1 K a 40 fl. 55 n. 905 25 2 15 Nö. U. 2. 5 15 dis 1 1 Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag a mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: iernhei ine Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Nerbreiletle und geleſene Zeitung am gieſgen Plate, daher heftes und 30 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn; durch die Poſt Ml. 1.14 vierteljährlich. Telephon⸗Nr. 20. wirkungsvolles Inſerkions- Organ. Gegründet 1884. nzeiger Viernheimer Nachrichten. Anuzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die 3⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 30. ochenrundſchau. So unklar und ſo ungewiß wie das Aprilwetter iſt auch die augenblickliche politiſche Lage. Wie wird der Bauarbeiterkampf auslaufen? Wenn nicht alle Anzeichen trügen, dann iſt der Rieſenſchlag, den der Arbeitgeber⸗ bund für das Baugewerbe gegen die Arbeiterſchaft zu führen gedachte, ein rieſiger Fehlſchlag geweſen, denn bis jetzt ſind kaum ein Drittel der in Frage kommenden Bauarbeiter ausgeſperrt worden. An allen Ecken und Enden machte ſich ſchon in der vergangenen Woche bei den Unternehmern eine große Streikmüdigkeit geltend, die für die Arbeiterſchaft immerhin Erfolg verſprechend iſt. Es bleibt nur abzuwarten, was die Großinduſtrie des rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriegebietes— und da liegt der Schwerpunkt des ganzen Kampfes— unter⸗ nehmen wird. Werden dort weitere arbeiterfeindliche Schritte getan, dann werden, wenn nicht alle Anzeichen trügen, die Arbeiter den Spieß umdrehen; ſie, die bis⸗ her den Amboß hergeben mußten, werden der Hammer ſein, ſie werden ihrerſeits in den Streik treten, und was das in dieſem Augenblick des wirtſchaftlichen Auf⸗ ſchwunges bedeutet, braucht nicht näher ausgeführt zu werden. Beſtimmtes läßt ſich alſo einſtweilen über den Ausgang des Kampfes nicht ſagen, es iſt alles in der Schwebe.— Ungewiß iſt auch das Schickſal der preußi⸗ ſchen Wahlrechtsvorlage, die über den Rahmen des König⸗ reiches hinaus das größte Intereſſe findet. Dem Centrum iſt durch die Geſtaltung der Vorlage, wie ſie ſie in der Kommiſſion gefunden hat, jede weitere Mitarbeit unmög⸗ lich gemacht worden; die Konſervativen, denen die Sache überhaupt nicht angenehm iſt, haben kein Intereſſe mehr an dem Zuſtandekommen des Geſetzes, und ſo haben es der Reichskanzler und die edlen und erlauchten Herren des preußiſchen Herrenhauſes glücklich fertig gebracht, daß höchſtwahrſcheinlich die ganze Vorlage wieder in den Akten⸗ ſchrank fliegt. Aufgeſchoben iſt aber nicht aufgehoben. Das Volk wird nicht nachlaſſen, bis das Ungeheuer des beſtehenden preußiſchen Wahlrechts ans Meſſer geliefert iß. Ob bei einer Neuauflage der Wahlreform die Re— gierung und ihre unzertrennlichen Freunde mehr Seide ſpinnen werden, das freilich ſteht auf einem andern Blatt. In Oeſterreich⸗Ungarn zeigt es ſich immer mehr, daß die dem deutſchen Centrum verwandte chriſtlich-ſoziale Partei zur eigentlichen Volkspartei geworden iſt. In Wien haben in der vergangenen Woche die kommunalen Wahlen ſtattgefunden, und ſie haben mit einem Sieg der Chriſtlich⸗Sozialen auf der ganzen Linie geendet, und zwar ſo, daß ſich die Stimmenzahl der ſozialdemo— kratiſchen und liberalen Mandatsbewerber dagegen als lächerlich ausnimmt. Der verſtorbene Löwe von Wien, Bürgermeiſter Dr. Lueger, der Führer der Chriſtlich⸗ Sozialen, hat alſo gute Arbeit geleiſtet, und die Stim⸗ men, die beim Tode Luegers der chriſtlich⸗ſozialen Idee den Untergang prophezeit haben, ſind merkwürdig ſtill ae worden Samſtag, den 30. April 1910. Englands liberale Regierung hat das Budget ge⸗ rettet. Darob lauter Jubel auch in den kleinſten libe⸗ ralen Herzen. Kurzſichtige Kleingeiſter, die über den Augenblickserfolg den Ueberblick über die Situation ver⸗ lieren! Nicht umſonſt haben die katholiſchen Iren dem liberalen Miniſterium den verfahrenen Karren aus dem Sande gezogen; ſie verlangen eine Gegenleiſtung. Das Kabinett muß jetzt Farbe bekennen, ob es ihm mit dem Verſprechen des Vetogeſetzes gegen das Oberhaus und der damit gewährleiſteten iriſchen Home rule ernſt ge⸗ weſen iſt. Die liberalen führenden Herren ſehen mit banger Sorge in die Zukunft, denn ſie erkennen, was ihnen droht— der Untergang. In Frankreich hat ſich einmal wieder glänzend der politiſche Indifferentismus bewährt. Die Beteiligung an den in dieſer Woche ſtattgehabten Wahlen iſt ſchlechter geweſen als je zuvor, wodurch allein der glatte Sieg der bisherigen Regierungsmehrheit zu erklären iſt. Es iſt immer ein bedenkliches Zeichen, wenn das Volk kein Intereſſe für die öffentlichen Vorgänge mehr zeigt, ein Zeichen, das auf die Weiterentwickelung des Landes die dunkelſten Schatten vorauswirft. Am Balkan iſt die Lage bedenklicher als je zuvor geworden. Mit geſpannter Aufmerkſamkeit verfolgen die nach Aegypten geflohenen Alttürken die Entwickelung im albaniſchen Aufſtandsgebiet; werden ſie nicht, wenn ihnen die Lage günſtig erſcheint, das Signal zum Aufſtande geben? Die Aufregung iſt dort größer, als man ange⸗ nommen hat. Und was wird aus der Balkanhalbinſel, wenn der Krieg der Türkei gegen Albanien ſich in die Länge zieht? Augenſcheinlich haben die Könige Ferdi⸗ nand und Peter bei dem Beſuche in Konſtantinopel fried⸗ liche Verſicherungen gegeben; werden ſie ſie aber halten, wenn die Kämpfe in ihren Grenzbezirken für die Türken weiter ungünſtig verlaufen und die Türkei zur äußerſten Kraftanſtrengung zwingen? Für die türkiſche Macht ſteht ungeheuer viel auf dem Spiele, und wenn ſie verſagt. ſind die Folgen unüberſehbar. In Aſien hat ſich an zwei Stellen gleichzeitig Ge⸗ legenheit für das Eingreifen europäiſcher Mächte geboten. In Nordhunan iſt die Stadt Tſchangteh der Anarchie ver⸗ fallen, und da die chineſiſche Regierung der Unruhe nicht zu ſteuern vermag, gingen britiſche Matroſen mit zwei Maximgeſchützen nach dem Aufſtandsgebiet ab.— In der perſiſchen Provinz Urmia ſollen die perſiſchen Grundbe⸗ ſitzer eine Bewegung gegen die chriſtlichen Syrer beab⸗ ſichtigen. Hier will England in Verbindung mit Ruß⸗ land die Intereſſen der Bedrohten— natürlich auch die eigenen Intereſſen, nachdrücklich wahren. rr 2 Es lebe die Inkonſequenz! ö Während ſeiner kurzen Amtstätigkeit hat der preu⸗ ßiſche Miniſterpräſident mit Fleiß dafür geſorgt, keine Gelegenheit vorübergehen zu laſſen, die ihm dazu geeig⸗ net ſchien, vor der Oeffentlichkeit zu dokumentieren, daß Konſeauenz nie ſeine ſtarke Seite war. Anſcheinend haben 26. Jahrgang. ſeine Leiſtungen nach dieſer Richtung noch nicht genugt, denn bei der zweiten Leſung der Wahlrechtsvorlage im preußiſchen Herrenhauſe am Donnerstag hat er auch dem! Ungläubigſten den klarſten Beweis dafür erbracht, daß! er unter allen Umſtänden— inkonſequent bleiben will. Er erklärte, er wolle das Centrum nicht ausſchalten, um die Mittelparteien für die Vorlage zu gewinnen; das liege ihm fern. Er will ſogar den bündigen Gegen⸗ beweis geliefert haben und zwar dadurch, daß er ſeiner Zeit die Beſchlüſſe des Abgeordnetenhauſes als einen gangbaren Boden bezeichnet hat. Darin liegt aber eben die große Inkonſequenz, die Bethmann⸗Hollweg augen⸗ ſcheinlich für ſeine beſte Eigenſchaft hält. Bevor die Vorlage an das Herrenhaus kam, war ſie ihm in der Faſſung des Abgeordnetenhauſes angenehm Die edlen und erlauchten Herren im Oberhauſe jedoch, die von jeher es als ihre größte Aufgabe angeſehen haben, reaktionär zu ſein, kamen den nationalliberalen Wün⸗ ſchen nach einer Verſchlimmbeſſerung des Wahlrechts im plutokratiſchen Sinne entgegen, und da zeigte ſich des Reiches Kanzler und Preußens Miniſterpräſident noch viel reaktionärer, als diejenigen, die ſtolz darauf ſind, als reaktionär verſchrien zu werden. Er zeigte, daß er auch anders kann; die Zugeſtändniſſe an die Nationallibe⸗ ralen waren ihm noch nicht weitgehend genug, und ſo erklomm er am Donnerstag den Gipfel der Inkonſequenz, indem er für das Zuſtandekommen der Vorlage die An- nahme eines Antrages Schorlemer zur Grundbedingung mackte, der verlangt, die Gemeindedrittelung für alle Gemeinden bis zu 10 000 Einwohnern, für Gemeinden von 10—30 000 Einwohnern zwei Drittelungsbezirke, für größere Gemeinden einen weiteren Drittelungsbezirk auz jede angefangenen 20000 Einwohner. Alſo mal ſo, maf ſo, gerade„wie's trefft“! Dieſer neuerliche Beweis ſeiner Inkonſequenz war aber Herrn von Bethmann⸗Hollweg noch nicht überzeu⸗ gend genug, er gab noch eine zweite Probe; die war aber auch nicht„von Pappe“. Die Vorlage ſoll beileibe nickt ſcheitern, denn die„königliche Staatsregierung ſieht in einem negativen Ergebnis eine ſckwere Schädigung der Intereſſen des Landes“. Alſo, der Miniſterpräſident betrachtet das Nichtzuſtandekommen des Wahlrechtsgeſetzes als eine ſchwere Schädigung der Intereſſen des Landes, was ihn aber nicht abhält, mit aller Gewalt darauf hinzuarbeiten, daß die Vorlage in der Verſenkung ver⸗ ſchwindet. Wenn wir nämlich einſtweilen keine Aende⸗ rung des Wahlrechts bekommen, wenn all die mühſame Arbeit der letzten Wochen ausläuft wie das Hornberger Schießen wenn all die Erregung und die bitteren Par⸗ tei⸗ und Preßfehden in blauen Dunſt verfliegen, dann haben wir das einzig und allein dem Herrn Miniſter⸗ präſidenten zu verdanken, der nur nicht den Verdacht aufkommen laſſen will, daß er in Konſequenzen macht. Er ſchiebe nur ſpäter nicht das Centrum als Karnickel vor! Sofort als ſich bei den intereſſierten Gruppen und der Regierung die erſten Anzeichen dafür bemerkbar machten. daß man die unter großen und ſchweren Opfern Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. 277(Nachdruck verboten.) „O doch, leider immer noch viel zu viel— Sie haben es ja ſelbſt erfahren. Meiſtens fallen ihnen freilich arme beeren⸗ ſuchende Kinder zum Opfer, die mit bloßen Füßen durch das Unterholz laufen oder unverſtändig mit der ungeſchützten Hand zufaſſen.“ „So wie ich zum Beiſpiel“, ergänzte Bergen lachend.„Ja, es war ein recht knabenhafter Streich von mir, das muß ich ſelbſt eingeſtehen! Aber man denkt eben in dieſem deutſchen Waldesfrieden nicht daran, daß einen ſein Schickſal auch bier erreichen kann— ja, wenn man in Guatemala iſt oder in einem anderen tropiſchen Lande—“ Lola ſah erſtaunt auf. „Wie kommen Sie gerade auf Guatemala?“ fragte ſie frappiert. Bergen lachte wieder. „Ach, das Wort kam mir eben ſo über die Lippen, wohl weil ich neulich verſchiedenes darüber gebört habe. Ich fuhr am Morgen des Tages, der mich nach Walddorf brachte, eine kurze Strecke auf der Eiſenbahn mit einem Herrn zuſammen, der jahre⸗ lang drüben geweſen war. Er erzählte ganz intereſſant von den dortigen Verhältniſſen.“ „Den Namen dieſes Herrn wiſſen Sie wohl nicht zufällig?“ „Doch, gnädiges Fräulein; es war ein Herr von Radeck, ein ehemaliger Offizier.“. „Georg von Radeck!“ rief Lola, lebhaft die Hände zuſammen⸗ ſchlagend.„Wie mich das freut! Er iſt alſo glücklich wieder bier! Nicht wahr, Sie irren ſich doch nicht? Aber das iſt ja nicht moͤglichl „Ob der Herr Georg mit Vornamen heißt, weiß ich leider nicht“, ſagte Herr von Bergen ſehr ſteif. Seine Begleiterin war ja plötzlich Feuer und Flammel „O, er muß es ſein“, fuhr Lola eifrig fort:„es ſtimmt jo alles. Ich bin ſo froh. daß er die Reiſe glücklich überſtanden hat— nur eins tut mir leid!“ „Und das wäre?“ Sie lachte etwas verlegen. „Ach, Sie kennen die Verhältniſſe nicht. Ich hatte gehört, daß die Frau ſeines Kompagnons eine reizende, jüngere Schweſter bei ſich habe, da hatte ich gehofft, er würde ſich eine junge Frau von drüben mitbringen!“ „Und das hätte Sie ſo gefreut?“ „Aber natürlich— wir ſind ja alte Freunde noch aus der Kinderzeit her“, rief Lola lebhaft.„Und dann ſtand er auch eine Zeitlang in meines Vaters Regiment——“ Sie ſchwieg plötzlich, biß ſich auf die Lippen und wandte den Kopf ſeitwärts. „Ihr Herr Vater lebt nicht mebr?“ fragte Bergen ſanft, der ihr Verſtummen und Abwenden unrichtig deutete. „Er ſtarb vor bald vier Jahren ganz plötzlich“, ſagte Lolo mit halberſtickter Stimme:„das wilde junge Pferd, das er ritt ſcheute vor einem Brückenpfeiler und ſchleuderte ihn in den tiefen Graben— er wurde uns tot ins Haus getragen!“ Sie hatte lebhaft, halb unbewußt, geſprochen. Jetzt wandte ſie ſich ſchnell um und ging haſtig, ohne aufzuſehen, in trübe Gedanken verſunken, weiter. Bergen ehrte ihr ſchmerzliches Erinnern durch Schweigen. Er verſank gleich ihr in Nachdenken— Aſtier! Oberſt Aſtier! dachte er: den Namen habe ich noch nie gehört— nun, ich bin allerdings auch nicht ſehr bewandert in der Rangliſte! Alſo ihr Vater war Offizier— nach ſeinem plötzlichen Tode die Ver⸗ hältniſſe gewiß ſehr armſelig— und ſie wurde dann in ein Damenſtift aufgenommen— ſprach nicht die alte Franzöſin einmal davon? Dies ſüße Geſchöpf in einem Fräuleinſtift zwiſchen alten. verbiſſenen Weibern! Schrecklicher Gedanke! Er vertiefte ſich ſo darin, daß er faſt erſchrak, als ſeine Begleiterin ſtehen blieb und ihn anredete. „Muß nicht bald die Wegteilung kommen?“ fragte ſie;„wir ſind doch ſchon ſehr lange gegangen, dünkt mich!“ „Darauf habe ich, offen geſtanden, nicht genau geachtet!“ ſagte Bergen ein wenig erſchrocken.„Aber wir müßten es doch wohl gemerkt haben, wenn ein Weg rechts abbog. Nein, ſehen Sie, gnädiges Fräulein, hier kommt er erſt!“ In der Tat öffnete ſich rechts ein ſchmaler Waldweg, in den ſie, ohne zu zögern, einbogen und haſtig weiter ſchritten. Aber das Abendrot war längſt verglüht, die lange Dämmerung des Sommerabends ſenkte ſich immer tiefer— Dr. Lüders mußte ſich mit den zehn Minuten Weges bis zum Ende des Waldes doch geirrt haben— ſie gingen jetzt bereits weit über eine Viertel⸗ ſtunde auf dem angewieſenen Wege, und noch lichteten ſich die Bäume nicht. „Wir werden uns doch nicht verirrt haben?“ meinte Lola endlich, zögernd ſtehenbleibend. „Hoffentlich nicht— ich würde mir ja ſonſt die bitterſten Vorwürfe machen müſſen“, verſetzte Bergen heiter.„Und was noch ſchlimmer wäre: Sie würden jedes Vertrauen zu mir ver⸗ lieren und ſich künftig nie mehr einem ſo unzuverläſſigen Führer anvertrauen wollen. Aber nein, da vor uns wird es heller, wir ſind auf dem richtigen Wegel“ Heller wurde es allerdings vor ihnen, und jetzt lichteten ſich die Bäume völlig. Sie traten auf einen freien, nur vom Moos des Waldbodens bedeckten Platz heraus— aber nicht das fried⸗ liche Walddorfer Tal lag vor ihnen, ſondern jenſeits der Wald⸗ wieſe erhoben ſich dunkeldrohend die Ruinen des alten Kloſters — ſie wußten jetzt, wo ſie waren. Doch die Erkenntnis half ihnen nicht viel, denn ſie waren ſich nur klar darüber, daß ſie faſt eine Stunde von Walddorf entfernt waren, nicht aber über den Weg, den ſie dahin einzuſchlagen hatten— bei ihrem früheren Beſuch der Ruinen hatte Dr. Lüders den Führer gemacht und die andern drei nicht auf den Weg geachtet. (Fortſetzung folat.) des Centrums errungene Centrum immer wieder 1 ſeiner Ausſchaltung iſt. dent den Herren, die durch liberalen der Vorlage das anderes beabſichtigen ſie Finger, nein, er wirft ih hinausgehen. aber beitet er kräftig an ihrer Die Inkonſequenz des niemanden mehr Freude im preußiſchen Herrenhau ſind konſequent! 1 daß lage eingebracht hat,„der nen Triebe“, nur damit ein kommt. Der nerstag herausklang, war „gut preußiſch“! blicklichen Stand der dann wird in der Parxis nicht doch wenigſtens einigermaßen erträglich machten, kalten Blutes in die Wolfſchlucht zu werfen beabſichtigte, da hat das betont, daß ein Umfriſieren der Vorlage nach national⸗ liberalem Geſchmack für das Centrum gleichbedeutend mit Trotzdem reicht hin, indem er Forderungen ſtellt, die über ihre Er will alſo nicht, daß die um zu beweiſen, daß Ton, der aus der Herrenhausdebatte am Don— machen überhaupt kein neues Wahlgeſetz, mögen der Mi— niſterpräſident und das Abgeordnetenhaus ſehen, wie ſie mit dem preußiſchen Volke fertig werden; wir bleiben enn es ſo kommt, und das iſt nach dem augen⸗ Dinge gar nicht unwahrſcheinlich, der Miniſterpräſident vielleicht die Gelegen- heit ergreifen, ſeinen Philoſophenmantel umzuhängen und tiefgründig darüber nachzudenken, n Vorteile des Geſetzes, die es ind mit dem größten Nachdruck der Miniſterpräſi⸗ Zugeſtändniſſe an die National⸗ Genick brechen möchten— etwas nicht— nicht nur den kleinen nen freiwillig die ganze Hand Wünſche Vorlage ſcheitert. er nicht konſequent iſt, ar— Vernichtung. Herrn Miniſterpräſidenten haf bereitet, als den„Erlauchten“ ſe. Sie ſagen ſich— denn ſie der Miniſterpräſident die Vor⸗ Not gehorchend, nicht dem eig— neues Wahlrecht nicht zu ſtand⸗ auf den Refrain geſtimmt: Wir f ob man mit Konſequenz weiter kommt. Voliliſche frage. Wie die wiederholt ſeine Sympath daß die Verfaſſungsfrage Anſicht vertreten, daß das ſelber beſorgen ſolle. könne; er, der Kaiſer, w Lothringen bleiben. Das faſſung beibehalten werden (—) Zum international mit Kraftfahrzeugen worden. mit Kraftfahrzeugen vom 2: Der Kaiſer zur elſaß⸗lothringiſchen Verfaſſungs⸗ 1„Straßburger ſoll ſich der Kaiſer anläßlich ſeiner Anweſenheit in Straß⸗ burg zu ſeiner Umgebung auch giſche Verfaſſungsfrage geäußert Ausdruck gebracht und ſeine Freude darüber ausgeſprochen, Ueber die habe ſich der Kaiſer dahin ausgeſprochen, daß von der Errichtung einer neuen Dynaſtie keine Rede man könne infolgedeſſen wohl annehmen, daß der jetzige Statthalter von Elſaß⸗Lothringen auch Verordnung über den internationalen Verkehr Das internationale Abkommen über den Verkehr von Deutſchland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Oeſterreich-Ungarn. Bulgarien. Spanien und Monako Rund ſchau. Neue Zeitung“ mitteilt, über die elſaß⸗lothrin⸗ haben. Der Kaiſer habe ie für Elſaß-Lothringen zum in Fluß komme. Er habe die Land ſeine eigenen Geſchäfte Form der Verfaſſung ſein erde Landesherr von Elſaß⸗ genannte Blatt fügt hinzu, in der neuen Ver⸗ ſoll. en Kraftfahrzeugverkehr. Eine iſt vom Bundesrat beſchloſſen Oktober vorigen Jahres iſt ratifiziert worden. Nachträglich iſt auch Rußland dieſem Abkommen beigetreten. Für dieſe Staaten tritt daher das Abkommen bereits am 1. Mai d. J. in Kraft. Zu ſeiner Ausführung hat der Bundesrat eine Verordnung erlaſſen, welche nunmehr endgiltig den Grenzverkehr für Kraftfahrzeuge regelt. () Zur Frage der liner Blätter mit, daß zwiſchen der preußiſchen Schiffahrtsabgaben teilen Ber⸗ nach längeren Verhandlungen und der ſächſiſchen Regierung über den Entwurf betr. die Ein führung von Schiff⸗ fahrtsabgaben durch das Entgegenkommen der preu⸗ ßiſchen Regierung gegenüber den ſächſiſchen Wünſchen eine Einigung erzielt worden iſt, die ſich in der Hauptſache auf eine Ermäßigung gewiſſer für das Königreich Sach— ſen in Betracht kommender Gütertarife, auf die Staffe— lung der Schiffahrtsabgaben und auf den demnächſtigen Ausbau der oberen Saale durch den Elbſtrombauver⸗ band bezieht. Infolge dieſer Zugeſtändniſſe hat die ſäch⸗ ſiſche Regierung ſich bereit erklärt, für den ſolcherart abgeänderten Geſetzentwurf im Bundesrate zu ſtimmen.— Die Frage wird aber trotzdem wohl ſcheitern, da Oeſter⸗ reich bekanntlich auf die freie Schiffahrt auf der Ober⸗ elbe nicht verzichten will. 510 Es war einmal! Die„Schleſ. Volksztg.“, das Hauptorgan des Centrums in Schleſien, ſchreibt:„Der freiſinnige Kandidat für Jauer⸗Landshut-⸗Bolkenhain, Ge⸗ heimer Regierungsrat, Oberbürgermeiſter a. D. Büchte⸗ mann, hat in verſchiedenen Verſammlungen am Samstag, Sonntag und Montag im Wahlkreiſe ſein Programm entwickelt. Mit großer Schärfe wandte er ſich gegen Konſervative und Sozialdemokraten. Das Centrum kam ſehr glimpflich davon. Herr Büchtemann will augenſcheinlich, um mit dem freiſinnigen Muſteragitator Kopſch zu ſprechen,„die Centrumsſchafe“ für die Stich⸗ wahl einfangen. Möge er ſich da nur nicht verrechnen. Die Zeiten ſind vorbei.“ Die Linksſchwenkung der Nationalliberalen ſoll an⸗ ſcheinend demnächſt offiziell vollzogen werden. Wie das „Berliner Tageblatt“ hör“, haben zwiſchen Vertrauens männern der fortſchrittlichen Volkspartei und der national⸗ liberalen Partei Beſprechungen ſtattgefunden, die auf ein gemeinſames Vorgehen bei den nächſten Reichstagswahlen hinzielen. Die Zweigorganiſatio⸗ nen beider Parteien ſollen erſucht werden, ſich möglichſt ſchon jetzt über die Kandidaturen zu einigen und ſich zu dieſem Zweck mit den Zentralkeitungen in Verbin⸗ dung zu ſetzen.— Wir wünſchen den Herrſchaften guten Erfolg! Parlamentariſches. 7 Ein Antrag Schmidt⸗Warburg(Ctr.) in der Juſtiz⸗ kommiſſion zu der Strafrechtsnovelle im Sinne beſſeren Schutzes des Beichtgeheimniſſes bei der Zeugenver⸗ nehmung wurde von der Mehrheit lehnt, aber durch ſetzt. ? Aus der Luft gegriffen. Wie die„Anklamer Ztg.“ von zuſtändiger Seite hört, iſt die Meldung der„N. B. K.“, wonach der Präſident des Reichstags, Graf Schwerin ⸗L6 witz, beabſichtige, nach Beendigung der diesjährigen Seſſion des Abaeordnetenhauſes ſein Mandat der Kommiſſion abge⸗ eine ſtark abgeſchwächte Reſolution er⸗ lur den Landtag wegen ueverburoung niede zulegen, vol⸗ ſtändig aus der Luft gegriffen. 2 Die Erſatzwahl im zweiten heſſiſchen Reichstags⸗ wahlkreiſe(Friedberg⸗Büdingen) iſt nach einer amtlichen Mitteilung auf Mittwoch, den 6. Juli, feſtgeſetzt worden. 9 Er will nicht abdanken. Wie der„Poſtemp“ mit⸗ teilt, hat der in Poſen gewählte polniſche demokratiſche Abg. Nowiceki dem Provinzialwahlkomitee die Er⸗ klärung zugehen laſſen, daß er auf die auf ihn ge⸗ fallene Wahl unter keinen Umſtänden verzich⸗ ten werde. Dagegen ſtelle er ſich zur Verfügung des Provinzialwahlkomitees bezw. einer von dieſem einzube⸗ rufenden Delegiertenverſammlung, von der er indeſſen die Genehmigung ſeiner Kandidatur und die Aufnahme in die polniſche Fraktion erwarte. Heer und Marine. § Aufſtieg des„M. 3“. Der Luftkreuzer„M. 3“ unternahm am Donnerstag eine anderthalbſtündige Fahrt, wobei nur über dem Tegeler Schießplatz gekreuzt wurde. Dieſer Aufſtieg, den Major Sperling und Oberingenieur Baſenach leiteten, war als Probefahrt für die auf Don⸗ nerstag nachmittag nach Dresden projektierte Fernfahrt gedacht. Die Landung erfolgte glatt um 11 Uhr vor⸗ mittags.— In Köln iſt ebenfalls am Donnerstag der Militärballon„P. 2“ zu einer Dauerfahrt unter Führung des Hauptmanns von Abereron und des Ingenieurs Ebersbach aufgeſtiegen und hat die Richtung Aachen ge— nommen. Zur Kataſtrophe des 8. 2%. (0) Generalleutnant Freiherr von Lyncker, Inſpek⸗ teur der Verkehrstruppen, Major Groß, Kommandeur des Luftſchifferbataillons, und Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Herageſell ſind am Mittwoch nachmittag beim Kaiſer auf Schloß Urville eingetroffen. Die Urſache der Kataſtrophe von Weilburg wird in einem Artikel der„Kölniſchen Zeitung“ darin geſucht, daß der„Z. 2“ noch zu geringe Eigengeſchwindigkeit beſäße, die nur 12,5 Sekundenmeter betrage. Schuld wäre nicht das ſtarre Syſtem. Die Geſchwindigkeit laſſe ſich aber ſteigern;„Z. 3“ habe bei ſeinen Flugver⸗ ſuchen mit drei Motoren bereits fünfzehn Sekundenmeter erreicht. Ein ganz modernes Zeppelinſchiff wäre ſchon in dem Augenblick in Köln geweſen, als man ſich in Limburg zur Landung entſchloß. Graf Zeppelin ſelbſt ſei nach dieſer Richtung hin tätig, ſeine Ballons immer mehr zu vervollkommnen. Zu einem ganz anderen Reſultat kommt bei der Er— örterung über die Frage, wen die Schuld an dem Un⸗ fall trifft, die„Rhein.⸗Weſtf. Ztg.“. Sie ſchreibt: Wir möchten die Frage zur Erörterung ſtellen, ob nicht eben durch menſchliche Schuld der Anſtoß zur Kata⸗ ſtrophe gegeben worden iſt. Es heißt, daß der Kaäiſer die drei Luftſchiffe in Homburg beſichtigen wollte, ein neuartiges militäriſches Schauſpiel zu genießen gedachte. Die Meteorologen aber warnten, ſie lehnten die Ver⸗ antwortung ab. Selbſt die Kölner Luftſchiffachleute waren voller Bedenken. Hatte unter ſolchen Umſtänden der oberſte militäriſche Leiter des Luftſchiffweſens nicht die Elegante Facons! ee ee e Spezial- Abteilung fur Herren- und Knaben-Konfection Tadell Chice Herrenanzii moderne Farben in Streifen und Karos —— Spezial-Abteilung für 1 Und Kinder-Konfection OSe Passform! ge 11* 17* 2 1 Orosses Lager in Bauchgrössen Streng feste Preise Zuvorkommenste Bedienun!! klegante Herren-Anzüge feine Modefarben, I- und II-reihige Facon 33˙⁰ 38 Grosses Lager fur schlanke Herren 0⁰ 4. 5 5⁰⁰ gediegen gearbeitet Die besseren Preisla gen in Herren-Anzügen sind auf Leinen u. 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Mannheim eee— Sonntag bis 7 Uhr abends geöffnet! gira nachmiting Verpflichtung, dieſe Sorgen ſeinem höchſten Kriegsherrn vorzutragen? Der Kaiſer konnte unmöglich wollen, daß wertvolles Gut der Armee in eine große Gefahr ge⸗ bracht wurde, wobei ſogar Menſchenleben vernichtet werden konnten. Obendrein trat ja die weitaus größere Gefahr einer Diskreditierung unſerer Luftſchiffahrt vor dem Aus⸗ kand ein. Der geldliche Schaden allein iſt ſelbſt beim vollſtändigen Verluſt eines Luftkreuzers leicht zu ver⸗ ſchmerzen. Der Kaiſer, der ſämtliche Luftſchiffſyſteme ſchon geſehen hatte, würde, ſo zweifeln wir nicht, auf ernſt⸗ liche Vorſtellungen ſeines Generals von der Parade Ab⸗ ſtand genommen haben. Hat dieſer ſolche nicht gewagt, war für ihn ein Wunſch unumſtößlicher Befehl, ſo können wir das nur als Ausdruck eines Byzantinismus anſprechen, den wir ſehr bedauern müſſen. Uns ſcheint weiter, als habe man neben der Nichtachtung großer Gefahren auch durch Unterlaſſung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen das Luftſchiff gefährdet. In den Inſtruktionen für unſere Militärluftſchiffer müßte un⸗ bedingt eine Beſtimmung enthalten ſein, nach der bei einer Landung ein Teil der Bedienungsmannſchaft als Wache in den Gondeln zurückzubleiben hat. Das iſt eigentlich ſo ſelbſtverſtändlich, daß man ſich über das Gegenteil wundern ſollte. Würden ſtets nach der Landung in der vorderen und hinteren Gondel je ein Motor- führer und außerdem ein mit der Bedienung der Steuer- apparate vertrauter Beamter in der Gondel geweſen ſein, ſo würde„Z. 2“ nach menſchlichem Ermeſſen nicht ge⸗ ſcheitert ſein. Ein falſcher Zeppelin. Die Meldung, Graf Zeppelin ſei an der Unfallſtelle in Weilburg eingetroffen, beruhte, wie ſich jetzt heraus⸗ ſtellt, auf einer Perſonenverwechſelung, die zu ergötz⸗ lichen Szenen führte. Es handelte ſich um einen Doppel⸗ gänger Zeppelins, der, in blauer Joppe mit Luftſchiffer⸗ mütze, eine getreue Kopie des alten Grafen abgab. Er entſtieg elaſtiſchen Schrittes dem Zuge und begab ſich unter ſtändigen Hochrufen der Menge von Limburg nach Weilburg zur Unfallſtelle. Das Hochrufen wollte kein Ende nehmen, nur reagierte der vermeintliche Graf nicht darauf. Als aber der Bürgermeiſter von Weilburg an⸗ hub, ihn offiziell zu begrüßen, trat er raſch vor und ſagte dem verblüfft dreinſchauenden Stadtoberhaupt, er ſei ein Realſchuldirektor aus Wiesbaden! Die Menge verharrte unterdeſſen dabei, daß ſie Graf Zeppe⸗ lin vor ſich habe, der inkognito unter ihnen weile und nicht erkannt ſein wolle. Man beſtürmte ihn mit Fragen und brachte ihm unaufhörlich Ovationen dar, um ſo mehr, als der Bürgermeiſter ihn herumführte und ihm den Verlauf der Bergungsarbeiten zeigte. Dieſe ſind übrigens ſo weit vorgeſchritten, daß das Gerippe bis ſpät abends völlig demontiert war. Die Aufräumungsarbeiten dürften heute, Freitag, beendet ſein. *** Der in Köln am Mittwoch ſtationierte Parſevalballon unternahm abend gegen 7 Uhr eine wunderbare Schleifenfahrt über Köln und landete kurz darauf in der Ballonhalle. Aus Stadt und Land. ** Prämien für Vogelſchutz. Der Bund zur Er⸗ haltung der Naturdenkmäler hat für die Schonung von ſeltenen Vögeln und deren Nachwuchs Prämien aus⸗ geſetzt, die an Förſter, Jäger und Jagdaufſeher vergeben werden ſollen, die durch Atteſt der Forſtbehörde oder des Jagdbeſitzers nachweiſen können, daß von ihnen der Schutz der Vögel während der Horſt- und Brutzeit wirkſam durchgeführt worden iſt. Die Vögel, die in Betracht kommen, ſind: Steinadler, See- und Fiſchadler, Schrei⸗ adler, Lämmergeier, Weißkopf⸗ und Kuttengeier, Uhu, Wanderfalke, Zwergfalke und Baumfalke, ferner der 33werghabicht, der Eisvogel, die Bachamſel, der Kranich, der ſchwarze Storch, der Kormoran, der Silber⸗, Edel-, Löffel⸗ und Graureiher, die Rohrdommel und die Mandel⸗ krähe. Die Prämien werden beſonders dort gewährt, wo die Arten infolge ihrer Seltenheit der Ausrottung nahe ſind; ſie beſtehen aus barem Gelde und aus Aner⸗ kennungsdiplomen. Die Hülle des Ballons„„Delitzſch“, der, wie wir berichteten, mit ſeinen vier Inſaſſen in der Nacht zum 17. April durch Blitzſchlag verunglückte, iſt jetzt am Ab⸗ hange des Trimberges aufgefunden worden. Sie wurde an den Bitterfelder Verein für Luftſchiffahrt, den Eigentümer des Ballons, geſandt. An der Unfallſtelle ſelbſt war ſeinerzeit außer der Gondel nur ein kleiner Teil der Hülle geborgen worden. * Gattenmord in Poſen. In der Nacht zum Donners⸗ tag wurde die 36 Jahre alte Joſefa Knoll in Poſen von ihrem Manne nach voraufgegangenem Streite durch zahl⸗ reiche Meſſerſtiche ermordet. Der Mörder wurde verhaftet. 15 f ** Im Dampfbad erſtickt. In Karlſtadt(Unterfranken) hat die Fahrläſſigkeit eines Badewärters einem Ba⸗ denden das Leben gekoſtet. Der Arbeiter Werner nahm auf ärztliche Verordnung ein Dampfbad; als er in dem Kaſten ſaß, vergaß der Wärter, rechtzeitig den Dampf ab⸗ zuſtellen. Als er endlich auf die Hilferufe des Einge⸗ ſchloſſenen hinzukam, war es zu ſpät. Werner kämpfte bereits mit dem Tode. ** Sturmſchäden in der Oſtſee. Die heftigen Weſt⸗ ſtürme der letzten Tage haben in der Oſtſee und den dä⸗ niſchen Gewäſſern mehrere Schiffs unfälle herbeige⸗ führt, die mit dem Verluſt von Menſchenleben verbunden waren. Der Schiffer Lebbien aus Wollin kenterte in der Nähe von Stralſund mit ſeiner Jacht und ertrank. Frau und Kind, die mit an Bord waren, und die übrige Beſatzung wurden gerettet.— Der Fiſcherkutter„Ju⸗ dith“ ſchlug im Kattegat voll und ſank. Drei Fiſcher ertranken, ein vierter wurde gerettet.— Der Fiſcher Leuning aus Eggeroe ertrank infolge Kenterns des Bootes mit ſeinem Sohn. Verhaftung eines Mädchenhändlers. Auf der hol⸗ ländiſchen Grenzſtation Oldenthal erregten zwei deutſche Mädchen im Alter von 20 bis 23 Jahren Aufſehen, ſo daß ſich die Polizei ihrer annahm. Die Mädchen geben an, von einem unbekannten Mann, den ſie in Düſſeldorf getroffen hatten, mik Reiſegeld nach Amſterdam verſehen worden zu ſein, wo er ſie von der Zentralſtation Hauptbahnhof abholen wollte, um ihnen eine Stellung zu verſchaffen. Als der betreffende Mann nun wirklich erſchien, wurde er verhaftet. Er verwei⸗ gert jede Auskunft über ſeine Perſon. Man nimmt an, daß man es mit einem internationalen Mädchen⸗ händler zu fun bat * Ein ſchweres Automobilunglück. Ein Automobilunglück ereignete ſich Mittwoch morgen nach einer Meldung der„Kleinen Preſſe“ auf der Staatsſtraße zwiſchen Niederingelheim und Gaualgesheim. Das mit drei Aerzten beſetzte Automobil des praktiſchen Arztes Dr. Marx⸗Niederingelheim wollte einem Fuhrwerk aus⸗ weichen und geriet infolge falſcher Steuerung auf den Fußſteig. Dabei erfaßte das Auto eine Frau und ſchleu⸗ derte dieſe in den Straßengraben. Die Frau wurde le⸗ bens gefährlich verletzt, ebenſo die Inſaſſen, die herausgeſchleudert wurden. „ Mordverſuch eines tollwütigen Kolonialſoldaten. In Toulon wurde ein Soldat vom vierten Kolonialregi⸗ ment, als er Poſten beim Fort Malbousgquet ſtand, von plötzlicher Tollwut ergriffen. Er ſtürzte ſich mit ge⸗ fälltem Bajonett auf einen Seeoffizier, den er ohne Ein⸗ greifen des Nachbarpoſtens getötet hätte, und mußte ge⸗ knebelt ins Spital tranportiert werden. In der Grube begraben. In der Tyngbedw⸗Grube in Wales ſind 500 Arbeiter durch den Zuſammenbruch einer Windmaſchine eingeſchloſſen. Der Schacht, in dem die Bergleute eingeſchloſſen ſind, iſt durch zwei mit Kohle gefüllte Förderkörbe infolge des Bruches des Förder⸗ kabels verſtopft. Man iſt jetzt damit beſchäftigt, in einem zwei Kilometer entfernten bereits verlaſſenen Schacht einen proviſoriſchen Förderſtuhl anzubringen und unter der Erde mit den Eingeſchloſſenen Verbindung zu ſuchen. ** Doppelflug von London nach Mancheſter. Graham White und Paulhan haben am Mittwoch beide in London den Flug um den 200 000 Mark⸗-Preis angetreten, ſie mußten jedoch des ſtarken Windes wegen den Start auf den ſpäten Nachmittag verſchieben. White machte nach⸗ mittags einen Probeflug zu Wormwood Serubbs, kam aber ſofort wieder zur Erde nieder, da der Aeroplan im Winde aufs bedenklichſte kippte und ſchaukelte. Eine Zuſchauermenge von 20 000 Perſonen hatte ſich einge⸗ funden und benahm ſich höchſt ordnungswidrig. Sie durchbrach die polizeilichen Barrieren und lief direkt in Whites Kurs, ſo daß dieſer beim Landen nur mit Mühe eine Kataſtrophe vermied. Nachdem der Wind ſich ge⸗ legt hatte, brach Paulhan um 5 Uhr 20 Minuten nach Mancheſter auf. Er ſagte vergnügt zu ſeiner Gattin„Au revoir, Cherie!“, und flog nach Hapſtead zu und dann zurück in der Richtung nach Mancheſter. Graham White hörte, nachdem er eine Stunde im Pavillon-Hotel ge⸗ ſchlafen, daß Paulhan aufgebrochen war. Er lief ſofort zu ſeiner Garage und flog fünf Minuten darauf, um 6 Uhr 32 Minuten, ab. Ein Extrazug folgte Paulhan mit deſſen Gattin und Freunden nach. Nach Zurückle⸗ ſchweres gung von 120 Meilen landete Paulhan 8 Uhr 10 Mi⸗ nuten bei Lichfield; White landete bei Roada. Er flog von Northampton zurück, wohin er ſich wahrſcheinlich im Dunklen verirrt hatte. Die Diſtanz London— Mancheſter, die 184 Meilen beträgt, muß innerhalb 24 Stunden zurückgelegt ſein. Es ſind höchſtens zwei Zwiſchenlandung geſtattet.— Nach der Zwiſchenlandung iſt Paulhan am Donnerstag in früher Morgenſtunde wieder aufgeſtiegen und nach einer Fahrt von einer Std. und 21 Min. in Mancheſter glücklich gelandet.— Der weniger vom Schickſal begünſtigte Konkurrent Paulhans, Graham White, hat wegen Motordefektes den Flug nach Mancheſter nicht fortgeſetzt. * Der Kameelritt des Bettlers. Das Bettlergewerbe hat in Paris noch immer einen goldenen Boden. Von den legendären Blinden des Pont des Arts bis zu den bettelnden Hausbeſitzern reicht eine ganze Kette von Leuten, die ſich durch die leichtgläubige Mildtätigkeit ihrer Zeitgenoſſen mehr oder weniger bereichert haben. Am Montag ſah man ſogar einen Bettler, der die verkehrs⸗ reichſten Straßen von Paris auf dem Rücken eines Kamels durchſtreifte, um Almoſen zu erbetteln. Ein Schutzmann ertappte ihn dabei auf friſcher Tat und wollte ihn verhaften, aber der Mann gab ſeinem Kamele die Sporen und ſauſte eilends davon. Nach einer langen vergeblichen Jagd mußte der Schutzmann die Verfol⸗ gung aufgeben, da ſeine Lungen mit denen des Wüſten⸗ ſchiffes nicht konkurrieren konnten. Der gutmütige Bettler ſtellte ſich jedoch freiwillig dem Zuchtpolizeigericht, nicht ohne Stolz ſeinen Streich erzählend. Er wurde zu 100 Frank Buße verurteilt, die er natürlich nie zahlen wird. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. In Windsheim in Mittelfranken hat ſich ein 12⸗ jähriger Knabe erhängt, weil die Mutter ſeine Tauben⸗ liebhaberei nicht duldete. Der Vater des Knaben hat ſich vor eineinhalb Jahren ebenfalls erhängt. a Im Rhöngebirge herrſcht heftiges Schneegeſtöber. Die Berge ſind bis unten ſchneebedeckt. — Herne, 28. April. In einem Anfall von Ver⸗ folgungswahn hat ſich der Landwirt Dietrich Fleige aus dem Fenſter ſeiner Wohnung in den ſogenannten Ententeich geſtürzt und dort den Tod gefunden. Fleige hat vor einigen Wochen einen Prozeß, den er mit einer hieſigen Zeche führte, verloren; er litt ſeit dieſer Zeit an Verfolaunasmahnſinn. —* Verantwortlich für die Redaktion: Wil helm Bingener, Viernheim Einkauf eines Anzuges von Mk. 20.— an, Glockenform etc. „,, t II, ee ee % I n e , i e ,,, jetzt 15 sonst 5 jetzt* jetzt 18 sons! 4⁵⁰ jetzt— jetzt 3 sonst* jetzt 9⁵⁰ Knaben- Anzüge Leibchen-Hosen NMX. NN AK NT Haupt-Treffer in der Maimarkt- Lotterie konnen Sie event. machen, denn Samstag und Sonntag verschenke ich anlässlich der Messe bei Maimarkt-Los.— Ausserdem Grosse Preis- Ermässigung Herren-Anzüge= die letzten Neuheiten der Mode, herrliche Farben, eleganter Schnitt, Jünglings- Anzüge billiger. Herren-Hosen Sommer-Leinen- u. 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