iern Viernheimer Zeitung. 1 Erſcheint dreimal wöchentlich Nenags, Bounerſtags u. Jamſtags mit den Beilagen: „Sonntagsbiatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchtießl. Trägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Ruf 20. hei ier Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Anzeiger Viernheimer Nachrichten. der Groſtherzoglichen Vürgermeiſterei Viernheim. Derbreitetſte und geleſenſte Jeitung in Diernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗Ruf 20. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Rekkamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 128. Sweites Blatt Bethmann⸗Cunetator. „Wenn einer t, der ſagen kann, er hätt' esjedem recht getan, ſo bitt' ich dieſen braven Herrn, mich dieſe Kunſt doch auch zu lehr'n!“— So ſagt ein altes rhei⸗ niſches Sprüch⸗ und Wahrwort. Bethmann⸗Hollweg, unſer „Uebergangs⸗Kanzler“, ſieht dieſen Gedanken von Tag zu Tag lebhafter auf ſich einwirken. Die nächſte Par⸗ laments⸗Seſſion naht heran; ihre Vorboten erfüllen be⸗ reits die Luft mit lautem Geſchrei. Jeder will von ſeinen„Prinzipien“ und„Idealen“ möglichſt viel ver⸗ wirklicht ſehen, und da jeder gern abſchätzt, welche Aus⸗ ſichten ſich mit ſeinen Hoffnungen verknüpfen, wird der neue Herr überall gewogen; und überall wird er dabei zu leicht gefunden. Er hat es eben keinem recht ge⸗ tan. Die Liberalen wettern, nachdem ſie ſich mit ihrem Schwindel über die Reichsfinanzreform ſelber ins Elend gelogen haben, nunmehr über die Wahlrechtsreform in Preußen; und da die Konſervativen in dem jetzigen preu⸗ ßiſchen Wahlrecht ihre Machtſtellen begründet ſehen, hat dieſer liberale Kampfruf ſie bis in die Tiefen der Seelen erſchreckt und auf die Schanze gerufen zur ener⸗ giſchen Abwehr dieſer für ſie ſo gefährlichen Pläne. Und während die Liberalen dabei dem Kanzler zurufen, er habe ſeine Pflicht nicht getan in der Erfüllung dieſer Verſprechung, behaupten die Konſervativen, er habe ſeine Pflicht in der Abwehr dieſer„ſtaatsgefährlichen“ Be⸗ ſtrebungen nicht getan. Es iſt heute nichts weniger als ein Vergnügen, li⸗ beral zu ſein. Ueberall in der Welt geht es dem Li⸗ beralismus ſchlecht. Nur in England iſt er noch am Ruder, aber ſeine„Herrſchaft“ ſteht auch dort bereits auf Kündigung; die nächſten Wahlen werden ihn trotz aller Schlauheit ſeiner Macher erbarmungslos bei Seite fegen. Der Ferrer⸗Rummel ſollte die Maſſen aller Länder aufrütteln, aber nicht einmal die Sozialdemo— kratie tat bedingungslos mit, und die Maßloſigkeit des Geſchreis und Geſchimpfes über den verhaßten Klerikalis⸗ mus offenbarte die Ohnmacht, in der ſich die Führer der Liberalen überall befinden. Man will mit Gewalt den Eindruck des politiſchen Bankerotts vermeiden. Dar- um muß eine„Affäre“ die andere ablöſen, und auf den Spektakel über die Reichsfinanz-Reform und über die Erſchießung des verkappten Mordbrenners Ferrer ſoll jetzt eine Wahlrechts⸗Kampagne folgen. Die badiſchen und ſächſiſchen Wahlen haben zwar einen Fortſchritt der So⸗ zialdemokratie und damit eine Schädigung der bürger— lichen Intereſſen, beſonders der Liberalen gebracht, und ob für Preußen ein Vorteil für die liberalen Par⸗ teien von einem neuen Wahlrecht zu erwarten ſein würde, das iſt eine andere Frage. Wahrſcheinlich würde man ſich liberalerſeits mit einer Stärkung der Sozial⸗ demokratie und damit einer Stärkung jener liberalen Ideen, die auch die Sozialdemokratie vertritt, begnügen müfſen, während man bei allen anderen Gebieten ſicher Samſtag, den 6. November 1909. nicht beſſer daran wäre als heute. Aber auf dem Acker der Armut wächſt wenigſtens die Hoffnung. Man hofft, und mit dieſer Hoffnung ſucht man agitatoriſche Erfolge zu erzielen, mit denen man„oben“ Eindruck erzielen will. Viel nützen wird der Tamtam aber wohl nicht. Die Regierung weiß ja nur viel zu gut, daß keine der liberalen Gruppen ehrlich das Reichstagswahlrecht für Preußen verlangt, das vielmehr alls das Wahl⸗ recht haben wollen, das auf ihren Mandatsbedarf zu⸗ geſchnitten iſt. An eine Beachtung dieſer Wünſche iſt alſo kaum zu denken. Die Regierung wird ſich die Aus⸗ führung des Verſprechens der Thronrede von 1907 noch einige Jahre, vielleicht ein Jahrzehntchen, überlegen. Und dann? Na, dann herrſchen vielleicht ganz andere politiſche Machtverhältniſſe. Unter dieſen Umſtänden erſcheint die konſervative Er⸗ regtheit, die ſich bei jeder Erörterung der Wahlrechts— Frage einſtellt, ſchwer verſtändlich. Beſonders jetzt, wo der neue Kanzler es ſorgſam vermieden hat, zu irgend einer Frage Stellung zu nehmen, muß man hinter der ſchweren Erregung andere Triebkräfte ſuchen. Und ſchwer und laut äußert ſich die Erregung. Man hat ſogar Herrn von Oldenburg⸗Januſchau, den tapferen Kriegervereins⸗ Redner, wieder auf die Oeffentlichkeit losgelaſſen. In einer Rede in Gneſen hat er am Sonntag ſehr laute Töne angeſchlagen. So ſchmetterte er dem neuen Mann die Worte entgegen: „Die letzten Exeigniſſe haben dem Kanzler auch gelehrt, daß er die Konſervativen zu rückſichtsloſen Gegnern haben wird, wenn er die Hand dazu bieten ſollte. an den Grundlagen zu rütteln, die Staat und Krone bisher aufrechterhalten haben: an unſerer be⸗ währten Verfaſſung. Bebel hat einmal geſagt: Auf der preußiſchen Verfaſſung beruht der jetzige Zu⸗ ſtand Preußens, Deutſchlands, Europas, der Welt; darum Sturm gegen die Verfaſſung! Meine Herren, wir werden ruhig der Zukunft entgegenſehen, wir werden abwarten, wer es wagt, ein frevelndes Spiel mit der Verfaſſung zu treiben. Wir erwarten, daß man nicht an den Grundlagen unſeres Staats- weſens rührt und ſich geneigt zeigt, den Maſſen ent⸗ gegenzukommen. Sollte es aber geſchehen, dann, meine Herren, werden die preußiſchen Konſervativen zur Stelle ſein; darauf können Sie ſich verlaſſen!“ Das klingt wie eine Kriegserklärung. Bethmann⸗Holl⸗ weg ſoll Angſt bekommen. Die Konſervativen erkennen, daß dieſer tiefgründige Denker in ſeinen Studien den Mut zum Zugreifen verloren hat, und wollen ſo Einfluß auf ihn gewinnen. Er iſt zwar kein konſervativer Partei⸗ gänger, aber er iſt ein Mann des Beharrens, Zauderns, ein Cunctator, deſſen Tatkraft in Einzelkenntniſſen er— ſtickt, deſſen Wagemut verſchwindet, ſobald er einen ener— giſchen Widerſtand ſieht. So bietet Bethmann⸗Hollweg jede Vorausſetzung für eine Verſchlevvung der kritiſchen Fragen. Die Gegenſätze ——f 25. Jahrgang. im politiſchen Leben aller Abteilungen werden ſich unter ihm beſonders geltend machen, und ſo wird dann für uns eine Zeit des Verſumpfens kommen, die in Wirk⸗ lichkeit eine parlamentariſche Herrſchaft der jeweiligen Mehrbeit bringen wird. 9 4 44 „Sieg auf Sieg. Die ſozialiſtiſche Preſſe kommt in der letzten Zeit aus dem Siegestaumel nicht heraus. Auf die Erfolge bei einzelnen Reichstags-Nachwahlen folgten der für ſie günſtige Wahlausgang in Sachſen und Baden und die Landtagserſatzwahl in Berlin, und jetzt hat auch noch der Ausgang der Berliner Stadtverordnetenwahl den „Vorwärts“ zu einem Artikel unter der Ueberſchrift„Sieg auf Sieg“ begeiſtert. Die Sozialdemokratie hat nämlich in Berlin bei den Stadtverordnetenwahlen drei neue Mandate erobert; ſie hat dabei ſogar eine alte frei⸗ ſinnige Größe, die ihren Wahlkreis ſeit 26 Jahren ver⸗ trat, politiſch penſioniert. Außerdem wird ein anderer Freiſinnsmann mit ſozialdemokratiſcher Hilfe durch den Demokraten v. Gerlach, den Vetter des Finanzminiſters v. Rheinbaben, verdrängt werden. Alle dieſe Wahlreſul⸗ tate könnten wohl eine Grundlage für ſozialdemokratiſche Begeiſterung abgeben, wenn nicht die Kehrſeite der Me⸗ daille wäre; die aber zeigt, daß die Sozialdemokratie nicht die Gegner, ſondern nur ihre Freunde beſiegt. Die Sozialdemokratie zieht die Kraft, die ſie zu dieſen Siegen trägt, aus der Hetze gegen die Reichsfinanz⸗ reform, aus der Hetze gegen die Hinrichtung des ſpa⸗ niſchen Mordbrenners Ferrer, und zum Teil auch aus ihrer Hetze gegen die„Schul-Verpfaffung“, gegen das Wahlrecht uſw. Dieſe Anklagen richten ſich eigent⸗ lich gegen die Konſervativen und zum Teil auch gegen das Centrum. Die Liberalen aller Schattierungen haben ja in allen dieſen Fragen, bei der Reichsfinanzreform, in der Ferrer⸗Sache, in der Wahlrechtsfrage, bei den Angriffen auf die Kirche und die Religion in der Schule den Sozialdemokraten immer tapfer die Stange gehalten. Da ſollte man nun meinen, die Sozialdemokraten hätten ihren Jubelruf„Sieg auf Sieg“ gegenüber ihren ſchlimm⸗ ſten Feinden, den Konſervativen und dem Centrum, an⸗ ſtimmen können. Die Tatſachen reden aber eine ganz andere Sprache. In Sachſen verloren zwar die Kon⸗ ſervativen eine Anzahl Mandate. Das aber war eine Folge der radikalen Wahlrechtsreform, und der konſer⸗ vative Ausfall war längſt nicht ſo erheblich, wie es erwartet werden mußte. In Baden aber hat ſich das Centrum, gegen das ſich dort der ſozialdemokra⸗ tiſche Anſturm richtete, glänzend behauptet. Die ſo⸗ zialdemokratiſchen Siege wurden auf Koſten der Libe⸗ ralen erfochten, und das nachher abgeſchloſſene liberal⸗ ſozialdemokratiſche Großblock-Abkommen war nichts als ein Produkt der Angſt vor neuen Cen- trumsſiegen. Bei den Siegen in Berlin aber hatte Selbſtliebe. Noman von Conſtantin Harro. 6(Nachdruck verboten.) „Leben oder untergehen!“ ſtand auf der ſchweißbedeckten Stirn zu leſen. Nur mit einer Geretteten im Arm wollte er das fer gewinnen „Da! Da!“ Eine Hand, ein weißes Kleid über den Wellen! Friedel ließ den ſicheren Halt fahren und erreichte ſchwimmend zie Gefährtin. Mit ſtarken Armen umfaßte er ſie. Aber ihre Todesangſt machte ihm das Retten ſchwer. In hellem Wahnſinn lackerten ihre Augen. Alle Geiſtesgegenwart hatte ſie verlaſſen, hr heftiges Kämpfen mit den Schreckniſſen des Todes brachte Friedel in immer größere Gefahr. „Hilfe, Friedel, Hilfe!“ ächzte ſie ſchauerlich. Dann ver⸗ gingen ihr die Sinne.——— Als ſie wieder zu ſich kam, lag ſie im weichen Gras. Friedel, triefend wie ſie ſelbſt, rieb ihr die Schläfen, die dände. „Ach, Friedel, wie danke ich Dir!“ ſprach ſie leiſe und matt. Aber die Worte kamen aus einem überſtrömenden Herzen. Sterben müſſen! Welch grauſiger Gedanke! Und Friedel hatte ie dem Tode entrungen wie ein Held. Beſeeligt ſchloß ſie von neuem die Augen.„Ja, ſie lächelte ogar ein klein wenig.... Dieſe ſinnloſe Angſt! War nicht Friedel mit ihr geweſen? Friedel, der doch tauſendmal für ſie zeſtorben wäre? Denn nicht einen Augenblick zweifelte ſie an einer Hilfsbereitſchaft. Wieder kam es zärtlich und ſchüchtern von ihren blaſſen Zippen: „Du Guter, Lieber, wie danke ich Dir!“ Er entgegnete ein Wort. Ernſt und Strenge lagen auf ſeinen Zügen, die treuherzigen Augen blieben von den Lidern bedeckt. Sie hatte eigentlich die Frage thun wollen:„Biſt Du mir ſehr böſe?“ Da er ſo ſtill blieb, ſchwieg auch ſie. Ein wohliges Gefühl durchſchauerte ſie. Mit geſchloſſenen Augen lag ſie da. Ihren Körper ſpürte ſie faſt nicht. „Ich bin ganz Seele, ganz Seele!“ murmelte ſie traum⸗ befangen, tief atmend, als käme jetzt das Auffliegen in den Himmel. Der Wald war allgemach dunkler geworden, das rote Licht ward zum fahlen Dämmer. Ein lauer Wind erhob ſich. „Komm!“ ſprach Friedel faſt barſch. Und er half ihr, ſich zu erheben. Etta ſchritt eilig dahin, ſie fröſtelte. daß Friedel ihr nicht den Arm bot. Sie lächelte nicht mehr. Aber es war ihr wohl in Friedels Nähe, ſie hätte noch lange ſo an ſeiner Seite gehen mögen, viel⸗ leicht ein ganzes Leben lang. Schon als Kind hatte ſie ſich neben ihm ſtets ſicher gefühlt. Es konnte ihr nun einmal nichts Böſes geſchehen, wenn Friedel ſie ſchützte. Warum ſchwieg er jetzt und ſah ſo finſter drein? Hatte ſie ihn gar ſo ſehr gekränkt mit ihrer tollen Kahnfahrt? Und ſeine Worte vorhin? Sein Aufbrauſen in Liebe und Leidenſchaft. War das ſo ganz vorüber? Hatte der gute Friedel doch Fiſchblut in den Adern, wie Herr Bruno Stein neulich behauptete? Sie ſeufzte hörbar. Friedel achtete nicht auf ſie. Blaß bis in die Lippen hinein ſchritt er an ihrer Seite. Aus ſeinem Antlitz ſprach tödliche Erſchöpfung, der Schweiß ſtand ihm in kalten Tropfen auf der Stirn. Er beherrſchte ſich mit Rieſenkraft. Jetzt hätte er Etta an ſich reißen mögen, jetzt! Ihr wieder und wieder ſagen, wie wehe ſie ihm mit ihrem Trotz gethan, und wie gern er ihr doch ver⸗ zeihe, weil er ſie liebe. Er gewahrte ſehr wohl Ettas weichere Stimmung. Aber gerade dieſe Weichheit verſchloß ihm die Lippen. Oder hätte Etta ihrem Lebensretter jetzt Mitleidsloſigkeit gezeigt? Sicher nicht! Und vielleicht wäre die Dankbarkeit in ihr ſo groß Es befremdete ſie auch, geweſen, daß ſie Friedels Liebe hingenommen hätte, wie ein notwendiges Uebel. Nein, nicht aus mitleidigen Händen wollt er ſein Glück empfangen! Und wenn Etta kein Wort der Zärtlichkeit für ihn fand nach all' den wirren Worten, die er am Teich zu ihr geredet wenn ihre Lippen nur armſeligen Dank ſtammeln konnten, ſtat glühende Liebesworte zu formen, wie er ſie erſehnt hatte, als er die Bewußtloſe dem Ufer zutrug, dann gab es eben für ihr immer nur Entſagen. Dann war es ein Unding, daß er hiel neben ihr ſchritt mit lodernder Seele, die Stirn in düſtere Falten gelegt, um ſie nicht ahnen zu laſſen, wie es auch jetzt noch un ihn ſtand. Er ging ſo ſchnell voraus, daß ſie ihm kaum zu folgen ven mochte. Sein Kopf ſchmerzte zum Zerſpringen, die Augen brannten ihm und doch ſchüttelte Fieberfroſt ſeine Glieder. Etta verſtand ihren Gefährten nicht. Der Zorn kochte in ih! auf. Alles, was an Dank für Friedels mutvolle That eben noch in ihrem Innern gelebt, es war erſtorben unter der finſteren Strenge, die der junge Maler gefliſſentlich hervorkehrte. Müde, von den naſſen Kleidern beengt, ſchleppte ſie ſich hinter ihm drein. Keines von ihnen redete ein Wort. Endlich war der Garten erreicht... Hier wendete ſick Friedel nach Etta um. „Geh' allein ins Haus!“ ſagte er kurz, rauh. „Deine Mutter wird ſchelten, doch das kann ich Dir nun nicht erſparen... Etta, ich möchte auch ſchelten! Das Waſſer dort iſt als tückiſch bekannt. Wir waren beide in Gefahr... Und wenn ich Dich nicht gefunden hätte.—— Es iſt nicht aus; zudenken! Etta. Ich wäre jetzt auch ein toter Mann. Heri Gott, wie Du einen doch um allen Verſtand bringſt..!“ Er riß ihre Hand an die heißen Lippen. Er küßte ihre Finger wild, leidenſchaftlich— immerzu, immerzu. Daun ſtürzte er den Weg wieder zurück. Etta zitterte und ſtand wie betäubt... (Fortſetzung folgt.) —— 2———— . ̃—— — man mit Konſervativen und Centrum nichts zu tun, dort ſtand man gegenüber den Linksliberalen, mit denen man in allen den großen Agitationsfragen der letzten Zeit tapfer Schulter an Schulter gekämpft hatte. Ein Sieg über die eigenen Freunde aber bietet wenig Veranlaſſung zu Jubelrufen. In der Gefolgſchaft des Centrums im Lande regt es ſich in der letzten Zeit recht erfreulich. Ueberall zeigt es ſich, daß die Sozialdemokratie mit ihrer maß⸗ loſen Hetze das geſunde Gefühl und die vernünftige, auf Tatſachen begründete Einſicht unſerer Freunde im Lande gröblich verletzt hat und ſich ſo jedes Einfluſſes auf die Wähler des Centrums beraubt hat. Wieder ein⸗ mal zeigt ſich hier die alte, von allen einſichtigen Freun⸗ den des Centrums immer wieder betonte Wahrheit, daß die Sozialdemokratie uns nur gefährlich werden kann, wenn ſie als Wolf im Schafskleide der„Neutralität“, unter der unwahrhaftigen Deviſe„Religion iſt Privat⸗ ſache“ kommt. Mit Hetzen größeren Stils richtet ſie bei einſichtigen Wählern nichts aus. Unſere Freunde aber laſſen ſich, dank der vortrefflichen Aufklärung, kein X für ein U vormachen. Während wir alſo den ſozialdemokratiſchen Sieges⸗ taumel ohne eigenes Intereſſe an uns vorüberrauſchen laſſen dürfen, wird er den Liberalen gründlich auf die Nerven ſchlagen. Sie ernten bei dieſen Wahlen, was ſie mit der Steuerhetze, mit dem kirchenfeindlichen Ferrer⸗ Rummel, mit ihrem Geſchrei über die„Schul Verpfaffung“ geſäet haben. 2 4 2* Die Anterſchleife in Kiel. Der Kieler Prozeß gegen eine Anzahl betrügeriſcher Händler mit Altmaterial und eine Anzahl Beamte, die ihnen dabei gegen entſprechende klingende oder minde— ſtens wohlſchmeckende„Vergütung“ zur Seite geſtanden haben, darf wohl als eine der wichtigſten Erſcheinungen unſerer Sparſamkeitsära angeſprochen werden. Der Ein⸗ druck, der ſich aus den gegenwärtigen Beratungen ergibt, iſt noch nicht abſchließend; denn die Verhandlung dauert ja noch fort. Es ergibt ſich aber ſchon heute mit Si⸗ cherheit daraus, daß auf der Reichswerft in Kiel ſchwere, ſehr ſchwere Mißſtände beſtehen, die um ſo ſchärfere Kri⸗ tik herausfordern, als das Reich ja in den letzten Jahren ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten in finanzieller Be— ziehung durchzumachen hatte, und zwar Schwierigkeiten, die zum größten Teile gerade auf die Marine zurück- zuführen ſind. Das deutſche Volk hat infolge der hohen Anforderungen der Marine ſoeben wieder eine halbe Mil- liarde neuer Steuern auf ſich nehmen müſſen. In einer ſolchen Zeit muß es eben von den Steuerzahlern ganz beſonders bitter empfunden werden, daß bei der Mate- rialienverwaltung der Marine ſolche Erſcheinungen mög⸗ lich waren. Beamte ſind Menſchen und als ſolche menſchlichen Irrungen unterworfen. Beſonders bei den unteren und mittleren Beamten wird man zu beachten haben, daß für ſie der Klang des Goldes angeſichts ihrer Einkommen⸗ verhältniſſe eine beſonders verführeriſche Wirkung äußern konnte. Das ſind Gefahren, die in der menſchlichen Na⸗ tur begründet ſind, und die daher mit Lamentationen über die Angeklagten, wie ſie jetzt gang und gäbe ſind, nicht unmöglich zu machen ſind, auch nicht durch ſtrenge Strafen gegen die Schuldigen. Ein ausreichend ſtarker Schlagbaum wird der Wiederkehr ſolcher Schädigungen der Steuer- zahler nur auf andere Weiſe vorgeſchoben werden können. Zunächſt fällt da als beſonders erſchwerend die man⸗ gelnde Sachkenntnis der Beamten ins Gewicht. Die Be⸗ hauptung des Althändlers Frankenthal, die Beamten hätten Rotguß nicht von Meſſing zu unterſcheiden gewußt, mag übertrieben ſein. Jedenfalls aber iſt nicht geleugnet worden, daß man Meſſing und ſonſtige wertvolle Mate⸗ rialien zuſammen mit Alteiſen nach Gewicht verkauft hat, ſo daß ein Wagen voll, ohne daß das bei dem bis dahin geübten ganz oberflächlichen Verkaufsverfahren abzutaxieren war, 300 und auch 1500 Mark wert ſein konnte. Dieſer Mißſtand iſt auf die Enthüllungen dieſes Prozeßverfahrens hin zum Teil abgeſtellt worden. Daß er trotzdem noch immer in großem Maßſtabe beſteht, hat ſich bei der Ortsbeſichtigung auf der Werft am Don⸗ nerstag gezeigt, wo der Gerichtshof nach einſtimmigen Zeitungsberichten zwiſchen völlig wertloſem Altzeug ſehr wertvolle Reſte von Bronze, Kupfer und Meſſing fand. Wenn das heute, angeſichts des Prozeſſes, noch möglich iſt, dann wird man ſich doch fragen müſſen, ob die Ge— ſchichte von dem Rotguß und Meſſing, den die betei— ligten maßgebenden Beamten nicht unterſcheiden konnten, nicht doch richtig ſei. Dieſes Verkaufs-Geſchäft iſt für das Reich ſehr wichtig. Die Beſtände der Werft ſtellen ſich auf 6 Millionen Mark, und die werden jährlich Amal umgeſetzt. Nimmt man die übrigen Werfte hinzu, dann ergeben ſich ohne weiteres für das Reich Millionen von Intereſſen an eine ſorgſame Verwendung dieſer Poſten. Daher muß verlangt werden, daß mit dieſem Verkauf nicht Beamte aus dem Verwaltungsweſen, ſondern Fach- leute betraut werden, die außerdem möglichſt alle zwei oder 3 Jahre in ganz andere Betriebe verſetzt werden. Dringende Vorausſetzung für eine gründliche Reform der Zuſtände freilich iſt eine Reform der Anſichten, die die Hauptwerft⸗Leitungen zu hegen ſcheinen. Nach der Ausſage des Marine-Intendantur-Aſſeſſors Fähnrich, der als Zeuge vernommen wurde, lehnt man es unter den höheren Beamten dieſer Verwaltung ab, kaufmän⸗ niſch zu arbeiten. Er führte nämlich aus: „Aufgabe der Kaiſerlichen Werft iſt es nicht, in kaufmänniſcher Weiſe einen Gewerbe-Betrieb zu ver⸗ walten, ſondern ihre Aufgabe iſt es, für eine ſchlag— fertige Flotte zu ſorgen. Hinter dieſer Aufgabe müſſen alle kaufmänniſchen Rückſichten hintan geſetzt werden.“ Dieſem Zeugen ſcheint gar nicht zum Bewußtſein ge— kommen zu ſein, was er damit ſagt; er ſcheint auch nicht begriffen zu haben, daß das garnichts mit der Sache ſelber zu tun hat. Oder will er etwa behaupten, die Sorge um die Schlagfertigkeit der Flotte werde vernach— läſſigt, wenn man hier ſchärfer nach dem Rechten ſehen würde? Politiſche Rundſchau. : Ein Balkanbund in Sicht? Ueber die„Erfolge“ der Zarenreiſe nach Racconigi kurſieren wieder die tollſten Gerüchte. So laſſen ſich jetzt verſchiedene Berliner Blätter folgendes aus Petersburg telegraphieren: Aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß im aus⸗ wärtigen Amte bereits mit aller Energie an der Schaf⸗ fung eines Balkanbundes gearbeitet wird. Die diplo⸗ matiſchen Vertreter der Balkanſtaaten waren am Mitt⸗ woch im Miniſterium des Aeußeren vollzählig er⸗ ſchienen und hielten Beſprechungen ab, an denen ſich auch der erſte Gehilfe Iswolski beteiligte. Es ſcheint, daß in Racconigi die praktiſche Verwirklichung eines Balkanbundes beſchloſſen worden iſt, deſſen Spitze ſich natürlich gegen Deutſchland und Oeſterreich⸗ Ungarn kehren würde. Hier ſcheint der Wunſch der Vater eines Gedankens zu ſein, den wir vorläufig noch nicht für ſpruchreif halten. Italien wird trotz ſeiner zweifelhaften Stellung im Dreibund, ſolange es offiziell zu ihm gehört, ſich vor einer derartigen Dummheit hüten. Das dürfte auch Rußland, das nach einem Balkanbnude geradezu lechzt, einſehen. Man braucht derartige Meldungen demnach gar nicht ſo ſehr zu berückſichtigen. (1) Amtsrichter und polniſcher Volksverein. Die in Berlin erſcheinende konſervative„Deutſche Tageszeitung“ ſchreibt: In Koſſakau im Kreiſe Putzig iſt, wie mitgeteilt, kürzlich ein polniſcher Volksverein gegründet worden, an deſſen Gründung ſich nach einer Blättermeldung auch ein preußiſcher Amtsrichter Chmilewski aus Zoppot in hervorragender Weiſe beteiligt haben ſollte. Nach der Meinung der„Kreuzzeitung“ liegt hier offenbar ein Irrtum vor, denn einen Amtsrichter dieſes oder eines ähnlichen Namens gibt es nach Ausweis des Staatshandbuchs weder in Zoppot noch ſonſtwo. Offenbar handelt es ſich hier um die Gründung eines katholiſchen Volksvereins in einer Gegend mit pol⸗ niſcher Bevölkerung. Daß daran ſich ein preußiſcher Amtsrichter beteiligt, ſcheint in den Augen der„echt⸗ teutſchen“ Blätter eine ſolche Ungeheuerlichkeit zu ſein, daß ſie jetzt ob der Feſtſtellung, daß es einen Amts⸗ richter dieſes oder eines ähnlichen Namens in der dor⸗ tigen Gegend nicht gibt, erleichtert aufatmen.— Uebrigens kommt man in große Verſuchung, hier ein„Denuntiati⸗ önchen“ zu wittern. 1 In der bekannten Affäre Schack tritt jetzt die intereſſante Erſcheinung hervor, daß Herr Schack ſelbſt das Peinliche ſeiner Situation richtiger empfunden hat als ſeine Parteifreunde, und daß er ſich entſchloſſen hat, ſein Mandat niederzulegen. Die„Deutſch ſozialen Blätter“ e nämlich eine Darſtellung, in der es u. a. heißt: Schack wurde in eine bekannte Nervenheilanſtalt gebracht, in der er ſich noch immer befindet. Er lebt dort völlig abgeſchloſſen, die Verbindung mit der Außen⸗ welt wird nur durch ſeine nächſten Angehörigen aufrecht erhalten, Zeitungen lieſt er nicht und ſeine einzige politiſche Kundgebung war eine aberma⸗ lige Zuſchrift, datiert von Mitte Oktober, in der er nochmals ſein Mandat niederlegt. Aber auch dieſe iſt, aus denſelben Gründen wie die erſte, einſt⸗ weilen zu den Akten gelegt worden, bis der Par⸗ teivorſtand ſich durch das Gutachten der Schack behan⸗ delnden Aerzte objektiv davon überzeugt hat, daß er in der Lage iſt, eine unter allen Umſtänden giltige Wil⸗ lenskundgebung abzufaſſen. Die„Parteigenoſſen“ haben da ein recht eigentüm⸗ liches Verfahren eingeſchlagen, wenn ſie die Erklärungen Schacks ſo einfach„zu den Akten“ legten. Noch eigentüm⸗ licher iſt es aber, daß Herr Schack ſeine Erklärung nicht einfach an das Büro des Reichstags ſchickte. Das Ganze ſieht nach einer Komödie aus. () Die Aeußerung des Grafen Schwerin⸗Löwitz über die Kanzlerkriſis, die dahin lautet, Fürſt Bülow habe ihm geſagt,„wenn nur die Konſervativen ihn nicht in der Erbſchaftsſteuerfrage in Stich gelaſſen und nicht mit dem Centrum gemeinſame Sache gegen ihn gemacht hätten, würde er den Reichstag nicht nur einmal, ſondern, wenn nötig, dreimal aufgelöſt haben, um die Reform mit dem Block gegen das Centrum zuſtande zu bringen,“ werden der Köln. Ztg. aus Berlin ausdrücklich beſtätigt mit dem Hinzufügen, daß dies die Auffaſſung des Fürſten Bülow war, und daß er ſich auch zu anderen Leuten in dieſem Sinne geäußert hat.— Na alſo! :: Eine Ferrer⸗Stiftung in Deutſchland? Wie Herr Prediger Tſchirn in Breslau, der Präſident des Deut⸗ ſchen Freidenkerbundes, mitteilt, plant er die Begründung einer Ferrer⸗Stiftung zur Förderung der antiklerikalen, rein menſchlichen Aufklärungs⸗ und Erziehungsarbeit in Deutſchland. Dieſer Freidenker und Prediger ſcheint ſich alſo die„reine Menſchlichteit“ mit Bomben garniert vorzuſtellen. Im übrigen iſt es wohl typiſch für ein gewiſſes„Freidenkertum“, bemerkt dazu ſehr treffend ein Berliner konſervatives Organ, daß es noch in einem Zeitpunkte den von Rechts wegen hingerich⸗ teten Anarchiſten zu ſeinem Helden macht, wo ſelbſt So⸗ zialdemokraten ſich von dem Ferrer-Taumel abwenden. Warlamentariſches. ? Der Reichstag wird, wie nunmehr feſtſteht, zum 30. November einberufen und vom Kaiſer perſönlich mit einer Thronrede eröffnet werden. ? Der Reichshaushaltsetat für das Jahr 1910 iſt, Meldungen Berliner Blätter zufolge, nunmehr im Reichs⸗ ſchatzamt fertig geſtellt und der größte Teil der Einzeletats bereits im Bundesrat zur Verteilung ge⸗ langt, ſo daß die Etatsberatungen in den Bundesrats⸗ ausſchüſſen in der nächſten Woche beginnen können. Unter dieſen Umſtänden iſt mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß das Etatsgeſetz dem Reichstag bei ſeinem Wieder— zuſammentritt vorgelegt wird. Wie weiter gemeldet wird, iſt es für das bevorſtehende Jahr gelungen, den Etat mit einem Matrikularbeitrag von 80 Pfg. pro Kopf der Bevölkerung zu balanzieren.. 7 Die bayeriſche Kammer der Abgeordneten hat mit 130 gegen 20 Stimmen das Einkommenſteuergeſetz an⸗ genommen, durch das eine allgemeine progreſſive Einkommenſteuer im Königreich Bayern ein⸗ geführt wird. 5 7 Die nächſte ſächſiſche Kammer ſetzt ſich, nachdem in dieſen Tagen die Stichwahlen ſtattgefunden haben, wie folgt zuſammen: 30 Konſervativen(einſchließlich 2 Bund der Landwirte und 1 Mittelſtandsparteiler), 28 Nationalliberalen, 8 Freiſinnigen und 25 Sozialdemokraten. a Europa es Ausland. 8 »Oeſterreich⸗Ungarn. : Der Sprachenkampf tobt von Tagſzu Tag hefti⸗ ger. Eine Verſammlung ſämtlicher tſchechiſchen Reichsrats⸗ und Landtaasabgeordneten und Herrenhaus⸗ 8 mitglieder beſchloß eine Kundgebung, worin wegen der Sanktionierung der Sprachengeſetze für die reindeutſchen Kronländer die tiefſte Erbitterung ausgeſprochen wird, da hierdurch die Gleichberechtigung der nichtdeut⸗ ſchen Nationalitäten verletzt werde. Die Kundgebung ſpricht der Regierung das Mißtrauen aus und kündigt den ſchärfſten Kampf an. 1 Frankreich. : Der Stein heilprozeß hat am Dienstag be⸗ gonnen. Ueber ſeine Vorgeſchichte ſei folgendes in Er— innerung gebracht: Am 31. Mai 1908, morgens 6 Uhr, wurde in ſeiner Pariſer Villa der Maler Steinheil er⸗ droſſelt aufgefunden, im Nebenzimmer lag ſeine Schwieger⸗ mutter, ebenfalls erſtickt und mit einer Schnur um den Hals. Frau Steinheil fand man gefeſſelt auf ihrem Bett. Außer dieſen drei Perſonen hatte ſich in jener Nacht nur der Diener Couillard im Hauſe aufgehalten, der im oberen Stockwerke ſchlief. Frau Steinheil hatte ihr Schlafzimmer, das neben dem ihres Mannes lag, für dieſe Nacht ihrer Mutter eingeräumt und ſelbſt in dem Zimmer geſchlafen, das ſonſt ihre 16jährige Tochter bewohnte. Der Verdacht, ihren Mann und ihre Tochter umgebracht zu haben, fiel erſt auf Frau Steinheil, als ſich verſchiedene ihrer Angaben, ſo über angeblich von den Mördern geraubte Schmuckſachen und Geldſummen, als unwahr herausſtellten, und als Einzelheiten über ihren Lebenswandel bekannt wurden. Sie wurde dann, ein halbes Jahr nach dem Morde, in Haft genommen, leugnete aber noch immer ihre Schuld.— Man vermutet bei dem Morde politiſche Beweggründe. Serdien. * In ſerbiſchen Hofkreiſen ſchweigt man augenblicklich über die unerquicklichen Streitigkeiten zwiſchen dem Prin⸗ zen Georg und ſeinem königlichen Vater. Prinzeſſin Helene iſt heute das Tagesgeſpräch. Ihre Verlobung mit einem ruſſiſchen Großfürſten ſoll unmittel⸗ bar bevorſtehen, und zwar auf ausdrücklichen Wunſch des Zaren. Der Zar will damit ſein Wohlwollen für das Haus Karageorgewie ausdrücken. Prinzeſſin Helene iſt das älteſte Kind König Peters aus ſeiner Ehe mit der Tochter des Fürſten von Montenegro und ſteht im 24. Lebensjahre. Türkei. : Im Wetterwinkel am Balkan gibt's beſtändig Un⸗ ruhen. Jetzt kommt wieder einmal die Kunde von einem türkiſch⸗ſerbiſchen Grenzzwiſchenfall, der ſich am 26. Oktober an der ſerbiſch⸗türkiſchen Grenze bei Madentepe zugetragen hat. Türkiſche Truppen haben angeblich auf ſerbiſche Grenzwächter, nachdem ſie ihnen erlaubt hatten, die Grenze zu überſchreiten, um den Spuren eines Diebes nachzuforſchen, geſchoſſen, wobei auf ſerbiſcher Seite ein Unteroffizier und zwei Soldaten getötet wurden. Griechenland. k Die Lage bleibt noch immer recht ungewiß, obwohl nach der Gefangennahme Typaldos und des ihn beglei⸗ tenden Marineoffiziers Demontis ſämtliche Meuterer von Salamis in Händen der griechiſchen Regierung ſind und damit die Gefahr beſeitigt iſt, daß Typaldos noch ein⸗ mal Anhänger um ſich ſammeln könnte. Neuerdings ſcheint man wieder um die Sicherheit der griechiſchen Kö⸗ nigsfamilie beſorgt zu ſein, wie aus einer Meldung her⸗ vorgeht, die dahin lautet, daß das königliche Schloß zurzeit von zwei Schwadronen Kavallerie und einem Ba⸗ taillon Infanterie bewacht wird. Dieſe Verſtärkung der Militärwachen um den königlichen Palaſt herum erwies ſich darum als notwendig, weil dynaſtie feindliche Kundgebungen befürchtet wurden. Die Kandidatur des Herzogs der Abruzzen wird von einigen Athener Klubs immer noch ernſtlich befürwortet; man ſpricht ſo⸗ gar von einer Abordnung, die ſich zum Zweck direkten Einvernehmens mit dem Herzog nach Rom begeben ſoll. Griechenland. * Die Lage wird immer verwickelter. Jetzt erwägt ein Komitee, das aus angeſehenen Bürgern be⸗ ſteht, den Plan, eine Bürgergarde zu bilden, welche die bürgerlichen Rechte gegenüber den Anmaßungen der Mili⸗ tärliga verteidigen ſoll. Die letztere hat gegen dieſen Plan Stellung genommen und will nur dann die Schaf⸗ fung einer Bürgergarde zulaſſen, wenn ihr Vertrauens⸗ mann, der Oberſt Dimitriades, eine leitende Stellung in dieſem Korps erhalten ſollte. Wie verlautet, hat der Marineoffizier Typaldos, der Urheber der Meu⸗ terei, einen Selbſtmordverſuch gemacht und ſich eine lebensgefährliche Schußwunde beigebracht.— In der Nacht zum Mittwoch verhafteten Gendarmen in Kakoleſi bei Chalkis vier mit Typaldos geflüch⸗ tete Marineoffiziere, als ſie unter einem Baum ſchliefen. Es ſind jetzt alle Teilnehmer an der Revolte bis auf Typaldos ſelbſt und den nächſt ihm am meiſten tätig geweſenen Marineoffizier Domeſulica feſtgenommen worden.— Eine kurz vor Redaktionsſchluß eingelaufene Nachricht lautet: Der Rädelsführer bei der jüngſten Marinerevolte, Leutnant Typaldos, und ſein Mitver⸗ ſchwörer Dimoulis ſind in der Umgegend Athens ver⸗ haftet worden. Nunmehr ſind ſämtliche geflüchtete Offi⸗ ziere, die an der Meuterei teilgenommen haben, in den Händen der Behörden. 5 Marokko. 1 E Die Spanier beginnen jetzt bei Melilla die bereits angekündigte Zurückziehung ihrer Truppen aus den am weiteſten vorgeſchobenen Stellungen durchzuführen. Sie wollen angeblich ſich auf die Beſetzung der Halbinſel Tres Forcas ſowie der Umgegend Melillas und des Marchicas beſchränken. Wahrſcheinlich hat die Truppen⸗ zurückziehung aber einen ganz anderen Grund, wie aus folgender Meldung hervorgeht: Nach amtlichen Doku⸗ menten, die der Gouverneur von Ceuta erhielt, find ſeit Beginn des Feldzuges 2700 ſpaniſche Offiziere und Soldaten erkrankt und in die Spitäler von Melilla gebracht worden. Infolge des Unwetters der letzten Wochen kamen aber noch weitere tauſend Mann Kranke dazu. Verwundete hatten die Spa⸗ nier bisher etwa 2000, die genaue Ziffer der Toten läßt ſich jedoch nicht feſtſtellen, da dieſe ſtreng geheim gehalten wird, doch ſoll ſie über tauſend betragen.— Danach ſind die Rückzugsmaßnahmen durchaus begreiflich. E Aus Tanger erhält das„Echo de Paris“ die Nach⸗ richt, daß in Marokko unter den Stämmen das Gerücht zirkuliert, daß der von dem Sultan Mulay Hafid hin⸗ gerichtete Rhogi nicht der echte Rhogi geweſen ſei, daß der wahre Rhogi vielmehr noch lebe und eben im Begriffe ſei, eine Mahalla zu ſammeln, um den Kampf gegen Mulay Hafid aufzunehmen. 4 gerva auch dem hatt tocht 1 prüft ſich getro nach tete. nung gegat ache gelegt a hütte der l germ * Nähe Guts ihr 4 Kral 1 ein. berte Sämtl zwei 2 ** 3 Stadt geſtell. ðñporber. Außen! ten der ſich der macht, hung 1 „Zum Schützenhof“, früherer Beſitzer Adam Flößer, ging inkl. Aus Stadt und Land. * Die Rieſenunterſchlagungen bei der Mitteldeutſchen Kreditbank. In der am Mittwoch in Frankfurt abgehal⸗ tenen Sitzung des Aufſichtsrats der Mittel⸗ deutſchen Kreditbank berichtete die Direktion über die vor⸗ gekommene Veruntreuung, deren Geſamtbetrag auf 700 000 Mk. feſtgeſtellt iſt. Es wurde dabei der Auf⸗ faſſung Ausdruck gegeben, daß die erlaſſenen ſtrengen Inſtruktionen und Kontrollmaßregeln an ſich als aus⸗ reichend angeſehen werden konnten, wenn auch das jetzige Vorkommnis zu weiteren ſcharfen Maßnahmen be⸗ züglich der Kontrolle und zu Aenderungen in der inneren Organiſation Veranlaſſung gibt. Der Schaden, welcher die Bank trifft, wird nach Abzug der Verſicherungsſumme und derjenigen Werte, welche bei dem Defraudanten beſchlagnahmt worden ſind, auf 350 000 bis 400 000 Mk. geſchätzt. Die Dividende für das laufende Geſchäftsjahr, welche unter dem üblichen Vorbehalt auf 6% Prozent taxiert war, dürfte durch das Vorkommnis einen Rückgang um ½ Prozent erfahren, ohne daß jedoch die Reſerven in Anſpruch ge⸗ nommen werden. Unglücklicher Schuß. Als der landgräfliche Jagd⸗ aufſeher Müller mit ſeinem Kollegen Schreiber den Weiß binder Fleiſchmann aus Hanau, den ſie beim Wildern er⸗ tappt und verhaftet hatten, durch den Wald nach Ha⸗ nau bringen wollten, hörten ſie plötzlich hinter ſich Tritte. Müller rief den Nachkommenden an. Als Antwort fiel ein Schuß; infolgedeſſen ſchoß Müller ebenfalls, da er glaubte, daß der Schuß von einem Wilderer herrührte und ſtreckte den Nachkommenden zu Boden. Beim Nach⸗ ſehen gewahrte er, daß er den Jagdaufſeher Weber nieder— geſchoſſen hatte. Man brachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus nach Hanau. Der verhaftete Wilderer ent⸗ floh inzwiſchen. ** Mordverſuch und Selbſtmord. Eine furchtbare Bluttat ereignete ſich in der Wohnung des Muſikmeiſters Becker vom 12. Infanterie⸗Regiment in Metz. Ein Hoboitt, deſſen Name noch nicht feſtſteht, wünſchte den Muſikmeiſter zu ſprechen. Die Frau des Hauſes öffnete und führte ihn in das Zimmer ihres Gatten. Kaum hier angekommen, zog der Hoboiſt einen Revolver hervor und ſchoß auf Becker, der lebensgefährlich verletzt wurde. Darauf ſchoß er auf die Frau Beckers, die aber noch rechtzeitig flüchten konnte. Hierauf tötete ſich der Mörder ſelbſt. Die Gründe der Tat ſind noch nicht bekannt. ** Eine verhängnisvolle Automobilfahrt machte am Dienstag abend die 22 Jahre alte Drechſlerfrau Anna Kraft in Berlin. Die junge Frau beſuchte ihren Schwie— gervater, der eine Gaſtwirtſchaft betreibt. Dort verkehrt auch ein Schmiedemeiſter, der in ſeiner Werkſtatt auf dem Hofe des Grundſtücks Automobile baut. Der Gaſtwirt hatte nichts dagegen, daß ſeine Frau und ſeine Schwieger⸗ tochter mit dem Meiſter in einem Wagen, der noch ge— prüft werden ſollte, eine Fahrt machten. Man verſpätete ſich aber, weil man in einer Wirtſchaft noch Bekannte getroffen hatte. Jetzt traute ſich Frau Kraft nicht mehr nach Hauſe, weil ſie Vorwürfe von ihrem Manne fürch⸗ tete. Erſt morgens früh ſchlich ſie ſich in ihre Woh⸗ nung ein und verſteckte ſich, bis ihr Mann zur Arbeit gegangen war. Im Laufe des Tages trank ſie dann, nachdem ſie ihr 1½ Jahre altes Töchterchen ins Bett gelegt hatte, Lyſol. Als der Mann um 6½ Uhr von der Arbeit heimkehrte, ſaß ſie tot a uf einem Stuhl. Die Frau, die mit ihrem Manne in glücklicher Ehe lebte, hätte nichts zu fürchten gehabt. Kraft macht ihr aus der harmloſen Fahrt, die ſie in Begleitung ihrer Schwie- germutter unternommen hatte, durchaus keinen Vorwurf. ** Ein ſchweres Eiſenbahnunglück hat ſich in der Nähe von Breslau zugetragen. Als die Familie des Gutsbeſitzers Kowalski aus Brzesko nach Bochnia fuhr und ihr Fuhrwerk das Bahngleis paſſierte, fuhr der von Krakau kommende Schnellzug in die Station Brochnia ein. Die Maſchine desſelben ergriff den Wagen, ſchleu⸗ derte ihn auf das Gleis und fuhr über ihn hinweg. Sämtliche Inſaſſen des Wagens, Kowalski, deſſen Frau, zwei Töchter und der Kutſcher, wurden getötet. ** Ein Automobillaſtzug für Straßenbauzwecke. Die Stadt Budapeſt hat einen Automobillaſtzug in Dienſt geſtellt, der das zum Schottern der neuen Straßen er⸗ forderliche Material in denkbar kürzeſter Zeit an die Außenbezirke der Stadt bringt, wo größtenteils die Bau⸗ ten der neuen Straßen ausgeführt werden. Bisher hat ſich der Laſtzug, der die Arbeit von 12 Pferdefuhren macht, ausgezeichnet bewährt. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In Edenſtetten(Niederbayern) gerieten zwei ber ü ch ⸗ tigte Raufbolde in Streit und bearbeiteten ſich auf offener Straße mit ihren Meſſern, bis ſie gänzlich erſchöpft und blutüberſtrömt liegen blieben. In Balz(Neumark) ſtürzte der angetrunkene Arbeiter Minkwitz aufs Geſicht und erſtickte, da er ſich nicht erheben konnte. 5 Graf Zeppelin bearbeitet zurzeit ſeine Memoiren, die im nächſten Frühjahr von einem Mitarbeiter, Dr. Hugo Eckener, herausgegeben werden ſollen. In Harthauſen in Oberbayern wurde eine junge Bauerntochter beim Viehhüten plötzlich von einem wütenden Stier angefallen und durch Horn⸗ ſtöße am Unterleib ſo ſchwer verletzt, daß ſie bald dar⸗ auf ſtarb. In Ilmenau ſchoß beim Spiel der 12 jährige Schulknabe Kleinteich ſeinen ſechsjährigen Bruder in die Bruſt. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der älteſte Rentenempfänger der Landesverſicherungs⸗ anſtalt im Königreich Sachſen, der Hausſpuler Schettler in Mülſen⸗St. Niklas, iſt im Alter von 100 Ja hren RNonaten geſtorben. Der Trabrennſtall des Grafen Tatiſchtſchew auf ſeiner großen Beſitzung Otſcheretnui(Rußland) iſt bis auf die Grundmauern niedergebrannt. 108 Rennpferde ſind in den Flammen umgekommen. 5 Aus Nah und Fern. Weinheim, 5. Nov. Der bisherige ärztliche Leiter des Krankenzauſes Herr De. Mittelſtraß hat ſeine Kündigung eingereicht. Beſchwerden von Patienten und ihren Ange⸗ hörigen, ſowie Differenzen mit den Krankenhausſchweſtern ſpielten dabet eine große Rolle. r. Mörlenbach, 5. Nov. Feld, Wleſe und Inventar durch Verſteigerung an einen Herrn aus Frankfurt zum Preiſe von 18 000 Mk. über. — Worms, 4. Nov. Ein ſchwerer Unglücks fall ereignete ſich geſtern früh gegen 11 Uhr am Neubau des Waſſergasſchweſßwerkes. Dort waren die beiden Schloſſer Eugen Hecker und Karl Thurow auf einem etwa 8 Meter hohen Gerüſt beſchafgt. Infolge Bruches eines eiſernen Hackens, der zur Befeſtigung des Gerüſtes diente, fiel dieſes ein und beide ſtürzten zur Erde. Sie wurden ſofort ins Krankenhaus gebracht, wo Thurow— 1881 zu Wiesbaden geboren— bald ſeinen Verletzungen erlag, während Hecker ſchwer verletzt noch dort liegt. — Aus dem Weſchnitztal, 5 Nov. Ein Lang finger ließ im Gaſthofe„zur Jägersburg“ bei Weſchnitz ein Fahrrad mitgehen. Als der Eigentümer dles gewahr wurde, verfolgte er den Dieb bis nach Rimbach. Von hier aus ſetzte er die Gendarmerie in Birkenau telephoniſch von dem Diebſtahl in Kenntnis, und richtig, der Dieb wurde dorten, auf hohem Stahlroß ſitzend, abgefaßt und über Nacht im Rathauskarzer daſelbſt einquartiert. Doch, o Ironie des Schickſals: als man dem Inhaftierten am frühen Morgen den dampfenden„Mokka ſervieren“ wollte, war„das Neſt lerer.“ Der Gauner hatte eine eiſerne Stanze des Gitterfenſters abgezwengt, den Bett⸗Teppich in Riemen zerſchnitten, dieſe aneinander gebunden und ſich an ihnen aus luftiger Höhe auf„Mutter Erde“ niedergelaſſen. Heute morgen verfolgte die Poliz i mit Hilfe eines Hundes die Spur des Fahrrad⸗ Marders, leider aber vergebens. Das Fahrrad konnte ſeinem Eigentümer wieder zugeſtellt werden. — Wald-Michelbach, 4. Nov. Ein bedauerlicher Unfall ereignete ſich hier am 31. Okt. in der Fabrik der Firma Koch u. Co. von Wandsbeck⸗Hamburg. Verſchiedene Arbeiter beſchäftigten ſich mit dem Abheben eines zirka 6— 7 Zentner ſchweren Zylinders einer im Fabtikraum aufge⸗ ſtellten Filtermaſchine, der defekt war und zur Reparatur kommen ſollte. Der Zylinder kam ins Rutſchen und traf dabei den Schloſſer Frtedrich Preis von Wald⸗Michelbach ſo unglücklich, daß der Tod nach eirer Stunde eintrat. Preis iſt verheiratet. »Darmſtadt, 4. Nov. Die verunglückten Ingenieure der Frankfarter Adlerwerke waren mit dem Auto TJ 2332 mit der Abſicht fortgefahren, eine Rekognoszierungsfahrt über die zukünftige Strecke der Prinz Heinrichfahrt zu machen. Die Tour ſollte über Darmſtadt, Mainz. Wiesbaden, Weil⸗ tung und Homburg gehen; ihr wurde hier ein frühzeitiges Ende mit Schrecken geſetzt. Dem verunglückten Monteur Schmidt, der hier im Krankenhauſe Aufnahme fand, ſoll es itzt ſoweit b ſſer gehen, daß die Aerzte, wenn keine weiteren Komplikationen eintreten, ihm wohl das Leben erhalten können. — Offenbach a. M., 5. Nov. Unter dem Verdacht, ſich im Sinne des§ 218 des Strafgeſetzbuches vergangen zu haben, wurde der 26jährige Geſchaͤftsführer einer Fi ma in der Ludwigſtraße, deſſen Name vorläufig noch nicht genannt wird, verhaftet. Eine 17jährige Arbeiterin, mit der er nähere Beziehungen hatte, wurde ſchon vor einigen Tagen feſtgenommen. Der Geſchäftsführer befand ſich in den letzten Tagen auf einer Geſchäftsreiſe in Ungarn und konnte deshalb erſt geſtern verhaftzt werden, da die Polizei während ſeiner Abweſenheit eine Durchſuchung der Wohnung vornahm, die viel belaſten des Material ergab. — Frankfurt a. M., 5. Nov. In einer Mitglieder⸗ verſammlung des Heddernheimer Fußballklubs ſpielte das Vereinsmitglied Eduard Genz aus Eſchersheim mit einem Revolver, der ſich entlud und den 38jährigen Karl Rübſamen in die Bruſt traf. Ruͤbſamen ſtarb kurz darauf. — Darmſtadt, 355 November. Die amtlichen Ermittelungen über das Automobilunglück bei Darm⸗ ſtadt ſind noch nicht völlig abgeſchloſſen, wenn auch das Zugperſonal ſowie ſonſtige Augenzeugen verhört werden konnten und die Vernehmung des einzigen Ueberlebenden, des im Krankenhauſe darniederliegenden Monteurs Schmidt, möglich war. Er hatte im Augenblick der Ka⸗ taſtropyhe die Steuerung des Automobils, und es iſt feſt⸗ geſtellt, daß deſſen Fahrgeſchwindigkeit etwa 70 Kilo⸗ meter geweſen iſt. Da von dem Lokomotivführer in rich⸗ tiger Erkenntnis der Gefahr zeitig Warnungsſignale mit Läutewerk und Dampfpfeife gegeben, auch alle Brems- vorrichtungen angewandt wurden, kann für ein Straf⸗ verfahren wegen fahrläſſiger Tötung und wegen fahr— läſſiger Gefährdung eines Eiſenbahntransportes nach Lage des Falles nur Monteur Schmidt in Betracht kommen. Er befindet ſich außer Lebensgefahr. zeugte ſich jedesmal, daß ntemand da war, der ihrer Hilfe bedurfte. Als jüngſt nachts, nachdem die Frau zweimal ihr Bett verlaſſen hatte, das drittemal geſchellt wurde, dachte die Hebamme,„ihr ſollt mich nicht noch das drittemal foppen“. Am andern Tage erfuhr die Frau zu ihrem Verdruß, daß es bei dem dritten Schellen in der Nacht ernſt geweſen war. Sie klagte der Polizei ihr Leid, und am Abend bezogen in aller Stille zwei Beamte mit zwei Polizeihunden die Toreinfahrt eines dem Tatort gegenüberliegenden Hauſes. Luſtig und ver⸗ gnügt kamen bald drei Studios die Straße herunter und ſetzten, anſcheinend ſchon in dem Geſchäft geübt, die Schelle in Bewegung, um dann Reißaus zu nehmen. Aber die Uebeltäter kamen nicht weit. Wie der Wind flogen die beiden Polizeihunde ihnen nach, und wie die Mauern ſtanden die jungen Leute, von den Hunden ſo lange feſtgehalten, bis die Beamten zur Stelle waren, die Perſonalien feſtzuſtellen und in aller Ruhe freundlich „Gute Nacht“ wünſchten. Die Hebamme iſt ſeitdem ohne Urſache in ihrer Nachtruhe nicht mehr geſtört worden. l — Frankfurt, 3. November. Der 42jährige Zimmer⸗ mann Theodor Jäger, der am 14. September in Frank⸗ furt wegen Nahrungsſorgen ſeine 26jährige Frau er⸗ ſchoß und ſeinen 2½ jährigen Sohn ſo ſchwer verwun⸗ dete, daß er bald darauf ſtarb, hat im Frankfurter Unterſuchungsgefängnis dadurch Selbſtmord ver⸗ übt, daß er ſich, als er dem Arzt zur Unterſuchüng vorgeführt werden ſollte, über ein Treppenge⸗ länder 15 Meter tief hinabſtürzte. Er blieb mit zerſchmettertem Schädel tot liegen. Die Gefängnisver⸗ waltung hegte ſchon längere Zeit die Befürchtung, daß Jäger Selbſtmord begehen würde, und hatte deshalb Sorge getragen, daß ſtets mehrere Gefangene in ſeiner Zelle untergebracht wurden. — Kaſſel, 3. November. Ein Bankdiebſtahl, der kürzlich in Kaſſel verübt wurde, iſt jetzt aufgeklärt. Aus einer Bank verſchwanden nach und nach mehrere Hypothekeninſtrumente. Die Diebſtähle waren unerklär⸗ lich, auf niemanden fiel ein Verdacht. Die geſtohlenen Hypothekenbriefe wurden geſperrt. Bald darauf kam einer in einem Berliner Bankgeſchäft zum Vorſchein. Er wurde hier für 1700 Mark verkauft. Die Kriminalpo⸗ lizei ermittelte nach der Beſchreibung, daß der Ver⸗ käufer ein Buchbinder aus einer Druckerei war, der dort aber ſeit dem Verkauf des Briefes nicht mehr arbeitete. Man fand ihn in der Perſon des Buchbinders Karl Köhler in ſeiner Wohnung in der Gormann-Straße. Geld beſaß er nicht, wohl aber ein Sparkaſſenbuch über 600 Mark, das er am Tage nach dem Verkauf des Hypotheken⸗ briefes angelegt hatte. In ſeiner Wohnung entdeckte man auch Briefe, die von dem Bankangeſtellten Hans Eisner aus Kaſſel herrührten. Es ergab ſich nun, daß Eisner die Hypothekeninſtrumente geſtohlen und je⸗ desmal nach Berlin gebracht und dem Köhler übergeben hatte. Jeden Samstag nach Geſchäftsſchluß war er ab⸗ gefahren und Montags wieder pünktlich im Dienſt ge⸗ weſen. Köhler, der zunächſt leugnete, wurde auf der Bank beſtimmt erkannt und ebenſo, wie Eisner, verhaftet. — Stuttgart, 5. November. Der letzte männliche Nachkomme Gutenbergs, des Erfinders der Buchdrucker⸗ kunſt, Exzellenz General der Artillerie und Generalad⸗ jutant des Königs von Württemberg, Freiherr Heinrich von Molsberg, Eigentümer der Langenau bei Ginsheim, iſt in Stuttgart verſchieden. Ihn betrauert mit ſeinen Anverwandten ſeine treue Gattin, mit der er vor wenigen Jahren das Feſt der goldenen Hochzeit feiern konnte. Die Verwandtſchaft beruht darauf, daß eine Baſe Guten⸗ bergs einen Herrn von Molsberg heiratete, dem ſie die bei Ginsheim gelegene Rheininſel zubrachte, die jetzt noch im Beſitz der Familie iſt. Bei der Gutenbergfeier im Jahre 1900 war Freiherr v. Molsberg mit ſeiner Fa⸗ milie auf Grund dieſer verwandtſchaftlichen Beziehungen von der Stadt Mainz zum Feſte geladen worden. Marktbericht. — Seckenheim, 3. Nov. Der geſtrige Schweinemarkt war mit 58 Stück Milchſchweinen befahren, welche zum Preiſe von 22—27 Mark pro Paar verkauft wurden. 0 Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim. Katholiſche Gemeinde Fürth. 5 Sonntag: Früh ½7 Uhr Beichtgelegenheit. a ½8 uhr Früßmeſſe. 1/10 Uhr Hochamt. 5 Nach demſelben Chriſtenl'hre für die Filialisten. Nachm. ½2 Uhr Chriſtenlehre und Andacht. ½5 Uhr geſtiſtete Andacht für die armen Seelen. Die Collekte am nächſten Sonntag iſt fuͤr den Martinus- „ Gießen, 5. November. Bei einer Hebamme in Gießen wurde nachts öfter geſchellt. 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