N Mön Zähne alle Aronen Preise. bir. 1 „ reme Bitesset. migen pars. Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: ernheim Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Perbreitellte und geleſenſle Zeitung am hieſgen Plate, daher beſles und 80 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn: durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. J = Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit ⸗Zelle Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die g⸗ſpaltige Zeile. Telephon⸗Nr. 20. wirfungsvollſtes Inſerlions- Organ. Gegründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle Nr. 45. Wochenrundſchau. Alle Welt blickte in der vergangenen Woche ge⸗ Wannt nach der Reichshauptſtadt, wo es am Dienstag zur wiederholten Abſtimmung über die preußiſche Wahl⸗ rechtsvorlage kommen ſollte. Die Sozialdemokraten in Berlin und im Reich ſpielten in Rieſendemonſtrationen und in Maſſenverſammlungen die Ouvertüre zu den Ver⸗ handlungen im preußiſchen Abgeordnetenhauſe, die ſich äußerſt dramatiſch geſtalteten. Daß die Vorlage, ſo wie ie neulich angenommen wurde, auch am Dienstag an das Herrenhaus weitergehen würde, war nach Lage der Dinge vorauszuſehen, und deswegen hatte man geglaubt, daß die ganze Abſtimmung kurz und ruhig verlaufen würde. Den Herren Genoſſen ſcheint aber der Aufenthalt in der friſchen Luft bei den Verſammlungen am Sonntag und der ſich daran ſchließende Dämmerſchoppen gar gewaltigen Tatendrang verſchafft zu haben, denn ſie machten einen adau, der im Verhältnis zu den Paar„Männekens“, die das Abgeordnetenhaus„zieren“, überſtark war. Aber 28 half ihnen nichts. Mit mehreren Ordnungsrufen„de⸗ koriert“ mußten ſie zufehen, wie das infolge der Mit⸗ arbeit des Centrums einigermaßen brauchbare Geſetz von der Mehrheit angenommen wurde.— Im ganzen Reich ſtehen ſchwere wirtſchaftliche Kämpfe bevor. Der Arbeit⸗ geberbund für das Baugewerbe hat der Bauarbeiterſchaft rückſichtslos den Krieg erklärt, obwohl die Arbeiter in den Einigungsverhandlungen das weiteſte Entgegenkom⸗ men zeigten. Die Herren wollen eben nicht, weil ſie von der— Induſtrie vorgeſchickt ſind. Die Großinduſtrie fürchtet, daß nach Bewilligung der Forderungen der Bau- arbeiter auch die übrige Arbeiterſchaft, namentlich die Bergarbeiter, eine Beſſerung ihrer wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe verlangen, und deshalb ſucht ſie mit allen Mit⸗ teln den Frieden im Baugewerbe zu verhindern. Sie ſtellt den Arbeitgebern im Baugewerbe reiche Mittel zur Kriegsführung zur Verfügung. Bereits hat der Zentral⸗ verband deutſcher Induſtrieller dem Arbeitgeberbund für das Baugewerbe eine erſte Unterſtützungsrate in Höhe von fünf Millionen Mark angeboten, und zwar iſt der Antrag auf Bewilligung dieſer Summen von den Kohlen⸗ magnaten des Ruhrgebietes geſtellt worden. Auch der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie hat dem Bauunternehmerverbande eine finanzielle Unter⸗ ſtützung angeboten. Der Kampf geht alſo gegen die Ar⸗ beiterorganiſationen, und Peſſimiſten behaupten, daß in⸗ folge dieſes Vorhabens die geſamte Arbeiterſchaft ſich er⸗ heben werde. Videant conſules——— 1 Auch Frankreich kämpft mit großen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten. Die Regierung ſchmeichelte ſich bereits, den Ausſtand der eingeſchriebenen Seeleute beigelegt zu haben, als er mit erneuter Heftigkeit wieder einſetzte. Die Zahl der Ausſtändigen wird auf etwa 20 000 ge⸗ ſchätzt. Zu ihnen zählen die Straßenbahner, die Dock⸗ arbeiter, die Kupfer⸗ und Eifenſchmiede. die Warenhaus⸗ — cd.—— angeſtellten und Kaufmannsgehilfen. Von den 1700 An⸗ Zeſtellten der Marſeiller Stadtbahn kehrten nur 82 zur Arbeit zurück. Marſeille, deſſen Straßen von Gendar⸗ merie und Militär durchzogen werden, gleicht einer Stadt. über die der Belagerungszuſtand verhängt iſt. Da auch eine Ausdehnung des Streiks auf die Bäcker zu befürchten iſt, ſind Militärbäcker requiriert worden. Bei dem Streik iſt es bereits zu ſchweren Straßenkämpfen gekommen, bei denen zahlreiche Perſonen verwundet worden ſind. a In England haben die Debatten über die Vetoreſolu⸗ zonen im Unterhauſe ihren Fortgang genommen. Einſt⸗ weilen triumphiert noch das liberale Kabinett, da die Arbeiter und Iren ſich auf ſeine Seite geſtellt haben. Einſtweilen! Bekanntlich enthalten die Reſolutionen noch einige Zugeſtändniſſe an das Oberhaus, die die Arbeiter und Iren niemals ſanktionieren werden und über die das Miniſterium„wenn es nicht rechtzeitig nachgibt, tot⸗ ſicher ſtolpern wird. Rußland macht ſeinem alten Rufe alle Ehre. Kor⸗ ruption an allen Ecken und Enden. Im Heer, in der Marine, in der Beamtenſchaft, überall ſtößt man auf ruſſiſche“ Zuſtände. Das Neueſte iſt eine Beſtechungs⸗ affäre, die bis in die höchſten Kreiſe hinaufgeht. Die Zeitungen melden, daß die Geſellſchaft, der der Bau des Kanals zwiſchen der Oſtſee und dem Schwarzen Meer übertragen worden iſt, beabſichtige, für 340 Millionen Rubel Aktien auszugeben. Davon iſt ein Poſten von 75 Millionen Rubeln zur Beſtechung von Abgeordneten und Beamten beſtimmt. Schon ehe die Aktien gezeichnet ſind, ſollen einige Abgeordnete a Konto⸗Zahlungen aus dem Beſtechungsfonds erhalten haben. Das iſt denn doch ſchon der Gipfel der Korruption. Man braucht ſich bei dem in Rußland herrſchenden Syſtem jedoch nicht zu wundern, wenn man demnächſt noch tollere Dinge erlebt. Die Türkei kommt aus den Schwierigkeiten, die die bunte Zuſammenſetzung der Bevölkerung verurſacht, nur ſchwer heraus. Seit einigen Wochen brodelt es wieder in dem alten Hexenkeſſel Albanien. Das Völkchen, das dort lebt, betrachtet die Herrſchaft der türkiſchen Regierung über Albanien in ſeinem Selbſtändigkeitsdrang als eine Okku⸗ pation, die es ſich nicht gefallen laſſen will. Ganze Regimenter hat die Pforte bereits in das Aufſtandsgebiet geſandt; der Erfolg iſt aber immer noch recht zweifel⸗ haft. Unterworfen ſind bisher nur die Einwohner der Stadt Priſchtina. Im Innern Albaniens aber wird mit erneutem Eifer ein hartnäckiger Widerſtand gegen die „Okkupationsgelüſte“ der Regierung fortgeſetzt. Der Rieſenkampf im Baugewerbe iſt am Freitag abend in den meiſten Gegenden Deutſch— lands eröffnet worden. Die Telegraphenbureaus ver breiten über den Umfang der Ausſperrungen außerordent lich hohe Zahlen, die den Anſchein erwecken, als ſei der Kampf auf der ganzen Linie in vollem Umfange ausge 26. Jahrga ng. brochen. In Wtrtlichteit aber ſteyt es bisyer noch nicht danach aus, als werde die Ausſperrungen auch nur 100 000 Mann umfaſſen. Die beiden größten Baube⸗ zirke Deutſchlands, Berlin und Hamburg ſperren nicht aus, weiter ſind in Königsberg 3. B. noch nicht 10 Prozent ausgeſperrt. In zahlreichen anderen Städten, beſonders in Mitteldeutſchland, ſind die Unternehmer ſich nicht einig: ſie warten anſcheinend ab, weil ſie nicht wiſſen, was ſie machen ſollen. Das iſt z. B. in Fulda der Fall. In Frankfurt hat ſogar ein Mitglied des dortigen überaus energiſchen Arbeitgeberbundes nicht ausgeſperrt; in ande⸗ ren Städten hat man die Ausſperrung um 14 Tage ver⸗ ſchoben. Um einen Maßſtab für die Beurteilung der einzelnen Zahlen zu gewinnen, iſt es gut, ſich an folgende Normal- zahlen anzulehnen. In Städten von 100 000 Einwohnern ſind bei normaler Bautätigkeit ca. 3000 Bauarbeiter, je 1200 Maurer und Hilfsarbeiter, 400-600 Zimmerer und Angehörige der Nebenberufe tätig. Danach läßt ſich ungefähr ausrechnen, wie groß die Geſamtzahl aller Bau⸗ arbeiter an einem Orte iſt. Der Arbeitgeberbund ſcheint die Schwäche ſeiner Poſi⸗ tion bereits zu fühlen. Er erläßt einen Ukas an ſeine Mitglieder, der an Terrorismus das Aeußerſte leiſtet. was überhaupt möglich iſt. Es heißt darin: Gegen Mit⸗ glieder, die ſich den Beſchlüſſen nicht fügen, werde mit illen dem Bunde zu Gebote ſtehenden Mitteln vorge⸗ gangen werden. Das drohen Leute, die ſonſt nicht laut genug über Terrorismus der Arbeiter jammern können. Man arbeitet mit der Macht des Bundes bereits ſo ener⸗ giſch, wie es nur geht. In Magdeburg haben ſich die Arbeitgeber mit den Arbeitern geeinigt, ſie ſind aber von dem Bunde gezwungen worden, die Arbeiter aus⸗ zuſperren Ein einigermaßen klares Bild über den Umfang der Ausſperrung wird man wohl erſt am Mon⸗ tag abend haben können, wenn in allen Teilen Deutſch⸗ lands bei allen Baugeſchäften feſtgeſtellt worden ſein wird, wieviel ausgeſperrt worden ſind und wieviel nicht. Alles übrige darüber iſt unzuläſſige Schätzung, unter⸗ ſtützt durch eine gewiſſenloſe Senſationspreſſe, die unter allen Umſtänden„Nachrichten“ haben will, auch wenn ſie nicht richtig ſind. Deutſcher Handelstag. In Berlin iſt ſoeben der 36. deutſche Handelstag mit einem Feſtmahl beendet worden. Zahlreiche Vertreter der oberſten Reichs⸗ und Staatsbehörden, auch der Reichs⸗ kanzler beſuchten die Feſtlichkeit, ein Beweis dafür, daß man in dieſen Kreiſen den auf dem Handelstag erſcheinen⸗ den Vertretern des Handels und der Induſtrie eine große Bedeutung beimißt. Einflußreiche Perſönlichkeiten ſind es zweifellos, die auf dem deutſchen Handelstag er⸗ ſchienen waren, die Vertreter der Großinduſtrie und des Großhandels: der gewerbliche und kaufmänniſche Mittel⸗ Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. 221(Nachdruck verboten.) Achtes Kapitel. „Leonore, ma chere enfant, was maken Sie da? Woßu ſitzen auf die Balkon bei die große chaleur— il fait beaucoup moins chaud ici 2“ „Ich warte auf den Dr. Lüders, liebe Mademoiſelle; er wollte mich zu einem kleinen Spaziergang abbolen und mir zu⸗ gleich Nachricht von ſeinem Patienten bringen.“ „Ah! Das ſein etwas anderes! Aber er gebt viel beſſer, Ibr protege; Sie brauchen ſich nicht mehr zu maken des soucis für ihn. Wenn ich denke, wieviel er hat ertragen in die erſten Tagen— c'etait affreux, pauvre homme! Und daß er Sie dankt ſein Leben ganz allein— vous avez le courage de feu votre père, mon enfant!“ Das junge Mädchen, das bisher an der niedrigen Brüſtung der Veranda gelehnt hatte und auf die Dorfſtraße hinabblickte, wandte ſich mit ungeduldigem Achſelzucken um. „Sagen Sie nur das nicht immer, Mademoiſelle!“ verſetzte ſie ein wenig verſtimmt.„Es iſt doch wahrhaftig nichts Großes daran, einem Verunglückten die erſte Hilfe zu bringen, wenn man Gelegenheit dazu hat! Das iſt etwas ſo Natürliches.— Und noch um etwas anderes muß ich Sie bitten, liebes, gutes Tantchen— denn Sie wiſſen es doch, und vergeſſen es dabei immer wieder, daß ich bier Ihre demütige Nichte bin, die Sie unter Ihre mütterliche Obhut genommen haben— wäre es nicht beſſer, Sie verſuchten mich du zu nennen, wenn Sie mich vor Fremden anreden? Man nennt ſich doch nun einmal in Deutſch⸗ land unter Verwandten nicht Sie— das muß ſonſt auffallen!“ Die alte Franzöſin, die filetſtrickend am Fenſter des kleinen Wohnzimmers ſaß, blickte mit einem bilfloſen Lächeln auf. „O, dies du!“ ſeufzte ſie;„ich kann nicht werden fertig mit es; aber ich werde Sie— dir— nennen ma niece ſerr oft: peut- etre en suffira— du reste je ne comprends pas en effet—“ „Ei, deutſch ſprechen, Tantchen! Heute haben wir den deutſchen Tag— morgen ſpreche ich wieder ganz artig franzöſiſch mit Dir!“ „Méchante!“ Das Garnknäuel flog durch die ganze Länge der Veranda, faſt bis an das blonde Köpfchen der jungen Dame. Dann ſeufzte die lebhafte, kleine Franzöſin wieder tief auf. „Nun alſo— ich begreifen nicht, warum Du nicht nehmen den richtigen Namen von Dir; ein komiſches Ding, das Stift—“ ſie ſprach das Wort mit großer Schwierigkeit aus—„wo Du jetzt ſein! Ich'abe nie gebört bevor—— Sie konnte nicht vollenden. Das junge Mädchen war dunkel errötet, und eine peinvolle Verlegenheit malte ſich in ihren feinen Zügen. Sie trat durch die offene Balkontür ins Zimmer hinein und kniete vor der alten Dame nieder. „Liebe, gute Mademoiſelle! Bitte, bitte, fragen Sie mich nie wieder darnach!“ flehte ſie innig mit niedergeſchlagenen Augen. „Ich bin ſo froh, ſo herzlich froh und dankbar, daß ich meine kurze Urlaubszeit hier mit Ihnen gemeinſam verleben darf— daß ich eine kurze Spanne Zeit hindurch vergeſſen kann, was hinter mir und was vor mir liegt! Quälen Sie mich nicht mit Fragen, nein?! Es war ſolch köſtlicher Glückszufall, daß Sie gerade vor vierzehn Tagen auf der Rückreiſe von England Ham⸗ burg paſſierten und wir uns dort auf dem Bahnhof trafen. Ich hatte jahrelang nichts von Ihnen gehört—“ „A qui la faute?“ fragte die alte Franzöſin vorwurfsvoll. „Mon éleve favorite, ma petite Leonore,'at mich behandelt err flecht in die letzte Zeit. Wenn nicht Fanny geſchrieben ätte einmal nach dem Tode von monsieur le baron— ich nicht wüßte garnichts von Sie alle drei!“ g ö „Und Fannv hat Ihnen geſchrieben, daß ich im Stift bei meiner Tante Breitenbach wäre?“ 5 „Mais oui— woher ſollte ich es wiſſen ſonſt?“ fragte die alte Dame erſtaunt.. 1 Fannys Schweſter ſenkte ſchweigend das Haupt. Ein tiefer Seufzer hob ihre Bruſt, und die großen, klaren Augen blickten einen Moment trübe umflort. Sie erhob ſich aus ihrer knieenden Stellung und trat wieder auf den Balkon hinaus. Die alte ehemalige Erzieherin der Kinder des Oberſt von Machingen ſah ihr nachdenklich nach. Wie verändert ihr Liebling war! Etwas Ernſtes, Verſchloſſenes, Fertiges lag in ihrem Weſen und gab der ſchlanken, anmutigen Erſcheinung eine frauenhafte Reife und Schönheit.„Das macht das Stift!“ dachte die alte Dame. Ein fröhlicher Jodler erſchallte von der Dorfſtraße herauf. Lola Aſtier trat lächelnd an die Brüſtung der Veranda und winkte heiter mit der Rechten. Dr. Lüders pflegte ſich auf dieſe Weiſe anzumelden, wenn er ſeine junge Freundin zum gewohnten Spaziergang abholte. Mlle. Hérieourt war nicht ſehr gut zu Fuße, und ſo nabm ihre Pſeudonichte gern die Begleitung des liebenswürdigen Arztes an. Der volle Abendſonnenſchein fiel in dieſem Augenblick auf das unbedeckte Haupt des Mädchens und umwob das reiche, blonde Haar mit einem flimmernden Goldglanz— ſie ſah be⸗ zaubernd aus, wie ſie da oben lehnte, im hellen, duftigen Sommer⸗ kleide, zwiſchen den Ariſtolochia- und Weinranken der Veranda, mit dem lieblichen Lächeln um den feinen Mund und dem freund⸗ lichen Blick der großen, tiefen Augen—— das empfand auch der bochgewachſene Fremde, der neben dem Arzte unten auf der ſtaubigen Dorfſtraße ſtand und unverwandt hinaufblickte. Lola errötete, als ſie des Fremden anſichtig wurde, und neigte dankend das Haupt bei ſeinem ehrfurchtsvollen Gruße. „Ja, was ſagen Sie, meine Gnädigſte, zu dieſer unerwarteten Ueberraſchung?“ rief der Doktor heiter hinauf.„Unſer Patient fühlt ſich heute bereits ſo wohl und kräftig, daß er Luſt bekam, ſich unſerm abendlichen Spaziergange anzuſchließen— immer natürlich Ihre Erlaubnis vorausgeſetzt, gnädiges Fräulein!“ Sein Begleiter runzelte leicht die Stirn bei den lauten Worten des Arztes und legte mahnend die Hand auf ſeinen Arm. „Wollen wir nicht erſt den beiden Damen unſern Beſuch machen?“ fragte er halblaut.„Ich bin ja dem gnädigen Fräulein noch garnicht einmal vorgeſtellt!“(Fortſetzung folat.) Fand findet per iynen raum einen Intereſſenverfechter. Unter Berückſichtigung dieſer Tatſache ſind demnach auch die Verhandlungen des Handelstags zu beurteilen. Man befaßte ſich hauptſächlich mit der Reichsverſicherungsord⸗ nung und nahm dazu folgende Erklärung an: „Die Zuſammenfaſſung der Beſtimmungen über die verſchiedenen Verſicherungszweige in ein einheitliches Ge⸗ ſetz iſt abzulehnen, da ſie die Verſtändlichkeit und die Handhabung der Beſtimmungen erſchwert. Auch läßt der Entwurf ſtellt der neue Entwurf einer Verbeſſerung dar. und natürlicher Anordnung vermiſſen. Nur diejenigen Fragen, die in erſchöpfender Weiſe einheitlich für alle Verſicherungszweige geregelt werden können, ſollten in einem gemeinſamen Mantelgeſetz verhandelt werden. Da— neben aber ſollte man für jeden Verſicherungszweig ein beſonderes Geſetz machen. Gegenüber dem vorläufigen Entwruf ſtellt der neue Entwurf eine Verbeſſerung dar. Gleichwohl hält er an der Errichtung von etwa 1000 Ver⸗ ſicherungsämtern feſt und iſt inſoweit zu verwerfen. Für einen gemeinſamen örtlichen Unterbau der verſchiedenen Verſicherungszweige beſteht kein Bedürfnis. Insbeſondere liegt die Einrichtung einer neuen unteren Inſtanz als Spruch⸗ und Beſchlußbehörde mit Beiſitzern weder im Intereſſe der Verſicherten noch der Verſicherungsträger. Soweit die Verſicherungsträger neue Hilfsorgane nötig haben, ſollen die unteren Verwaltungsbehörden wie bis— her als ſolche dienen. Einen erheblichen Fortſchritt ſtrebt der Entwurf mit der Vereinheitlichung der Zuſtändigkeit und des Inſtanzenzuges an. Doch iſt hierzu die Schaf⸗ fung der Verſicherungsämter nicht erforderlich. Es ge⸗ nügt, die bisherigen Schiedsgerichte für Arbeiterverſiche⸗ rung unabhängig zu machen und auszubauen. Das Reichs⸗ verſicherungsamt iſt in ſeiner Spruchtätigkeit für die Un⸗ fall⸗, die Invaliden⸗ und die Hinterbliebenen⸗Verſiche⸗ rung für alle Entſcheidungen von grundſätzlicher Bedeu⸗ tung als Rekursinſtanz zu erhalten. Die Zuſtändigkeit der Landesverſicherungsämter iſt im Intereſſe der Rechts⸗ einheit nicht zu erweitern.“ Nachdem verſchiedene Redner auf die einzelnen Zweige der Reichsverſicherungsordnung, die Krankenverſicherung. die Unfallverſicherung und die Invaliden⸗ und Hinter⸗ bliebenenverſicherung näher eingegangen waren, wies Di⸗ rektor Meesmann⸗Mainz darauf hin, daß die ſozialen Laſten im Jahre 1907 bereits 731 Millionen betragen haben. Dazu ſollen, ſo führte der Referent aus, neu hinzukommen 95 Millionen von den Unternehmern, 4 Millionen von den Arbeitnehmern und 27 Millionen vom Reich, ſo daß die Geſamtſumme 858 Millionen betragen wird. In wenigen Jahren wird dieſer Betrag auf eine Milliarde angewachſen ſein„wir werden dann pro Tag gegen drei Millionen für das ſoziale Verſicherungsweſen aufzubringen haben. Dazu kommen neue Laſten durch die Einführung der Privatbeamtenverſicherung. Daß durch. dieſe Steigerung auch Schattenſeiten beſtehen, kann keinem Zweifel unterliegen. Das Gefühl der Selbſtverantwort— lichkeit wird abgeſchwächt, die Exiſtenzfähigkeit der kleinen Gewer betreibenden wird bedroht und der Wettbewerb Deutſchlands gegenüber dem Auslande, wo eine ſoziale Verſicherung in dieſem Umfange nicht beſteht, beeinträch⸗ tigt. Allgemein kann aber geſagt werden: niemand will trotzdem heute mehr von dieſer ſozialen Verſicherung zurück. Es iſt ein Zeichen großen ſozialen Verſtändniſſes, wenn eine ſolche allgemeine Zuſtimmung bei der Ueber⸗ nahme ſozialer Laſten zu konſtatieren iſt. Jedoch muß, bei der Erörterung des weiteren Maßes des Fortſchrittes auf dieſem Gebiete eine ruhige Beſprechung Platz greifen. Das iſt auch unſere Auffaſſung. Sachlich, unter Be⸗ rückſichtigung aller in Frage kommenden Intereſſen⸗ gruppen, muß die Beratung über die Reichsverſicherungs⸗ ordnung zu Ende geführt werden, wenn etwas für die Geſamtheit des deutſchen Volkes Erſprießliches erzielt werden ſoll. Kapitaliſtiſche Wahlen. Die Konſervativen haben einen ſchweren Schlag erlitten. Im Wahlkreiſe Lyck-⸗Oletzko⸗Johannesburg, den der verſtorbene Reichstagspräſident Graf Stolberg inne hatte und der ſeit 1867 ununterbrochen im Beſitze der Konſervativen war, haben die Nationalliberalen mit über⸗ wältigender Mehrheit geſiegt. Die konſervative„Deutſche Tageszeitung“, das Organ des Bundes der Landwirte, führt für dieſen konſervativen Mißerfolg folgende Gründe an: „Die Nationalliberalen haben eine heil⸗, wahl⸗. beiſpiel⸗ und ſkrupelloſe Agitation getrieben. Das Bei⸗ ſpiel von Memel⸗Heydekrug iſt nicht nur befolgt, ſondern überboten worden. Faſt an jedem Straßenbaume be⸗ fanden ſich die doppelſprachigen Wahlaufrufe der Na⸗ tionalliberalen. Ihre Kraftwagen machten Weg und Steg unſicher. In der Verhetzung der Konſervativen und der Agrarier waren die Sozialdemokraten im Ver- gleiche mit den Nationalliberalen wirklich nur Waiſen⸗ knaben.“ Das ſtimmt, nur ſagt das Blatt nicht, wie eine der⸗ artige ſkrupelloſe Agitation möglich war. In Oletzko⸗ Lyck⸗Johannesburg hat das nationalliberale Großkapital geſiegt. Der Geldbeutel der Konſervativen hätte es nicht ausgehalten, ſolche Unſummen in den Wahlkampf hinein zu werfen, wie es dort die Nationalliberalen mit ihrem unergründlichen Geldſack getan haben. Monatelang haben alle nationalliberalen Parteiſekretäre, die nur auf die Beine zu bringen waren, den Wahlkreis bearbeitet, und die Herren„arbeiten“ bekanntlich nicht ſehr billig. Der⸗ artige Wahlaufwendungen können eben nur Leute ſich leiſten, die über ein dickes„bankfähiges“ Scheckbuch ver⸗ fügen, und die ſitzen in den Reihen der nationalliberalen Partei und des nationalliberalen Bauernbundes. Das Geld hat in einem für die Konſervativen bisher bombenſicheren Wahlkreis ſeine Wirkung nicht verfehlt. Das iſt für die Konſervativen beſchämend und nieder- drückend, denn es beweiſt, daß die nötige Fühlung zwi⸗ ſchen der Partei und den Wählern nicht vorhanden war. daß die Preſſe ihre Schuldigkeit nicht getan hat, und daß man nicht rechtzeitig dafür geſorgt hat, daß das hinreichend vorhanden war, was in Oletzko⸗Lyck geſiegt. hat: das Geld. Auf der anderen Seite haben aber auch die Nationalliberalen durchaus keine Berechtigung, nun⸗ mehr an einen heraufziehenden neuen Frühling zu glauben, wie das z. B. die„Nationalzeitung“ von ihrem „Sterbebette“ aus beſorgt. Sie meint nämlich in ihrem Siegestaumel:„Ueberall in den Kreiſen der national— liberalen Partei blickt man heute mit Freude und Genug⸗ tuung nach Oſtpreußen hin, wo in die Phalanx der Konſervativen, die ſich für unüberwindlich hielt, eine Breſche gelegt worden iſt. Was dort geſchah, iſt morgen auch anderswo möalich. Gerade in dem Augenblicke, wo die vereinigte ſchwarz⸗blaue Reaktion in Preußen einen Triumph feiern zu können glaubt, muß ſie die Er⸗ fahrung machen, daß eine ihrer ſicherſten Burgen dem erſten Anſturm des Liberalismus erlegen iſt. Heute im Oſten, bei den nächſten Wahlen vielleicht auch im Weſten. Oletzko⸗Lyck wird das Vorbild ſein für die kommen⸗ den Wahlen zum Reichstag!“ Ja,„bei den Wahlen im Weſten“, das wäre ſo recht nach dem Geſchmacke der„Nationalzeitung“ und den nationalliberalen Induſtriellen im rheiniſch-weſtfäliſchen Kohlenrevier. Die Trauben hängen aber einſtweilen noch zu hoch. Das Herz der Großinduſtrie, Bochum, Gelſen⸗ kirchen und Eſſen, gehört zum größten Teil und ſoweit der preußiſche Landtag in Frage kommt, ganz dem Cen- trum, das zwar nicht über das Portemonnaie der Na— tionalliberalen verfügt, das aber eine Preſſe beſitzt und eine Fühling mit der Wählerſchaft hat, die den National- liberalen eben fehlt. Die Macht des Geldes darf auch dort freilich nicht unterſchätzt werden; das Geld iſt eine gar gefährliche Waffe, und der Erfolg, den es im Oſten gehabt, kann für das Centrum nur ein Anſporn ſein, mit aller Energie und mit Aufbietung aller Kräfte dafür zu ſorgen, daß bei den nächſten Wahlen der Geldbeutel nicht„zieht“. Es wird zweifellos ein heißer Strauß bei dieſen„kapitaliſtiſchen“ Wahlen werden, aber wenn auf dem beſchrittenen Wege weiter gearbeitet wird, dann wird auch demnächſt das bewährte Centrumsprogramm über den Geldſack-Notionalliberalismus triumphieren! 3. N 5 Politiſche Rundſchau. (-) Die preußiſche Wahlrechtsvorlage vor der Kom⸗ miſſion des Herrenhauſes. Die Wahlrechtskommiſſion des Herrenhauſes hat am Samstag ihre Arbeiten begonnen. In der Generaldebatte traten die gleichen Gegenſätze in der Beurteilung des Geſetzentwurfs wie im Plenum zu Tage. Die beiden extremen Richtungen verurteilten, wenn uch aus entgegengeſetzten Gründen, die jetzige Vorlage. während andere Gruppen ein Scheitern der Reform als das größere Uebel anſahen und die Regierung wieder- am für die Verbreiterung der Baſis durch Entgegenkom⸗ men gegen die Mittelparteien und den Liberalismus ſprach. Beſonders eindringlich wurde vor einer nachträglichen Ausſchaltung des Centrums gewarnt. Angeregt wurde eine Herausnahme der Einzelbeſtimmungen für das Wahlrecht aus der Verfaſſung, nur der große Rahmen gehöre in dieſe. Ebenſo wurde der Gedanke einer Er⸗ ſchwerung von weiteren Verfaſſungsänderungen erörtert. (—) Der mecklenburgiſche Verfaſſungsſtreit. In einer Verſammlung von Ständemitgliedern in Roſtock wurde folgende Reſolution angenommen: „Wir erklären uns bereit, wenn die Regierungen den Ständen eine neue Vorlage bringen ſollten, in welcher unter Beibehaltung der beſtehenden ſtändiſchen Vertretung weiteren Kreiſen eine Mitwirkung an der Geſetzgebung und an der Bewilligung des Etats ge⸗ währt wird(jedoch unter Ablehnung von allgemeinen Wahlen), auf dieſer Grundlage in weitere Verhand⸗ lungen einzutreten. Dabei geht die Verſammlung von der Vorausſetzung aus, daß die bisherige Vorlage zurück⸗ gezogen wird.“ Das iſt wenigſtens ſchon etwas; freilich wird das Volk damit noch lange nicht zufrieden ſein. Die vierte Wagenklaſſe im„Muſterländle“? In der letzten Sitzung der Budgetkommiſſion der Zweiten badiſchen Kammer ſprach ſich die Regierung für Ein⸗ führung der vierten Wagenklaſſe nach preußiſchem Muſter aus.— Bekanntlich will die Bevölkerung von der„preu⸗ ßiſchen“ vierten Wagenklaſſe nichts wiſſen. Parlamentariſches. ? Die Leiche Dr. Delbrücks gefunden. Die Leiche des mit dem Ballon„Pommern“ bei Saßnitz verun⸗ glückten Reichstagsabgeordneten Dr. Del⸗ brück wurde am Samstag vormittag gegen 11 Uhr genau an derſelben Stelle gefunden, an der der Ballon ins Waſſer gefallen iſt. Der Ziviltaucher Lung, der ſchon einige Tage nach der Leiche ſuchte, erhielt am Samstag Unterſtützung durch einen Taucher des Torpedo⸗ bootes„S. 171“. Die beiden kamen zu gleicher Zeit an die Leiche und bargen ſie. Man brachte die Leiche an das Land, wo ſie die Behörden übernahmen. Heer und Marine. § Neue Unfälle an Bord von Torpedobooten. An Bord des Torpedobootes„S. 147“ iſt am Freitag nachmittag ein Dampfrohr ge riſſen, wodurch zwei Heizer ver⸗ letzt worden ſind, davon Heizer Thiele ſchwer; jedoch iſt unmittelbare Lebensgefahr nicht vorhanden. Auf dem Tor⸗ pedoboot„S. 140“ iſt der Verdampfer geplatzt, wodurch Heizer Lönſer ſchwer, zwei Heizer leicht ver⸗ letzt worden ſind. Bei dieſen beiden Unfällen handelt es ſich um ein zufälliges Zuſammentreffen von Unglücks⸗ fällen, die mit den zurzeit ſtattfindenden Uebungen in keinem direkten Zuſammenhang ſtehen.— Die Meldung, daß auf dem Torpedoboot„S. 122“ außer dem Maſchi⸗ niſtenmaaten Küſter und dem Ingenienraſpiranten Genee 8 ein dritter Mann getötet worden ſei, beſtätigt ſich nicht. Ian dem Umbau des„3. 3“ äußerte ſich Dr. Hugo Eckener, der Mitarbeiter des Grafen Zeppelin in einem in Stuttgart gehaltenen Vortrage wie folgt:„Die Ge— ſchwindigkeit des„M. 3“, von dem neuerdings ſo viel Weſens gemacht wird, ſei eine ſehr zweiſchneidige Sache, ſo lange man nicht weſentlich ſparſamere Motoren hätte. Man ſoll heute eigentlich über 15 Sekundenmeter nicht hinausgehen; natürlich wiſſe man das in Berlin auch. Die Gründe, weshalb in Berlin dennoch ein ſo ſtarker Wert auf große Geſchwindigkeit gelegt werde, ſeien un⸗ bekannt. Es dürfte doch als ausgeſchloſſen betrachtet wer⸗ den, daß man mit dem„M. 3“ nur eine Art Rekord⸗ leiſtung beabſichtigt habe; bemerkenswert ſei jedenfalls, daß man in Tegel und Friedrichshafen noch ganz ver⸗ ſchiedene Wege gehe. Der Draht zwiſchen beiden Luftſchiff⸗ zentren funktioniere augenſcheinlich immer noch nicht ſo recht. Man hätte es in Berlin in der Hand ge⸗ habt, daß Luftſchiff„Z. 3“ auf Grund ſeiner enormen Tragkraft in jedem gewünſchten Sinne auszubauen. Man baute in Friedrichshafen natürlich auf die Dauerfahrt und holte ſich die Ablehnung wegen zu geringer Eigen- geſchwindigkett. Die Militäarvehörden wiſſen ganz genau, was ſie wollen, nämlich den„Z. 3“ nicht abnehmen.“— Das ſieht nicht gerade nach ſehr friedlichen Beziehungen zwiſchen den Vertretern der verſchiedenen Luftſchiffſyſteme aus. 1 Kirche und Schule. T In dem Prozeß des Biſchofs von Rottenburg gegen den„Simpliziſſimus“ wurde am Freitag vor der Straf⸗ kammer das Urteil gefällt. Der Angeklagte, Gulbranſ— ſon wurde wegen Beleidigung zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Monaten und Tragung der Koſten des Ver⸗ fahrens und Erſatz der dem Nebenkläger erwachſenden Auslagen verurteilt. Die die Beleidigung enthaltende Seite des„Simpliziſſimus“ wird vernichtet und die Plat⸗ ten werden unbrauchbar gemacht. Der 17. allgemeine deutſche Turnlehrertag ſoll vom 12. bis 15. Mai in Darmſtadt abgehalten werden. Eur vaäiſches Ausland. Oeſterreich⸗Ungarn. ! Die Budapeſter Parlamentsexrzeſſe wer⸗ den demnächſt das Gericht beſchäftigen. Die Staatsan⸗ waltſchaft hat gegen die früheren Abgeordneten Zakarias, Hoffmann, Markos, Madaraſz jun., Beck und Eitner, die den Miniſterpräſidenten Graf Khuen⸗Hedervary und den Ackerbauminiſter Graf Serenyi im Abgeordnetenhauſe tät⸗ lich angegriffen hatten, die Anklage erhoben wegen des Verbrechens der Gewalttätigkeit gegen eine Behoͤrde ſo⸗ wie wegen des Vergehens der ſchweren Körperverletzung. Die Unterſuchung hat ergeben, daß die Tätlichkeiten wäh⸗ rend der Unterbrechung der Sitzung des Abgeordneten— hauſes verübt worden ſind. Die Immunität der Abge⸗ ordneten kommt für Handlungen außerhalb der Sitzung nach Erlöſchung des Mandats nicht in Betracht. England. b Als ein Anzeichen dafür, daß parlamentariſche Neu⸗ wahlen bevorſtehen, wird die Tatſache angeſehen, daß zwei Sonderzüge mit 60 Männern und 40 Frauen nach Vorkſhire abgegangen ſind, um einen„anti⸗ſozialiſtiſchen Feldzug“ zu unternehmen, d. h., um für die Konſer⸗ vativen Wahlpropaganda zu machen. Unter den Frauen befindet ſich ein 18 jähriges Mädchen, das ſchon viele „Sozialiſten“ zu den konſervativen Ideen bekehrt haben ſoll. Die Liberalen treffen bereits Vorbereitungen zu einer gewaltigen Agitation zu Gunſten des Freihandels. Der Fabrikant der„Sunlight“ Seife, Mr. Lever, hat 20000 Mark für dieſen Zweck hergegeben: insgeſamt ſind im liberalen Zentralbureau bisher 250 000 Mark für die Propaganda eingegangen. Miniſter Churchill er⸗ klärte, in den nächſten 12 Monaten würden im ganzen Lande 2500 Freihandelsvorträge abgehalten werden. Amerika. Vereinigte Staaten. * Die Volkszählung, die alle 10 Jahre in den Vereinigten Staaten ſtattfindet, hat ſoeben begonnen. Die Arbeit wird vorausſichtlich 30 Tage in Anſpruch nehmen. Die Koſten berechnet man auf 50 Millionen Mark, und 65 000 Perſonen werden mit der Zählung beſchäftigt ſein. In kompetenten Kreiſen iſt man der Meinung, daß die Zählung eine Bevölkerung von 90 Millionen Menſchen nachweiſen werde. Unter anderen Fragen ſoll bezeich⸗ nender Weiſe der oder die amerikaniſche Staatsangehörige auch beantworten:„Wie oft verheiratet?“„Wie oft ge⸗ ſchieden?“ Zur Addierung der einzelnen Diſtriktszählun⸗ gen ſind ganz neue, ſehr komplizierte Maſchinen erfunden worden. Aſien. China. * In der chineſiſchen Provinz Hunan ſind ernſte Unruhen ausgebrochen, die auf einen ſchon lange gären⸗ den tiefen Groll der Bevölkerung gegen die Regierung und die Europäer zurückzuführen ſind. Es heißt, daß der Gouverneur von Hunan ermordet oder doch ſchwer ver⸗ wundet worden iſt. Alle europäiſche Konſuln und ſämt⸗ liche Europäer ſind geflohen. Ein in Shanghai garni⸗ ſonierendes chineſiſches Regiment war nicht im ſtande, die Empörung zu unterdrücken. Das britiſche Kanonenboot „Thiſtle“ iſt von Hankau nach der Hauptſtadt Tſchangſcha abgegangen, aber es iſt fraglich, ob es bis dahin ge⸗ langen kann, da der Strom außerordentlich waſſerarm iſt. Von anderer Seite wird berichtet, die britiſche Re⸗ gierung habe ſeitdem noch zwei weitere Kriegsſchiffe nach dem Schauplatz der Unruhen entſandt. Deutſcher Reichstag. :: Berlin, 15. April. Vor Eintritt in die erſte Leſung der Wertzuwachs⸗ ſteuer gab im Reichstage Staatsſekretär Wermuth einen Ueberblick über die Beſtimmungen des neuen Geſetzes, aus dem die Regierung einen Ertrag von 40 Millionen Mart erwartet. Abg. Weſtarp(konſ.) beantragte Ver⸗ weiſung an eine Kommiſſion. Abg. Südekum(Soz.), der die neue Steuerreform prinzipiell begrüßte, wollte, daß auch Fideikommniſſe und Fiskus von ihr getroffen würden. Miniſter v. Rhein baben verwahrte ſich da⸗ gegen, daß er eine Plusmacherei erſtrebe, wie Abgeord⸗ neter Cuno(fortſchr. Pp.), der im übrigen für Wah⸗ rung der kommunalen Intereſſen eintrat, es behauptete. Ebenfalls im Intereſſe der Gemeinden ſchlug Abgeord⸗ neter Weber(utl.) vor, den Steuerertrag zwiſchen Reich und Gemeinden zur Hälfte zu teilen. Abg. Spahn (Ctr.) trat dafür ein, daß dem Reiche der vorgeſehene Ertrag aus der Zuwachsſteuer voll zu teil werde. Abg. Arendt(Rp.) wendet ſich dagegen, daß neben der Zu⸗ wachsſteuer auch die Umſatzſteuer erhoben und damit der Grundbeſitz zu hoch belaſtet werde. Nachdem Staatsſekre⸗ tär Wermuth zur beſchleunigten Erledigung der Vor⸗ lage aufgefordert hatte, wurde dieſe einer Kommiſſion übherwieſen. Samstag: Reichsſteuergeſetz, Fernſprechge⸗ bühren⸗Ordnung. 1 g:: Berlin, 16. April. Im Reichstage begann die Beratung des Reichsbe⸗ ſteuerungsgeſetzes, durch das die Frage der Beitragspflicht des Reiches zu den Staats⸗ und Gemeindelaſten geregelt werden ſoll. Abg. Gröber(Ctr.) wollte von feinem föderativen Standpunkte aus den Einzelſtaaten ein un⸗ beſchränktes Beſteuerungsrecht gegenüber Reichsbetrieben zugeſtehen. In Uebereinſtimmung mit dem Staatsſekretär Wermuth ſtellten ſich die Abgg. Ahlhorn(fortſchr. Bp.) und Heinze(utl.) auf den Standpunkt, daß dem Reiche auf Grund ſeiner ſtaatsrechtlichen Stellung durch die Geſetzgebung eines Einzelſtaates Verpflichtungen nicht auſerlegt werden könnten. Abg. Emmel(Soz.) wandte ſich gegen das Gemeindeſteuerpripileg der Militärper⸗ ſonen. Die Vorlage wurde darauf an eine Kommiſſion überwieſen. Gegen 8 4 des Geſetzentwurfs betr. die Auf⸗ ſtandsausgaben für Südweſtafrika, der die Prüfung der nach der Kolonie ausgeführten Materialien einſchräpken will, wandte ſich ſodann Abg. Erzberger(Ctr.) Er verlangte, daß zu den Mehrkoſten von 24 Millionen für den Krieg diezenigen Geſellſchaften herangezogen würden, die in der Aufſtandszeit gewaltige Gewinne gemacht hätten. Dieſem Gedanken, dem ſich der Abg. Goercke (ntl.) anſchloß. ſaate Staatsſekretär Dernbura weit— 1 * U Ung Mo ball getz Min ſam finbl Stu von geleg ſtütz wund name ins daß der i beden litten Airſt Eine Vel melo 14 ernſte e güren⸗ gierung daß der ver ber⸗ nd ſämt⸗ i garni⸗ nde, die nenboot hangſcha hin ge⸗ ſſerarm he Re⸗ ſe nach rechge il eichsbe Japfüicht ärber⸗ niſſio 1 r Auf⸗ na det 27 Bernckfichtigung zu, wenn er auch große Schwire⸗ rigleiten dabei erwartete. Abg. Stolle(Soz.) be⸗ zichtigte die Kolonialverwaltung der Veruntreuung und des Betrugs. Dieſer Vorwurf wurde von den Rednern der bürgerlichen Parteien entſchieden als unbegründet zurückgewieſen. Man trat dann noch in die erſte Le⸗ Jes der Fernſprechgebühren⸗Ordnung ein, die Staats⸗ ekretür Krätke begründete. Montag: Reichsverſiche⸗ rungordnung. Aus Stadt und Land. 60 Gräber aus dem 17. Jahrhundert wurden Pei Erneuerungsarbeiten in der evangeliſchen Hofkirche in Dresden unter dem Fußboden entdeckt. Die teilweiſe künſtleriſchen Grabplatten ſind aus Metall und zeigen Inſchriften alter Adelsgeſchlechter Sachſens. Das Feuer im Hamburger Freihafen, worüber berichtet wurde, hat Menſchenleben gefordert. Die vordringende Feuerwehr ſtieß auf die verkohlten Leichen der Arbeiter Merckel und Nierling. Beide waren bei der Japanfirma Selig u. Hille Nachfolger als Packer be⸗ ſchäftigt und müſſen, als das Feuer ausbrach, von den umzingelnden Flammen abgeſchnitten worden ſein, ſo daß ſie den Ausweg nicht mehr finden konnten. Soweit ſich bis jetzt überblicken läßt beträgt der Schaden etwa 200 000 Mark. Den Hauptſchaden trifft eine Ladung tre von über 100 000 Sack im Werte von etwa 50 000 cark. Zur Affäre der Frau v. Schönebeck⸗Weber. In der Affäre der Frau v. Schönebeck⸗Weber iſt eine neue überraſchende Entſchließung des Allenſteiners Amtsge⸗ richts zu verzeichnen. Nachdem Frau v. Schönebeck-Weber für ihre Entlaſſung aus der Unterſuchungshaft 50 000 Mark Kaution durch ihren Pfleger ſtellen ließ, erhielt ſie die Zuſtellung vom Allenſteiner Amtsgericht, daß die Königl. Gerichtskaſſe in Allenſtein 15000 M. ihres Ver⸗ mögens als Sicherheit für die Koſten eines eventuellen Strafprozeſſes beſchlagnahmt habe, weil durch die amt— liche Verſicherung des Erſten Staatsanwalts in Allen⸗ ſtein glaubhaft gemacht ſei, daß die Schuldnerin ander⸗ weitig über ihr Vermögen zu verfügen gedenke.— Die Aufhebung ihrer Pflegſchaft beim Allenſteiner Vormund⸗ ſchaftsgericht hat Frau v. Schönebeck-Weber bisher noch nicht erreicht, obwohl bereits im Januar ihr Pfleger den Antrag auf Enthebung von der Fflegſchaft geſtellt hatte, weil die wiſſenſchaftliche Deputation in Berlin die Pflege- befohlene als geiſtig geſund erklärt hat. Von inter⸗ eſſierter Seite wird darauf hingewieſen, daß Frau von Schönebeck⸗Weber bei der Görlitzer Kommunalbank ein Vermögen von mehreren hunderttauſend Mark in Wert⸗ papieren liegen hat, und daß ſie hunderttauſend Mark Kaution für ihre Haftentlaſſung bot, von denen aber nur 50 000 Mark acceptiert wurden. Unter dieſen Um⸗ ſtänden beſtehe kein„dringender Verdacht“, daß ſie wegen der 15 000 Mark Koſten ihr Vermögen auf die Seite bringen werde ** Sturmunglück auf dem Flugfelde von Chalons. Auf dem Lagerfelde von Chalons, das die Ballonſchuppen der franzöſiſchen Genietruppen und die Hangars der Avia— wer beherbergt, brach nach einem unruhigen Vormittag. der die meiſten Aviatiker in Bouy und Mourmelon zurück— hielt, kurz nach 1 Uhr ein Sturm mit großer Gewalt herein und richtete in den genannten beiden Ortſchaften vie in anderen Dörfern großen Schaden an. Das ſchwerſte Unglück ereignete ſich infolge des Einſturzes eines iy Mourmelon le Petit in Konſtruktion befindlichen Lenk— ballonſchuppens der Genietruppen. Zwei Arbeiter wurden getötet, drei andere erheblich verletzt. Unter den erſten Windſtößen fiel der Schuppen des Fürſten Bolotow zu— ſammen, der einen Dreidecker enthielt. Der im Bau be⸗ findliche Schuppen des Aviatikers Sommer wurde vom Sturmwind weggetragen und fiel 600 Meter von ſeiner Stelle in Trümmer. Die nächſt Boun gelegenen Schuppen und Werkſtätten Henry Farmans ſtürzten ein. Aus den Trümmern wurden zwei ver⸗ wundete Mechaniker hervorgezogen. Einer von ihnen. namens Boſſelaire, war ſchwer verletzt und wurde ſofort ins Militärhoſpital gebracht.— Henry Farman erklärte. daß von ſeinen Arbeitern drei verletzt wurden. Auch der in ſeinem Etabliſſement verurſachte Schaden ſei wenig bedeutend, die vorhandenen Apparate hätten kaum ge⸗ litten. Der Wiederaufbau der weggeriſſenen Schuppen Hürfte aus Sicherheitsgründen beanſtandet werden.— Eine ergänzende, ſpäter eingetroffene Nachricht lautet: Bei dem Wirbelſturm auf dem Flugplatze von Mour⸗ melon ſind infolge des Enſturzes der Fleger! eppen 1 Arbeiter getötet und 6 verlent worden. Aus Nah und Fern. Mannheim, 17. April. Der 33jährige verheiratete Arbeiter Chriſtian Bretz, wohnhaft B 5 Nr. 3 hier, der bei der Firma Beſer an der Neckarſpitze beſchäftigt iſt, geriet geſtern mittag zwiſchen die Puffer zweier Eiſenbahnwagen. Er wurde derart gequeiſcht, daß er ſchwer verletzt von dem Sanitätswagen abgeholt werden mußte. Er ſtarb jedoch auf dem Transport nach dem Allg. Krankenhaus. & Lampertheim, 18. April. Die hieſige Schule zahlte am Schluſſe des abgelaufenen Schuljahres 38 Klaſſen mit zuſammen genau 2000 Schulern, von den 199 zur Entlaſſung kamen. Davon entfallen auf die evang. Schule 1204(590 Knaben und 614 Mädchen, darunter 6 Israeliten), auf die kath. Schule 796(403 Knaben 393 Mädchen). Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden 269 Kinder neu aufgenommen, ſodaß die Geſamtſchülerzahl jetzt 2070 beträgt. An der ev Schulgruppe beſtehen 21 Klaſſen mit 1 Hauptlehrer, 12 Lehrern und 8 Schulverwaltern, an der kathol. Schule 12 Klaſſen mit 1 Hauptlehrer, 7 Lehrern, 1 Lehrerin, 2 Schul⸗ verwalter und 1 Schulverwalterin. Ferner ſind 2 Lehrerinnen für Handarbeit angeſtellt. a — Mörlenbach, 18. April. Von einem bedauerlichen Unglücksfall wurde der etwa 32jährige Maurer Hildenbentel aus dem nahen Reiſen betroffen. Bei Reparaturarbeiten fiel derſelbe infolge Ausgleitens von einem Gebäude einige Meter herab und trug ſchwere innere Verletzungen davon.— Die dies jährige Geſellenprüfung für den Bezirk„Mörlenbach findet am 21. April bei dem Vorſitzenden L. Jöſt, Gaſtwirt und Bäcker meiſter dahier, ſtatt. Aumeldungen ſind wieder ſieben Lehrlinge verſchtedener Berufe.— Der ſeitherige Hilfspoltzei⸗ diener Johs. Wetzel iſt zum Polizeldiener der Gemeinde Mör- lenbach und Ober⸗Llebersbach verpflichtet worden; der Vater desſelben iſt wegen hohen Alt 8 gen hoh ers(76 Jahre) penſtoniert — Bensheim, 18. April. Als geſtern der Kamm⸗ macherlehrling Franz Wahrlich mit einem Flobertgewehr Tauben ſchießen wollte, traf er ein vierjähriges Mädchen in den Kopf. Der Täter legte dadurch eine rohe Geſinnung an den Tag, daß er nach der Tat ſich an einem Fußballſpiel beteiligen wollte. Er wurde auf dem Spielplatz verhaftet. — Darmſtadt, 18. April. Der 23jährige Sohn des Landwirts Daub in Traiſa hatte mit ſeinem Vater Streit bekommen. In der Nacht wollte der junge Mann über das Tor des elterlichen Hauſes ſteigen, um ſeine Kleider zu holen. Der Vater feuerte fünf Revolverſchüſſe auf den Sohn, die ſaͤmtlich den Kopf trafen. Der junge Daub wurde ſchwer verletzt nach Darmſtadt ins Krankenhaus gebracht. A Darmſtadt, 16. April. Landtagsabgeordneter Geh. Juſtizrat Dr. Gutfleiſch erlitt heute vor Beginn der Sitzung des Provinzialausſchuſſes in Gießen einen Schlagan⸗ fall. Er wurde in bewußtloſem Zuſtand nach der Univerſitäts. klinik gebracht. Geh. Rat Gutfleiſch iſt nahezu 66 Jahre alt und in Lorſch an der Bergſtraße geboren. Lokale Nachrichten. Viernheim, 19. April. „Eine Monatsverſammlung des katholiſchen Männer ⸗Vereius fand letzten Sonntag im Gaſthaus zur Vorſtadt ſtatt. Die Intereſſeloſigkeit ſo vieler Mitglieder ließ auch diesmal wieder nur eine ſchwach beſuchte Verſamm⸗ lung zuſtande kommen. Das iſt um ſo mehr zu bedauern, da in den erbitterten Kämpfen unſerer Tage um die heiligſten Güter des Volkes jeder Mann wenigſtens ſo viel Jutereſſe haben müßte, ſich belehren zu loſſen uber die gelſtigen Stroͤ⸗ mungen der Zeit, über ihren Wert oder Unwert. Das von Herrn Kaplan Schumacher behandelte Thema befaßte ſich mit der neueſten Phaſe des Kampfes zwiſchen Chriſtentum und Neuheidentum, mit der Leugnung der geſchichtlichen Exiſtenz Chriſti, ſpeziell mit Profeſſor Drew's Tätigkeit in dieſer Hin⸗ ſicht. Die Auffſtellungen dieſes Herrn, der inzwiſchen in Darmſtadt durch proteſtantiſche Theologieprofeſſoren wiſſen⸗ ſchaftlich vernichtet worden iſt und trotzdem ſein Unweſen auch in Mannheim weiter treibt, wurden von dem Redner an Hand der heidniſchen und chriſtlichen Beweismittel in ihrer ganzen Haltloſigkeit und Lächerlichkeit aufgezeigt. Nach dem Vortrag wies der hochw. Herr Pfarrer auf die Zentrums⸗ verſammlung hin, die am nächſten Sonntag in Worms ſtatt- finden wird. Bezüglich der Firmung wurde der Verſammlung mitgeteilt, daß von einer Ovation oder Feſtverſammlung gemäß Biſchöfl. Verordnung abgeſehen werden ſolle; deſto eifriger ſollen ſich die Glaͤubigen am Empfang des Hochw. Herrn Biſchofs, ſowie an den kirchl. Veranſtaltungen beteiligen. Um 6¼ Uhr ſchloß Herr Präſident Heckmann die Verſammlung. —, Der Bezirkstag des Bezirks Bergſtraße Gabelsberger Steusgraphen iſt aufs ſchönſte verlaufen. Die Beteiligung beſonders am Wettſchreiben war eine außer- ordentlich rege; ſehr gut abgeſchnitten haben hierbei die Viern⸗ heimer Teilnehmer. Das Ergebnis des Wettſchreibens ſowie ein näherer Bericht über den Bezirkstag bringen wir in nächſter Nummer. M. Die Schützen⸗Geſellſchaft Vieruheim(Lokal Gaſthaus zum Ochſen) hält, wie wir hören, dieſes Jahr ein Sommerfeſt ab. Der noch junge Verein ſchickt ſeine beſten Schützen zum dies jährigen Verbandsſchießen. Dem Ver⸗ ein gehören ſchon eine ſtattliche Anzahl junger und älterer Leute an, ſodaß auch der Schuͤtzenverein in unſerer Gemeinde zu den raſch aufblühenden Vereinen gezählt werden kann. Der Schützengeſellſchaft ein 3.faches„Halt feſt!“ — Der Verkehrsausſchuß der Bergſtraße be⸗ ſchäftigte ſich in ſeiner kürzlich in Jugenheim abgehaltenen Hauptverſammlung auch mit dem Projekt einer elektriſchen Bergſtraßenbahn. Der Vorſitzende, Herr Stemmer, konnte berichten, daß die Angelegenheit nunmehr in ein Stadium gerückt ſei, das eine Verwirklichung des ſo ſehr herbeigeſehnten Wunſches der Erfüllung näher bringt. Der Vertreter von Weinheim berichtete, daß Verhandlungen ſchweben, um Mann- heim mit Weinheim elektriſch zu verbinden. Kommt die elektriſche Bahn an der Bergſtraße, und auch jene, ſo iſt es nur noch eine Frage von kurzer Zeit, auch Heppen⸗ heim mit Weinheim zu verbinden, und es würde ſich die Möglichkeit einer elektriſchen Verbindung von Darmſtadt bis Mannheim ergeben! Mit der Süͤd⸗ deutſchen Eiſenbahngeſellſchaft werde ausſichtsvoll nach der Richtung verhandelt, im Anſchluß an die Linie Mannheim⸗ Weinheim eine elektriſche Bahn bis zum letzten nördlichen badiſchen Orte Laudenbach zu erbauen. Dem fügte der Ver⸗ treter von Heppenheim bei, daß auch mit der Verwaltung dieſer Stadt in Verhandlung getreten worden ſei wegen Weiterführung der beabſichtigten Bahn von Laudenbach bis Heppenheim, ſowie daß von letzterer Stadt bereits ein Zuſchuß zu den Baukoſten bewilligt wurde. Er ergibt ſich, ſo be · merken die„N. Heſſ. Volksbl“ hierzu, hieraus, daß, wenn Dar mſtadt nicht ſehr bald energiſche Schritte tut zur Erbauung des ſeit langem geplanten Bergſtraßenbahnbaues, der Verkehr einer Reihe Bergſtraßenorte von Darmſtadt ab und nach Suden hingelenkt wird. Gerichtsſaal. Ein Seitenſtück zur Siebenlehner Feuerwehr. Als ein Seitenſtück zu der ſeinerzeit vielbeſprochenen Feuer⸗ wehr von Siebenlehn entpuppte ſich in einer Schwurge⸗ richtsverhandlung des Zweibrückener Landgerichts die von Iggelbach bei Neuſtadt a. d. Haardt. Wegen Brandſtif⸗ tung hatte ſich der Spezereiwarenhändler Aſel zu ver⸗ antworten, der in dem kleinen, kaum 800 Einwohner zählenden Dorfe Iggelbach ſein Geſchäft betrieb. Der Flecken war ſchon ſeit einigen Jahren dadurch berühmt geworden, daß ſich in ihm verhältnismäßig die meiſten Brandfälle in der ganzen Pfalz ereigneten. Jedesmal brannte das betreffende Haus bis zum Grunde nieder, und die Zahl der hübſchen neuen, vom Gelde der Verſiche⸗ rungsgeſellſchaften erbauten Häuſer iſt eine ganz ſtatt⸗ liche. Die Angehörigen des Angetlagten haben artein eine große Zahl davon inne. Vom Januar bis Oktober Wurden elf Häuſer vollſtändig in Schutt und A ſch e gelegt. Die tiefgehende Wirkung der Brände war in der Hauptſache auf die werktätige Hilfe der Feuerwehr zurückzuführen. Nach verſchiedenen Zeugen⸗ ausſagen erſchien die Feuerwehr erſt an der Brandſtelle, wenn dem Feuer nicht mehr Einhalt getan werden konnte. Das erſte Augenmerk der Feuerwehrleute richtete ſich darauf, ob auch genügend Bier vorhanden ſei. von welchem Löſchmaterial vor jedem Brande ein Wagen voll angefahren ſein ſoll. Dann gingen die braven Feuerwehrleute daran, alles, was nicht vom Feuer zerſtört wurde, vollſtändig nieder zu⸗ reißen. Infolgedeſſen war es niemals möglich, an Ort und Stelle der Urſache des Brandes nachzugehen. Der Schlauchführer hielt ſich ziemlich vom Brandplatze fern oder hielt das Strahlrohr des Schlauches in die entgegengeſetzte Richtung. Die Iggelbacher waren auch in der glücklichen Lage, einen Brand vorausſagen zu können. So wurde drei Tage, bevor das Haus des Angeklagten Aſel und gleichzeitig noch drei Häuſer niederbrannten, von zwei Iggelbachern mit einem Elmſteiner gewettet, daß innerhalb dreier Tage vier Häuſer abbrennen würden. Die Prophezeihung erfüllte ſich beinahe bis auf die Stunde. Die vier Häuſer brannten zu einem großen Schutthaufen nieder und der Elmſteiner hatte, wie er trocken bemerkte, die Wette verloren. Dieſe Sehergabe kam der Staatsanwaltſchaft verdächtig vor, zumal der Angeklagte Aſel in der Nacht vor dem Brande eine ganze Reihe von Sachen aus dem Hauſe geſchafft hatte. Dieſe Sachen hat Aſel dann bei einer Verſicherungsgeſellſchaft als verbrannt angegeben, um die darauf ruhende Verſiche⸗ rungsſumme zu erhalten.— Im Laufe der Unterſuchung wurde daher die Anklage gegen Aſel wegen Brandſtiftung auch auf Verſicherungsbetrug ausgedehnt. In der Ver⸗ handlung beſtritt der Angeklagte jede Schuld. Die Zeugenvernehmung geſtaltete ſich überaus ſchwierig. Faſt alle Zeugen bequemten ſich erſt nach einem ſehr ein⸗ dringlichen Hinweis auf den geleiſteten Eid dazu, auszu⸗ ſagen, jedoch waren die Ausſagen in den meiſten Fällen belanglos. Einige Zeugen wurden wegen des Verdachts der Beihilfe nicht vereidigt. Die Ehefrau des Ange⸗ klagten verweigerte ihre Ausſage.— Die Geſchworenen hielten die Anklagepunkte nicht in allen Fällen für hin⸗ reichend erwieſen und ſprachen ihn daher nur des Ver⸗ ſicherungsbetruges ſchuldig.— Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten darauf zu einem Jahre Gefängnis. Marktbericht. — Weinheim, 16. April. Zugeführt Milchſchweine 286 Stück, verkauft 260 Stück, das Paar zu 28— 43 Mk. Läufer zugeführt 18 Stück, verkauft alle, das Paar zu 48—58 M. Verantwortlich für die Redaktion: Wil helm Bingener, Viernheim Bekanntmachung. Donnerſtag, den 21., Samſtag, den 23. und Montag, den 25. d. Mis. wird erhoben: 1. das 1. Ziel dir. Steuer pro 1910, 2. Forſt⸗ und Feldſtrafe 1. Periode pro 1910. Viernheim, 18. April 1910. Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim liwe in. Man abonniert jederzeit auf das ſchönſte und billigſte Familien-Witzblatt Meggendorfer-Blätter münchen 0 O Zeitſchrikft für Humor und Kunſt. 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April, 2 mittags 1 Uhr im Schützenlokal 7 „Zum Ochſen“ Mitglieder- Versammlung. Da die Tagesordnung eine wichtige iſt, werden die Schützen gebeten, puͤnkt⸗ lich und vollzählig zu erſcheinen. Freiwillige Feuerwehr Viernheim. Kommenden Sonntag, den 24. April, — morgens halb 6 Uhr— Sebung der Freiwill. Wehr. Einteilung der Mannſchaft. Unbedingt vollzähl. Erſcheinen! Entſchuldigungen werden nicht angenommen. 8 Signal ½ Stunde zuvor. Das Kommando. Derjenige, welcher meinen äußerſt gut gedüngten, in beſter Lage am Heddesheimer Weg gelegenen Acker mit Tabak beſtellt und die dabei nötig werdenden Arbeiten ausführt, erhält die Malt r festl Der Vorſtand. Eingetroffen: Hälfte des Ertragswertes. Etwaige Bewerber mögen ſich baldigſt melden. Martin Baureis. b la. Virginia- Saat- Mais! zu billigsten Preisen. JohN SCHREIBER. F Probieren Sie Pilo und Sie werden finden, dass es die beste Schuheré'me ist, die existiert. Pilo ist überall zu haben. iat „Germania“. Klub-Lokal im„Sold. Stern“. 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