—— ⁰¹PÄ——— U ernh iernh imer Jeitung. 7 Scheint dreimal Sschentlich Nengags. Dennerſtags u. Samftags wit den Beilagen: „Soumtagssbatt“ u.„Sonmagsfeier“ Neangspreis: 90 Pf. monatlich einschließl. TXragerlohn d. die Poſt Mk. 1.14 vierteljährl. Telephon⸗Nef 20. Amtsblatt — Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— der Grsſherzonlichen Fürgermeiſterei Viernheim. Derboeitetſte und geleſenſte Jeitung in Diernheim daher bestes und wirkſamſtes Inſertions⸗ Organ. zeiger Viernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfg. die 1⸗ſpaltige Petit⸗Zeile. Lokal⸗Anzeigen 10 Pfg. Reklamen: 80 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Ruf 20. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Nr. 9. 2. Blatt 7—.— Liberale Ausſchaltung? 7 Der Verlauf der ferneren Wahlen in England ge⸗ ſtaltet ſich von Tag zu Tag für die Liberalen ungün⸗ ſtiger. Sie haben ſoviel verloren, daß eine Regierungs⸗ 1 nur noch mit Einrechnung der Irländer mög⸗ lich iſt: — London, 20. Januar. In den engliſchen Graf⸗ ſchaften hatten die Liberalen geſtern große Verluſte. Weſtmoreland, Nord ⸗Dorſet, Nord⸗Berkſhire, Tonbridge, Wiltſhire, Kirkentbrightſhire, Oſt⸗Sommerſet wurden von den Unioniſten reobert. Dieſe gewannen geſtern drei⸗ zehn Sitze von den Liberalen. Die Parteien ſtellen ſich nunmehr auf 159 Unioniſten, 134 Liberale, 27 Arbeitervertreter und 53 Nationaliſten. Die Unioni⸗ ſten haben jetzt im ganzen 70 Sitze, die Liberalen 151 die Arbeiterpartei 3 gewonnen. Die Liberalen haben jetzt nur noch mit Hilfe der Iren die Mehrheit; ihre Stimmung iſt erheblich niedergedrückt. Politiſche Rundſchau. Die Disziplinar⸗Affäre Zollitſch geht weiter. Gegen das Urteil der Diſziplinarkammer in Potsdam in dem Diſziplinarverfahren gegen den Ober⸗-Poſtaſſiſtenten Zol⸗ litſch, den früheren erſten Vorfitzenden des Ver⸗ bandes mittlerer Reichspoſt- und Telegra⸗ phenbeamten, hat ſowohl der Beamte der Staats⸗ anwaltſchaft im Auftrage der Poſtverwaltung, wie der Angeſchuldigte Berufung an den Diſziplinarhof in Leip⸗ zig eingelegt. Die Verhandlung vor dem Diſziplinarhof iſt vorausſichtlich erft Mitte des Jahres zu erwarten. :: Preußen deutſcher Generallotterieeinnehmer. Die badiſche Regierung hat den Gedanken, eine eigene Klaſſen⸗ lotterie einzuführen, aufgegeben. Mit Rückſicht auf die Kleinheit des Landes wäre eine ſolche Lotterie nicht ein⸗ träglich genug. Dagegen ſoll die Frage eine Anſchluſſes an die preußiſche Klaſſenlotterie in nächſter Zeit er⸗ wogen werden; der finanzielle Ertrag einer ſolchen Ge⸗ meinſchaft wird auf etwa 500 000 Mark geſchätzt.— Mecklenburg, Oldenburg, Heſſen und Thüringen ſind Preußen bereits angeſchloſſen. : Die elſaß⸗lothringiſche Regierung läßt folgendes verbreiten:„Der in der franzöſiſchen Zeitung„Gil Blas“ vom 14. Januar enthaltene, von mehreren Blättern übernommene Artikel, welcher die Haltung des kaiſer⸗ lichen Statthalters in verſchiedenen politiſchen Fragen, insbeſondere ſeine Stellung zu den Landesausſchußwahlen im unterelſäſſiſchen Bezirkstag, behandelt und über das Votum des Unterſtaatsſekretärs Dr. Petri bei dieſen Wahlen berichtet, beruht von Anfang bis zu Ende auf Entſtellung oder Erfindung.“— Große Bedeutung braucht man dieſem Dementi ebenſo wenig beizulegen, wie man ſie der erſten Meldung beigelegt hat. Das Eintreten der Regierung für den religionsfeindlichen liberalen Lehrer⸗ verein beſagt ja ohnehin genug. — 3 50 Die Bundesgarde im Zirkus Buſch. Die Jahres⸗ Hauptverſammlung des Bundes der Landwirte findet am 21. Februar, mittags 12½ Uhr, ſtatt und zwar wie immer im Zirkus Buſch am Bahnhof Börſe in Berlin. 2: Die Nationalliberalen offenbaren auf einmal ein merkwürdig großes Intereſſe für die Preſſe. Auf dem Bierabend der nationalliberalen Fraktion im Reichstage begrüßte der Parteichef Baſſermann die zahlreichen Ver⸗ treter der nationalliberalen Preſſe beſonders warm. Er wies auf die Notwendigkeit des nahen Zuſammengehens der Partei mit der Preſſe, namentlich in Zeiten lebhafter Parteikämpfe, hin. Er führte aus, daß Parlament und Preſſe zuſammen gehörten. Die Preſſe ſehe auf eine längere Vergangenheit zurück, als das deutſche Parla⸗ ment. Der nationalliberale Fraktionschef ging auf die Entwickelungsgeſchichte der Preſſe in Deutſchland ein, deren Jugend nicht immer freundlich, ſondern von Zenſur und ſonſtigen Verfolgungen bedrückt geweſen ſei. Der Abg. Baſſermann wies dabei auf die Bedeutung der Preſſe für das Parlament hin, indem er ausführte, die Preſſe ſei ein durchaus nötiges Inſtrument des Lebens der Völker geworden, beſonders in der jetzigen gährenden Zeit, wo die Kämpfe um die Futterplätze im In⸗ und Aus⸗ land immer heftiger werden. In einer ſolchen Zeit tue es not, daß Bundesgenoſſen näherrücken, das gelte beſon⸗ ders von der Partei und der Preſſe. Das Gefühl der Zuſammengehörigkeit werde ſtärker in Zeiten des Kampfes. 7 1 Hoffentlich lernen von dieſer nationalliberalen Be⸗ geiſterung für die Preſſe auch die Freunde des Centrums im Lande, die die Bedeutung der Preſſe für die Partei und für ſich ſelber noch nicht erkannt haben. Neues aus Kattowitz. Oer Gymnaſialoberlehrer Hoffmann, der bei den Stadtverordnetenwahlen polniſch gewählt hat, iſt„im Intereſſe des Dienſtes“ nach Strehlen verſetzt worden. Das komiteemitglied der Ferrer⸗ Verſammlung, der freiſinnige Gymnaſialoberlehrer Hacks, wird vom Provinzialſchulkollegium zur Verant- wortung gezogen.— Danach ſcheinen die Debatten im Reichs⸗ und Landtage der Regierung doch auf die Nerven geſchlagen zu ſein. ([—) Der Hanſabund verſpürt Tatendrang. Etwas poſt feſtum kommt er jetzt unter dem Hinweis auf die letzten Werftprozeſſe mit einer Proklamierung der Grund⸗ ſätze für die Durchführung einer Reformation unſerer Staatsverwaltung im kaufmänniſchen Sinne. Die Forde⸗ rungen, die da jetzt aufgeſtellt werden, ſind ſo alt und ſchon ſo ſelbſtverſtändlich, daß es ſich erübrigt, näher dar⸗ auf einzugehen.— Auſcheinend wollen die Herren nur einmal zeigen, daß ſie noch da ſind. —(Zur liberalen Einigung. Der Parteitag der frei⸗ ſinnigen Vereinigung, der namens der Partei zur links⸗ librealen Parteiverſchmelzung endgiltig Stellung zu nehmen hat, ſoll auf Samstag, den 5. März, nach Ber⸗ lin einberufen werden. Falls er die inzwiſchen noch ein⸗ mal vom Viererausſchuß und den drei Parteileitungen durchzuberatenden programmatiſchen und organiſatoriſchen — 26. Jahrgang. Vorlagen billigt und der„Fuſion“ glatt zuſtimmt, wer⸗ den ſich die Delegierten am Tage darauf, Sonntag, den 6. März, am erſten konſtituierenden Parteitag der neuen „Geſamtpartei“ in Berlin beteiligen.— Die Süddeutſchen zeigen einen ganz verdächtigen Eifer; ſie wollen ihren entſcheidenden Parteitag ſchon Ende Februar abhalten. Parlameariſches. 2 Centrumsjubilare in den Parlamenten. Zur Feier des parlamentariſchen Silberjubiläums der Abgeordneten Dr. Spahn, Profeſſor Hitze und v. Strombeck verſammelten ſich am Mittwoch abend die Mitglieder der beiden Centrumsfraktionen des Reichstages und des Ab⸗ Abgeordnetenhauſes im feſtlich geſchmückten Spiegelſaale des Berliner Zentralhotels zu einem gemeinſchaftlichen Abendeſſen. Ueber 150 Perſonen waren erſchienen, um an der Ehrung der Jubilare teilzunehmen. Während des Mahles nahm der Vorſitzende der Centrumsfraktion des Reichstags Dr. Freiherr v. Hertling das Wort, um den Jubilaren die Glückwünſche der Fraktionen darzu⸗ bringen. Unter Rede und Gegenrede verlief der Abend ſehr intereſſant. 7 Dekorierte Parlamentarier. Die Angabe, daß z wei Centrumsmitglieder des Reichstages am 16. d. M. preußiſche Orden erhalten haben, iſt, wie man einem führenden rheiniſchen Centrumsblatte ſchreibt, un⸗ richtäg. Von den im Verzeichnis aufgeführten Herren hat nur Herr Burlage vor Jahren einmal dem Reichs⸗ tage angehört, ſeit ſeiner Ernennung zum Reichsgerichts⸗ rat jedoch nicht mehr, der gleichfalls aufgeführte Herr Nacken, Bürgermeiſter in Rheydt, hat dem Reichstage nie⸗ mals angehört. Das Reichstags⸗-Centrum iſt alſo undekoriert geblieben, worüber übrigens ſich nie⸗ mand grämen wird. Dagegen haben Orden erhalten: fünf konſervative, vier nationalliberale, drei freiſinnige, zwei freikonſervative Mitglieder des Reichstages. Leer ausgegangen ſind diesmal die wirtſchaftliche Vereinigung und die Antiſemiten, obwohl dieſe doch auch zum verfloſſe⸗ nen Block gehörten und treue Dienſte geleiſtet haben. Von den konſervativen Abgeordneten ſind nur ſolche dekoriert worden, die am 24. Juni gegen die Erbſchaftsſteuer ge⸗ ſtimmt haben. 7 Das Schickſal des portugieſiſchen Handelsvertrages. Die Kommiſſion des Reichstages für den deutſch⸗por⸗ tugieſiſchen Handels vertrag, welche die ſach⸗ lichen Verhandlungen bereits in der vorigen Woche be⸗ endet hatte, ſollte am Donnerstag nur noch die Ab⸗ ſtimmung vornehmen. Da regierungsſeitig neue vertrau⸗ liche Mitteilungen gemacht wurden, wünſchte ein Teil der Kommiſſion Wiedereröffnung der Debatte, während von anderer Seite Vertagung beantragt wird. Demge⸗ mäß wurde beſchloſſen; die Abſtimmung ſoll Mittwoch, den 26. Januar ſtattfinden. Koloniales. — Die ſüdweſtafrikaniſchen Bahnfragen in der Bud⸗ getkommiſſion. Die Budgetkommiſſion des Reichstages genehmigte die Koſten für die Bahnbauten Caribib— Windhuk und Nordſüdbahn und die Rückvachtung der Selbſtliebe. Roman von Conſtantin Harro. 56](Nachdruck verboten.) „Wir?“ ſagt er erſtaunt. „Ich meinte es anders, mein gutes Kind. Ich muß nämlich allein fort— es geht nicht anders. Freunde aus H., denen ich es verſprochen habe, ihnen die Herrlichkeiten der Reichs hauptſtadt zu zeigen.... Habe übrigens ſchon bei Wuſterwitzens abſagen laſſen.... Na, nicht traurig, meine kleine Dame, ich bliebe diel lieber bei Dir... Komm, laß Dich küſſen! Ein, zwei, dreimal! Noch öfter? Schatz, wir ſind wirklich noch in den Flitterwochen, was? Aber eine Kneiperei wird es werden mach' Dich darauf gefaßt. Und daß Du mir nicht aufbleibſt! Das iſt mir geradezu widerwärtig.“ „Ich werde nicht aufbleiben!“ „Und ſchön ſchlafen, nicht?“ „Das verſpreche ich nicht.“ „Na, dann alſo wenigſtens keine Gardinenpredigt! Du biſt die beſte Frau der Welt, ich weiß es ja!“ „Ja Buſſo.... ich bin gut, weil ich Dich ſo lieb habe, aber. 4 „Kein„Aber“, Maus!“ Er zieht ſie zärtlich an ſich und ſieht ihr lange in die Augen. „Wir kennen uns doch!“ ſagt er weich. Bei uns bedarf es keiner Beteuerungen, nicht wahr? Immer ein Herz, eine Seele!“ „Ach, Buſſo! Wenn es einmal anders wird, ich ertrage es nicht! Weißt Du dies auch?“ „Was ſollte anders werden, Liebling? Närrchen, wenn Du nervös biſt, ſchicke ich Dich von mir fort, Du weißt, ich kann nervöſe Frauen nicht vertragen.“ „Ich bin geſund, ganz geſund!“ verſichert ſie, an ihn ge⸗ ſchmiegt. Nur laß mich nicht ſo viel allein. Das iſt ſchrecklich.“ „Aber Du haſt ja das Kind, die Leonie, und ich bin doch nun mal kein Mann, der ſich an den Spinnrocken ſetzt!—— Gehe, Hetty. Ich habe nun mal verſprochen, zu kommen... Es ſoll auch keine lange Kneiperei werden, Dir zu Lieb will ich mich losmachen... Jetzt lache aber auch und gieb Dich zufrieden!“ „Buſſo, mir iſt manchmal ſo angſt um Dich! Ich denke dann, Du biſt krank oder Du haſt Aerger gehabt, und ich bin ſo unglücklich, weil Du mir nicht alles ſagſt.... Siehſt Du, auch jetzt biſt Du ſo. Wenn ich wüßte, wer Dich erwartet, wohin Du gehſt... es wäre viel beſſer... Dieſe Unruhe...“ „Mein Gott, Kind! Du verſtehſt es, einen ungeduldig zu machen! Aber laſſe Dir eins ſagen, liebe Etta: eine Frau, die verſucht, mich zu überwachen, die hat bei mir verlorenes Spiel. Ich will Dich jetzt nicht tadeln, obgleich ich Grund dazu habe. Doch Du biſt überreizt, eiferſüchtig, auf dem Wege, die unver⸗ ſtandene Frau herauszukehren. Ich will es Dir offen ſagen: auf dieſe Weiſe treibſt Du mich von Dir fort... Wir haben ein nettes Leben geführt bisher. Wir ſind die verträglichſten Menſchen von der Welt geweſen. Willſt Du dies jetzt ändern? Ich hoffe nicht. Höre auf Dein Herz, wie ich auf meines höre. Es wird Dich das Rechte ſchon lehren... Wirklich, Schatz, ich glaubte, Du wüßteſt mich beſſer zu behandeln... Und noch eins laß Dir geſagt ſein, Hetty. Wenn Fehler begangen worden ſind: Nicht ich habe ſie mir zu Schulden kommen laſſen, ſondern Du. Gott, wir ſind nun mal Menſchen und nicht vollkommen. Aber, ich muß geſtehen, meine Nachſicht für Dich iſt in letzter Zeit über⸗ trieben groß geweſen. Wenn ich Dich nicht ſo ſehr liebte. Aendere das, Hetty, ich bitte Dich darum. Man muß ſcheinbar gleichgiltiger werden in der Ehe, man muß ein felſenfeſtes Ver⸗ trauen haben. Du zeigſt es mir ſchon lange nicht...“ „Weil Du mich vernachläſſigſt“, ſchluchzte ſie an ſeinem Halſe. „Da haben wir es ja: Eiferſucht!“ lächelte er amüſiert und doch geärgert, weil ſie ihm ſeine Unfreiheit ins Gedächtnis rief. „Ja, ich bin eiferſüchtig“, fing ſie an, ſich zu verteidigen. „Ich liebe Dich ja. Deshalb will ich ſein, wo Du biſt. In Geſellſchaft ſehe ich ſo oft zu Dir hin. Merkſt Du es nicht? Dann denke ich: was ſpricht er jetzt? Wie luſtig er doch iſtl Wenn ich neben ihm ſäße, würde es hier noch viel hübſcher ſein! Dann freue ich mich auf die Nachhauſefahrt und auf Dich.. Das kann kein Unrecht ſein, Buſſo. Was ſind mir auch die Menſchen draußen? Sie wollen alle ſo viel von uns, und ſie geben ſo wenig. In dieſem letzten Jahre, als ich oft zu Hauſe bleiben mußte, habe ich mir ſo vieles zurechtgelegt, woran ich früher garnicht Zeit hatte, zu denken. Wenn Du auch zu Hauſe geblieben wäreſt, wie glücklich hätte ich mich da gefuͤhlt. Denn ich brauche nur Dich, Buſſo, alle die Leute ſind ſo überflüſſig. Nicht, daß ich uns einſperren möchte! Nur das„Zuviel“ iſt mir läſtig... Nun haben wir das Kind, das alle Tage ein Neues für uns iſt... Es wäre doch ſchön, wenn wir uns recht, recht heimiſch in unſerem Hauſe wüßten... Jetzt ſind wir nur heimiſch in der großen Welt.“ „Hm!“ ſagte er, als ſie hochatmend geendet.„Du biſt alſo eine Philoſophin geworden in der Kinderſtube? Ich, Hetty, habe keine Anlage zur Philoſophie. Ich bin ein ſchlichter Soldat. Nichts weiter. Aber ich fühle mich auch friſch und geſund. Darum thun mir Deine krankhaften Hirngeſpinnſte, gelinde geſagt, weh... Sei wieder die Alte! Luſtig, ſorgenlos, meinetwegen auch kokett! Ich kann keine Armſündermiene aufſtecken und kann meine Worte nicht auf die Goldwage legen. Alles„Zuviel“ iſt mir zuwider. Du mußt wieder in Geſellſchaft! So geht das nicht fort. Du verſauerſt ja ganz. Das wäre noch ſchöner!— — Biſt Du denn auch nicht mehr ein bißchen eitel? Nein, ſo was!—— Na, morgen fahren wir zuſammen aus. Da ſollſt Du mal ſehen, was ich Dir alles zum Staat machen kaufe! Eine Toilette beſtelle ich Dir, daß Deine guten Freundinnen gleich vor Neid berſten ſollen...—— Und noch eins, meine Hetty: Mamachen ſollteſt Du wieder in Euer Welchersburg ſchicken. Du weißt: Der Dritte in der Ehe iſt zu viel.“ „Es ſind jetzt vier!“ widerſprach ſie leiſe.„Wir haben das Kind.“ Cortſetzung folgt.) Eiſenbahn Swakopmund—Otavi von der Otavi⸗Minen⸗ und Eiſenbahngeſellſchaft. — Marmor aus Südweſt⸗Afrika wird augenblicklich in verſchiedenen farbigen Platten in der Wandelhalle des Reichstags gezeigt. An einer Einfuhr nach Europa iſt natürlich wegen der ungeheuren Fracht nicht zu denken. Europaiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. * Die neue ungariſche Regierung beabſichtigt, dem Abgeordnetenhaus am Montag das Budget, den Han⸗ delsvertrag mit Rumänien ſowie den Bericht über die Begebung der Staatskaſſen ſcheine vorzulegen.— Jemnach iſt die Regierung bezüglich der Weiterentwicke⸗ lung der politiſchen Verhältniſſe ſehr optimiſtiſch. England. * Der Mittwoch, der vierte Wahltag, war den Libe⸗ ralen etwas günſtiger als die bisherigen, wenn⸗ gleich das genaue Wahlergebnis nicht bekannt iſt. Die Mehrzahl der 81 Wahlen fand in ländlichen Bezirken ſtatt, und infolge der mangelhaften Verbindungen iſt bis jetzt nur ein Teil der Wahlergebniſſe bekannt geworden. Das bisherige Geſamtergebnis iſt danach folgendes: 138 Unioniſten, 119 Liberale, 22 Arbeitervertreter, 44 Natio⸗ naliſten. Die Unioniſten eroberten 60 Sitze, die Libe⸗ ralen 12, die Arbeiter 2. 249 Wahlkreiſe blieben unver⸗ ändert. Es gilt für immer ſicher, daß die Liberalen mit einer ganz geringen, von den Iren abhängigen Majo⸗ rität ſiegen werden. In London ſind die Wahlen mit Ausnahme von Weſtminſter beendet. Die Londoner Wahlen haben ergeben: 26 Liberale und 32 Konſervative gegenüber 39 Liberalen und 19 Konſervativen im Jahre 1906— alſo ſtarke Verluſte für die Liberalen. Spanien. * Die Bewegung im ſpaniſchen Offizierkorps ſcheint ſich auf einen ganz kleinen Teil zu beſchränken. Der Madrider Korreſpondent des„Martin“ hat unter den Offi⸗ zieren des aus Melilla zurückgekehrten Jäger⸗ regiments Umfrage gehalten wegen ihrer Anſicht be⸗ züglich der jüngſten Offizierskundgebungen. Alle Offiziere ſind entrüſtet über die Haltung ihrer Kameraden, die ſich an den Kundgebungen beteiligt haben. Zahlreiche Offi⸗ ziere, die Mitglieder des Militärbundes ſind, wollen ihre Demiſſion geben. Sie loben die Haltung der Regierung, durch welche die Ordnung wiederhergeſtellt wurde. Türkei. ? Ueber den Brand des Parlamentsgebäudes, des Tſchiragapalaſtes, iſt jetzt feſtgeſtellt worden, daß die Ur⸗ ſache des Brandes des Parlamentsgebäudes keineswegs in der Heizungsanlage liege; ſie neigt der Anſicht zu, daß es ſich um einen verbrecheriſchen Anſchlag handelt. Die verſchiedenen in der Stadt verbreiteten Gerüchte, daß das Feuer auf einen anarchiſtiſchen An⸗ ſchlag zurückzuführen ſei, konnten bisher nicht auf ihre Stichhaltigkeit geprüft werden. Einem Beſchluß des Mi⸗ niſterrats zufolge wird die Kammer in dem unweit des Jildis gelegenen Hauſe des früheren Kriegsminiſters Ri⸗ ſa ihre Sitzungen halten. Die Verleſung des Programms der Regierung wurde auf Sonntag vertagt.— Wer denn wohl der parlamentsfeindliche Brandſtifter ſein mag?! Amerika. Vereinigte Staaten. * Ein allgemeiner Eiſenbahnerſtreik in Sicht? Zwei⸗ unddreißig Eiſenbahngeſellſchaften, die in Newyork zu⸗ ſammenlaufen, lehnten die Forderungen von 200 000 Be⸗ dienſteten der Geſellſchaften auf Lohnerhöhung und Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit ab. Die Geſellſchaften wollen eine Konferenz mit den Angeſtellten einberufen, in der über die Differenzpunkte weiter verhandelt werden ſoll. Man glaubt, daß ein das ganze Land in Mitleidenſchaft ziehender Eiſenbahnerausſtand unvermeidlich iſt. Die Li⸗ nien wollen eine kleine Erhöhung der Löhne bewilligen; die von den Angeſtellten geforderten Lohnzuſchläge be⸗ wegen ſich zwiſchen 10 und 100 Prozent. Die Unter⸗ nehmer werden bei ihrer Haltung natürlich durch keinerlei Rückſicht auf das Allgemeinwohl beeinflußt. Uruguay. * In der ſüdamerikaniſchen Republik Uruguay iſt eine neue revolutionäre Bewegung ausgebrochen. Aus den Provinzen werden kleinere revolutionäre Unruhen ge⸗ meldet, die dem Anſchein nach durch revolutionäre Um⸗ triebe eines kleinen Teils der Blanco⸗Partei veranlaßt ſind. In amtlichen Kreiſen wird erklärt, daß von der Maſſe der Bevölkerung der Anſchluß an eine Revolution nicht zu erwarten ſei, da das Land ſich wirtſchaftlich in den günſtigſten Verhältniſſen befinde. Die Regierung nimmt an, daß die leichten Unruhen, deren Urheber ſich wahrſcheinlich argentiniſcher Hilfe erfreuten, bald unter⸗ drückt ſein werden. Deutſcher Reichstag. :: Berlin. 19. Januar. Der Reichstag beſprach heute die Interpellation über die Handhabung des neuen Reichsvereinsgeſetzes. Abg. Dr. Müller⸗Meiningen(rf. Vp.) zeigte an einer gan⸗ zen Reihe von Beiſpielen, wie verſchiedene Verwaltungs⸗ organe das Vereinsgeſetz zu recht eigentümlichen Maß⸗ nahmen benutzt und ſo das Geſetz entgegen den Erklärun⸗ gen der Regierung angewandt haben. Staatsſekxetär Delbrück verſprach die Prüfung der angegebenen Fälle und Abſtellung etwaiger wirklichen Mißſtände. In Sachſen ſollen nach den Ausführungen des Bundesratsbevollmäch⸗ tigten Hellbauer derartige Mißſtände nicht zu kon⸗ ſtatieren ſein. Abg. Hieber(ntl.) hält auch ſeinerſeits das Vereinsgeſetz für nötig, hofft aber, daß Mißgriffe vermieden werden. Abg. Gans Edler zu Putlitz (konſ.) hält dieſe Debatte für überflüſſig. Abg. Groe⸗ ber(Ctr.) betont, daß man die Härten des Vereinsgeſetzes in Süddeutſchland nicht anwende, und kritiſiert das Ver⸗ bot der polniſchen Verſammlung beim Katholikentage. Abg. Hanſen(Däne) und Stychel(Pole) tragen Erfahrun⸗ gen aus dem nordmärkiſchen und oſtmärkiſchen Kampfge⸗ biete vor. Abg. Molkenbuhr(Soz.) konnte mit einer Reihe von Erfahrungen aus der Praxis ſeiner Partei auf⸗ warten. Nach einem Schlußworke des Abg. Mug dan (Fri. Vp.) wurde die Weiterberatung vertagt. Donners⸗ tag: Juſtizetat. t: Berlin, 20. Januar. Der Reichstag erledigre heute zunächſt den bolivi⸗ aniſchen Handels vertrag in 3. Leſung und trat dann in die 2. Leſung des Stats ein. Heute wurde der Juſtizetat verabſchiedet. Dazu wurden von den Rednern aller Parteien eine große Menge von Einzelwünſchen vor⸗ getragen. Abg. Dr. Belzer(Ctr.) verlangte ſchärfere Bekämpfung der Schmuͤtzliteratur, Beſchränkung der Def⸗ fentlichkeit bei Skandalbrozeſſen, ferner die Entlaſtung des Reichsgerichts, die geſetzliche Regelung der Tarifver⸗ träge und der Berufsvereine. Abg. Dr. Gieſe(konſ.) und Abg. Junck(ntl.) ſchloſſen ſich ihm im weſentlichen an, worauf Staatsſekretär Dr. Lis co gegenüber allen dieſen Wünſchen mehr oder weniger weitgehende Zuſagen machte. Abg. Dove(freiſ.) war gegen die Bekämpfung der Schmutzliteratur durch Geſetze. Er wünſchte eine Ent⸗ laſtung des Reichsgerichts. Abg. Heine(Soz.) ſchloß ſich dem an; er bekämpft weiter die Todesſtvafe. Abg. ve Dziembowski(Pole) wünſcht ein Eingreifen des Reichsjuſtizamtes gegenüber dem antipolniſchen Mißbrauch des Rechtes. Abg. Dr. Varenhorſt, Abg. Werner Rfpt.), Abg. Dr. Becker(Etr.) und Dr. A blaß(frſ.) nehmen ſich im weſentlichen derſelben Wünſche an wie die Vorredner. Am Freitag folgen der Reichseiſenbahn⸗ etat und der Kolonialetat. Der Parlamentsbrand in Konſtantinopel. :: Als Entſtehungsurſache des Parlamentsbrandes wird die verfehlte Anlage der Dampfheizung angegeben. Nach dem Prinzip des neuen Regimes hatte der Präſident des Parlaments, Achmed Riſa, die Anlage der Zentralheizung nicht an eine bewährte Firma von europäiſchem Ruf vergeben, ſondern, wie das jetzt immer geſchieht, an den Mindeſtfordernden; zugleich hatte er zu großer Beſchleunigung gedrängt. Die ausführende Firma hatte nach eigenem Syſtem drei Dampfkeſſel im Untergeſchoß des Palaſtes aufgeſtellt, von denen angeb— lich unzweckmäßig weite viereckige Kanäle durch alle Räume führten. Da die ganze Inneneinrichtung des Pa⸗ laſtes, auch die Treppen, aus Holz waren und nur die Mauern aus Marmor gebaut ſind, ſo macht es tatſäch⸗ lich den Eindruck, daß die Anlage äußerſt feuergefähr⸗ lich war, was übrigens ſchon vor einigen Tagen durch einen deutſchen in den Artilleriewerkſtätten angeſtellten Offizier bei einer Beſichtigung des Palaſtes feſtgeſtellt wurde. Nun ſoll infolge der Verwendung ſchlechter Kohlen einer der Schornſteine der Kellelanlage derart verrußt geweſen ſein, daß er in Brand geriet. Die Flammen fanden dann if wenigen Minuten durch die weiten Heizungsſchächte ihren Weg in alle Räume des Palaſtes. So erklärt es ſich auch, daß die erſten Flammen im Mitteltrakt auf der Nordſeite geſehen wurden und trotz des ſtarken Sturmes aus Süden doch unmittelbar darauf auch die Südfront ergriffen, weil ſie eben vom Dampf- druck durch die Schächte hindurchgetrieben wurden. In der allgemeinen Verwirrung wurden außerdem alle Fenſter und Türen aufgeriſſen, ſo daß der Südſturm vollen Zugang fand. Gerettet wurden unter dieſen Um⸗ ſtänden nur Bruchſtücke der koſtbaren Möbel, ſelbſt das Archiv, deſſen Akten nach türkiſcher Manier in Säcken untergebracht waren, iſt zum großen Teil vernichtet. Da⸗ für wurden einige Säcke mit leeren Briefkuverts gerettet. Die Mannſchaften des italieniſchen und des amerika⸗ niſchen Stationärs beteiligten ſich zunächſt an dem Ret⸗ tungswerk, gaben es aber ſchließlich auf, da die türkiſchen Spritzen unzureichend waren. Die Kammer wird für die nächſte Zeit vielleicht im Meraſſim⸗Kiosk des Jildis und der Senat in der Hagia Sophia⸗Moſchee tagen, falls von dem Anerbieten des Sultans, im Thronſaale des Dolmabagtſche zu verhan— deln, kein Gebrauch gemacht wird. Aus Stadt und Land. ** Ueber das Zechenunglück im Ruhrgebiet lagen am Donnerstag folgende Nachrichten vor: — Bochum, 19. Januar. Ein Mitglied der Ret⸗ tungsmannſchaft, die um 6 Uhr von einer anderen Ka⸗ meradſchaft abgelöſt wurde und zutage fuhr, erklärte, daß man ſich heute abend mit dem eingeſchloſſe⸗ nen Drittelführer Kleffner durch Zeichen habe verſtän⸗ digen können. Kleffner teilte mit, daß er und ſeine Kol⸗ legen ſich unter einen Mauerring geflüchtet hätten. Die Geſteinsmaſſen, die über dem Mauerring lagern, haben eine Dicke von 12 Meter. Die Rettungs⸗ mannſchaft iſt trotzdem guter Zuverſicht, daß das ſchwie⸗ rige Werk der Bergung gelingen wird, wenn nicht un⸗ vorhergeſehene Umſtände eintreten. Es iſt eine Latten⸗ ſicherung in den Unglücksſchacht eingebaut worden, um ein Weiterarbeiten von oben her ohne Gefahr für die Rettungsmannſchaft zu ermöglichen. Gleichzeitig iſt die Herſtellung eines Querſchlages von der Schachtanlage IV aus in Angriff genommen worden. Dieſer Querſchlag muß eine Länge von 18 Meter er⸗ halten und wird vorausſichtlich in vier Tagen fertigge⸗ ſtellt werden können. Bis dahin werden die Verſchüt⸗ teten alſo in ihrer Lage verharren müſſen, und nur, wenn über den Arbeiten ein ganz beſonders günſtiger Stern waltet, iſt eine ſchnellere Befreiung mit Hilfe des Querſchlages zu erwarten. — Gelſenkirchen, 19. Januar. Das Schickſal der geſtern vormittag durch heruntergeſtürzte Geſteinsmaſſen auf Zeche„Holland“ in Leithe verſchütteten Bergleute iſt noch immer ſehr ungewiß. Entgegen der Meldung, daß alle ſechs Bergleute ſich noch am Leben befinden, befürch⸗ tet man jetzt, daß dieſe Annahme nicht zutrifft, da ſich nur ſchwache Lebenszeichen vernehmen laſſen. Bis 10 Uhr abends war es, obwohl von zwei Seiten angeſtrengt gearbeitet wird, nicht möglich, an die Verſchütteten heranzukommen. Die Rettungsarbeiten wer⸗ den die ganze Nacht hindurch fortgeſetzt. — Bochum, 20. Januar. Die Lage auf der Zeche „Holland“ hat ſich zn der vergangenen Nacht ſehr er⸗ heblich verſchlechtert. Die RAusſichten auf Rettung der ſechs Knappen ſind nahezu troſtloſe. Starke Geſtei 85 nachſtürze, die während der Nacht erfolgten, zerſtörten die bisher unternommenen Rettungsarbeiten und vermehrten die über dem Schachtringe liegenden Trümmer. Die Lebenszeichen hört man nicht mehr und man befürchtet, daß die Leute ſchon tot ſind. Infolgedeſſen iſt die Hoffnung, ſie lebend zu bergen, äußerſt gering. * * Der Raubmörder von Boguslawice verhaftet? In Elbing wurde ein ruſſiſcher Arbeiter verhaftet, der verdächtig iſt, mit dem Pleſchener achtfachen Mord in Beziehung zu ſtehen. * Ein„geſi iſt das meiningiſche Dorf Holzhauſen. Dort iſt in den Jahren 1897, 1898, 1902, 1904 und 1906 überhaupt niemamd geſtorben. In den letzten 22 Monaten wurden 4 Perſonen zu Grabe er Ort“ getragen, die zuſammen 340 Jahre, 2 Monate und 25 Tage gelebt hatten. Im Durchſchnitt hatte alſo jedes dieſer vier das Alter von 85 Jahren und 21 Tagen erreicht. Drei von ihnen hatten die diamantene Hoch⸗ zeit gefeiert. * Falſchmünzers Phantaſien. Das Schwurgericht in Mannheim verurteilte den 33 Jahre alten Schuhmacher Ludwig Täufer aus Kolberg wegen Falſchmünzerei zu 3 Monaten Gefängnis. Die Zeugenvernehmung ergab ein höchſt ergötzliches Bild von dem Leben des Ange⸗ klagten. Sein ſehnlichſter Wunſch war, Geld machen zu können, um ſchnell reich zu werden: er vertiefte ſich da⸗ her in das Studium alchimiſtiſcher Schriften und übte ſich in Geiſterbeſchwörungen, aber die Geiſter halfen ihm nicht. Die Schutzmannſchaft fand bei der Durchſuchung ſeiner Wohnung eine große Anzahl Flaſchen und Fläſchlein, Mengen von Gips, Blei, Zinn, Schilfkraut, überhaupt alle möglichen Dinge, derer ſich die Alchimiſten des Mittelalters bedienten. Aber das alles hatte nichts geholfen, er bekam kein Geld, wohl aber 3 Monate Gefängnis. *M Schwere ſoziale Schäden. In einem Arbeiter—⸗ ſchlafhauſe in Schnappach wurde eine Affäre a la Eulen⸗ burg aufgedeckt. Es ſollen 70—80 Perſonen in Frage kommen. Die Verfehlungen liegen auf mehrere Jahre zurück. Hoffentlich führt dieſer Vorfall zu ernſteren be⸗ hördlichen Maßnahmen auf dem Gebiete der Arbeiter- Maſſen⸗Quartiere! n Selbſtmord— als Beruf. Ein Poliziſt in Bu⸗ dapeſt rettete mit eigener Lebensgefahr einen Mann, der ſich hatte ertränken wollen, und brachte ihn auf die Po⸗ lizeiſtation, um ihn zu laben. Hier erkannte man in dem Manne einen gewiſſen Joſef Szedlak, der aus Ar⸗ beitsſcheu ſchon 32 Selbſtmordverſuche inſze⸗ niert hat, um dann jedesmal ein paar Tage freie Ver⸗ pflegung und kleine Geldgeſchenke zu erhalten. ** Eine gefahrvolle Jagd. Einem Pariſer Juwelier namens Bertin, der in der Nähe von Reims eine Jagd gepachtet hat, gelang es, den jüngſt aus einer Mena⸗ gerie entſprungenen Tiger zu erlegen, der, wie wir berichteten, die Bewohner der Gegend in großen Schrecken verſetzt hatte. Das Tier mißt ein Meter und 90 Zentimeter. n Straßenbahnunglück. In der ſüdkaukaſiſchen Hauptſtadt Tiflis entgleiſte ein vollbeſetzter Straßenbahn⸗ wagen auf einem ſteilen Abwege und ſtürzte um. Bis abends wurden 7 Tote und 11 Schwerverletzte geborgen. Ein verheerender Brand in Philadelphia. Ein Großfeuer brach am Mittwoch in einer Kleiderfabrik in Philadelphia aus und zerſtörte das ſechsſtöckige Fabrik⸗ gebäude. Von 100 Arbeiterinnen ſind mindeſtens 12 verbrannt, vielleicht liegen noch mehr unter den Trüm⸗ mern. Zwanzig andere ſind durch Sprünge aus den Fenſtern ſchwer verletzt worden. Das Feuer brach im dritten Stock aus. * Dem Herzog als Falſchmünzer iſt ſehr ſchnell ein Graf als Defraudant gefolgt. Aus Budapeſt wird gemeldet: Gegen den Grafen Aladar Karac⸗ ſony, Mitglied des ungariſchen WMagnatenha uſes, wurde wegen Unterſchlagung von 70000 Kronen die Unterſuchung eingeleitet. Graf Karacſony ſtand mit der Budapeſter Handlung Kroo u. Co. in Geſchäftsver⸗ bindung und unternahm mit ihr ein gemeinſames Ge⸗ ſchäft, bei dem er ſich verpflichtete, im Falle des Nicht⸗ zuſtandekommens eine Konventionalſtrafe von 70000 Kronen zu entrichten. Dieſen Betrag deponierte die 12 Firma beim Grafen in Wertpapieren. Als das Geſchäft nicht zuſtandekam und die Firma das Depot und die Vertragsſtrafe verlangte, ſtellte ſich heraus, daß der Graf die Wertpapiere bereits veräußert hatte. Da ſein Bruder den Schaden nicht erſetzen wollte, erſtattete die Firma Anzeige. **: Im brennenden Aeroplan. Der belgiſche Aviatiker Olieslagers zeigte auf dem Flugfelde von Senia bei Oran(Nordafrika) ſeit einiger Zeit ſehr gelungene Flugvorführungen. Am Donnerstag machte er mit ſeinem Bleriot⸗Eindecker zuerſt eine Runde um die Bahn und beſchrieb dann einige Achten. Dabei ver⸗ fing ſich der Fuß des Aviatikers in einem Transmiſſi⸗ onsrade dadurch war der Flieger verhindert, das Höhen- ſteuer ſeines Apparates auf Aufſtieg zu richten, und der Apparat ſenkte ſich raſch mit der Spitze nach unten; um wieder in die Höhe zu kommen, bewegte der Aviatiker das Steuer mit allzu heftigem Druck, der Aeroplan er⸗ hob ſich raſch, verfing ſich jedoch in den Tele⸗ graphendr.ähten, welche die Flugbahn einzäunen⸗ Einer dieſer Drähte durchſchnitt das Rohr, welches das Benzin aus dem Reſervoir dem Vergaſer zuführt. Das Benzin entzündete ſich, der Aeroplan fing Feuer und ſtürzte in wenigen Sekunden herab. Wie durch ein Wun⸗ der entging der Aviatiker dem Verbrennungstode, der Apparat ſelbſt wurde durch das Feuer vollſtändig zerſtört. Olieslager erlitt nur einige Brandwunden im Geſicht.— Einerieſige Zuſchauermenge hatte den Un⸗ fall mit größter Erregung beobachtet und bereitete dem Aviatiker, als er ſich nach dem Sturz wieder erhob, lebhafte Ovationen. g ** Ich werde es meinem Papa ſagen! Es iſt be⸗ reits des öfteren berichtet worden, daß es in den Kreiſen der amerikaniſchen Geſellſchaft Mode geworden iſt, ſich der ſtreikenden Arbeiterinnen anzunehmen. Dieſem Bei⸗ ſpiele folgt jetzt auch das kleine Fräulein Taft, die eine Hochſchule in Philadelphia beſucht. Die junge Dame, die erſt nächſtes Jahr ihr Debüt in der Geſellſchaft machen wird, wohnte einer Verſammlung der ſtreikenden Bluſenmacherinnen bei, und was ſie da von den Ge⸗ pflogenheiten der Fabrikanten in der„Stadt der Bru⸗ derliebe“ hörte, erfüllte ihr junges Herz mit gerechter Entrüſtung. Als die anweſenden Berichterſtatter er⸗ fuhren, daß die Tochter des Präſidenten zugegen war, wurde ſie natürlich um ein Interwiew beſtürmt.„Ich werde es meinem Papa ſagen,“ rief die junge Dame in großer Erregung,„daß man Frauen ſo ſchlecht be⸗ handelt wie dieſe Bluſenſchneiderinnen in Philadelphia. Ich werde nie wieder eine Bluſe anlegen können, ohne zu ſchaudern. Die armen Dinger! Da müſſen ſie auf die Nadeln achtgeben, die tauſendmal die Minute vor ihren Augen auf und ab blitzen. Tauſendmal die Mi⸗ nute, hat die Rednerin konſtatiert, aber warten Sie nur, ich werde es ſchon meinem Papa ſagen. Ich fahre jetzt direkt nach Waſhington.“— Hoffentlich hat's etwas ge⸗ holfen! Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim Hem ren: hat, alle te. enen meiſt kräft Zeit der Richt preis kann Leute regur politi die ſh vom ſich il bauten Wirts ſchlecht Nebel wirtſc —