4 * — 1 d- Diernheimer Zeitung. Frick, int dreimal nöchentlich Dienſlu gs, Vonnerſtags u. Jamſtags wit den Beilagen: „Sonate gablart“ n.„Sonntags feier“. Bezuge preis: 30 Pi. monatlich einſchließl. Trägerlohn b. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. — 2 Amtsblatt der Groſtherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Nuf 20. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— eigen Piernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 118. O Die„fortſchrittlichen“ Frauen haben kürzlich eine Tagung abgehalten. Wie bei den gelehrten Damen üblich, haben ſie wieder mit der üblichen Entſchloſſenheit für die Forderung gearbeitet, daß den Frauen immer weitere Zweige der beruflichen Tätigkeit des Mannes zugänglich gemacht werden ſollen. Am Sonntag hat man nun gar auch noch einen„Verband für handwerksmäßige und fach⸗ gewerbliche Ausbildung der Frau“ begründet. Es ſoll alſo nicht mehr bei der Zulaſſung der Frau zu den gelehrten Berufen, zu den öffentlichen politiſchen Rechten uſw. bleiben, der Sturm und Drang, der heute die Welt der Frau durchbrauſt, verlangt auch die Zulaſſung der Frau zur körperlichen Arbeit. Die fortſchrittlichen Frauen verlangen, daß der Frau immer weitere Gebiete der Betätigung erſchloſſen würden. Sie berufen ſich dabei darauf, daß die Zahl der weib⸗ lichen Perſonen bei uns in Deutſchland größer ſei als die der männlichen, und ſie ziehen daraus die falſche Folgerung, daß unter ſolchen Umſtänden an eine voll⸗ ſtändige Verſorgung der heranwachſenden weiblichen Ju⸗ gend durch die Heirat nicht zu denken ſei. Dieſe Folgerung iſt falſch, denn der Ueberſchuß der weiblichen Heirats⸗ anwärter iſt nicht größer als der männliche. Der Ueber⸗ ſchuß der weiblichen Perſonen erſtreckt ſich auf die Alterskreiſe. Aber es leuchtet ſehr leicht bei allen Ur⸗ teilsloſen ein, wenn man ſchlankweg behauptet, daß das Ueberwiegen des weiblichen Geſchlechtes allein einen An- ſpruch auf eine vermehrte Zulaſſung der Frauen zu den männlichen Berufen begründe. Daher muß man weiter mit der Möglichkeit rechnen, daß die maßgebenden Inſtanzen ſich erweichen laſſen und weitere Zugeſtändniſſe machen, daß insbeſondere auch der Zudrang der Frauen zum gewerblichen Leben mehr Erfolg haben wird. Es iſt intereſſant und bezeichnend, daß auf den Be⸗ ratungen des neuen Verbandes die Frage im Vorder⸗ grunde ſtand, wie man die Frau ihrer Eigenſchaft als Lohndrückerin der Löhne des Mannes entkleiden könne. Da liegt der Kern der ganzen Frage. Die Frau hat immer, abgeſehen von den Spezialberufen, es nur durch ihren geringeren Lohnanſpruch zu einer ausge⸗ dehnteren Verwendung im gewerblichen Leben bringen können. Darüber war man ſich auch am Sonntag durch⸗ aus im Reinen. Nur glaubte man, man werde durch die Arbeit dieſes Verbandes eine beſſere Ausbildung der gewerblich tätigen Frauen und damit zugleich einen hö⸗ heren Lohn zu erzielen vermögen. Dieſe Auffaſſung iſt in ihrem ganzen Umfange falſch. Es iſt nicht richtig, daß die beſſer geſchulte Frau Löhne erzielt, die denen Mannes gleichkommen. Die Ausnahmen aus einigen Frau beſonders liegenden Berufen beſtätigen nur, 2 8 N o man es bei dieſer Erſcheinung mit der Regel zu f hat. daß der Frau abgeſehen werden, dauernder Es kann hier ganz davon anſcheinend die Fähigkeit zu * Selbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. (Nachdruck verboten.) „Alſo die Schönheit und Geſchmeidigkeit in Perſon!“ ſpöttelte Etta. „Ach, was Du wieder faſelſt!“ antwortete Frau von Kroſinsky ärgerlich.„Schöne Männer? Eine angenehme Plage ſind die nicht im Leben der Frauen...! Du freilich ſcheinſt anders zu 161 denken. Und Friedel? Er iſt nicht ſchön, nicht häßlich. Aber er iſt etwas geworden, was viele Männer nicht ſind: ein Charakter.“ „Erlaube wenigſtens, daß ich ihn meinen Erinnerungen nach häßlich nenne“, bemerkte Etta, ihr Gebäck mit Behagen knuſpernd. „Und nun wollen wir Friedel, Friedel ſein laſſen. Er kommt ja wieder.—— Eine Küche führt dieſer Rechtsanwalt, großartig! Gerade als ob er gewußt hätte, daß ich ein Leckermaul bin.“ Frau von Kroſinsky ſeufzte vernehmlich.„Du thuſt den armen Friedel recht ſchnell ab. Aber ſo biſt Du ja ſtets. Was Du haſt, ſchätzeſt Du nicht. Und er freute ſich über das ganze Geſicht.“ Etta lachte vergnügt. „Das läßt ſich denken! Schlimm genug, wenn er ſauer⸗ töpfiſch geweſen wäre! Hat er denn aber ſo was wie einen Bart? Männer ohne jeglichen Bartwuchs, die können mir ge⸗ ſtohlen bleiben.“ „Er hat, wenn ich mich recht erinnere, einen hellblonden Bart. Du weißt, ich ſehe nicht auf ſolche Aeußerlichkeiten“, meinte die Mutter kleinlaut. „Hm! Weißblond alſo, wie das Strohdach. Muß nicht beſonders gut ausſehen! Na, iſt ja auch ſchließlich egal... Aber, Mutter, Friedel ſteht wohl plötzlich rieſig groß in der Welt da— weil Du ſo viel Weſens von ihm machſt? Du haſt ihn doch ſonſt nicht für voll genommen, haſt es nicht dulden wollen, daß ich dem armen Jungen hin und wieder einen Troſt⸗ vief ſchrieb?“ e Das Recht der Frau auf Arbeit. Dienſtag, den 12. Oktober 1909. — 25. Jahrgang. hervorragender Arbeit fehlt. Das, was man uns als Gegenbeweis bisher beigebracht hat, waren Einzel⸗ leiſtungen, deren Bedeutung immer überſchätzt worden iſt. Die Frau iſt nicht in der Lage geweſen, ſich auf ihrem ureigenſten Gebiete, dem des Hausweſens, die füh⸗ renden Stellen zu halten und zu ſichern. Die Ver⸗ hältniſſe in den großen Hotels und Reſtaurants ſind ein ſchlagender Beweis dafür. Auch die großen Köche dieſer Rieſenetabliſſements haben keine Chemie ſtudiert, ſie haben allgemein nur die Volksſchulbildung der Frau, und trotzdem verdienen ſie vielfach die Miniſtergehälter, um die weite Kreiſe der gebildeten Schichten ſie be— neiden. Die Frau aber hat dieſes Eindringen der Männer in ihren ureigenſten Beruf mitanſehen müſſen, ohne etwas dagegen tun zu können. Die Führerinnen der Frauen⸗ bewegung freilich haben auch nichts dagegen zu tun für nötig gehalten. Ein großer Teil von ihnen muß in ſeinem Treiben mit den Augen des Arztes betrachtet werden, ein anderer läßt ſich von einer exzentriſchen Veranlagung treiben, und die anderen, nun, die tun mit, weil das„Mode“ geworden iſt. Sie alle aber haben das eine gemeinſam, daß ihnen die Hausarbeit„nicht gut genug“ erſcheint. Darum dieſe Verdrängung der Frau auch aus ihrem ureigenſten Arbeitsgebiete, ſobald es ſich um beſondere Leiſtungen handelt. Auch die Verſuche des neuen Verbandes werden aus⸗ ſichtslos bleiben. Geſetzt den Fall, man würde erreichen, daß die Frau mit beſſerer, vielleicht erheblich beſſerer Vorbildung in das gewerbliche Leben einträte; glaubt man denn, daß dann die Frauenarbeit beſſer bezahlt werden würde?! Das iſt eine trügeriſche Hoffnung. Der Unternehmer ſchätzt die Frauenarbeit, weil ſie billiger iſt. Iſt ſie ebenſo teuer als die männliche Arbeit, dann nimmt er männliche Arbeiter. Trotzdem iſt die Arbeit des neuen Verbandes mit Freuden zu begrüßen. Er wird durch die Hebung der Ausbildung der Frau die Frauenarbeit von der Billig- keit wenigſtens befreien und dadurch des Gegenteil von dem erreichen, was er anſtrebt. Er wird auf ſeine Weiſe die Unternehmer eben davon abbringen, Frauen zu be⸗ ſchäftigen, und ſo wird er auch das Los der Frauen beſſern, indem er indirekt dahin wirkt, daß die heutige Schmutzkonkurrenz der Frau beſeitigt und die Löhne der Männer geſteigert werden. Die Bekämpfung des Mädchen⸗ handels. Der Mädchenhandel hat trotz der ſchärfſten behörd— lichen Maßnahmen eine ungeheure Ausdehnung ange— nommen. Es vergeht faſt keine Woche, in der die Blätter nicht über einen Fall von„Entführung“ zu berichten hätten. Solchen Mädchen, denen es daheim meiſtens nicht beſonders gut geht, werden die ſchönſten Stellen im „Ja, damals!“ verteidigte ſich die Mutter, ein wenig rot werdend.„Von nichts wird doch nichts. Wie konnte ich Dir eine ausſichtsloſe Liebelei geſtatten? Ich denke, jetzt liegt die Sache anders.“ Etta gähnte. „Iſt Friedel denn indeſſen Millionär geworden?“ „Nein! Doch Du haſt ja das nötige Geld, Dank Arnold Negendangs Großmut. Und Friedel hat das Zeug dazu, in der Welt vorwärts zu kommen! Eine Energie... Sein letztes Bild iſt ihm glänzend bezahlt worden und war doch nur eine winzig kleine Leinewand.“ „So, hm! Wenn es nämlich wahr iſt!“ ſprach Etta ſkeptiſch. Jetzt war Frau von Kroſinsky ehrlich böſe. „Du ſollteſt Dich wahrlich ſchämen“, fuhr ſie auf.„Ueber Friedels Lippen ſind noch nicht viel Unwahrſcheinlichkeiten ge⸗ gangen. Das könnteſt Du wiſſen.“ „So ereifere Dich doch nicht unnötig, Mama“, beſchwichtigte Etta, gelaſſen ihren Kuchen zerbröckelnd. „Die ganze Geſchichte iſt ja nicht der Rede wert.“ Sie erhob ſich raſch. Mit einer ungeduldigen Handbewegung trat ſie an die ge⸗ öffnete Verandathür— die Damen bewohnten ausſchließlich drei komfortabel eingerichtete Parterre-Zimmer— und ſchaute gelang⸗ weilt in den von herrlichen alten Bäumen überlaubten, umfang⸗ reichen Garten hinaus.„Ach, dieſes langſtielige Leben! Wenn ſich nur Friedel wenigſtens bald blicken ließe.“ Die Mutter hatte ſich ebenfalls vom Frühſtückstiſch erhoben. Sie ging mit niedergeſchlagener Miene und großen, ungleichen Schritten im Zimmer auf und ab. „Ich meine es ſo gut mit Dir“, begann ſie wieder.„Meine Vorſchläge waren auch nicht nachteilig für Dich. Du wäreſt mit dem armen Arnold recht glücklich geworden, oder— die Schuld hätte an Dir gelegen. Und nun gar Friedel! Den kenne ich doch wie meine Taſche! Paß auf, der geht mit uns nach Welchersburg und läßt Dir dort eine Villa bauen... wenn Du es ſo willſt! Ihm würde ich Dich am liebſten geben. Ausland in Ausjicht geſtellt; ſie fallen auf den Schwindel herein, werden verſchleppt und gehen ſeeliſch und kör⸗ perlich zu Grunde. Mit der Bekämpfung des Mädchenhandels beſchäftigte ſich in dieſen Tagen in der öſterrreichiſchen Hauptſtadt Wien die„Internationale Konferenz zur Bekämpfung des Mädchen handels“. Aus den Verhandlungen verdient ein ganz beſonderes. Intereſſe ein Vortrag des Abg. v. Dirkſen über die„Organiſati⸗ onsvorſchläge des deutſchen Nationalkomitees“. Seine we⸗ ſentlichen Ausführungen lauteten: „Die gemeinſame Arbeit aller derjenigen Staaten, welche ſich dem Pariſer Abkommen angeſchloſſen haben, hat ergeben, daß die Mehrzahl der Mädchenhändler und auch der verſchleppten Mädchen aus Poſen, Galizien, Rumänien, Ungarn und den Balkanlän dern ſtammt. Die ſozialen Zuſtände in dieſen Ländern haben die Bezahlung der Mädchenarbeit auf einen ſolchen Tief⸗ ſtand gedrückt, daß dieſe in der Tat von ihrem Lohne nicht leben können. Sie ſehnen ſich naturgemäß danach, aus derartigen Verhältniſſen fortzukommen. Da ſie ſelbſt nicht in der Lage ſind, irgendwelche Mittel für eine Veränderung aufzuwenden, iſt ihnen jedes Angebot in dieſer Beziehung ſehr gelegen. Es iſt daher nicht auf⸗ fallend, daß ſie den Worten der Mädchenhändler Glauben ſchenken und ihren Lockungen nach allen Punkten der Erde folgen— zu verlieren haben ſie eben gar nichts. In einem Berichte aus jenen Ländern, an deren Wahr⸗ heit nicht zu zweifeln iſt, heißt es, daß ſelbſt dort, wo es Fabriken gibt und Hausinduſtrie exiſtiert, der tägliche Verdienſt der Mädchen 40 bis 60 Heller beträgt. Wie ſoll jemand von einer derartigen Summe leben? Die Regierungen, denen dieſe Verhältniſſe nicht unbe⸗ kannt ſind, beſitzen keine Mittel, um eine Beſſerung dieſer Zuſtände herbeizuführen. Die Mädchen führen deshalb ein Leben, welches in ſozialer und moraliſcher Beziehung gleich traurig und verwerflich iſt. Wir können uns nicht damit begnügen, den internationalen Mädchenhandel zu beſtrafen, ſondern wir müſſen ihn international zu ver⸗ hindern ſuchen und hierzu alle Mittel anwenden, die uns zur Verfügung ſtehen. Der Redner beſprach ſodann die organiſatoriſchen Maßnahmen und fuhr fort: Es kann nicht ſchwer ſein, in den einzelnen Staaten und Ländern Männer zu finden, die für die Leiden ihres Volkes ein Herz haben und ſich bereit erklären, an der Beſeitigung dieſes ſchmählichen Sklavenhandels mitzu⸗ arbeiten. Durch die Unterſtützung der Geſandtſchaft ünd Konſulate wird es möglich ſein, auch in den Städten, die keine auswärtigen Vertretungen beſitzen, Mitarbeiter zu finden. Hierbei ſind in erſter Linie die Frauenver⸗ eine der betreffenden Städte heranzuziehen. Die Kraft und Stärke unſerer Bewegung beſteht darin, daß alle anſtändigen und ſittlich denkenden Menſchen an unſerer Seite ſind. Wir geben die Hoffnung nicht auf, daß der Kampf gegen dieſe Händler, der vorläufig nur theo⸗ rethiſch geführt wurde, auch bald größere Formen an⸗ nehmen wird.“ — n r hattet Früher war das eben eine dumme Kinderei, denn Ihr kein Geld.“ Etta lachte gerührt. i Sie lief auf ihre Mutter zu, fiel ihr um den Hals und küßte ie ab. „Was Du Dir das Leben ſchwer machſt!“ eiferte ſie.„Was kommen ſoll, kommt doch! Alſo: ſich nur keine grauen Haare wachſen laſſen.„Luſtig gelebt und ſelig geſtarben“— Du weißt ja!—— Zu Friedel will ich Dir zu Liehnöglichſt nett ſein! Biſt Du da zufrieden, geplagteſte aller Müller“ „Ich muß wohl!“ Thränen in den Augen. „Ach, Etta, Dein Unglück bräche mir das Herz!“ „Unglück ſieht ſich ſo verſchieden an wie Glück!“ antwortete Etta mit ungewöhnlichem Ernſt.„Darum eben laſſe mich allein für mein Schickſal ſorgen. Da haſt Du keine Verantwortung.“ Es klopfte leiſe an die Thür. Etta ſah geſpannt auf und ließ die Mutter los. „Sollte das ſchon Friedel ſein?“ dachte ſie, während ſie „herein“ rief. Der Diener des Rechtsanwalts erſchien mit einem pracht⸗ vollen Strauß. Ein Briefchen lag bei, in dem ſich Bruno Stein nach dem Befinden der Damen und nach ihren Befehlen für den Nachmittag erkundigte. Er ſei leider gezwungen, in der Stadt zu dinieren, doch hoffe er, ſich gegen ſechs Uhr in der Villa vor⸗ ſtellen zu können. Etta legte ungeduldig Strauß und Brief bei Seite. „Es iſt gut“, ſagte ſie dem Diener.„Eine Antwort nicht nötig. Wir ſehen ja den Herrn Rechtsanwalt hier. Aber wenn das Wetter gut bleibt, wollen wir gleich nach Tiſch ausfahren. Es iſt auch möglich, daß wir zum Diner einen Gaſt haben. Wollen Sie das in der Küche ausrichten?“ „Zu Befehl, gnädiges Fräulein, ſofort!“ beugung verſchwand der Bote. (Fortſetzung folgt.) antwortete Frau von Kroſinsky mit Mit ſtummer Ver⸗ —. —— — 4 —— Im Anſchluß an dieſe Darlegungen ſchlug dann Herr v. Dirkſen die Annahme folgender Leitſätze vor: „1. Das ſoziale Leben muß derartig geändert werden, daß die Mädchen auch in ihrer Heimat einen dem Standard of life entſprechenden Lohn erhalten. 2. Die Mädchen müſſen über das Ausland und die ihnen dort drohenden Gefahren aufgeklärt werden. 3. Die Stellenvermittlung muß möglichſt ſtaatlich erfolgen und die privaten Vermittelungen ſcharf kon⸗ trolliert werden. 4. Die Strafen gegen Mädchen⸗ händler müſſen weſentlich verſchärft werden.“ 5 Am wichtigſten ſcheinen uns die Punkte 1 und 4 zu ſein. Schaffen wir durch ernſte gemeinſame Arbeit beſ⸗ ſere ſoziale Zuſtände, dann fallen die Vorausſetzungen für den Mädchenhandel. Nach dieſer Richtung hat das Zen- trum ja ſchon die herrlichſten Erfolge erzielt; aber das genügt immer noch nicht. Darum muß auf dem be⸗ ſchrittenen Wege mutig und fleißig weiter gearbeitet werden. Und dann das andere: Eine weſentliche Verſchärfung der Strafen gegen den Mädchenhandel iſt unbedingt erforderlich. Das iſt aber auch gerecht⸗ fertigt, denn derjenige, der ein unſchuldiges Weſen dem Verderben entgegenführt, iſt in den Augen moraliſch in⸗ takter Menſchen ein mindeſtens ebenſo großer Verbrecher, wie der, der ſich am Leben eines anderen vergreift. Wird unter beſonderer Berückſichtigung dieſer beiden Punkte nach Kräften gearbeitet, dann wird es auch ge⸗ lingen, das Uebel, wenn nicht ganz zu beſeitigen, ſo doch auf das geringſte Maß zurückzudrängen. Politiſche Rundſchau. :: Ein Stellenvermittlungsgeſetz. Wie verlautet, wird beabſichtigt, den geſetzgebenden Körperſchaften des Reiches den Entwurf eines Stellenvermitt⸗ Tungsgeſetzes vorzulegen, das unter Aufhebung des Reichsgeſetzes vom 2. Juni 1902, betreffend die Stellen⸗ wvermittelung für Schiffsleute, und der einſchlägigen Be⸗ ſtimmungen der Gewerbeordnung eine Aenderung der Ge⸗ ſetzgebung nach verſchiedenen Richtungen hin vorſchlägt. Durch eine geſetzliche Definition des Begriffs Stellen⸗ vermittler will der Entwurf dafür ſorgen, daß die Her⸗ ausgeber von Stellenliſten und Vakanzenliſten den Vor⸗ ſchriften für Stellenvermittler unterſtellt werden. Der Erhebung übermäßiger Gebübren ſoll durch eine den Behörden einzuräumende Befugnis, die Gebühren zu regeln, entgegentreten und die Erlaubnis für den Betrieb des Stellenvermittlergewerbes von dem Nachweiſe eines vorhandenen Bedürfniſſes abhängig gemacht werden, das insbeſondere dann nicht anzuerkennen iſt, wenn für den betreffenden Ort oder wirtſchaftlichen Bezirk öffentliche gemeinnützige Arbeitsnachweiſe in ausreichendem g Um⸗ fange vorhanden ſind. Ferner wird die Möglichkeit der Ausdehnung der von den Landeszentralbehörden über den Umfang der Befugniſſe und Verpflichtungen, ſowie über den Geſchäftsbetrieb der Stellenvermittler zu er⸗ laſſenden Vorſchriften auf nichtgewerbsmäßige Arbeits⸗ nachweiſe und ein geſetzliches Verbot des Betriebs ge⸗ wiſſer Nebengewerbe vorgeſehen werden. Hierdurch wie durch eine Verſchärfung der Strafbeſtimmungen hofft man den vielfachen Mißſtänden, welche ſich beim Betriebe des Stellenvermittlergewerbes gezeigt haben, begegnen zu können, ohne zu dem von mehreren Seiten geforderten äußerſten Mittel des Verbots des Gewerbebetriebs greifen zu müſſen.— Es iſt allerdings auch die höchſte Zeit, daß hier mal etwas geſchieht. —0( Der Wiſſenſchaftler der Sozialdemokratie. Das offizielle„Korreſpondenzblatt der Generalkommiſſion der Gewerkſchaften Deutſchlands“, das bekanntlich der Reichs⸗ tagsabg. Legien herausgibt, nimmt ſich in ſeiner Nr. 40 Herrn Kautsky aufs Korn. Das Organ der Gewerk- ſchaften ſpricht von einem„demagogiſchen Hieb“, von „Roßtäuſchereien“, von„hiſtoriſcher Unwahr⸗ heit“ und von„wiſſenſchaftlicher Unehrlich⸗ keit“ Kautskys, zu der er die polemiſche hinzu⸗ füge:„Höher geht es nimmermehr!“ Das„Korreſpon— denzblatt“ weiſt klar und deutlich nach, daß„die ab- ſolute Verelendungstheorie Kautskys auch von der offiziellen Statiſtik ad abſurdum geführt wird.“ Es heißt dann weiter: Das Statiſtiſche Jahrbuch für das Deutſche Reich, Jahrgang 1909, bringt eine Anzahl von Verbrauchs⸗ berechnungen, die von großem Intereſſe ſind. Man findet da beiſpielsweiſe eine recht bezeichnende Stei⸗ gerung des deutſchen Verbrauchs einiger im Auslande erzeugten Waren, teils Konſumartikel und Genußmittel, teils Rohſtoffe. Demnach betrug der durchſchnittliche Verbrauch folgender Waren pro Kopf der völkerung in Kilogramm im Jahre 1908(ſowie im Jahrfünft 1895-1900): Baumwolle 6,79(5,54), Gewürz(ausl.) 0,20(0,16), Heringe(import. geſalz.) 2,85(3,30), Kaffee(roher) 3,03(2,69), Kakao in Bohnen 0,52 (0,28), Reis 2,53(2,39), Südfrüchte 3,07(1,98), Tee 0,06(0,05), Jute 2,33(1,71), Petroleum 17,97 (16,97).„ 5 des Verbrauchs an geſal⸗ zenen Heringe ürfte als ein Zeichen dafür gelten können, daß diser Konſumartikel der Aermſten der Armen langſam durch beſſere Lebensmittel erſetzt wird. Bei allen weſentlich als Genußmittel in Betracht kom⸗ menden Warengattungen iſt eine nicht unbedeutende Steigerung des Verbrauchs eingetreten. Aber die Stei⸗ gerung des Verbrauchs gerade dieſer Konſumartikel zeugt gewiß nicht von einer Verelendung der breiten Volksmaſſen. Mit ſolchen und ähnlichen Argumenten ſchlachtet das Korreſpondenzblatt die Verelendungstheorie ab. Das wird aber Herrn Kautsky nicht abhalten, mit ſeiner„Wiſſen⸗ ſchaft“ fortzufahren. (2) Die Stadtverwaltungen und die Kongreſſe. Ueber das Verhalten der Städte gegenüber Kongreſſen uſw. hat der Vorſtand des deutſchen Städtetages, wie den Mitteilungen der Zentralſtelle des deutſchen Städtetages, Band 2 Nummer 1 vom 9. März 1909 zu entnehmen iſt, in ſeiner Sitzung am 1. März beſchloſſen: . Ueber das Verhalten der Städte gegenüber den in ihnen abzuhaltenden Kongreſſen, Vereinstagungen und Ausſtellungen iſt bei der großen Verſchiedenheit der Ver⸗ hältniſſe die Aufſtellung allgemein giltiger Grundſätze nich tunlich. Eine Beſchränkung der Städte iſt im allgemeinen jedenfalls erwünſcht. Für die Regel kann die Be⸗ achtung folgender Geſichtspunkte empfohlen werden: 1. Nichtberückſichtigung von politiſchen, konfeſſionellen oder auf Erwerb gerichteten derartigen Veranſtaltungen. 3 2. Unterlaſſung von Bewirtungen— unter Vorbehalt beſonderer Ausnahmefälle—. 3. Vornahme feſtlicher Begrüßungen nur bei einge⸗ ladenen Vereinen uſw. und bei ſolchen von beſonderer Bedeutung. 4. Möglichſte Einſchränkung der Begrüßungsanſprachen bei Beginn der Tagungen. 5. Dagegen in geeigneten Fällen Ausgabe von Stadt⸗ plänen, Führern und— bei großen, namentlich wiſſen⸗ ſchaftlichen Kongreſſen— von kurzen Feſtſchriften. In welchen Fällen die Regel zu 1 anſcheinend beo⸗ bachtet werden ſoll, dafür bieten der Breslauer Katho⸗ likentag und verſchiedene ſpätere Veranſtaltungen nicht⸗ katholiſcher Vereinigungen die beſte Handhabe. (1) In der Frage einer Verſtändigung der beſtehen⸗ den Kurzſchriften wird, wie jetzt bekannt wird, dem⸗ nächſt eine Konferenz von Vertretern der Reichs⸗ regierung und derjenigen Bundesſtaaten einbe⸗ rufen werden, die in dieſer Angelegenheit gehört wer⸗ den wollen. Das ſehr umfangreiche Gutachtenmaterial, welches von den verſchiedenen Intereſſentengruppen ſeiner⸗ zeit bei den zuſtändigen Reichsſtellen eingegangen war, iſt inzwiſchen von drei ſachverſtändigen Vertretern des Stolze⸗Schrey⸗Syſtems und der Gabelsberger⸗ und Stolze ⸗Schule bearbeitet und zu Gutachten ver⸗ wendet worden, die jetzt der amtlichen Stelle vorliegen. In der nun kommenden Konferenz ſoll auf Grund der erſtatteten Gutachten der Beratungsſtoff durch Formulie- rung von Fragen und Aufſtellung von Leitſätzen für die große Tagung vorbereitet werden, der dann die en d⸗ giltige Entſcheidung überlaſſen bleibt. Es iſt da⸗ her nicht ausgeſchloſſen, daß noch im Laufe dieſes Winters die Frage zu einer endgiltigen Löſung gebracht wird, ob und in welcher Form eine Vereinigung der beſtehenden Syſteme überhaupt möglich iſt. Kirche und Schule. 7 Der Verein zur Förderung des lateinloſen Schul⸗ weſens iſt in Caſſel zu ſeiner 11. Hauptverſammlung zu⸗ ſammengetreten. Die Ziele des Vereins ſind nach, der Programmrede des Oberrealſchuldirektors, Prof. Dr. Alexander Wernicke(Braunſchweig), eine beſſere Arbeits- verteilung zwiſchen Schule und Haus. Dr. W. ſtellte die Forderung auf, den geſamten Schulunterricht nur auf den Vormittag zu verlegen, damit die Nachmittage den Schülern zur Erledigung ihrer häuslichen Arbeiten, zur Ermöglichung eines fakultativen Unterrichtsbeſuches in den notwendig erſcheinenden Lehrfächern ſowie für Turn⸗ ſpiele an einem Tage der Woche freiblieben. Europäiſches Ausland. England. „ Vom Parlamentskampf iſt folgendes zu be⸗ richten: Der Handelsminiſter Churchill hielt in Lon⸗ don eine Rede, in der er ausführte, es ſei nicht anzu⸗ nehmen, daß das Oberhaus das Budget verwerfen werde. Eine Ablehnung des Budgets von Seiten des Oberhauſes würde ein Gewaltakt gegen die Verfaſſung ſein und auf den Anſpruch hinauslaufen, daß das Ober- haus Regierungen einſetzen und abſetzen könne. Die Re⸗ gierung werde keiner von dem Oberhauſe an dem Budget vorgenommenen Abänderung nähertreten und ſich auf kein Kompromiß einlaſſen. Frankreich. * Die Aufklärungen, die General d' Amade über ſeinen Alarmruf gegen die ſpaniſche Marokkopolitik dem franzöſi⸗ ſchen Kriegsminiſter gegeben hat, ſind noch nicht genau bekannt. Sie ſind jedoch offenbar ſehr unbefriedigend geweſen. Wahrſcheinlich hat der draufgängeriſche, aber ehrlüuche Soldat den Bericht des„Matin“ über ſeine Aeußerungen als zutreffend anerkannt. Nur ſo läßt ſich ſeine jetzt erfolgte ſchwere Disziplinierung erklären. Ge⸗ neral d' Amade wurde nämlich vom Miniſterrat ohne Friſt zur Dispoſition geſtellt. Türkei.. * Einer Meldung des„Daily Telegraph“ nach ſcheint Abdul Hamid ſeine Gefangenſchaft reichlich ſatt zu haben; er hat neuerlich wieder einen Fluchtverſuch gemacht. Das Mittel, welches er anwandte, macht ſeiner Intelligenz alle Ehre und entbehrt nicht des Humors. Abduls Bettſtelle mußte repariert werden, und ein Schloſ⸗ ſer wurde beordert. Als der Mann mit ſeiner Ar⸗ beit beginnen wollte, trat ihm Abdul Hamid drohend entgegen mit den Worten:„Schämſt du dich nicht, ſo ſchmutzig das Bett deines Sultans be⸗ rühren zu wollen? Schnell die Kleider vom Leibe und ein Bad genommen.“ Ehe der ver⸗ blüffte Schloſſer wußte, wie ihm geſchah, ſaß er ſchon in Abdul Hamids Badewanne. Dieſer aber ſchlüpfte in die Kleider des Handwerkers und gewann unangefochten die Straße. Hier wurde er aber leider erkannt und zurückgebracht. Der arme Schloſſer wird nun der Mitſchuld angeklagt, bei dem Fluchtverſuch geholfen zu haben.— Die Sache klingt ja recht intereſſant, aber nicht ſehr wahrſcheinlich. a Spanien. * Die Lage im Kampfgebiet wird nach wie vor als ſehr ernſt angeſehen. Im ſpaniſchen Kriegsminiſterium herrſcht fieberhafte Tätigkeit zur Verſtärkung des Heeres für Nordafrika. Ins Auge gefaßt iſt, wie ver⸗ lautet, insgeſamt eine Präſenzſtärke von 126 000 Mann, davon 22 000 für Melilla und Ceuta. In Melilla wird ein Spezialkorps geſchaffen und derart dusgerüſtet, daß es jederzeit Uebergriffe der Rifioten unterdrücken kann. ce · 5 Flug aufzuſtellen, indem er länger als 10 Minuten in der Luft blieb. Bekanntlich hatte ſich Ingenieur Grade vor kurzem auf demſelben Flugfelde um den Lanzpreis beworben, hierbei aber Havarie erlitten. Diesmal flog er zirka 13 Kilometer und war 11 Minuten 12 Sekunden in der Luft. Das iſt die vierfache Ent⸗ fernung des Lanzpreiſes. Da der Berliner Verein für Luftſchiffahrt dem Wunſche Grades, den Lanzpreis in Bork beſtreiten zu dürfen, nicht nachkommen will, ſondern den Flugplatz in Johannisthal vorgeſchrieben hat, wird Grade am nächſten Sonntag in Bork vor Unpartei⸗ iſchen den vom Lanzpreis vorgeſchriebenen Weg fliegen und nach Johannisthal wahrſcheinlich erſt dann gehen, wenn er den Weg dahin, zirka 50 Kilometer, durch die Luft zu nehmen wagen kann. ** * Die Frankfurter Flugwoche brachte am Sonntag Dauerflüge von Bleriot und Baron de Caters, der ſeine bisherigen nicht ſehr bedeutenden Leiſtungen bedeutend überbot und länger als Bleriot in der Luft blieb. Ble⸗ riot bewarb ſich um den Dauerpreis der Stadt Frank⸗ furt im Betrage von 40000 Mark und flog 1 Stunde 12 Minuten, und zwar umkreiſte er 53mal die Bahn. Er erhob ſich niemals über 10 Meter und flog in ſeiner bekannten Weiſe wellenförmig, ſo daß er faſt den Boden berührte. Baron de Caters, der nach Bleriot auf⸗ ſtieg, flog 1 Stunde 17 Minuten, alſo 5 Minuten länger als Bleriot, und abſolvierte damit den längſten Flug, den er bisher überhaupt gemacht hatte. Bei dem Ab⸗ ſchluß des Wettbewerbes um den Preis von Frankfurt wird außer Bleriot und de Caters noch der italieniſche Leut⸗ nant Kalderara als Bewerber auftreten. Unter den Zu⸗ ſchauern befand ſich das Großhberzogspaar von Heſſen. Erdbeben in Steiermark und Krain. Von der Wiener ſeismographiſchen Zentralſtation wurde am Freitag ein ſtarkes Erdbeben im Süden der Monarchie gemeldet, deſſen Entfernung ungefähr 300 Kilometer betrug. Der Anfang des Erdbebens war elf Uhr vormittags. Telegramme aus Graz, Laibach und Agram beſtätigen, daß die Bevölkerung in große Be⸗ ſtürz ung und Angſt geriet. In Graz ſchleuderte der zweite Stoß einen Herrn vom Schreibſeſſel, eine kranke Frau ſtarb infolge des Schreckens. Die Meldungen aus Agram erzählen, das Erdbeben habe hauptſächlich durch die Länge der Dauer von fünfzehn Minuten erſchreckend gewirkt. Da die Nahbeben kaum zu ſpüren waren, hat ſich die Bevölkerung beruhigt. Trotzdem zahl⸗ reiche Rauchfänge einſtürzten und Stuckfaſſa⸗ den herabfielen, wurde niemand verletzt. Vom Po⸗ lizeigebäude fiel der Rauchfang auf das Nachbarhaus und drückte dieſem das Dach ein. Am Palais der Hypotheken⸗ bank fiel der Kopf der Croatin herunter. Faſt in allen Häuſern gibt es zerbrochenes Geſchirr oder Spiegel. Auch Motoren blieben ſtehen. Das Erdbeben dehnte ſich bis Zara aus. Am meiſten Schaden richtete es in Petrin ja an, wo fünfzig Rauchfänge einſtürzten und viele Häuſer beſchädigt wurden. Auf der Laibacher Erdbebenwarte verur⸗ ſachten die Erdbewegungen, wie bei der Nähe des Herdes zu erwarten, ſehr ſtarke Ausſchläge der Regiſtrierappa⸗ rate. Die Maximalbewegung am hundertfach vergrößerten Apparat betrug 422 Millimeter. Die Apparate gelangten erſt nach einer halben Stunde zur Ruhe. Die Herddiſtanz wird auf 150 Kilometer geſchätzt. Die wirk⸗ liche Bodenbewegung in Laibach, die faſt allgemein ver⸗ ſpürt wurde, betrug über 4 Kilometer. Diefe Aufzeich⸗ nung iſt mit bezug auf die Herdentfernung eine der ſtärkſten ſeit dem zwölfjährigen Beſtande der Warte und übertrifft die bisher ſtärkſte Aufzeichnung vom 2. Januar 1906, deren Herd damals in Agram lag. Die Inſtrumente der Erdbeben warte in Hohenheim(Württemberg) zeigten ein ziemlich ſtarkes Erdbeben an, deſſen Herd in einer Entfernung von etwa 3000 Kilometer liegt. Der erſte Vorläufer traf um 11 Uhr 28 Sekunden, die Hauptwellen um 11 Uhr 59 Sekunden ein. Aus dem Reich der Lüfte. Der Sonntag ſcheint ſich auf dem Gebiet des Flie⸗ gens zum„Sporttag“ entwickeln zu ſollen, wie es ja auch— leider— beim Pferdeſport und dem Radſport der Fall iſt. So hat der letzte Sonntag wieder allerlei Glanzleiſtungen gebracht. 4 ** * Einen neuen Schnelligkeits⸗Weltrekord hat Wilbur Wright ſoeben in Newyork aufgeſtellt. Er hat mit ſeinem Aeroplan in Newyork einen Flug unternommen, bei dem er den Weltrekord für den Geſchwindigkeitsflug geſchlagen hat. Der Aviatiker flog 58 Minuten und erzielte eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit von mehr als 46 engliſchen Meilen für die Stunde. * 7* e eee Dem deukſchen Flugteihniker Ingenieur Grade it es gelungen, auf dem Flugfelde Mars bei Bork einen No⸗ kord für einen mit einem deutſchen Aeroplau ausgeführten Aus Stadt und Land. * Wieder ein Raubmord. Am Samstag vormittag begab ſich, wie an jedem Morgen, der 53 Jahre alte Dr. med. Ernſt Krauſe, der einer alten Elbinger Patrizierfamilie angehört, nach dem Stadtwald Vogel⸗ ſang in Elbing. Um ½11 Uhr hatte er in dem dortigen Kaffeehauſe Kaffee getrunken und war nach ſeinem Auf⸗ bruche von dort über den ſogen.„Abertſteg“ gegangen, um auf dieſem Wege wieder zur Stadt zu gelangen. An einer etwas einſamen Stelle feuerte plötzlich jemand aus dem Hinterhalt einen Schuß auf den Arzt ab, dem die Kugel in den Kopf gedrungen iſt. Hierauf muß der Schwerverletzte mit einem ſtumpfen Gegenſtand niedergeſchlagen, und als er dann noch Lebens⸗ zeichen von ſich gab, durch einen Stich ins Genick, der das verlängerte Rückenmark traf, getötet worden ſein. Die Leiche wurde etwa eine Viertelſtunde nach Begehung der Tat aufgefunden, ſie war noch ganz warm. Geraubt waren die Uhr und das Portemonnaie des Ermordeten. Die Staatsanwaltſchaft hat ſofort um die Suche nach dem Mörder einen ungewöhnlich großen Apparat aufge⸗ boten. Polizeihunde ſind ſofort an den Ort der Tat gebracht worden. Ein neues Unterſeeboot ſoll ein junger Lehrer aus dem Kreiſe Johannisburg in Oſtpreußen erfunden haben. Es handelt ſich um eine neue Tiefenſteue⸗ rung, die das Unterſeeboot inſtand ſetzt, augenblick⸗ lich zu tauchen und ebenſo wieder emporzukommen, was ein weſentlicher Vorteil, beſonders bei Unglücks⸗ fällen, wäre. * Selbſtmord am Vorabend ſeiner Hochzeit. Der Hauptmann im Kleviſchen Artillerie⸗Regiment Nr. 43 zu Weſel, Hildebrand, war zur Vermählung mit der Tochter des Majors K. nach Hannover gekommen. Nach⸗ dem Hauptmann Heldebrand in anſcheinend fröhlichſter Stimmung dem Polterabend in der Wohnung der Eltern der Braut beigewohnt hatte, begab er ſich kurz nach 192 Uhr in das Hotel Noval, iu dem er Wohnung ge⸗ nommten bakte. ßucück. Gier ſchulut er fich ſowie er in ſeiuem gimmer angetbmmen wat, die Pulsadeen auf uud ſprau e ode auf den Hof hinab. Er hatte ſchwone iumere Verfetzamoen, und einen Beinbwuch und was ius nüdteſche Kron⸗ W 3 ach und ze Be⸗ erte der 1 kranke on etwa taf um 11 br tbli b kommen, kuli denzer Polizeihunde ein, aus Altmarkt im Kreiſe Vierteljahrhundert in Elbing. Auffällig iſt, daß ſeit drei [verſchwunden iſt. ihm aufgefunden. der 22 Ja Leben ein krank und faſt ſeit zwei lung. Zu Sohnes, der den Kranken beſuchen kenhaus gebracht, wo er, ohne die Beſinnung wieder⸗ erlangt zu haben, geſtorben iſt. Die Beweggründe zu dem Selbſtmord ſind vollſtändig in Dunkel gehüllt. i Ein vergnügter Tag. Der Poſtaſſiſtent Fritz Bornemann aus Dirſchau hatte, wie dieſer Tage be⸗ richtet, 30 000 Mk. amtlicher Gelder unterſchlagen und war damit nach Berlin gefahren. Am Bahnhof Fried⸗ richſtraße traf er zwei luſtige Mädchen, dazu holte er ſich die Wirtstochter ſeines Hotels, und mit allen drei Mädchen beſuchte er ein Konfektionsgeſchäft und ließ ſie neu einkleiden. Hierauf beſtieg er mit ihnen eine Auto⸗ droſchke zu einer Fahrt durch den Tiergarten. Dort ſetzte er eines der Mädchen aus, weil es mit dem neuen Hut nicht zufrieden war. Dem anderen Mädchen und der Wirtstochter kaufte er in einem Juwelierladen ſilberne Täſchchen und Brillantringe und fuhr mit ihnen nach Potsdam und Schildhorn. Unterwegs machten ſie in ver⸗ ſchiedenen Lokalen große Zechen. Auf dem Rückwege nach Berlin ſetzte Bornemann auch das zweite Mädchen aus, weil es ſich darüber beklagte, daß es nur ein Koſtüm, die Wirtstochter dagegen zwei erhalten hatte. Der letz⸗ teren erzählte er, daß er für ein Hamburger Geſchäft nach London fahren würde. Sie war gern bereit, ihn dorthin zu begleiten, und erhielt dafür 1000 M. Dieſer Berliner Tag hatte dem Bornemann an 10000 M. ge⸗ koſtet. Mit der Wirtstochter fuhr er nach Hamburg und ließ ſie dort in einem Hotel warten, während er nach Bremen fuhr, wo ſeine Verhaftung erfolgte. * Selbſtmord einer Sängerin. Die unter dem Namen Carla Mira am Hanauer Stadttheater wirkende Sängerin Luiſe Giutſcheck aus Graz vergiftete ſich mit Leuchtgas und wurde bewußtlos ins Krankenhaus gebracht. Grund zu der Tat ſoll Liebeskummer ſein. Auch heißt es, daß eine abfällige Kritik über ihre künſtleriſchen Leiſtungen verſtimmend auf ihr Gemüt eingewirkt habe. g * Oberſt Codys Flug nach Mancheſter, der in den nächſten Tagen ſtattfinden ſollte, iſt in Frage geſtellt. Cody brachte ſeinen Zweidecker auf die Laffansebene bei Alderſhot heraus und wartete darauf, daß der heftige Wind ſich lege, um nach London zu fliegen, von wo bedingungsgemäß der Flug nach Mancheſter ange⸗ treten werden muß. Er erklärte, falls die Bedingungen günſtig ſeien, werde er nicht in London landen, ſondern direkt nach Mancheſter fliegen, falls jedoch der böige Wind fortdauere, werde er den Flug nach Mancheſter vorläufig aufgeben und ſeine Maſchine nach Doncaſter zur dortigen Flug woche ſenden. Da der Londoner Aeroklub die in Doncaſter angeſetzte Flugwoche, die der Flugwoche in Blackpool Konkurrenz macht, nicht anerkennt, teilte der Klub Cody mit, daß er in dieſem Fall ſeinen ſpäteren Flug nach Mancheſter nicht patroniſieren werde. Nun ſtellte jedoch die Daily Mail für ihren Preis von zehntauſend Pfund Sterling für den Flug nach Mancheſter die Bedingung, daß er unter Aufſicht des Aeroklubs ſtattfindenmüſſe, ſo daß Cody ſich in einem Dilemma befindet. Er ſoll erklärt haben, daß er, ſo vor die Wahl geſtellt, den Flug nach Mancheſter aufgeben und ſich um den Don- caſterpreis von zweitauſend Pfund bewerben werde. ** Der Orkan im Golf von Mexiko, der, wie wir ſeinerzeit ausführlich berichteten, Ende September in den Golfuferſtaaten ungeheuren Schaden anrichtete, hat auch auf den Inſelgruppen des Golfs, vor allem auf Kuba, gewütet. Die Nachrichten von dort haben ſich infolge der Zerſtörung der Telegraphenleitungen ſehr verſpätet, und erſt jetzt kommen Einzelheiten darüber. Ein furcht⸗ barer Orkan hat die ganze Provinz Vuelta Abajo heim⸗ geſucht. Ungefähr vier Fünftel aller Tabak⸗ pflanzungen ſind völlig zerſtört. Tauſende von Häufern ſind eingeſtürzt, obdachloſe Familien durch⸗ ziehen die Straßen von Pinar del Rio. Wie viel Tote der Orkan gefordert hat, läßt ſich noch nicht abſehen, da die Nachrichten infolge der Zerſtörungen der Tele⸗ graphenleitungen ſehr ſpärlich einlaufen. Jedenfalls ſind die Opfer an Menſchenleben ſehr zahlreich. Der Materialſchaden beläuft ſich auf Millionen. 5 Fünf Kinder unter den Rädern eines Schnell⸗ zuges. Nahe der Station Kattern bei Breslau wurde ein Fuhrwerk des Gutsbeſitzers Perſitzky aus Sambowitz, das von dem neunzehnjährigen Sohne des Beſitzers ge⸗ lenkt wurde, vom Breslauer Schnellzuge überfahren. Im Wagen ſaßen fünf Kinder Perſitzkys im Alter von neun bis achtzehn Jahren. Ein ſiebzehnjähriges Mädchen wurde getötet, zwei Kinder erlitten lebensgefährliche, die an⸗ deren leichtere Verletzungen. * Der Elbinger Raubmord im Vogelſanger Stadt⸗ walde hat die Elbinger Bürgerſchaft aufs höchſte erregt. Der ermordete Dr. Krauſe war eine ſehr populäre Per⸗ ſönlichkeit und großer Naturfreund. Er unternahm täglich ausgedehnte Spaziergänge im Stadtwald. Wie jetzt am Tatorte feſtgeſtellt worden iſt, hat der Mörder ſeinem Opfer aus dem Hinterhalt einen Schuß ins Genick beigebracht und ihm dann mit dem Kolben des Revolvers den Schädel eingeſchlagen. Polizeihunde verfolgten die Spur bis zu einem benachbarten Flußarm; hier gaben ſie die Suche auf und kehrten wieder an den Tatort zurück. Sonntag nachmittag trafen die Grau⸗ die ſchon mehrfach mit Erfolg gearbeitet haben. Dr. Krauſe war 54 Jahre alt, ſtammte Stuhm und lebte ſeit einem Kaufmann namens Burow Man hat bisher keine Spur von Aus den Taſchen des getöteten Dr. Portemonnaie und die goldene Uhr, geriſſen worden war; wahrſcheinlich Tagen ein ruſſiſcher Krauſe fehlten das die von der Kette hatte der Mörder nicht mehr Zeit, die Kette abzulöſen. Die Tat muß ungefähr 8 Uhr geſchehen ſein. Der Erſte Staatsanwalt, der Unterſuchungsrichter und die anderen Herren vom Gericht weilten den ganzen Sonntag Nach⸗ mittag am Tatorte. Durch einen dreifachen Selbſtmord hat in Berlin hre alte Handlungsgehilfe Franz Dietl ſeinem Ende gemacht. Der junge Mann war lungen⸗ Jahren in ärztlicher Behand⸗ Zu Hausgenoſſen äußerte er oft, daß auch die Aerzte ihm nicht mehr helfen könnten, und daß er bald ſterben müſſe. Als dieſer Tage ſeine Mutter von einem Ausgang zurückkehrte und mit einem Freunde ihres wollte, die Stube be⸗ als Leiche. Er hatte ſich mit ſeinem Taſchen⸗ trat, fſaud ſie den Unglücklichen Salzſäure getrunken, meſſer die Pulsader der linken Hand durchſchnitten und ſich dann am Bettpfoſten erbänat. Raubmord an einem Vierzehnjährigen. Die Zahl der Raubmorde hat in letzter Zeit erheblich zugenommen, und nur in den wenigſten Fällen iſt es der Polizei ge⸗ lungen, die Täter zu ermitteln. Nunmehr iſt am Sams- tag abend in der Nähe von Dresden, auf der Straße zwiſchen der Zſchorner Mühle und dem weſtlichen Dresdner Vorort Lentewitz, ein Raubmord an einem Schlächter⸗ lehrling verübt worden. Der 14½ jährige Lehrling Paul Hech war von ſeinem Meiſter, dem Schlächter Schumann aus Lentewitz, mit Fleiſchwaren über Land geſchickt worden und mochte gegen 60 Mark einkaſſiert haben. Auf dem Rückwege iſt dann der junge Menſch abends, etwa gegen 8 Uhr, in der Dunkelheit meuchlings überfallen und ihm der Kopf mit einem Beil geſpalten worden. Das Geld wurde geraubt. Ein ſtellungsloſer Knecht, der in der Mühle den Lehrling auffällig beobachtet hatte, wurde verhaftet. ** Einſturz eines Eiſenbahntunnels. Zwiſchen Elm und Vollmerz iſt der Ebertsberger Tunnel ein⸗ geſtürzt. Die Schnellzüge Hamburg-, bzw. Berlin—⸗ Elm— Würzburg werden einige Zeit über Hanau—Aſchaf⸗ fenburg geleitet. Der Perſonenzugverkehr wirddurch Um⸗ ſteigen aufrecht erhalten. Man hofft, in einiger Zeit den Verkehr vollſtändig wieder aufnehmen zu können, da die Reparatur vorausſichtlich nicht lange dauern wird. ** Die Bombe im Poſtpaket. Ein Bombenattentat, durch das ein ſchwediſcher Großinduſtrieller ſchwer ver⸗ letzt wurde, iſt in Stockholm verübt worden. Der Di⸗ rektor des Schwediſchen Exportvereins, Jon Hammar, erhielt in dieſen Tagen ein Poſtpaket, in dem ſich eine Bombe befand, die beim Oeffnen des Pakets mit lautem Knall explodierte. Dem Empfänger wurden Daumen und Zeigefinger der rechten Hand abgeriſ⸗ ſen, ferner erlitt er noch einige andere leichtere Ver⸗ letzungen. Mit dem Paket zugleich war ein„J. Asker“ unterzeichneter Brief eingetroffen, in dem mitgeteilt wurde, daß an den Direktor ein Paket mit ſehr wert⸗ vollem Inhalt abgeſandt worden ſei. Die Bombe war in eine Nummer des jungſozialiſtiſchen Blattes„Brand“ eingewickelt.„ Lokale Nachrichten. * Viernheim, den 12. Oktober 1909. * Die Mar. Jünglings-Sodalität veranſtaltete am letzten Sonntag im„Freiſchütz“ eine Rekruten⸗Abſchieds. feier zu Ehren der in dieſem Jahre zum Militär einberufenen Mitglieder der hieſigen Sodalltät. Der Beſuch der Abſchieds⸗ feier war ein ſehr guter, insbeſondere muß anerkannt werden, daß auch eine größere Anzahl von Eltern der Sodalen der Einladung zur Abſchtedsfeier gefolgt war. Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Herrn Praͤſes, Kaplan Rieth, der in derſelben hauptſächlich betonte, daß, wenn in der ſo wichtigen Jugendfürſorge etwas erreicht werden ſoll, vor allem ein harmoniſches Zuſammenwirken von Elternhaus und Sodalität notwendig ſei, entwickelte ſich das reichhaltige Programm in ſchöner Weiſe. Die Theaterſtücke— durchweg militäriſch⸗ humoriſtiche Stücke— entfeſſelten gewaltige Beifallsſtürme und fanden ein dankbar zuhörendes Publikum. Die einzelnen Rollen wurden ſehr gut geſpielt und mit ausgezeichnetem Humor und Geſchick durchgeführt. Die Zwiſchenpauſen wurden ausgefüllt durch Abſingen patrliotiſcher Lieder. Beherzigenswerte und wahre väterliche Worte richtete auch der hochw. Herr Pfarrer Wolf an die ſcheidenden Rekruten, die nunmehr bald die Ehre haben, des Königs bunten Rock zu tragen. Aus dem reichen Schatze ſeiner Erfahrungen, die er in ſeiner eigenen Militärzeit gemacht, gab er den jungen Rekruten viele praktiſche Winke und ermahnte ſie zur treuen Pflichterfüllung, Gehorſam und Frömmigkeit. Mögen ſeine herrlichen Worte einen fruchtbaren Boden finden— dann werden die ſcheidenden Rekruten nach zweijähriger Dienſtzeit wiederkehren„geſund an Leib und Seele“. — Haſſia. Der Herbſtbezirkstag des Haſſta⸗ĩBezirks Bensbeim wurde vorgeſtern nachmittag im Gaſthaus„Zum Freiſchütz“ in Viernheim abgehalten. Herr Kamerad Stumpf-Viernheim entbot der Verſammlung den Willkomm namens der Vorſtände der vier militäriſchen Vereine Viern⸗ heim. Herr Bezirksvorſteher Auler⸗ Bensheim taaſtete auf den Kaiſer und Herr Kamerad Vettel Heppenheim auf den Großherzog. Der in den Bezirk eingetretene 76. Verein„Soldatenverein Lorſch“ mit 50 Mitgliedern wurde in üblicher Weiſe begrüßt. Der Bezirksſchriftführer ſtellte die Anweſenheitsliſte feſt, nach welcher 74 Vereine mit 256 an- weſenden Mitgliedern vertreten waren. Zwei Vereine— Elms⸗ hauſen und Schlierbach— fehlten, welche mit der Mindeſt-⸗ ſtrafe belegt wurden. Hierauf erfolgte Verleſung und Ge⸗ nehmigung des Protokolls vom letzten Bezirkstage in Löhrbach. Den nachſtehenden Kameraden⸗Vereinsvorſtände wurde die Haſſta- Plakette, Ehrendenkmuünze fur 30 jährige Vorſtands⸗ tätigkeit durch den Bezirksvorſteher mit Worten der Aner- kennung und des Dankes für die langjährige Tatigkeit im Dienſte des Kriegervereinsweſens feierlichſt überreicht und zwar an die Herren: Philipp Merck und Daniel Reiling zu Bensheim, Herling zu Seeheim, Jakob und Treiber zu Bir- kenau, Knapp und Werner zu Hambach, Kraft zu Auerbach und Kirſch zu Lampertheim. Die Ehrentafel für 25. jährige Vorſtandstätigkeit erhielt Kamerad Philipp Sauer zu Hofheim. Der Soldatenverein Hofheim erhielt dieſelbe für ſeine 25,jährige Zugehörigkeit zur Haſſia. Namens der Aus⸗ gezeichneten ſprechen die Kameraden Jakob-Birkenan und Reiling⸗Bensheim der Haſſia und dem Bezirksvorſteher Dank für die Ehrung aus. Ebenſo namens des Soldatenvereins Hofheim der Präſident Eberts. Kamerad Sinn⸗Zwingenberg erſtattete eingehenden Bericht über den Delegiertentag der Haſſta in Ober⸗Ingelheim. Der Vorſitzende referierte uber die ſegensreich wirkenden Wohlfahrts einrichtungen der Haſſia und empfahl deren Benutzung. Kamerad Röth aus Darmſtadt — Neue Ireneſtraße 68 wohnhaft ſprach über die Sterbe⸗ kaſſe, die Kinder⸗ und Sparverſicherung und erläuterte dieſe an Hand von Beiſpielen. Derſelbe iſt jederzeit bereit, den Vertrauens männern die nötigen Aufklärungen zu geben. Von den weiteren Verhandlungen erwähnen wir nur die Wahl von Ober-Laudenbach als Ort für den nächſten Bezirkstag im Frühjahr 1910. Nach Auszahlung der Bonlfikationen pp. an die Vereine erfolgte Schluß des in recht anregender Weiſe verlaufenen Bezirkstag es. — Erhebung über die wirtſchaftliche Lage. Um beurteilen zu können, wie ſich die Arbeitsverhältniſſe im kommenden Winter geſtalten werden, läßt die Regierung durch die Kreisämter Erhebungen über die Lage des Arbeits- marktes und über die Produktionsverhältniſſe anſtellen. *Die Finanzlage in Heſſen. In einer vorigen Woche ſtattgefundenen Sitzung des Finanzausſchuſſes der Zweiten Kammer gab bei Gelegenheit der Beratung des An- trags Noack, betr. Erhöhung der Witwen⸗ und Waiſenbezüge auf eine Anfrage des Abg. Molthan über die Finanzlage des Landes und die bevorſtehende Beſoldungsordnung Finanz⸗ miniſter Gnauth namens der Regierung eine Erklärung ab. Bereits am 4. Januar habe er im Landtag ausgeführt, daß eine 25—30 prozentige Steuererhöhung notwendig ſei, um alle Wünſche einſchlleßlich der Erhöhung der Beſoldung zu befriedigen. Voraus ſetzung ſei damals geweſen, daß das laufende Budget ohne Fehlbetrag abſchließe und die Reichs⸗ finanzreform auch zur Geſundung der Finanzen der Einzel- ſtaaten beitrage. Beide Vorausſetzungen ſind nicht eingetroffen; ein Fehlbetrag von 500000 Mk. hat ſich fuͤr das vorjaͤhrige Budget ergeben; die Reichsfinanzreform hat eine Verdoppelung der Matrikularbeiträge und Herabſetzung von einem Drittel⸗ auf ein Viertel-Anteil der Bundesſtaaten an der Erbſchafts⸗ ſteuer gebracht. Die Regierung ſel deshalb genötigt, zu einer Erhöhung der direkten Steuern von 25—80 Prozent zu ſchreiten, ohne daß weitere Mittel fur eine Aenderung der Beſoldungsordnung vorhanden ſeien.(Somit iſt wohl an das Zuſtandekommen einer neuen Beſoldungsordnung nicht zu denken) Aus Nah und Fern. — Lampertheim, 11. Okt. Am Donnerſtag Abend wurde ein hieſiger Knecht von dem Taglöhner Adam Hart- mann, einem ſchon mehrfach vorbeſtraften Menſch en, durch Stiche in den Oberarm in einer Wirtſchaft in der Wllhelm⸗ ſtraße erheblich verletzt. Der Wirt wollte dem Hartmann wegen ſeiner Trunkenheit nichts mehr verabfolgen und bei dem Bemühen, den Betrunkenen an die friſche Luft zu ſetzen, erhielt der Knecht, der dem Wirt beigeſtanden war, die Ver⸗ letzungen. Letzterer wird als ein ſehr rechtſchaffener Mann geſchildert. — Bürſtadt, 11. Okt. Freitag Nacht brannte die Hofratte des Landwirts Anton Keller mit Stallungen und Scheunen vollſtändig nieder. Das 2½ jährige Kind Kellers konnte nicht mehr gerettet werden und kam in den Flammen um.— Ein Akt grober Roheit verübte ein hieſiger Burſche aus Rache. Geſtern ſchlug er einer hieſigen Familie zuerſt Fenſter und Läden ein; dann drang er in den Stall und ſchnitt drei Ziegen den Hals durch. Der rohe Burſche wurde verhaftet. — Worms, 11. Okt. Ihren Verletzungen erlegen iſt im ſtädtiſchen Krankenhaus die 31 Jahre alte Ehefrau Butty, die im Zuſtand geiſtiger Erregung ihre Kleider am Körper, nachdem ſie dieſe mit Petroleum übergoſſen, in Brand geſetzt und dabei lebensgefaͤhrliche Brandwunden erlitten hat. — Bensheim, 11. Okt. Das Gaswerk Bensheim hat ſeine Firma in„Gruppengaswerk Bergſtraße, Aktienge⸗ ſellſchaft“ geändert und erhöht ſein Grundkapital um 320 000 Mark, mithin auf 500000 Mark. Durch den Anſchluß von Zwingenberg und Alsbach war die Vergrößerung notwendig geworden; es durften ſich demnächſt gewiß noch andere Ort⸗ ſchaften der Umgebung an das Werk zur Gasabnahme anſchließen. — Hechtsheim, 11. Okt. In welch ungeheurer Menge die Hamſter namentlich in Rheinheſſen auftreten, zeigt die Tatſache, daß in hieſiger Gemeinde ſeit Frühjahr allein ſchon rund 34000 Stück abgeliefert wurden. Marktbericht. — Weinheim, 9. Okt. Schweinemarkt. Zugeführt Milchſchweine 257 Stück, verkauft alle, das Paar zu 18— 28 Mk. Läufer 2 Stück, verkauft zu 54 Mk. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bing ener, Viernheim 117 1+ ie werfen Ihr Geld auf die Straße wenn Sie nicht in einer Zeitung in- ſerleren, die durch ihre große Abonnen · tenzahl ein Inſerat in den weiteſten Schichten der Bevölkerung verbreiten kann und durch ihre Beliebtheit auch die Sicherheit dafur gibt, daß das Inſerat wirklich geleſen wird. Das trifft insbeſondere auch auf die„Kleinen Anzeigen“ zu, denen der Viernhelmer Anzeiger den beſten Erfolg garantiert. werden ſchnell und billigſt angefertigt in der Buch- Rechunngsformnlare und Verlagsdruckerei von Wilhelm Bingener, Viernbein 1 I Fila rate Leonard Camel, Verein am Markt eee e 57 ale Herbst- und Winter-Mouheiten in Putzar tikel] sind eingetroffen. 5 Geschmackvolle Anfertigung von a U M U 1 2 Men-, Mädchen- und Kinde-Hüten]“ Für das Ae neuer Hüte wird kein Arbeitslohn berechnet. 0 Umarbeiten getragener Hüte bereitwilligst. 0 Tadellose Arbeit. Rabattmarken. 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