Art. Papier, ung. 0 Jg 1 hemden, chürzen, Hauben t li. eis. fen! Aathile im neis 2 — — 9 — eee aa, 20 Viernheimer Jeitung. Erde mt dreimal wöchentlich Nendage, Dennerſtags u. Samſtag⸗ mit den Beilagen: „Sountacsbiett u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: 30 Pf. monatlich einſchtießl. Tragerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Amtsblatt der Greßherzsglichen Kürgermeiſterei Viernheim. Derbveitetſte und geleſenſte Jeitung in Viernheim daher beſtes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. Telephon⸗ Ruf 28.— Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— DTelephon⸗Ruf 20. 1 neige Pieruheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Ar. 149 Belgien. * Der neue belgiſche König Albert hat im Parla gen: bei ſeiner Eidesleiſtung eine Thronrede gehalten, die auch in Deutſchland in mehr als einem Punkte inter⸗ eſſiert. Die Thronrede ſagt von Leopold II., er habe es als ſeine Aufgabe betrachtet, Belgien ſchöner und größer zu machen, eine Aufgabe, die er glänzend ge⸗ löſt habe durch Schaffung der Kolonie in Afrika, der er den Frieden geſichert und die er für die Zivi⸗ liſation geöffnet habe. Leopold II. habe den Willen ge⸗ habt, die wirtſchaftliche Zukunft des Landes auf eine ſolide Baſis zu ſtellen. Als der König an einen Paſſus kam, der von der fortzuführenden Kolonialpolitik als einem Werke der Humanität und Ziviliſation handelt, er hob er ſich, und ſeine hohe Figur zu ihrer ganzen impoſanten Größe aufrichtend, betonte er mit ſtarker, vi⸗ brierender Stimme, daß Belgien die Verpflichtung über⸗ nommen habe, ein ſeiner würdiges Programm in ſeiner Kolonie durchzuführen, und daß niemand das Recht habe, an dem Worte Belgiens zu zweifeln. Starker Bei⸗ fall brach hier ſpontan aus, und als die offizielle Rede beenset war, erhob ſich ein wahrer Sturm von Be⸗ geiſterung und hellen Jubels. Am Schluſſe der Thron⸗ rede ſagte der König:„Ich habe eine klare Vorſtellung von meiner Aufgabe. Die Pflicht der Fürſten wird ihnen vom Gewiſſen diktiert. Wenn der Thron Vorteile bietet, dann verpflichtet er auch. Der Sou⸗ verän muß über die Parteien ſtehen, er muß wachen über die nationale Kraft, er muß hören auf die Stimme des Volkes, das Schickſal der Armen erleichtern, kurz, der Herrſcher muß ein Diener des Rechtes und Erhalter des ſozialen Friedens ſein.“ Im ganzen Lande Belgien hat die Thronrede be— geiſterte Zuſtimmung erweckt. Seit den Tagen des Erſten Leopold hat das Volk nicht mehr ein ſo herzliches Ge⸗ fühl für ſein Monarchenpaar gehabt. Der ſchlichte, über⸗ zeugte Ton der königlichen Erklärung findet lauten Bei⸗ fall in der Bevölkerung. Beſonderen Eindruck macht die Mitteilung des Miniſters Hellepütte, daß die als ein Meiſterſtück gerühmte Thronrede des Königs von Anfang bis zu Ende ausſchließlich die eigene Arbeit des Königs ſei. Der Tag der Eidesleiſtung des Königs ſah einen beiſpielloſen Andrang von Menſchen aus Belgien und den Nachbarländern, beſonders aus England. In den engen, alten Straßen war das Gedränge erdrückend und geradezu lebensgefährlich. Dabei zeichnen ſich die Maß⸗ nahmen zur Sicherung des Publikums und des Verkehrs nach Berliner Begriffen durch unverſtändlichen Mangel an Syſtem und Vorausſicht aus. Daß es an mehreren Stellen zu wütenden Schlägereien zwiſchen Gendarme⸗ rie und Publikum kommen mußte, war nicht die Schuld des Publikums. Zahlreich ſind die Quetſchungen, Bein⸗ brüche, Verletzungen durch Ueberfahren, Sturz von den 23. Jahrgang. Dächern und Bäumen, Zuſammenbruch von Tribünen uſw. Mehrere beſonders leichtſinnige Frauen fühlten ihr Mutterſtündlein kommen und konnten nur mühſam aus der dichten Menge, wo ſie eingekeilt ſtanden, herausge- holt und ins Hoſpital gebracht werden. Brüſſel iſt gegen⸗ wärtig das Rendezwous aller internationalen Taſchen⸗ diebe. Nach Hunderten laufen Meldungen ein von ver— ſchwundenen goldenen Uhren, Brieftaſchen und Geldbörſen, namentlich die Handtäſchchen der Damen waren beliebte Beuteſtücke. Bei der Rückfahrt des Königs zum Schloſſe ereignete ſich ein kleiner Zwiſchenfall. Einem Knaben, der auf Krücken ging, war es gelungen, ſich durch die Menſchen zu drängen und eine Bittſchrift vorzuhalten, die ein Ad⸗ jutant in Empfang nahm. Die Prinzeſſin Louiſe von Coburg war den Thron⸗ beſteigungsfeierlichkeiten fern geblieben. Während König Albert J. ſeinen Einzug hielt, verließ die Prinzeſſin in aller Stille Brüſſel. Sie beſtieg um ½11 Uhr vor⸗ mittags den Hofzug, der ſie nach Köln brachte. Die Abreiſe der Prinzeſſin war faſt gar nicht bekannt ge— worden; nur General Donny und der Advokat Jasper nahmen von der Prinzeſſin Abſchied.— Dazu wird mit⸗ geteilt, daß die Rückreiſe der Prinzeſſin nach Brüſſel erſt dann erfolgen ſollte, wenn ihre perſönlichen Ver— hältniſſe nach den Wünſchen der Mitglieder der könig⸗ lichen Familie geordnet ſind. Während ihres ganzen Aufenthaltes iſt ſie weder vom Könige noch von der Prinzeſſin Stephanie empfangen worden. Nur mit der Prinzeſſin Klementine und* Gräfin von Flandern hatte ſie eine Unterredung. Der Entſchluß zur Abreiſe erfolgte, nachdem ſie geſtern abend nach einer Konferenz innerhalb der königlichen Familie eine Unter⸗ redung mit der Gräfin von Flandern gehabt hatte.— In Frankreich hat ſie mit ihren Maßnahmen gegen die im Schloſſe Balincourt zu beſchließen hatte, hat Gericht von Pontoiſe, das über den Antrag des Ver⸗ treters der Baronin Baughan auf Abnahme der Siegel im Schloſſe Balincourt zu beſchließen hatte, hat dieſem Antrag ſtattgegeben. Die verſiegelten Gemächer werden demnächſt wieder geöffnet werden: doch ſoll die Aufnahme eines Inventars der im Schloſſe befindlichen Beſitzſtücke amtlich erfolgen, wenn auch nicht in der rigo— roſen Art, die der Advokat der Prinzeſſin Louiſe für nötig erachtet hat. Politiſche Rundſchau. Zeppelin und das Reich. Aus Friedrichshafen wird berichtet, die Heeresverwaltung beabſichtige nicht, den„Z. 3“ zu erwerben. Gleichzeitig ſtellte die Heeres⸗ verwaltung in Ausſicht, im Jahre 1910 mit der Geſell— ſchaft wegen des Baues und Ankaufes eines neuen Zeppe⸗ lin⸗Luftſchiffes in Verhandlung zu treten. 1 das Schiff, welches vom Grafen Zeppelin nach Berlin ge⸗ ſteuert wurde, ſchon auf der Herfahrt Havarie hatte und auf der Rückfahrt liegen bleiben mußte, weil ein Pro⸗ peller abflog und die Hülle zerſchlug. An dieſem„Z. 3“, der ſehr ſchnell gebaut worden war, hatte Graf Zeppelin verſchiedene Neuerungen angebracht, die ſich aber nicht bewährten. Der Graf bot das Schiff nach der Berliner Fahrt dem Staate für 560000 Mark an. Die Heeres⸗ verwaltung ſcheint den Bau einer Luftflotte nicht über⸗ ſtürzen, ſondern die Bewährung der zahlreichen techni⸗ ſchen Fortſchritte abwarten zu wollen, die auf dem Ge— biete der Luftſchiffahrt heute ſchon vorliegen. )( Der Zioniſten⸗Kongreß iſt ſoeben in Hamburg zu⸗ ſammengetreten. Der Kongreß iſt die Jahrestagung der Zioniſtiſchen Vereinigung, die den Israeliten in der Wiederbeſiedelung Paläſtinas eine neue National-Heimat ſchaffen will. Am erſten Tag berichtete Dr. Max Nordau⸗Paris über die Lage der zioniſtiſchen Be⸗ wegung. Er warnte dabei vor einem Optimismus in der Umwälzung in der Türkei; der Zionismus dürfe ſich nicht mit den Jungtürken identifizieren und ſein Schickſal von dieſer Partei abhängig machen. In die in⸗ neren türkiſchen Verhältniſſe dürfe ſich der Zionismus nicht einmiſchen; man verlange die Anerkennung der Na⸗ tionalität als Grundbedingung, wie ſie anderen Natio⸗ nalitäten im türkiſchen Reiche gewährt ſei, aber ohne den Anſpruch, etwa Paläſtina von der Türkei losreißen zu wollen. Verlange die Türkei indeß die Aſſimilation, ſo könne man das in Europa billiger und bequemer haben. Eine Aenderung des Programmes des Zionismus ſei des⸗ halb abzuweiſen. In der Beſprechung kündigte Dr. Paß⸗ mannek(Genf) eine Reſolution an, wonach ſich alle Zio⸗ niſten verpflichten, innerhalb eines Zeitraumes von fünf bis zehn Jahren unter Zuſtimmung der türkiſchen Re⸗ gierung nach Paläſtina auszuwandern.(Stürmiſcher Bei⸗ fall eines Teiles der Verſammlung). Die weitere Be⸗ ſprechung findet in dieſen Tagen ſtatt. ! Zu den Kattowitzer Beamten⸗Maßregelungen ſcheint die Regierung den kommenden Dingen nicht ganz ohne Beſorgnis gegenüberzuſtehen; denn die ihr zur Verfügung ſtehende„Schleſiſche Zeitung“ ſchreibt: Maßregelungen wegen der Stadtverordnetenwahlen in Kattowitz hätten nur gegenüber 11 Lehrern ſtatt gefunden, die bei der Hauptwahl für Zentrum und Polen zugleich ſtimmten, während die 9 Lehrer, die nur für das Cen⸗ trum ſtimmten, völlig unbehelligt blieben, ebenſo wie die 25 Lehrer, die in der Stichwahl nur für das Cen⸗ trum, nicht für die Polen ſtimmten. Bei der Stichwahl haben ferner 65 Reichspoſtbeamte, 238 Eiſenbahnbeamte, 12 Gerichtsbeamte, 21 Kommunalbeamte für das Centrum geſtimmt, ohne irgendwelchen Vorwurf zu erfahren.“— So?! Und wie war's mit den Beamten der verſchiedenen Inſtitute, die ſchon bei der Hauptwahl für die geſamte Liſte geſtimmt haben? Davon ſchweiat die Mitteilung —...—ñ—¶fkf——ꝛ!!—————— ͥ Selbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 461(Nachdruck verboten.) „Ah, gnädigſte Frau wollen Schmeicheleien hören?“ fragte Faßmühl ungläubig. „Durchaus nicht, Baron! Sprechen wir alſo lieber von dem neuen Stern am Himmel der großen Welt.“ Welche Toilette trug die Liebenau neulich beim Ballfeſt des Majors von Trotha?“ ——— Als Faßmühl ſich verabſchiedet hatte, ſank Grazia von Thonau wieder in finſteres Grübeln zurück. Sie fuhr plötzlich erſchreckt von der Ottomane empor. Ihre Stieftochter Bella kam eilfertig in den Salon geſchritten. „Mama, es geht dem Vater garnicht gut“, ſagte ſie mit Ihrer tieftönigen, klaren Stimme. „Der Geheimrat hat nichts Erhebliches gefunden. Ich ſprach ihn am Morgen“, entgegnete Grazia mißlaunig.„Du machſt mich wirklich nervös mit Deinen ewigen Beſorgniſſen, beſte Bella.“ „Aber Papa ſchläft heute ſo viel! Ich habe ihn kaum einen Augenblick verlaſſen— doch ich ängſtige mich allein in ſeiner Nähe. Möchteſt Du nicht auch ins Krankenzimmer kommen?“ „Deines Vaters Schlafzimmer nennſt Du ein Kranken⸗ immer?“ antwortete Grazia erſtaunt.„Thonau iſt ja geſund! Daß ein Mann in ſeinen Jahren viel ſchläft, finde ich natürlich. Möchte ich doch aus Langerweile Tag für Tag ſchlafen in dieſer Einſamkeit hier.“ „Fahre doch aus!“ riet Bella ein wenig ungeduldig. Dieſe klagen der Stiefmutter kannte ſie. „Allein macht das kein Vergnügen. Ich kenne hier niemand: für wen ſoll ich mich anputzen? Ja, im Tiergarten! Das wäre etwas anderes— aber das ſind ja für mich verbotene Wege!“ „Gewiß nicht!“ entgegnete Bella ruhig. „Doch Dein langes Ausbleiben beunruhigte neulich den Vater, und Du weißt: auch die kleinſte Erregung ſoll vermieden werden.“ Natürlich! Nebenſache!“ N Bella wendete ſich mit einem tiefen Seufzer der Thür zu. „Verzeihe, Mama, daß ich Dich mit meiner Sorge beläſtigt habe— Du erlaubſt, daß ich wieder nach Papa ſehe. Ich möchte ihn heute nicht eine Viertelſtunde allein laſſen“, ſagte ſie kühl. Dennoch ſprach die Angſt aus ihren Zügen. Ste Ulerte den General von Herzen, und ſie war ihm umſomehr eine gute Tochter, ſeit die Frau des alten, gütigen Mannes wenig Zeit für ſeine Pflege übrig hatte. Als ſie das hohe, luftige Schlafgemach des Vaters wieder betrat, erwachte der General, der auf dem Divan lag, eben aus dem Halbſchlummer, in dem er gelegen. „Du biſt es, Bella?“ ſprach er leiſe und freundlich.„Das freut mich, daß Du bei mir bleibſt! Mir iſt heute recht gut, liebes Kind. Das Schlafen thut ſo wohl.. Siehſt Du, ich könnte ſchon wieder die Augen zumachen.“ Sie war zu ihm geeilt und hatte ſich einen Seſſel herbei⸗ gezogen. „Bleibe ein bißchen wach, Papa!“ bat ſie, ſeine mageren Hände ſtreichelnd.„Du ſchläfſt ſonſt des Nachts nicht. Laß Dir etwas erzählen. Oder ſoll ich vorleſen?“ „Nein, Kind. Sprich nur. Ich höre ſchon zu... Und weißt Du: Grazia möchte ich auch hier haben— jetzt. Willſt Du ſie nicht holen?“ Ein wehes Lächeln ging durch Bellas Züge. „Du mußt die Mama entſchuldigen“, ſagte ſie zärtlich.„Sie iſt gerade heute ſehr beſchäftigt, wenn Du aber willſt, gehe ich doch noch einmal...“ „Nein, nein, bleibe!“ fiel er ihr in die Rede.„Ich glaube Grazias Unruhe thäte mir heute nicht einmal gut Sprich nur, Kind. Plaudere mir etwas vor.“ Was zu meiner Geſundheit dient, das iſt ja „Soll ich Dir von Welchersburg erzählen?“ fragte ſie lebhaft. 8 a 8 9 ———. 0—¼¼.'——..— „Ja, ja! Wenn der Frühling kommt, reiſe ich mit Dir hin. Freuſt Du Dich auf Welchersburg, mein Kind?“ „Sehr!“ rief ſie mit ſtrahlenden Augen. „Es gehört Dir auch. Dir allein!“ ſprach er mit einem gütigen Lächeln. Sie verſtand dieſe Worte nicht recht. Nach kurzem Nachdenken ſchilderte ſie das ſonnige Leben in Welchersdorf kurz nach ihrer Rückkehr aus dem Penſionat. Auch Friedels Namen nannte ſie, und der Gedanke an den Fernen, immer noch von ihr Geliebten, ließ ihre Rede leidenſchaftlich dahinſtrömen. Sie vergaß beinahe, daß ſie bei einem Leidenden ſaß. Es blieb ſehr ſtill im Zimmer, als ſie ihren Bericht geendet hatte. Und wieder durchſchauerte ſie eine ſeltſame Bangigkeit. Des Generals Antlitz lag ihr abgewendet... Schlief der Vater? Sie taſtete nach ſeinen Händen und fuhr erſchrocken zurück. Das war ja Todesſtarre! Sie ſtand regnungslos, von einem tiefen Schmerz erfaßt.— Es war ſo gekommen, wie es der Geheimrat vorausgeſagt. Ein plötzlicher Tod hatte den Vater ſchmerzlos hinübergeholt. Die pomphafte Beerdigung des Generals von Thonau hattet vor mehreren Wochen ſtattgefunden. In Bellas lautloſe Klage miſchte ſich das maßloſe Lamentieren der jungen Witwe. n Das Teſtament Thonaus hatte mit einem Schlage alle Hoffnungen Grazias auf ein freies und genußreiches Daſein zunichte gemacht. Bella war die Univerſalerbin geworden. Grazia hing in Zukunft von ihrer Stieftochter ab! Es war ſelbſtverſtändlich, daß die Witwe des Generals ſtandesgemäß leben mußte. Bella hatte die Verpflichtung, die Zinſen eines großen Kapitals Grazia zur Verfügung zu ſtellen Dieſe Bezüge fielen aber ſofort weg, wenn Thonaus Witwe ſich zu einer zweiten Heirat entſchloß. Grazia fiel aus einen Weinkrampf in den anderen, als ſie zum vollen Verſtändnis ihrer Situation kam. (Fortſetzung folgt.) ſorgſam. Und wie ſteht's mit jenen Eiſenbahnſekretären, die als Kandidaten aufgeſtellt waren? Bedeutet deren Verſetzung nach dem Weſten, ſo erwünſcht ſie den Herren aus anderen Gründen ſein mag, nicht auch eine Maß⸗ regelung? Nun, am 11. Januar wird man im Reichs⸗ tage ja wohl das nähere darüber erfahren. „Die Freiheit der Meſſerſtecher“, in dieſem Falle der Anarchiſten, will jetzt auch die ſonſt ſo radi⸗ kale„Leipz. Volksztg.“ nicht mehr verteidigen. Sie ſchreibt über die Skandale im Volkshauſe:„Einige im Saale randalierende Burſchen fielen, als einer der Geſchäfts⸗ führer ſie zur Ruhe wies, plötzlich mit Meſſern und Stöcken über ihn her und bearbeiteten ihn derart, daß er blutüberſtrömt zuſammenbrach. Um die Perſonalien der Meſſerſtecher feſtſtellen zu können, wurden die Tore des Volkshauſes geſchloſſen. Dieſe Maßregel gab nun den Wortführern der Anarchiſten erwünſchte Gelegen— heit, über„ſozialdemokratiſchen Terrorismus“ im Saale zu brüllen und für die Freiheit der Meſſerſtecher eine Lanze einzulegen.„Es ſei ein Skandal, die Tore zu ſchließen, da ſehe man die ſozialdemokratiſche Freiheit, von uns hätte der Geſchäftsführer viel mehr gekriegt!“ So ging es eine geraume Weile fort.... Schließlich ſind die Geſchäftsführer des Volkshauſes doch nicht dazu da, ſich auf Wunſch der Herren Anarchiſten zuſammen⸗ ſtechen und abſchlachten zu laſſen! Und daß dieſe Be⸗ geiſterung für die„direkte Aktion“ der Meſſerſtecher und verwandten Berufsgenoſſen keine Ausnahmeerſcheinungen ſpeziell bei dem Hauptſchreier der Anarchiſten iſt, dafür könnten wir, wenn's verlangt wird, Beweiſe bringen.“ — Auf die ſonſt ſo guten Beziehungen zwiſchen den „roten“ und den„blutigroten“ Brüdern werden dieſe Koſeworte wohl kaum einen Einfluß ausüben. :: Als Parlament des werktätigen Bürgertums will ſich der Hanſabund nach einem kürzlich veröffentlichten Aufrufe betätigen. Er behauptet dabei über ſeinen An⸗ hang folgendes:„Aus den Kreiſen der Induſtrie zählen wir 189 Vertreter, der Handel ſtellt 124 Herren, von denen 55 dem Detailhandel angehören. Dieſe in Ver⸗ bindung mit 76 Vertretern von Handwerk und Klein⸗ gewerbe bilden die Geſamtvertretung des Mittelſtandes. Die 41 Angeſtelltenvertreter endlich ſind von den Ange- ſtelltenverbänden und ſonſtigen maßgeblichen Gremien in den Geſamtausſchuß entſandt worden.“ Heer und Marine. § Keine Werftſtudien in Amerika. Die von der„Voſſ. Ztg.“ gebrachte Nachricht, Vizeadmiral z. D. Wodrig werde ſich im Auftrage der deutſchen Regierung nach den Ver⸗ einigten Staaten begeben, um dort Studien für eine Reor⸗ ganiſation der Verwaltung der Werften zu treiben und zu demſelben Zweck auch noch andere Länder beſuchen, wird halbamtlich beſtritten. Kirche und Schule. Der hl. Vater empfing, wie alljährlich zu Weih⸗ nachten, das Kardinalkollegium. Der Unterdekan des Kol⸗ legiums, Kardinal Serafino Vannutelli, brachte die Neu⸗ jahrswünſche der Kardinäle zum Ausdruck. In der dar⸗ auffolgenden, etwa eine Stunde dauernden Unterhaltung legte der Papſt beſonderen Wert auf die im Zuge be⸗ findliche Neukodifizierung des kanoniſchen Rechts, für die, wie er wiſſe, verſchiedene Regie- rungen ſich intereſſieren. Es werde aber mindeſtens noch zwei Jahre dauern, bis dies große Werk zu Ende ge⸗ bracht ſei. Auch werde es dann vor ſeiner Veröffent⸗ lichung allen Biſchöfen zur gutachtlichen Aeußerung über⸗ ſandt werden. Europäiſches Ausland. Ungarn * Die Neubildung eines Miniſteriums ſoll nunmehr erneut verſucht werden. Kaiſer Franz Joſef hat den Abg. Dr. Lukacs zum ungariſchen Miniſterpräſidenten be⸗ ſtimmt. Lukacs wird nunmehr zur Kabinettsbildung ſchreiten. Im nächſten Monat kommt der Monarch für einige Zeit nach Peſt, wo aus dieſem Anlaſſe mehrere Feſtlichkeiten bei Hofe, darunter auch ein Hofball, ſtatt⸗ finden werden. 8 775 Rußland. Die Erſchießung des ruſſiſchen Oberſten Karpow, die ſo lange mit beſtem Erfolge als ein Anarchiſten⸗ Attentat hingeſtellt worden iſt, entpuppt ſich in trauri⸗ ger Beleuchtung der moraliſchen Zuſtände in der höheren ruſſiſchen Geſellſchaft als ein ganz gewöhnlicher Eifer⸗ ſuchtsſkandal. Der Mörder Woskreſſenski hatte ermittelt, daß ſeine Geliebte intime Beziehungen mit Karpow unter⸗ hielt. Dieſe junge Dame war die Vertraute des Ober⸗ ſten geworden und hatte dem Woskreſſenski mehrere wich⸗ tige Dokumente des Oberſten in die Hände geſpielt. Woskreſſenski übte nun Erpreſſungen an dem Oberſten aus, und da dieſer mit der Verhaftun droht er ihn in die Luft.. * Zwiſchen Regierung und Parlament ſteht jetzt wieder eine ſchwere Auseinanderſetzung bevor. Die Landesver— teidigungskommiſſion der Duma will angeſichts der Not⸗ lage des Landes ſparen; ſie verweigert die Mittel zum geplanten Bau von vier Dreadnoughts, die in England gebaut werden ſollten, ſie hat überhaupt das Marinebudget von 1910 um 18 Millionen be⸗ ſchnitten. i Frankreich. * Die abgrundtiefe Roheit und Unduldſamkeit der franzöſiſchen Kirchenfeinde feiert andauernd Triumphe: Den chriſtlichen Bürgern der kleinen Stadt Griſy wird am erſten Weihnachts feiertag eine neuartige Ueberraſchung geboten werden. An dieſem Tage wird nämlich die einzige, mehrere Jahrhundert alte Kirche unter den Hammer kommen, ſie wird an den Meiſtbietenden öffentlich verſteigert werden. Dieſe Maß⸗ regel erfolgt auf Befehl des ſozialdemokratiſchen Bürger⸗ meiſters der Stadt, des Herrn Triboulet. Dieſer Genoſſe weigerte ſich, im Gemeinderat den Antrag ſtellen zu laſſen, daß man die baufällige Kirche, die nach der Kirchenſeparation das Eigentum der Gemeinde wurde, auf Koſten der Stadt einer Reparatur unterziehe. Schon vor einigen Wochen war der Seelſorger der Gemeinde gezwungen, das Gotteshaus zu räumen. Er ließ in ſeinem Garten einen Holzſchuppen errichten, in dem jetzt der Gottesdienſt abgehalten wird. Um aber ſeine poli⸗ tiſchen Gegner noch mehr zu ärgern, veranlaßte der Bürgermeiſter, daß am letzten Sonntag alle Einrichtungs⸗ gegenſtände der Kirche verſteigert wurden. Seine Ge⸗ noſſen ſollen ſich da köſtlich unterhalten haben, als ſie um einige Sous die Gewänder der Meßknaben erſtehen umzug durch die Stadt veranſtalteten. Am Weihnachts⸗ feiertag kommt nun, wie geſagt, die Kirche ſelbſt unter den Hammer. Die Verſteigerung wird durch den Bürger- meiſter perſönlich geleitet werden.— Zur Geſundung der religiöſen Anſichten wird dieſe Ausſchreitung ſicher erheblich beitragen; denn derartige Skandale dürften auch in weiten Kreiſen der Liberalen und der ſozialdemo⸗ kratiſchen Mitläufer das Intereſſe für die Kirche wieder wecken. England. * Das Oberhaus, das Haus der Lords, läßt den Kampf gegen ſeine Ablehnung des Budgets kalten Blutes an ſich vorübergehen und ſcheut ſich auch nicht, die Gegen⸗ ſätze noch mehr herauszufordern. Ein neues Urteil des Oberhauſes, als des oberſten Gerichtshofes im Königreich, in einer Appellationsklage eines Arbeiterſekretärs gegen einen Zweig der Vereinigung von Eiſenbahnangeſtellten bezeichnet die zwangsweiſe Erhebung von Beiträgen der Mitglieder durch die Tradeunions zum Zwecke der Un⸗ terſtützung von Parlaments mitgliedern der Arbeiterpartei als ungeſetzlich. Dieſe Entſcheidung iſt von einſchneidender Bedeutung für das geſamte parla⸗ mentariſche Leben Englands, handelt es ſich doch um nicht weniger als zwei Millionen Mitglieder der Trade unions, die bislang 47 Parlamentsmitglieder aus ihrer Taſche unterhielten.— Großen Schaden wird dieſes Ur— teil den„Genoſſen“ nicht tun. Denn ſie werden ſchon auf andere Weiſe für die Unterſtützung ihrer Parlamen⸗ tarier ſorgen. Die Lords aber werden den Haß, den ſie ſo ehrlich herausgefordert haben, nur noch vergrößern, ohne davon Nutzen zu haben. Türkei. * Es geſchehen Zeichen und Wunder. Die jungtürkiſche Regierung iſt ſo fortſchrittlich, daß ſie auf älteſte und wichtigſte türkiſche Rechte verzichtet, ſofern es nicht ſchaden kann: Die türkiſche Regierung hat die Durchfahrt des ruſſiſchen Kriegsſchiffes„Bogatyr“ mit der Leiche des Großfürſten Nikolaj Nikolajewitſch, des Groß⸗ vaters der Kronprinzeſſin Cecilie, an Bord durch die Dardanellen geſtattet.— In allen anderen Fällen wird die Türkei natürlich von ihrem ſo wichtigen Rechte, ruſ⸗ ſiſchen Kriegsſchiffen die Durchfahrt durch die ſo wich⸗ tige türkiſche Meerenge zu unterſagen, Gebrauch machen. Amerika. . Nicaragun. 2 N * Vom Schauplatz der Revolution kommt die offenbar übertriebene Darſtellung, daß die Zahl der bei Rama Gefallenen auf mehr als 900 geſchätzt wird; 2000 Mann ſeien gefechtsunfähig. Es herrſche großes Elend unter den Truppen. N 5 Aſien. China. f * Die chineſiſche Miſſion zum Studium ausländiſcher Flotteneinrichtungen unter Führung des Prinzen Tſaihſun iſt aus Frankreich in Italien eingetroffen und von den Spitzen der Bachörden Genuas empfangen worden. Die Miſſion wird Rom, Terni, Spezia und Venedig beſuchen und am 29. d. Mts. nach dem wichtigen Kriegshafen Pola weiterreiſen. 2 2 Entſetzliche Eiſenbahnkataſtrophe. 14 Tote. )( Die Weihnachtsfeiertage mit ihrem allmählich ins Rieſenhafte ausgewachſenen Verkehr bringen in dieſem Jahre ungewöhnlich viele Eiſenbahnunfälle mit ſich. Vier Unfälle dieſer Art waren bereits vor den Feiertagen in Deutſchland ſelber zu verzeichnen. Zu ihnen iſt nun am Morgen des erſten Weihnachtsfeiertages ein Zugzuſam⸗ menſtoß gekommen, der gleich 14 Reiſenden das Leben gekoſtet hat: Wien, 26. Dezbr. Der morgens 7 Uhr 30 Minuten von Prag abgehende Schnellzug Berlin— Wien fuhr geſtern um 9½ Uhr morgens beim Paſſieren der Station Uhersko vor Chotzen auf einen Güterzug auf. Im Augenblick waren vierzehn Perſonen getötet und zwanzig ſchwer ver⸗ letzt. Unter den Toten befinden ſich auch Richard und Anton Hofrichter, Kaufleute aus Wieſenthal, Verwandte des bekannten, unter dem Verdacht des Giftmordes ver⸗ hafteten Oberleutnants Hofrichter. Die Schuld an dem Unglück wird dem Führer des Schnellzuges zugeſchrieben, der die Station nicht, wie geſchehen, mit der vollen Ge⸗ ſchwindigkeit von 80 Kilometer paſſieren durfte, um ſo mehr, als er genaue Zeit nicht eingehalten hatte. Der Güterzug wechſelte eben das Gleis. Auch ſoll die Di⸗ ſtanzſcheibe falſch geſtanden haben. Auf telegraphiſche Benachrichtigung kamen Hilfszüge mit Aerzten und Ma⸗ terial aus Chotzen, Pardubitz und Prag, noch ehe die Verwundeten unter den Trümmern hervorgezogen wurden, was ſtundenlang dauerte. Von den Schwerverletzten be⸗ finden ſich 15 im Kreiskrankenhauſe zu Pardubitz. Die Lokomotive und vier Wagen des Schnellzuges ſind voll⸗ ſtändig zertrümmert. Hunderte von Arbeitern ſind an der Unfallſtelle beſchäftigt. 5 Ueber die Einzelheiten der Kataſtrophe ergibt ſich fol⸗ gendes Bild: Der Semaphor auf Gleis 2 vor der Sta⸗ tion Uhersko, der auf Halt hätte ſtehen ſollen, zeigte trotz der verlegten Gleiſe auf freie Fahrt. Deshalb fuhr der Schnellzug, der in Uhersko nicht hält, mit der ganzen Geſchwindigkeit von 80 Kilometern in die Sta⸗ tion ein. Hundert Meter hinter der Station ſtand auf Gleis 2 der Güterzug. Es herrſchte ſtarker Nebel, ſo daß ein weiterer Ausblick nicht möglich war. E t auf wenige Schritte erkannte man die Gefahr, jedoch Konnte weder durch die automatiſche Bremſe, noch durch Sighale verhindert werden, daß die beiden Züge ineinanderfahren. Das Getöſe der Kolliſion war furchtbar. In. einem 50 Meter von der Unglücksſtelle entfernten Gaſt⸗ haus wurden infolge des Luftdrucks ſämtliche Fenſterſcheiben eingedrückt. Der Krach war ſelbſt in der ziemlich weit entfernten Dorfkirche, wo gerade Gottesdienſt abgehalten wurde, ſo deutlich hörbar, daß der Pfarrer die Predigt unterbrach, um nachſehen zu laſſen, was geſchehen ſei. Die Lokomotiven waren ſo ineinandergefahren, daß ſie nicht mehr zu unterſcheiden waren. Vier Waggons des Schnellzuges, der 160 Perſonen mit ſich führte, waren völlig zertrüm mert, und die vier übrigen Wagen waren alle von den Gleiſen geſchleudert. Aus den Trümmern drang das furchtbare, ununterbrochene Weh⸗ konnten und damit angetan eine Art Maskeraden⸗ geſchrei der Verletzten, und ehe man recht zur Beſinnung geriet in Brand und in wenigen Minuten ganze Trümmerhaufen in Flammen. Verunglückten gehen. Szenen ab: den ſeines Vaters genannt. deren Namen geſtern nicht ermittelt werden konnten, ſind heute rekognosziert worden. Ein ſetzen ſeine Frau und ſeine vierzehnjährige Tochter. Als der Herr, deſſen Name noch nicht bekannt iſt, die beiden Leichen ſah, verfiel er in Wahnſinn. gekommen war, ſtrömte das Gas aus den Wagen heraus, ſtand der Erſt als man das Feuer gelöſcht hatte, konnte man an die Bergung der Bei der Bergung der Leichen ſpielten ſich erſchütternde Ein junger Bahnbeamter, namens Doktor Artur Bergmann, der ſich auf die Nachricht von dem Unglück ſofort nach Uhersko begeben hatte, erhielt dort auf die Frage nach den Verunglückten als erſten Namen Die beiden Frauen, zufällig anwe⸗ ſender Herr erkannte unter den Leichen zu ſeinem Ent⸗ Eiſenbahnunglücke. :: Die Zahl der Toten bei dem Eiſenbahnunglück in dem hannoverſchen Dorfe Scheeſſel beſchränkt ſich auf die beiden ſchon Genannten: Dr. Kölpien und von Maltzahn.* Die Urſache des Unglücks iſt auf ein Verſagen in der Weichenſtellung zurückzuführen. Der Güterzug traf mit mehr als einſtündiger Verſpätung ein und wurde auf das Gleis 3 geleitet, um den fälligen D⸗Zug paſſieren zu laſſen. Dieſer hatte gleichfalls eine faſt einſtündige Verſpätung. Der D⸗Zug ſollte auf dem laufen. Der Weichenſteller Hennings wollte zu dieſem Zweck die Weiche ſtellen. Trotz aller Bemühungen und unter Anwendung aller Kräfte, und trotzdem ein zweiter Weichenſteller zu Hilfe eilte, gelang es nicht, die Weiche umzuſtellen. Mit verzweifelten Kräften arbeiteten die beiden Beamten, ſchon war der D-Zug hörbar, die Weichen⸗ ſteller gaben Signale mit Fahnen, doch konnte der Lokomotivführer des herannahenden D⸗Zuges ſie des herr⸗ ſchenden Nebels wegen erſt im letzten Augenblick bemerken. Mit aller Gewalt ſuchte er zu bremſen, es war indes zu ſpät. Mit furchtbarer Wucht fuhr der D⸗Zug auf den haltenden Güterzug auf. Die Wagen des Güter⸗ zuges wurden aufeinandergeſchoben, aus den Gleiſen ge⸗ hoben und teilweiſe zertrümmert. Das Perſonal hatte ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Die Maſchine des D⸗Zuges wurde vollſtändig zertrümmert, ebenſo die nachfolgenden beiden Wagen. Unmittelbar erhoben ſich die entſetzlichen Schmerzensrufe der Ver⸗ letzten, die faſt ausnahmslos im Schlafe von dem Un⸗ fall überraſcht wurden. Um zu den Toten und den unter den Trümmern liegenden Verletzten zu⸗ gelangen, mußte man ſich mit der Axt einen Weg bahnen. Der Oberarzt Dr. Braundorf aus Roſtock hatte ſeine Rettung einem glücklichen Zufall zu verdanken. Er ge⸗ riet, als der Wagen bei dem Zuſammenſtoß in Trüm⸗ mer ging, zwiſchen zwei Wagenpolſter und trug nur geringe Wunden davon. Vier Stunden mußte er in ſeiner unbequemen Lage verbringen. Die Verletzten wur⸗ den in ein naheliegendes Gaſthaus gebracht. Die junge Gattin des Oberarztes Kölpien iſt dem Wahn⸗ ſinn nahe. Beide hatten erſt vor vier Mona- ten geheiratet. Der Weichenſteller Hennings beſtreitet jede Schuld an dem Unfall; er will das Halteſignal richtig geſtellt haben. Nach den bisherigen amtlichen Ermittelungen iſt der Grund für das Eiſenbahnunglück darin zu ſuchen, daß eine Weiche völlig verſagt hat. Es wird angenommen, daß die Weiche zunächſt richtig eingeſtellt war, daß ſie aber nachher im letzten Moment verſagt hat. Möglich iſt auch, daß bei dem herrſchenden Froſtwetter und dem Schneegerinſel ſich zwiſchen den Eiſenteilen kleine Eis⸗ ſtücke gebildet haben, die es dann im entſcheidenden Moment verhinderten, die Weiche zu verſtellen. ** * Auch Oberſchleſien iſt von einem Eiſenbahnunglück betroffen worden. Schauermeldungen der Senſations⸗ preſſe, in der in Fettdruck von mehreren Toten die Rede war, bewahrheiten ſich glücklicherweiſe nicht. Die amt⸗ liche Meldung lautet: „„Der Perſonenzug 535 iſt am Donnerstag nach⸗ mittag zwiſchen den Stationen Ludwigsglück und Bor⸗ ſigwerk von hinten auf den Schnellzug 33 aufgefahren, der kurz vor Borſigwerk hielt. Von dem Perſonenzuge entgleiſten ein Block- und ein Gepäckwagen, von dem Schnellzug ein Heiz- und ein Perſonenwagen. Drei Perſonen ſollen ganz leicht verletzt ſein; ſie konnten ihre Reiſe fortſetzen. Der Materialſchaden iſt gering.“ ** * Von dem Perſonenzug 788 iſt in der Nähe von Hannover⸗Münden die Lokomotive entgleiſt. Per⸗ ſonen ſind dabei nicht verletzt worden. Der Betrieb iſt nicht geſtört. ** * „— Stolberg, 24. Dezbr. Heute früh ſind zwei Güter⸗ züge aufeinandergefahren. Durch die Entgleiſung des einen Zuges wurden die beiden Hauptgleiſe der Bahn geſperrt. Um 1 Uhr war die Strecke wieder betriebs⸗ fähig. Perſonen ſind bei dem Zuſammenſtoß nicht ver⸗ letzt worden. Der Materialſchaden iſt nicht bedeuetnd. Ein Wagen wurde zerſtört und zehn andere wurden be⸗ ſchädigt. Unwetter. Daß wir ſeit 2 Jahren unter recht ſonderlichen Witterungsverhältniſſen leben, damit hat man ſich nach und nach allgemein abgefunden. In dieſem Winter aber zeigt ſich das Wetter in geradezu vollendeter Laune. Seit 14 Tagen jagt eine Unwetternachricht die andere, und die Wetter ſind ſo umfaſſend wie noch nie. Die Folgen der Unwetterkataſtrophe auf der Pyrenäenhalbinſel ſind noch nicht voll zu überſehen, da kommen auch ſchon wieder Schreckensnachrichten aus dem Bereich der Oſtſee: Kopenhagen, 26. Dezember. Als am Weihnachts⸗ abend die Beſatzung des von Landskrona abgefahrenen Dampfers„Erik“ aus Gotland um den brennenden Weihnachtsbaum verſammelt war, zerſchellte der Dampfer bei dem herrſchenden Nebelwetter an den Klippen Bornholms. Ein Boot mit vier Mann der Beſatzung kenterte, und die Mannſchaft ertrank. Der Kapitän und der Maſchinenmeiſter brachten, vom Gleis 2 durch⸗ 4———— — . — E ² ü A— der Ver⸗ dem Un⸗ und dell gelangen, tte ſeine Er ge⸗ in Trüm⸗ trug nur te er in ie junge u Pahn⸗ t Nona⸗ Schuld an laben. u i der genommen, r, daß ſie Möglich und dem ine Eis⸗ ſcheidenden Nähe von ist. Ver⸗ gettieb i ei Güter⸗ Wogenſchwall überſpült, vier Stunden auf einer Klivea zu, bis ihnen von der übrigen Beſatzung, welche di⸗ faſt lotrechten Klippen erklettert hatte, Hilfe gebracht wurde. Aus dem Bereich der Unwetter im Nordoſten des atlantiſchen Ozeans kommen wenig befriedigende Mel— dungen: London, 27. Dez. Die Bemühungen, den deutſchen Dampfer„Salatis“, der bei Dungeneß im Aermel⸗ kanal ſtrandete, wieder flott zu machen, ſind, wie uns aus London telegraphiert wird, bisher erfolglos geweſen, obwohl ſieben Schleppdampfer damit beſchäftigt waren, ihn abzubringen. Das Schiff wurde während eines nächt lichen Sturmes ſo heftig hin und her geworfen, daß man fürchtete, es wurde aufbrechen. Die ⸗Kataſtrophe im Weſten der Pyrenäenhalbinſel hat ſchreckliche Folgen gehabt: Oporto, 26. Dezbr. Der Duero ſtieg während des Unwetters von zehn auf zwölf Meter, beginnt jetzt aber in ſein Bett zurückzutreten. Die Fluten ſind in die Speicher eingedrungen und haben Baumwollballen und Weinfäſſer fortgeſchwemmt. Alle in der Mündung lie⸗ genden Schiffe haben ſich von den Ankern losgeriſſen und ſind auf den Sandbänken geſtrandet. Die Mann⸗ ſchaften haben ſich an Land gerettet. Von der Bemannung des deutſchen Dampfers„Cintra“ ſind nur ſechs gerettet. Der zweite Offizier, der zweite Ma⸗ ſchiniſt und ein Matroſe haben das Schiff in Rettungs- booten verlaſſen, der erſte Offizier und zwei Mann ſind an Bord zurückgeblieben. Auch der deutſche Dampfer „Neſtor“ iſt vor der Flußmündung aufgelaufen. König Manuel hat ſich zur Beſichtigung der Schäden aus Liſſa⸗ bon nach dem aroßen Seehafen Oporto begeben. Aus Stadt und Land. e Exploſion eines Lokomotivkeſſels. In Shawnee im Staate Oklahoma platzte der Keſſel einer Loko⸗ motive infolge Ueberdrucks auseinander. Fünf Perſonen wurden getötet und ſiebzehn ſchwer verwundet. Die Maſchine flog in die Luft. Die Gewalt der Exploſion war ſo groß, daß einzelne Eiſenteile mehr als 500 Meter weit geſchleudert wurden. ** In einer Schlägerei aus Eiferſucht wurde in der heiligen Nacht in Berlin der Unteroffizier Hermann Specht von der 5. Batterie des 1. Garde-Feldartillerie-Regi⸗ ments durch einen Meſſerſtich in die Herzgegend tödlich verletzt. Als Täter iſt der 19 jährige Schiffer Karl Eichler verhaftet worden. k Der Raubmord in Hellbühl(Schweiz) iſt jetzt aufgeklärt. Soeben iſt der 35jährige Landwirt und Käſe⸗ händler Mathias Muff in Ruswil als der Tat ver⸗ dächtig verhaftet worden. Nachdem er immer mehr in die Enge getrieben worden war, geſtand Muff ein, den Raub⸗ mord verübt zu haben. Der Täter gehört einer durchaus achtbaren Familie an. e Kataſtrophe im Kinematographentheater. Am Nachmittage des Weihnachtstages entſtand in der gali— ziſchen Hauptſtadt Lemberg in einem Kinematographen⸗ theater während der Vorſtellung infolge falſchen Feuer- lärms eine Panik, wobei zwei Knaben den Erſtickungs⸗ tod fanden und acht Perſonen verletzt wurden, unter ihnen vier ſchwer. Die Verletzten wurden in das Lemberger Krankenhaus gebracht. * Mord aus Eiferſucht. Kaum hat das Reichsgericht das Todesurteil gegen die Modiſtin Auguſte Zobel wegen Erſchießung ihrer Nebenbuhlerin beſtätigt, da kommt von der franzöſiſchen Grenze die Meldung von einem ähnlichen Ausbruch der Eiferſucht: Die Nancyer Sängerin Du— band, die erfahren hatte, daß ihr Geliebter Sam Fiſcher, Kapellmeiſter im Eldoradotheater zu Nancy, eine reiche Heirat eingehen wollte, drang in das Schlafzimmer ihres Geliebten ein, erſchoß ihn und brachte ſich ſelbſt le⸗ bensgefährliche Verletzungen bei. ** Ein Deutſcher in Neapel ermordet? Bei den Nachforſchungen nach den Leichen, die am 15. Dezember in Neapel bei dem Unglück der Taucherglocke umkamen, holte man aus der Tiefe des Neapeler Hafens auch die Leiche eines Ausländers hervor, in deſſen Taſchen man Viſitenkarten mit dem Namen Karl Greſcher und eine auf dieſen Namen lautende Rechnung des Hotels Quiſi⸗ ſana in Capri fand. Die gerichtliche Unterſuchung ſtellte zwei tiefe Kopfwunden feſt, und daß man es mit einem anormal veranlagten Menſchen zu tun habe. Da man ferner bei dem Toten nur wenig Geld fand, der Hotelwirt aber Greſcher als reichen Hamburger kannte, der ein luxuriöſes Leben führte, und da endlich nichts gefunden wurde, was auf einen Selbſtmord ſchließen ließe, ſo wird angenommen, daß Greſcher von einer Bande von Erpreſſern, die ſeine krankhafte Neigung ausgebeutet hatten, beraubt, ermordet und ins Meer geworfen worden iſt. Die Aufklärung dieſes geheimnisvollen Fundes be⸗ ſchäftigt die Neapeler Polizei lebhaft. * Sturm und Wetter. Das Unwetter hat in den beiden Tagen vor Weihnachten etwas nachgelaſſen. Die Meldungen über die Unfälle der vorhergehenden Tage geben zum Teil ein weniger trauriges Bild. Der Unter⸗ gang des Dampfers„Kanal 1“ bei Aaröſund hat, wie jetzt feſtgeſtellt iſt, nur vier Opfer gefordert. Es ſind ge⸗ rettet der Schiffsjunge, ein Matroſe und der Heizer. Dieſer ſtarb erſt nach ſeiner Rettung infolge Erſchöpfung. Ertrunken ſind der Kapitän, der Steuermann, der Maſchi⸗ niſt und ein Matroſe.— Die Sturmflut an der portugieſi⸗ ſchen Küſte hat auch viele Schiffsunfälle verurſacht. Einer Lloydsmeldung aus Oporto zufolge iſt das Waſſer im dor—⸗ tigen Hafen durch Sturmfluten geſtiegen. Verſchiedene Schiffe, darunter der deutſche Dampfer„Eintra“, be⸗ finden ſich in gefährlicher Lage. Viele mit Gütern be⸗ ladene Leichter ſind geſunken. Auf der Hamburger Inſel Finkenwärder hat der Sturm ſich dieſes Mal eine ſehr traurige Erinnerung ge⸗ ſchaffen. Allein von dieſer„Inſel der Witwen“ wurden 21 Fiſcherboote mit 80 Mann vermißt; die meiſten von ihnen ſind nach und nach heil wiedergekehrt. Acht Boote aber werden jetzt amtlich als verloren bekannt gegeben, und auf der„Inſel der Witwen“ tragen 21 Frauen mehr den Witwenſchleier. In Spanien iſt ein Eiſenbahnzug vom Sturm einen Abhang hinuntergeſchleudert worden: Ein ganzer Eiſen⸗ bahnzug der Linie Eſpinoſa⸗Luchano iſt bei der Station Cadagua einen Abhang von 150 Meter Höhe herunter⸗ geſchleudert worden, wobei zwei Beamte und ſechs Rei⸗ ſende ſchwer verletzt wurden. ** Ein ſchweres Grubenunglück ereignete ſich auf der Grube Leopold bei Bitterfeld. Dort brach infolge von Ueberlaſtung ein Baugerüſt zuſammen. Sechs Ar⸗ beiter ſtürzten in die Tiefe. Der Maurer Richter war ſofort tot, zwei Bauarbeiter und ein Monteur aus Leipzig wurden lebensgefährlich, die beiden anderen leichter verletzt. * Soldaten als Lebensretter. Bei einer in Bam⸗ berg ausgebrochenen großen Feuersbrunſt im Hauſe des Baumeiſters Schobert haben Unteroffiziere des 5. baye⸗ riſchen Infanterieregiments unter eigener Lebensgefahr drei Kinder verſchiedener Bewohner aus den Betten ge— rettet. Das Feuer hat den Dachſtuhl, die Manſarden und das darunterliegende Stockwerk zerſtört. 5 * Schwere Grubenkataſtrophe. Durch eine Gas⸗ exploſion wurden in einem Kohlenbergwerk bei Herring (Illinois) gegen 50 Bergarbeiter verſchüttet. Bs jetzt wurden neun Leichen geborgen. ** Ein fettes Erbe. Nach den letzten Schätzungen hat Harriman ſeiner Witwe des enorme Vermögen von 44 Millionen Pfund Sterling hinterlaſſen, nicht einge- rechnet der 50 Millionen Dollars, die er ſeiner Witwe und ſeinem Sohne vor ſeinem Tode übergeben hat. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In Saarburg(Lothringen) wurde der Lehrer Feller von zwei Männern überfallen und erſchlagen. Die Täter entkamen. Im Dorfe Aflenz bei Leibnitz(Steuermark) wurde durch einen Bergſturz ein Haus verſchüttet. Von den Bewohnern des Hauſes wurde eine Frau mit ihrem Kind getötet. Im Hotel zu den drei Linden in Libochowitz in Böhmen fand eine ſchwere Acetylenexploſion ſtatt. Hierbei wurde der Hotelbeſitzer in Stücke geriſſen, zwei Perſonen ſchwer und mehrere leichter verwundet. In einem Mädchenpenſionat in Varna explodier⸗ ten zwei Benzinlampen, als alle Penſionärinnen verſammelt waren. Zwei Mädchen wurden ſofort ge⸗ tötet, alle übrigen verletzt, die meiſten ſchwer. Die Strafkammer in Würzburg verurteilte wegen Weinfälſchung die Händler Philipp u. Anton Goeßwein aus Thüngersheim zu je ſechs Wochen Gefänanis. In der Nacht zum Samstag iſt der bekannte Groß⸗ finanzier Exzellenz Ernſt von Mendelsſohn-Bar⸗ tholdy im Alter von 63 Jahren einem Herzſchlag erlegen. In Mylau iſt eine Typhusepidemie ausge⸗ brochen. Bis jetzt ſind 25 Perſonen ſchwer erkrankt. Am zweiten Weihnachtstage iſt in Frankfurt a. M. die bekannte Schauſpielerin Meta Illing nach kurzem Krankenlager einer Lungenentzündung erlegen. Aus Südweſtdeutſchland. — Aus Heſſen, 27. Dezbr. Der, Bezirksverein für beide Heſſen des Deutſchen Fleu chte sebandes beſchäftigte ſich kürzlich in einer Vorſtandsſitzung mit dem Beſtreben der Gemeinden, die nach 8 13 des Zolltarifgeſetzes weg⸗ fallenden Fleiſchſteuern durch höhere Schlacht⸗ hofgebühren zu erſetzen. Mit Recht wurde betont, daß das der Abſicht des Geſetzes ſtracks zuwiderläuft und für das Fleiſchergewerbe eine erhebliche Sonderge— werbeſteuer bilde, die nicht ohne den ſchärfſten Proteſt hingenommen werden könne, zumal durch die höheren Schlachthofgebühren nur das ortsanſäſſige Fleiſcherge⸗ werbe belaſtet werde, während die auswärtige Konkurrenz hiervon verſchont bleibe. Ein ſolches Verfahren der Städte liege wegen der hierdurch herbeigeführten Ver⸗ teuerung des Fleiſches und der Untergrabung der Steuer- fähigkeit der ſtädtiſchen Fleiſcher weder im Intereſſe der Konſumenten noch des Fleiſchergewerbes und könne nicht ſcharf genug gebrandmarkt werden. Es wurden eine An⸗ zahl Maßnahmen in Ausſicht genommen, um dieſer offenkundigen Geſetzesumgehung entgegenzutreten. — Worms, 27. Dezbr. Eine Witwe Scheid, welche bekanntlich wegen Ermordung des Lehrers Kruger in Unterſuchungshaft ſich befindet, iſt im Provinzialarreſt⸗ haus zu Mainz infolge eines Herzſchlags geſtorben. 97 Darmſtadt, 27. Dezbr. Der von der 8. Kom- pagnie des Darmſtädter Leibgardeinfanterieregiments aus⸗ geſchiedene Feldwebel Böning, ein reichbegabter und vielſeitig veranlagter Unteroffizier, iſt auf Vorſchlag vom Kaiſer zum Leutnant der Landwehr befördert worden. Herr Böning, deſſen dichteriſches Talent bekannt iſt, be⸗ findet ſich jetzt in einer Beamtenſtellung bei der Re⸗ gierung in Wiesbaden. Neujabrs- blückwunsch-Karten empfiehlt in grosser Auswahl zu billigsten 2 Wilh. Bingener Buchdruckerei Viernheim, Rathausstrasse. Aus Nah und Fern. — Maunheim, 24. Dez. Der Kautlonsſchwindler, der kürzlich in einem hieſigen Hotel einem armen Handwerker 1000 Mk. abzuſchwindeln ſuchte, wurde in Nurnberg verhaftet. Der Menſch heißt Iſidor Stern und ſtammt aus Koblenz. — Bensheim, 24. Dez Eln Opfer des über⸗ mäßigen Alkoholgeuuſſes wurde ein Knecht, bei dem Güter- beſtätter Kraft hier bedienſtet. Der Knecht nahm am Sonntag ein derart großes Quantum Schnaps zu ſich, daß er, ohne die Beſinnung wieder zu erlangen, am Montag verſchied. Der Großherzog von Heſſen als Bühnen ⸗ ſchriftſteller. Das Darmſtädter Hoftheater brachte ein Weihnachtsſtück„Bonifatius“ von E. Mann, deſſen Autor in Wahrheit der Herr des Landes und des Theaters iſt. Das im achten Jahrhundert im Schwarzwald ſpielende fuͤnfaktige Werk ſchildert die Bekehrung der Heiden durch den heiligen Bonifatius. Das Stück wurde mit begeiſtertem Beifall auf⸗ genommen. — Darmſtadt, 24. Dez. Wegen Herausforderung zum Zweikampf hatte ſich vor der Strafkammer der 58 Jahre alte Stadtbaumeiſter Hermann Kolloge aus Offenbach und wegen Kartelltrazens der 38jährige praktiſche Arzt Dr. Jofef Anſelm aus Heuſenſtamm zu verantworten. Nach langer Verhandlung wurden beide zur Minimalſtrafe von je 1 Tag Feſtungshaft verurteilt. Offenbach, 24. Dez. Für den Wahlkreis Offenbach⸗Dieburg iſt ein Zentrumsblatt gegründet worden, das am 21. Dez. unter dem Namen„Offenbacher Volkszeitung“ zum erſten Mal erſchlenen iſt. Wir wünſchen dem neuen Organ im Intereſſe der gemeinſam von uns vertretenen Sache den beſten Erfolg. — Offenbach, 24. Dez. In der Nacht auf Dienſtag wurde ein junger Mann aus Mählheim auf dem Heimwege mit einer Grabſchaufel niedergeſchlagen und beraubt. Als Täter wurden jetzt die Arbeiter Burkhard und Anton Ulrich aus Offenbach ermittelt und verhaftet. — Neu⸗Iſenburg, 24. Dez. Unter der Beſchuldi⸗ gung des betrügeriſchen Bankerottes wurde der hieſige Buch⸗ druckereibeſitzer Matthias Adolf Leichum in Unterſuchungshaft genommen, nachdem kürzlich Großh. Staatsanwalt Krug und jetzt der Uaterſuchungsrichter Dr. Nagel von Darmſtadt nähere Ermittelungen angeſtellt haben. Ueber das Vermögen des L. war im Oktober der Konkurs eröffnet worden; er ſoll ſich zum Schaden der Gläubiger mehrfach Vorteile verſchafft haben. f — Butzbach, 24. Dez. Geſtern wurde Bahnmeiſter Rüffert hier im Nachtdienſt bei Reolſton ſeiner Strecke von einem Zuge vollſtändig zermalmt. Wahrſcheinlich wollte er einem kommenden Zuge aus dem Wege gehen und geriet dabei in den entgegenkommenden. Das ſind ſehr traurige Weihnachten für die ſchwer betroffene Familie. — Klein Linden, 24. Dez. Ein 13jähriger Meſſer⸗ held hat in Lützellinden einem Mitſchüler aus geringem Anlaſſe ſein Taſchenmeſſer in den Leib geſtoßen. Die Tat geſchah während der Unterrichtspauſe. Als der Lehrer hinzu- kam, mußte der Geſtochene bald in die Gießener Klinik gebracht werden. Zum Glück konnte dort feſtgeſtellt werden, daß kein edler Körperteil verletzt war. ie Tat hätte leicht einen totbringenden Ausgang nehmen können.. + Bretten, 24. Dez. Das Ehepaar Schlachter wurde verhaftet, weil es ihr 3½ jähriges kränkliches Kind ſo barbariſch mißhandelte, daß es litzte Woche verſtorben iſt, Das zum Skelett abgemagerte Kind wog noch kaum 9¼ Pfund. Lokale Nachrichten. „Viernheim, 28. Dezbr. dDie nächſte Nummer wird am Freitag, den 31. d. Mts., nachmittags ausgegeben. Inſerate für die⸗ ſelbe erbitten wir bis ſpäteſtens Donnerstag Abend. — Die Konzerte der Geſang-Vereine„Liederkranz“ und„Harmonie“ am 2. Weihnachts feiertag erfreuten ſich beide eines zahlreichen Beſuchs. Die geſanglichen und theatraliſchen Darbietungen wurden vom Publikum durchweg mit großem Beifall aufgenommen. — Die Weihnachtsfeier der Mar. Jünglings- Sodalttät war wie immer ſehr gut beſucht. Geſpielt wurde vortrefflich und die Unterholtung nahm einen allſeits be⸗ friediaenden ſchkönen Verlauf. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim 20 O0OOOOo0OoO0O0O0O0O0OOOOO Die Schreibwaren- und Papierhandlung Joh. Schweikart empfiehlt für kommenden jahres-Wechsel Neufahrswunsch-Karten — Geschäftsbücher, Notes, Brief- ordner, Geschäfts-Abreiss- und andere Kalender u. 8. w. S Aut⸗ u. Brennholz⸗Verſteigerung. Montag, den 3. Jaunar 1910, vormittags 8/ Uhr beginnend, werden im Gaſthaus zum„Darmſtädter Hos“ zu 2 2 oO ο ο οο ο OOOOO0 OO O0 οοO a) Nutzholz: In Diſtr. Untere Wildbahn 17 (Dreiſpitze) 1385 Klefernderbſtangen 2. Klaſſe= 50,91 Fm., 560 Klefernlegner(2 m long)— 10.52 Fm. und 75 Baum- ſtützen(2,7 m lang)= 0,78 Fm. b) Breunholz: In Diſtr. Untere Wildbahn 17, . Wildbahn 21, Heide 16 u. 24 und Bieden⸗ and: Scheiter: Knüppel: Relſig: Stöcke: Nuche: 57 Rm 123 Rm 3750 Wellen 74 Rm Eiche: 1. 1780„ 9 8 Linde: 1„ 400„ 12 77 Kiefer: 123„ 169„ 33520„ 28 Die unterſtrichenen Nummern lommen nicht zum Aus⸗ gebot. Lampertheim, den 24. Dezember 1909, Großh. Oberförſterei Lampertheim. Scha af. —— 7 1 1 5 l Stenographie Maschinenschreiben Schönschreiben Korrespondenz Buchführung Rechnen Kontorarbeiten Gründliche Ausbildung. Kostenlose Stellenvermittlung * Handeis-Lehranstalt Merkur Grösstes lnstitut am Platze. p 4, 2 Am 4. Januar 1910 Neue Tages- und Abendkurse 0 beginnen Mk. 12.— f „ 10.— E „ 10.— 5 „ 15.— f „ 20.— l „ 18.— 8 — f „ 15.— Alle Absolventen sind in guten Stellen. p 4, 2 Teuſter⸗Leder in nur erſter Qualität kaufen Sie ſehr vorteilhaft bei Nikolaus Stumpfl. Bismarekstrasse Nr. 3. It. Vun ſcheſſenzen, Jamaica, Rum, Cognac, Baharia. Arac, Orangen, .. Citronen, Kandis zucker „. 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