. in. hi heim. i 1 Wola b Vor- and, f en sten osten r Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: f „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: a Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Perbreilefſte und geleſenſte Zeitung am hieſtgen Platze, daher befles und 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn: durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Viernheimer Aachrichten. Auzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Taleban r. 20. ſpirfungsvollles Inſerkions-Organ. Gegründet 1882. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 21. 2. Blatt Wochenrundſchau, Varietas delectat— der Menſch will Abwechſelung haben. Die Reichspolitik kommt gegenwärtig„vom Hölzchen aufs Stöckchen“. Vom deutſch⸗amerikaniſchen Handelsvertrag ging man im Reichstage zum Militäretat über, vom Militäretat zum Kaligeſetz und vom Kaligeſetz zum Stellenvermittlungsgeſetz. Die vergangene Woche bot dem eifrigen Verfolger der Politik im Reiche im allgemeinen wenig Intereſſantes. Der Kaliinduſtrie und den Maßnahmen für ihre gedeihliche Fortentwickelung ſchenkt doch nur ein ganz geringer Bruchteil des Volkes einige Aufmerkſamkeit. Anders iſt es ſchon beim Stellen- vermittelungsgeſetz. Ein Idealzuſtand wäre da unſtreitig eine Zwangsorganiſation des geſamten Arbeitsnachweiſes auf paritätiſcher Grundlage, aber die Regierung äußerte dagegen Bedenken, die ſie nicht aus dem Wege räumen zu können glaubt. Deswegen ſtimmten bei der erſten Beratung auch die Reichsboten unter Berückſichtigung des Grundſatzes:„Nimm, was du bekommen kann“ dem Ent⸗ wurfe zu. Hoffentlich kommt er aus der Kommiſſion in brauchbarer Geſtalt heraus.— Im Weſten des Reiches ſah man mit geſpannter Aufmerkſamkeit nach dem Wahl- kreiſe Gummersbach⸗Mülheim⸗Wipperfürth, in dem die Reichstagserſatzwahl für den verſtorbenen Centrumsabge⸗ ordneten de Witt ſtattgefunden hat. Wenn das Centrum auch nicht gleich im erſten Anſturm die Feſtung erobert hat, ſo kann man doch mit Sicherheit annehmen, daß Oberlandesgerichtsrat Marx aus der Stichwahl als Sieger hervorgehen wird.— Preußen ſtand vollſtändig im Zeichen der Wahlrechtskämpfe. Da die Regierung die alte Volks- forderung nach geheimer Wahl in der Vorlage nicht berück— ſichtigt hat, hat im Volke allenthalben eine nicht ge⸗ ringe Verſtimmung hervorgerufen, eine Situation, die die Sozialdemokraten zu ganz unvernünftigen und zweck- loſen Demonſtrationen benutzt haben, bei denen es teil— weiſe zu wüſten Exzeſſen gekommen iſt. Die Sozial- demokratie verſpürt offenbar in der Erkenntnis ihrer Hilfloſigkeit das Bedürfnis, durch derartige Komödien, die zum Teil in Tragikomödien ausarten, der Welt zu zeigen. daß ſie noch da iſt. Angeſichts dieſer ſinnloſen Aufzüge berührt das Verhalten der Centrumswählermaſſen, die ſich eine weiſe Zurückhaltung auferlegt haben, beſonders wohl- tuend. Sie ſind politiſch genug geſchult, um ſich zu ſagen, daß man einſtweilen den Gang der Dinge mit Ruhe ab⸗ warten muß. Vorläufig hat die Kommiſſion zur Be⸗ ratung der Wahlrechtsvorlage die geheime Wahl gegen die Stimmen der Konſervativen angenmomen. Was allerdings das Plenum und das Herrenhaus dazu ſagen werden. darüber laſſen ſich beſtimmte Angaben nicht machen. Immerhin iſt es gut, wenn man ſich keiner Vertrauens- ſeligkeit hingibt, denn dann iſt die Enttäuſchung nachher um ſo größer. Wir würden es allerdings aufrichtig begrüßen, wenn unſer Peſſimismus in dieſer Frage durch den Ausgang der Verhandlungen Lügen geſtraft würde. Samſtag, den 19. Februar 1910. des böhmiſchen Landtages in einer äußerſt unangenehmen Lage. Sie bekommen nämlich keine Diäten; und das liegt daran, daß das Landesbudget infolge der Vertagung des Landtages unerledigt geblieben iſt. Infolgedeſſen hat der Landesausſchuß beſchloſſen, keine andere Auszahlung vorzunehmen, als die, die vertragsgemäß oder geſetzlich feſtgelegt iſt. Die erſten Leidtragenden ſind nun natürlich die Abgeordneten. Vielleicht iſt dieſer augenblickliche „Dalles“ für ſie ein Anſporn, alle Hebel in Bewegung zu ſetzen, daß das Parlament wieder flott wird. Frankreich ſteht vor der endgiltigen Regelung des türkiſch⸗franzöſiſchen Grenzſtreites. In der nächſten Zeit ſoll in Tripolis eine Konferenz ſtattfinden, zu der die Türkei und Frankreich Bevollmächtigte entſenden werden. Während ſo die eine Sorge allmählich zurücktritt, kommen aus dem mittelafrikaniſchen Schutzgebiet Wodai Nachrich⸗ ten von einem Aufruhr unter den Eingeborenen. Die Ein⸗ geborenen haben franzöſiſche Truppen in einen Hinterhalt gelockt und ein furchtbares Blutbad unter ihnen angerichtet. Die Gegend, die nördlich vom Tſadſee liegt. iſt beſtändig durch Aufſtändiſche beunruhigt worden, und Frankreich hat es ſchon häufig bedauert, daß ihm dieſes Gebiet durch das Abkommen vom Juli 1898 zwiſchen Frankreich und England als franzöſiſche Einflußſphäre eingeräumt worden iſt. In Spanien hat das liberale Kabinett Moret in überraſchend kurzer Zeit abgewirtſchaftet. Wenn auch der neue Miniſterpräſident Carnelejas einen noch radikaleren Flügel des Liberalismus vertritt, ſo iſt doch der eigent⸗ liche Liberalismus mit dieſer„Löſung“ durchaus nicht be⸗ friedigt. Der Liberalismus betrachtet es als ſeine erſte Aufgabe, das religiöſe Ordensweſen vollſtändig zu ver⸗ tilgen, und da will anſcheinend das neue Miniſterium nicht mitmachen. Uebrigens ſcheint die ganze Situation durch den Miniſterwechſel nur noch verworrener geworden zu ſein. Die führenden Geiſter wiſſen offenbar ſelbſt nicht, woran ſie ſind, denn in den letzten Tagen lief eine Nachricht ein, daß man im Vatikan ſchwere Beſorgniſſe hege, da man den Ausbruch eines Kulturkampfes in Spa⸗ nien erwarte. England hat wieder ein Parlament; es iſt am Diens⸗ tag feierlich eröffnet worden. Die Anzahl der bei den Wahlen für die einzelnen Parteien abgegebenen Stimmen bietet ein weſentlich anderes Bild, als die Stärke dieſer Parteien, wie ſie nach der Anzahl ihrer Mandate er⸗ ſcheint. Im ganzen wurden 6615 291 Stimmen abge⸗ geben. Den Unioniſten fehlten nur 397096 Stimmen. um die Mehrheit über alle anderen Parteien zu er⸗ langen. Daran iſt am deutlichſten zu erkennen, wie die Stimmung im Volke dem Liberalismus gegenüber ge⸗ artet iſt. In Griechenland iſt die politiſche Lage in ein neues Stadium gekommen. Es iſt von neuem eine tiefgehende Spaltung zwiſchen der Militärliga und der Marine ausge⸗ brochen, die zu blutigen Zuſammenſtößen führen kann. In Oeſterreich⸗ungarn befinden ſich die Abgeordneten Bezeichnend iſt es, daß Oberleutnant Typaldos, der ſeiner⸗ zeit den Putſch arrangierte, unvermutet nach Athen zurück gekehrt iſt. Die Preſſe arbeitet unter militäriſcher Auf⸗ ſicht.— Der Ruf nach Sparſamkeit iſt auch in Griechen⸗ land nicht ungehört verhallt. Der König hat nämlich ein Dekret unterzeichnet, nach dem die griechiſchen Ge⸗ ſandten im Auslande zurückberufen und durch Geſchäfts⸗ träger erſetzt werden.— Mit Wochenſchluß kam dann die aufſehenerregende Nachricht, daß der kretiſche Führer Veni⸗ ſelos wieder in Athen eingetroffen iſt. Das landwirtſchaftliche Programm des Reichskanzlers. Alljährlich bei der Tagung des Deutſchen Landwirt- ſchaftsrates pflegt, der jeweilige Reichskanzler an dem mit der Tagung verbundenen Bankette teilzunehmen und dort eine Rede zu halten, in der die Stellung der Regierung zur deutſchen Landwirtſchaft präziſiert wird. Da die Aus⸗ laſſungen des Reichskanzlers bei dieſem Bankett als offi— ziös angeſehen werden, bringt man ihnen im Volke ſtets das größte Intereſſe entgegen. Die Landwirtſchaft iſt eben ein ſehr wichtiges Gebiet unſerer Wirtſchaftspolitik und ſpielt im Programm der einzelnen Parteien eine überaus große Rolle, ſo daß das Intereſſe an dieſer Rede un⸗ ſchwer zu begreifen iſt. Der Reichskanzler will, wie er am Mittwoch abend betonte,— wenn auch im Nebenamte— ein Berufs⸗ genoſſe der Landwirte ſein und die Wirtſchaftspolitik feſthalten, die Fürſt Bülow, obwohl er ein Kanzler„ohne Ar und Halm“ war, als Erbe Bismarcks verfolgt hat. Dieſe Politik, ſo meinte er, diene nicht nur den Inter⸗ eſſen der Landwirtſchaft, ſondern auch denen von Handel, Gewerbe und Induſtrie. Dieſe Anſicht kommentierte der Kanzler wie folgt: Einen der ſchlagendſten Beweiſe er— blicke ich darin, daß Deutſchland die letzte große Wirt⸗ ſchaftskriſis ohne wirklich gefährliche Erſchütterun⸗ gen überwunden hat und überwindet.(Beifall.) Aber, meine Herren, ich will nicht eigentlich von Politieis reden, ſondern mich freuen, unter deutſchen Landwirten weilen zu dürfen. Was der Landwirt in ſeinem Beruf jahraus, jahrein üben muß, Unverdroſſenheit, Ausdauer und Ge— duld, iſt auch mir nötig wie das tägliche Brot.(Heiter⸗ keit.) Zwiſchen Saat und Ernte liegt auch in der Politik eine lange Zeit, und wer bei ſchlechtem Wetter gleich das Vertrauen verlieren wollte, der taugte zum Staatsmann ſo wenig wie zum Landwirt. All die Hagelſchauer der Kritik, die auf mich niederſauſen, machen mich nicht irre, wobei mir als Wetterſchutz nicht ſo ſehr der ſchon etwas abgetragene Mantel des Philoſophen dient, den mir freundliche Mitmenſchen immer wi der um die Schultern hängen(große Heiterkeit), als die Ueberzeugung, daß mir die Pflicht gegen Kaiſer und Reich zu handeln ge— bietet, wie ich handle. Ueber die Eigenſchaften des deutſchen Bauern äußerte —.——— Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. Nachdruck verboten.) Erſtes Kapitel. An einem trüben, regneriſchen Herbſtnachmittage tummelten eine größere Anzahl von Herren und Damen ihre Pferde in der Reitbahn der Dyſenburger Küraſſiere. Es war draußen aber auch ein ſo unfreundliches Wetter, daß an einen Spazierritt im Freien kaum zu denken war. Da bewegte man lieber die Pferde in der Bahn, wobei die Herren außerdem das Vergnügen hatten, die beiden reizenden Töchter ibres Kommandeurs bewundern zu können, die heute gleichfalls bier ihren täglichen Reitübungen oblagen.„Bewundern“ war der richtige Ausdruck. Denn die beiden ſchlanken Mädchen⸗ geſtalten ſaßen ſo tadellos auf den ſchönen Braunen ihres Vaters, regierten die feurigen Tiere mit ſo meiſterbafter Sicherheit, daß die zahlreichen anerkennenden Ausrufe der Herren wirklich nicht nur den Töchtern des Oberſten, ſondern den Reiterinnen als ſolchen galten. Daß die Reiterinnen jung und hübſch waren, tat der Bewunderung freilich auch nicht gerade Abbruch.—— „Sehen Sie nur, wie das älteſte Fräulein von Machingen den Schwarzbraunen in der Hand hat!“ ſagte der dicke, kleine Reſerveoffizier in der Mitte der Manege mit ſchier andächtigem Staunen zu den danebenſtehenden Kameraden. Er ſelher war im Grunde ſeiner Seele immer wieder froh, wenn er vom Gaul herunterſteigen konnte, und das Dienſtjahr bei den Dyſenburger Küraſſieren war mehr eine Laune ſeines Vaters, des reichen Weinhändlers, wie ſein eigner, dringender Wunſch geweſen. „Die beiden Braunen unſeres Kommandeurs gehen noch, obgleich ſie wahrhaftig auch nicht leicht zu reiten ſind— aber den Fuchs verkaufte ich an des Oberſten Stelle lieber heute als morgen“, ſagte ein anderer der Herren:„der iſt ein gar zu heim⸗ tiückiſches Viehl“ Der hagere Rittmeiſter neben ihm mit dem ſcharfgezeichneten Geſicht lächelte ſpöttiſch. „Der Fuchs wäre eigentlich ein Pferd für Sie— was“ Seebach?“ fragte er boshaft, und ſein dolchartig ſcharfer Blick ſtreifte einen Augenblick prüfend über die fette, unterſetzte Figur des kleinen Leutnants. Dann bingen ſeine Augen wieder, wie vorher, unverwandt an dem prächtigen Braunen, der ſo zierlich dahintänzelte unter ſeiner leichten Laſt, und in den kalten, dunklen Augen glühte ein heißer Strahl auf. Leonore von Machingen ſchien die Blicke nicht zu fühlen, die ſo leidenſchaftlich an ihr bafteten. Unbekümmert ließ ſie ihr Pferd alle Gangarten probieren, und kein einziger Blick fiel auf die Zuſchauer. Sie ritt ganz allein und ſchien einzig in ihre Aufgabe vertieft. Der kleine, energiſche Mund blieb feſt geſchloſſen, und keine Miene veränderte ſich in dem jungen Geſicht. Ganz anders war das Verhalten der beiden Damen, die hinter ihr ihre Pferde durch die Bahn lenkten. Die lebhafte junge Frau von Serben war in eifrigſter Unterhaltung mit den begleitenden Herren begriffen, und die ganze zierliche Perſönlichkeit atmete Friſche und Heiterkeit. Der Kommandeur hatte die junge Gattin ſeines Etatsmäßigen gebeten, die Rolle der Ehrendame bei ſeinen Töchtern zu übernehmen, und die niedliche kleine Frau war ſehr ſtolz auf dies ihr anvertraute Ehrenamt. Ihr Mann freilich hatte lächelnd gefragt, wen der Herr Oberſt denn nun zur Ehrendame für ſeine Frau beſtimmen wolle? Denn ſie habe doch ſelber noch eine ſolche oftmals ſehr nötig!— Er ritt jetzt ſehr vergnügt neben der jüngſten Tochter des Kommandeurs und ſcherzte mit dem reizenden Vackfiſchchen, das ſeine Neckereien ge⸗ wandt parierte. „Wird Ihr Herr Vater die beiden Damen nachher abholen?“ fragte er jetzt, ſein Pferd anhaltend. Fräulein Fanny hatte er⸗ klärt, daß ſie müde ſei und nicht weiter reiten wolle. Die junge Dame ſchüttelte lachend das feine Köpfchen. „Papa? Uns jetzt, nachmittags vier Uhr, abholen? Wo denken Sie hin, Herr von Serben!“ lachte ſie.„Der hat jetzt keine Zeit für ſeine Töchter— er hält nachmittags um dieſe Zeit ſtets ſeine Denkübungen ab, müſſen Sie wiſſenl“ „Denkübungen?“ Der Major gab ſich Mühe, ein ſehr ernſtes Geſicht zu machen. „Nun ja— mit dem Kopfe auf dem Sofakiſſen natürlich! Er bebauptet freilich, er läſe die Zeitung und ruhe dabei nur ein wenig auf der Chaiſelongue. Aber ich kann Ihnen verſichern, daß er nachher keine Ahnung hat, was in der Zeitung ſteht.— Als gute Tochter habe ich nun den ſchönen Namen„Denkübungen“ für dieſe Stunde der Sieſta erfunden— es klingt gut, was? So ganz eines Kommandeurs würdig!“ „Fräulein Fanny, Sie ſind ein unverbeſſerlicher, kleiner Spottpogel!“ drohte Frau von Serben, die jetzt gleich ihnen in der Mitte der Bahn hielt. „Ja, ich müßte mich eigentlich beſſern, da ich nun morgen ſchon ſiebzehn Jahre alt ſein werde“, ſagte Fauny ernſthaft. Sie ſah über die Gruppe der jungen Leute fort, die plaudernd in der Nähe ſtanden, und ihre Blicke blieben an dem ſcharfen Profil des Rittmeiſters hängen, der noch immer ſeine ungeteilte Auf⸗ merkſamkeit der einſamen Reiterin widmete. „Was ſagen Sie denn dazu, Herr von Biſſich?“ fragte ſie in erhöhtem Tone und zwang ihn ſo, ſeine Augen von der Schweſter ab⸗ und ihr zuzuwenden. „Wozu, gnädiges Fräulein?“ fragte der Angeredete, wie aus einem Traume aufſchreckend. Das Backfiſchchen warf hochmütig den Kopf zuriick. „Ja, ich bitte Sie, haben Sie denn geſchlafen?“ fragte ſie pikiert.„Ich ſprach davon, daß ich morgen ſchon meinen ſieb⸗ zehnten Geburtstag feiere!“ Rittmeiſter von Biſſich machte eine ironiſche Verbeugung. „Wirklich ſchon?“ verſetzte er in ſpöttiſchem Tone.„Dann iſt es mir wohl geſtattet, meine alleruntertänigſten Glückwünſche zu dieſem hochwichtigen Ereigniſſe—“ Er bielt mitten im Satz inne. Das kindliche Geſchöpf da. welches Major von Serben ſoeben aus dem Sattel gehoben hatte, ſah ihm mit dem kühlen Hochmute der gereiften Weltdame gerade ins Geſicht. (Fortſetzung folgt.) ſich der Kanzler ſehr anerkennend: Am treueſten und zäheſten hält an der Eigenart ſeiner Heimat und ſeines Stammes der deutſche Bauer, der deutſche Landwirt feſt. Noch nie aber habe ich wahrgenommen, daß er ſich in der Liebe zu unſerem gemeinſamen Vaterlande von irgend jemand übertreffen ließe.(Bravo!) Möge es immer ſo bleiben. Möge die deutſche Landwirtſchaft dem deutſchen Volke nicht nur Fleiſch und Brot, ſondern als edelſte Gabe Männer darbringen, die geſund an Leib und Seele über ihren eigenen berechtigten Wünſchen, über die Liebe zur engeren Heimat niemals die Pflichten gegen die All⸗ gemeinheit und das große Vaterland vergeſſen.(Lebh. Beifall.) Dann wird auch die Reichsregierung ihre Ar⸗ beit für das Wohl der Landwirtſchaft wie bisher mit Freudigkeit und voller Kraft in dem Bewußtſein tun können, damit nicht agrariſchen Sonderintereſſen, ſondern der Geſundheit unſeres geſamten Volkskörpers zu dienen. (Bravo!) Nach all den früheren Aeußerungen des Kanzlers iſt eine andere Stellungnahme des Kanzlers zur Landwirt⸗ ſchaft nicht zu erwarten geweſen. Politiſche Rundſchau. () Der Zollfriede mit Kanada. Laut einer Mel⸗ dung aus Ottawa enthält der eben zwiſchen Kanada und Deutſchland abgeſchloſſene Handelsvertrag folgende Be— ſtimmungen: 1. Deutſchland beſteht nicht länger auf gleiche Rechte, wie England ſie in Kanada genießt. 2. Kanada gewährt Deutſchland denſelben Tarif wie anderen Mächten, wodurch der Zuſchlagszoll von 33½ Prozent, der bisher auf deutſche Waren erhoben wurde, wegfällt. 3. Man hat ſich verſtändigt, daß an Stelle dieſes proviſoriſchen Abkommens ein dem franzöſiſch-kanadi⸗ ſchen Vertrag ähnlicher treten ſoll. 4. Gewiſſe kanadiſche Produkte können in Deutſch⸗ land nach dem 1. März wieder unter den üblichen Zoll⸗ bedingungen eingeführt werden. 5. Das proviſoriſche Abkommen kann nach vorher⸗ gehender zweimonatlicher Kündigung aufgehoben werden. Die ſeit den Jahren 1903 bis 1910 erhobene Zu⸗ ſchlagtaxe auf deutſche Waren betrug 260 Millionen Mark, die deutſche Einfuhr iſt in dieſer Zeit von 280 Millionen auf 150 Millionen Mark zurückgegangen.— Hoffentlich geſtalten ſich in Zukunft infolge dieſes„Zollfriedens“ die Zahlen weſentlich günſtiger! —0( Ein Reichskartellamt, dem in erſter Linie die Beaufſichtigung der Syndikate und Kartelle obliegen ſoll, verlangt ein Antrag des Reichstagsabgeordneten Frhr. v. Hertling(Ctr.). Als Muſter könnte möglichenfalls wohl das Aufſichtsamt für Privatverſicherung dienen, das ſich in ſeiner bisherigen Beſtandszeit gut bewährt hat. Der Hauptvorteil eines Reichskartellamts würde weniger in einem ſtändigen Eingreifen in den Geſchäftsgang der Verbände liegen, als in deren Ueberwachung und Regi⸗ ſtrierung. Viele Syndikate und Vereinigungen ähnlicher Art, deren Exiſtenz von großer Bedeutung für das wirt⸗ ſchaftliche Leben iſt, deren Preispolitik ganze Schichten der Erwerbskreiſe unterworfen ſind, vertreten heute den Standpunkt, daß Veröffentlichungen jeder Art nur Schaden bringen können. Gewiß mögen ſie mit dieſer Anſicht recht haben. Aber wer einigermaßen die Kartell⸗ praxis kennt, wird wiſſen, wie ſehr ein Verband in Monopolſtellung den Verbrauchern Schaden zufügen kann. Ein geſetzlicher Zwang gegenüber den Kartellen, auf die Fragen des Aufſichtsamtes Auskunft geben zu müſſen, wäre um ſo heilſamer, als ſie ſich dann Beamten gegen- über ſehen würden, die ſich nicht an der Naſe herum⸗ führen laſſen. Ein Reichskartellamt würde unter Um⸗ ſtänden die Ziele erreichen, die die vor einigen Jahren veranſtaltete Kartellenquete vergeblich erſtrebt hat. :: Wieder zwei Fälle von Zeugniszwang. Gegen den Poſtſekretär Mozet in Nürnberg wurde wegen Zeug⸗ nisverweigerung in einem Diſziplinarverfahren zunächſt eine Geldſtrafe von 50 Mark verhängt. Ein anderer Poſtſekretär, Bengert, dem auf Freitag die Verhängung der Zeugniszwangshaft angedroht iſt, hat für den „Nürnberger Anzeiger“ einen inkriminierten Arti el ledig⸗ lich vor deſſen Veröffentlichung begutachtet und weigert ſich, unter Berufung auf das Redaktionsgeheimnis, eine Ausſage zu machen.— Es wird doch endlich einmal die allerhöchſte Zeit, daß da Abhilfe geſchaffen wird. (— Die bayeriſche Abgeordnetenkammer und die Journaliſten. Wie die„Münchener Neueſten Nachrich⸗ ten“ hören, hat das Direktorium der bayeriſchen Abge⸗ ordnetenkammer infolge des Zwiſchenfalles, welcher die in der Abgeordnetenkammer beſchäftigten Journaliſten zu einem Streik veranlaßte, eine En quete bei einer Reihe deutſcher Parlamente veranſtaltet. Das Direktorium zieht darin Erkundigungen über die Beziehungen der einzelnen Kammern zu der Preſſe ein. Heer und Marine. 8 Bittere Klagen über den Werftbetrieb hat die Re⸗ gierung auch am Donnerstag noch einmal in der Budget⸗ kommiſſion des Reichstags hören müſſen. Von ſozial⸗ demokratiſcher Seite wurde in beſtimmteſter Form be— hauptet, daß auf den Werften in Wilhelmshav⸗ und Danzig ähnliche Sachen paſſiert ſeien, wie in Kiel. Ein Centrumsredner beklagte, daß alle Anregungen bei der Verwaltung Widerſtand fänden. Nach Beendigung der Ausſprache wurde eine Reihe von Beamten geſtrichen. Koloniales. — Die eingeborenen Beamten der Schutzgebiete, auf die nach der Regierungsvorlage das Reichs haftungs geſetz keine Anwendung finden ſollte, ſollen nach dem Beſchluß der Reichstagskommiſſion vom Donnerstag gleich— falls der Wohltat dieſes Geſetzes teilhaftig werden. Parlamentariſches. D In Kolmar wurde der Abg. Abbe Wetterle bei ſeiner Entlaſſung aus dem Gefängnis von einer tauſend⸗ köpfigen Menſchenmenge begrüßt. Europäiſches Ausland. 5 England. 1 1 Das liberale britiſche Miniſterium geht unter den ungünſtigen Mehrheitsverhältniſſen einer Zeit bedenklicher Aufregung entgegen. Am Mittwoch ſchien ihm die Gunſt der Irländer, jetzt ziehen bereits wieder Unwetterwolken auf: Die Verhandlungen zwiſchen den Anhängern Red⸗ monds und der Regierung ſind am Donnerstag den ganzen Nachmittag eifrig fortgeſetzt worden. Nach den⸗ ſelben erklärte Redmond, daß mit der Regierung kein Uebereinkommen erzielt worden ſei. die durch die Mitteilungen Barnes regung noch mehr ageſteigert. a Oeſterreich⸗Ungarn. „ Die Nationalitätenpolitik Ungarns macht anſcheinend eine Schwenkung. Wie verlautet, ſoll das Miniſterium KH uen⸗Hedervary entſchloſſen ſein, die Wahl des Archimandriten Criſtea zum rumäniſchen Biſchof von Ka⸗ ranſebes der Krone zur Beſtätigung vorzulegen, trotzdem er der rumäniſchen Nationalpartei angehört. Bekanntlich iſt der rumäniſche Biſchofsſtuhl von Karanſebes ſeit einem Jahre unbeſetzt, wiewohl das allerhöchſt ſanktionierte or⸗ ganiſche Statut über die rumäniſche Kirchenautonomie in Ungarn ausdrücklich vorſchreibt, daß jeder erledigte Biſchofsſitz binnen längſtens drei Monaten durch Neuwahl wieder beſetzt werden muß. Unter dem koſſuthiſtiſchen Regime iſt dieſe Neuwahl dreimal erfolgt, und jedes Mal wurde ſie ungiltig erklärt, weil der gewählte Kan⸗ didat ein nationaler Rumäne war. Wenn nun die Wahl des Archimandriten Criſtea beſtätigt wird, ſo iſt dies ein Anzeichen dafür, daß in der Nationalitätenpolitik Ungarns eine bedeutſame Wendung ſich vorbereitet. Schweden. ? Zu der ſenſationellen Stockholmer affäre wird jetzt folgendes berichtet: an Vergiftungserſcheinungen erkrankten Freiherrn von Eſſen iſt eine entſchiedene getreten. Im Laufe des Tages konnte er einige flüſſige Nahrung zu ſich nehmen. Das Herz funktioniert wieder normal.— Ueber die Affäre ſelbſt iſt noch nichts weiteres bekannt geworden. Dieſes Ergebnis hat hervorgerufene Auf- Vergiftungs⸗ Im Befinden des Reichsmarſchalls Beſſerung ein—⸗ Frankreich. ? Ueber die Vernichtung der franzöſiſchen Kolonne in Wadai wird jetzt vom Kolonialminiſterium das folgende mitgeteilt: Der Hauptmann Fiegenſchuh, der die in Abecher, der Hauptſtadt von Wadai, ſtationierte Kom- pagnie Senegaljäger befehligte, hatte dieſen Ort am 2. Juni vorigen Jahres beſetzt. Er hielt ſpäter einen weiteren Vorſtoß nach Maſſalit für nötig und brach im Januar dorthin auf. Er durfte erwarten, daß der Re- kognoſzierungsmarſch friedlich verlaufen würde, denn er hatte von dem Sultan Tagedin einen Brief erhalten, der volle Sicherheit zu verbürgen ſchien. Fliegenſchuhs De— tachement beſtand aus 109 ſenegaleſiſchen Tirailleurs und einer Anzahl bewaffneter Eingeborener. Die anderen Offiziere der Abteilung waren der Artillerieleutnant Delacommune und der Kavallerieleutnant Vaſſeur. Als Unteroffiziere nahmen der Sergeant Beranger und Breu— illac an dem Zuge teil. Nach drei Tagemärſchen in ſüd⸗ weſtlicher Richtung wurde an der Grenze des Maſſalit die Kolonne Fliegenſchuh am 4. Januar aus dem Hinter- halt angegriffen. Der Platz für einen Ueberfall war geſchickt gewählt. Die Soldaten marſchierten durch einen von hohen Bergen eingeſchloſſenen Paß. Der Feind war hinter Felſen und Sträuchern verſteckt. Die fran zöſiſchen Truppen wurden vernichtet, bevor ſie überhaupt Widerſtand leiſten konnten. Nur acht Senegaljäger und einige von den eingeborenen Führern konnten nach Abecher entkommen. Alle übrigen wurden getötet. Der Oberſtleutnant Moll, der am Tſchadſee kommandiert, hat die Nachricht der Regierung übermittelt und hinzugefügt, daß er alle Maßregeln getroffen habe, um die Beſatzung von Abecher zu verſtärken und die anderen vorgeſchobenen Poſten dieſer Gegend zu ſichern. * Der aus dem ſenſationellen Hochverratsprozeß be— kannte Major Dreyfus macht wieder von ſich reden. Er bewirbt ſich um einen Deputiertenſitz im 16. Bezirk von Paris, wobei er mit einer ſtarken Gegnerſchaft der ſozialdemokratiſchen Organiſation zu rechnen haben wird. da er ſich in einer Verſammlung auf die Seite der ſoge⸗ nannten Reformiſten geſtellt hat.— Der Mann täte nach allen den böſen Erfahrungen, die er mit der Politik gemacht hat, eigentlich beſſer, der Oeffentlichkeit den Rücken zu kehren und das„otium cum dignate“ gründ- lich auszukoſten. Deutſcher Reichstag. :: Berlin, 16. Februar. Das Arbeitskammergeſetz, das in der vorigen Seſſion durchberaten, aber nicht an das Plenum zurückgelangt iſt, ſteht heute auf der Tagesordnung. In der neuen Vor⸗ lage wurden u. a. nicht berückſichtigt die Beſchlüſſe, welche die Wahl von Sekretären der Arbeitgeber⸗ und Arbeit⸗ nehmer⸗Vereinigungen in die Kammern ermöglichen ſollten. Ebenſo fielen die Anträge auf Herabſetzung des Alters für die Wahlberechtigung, das nach der Vorlage 25 Jahre betragen muß. Abg. Dr. Wil!(Ctr.⸗Elſ.) bedauerte, daß die Regierung den Beſchlüſſen der vor⸗ jährigen Kommiſſion nicht völlig beigetreten ſei und forderte die Ausdehnung des Geſetzes auch auf die Eiſen⸗ bahnarbeiter. Abg. v. Winterfeldt(konſ.) dankte der Regierung, daß ſie in der Frage der Arbeiterſekretäre „feſtgeblieben“ ſei und forderte, daß die Kammerver⸗ handlungen geheim ſein ſollten. Die Sonne des Jour⸗ nalismus brauche nicht hinein zu ſcheinen. Abg. Horn⸗ Reuß ntl.) ſchloß ſich den Ausführungen des Vorredners an. Nach kurzer weiterer Debatte geht die Vorlage an die Kommiſſion. Es folgt die L. Leſung des Hausarbeits⸗ geſetzes. Staatsſekretär Dr. Delbrück legt einleitend dar, daß die Regierung nach Möglichkeit den Wünſchen der Kommiſſion nachgekommen ſei. Grundſätzliche„Be⸗ denken habe die Regierung, in die Feſtſetzung der Löhne einzugreifen. Er ſei kein Gegner der Tarifverträge, meine aber, daß dieſe nicht überall zuläſſig ſeien. Abg. Pieper (Ctr.) bezeichnete den jetzigen Entwurf als einen Fort⸗ ſchritt. Ohne die Beſtimmungen der obligatoriſchen Re⸗ giſtrierung der Hausarbeiter ſei die 5 nichts zu erreichen. Hauptſache bleibe die Lohnfrage, die ohne behördliche Regelung nicht lösbar. ſei. Abg. Hennig (konſ.) erwartet von der Kommiſſion ein günſtiges Er⸗ gebnis. Abg. Everling(atl.) findet in dem Entwurf eine etwas zu weit gehende Zuſtändigkeit der Polizei. Nach weiterer unerheblicher Debatte ging die Vorlage an eine Kommiſſion. Morgen Schwerinstag, für den der Seniorenkonvent den Toleranzantrag des Centrums vor⸗ geſehen hat. 17. Februar. Donnerstag über den :: Berlin, Im Reichstag wurde am Toleranzantrag des Centrums verhandelt. Von den So⸗ zialdemokraten war dazu folgender Zuſatzantrag einge⸗ bracht worden: a) daß aus der Zugehörigkeit oder Nicht⸗ zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinſchaft keine Beein⸗ trächtigung der bürgerlichen und ſtaatsbürgerlichen Rechte und Pflichten abgeleitet werden darf; b) daß kein Lind gegen den Willen der Erziehungsberechtigten zur Teil⸗ nahme an einem Religionsunterricht oder Gottesdienſt an⸗ gehalten werden darf: c) daß zur Bewirkung des Aus⸗ tritts aus einer Religionsgemeinſchaft eine ſchriftliche oder mündliche Erklärung zu genügen hat, die vor dem Amts⸗ gericht des Wohnortes abzugeben und von dieſem der Religionsgemeinſchaft mitzuteilen iſt; das Austrittsver⸗ fahren hat koſten⸗ und ſtempelfrei zu ſein. Abg. Fürſt zu Löwenſtein(Etr.) begründete den Antrag des Cen⸗ trums, der die Beſeitigung der beſtehenden Beſchränkun⸗ gen der Religionsfreiheit verlangt mit dem Hinweis auf unhaltbare Zuſtände in Sachſen, Mecklenburg und Braun⸗ chweig. Der braunſchweigiſche Geheime Rat Boden ſuchte die braunſchweigiſche Regierung zu verteidigen. Abg. Winckler(konſ.) ſtimmte dem Antrage nicht zu, da er in Verhältniſſe eingreifen wolle, die den Einzel⸗ ſtaaten vorbehalten bleiben müßten. Abg. Everling (ntl.), hielt eine Lobrede auf die Religionsfreiheit, deren ſich die Katholiken in Mecklenburg erfreuten. Abgeord⸗ neter Müller⸗Meiningen(rf. Vp.) trat für den Zuſatz⸗ antrag der Sozialdemokraten ein, während er den Cen⸗ trumsantrag als Ausfluß der wachſenden Machtbeſtre⸗ bungen der katholiſchen Kirche, namentlich auf dem Ge⸗ biete der Schule, erklärte. Abg. David(Soz.) empfiehlt den Zuſatzantrag ſeiner Partei und teilt mit, daß dieſe für den Centrumsantrag ſtimmen werde. Gleichzeitig ſagte er dem Centrum den Kampf in der Schulfrage an. Abg. Frhr. v. Ga m p(Rp.) gab eine Erklärung ab, daß feine Partei aus verfaſſungsmäßigen Gründen gegen beide An⸗ träge ſtimmen werde. Vizepräſident Dr. Spahn teilt mit, daß auf Antrag Baſſermann(ntl.) über den Cen⸗ trumsantrag namentlich abgeſtimmt werden folle und zwar am Freitag zu Beginn der Sitzung. Abg. Bran dys (Pole) ſprach im Sinne des Antrages. Abg. Liebermann v. Sonnenberg(wirtſch. Vgg.) lehnte den Antrag ab. Abg. Frhr. v. Hertling(Etr.) wies die Angriffe gegen das Centrum zurück. Die Diskuſſion ſchließt. Die nament⸗ liche Abſtimmung findet morgen ſtatt. Hierauf folgte der Geſetzentwurf über die Paragraphen 114 aff. der Ge⸗ Sache Durch die Vorlage wird der Bundesrat ermächtigt, Lohnbücher oder Arbeitszettel für beſtimmte Gewerbe vorzuſchreiben. Nachdem die Abgg. Dr Pieper g Pauli⸗ Potsdam(konſ.), Vogel(ntl.) und Molkenbuhr Geo punkt ihrer Parteien dargelegt, geht die Kommiſſion. Morgen: ſozialdemokratiſche über die Aeußerungen des netenhauſe. 3 Aus Südweſtdeutſchland. — Wiesbaden, 16. Februar. Ihren Mann totge⸗ ſchlagen zu haben glaubte die im Franzöſiſchen Gäßchen in Wiesbaden wohnende Ehefrau Schleicher. Die Sache erwies ſich aber als keineswegs ſo ſchlimm. Der Mann geht nämlich häufig dem Müßiggang nach, vertrinkt ſeinen Lohn und läßt ſeine Familie darben. Dadurch kam es oft zu Zwiſtigkeiten. Als nun dieſer Tage der Mann wieder bezecht ſich ins Bett legte, geriet die Frau in Zorn, nahm einen Ko chlöffel und vermöbelte ihn. Da er keinen Ton ven ſich gab, glaubte die Frau, ſie habe einen Totſchle begangen, und ſtellte ſich der Polizei. Dieſe unterſuchte den Fall, konnte aber nur leichte Ver⸗ letzungen feſtſtellen. 5 — Aus Heſſen, 16. Februar. Der Weinbau macht bekanntlich eine ſehr ſchlechte Zeit durch, wie die viel— fachen Verhandlungen z. B. auch des Reichstages über die Weinſteuer und über das Weingeſetz gezeigt haben. In⸗ folgedeſſen geht man in weniger günſtigen Lagen dazu über, den Weinbau aufzugeben. So iſt z. B. in Wein⸗ heim in den letzten Jahren der Weinbau enorm zurück⸗ gegangen. 1898 waren noch 145 Hektar Weinberge vor⸗ handen, 1910 nur noch 80 Hektar; die Abnahme beträgt alſo 60 Hektar in 20 Jahren, pro Jahr ſind mehr als 3 Hektar ausgerodet worden. Auch das Ackerland ver- rlugerte ſich um 44 Hektar, die Fläche der Wieſen ver⸗ größerte ſich um 15 und der Wald um 18 Hektar. — Aus Heſſen, 16. Februar. Folgendes heitere Stückchen, deſſen Tatſächlichkeit verbürgt ſein ſoll, wird der„Tägl. Rundſch.“ aus einem Kreisſtädchen im Vogels⸗ berg erzählt. An der Spitze der dortigen Kreisregierung ſteht Herr Geheimrat K., ein alter, jovialer Herr, Jung⸗ geſelle, vermögend, von unübertrefflicher Liebenswürdig⸗ keit und Freundlichkeit, deſſen Keller ebenſo berühmt iſt wie ſeine Gaſtlichkeit und Freigebigkeit. Der Herr Ge⸗ heimrat iſt peinlich ſtreng, was dienſtliche Korrektheit und gute Sitte anbelangt. Deswegen kann jeder, der dem Herrn Geheimrat im Laufe der Woche einen Antritts⸗ beſuch gemacht hat, damit rechnen: So beſtimmt wie im Frühjahr der Steuerzettel oder der Storch kommt, ſo beſtimmt erſcheint am nächſten Sonntag der Herr Ge— heimrat zum Gegenbeſuch. Nun geſchah es kürzlich, daß ein neuer Kreisamtmann an die Regierung zu N. ver⸗ ſetzt wurde. Da aber in N. zunächſt für ihn keine Woh⸗ nung aufzutreiben war, ſo mußte er ſich vorläufig mit einem Zimmer im Hotel des Städtchens begnügen. Die Gewohnheit des alten Herrn kennend, bat er dieſen bei ſeinem Antrittsbeſuch, er möge ſeinen Gegenbeſuch auf⸗ ſchieben, da er noch keine Wohnung habe und den Herrn Geheimrat unmöglich im Hotelzimmer empfangen könne. Sehr richtig! Aber dennoch eine große Zumutung für den Herrn Geheimrat, daß er nicht zur Zeit, wie er es für ſchicklich hielt, ſeinen Gegenbeſuch machen ſollte. Am nächſten Sonntag erſchien der Diener des Herrn Geheim⸗ rats bei dem Herrn Kreisamtmann mit der Meldung, der Herr Geheimrat ließe ihn auf einen Augenblick zu ſich bitten. Angekommen, wurde der Herr Kreisamtmann in das beſte Zimmer des Herrn Geheimrats geführt. Nach kurzer Zeit klopfte es an. Auf das„Herein!“ erſchien in der Tür der Herr Geheimrat, feierlichſt im Beſuchs⸗ anzug mit dem Zylinder in der Hand und den Worten: „Ich möchte Ihnen meinen Gegenbeſuch machen, Herr Kreisamtma nn.“ Dieſer, zuerſt verdutzt, erfaßte die Situation ſchnell, bedankte ſich, lud ein, Platz zu nehmen, drückte auf die elektriſche Klingel, gebot dem erſcheinenden Diener, eine Flaſche„Guten“ heraufzubeſorgen, und beide taten, als ob ſie ſich in der Wohnung des Herrn Kreisamtmannes befänden. Dann nahm der Herr Geheimrat Abſchied mit der Bemerkung, der Herr Kreisamtmann würde wohl noch einen Augen⸗ blick in ſeiner ſchönen Wohnung verweilen. Nach kurzer Zeit erſchien der Herr Geheimrat wieder in gewöhnlicher Kleidung mit den Worten:„So, Herr Kreisamtmann, der Gegenbeſuch iſt gemacht. Jetzt ſind Sie mein Gaſt, und ich bitte Sie, es noch einen Augenblick zu ſein und eine Flaſche Champagner mit mir zu trinken.“ — Bingen, 16. Februar. Vor einigen Wochen fiel in Weiler ein Bruder des Arbeiters Mathias Bröder in einen Keſſel voll kochenden Waſſers. Dabei verbrannte er ſich an dem Unterleibe und den beiden Beinen voll⸗ ſtändig. Da ſich auf der ganzen Stelle des verbrannten Körperteiles keine geſunde Haut mehr befand und nach Anordnungen des Arztes von dem Verbrannten ſelbſt keine Haut abgenommen werden durfte, bot ſich ſein p.), den Stand⸗ rlage an die 0 Interpellation Reichskanzler im Abgeord⸗ Eelbſtt Me nt lach in an Gemi Audd lb beit And lehnt heltr Wü Vun Vat einen wage gegen des g ſch zu fache uud Ge Jbelpa Hohett Kabnen Her df alen 0 Da G Juhelbnl aun Au runde be ummte Piezer rj. Ip), Stand⸗ e an die bellation Abgeord⸗ 19 „Jung⸗ pürdig⸗ berühmt herr Ge⸗ rreftheit her, der ntritts⸗ wie im mt, so Dann kung ugen⸗ kurzer Bruder an und ließ ſich die nötige Haut abnehmen, um damit die verbrannten Körperteile ſeines Bruders zu decken. — Darmſtadt, 15. Februar. In der älteſten heſſi⸗ ſchen Landesirrenanſtalt Philipps⸗Hoſpital verſtarb ein Mann, der 57 Jahre ſeines Lebens ununterbrochen da⸗ ſelbſt zugebracht hat. Er erkrankte geiſtig als Soldat 22. Lebensjahre, kam in das Philipps⸗Hoſpital und iſt daſelbſt nunmehr im 79. Lebensjahre geſtorben. Bis wenige Wochen vor ſeinem Tode hat er ſich ſtets fleißig mit Holzmachen beſchäftigt. — Worms, 16. Februar. Der Reichstag hat ſeiner⸗ zeit auf Betreiben des Centrums beſchloſſen., die Er⸗ hebung ſtädtiſcher Abgaben auf Lebensmittel zu unter⸗ binden. Es geſchah das, um die Lebensmittelbelaſtung zu beſchränken. Die Erſetzung des Oktrois auf Lebens⸗ mittel geſchieht aber faſt überall in einer Weiſe, die die Erreichung dieſes Schutzes der Schwachen unmöglich macht. So wird jetzt aus der reichen Stadt Worms gemeldet: Zur Deckung des Oktroiausfalles im Betrage von 100 000 Mark iſt eine Erhöhung des Preiſes der Theaterkarten, des Marktſtandgeldes, des Schul⸗ geldes der höheren Töchterſchule, der Schlacht haus- gebühren und der Fleiſchbeſchaugebühren ge⸗ plant. Dieſe Erhöhungen ſollen rund 80000 Mark ein⸗ bringen. Der Reſt ſoll durch die Einnahmen aus der Beſitzwechſelabgabe gedeckt werden.— Da bleibt nur ein Eingreifen des Reichstages übrig. — Heidelberg, 16. Februar. Einen recht zweifel⸗ haften„Faſchingsulk“ leiſteten ſich die Heidelberger Korps. Wer am Aſchermittwoch morgen die neue Neckarbrücke paſſierte, ſah etwa 25 bunt bemützte Studios in Zwiſchen⸗ räumen am Neckarufer ſtehen und mit unerſchütterlicher Ruhe angeln. Ein Jünger der hl. Hermandad, der zu⸗ fällig des Weges kam, ſagte ſich, daß die eifrigen Angler wohl kaum im Beſitz der geſetzlichen Angelkarte ſeien. Er forderte deshalb Vorzeigung derſelben oder Ein- ſtellung des Angelns. Seine Worte fanden jedoch taube Ohren, und erſt als ein zweiter Poliziſt ſeine Autorität geltend machte, kamen die luſtigen Vögel der Aufforde⸗ Tung nach. Mit Geſichtern, auf denen ſich deutlich die Entſagung ausprägte, zogen ſie die Angelruten ein— und ſiehe da, an jeder Schnur hing ein zum Verſpeiſen fertiger, der Aſchermittwochſtimmung angepaßter, neckar⸗ gewäſſerter ſaurer Herina! Aus Nah und Fern. 1— Weinheim, 18. Febr. Zu dem bereits gemeldeten Selbſtmord der Frau des Bauunternehmers Barth hier haben wir noch mitzuteilen, daß die Tat nicht in irgend welchem urſächlichen Zuſammenhang mit dem Uebergang des Geſchäfts in andere Hände ſteht. Die Frau litt ſeit Jahren an einer Gemütskrankheit und hatte ſchon oft Selbſtmordgedanken zum Ausdruck gebracht. Insbeſondere hatte ſie unter einem un⸗ ſtillbaren Heimweh zu leiden. Namentlich dieſer Umſtand beſtimmte Herrn Barth, das hieſige Geſchäft zu veräußern und ein anderes Geſchäft in der Heimat der Frau zu über⸗ nehmen. Die Vermögensverhältniſſe der Familie ſind in beſter Ordnung. — Mannheim, 18. Febr. Der Schieferdeckermeiſter Joſef Sturm, wohnhaft Augartenſtraße 32, ſlürzte geſtern Vormittag von dem Dache des Neubaues der Oberrheiniſchen Verſicherungsgeſellſchaft an der Auguſta⸗Anlage und erlitt einen Schaͤdelbruch. Man brachte ihn mit dem Sanitäts⸗ wagen in das Allgemeine Krankenhaus, wo er Nachmittags gegen 2 Uhr verſtorben iſt. Birkenau, 18. Febr. Die goldene Hochzeitsfeier des Jubelpaares Leonhard Fries und Ehefrau dahier, geſtaltete ſich zu einer Ehrung, wie ſie wohl ſelten einem ländlichen einfachen Ehepaar zuteil wird. Von den vielen Gluͤckwünſchen und Geſchenken, die dem allgemein beliebten und hochgeſchaͤtzten Jubelpaare zugingen, ſeien nur folgende erwähnt: Se. Königl. Hoheit der Großherzog ließ ſein Bild unter Glas und Rahmen mit entſprechender Widmung überreichen. Der Hochw⸗ Herr Biſchof Kirſtein erfreute das Jubelpaar mit einem huld⸗ vollen Glückwunſchſchreiben, ebenſo Herr Kreisrat von Hahn. Der Geſamtkirchenvorſtand, beſſen langjähriges Mitglied der Jubelbräutigam war, brachte verſönlich ſeine Glückwünſche zum Ausdruck. In derſelben Weiſe geſchah dies vom Orts- vorſtande. Am 26. Jan ſtarb in Amerika in Waſhington, D. C., Herr Peter Grämlich an den Folgen der ſogenannten „Grippe“. Der Verlebte war aus Weiher bei Mörlen⸗ bach, Heſſen-Darmſtadt, gebürtig und erreichte ein Alter von 6 Jahren. Er kam als junger Mann nach Amerika, erlernte das Geſchäft eines Bäckers und arbeitete als ſolcher bis eine Woche vor ſeinem erfolgten Tode. Er hinterläßt ſeine tief⸗ trauernde Gattin und 2 Kinder; ferner eine Schweſter und einen Bruder in Waſhington und ſeine 85 Jahre alte Mutter owie 5 weitere Geſchwiſter in der alten Heimat. — Dariſtadt, 16. Febr. Vor der Strafkammer II des hieſigen Landgerichts ſtand geſtern der 52 Jahre al te Kaufmann Leonhard Lulay aus Heppenheim unter der Anklage des fortgeſetzten Kreditbetrugs. In der Verhandlung wurde feſtgeſtellt, daß Lulay ſeit dem Jahre 1906 mindeſtens für 4000 Mark Waren bezogen, die er nicht bezahlte. Da er zweifellos von vornherein beabſichtigte, die Gläubiger zu ſchädigen, wurde er wegen fortgeſetzten Kreditbetrugs zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt; 2 Monate ſind durch die Unterſuchungshaft verbüßt, die bürgerlichen Ehren- rechte wurden ihm auf 3 Jahre aberkannt. — Mainz, 18. Febr. Die Mitteilung, der wegen Verleitung zum Meineid zu 1½ Jahren Zuchthaus verurteilte Dr. Rolly aus Oſthofen habe Reviſion angemeldet, iſt nicht eſchtig. Rolly hat das Urteil bereits am Samſtag anerkannt und iſt am Montag morgen zur Strafverbüßung ins Landes- zuchthaus„Marienſchloß“ bei Rockenberg gebracht worden. Mit dem Verluſt der Ehrenrechte wird ihm nicht nur der Titel„Sanitätsrat“ entzogen, er kann auch, wenn er aus dem Zuchthaus zurückkommt, nicht mehr ſeine ärztliche Praxis auzüben. g — Mutterſtadt, 17. Febr. Der Milchkrieg hat geſtern ſeinen Anfang genommen. Mit dem Lokalzug um 7 Uhr wurden etwa ſteben Kannen Milch zur Bahn gebracht. Die Produzenten hatten ſich auf die Wache geſtellt und wollten es verhindern, daß die Milch zum Verſand komme. Es entſtand ein großer Menſchenauflauf. Die Gendarmerie mußte einſchreiten und ſogar blank ziehen, um die Aufgeregten auseinanderzutreiben. Eine Perſon ſoll verletzt worden ſein. Nur nach vieler Mühe konnte die Milch befördert werden. Aus Stadt und Land. Dynamit in der Kohle. In der Wohnung des Grubenarbeiters Hentſch in Orzegow(Oberſchleſien) er⸗ folgte eine furchtbare Exploſion des Küchenherdes, nach⸗ dem Frau Hentſch Kohlen nachgeſchüttet hatte. Hentſch, ſeine Ehefrau und ihr achtzehn Monate altes Kind er⸗ litten lebensgefährliche Verletzungen. Man nimmt an, daß ſich in der Kohle Dynamit befand. 5 Genehmigung der Rennſteigbahn durch Preußen. Die Erbauung der für den Reiſeverkehr wichtigen Renn⸗ ſteigbahn mit 6 Millionen Koſtenaufwand wurde von Preußen genehmigt. r Rückgang des Weinbaues. Der Weinbau macht bekanntlich eine ſehr ſchlechte Zeit durch, wie die viel⸗ fachen Verhandlungen 3. B. auch des Reichstages über die Weinſteuer und über das Weingeſetz gezeigt haben. In⸗ folgedeſſen geht man in weniger günſtigen Lagen dazu über, den Weinbau aufzugeben. So iſt z. B. in Wein⸗ heim in den letzten Jahren der Weinbau enorm zurück- gegangen. 1898 waren noch 145 Hektar Weinberge vor— handen, 1910 nur noch 80 Hektar; die Abnahme beträgt alſo 60 Hektar in 20 Jahren, pro Jahr ſind mehr als 3 Hektar ausgerodet worden. Auch das Ackerland ver⸗ ringerte ſich um 44 Hektar, die Fläche der Wieſen ver⸗ größerte ſich um 15 und der Wald um 18 Hektar. Gefährliche Operation. Vor einigen Wochen fiel in Weiler ein Bruder des Arbeiters Mathias Bröder in einen Keſſel voll kochenden Waſſers. Dabei verbrannte er ſich an dem Unterleibe und den beiden Beinen voll- ſtändig. Da ſich auf der ganzen Stelle des verbrannten Körperteiles keine geſunde Haut mehr befand und nach Anordnungen des Arztes von dem Verbrannten ſelbſt keine Haut abgenommen werden durfte, bot ſich ſein Bruder an und ließ ſich die nötige Haut abnehmen, um damit die verbrannten Körperteile ſeines Bruders 42 t Hockatnt Der holländiſche Poſtdampfer„Prins Willem 17 der überfällig iſt, iſt bisher an ſeinem Beſtimmungsort nicht angekommen. Die Regierung wies den augen⸗ blicklich in den weſtindiſchen Gewäſſern kreuzenden Panzer „Utrecht„durch ein Kabeltelegramm an, nach dem ver⸗ ſchwundenen Dampfer„Prins Willem II“ zu ſuchen. Der innerhalb weniger Tage aus Paramaribo nach Holland abgehende Poſtdampfer„Prins Willem IV“, ein Schweſter⸗ ſchiff des„Prins Willem IE“, erhielt denſelben Befehl. * Schiffbruch im Skagerrak. Aus Grimſtadt an der Küſte Südnorwegens wird gemeldet: Der däniſche Dampfer„Cambodja“, mit Stückgut und Holzladung von Frederiksſtadt nach Südamerika, iſt nachts bei Hesnaö untergegangen. Der Dampfer„Activ“ rettete drei⸗ zehn Mann der Beſatzung. Ein Boot mit ſechzehn der Schiffbrüchigen wird vermißt. ** Mit Mann und Maus untergegangen. Die holk⸗ ländiſche Tjalk„Dankbarheid“ iſt auf der Fahrt von Cuxhaven nach Rotterdam im Sturm mit der ganzen Beſatzung und der Familie des Kapitäns unter⸗ gegangen. ** Gefahrvolle Ballonlandung in Norwegen. Eine an Abenteuern reiche Ballonfahrt haben zwei Dresdener Luftſchiffer vollendet, über die aus Kragerö in Norwegen folgendes depeſchiert wird: Nach gefahrreicher Fahrt über die Oſtſee ſind in Graugsdal im Walde zwei Dresdner Luftſchiffer, H. F. Berliner und M. Donath, unter großen Schwierigkeiten gelandet. Sie waren Dienstag morgen gegen 7 Uhr bei Dresden auf⸗ geſtiegen, hatten Berlin um 8 Uhr vormittags, Rügen um 5½, Uhr nachmittags paſſiert und waren um 10 Uhr abends nach Kopenhagen gekommen. Von einem furchtbaren Schneeſturm wurden ſie dann über das Skager Rak und Kattegat getrieben. Um 4 Uhr morgens be⸗ fanden ſie ſich wieder über Feſtland in Norwegen. Sie brachten den Ballon ſofort zum Fallen. Die Landung erfolgte mit großer Heftigkeit. Der Ballonführer Ber⸗ liner ſoll eine Rippe gebrochen haben, ſein Begleiter ſoll am Rücken und an den Hüften ſchwer verletzt ſein, doch iſt beider Leben außer Gefahr. n Die neue Hochwaſſergefahr in Frankreich. Einige Beamte des Seinedienſtes ſollen nach dem„Petit Pa⸗ riſien“ in ernſter Sorge wegen der von neuem drohenden Hochwaſſergefahr ſein. Sie fürchten, daß die von der Marne kommenden Fluten die Seine noch mehr an⸗ ſchwellen laſſen werden als im Januar. In Alfortville, Maiſons⸗Alfort und anderen Vororten werden die Häuſer am Ufer geräumt. Die Seine iſt am Mittwoch um 13 Zentimeter geſtiegen. Depeſchen aus dem Marnegebiet berichten eine Abnahme des Hochwaſſers. P Trunksucht Eine Probe von dem PpOUDRE ZEN EN TO wird gratis gesandt. Die Neigung zu berauschenden Getränken kaun dauernd vernichtet werden, Sklaven der Trunksucht können jetzt rr befreit werden, sogar 10%% gegen ihren eigenen wen. Ein harmloses W„Palxer, POUDRE ZE. u nNr0 genannt, ist erfunden worden; es ist leicht zu nehmen, für jedes Geschlecht u. Iter geeignet u. kann in Speisen oder Ge- E tränken gegeben wer- den, selbst ohne Wissen des Betreffenden. p 0 U D R E Z EENENT O wird als ganz unschädlich garantiert. Diejenigen, die einen Trunksüchtigen in ihrer Familie oder Bekanntenkreise baben, sollten nicht versäumen eine Gratis-Probe von dem POURDE ZENENTO zu verlangen. Dieselbe wird per Brief geschickt. Korrespondenz ist deutsch. POUDREZENENTO Co. 76, Wardour Street, LONDON 70,(England) Porto für Briefe 20 Pfg., für Postkarten 10 Pfg · FP „Hohe Schule.“ Unter dieſem Titel beginnt in heutiger Nummer der Abdruck eines intereſſanten, äußerſt ſpannenden Romanes, worauf wir beſonders unſere werten Leſerinnen aufmerkſam machen. Marktbericht. — Seckenheim, 16. Febr. Der geſtrige Schweine⸗ markt war mit 90 Stück Milchſchweinen befahren, von denen 70 Stück zum Preiſe von 25—30 Mk. pro Paar verkauft wurden. Jerantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim N SRS 2— 9 SSS N Die rechnende Bausfrau will ein tägliches Getränk für die Familie haben, das erſtens billig, zweitens aber auch ganz unſchädlich 5 SSS eee und wohlſchmeckend iſt. Kathreiners Malzkaffee iſt erſtaunlich ausgiebig 7 und billig, enthält keinen einzigen 5 ſchädlichen Beſtandteil und hat aro⸗ 9 matiſchen Wohlgeſchmack. 5 N RRS e ee „* Holz-Verſteigerung. Mittwoch, den 2. März 1910, von 9 Uhr vormittags an, werden auf dem Rathauſe zu Viernheim aus den Domanialwald-Diſtrikten Am Graben, Ameiſenlache, Schlotlache, Am Jägerhaus, Schafwieſen, Birkenplatte, Am alten Kühtor, Alter Eichwald, In den Dornen u. a. verſteigert: Stämme: Eichen: 3 III. Kl. 3,54 Fm, 34 IV. 216 Fm, 120 V. Kl. 48,21 Fm, 223 VI. Kl. 54,99 Fm,(: meiſt Wagnerholz:) Buchen: 10 MI. Kl. 1,07 Em, Erle: 9 VI. Kl. 1,85 Fm, Fichten: 1 III Kl.= 1,06 Fm, 2 IV. Kl. 1,31 Fm, 64 V. Kl. 16,23 Fm; Derbſtangen: Kiefer: 50 II. Kl.— 2,65 Fm; Fichte: 2 II. Kl.— 0,22 Fm; Nutzſcheitholz: Rm: 44,2 Eiche(: hiervon 13,8 Rm rund:) 4 Kiefer; Nutzknüppel: Rm: 44 Eiche(2.5 mlg. d); ſodann Scheiter: Rm: 16 Buche 582,6 Eiche, 479,2 Kiefer; Knüppel: Rm: 100,9 Buche, 284,5 Eiche, 24,1 Kiefer; Reiſig: Wellen: 1720 Buche(: Aſt⸗Reiſig:) 5240 Buche(: Stangen⸗Reiſig:) 7590 Eiche(: Aſt⸗Reiſ.:) 5100 Eiche(: Stangen-Reiſig:). Das Brennholz mit Aus⸗ nahme des Eichen⸗Scheitholzes kommt nachmittags zum Ausgebot. Viernheim, den 18. Februar 1910. Großherzogliche Oberförſterei Viernheim. Gro os. —̃—— 1 5500 not. begl. Zeugniſſe v. Aerzten und Privaten beweiſen, daß Kaiſers Stuſt-Caramellen mit den drei Tannen Billigste und beste Bezugsquelle für Uhren und Gold-Waren. Enorme Auswahl in allen Artikeln. Gewähre zu den billigen Preisen noeh A Extra-Rabatt. Sichtbare Preise. Jedes Brautpaar erhäft ein Geschenk. Herm. Horth Le Mannheim J l, 7. Heiserkeit, Ferschlel. mung, Krampf. u. Keuch- nusten am beſten beſeitigen. Paket 25 Pfg., Doſe 50 Pfg. 1 3 1— Kaisers Brust-Extralt! Flaſche 90 Pfg. Beſt. feinſchmeckend. Malz⸗Extrakt. 7 Dafür Angebotenes weiſe zurück Beides zu haben bei: Gg. Oexle, Flora-Drogerie in Viernheim, Ratbausſtr. 15 u. Filiale Rathausſtr. 68. A. Stumpf in Viernheim J. Lang Sohn, Heddesheim 0 A Lennert, Niederliebersbach G. P. Bauer, Hammelbach. 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