15. Juli 1909 beträgt allein über 900 M. — Reichelsheim, 8. Okt. Ein bedauerlicher Un⸗ glücksfall ereignete ſich letzte Woche hier. Das zweijährige Töchterchen des Bahnarbeiters Lannert geriet unter das Fuhr⸗ werk des Müllers und Bäckers Weidmann von Klein⸗Gumpen; die Räder gingen dem Kinde über den Kopf, ſo daß der Tod auf der Stelle eintrat. Wie verlautet, trifft den Fuhrmann keine Schuld.— Das 7jährige Söhnchen des Schreiners Dingeldein von Steinbickel wurde von einem Fuhrwerk der Frau Göttmann überfahren. Das Kind erhielt einige Ver- letzungen am Kopfe und Arm, welche jedoch nur leichter Natur ſind. Volkswirtſchaftliches. Berlin, 7. Oktober. Die infolge der Erhöhung des Diskontſatzes der Bank von England eingetretene ziemlich allgemeine Abſchwächung an der heutigen Börſe machte bald einer zuverſichtlichen Haltung Platz. Anlaß dazu boten der günſtige Wochenbericht vom amerikaniſchen Eiſenmarkt ſowie gleichfalls günſtige Nachrichten aus der deutſchen Montaninduſtrie. Die erheblichſten Kursbeſſe⸗ rungen hatte der Montanaktienmarkt zu verzeichnen. An der Produktenbörſe wurden für Weizen und Roggen an⸗ fangs etwa eine halbe Mark höhere Preiſe notiert, und dieſe Tendenz blieb auch ſpäterhin unverändert. 2 Getreidepreiſe. Am Donnerstag, 7. Okt., koſtete die Tonne(Weizen: W., Roggen: R., Gerſte: G., Braug.: B., Futterg.: F., Hafer: H.): Danzig: W. 219— 22; R. 161; B. 146-64; H. 150-58. Berlin: W. 212-14; R. 170-71; H. 160-72. Hannover: W. 214—16; R. 16668 H. 16465. Münſter: W. 210; R. 160; H. 162. 335 Dortmund: W. 210; R. 160, H. 162... Soeſt: W. 210; R. 160; H. 155. g 1 Lippſtadt: W. 210; R. 158; H. 155. 11 Neuß: W. 222; R. 166; H. 155. F Mannheim: W. 230; R. 172,50— 75; H. 160 167,50. Biberach(6. 10.): W. 220— 22, R. 172.74; B. 162-66; H. 159—60,„——9 Aus Nah und Fern. — Birkenau, 7. Okt. Geſtern nacht brannte hier der Gilmer'ſche Hof ab. Das Feuer entſtand gegen 10 Uhr in der Scheuer und fand reichlich Nahrung in den Futter · vorräten, der Ernte und dem aufgeſtapelten Brennholz. 12-1400 Haufen Getreide, 100 Hühner und 2 wertvolle Jagdhunde verbrannten. Die Schweine mußten über die Hofmauer gehoben werden. Bet den Rettungsarbeiten, an denen ſich auch Herr Baron von Wambold beteiligte, erlitten mehrere Perſonen an Händen und im Geſicht Brandwunden. Der Hof brannte total nieder, nur das Wohnhaus blieb ſtehen. Schon vor mehreren Jahren hatte Herr Gilmer großen Verluſt, durch eine Seuche verlor er damals 14 Pferde und 2 Ochſen. — Birkenau, 7. Okt. Der Gymnaſtal⸗Abiturient Hans Eiſenhauer von hier erhielt Dekret als Verwalter einer Schulſtelle in Weiher. —Maunheim, 8. Okt. Dieſer Tage find zwei verheiratete Zeitungsträgerinnen durchgebrannt. In einem Falle handelt es ſich um eine Frau Albert, die Trägerin bel der„Volksſtimme“ war und mit einem ledigen Fuhrmann auf Reiſen ging; ſie läßt ihrem Manne acht Kinder zurück. Die andere Durchgängerin, eine Frau Motſch beim„Tage⸗ blatt“, iſt mit einem verheirateten Fuhrmann durchgegangen. Sie läßt 6 Kinder im Stich. Die belden Frauen ſind etwa 40 Jahre alt; ſie waren eifrige Mitglieder des ſozialdemo⸗ kratiſchen Frauenvereins und des Trans portarbeiterverbandes. — Raſch geneſen iſt der Sohn des Zimmermeiſters Sonns, welchem vor einigen Tagen von einer Maſchine im Keller ſeines Vaters der rechte Arm(nichſ bloß der Unter- arm, wie zuerſt angegeben wurde) ausgeriſſen wurde. Dadurch daß der Arm dirikt aus dem Gelenke geriſſen wurde, iſt wohl die Heilung derart beſchleunigt worden, daß er ſchon wieder das Bett verlaſſen hat und ſich im Zeichnen mit der linken Hand übt. — Aus dem Weſchnitztal, 8. Okt. Die fetten Schweine gelten zur Zeit 77 Pfg. pro Pfund Schlachtgewicht. Die Metzger ſahen ſich deswegen veranlaßt, den Ladenpreis des Schweinefleiſches von 80 Pfg. per Pfund auf 86 Pfg. zu erhohen.— Die Herbſtferien haben geſtern in allen Schulen unſeres Tales begonnen, indem die Kartoffelernte nun in vollem Gange iſt. Ueber den Ausfall läßt ſich noch kein abſchließendes Urteil faͤllen, doch ſcheint feſtzuſtehen, daß die Ernte nicht ſo reichlich ausfällt, als man vermutete. Der Preis ſchwankt zwiſchen 2 Mk. und 2.50 Mark pro Zentner. — Waldmichelbach, 8. Okt. Dieſes Jahr iſt in den tabakbautreibenden Gegenden allgemein über die ſo ſchlechte Tabakernte geklagt worden, beſonders wurde betont, daß der Tabak ſo ſehr klein geblieben ſei. Demgegen- über können wir von hier uͤber wahre Rieſentabakpflanzen berichten, die zur Zeit noch in einem Blumengärtchen auf dem nahen Stallenkandel in einer Seehoͤhe von nächſt 500 Metern die Bewunderung aller Touriſten und Naturfreunde erregen. Es ſind namlich 5—6 Pflanzen, die eine Höhe von 1.70 Meter aufweiſen. Die einzelnen Blatter ſind wahre Schurzfelle, 70 Zentimeter lang 45 Zentimeter breit. Geſchäftliches. uus Anloß der Oktober-Meſſe ſind die Läden in e am morgigen Sonntag bis 7 Uhr abends geöffnet. Die Maunheimer Meſſe erfreut ſich dieſes Jahr eines regen Beſuches aus der näheren und weiteren Umgebung. Beſondere Anziehung batte ſchon von jeher das Möbel⸗ Kaufhaus von A. Straus& Co., J 1, 12 auf das kaufende Publikum ausgeübt. Ganze Wohnungs- und Küchen- Einrichtungen ſind in erſtklaſſiger, moderner Ware in ſämtlichen Stockwerken in überraſchender Auswahl am Lager. 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Um ½6 Uhr: Roſenkranz. 533—T—Tꝗ— Zeppelin behenit die Luft, Simon, Biligteit Ein glänzender Beweis hierfür iſt nach⸗ ſtehende Offerte und ſollte niemand verſäumen, der für wenig Geld anſtändige Kleidung haben will, einen unbedingten Verſuch zu machen. in allen Farben und Facon Henen-Auzüge 558 7878 851158„ — Burſchengrößen entſprechend billiger.— ſter Schuttt, ſolide Qualität Herren-Anzüge 1488 1s. 1950 hochelegant, Roßhaar verarbe tet Herron-Anzüge 2150 m. 2480 f. 2780 fn Rieſen⸗Auswahl in Hoſen für Sonntags- und Arbeitszwecke ſpottbillig. A Simon La neben der Nordſee⸗Fiſchhalle Mannheim. Nur noch Woll waren 2 üuſtel —.— Schulterkragen Kindercapes V. Militärkriegerverein a n„Haſſia“ Viernheim. Sonntag, den 10. Oktober ſindet im Saale„z u m Freiſchütz“ die Sezirks⸗Jerſammlung der Ktiegerkameradſchaft „Haſſia“(Bezirk Bensheim) ſtatt, wozu ſämtliche Kameraden ſich einfinden wollen. Vormittags halb 12 Uhr Zuſammenkuuft bei Kamerad Faltermann„zum weißen Roß“ zur Abholung der auswärtigen Kameraden, wobei die Muſik und Spielleute beteiligt ſind. Mütze und Vereinsabzeichen ſind anzulegen. Mittags 2 Uhr beginnt die Bezirksverſammlung durch Herrn Vezrksvorſteher Kamerad Auler. Nach der Feſtlichkeit werden die auswärtigen Kameraden wieder mit Muſik zur Bahn begleitet. Um den vielen auswärtigen Mitgliedern der Krieger⸗ kameradſchaft„Haſſia“ einen würdigen Empfang zu bereiten, richten wir an die geehrten Bewohner Viernheims, ſpeziell an dieſenigen der Bahnhof-, Lorſcher⸗, Rathaus⸗, Waſſer⸗ und der betr. Seitenſtraßen die berzliche Bitte, ihre Häuser beflaggen zu wollen und ſagen wir für ihre Freundlichkeit im Voraus beſten Dank. Für den Vor ſtand: A. Stumpf, Präſident. Soldatenverein Teutonia. Am Sonntag, den 10. Oktober, nach⸗ mittags 2 Uhr beginnend, findet hier der Fezirkstag des Haſſiabezirks Bensheim im Saale des„Freiſchütz“ ſtatt. Die Kameraden werden er ſucht, ſich hieran möglichſt zahlreich beteiligen zu wollen. Der Vorſtand. 0008880002 Marian. Jünglings⸗Fodalität. Zu der morgen abend um 8 Uhr im „Freiſchütz“ ſtattfindenden Rekruten ⸗Abſchiedsfeier beehrt ſich der Unterzeichnete die werten Ehrenmit⸗ glieder, Mitglieder und Aſpiranten, ſowie Freunde und Gönner der Sodalität geziemend einzuladen. Kaplan Mieth, Präſes. 000008002082 00 Geschäfts-Erinnerung und-Empfehlung. Der geehrten Einwohnerſchaft Viernheims u. Umg. bringe mein Schlosser- Geschäft in empfehle de Erinnerung. Durch längere Tätigkeit in mehreren größeren Geſchäflen bin ich in der Lage, alle mir übertragenen Arbeiten zur vollen Zufriedenheit meiner Auftr aggeber auszuführen. Empfehle ferner Wasser- u. Jauche- Pumpen aus beſtem Material.— Prompte Bedienung und billigſt ge⸗ ſtellte Preiſe zuſichernd, zeichne Hochschtungsvoll! Trikotagen Unterjacken Untertaillen Herhsf- Neuheffen! 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