Diernheimer Zeitung. Erſcheint breimal wöchentlich Nenſtags, Dennerſtags u. Samſtags mit den Beibagen: Bezugspreis: 30 Pf. monatzich einfchkießl. Erägerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim— lnzeiger Viernheimer Nachrichten. der Großherzoglichen Fürgermeiſterei Viernheim. derbveitetſte und geleſenſte Zeitung in Diernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions ⸗ Organ. Telephon⸗Nuf 20. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗fſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. dienſtag, den Ia. Dezembe r 1909. gegen Preußen. Preußen ſtößt zum erſten Male ſeit Beſtehen des Reiches auf entſchiedenen Widerſtand einiger Einzelſtaaten. Den Streitpunkt bilden die Schiffahrts⸗Abgaben auf den großen Strömen. Preußen will bekanntlich unter dem Einſluſſe der Konſervativen Schiffahrts⸗Abgaben auf den Strömen einführen. In der Reichsverfaſſung iſt den Ein⸗ zelſtaaten ausdrücklich beſtäitgt worden, daß die Schiff⸗ fahrt auf den Strömen, den natürlichen Waſſerſtraßen, abgabenfrei ſein ſoll. Aber die Konſervativen, denen die Entwickelung des Verkehrs ein Dorn im Auge iſt, verlangen die Einführungen ſolcher Abgaben, und da hat die Regierung nachgegeben. Die an den Oberläufen der Ströme intereſſierten Einzelſtaaten aber ſetzen ſich zur Wehr. Bayern hat ſeinen Widerſpruch freilich ſchon lange aufgegeben. Man hat zur Beruhigung der Bayern die Main⸗Kanaliſierung vereinbart und dadurch für Bayern die Möglichkeit eröffnet, durch einen Kanal von der Donau bis zum Main eine Waſſerverbindung von Oeſter⸗ reich bis zur Nordſee zu ſchaffen. Dadurch iſt Bayern beruhigt worden. Aber Baden und Sachſen waren nicht zu beſänftigen. Nach längerer Ruhe haben beide jetzt Denkſchriften gegen dieſe preußiſchen Pläne veröffent⸗ licht, die an ſtrenger Entſchiedenheit nichts zu wünſchen übrig laſſen. f Nach dem Buchſtaben des geſchriebenen Rechtes liegt die Sache ſehr einfach: Der Aritekel 54 der Reichsver⸗ ſaſſung unterſagt ausdrücklich die Einführung ſolcher Schiffahrts⸗Abgaben auf den Strömen. Preußen erhielt mit der Schaffung des Reiches das Uebergewicht im Reiche. Preußen beherrſcht den Unterlauf ſä mtlicher großen Ströme vom Rhein bis zur Weichſel. Durch dieſen Artikel 54 wollte man die Einzelſtaaten vor einer Belaſtung des ſo ſehr wichtigen Schiffahrts⸗Verkehr mit dem Meere durch preußiſche Abgaben ſichern. Daß dieſer Paragraph ſich nur auf unausgebaute Ströme beziehen ſollte, wie heute preußiſcherſeits behauptet wird, iſt kaum anzunehmen. Berühmte Rechtsgelehrte haben ſich ent— ſchieden für die gegenteilige Auffaſſung ausgeſprochen. Praktiſch aber ſieht die Frage für Preußen günſtiger aus. Preußen hat, allerdings meiſtens nicht im Schiff⸗ fahrtsintereſſe, ſondern zur Abwehr von Ueberſchwem— mungen, große Verbeſſerungen der Flußläufe vorge— nommen, wodurch es möglich geworden iſt, daß ſehr viel größere Schiffe die Flußläufe befahren können, als früher möglich war. Wenn man von den Schiffen, die früher dieſe Ströme nicht befahren konnten, Abgaben erhebt, dann iſt das an ſich nicht direkt ungerechtfertigt. Denn die Abgaben werden ungünſtigſtenfalls nur einen ganz kleinen Teil der Vorteile wegnehmen, die dieſe Ver- kehrserleichterung mit ſich bringt. Preußen hat außer⸗ dem betont, es werde die Erträgniſſe dieſer Abgaben für den weiteren Ausbau der Waſſerſtraßen verwenden. gelbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 410(Nachdruck verboten.) Als das Brautpaar vor ihr geſtanden und um ihren Segen gebeten hatte, war über ſie wieder der Glaube an eine ſonnen⸗ helle Zukunft Ettas gekommen. Sie bat dem ſchönen Offizier im Stillen manchen Argwohn ab. Jetzt konnte man Liebenau auch unmöglich einen Egoiſten nennen. Er that mit Vergnügen alles, was Etta nur als Wunſch in den Augen ſtand. Jetzt gab es auch bei den Brautleuten nur einen Willen. Wenn dieſes äußerlich ſo bevorzugte Paar auf der Straße, im Dampfboot, an irgend einem Vergnügungsort erſchien, ſo wendeten ſich unwillkürlich aller Blicke ihm zu. Nicht nur, weil man wirklich ſchöne Menſchen ſelten genug ſieht, ſondern, weil über Gang, Haltung, über den Ausdruck der Züge der beiden ein Liebeszauberſchein gebreitet lag, der noch ganz anders feſſelte, als die herrlichen Geſtalten es thaten. Für Etta wenigſteus gab es auf der Welt nur noch einen Menſchen: Buſſo Liebenau. Frau von Kroſinsky nahm alſo Ettas Wahl wie ein zwingen⸗ des Muß hin. Sie ſah ſich von dem Bunde der Liebenden völlig ausgeſchloſſen, und ſie konnte es nicht einmal zu eiferſüchtigem und bitterem Fühlen bringen. Denn wer könnte auf die Dauer der Verkörperung von Jugend und Freude widerſtehen? Eine ihr völlig unerwartet kommende Botſchaft ſchreckte Etta aus ihrer Glücksverſunkenheit jählings empor. Doktor Bruno Stein hatte ſie zu ſeiner Univerſal⸗Erbin eingeſetzt! Die hierauf bezügliche Stelle des Teſtaments lautete: „Meine ſicher angelegten Papiere,(folgte das Verzeichnis derſelben) mein Haus in G. und die„Villa Henrietta“ fallen Fräulein Henrietta von Kroſinsky zu. Schon als Fräulein von Kroſinsky im Mai die Weihe meiner Villa vollzog, habe ich den wohlerwogenen Eutſchluß gefaßt, ihr im Falle meines Ablebens meine ſämtlichen Liegenſchaften teſtamentariſch zu vermachen. Ich, der ich den Prozeß Negendang geführt und für die ſiusko ſchen Damen gewonnen habe, fühle mich bewogen, üb Es brauchten die Ausſichten dieſer Pläne nicht ſehr ungünſtig zu ſein, wenn nicht eben wieder Preußen dahinterſtände. Den Ausſchlag in der preußiſchen Ge— ſetzgebung ſowohl als auch in der Verwaltung geben die Konſervativen. Dieſen traut niemand auch nur das geringſte Wohlwollen für Handel und Verkehr zu, wohl aber erwartet man von der großen Mehrheit von ihnen jede Maßnahme, die die Entwicklung Deutſchlands zum Induſtrieſtaat zu hemmen vermöchte. Iſt erſt einmal der Rubikon überſchritten, hat Preußen erſt den erſten Anfang mit den Schiffahrtsabgaben machen können, dann gibt es kein Halten mehr, dann wird Preußen den Schiffahrtsverkehr erſchweren, ſo ſtark es nur irgend mög⸗ lich iſt, ſo fürchtet man in den beteiligten Kreiſen. Der Schiffahrtsverkehr hat aber allmählich eine ſo weitge- hende Bedeutung für unſere Induſtrie erlangt, daß ſeine Schädigung eine Schädigung der Induſtrie und aller von ihr abhängigen Kreiſe bedeuten muß. Es iſt nicht über⸗ trieben, wenn die badiſche Denkſchrift ſagt: Die Wiedereinführung der Befahrungsabgaben würde die Induſtrie an den Unterläufen der Ströme, die ohnehin durch die Nähe der Seehäfen im Ausfuhr⸗ verkehr und beim Bezuge von Roh- und Hilfsſtoffen aus dem Auslande große natürliche Vorzüge genießt, im Wettbewerbe mit der Induſtrie an den mittleren und oberen Läufen weiter begünſtigen und künſtliche Ver⸗ ſchiebungen der Produktions- und Abſaßbedingungen herbeiführen, die für ganze Gruppen binnenländiſcher Unternehmungen verderblich wirken können. Wie die Kämpfe auslaufen werden, ſteht noch dahin. Jedenſalls wird durch dieſe energiſche Haltung Badens und Sachſens die Entſcheidung auf längere Zeit hinaus⸗ geſchoben werden. 1 8 5 Abg. Gröber über die innere Politik. Nachdem ſich am erſten Tage der Generalausſprache zum Etat Abg. Frhr. v. Hertling im Namen des Cen- trums über die großen Geſichtspunkte der inneren Poli⸗ tik ſowie zur Auslandspolitik ausgeſprochen hatte, kam am Samstag Abg. Gröber zum Wort. In einer langen, vielbeachteten Rede würdigte er die innere Politik von den verſchiedenſten Geſichtspunkten. Man leſe: Abg. Gröber(Ctr.): Es wird, allgemein als ein Uebelſtand empfunden, daß die verbündeten Regierungen die Entſchließungen des Bundesrats auf die Beſchlüſſe des Reichstages ſo lange zurückhalten.(Sehr richtig!) Das ſollte doch nicht geſchehen! Man kennt ſie nicht und bringt infolgedeſſen all die Initiativanträge genau ſo wieder ein, die vielleicht ſchon überholt ſind oder ſonſt ein anderes Geſicht erhalten würden. Das Centrum hat einen Antrag für die allgemeine Behandlung des Etats eingebracht, einen„Sparſamkeitsantrag gewiſſer⸗ maßen. Ich freue mich, daß die Nationalliberalen uns darin gefolgt ſind; ſo hat der Antrag mehr Ausſicht. Das Centrum tritt überbaupt mit einem reichen Arbeits- Negendang.“ Rechtsanwalt Stein hatte keine Verwandten beſeſſen. Niemand war berechtigt, den in tadellos klarer Weiſe, ohne jeden Formfehler abgefaßten, letzten Willen anzugreifen. Die Stadt G. mochte immerhin noch froh ſein, ihren Wohlthätigkeitsanſtalten bedeutende Legate zugeſichert zu ſehen. Ebenſo war auch der Sekonde⸗Leutnant Buſſo von Liebenau mit einem Legat von fünfzehutauſend Mark bedacht worden. „Um Gotteswillen, befreie mich von dieſem Gelde! Wie könnte ich im Beſitz dieſer Erbſchaft auch nur einen Tag ruhig ſeinl. Bruno Stein war von Sinnen, als er dieſes entſetzliche Teſtament niederſchrieb!“ Etta ſprach dieſe Worte flehend, zu Tode erſchrocken, zu ihrem Verlobten, der ſehr gleichmütig dreinſchaute. „Aber Kind, wozu die ganz unnötige Angſt?“ ſprach er, ſie mit einer Liebkoſung beſchwichtigend. Er hütete ſich, ihr zu antworten: „Mein liebes Herz, das habe ich ja längſt gewußtl“ Er ließ es ſich nur angelegen ſein, die Aufgeregte zu be⸗ ruhigen. „Vorerſt keine Angſt, kleine Hetty“, redete er ihr zu.„Es iſt nicht ſo ſchlimm damit, als Du denkſt. Ich ſagte es Dir ja ſchon früher. Stein ſchädigt keinen Menſchen durch ſeine Ver⸗ fügung. Er giebt aber dem Mädchen, das er liebte, die Stellung im Leben, welche ſie als ſeine Gattin beſeſſen hätte. Willſt Du ihn darum tadeln? Wenn Du nun Steins Frau geworden wäreſt, gehörte Dir dann weniger, was Dir heute durch Rechtsſpruch zufällt? Glaube mir: auch Fürſtlichkeiten ſcheuen ſich nich, von Fremden ererbtes Geld anzunehmen. Dir aber ſtand der Rechts⸗ anwalt nahe.“ „Eben deshalb!“ beharrte ſie.„Als Steins Frau wären auch mir Pflichten geworden. Ich will mich dieſes Geldes entledigen, das dennoch nicht die Liebe gegeben hat! Denn Bruno Steins 780 U ine. Drab Ache aud mein Vermögen ganz ebenſo zu beſtimmen, wie Herr Arnold 25. Jahrgang. ———— penſum an den Reichstag heran. Redner beſpricht den Inhalt der diesjährigen Initiativanträge des Centrums betr. die größere Beteiligung des Handwerks an den Submiſſionen, die Verantwoortlichkeit des Reichskanzlers, den Ausſchluß auch der Preſſe bei Ausſchluß der Oeffentlichkeit in Gerichtsverhand⸗ lungen uſw. Die Erklärung des deutſchen Botſchafters in den Vereinigten Staaten, Grafen Bernſtorff, über die Pangermaniſten war durchaus dankenswert. Wenn in einer Zeitung die Annexion Marokkos, Aegyptens bis herauf nach Perſien gefordert wird(Hört, hört!), ſo darf unſer Botſchafter doch wohl ſagen, daß dieſe Leute im deut⸗ ſchen Parlament keine Vertretung haben. Auch Patrio⸗ ten dürfen nicht Phantaſien entwickeln, die vielleicht pa⸗ triotiſch gemeint ſind, die aber doch zu unpatriotiſchen Er⸗ folgen führen können.(Sehr wahr! i. Ctr. und links.) Herr Baſſermann will das Ruder des Staatsſchiffs nur etwas nach links drehen, Herr Wiemer will liberalen Kurs; wer von beiden hat nun recht?(Abg. Schrader: Das iſt ganz egal! Heiterkeit, Beifall links.) Nach dem Wunſche des verfloſſenen Reichskanzlers ſollte das Cen⸗ trum auch noch bei der Finanzreform ausgeſchaltet wer⸗ den. Dieſer Wunſch war wohl der größte Fehler des Fürſten Bülow. Nun ſind wir über dieſe Zeit hinaus in einer anderen Situation. Die Nationalliberalen haben ſich mit den Sozialdemokraten gegen uns verbündet, nicht bloß in Baden. Formell hat ſich Herr Baſſermann wohl gegen den Großblock erklärt. Tatſächlich möchte er ihn aber in allen Bundesſtaaten einführen. Die nationalliberale Partei iſt ihrer ganzen Geſchichte nach kulturkämpferiſch. Die Aeußerungen Baſſermanns ſind ſymptomatiſch für die ganze Partei. Darum weiſen wir beſonders darauf hin. Redner charakteriſtiert dann treffend den evangeliſchen Bund durch Zitate aus ſeinen Schriften. Der Liberalis⸗ mus und der evangeliſche Bund ſind ſicherlich nicht von Wohlwollen gegen die katholiſche Konfeffion erfüllt. Die antikatholiſche Agitation wird in Sachſen ſchon in den Schulen getrieben. Ein von einem Seminardirektor her⸗ ausgegebenes pädagogiſches Fachblatt hat für die 14. zährigen Schüler eine Lehrprobe herausgegeben, von der die„Kölniſche Zeitung“ ſchrieb: Eine ſolche Pädagogik richte ſich ſelbſt; ein ſolcher Erzieher könne in den Herzen ſeiner Schüler nur Unheil anrichten. Nun, wer ſo Wind ſäet, der wird Sturm ernten.(Beifall i. Etr.) Da darf man ſich nicht wundern, daß Sachſen in der Intoleranz allen voran iſt. Redner behandelt ſodann in Erwiderung auf Scheidemann den Ferrerprozeß. Künſtler und Dichter, den Goethehund nicht zu vergeſſen, vorurteilsloſe Profeſſoren, Staatsbeamte und Lehrer haben ſich unge⸗ heuer aufgeregt. Wie ſticht davon ab die Behandlung der Lehrer in Kattowitz, die von ihrem Staatsrecht Gebrauch gemacht haben und für eine Kandidatenliſte nicht ſtimmten, in der auch einer war, der ſich hervor⸗ ragend an dem Ferrer-Rummel beteiligt hatte!(Hört, hört!) Die Entrüſtung iſt ins Lächerliche übergeſchlagen. Cs iſt nicht wahr, daß der Anarchist Ferrer wegen ſeiner Geſinnung verurteilt worden iſt, ſondern wegen feiner Taten. Was dieſem Manne zuzutrauen war, das zeigt ein Plakat, das in den Schulen des Ferrer aufgehängt war, das direkt revolutionär war. Ich möchte ſehen, ob in Preußen eine derartige Schule auch nur eine Woche lang geduldet würde! Harden, den Sie gewiß nicht im Verdacht ultramontaner Geſinnunga haben werden(Rufe: Jetzt, nach Kenntnis ſeines letzten Willens, iſt mir ſein Handeln klar. Er hat mir Dich gewiſſermaßen in die Hände geſpielt.“ „Nun, und wenn ſchon, kleine Hetty... 2 Dankſt Du ihm das nicht?“ fragte er, ſie mit ſeinen Blicken liebkoſend. „Er wagt Strafe und Unglück zu nennen, was mein ganzes Glück ausmacht“, ſagte ſie trotzig.„Das macht mir ſein elendes Gold vollends verhaßt. Und dann: ich hätte Dich doch gefunden! Aus ſeinen Händen Dich empfangen zu haben, gleichſam auch als Geſchenk, wie dieſe Erbſchaft— es iſt meinem Stolz ein unerträglicher Gedanke. Du mußt das empfinden wie ich.“ „Erlaube, meine ſüße Romantik“; ein kleines Spottlächeln zuckte über ſeine beweglichen Züge,„erlaube, daß ich mich zu einer etwas weniger ſubtilen Auffaſſung der Sachlage bekenne. Erſtens: Bruno Stein hat recht gehabt, als er in mir das Unglück Deines Lebens ſah. Ich will mich durchaus nicht beſſer machen, als ich bin.“ b „Buſſo, ich bitte Dich, davon kein Wort.“ 1 „Holdeſte, ich ſchweige ſchon“, ſagte er reſigniert.„Alſo weiter: Du ſagſt, Stein wollte Dich mit dieſer Erbſchaft mehr ſtrafen als erfreuen... Wer möchte darauf einen Eid ablegen? Meiner Ueberzeugung nach iſt Geld nun mal zum Leben not⸗ wendig. Da man es nicht ſtehlen kann, ſo darf man denen, welche es einem ungeſchmälert zukommen laſſen, ſchon eine kleine Marotte nachſehen.“ Sie ſchien die Worte wenig beachtet zu haben. „Warum biſt Du nicht der Erbe geworden?“ fragte ſie.„Aus Deiner Hand hätte ich auch dieſen Beſitz gern genommen. Er konnte ſo handeln. Ihr waret Freunde.“ „Ja!“ Er zuckte bedauernd die Achſeln. nicht ſo, Kind!“ Lachend, zärtlich⸗lauernd, neckiſch fuhr er fort: „Ob ich Dich wohl dann geheiratet hätte, meine Hetty?“ Sie ſchaute ihm freimütig ins Geſicht. „Es iſt doch mal 22 * N. 5 „Gewiß!“ ſagte ſie überzeugt.„Wie Du mich auch heiraten — . rr — 2 8 1 Na, nal), hat den Ferrer-Rummel eine unverzetihliche Leichtſertigkeit, ein deutſches Scandalum, eine geiſtige Epidemie genannt. Die Sozialdemokraten und Anarchiſten haben ehrlich geſtanden, daß es ihnen lediglich um die Propaganda für Revolution und Um⸗ ſtur z ankam. Aber die Liberalen? Wer in dieſen Ab⸗ rund von Haß und Verfolgungsſucht hineinzuſchauen elegenheit hatte, wird die Zeichen der Zeit nicht ſo harmlos beurteilen und nicht meinen, daß ſie nicht auf Neigung zum Kulturkampf ſchließen laſſen. Hochinter⸗ eſſant war es, als Herr Scheidemann den Schleier von der Sozialdemokratie ein wenig lüftete. Die Herren ge⸗ raten in Aufregung, ſobald man. an⸗ tippt, ſofort entſteht dann ein großes Gedibber. Von der Expropriation der Rieſenbetriebe ſprach Herr Scheide⸗ mann, aber Sie wollen auch die Expropriation der Klei⸗ nen, auch der Handwerker und Kleinbauern. Zuruf von den Sozialdemokraten: Die haben nichts!) Die haben wohl etwas, was man ihnen wegnehmen kann; wenn Sie davon nicht reden, tun Sie es aus Klugheit. Ferrer Beifall iſt Ihr Kulturheld, Ferrer iſt Ihr Mann.(Lebh. i. Etr. und rechts, Lärm d. Soz.) Und ſeine Schulen, das ſind Ihre Schulen, die Sie wünſchen. Hat Herr Scheidemann auch nur ein Wort des Tadels gegen die 3 8 5 147975. d rechts.) So wenig als ſeinerzeit Behel die Greuel⸗ aten e beturkenlk hat. Das Vorgehen gegen die Sozialdemokratie iſt freilich erſchwert, wenn die bürgerlichen Parteien ſich bekämpfen, wie in dieſem Som⸗ mer. Man hat beſonders dem Centrum die Exiſtenz⸗ berechtigung beſtritten und es eine konfeſſionelle Partei genannt. Außerhalb⸗des Hauſes: hier im Hauſe waren Ihnen unſere Stimmen immer ſehr angenehm. Der Vorſtand der Centrumsfraktionen hat ſich einſtimmig dahin ausgeſprochen, daß das Centrum grundſätzlich nicht als eine konfeſſionelle Partei zu betrachten iſt. Die Re⸗ gierung hat die notwendige Aufklärung über die Trag⸗ weite der neuen Steuern nicht in genügendem Maße veranlaßt. In Württemberg war behauptet worden, daß auch die Sparkaſſen bei jeder Abhebung infolge des Scheck⸗ . eine Abgabe zu entrichten haben. Das hätte ie Regierung als unrichtig entlarven müſſen. Die im neuen Tabakſteuergeſetz angeordnete Entſchädigung der Arbeiter hat furchtbar lange Zeit in Anſpruch genommen. Was wurde bisher bezahlt und was iſt noch nötig? Im Notfalle ſind wir bereit, über die vier Millionen inauszugehen. Neben den indirekten Steuern haben wirr ſtets auch direkte Steuern für die beſſer ſituierten Klaſſen verlangt. Die indirekten Steuern ganz zu be⸗ ſeitigen, läge nicht im Intereſſe der Minderbemittelten, weil ſie dann keinen Anſpruch auf politiſche Rechte er⸗ heben könnten. Auch die Sozialdemokraten in Gemeinde⸗ verwaltungen erheben ganz ruhig indirekte Steuern, wenn ſie„in der unglücklichen Lage ſind, den maßgeblichen Einfluß zu haben“.(Hört, hört!) Und in Baden iſt ſoeben einſtimmig, mit Einſchluß der ſozialde⸗ mokratiſchen Stimmen, die Forterhebung der Steu⸗ ern, auch der indirekten, beſchloſſen worden. Es iſt alſo bei Ihnen ein Unterſchied zwiſchen Theorie und Praxis. Die Nationalliberalen haben die Talonſteuer abgelehnt. Wen Herr von Heyl mit der Aufſichts⸗ ratspolitik gemeint hat, mögen die Herren unter lich ausmachen; uns gewiß nicht.(Heiterkeit.) Herr Baſ⸗ ſermann hat die nächſten Wahlen unter den Geſichtspunkt der Erbſchaftsſteuer geſtellt; nun wir werden die Kotierungsſteuer einbringen und dann werden wir ja ſehen.(Heiterkeit i. Etr. und rechts.) Herr Baſſer⸗ mann hat das Stichwort ausgegeben: Soziale Gerech⸗ tigkeit! Aber was iſt ſoziale Gerechtigkeit? Etwa die 400, Millionen indirekte Steuern, die Sie ſtatt 310 be⸗ willigen wollten? 1879 brachte Fürſt Bismarck die Schutzzollpolitik. Die Liberalen wollten nicht dar⸗ auf eingehen ohne die Ernennung mehrerer liberaler Miniſter. Bismarck war freilich ein anderer Politiker als Bülow, er ſagte: Wenn Ihr nicht wollt, dann gehe ich nicht, ſondern dann bleibe ich und ſorge dafür, daß Ihr gegangen werdet.(Heiterkeit i. Ctr. und rechts.) Auch damals hieß es: Die Induſtrie würde aufs ſchwerſte geſ ädigt, der Handel vernichtet. Und heute? Im Welt⸗ handel ſind wir zur zweiten Stelle aufgerückt. Auch damals gab es etwas a la„Antikornzollliga“. Auch die Bildung einer großen liberalen Partei ſtand im Pro⸗ gramm der Liberalen. Und das Centrum? Es hat alles, was im Kulturkampf geſchehen iſt, zur Seite gelaſſen, hat mit den Konſervativen die Schutzzollpolitik und damit die unde Wirtſchafts politik begründet.(Lebh. Beifall i. Ctr. und rechts.) Das liberale Reichstagspräſidium legte ſein Amt nieder(Heiterkeit i. Ctr.) und die Liberalen lehnten die ganze damalige Reichsfinanzreform ab, ge⸗ rade wie jetzt. Bei den nächſten Wahlen iſt dann da⸗ mals die nationalliberale Fraktion unter die Räder ge⸗ kommen. Die liberale Aera war damit zu Ende. Der Blockreichstag ſollte den Liberalen die Wege zubereiten, namentlich für liberale Handelsverträge.(Sehr richtig! und Hört, hört! i. Ctr.) Aber jetzt iſt der Blockreichs⸗ tag zu Ende und die Herren rüſten ſich ſchon jetzt auf die nächſten Wahlen. Wir werden wie ſeit 1879 die ganze liberale Wirtſchaft bekämpfen aus der Ueberzeugung, daß ſie nicht zum Wohl des Volkes dient.(Lebhafter Beifall im Centrum.) Politiſche Rundſchau. — Der Bundesrat hat in ſeiner letzten Sitzung der Vorlage über die Aenderung des Statuts der Reichs⸗ bank die Zuſtimmung erteilt. 10 Bayern und die deutſche Eiſenbahngemeinſchaft. Bei der Beratung außerordentlicher Eiſenbahnforderungen in der baheriſchen Kammer der Abgeordneten kam der Miniſter auf eine etwaige Aufhebung der bahe⸗ riſchen Eiſenbahnhoheit und auf eine Betriebs⸗ und Finanzgemeinſchaft mit den übrigen deutſchen Bun⸗ desſtaaten zu ſprechen. Er nannte die Eiſenbahngemein⸗ ſchaft ein ſchon ziemlich verbrauchtes Schlagwort und meinte, daß bei ernſtlicher Prüfung doch der Zeitpunkt, an dem Preußen in ſeinen großen Eiſenbahneinnahme⸗ fonds zu greifen geneigt ſein werde, um mit den anderen großen Bundesſtaaten zu teilen, wohl noch in weiter Ferne liege. Ueber das finanzielle Ergebnis der Güter- wagengemeinſchaft konnte der Miniſter noch keine Auskunft geben. (7) Der Etat für den Reichstag, der ſoeben aus- gegeben worden iſt, fordert 2 103 255 M.(i. V. 1997 755 Mark) an fortdauernden Ausgaben; die Einnahme beläuft ſich auf 17416 M. wie im Vorjahre. Für Diäten werden 1015 000 M. gefordert,(1908 wurden 1015 460 M., 1907 1012 840 M. an Diäten gezahlt.) Die Ausgaben für Geſchäftsbedürfniſſe, Uniformen, Reſtaurant uſw. be⸗ laufen ſich auf 617180 M. An Eintrittsgeldern ſollen 7000 M. vereinnahmt werden. 1 Der Bundesrat hat in feiner Sitzung am Frei⸗ tag der Vorlage, betr.“ die Reichserbſchaftsſteuer⸗ ſtatiſtik die Zuſtimmung erteilt. Mit der Ueberweiſung des Entwurfs einer deutſchen Arzneitaxe 1910 und des Entwurfs einer Verordnung, betreffend den Ver⸗ kehr mit Kraftfahrzeugen auf öffentlichen Wegen ———— oder Plätzen, ſowie einiger anderer Vorlagen an die zu⸗ ſtändigen Ausſchüſſe erklärte die Verſammlung ſich ein⸗ verſtanden. Zugeſtimmt wurde den Ausſchußanträgen zu den Vorlagen, betreffend die Geſchäftsbedingungen der Produktenbörſe in Mannheim für den Zeithandel in Ge⸗ treide, betreffend die Zulaſſung der Aktien der Geſell⸗ ſchaft für elektriſche Unternehmungen in Berlin zum Börſenterminhandel, und betreffend den börſenmäßigen Zeithandel in Weizen, Roggen und Hafer an der Pro⸗ duktenbörſe in Danzig. Ferner wurde über die Feſt⸗ ſetzung des Ruhegehaltes von Reichsbeamten ſowie über verſchiedene Anträge, betreffend den zollfreien Verede⸗ lungsverkehr, ſowie über Eingaben wegen Exſtattung oder Erlaß von Steuern und Abgaben Beſchluß gefaßt. 11 Zur Durchführung des Zündwarenſteuergeſetzes hat der Finanzminiſter folgende Verfügung erlaſſen: „Nach 8 15 der Ausführungsbeſtimmungen zum Zünd⸗ warenſteuergeſetz ſind nach erfolgter Abfertigung die äu⸗ ßeren Umſchließungen der Packungen mit einer von der Steuerverwaltung unentgeltlich zu liefernden roten Marke zu verſehen. Gegenüber hervorgetretenen Zwei⸗ ſeln bin ich mit dem Herrn Reichskanzler(Reichsſchatz⸗ amt) der Auffaſſung, daß dieſe roten Marken nur auf die Verſandumſchließungen(Eiſten uſw.), nicht aber auf die kleineren in den Verſandkiſten enthaltenen Packungen zu kleben ſind. Werden von den Zündholz⸗ fabriken ſelbſt kleinere Packungen im Einzelverkauf ab⸗ gegeben, ſo wird von der Anbringung der roten Marken überhaupt abgeſehen werden können. Denn die rote Marke ſoll die Steuerkontrolle nur inſofern erleichtern, als ſie die verſteuerten Zündwaren bei der Verſendun g kenn⸗ zeichnet und zugleich dem Empfänger Aufſchluß über die Verſteuerung gibt. Die Sicherung der Steuerverwal⸗ tung dem Herſteller gegenüber erfolgt nicht durch die Marken, ſondern durch die vorgeſchriebene genaue Buchführung und die im Anſchluß an dieſe Buch⸗ führung vorgenommene Abfertigun g. Trotzdem wird es ſich zur Vermeidung von Weiterungen empfehlen, den Zündholzfabriken aufzugeben, falls ſie ſich an den in die Fabriken zurückkommenden leeren Verſandumſchlie⸗ ßungen noch rote Marken befinden, dieſe vor Wiederbe⸗ nutzung der Umſchließungen zu entfernen.“ Heer und Marine. 8 Der neue„Parſeval 5“ unternahm Freitag nach⸗ mittag unter Führung von Oberleutnant Stelling eine Fahrt über Bitterfeld und Umgegend. Die Fahrt ver⸗ lief in jeder Hinſicht befriedigend. Der Ballon landete dann glatt bei der Ballonhalle. 1 Koloniales. 7 Das Komitee des deutſchen Kolonfalkongreſſes 1910 hat ſich ſoeben konſtituiert. — Ein Kameruner„Königsſohn“, der Artiſt Hans Bell, Sohn des Kameruners Königs Manga Bell, wurde vom Kölner Schöffengericht wegen Zechprellerei zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. Europäiſches Ausland. . Italten. * Sonni hat das neue Kabinett glücklich zu ſtande gebracht. Auf wie lange wohl? Frankreich. * In dem beſtändig beunruhigten franzöſiſchen Gebiet an der afrikaniſchen Elfenbeinküſte iſt die Lage äußerſt kritiſch. Seit dem letzten Februar ſollen dort im Gebiete von Bandana gegen 200 Senegalſchützen gefallen ſein. Am 20. November hatten die Franzoſen am Schluſſe eines 24 ſtündigen Gefechtes bei der Station Bonzi 20 Tote, darunter einen Eingeborenen⸗Leutnant; ein europäiſcher Leutnant und ein Sergeant wurden ſchwer verwundet. Gegenwärtig gehen die Truppen unter großen Schwierigkeiten an die Beſetzung des Gebietes weſtlich von Baule. Die Handelsſtraßen der Küſte und nach dem Innern ſind wieder mit Ausnahme derer von Ober⸗Saſſandra dem Karawanenverkehr geöffnet. Türkei. 2 Die Antwort der Kretaſchutzmächte auf die jüngſte Note der Pforte, in der eine ſofortige Lö⸗ ſung der Kretafrage als wünſchenswert bezeichnet worden iſt, iſt der Pforte jetzt zugeſtellt worden und lautet dahin, die vier Schutzmächte könnten zu ihrem Bedauern die Anſicht der ottomaniſchen Regierung nicht teilen, daß der Beginn diplomatiſcher Verhandlungen zur endgültigen Geſtaltung Kretas gegenwärtig angezeigt ſei. Die ottomaniſche Regierung brauche nicht zu zwei⸗ feln, daß, falls irgendwelche neue Verletzungen des Status quo drohen ſollten, von den vier Schutzmächten energiſche Anſtrengungen gemacht werden würden, um den Verletzungen vorzubeugen. Die Schutzmächte nähmen in bezug auf die Hoheitsrechte des Sultans auf der Inſel Kreta nach wie vor den von ihnen ſchon ſrüher feſt⸗ gelegten Standpunkt ein. Daher fänden ſie gegen⸗ wärtig keinen Grund, um Verhandlungen zu beginnen, welche eine Erregung der Gemüter ſo⸗ wohl in der Türkei als auch in anderen Staaten des Orients hervorrufen und dadurch ſtatt der dort herr⸗ ſchenden Ruhe den Frieden bedrohende Verwicklungen er⸗ zeugen könnten. Afrika. China. „ China wird anſcheinend energiſch. In der ruſ⸗ ſiſchen Hauptſtadt Petersburg verlautet nämlich, die chi⸗ neſiſche Regierung habe das ruſſiſche Communique vom 7. Oktober, die Mandſchurei betreffend, mit einer Note beantwortet, in der China ſchärfſtens gegen die Abſichten der ruſſiſchen Regierung, wie ſie in dem Communique zum Ausdruck kommen, proteſtiert. China, ſo ſoll es in der Note heißen, erkenne keinerlei adminiſtrative Rechte Rußlonds in Charbin oder ande zen mandſchuriſchen Städten an Wenn in den Protokollen von Portsmouth oder in anderen Schriftſtücken der Ausdruck Admini⸗ ſtration vorkomme, ſo ſei das für China keineswegs bindend. China proteſtiere ferner dagegen, daß das ruſ⸗ ſiſche Communique anderen Mächten früher als der chi⸗ neſiſchen Regierung ſelbſt zugeſtellt worden ſei. Zum Schluß gibt China die Abſicht kund. den Schutz fämt⸗ licher mandſchuriſchen Bahnen ſelbſt zu übernehmen. Deutſcher Reichstag. Ver Neige, fe S: Berlin, 10. Dezbr. Stag ſetzte heute die Generaldiskuſſion zu erſten Leſung des Ctats fort. Di Beſetzung den Hauſes par befriedigend Abg. Dr. Wiemer(frſ. Bp. für die linkslibergle Fraktionsgemeinſchaft): Daß der Reichskanz⸗ ler uns kein Programm vorgelegt hat, i verſtändlich: er hätte es ja ſonſt mit der neuen. verdorben. Väterliche Ermahnungen freilich hütte er uns nicht zu geven vrauchen: denn wir werden troß der Gegenfatze aus der Steuerreform mitarbeiten. Eine Parteiregie⸗ rung lehnt er ab; aber haben wir denn nicht eine kon⸗ ſervative Parteiregierung? Wann kommt in Preußen die Wahlrechtsreform 7— Reichskanzler Dr. v. Bethmann⸗ Hollweg: Dieſe letzte Frage werde ich nicht hier, ſondern im preußiſchen Landtag beantworten; dorthin gehört ſie. In der Marokkofrage ſchweben ausſichts⸗ volle Verhandlungen über alle ie auch wirt⸗ ſchaftlicher Natur. Sowohl in England als auch bei uns iſt die Regierung bemüht, freundliche Beziehungen zu pflegen. Die Verhältniſſe im Dreibund ſind zufrieden⸗ ſtellend, der Zarenbeſuch in Nacconigi hat Italiens Drei⸗ bundtreue nicht berührt.— Staatsſekretär im Auswärti⸗ gen. Amte, v. Schoen: Die Marokkofrage iſt in ein ruhigeres Fahrwaſſer gelangt, und auch die Kongofrage geht einer friedlichen Entwickekung entgegen. Proteſtieren muß ich gegen die Angriffe des alldeutſchen Verbandes gegen den deutſchen Botſchafter in den Vereinigten Staa⸗ ten, Grafen v. Bernſtorff. Abg. Scheidemann (Soz.): In der konſervativen Preſſe iſt dem König von Preußen die Geſinnungsſchufterei zugetraut worden, ſein in der Wahlreform gegebenes Wort zu brechen. Der Wort⸗ bruch gehört zu der erhabenſten Tradition der Hohen⸗ ollern. Unterſtützung findet dieſe Haltung auch bei der reer Linken. Namentlich von den Nationallibe⸗ ralen gilt das Wort: Hier Geld, hier Ware!(Unruhe im ganzen Hauſe.) Reichskanzler v. Bethmann⸗Hollweg; Ich muß Verwahrung gegen die Verunglimpfung preußiſcher Könige einlegen.(Beifall rechts.) Abg. Gamp(Rp.): Wir ſind mit dem Etat im weſentlichen einverſtanden. Insbeſondere legen wir Gewicht auf eine Verminderung des Beamtenheeres. Was die Steuerfrage angeht, ſo wird die nächſte Steuer eine Reichsvermögensſteuer fein. Abg. Fürſt Radziwill(Pole): Die Finanzreform war für uns das kleinere Uebel. In den Oſtmarken beſteht der Kulturkampf nach wie vor fort. Wir verlangen volle Gleichberechtigung, und da verlangen wir vor allem, daß nicht wieder, wie unter Bülow, Geſetze gemacht werden, die allem Recht und aller Kultur Hohn ſprechen. — Das Haus verweiſt dann die beiden Nachtragsetats an die Budgetkommiſſion und vertagt fich dann auf morgen. 5 :: Berlin, 11. Dezbr. Der Reichstag ſetzte heute die Generglbiskuſſion zur erſten Leſung des Etats fort. Abg. Liebermann von Sonnenberg(deutſch⸗ſozial, in der wirtſch. Vgg.) polemiſierte in einer Verteidigung der neuen Steuer ſehr temperamentvoll gegen die Liberalen und verlangte dann einen energiſcheren Schutz der deutſchen Intereſſen in Ma⸗ rokko Staatsſekretär b. Schoen beteuerte, 925 in dieſer Richtung alles Notwendige geſchehen werde. Abg. Grö⸗ ber(Ctr.) befürwortete dann zunächſt als erſter Red⸗ ner der„zweiten Rednergarnitur“ die Initiativanträge des Centrums, verteidigte dann den Bolſchafter Grafen Bernſtorff gegen die alldeutſchen Angriffe und kam dar⸗ auf auf den„Ruck nach links“ 10 ſprechen: Daß die Nationalliberalen mit der Soziakdemokratie liebäugel⸗ ten, ſei begreiflich; denn ſie ſei ja die eigentliche Partei des Kulturkampfes. Die Sſhiederköraten und die Anar⸗ chiſten hätten bereits verf hiedentlich eingeſtanden, daß es ihnen beim Ferrer⸗Rummel lediglich um die Propa⸗ 8 für die Revolution und Umſturz zu tun war. ie Liberalen aber haben mitgetan, lediglich um Kultur⸗ kampf zu treiben. Gegenüber der ſtändig wiederkehrenden Behauptung, daß Centrum ſei eine konfeſſionelle Partei, derweiſt Redner auf den einſtimmigen Beſchluß des Vor⸗ ſtandes der Centrumsfraktionen, daß das Centrum grund⸗ ſätzlich nicht als eine konfeſſionelle Partei zu betrach⸗ ten iſt. Zum N vergleicht Redner die politiſche Lage von 1879 mit der Gegenwart: Auch damals verſagten die Nationalliberalen bei einer Finanzreform, weil die Re⸗ gierung ihnen nicht einige liberale Miniſter zugeſtehen wollte. Auch damals glaubte man, mit einer Hetze gegen die Beſchlüſſe etwas zu erreichen. Aber bei den hſten Wahlen ſind die Nationalliberalen unter die Räder ge⸗ raten. So wird es auch dieſes Mal gehen.(Zuſtim⸗ mung im Centrum.) Abg. Heinze(att): Unſere Par⸗ tei hat ſich bei der Steuerreform an das gehalten, was der Gerechtigkeit entſpricht. Die Aeußerung des Frhrn. v. Oriola über die„Aufſichtsratspolitiker“ war gar nicht ſo gemeint, wie es von anderer Seite bingeſtellt wird. Der Vorwurf des Kulturkampfes trifft uns nicht; wir bekämpfen nicht die katholiſche Kirche, ſondern nur das Centrum. Abg. Dr. Hoeffel(Rp.): Es iſt bedauerlich, daß von alldeutſcher Seite eine franzöfiſche Gedenkfeier einwandfrei erſter Art zu Angriffen benutzt worden iſt. Die reichsländiſche Bevölkerung iſt durchaus loyal und des⸗ halb darf man wohl hoffen, daß die verſprochene Ver⸗ faſſung recht bald kommen werde. Am Montag wird die Kali⸗Interpellation beraten und dann die Etatsberatung fortgeſetzt werden. Aus Stadt und Land. * Lawinenſtürze in Oberbayern. Die Straße Wal⸗ chenſee⸗Kochel in Oberbayern iſt durch große Lawinen⸗ ſtürze bis auf weiteres geſperrt. Bei Urfeld am Walchenſee wurde ein zweiſpänniges Fuhrwerk im Schnee⸗ geſtöber von einer Lawine verſchüttet. Der Fuhrmann konnte ſich retten und eins der Pferde noch befreien. Er holte dann Hilfe von Urfeld. Als man noch daran war, das Fuhrwerk auszuſchaufeln, ſauſte eine neue mächtige Lawine zu Tal und fegte die Unter⸗ kunſtshütte weg, in der die Leute dann nach beendigter Arbeit raſten wollten. Hätten ſie weniger lange mit dem Ausſchaufeln des Fuhrwerks zu tun gehabt, ſo wären ſie verloren geweſen. Das Allgäu iſt ſo tief verſchneit, daß die Schneepflüge trotz Beſpannung mit fünf Pferden nicht mehr durchkommen. Der Verkehr mit Tirol iſt auf Tage hinaus abgeſchnitten. Im Hinter⸗ land liegt der Schnee 110 Zentimeter hoch, faſt ſo hoch wie auf der Zugſpitze, die 1½ Meter Schneehöhe hat. ** Sturm und Schnee. In ganz Nord- und Nordoſt⸗ Böhmen ſind große Verkehrsſtörungen infolge unge⸗ heuer ſtarker Schneeſtürme eingetreten. In Got⸗ tesgab wütet ein fürchterlicher Schneeſturm in unver⸗ minderter Stärke. Die Züge der Strecke Weipert'Komotau und Wieſenthal erlitten mehrſtündige Verſpätungen. In St. Joachimstal trat ein ſo heftiger Schneeſturm ein, daß der Verkehr mit dem Gebirge unterbrochen werden mußte. In Hirſchberg fielen große Schneemaſſen, nicht nur im Gebirge, ſondern auch in den Tälern. Von Karlsbad aus, das meterhoch im Schnee liegt, konnten der Schnellzug und der Perſonenzug die Endſtation Prag nicht erreichen. Die Paſſagiere mußten die ganze Nacht auf einer kleinen Station zubringen und wurden erſt am Morgen, nachdem die Strecke mit großer Mühe frei⸗ gemacht worden war, nach Prag befördert. Graf Zeppelins Befinden. Gegenüber ungünſtigen Gerüchten über das Befinden des Grafen Zeppelin erklärt die Direktion des Katharinenhoſpitals in Stutt⸗ gart, daß Graf Zeppelin am Samstag eine ſehr gute Nacht verbracht. und daß ſein Befinden ſich bedeutend gebeſſert habe. Der Traf it außer jeder Geſabe und im Schnee Fuhrmann befreien. 'och daran ine neue Tirol u Hinter⸗ t ſo hoh 11. hohe„. wyorboſt⸗ 09 de; 1 1 Got⸗ Lunber⸗ damotau dome gen. 9 urm eil u weben len, 1h 5 Von tn be ion Prat 1 Nacht * dürfte vorausſichtlich in den nächſten Tagen das Kranken- haus wieder verlaſſen. Die Befürchtungen, die ſich an das Leiden des Grafen Zeppelin, das ihn ſchon während ſeiner großen Berliner Fahrt heimgeſucht hatte, knüpften, erſcheinen danach nicht gerechtfertigt . Ein weiteres Opfer der Hamburger Brandkata⸗ ſtrophe. Im Laufe des Freitags ſtarb im Hamburger Krankenhauſe der Arbeiter Brüggmann. Somit beträgt die Zahl der Toten einſchließlich des vermißten Werk- führers achtzehn. Das Befinden zweier Schwerver⸗ letzter iſt bedenklich. Am Samstag fand die gemein⸗ ſame Beſtattung der Opfer ſtatt. Aus Südweſtdeutſchland. — Mainz, 13. Dezember. Die Stadt Mainz hat Pläne angefertigt, um das Geleiſe und die Anlage ihrer Haſenbahn, die ſchon ſeit Jahren wegen ihrer verkehrten Anlage zu lebhaften Klagen Veranlaſſung gab, vollſtän⸗ dig umzugeſtalten. Zwecks Erſtattung eines Gut⸗ achtens wurden Pläne und Zeichnungen einem Ham⸗ burger Kaidirektor vorgelegt. Dieſer kam auch und be— ſichtigte die Geleiſeanlage. Mit Her- und Rückfahrt nach Hamburg war die Dauer ſeines Mainzer Aufenthalts 4 Tage. Nun traf dieſer Tage das 10 bis 12 Seiten lange Gutachten des Kaidirektors ein und ſeine Liqui⸗ dation. Gutachten und Liquidation wurden dem ſtädtiſchen Bauausſchuß vorgelegt; die Bauausſchußmitglieder ſollen über die Höhe der Rechnung derart in Schrecken verſetzt worden ſein, daß ſie beinahe von ihren Stühlen fielen. Der Hamburger Kaidirektor, welcher ein Jahresgehalt von 12 000 Mark bezieht, berechnet für ſein Gutachten mur 6000 Mark! Der Bauausſchuß beſchloß, dieſe un⸗ geheuerliche Forderung unter keiner Bedingung zu be⸗ willigen. Das weitere bleibt abzuwarten! — Neuſtadt a. d. H., 13. Dezember. Verſchiedene An⸗ zeichen ſprechen dafür, daß es in Neuſtadt demnächſt zu einem Fleiſchkrieg kommen wird. Tag für Tag finden bereits Vorpoſtengefechte ſtatt, die ſich in den Tageszeitungen abſpielen, wo man durch Dutzende von Zuſchriften aus dem Publikum den Metzgermeiſtern hart zuſetzt. Die Metzgerinnung hat ſich bereits wiederholt zu verteidigen verſucht, aber die für die hohen Fleiſch⸗ preiſe ins Feld geführten Gründe werden vom Publikum nicht anerkannt, ſo daß es immer wieder aufs neue Vorwürfe hagelt. Jetzt iſt der Fall eingetreten, daß es zwiſchen dem Viehhändler Iſaak Mayer und den Metzgern wegen der Viehpreiſe zu einer Diffe- renz kam. Kurz entſchloſſen ließ nun Mayer an einem Tage 5 Kälber ſchlachten und öffentlich aushauen und zwar das Pfund zu 65 Pfg., während das Kalbfleiſch ſonſt 86 Pfg. koſtet. Natürlich war der Andrang des Publikums ſo groß, daß binnen wenigen Stunden der ganze Vorrat zu Ende war. Vielleicht kommt es wieder ſo weit, wie vor Jahren, wo ein auswärtiger Metzger auf dem Neuſtädter Wochenmarkt billigeres Fleiſch ver⸗ kaufte, was zur Folge hatte, daß die Innung ebenfalls einen Stand aufſchlug und noch billiger verkaufte. — Biebrich, 13. Dezember. Eine techniſch in⸗ tereſſante Arbeit iſt dieſer Tage in Biebrich am Rheinufer bei der Rheinhütte an der Stelle, wo der Auslaßkanal in den Rhein einmündet, ausgeführt worden. Es handelt ſich um die Verſenkung des 138 Meter langen und 55 Zentimeter im Lichten weiten eiſernen Ausmündungsrohres, das mit einer geſamten Abſenkungs⸗ tiefe von 7,5 Metern in die Rheinſohle gebettet wurde. Um dieſe ſchwierige Arbeit ausführen zu können, mußte vorher eine Rinne in der Sohle des Rheinſtromes mit⸗ tels Felſenbrecher, Taucherglocke, Naß⸗ und Greifbagger hergeſtellt werden. Sodann wurden mittels ſchwimmender Ramme die Pfähle für das Verſenkungsgerüſt gerammt und die Verſenkbrücke in der Neigung, die für das Rohr in der Flußſohle vorgeſchrieben war, hergeſtellt. Auf dieſem Gerüſt wurden die einzelnen Teile des Rohres miteinander verbunden. Das Rohr wurde ſodann mittels Lokomotivwinden herabgelaſſen. Die Verſenkung, die glücklich von ſtatten ging, begann um 4 Uhr nachmit⸗ tags und war abends 8½ Uhr beendet. Die Rinne, in der das Rohr liegt, wurde ſodann verfüllt. 5 — Mannheim, 13. Dez. Geſtorben iſt im Allg. Krankenhaus der 42 Jahre alte verheiratete Bohrer Friedrich Ritzmann, welcher ſich am 2. Dezember nach einem miß- lungenen Mordverſuche auf ſeine Frau und deren Mutter eine Kugel in den Kopf jagte. Der Verſtorbene hinterläßt eine Frau und ſieben unmündige Kinder.— Der Mannheimer Stadtrat beſchloß die Elnführung des Einheits-Gaspreiſes. — Fendenheim, 13. Dez. Am Freitag Nachmittag 4 Uhr iſt das zwei Jahre alte Madchen Lina, Tochter des Schloſſers Fritz dahier, im Bett verbrannt. Das Kind war allein zuhauſe, die Mutter war abweſend und hatte die Wohnung abgeſchloſſen. Als Nachbarsleute auf das Jammern des Kindes aufmerkſam wurden, konnten ſie nur durch ein Fenſter, das ſie eindrückten, in die Wohnung gelangen. Das Kind iſt ſchwer verletzt, es ſcheint auch Rauchvergiftung erlitten zu haben. Das Feuer war noch nicht recht zum Ausbruch gekommen. —+ Darmſtadt, 13. Dez. Die hieſige Staatsanwalt⸗ ſchaft hat einen Steckbrief gegen den Schirmflicker und Scherenſchleifer Joh. Hilbert erlaſſen. Die Ehefrau Hilbert ſoll dieſem kürzlich Mord und Kirchen raub vorgeworfen haben. Den Mord ſoll er in der Nacht vom 6. auf den 7. Auguſt 1906 zwiſchen Seligenſtadt und Zellhauſen an der 12jährigen Frieda Weih und den Raub in einer Kapelle in Baden ver⸗ übt haben.. — Darmſtadt, 13. Dez. Der bekannte Karlsruher „Katholikenfreund“, Prof. Dr. Böthlingk hat wieder einmal die Zeit für gekommen erachtet, eine Rede zu tun. Im Akademiſchen Bismarck⸗Bund in Darmſtadt ſprach er über „Spaniſche Prieſterherrſchaft in deutſchen Landen“. Der Abend ſoll recht gut beſucht geweſen ſein,„und es war natürlich, daß die an die jüngſten Vorgänge(Ferrer 71) anknupfenden Ausführungen bei der namentlich aus Studierenden beſtehen den Zuhörerſchaft viel Zuſtimmung() fanden“— ſo ſchreibt der„Darmſt. Tägl. Anz.“.— Was wurde der alte Bismarck für Augen gemacht haben, wenn er dieſer Veranſtaltung in einem Bunde, wozu er ſeinen Namen hergeben muß, hätte lauſchen können! U Heilbronn, 18. Dez. Der Schutzmann als Milch- faͤlſcher! Das Schwurgericht verhandelte in den letzten fünf Tagen gegen den früheren Schumann Janns, der angeklagt war, als Milchkontrolleur die von ihm unterſuchte Milch durch Waſſerzuſatz gefälſcht und in den daraus entſpringenden Gerichtsverhandlungen Meineide geleiſtet zu haben. bezog für die Milchkontrolle der von ihm zur Anzeige ge⸗ brachten Fälle Diäten. Janns wurde in elf Fällen für ſchuldig erkannt, die Milch durch Waſſerzuſatz gefälſcht zu haben und in den daraus entſpringenden Gerichtsverhand⸗ lungen, die zur Verurteilung fuhrten, in neun Fällen einen Meineid geleiſtet zu haben. Der Staatsanwalt beantragte eine Zuchthausſtrafe von 15 Jahren, das Gericht erkannte auf 10 Jahre Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverluſt und Ver⸗ öffentlichung des Urteils. Marktbericht. — Weinheim, 11. Dez. Schweinemarkt. Milchſchweine wurden 273 Stück zugeführt, verkauft wurden 250 Stück, das Paar zu 18—30 Mk. Läufer waren 1 Paar zugeführt, welche zum Preiſe von 65 M. verkauft wurden. Lokale Nachrichten. — Das Konzert des„Säugerbundes“, welches am Sonntag Nachmittag im„Engel“ ſtattfand, erfreute ſich eines recht zahlreichen Beſuchs. Die Durchführung des reich- haltigen Programms kann als eine vorzügliche bezeichnet werden. Sowohl der Verein ſelbſt als auch die mitwirkenden Künſtler ſetzten ihr beſtes Können ein und ſo fand jede Programm-Nummer wohlverdienten Beifall. Es iſt unſere Aufgabe nicht, die einzelnen Darbietungenzu kritiſieren; anerkannt muß jedoch werden, daß der Sängerin Fräulein Gerber unſtreitig das Verdienſt gebuͤhrt, am meiſten zum guten Ge⸗ lingen des Konzerts beigetragen zu haben. Dieſe Anerkennung ſoll jedoch durchaus nicht die tüchtigen Leiſtungen der Herren Frech, Muller, Hautz und Apfel in den Schatten ſtellen. Vor allem muß konſtatiert werden, daß der konzertgebende Verein bedeutende Fortſchritte in der Geſangeskunſt aufzuwieſen hat. Möge der„Sängerbund“ auf dem betretenen Pfade, die Sangeskunſt in edler Weiſe zu pflegen, rüſtig weiterſchreiten; Erfolg und Anerkennung dürfte dann auch ſein Teil ſein. — Abmeldung der Hunde. Es ſei darauf hin⸗ gewieſen, daß die Abmeldung der Hunde, welche im Laufe des Jahres in anderen Beſitz übergegangen oder verendet ſind, ſpäteſtens bis zum 31. Dezember zu erfolgen hat. Wer dieſe Abmeldung unterläßt, wird auch für das Jahr 1910 zur Steuer herangezogen. Die Abmeldung hat entweder mündlich oder ſchriftlich bei der Bürgermeiſterei zu geſchehen. Bei Beſitzwechſel iſt genau anzugeben, in weſſen Hände der Hund übergegangen iſt. Literatur. Auf den Weihnachtstiſch. Vor Weihnachten, dem Feſt der gebenden Liebe, ergehen an uns öfters Anfragen nach ſchönen Gedichtſammlungen zu Geſchenkzwecken. Folgende zwei Neuerſcheinungen können wir unſern Leſern und Leſerinnen aufs angelegentlichſte empfehlen: Herzenswellen, Gedichte von Alphons Krämer, Oberlehrer in Kempten. Elegant gebunden mit Goldſchnitt 3 Mk.(Verlag von Pierſon, Dresden). Das Buch, gewidmet den deutſchen Frauen, iſt das Werk eines gottbegnadeten Dichters, ein Buch voll echter, von Herzen kommender und zu Herzen gehender Poeſie, ein Buch voll Maienglück und Sonnenſchein. Wer anfängt zu leſen, den nimmt es in ſeinen Bann von der erſten bis zur letzten Seite. Wir empfehlen das treffliche Werkchen als Geſchenkwerk erſten Ranges. Von demſelben Verfaſſer iſt bei Köſel in Kempten eine reizende Kindergabe erſchienen unter dem Titel Nimm mich mit, Ged. für kleine Leute.(Elegant gebunden 1,50 M.) Das prächtig illuſtrierte Büchlein ſei als Geſchenkwerk für die liebe Schul- jugend aufs wärmſte empfohlen. Der Verfaſſer verſteht es, in der Kinderſeele zu leſen und für dieſelbe zu ſchreiben wie kein zweiter. Ein bekanntes Schulblatt ſchreibt:„Das iſt ein herziges Büchlein. Die Gedichtchen ſind meiſterhaft gebaut und doch ſo kindlich. Ihr Inhalt iſt köſtlich“. Die beiden empfohlenen Bücher ſind durch jede Buchhandlung zu beziehen. Wilhelm Bingener, Verantwortlich für die Redaktion: Viernheim N nor Suppen fix und fertig- 3 eller i0 pfg. 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