Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Amtsblatt 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn: durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. An der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Perbreiteltte und geleſenſte Zeikung am hieſigen Platze, daher beſtes und Viernheimer Nachrichten. Anzeigen preis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. 1 1 Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. ö Telephon⸗Nr. 20. wirfungsvollſtes Inſerlions- Organ. Gegründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 25. EEC CoCo Ä 92 Erklärung. 1.„Ungerechte Angriffe“ gegen die„Viern⸗ heimer Zeitung“ wird die Erklärung des kath. Pfarr⸗ amtes im„Viernheimer Anzeiger“ genannt. Gegen dieſe ehrenkränkende Unterſtellung proteſtiert das unterzeichnete Pfarramt mit aller Entſchiedenheit. Was iſt die Wahrheit: Die„Viernheimer Zeitung“ bringt ohne jede Erklärung kurzerhand die pfarramtlichen Mitteilungen. Dadurch wird die Meinung erweckt, das kath. Pfarramt habe die⸗ ſelben mitgeteilt; daher die Aeußerungen gegenüber verſchiedener Mitglieder katholiſcher Vereine:„Da habt ihr's jetzt— der Pfarrer hat's doch nicht ſo ernſt gemeint“. Ein ausgeſprochener Anhänger der ſozialdemokratiſchen Partei ſagt beiſpielsweiſe höh⸗ nend:„Jetzt haben wir auch den Pfarrer herum⸗ kriegt.“ Dadurch wurde dem Pfarrer eine Hand⸗ lungsweiſe unterſchoben, die irreführend und ehren⸗ kränkend war. Wenn nun das Pfarramt zur „Abwehr“ eine Erklärung erläßt, worin die Tat⸗ ſachen richtig geſtellt werden, dann iſt das ein „ungerechter Angriff“. Ich überlaſſe es jedem ehr⸗ lich denkenden Menſchen zu unterſcheiden, wer an⸗ gegriffen und wer den Frieden geſtört hat. 2. Auf die Angriffe in den einzelnen Einge⸗ ſandts näher einzugehen halten wir unter unſerer Würde, da der Ton ſo frivol und taktlos, daß er nur als der Ausfluß perſönlicher Gehäſſigkeit und Mangel jeglichen Anſtands⸗Gefühls bezeichnet werden muß. Das kath. Pfarramt: Wolf, Pfarrer. —— — Sr Dienſtag, den J. März 1910. * 4 9* Im Zeichen der Sozialpolitik. Die Verhandlungen des Reichstags bei der Be⸗ ratung über den Etat des Reichsamts des Innern und über verſchiedene Geſetzentwürfe haben zu einer großen ſozialpolitiſchen Debatte geführt, die auf allen Seiten die Erkenntnis wachgerufen hat, daß eine ſtetige Sozial⸗ politik für das Wohlergehen der Geſamtheit des deut⸗ ſchen Volkes eine der größten Gegenwartsaufgaben iſt. Für dieſe Erkenntnis ſpricht auch die Tatſache, daß nicht weniger als 55 Reſolutionen ſozialpolitiſchen Eharak⸗ ters zum Etat des Reichsamts des Innern eingebracht worden ſind, von denen eine beträchtliche Anzahl die Frucht unermüdlicher ſozialpolitiſcher Tätigkeit des Cen⸗ trums darſtellt. Die Verhandlungen haben im großen und ganzen gezeigt, daß in den 25 Jahren ſozialpoliti⸗ ſchen Wirkens eine Unmenge ſegenbringender Arbeit ge— leiſtet worden iſt, daß aber auch noch unendlich viel ge— ſchehen muß, bevor wir auch nur annähernd ideale Zu⸗ ſtände erreichen; ſie haben ferner gezeigt, daß die konſe⸗ guente Durchführung einzelner ſozialpolitiſcher Pläne bei der Regierung und bei verſchiedenen Parteien auf ſehr großen Widerſtand ſtoßen wird. Da hat zunächſt die Beratung über das Arbeits- kammergeſetz die Verſchiedenartigkeit der Auffaſſung recht grell in die Erſcheinung treten laſſen. Das Geſetz wurde bekanntlich bereits in der vorigen Seſſion in der Kom⸗ miſſion durchberaten, kam aber nicht an das Plenum zurück, ſondern blieb unerledigt. In dem von der Re— gierung neu vorgelegten Entwurf ſind einige Beſchlüſſe jener Kommiſſion zwar berückſichtigt worden, aber nicht berückſichtigt worden ſind gerade die durch die Initiative des Centrums gefaßten Beſchlüſſe, welche die Wahl von Sekretären der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vereini⸗ gungen in die Kammern ermöglichen ſollten, ebenſo die Anträge auf Herabſetzung des Alters für die Wahlberech⸗ tigung, das nach der Vorlage 25 Jahre betragen ſoll. Die Debatte hat gezeigt, daß die Regierung und die Parteien, die ſich hauptſächlich aus Arbeitgebern zu⸗ ſammenſetzen, dieſen Forderungen nach wie vor ablehnend gegenüberſtehen. Aehnlich verhält es ſich mit dem Hausarbeitsgeſetz. Die Vorlage bringt manche Verbeſſerungen für Leben. Geſundheit und Sittlichkeit der Arbeiter: ſie iſt auch fort- ſchrittlich, inſofern ſie die Arbeitszeit verkürzt und die obligatoriſche Regiſtrierung der Arbeit einführt. Die Hauptſache aber, die amtliche Feſtſetzung der Löhne, hält die Regierung für nicht zweckmäßig und für zu ſchwierig. Die Regierung ſollte gerade in dieſem Punkte ohne Rück— ſicht auf die aus egoiſtiſchen Motiven ſich ablehnend ver— haltenden Parteien vor einem Eingreifen durch die Ge— ſetzgebung nicht zurückſchrecken. Für das Handwerk traten bei den Beratungen über den Etat des Reichsamts des Innern zunächſt die Be⸗ ſtimmungen für die Umgrenzung von Fabrik und Hand— werk in den Vorderarund. Es iſt da von großer Wich⸗ 8 »Zuſammenſtöße 26. Jahrgang. tigkeit, feſtzuſtellen, inwieweit Handwerks- oder Handels- kammern als zuſtändige Inſtanzen in Betracht kommen. Die Verhandlungen wurden jedoch durch die Erörterun— gen über die Stellung des Hanſabundes zum Handwerk vom eigentlichen Kernpunkt der Frage abgelenkt, ſo daß es der Miniſter bei der Präziſierung der Stellung der Re⸗ gierung zu dieſen Fragen ſehr leicht hatte. Er bat die Parteien, durch Einigkeit die Bürgſchaft für die Stetig⸗ keit der Sozialpolitik zu geben. Seit Jahren beſchäftigt die Privatbeamten die Frage. ob durch eine reichsgeſetzliche Privatbeamtenverſicherung endlich die die Arbeitsfreudigkeit lähmenden Sorgen um ihre Zukunft von ihnen genommen werden. Man hatte ſeiner Zeit gehofft, daß ein derartiges Geſetz in 5—6 Jahren zu ſtande kommen werde. Darin ſah man ſich bitter getäuſcht, aber auch die letzten Erklärungen der Regierung haben keine Hoffnungsfreudigkeit hervorge— rufen. Erſt nach dem Zuſtandekommen der Reichsverſiche⸗ rung iſt an eine derartige Geſetzesvorlage zu denken! Darüber werden, wenn das Geſetz überhaupt kommt. wieder mindeſtens 6—7 Jahre vergehen. Angeſichts dieſer Erſcheinungen ſind die Bemühungen des Centrums in ſozialpolitiſcher Beziehung, wie ſie augenblicklich bei den Reichstagsverhandlungen hervor— getreten ſind, dankbar zu begrüßen. Neue Wahlrechtskundgebungen in Berlin. (9) Der Zirkus Buſch, der am vergangenen Mantag dem Bund der Landwirte das Gaſtrecht gewährt hatte, ſah am Sonntag wieder unzählige Scharen in ſeinen Hallen. Von den linksliberalen Gruppen war eine De⸗ monſtrationsverſammlung veranſtaltet worden, in der die Herren Prof: Liſzt, Dr. Maurer, Dr. Wiemer und Dr. Naumann die preußiſche Wahlrechtsvorlage zerpflückten. Das Ergebnis war die Annahme einer Re⸗ ſolution, die unter Ablehnung des vorgelegten Geſetzent— wurfs eine„gründliche“ Wahlreform und die volle Dur ſch⸗ führung der geheimen, direkten und gleichen Wahl und die zeitgemäße Einteilung der Wahlkreiſe fordert. Unter Hochrufen auf das allge— meine, direkte und gleiche Wahlrecht ging die Verſamm⸗ lung auseinander. Obwohl Dr. Maurer in der Verſammlung in ſchwer begreiflichem Vertrauen auf ſeinen Einfluß auf die Maſſen erklärt hatte,„wir wollen nicht auf der Straße demon⸗ ſtrieren“, kam es doch im Anſchluß an die Verſammlung zu einem Umzug durch die Straßen und an mehreren Stellen, darunter vor dem königl. Schloß und vor dem Reichskanzlerpalais, zu Kundgebungen gegen die Wahlrechtsvorlage der Regierung. Die Polizei beobachtete große Zurückhaltung, und es ſind denn auch oder ernſtere Ausſchreitungen, die ein Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. (Nachdruck verboten.) Zweites Kapitel. . Freundlicher Sonnenſchein fiel am nächſten Morgen durch die Fenſtervorhänge in das große Speiſezimmer des Machingen⸗ ſchen Hauſes und leuchtete auf dem Silber und Kryſtall des Frühſtückstiſches. Auf der Stirn des Oberſten aber, der mit dröhnenden Schritten im Zimmer auf⸗ und abging, lagen im Gegenſatz zu der freundlichen Umgebung düſtere Gewitterwolken. Sein Sohn, der mit ſehr gedrücktem Ausſehen noch am Frühſtücks⸗ tiſch ſaß und verlegen mit dem Löffel in ſeinem längſt kalt ge⸗ wordenen Kaffee herumrührte, kannte und fürchtete dieſe drohenden Schalten auf der ſonſt ſo heiteren Stirn des faſt immer froh geſtimmten Vaters— ſie waren in den letzten Jahren, ſeitdem Hans als Avantageur bei den Huſaren eingetreten war, mehr als einmal aufgetaucht und regelmäßig die Folge einer kleinen pekuntären Auseinanderſetzung zwiſchen Vater und Sohn. „Darf ich mir vielleicht nun die Frage erlauben, was Du Dir eigentlich dabei wieder gedacht haſt?“ fragte der Oberſt jetzt ſehr ärgerlich und blieb ſeinem Sobne gegenüber an der andern Seite des Speiſetiſches ſtehen. Der junge Huſar ſah einen Augenblick in das ſtrenge Auge des Vaters und ſenkte dann ſchuldbewußt von neuem das Haupt. Ja— eigentlich— offen geſtanden, garnichts, Papa“, ſagte er zögernd;„es kam ſo ganz von ſelbſt— Breller ſchlug ein pbharmloſes, kleines Jeuchen vor nach dem Liebesmahl. Erſt ſpielten wir auch um ganz beſcheideue Einſätze: aber wir hatten mächtig heiße Köpfe, und da verloren ein paar von uns die Beſonnenbeit und pointierten immer höher— und ſchließlich, als wir aufbrachen, da—“ 51 ee „Da batte mein boffnungsvoller Sohn elfhundert Mark Spielſchulden!“ ergänzte der Oberſt die ſtockende Rede.„Und dann kommt er ganz vergnügt angereiſt und beichtet dem Vater beim erſten Frühſtück zu Hauſe ſo nebenher, daß er diesmal nicht bloß nicht mit der Zulage ausgekommen iſt, ſondern auch noch Spielſchulden— Ehrenſchulden hat. Der gute Vater iſt ja dazu da, um ohne weiteres zu bezahlen— er ſoll doch ja nicht bloß Freude erleben an ſeinem Jungen, der ſeit drei Jahren ſein einziger iſt!“ „Lieber Vater!“ rief der junge Offizier aufſpringend und faßte zärtlich die Hand des älteren Mannes.„Verzeihe mir nur dies eine Mal noch— ich verſpreche Dir feierlich, daß es diesmal wirklich das letzte Mal ſein ſoll!“ Der Oberſt machte haſtig ſeine Hand frei und ſchüttelte das Haupt mit einer Gebärde, die ebenſoviel Unglauben wie Schmerz ausdrückte. „Das verſprachſt Du bisber jedesmal, Hans!“ ſagte er traurig.„Du kannſt es mir nicht verdenken, wenn ich kein großes Zutrauen mehr zu Deinen Verſprechungen habe— und bisher waren es nur kleinere Schulden, die Du mir eingeſtehen mußteſt, und die ich ohne viel Federleſen zu machen bezahlte, ſo ſauer es mir manchmal auch ankam. Ich bedachte eben Deine Jugend, das Beiſpiel wohlhabenderer Kameraden, die vielen Anſprüche, die geſellſchaftlich an einen jungen Offizier geſtellt werden. Nicht viele Väter würden ſo nachſichtig und milde denkend geweſen ſein, das glaube mir, Hans! Aber in dieſem Falle liegt die Sache noch ganz anders—— Du haſt geſpielt, mein Sohn, und damit den erſten Schritt auf der abſchüſſigen Bahn getan, auf der ſo manches Familienglück, ſo manche Mannesehre zu Fall gekommen iſt! Die Summe, die Du verſpielt haſt, iſt außerdem zu groß, als daß ich ſie zahlen könnte— Du haſt Dich gewaltig verrechnet, wenn Du erwarteteſt, daß der Kom⸗ mandeur eines Kavallerieregiments von ſeinem Gehalt derartige Erſparuiſſe machen kann!“ Der junge Offizier hob das hübſche, noch ſo kindliche Ge⸗ ſicht empor, das unter des Vaters ſtrengen Worten dunkel er⸗ rötet war. a „Bei Gott, das habe ich auch nicht gedacht“, ſtammelte er verlegen;„ich meinte, daß mein mütterliches Vermögen—“ Der Oberſt ſchob den Stuhl, auf deſſen Lehne er ſich geſtützt mit einer heftigen Bewegung zurück. „Dein mütterliches Vermögen?“ wiederholte er ſcharf be⸗ tonend.„Ich will Dir ſagen, mein Kind, worin es beſteh —— es ſind noch bare achtzehntauſend Mark davon da, wovor alſo auf Dein Erbteil zweitauſend Taler entfallen— das übrige Vermögen, das Deine ſelige Mutter mir zugebracht hatte, iſt in den zehn Jabren unſerer Ehe aufgebraucht worden— ich ſelbſt beſaß nicht einen Pfennig, als ich heiratete. Nachdem Deine Mutter vor fünfzehn Jahren geſtorben, legte ich den Reſt ihrer Mitgift ſicher für Dich und Deine Geſchwiſter an— es iſt alles, was Euch einmal nach meinem Tode übrig bleibt!“ Hans war einen Schritt zurückgetreten und ſtarrte faſt faſſungslos in das tiefernſte Geſicht ſeines Vaters. Was er eben gehört, ſchien ihm förmlich die Sprache zu rauben vor Beſtürzung. Der Oberſt nickte mit einem bitteren Lächeln vor ſich hin. „Ja, da iſt es mal wieder, das ſogenannte glänzende Elend des Offizierſtandes!“ ſagte er nach einer kleinen Pauſe in ſchmerzlichem Tone.„Vie wenigen Notgroſchen werden auf— gebraucht, um die Kinder ſtandesgemäß erziehen zu können. und nachher iſt nichts mehr da, um ihnen die Wege zu ebnen, wenn ſie nun ins Leben hinaustreten ſollen. Nichts können die Eltern ihnen mitgeben auf dem Fluge in die Welt hinaus, wie den vornehmen Namen, der ſich dann oft wie Blei an ihre Flügel hängt, und die geſteigerten Anſprüche ans Leben, die Rang und Stellung des Vaters ihnen eingeimpft haben— vanitas vanitatum!“ (Fortſetzung rolat) — ————⅜ behördliches Eingreifen erforderlich gemacht hätten, nicht zu verzeichnen geweſen. *** Weitere Kundgebungen haben am Sonntag u. a. in Frankfurt a. M. und in Breslau ſtattgefunden. In Frankfurt fand die Ver⸗ ſammlung, an der ſich ca. 50 000 ſozialdemokratiſche und liberale Wähler beteiligten, unter' freiem Himmel, auf der ſogen. Hundswieſe, ſtatt. Hier waren acht Redner⸗ tribünen aufgeſtellt. Nach der Verſammlung begaben ſich die Teilnehmer in einem Rieſenzug nach der Stadt, doch kamen nirgends Störungen und Zuſammenſtöße mit der Polizei vor, obwohl eine mehrtauſendköpfige Gruppe vor das Polizeipräſidium gezogen iſt. Die Polizei hatte ſowohl auf der Hundswieſe wie auf allen von den Verſammlungsteilnehmern durchzogenen Straßen die Schutzmannspoſten zurückgezogen.— In Breslau nahm eine freiſinnige Volksverſammlung eine Reſolution an, worin als Mindeſtforderungen die Einführung des ge⸗ heimen und direkten Wahlrechts, Beſeitigung der Klaſſen— wahl und der Wahlkreiseinteilung aufgeſtellt und gegen die Regierungsvorlage und die Kommiſſionsbeſchlüſſe pro— teſtiert wird. Politiſche Rundſchau. :: Wir haben geſiegt! Bei der Reichstagsſtichwahl im Kreiſe Mülheim-Wipperfürth⸗Gummers⸗ bach erhielt der Oberlandesgerichtsrat Dr. Marx(Ctr.) 21496, der Schriftſteller Dr. Erdmann(Soz.) 13382 Stimmen. Das Centrum hat mithin das Mandat, das es ſeit 1874 ununterbrochen inne hat, behauptet.— Bei der Hauptwahl am 15. d. M. erhielten: das Cen⸗ trum 20376, die Sozialdemokratie 10924, die Nationalliberalen 8465, die Chriſtlich⸗So⸗ zialen 1140 Stimmen. Der überwiegende Teil der Nationalliberalen hat ſich alſo bei der Stichwahl der Stimme enthaſten. D— 0 Germanikus und ſein Werk. Auch die„Rhein.⸗ Weſtfäliſche Zeitung“ bezeichnet als Verfaſſer der von dem Abg. Dr. Bell im Abgeordnetenhauſe zur Sprache ge⸗ brachten Schrift„Fürſt Bülow und ſeine Zeit“ den Re⸗ dakteur der evangeliſch⸗bündleriſchen„Tägl. Rundſch.“. Dr. Neumann. Weiter ſagt das nationalliberale Blatt über die Schrift: Das Buch hat vorübergehend einiges Aufſehen er⸗ regt, fiel dann aber bald, wie ähnliche Tageserſcheinun⸗ gen, der Vergeſſenheit anheim, und es ſchien, als könnten ſich auch die meiſten Abgeordneten kaum unbeſtimmt des Inhalts entſinnen. Uns hat ſeinerzeit das Buch auch vorgelegen; wir konnten es aber nicht über uns ge⸗ winnen, ihm auch nur den Raum von einigen Zeilen zu widmen. Es war ein ganz unwahres Bild des Fürſten Bülow, das ihn als einen Staatsmann erſten Ranges und nationalen Heros darſtellte. Charakte⸗ riſtiſch für den Fürſten aber war es, daß er für dieſe widerliche Lobhudelei ein gnädiges Dankſchrei⸗ ben übrig hatte, in dem er dem Verfaſſer eine Reihe Liebenswürdigkeiten ſagte. Die allſeitige Verurteilung, die das Geſchreibſel— auch beim„Vorwärts“— findet, macht es überflüſſig. noch einmal darauf zurückzukommen. Die Sache kann ruhig ad acta gelegt werden. :: Volkszählung. Laut Beſchluß des Bundesrats findet am 1. Dezember d. J. die alle fünf Jahre fällige Volkszählung ſtatt, die den Zweck verfolgt, die ortsan— weſende Bevölkerung, das iſt die Geſamtzahl der inner- halb der Grenzen der einzelnen Staaten in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember ſtändig oder vorüber- gehend anweſenden Perſonen feſtzuſtellen. 1! Zur amerikaniſchen Ausſtellung in Berlin. Die Aeußerungen, die Staatsſekretär Delbrück in der Reichs⸗ tagsſitzung vom vorigen Mittwoch über die Veranſtal⸗ tung einer amerikaniſchen Ausſtellung in Berlin machte, wobei er betonte, daß das Unternehmen von Seiten un⸗ ſerer Regierung eine Förderung nicht erfahren werde, haben in Amerika ein lebhaftes Echo wachgerufen. Man erwägt dort ernſtlich den Gedanken, die Ausſtellung nicht zu veranſtalten,„da das Ausſtellungskomitee nicht wünſche, Amerika einem Affront auszuſetzen“. (—) Der fränkiſche Bauernbund hat den Anſchluß an den deutſchen Bauernbund beſchloſſen. Das iſt für die liberale Idee aber durchaus kein Erfolg, denn der frän⸗ kiſche Bauernbund iſt von jeher ſehr„liberal“ geweſen. Worin ſich dieſer„Liberalismus“ zeigt, geht aus der Begründung des Anſchluſſes an den deutſchen Bauernbund hervor, in der u. a. geſagt wird, die Reichsſteuerpolitik, welche der Bund der Landwirte im Verein mit dem Cen- trum eingeſchlagen hat, habe geradezu erbittert. Ebenſo eine andere„Centrumsbeſcherung“: das neue Branntwein⸗ ſteuergeſetz mit ſeiner den Großbrennern den Hauptnutzen zuweiſenden Einſchränkung der Kontingente, ſowie die in Bayern erhöhte Bierbeſteuerung, welche die bayeriſchen Bierbrauer durch die Steuererhöhung empfindlich ſchädige. käme hinzu.— Man hätte eigentlich nicht erwarten ſollen, daß die Herren mit dieſen alten Ladenhütern, die nirgends mehr ziehen wollen, auftreten würden. )! Die blutbefleckte Unterhoſe. Ein Verfahren wegen Aufreizung iſt gegen den verantwortlichen Redakteur der ſozialdemokratiſchen„Frankf. Volksſtimme“ eingeleitet worden, nach dem„Vorwärts“, weil in einem Schau⸗ fenſter dieſes Blattes die blutbefleckte Unterhoſe eines bei den Straßendemonſtrationen am 13. d. M. ſchwer verwundteen Sozialdemokraten Köhler„ausgeſtellt“ war! Koloniales. 5 — Steuerzahlen iſt eine unangenehme Sache. Das ſehen auch die Bewohner unſerer Kolonie Samoa ein. Es iſt eine Beſchwerde an zahlreiche Blätter verſandt wor⸗ den, in der gegen die neue, am Schluß des letzten Jahres in Kraft getretene Steuergeſetzgebung Proteſt erhoben wird. Der Steuertarif ſieht u. a. eine Handelsſteuer mit dem Mindeſtſatz von 300 Mark vor, einem Be⸗ trage, der für ſamoaniſche Verhältniſſe keineswegs als „ruinös“ bezeichnet werden kann. Die gleichzeitig einge- führte Kopfſteuer für Weiße(25 Mark pro Jahr) kann überhaupt nicht als nennenswert bezeichnet werden, zumal die Weißen ſich hauptſächlich aus Inhabern und gut be⸗ ſoldeten Angeſtellten großer Handelsfirmen zuſammen⸗ ſetzen. hat ſich ein neuer Intereſſent gefunden. Die angeſehene Hamburger Firma Karl Bödiker& Co., Kommandit⸗ geſellſchaft auf Aktien, die eine Reihe von Niederlaſſungen in Südweſtafrika, u. a. auch in Lüderitzbucht, beſitzt, hat dem Reichskolonialamt das gleiche Anerbieten wie verſchiedene Lüderitzbuchter Bergwerksbeſitzer gemacht, wo⸗ nach dem Fiskus 80 Proz.— höchſtens 100 Millionen Mark— der Förderung aus dem Sperrgebiete zufließen ſollen. Die Firma will ihre Offerte mit derjenigen der Lüderitzbuchter vereinigen und außerdem die Garantie einer Großbank für ordentliche und gewiſſenhafte Er- füllung der übernommenen Verpflichtungen beibringen.— Wenn das ſo weitergeht, dann kann die„Regierung ruhig Offerten einziehen und dann die Sache dem„Meiſt⸗ bietenden“ übertragen.— Uebrigens iſt der Verwaltung der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft ſoeben ein neuer Ver- tragsentwurf ſeitens des Reichskolonialamts zugegangen. Ueber den Inhalt des neuen Entwurfes iſt noch nichts bekannt. Europäiſches Ausland. Frankreich. * * Die Meldung, daß der Brief des Sultans von Marokko an ſeinen Spezialgeſandten in Paris, El Mokri, in dem er ſeine Einwilligung zu den Anleihe⸗ bedingungen gab, eine Fälſchung ſei, wird von der fran⸗ zöſiſchen Regierung entſchieden beſtritten. In einer Note der„Agence Havas“ wird ſolgendes feſtgeſtellt: Als der franzöſiſche Konſul in Fez Mulay Hafid die Aufforderung Frankreichs überbrachte, erklärte der Sultan, er habe die Abkommen bereits ratifiziert, die Aufforderung hierzu ſei infolgedeſſen gegenſtandslos. Aber da das Ultimatum den Zweck hatte, gleichzeitig die Ratifikation der Ab⸗ kommen, die Unterzeichnung der Anleihe und die Regelung der auf die franzöſiſche Militärmiſſion ſich beziehenden Fragen zu ſichern, bemerkte der Konſul, er müſſe aus⸗ drücklich eine befriedigende Löſung aller dieſer Fragen verlangen. Der Sultan und der Großweſier erklärten hierauf, allen Forderungen würde entſprochen werden. Die franzöſiſche Regierung wird dieſe Antwort erſt nach ſckriftlicher Beſtätigung des Konſuls als erhalten anſehen. England. * Am Montag hält Miniſterpräſident Asquith ſeine Programmrede, und man erwartet, daß bei dieſer Ge⸗ legenheit die Kriſis zur Entſcheidung kommen wird. Uebrigens macht es beinahe den Eindruck, als ob das Miniſterium ſich dem Willen der liberalen Wähler⸗ ſchaft gefügig zeigen will. Sowohl liberale, wie kon⸗ ſervative Morgenblätter meldeten am Samstag, daß die Regierung den Forderungen ihrer Parteigänger plötz⸗ lich nachgegeben, ihren bisherigen Standpunkt, wonach ſie es für verfrüht hielt, ſchon jetzt einen Plan über die Reform des Oberhauſes zu entwerfen, aufgegeben und ſich ſtatt deſſen entſchloſſen habe, die Vetobill in den Mittelpunkt ihrer Aktion zu rücken.—„Daily News“ deutet an, daß im Zuſammenhange mit Asgquiths Frontwechſel Aenderungen im Kabinett bevorſtehen. Radi⸗ kale Blätter fordern, es ſolle ein Volksreferendum über die Vetobill herbeigeführt werden.„Morning Leader“ be⸗ hauptet, daß die Regierung dieſen Schritt ernſtlich in Er⸗ wägung zieht. Griechenland. * Der Entwurf der Verfaſſungsreviſion iſt von der Regierung fertiggeſtellt und enthält folgende Vorſchläge: Fremde Untertanen können in Griechenland mit dem⸗ ſelben Rechte wie Einheimiſche Dienſte nehmen. Das Budget muß im Laufe der ordentlichen Seſſion von der Kammer angenommen werden. Eine Vertagung der Ar⸗ beiten der Kammer mittels Dekret iſt nur einmal in jeder Seſſion geſtattet. Zwei Leſungen an Stelle dreier genügen für die Annahme jedes Geſetzentwurfs. Die Ab— ſtimmung bei Wahlen ſoll durch Stimmzettel erfolgen. Die erforderliche Mindeſtzahl der Deputierten kann auch weniger als 150 betragen. In Kriegszeiten können einige der konſtitutionellen Immunitäten aufgehoben werden. Das Mindeſtalter der Deputierten wird von 30 auf min⸗ deſtens 25 Jahren herabgeſetzt. Die Stellung eines De⸗ putierten wird für unvereinbar erklärt mit der eines Offiziers. Der Kaſſationshof wird mit der Prüfung der Kammerwahlen betraut. Die Stellung der Beamten, ihre Ernennung und Abberufung ſind in der Verfaſſung nieder⸗ gelegt. Dieſer Reviſionsentwurf wird den Parteiführern übermittelt und im Laufe der nächſten Woche in der kammer eingebracht werden. Bulgarien. „ Die türkiſch⸗bulgariſchen Grenzzwiſchenfälle ſcheinen ſich infolge der Bemühungen beider Regierungen doch nicht zu einem Caſus belli auszuwachſen. Mitteilungen aus den beiden Hauptſtädten, Konſtantinopel und Sofia, ſtim⸗ men in der Erwartung überein, daß eine eben eingeſetzte gemiſchte Militärkommiſſion ihre Arbeiten raſch durch⸗ führen und die Wiederkehr blutiger Grenzzwiſchenfälle verhindern werde. Die türkiſche wie die bulgariſche Di⸗ plomatie lege, wie weiter berichtet wird, den größten Wert darauf, alle Unſtimmigkeiten ohne fremde In⸗ tervention zu beſeitigen. Die Anrufung eines Schieds⸗ gerichts wird im Augenblick wenigſtens von keinem der ſtreitenden Teile in Erwägung gezogen. Serbien. * Eudlich ſteht König Peter vor der Erfüllung eines lang gehegten Wunſches. Die Verhandlungen zwiſchen der ruſſiſchen und der ſerbiſchen Regierung über einen Em- bfang des Königs am kaiſerlichen Hofe in Petersburg haben zu einem befriedigenden Abſchluß geführt. Der Empfang wird Ende März ſtattfinden. Der genaue Termin und die Formen, unter denen der Be— ſuch erfolgen wird, werden in den nächſten Tagen feſt⸗ geſetzt werden. ö Aſien. China. „ In der Dalai Lama⸗Angelegenheit werden jetzt offenbar Vertuſchungsverſuche gemacht. Das geht aus folgender Meldung des„Reuterſchen Bureaus“ vom 26. d. M. hervor. Es heißt da: Es ſtellt ſich jetzt heraus, daß der Dalai Lama ſich nicht an die indiſche Regierung wenden will, ſondern ſich auf dem Wege nach Peking befindet, um ſeine Beſchwerden der dotrigen Regierung vorzutragen. Er habe den Weg über Indien gewählt, um das Reiſeziel ſchneller zu erreichen.— Einſtweilen alaubt das natürlich kein Menſch. Deutſcher deichstag. des Innern fort. Abg. Beyrens(wirtſ. Vgg ve⸗ tonte die Notwendigkeit einer brauchbaren Kartellgeſetz⸗ gebung, ſprach ſich gegen die Schmutzliteratur aus und verlangte deren Ausſchluß vom Bahnhofshandel. Staats⸗ ſekretär Dr. Delbrück ſicherte eine organiſierte Ueber⸗ wachung der Literatur auf internationaler Grundlage zu. Abg. v. Liebert(Rp.) wandte ſich gegen den ſozial⸗ demokratiſchen Antrag auf Einführung der achtſtündigen Arbeitszeit in der Glasinduſtrie. Abg. Roeren(Etr.) brachte nochmals ſchwerwiegende Gründe für eine plan⸗ mäßige Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild vor und kritiſierte die vielfach grell in die Erſcheinung getretene Auffaſſung der Gerichtsſachverſtändigen über das, was in der Kunſt moraliſch erlaubt und nicht er⸗ laubt iſt. Abg. Wachhorſt de Wente(nutl.) polemi⸗ ſierte gegen den Bund der Landwirte, in dem er den Bauernbund als das Erwachen des bäuerlichen Selbſt⸗ bewußtſeins hinſtellte. Abg. Dr. Hahn(konſ.) wandte ſich gegen den Bauernbund mit ſeiner liberalen Politik, dabei vielfach die perſönlichen Verhältniſſe der Ab⸗ geordneten Wachhorſt de Wente und Dr. Böhme ſtreifend. Abg. Gothein(erſ. Bag.) beſprach die Auswüchſe im Syndikatsweſen und forderte eine beſſere Ausbildung der Handwerker. Abg. Dr. David 1 verſuchte, den Kampf des Centrums und der meiſten Parteien des Hauſes gegen die Schmutzliteratur lächerlich zu machen. Hierauf vertagt ſich das Haus nach ein merkungen auf Dienstag: Präſidentenwahl, ratung des Etats des Reichsamts des Innern. Die Jöſung der Miniflerkriſis in Heſſen. — Darmſtadt, 28. Febr. Das Rücktrittsgeſuch des Finanzminiſters Dr. Gnauth wurde genehmigt; Miniſter Dr. Braun übernimmt das Finanzminiſterium und Provinzial⸗ direktor Frhr. v. Hombergk wurde zum Präſidenten des Miniſteriums des Innern ernannt. — Darmſtadt, 28. Febr. Der Großherzog hat das Ruͤcktrittsgeſuch des Finanzminiſters Dr. Gnauth genehmigt und der bisherige Miniſter des Innern Dr. Braun iſt zu ſeinem Nachfolger ernannt. Angeſichts der ſchwierigen Finanz⸗ lage in Heſſen ſoll ſich Dr. Braun erſt nach langen Ver⸗ handlungen entſchloſſen haben, das gerade jetzt doppelt ſchwie · rige Amt zu übernehmen, wenn man ihn auch unter den mehrfach genannten Kandidaten für den geeignetſten und ge⸗ wandteſten Mann hält, der vermöge ſeiner Erfahrungen wohl am eheſten in der Lage ſein wird, die heſſiſche Finanzmiſere zu löſen. Aus Stadt und Land. * Ein deutſcher Viermaſter geſtrandet. Der Hambur⸗ ger Viermaſter„Hans“ der Reederei Stemer iſt bei ſchwerem Südweſtſturm auf der Ausreiſe nach England an der holländiſchen Küſte geſtrandet. Der Schlepp⸗ dampfer, der das Schiff nach England bringen ſollte. bleibt in der Nähe. Man hofft, das Schiff wieder ab⸗ zubringen. Die Beſatzung beſteht aus 34 Mann. *** Im Säuferwahnſinn verſuchte in Offenbach der Gaſtwirt Fleiſchle ſeiner Frau den Hals zu durch⸗ ſchneiden und verwundete ſie ſchwer. Dann verſuchte er, Selbſtmord durch Oeffnen der Pulsadern zu verüben. * Durch ſeine Geiſtesgegenwart iſt der Betriebsleiter am Johannes-Schacht in Karwin(Oeſterreich-Schleſ.), Oberingenieur Hollein, einem ihm zugedachten Bom⸗ benattentat entgangen. Morgens ſchleuderte man die Bombe in ſein Schlafzimmer. Hollein warf die Bombe durch das Fenſter in den Garten, wo ſie mit einem großen Knall explodierte, ohne Schaden anzurichten. ** Myſteriöſer Leichenfund. In der Nähe von Ath in der Gemeinde Ladeuze in Belgien waren ſeit dem 15. Januar ein 15 jähriges Mädchen ſowie deſſen Oheim ſpurlos verſchwunden. Nunmehr ſind beide als Leichen im Kanal aufgefiſcht worden. Es konnte noch nicht feſtgeſtellt 4 ob ein Verbrechen oder Doppelſelbſtmord vor- iegt. ** Die Gefahren der Kloaken haben ſich in Livorno wieder einmal gezeigt. Bei dem Reinigen der Abzugs⸗ kanäle erſtickte dort der Arbeiter Polo. Als dieſem der Arbeiter Miaglia helfen wollte, brach auch er zuſammen. Nun ſtieg als Dritter der Vorarbeiter Tomaſini in den Schacht, um das Los der anderen zu teilen. Eine große Menſchenmenge umſtand den Schacht, ohne Hilfe bringen zu können. Ein antikatholiſches Vermächtnis im Betrage von zehn Millionen Mark hat eine engliſche„Menſchen— freundin“ ausgeſetzt. Nach dem ſoeben bekanntgegebenen Teſtament der im Dezember verſtorbenen Mrs. Morriſon hinterließ ſie 470 408 Pfund Sterling. Da ſie kinderlos war und die Verwandten ihres Mannes ſchwerreich ſind, verfügte ſie über dies Vermögen in einer Anzahl von Ver⸗ mächtniſſen. Der Geſellſchaft zum Schutz der Kinder hinterließ ſie 500 000 M., an zwei Antiviviſektions-Ge⸗ ſellſchaften je 100 000 M., an vier Kirchen und Sekten ebenfalls je 100 000 M. Eine weitere halbe Million ſetzte ſie zur Zahlung von Lebensrenten an die Diener⸗ ſchaft aus, der Reſt iſt in Vermächtniſſen von 600 000 bis 20 000 M. an Verwandte verteilt. Das Teſtament enthält die Beſtimmung, daß Vermächtnisnehmer, die zur katho⸗ liſchen Kirche übertreten oder einen Katholiken heiraten oder Kinder katholiſch aufzuziehen geloben, ihr Vermächtnis einbüßen ſollen.(1) Dies iſt das dritte ganz kürzlich in Kraft getretene Teſtament in der Familie Morriſon. Die drei zuletzt verſtorbenen Mitglieder der Familie hinter⸗ ließen zuſammen über 200 Millionen M. Ein geheimnisvoller Mord iſt im Weſten der Stadt Newyork verübt worden. Fünf Männer mieteten eine Autodroſchke im Broadway und ſagten dem Kutſcher, er ſolle ſie nach einem gewiſſen Reſtaurant fahren. Dort riefen ſie einen Mann heraus, deſſen Anweſenheit ihnen augenſcheinlich bekannt war, und ſowie dieſer an der Tür erſchien, erhielt er von einem der Männer einen ſchweren Meſſerſtich. Der entſetzte Kutſcher wurde dann mit vorgehaltenem Revolver gezwungen, in raſender Eile Weiterbe⸗ davonzufahren. Der Verwundete ſtarb bald darauf, ohne Auskunft geben zu können. Der Polizei fehlt jede Spur der Mörder. 5 e Die Lynchattentate in den Vereinigten Staaten nahmen nach einer ſoeben veröffentlichten Statiſtik im letzten Jahre zu. Im Ganzen ſind in den Vereinigten Staaten im Jahre 1909 78 Perſonen gelyncht worden, — Die Konkurrenz blüht. Für die Ausbeutung der Diamantfelder in Deutſch⸗Südweſtafrika Berlin, 25. Februar. Der Reichstag ſetzte heute die ſozialpolitiſche Aus⸗ ſprache bei der Beratung üher den Etat des Reichsamts in 1908 belief ſich deren Zahl auf 63 und im Jahre 1907 auf 62. Die Zahl der Lynchungen hat ſich alſo bedenklich erhöht. a einigen perſönlichen Be⸗ S 7 Der 0 wut it voll ling wur —————————————— 2 2 2 8 — . 1 intilu und h entw leicht 0 mung In der 0 ſtreiſend lch ſe 0 fung der fie, den Hauſes b.dierauf gau, Be⸗ Weiterhe⸗ — 1 beud des Iſter Or. robinzial⸗ ten hes bat genehmigt u ſſt zu Fanz en Ber. lt ſchwir⸗ ter gen Und e⸗ gen wobl aunmiſere ener riſon erlos ſind, Ror⸗ * 6 lt ho⸗ J aten tnis h in Die Vie iter⸗ tadt eine r, et Dort ihnen det inen dann Eile ohne put aten im igten del, 190 1 laufen neuerdings beunruhigende Nachricht mehr das ſechſte Mal im Laufe dieſes W dieſe Flüſſe aus ihren Ufern treten. Die geſchädigt wird. ** Im Zweikampfe gefallen. Am Samstag fand au den Wiener Militärſchießſtänden ein Piſtolenduel ſtatt, wobei der Statthaltereibeamte Freiherr von Wieder⸗ hofen einen Schuß in die Schläfe erhielt; er ſtarb nach wenigen Minuten. Man weiß nur, daß ſein Gegner ein Offizier war; auch die Urſache des Zweikampfes iſt nicht Wie ſich nachträglich herausſtellt, iſt der bekannt. f 1 Gegner des Erſchoſſenen der Statthaltereikonzipiſt Dr Oskar Meyer; er iſt in die Schweiz geflohen. Die Urſache des Zweikampfes ſoll auf Tätlichkeiten zurückzu⸗ führen ſein, die im Verlaufe einer Auseinanderſetzung über eine Dame zwiſchen Dr. Meyer und Baron Wieder⸗ hofer ſtattfanden. Sechsfacher Mord in Finnland. In Björkö hat ein Bauernknecht eine Familie, beſtehend aus ſechs Per⸗ ſonen, ermordet und iſt dann geflüchtet. 5 ' Dampferzuſammenſtoß im Hafen von Neapel. Wie aus Neapel telegraphiert wird, hatte am Sonntag vor⸗ mittag der Dampfer„Hamburg“ mit Frau und Fräulein Rooſevelt an Bord beim Einlaufen in den Neapeler Hafen einen Zuſammenſtoß mit dem Schlepper„Colo“, der in einer Minute ſank. Der Kapitän und die ſechs Mann ſtarke Beſatzung konnten ſich alücklicherweiſe retten. * Brand eines ſchwediſchen Rathauſes. Am Sonn⸗ tag früh brach im Rathauſe zu Vernersborg Feuer aus, das erſt gegen Mittag gelöſcht werden konnte. Mit Aus- nahme des Erdgeſchoſſes iſt das ganze Gebäude völ⸗ lig ausgebrannt. Das Feuer entſtand auf der Bühne des im zweiten Stockwerk belegenen Stadttheaters. Der Schaden iſt ſehr beträchtlich. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Bei einer Exploſion eines Gasrohres in einer Koksanſtalt in Zabrze wurde der Arbeiter Gawende durch Eiſenſplitter ſofort getötet, mehrere andere wurden ſchwer verletzt. Der Dienſtknecht Kruſe, der in Neumünſter verhaftet wurde, weil er auf ein Dienſtmädchen geſchoſſen hatte, iſt auf dem Transport nach dem Gefängnis aus dem in voller Fahrt befindlichen Zuge entſprungen. Der Flücht⸗ Bur entkam, obgleich die Verfolgung ſofort aufgenommen wurde. Hochwaſſerſchäden. () Wie in Frankreich, beſteht auch in Weſtdeutſchland neue Hochwaſſergefahr. Beſonders Rhein und Moſel ſind aus ihren Ufern getreten. Es liegen darüber folgende Meldungen vor: — Trier, 27. Februar. Infolge der heftigen an⸗ haltenden Regengüſſe erfolgten auf der Eifelbahn zwiſchen den Stationen Speicher-Auw und Cordel-⸗Dauſenbach zwei bedeutende Dammrutſche, wodurch der Verkehr wollſtändig geſperrt wurde. Seit heute früh wird der Betrieb eingleiſig mit bedeutender Verſpätung aufrecht erhalten. Auch auf der Strecke Dillingen⸗-Saar⸗-Nalbach erfolgte ein Dammrutſch; der Verkehr kann dort nur durch Umſteigen aufrecht erhalten werden. Das Moſelhochwaſſer iſt ſeit geſtern rapid geſtiegen. Der Pegelſtand beträgt 540 Zentimeter, was nahezu den höchſten Stand ſeit 18 Jahren bedeutet. Im Stadtteil Sankt Barbara ſind 30 Häuſer überflutet; in den Straßen vermitteln Nachen den Verkehr. — Köln, 27. Februar. Das Rheingebiet wird zum dritten Male in dieſem Winter von Hochwaſſer heimge— ſucht. Die unteren Stadtteile Kölns und meßrere öber— rheiniſche tiefer gelegenen Dörfer ſind erneut überflutet. An der Kölner Schiffsbrücke liegt ein fiskaliſcher Dampfer zur erſten Hilfeleiſtung bereit. In niederrheiniſchen Häfen wurden an den Magazinplätzen die Arbeiten eingeſtellt. Der Kohlenverſand und der oberrheiniſche Schlepperver— kehr ſtocken. Bei Oberwinter wurde das dreijährige Söhn⸗ chen eines Schiffers von den Fluten fortgeriſſen. * ** Sturm in Frankreich. Ein heftiger Sturm, begleitet von Donnerſchlägen und ſintflutartigem Regen, wütet in der Umgebung von Lyon und hat großen Schaden angerichtet. Bäume wurden entwurzelt und Dächer abgedeckt. In Recy ſind mehrere leicht gebaute Häuſer, die bereits durch die Ueberſchwem⸗ mung gelitten hatten, vom Sturm umgeriſſen worden. In der Umgebung von St. Menehoulde und bei Vou— niers ſteigt die Aisne ſchnell. Auch in der Umgebung von Remirremont hat der Orkan großen Schaden an— gerichtet. Die telephoniſchen Verbindungen ſind geſtört. Es regnet in Strömen, die Moſel ſteigt rapid. Die Waſſerbehörden teilen mit, daß die Maas bei Charles⸗ ville ſtark ſteigen wird. Aus Toulon wird ebenfalls über furchtbaren Sturm berichtet. Mehrere Schiffe ſind von der Signalſtation als in kritiſcher Lage ſich be⸗ findend gemeldet worden. Holland in Waſſersnot. (Die andauernden Regengüſſe dieſes Winters haben 3 in den Niederlanden zu Hochwaſſer und ausgedehnten leberſchwemmungen geführt. Die Lage in den von der Ueberſchwemmung betroffenen Gebieten ſchildert nach⸗ ſtehendes Telegramm: — Rotterdam, 26. Februar. not nach Friesland entſandte Be wen Rotterdamſchen Courant“ meldet ſeinem Blatte, daß mehr als ein Fünftel der Provinz unter Waſſer ſteht. An vielen Orten können die Deiche dem Waſſerdruck faſt nicht mehr Widerſtand leiſten. Falls der Regen anhält, befürchtet man eine Kataſtrophe. Der „Waterſtaats“⸗Miniſter Regout will das Ueberſchwem⸗ mungsgebiet nächſte Woche beſuchen. Der wegen der Waſſers⸗ richterſtatter der„Nieu⸗ wurden, auseinanderzunehmen, brach man Löcher in die 5*. Mauer, da dies Verfahren langweiliger und koſtſpieliger Neues Hochwaſſer in Belgien. Nur, — Brüſſel, 26. Februar. Aus Lüttich und Namur ö en über rapides teigen der Maas und ihrer Nebenflüſſe ein. Es iſt nun⸗ inters, daß Sambre über⸗ lutet bereits ihre Ufer und ein Stadtteil in Namur ſteht vollſtändig unter Waſſer. Infolge des neuen eftigen Regens befürchtet man ernſten Schaden. Die chiffahrt auf der Maas mußte eingeſtellt werden, wo⸗ urch beſonders die Kohlenausfuhr nach Frankreich ſchwer 1 in den die Schalter gehörten, ebenfalls zu klein war, brach man auch hier ein Stück Mauer heraus. Statt die Schalter, welche nur durch Zapfen chen zwiſchen Hof Iben und Tiefental. der Straße arbeiteten einige Leute in einem Weinberg, als ſie plötzlich von einem Handwerksburſchen angeredet wurden. Nach einigen Fragen erkundigte er ſich auch ſo nebenbei ſehr vorſichtig nach Gendarmen und Wachtmeiſter. Durch dieſe Fragen war einer der Leute auf die Idee gekommen, dem Bettler 1 Anſchuldig hingerichtet? Frauen und Mädchen verübt. Mitteilung lautet: — Eſſen, 26. Februar. Nach einer hieſigen Zeitung will man hier einen Juſtizmord feſtgeſtellt haben und zwar ſoll der Beſenbinder Schiff wegen mehrerer Luſt⸗ morde unſchuldig zum Tode verurteilt und hingerichte worden ſein. Der damalige Staatsan⸗ walt, der nicht an die Schuld des Schiff glaubte, hatte ſeinen Poſten niedergelegt. Jetzt ſollen Tatſachen beige⸗ bracht worden ſein, die mit Beſtimmtheit darauf ſchließen laſſen, daß die Luſtmorde nicht von Schiff, ſondern von einem anderen begangen worden ſeien. Die Perſönlichkeit dieſes anderen ſoll bereits feſtgeſtellt ſein.— Ehe nicht be⸗ ſtimmte Tatſachen vorliegen, iſt die Nachricht mit Vorſicht aufzunehmen. g s a ö 5 Der erſte Mord im Bochumer Bezirk war am 30. De⸗ zember 1878 verübt worden. mehrmonatigen Zwiſchenräumen noch annähernd 10 Luſt⸗ morde, von denen drei auf das Konto des Beſenbinders Withelm Schiff auf Weitmar geſchrieben worden ſind. Es handelte ſich dabei um die Ermordung der Dienſtmädchen Eliſe Riemenſchneider, Minna Pott und Liſette Schülken im Juli und Auguſt 1879. In der Verhandlung vor dem Schwurgericht hatte Schiff die Täterſchaft entſchieden beſtritten, doch ſprach ein ſchwerwiegendes Belaſtungs⸗ material gegen ihn. Der öffentliche Ankläger, Dr. Schwering aus Bochum, der ſpäter zur Rechtsanwaltſchaft überging und heute als Juſtizrat in Berlin lebt, bean⸗ tragte unter Hinweis auf das erdrückende Belaſtungs⸗ material den Schuldigſpruch wegen Mordes. Schiff ging gefaßt in den Tod, nachdem er vorher gebeichtet und die ihm zur Laſt gelegten drei Morde eingeſtanden hatte. Er reichte dem Staatsanwalt und den übrigen richter⸗ lichen Beamten, die der Urteilsvollſtreckung beiwohnten. zum Abſchied die Hand und ließ ſich dann ruhig auf den Block ſchnallen. In der Bevölkerung wurden ſchon damals vielfach Stimmen laut, die an der wirklichen Schuld des Schiff zweifelten. Man hielt Schiff für einen geiſtig defekten Menſchen, der das Geſtändnis abgelegt habe, ohne ſich über die Tragweite klar zu ſein. Die Hinrichtung Schiffs machte den Frauenmorden keineswegs ein Ende, denn im Mai 1882 wurde bei Altenbochum, ganz nahe an der Stelle, an der am 1. November 1880 die Hebamme Becker ermordet worden war, das aus Dahlhauſen gebürtige Dienſtmädchen Maria Gantenberg blutüberſtrömt als Leiche gefunden. Wer ihr Mörder geweſen iſt und wer die weiter zurückliegen⸗ den Mordtaten verübt hat, iſt niemals aufgeklärt worden. Aus Südweſtdeutſchland. — Mannheim, 28. Februar. Ein Schwindlerpaar übt gegenwärtig in Mannheim erfolgreich Jagd aus auf die⸗ jenigen, die nicht alle werden. Der Köder iſt ein alter Trick. Da iſt ein elegant gekleidetes Fräulein mit einer Muſterkollektion von Handtüchern, Schürzen, Tiſchdecken uſw., die zu fabelhaft billigen Preiſen losgeſchlagen werden müſſen. Iſt doch der Chef in denkbar größter Verlegen⸗ heit: ein Wechſel iſt fällig, der noch am gleichen Tage zu zahlen iſt. Was nützt ihm die Ware, er braucht Geld. Die Frauen prufen, der Stor iir vorzuglich, rñraßelhaft billig und Beſtellun gen werden gleich für den Be⸗ darf eines Jahrzehnts gemacht.— Das iſt gewiſſermaßen die Ouvertüre. Das Fräulein verſchwindet, um gleich darauf mit ihrem„Chef“ den eigentlichen Schwindel ins Werk zu ſetzen. Sie erſcheint mit dieſem nach wenigen Augenblicken bei den auf dieſe Weiſe auf ihre„Harm⸗ loſigkeit“ geprüften Frauen. Jetzt ſind es Herren- und Damenſtoffe, die aus dem obengenannten Grunde verkauft werden müſſen. Die Frauen, noch ganz im Glück über ihre ſo außerordentlich billigen„Einkäufe“, machen nun gegen Barzahlung wirkliche Einkäufe ohne genaue Prü⸗ (0 Anfangs der achtziger Jahre wurden in der un⸗ mittelbaren Nachbarſchaft Bochums mehrere Luſtmorde an Als der Tat dringend verdächtig verhaftete man damals den landſtreichenden Beſenbinder Schiff, einen etwas verblödeten Menſchen. der ſich wiederholt ſelbſt bezichtigte, dann aber ſeine Geſtändniſſe widerrief. Er wurde auf Grund eines vom Schwurgericht in Eſſen gefällten Urteils enthauptet. Wie jetzt aus Eſſen gemeldet wird, ſoll Schiff unſchuldig den Tod von Henkershand erlitten haben. Die betreffende Es folgten ihm dann in Der Fechtbruder ſtand da, wie aus den Wolken gefallen. Gleich fragte er nach anderen Wegen, um an dem Ge⸗ fürchteten ungeſehen vorbeizukommen, doch belehrten ihn die Leute, daß das nicht möglich ſei. Immer nach der Richtung hinſehend, aus der der Wachtmeiſter kommen ſollte, platzte er ſchließlich in ſeiner vertraulichen Bettler⸗ manier heraus:„Do gehn ich liewer wirre ſerick, der hott mich geſchter erſcht in de Hnußbbe aehatt.“ Aus Nah und Fern. — Lampertheim, 26. Febr. Der kürzlich verhaftete Adam Seelinger, welcher unter dem Verdacht ſtand, fortgeſetzt bei Schmiedmeiſter Schönau mit raffinirter Bosheit veruͤbte Sachbeſchädigungen begangen zu haben, wurde am Montag aufs neue verhaftet. Der Lehrling des Herrn Schönau wurde am Sonntag Nacht im Bette überfallen und durch drei Meſſerſtiche verletzt, davon traf einer ins Knie und die Spitze blieb darin ſtecken. Der Lehrling will als Täter be- ſtimmt den Seelinger erkannt haben, Seelinger leugnet, der Täter zu ſein. — Weinheim, 28. Febr. Schweinemarkt Zugeführt Milchſchweine 211 Stück, verlauft 202 Stuck, das Paar zu 24—38 Mark. Läufer zugeführt 16 Stück, verkauft 14 Stück, das Paar zu 88—46 Mk Birkenau, 26. Febr. Das 3 Jahre alte Söhnchen des Fabrikarbeiters Peter Müller machte ſich am Rande der Weſchnitz zu ſchoffen und geriet an der Heylſchen Fabrik in die eben hochgehenden Fluten. Die Wellen nahmen das Kind mit fort bis an den ſogen. Schafſteg, wo es von einem Manne ans Land gebracht wurde. Die ſofort vom Ortsarzte angeſtellten Wlederbelebungsverſuche brachten das Kind wieder zum Leben zurück. r. Mörlenbach, 27. Febr. gehabten Bürgermeiſterwa hl wurde der ſeitherige Herr Bürgermeiſtrr Fr. Jäger mit 188 Stimmen wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung war eine ſehr rege, von den 248 Wahl⸗ berechtigten haben 194 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht; ein ſchöner Beweis, wie ſich Herr Bürgermeiſter Jäger die Sympathie der Bürger erworben hat. Hoffen wir auch fernerhin, doß gegenſeitiges Vertrauen den Frieden und die Einigkeit im Orte nach Kräften zu hebt und erhält. + Klein-Gerau, 286. Febr. Der mit ſeltener Schärfe und Erbitterung geführte Kampf um die Bürger- meiſter wahl in dieſer Woche hat zu ſchweren Ausſchreitungen geführt. Nach einem Freibiergelage kam es zu einem heftigen Streil, in deſſen Verlauf ein Gegner zu Boden geſchlagen und furchtbar wißhandelt wurde. Als der Angegriffene zu ſeiner Verteidigung zum Meſſer greifen wollte, ſchlug man ſo unbarmberz'g auf ihn ein, daß er mit zerſplitterten Fuß⸗ knochen liegen blieb. Die Sache iſt zur Anzeige gebracht worden.— Bei der TLürgermeiſterwahl ſtimmten von 163 Wahlberechtigten 146 ab. Auf den Beigeordneten Engel fielen 91, auf Gemeindeeinnehmer Bernhardt 55 Stimmen. E. iſt ſomit gewählt und es bat demgemäß in Bälde die Wahl eines Beigeordneten ſtattzufinden. — Darmſtadt, 28. Febr. Für den durch den Tod des Herrn v. Gran cy erledigten Poſten des Provinzialdirektors der Provinz Starkenburg wird in unterrichteten Kreiſen viel⸗ fach Großh. Miniſter ialrat Uſinger als Nachfolger genannt. Es iſt ſchon wiederholt vorgekommen, daß in die Stelle des Provinzialdirektors nicht ein Kreisrat, ſondern ein Mitglied des Miniſteriums tinrückte; es war dies ſeiner Zeit bei Herrn Miniſterialrat v. Bechtold, dem Vorgänger des jetzigen Pro⸗ vinzialdirektors der Provinz Oberheſſen, Herrn Dr. Breidert, ſowie bei letzterem ſelbſt der Foll. Vorerſt iſt bekanntlich Herr Miniſterlalrat Uſinger wegen Erkrankung beurlaubt. — Offenbach a. M., 28. Febr. In der Scheck- faͤlſchungs-Angelegenheit, der die hieſige Filiale der Darmſtädter Bank zum Opfer fiel, wurde in Frankfurt der Bruder des Chefs der Firma Moritz Kaufmann, unter dem dringenden Verdocht der Täterſchaft verhaftet und in das Unter ſuchungs⸗ gefängnis hier eingeliefert. Kaufmann, der Teilhaber eines Schürmgeſchäfts in Frankfurt iſt und in ziemlich ungünſtigen Vermögens verhältniſſen ſich bifinden ſoll, wird von dem Dienſtmann, der den Scheck zur Bank brachte und die 8500 Bei der hier geſtern ſtatt⸗ fung der Stoffe. Jetzt verſchwindet das Paar mit der Verſicherung, daß die Beſtellungen prompt erledigt würden. Da aber am Ende die beſtellten Waren nicht zu beſtimmter Zeit eintreffen, wird man mißtrauiſch, man erzählt aber immerhin dem unterdeſſen heimkehrenden Gatten den billigen Einkauf. Dieſer durchſchaut den Schwindel und der Schlußeffekt ſind etliche„Koſenamen“ aus dem befiederten Tierreich und viel, recht viel Tränen. — Worms, 28. Februar. Einem Wormſer Schreiner— meiſter war bei dem Rathauserweiterungsbau die An⸗ fertigung von Schaltern übertragen worden. Als der Meiſter dieſer Tage die Arbeit abliefern wollte, mußte er zu ſeinem Erſtaunen wahrnehmen, daß die Schalter nicht zur Tür hineinzubringen waren. Es wurde nun ein Flaſchenzug angebracht und an einem Fenſter die Schalter in die Höhe gezogen, um ſie auf dieſem Wege in das Innere zu bringen. Aber o Schreck, die Fenſter waren ebenfalls zu klein. Nun brach man ein Stück Mauer Mark in verſchloſſenem Brief ſeinem Auftraggeber übergab, beſtimmt wiedererkannt. Lokale Nachrichten. — Sport. Am vergangenen Sonntag ſpielte die 1. Mannſchaft der Sodalität gegen die 1. Mannſchaft des Jüngl. Vereins Mundenheim, die 2. Mannſchaft der Sodalltät gegen die 2. Mannſchaft des Jüͤngl.⸗Vereins Mundenheim. Die 1. Mannſchaft der Sodautät verlor in Mundenheim 1:18, die 2 Mannſchaft der letzteren in Viernheim 1: 3. Beide Nannſchaften der Mundenheimer waren ſehr überlegen. Dieſe erhielten in A., B. und C Klaſſe des Pfälzer Jünglings-Ver⸗ bandes die Meiſterſchaft und wurden noch nie beſiegt. Die 1. Mannſchaft der Sodalität ſpielte in Mundenheim 9 gegen 11 Mann. heraus und ſiehe, man konnte jetzt ungehindert mit dem Schalter in das Innere des Baues gelangen. Da man aber erſt auf dem Flur war und die Türe des Saales, zuſammengehalten — Fürfeld, 28. Februar. Ein heiteres Stück⸗ paſſierte vor einiger Zeit auf der Kreisſtraße Unmittelbar neben gewöhnlichen Redensarten und inen Schrecken einzujagen. Er ſagte deshalb, der Wacht⸗ meiſter muß jeden Augenblick die Landſtraße herkommen. Suppen fix und fertig- 3 eller io Pfg. Zugpen, Saucen, Gemüse, eischspeisen etc. enthäll 1 Gutschein. gilt als Gulschelin Auf alle * Fonder- Angebot gültig von heute bis Ostern. Uhren, Juwelen, Gold- u. Silberwaren gewähre in dieser Zeit trotz meiner billigen Preise 20 Prozent Rabatt. Niemand versàume beim Einkauf von Konfirmanden und Kommunikanten- Geschenken diese günstige Gelegenheit. Für jede Uhr mehrjährige Garantie. 0 3 Arnold, Mannnheim nur Hl, 3,—— 2 Band⸗ und Faden⸗Nudeln„2 Zimmer Wohnung Pfund 30, 32, 40, 50 und 60 Pfg. Maccaroni. Pfd. 30, 40, 50, 60 Pfg. Miſch⸗ Ob.„ Neue Pflaumen„ 30, 40, 60„ 28, 30, 40„ Birnſchnite.„ 2 Dampfäpfel..„ 40, 50„ Aptikoſen„ 80„ Stück 7 u. 77 Pfg. r Nikolaus Werle, ze Speisekartoffeln abzugeben. Hess Strass enheimer-Hof. 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