iernhei Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag b mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u.„Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. Perhreitefle und geleſenſte Zeitung am ſieſgen Plate, daher beftes und 80 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn: durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſp altige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die ⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Telephon⸗Nr. 20. wirkungsvolles Jnſertions- Organ. Gegründet 1884. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim.— Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nr. 32. Wochenrundſchau. Nervöſe Wochen haben wir hinter uns, nervöſe Wochen ſtehen uns bebor. Die Form, in der die preu⸗ kiſche Wahlrechtsoborlage im Hauſe der edlen und erlauch⸗ ten Herren verabſchiedet worden iſt, hat mit einem Schlage die ganze politiſche Situation geändert. Das Centrum iſt in die Oppoſition eingerückt, weil es die Verſchlechterung des Wahlrechts, die durch die beſchloſſene Drittelung in größeren Bezirken herbeigeführt worden iſt, nicht mit⸗ machen konnte. Das hat eine gewaltige Nervoſität her⸗ vorgerufen, denn das Schickſal der Vorlage iſt äußerſt ungewiß geworden. Allenthalben hört man die Frage: Wird ſich eine neue Mehrheit zuſammenfinden, eine Mehr heit, die dem verkrackten Block im Reiche entſprechen würde? Beſtimmtes läßt ſich darüber einſtweilen noch nicht ſagen; die einzelnen in Betracht kommenden Par⸗ teien ſind emſig dabei, ihre Fühler auszuſtrecken. Die Konſervativen ſind anſcheinend in zwei Lager getrennt; auf der einen Seite möchte man den Nationalliberalen die Hand reichen, während man auf der anderen Seite in der Erinnerung an die gegenſeitige Verärgerung der letzten Jahre eine Ausſöhnung ablehnen möchte. Die ein⸗ zige Partei, die mit rührender Sehnſucht eine Neuauf⸗ lage des Bülow⸗Blocks offen herbeiwünſcht, iſt die natio⸗ nalliberale Partei. Die iſt an Umfälle ſo gewöhnt, daß ſie leichten Herzens ihre ſogenannten Grundſätze über Bord wirft. Die Freikonſervativen halten ſich noch zurück, ſind aber augenſcheinlich auch„blockreif“. Von den Kon⸗ fervativen hängt alles ab, und die nächſten Tage werden die Entſcheidung darüber bringen, ob die nationalliberale Blockſehnſucht geſtillt werden wird.— Bedeutend ruhiger ging es im Reiche zu. Die Reichswertzuwachsſteuer be⸗ ſchäftigte unſere Reichsboten, die bei den prinzipiellen Fragen dieſer Steuer eine ſeit langem vermißte Einigkeit zeigten. In Oeſterreich⸗Ungarn hat es ſich in der vergange- nen Woche wiederum gezeigt, daß die chriſtlich⸗ſoziale Idee im Volke feſten Fuß gefaßt hat, und daß der Liberalis⸗ mus im Abflauen begriffen iſt. Die Wahlen zum Ge⸗ meinderat der Stadt Wien haben das Ergebnis, daß die Chriſtlich⸗Sozialen alle bisherigen Sitze behauptet und den Liberalen noch einen abgenommen haben. Mit der „Wiedereroberung Wiens“ durch die Liberalen hat es alſo gute Wege, und dieſes Reſultat iſt als ſolches gewiß er⸗ freulich. Aber es bleibt der chriſtlich⸗ſozialen Partei noch ein weites Arbeitsfeld, namentlich in den Kreiſen der Intelligenz. Das beweiſt eine zweite Wahl in Wien. Die Lehrerſchaft der Kommunalſchulen hatte, wie all⸗ jährlich, für die Provinzial⸗Lehrerkonferenz Delegierte zu wählen. Leider war dieſe Wahl politiſch beeinflußt, in⸗ dem die„Freie Schule“ ihre Anhänger als Kandidaten nominiert hatte, denen von chriſtlich⸗ſozialer Seite Gegen⸗ kandidaten entgegengeſtellt wurden. Das Wahlergebnis iſt nun, daß 16 Kandidaten der ſozialdemokratiſch⸗libe⸗ Samſtag, den 7. Mai 1010. ralen Viſte, 7 Chriſtlich⸗Soziale und 3 partetloſe Lehrer gewählt wurden. Dabei darf nicht vergeſſen werden, daß die chriſtlich⸗ſoziale Mehrheit des Landtages jüngſt mit großen Opfern eine neuerliche Gehaltserhöhung für die Lehrer beſchloß. Nichts deſtoweniger ſind die Lehrer viel⸗ 850 Anhänger einer ſtaats⸗ und autoritätsfeindlichen Rich⸗ ung. Frankreich macht ſchwere wirtſchaftliche Kämpfe durch Der Seemannsſtreik in der Hafenſtadt dauert an, unter dem Poſt⸗ und Eiſenbahn Perſonal gärt es mächtig, und bei dem Streik in Dünkirchen in der Nähe der belgi⸗ ſchen Grenze iſt es zu ernſten Ausſchreitungen gekommen, die die bedenklichſten Folgen nach ſich gezogen haben. In der Stadt ſtockt jeder Verkehr, die Bankhäuſer und die Mehrzahl der Geſchäfte ſind geſchloſſen, die Straßen⸗ bahn hat ihren Betrieb vollſtändig eingeſtellt. Die Stadt befindet ſich im Belagerungszuſtand. Die wichtigſten Kreu⸗ zungspunkte, die Zugänge zum Hafen, die großen Plätze, wichtige Staatsgebäude uſw. ſind militäriſch beſetzt. Das Ende des Streiks iſt noch nicht abzuſehen. In England hat das liberale Kabinett auf einige Zeit Ruhe; das Budget iſt glücklich unter Dach und Fach, und die Parlamente ſind in die Ferien gegangen. Lange wird dieſe Ruhe aber nicht währen, denn gleich nach den Ferien beginnt der Kampf um das Vetorecht des Oberhauſes und damit der Exiſtenzkampf der liberalen Regierung und des Liberalismus überhaupt. Die Kämpfe der Türkei gegen die Aufſtändiſchen in Albanien haben eigenartige Nebenerſcheinungen im Ge⸗ folge. Wir ſind den türkiſchen Sieges nachrichten immer mit den größten Zweifeln entgegengetreten, und es hat ſich gezeigt, daß dieſe Zweifel berechtigt waren. Das vor der Reformbewegung übliche Syſtem der amtlichen Irreführung der öffentlichen Meinung hat ſich glücklich in die„neue Aera“ hinüber gerettet. Dabei wird zu⸗ meiſt mit einer Unverfrorenheit vorgegangen, welche die Vermutung nahelegt, daß die Türken annehmen, die ganze Welt ſei von denk⸗ und urteilsunfähigen Menſchen bevölkert. Ein plumper Schwindel iſt z. B. in den amtlichen Be⸗ richten über die Verluſte bei den Kämpfen um den Eng⸗ paß von Katſchanik getrieben worden. Während die zuver⸗ läſſigſten(1) Privatberichte von 300—400 Gefallenen ſprechen, behauptet die amtliche Verluſtliſte, es ſeien auf türkiſcher Seite nur drei Offiziere und 24 Soldaten ge⸗ tötet und nur 5 Offiziere und 89 Soldaten verwundet worden! Die Zahl der auf albaniſcher Seite Gefallenen wird in dieſem Bericht ebenſo willkürlich auf 500 beziffert. Unter dieſen Umſtänden iſt eine zutreffende Beurteilung der Lage in Albanien einfach unmöglich geworden. Nette Vous vertreter. OdDie Sozialdemokratie hat bei der Schlußberatung in der zuſtändigen Kommiſſion des Reichstags über das Hausarbeitsgeſetz ein Stücklein geleiſtet, das trotz aller Verdunkelungsbeſtrebungen der roten Preſſe und der ihnen ————————— ꝛ᷑w᷑—g— 26. Jahrgang. gleichgeſinnten liberalen Preſſe hoffenkrich nicht allzulange im Dunkeln bleiben wird. Ein ſozialdemokratiſches Mit⸗ glied hat durch ſein Nichterſcheinen in der ausſchlag⸗ gebenden Sitzung der Kommiſſion verſchuldet, daß die Anträge über die Einführung von Lohnämtern für die Heiminduſtrie mit 13 gegen 13 Stimmen abgelehnt wurde. a Worum handelt es ſich? Die Heimarbeit oder Haus⸗ induſtrie zeichnet ſich bekanntlich durch beſonders niedrige Löhne aus. Die Folge davon ſind eine ungeheuer aus⸗ gedehnte Arbeitszeit, denkbarſte Heranziehung der Kin— der und Frauen zur Arbeit, menſchenunwürdige Er⸗ nährung und allem dieſen entſprechend ſchlechte geſund⸗ heitliche Verhältniſſe. Urſache dieſes Elendes ſind letzten Endes die ſchlechten Löhne. Die ſozialen Beſtrebungen, die auf die geſetzliche Regelung dieſer Frage hinausliefen, hatten immer die Einführung von Lohnämtern mit dem Rechte der Vorſchrift von Mindeſtlöhnen im Auge. Die Rechte und die Nationalliberalen waren natürlich da⸗ gegen, ſchon wegen der„Konſequenzen“. Der Freiſinn, der ſich ſonſt in ſolchen Dingen wohl mitſchleppen läßt, verſagte mit Rückſicht auf die durchweg freiſinnige Kon⸗ fektionsinduſtrie in der Großſtadt, deren Löhne ſo ſchlecht ſind, daß der Handel zehnmal ſo viel an einem Klei⸗ dungsſtück verdient, als der Arbeiter oder die Arbeite⸗ rin, die es geſchaffen haben, an Lohn bekommen. Hier verſuchte das Centrum, durchzugreifen, indem es dieſe Beſtrebungen auf Schaffung von Lohnämtern aufgriff. Die Regierung erklärte ſich energiſch dagegen, die Rechts⸗ parteien und die Nationalliberalen natürlich auch und nicht minder auch der Freiſinn. Ja, wenn es ſich bloß um Handwerker gehandelt haben würde, dann wäre der Freiſinn natürlich zu ſchärfſten Maßnahmen bereit ge⸗ weſen. Aber hier handelt es ſich ja um Unternehmer, die durchweg freiſinnig ſind. Es blieb dem Centrum und den ihm naheſtehenden Gruppen nichts weiter übrig, als ſich auf die Sozialdemokratie zu ſtützen, die in dieſem Vorgehen gegen die ehemaligen Kollegen Singers nicht ganz ſo ängſtlich ſein durfte, als der Freiſinn. Dieſe machten denn auch verſchiedene Unterſtützungsexperimente und hatten es ſchließlich fertig gebracht, daß dieſe Lohn⸗ ämter letzten Endes in ſozialdemokratiſchen Anträgen ver⸗ langt wurden. Die Kämpfe um dieſe Anträge hatten nun immer und immer wieder eine Verſchiebung der Ent⸗ ſcheidung in der Kommiſſion veranlaßt. Der bevor⸗ ſtehende Schluß dieſes Tagungsabſchnittes führte zu einer Beſchleunigung der Arbeiten, und ſo kam die Kommiſſion am Mittwoch zur Schlußabſtimmung. Und was geſchah da? Dieſe Anträge über Lohnämter, trotzdem ſie nach außen hin als„ſozialdemokratiſch“ daſtehen, kamen zi Fall, weil ein ſozialdemokratiſches Kommiſſionsmitglied fehlte. So wurden ſie mit 13 gegen 13 Stimmen, mit Stimmengleichheit, abgelehnt, und es iſt natürlich nicht anzunehmen, daß im Plenum nach dieſem verhäng⸗ nisvollen Schluſſe ein anderes Ergebnis erzielt werden wird. Intereſſent iſt hierbei die Haltung der ſosialdemo Hohe achule. Roman von C. von Dornau. 291(Nachdruck verboten.) „Warum ſchütteln Sie das Haupt?“ „Ich kann mir garnicht vorſtellen, daß Sie heftig und maßlos ſein können!“ „Weshalb nicht, gnädiges Fräulein?“ „Weil— nun, weil der erſte Eindruck, den Sie machen, eher etwas Kühles, Gemeſſenes hat“, ſagte Lola nicht obne Schalkbaftigkeit;„mir iſt, als ob Sie nie die Herrſchaft über ſich ſelbſt verlieren könnten!“ „Der Schein trügt“, ſagte Bergen ſehr ernſthaft;„das, was Sie mein kaltes, gemeſſenes Benehmen nennen, habe ich mir unter barten Kämpfen angewöhnt, gerade weil ich den ſchlummernden Feind in mir kenne und fürchte!“ Sie ſchwiegen beide ein paar Minuten lang, dann ſagte Lola aus ihren Gedanken heraus:„Ich alaube, daß das Lüdersſche Ehepaar ſehr glücklich iſt und der Doktor ſeine Frau außer⸗ ordentlich lieb hat!“ „Er ſpricht ſehr wenig von ihr“, ſagte Bergen nachdenklich. „Iſt das nicht ein Beweis für meine Behauptung?“ „Sie haben recht— man ſpricht nicht viel, wo man viel fühlt“, verſetzte Bergen nach einer kleinen Pauſe mit leiſe bebender Stimme. Und ſie gingen wieder ſchweigend weiter, bis der Wald ſich plötzlich vor ihnen öffnete und das Tal vor ihnen war im ſchneeigen Glanze des Mondlichts. Zu ihren Füßen lag das Dorf, in ſeine Wieſen und Gärten eingebettet, die emporſtiegen dis zu den Höhen, auf denen der ſtolze Wald emporragte—— und über alles, über Bäume, Dächer und Wieſen rieſelte und Kopfte das weiße Licht des Vollmonds. Es hatte etwas Körper⸗ liches an ſich, wie weiche Hände, die ſich ſegnend ausbreiten: und etwas Vergeiſtigtes wieder, wie unbörbare Spbärenmuſik. Und durch dies ſchimmernde, fließende Licht gingen die beiden Menſchen binab ins Tal von der lichten Höhe, auf der ſie eben noch geſtanden— und das Licht war um ſie und in ihnen, und ſpann ſie ein in ſeinen wunderbaren Märchenzauber. Stumm ſchieden ſie vor dem Hauſe des alten Pfarrers in der totenſtillen Dorfſtratze. Ein langer Blick, ein ſcheuer Händedruck, ein flüchtiges Sichneigen— und wenige Minuten ſpäter ſtand das Mädchen oben am Fenſter ihres Zimmers, preßte die Hände auf das pochende Herz und fragte ſich, was mit ihr geſchehen ſei. Nichts, nichts iſt geſchehen! ſagte ihr grübelnder Verſtand. Aber wes⸗ halb ſchlug dann ihr Herz ſo ruhelos dabei, daß es faſt ſchmerzte? Und was war das für ein Gefühl, halb des Wehes, halb der unſäglichen Wonne! Lola Aſtier war fünfundzwanzig Jahre alt — und ſie hatte noch nie geliebt! Das ſpröde, ſtolze Mädchen⸗ herz ergab ſich nicht ohne weiteres der übermächtigen Gewalt, es rang heiß dagegen und wollte ſich nicht beſiegt erklären. Aber Vergangenheit und Zukunft— Erfahrungen und Hoffnungen— die Gegenwart ſelbſt und alles, was ſie erfüllte— es erſchien ihr weſenlos, ſchattenhaft,— hinweggedrängt, verſchlungen von einer einzigen Empfindung— einem grenzenloſen, betäubend ſüßen Glücksgefühl. Zehntes Kapitel. Dr. Lüders hatte recht gehabt mit ſeiner Befürchtung, daß das herrliche Sommerwetter der letzten Wochen die längſte Zeit gedauert habe. Der Sonntagmorgen ſchon brachte ein tüchtiges Gewitter, das ſich im Laufe des Tages zu einem dauerbaften Landregen zu entwickeln ſchien. Es war ſo der echte, gründlich verregnete, ungemütliche Sommertag auf dem Lande, der auch dem beſcheidenſten Gemüt einen unwilligen Seufzer entlockt und die ſonſt ſo flüchtigen Stunden mit dem Bleigewicht grauer Langeweile zu feſſeln ſcheint. Die beiden Herren ſaßen ſich denn auch nachmittags mißmutig an dem abgedeckten Tiſch gegenüber. der auch ihnen heute im räucherigen Speiſeſaal hatte bereitet werden müſſen, und rauchten ſchweigend. Die Damen aus dem Pfarrbauſe waren beute nicht erſchienen. Mlle. Hericourt hatte ſich nach dem glücklich überſtandenen Leiden des voran⸗ gegangenen Nachmittags noch nicht herausgewagt, ſondern zog es vor, ſich von der alten Liſette gänzlich wieder geſund pflegen zu laſſen, und ihre Nichte leiſtete ihr natürlich Geſellſchaft. „Das iſt ja zum Auswachſen heute!“ ſagte Dr. Lüders endlich aufſpringend, nachdem ſie ſich eine halbe Stunde aus⸗ ſchließlich mit ihren Zigarren und ihren Gedanken beſchäftigt hatten. ohne ein Wort zu wechſeln. Der kleine, lebhafte Herr lief ein paarmal unruhig im Zimmer auf und ab und blieb dann am Fenſter ſtehen, um tiefſinnig auf die naſſe Dorfſtraße hinauszuſtarren. „Langweilen Sie ſich heute nun auch ſo ſcheußlich?“ fragte er über die Schulter zurück. „Ich?“ verſetzte Bergen wie aus einem Traum erwachend: „nein, beſter Doktor, garnicht! Ich gab eben nur meinen Ge⸗ danken Audienz!“ „Sind Sie denn noch nicht bald damit fertig?“ fragte der junge Arzt verdrietlich.„Ich komme hier unterdes rein um!“ „Und was könnte ich zu Ihrer Lebensrettung tun?“ fragte Bergen lächelnd. Der Doktor ſetzte ſich rittlinas auf einen Stuhl, ver⸗ ſchränkte die Arme auf der Lehne und ſah ſein Gegenüber nach⸗ denklich an. „Ja, was meinen Sie?“ ſagte er ernſthaft.„Wäre es nicht meine Pflicht, mich nach Mlle. Hericourts Befinden zu erkundigen, da ſie ja doch heute noch nicht hat herkommen können? Eine angenebme, kleine Zankſzene mit ihr würde mich, glaube ich, ſehr erfriſchen! Was ſagen Sie dazu? Iſt das nicht ein höchſt zeit⸗ gemäßer Gedanke? Herrlich, was?“ Jetzt war es Bergen, der am Fenſter ſtand und dem andern den Rücken zuwandte. „Für Sie? Jal“ ſagte er mit gepreßter Stimme.„Wenn Sie mich den Damen empfehlen wollen— ich hoffe morgen auf ein Wiederſehenl“ ortſetzung folgt.) kratiſchen und der geſinnungsverwandten Preſſe. Man ver⸗ ſchweigt dieſe Vorgänge ſorgſam, um die Genoſſen nicht bloßzuſtellen. In parlamentariſchen Kreiſen war das Intereſſe dafür aber ſo groß, daß die Oeffentlichkeit es wohl nicht überſehen wird. So ſieht die ſozialdemokratiſche Arbeiterfreundſchaft aus, wenn es ſich nicht bloß um große Worte, ſondern um Taten handelt. Politiſche Nundſchau. :: Zeppelin in Wien. Am 6. Juni wird ein Zeppelin luftſchiff, vom Grafen Zeppelin perſönlich geſteuert, in Wien eintreffen und hier vor dem Kaiſer landen. Die Fahrt nach Wien unternimmt das Luftſchiff auf Koſten des deutſchen Kaiſers. l (Das heiße Blut der Polen gibt ihren Gegnern wieder Stoff zur Aufregung: Ueber die Zukunft des polniſchen Radikalismus prophezeit die„Gazeta Robol⸗ nicza“ folgendes:„Wir werden es bald erleben, daß aus der nationalen Partei(Korfantys) eine Handvoll Strolche und Wegelagerer wird, denn kein anständiger Menſch wird ſich bald zu dieſer Partei bekennen wollen. 17755 Es wird die Zeit kommen, in welcher niemand auf die Prahlereien Korfantys hören wird. Seine eigenen An⸗ hänger, die heute ſo grauſam betrogen werden, werden ihn verfluchen, wenn ihnen nur erſt die Schuppen von den Augen fallen.“— Wie können die Polen von ihren alldeutſchen Gegnern eine gelindere Behandlung erwarten, wenn ſie ſich ſelber derart beſchimpfen 2! :; Badiſches. Ein„Badiſcher Landesverband des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie“ ſoll dem⸗ nächſt ins Leben gerufen werden, durch Zuſammenſchluß der Ortsgruppen, die in Mannheim, Heidelberg, Pforz⸗ heim, Karlsruhe beſtehen.— Der Hanſabund hat es anſcheinend auf Baden abgeſehen. In der letzten Zeit fanden in allen möglichen Orten Verſammlungen über Verſammlungen ſtatt. Von beſonderem Erfolge waren dieſe Anſtrengungen freilich nirgends begleitet. Heer und Marine. 8 Die Luftſchiffkataſtrophe des„Z. 2“ ſtößt in den beteiligten Kreiſen auf lebhaftes Intereſſe. Amtlich wird beteuert:„Die Behauptung, der Kaiſer habe den Befehl zur Fahrt nach Homburg gegeben oder dazu aufgefor⸗ dert, trifft nicht zu. Die Fahrt iſt vielmehr von den bei der Kölner Luftſchiffübung beteiligten militäriſchen ſchen Dienſtſtellen als ein Teil des vorbereiteten Uebungs⸗ programms aus eigenem Antriebe veranlaßt worden. Der Kaiſer hatte ſogar noch auf ſchwankende Witterungs- und Windverhältniſſe im Taunusgebiet aufmerkſam gemacht.“ Die Behauptung hingegen, der Kaiſer habe geſagt, es ſollten bei jedem Wetter Manöver mit den Luftſchiffen gemacht werden, wird nicht dementiert, und man legt es vielfach als einen Beweis für die Richtigkeit dieſer Be⸗ hauptung aus, daß man die beiden unſtarren oder halb⸗ ſtarren Luftſchiffe andauernd überaus ſchwierige Manöver machen läßt, ſo am Mittwoch den Luftkreuzer„M. 3“, worüber folgender Bericht vorliegt:„Er hatte beim Auf— ſtieg gegen einen Wind von acht Sekundenmeter anzu— kämpfen, ſpäter verſtärkte ſich der Wind bis zu zehn Sekundenmeter.(11) Trotz des heftigen Gegenwindes verlief die Fahrt überaus gut und ohne jeden Zwiſchen⸗ fall. Die vorgeſehene Route wurde genau eingehalten. Der Luftkreuzer flog dem Döberitzer Truppenübungs⸗ platz zu, den er in geringer Höhe überflog. Dann kehrte ex nach Tegel zurück, wo nach faſt zweiſtündigem Fluge die Landung glatt erfolgte.“ Europäiſches Ausland. England. * König Eduard von England iſt an einem heftigen Bronchialkatarrh erkrankt. Sein Zuſtand iſt beſorgnis⸗ erregend. Er hat die Nacht zum Freitag aber ziemlich gut verbracht. Eine Aenderung ſeines Befindens iſt micht eingetreten. Deutſcher Reichstag. :: Berlin, 3. Mai. Im Reichstag wurde das Zuſatzabkommen zu dem Handelsvertrag mit Aegypten in dritter Le⸗ ſung verabſchiedet. Zu dem revidierten Urheberſchutz für Werke der Literatur und Kunſt, das ſodann in zweiter Le⸗ ſung beraten wird, beantragte Abg. Erbprinz zu Hohenlohe(b. keiner Partei) Ausdehnung der Schutz⸗ friſt für Bühnenwerke und Werke der Tonkunſt von 30 auf 50 Jahre. Abg. Wagner(konß) ſtellte einen Antrag auf Feſtlegung einer beſtimmten Gebühr für die Erlaub⸗ nis zur mechaniſchen Vervielfältigung von Tonwerken. Nachdem ein Regierungskommiſſar dieſen Antrag als Ein⸗ griff in die Rechte des Autors bezeichnet und Abg. Marx (Etr.) die unveränderte Annahme der Kommiſſionsbe⸗ ſchlüſſe empfohlen hatte, wurde der Antrag Wagner zu⸗ rückgezogen. Auch der Antrag Hohenlohe wurde abge⸗ lehnt und der Entwurf unverändert angenommen. Der Entwurf zur Entlaſtung des Reichsgerichts erfuhr durch den Abg. Thaler(Ctr.) nochmals eine eingehende Kri⸗ tik. Er wünſchte wie der Abg. Heine(Soz.) Vermehrung der Hilfsrichter. Der Paragraph 1 des Entwurfes wurde angenommen. Dann vertagte ſich das Haus auf Mitt⸗ woch 1 Uhr: Weiterberatung. :: Berlin, 4. Mai. Der Reichstag erledigte heute debattelos den Be⸗ richt der Reichsſchuldenkommiſſion und nahn die Poſttax⸗Novelle in dritter Leſung an. Die Be ratung des Entwurfs zur Entlaſtung des Reichsgerichts deſſen Einleitungskapitel geſtern angenommen worder waren, wurde bei Kapitel III fortgeſetzt. Mit deſſen An nahme willigte der Reichstag gegen die Stimmen der So zialdemokraten und des größten Teiles des Centrums in die Erhöhung der Reviſionsſumme auf 4000 M. gemäß den Kommiſſionsbeſchlüſſen. In der Faſſung den Kommiſſion wurde auch der Reſt des Geſetzes und die Novelle zur Rechtsanwaltsordnung angenommen. Ir dritter Leſung wurde ſodann faſt einſtimmig das Stellen. vermittlungsgeſetz angenommen, nachdem u. a. Abg Preper(Ctr) noch einmal betont hatte, daß das Cen. trum eigentlich gegen jede private Stellenvermittelune ſen Es folgte die dritte Beratung des Geſetzentwurfes betr. die Aufſtandsausgaben für Südweſtafrika. Abg Erzberger(Ctr.) ſprach u. a. ſein Bedauern für den Fall aus, daß der Kolonialſekretär, wie die Zeitunger berichteten, zwiſchen der zweiten und dritten Leſung des Aufſtandsgeſetzes dem Vertrag mit der Kolonialgeſellſchaft die Genehmigung erteilt habe. Staatsſekretär Dern⸗ burg wünſchte, daß die Kolonialpolitik wie bisher eine nationale Sache bleibe und nicht in das Parteigetriebe hineingezogen werde, wie das durch Herrn Lattmann— nicht Herrn Erzberger!— geſchehen ſei. Abg. Erz ⸗ berger(Ctr.) betont, daß es ſich bediglich um die ſtär⸗ kere Heranziehung des Kapitals in den Kolonien handle. Nach unerheblicher Debatte wurde die Vorlage in der Faſſung der 2. Leſung angenommen. Freitag: Kleine Vorlagen, Entlaſtung des Reichsgerichts(3. Leſung). Aus Südweſtdeutſchland. — Frankfurt a. M., 6. Mai. Der 43jährige Arbeiter K. Wolf aus der Gelnhäuſergaſſe 19 wurde auf der Kaiſerſtraße plötzlich völlig blind. Paſſanten nahmen ſich ſeiner an und führten ihn zu einem Augenarzt, der grünen Star feſtſtellte; es wurde eine ſofortige Opera⸗ tion vorgenommen. — Bom Rhein, 6. Mai. Es hat den Anſchein, als wolle die Preſſe nun auch Maiſcherze einführen, weil die Aprilſcherze gar zu ſchön ſind. Der„Pfälz. Kurier“ läßt ſich nämlich unterm 1. Mai aus Deidesheim be⸗ richten:„An verſchiedenen Stellen hieſiger Gemarkung wurden zu allgemeiner Verwunderung exotiſche, kleine Papageien und Kakadus, teils ſmaragdgrün, teils violett und gelb, beobachtet, die zum Teil kreiſchend über Stadt und Gärten flogen. Es wäre höchſt erfreulich, wenn dieſe ſeltenen Gäſte, denen durch die hieſigen Vogelſchutz⸗ maßregeln beſte Unterkunft geſchaffen wäre, hier dau⸗ ernd verblieben, wozu natürlich an erſter Stelle ver⸗ ſtändnisvolle Schonung durch die geſamte Einwohner⸗ ſchaft nötig wäre.“ — Aus Heſſen, 6. Mai. Im Kampf im Baugewerbe, der gegenwärtig tobt, ſpielt für die Arbeitgeber die Streik⸗ klauſel eine große Rolle. Die jetzige Ausſperrung ſcheint aber den Behörden die Bedeutung dieſer Klauſel unange⸗ nehm vor Augen geführt zu haben. In Offenbach ſollten die Erd⸗, Fundierungs⸗, Maurer⸗ und Entwäſſe⸗ rungsarbeiten für das Krankenhaus im Bauausſchuß ver⸗ geben werden. Die Unternehmer hatten ihre Offerten eingereicht mit dem Verlangen, daß ihnen die Arbeiten übertragen werden möchten mit folgender Vertrags- klauſel:„Eine Arbeitsniederlegung oder Ausſperrung der Arbeitnehmer in einem für die Erfüllung des übernom⸗ menen Werkvertrags unmittelbar oder mittelbar erfor— derlichen Betriebe bedingt die Verlängerung aller Friſten bzw. Hinausſchiebung aller Termine um die Dauer der Arbeitsniederlegung oder der Ausſperrung.“ Das lehnte der Ausſchuß nach längerer Debatte ab. — Mainz, 6. Mai. Die Kriminalpolizei verhaftete einen Wiesbadener Kolporteur, der bei beſſer ſituierten Familien in Mainz auf ein Buch hin unberechtigterweiſe Geldbeträge für eine Kinderbewahranſtalt in Oberſtedten ſammelte. Der urſprüngliche Inhaber des Buches hatte es dem Kolporteur, der wegen Kollektenſchwindels bereits vorbeſtraft iſt, übertragen. Aus Stadt und Land. ** Ein Triumph der deutſchen Aviatik. Der deutſche Aviatiker Wiencziers unternahm am Dienstag abend in Straßburg unter ungeheurem Jubel der geſamten Bevölkerung von dem 4 Kilometer entfernt gelegenen Truppenübungsplatz Polygon aus in ſeinem Antoinette⸗ Monoplan einen Flug um das altehrwürdige Straß⸗ burger Münſter, wobei er ſich zeitweiſe in einer Höhe von 200 Meter bewegte, und den Dom zweimal um⸗ kreiſte. Für den Flug hatten Statthalter Graf Wedel Staatsſekretär v. Bulach und einige Bürger Preiſe aus geſetzt. Weitere Flüge folgen. Vom„Hauptmann von Köpenick“. Im Anſchluß an die vielfachen Ehrungen, die dem„Hauptmann von Köpenick“ während ſeines Aufenthalts in Newyork ſeitens gewiſſer deutſcher Kreiſe zu teil wurden— es ſei nur daran erinnert, daß ein Newyorker Geſangverein ihm den Sängergruß brachte und voller„patriotiſcher Begeiſte⸗ rung“ die Wacht am Rhein ſang— ging der Newyorker Staatszeitung folgende Zuſchrift zu:„Ich ergreife die Initiative, um einem Gefühl des Bedauerns, vermiſcht mit Empörung, Ausdruck zu verleihen. Die Affäre Köpe⸗ nick bildet das Objekt meiner Korreſpondenz. Ich finde es wahrlich abgeſchmackt, bedauernswert, empörend und ſchmählich, daß das nationalgeſinnte Deutſchtum eine Prämie auf das Verbrechen ſetzt! Ich finde es direkt de⸗ mütigend und entehrend für das Preſtige des Deutſch⸗ tums, daß ein Mann die Huldigungen gewiſſer deutſcher Elemente empfängt, der dem deutſchen Vaterlande das homeriſche Mitleidslächeln aller Nationen zuzog. Ich betrachte es als eine Befleckung der hehren Vaterlands⸗ liebe, als eine Beſudelung des deutſchnationalen Prin⸗ zips, als eine Entehrung der deutſchen Abſtammung, wenn man einen ganz gewöhnlichen Verbrecher mit dem Natio⸗ nalhymnus begrüßt.“ * Zwiſchen Trittbrett und Kohlentender. Zwiſchen Münchberg und Stammbach zog ſich bei einer ſcharfen Krümmung das Trittbrett des Führerſtandes und der Kohlentender des Hofer Poſtzuges auseinander. In dem⸗ ſelben Augenblick geriet der Heizer mit einem Bein bis! zur Wagenhälfte dazwiſchen und wurde feſtgeklemmt. Der Lokomotivführer ließ ſofort den Zug halten, weil dem Bedauernswerten ſonſt das Bein beim Verlaſſen der Kurve abgeſchnitten worden wäre. Der Verunglückte mußte auf offener Strecke ſo lange warten, bis aus Münchberg Hilfe kam, um ihn aus der ſchrecklichen Lage zu befreien. Faſt 1/¾ Stunden mußte er unter gräßlichen Schmerzen ausharren, ehe von den Schloſſern die ein⸗ zelnen Eiſenteile herausgemeißelt werden konnten, da der Verſuch, mit Winden die Kuppelung zu brechen, miß⸗ lang. Der Heizer wurde ohnmächtig ins Krankenhaus gebracht. Der Poſtzug erlitt eine mehr als zweiſtün⸗ dige Verſpätung. * Ein Opfer des Rollſchuhſports. Die Unſitte der Berliner Jugend, in den belebteſten Verkehrsſtraßen den Rollſchuhſport zu betreiben, hat in Moabit ein Opfer gefordert. An der Ecke der Turm⸗ und Bandelſtraße lief der 16jährige Gymnaſiaſt Erich Schöne aus der Dreyhſe⸗ ſtraße gegen die rechte Seitenwand eines Straßenbahn⸗ wagens der Linie 20. Der Knabe wurde zu Boden ge⸗ ſchleudert und blieb neben dem Straßenbahnwagen liegen. Andere Straßenpaſſanten nahmen ſich des Verunglückten an und ſchafften ihn nach dem nahen Krankenhaus Moa⸗ bit, wo er bald nach der Einlieferung ſtarb. Er hatte beim Sturz einen ſchweren Schädelbruch davonge⸗ tragen. * Selbſtmord eines öſterreichiſchen Hauptmanns. In Bilin(Nordböhmen) verübte der Hauptmann Rudolf Watzke Selbſtmord durch Aufſchneiden der Pulsadern. W. war nach einer ungariſchen Grenzgarniſon abkomman⸗ diert worden und befand ſich in finanziellen Schwierig⸗ keiten.. * Schweres Automobilunglück. Aus Toulon meldet der Draht: Ein Automobil, in dem ſich der Graf v. Maiſtor befand, prallte mit großer Heftigkeit gegen einen Baum. Die Inſaſſen wurden hinausgeſchleudert, der Chauffeur getötet: der Graf und zwei andere Per⸗ ſonen erlitten ſchwere Verletzungen. Das Automobil wurde vollſtändig zertrümmert. * Raubmord. In dem bei Leipzig gelegenen Ort Portitz wurde die 60jährige Witwe Eismann in ihrer Wohnung gefeſſelt und erſchlagen aufgefunden. Alle Behältniſſe waren durchwühlt. Ein der Tat ver⸗ dächtiger 22jähriger Stallſchweizer namens Schwinger iſt verſchwunden. ** Drahtloſe Telegraphie auf 3700 Kilometer Di⸗ ſtanz. In den letzten Monaten wurden in Weſtafrika von zwei franzöſiſchen Offizieren im Auftrage des Kriegs⸗ miniſteriums Verſuche mit Funkentelegraphie mittels eines neuen Apparates vorgenommen. Die Offiziere hatten zwei Stationen errichtet, die eine in Port Etienne und die andere in Dakar. Es gelang ihnen, funkentelegra⸗ phiſche Verbindungen auf 2000 Kilometer Entfernung von Port Etienne nach Moran herzuſtellen. Selbſt in dem 3700 Kilometer entfernten Hafen von Bizerta wurden die Wellen wahrgenommen. Der Gouverneur von Weſt⸗ afrika beabſichtigt, in allen Häfen Weſtafrikas Stationen. für Funkentelegraphie zu errichten, ebenſo im Innern Afrikas, u. a. in Timbuktu, eine Station herzuſtellen, von welcher aus Verſuche mit drahtloſer Telegraphie vor⸗ genommen werden ſollen. ** Ein Dichter im Gefängnis. Die ſtaatliche Be⸗ gnadigungsbehörde von Minneſota hat ſoeben einen Eng⸗ länder namens John Carter begnadigt, der im Staatsge⸗ fängnis in St. Paul ſeine dichteriſche Begabung entdeckt hat. Carter war 1904 zu zehnjährigem Gefängnis ver⸗ urteilt worden, weil er aus der Kaſſe einer Eiſenbahn⸗ ſtation 24 Dollars geſtohlen hatte. Schon bei ſeiner Einlieferung im Gefängnis war ſein Weſen, das auf eine beſſere Erziehung ſchließen ließ, aufgefallen. Seit einiger Zeit erregten Gedichte unter dem Pſeudonym„An⸗ gelicus“, in der von den Sträflingen herausgegebenen Zeitung„Gefangenenſpiegel“ wegen ihres hohen poeti⸗ ſchen Gehalts allgemeines Aufſehen. Als Verfaſſer wurde Carter entdeckt, der ſpäter auch noch Mitarbeiter einer Reihe amerikaniſcher Zeitſchriften wurde. Die Entdeckung des Dichters hinter Kerkermauern hat dann zu einer Be⸗ wegung geführt, die jetzt die Begnadigung erwirkt hat. ** Für 34000 ert Stempelmarken fielen Ein. brechern in die Hände, die dem Hauptzollamt zu Prenz⸗ lau einen nächtlichen Beſuch abſtatteten. Die Einbrecher drangen vom Hofe aus in das Gebäude ein, indem ſie eine Scheibe des Flurfenſters mit grüner Seife beſchmierten und mit einem weißen Taſchentuch eindrückten. Die Be⸗ hältniſſe, in denen ſich die Marken befanden, öffneten ſie mit Zentrumbohrern. Wahrſcheinlich ſind die Täter Berliner. Das weiße Taſchentuch, das ſie zum Ein⸗ drücken der Scheibe benutzten, iſt B. S. gezeichnet. Die Marken, die ihnen in die Hände fielen, ſind meiſt Reichs⸗ ſtempelmarken zu Geſchäften über Wertpapiere und Scheck⸗ ſtempelmarken, die preußiſchen Stempelmarken ſind Luſt⸗ barkeits⸗ und Tanzluſtbarkeitsmarken in ganzen Bogen. Italiens größter Weinbauer geſtorben. In Cerig⸗ nola in Apulien verſtarb der 74jährige konſervative De⸗ putierte und Exminiſter der öffentlichen Arbeiten Giu⸗ ſeppe Pavoncelli, der größte Weinprodu⸗ zent Italiens und einer der größten der Welt. Die Deputiertenkammer und die Regierung wid⸗ meten ihm einen warmen Nachruf, gedenkend ſeiner pri⸗ vaten und politiſchen Tüchtigkeit und ſozialen Leiſtungen. * Ein Bremer Dampfer geſcheitert. Nach einer Lloydmeldung aus Baltimore iſt der deutſche Dampfer„Roland“ auf der Fahrt von Galveſton nach Bremen bei Currituck, 30 Meilen ſüdlich von Kap Henry, geſcheitert. Die See iſt ruhig. Es liegt be⸗ reits ein Aſſiſtenzdampfer längsſeits. Man hofft, daß der Dampfer bei Hochwaſſer wieder freikommt. Eine entſetzliche Familientragödie in Petersburg. Im Hauſe des ſehr reichen Kaufmanns Griſchin in Peters⸗ burg ſpielte ſich am Montag ein furchtbares Familien⸗ drama ab. Der Gardekapitän Oſtroslawsky hatte ſich mit Griſchins Tochter Olga verlobt. Während des Diners machte Oſtroslawsky, der viel Champagner getrunken hatte, die Bemerkung, alle Kaufleute ſeien Ellenreiter und Schwindler. Die beiden Söhne Griſchins, Studenten, proteſtierten heftig, wobei ſie einen beleidigenden Aus⸗ druck gegen O. gebrauchten. Letzterer geriet darüber außer ſich, zog einen Revolver und erſchoß einen der beiden Söhne. Darauf entſtand eine unbeſchreib⸗ liche Szene. Alle Anweſenden ſtürzten auf O., der mit weiteren Schüſſen ſeinen zukünftigen Schwager Lebedeff und den alten Griſchin ſchwer, ſeine Braut leicht ver⸗ wundete. Die herbeieilenden Dworniks und der Platz⸗ adjutant verhafteten Oſtroslawsky. ** Von einer Mauer erſchlagen. Die Mauer eines baufälligen Palaſtes in der Nähe des Corſo Victorio Emanuelo in Meſſina ſtürzte am Montag ein, wobei meh⸗ rere Vorübergehende verſchüttet wurden. Die Zahl der Opfer iſt noch nicht genau bekannt. Bisher wurde ein Mann und ein Kind vermißt. Das Haus war ſchon vor einiger Zeit als baufällig betrachtet worden und war unbewohnt. In den Wänden zeigten ſich große Riſſe, und es war bekannt, daß die Mauern jeden Augen⸗ blick zuſammenſtürzen konnten. * Quer durch Amerika zu Fuß. Edward Payſon Weſton, ein Mann von 72 Jahren, der auf Grund einer Wette den 3500 engliſche Meilen langen Marſch von Pazific quer durch Amerika zum Atlantic ausgeführt hat, iſt am Montag 14 Tage vor der von ihm vereinbarten Zeit in Newyork eingetroffen. Er behauptet, während ſeines glorreichen Marſches, deſſen Abſolvierung ihm in Newyork die begeiſtertſten Ovationen eintrug, erheblich fetter geworden zu ſein und erklärt, daß es nichts der Geſundheit Zuträglicheres gebe als einen Spazier⸗ gang durch einen oder mehrere Erdteile. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Eine Feuersbrunſt zerſtörte den größten Teil der Ge⸗ meinde Chapelle Blanche(Frankreich). 14 Wohnhäuſer ſind eingeäſchert worden. Menſchenleben ſind nicht zu be⸗ klagen. In Newyork ſind 10000 Bäckereiarbeiter in den Aus⸗ ſtand getreten. Sie fordern eine Erhöhung ihres Lohnes und Gewährung beſſerer Arbeitsbedingungen. Beim Blumenpflücken ſtürzte ein Touriſt vom Hoch⸗ ſchwab, dem Kalkalpenzug der öſterreichiſchen Alpen, ab und wurde tot aufgefunden. In der Zweigniederlaſſung zu Kappel der Nord⸗ deutſchen Wollkämmerei und Kammgarnſpinnerei brach, vermutlich durch Selbſtentzündung, ein Großfeuer aus, das die Niederlagen, Betriebswerkſtätten und teilweiſe die Spinnerei vernichtete. Der Schaden iſt ſehr bedeu⸗ tend. Der Betrieb wird jedoch aufrecht erhalten zel dul zun lieg Car n tötet Kata it erz⸗ milien⸗ te ſich Diners ken er und denten, In der Sprengſtoffabrik von Allendorf in Schöne⸗ beck wurden der Trockenraum und Packräume durch Feuer vernichtet. Zwiſchen Ausſtändigen und Arbeitswilligen kam es in Dünkirchen zu einem Zuſammenſtoß, wobei einige Aus⸗ ſtändige verletzt wurden. In der Nähe der Stadt wurde von Ausſtändigen das Wohnhaus eines Arbeitswilligen demoliert. Am Montag wurde der allgemeine Ausſtand ſämtlicher Gewerke beſchloſſen. Theodore Rooſevelt iſt in Kopenhagen eingetroffen und von dem Kronprinzen, dem amerikaniſchen Geſandten und dem Miniſter des Auswärtigen em fangen worden. * Brandkataſtrophe in Japan. Bein 4„Mor⸗ ning Leader“ wird aus Kobe telegraphiert, daß die Stadt Oomori auf Hondo durch Feuer vollkommen zerſtört worden iſt. Sämtliche 8000 Häuſer und Hütten der Stadt wurden ein Raub der Flammen. 32 000 Menſchen find obdachlos und kampieren im Freien. Der angerichtete Schaden wird auf 40 Millionen Mark geſchätzt. Sech⸗ zehn Perſonen haben bei dem Feuer ihren Tod gefunden. Viele Perſonen erlitten bei dem Verſuch, ihre Habſelig⸗ keiten zu retten, ſchwere Brandwunden. Anwetter und Erdbeben. (Der Wonnemond führt ſich in ganz Mitteleuropa mit Kälte, Wolkenbrüchen und Schneeſchauern ein. Aus Trier wird gemeldet, daß der Froſt der beiden letzten Nächte ſchweren Schaden in den Weinbergen und unter den Obſtbäumen der Obermoſel angerichtet hat. Die Früh⸗ kartoffeln ſind erfroren.— Ueber des Unwetter in Oeſterreich wird aus Wien berichtet: Infolge des ſeit 36 Stunden anhaltenden wolkenbruchartigen Regens herrſcht ernſte Hochwaſſergefahr. Aus allen Lan⸗ desteilen wird ein rapides Steigen der Flüſſe gemeldet. Aus den niederöſterreichiſchen Alpen, aus dem Salzburgi⸗ ſchen, aus Nordtirol, Voralberg, dem Böhmerwald, dem Erz- und Rieſengebirge laufen Nachrichten ein über hef⸗ tige Schneefälle bei einem Temvperaturſturz unter Null. Den Wetterſturz in der Schweiz illuſtriert folgen⸗ des Telegramm aus Zürich: Seit zwei Tagen wütet in der ganzen Schweiz ein ſchweres Unwetter bei einem Temperaturſturz bis 5 Grad unter Null. Die ganze Oſt⸗ ſchweiz iſt bis in die Täler in Schnee eingehüllt. Ueber die franzöſiſche Hafenſtadt Marſeille und ihre Umgebung iſt ein furchtbares Unwetter niederge⸗ gangen. Der Schaden, den es an den Obſt⸗ und Blumen⸗ kulturen angerichtet hat, iſt ungeheuer. Auch aus Kor⸗ ſika, Sardinien und Sizilien kommen Meldungen von großen Unwettern. Mehrfach iſt das Meer über ſeine Ufer getreten und hat an den Küſtengebieten Schaden angerichtet. Die Landbevölkerung der Umgebung von Marſeille iſt troſtlos, da ihre Kulturen zum größten Teil vernichtet ſind. Im Hafen von Marſeille laufen die Poſtdampfer mit großer Verſpätung ein. In Palermo in Italien wütete am Dienstag abend ein furchtbarer Orkan, der am Strande von Mondello die Schuppen der zur ſizilianiſchen Flugwoche erſchienenen Aviatiker hinwegfegte. Die Apparate wurden ganz oder teilweiſe zerſtört. Aus Olivenza in der Provinz Badajoz in Spa⸗ nien wird gemeldet, daß ein heftiger Erdſtoß die dor⸗ tige Gegend heimſuchte. Die Bevölkerung befindet ſich in großer Erregung. Man erwartet neue Erdſtöße. Der angerichtete Schaden iſt bisher noch nicht bekannt. Cartogo, die Hauptſtadt der mittelamertikaniſchen Re⸗ publik Coſta Rica, iſt durch ein furchtbares Erdbeben zum größten Teil zerſtört worden. Nach den bisher vor⸗ liegenden Nachrichten ſind 500 Menſchen umgekommen. Unter den zerſtörten Gebäuden befindet ſich auch der von Carnegie geſtiftete Friedenspalaſt. In San Joſe(Nicara⸗ gua) wurde die Erſchütterung ebenfalls verſpürt, doch war ſie dort leichter, und es ſind keine Menſchen umge⸗ kommen. — Newyork, 6. Mai. Nähere Nachrichten über das Erdbeben von Cartago laufen nur ſpärlich ein, da die Telegraphendrähte zwiſchen Cartago und San Joſe zer⸗ riſſen ſind und die Telegraphenbeamten in Cartago ge— tötet wurden. Hunderte von Bewohnern der von der Kataſtrophe betroffenen Stadt ſind verletzt. Entſetzliche Grubenkataſtrophe in Amerika. In Birmingham im amerikaniſchen Staate Alabama iſt die ganze Belegſchaft der Palos⸗Mine. 185 an der Zahl, durch eine Exploſion ums Leben gekommen. Der Halleyſche Komet. Von Dr. Curt Rudolf Kreuſchner. (Nachdruck verboten.) 1!“ Der berühmte engliſche Aſtronom Edmund Halley, nach dem der Komet, bon dem fetzt alle Welt ſpricht, ſeinen Namen trägt, ſah ihn auf nächtlicher Poſtfahrt, als er im Jahre 1682 im Auftrage ſeiner Regierung bon Calais nach Paris reiſte. Er hatte das damals goch nicht im Druck veröffentlichte Werk ſeines genialen Landsmannes Iſaak Newton über die Schwerkraft als Urſache aller Bewegungen im Weltall geleſen und ſofort 8 fundamentale Bedeutung des bon ihm aufgeſtellten kravitationsgeſetzes für die Aſtronomie erkannt. Dem allgemein verbreiteten Glauben, daß die Kometen Aus⸗ dünſtungen der Erde ſeien, die ſich in großer Höhe ent⸗ zündeten und den Aether in Flammen ſetzten, huldigte er nicht. Er ſagte ſich vielmehr, daß auch die Kometen, ebenſo wie Fixſterne und Planeten, Himmelskörper ſeien, die den Schwerkraftgeſetzen unterworfen ſein müßten und begann, in der Annahme, daß zum mindeſten einige von ihnen ſtändige Mitglieder unſeres von der Sonne be⸗ herrſchten Planetenſyſtems ſein könnten, die Bahnen von 24 früher erſchienenen Kometen zu berechnen und mitein- ander auf etwaige Uebereinſtimmungen zu vergleichen. Die Berechnungen gaben ſeiner Vermutung in überraſchen⸗ der Weiſe recht. Er konnte nämlich feſtſtellen, daß die mathematiſchen Bahnelemente der Kometen vom Jahre 1531 und 1607 mit denjenigen des von ihm ſelber 1682 beobachteten in auffallender Weiſe übereinſtimmten. Ein blinder Zufall konnte dies nicht ſein, und ſo ſtellte er denn die von zeitgenöſſiſchen Gelehrten vielfach ange— feindete Behauptung auf, daß es ſich in allen drei Fällen um einen und denſelben Kometen handle, der in lang— elliptiſcher Bahn die Sonne umlaufend nach 75 bis 76 Jahren immer wieder in die Nähe des Zentralgeſtirns zurückkehre und aller Vorausſicht nach im Jahre 1759 aufs neue erſcheinen werde. Halley(man ſpreche„Helli“), der am 14. Januar 1742 in Greenwich ſtarb, hat die Erfüllung ſeiner Prophe- zeiung trotz dem hohen von ihm erreichten Alter nicht mehr erlebt, indeſſen 17 Jahre nach ſeinem Tode er— ſchien Anfang 1759 der Komet wiederum am Himmel und beſtätigte damit die kühnſte Vorausſage, die je auf aſtronomiſchem Gebiete gemacht worden iſt. Halley war in ſeinen Vorausſagen damals ſchon be— deutend weiter gegangen. Er hatte aus den früheren Beobachtungen bereits ermittelt, daß zwiſchen den je— weiligen Sonnennähen des Kometen nicht immer der gleiche Zwiſchenraum an Zeit liegt, und hatte die Ur- ſache dieſer Unregelmäßigkeit in den erheblichen bis zu 600 Tagen reichenden Bahnſtörungen erkannt, die der Komet erleidet, wenn er in die Nähe der maſſigen, großen Planeten Jupiter und Saturn gelangt. Den genannten Betrag dieſer Verzögerung war er bei dem Grade der mathematiſchen Kenntniſſe ſeiner Zeit nicht im ſtande ge⸗ weſen, anzugeben. Wenige Jahrzehnte ſpäter aber unter⸗ zogſ ich der franzöſiſche Mathematiker Clairault im Ver⸗ ein mit der gelehrten Madame Lepaute dieſer ungemein ſchwierigen und zeitraubenden Arbeit, ſo daß im Novem— ber 1758 der Termin ſeiner Sonnennähe ſchon bis auf einen Monat genau, auf März oder April 1759 be⸗ ſtimmt werden konnte. Als dann der Komet 1853 zum letzten Male zur Sonne zurückkehrte, war die Berech—⸗ nungskunſt der Aſtronomen aber ſchon ſo weit gediehen, daß ſich zwiſchen dem auf den 12. November vorausbe⸗ rechneten und tatſächlich am 16. November eingetretenen Termin der Sonnenhöhe nur noch eine Differenz von 4 Tagen ergab. Der Halleyſche Komet wurde nach den Berichten chine⸗ ſiſcher Annalen im Jahre 239 vor Chriſti Geburt zum erſten Male geſehen, über ſeine Wiederkehr im Jahre 163 vor Chriſti iſt nichts bekannt geworden, dagegen erſchien er pünktlich im Jahre 87. Als er im Jahre 66 nach Chriſti Geburt wiederum erſchien, deutete man nach⸗ träglich ſein Auftreten als einen Vorboten der nahen Zerſtörung Jeruſalems durch Titus. Die nächſten fünf Annäherungen an die Sonne ſind in Europa zwar unbe⸗ achtet geblieben, aber von den chineſiſchen Aſtronomen re⸗ giſtriert worden. Im Jahre 451 leuchtete er über der Wahlſtatt der Hunnenſchlacht in den katalauniſchen Ge⸗ filden und im Jahre 1066 brachte man ſein Erſcheinen in urſächliche Verbindung mit der Schickſalsſchlacht von Haſtings, in der Wilhelm der Normandie den letzten angelſächſiſchen König Harald niederſiegte und die blei⸗ bende Herrſchaft über England gewann. Der Komet, der in der Sonnenferne nur eine Eigen⸗ geſchwindigkeit von 900 Metern in der Sekunde hat, die nicht weſentlich über diejenige der Kugel eines mo⸗ dernen Infanteriegewehrs hinausgeht, brauſt in Sonnen⸗ nähe mit dem raſenden Temvo von 54 Kilometern durch den Weltraum. Keinem menſchlichen Auge, ſelbſt wenn es mit den ſchärfſten Fernrohren bewaffnet iſt, ſichtbar, zieht er bedächtig den größten Teil ſeiner Bahn dahin, die an ihrem entfernteſten Punkte durch 700 Millionen deutſche Meilen von der Sonne geſchieden, weit außerhalb der Bahn des ſonnenfernſten Planeten, des Neptun, liegt. Und zögernd beginnt er ſeinen Lauf zu beſchleunigen, um wenige Monate vor dem Termin der Sonnennähe als ein kleines, in reflektiertem Lichte matt ſchimmerndes Wölkchen im Geſichtsfeld der gewaltigen Refratoren zu erſcheinen und auch dann vergeht noch geraume Zeit, bis ſich unter den gewaltigen Kraftwirkungen der Sonne die elektriſchen Erſcheinungen des Kometenſchweifes entwickeln, die uns noch heute zum größten Teile rätſelhaft ſind und bei der diesjährigen Wiederkehr des Kometen das wichtigſte Studienobjekt ſein werden. N Durch den Kopf des Kometen geht die Erde zwar in der bedeutſamen Nacht vom 18. zum 19. Mai nicht. Dagegen ſind die Stunden von früh 2½ bis 4½ Uhr in dieſer Nacht, diejenigen, in denen die Erd⸗ bahn den Schwanz des Kometen kreuzt. Ob dabei auf⸗ fallende kosmiſche oder phyſikaliſche Erſcheinungen ſich zeigen werden, kann niemand vorausſagen und ſelbſt ein größerer Sternſchnuppenfall iſt wenig wahrſcheinlich, weil die Materie des Schweifes von unbeſchreiblicher Fein⸗ heit iſt. Wichtiger iſt für den Naturfreund die Frage nach den Nächten, in denen der Komet die bedeutendſte Schweiflänge und Helligkeit erreichen wird. Vielleicht wird man ihn ſchon um den 10. Mai früh am Morgen⸗ himmel mit bloßem Auge ſehen. Am 16. Mai ver⸗ ſchwindet er gänzlich in den Sonnenſtrahlen, um vielleicht ſchon in der Abenddämmerung des 20. Mai wieder ſicht⸗ bar zu werden. Der günſtigſte Termin für die Beobach⸗ tung wird aber vorausſichtlich der 25. Mai ſein, an dem er um 9 Uhr abends noch 20 Grad über dem Hori⸗ zont ſteht, um erſt um 11½ Uhr unterzugehen. Nach längſtens einigen Tagen aber wird er ſchon wieder dem bloßen Auge verſchwinden, um erſt ums Jahr 1986 wieder aufzutauchen. * 4* Am Mittwoch traf aus London folgende Nachricht ein: Die Berechnungen der Greenwicher Sternwarte er- geben, daß die Erde am 18. Mai entgegen früheren Annahmen nicht den Schweif des Kometen paſſieren wird. Die Sternwarte teilt mit, daß der Schwanz des Kometen kürzer iſt als erwartet worden; es kann daher ſein, daß er die Erde am 18. Mai gar nicht erreicht.— Das iſt tief bedauerlich! Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim lie nächste N. d. Bl. wd wegen der Fimungs Feier erst am Mittwoch, den II. d. Mis. ausgegeben. Haflpaus„Zum Trinz Fark, Jamperſſein am Groß h. Amtsgericht ie ö 4 Haflhaus„Zur Germania“, Fampertſeim ——ä inn der Neuſchloßſtraße empfehlen ſich der geehrten Viernheimer Einwohnerſchaft bei ihrem Beſuche hierſelbſt unter Zusicherung beſter und auf⸗ merkſamſter Bedienung. Ausſchank von prima Lager⸗ Bier aus der Brauerei Kühner, Viernheim de Vico) ode e* 5.9(Swist g Mnnech Jahre 58 Jahrg Die brösse Neef bedeutendsten Himmelskörper im Vergleſeh Zum elle schen Kometen. . U e Homet falle Jupiter n 0 Moderne Anzüge in grösster Auswahl! Kartoffeln Pfd. 3 Pfg. holl. Vollheringe Stück 5 Pfg. Sauerkraut Pfd. 6 Pfg. Schwere Gebirgs eier Stück 5¼ 6 6½ Pfg. Orangen St. 5 u. 6 Pfg. Bohnen weiß Pfd. 18 Pfg. Hervorragender Schnitt. Beste Verarbeitung. Linſen Pfd. 13 u. 24„ Schweizerkãs Pfd 115 Pfg. Passform. Limburger, Nahmküs Herren Herren- 386, 40, 44, Junglings- Konfektionshaus Lippschitz E I, 14(Planken.) Mess- Sonntag bis 7 Uhr abends geöffnet. Anzüge moderne Stoffe, neuester Schnitt in reinwollenen Beigen u. anderen feinen Stoffen 34, Modell-An züge höchster Triumph der modern. Herrenbekleidung 48, vollendete Ausführung entsprechend billiger. Touristen- Anzüge Grosse Auswahl in einfarbigen u. gemusterten Lodenstoffen, sowie in engl. 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