Viernheimer Zeitung. Erſcheint breimal wöchentlich Dienſtags, Dennerſtags u. Samſtags mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchließl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljqährl. Amtsblatt der Groſtherzoglichen Fürgermeiſterei Viernheim. Verbreitetſte und geleſenſte Zeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗Organ. Telephon⸗Ruf 20. — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Diernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 120. Zweites Blatt Samſtag, den 16. Oktober 1009. — ̃— 25. Jahrgang. 5 Wochenrundſchau. l Das Ergebnis dieſer Woche in der inneren Poli⸗ tik bildet der Prozeß gegen den früheren Lehrer Dahſel, der ſich„Journaliſt“ nennt. Sein Prozeß hat einen Einblick hinter die Kuliſſen einer gewiſſen Preſſe tun laſſen, wie er der Oeffentlichkeit ſeit langem nicht mehr vergönnt war. Er hat wieder gezeigt, eine wie große Gewalt die Preſſe hat, zugleich aber auch, wie verderblich ſie wirken kann, wenn ſie ein Erpreſſungsmittel in Buben⸗ hand bildet. Inſofern hat auch dieſer Prozeß ſein Gutes, als er die feſte Stellung derjenigen zeigt, die in Wirk⸗ lichkeit„weiße Wäſche“ haben. Hätte der Graf von Frankenberg nicht im Bewußtſein ſeiner moraliſchen Sau- berkeit das Gericht angerufen, dann hätte er wahrſcheinlich zahlen müſſen, bis er ſchwarz wurde. Mit Recht hat ein großes konſervatives Blatt ſolche Erſcheinungen als „Sumpfpflanzen“ genannt. Sie ſind in Wahrheit nur ſaubere Blaſen, die aus einem fauligen Boden aufſteigen. Wer wirklich reine Wäſche hat, der braucht den Beſuch von „Rechercheuren“, Ausforſchern von der Sorte der Frau Schuwardt, nicht zu befürchten. In einer moraliſch ein⸗ wandsfreien Geſellſchaft werden dieſe Erpreſſer-„Jour⸗ naliſten“ denn auch keine Bedeutung erlangen können, und darum braucht man die ganze Sache, ſo widerwärtig ſie iſt, nicht allzu tragiſch zu nehmen. Die, die da wehklagen, ächzen nicht unter der Angſt vor der Er— preſſung, ſondern unter der Angſt vor der Entlarvung ihres Vorlebens. Oeſterreich ſteht vor der Eröffnung ſeines Parla- ments. Das iſt in dieſem Jahre wegen der langen Er- regung, die in der Miniſter⸗Kriſe Ungarn heimgeſucht hat, nicht ohne Bedenken. Die radikaleren Elemente un- ter den Tschechen, beſonders die Slowenen, haben be— reits wieder Obſtruktion angekündigt und im Krainer Landtag hat man bereits die erſte Probe davon in be⸗ ſonders roher und gewalttätiger Form erlebt. Die habs⸗ burgiſche Doppelmonarchie lechzt in ihrer Vielſprachig⸗ keit und ihrem nationalen Miſchmaſch förmlich nach einer Parteibildung auf idealerer Grundlage, wie es die Natio— nalität bilden kann. Anſätze dafür ſind erfreulicherweiſe vorhanden: die chriſtlich-ſoziale Partei gewinnt in den Schwierigkeiten beider Reichshälften von Tag zu Tag an Bedeutung, und wenn nicht alles trügt, wird dieſe Partei, die in den Spuren des deutſchen Centrums wandelt, eines Tages geſundere parlamentariſche und geſetzgeberiſche Ver hältniſſe bringen, zum Segen für das von den Folgen der Nationalitätenhetze ſchwer heimgeſuchten Landes. Der Streit in England zwiſchen den konſervativen und liberalen Regierungsfreunden dauert nun bereits einen vollen Monat, ohne daß man weiter gekommen wäre. Die Konſervativen, die im Hauſe der Lords, dem Oberhauſe des Parlaments, dominieren, ſuchen der libe⸗ ralen Regierung aus der neuen Finanzreform einen Vorwurf zu machen, und damit deren Sturz herbei⸗ zuführen, um ſelbſt wieder ans Ruder zu kommen. Der * Kampf um die Macht zwiſchen Konſervativen und Libe⸗ ralen beeinflußt ja ſeit zwei Jahren die geſamte eng⸗ liſche Politik aufs allergefährlichſte. Die Konſervativen ſtellen es ſo dar, als ob die neue liberale Steuerver⸗ mehrung, die man nach deutſchem Vorbild Finanz⸗„Re⸗ form“ nennen möchte, einen Schritt ins ſozialiſtiſche Fahr- waſſer bedeute. Stellt man ſich auf den Standpunkt, daß eine ſehr hohe Heranziehung der Erbſchaftsſteuer auch bei Erbanfällen an Kinder einen ſozialiſtiſchen Charak- ter trägt, dann wird man dieſe Anſicht nicht ſchlankweg als falſch hinzuſtellen vermögen. Jedenfalls aber liegt ſie in der modernen Zeitrichtung und iſt auch den Kon⸗ ſervativen kaum ſo ſehr verhaßt, zumal dieſe ſich die Einführung und den bereits ſehr ſtarken Ausbau der Erb⸗ ſchaftsſteuer durch die früheren konſervativen Miniſte⸗ rien ohne Widerſpruch haben gefallen laſſen. Sie machen jetzt ſo große Schwierigkeiten, um das liberale Ka⸗ binet zu ſtürzen. Der wochenlange Kampf hat in dieſen Tagen nun eine ſehr ſonderbare Abwechslung er⸗ fahren. Der König hat eingegriffen, und was das Wichtigſte iſt, er hat auch nicht bloß wiederholt mit der liberalen Regierung verhandelt, er hat ſogar die kon— ſervative Parteiführer zu ſich berufen, um mit dieſen über die Lage zu ſprechen. Die konſervative Preſſe be⸗ hauptet, der liberale Miniſterpräſident Asquith habe den König zu dieſem ſeltſamen Schritte veranlaßt, um auf dieſe Weiſe die Abſichten der Konſervativen durch den König zu erfahren. Der ganze Streit hat einen ſehr häßlichen Anſtrich, weil da das Parteiintereſſe über dem Landesintereſſe ſteht. Ein Ausblick auf die Zukunft läßt einen liberalen Sieg erwarten, freilich mit ſo vielen Nach⸗ teilen für die Sieger, daß die Tage des liberalen Ka⸗ binets als gezählt angeſehen werden müſſen. 1 Spanien wird zurzeit in der liberalen Preſſe mit einer abſchreckenden Hetze bedacht. Der Krieg gegen die Rif⸗Stämme in Nordmarokko war von Anfang an unpopu⸗ lär, weil man für die Beſitzer der Bergwerke im Kriegs- gebiet nicht viel übrig hatte. Die Anarchiſten nahmen die Gelegenheit zu einer Revolution wahr; das Ziel ihres Angriffes aber bildete nicht der Staat, ſondern die in Spanien mit dem Staat recht eng verbundene katholiſche Kirche. Die grauenvollen Verwüſtungen, die zahlloſen Morde ſollen jetzt ihre Sühne finden. Das Kriegsgericht hat einen Teil der Mordbrenner zum Tode verurteilt. Auch der alte Anarchiſtenführer Ferrer, ein Lehrer, der ſeit langen Jahren mit Erbitterung für den Anarchismus Propaganda gemacht hat, iſt darunter. Das Todesurteil gegen dieſen geiſtigen Urheber der ganzen Revolution iſt geheim gefällt worden. Daraus folgert die liberale und natürlich auch ſozialiſtiſche Preſſe aller Länder, es ſei ungerecht, und die liberale Preſſe ſchreit frech von „Juſtizmord“ uſw. In dem katholiſchen Spanien ſucht man„Rom“ zu treffen. Die Dinge werden aber wohl ohne Rückſicht darauf ihren Lauf nehmen. Wer ſich als Führer des Anarchismus betätigt und die Anwendung in allen Formen, auch gegenüber wehrloſen Nonnen, predigt, .——— der darf ſich nicht beklagen, wenn man eines Tages mit ihm ebenſo verfährt wie mit jedem anderen Mörder; Das Geheul unſerer liberalen— und der natürlich mit ihr gehenden angeblich farbloſen— Preſſe zeigt da nur, 25 138 bei uns die öffentliche Moral bereits geſun⸗ en iſt. Die Organiſation des Zukunfts⸗ ſtaates. Die Sozialdemokratie gibt ſoeben ihr Bürgerliches Geſetz- und Steuerbuch für den Zukunftsſtaat in der Gegenwart heraus. In Leipzig hat man bekanntlich nach dreijähriger Vorarbeit eine Neuorganiſation der Partei beſchloſſen und das in einem Geſetzbuch, genannt„Partei⸗ ſtatut“, niedergelegt. In Zukunft ſoll alſo jeder zur Sozialdemokratie ge⸗ hören, der ſich zu den Grundſätzen des Parteiprogramms bekennt und Mitglied der Parteiorganiſation iſt. Die Grundlage der Organiſation bildet für jeden Reichstags⸗ wahlkreis der Sozialdemokratiſche Verein, dem jeder im Wahlkreis wohnende Parteigenoſſe als Mitglied anzugehören hat. Die Sozialdemokratiſchen Vereine ſchließen ſich zu Bezirks verbänden ſowie zu Landes⸗ organiſationen zuſammen, denen die ſelbſtändige Führung der Parteigeſchäfte nach eigenen Statuten obliegt; dieſe Statuten dürfen nicht mit dem Organiſationsſtatut der Geſamtpartei im Widerſpruch ſtehen. Organiſationen, denen weibliche Mitglieder angehören, müſſen dieſen eine Vertretung im Vorſtand gewähren. Die Grundlage des politiſchen Kampfes bildet heut⸗ zutage die finanzielle Macht; denn auch zu dieſem Kampfe gehört erſtens Geld, zweitens Geld, drittens Geld. Daher iſt die Art, wie dieſe finanziell ſtärkſte Partei ihre Mittel aufbringt, von größtem, ja vorbild— lichem Intereſſe: Die Feſtſetzung der Mitgliederbeiträge iſt den Bezirksverbänden und den Landesorganiſationen über— laſſen. Der monatliche Mindeſtbeitrag muß jedoch für männliche Mitglieder 30 Pf. und für weibliche Mit⸗ glieder 15 Pf. betragen. Mindeſtens 20 Prozent der er— hobenen regelmäßigen Mitgliederbeiträge ſind an die Zen⸗ tralkaſſe abzuführen. Durch dieſe Neuregelung der Bei— träge werden ohne Zweifel die Finanzen der Partei eine nennenswerte Stärkung erfahren. Auch die Wahlen zum„Parteiparlament“, dem Par⸗ teitage, werden gänzlich neu geregelt, ſo daß die Reichstagswahlkreiſe mit nur wenigen Genoſſen nicht mehr als Mandatsdomänen Berliner Partei-Literaten angeſehen werden können: Zur Teilnahme am Parteitag, der die oberſte Vertretung der Partei bildet, ſind berechtigt: .Die Delegierten der Partei aus den einzelnen Reichs⸗ tagswahlkreiſen. Die Wahl der Delegierten erfolgt nach Maßgabe der Mitgliederzahl. Es können gewählt werden: .——————————.———.———— Noman von Conſtantin Harro. 181(Nachdruck verboten.) „Ja, wo kommſt Du her, Friedel? Und wohin willſt Du?“ „Ich kann nur die erſte Deiner Fragen beantworten“, ſagte der junge Maler, dicht neben dem Mädchen ſich niederlaſſend, immer noch im Anſchauen verloren, immer noch die alte, treue Ergebenheit im Blick.„Die zweite, Etta.... Doch laſſen wir das noch!— Alſo: ich komme wie ich Deiner Mutter ſchon erzählte, von Paris, wo ich den Winter durch ſehr fleißig arbeitete, und wo ich, was noch beſſer iſt, Tag für Tag lernte. Ach, und dort kann man lernen, am alten und am neuen, wenn man nur die Augen recht aufthut.“ „Du haſt Dein Bild gut verkauft?“ „Sehr gut! Und nicht nur das eine. Ich hatte ſchon im vorigen Sommer viel Glück. Ein reicher Amerikaner hatte ein Bild von mir geſehen, eigentlich von Dir, liebe Etta“, ſchaltete er etwas verlegen ein.„Du in der Stube Deiner Mutter, allein den Walzer übend. Es war ein nettes, kleines Genrebild. Nun, er zahlte gut, und hinterher ließ er mich nicht wieder los. Ich wurde ſozuſagen ſein„Jonathan.“ Er war Hypochonder, und ich mußte ihm die gallige Stimmung vermalen. So reiſten wir denn durch Südfrankreich bis in die Pyrenäen hinein. Ich machte Studien für meinen Mäcen. Im Herbſt gings nach Paris und flott ans Arbeiten. Nun bin ich den närriſchen Kauz los. Er iſt wieder nach ſeinem Newyork abgedampft. Aber ein ſchönes Stück Geld hat er in meinen Händen gelaſſen.“ „Warum gingſt Du nicht mit?“ examinierte Etta weiter. „Drüben hätteſt Du auch lernen können, und Dein Kunſt⸗ enthuſiaſt konnte Reklame für Dich machen.„Reklame“ iſt heut⸗ zutage alles. Wer kauft Dir nun hier die Bilder ab? Wahr⸗ ſcheinlich niemand. Es ſcheint, Du biſt ſehr unpraktiſch geblieben, beſter Friedel.“ Er lachte ſie fröhlich an und ſchüttelte den Kopf. „Viell⸗cht irrt ſich die kleine Weltweisheit“, erwiderte er nn Feinntere. ruhig.„Wenn ich auch herzlich wenig von„Reklame“ halte, ſo ſchätze ich deſto mehr den Fleiß und das Können. Ich mochte nicht nach Amerika, weil drüben das Mittelgut was gilt. Dieſe Geldprotzen verſtehen die Kunſt nicht. Ich will erſt in meinem Vaterland anerkannt werden, dann in der Fremde.“ „Das dauert aber länger. Paß auf.“ „Nun ja!“ ſagte er ein wenig ungeduldig, weil es ihn ſchmerzte, daß ſie nur nach ſeinem pekuniären Erfolg fragte, während ihr ſein künſtleriſches Streben unverſtändlich blieb. „Nun ja, ich werde noch Enttäuſchungen erleben, das iſt gewiß. Aber ich bin jung, geſund, daſeinsfroh und ſo glücklich, Etta! Hier erſt fühle ich es, was mir in Paris gefehlt hat: Der deutſche Frühling und Du.“ Sie antwortete nicht. Sie ſah ins Blättergrün und nach den blauen Himmelsfleckchen, die hindurchlugten. Es entſtand eine lange Pauſe, die beiden doch nicht lang erſchien, weil ſie ſtark mit ihren Gedanken beſchäftigt waren. „Etta“, ſagte plötzlich Friedel, den Garten ringsum über⸗ ſchauend.„Wie kommſt Du in dieſes kleine Eden? Ich ver— ſtand Deine Mutter nicht. Sie ſagte, Ihr wäret hier, um eine Erbſchaft zu erheben, und dieſer Rechtsanwalt Stein hätte Euch ſein Haus zum Wohnen angeboten, da er ſelbſt noch in der Stadt lebt. Wie kommt der Mann zu dieſem Anerbieten? Ich höre, er hat keine Familie?“ Etta dehnte ein wenig die Glieder. Man thut wohl ſo, wenn man ſich zu einer kleinen Plänkelei rüſtet. „Ja, ja, das ſtimmt alles“, meinte ſie.„Wir kamen hier ziemlich hoffnungslos an. Mama war faſt ohne Geld. Nun, ſo mußten wir uns in einem ſchlechten Gaſthofe einlogieren. Herr Rechtsanwalt Stein errettete uns aus dieſer Miſere. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ich ihn glänzend bezahle, wenn er alles Geſchäftliche abgewickelt hat. Denn das Wohnen hier iſt natürlich auch Geſchäftsſache. Wir werden uns doch von dieſem Mann nichts ſchenken laſſen.“ „Wenn er nur ebenſo denkt, wie Du!“ erlaubte ſich Friedel einzuſchalten. „Pah! Er muß!“ prahlte Etta mit Nachdruck. „Wäre ich nur einige Tage früher angekommen“, ſagte der Maler immer noch beunruhigt.„Ach, Etta, und welches Unrecht von Deiner Mutter, daß ſie mir nicht von Eurer Geldverlegen⸗ heit ſchrieb. Oder Du ſelbſt! Ich hätte ſo gern ausgeholfen, von mir hätteſt Du auch alles nehmen können, ohne irgendwie in Deinen Entſchließungen eingeengt zu werden.“ „Du biſt ſo ſelbſtlos?“ Verwundert und forſchend ſchaute ſie ihm ins Geſicht. Er fühlte ſich getroffen und ſchlug beſchämt die Augen nieder. „Ich meinte nur“, ſagte er leiſe,„es wäre wohl Zeit, daß ich in etwas die Dankbarkeit abtrage, die ich Deiner Mutter ſchuldig bin. Wohl tauſend Mal hat ſich der im eigenen Hauſe fremd gewordene Junge bei Euch ſatt gegeſſen und iſt von Euch geliebt und getröſtet worden. Wie einen Schatz trage ich dieſes Erinnern mit mir herum. Und, glaube mir, ich wäre nicht der geworden, der ich bin, hätte ich nicht die Verpflichtung in mir gefühlt, Deiner Mutter jede gute That an mir einmal reichlich zu vergelten...“ „Ach, geh' doch, das iſt Sentimentalität“, wehrte Etta dieſe ihr läſtige Dankbarkeit ab.„Auf dem Lande kommt es auf einen Eſſer mehr nicht an. Und wir waren anſpruchslos, nicht? Dicke Milch und Weißkäſe... brrr! Schwarzbrot, das ging ja noch, wenn wir viel Butter mauſten, und„rote Grütze“ machte uns übers ganze Geſicht lachen. Welch' eine närriſche Zeit damals!“ „Kinderglück!“ ſagte Friedel träumeriſch. Wir wußten es nicht, daß wir es hielten. Unſer unruhiger Sinn verlangte noch mehr. Ach, Etta, heute weiß ich es: man braucht ſo wenig zu einem guten Leben!“ „Diogenes!“ ſpöttelte ſie.„Du, da thue ich nicht mit. Das babe ich Dir damals ſchon geſagt. Bei mir muß es bunt zu⸗ gehen. Je toller, je beſſer! Wäreſt Du heute nicht gekommen, „Villa Henrietta“ hätte mich auch gelangweilt. Es iſt ſo ſtill hier. Der reine Kirchhof. Sei Du wenigſtens ein biſſel„unter⸗ haltlich“. Du kommſt ja aus Paris.“(Fortſ. folgt.) — —— .— — 2 3. ⁵ 11 In Wahlkreiſen bis 1500 Mitglieder ein Delegierter, bis 3000 zwei, bis 6000 drei, bis 12 000 vier, bis 18 000 fünf und über 18 000 ſechs Delegierte 2. Die Mitglieder der Reichstagsfraktion. 4. Die vom Parteivor⸗ ſtand berufenen Referenten. Jedoch haben die Mitglieder der Reichstagsfraktion in allen die parlamentariſche und die Mitglieder des Parteivorſtandes in allen die geſchäft⸗ liche Leitung der Partei betreffenden Fragen nur bera⸗ tende Stimme. Nur beratende Stimme haben auch die vom Parteivorſtande hinzugezogenen Vertreter von Par- teiinſtitutionen. Weitere Beſtimmungen betreffen den Par- teivorſtand, die Kontrollkommiſſion, das Zentralorgan der Partei. 5 Zum Schluſſe gibt's dann allerlei Beſtimmungen über die Säuberung der Partei von„Verrätern“ a la Schippel, Calwer ꝛc. in einem Ausſchlußvaragraphen: „Zur Partei kann nicht gehören, wer ſich eines groben Verſtoßes gegen die Grundſätze des Parteiprogramms oder einer ehrloſen Handlung ſchuldig macht. Auch kann der Ausſchluß eines Mitgliedes erfolgen, wenn er durch beharrliches Zuwiderhandeln gegen Beſchlüſſe ſeiner Or⸗ ganiſation oder der Parteitage das Parteiintereſſe ſchä⸗ digt.“ Dieſe kautſchukartige Beſtimmung wird die Her⸗ ausbeförderung unbequemer„Genoſſen“ den bezüglichen Inſtanzen recht leicht machen. In der„Partei der Frei⸗ heit“ wird man davon ſicher recht oft Gebrauch machen. Politiſche Rundſchau. — Das Kaiſerpaar wird in der nächſten Woche, am Geburtstage der Kaiſerin, den Beſuch des Fürſten Bülow empfangen. Die aſphaltliberale Preſſe bemüht ſich krampfhaft, daraus ein Ereignis zu machen, natürlich ohne Erfolg. :: Noch immer eine Enttäuſchung. Eine der in der vorletzten Reichsfinanzreform geſchaffenen Steuern, die Steuer auf Kraftwagen, iſt in ihrem Ertrage hinter den geplanten Erwartungen auch noch im dritten Jahre ihres Beſtehens recht beträchtlich zurückgeblieben. Die Iſt⸗Ein⸗ nahme aus der Steuer von Erlaubniskarten für Kraft⸗ fahrzeuge betrug nämlich im Rechnungsjahre 1908: 1189 725 Mark, dagegen der Voranſchlag 3 500 000 M. — Sobald ſich die wirtſchaftliche Lage wieder hebt, wird das aber wohl anders, beſſer werden. : Die Lage in der Tabakinduſtrie iſt Gegenſtand amtlicher Ermittelungen. Ein miniſterieller Ausſchuß iſt im nordöſtlichen Weſtfalen eingetroffen, um Erhebungen über den Umfang der Arbeiterentlaſſungen zu veran⸗ ſtalten. Die Sozialdemokraten ſuchen durch agitatoriſche Eingaben und Vorſtellungen bei der Regierung Reklame zu machen. Die Miſere, die zum Teil auf die wirt⸗ ſchaftliche Notlage zurückzuführen iſt, hätte ſich nicht ſo entwickeln können, wenn die Tabakarbeiter in den Mona⸗ ten vor dem Inkrafttreten der neuen Steuern es abge⸗ lehnt hätten, ſich in der maßloſen Weiſe, wie es geſchehen iſt, zu Ueberſtunden mißbrauchen zu laſſen. :: Es iſt erreicht! Eine neue Berufsorganiſation iſt unter dem Namen„Zentralverband Süd⸗ deutſcher Dorfpolizeidiener“ gegründet worden. Der Verband hat bereits in Würzburg und Schweinfurt Verſammlungen abgehalten, worin 3 Mark Aufnahme⸗ geld und 25 Pfennig Mitgliedsbeitrag pro Woche be⸗ ſchloſſen wurden. In Preußen wäre etwas Derartiges natürlich nicht möglich. ) Der Vorentwurf zu einem neuen Strafgeſetzbuch, der, wie die Deutſche Juriſtenzeitung mitteilt, für Ende dieſes Monats zu erwarten iſt, wird ſich nach Mittei⸗ lungen eines Berliner offiziöſen Blattes ungefähr im Umfang des geltenden Strafgeſetzbuchs halten, nach der Zahl der Paragraphen ſogar etwas kleiner ſein. Nach der Abſicht der Verfaſſer ſollen die zahlreichen ſtraf⸗ rechtlichen Nebengeſetze nicht in das neue Strafgeſetz⸗ buch eingearbeitet werden. Auf dem Gebiete der Geſund⸗ heitspflege, der Nahrungsmittelfäſchung, des unlauteren Wettbewerbs, des Gewerbe- und Arbeitsrechts, des Schiff- fahrtsweſens, des Verkehrs mit öffentlichen Straßen, des Steuer⸗ und Zollweſens uſw. werden daher die beſtehenden Rechtszuſtände durch die Grundſätze des neuen Geſetzbuchs nur inſoweit berührt werden können, als es ſich um allgemeine, für jede ſtrafgeſetzliche Vorſchrift gültige Normen handelt, wie ſie der Erſte Teil unſeres gel⸗ tenden Strafgeſetzbuchs enthält. Auch der Vorentwurf wird einen Erſten Teil—„Allgemeiner Teil“— und einen Zweiten Teil—„Beſonderer Teil“— umfaſſen, und zwar ſoll der letztere in vier Bücher geteilt werden: Delikte gegen den Staat, gegen Einrichtungen des Staates, gegen die Perſon, gegen das Vermögen. Ihnen folgt ein fünftes Buch mit den Uebertretungen. Dem⸗ gemäß wird auch die bisherige Dreiteilung der ſtraf⸗ baren Handlungen in Verbrechen, Vergehen, Ueber⸗ tretungen aufrechterhalten. Auch dem Strafvollzug iſt eine Reihe von Beſtimmungen gewidmet. In bemer⸗ kenswertem Gegenſatz zu den Erklärungen, welche im Reichstag wiederholt für das Reichsjuſtizamt abgegeben worden ſind, ſcheint der Vorentwurf von der Annahme auszugehen, daß es einer weiteren Regelung des Strafvollzugs durch Reichsgeſetz nicht be⸗ dürfen wird. Die bedingte Ausſetzung des Strafvoll⸗ zugs für einige Jahre der Erprobung des Verurteilten ſoll nicht mehr durch die Juſtizverwaltung nach dem gerichtlichen Urteilsſpruch verfügt, ſondern durch das Ge⸗ richt erkannt werden. 710 Kleinſtädtiſche Geſchworene. Ueber den jüngſt in Wüſtrow verhandelten Mordprozeß Zobel hat der Ver- teidiger der zum Tode verurteilten Angeklagten in einem Berliner Blatte einen Aufſatz veröffentlicht, in dem es unter anderm beißt: „Auguſte Zobel iſt von den Güſtrower Geſchwo— renen wegen Mordes zum Tode verurteilt worden. Man kann über die Tat an ſich denken wie man will. Daß aber das Schwurgericht irgend einer Mittelſtadt oder gar einer Großſtadt ein ſolches Verdikt ge⸗ fällt hätte, halte ich für völlig ausgeſchloſſen. Die Angeklagte erſchoß in Roſtock die Opernſängerin Bart⸗ hold. Da es in Mecklenburg⸗Schwerin nur ein einziges Schwurgericht gibt, und zwar in Güſtrow, ſo mußte dieſer Fall, der reich an pſychologiſchen Delikten, reich an einer ungewöhnlich dramatiſchen Handlung iſt und ein hohes Maß von Lebenserfahrung und Kennt⸗ nis der Menſchenſeele für die Beurteilung erfordert. in einer kleinen mecklenburgiſchen Land⸗ ſtadt, die nur 17000 Einwohner zählt, ſtatt zum Beiſpiel in einer großen Handelsſtadt wie Roſtock ver⸗ handelt werden.“ Zunächſt berührt es ſchon recht eigentümlich, daß ein Verteidiger während des Gerichtsverfahrens an die Oef— fentlichkeit geht, eine Erſcheinung, die bedauerlicherweiſe in der letzten Zeit mehrfach beobachtet werden konnte. Dann aber iſt die Behauptung, daß ein anderes mittel⸗ ſtädtiſches oder großſtädtiſches Schwurgericht ein ſolches Verdikt nicht gefällt hätte, denn doch ſehr gewagt. Sie enthält zudem ein Mißtrauensvotum gegen die Güſtrower Geſchworenen, das dieſe ſich ſchwerlich gefallen laſſen werden. Parlamentariſches. 7 Ueber das neue Reichstagspräſidium wird augen⸗ blicklich wieder eifrig orakelt. Nach einer konſervativen Korreſpondenz, die gerne in Senſationen macht, ſoll der „alte Grundſatz, daß die ſtärkſten Parteien die drei Präſidenten ſtellen, etwas moderniſiert wer⸗ den“. Das Centrum würde, ſo wird da behauptet, den erſten Präſidenten nicht beanſpruchen, die„Parteien der Rechten“ mit 110 Mitgliedern würden als die ſtärkſte, das Centrum mit 105 Mitgliedern als die zweitſtärkſte „Gruppe“ angeſehen werden und danach den erſten Vize⸗ präſidenten ſtellen.— Natürlich ſind alle dieſe Aus⸗ laſſungen lediglich Phantaſieprodukte. Im Centrum iſt noch gar nicht darüber geſprochen worden. ? In Berlin rüſtet man ſich mit aller Gewalt für die Landtagswahlen in den von der Ungiltigkeitserklä⸗ rung der ſozialdemokratiſchen Mandate betroffenen Stadt⸗ teilen. Im 6. Berliner Wahlkreiſe iſt von den Frei⸗ ſinnigen als Kandidat der frühere freiſinnige Landtags⸗ abgeordnete Stadtverordneter Max Schulz wieder aufge⸗ ſtellt worden. Im 7. Wahlkreiſe haben ſich nunmehr alle bürgerlichen Parteien auf die Kandidatur des früheren Landtagsabgeordneten Stadtverordneten Karl Gold— ſchmidt geeinigt. Auch die Lehrer und Beamten haben von einer beſonderen Kandidatur Abſtand genommen. Anſcheinend iſt da allerlei Blockeinfluß am Werke ge⸗ weſen.— Im 12. Wahlkreiſe(Moabit) hat der frei⸗ ſinnige Stadtrat Weigert auf eine Kandidatur verzichtet, weil die bürgerlichen Parteien ſich nicht auf ſeine Perſon geeinigt haben. Er ſcheint danach die Wiederwahl des ſozialdemokratiſchen„Zehn⸗Gebote⸗ Hoffmann“ für unver⸗ meidlich zu halten. Koloniales. =„Kommunalwirtſchaft auf Vorſchuß“, ſo kann man die neueſte Wirtſchaftsmethode nennen, mit der man in Südweſtafrika blutarme Gemeinden lebens- und ſelbſt⸗ verwaltungsfähig zu machen ſucht. Aus Swakopmund wird folgende wunderbare Sache gemeldet:„Herr Gou⸗ verneur v. Schuckmann hat die große Freundlichkeit gehabt, der Gemeindeverwaltung des Ortes eine größere Summe aus eigenen Mitteln leih⸗ weiſe zur Verfügung zu ſtellen. Es ſollen damit„Aus⸗ gaben im Intereſſe der Gemeinde beſtritten werden.“— Was mag Dernburg wohl zu dieſem neuen„Syſtem“ ſagen? Er braucht es natürlich nicht als einen Anreiz zur Hergabe der Reichszuſchüſſe an die Kolonien aus ſeinem wohlgeſpickten Portemonnaie anzuſehen! Die Erſchließung des Ovambolandes, des Nordens unſerer Unglückskolonie Deutſch⸗Südweſtafrika, ſoll nun⸗ mehr trotz aller entgegenſtehenden Bedenken verſucht werden. Der Vermeſſungsdirektor Görgens iſt unterwegs nach dem Ovamboland. Er hat den Auftrag, die Ovambo⸗ häuptlinge aufzuſuchen, mit denen ſeinerzeit Haupt⸗ mann Franke Schutzverträge abſchloß, um ihnen die Kunde der Beſtätigung jener Verträge zu bringen und ſie mit Geſchenken zu erfreuen. Seine Hauptaufgabe wird aber darin beſtehen, die Grenzen zwiſchen deutſchem und portugieſiſchem Ovamboland feſtzulegen oder doch geeig⸗ nete Unterlagen für eine endgültige Grenzregulierung zu ſchaffen.— Hoffentlich nutzen die Geſchenke an die Ovambos etwas. Ein Streit mit dieſem ſtarken, in ſo günſtiger Lage ſtehenden Stamm wäre nicht gerade an⸗ genehm. g Kirche und Schule. f Eine Abordnung des Vereins kath. deutſcher Lehrer⸗ innen wurde vom Kultusminiſter Exzellenz von Trott zu Solz unter Anweſenheit des Herrn Geheimen Re⸗ gierungsrat Meyer in N ſtündiger Audienz empfangen. Es waren die Vorſtandsmitglieder Frl. Herber⸗Boppard, Frl. Landmann⸗Danzig und Frl⸗ Stoffels⸗Duisburg. Den Damen war Gelegenheit geboten, über die Vereinsbe⸗ ſtrebungen zu berichten und beſondere Wünſche und An⸗ liegen ihrer Standesgemeinſchaft vorzutragen. Se. Ex⸗ zellenz zeigte großes Entgegenkommen und lebhaftes In⸗ tereſſe namentlich auch für alle die Hebung der Volks⸗ ſchule betreffenden Fragen. 3 Europäiſches Ausland.. 5 Frankreich. 5 . Wie nicht anders zu erwarten war, hat der anar⸗ chiſtiſche Anhang, deſſen ſich der franzöſiſche Sozialismus erfreut, die Gelegenheit zu großen Kundgebungen aus Anlaß der Hinrichtung des ſpaniſchen Revolutions⸗An⸗ ſtifters Ferrers benutzt. Das ſozialiſtiſche Blatt„Huma⸗ nitee“ des Obergenoſſen Jaures hat die Gelegenheit zu blutiger Reklame nicht unbenutzt vorübergehen laſſen. Jaures gab eine Extraausgabe ſeines Blattes heraus, in der er in einem Aufruf zu Demonſtrationen auf⸗ forderte. Er ſelbſt zog mit ſeinen Redakteuren durch die Stadt und ſchlug ſich mit den Poliziſten herum. Die Demonſtrationen hatten die ſpaniſche Botſchaft aufs Korn genommen. Die Regierung ließ Militär heranziehen. Aus der Maſſe heraus, in der die ſpaniſche und ruſſiſche Sprache überwog, fielen wiederholt Schüſſe; ſo wurde wiederholt auf den Polizeipräfekten Lepine geſchoſſen. Ein Poliziſt wurde getötet, mehrere verletzt. Die Polizei trieb darauf die Maſſen mit der Klinge auseinander und nahm ca. 300 Verhaftungen vor. Selbſt der Korre⸗ ſpondent eines Berliner Blattes, der ſich dem feigen Mordbrenner Ferrer am meiſten geſinnungsverwandt ge⸗ zeigt hat, muß zugeben, daß dieſe Demonſtrationen zu einer Emeute ausgeartet ſeien. Das iſt bei ſolchen Veran⸗ ſtaltungen ſolcher Elemente ja auch nicht anders möglich. Wer hat denn nun den erſchoſſenen Pariſer Poliziſten auf dem Gewiſſen? Doch nur die Ferrer-Preſſe! Rußland. b Rußlands 2½ Milliardenetat liegt jetzt im Voran⸗ ſchlag vor. Die ordentlichen Einnahmen ſind darin auf 2535,8 Mill. Rubel, die ordentlichen Ausgaben auf 2510 Millionen Rubel veranſchlagt worden. Der übliche Fehl⸗ betrag ſtellt ſich auf 84 Millionen Rubel; er ſoll durch „Kreditoperationen“ aufgebracht werden. Spanien. f Der anarchiſtiſche Mordbrenner Ferrer iſt mit einem Hoch auf die„moderne“, d. h. religionsfeindliche, Schule geſtorben. Er wollte offenbar noch im letzten Augenblick bei dem reliagionsfeindlichen Geſindel aller Länder, aus dem ſich die deutſche liberale und farbloſe Preſſe als beſonders ſchimpfkräftig hervortut, Sympathien ſammeln. — Wie mitgeteilt wird, iſt auch gegen den Advokaten Fer⸗ rers ein Verfahren eingeleitet worden. Amerika. * In der Republik Nicaragua iſt wieder eine Revolution ausgebrochen. Man will den Präſidenten Dom Zelaya durch Juan Eſtrada verdrängen. Dieſem ſtehen zwei Heere von je 1000 Mann zur Verfügung: Zelaya hielt einſtweilen die Vorſicht für den beſſeren Teil der Tapferkeit und floh. Seine Anhänger nehmen ſich aber ſeiner Sache an. Fernfahrt des„Parſeval 3“. Das auf einer größeren Fahrt begriffene Luftſchiff erſchien Donnerstag gegen 11 Uhr vormittags über München und machte eine Rundfahrt über der Stadt. Nachdem es über der Reſidenz manövriert hatte, zog es in raſcher Fahrt hinaus zum Oberwieſenfeld, um dort unter den Klängen der Militärmuſik und unter dem Jubel einer ungeheuren Menſchenmenge um 11 Uhr 20 Min. glatt zu landen. Auf dem Landungsplatze harrten Prinz Rupprecht, der Kommandierende General des 1. Armeekorps, Generalfeldmarſchall Prinz Leopold und Prinz Karl von Bayern des Luftſchiffes, ebenſo zahl⸗ reiche Mitglieder der Abgeordnetenkammer. Der Ballon erhielt ſofort eine Gasnachfüllung. Oberleutnant Stelling nahm die beiden jungen Söhne des Prinzen Rupprecht, die auch den„Z. II“ bei ſeiner Ankunft in München beſichtigt hatten, in die Gondel, um ihnen Erläuterungen zu geben. Auf dem Dache des Ab⸗ geordnetenhauſes beobachtete eine große Anzahl von Ab⸗ geordneten die Herankunft des Luftſchiffes. Oberbürger⸗ meiſter v. Borſcht empfing die Herren bei der Landung und nahm ſie im Automobil zu einme Frühſtück in der Ratsherrntrinkſtube mit. Die Mutter des Majors v. Parſeval weilte während der ganzen Zeit der An⸗ weſenheit des Luftſchiffes an der Landungsſtelle. Da an der Reißleine etwas in Unordnung geraten war, gab der Polizeipräſident der Feuerwehr den Befehl, mit der 18 Meter langen pneumatiſchen Leiter nach der Landungs⸗ ſtelle zu rücken. Dem Ballonmeiſter gelang es bald, den Schaden zu beheben. Das Luftſchiff iſt während der ganzen Zeit von einer gewaltigen ſchauluſtigen Menſchen⸗ menge belagert. 4 Um 2,12 ſtieg das Luftſchiff vom Ober⸗ wieſenfeld in ſchöner ſchlanker Fahrt auf und machte nochmals eine Rundfahrt über die Stadt. In raſchem Fluge fuhr es dann bis zur Reſidenz, wen⸗ dete dort und zog weſtwärts nach Augsburg davon. Dort wurde es gegen 4 Uhr geſichtet. Kurz vor Augs⸗ burg wurde das Luftſchiff plötzlich von einem hef⸗ tigen Gewitterſturm gepackt und nach Nordoſten abgetrieben, ſo daß es den Blicken entſchwand. Man ver⸗ mutete ſchon, daß der„Parſeval“ eine Notlandung vor⸗ genommen hätte, als er um 5 Uhr 20 Min. wieder geſichtet wurde. Um 5 Uhr 45 Min. iſt das Luft⸗ ſchiff glatt gelandet. Der Ballon befindet ſich in völ⸗ liger Sicherheit. 8 Der„Parſeval III“ fährt von Augsburg zuerſt nach Cannſtatt bei Stuttgart, wohin die Farbwerke von Gerſthofen bereits 60 Bomben Waſſerſtoffgas vor⸗ ausgeſchickt haben. 4 Der Prinzregent von Bayern hat vom Jagd⸗ haus Priesberg am Königſee an den Führer des„Par⸗ ſeval III“, Oberleutnant Stelling, nach Augsburg fol⸗ gendes Telegramm richten laſſen:„Seine Königliche Ho⸗ heit der Prinzregent laſſen für die Mitteilung über das Eintreffen des Luftſchiffs„Parſeval III“ in München beſtens danken. Allerhöchſtdieſelben beglückwünſchen den Erbauer und den Führer des Luftſchiffs von Herzen zu der wohlgelungenen Fahrt und dem erreichten reichen Erfolg. Frhr. von Widemann, Generaladjutant.“ Aus Stadt und Land. * Aus Seenot gerettet. Wie ausführlich berichtet, war das deutſche Schiff„Adolf“ an der Doggerbank ge⸗ ſunken und von ſeiner Beſatzung wurden der Kapitän und zehn Mann vermißt, während die übrigen von einem ſchwediſchen Schiff aufgenommen wurden. Nun kommt die Meldung, daß die geſamte Beſatzung des Schiffes geborgen iſt. Die vermißten zehn Mann des Herings⸗ loggers„Adolf“ wurden vom Fiſchdampfer „Felix“ gerettet. Auch die von dem ſchwediſchen Dampfer„Gunhild“ in Pmuiden gelandeten elf Schiff⸗ brüchigen des„Adolf“ ſind hier eingetroffen. ** Ein Familiendrama in Wien. In der Schubert⸗ gaſſe in Wien ſpielte ſich ein furchtbares Familiendrama ab. Der Buchdruckereibeſitzer Joſef Groebner verſuchte ſeine drei Kinder, den 6 Jahre alten Hans, den 3½ Jahre alten Erich und den 1½ Jahre alten Kurt zu erſchießen und hat ſich darauf ſelbſt durch einen Schuß entleibt. Gram über den Tod der Gattin und ſchlechter Geſchäftsgang bildeten das Motiv der Tat. * Die Pariſer Flugwoche wurde am Donnerstag in Juviſy(Port Aviation) fortgeſetzt. Präſident Fal⸗ lieres und mehrere Miniſter wohnten dem Flug Paulhans um den Entfernungspreis bei. Paulhan erhob ſich ſofort zu einer Höhe von 150 Metern und legte drei Runden zurück, flog dann über den Flug⸗ platz hinaus und ſechs Kilometer landeinwärts. Er er⸗ reichte den Flugplatz genau an der Stelle wieder, wo er ihn verlaſſen hatte und landete aus einer Höhe von 80 Metern glatt vor der Präſidentenloge. Der Präſident beglückwünſchte Paulhan. ** Funde aus der Bronzezeit. In Ottwitz im Kreiſe Strehlen wurden bei Ausgrabungen an der dem Landes⸗ älteſten von Luck gehörigen Sandgrube zahlreiche Ske⸗ lettgräber aus der frühen Bronzezeit bloß⸗ gelegt. Ferner wurde in Semmelwitz im Kreiſe Jauer eine große Menge Urnen, Menſchen⸗ und Tierknochen gefunden, die nach Urteil von Sachverſtändigen der jün⸗ geren Bronzezeit zuzurechnen ſind. Römiſche Banditen. Ein angeſehener Prälat na⸗ mens Verga und ſein Bruder, die große Beſitzungen in der Nähe von Rom haßen, wurden im Ciminiſchen Walde von fünf maskierten Banditen überfallen und ihres Geldes beraubt. Während der Prälat als Geiſel zurückbehalten wurde, zwangen die Banditen den Bruder, nach Baſſano zu gehen, um ein Löſegeld von 50 000 Lire aufzutreiben. Er konnte aber bis zum Abend nur 5000 Lire aufbrin⸗ gen., womit ſich die Räuber auch beanüaten. r A — a9 e. Da an Vat, gab der mit der 18 t Landungs⸗ über da in München inſchen den hon Herzen eichen nd. ich berichtet, ggerbank ge⸗ Kaitän und von einem Hens, den alten Kurt urch einen Gattin und Der Dresdener Raubmord. Der mutmaßliche Mördex des Fleiſcherlehrlings Hoch, der 19jährige Dienſt⸗ knecht Witke, wurde an die Leiche des Ermordeten ge⸗ führt, blieb aber dabei völlig ruhig und leugnete die Tat beharrlich. Dagegen fing er in ſeiner Iſolierzelle plötzlich zu toben an, zertrümmerte die Fenſterſcheiben und alles in der Zelle befindliche Gerät. Als er gefeſſelt werden ſollte, leiſtete er heftigen Widerſtand. Schließ⸗ lich wurde er doch überwältigt. Seitdem ſpielt er fort⸗ geſetzt den wilden Mann. e Die Streichhölzer werden wieder billiger. Um die preisſteigernde Wirkung der Steuer aufzuheben, ver⸗ wertet eine Geſellſchaft, die aus Kaufleuten und Fach⸗ induſtriellen beſteht, die oberen und unteren Flächen der Streichholzſchachteln für Reklamezweſcke und erreicht dadurch, daß die Zündhölzer trotz der Steuer ungefähr zu dem alten Preiſe verkauft werden können. Das neue Unternehmen ſoll kapitalkräftig ſein. Es hat bereits große Anzeigenaufträge erhalten und bedeutende Zündholzfabri⸗ ken mit umfangreichen Beſtellungen bedacht.— Die Haus⸗ frauen machen angeſichts der Beſchwindelung, die ihnen der Großhandel hat angedeihen laſſen, ein recht ſonderbares Geſicht. Wer nämlich vor dem Inkrafttreten der Steuer auf Vorrat gekauft hat, der iſt elend hineingefallen. Die Fabriken haben nämlich in den Wochen vor dem In⸗ krafttreten der neuen Steuer einen Schund fabriziert, der geradezu unbrauchbar iſt, und ihn zu den bekannten hohen Preiſen an den Mann oder beſſer an die Frau gebracht. Als dann die neue Steuer kam, blieb die Preiserhöhung meiſtens aus. * Schiffbruch eines deutſchen Heringsloggers. Der ſchwediſche Dampfer„Gunhild“, von Malmö nach Hon⸗ fleur beſtimmt, übergab dem vor Ymuiden kreuzenden Lotſendampfer elf Mann der Beſatzung des der„Geeſte— münder Herings⸗ und Hochſeefiſcherei“ gehörenden Dampf⸗ loggers„Adolf“, Kapitän Hermann Duhnke. Die Schiff⸗ brüchigen erzählten in Ymuiden die nachfolgende Leidens- geſchichte: Der Logger„Adolf“ war nach vierzehntägigem Fiſchfang mit 37 Laſt Heringe auf der Heimreiſe, als das Schiff aus unbekannter Urſache in der Nähe der Doggersbank plötzlich zu ſinken anfing. Als das Waſſer die Verſchanzung erreichte, ſprangen elf der aus einundzwanzig Mann beſtehenden Beſatzung in ein dem Steuermann unterſtelltes Schiffsboot. Nach etwa fünf Minuten explodierte der Dampfkeſſel des Log⸗ gers, und die Geretteten hörten im Boot das Notgeſchrei der Zurückgebliebenen. Im Dunkel konnte man nichts er⸗ kennen; vom Schiff war nichts mehr zu ſehen. Die ganze Nacht wurde das Boot auf dem Meere umhergetrieben. Die Schiffbrüchigen ſahen einen Dampfer vorüber⸗ kommen, der ſie nicht wahrnahm. Am nächſten Tage um 2 Uhr mittags kam der ſchwediſche Dampfer vor- über, der die Schiffbrüchigen aufnahm und mit Speiſe und Kleidung verſah. Die Unglücklichen hatten nur das nackte Leben gerettet. In Ymuiden wurden die Geretteten dem deutſchen Konſularagenten Bakker über⸗ geben. Sie äußerten ſich mit großem Lob über die lieb⸗ reiche Pflege an Bord der„Gunhild“. Die zehn Zu⸗ rückgebliebenen, unter denen ſich der Kapitän be⸗ fand, haben den Tod in den Wellen gefunden. S Eiſenbahnräuber an der rumäniſch⸗ungariſchen Grenze. Auf der Station Porta Orientalis überfiel eine Truppe bewaffneter rumäniſcher Bauern nachts den um 2 Uhr 30 Minuten eingetroffenen Laſtzug, erbrach mit Aexten und Hacken alle Wagentüren und ſchleppte ſämtliche Waren, darunter Koffer mit wertvollem In⸗ halt, fort. Da das Eiſenbahnperſonal gegen die große Zahl der Angreifer machtlos war, konnten die Räuber entkommen. Der Stationsvorſteher telegraphierte an die Nachbarſtation, aber ehe Gendarmerie eintraf, waren die Das Wettfliegen in Juviſy bei Paris. Nach of⸗ fizieller Feſtſtellung wurde bei dem Wettfliegen um den Preis für die beſte Runde erſter Graf Lambert. Bei dem Wettfliegen um den Preis der Geſellſchaft zur Förderung der Luftſchiffahrt wurde erſter Paulhan, zweiter Graf Lambert und dritter Gobron. Bei dem Wettfliegen um den Preis, der demjenigen Flieger zufällt, deſſen ein⸗ zelne Flüge die größte Geſamtentfernung ergeben, wurde erſter Paulhan, zweiter Graf Lambert und dritter Gobron. Mittwoch nachmittag um 4 Uhr 35 Minuten erhob ſich Latham mit ſeinem Eindecker zu einem Fluge. Nach Vollendung von etwa einer halben Runde wurde der Aeroplan plötzlich von einem Windſtoß erfaßt und zu Boden gedrückt, wobei der linke Flügel des Appa⸗ rates brach. Latham blieb unverletzt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In der Nähe von Condine(Tirol) ſtürzte der Poſt⸗ Automobilomnibus in einen Straßengraben und verbrannte, da der Benzinbehälter Feuer fing. Zahl⸗ reiche Briefſchaften ſind verbrannt. Die Paſſagiere wurden gerettet. Einer der talentvollſten holländiſchen Bühnen⸗ künſtler, der frühere Kavallerieoffizier Henri Brondgeeſt, will ſich der Aviatik widmen. Er gab ſeine Bühnenlauf⸗ bahn auf und kaufte in Frankreich eine Flugmaſchine. Aus unbekannter Urſache entgleiſte zwiſchen den Stationen Hradſchowitz und Popowitz der Vlarapaßlinie ein Güterzug. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden getötet, ein anderer Beamter ſchwer verletzt. Aus Südweſtdeutſchland. — Kaſſel, 15. Okt. Aus dem Schnellzuge Kaſſel⸗ Frankfurt, der nach dem Winterfahrplan in Wabern nicht anhält, ſprang dort ein Paſſagier in voller Fahrt hin⸗ aus. Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen. — Wiesbaden, 15. Okt. Bei der Einweihung des naſſauiſchen Landesdenkmals am 26. d. Mts. iſt mit der Vertretung des Kaiſers Prinz Auguſt Wilhelm von Preußen beauftragt worden. Seitens des naſſauiſchen Fürſtenhauſes werden der Großherzog von Baden, die Erbprinzeſſin Marie Adelheid und die Prinzeſſin Char⸗ lotte von Luxemburg an der Feier teilnehmen. — Homburg v. d. H., 15. Okt. Vor dem Kriegs- gericht in Frankfurt erfolgte vor kurzem die Aburteilung der Reſerviſten der 12. Komp. des Füſilierregiments v. Gersdorff(Kurheſſ) Nr. 80, die an ihrem Entlaſſungs⸗ tage ſich verſchiedener Exzeſſe hatten zuſchulden kommen laſſen. Von den 10 Delinquenten wurden 3 zu Ge⸗ meinen degradiert, die Reſerviſten erhielten 10 bzw. 7 Tage ſtrengen und 10 Tage Mittelarreſt. „ Fraukfurt, 15. Okt. Vom Kaiſer iſt der Sta- tionserbeber Philipp Burkhardt aus Niederhöchſtett, der im Januar dieſes Jabres eine Frau namens Thamer auf der Landſtraße erſchoß und deswegen vom Schwurgericht in Wiesbaden zum Tode verurteilt wurde, zu lebens- länglichem Zuchthaus begnadigt worden. — Frankfurt, 15. Okt. Ein junger Kaufmann hatte dieſer Tage Geſtellungsbefehl erhalten. Als ſich aber ſeine Eltern von ihm verabſchieden wollten, war der an— gehende Vaterlandsverteidiger ausgekniffen und hatte außer Wäſche und Kleidung noch viele andere ſchöne Dinge mitgenommen. Der Vater entdeckte nämlich, daß ihm 1000 Mark aus dem Kaſſenſchrank, ja ſelbſt die Sparkaſſenbücher und für mehrere hundert Mark Schmuck- ſachen fehlten. Jedenfalls hat ſich der junge Mann ins Ausland gewandt. — Offenbach, 15. Okt. Die Zahl der an Typhus Erkrankten umfaßt gegenwärtig 17 Fälle, die ſich auf Offenbach und Mühlheim erſtrecken. Von letzterem Orte ſind bereits zwei Todesfälle zu melden. Ueber die Ur⸗ ſachen der Typhusentſtehung iſt zurzeit noch nichts ge⸗ naues bekannt. In Anbetracht der Beunruhigung des Publikums wäre es aber doch endlich an der Zeit, wenn von behördlicher Seite Aufſchluß gegeben würde und die bis jetzt zur Verhinderung weiterer Ausbreitung der Krankheit getroffenen Maßnahmen amtlich veröffentlicht würden. ii 5. Aus Nah und Fern. — Konkurſe in Heſſen. In der Zeit vom April bis Juli d. J wurden im Groß zerzogtum Heſſen 41 Konkurs⸗ verfahren neu eröffnet und 45 beſtehende beendigt, davon 7 wegen Maſſenmangels. — Maunheim, 15. O't. Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich in einer hieſigen Druckerei. Die E nlegerin Eliſe Waßmer, Fabrikſtraße 27 wohnhaft, kam auf bis jetzt noch un aufgeklärte Weiſe mit einer Hand dem Getriebe einer Druckmaſchine, die im Gange war, zu nahe. Auf das Hllfe- geſchrei der Armen ſprang der Maſchinenmeiſter herbei, aber das Unglück war bereits geſchihen. Der Bedarernswerten war die rechte Hand total breit- und abgequetſcht. Die auf ſo ſchreckliche Art und Weiſe Verſtümmelte wurde in biwußtloſem Zuſtande in das Allg. Krankenhaus gebracht. — Laudenbach, 15. Okt. In Oberlaudenbach erhängte ſich der Gaſtwirt Peter Beiſel im Nebenzimmer der Wirtſchaft. — Heppenheim, 15 Okt. Das Freiherr von Rotſchild'ſche Schloßgut in Hemsbach ging durch Vermittelung der Agentur Jean Bauer aus dem Beſitze des Herrn Frz. Höhn und Konſorten in denjenigen eines auswärtigen Herrn über, welcher daſelbſt eine Ingenieur⸗Fachſchule größeren Stils crrichttt. Der Kaufpreis beträgt 66000 Mark. — Worms, 15. Okt. Im Neuhauſer Viadukt wurde einer heimk hrenden Modiſtin duch zwei Burſchen im Alter von 17 bis 19 Jahren ein Handtäſchchen mit geringem Geld- inhalt entriſſen. Die Täter ſind in der Dunkelheit, ohne räher erkannt zu werden, entkommen. — Oſthofen, 15. Okt. Die Meldung verſchiedener Blätter, daß Santtätsrat Dr. Rolly gegen Kautionsſtellung auf freien Fuß geſetzt worden ſel, iſt unzutreffend. Dr. Rolly ſitzt in Mainz im Provinzialarreſthaus und ſeine Sache ſteht 5 unguͤnſtig. An eine Haftentlaſſung iſt gar nicht zu enken. — Mainz, 15. Okt. Nach einem Berichte der ſtädtiſchen Verwaltung wurden im abgelaufenen Steuerjahre auf erfolgte Reklamation nicht weniger als 167024 Mark Gemeindeumlagen den Steuerzahlern nackgelaſſen. Dar nach ſcheint die Einſchätzung etwas ſalopp geweſen zu ſein.— Ein merkwürdiger Glücksfall hat fich am Sonntag nachmittag in der Fuſtſtraße vor dem Hauſe„Zum Ssolpereck“ abgeſplelt. Ein Mann ſah von weitem, daß ſich ein 2. jähriges Mädchen weit aus einem Fenſter des zweiten Stockes lhute. In der Angſt, daß das Kind auf die Straße herabſtürze, ging er raſch auf daß Haus zu und als er hier in die Höhe ſchaute, bekam auch ſchon das Kleine das Uebergewicht und flürzte herab— in die geöffneten Arme des Mannes. Das Kind wie er kamen ohne Schaden davon. + Gonſenheim, 15. Okt. Durch ein Feuer wurde die Hofraite des Landwirts Joſef Becker zum größten Teil vernichtet. * Bühlertal, 15. Okt. Der 11jährige Sohn des Steinhauers Beck fand im Steinbruch unweit der Obertäler Schule eine Dynamitpatrone, wie ſie zum Sprengen benützt werden. Beim Hantieren entlud ſie ſich und riß dem be- dauernswerten Jungen die linke Hand vollſtändig weg, ſowie den Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ab. — Gaggenau, 15. Okt. Der im hieſigen Holzwerk beſchäftigte Ferdinand Grötz aus Hörden, wohnhaft in Ottenau, geriet in das Triebwerk der Dampfmaſchine. Der Unglück⸗ liche wurde völlig zermalmt. Er hinterläßt lt.„Raſtatter Tageblatt“ eine Frau und 3 unmündige Kinder. Marktbericht. Seckenheim, 15. Okt. Der letzte Schweinemarkt war mit 53 Stück Milchſchweinen befahren, welche zum Preiſe von 15 bis 27 Mark pro Paar verkauft wurden. Für die Redaktion verantwortlich: Wilh. Bingener, Viernheim 1 5 o 0* Für den v 00 Gone s ee ferbsteglbinlerbedarf vo g 000 gosse Husa in We G N Domen- u. 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