— — „10 Uhr tr der Ge⸗ Nrundſtücz, F neter: aden ver tuheim ö ft. U nat, nach. gat Göͤt, 7 fan bi- l it einge⸗ b engen and. — 1 50 Ahr gilt lung tan! — 1 58 b Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: ruhei mer Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Berbreitelſte und geleſenſte Zeikung am Terhen 20. irkungsbollles Inſertions-Nrgan. Gegründet 1884. 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn; durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Anzeiger ſieſigen Platze, daher beſtes und Viernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Ar. 19. Ernſte Wahrheiten. In Berlin tagte in dieſen Tagen das preußiſche Landesökonomiekollegium. Aus den meiſtens rein fach⸗ lichen Beratungen dieſer Körperſchaft ragt ein Vortrag des Berliner Profeſſors Dr. Sering hervor, der ſich mit der Grundbeſitzverteilung und der Abwanderung vom Lande befaßt. Seine Ausführungen zu dieſem ſo über⸗ aus wichtigen Gebiete der Entvölkerung des Landes ent⸗ hielten eine Reihe ſehr ernſter Wahrheiten, die für die weitere Behandlung dieſes wichtigſten aller ſozialen Pro⸗ bleme von der allergrößten Bedeutung ſind. Grundlegend für die Anſchauungen dieſes beſten Ken— ners der ländlichen Verhältniſſe unſeres Vaterlandes iſt die Wahrnehmung, daß ſich, abgeſehen von einigen ſehr armen Gegenden, nur Gegenden entvölkern, in denen der Großgrundbeſitz dominiert, insbeſondere alſo im Oſten Deutſchlands. Und auch da, hebt Prof. Sering hervor, daß in den polniſchen Gebieten in keinem Kreiſe eine Abnahme der Bevölkerung vorhanden ſei. Ueberall wachſe die Bevölkerung in ſämtlichen Landgemeinden und Gutsbezirken. In dem großen Ringen der Nationalitäten um den Boden ſind von 1896 bis 1906 75 000 Hektar mehr aus deutſchen Händen in polniſche gekommen als umgekehrt. Er ſcheint danach der mit ſo großen Auf⸗ wendungen betriebenen preußiſchen Anſiedelungspolitik keine allzugroße Bedeutung in nationaler Richtung beizu⸗ meſſen. Wohl aber ſchätzt er ſie in ſozialer, wirtſchaft⸗ licher Hinſicht. Man leſe ſeine bezüglichen Ausführungen: Der Vorteil unſerer Anſiedelungspolitik liegt lediglich in der Umwandlung deutſcher Güter in Bauernhöfe. Ein polniſcher Boden iſt nicht mehr zu bekommen. Dicht be— völkert und in kräftigem Zunehmen ſind nur die Bezirke, wo Familienwirtſchaft vorliegt; ſie nehmen nur dort ab, wo Uebervölkerung zu herrſchen ſcheint. Die großbäuer⸗ lichen Kreiſe leiden allerdings unter der Schwierigkeit, Geſinde zu bekommen und feſtzuhalten. In den Groß⸗ gutsbezirken zeigt ſich eine Abnahme der geſamten Be⸗ völkerung und nicht bloß der ländlichen, ſondern auch der ſtädtiſchen. In den großbäuerlichen Kreiſen findet auch die kleinſtädtiſche Entwickelung eine Stärkung durch die Bildung lokaler Märkte. Es iſt aber falſch, wenn man ſagt, daß der landwirtſchaftliche Großbetrieb entvölkernd wirkt. Das iſt immer nur dort der Fall, wo er kapi⸗ taliſtiſch betrieben wird.... Aber eins zeigen die Feſt⸗ ſtellungen: wo der Großbetrieb als ſolcher vorherrſchend iſt, wirkt er entvölkernd, weil er den kleinen Leuten die Gelegenheit nimmt, Land zu kaufen, unabhängig zu werden und vorwärts zu kommen. Daher zeigt es ſich auch, daß in den Gutsdiſtrikten ſogar die Landgemeinden abzunehmen pflegen und nicht bloß die Gutsbezirke. Die Einzelunterſuchungen haben demnach ergeben, daß das Vorherrſchen des Großgrundbeſitzes in dieſer Beziehung ſchädlich wirkt. Daraus ergibt ſich die Schlußfolgerung, daß das weſtliche Deutſchland ſeine Beytzteyung unver⸗ 2. Selbſtliebe. — Roman von Conſtantin Harro. (Nachdruck verboten.) Sie hätte ihre Mutter, ſie hätte Friedel oder die Dienerſchaft nach dem verlorenen Schlüſſel, nach dem Geheimnis dieſes Zimmers fragen können. Doch in der Senſibilität ihrer Ge⸗ fühle für„einen ihr und dem Leben Geſtorbenen“ ſchämte ſie ſich faſt, ihrer Umgebung zu verraten, daß ſie noch an irgend etwas, ſei es auch das Geringſte, Anteil nehme. Sie wanderte jetzt Tag für Tag durch das Schloß. Der Gang zerſtreute ſie. Und die rätſelhafte Thür beſchäftigte ſie. Bis ſie endlich, mit der Schlauheit Kranker, auch ohne Fragen — weil alles Sprechen ihr läſtig fiel— in das Zimmer zu kommen hoffen konnte. Sie zog Schlüſſel von anderen Thüren und probierte an jener. Endlich— es waren inzwiſchen Wochen vergangen— fand ſie das„Seſam öffne Dich!“ Ein Schlüſſel paßte. Zaghaft und ſcheu betrat ſie den Raum, den ſie ſich wüſt und ungeordnet vorgeſtellt. Doch zu Tode erſchrocken blieb ſie ſofort ſtehen und ſtarrte auf das Bild, das im kunſtvollen goldenen Rahmen von der Wand ihr gegenüber heruntergrüßte. Auf ihr Bild. Das war Friedels Geheimnis. Er wollte ihr nicht wehe thun mit der lichten Schönheit von einſt.. Die Kniee zitterten ihr ſo ſehr, daß ſie ſich ſetzen mußte. Wie ſie nun einen Stuhl herbeizog, gewahrte ſie bei flüchtigem Umherblicken, daß das Gemach ausſah wie früher, daß man kein Stäubchen darin erblicken konnte, daß es jetzt noch bewohnt wurde... Der altmodiſche Schreibtiſch zeigte ſich geöffnet, und auf ſeiner Platte lagen Bücher, Federn, Papiere. 65 Dienſtag, den 15. Februar 1910. 26. Jahrgang. ſehrt erhält, weil es Bauernland iſt, daß der Oſten aber ſeinen geſamten ländlichen Nachwuchs und darüber hinaus abgibt, weil der Großgrundbeſitz hier vorherrſcht, oder genauer geſagt, weil die kleinbäuerlichen Familien⸗ güter zu wenig zahlreich ſind. Deshalb hatte ja auch das Kollegium im vorigen Jahre recht, wenn es als eine wirtſchaftliche, ſoziale und nationale Notwendikeit bezeich— nete, einen Teil des Großgrundbeſitzes planmäßig zu be⸗ ſiedeln. Es iſt das die wichtigſte und dringendſte gegen— wärtige Aufgabe für Preußen, denn es handelt ſich ein⸗ fach um die Aufrechterhaltung der deutſchen Vorherrſchaft und Kultur. Die Polen ſind gegen uns aufs beſte organiſiert. Dazu kommen nun noch die Wanderarbeiter. Daraus ergibt ſich, daß die Umwand— lung von Gutsbezirken in Bauerndörfer das Richtige iſt Ich bin ein großer Freund der Arbeiteranſiedelungen, aber wir können durch ſie allein nicht die ſtarke Volks⸗ vermehrung hervorbringen, die notwendig iſt. Es iſt rich— tig, daß der Großbetrieb höhere Erträge pro Kopf er— zeugt, weil er die vollkommenſte Ausnutzung des Pro— duktionskapitals und der Arbeitskräfte ermöglicht. Aber die Bodenproduktivität, die Erzeugung auf dem Hektar iſt in den Bauernwirtſchaften größer, ſowohl bezüglich der Getreideerträge als auch der Viehwirtſchaft. Aller— dings mag es ſein, daß die Reinerträge der Bauern- güter nach dem Gelde gerechnet nicht ſo günſtig ausfallen. Die Leute leben und wohnen aber beſſer als die Wander⸗ arbeiter und arbeiten auch intenſiver. Die Ueberzeugung, daß die Feſtigung der inneren Verhältniſſen unſeres ſo ſchnell zu hoher kultureller Blüte entwickelten Vaterlandes durch die Schaffung eines un— abhängigen Bauernſtandes in allen Gauen, auch dort, wo er noch nicht vorhanden iſt, erfolgen muß, bricht ſich ſomit auch in konſervativen Kreiſen Bahn. Politiſche Rundſchau. :: Ein ſehr auffälliger Vorgang. In der Sitzung der bayeriſchen Kammer der Reichsräte am Freitag wandte ſich bei der Beratung des Militäretats Reichsrat Freiherr v. Cramer⸗Klett energiſch gegen das Duell, welches vom religiöſen und ebenſo auch vom ethiſchen Standpunkt aus zu verwerfen ſei. Wenn auch der Zwei⸗ kampf in der bayeriſchen Armee ſtark zurückgegangen ſei, ſollte die Heeresverwaltung doch keine Zweifel dar⸗ über laſſen, daß ſie das Duell als verwerflich betrachte. Kriegsminiſter Freiherr v. Horn erwiderte, die Duell⸗ ſitte beſtehe nicht nur im Offizierskorps, ſondern ent⸗ ſpreche den Anſichten weiter Kreiſe. Beim Offizierkorps werde durch die Ehrengerichte dem Duell entgegengewirkt. Das Duell gehöre zu den größten Seltenheiten und komme nur noch bei den allerſchwerſten Konflikten vor. Reichsrat Prinz Georg erklärte, kein Reichsrat, der Uni⸗ form trage, ſtehe auf dem Standpunkt v. Cramer⸗Kletts. Das Duell gehöre nicht der Vergangenheit an. Da es nur Hier träumte Friedel vom Glück! Thränen entſtürzten Ettas Augen. Die erſten Thränen ſeit dem Tode des Gatten. So, ſich faſt die Seele ausweinend, ſaß ſie, von Schluchzen geſchüttelt, auf dem Stuhl, haltlos, faſſungs⸗ los, und darum eben wieder eine Lebende, keine Scheintote mehr Endlich konnte ſie auch zu dem Bilde wieder aufſchauen. „Selbſtliebe!“ Ja, das war der rechte Name, den Friedel gewählt: Selbſt⸗ liebe! Mit der war es nun vorbei. Vorbei die Zeit, da ſie Freude gehabt an ſich ſelbſt, wenn ſie vor den Spiegel trat, Freude gehabt an dem Manne, der ihr eigen war, und doch nicht ihr eigen, den ſie ſo gern geſchmückt hatte mit allem, was ihr ſchön deuchte, groß und edel! Sie wankte zum Spiegel und ſah ihre zer⸗ ſtörte Jugend, das ergrauende Haar, das todblaſſe Antlitz mit den erloſchenen Augen. Und mit einem herzzerreißenden Lächeln trat ſie wieder vor das Bild und grüßte es ehrfurchtsvoll, wie man Tote grüßt. Da klang ein raſcher Schritt hinter ihr. Sie wendete ſich nicht. Sie wußte, daß Friedel ſie ſuchte, wußte, daß Angſt in ſeinen Zügen war. „Etta, Du hier?“ kam es bebend von ſeinen Lippen. Sie rührte ſich nicht. Langſam trat er zu ihr. Er ſah, daß ſie geweint hatte. „Das unglückſelige Bild!“ klagte er. „Unglückſelig?“ antwortete ſie.„Nein, ſchön iſt es und wahr!“ So ſagteſt Du einſt, Friedel. So ſage ich jetzt. Ach, was für Mühe habe ich Dir ſtets gemacht!“ Leiſe ſchluchzend lehnte ſie den Kopf an ſeine Schulter. „Nun iſt alles gut!“ erwiderte er.„Und tauſendmal mehr hätte ich für Dich gethan. Glaube es nur!“ in den ſchwerſten Fällen vorkomme, ſei eine größere Einſchränkung kaum möglich.— Nun wird doch auch wohl die bayeriſche Abgeordnetenkammer einige deutliche Worte dazu ſagen müſſen! ) Die neue Verordnung über den Verkehr mit Kraft⸗ fahrzeugen, die am 1. April in Kraft treten ſoll, wird ſoeben im„Reichgeſetzblatt“ veröffentlicht. Die für ge⸗ ſchloſſene Ortsteile bisher vorgeſchrieben geweſene Höchſt⸗ geſchwindigkeit von 15 Kilometer in der Stunde iſt bei⸗ behalten worden. Die Kraftfahrzeuge der Landesherren, der Mitglieder der landesherrlichen Familien und die Mitglieder der Familie Hohenzollern ſind von den Vor⸗ ſchriften über Kennzeichen, Hupe uſw. befreit, dagegen nicht von den Beſtimmungen über die Schnelligkeit.— Wir vermiſſen leider Maßnahmen zu Gunſten einer ge⸗ eigneten Kontrolle über die peinlichſte Einhaltung dieſer Vorſchriften. Warum trifft man keine Beſtimmungen, die für die für den geſchloſſenen Ortsverkehr beſtimm⸗ ten Wagen eine Einrichtung vorſchreiben, die eine Ge⸗ ſchwindigkeit über 15 Kilometer unmöglich machen? Das wäre doch eine ganz einfache Löſung. :: Der Fall Feith in Bonn hat nun doch noch Folgen gehabt, die die Erziehung der Bonner Korpsſtudenten erheblich zu fördern geeignet ſein werden: — Bonn, 11. Februar. Im Zuſammenhang mit dem Fall Feith ſind die Studenten Robert de Cuvry aus Koburg und Hans Rudolf Wild v. Hohenborn aus Stuttgart mit Entfernung von der Univerſität beſtraft worden.. Hoffentlich greifen die Behörden in ſolchen Fällen ſtets mit ſolcher Schnelligkeit zu, daß ſich Preſſe und Par⸗ lament nicht erſt lange damit befaſſen müſſen. 5 Der unpolitiſche Hanſabund. Die Berliner Blätter veröffentlichten am Samstag abend folgende Notiz:„Eine große Kundgebung gegen die Wahlrechtsvorlage der preu⸗ ßiſchen Regierung und für die geheime Stimmabgabe wird von den Kreiſen der Berliner ſtädtiſchen Selbſtverwaltung, der Wiſſenſchaft und der Kunſt, der Induſtrie und des Handels am Sonntag, den 20. Februar mittags 12 Uhr, im Zirkus Schumann veranſtaltet werden. Das Komitee wird alles Nähere, beſonders die Rednerliſte, in den nächſten Tagen veröffentlichen.“— Der„Hanſa⸗ bund“, der hier unter der Maske der„preußiſchen In⸗ telligenz“ ſegelt, wird die Gelder für dieſe Kundgebung hergeben. Dadurch wird der Wert der ganzen Sache weſentlich beeinträchtigt. ( Der induſtrielle Wahlfonds. Die ſeit den neue⸗ ſten Geſchäftsvorgängen zum Nationaliberalismus ab⸗ ſchwenkende„Tägliche Rundſchau“ ſchreibt triumphierend über eine Sitzung der Kommiſſion zur Sammlung eines induſtriellen Wahlfonds: 0 Es wurde feſtgeſtellt, daß der Gedanke der Bil⸗ dung eines ſolchen Wahlfonds auf einen denkbar frucht⸗ baren Boden gefallen iſt. Aus ganz Deutſchland liegen, nach der„Köln. Zta.“. Zuſtimmungen vor. und die be— „O, ich weiß!“ ſprach ſie mit einem ſchwachen Rot auf den Wangen.„So viel, wie ich für den Toten.“ —— Sie weilten lange vor dem Bilde. Wie eine Buß⸗ predigt wirkte es auf Etta. „Stirb, um zu werden!“ rief es ihr zu. Selbſtliebe ſich in Menſchenliebe wandeln. Plötzlich richtete ſie ſich zu voller Höhe empor und Friede feſt in die Augen ſehend, fragte ſie ruhig und klar: „Friedel, kann ich noch geſunden?“ „Du biſt geſund, ſobald Du geſund ſein willſt“, antwortete er, beklommen vor Freude. „Ich will!“ ſprach ſie mit hellem Blick. 100 „Laſſe Deine „O hilf mir dazu Da zog er ſie ſanft an ſich. „Ach!“ fragte er ſchmerzlich, bin ich?“ „Ein guter, ein treuer Menſch!“ verſetzte ſie leiſe. nicht das Höchſte? das Dauernde?“ Und ſie lächelte trauervoll, wie Engel wohl lächeln mögen. die von der ewigen Heimat in die Wirrnis des Lebens ſchauen. „kann ichs denn? Wer Iſt das — Ende.= reits gezahlten, gezeichneten und in Ausſicht geſtellten Beiträge haben eine Höhe, die angeſichts der kurzen Zeit, die ſeit der Errichtung der Kommiſſion vergangen iſt, die Erwartung vollauf rechtfertigt, die man auf die ganze Einrichtung geſetzt hat. i Man freue ſich nicht zu früh. Bei der letzten Land⸗ tagswahl hatten die Induſtriellen im Wahlkreiſe Bochum nicht weniger als 16 nationalliberale Parteiſekretäre an der„Arbeit“, für die ſie ordentlich„blechen“ mußten. Genutzt hat das aber gar nichts, denn der Centrums⸗ kandidat Bartſcher ſiegte glänzend. Parlamentariſches. 7? Die Wahlprüfungskommiſſion des Reichstags beriet am Samstag über den Proteſt gegen die Wahl des Abg. Wehl(ntl., 14. Hannover). Sie kam zu dem Beſchluß, die Zahl der Stimmen der Mitglieder der Kriegervereine von der für den Gewählten abgegebenen Stimmenzahl abzuziehen und wird demgemäß beim Plenum bean- tragen, die Wahl für ungiltig zu erklären. Sodann wurde der Bericht über die ungiltig erklärte Wahl des Abg. Kleye(ntl., 2. Braunſchweig) feſtgeſtellt. ? Das Centrum in der Wahlrechtskommiſſion. Der 28 gliedrigen Kommiſſion des Abgeordnetenhauſes, der am Samstag die Wahlrechtsvorlage überwieſen würde, ge— hören vom Centrum an die Herren Herold, Linz, Zimmer, Bell, Giesberts und Kirſch. 7 Paul Singer erkrankt. In der Nacht zum Frei⸗ tag iſt der ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete Paul Singer plötzlich erkrankt: ein veralteter Bronchial⸗ katarrh rief bei ihm ſchwere Erſtickungsanfälle hervor. Aerztliche Hilfe wurde herbeigeholt und brachte dem Kranken Erleichterung. Jetzt befindet ſich Singer auf dem Wege der Beſſerung. 3 8 Todesſturz des Oberſten v. Schwartzkoppen. Der Regimentskommandeur des 70. Infanterie-Regiments in Saarbrücken, Oberſt v. Schwartzkoppen, ritt am Freitag früh auf dem Wege zum Exerzierplatz ein neues Pferd. Das Tier ſcheute in der Nähe des Aehrentales und machte einen Seitenſprung, bei dem Oberſt v. Schwartz⸗ koppen vom Pferde ſtürzte und ſich einen Bruch der Schädeldecke zuzog. v. Schwartzkoppen ſtarb bald darauf an den erlittenen Verletzungen.— Oberſt Ernſt von Schwartzkoppen iſt am 17. Oktober 1853 zu Potsdam geboren. Ein Bruder ſeines Vaters war der General der Infanterie Emil von Schwartzkoppen, der als kom⸗ mandierender General des 13.(württembergiſchen) Armee⸗ korps am 5. Januar 1878 ſtarb. § Ueber die Havarie des Militärluftſchiffs„M. 3“ wird offiziös mitgeteilt: Der durch den Unfall angerichtete Schaden war nur unerheblich, denn es waren lediglich am unteren Teil der Gondel einige Steifen verbogen. Wenn trotzdem nicht an dem anfangs gehegten Plan, auf dem Luftwege nach Tegel zurückzukehren, feſt⸗ gehalten wurde, ſo iſt dies lediglich darauf zurückzuführen, daß der Kommandeur des Luftſchifferbataillons, Major Groß, ein Experiment ausführen wollte. Es ſollte näm⸗ lich unter den gegebenen ſchwierigen Umſtänden verſucht werden, den Luftkreuzer an der Unfallſtelle ſofort von Gas zu entleeren und dann auf dem ſchnellſten Wege in die Luftſchiffhalle zurückzubringen. Dieſes Manöver, das für den Ernſtfall ſehr wertvoll iſt, fiel zur vollen Zufriedenheit aus; wenige Stunden nach Ausgabe des Befehls lag das entleerte Luftſchiff bereits wohlverwahrt in der Luftſchiffhalle zu Tegel. Die Reparaturarbeiten an dem havarierten Luftſchiff ſind inzwiſchen bereits be— endet. Europäiſches Ausland. Schweden. 5 S8 Im Befinden des Königs Guſtav von Schweden iſt eine fortſchreitende Beſſerung zu verzeich⸗ nen. Jede Lebensgefahr ſcheint jetzt beſeitigt. Die Kräfte des Patienten nehmen ſchnell zu, und der Appetit hat ſich bedeutend gebeſſert.— Die Nachrichten aus London über den Geſundheitszuſtand der Königinwitwe von Schweden, die von der Kunde der plötzlichen Erkrankung ihres Sohnes ſehr mitgenommen wurde, lauten dagegen weniger befriedigend. Eine ernſte Gefahr ſcheint jedoch nach den letzten Mitteilungen nicht vorzuliegen. England. * Die iriſchen Nationaliſten ſind bekanntlich durch den Ausgang der engliſchen Wahlen in die ange nehme Lage gekommen, je nach ihrer Stellungnahme Liberalen oder Konſervativen die Mehrheit zu verſchaffen. Die Iren ſcheinen nach den Erklärungen, die ihr Führer Redmont in einer Rede in Dublin abgegeben hat, ent—⸗ ſchloſſen zu ſein, den Vorteil ihrer Lage wahrzunehmen und die liberale Regierung zu Zugeſtändniſſen zu zwin⸗ gen. Miniſterpräſident Asquith will ſich dieſen Zwang nicht gefallen laſſen. Die liberale Preſſe ergreift aber für Redmont Partei und fordert dieſen auf, für den Fall, daß er mit der jetzigen Regierung nicht zuſammen ar⸗ beiten könne, das Kabinett Asquith zu ſtürzen. Dieſe drohende Miniſterkriſe verſtärkt noch die durch den zweifel⸗ haften Wahlausgang hervorgerufene Befürchtung, daß die engliſche Politik in der nächſten Zeit ſtarken Schwankun⸗ gen ausgeſetzt ſein wird. Frankreich. * Die Diſziplinloſigkeit in der franzöſi⸗ ſchen Handels marine. Immer ſtärker greift in der franzöſiſchen Handelsmarine die Indiſziplin um ſich, Der Zentralausſchuß der Reeder beklagte in ſeiner letzten Sitzung eine ganze Reihe beſonders ſchwerer Fälle. So verweigerte am 25. Januar die Beſatzung des Paket⸗ bootes„Corte“ die Abfahrt, weil das Meer zu ſtürmiſch ſei. Der Kapitän mußte ſich fügen, obwohl das Wetter den Aufſchub gar nicht rechtfertigte. Auf einem anderen 1 ſtellten die Heizer mitten in der Meerenge on Meſſina unter den ſchwierigſten Steuerverhältniſſen ötzlich die Arbeit ein, ſo daß die Offiziere zu Kohlen⸗ haufel und Schüreiſen greifen mußten. Serbien. * Das Schickſal des Fürſtenhauſes Karageorgiewitſch bildet für den monarchiſchen Gedanken eine ununter⸗ brochene Reihe von Schädigungen: Das unbändige Tem⸗ perament des Exkronprinzen Georg zeigt ſich auch in ſeiner Krankheit. Seine Handwunde hat einen überaus gefährlichen Charakter, ſo daß die Amputation einiger Finger bevorſteht. Von väterlichen Sorgen geleitet, ſandte König Peter den Hofarzt Nikolajewitſch nach Mi⸗ lanovatz, damit dieſer die gefährliche Wunde unterſuche. Prinz Georg erklärte jedoch dem Hofarzt kategoriſch, die Hand nicht zeigen zu wollen, denn darüber hätte er zu disponieren, und ſetzte dann auch hinzu, ſo lange er in Belgrad geweſen ſei, habe man ſich nicht um ſeine Wunde und Schmerzen gekümmert, jetzt ſolle kommen, was wolle. Keiner brauche ſich jetzt mehr um ihn zu kümmern. Das neuausgearbeitete Hofſtatut der Karageorgiewitſch wird noch im Laufe dieſes Monats der Skupſchtina vorgelegt. Am Statut wurden in letzter Zeit Umänderungen vor⸗ genommen, denen zufolge ſowohl der Thronfolger Alexan⸗ der wie Prinz Georg eine jährliche Apanage erhalten ſollen. Alexander ſetzt jetzt ſein Studium in Belgrad fort, wird aber im Herbſte nach dem Ausland gehen und ſich dort weiterbilden. Prinz Georg bleibt laut Be⸗ ſtimmung des Statuts beſtändig im Militärdienſte. Afrika. Marokko. 8 Zwiſchen Mulay Hafid und der franzöſiſchen Mili⸗ tärmiſſion in Fez iſt es zu einem Konflikt gekommen, weil der Sultan einen Eingeborenen-Sekretär der Miſ⸗ ſion hat verhaften laſſen. Ergänzend wird hierzu berich⸗ tet: Aus Fez wird über die Verhaftung des Artillerie- Sekretärs Silahein Snuſſi gemeldet, daß dieſe anläß⸗ lich der Bezahlung des Soldes der Truppen erfolgt ſei, weil Silahein Snuſſi entſprechend den Befehlen des Lei⸗ ters der franzöſiſchen Militärmiſſion, Majors Mangin, noch einen zweiten Schreiber in die Soldliſte eingetragen habe. Dieſes Verfahren zeige, daß der Sultan ſyſtematiſch das Ziel verfolge, das Anſehen und die Stellung der franzöſiſchen Militärmiſſion herabzuſetzen. Die bis auf weiteres erfolgte Einſtellung der Dienſtleiſtungen der fran⸗ zöſiſchen Militärmiſſion iſt im Einvernehmen mit dem franzöſiſchen Konſul Gaillard erfolgt.— Nach einer Nach⸗ richt aus der marokkaniſchen Hafenſtadt Mazagan haben im Schaujagebiet zwei Azemurleute und ein Angehöriger des Schtukaſtammes einen Mord begangen. Ihre Aus⸗ lieferung an die franzöſiſchen Behörden wurde von dem Paſcha von Azemur verweigert. Daraufhin überſchritt eine Tirailleur-Abteilung den Umer-Rebia, den Grenzfluß zwi⸗ ſchen dem Schauja⸗ und Dukallagebiet, und beſetzte die Tore von Azemur. Der Paſcha lieferte dann die Schul⸗ digen ſogleich aus.— Späteren Nachrichten zufolge iſt die Beilegung des Zwiſchenfalles ſchneller erfolgt, als ſich anfangs nach der Heftigkeit des Sultanszornes er— warten ließ: Am Tage nach dem Zwiſchenfall mit der franzöſiſchen Militärmiſſion ließ der Sultan den franzöſi⸗ ſchen Konſul Gaillard und Major Mangin zu ſich berufen. Nachdem ihm der Tatbeſtand auseinandergeſetzt war, äußerte der Sultan ſeine Mißbilligung über das Vorgehen ſeiner Beamten. Der Kämmerer und der Kriegsminiſter mußten dem Major in Gegenwart des franzöſiſchen Kon⸗ ſuls und der franzöſiſchen Offiziere ihre Entſchuldigung ausſprechen. 9 Aſien. Indien. 4 Die Engländer haben in Indien immer noch einen ſchweren Stand. Ein Gerücht, daß Lord Kitchener an Stelle des Earl of Minto zum Vizekönig von Indien ernannt werden ſoll, erregt bei der indiſchen Bevölkerung große Unruhe, da die Strenge Lord Kitcheners gegen die Eingeborenen allgemein gefürchtet wird. Man hält die Ernennung Lord Kitcheners zum Vizekönig für nicht unwahrſcheinlich, zumal es bekannt iſt, daß es ſchon ſeit längerer Zeit Kitcheners eigener Wunſch iſt, den Poſten eines Oberſtkommandierenden von Indien mit dem des Vizekönigs des indiſchen Reiches zu vertauſchen. Demonſtrationen gegen die „Wahlrechtsſchmach“. „ Die Sozialdemokratie hat es für gut gehalten, im ganzen Lande am Sonntag völlig zweckloſe Demon⸗ ſtrationen zu veranſtalten. In Berlin fanden 45 ſozial⸗ demokratiſche Parteiverſammlungen ſtatt, an die ſich mehr oder minder große Demonſtrationszüge anſchloſſen. Ein⸗ geleitet wurden die Demonſtrationen mit einem Vernich tungsfeldzuge gegen die blutig-roten Plakate, die der Polizeipräſident in der Samstag nacht hatte ankleben laſſen: Bekanntmachung. Es wird das„Recht auf die Straße“ verkündet. Die Straße dient lediglich dem Verkehr. Bei Widerſtand gegen die Staatsgewalt Waffengebrauch. Ich warne Neugierige. Den 13. Februar 1910. erfolgt Der Polizeipräſident. gez. v. Jagow. Die meiſten Plakate hingen bereits am Morgen in Fetzen von den Litfaßſäulen. 5 In Berlin kam es nur an einer Stelle, an der Ecke der Friedrich- und Karlſtraße, gegenüber der Kaſerne des zweiten Garderegiments, zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen Demonſtranten und Polizei. Um die Menge zurückzudrängen, wurde von der Waffe Gebrauch gemacht, wobei vier Perſonen Verletzungen erlitten. Ein zweiter Zuſammenſtoß zwiſchen Demonſtranten und Schutzleuten erfolgte in Rixdorf. Auf dem Richardplatz ließ ein Po⸗ lizeioffizier blank ziehen, da der Demonſtrationszug, der ſich aus Verſammlungsbeſuchern von drei Rixdorfer Lo⸗ kalen zuſammenſetzte, den Platz nicht ſäubern, ſondern unter freiem Himmel eine Verſammlung abhalten wollte. Hier wurden mehrere Perſonen durch Säbelhiebe ver— letzt. Ein Schutzmann wurde von einem Stein getroffen und am Hinterkopf verwundet. Die übrigen Demon⸗ ſtrationszüge verliefen durchweg ruhig. In allen Gruppen wurden Arbeiter- und Freiheitslieder geſungen und von Zeit zu Zeit Hochrufe auf das allgemeine und gleiche Wahlrecht ausgebracht. Wiederholt wurden auch Rufe wie: „Nieder mit den Junkern!“,„Pfui Bethmann⸗Hollweg!“ laut. Nach polizeilicher Schätzung haben an den Demon⸗- ſtrationszügen etwa 100 000 Perſonen teilgenommen. Im Zentrum der Stadt demonſtrierten die Verſamm⸗ lungsteilnehmer aus dem 1., 3. und 5. Kreis. Vom Gewerkſchaftshaus ging der Zug nach dem Moritzplatz, wo die Verſammlungsteilnehmer aus den Arminhallen ſich an⸗ ſchloſſen. Am Spittelmarkt ſtießen dazu die Beſucher der Sophienſäle und von Dräſel. Dann ging es durch die Zimmerſtraße nach der Wilhelmſtraße. Hier ſtellten ſich Schutzleute der Maſſe entgegen und teilten den Zug. 1200 Demonſtranten gelang es trotzdem, bis zum Reichs⸗ kanzlervalais zu dringen, wo Hochrufe auf das freie Wahlrecht ausgebracht wurden und der Ruf erſcholl: „Nieder mit dem Klaſſenwahlunrecht!“ Die Demonſtran⸗ ten führten rote Fahnen und Tafeln mit der Inſchrift: „Hoch das freie Wahlrecht!“„Nieder mit den Junkern!“ Die Schutzmannſchaft, die die glitzernden Schuppen⸗ ketten heruntergeſchlagen hatte, hielt ſich in den meiſten Stadtgegenden zurück und ließ die Züge ruhig gehen. Bald wurden auch, wo eine Gefahr nicht mehr beſtand, die verſtärkten Schutzmannspoſten eingezogen. Die Um⸗ gebung des Schloſſes blieb tagsüber bis in die Nacht⸗ ſtunden hinein polizeilich ſtark abgeſperrt. Im Weſten Deutſchlands hat die Polizei die monſtranten meiſtens ganz unberückſichtigt gelaſſen. Rur in Duisburg kam es zu Reibereien, bei denen es meh⸗ rere Verwundungen gab und einige Verhaftungen vor- genommen wurden. i 5 In Sachſen kam es zu ſchweren Ausſchreitungen in Halle. Im ganzen haben etwa 40 Verletzte die Hilfe der Klinik in Anſpruch genommen. Nach dem amtlichen Bericht ſollen die Demonſtranten die Polizei mit Steinen beworfen und tätlich angegriffen haben, ſo daß die Schutz- leute von der Waffe Gebrauch machen mußten. Deutſcher Reichstag. 5: Berlin, 11. Februar. Der Reichstag ſetzte am Freitag die Beratung über den Militäretat beim Kapitel„Bekleidung und Aus⸗ rüſtung der Truppen“ fort. Abg. Görcke(ntl.) befür⸗ wortete eine Reſolution ſeiner Fraktion auf Vorlegung einer Denkſchrift über die jetzigen Syſteme. Kriegsmi⸗ niſter v. Heeringen erklärte ſich zur Vorlegung der Denkſchrift bereit. Abg. Faßbender(Ctr.) bat, bei Lieferungen beſonders die ſelbſtändigen Handwerker zu berückſichtigen. Abg. Stücklen(Soz.) wünſcht noch, daß das jetzige Syſtem im Intereſſe der freien Handwerker beibehalten werde. Der Abg. Erzberger(Ctr.) em⸗ pfahl die nationalliberale Reſolution zur Annahme und begründete nebenher den Beſchluß der Budgetkommiſſion, beim Etat der Bekleidungsämter die Stellen von vier Offizieren zu ſtreichen. Nach weiterer Debatte wurde die nationalliberale Reſolution angenommen. Ohne Debatte wurden dann die Pferdegelder an Generale uſw. im Be⸗ trag von eine halbe und zweieinhalb Millionen geſtrichen⸗ Ferner wurde die Reſolution des Centrums über die Ein⸗ ſchränkung der Kontrollverſammlungen gegen die Stimmen des„neueſten Blocks“, der Konſervativen und der Nationalliberalen, angenommen. Morgen Weiterbe⸗ ratung. Ve⸗ Berlin, 12. Februar. Im Reichstage wurde am Samstag die zweite Be⸗ ratung des Militäretats bei den Kapiteln„Artillerie und Waffenweſen“ und„Techniſche Inſtitute“ fortgeſetzt. Die Debatte drehte ſich, wie üblich, um die Verhält⸗ niſſe in den Werkſtätten der Heeresverwaltung. Abg. Will(Ctr.⸗Elſ.) befürwortete Eingaben mehrerer Be⸗ amtenkategorien, wie der Verwaltungsſchreiber, der Kanz⸗ leiſchreiber um Beſſerung und Wünſche der Arbeiter. An der Debatte über dieſe Frage beteiligten ſich die Abgg. Pauli⸗ Potsdam(konſ.), Dr. Görcke(ntl.), Mom m⸗ ſen(frſ. Vgg.) und Sommer(frſ. Vp.). Abgeordneter Schwarze Lippſtadt(Ctr.) brachte Wünſche der Ar⸗ beiter in den Militärwerkſtätten bei Lippſtadt vor, des⸗ gleichen Abg. Dr. Becker⸗Köln(Ctr.), derer in Sieg⸗ burg und Duisburg. An der weiteren Debatte beteiligten ſich u. a. Abg. Dr. Görcke(ntl.), Abg. Fiſcher(Soz.), Abg. Stadthagen(Soz.), Abg. Böhle(Soz.), Abg. Storz(Südd. Vp.) u. a. Abg. Erzberger(Etr.) verlangte, daß die Militärverwaltung die Parzellierung des Tempelhofer Feldes und den ſtückweiſen Verkauf dem Geſamtverkauf der Stadt Berlin vorziehen ſoll. Nach der anſcheinend in dieſem Jahre regelmäßigen Schluß⸗ ausſprache zwiſchen Ledebour und dem Kriegsminiſter wurde der Militäretat in zweiter Leſung angenommen. Am Montag kommt ſchon das Stellenvermittelungsgeſetz zur Beratung. Schiffskataſtrophe. 155 Tote. ** Auf all die vielen und ſchweren Schiffsunfälle, die uns„dieſer“ Winter auf der Nordſee gebracht hat, folgt jetzt eine Schiffskataſtrophe, die alle Ereigniſſe dieſer Art in den letzten Jahren weit hinter ſich zurückläßt⸗ Mit Schrecken lieſt man folgendes Telegramm: — Paris, 11. Februar. Der Paſſagierdampfer „General Chaney“ iſt bei den Baleariſchen Inſeln ge⸗ ſunken. Von den 86 Paſſagieren iſt ein einziger ge⸗ rettet worden, von den 70 Mann der Beſatzung nie⸗ mand. Das Schiff, das gewöhnlich den Verkehr von Mar⸗ ſeille nach Tunis und Algier vermittelt und den Um⸗ weg nur infolge des Sturmes gemacht hat, nahm ſeine Zuflucht nach den Balearen. Infolge ſtarken Nordſturmes wurde das Schiff, deſſen Führung unmöglich geworden war, gegen die Felſen von Nord-Minorka getrieben⸗ Notſignale blieben erfolglos, wirkſame Hilfeleiſtung war bei dem herrſchenden Unwetter unmöglich. Eine Meldung beſagt, daß die Rettungsboote geſunken ſeien, nach einer anderen wäre keine Zeit geblieben, ſie auszuſetzen. Der eine gerettete Paſſagier hatte ſich eines Rettungsgürtels bemächtigen können und war über Bord geſprungen⸗ Einer Konſulatsmeldung iſt zu entnehmen, daß die Paſſagiere der überwiegenden Zahl nach aus dem ſüdlichen Frankreich und Korſika ſtammen⸗ Unter den Paſſagieren der erſten Klaſſe befand ſich ein Engländer. Deutſche und Oeſterreicher waren nicht an Bord Ueber die Urſache der Kataſtrophe wird aus Palma gemeldet: Der franzöſiſche Konſul zu Cindadella telegra⸗ phierte, daß man zahlreiche Leichen unweit des Ufers ſchwimmen ſieht Das Prack des„General Chaney“ ſei unter Waſſer Man hält eine Exploſion für die Urſache des Unglücks. 0 * rer 5* Als der bolivianiſche Konſul die Ankunft des Unglücksdampfers„General Chanchy“ in Algier erwartete, wurde er das Opfer eines Attentats. Es näherte ſich dem Konſul Dachot eine ſehr elegant gekleidete junge Dame und gab fünf Revolverſchüſſe auf ihn ab. Alle Schüſſe trafen den Kopf des Konſuls, der ſofort den Geiſt aufgab. Man verhaftete die Täterin, welche angab, ſie ſei die Tochter einer ſehr angeſehenen Schulvorſteherin. Dachot habe ſie verführt und dann verlaſſen; die Tat be⸗ dauere ſie nicht. 1 ee muß Hoch von work und Geſch deſſe bar. ig Jer 0 Nu. befür⸗ legung legsmi⸗ ing der at, hei ker zu ch daß dwerker k.) em⸗ me und miſſion, on bier rde die Debatte im Pe⸗ ſtrichen, die Ein⸗ en die pen und eite He⸗ tillerie igeſetzt. gerhält⸗ Wg. rer Be⸗ er Kanz⸗ An ie Abgg. Mom n⸗ ordnetet der Ar⸗ or, des⸗ 1 Sieg⸗ eiligten (Soz), , Abg. r tt.) lierung kauf dem l. Nach uß⸗ unfälle, cht hat, ſe dieset rüclält⸗ rdampfet ſſeln ge⸗ iger ge⸗ ung nit⸗ ung war abu ac tile n. Det eee dee Aus Stadt und Land. 80 Perſonen durch Vulkanausbruch getötet! Mel⸗ dungen aus Port Limon und Coſtarica zufolge wurden bei dem kürzlichen Ausbruch des Vulkans Poaſa 80 Per- ſonen getötet. Die Feuerwehr als Mädchen für alles. Der zwei⸗ jährige Sohn eines Maurers in Rixdorf hatte ſich beim Spielen ein Gefäß als„Helm“ auf den Kopf geſtülpt. Bis auf die Naſe hatte das Kind den Emailletopf übers Geſicht gezogen. Als es dann das Gefäß aber wieder ent⸗ fernen wollte, gelang dies nicht. Auf das furchtbare Geſchrei des Knaben eilte die Mutter herbei, doch ſie ver— ſuchte vergeblich, ihr Kind von der„Kopfbedeckung“ zu be⸗ freien. Nachbarsleute machten ebenfals vergebliche An⸗ ſtrengungen, den Topf zu entfernen. Man rief einen Schloſſer, der längere Zeit ſich bemühte, aber auch ver— geblich. Nun ging's mit dem„behelmten“ Knaben nach der Unfallſtation. Auch hier war es nicht möglich, das Ge— fäß zu entfernen. Endlich wurde die Hilfe der Feuer— wehr in Anſpruch genommen, und nun war man an die richtige Adreſſe gekommen. Auf der Feuerwache wurde der Kleine nach wenigen Minuten durch Aufſchneiden des Topfes mittels einer Blechſchere von ſeiner ſeltſamen Kopfbedeckung befreit. Diphtheritisepidemie im Eichsfelde. Eine bös⸗ artige Diphtheritisepidemie iſt in Berlingerode im Eichsfelde ausgebrochen. Von 25 Familien liegen Kinder danieder. Die Schulen ſind geſchloſſen und alle Feſtlich⸗ keiten verboten. e Opfer des Eiſes. Beim Schlittſchuhlaufen brachen auf dem Rittergut Bertelsdorf bei Lunzenau am Freitag drei Kinder auf dem Eiſe ein und ertran ken.— Als drei Arbeiter das ſchwache Eis des Schil— lingsſees in der Nähe von Allenſtein überſchreiten woll— ten, brachen ſie ein. Einer konnte ſich retten, zwei ertranken. e In der Gattin die leibliche Schweſter erkennen mußte ein Selchermeiſter in B udapeſt kurz nach der Hochzeit. Der Meiſter war im Alter von vier Jahren von Zigeunern geraubt und nach Rumänien verſchleppt worden. Nach einiger Zeit ging er den Zigeunern durch und gelangte nach Budapeſt, wo er bei einem Selcher ins Geſchäft trat. Später lernte er ein Mädchen kennen, deſſen Eltern nach Amerika ausgewandert waren. Die beiden wurden binnen kurzem ein Paar, und nun kamen die Eltern der jungen Frau aus Amerika zu Beſuch. Als der Schwiegerſohn den Schwiegereltern von ſeiner Vergangenheit erzählte, kam bald die volle Wahrheit an den Tag. Er war ihr geraubter Sohn. Ein entſetzliches Familiendrama. In St. Ing⸗ bert(Bayr. Pfalz) mißhandelte der Maſchinenführer Wagner ſeine vier Kinder derartig ſchwer, daß zwei von ihnen kaum mit dem Leben davonkommen dürften. Die herbeieilende Mutter erſchoß dann der wütende Menſch, der ſich ſchließlich durch einen Schuß ſelbſt entleibte. Wieder ein öſterreichiſches Poſtamt gebrandſchatzt. Nachdem vor kurzem erſt in einem Wiener Poſtamt ein Millionendiebſtahl verübt worden iſt, der noch keine Sühne gefunden hat, iſt jetzt auf dem Poſtamt Bielitz Oeſterreichiſch-Schleſien) ein G eldbrief, enthaltend 20000 Kronen, ſpurlos verſchwunden. * Das Schmuggeln war von jeher ein gefährliches Geſchäft. Vor einigen Wochen fanden bekanntlich ſieben ſchweizeriſche Schmuggler den Tod durch Erfrieren. Als am Donnerstag ſechs Serben bei Eſſeg in Ungarn in ſtürmiſcher Nacht, Tabak, Gewehre und Munition über die Save ſchmuggeln wollten, kippte das Boot um. Sämt liche Inſaſſen fanden den Tod in den Wellen. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. . Eine ſechsköpfige Einbrecherbande, die viele Groß ſtädte durch verwegene Einbrüche unſicher machte und in Kaſſel binnen wenigen Wochen 20 weitere Einbrüche ver⸗ übte, wurde dort verhaftet. . Ein Rekrut des Inſanterie-Regiments Nr. 39 in Düſſeldorf ſprang aus dem Kaſernenfenſter des zweiten Stockes aus Furcht vor Strafe wegen Urlaubsüberſchrei⸗ tung. Er wurde ſterbend ins Lazarett gebracht. In der Chemiſchen Induſtrie-Aktiengeſellſchaft in Bochum wurde ein am Benzolkeſſel beſchäftigter Arbeiter durch Benzolgaſe betäubt und getötet. Aus Nah und Fern. — Bürſtadt, 14. Febr. Dem Herrn Joſeph Gärtner, Dachdeckermelſter, der vor acht Wochen von einer Kirche bei Heidelberg fiel und ſich z. Zt. noch im Krankenhaus zu Heidelberg befindet, mußte der eine Fuß abgenommen werden. Der Bedauernswerte iſt 33 Jahre alt. — Manuheim, 14. Febr. Die Milchhändlerver⸗ einigungen von Mannheim und Ludwigshafen beſchloſſen, die ihnen von den Produzenten zugemutete Milchpreiserhöhung zuruͤckzuweiſen. Es wurde eine Kommiſſton gewählt, welche die Abwehrbewegung leiten ſoll. Die Gewerkſchaftskommiſſton, welche 15000 bis 20000 Arbeiter umfaßt, hat den Milch⸗ händlervereinigungen ihre Bereitwilligkeit zur Unterſtützung der Bewegung kundgegeben Mannheim, 12. Febr. Der 51 Jahre alte Agent Mar Maienthal und ſeine 43 Jahre alte Ehefrau dergifteten ſich durch Lyſol, außerdem hatten ſte den Gashahn geöffnet. Die Eheleute waren eng umſchlungen aus dem Leben geſchteden, der Kopf der Frau ruhte auf den Schultern des Lebensgefährten. Die Tat geſchah wegen zerrütteter Vermögens verhältniſſe. — Waldmichelbach, 14. Febr. Einen geſunden Appetit entwickelte diefer Tage der bekannte„Schubertshannes“ in Heiligkreuz. Eln Metzger bot ihm einen ganzen Schwarten⸗ Magen an, wenn er ihn auf einmal eſſe. Der„Hannes“, der Won eine Portion gegeſſen hatte, machte ſich friſch an die Arbeit und verzehrte den 7 Pfund ſchweren Schwartenmagen ohne Nachwehen zu bekommen. Wer macht's nach? — Offenbach a. M., 14. Febr. Von der hieſigen Kriminalpolizei wurde ein Heiratsſchwindler, der 37 jährige Jehann Nikolaus Wilhelm aus Jügesheim bei Offenbach ver⸗ daftet. Wilhelm hatte ſich heiratsluſtigen Männern als Ver⸗ mittler angeboten. Verlangten die Intereſſenten eine Begeg- nung, ſo ſchickte Wilhelm ſeine eigene Frau, die unter falſchem Namen die Rolle der zukünftigen Braut ſpielte, dann aber unter allerhand Vorwänden ſich wieder aus der Affaͤre zog, während ſich ihr Mann die Vermittlunggebühr auszahlen ließ. — Mainz, 12. Febr. Die bekannte Meineidsver⸗ leitungsaffaͤre des 65. jährigen Sanitätsrates Dr. Rolly aus Oſthofen wurde geſtern vor der 2. Strafkammer verhandelt. Dr. Rolly wurde zu 1½ Jahren Zuchthaus verurteilt und ihm die Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren aberkannt. Der mitangeklagte Privatdetektiv Karl Großkortenhaus aus Koln erhielt wegen Beguͤnſtigung zum Verſuch der Meineids⸗ verleitung 1 Jahr Gefängnis. — Mainz, 12. Febr. Der Unteroffizier Heckmann, 23 Jahre alt, von der 7. Kompagnie des 117. Infanterie⸗ Regiments hat ſich geſtern Nachmittag eine Platzpalrone in die linke Bruſtſeite gejagt und war ſofort tot. Dle Urſache liegt darin, daß er am Morgen einen dreitägigen Arreſt er⸗ hielt. Marktbericht. Weinheim, 12. Febr. Schweinemarkt. Zugeführt Milchſchweine 202 Stück, verkauft 194 Stück, das Paar zu 24 bis 34 Mark. Läufer zugeführt 6 Stück, verkauft alle, das Paar zu 25—46 Mk. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 15. Februar. * Der Vortrag über die heſſiſche Steuer⸗ reform, welcher vergangenen Sonntag im Ortsgewerbeverein gehalten und Herrn Rechnungsrat Götz⸗Darmſtadt zum Referenten hatte, war außergewöhnlich ſtark beſucht. Ungefähr 120 Perſonen hatten das Nebenzimmer im„Engel“ dicht be. ſetzt, die dem Vortragenden volles Intereſſe und Aufmerkſam- keit ſchenkten. In 1½ſtündigen Ausführungen behandelte der Herr Redner die kommende neue heſſiſche Steuergeſetzgebung. Erwähnt ſei nur, daß die heutige Steuer-Veraalagung ſchon im Jahre 1820 Geſetz wurde, daher völlig veraltet und reform bedürftig iſt. Neben einigen Verbeſſerungen wird die neue Geſetzgebung auch Neuerungen bringen, ſo die Konſumvereins-, Warenhaus- und Filialſteuern, auch wird der Beſitz herange⸗ zogen werden u. a. mehr. Die neuen Steuerprojekte werden dem Landtage vorgelegt, welche, wie der Herr Redner bemerkte, große Debatten bringen werden. Wie nun das Projekt da herauskommt, ob Streichungen erfolgen, ſteht noch dahin.— Herr Lehrer Schröder, der den Vos ſitz führte, dankte dem Redner für den lehrreichen Vortrag, und ſtellte die Aus- führungen des Vortragenden zur Diskuſſion. Derſelben entſprach nur ein Herr, der ſich erkundigte, welches die nächſtſtehende Behörde für event. Steuer Reklamatlonen iſt, was nicht wenig Heiterkeit verurſachte. Herr Götz kam der Bitte ſofort nach und betonte, daß dies nach wie vor das Kreisamt ſei. Die Gemeinde bedarf für eine neue Steuer⸗Veranlaaung der Ge. nehmigung des Finanzminiſteriums— Am Schluſſe dankte der Herr Vorſitzende für den guten Beſuch des Vortrages und lud die Anweſenden auch für die Zukunft zu den Vorträgen, die ja immer intereſſant ſeien und jeder Einwohner beiwohnen kann, aufs freundlichſte ein. Mit einem Appell an die dem Ortsgewerbeverein noch fernſtehenden Gewerbetreibenden in den Verein einzutreten, ſchloß Herr Schröder mit dem Gruße „Gott ſegne das ehrbare Handwerk“ die Verſammlung. — Von einem ſchrecklichen Unglücksfall wurde am Sonntag abend der in den 50er Jahren ſtehende verhei⸗ ratete Werkmeiſter Richard Mühle von Niuſchloß betroffen. Derſelbe befand ſich in dem um 635 Uhr von hier nach Lampertheim abgehenden Zuge und wollte dieſen am Halte⸗ punkt Heide verlaſſen, um ſich von da nach Hauſe zu begeben. Wahrſcheinlich infolge eines Irrtums verließ M. jedoch den Zug ſchon am Haltepunkt„Poſtſtraße“, blieb beim Abſpringen von dem ſich bereits wieder in Bewegung befindlichen Zug hangen und geriet ſo unglücklich unter denſelben, daß ihm beide Fuße oberhalb der Knöchel abgefahren wurden. Erſt das Perſonal des 98e Uhr die„Poſtſtraße“ paſſierenden Zuges bemerkte den neben dem Bahndamm liegenden ſchwer verletzten Mann, nahm denſelben mit nach Weinheim und ſorgte für Ueberführung in das Krankenhaus daſelbſt. Wie wir hören, ſoll den Verunglückten die Schuld an dem Unglück ſelbſt treffen, da er von dem dienſttuenden Schaffner aus- drücklich darauf aufmerkſam gemacht wurde, doß der Zug ſich erſt an der„Poſtſtraße“ befinde und M. deshalb noch nicht auszuſteigen habe. Infolge des großen Blutverluſtes und des langen Liegens im Freien bei der naßkalten Witterung iſt der Zuſtand des bedauernswerten Mannes recht bedenklich. — Warnung vor einem lohnenden Neben⸗ verdienſt. Wir leſen in einem Mainzer Blatte: Unter der verlockenden Ankündigung„Häuslicher Nebenverdienſt durch leichte Handarbeit“ inſeriert gegenwärtig eine Mannheim er „Firma“ in verſchiedenen Zeitungen. Auf eine Anfrage, die eine Frau aus Mombach an die Firma richtete, erfolgte zunächſt die Aufforderung zur Einſendung von 2,35 M., und als das geſchehen war, kam nach einigen Tagen ein großes Kuvert, worin zwei Lappen lagen, ſowie eine An⸗ weiſung, wie die Arbeiten auszuführen ſeien. Dabet wurde der Frau der Rat gegeben, bei Bekannten und in Gerchäften um Auftrage nachzuſuchen. Wolle ſie aber die Arbeiten nicht verrichten, ſo dürfe ſie für die 2,35 W. die beiden Lappen behalten, die man natürlich in jedem Geſchäft billiger be⸗ kommen kann. Die Frau brachte deshalb die Sache zur Anzeige. Locken! die nicht aufgehen, weder bei feuchter Luft, noch bei ſtarker Transpiration, haltbar und hübſch zu erzielen, iſt das geeignetſte Müitel Dr. Kuhn's Sadulin- Lockenwaſſer ſpeziell für Damen geeignet oder Pomade Sadulin beſonders für Herren empfohlen. Man weiſe Nachahmungen zurück und verlange ausdrücklich Sadulin nur mit der Firma Franz Kuhn, Kronenparfümerie⸗Fabrik Nürnberg. Aus Südweſtdeutſchland. — Darmſtadt, 14. Februar. Im November v. Js. war von der ſozialdemokratiſchen Partei Darmſtadts zu einer Proteſtverſammlung gegen das Wahlrecht in das„Orpheum“ eingeladen worden. Während nun im Reichsgeſetz für derartige Verſammlungen Ankündi blieben iſt, erhielt der Vorſitzende der tiſchen Partei in Darmſtadt, Berthold, einen Strafbefehl ſich u. a. auf eine von den Miniſtern Ewald und Dr. Reichsgeſetz an dem bisherigen Zuſtande in Heſſen nichts geändert worden ſei. f Mark Geldſtrafe. — Griesheim, 14. Februar. Der Frankfurter Avia⸗ tiker Auguſt Euler machte auf dem Griesheimer Exer— zierplatz Flugverſuche mit einem neuen Apparat, der zu nächſt tadellos funktionierte und ſchnell 100 Meter hoch ſtieg; beim Nehmen einer Kurve wurde der mit einem Motor von 80 Pferdekräften ausgeſtattete Apparat durch einen ſehr ſtarken Windſtoß ſchnell auf die Erde herab— gedrückt und hierbei beſchädigt; Euler blieb unverletzt. — Mainz, 14. Februar. Weilte da ein Mainzer Herr im letzten Sommer in einer Sommerfriſche in der Rhön. kurorte gebürtig iſt, weilte daſelbſt. Ein ortsanſäſſiger Kaufmann, der vielleicht auf den reichen„Brüſſeler“ noch obendrein etwas neidiſch iſt, hatte öfters am Stamm- tiſch abends Krakehl mit dieſem. Gelegentlich eines ſolchen Disputs griff der Rhöner dem Brüſſeler an dem Kopf, zauſte ihn an ſeinen Locken und drückte ihm den Kopf an die Wand. Die Folge iſt nun eine Klage, zu der der Mainzer Herr als Zeuge geladen iſt und auf dieſe Weiſe in der gegenwärtig in tiefem Schnee liegenden Sommer- friſche, einem Amtsgerichtsſtädtchen, auf billige Weiſe wieder einmal Einkehr halten kann. — Ludwigshafen, 19. Februar. Großfeuer brach in der Rolladenfabrik von Thalheimer u. Henz Nachf., Inhaber H. Schreiber in Ludwigshafen aus. Das Feuer hatte bei ſeiner Entdeckung ſolche Dimenſi— onen angenommen, daß ſämtliche drei Kompagnien der Freiwilligen Feuerwehr von der Innenſtadt alarmiert werden mußten. Der Brand hatte bald die geſamte Ein- richtung und die Lagerbeſtände ergriffen und die Feuer⸗ wehr konnte ihre Tätigkeit nur auf die Lokaliſierung des Brandes richten. Nach ſechsſtündiger Arbeit war es den energiſchen Bemühungen der Wehren gelungen, des Brandes Herr zu werden: Sämtliche Maſchinen wurden beſchädigt. Der Schaden wird auf 15 000 M. geſchätzt. Die Entſtehungsurſache iſt unbekannt; gung unter Angabe von Ort und Zeit vorgeſchrieben, der Erlaß weiterer Beſtimmungen aber der Landesge⸗ ſetzgebung überlaſſen iſt, verlangt die dazu erlaſſene Ver⸗ ordnung die Nennung des Einberufers. Weil dies unter⸗ ſozialdemokra⸗ über 20 Mk., den er aber anfocht. Der Verteidiger berief Braun abgegebene Erklärung, nach der durch das neue Das Gericht ſtellte ſich aber auf den Boden des Geſetzes und verurteilte Berthold zu 3 Auch ein Brüſſeler Kaufmann, der aus dem betr. Luft⸗ vernichtet, die Holzvorräte ein Raub der Flammen, auch das Hauptgebäude, ein großer Holzfachbau, iſt ſehr ſtark Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim Suppen ix und fertig- 3 eller io Pfg., Rnorr-Bos würzt famos Suppen, Saucen, Gemüse, eischspeisen ete gült els Salsche ee e Sen —————ͤ—ͤ—„—ͤ— Wie oft hört man die Hausfrau über schlechten Kaffee klagen. 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