8 hit lui „Ven, Ikhelun. ll 1 a . ern en 1 Viernh Viernheimer Zeitung. Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag mit den Beilagen: „Sonntagsblatt“ u., Sonntagsfeier“. Bezugspreis: Perbreitelle und geleſe b Amtsblatt der Großherzoglichen Bürgermeiſterei Viernheim. lle Zeitung am ſieſigen Plahe, daher heſtes und 20 Pfg. monatlich einſchließlich Trägerlohn: durch die Poſt Mk. 1.14 vierteljährlich. Druck und Verlag von Wilhelm Bingener, Viernheim. Telephon⸗Nr. 20. wirkungsvolles JInſertions- Organ. Gegründet 1884. Viernheimer Nachrichten. Anzeigenpreis: 12 Pfennig die einſpaltige Petit⸗Zeile Lokal⸗Anzeigen 10 Pfennig. Reklamen: 30 Pfg. die Z⸗ſpaltige Zeile. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. — Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 19. eines Konkurſes kommt jeder Rabatt in Wegfall. Bei event. gerichtlicher Beitreibung oder im Falle Vr. 36. Wochenrundſchau. 29 Die Pfingſtwoche hat in der Verworrenheit un⸗ ſerer politiſchen Lage eine kleine Abwechſelung durch die zahlreichen Pfingſtkongreſſe gebracht. Man braucht da wenigſtens nicht immer an die Wahlrechtsvorlage denken. Das iſt doch auch ſchon ein kleiner Fortschritt. Wie ſelten haben ſich in der Pfingſtwoche Kongreſſe über Kongreſſe zuſammengedrängt, und eine Unmenge Anre⸗ gungen aller Art dringen auf das Publikum ein. Im großen und ganzen kann man nicht ſagen, daß bisher die Ausbeute an neuen Gedanken erheblich geweſen wäre. Der liberale Lehrertag in Straßburg hat den wichtigſten Teik ſeiner Arbeit auf die Bekämpfung des Centrums ver⸗ wandt; in Schulſachen ſelber hat er bisher wenig ge⸗ leiſtet, obgleich die liberale Preſſe wirklich ſpaltenlange Berichte darüber bringt. Auf katholiſcher Seite nahm dieſes Mal das ſilberne Jubiläum des Vereins katholiſcher deutſcher Lehrerinnen den erſten Platz ein, zumal auch Biſchof Dr. Kor um zu dieſer Feier perſönlich erſchienen war. Die Hirſch⸗Dunckerſchen Gewerkvereine befinden ſich, nach den bisherigen Reden und Beſchlüſſen auf der dies⸗ jährigen Generalverſammlung zu urteilen, in einer Mau⸗ ſerungsperiode. Sie ſehen ein, daß ſie durch die Erfolge der Geldſammlungspolitik ihrer Zentralkaſſierer mehr und mehr zu Unterſtützungskaſſen geworden ſind, die in den großen Kämpfen um den ſozialen Fortſchritt keine große Rolle mehr zu ſpielen vermögen Dem ſoll jetzt ab⸗ geholfen werden. Ob es gelingen wird, in die alten Formen neuen Inhalt zu gießen, wer möchte es an⸗ nehmen? Wie ſo oft in ähnlichen Fällen, ſo wird auch hier der Reformdrang ſehr ſchnell in den„Wenns“ und „Abers“ einer„hiſtoriſchen Entwickelung“ erſticken. Die Wahlrechtsfrage ſteht noch immer auf dem alten Fleck. Die Nationalliberalen ſind noch immer dabei, den Umfall zu den Herrenhausbeſchlüſſen zu maskieren. Das macht mehr Arbeit, als es zunächſt ſcheinen möchte. Die Hetze gegen die Konſervativen und die„Begeiſterung“, mit der man für einen wirklichen Fortſchritt in einzelnen Punkten eintrat, haben doch tiefer durchgeſchlagen, als man es zunächſt erwartet hatte. Am Samstag tritt das Herrenhaus wieder zuſammen, Anfang der nächſten Woche folgt das Abgeordnetenhaus, und dann wird man vielleicht eine beſſere Grundlage für das Urteil über den Gang der Dinge haben wie heute, wo niemand ſagen kann, was werden mag. Der deutſche Kaiſer iſt ebenſo wie der amerikaniſche Expräſident Rooſevelt ſoeben nach England zu den Bei⸗ ſetzungsfeierlichkeiten abgereiſt. England erwartet bei dieſer Gelegenheit eine Fürſtenverſammlung, wie die Welt noch nie geſehen hat. Vom politiſchen Geſichtspunkt das Wichtigſte iſt bei dieſem Thronwechſel in England frei⸗ lich nicht der Thronwechſel als ſolcher, ſondern die un⸗ zweifelhaft überall erkennbaren Annäherungen, die die Beileidskundgebung der öffentlichen Meinung in Deutſch⸗ Hohe Schule. Roman von C. von Dornau. 83)(Nachdruck verboten.) Schrecklich muß das Empfinden des Verurteilten ſein, dem das Todesurteil vorgeleſen wird. Aber ſich das Urteil ſelber ſchreiben müſſen— ruhig und gleichmäßig ſchreiben und mit keiner Wimper zucken, während das Herz von Todesangſt zu⸗ ſammengekrampft wird— das iſt Höllenqual. Das ſchöne, bleiche Geſicht, das ſich über den beſchriebenen Bogen neigte, während die ſchlanken Hände ihn zuſammenfalteten, ſah aus, wie aus Stein gemeißelt. Schatten des Todes hatten ſich über die ſtolze Mädchenſeele gelagert; wie eine Lähmung, eine tödliche Erſtarrung war es über das Herz gekommen, das noch vor wenigen Minuten ſo ſelig bange geklopft hatte.— Die ſtrengen, verurteilenden Worte, die der Mann da neben ihr geſprochen und die ibre kalten, bebenden Finger niedergeſchrieben hatten, waren wie mit glübenden Lettern in Lolas Gedächtnis ein⸗ gebrannt: mit unheimlicher Deutlichkeit tönten ſie in ihrem Ohre wieder. Alles übrige, was geſprochen und getan wurde um ſie herum, ging achtlos an ihr vorüber, wie ein weſenloſer Traum, Undeutlich nur empfand ſie den ernſten, fragenden trauervollen Blick Bergens, als ſie ſich ſeinem lebhaften Danke ſo kühl und zurückhaltend entzog. Sie ſetzte ſich neben die alte Franzöſin, die jetzt eine Whiſtpartie arrangierte, und ſpielte, lachte und plauderte wie die andern. Nur ſehr blaß ſah ſie aus, und die großen, ernſten Augen blickten ſeltſam ſtarr. Und dann gingen endlich die beiden Männer, und der ſchreckliche Zwang wurde von ihr genommen. Aber ſie blieb auch dann kalt und ruhig, und nur ein unſäglich bitteres Leiden lag um ihren feinen Mund. als ſie den Davoneilenden nachblickte. Im Laufe des nächſten Vormittags klärte ſich das Wetter auf. Als infolgedeſſen die beiden Herren nach Tiſch die alte Franzöſin und ihre Nichte zu dem gewohnten Spaziergange abholen wollten, erregte die Nachricht, daß die beiden Damen auf eine brief⸗ liche Mitteilung hin plötzlich abgereiſt ſeien, die höchſte Verwunderung des Dr. Lüders und die tödliche Beſtürzung ſeines Patienten. Samſtag, den 21. m ai 1910. land auf engliſcher Seite erreicht hat. Im allgemeinen hat ja in unſerer Zeit der materiellen Intereſſen die ein⸗ zelne Perſönlichkeit eines Herrſchers, und ſei ſie auch noch ſo bedeutend, keinen ausſchlaggebenden Einfluß auf den Gang der Politik; die Sympathieen treten in der modernen Welt, dieſer Welt der rauh⸗barbariſchen Wirk⸗ lichkeit, bedenklich zurück. Es hat in England aber doch einen ganz bedeutenden Eindruck erweckt, daß die deutſche Preſſe aller Richtungen trotz der unangenehmen Erinne⸗ rungen, die ſich für Deutſchland an den Namen Eduards des VII. knüpfen, im Angeſichts des Todes alle Miß⸗ ſtimmung beiſeite geſetzt hat und den Lichtſeiten des Ver⸗ ſtorbenen gerecht geworden iſt. Expräſident Rooſevelt ſoll die Abſicht haben, auf die europäiſchen Kulturvölker im Sinne der Friedensidee und mit dem direkten Ziele der Errichtung eines Welt⸗Priſengerichtshofes einzuwirken. Vielleicht iſt da dieſe uns gegenüber freundliche Stim⸗ mung in England von Belang. In Ungarn ſteht die Neuwahl des Parlaments und ſeine Eröffnung bevor. Die Wahlen haben, wie das bei dem heißen Blute und der fanatiſchen Veranlagung des Ungarn bevölkernden Völkergemiſches nicht anders möglich war, zahlreiche Ausſchreitungen gezeitigt. Der greiſe Kaiſer Franz Joſef iſt in Ungarns Hauptſtadt Budapeſt eingetroffen und greift nun auch in das politiſche Leben ein. Er will von da aus, was ihm bei ſeinem hohen Alter ſehr hoch angerechnet werden muß, auch die neuer⸗ worbenen Länder der habsburgiſchen Monarchie, Bosnien, Kroatien ꝛc. beſuchen. Man bringt dieſem Beſuche dort allgemein das lebhafteſte Intereſſe entgegen, und ſo iſt anzunehmen, daß dadurch die Feſſeln zwiſchen den neuen Provinzen und der Monarchie ſelbſt erheblich gefeſtigt werden. Auf dem Balkan ſcheinen die Eidesleiſtung des kre⸗ tiſchen Parlaments zugunſten des Königs von Griechen⸗ land ein Wunder zu gunſten der Türkei vollbracht zu haben. Die Albanier haben erklärt, ſie ſeien bereit, gegen Griechenland zu marſchieren. So haben die Kreter mit ihrem unbeſonnenen Tun die überſchüſſige Kraft der Albaneſen abgelenkt und die Türkei, für die die Sache allmählich ungemütlich zu werden drohte, entlaſtet. Mit dieſem Anerbieten der Albanier, gegen Griechenland Zu marſchieren, iſt freilich die Kretafrage noch nicht gelöſt. Die„Schutzmächte“ Kretas verhalten ſich ſo zweideutig wie nur möglich. Sie ſprechen immer nur vom„Status quo“, dem bisherigen Rechtszuſtande, ſprechen ſich aber nicht darüber aus, was ſie darunter verſtehen. So ſieht man in der Türkei mit großem Schmerze die Loslöſung Kretas von der Türkei Fortſchritte machen. In Südamerika ſteht die Republik Argentinien vor ſeiner Centenarfeier. In Mittelamerika flackert die Revo⸗ lution in Nicaragua wieder auf, glücklicherweiſe ohne größere Auslandsintereſſen in Mitleidenſchaft zu ziehen. 4—r v Elftes Kapitel. „Fräulein Aſtier, die Signora läßt Ibnen ſagen, daß ſie ſehr gern heute gegen Abend noch einen kleinen Spaziergang mit Ihnen machen würde, wenn Ihnen das recht iſt! Sie möchten dann die Freundlichkeit haben, ſie nach beendigter Probe abzuholen.“ „Ich danke Ihnen ſehr, Miſter Beets, ich werde mit Ver⸗ gnügen kommen, ſobald ich hier fertig bin!“ Ein ſchwaches Lächeln flog um Lola Aſtiers blaſſen Mund, als ſie dem Beſteller freundlich zunickte. Dann wandte ſie das Pferd in die Bahn zurück und ritt ruhig weiter. Der junge Mann, den ſie als Miſter Beets angeredet hatte und der ſich außer durch ſeinen Namen auch durch den leiſen, fremdländiſchen Accent ſeiner Sprache als Enaländer kennzeichnete, ſah ihr ge⸗ dankenvoll nach. In ſeinen ſchönen, ſchwarzen Augen lag ein glücklicher Schimmer und verklärte das blaſſe, ſpitze Geſicht, das im gewöhnlichen Leben den Ausdruck ſtillen, faſt melancholiſchen Ernſtes trug. Seinem Berufe nach war Miſter Beets der erſte, hochgeſchätzte Clown des Zirkus Ballini und entfeſſelte all⸗ abendlich wahre Lachſalven durch ſeine wundervollen Kapriolen und Witze. Er war eins der wenigen Mitglieder der Geſellſchaft des Direktors Ballini, denen die ſchöne Schulreiterin mehr wie einen höflichen Gruß beim Kommen und Gehen gönnte. Sie ſprach oft freundlich in ſeiner Mutterſprache mit dem ſanften, ſtillen, jungen Menſchen, und er lohnte ihr das durch eine faſt unbegrenzte Dankbarkeit und Verehrung. Auch jetzt wartete er wieder geduldig am Eingange der Manege, bis ſie mit ibrer Reitübung fertig war. Er wußte, ſie würde ihm erlauben, ſie bis zu dem nahe gelegenen, kleinen Hotel zu begleiten, in dem außer dem Direktor⸗Ehepaare und einigen anderen Mitgliedern der Zirkus⸗Geſellſchaft auch Lola Aſtier vorläufig Wohnung ge⸗ nommen hatte.... Sie hatte allerdings vor, ſich ſo raſch als möglich eine kleine Privatwohnung zu beſorgen, da Direktor Ballini den ganzen Winter über mit ſeiner Truppe in der großen und wohlhabenden Provinzialhauptſtadt zu verweilen gedachte; es lag ihr vor allem 26. Jahrgang. Für Freiheit, Wahrheit und Recht. II ö Die„katholiſche Fraktion“. I Bis hierher iſt die ganze Bewegung noch ausge⸗ ſprochen katholiſch, aber ihr vorwiegend politiſcher Cha⸗ rakter ergibt ſich aus dem Hervortreten der politiſchen Forderung: Perſönliche Freiheit, aber unbedingtes Feſt⸗ halten an der Monarchie. Religiöſe Freiheit wird ver⸗ langt, Unabhängigkeit jeder Kirche vom Staat, ausdrück⸗ liche Garantie des Deutſchen Bundes für die Rechte aller Konfeſſionen des deutſchen Staates. Hier kommt ſchon ein anderer Gedanke hervor: es wird dieſelbe Freiheit für alle auf dem Boden des Deutſchen Reiches beſtehenden konfeſſionellen Kirchen verlangt. An dieſes Programm ſchließt ſich an das erſte Zei⸗ tungsprogramm, das Programm zur Gründung der erſten katholiſchen Zeitung, der„Rheiniſchen Volkshalle“, der Vorläuferin der„Kölniſchen Volkszeitung“. Auch dieſes Programm geht aus von der Idee der Freiheit, es legt aber ſchon ein großes Gewicht auf die ſoziale Seite der politiſchen Bewegung, denn es fordert eine Vertre⸗ tung der unterdrückten arbeitenden Volksklaſſen. Damit haben wir wieder eine Wurzel des ſpäteren Centrums⸗ brogramms, die ſtark ausgearbeitete ſoziale Seite. Dieſes Programm legt auch der Religion, ſelbſtverſtändlich der katholiſchen Religion, eine hervorragende Bedeutung bei, aber auch dieſes Programm ſpricht es ausdrücklich aus: wenn man eine katholiſche Zeitung gründe, ſo werde man ſich doch freuen, mit den Proteſtanten arbeiten zu können zum Wohle des Staates. In die damaligen Parlamente, die 1848 entſtanden ſind, wurden hervorragende katholiſche Abgeordnete ge⸗ wählt, und die katholiſchen Abgeordneten in Frankfurt ſowohl als auch in Berlin gingen Hand in Hand, ſo⸗ bald es ſich um ſpezifiſch katholiſche Dinge handelte. Die bekannten Artikel 15, 18 ꝛc. preuß. Verfaſſung, die die Selbſtändigkeit der Kirche enthalten, ſind ein Erfolg dieſer Arbeiten. Aber zu einer Fraktionsgründung kam es weder in Frankfurt noch in Berlin. Im Jahre 1852 war durch die beiden preußiſchen Miniſter v. Raumer und v. Weſtphalen das erſte Atten⸗ tat gegen die katholiſche Kirche unternommen worden. Es wurde zum Beiſpiel das Studium im Collegium Ger⸗ manicum in Rom unterbunden. Gerade damals war eine große Zahl katholiſcher Abgeordneten gewählt worden, die unter dem Druck dieſer Verhältniſſe einſahen, daß die Freiheit der katholiſchen Kirche für die Folge nicht geſichert bleiben würde, wenn nicht eine geſchloſſene ka⸗ tholiſche Fraktion für die Intereſſen der Kirche eintrete. Im Jahre 1852, bei Eröffnung des Landtags, wurde dieſe Fraktion gegründet; ſie zählte ſofort 63 Mitglieder und Mallinckrodt und die beiden Reichens⸗ perger waren ihre Führer. Dieſe„katholiſche Fraktion“ brachte in ihr Pro⸗ — daran, ſich ſo unabhängig wie möglich von ihren Berufsgenoſſen zu halten, mit denen ſie eigentlich nur die täglichen Vormittags⸗ proben und die abendlichen Vorſtellungen zuſammenführten.„Die Prinzeſſin“ nannten die andern ſie halb ehrfurchtsvoll, halb ſpöttiſch. Die ſchöne Lilli, die ſich auf dem Drahtſeil Lorbeeren und Brillanten errang, die kokette„ſpaniſche“ Reiterin Sennora Dolores, deren Wiege an dem unromantiſchen Ufer der Panke geſtanden, die Prima Ballerina, Fräulein Fourbic, die ſchon ſeit fünfundzwanzig Jahren Prima Ballerina war— ſie alle be⸗ ehrten die ſtolze Kollegin mehr oder weniger mit ihrer Ab⸗ neigung. Aber die beſſeren Elemente unter den weiblichen Mit⸗ aliedern der Geſellſchaft Ballini brachten ihr eine mit viel Reſpekt vermiſchte Zuneigung entgegen, und die Männer ſchwärmten faſt ohne Ausnahme für ſie, trotz der völligen Ausſichtsloſigkeit ihrer Bemühungen um die Gunſt der ſchönen Amazone——— kühl, ſtolz und unbeirrt war ſie ihren Weg weitergegangen, und die Unruhe des heimatloſen Wanderlebens hatte die reine, weiße Stirn nicht getrübt. Ihr ſcharfer Verſtand hatte den Schmutz, die Zerfahrenheit, die Klippen und Untiefen dieſes Lebens ſehen und erkennen gelernt; er zerſetzte prüfend Wert und Unwert ihrer neuen Umgebung. Aber an dem keuſchen, herben Mädchenherzen waren dieſe wechſelnden Eindrücke ſpurlos abgeglitten, wie die Regentropfen von dem weißen Gefieder einer Taube. Die be⸗ ſonnene Ruhe, die ſie als Reiterin zur Herrin ſelbſt des ſtörriſchſten, wildeſten Pferdes machte, kennzeichnete ſie auch im Verkehr mit den vielfach gearteten Männern, mit denen ihr Beruf und ihr öffentliches Auftreten ſie in Berührung brachten. Die⸗ ſelhe kalte Zurückhaltung, mit der die jugendliche Tochter des Oberſt von Machingen den Offizieren ſeines Regiments entgegen⸗ zutreten pflegte und ſich dadurch ſehr ungerechtfertigterweiſe den Ruf einer„bochmütigen Kommandeurstochter“ erwarb, ſprach aus Blick und Weſen der jungen Schulreiterin, und manche vor dem bobeitsvollen Blick der ernſten dunkelgrauen Augen. (Fortſetzung folgt.) gramm in den Jahren 1852 und 1859 zwei Formulie- rungen des Programms. In dieſen Programmen lag ausgeſprochen, daß die katholiſche Fraktion nicht nur für katholiſche Dinge ſich intereſſiert, ſondern daß ſie alle politiſchen Gegenſtände in den Bereich ihrer Tätigkeit ziehen will. Zur eigentlichen Fixierung eines Pro⸗ gramms iſt es jedoch auch damals noch nicht gekommen. In den programmatiſchen Publikationen, nämlich in den Beſchlüſſen der Fraktion des Centrums(katholiſche Frak- tion) vom Jahre 1871 heißt es ausdrücklich: Die Frak⸗ tion des Centrums hat kein Programm aufgeſtellt; was ſie erſtrebt, liegt klar vor in den Verhandlungen des Abgeordnetenhauſes, ſowie in den früheren Schriften. In dieſen iſt ihr Programm enthalten. Politiſche Rundſchau. n II Berlin, 19. Mai. — Der Kaiſer iſt bei ſeiner Ankunft in London allgemein ſehr herzlich begrüßt worden. Die ſtark ver⸗ breitete„Daily Mail“ ſagt u. a.:„Der Kaiſer verhehlt nichts vor uns; er iſt unfähig, etwas ſein zu wollen, was er nicht iſt. Eine klare Ehrlichkeit durchdringt ſein Tun und ſeine Worte, er iſt der Freund unſeres Landes und unſeres regierenden Hauſes und er iſt eines Will⸗ kommens ſicher, der ſo warm iſt wie die Sympathie, die er England bei ſeinem ſchmerzlichen Verluſte entgegen- rh 15 : Die weitere Unterſtützung der Tabakarbeiter, die e die neuen Steuern arbeitslos geworden ſind, war am Donnerstag Gegenſtand einer bezüglichen Beratung zwiſchen den Beteiligten im Reichsamt des Innern. () Ein Geſetz über die Zweckverbände wird dem Abge⸗ ordnetenhauſe in der nächſten Seſſion zugehen. () Die Weilburger Luftſchiffkataſtrophe wirkt noch immer nach. Aus Köln wird beſtätigt, daß der Kriegs⸗ miniſter eine neue umfangreiche Unterſuchung über die Urſache der Kataſtrophe des Zeppelinballons bei Weil⸗ burg angeordnet hat, und daß die in Betracht kommenden Perſonen, nämlich diejenigen, welche die Fahrt mitge⸗ macht haben, zur umgehenden Erſtattung eines detail⸗ lierten Berichts aufgefordert worden ſind. Ueber den Abſchluß der erneut anzuſtellenden Unterſuchung ſoll als⸗ bald dem Kaiſer Bericht erſtattet werden. )( Die Deutſchenhetze findet bereits neue Nahrung. Die„Nationaltidende“ bringt eine Aufſehen erweckende Mitteilung über angebliche Anſchläge einer fremden Macht gegen die Neutralität Dänemarks. Danach hätte ein Agent dieſer Macht den Verſuch gemacht, für einen exor⸗ bitanten Kaufpreis unter einem unwahrſcheinlichen Vor⸗ wand ein ſtrategiſch hochwichtiges Areal am Sunde bei Kopenhagen zu erwerben. Es handle ſich um ein Ge⸗ biet, das als ausgezeichnete Landungsſtelle und als Stütz⸗ punkt für eine Ueberrumpelung der befeſtigten Haupt⸗ ſtadt Dänemarks dienen würde.— Natürlich zeigt man in England und Dänemark wieder mit Fingern auf Deutſchland, obgleich es ſich, wenn die Geſchichte wahr iſk, nur um England oder Rußland handeln kann, deren Herrſcherfamilien mit der Kopenhagener Dynaſtie eng herwandt ſind. : Bedenkliche Selbſtüberſchätzung. Die Maſuren wollen keine Polen ſein, ſie halten ſich für etwas„beſ—⸗ ſeres“. Der maſuriſche Arbeitgeberbund hat dieſer Tage auf einer in Bulmke abgehaltenen Delegiertenverſamm⸗ lung folgende Entſchließung angenommen:„Die Dele⸗ giertenverſammlung nimmt mit Entrüſtung(!) davon Kenntnis, daß bei der Volkszählung in Weſtdeutſchland die Maſuern in einer Rubrik mit den Polen aufgeführt werden. Die Delegiertenverſammlung fordert ſchnell Aen⸗ derung dieſes Zuſtandes, weil 1. die Maſuren durchaus königstreu ſind, 2. gern und freudig ihre Pflichten als Bürger des Deutſchen Reiches erfüllen und 3. nicht, wie die Polen, politiſche Organiſationen gründen. Die Delegiertenverſammlung hofft, daß die Regierung bald eine Aenderung im Sinne der obigen Reſolution anord⸗ nen wird.“— Natürlich bleiben die Maſuren trotz alle⸗ dem ein Glied der polniſchen Völkerfamilie, und zwar jenes, von denen ſelbſt die Polen ſagen:„Wo ſich anfängt das Maſur, dort ſich aufhört die Kultur.“ Die Abſtammung und Raſſe läßt ſich eben nicht unterdrücken, man kann ſich mit Vertuſchungsverſuchen ſeines. höchſtens — lächerlich machen. Türkei. * In Arabien, wo Englands Agenten neulich wieder einen Aufruhr angezettelt hatten, hofft die türkiſche Re⸗ gierung jetzt, in kurzer Zeit des Aufſtandes Herr zu werden, nachdem der neue Mali Mehemed Ali in Sana eingetroffen iſt. Dieſer hat ſogleich mit den Reformen begonnen. Zur Verhinderung des Waffenſchmuggels gegen Kaffee waren vier Schiffe zur Verfügung der Gou⸗ verneure von Mekka und Hodeida, jetzt ſind zwei neue Kreuzer nach Djedde, dem Hafen von Mekka, abgegangen. Die Lage im Yemen iſt nicht beunruhigend, indeſſen wird ein energiſches Vorgehen von dem neuen Wali er⸗ wartet. 7. Fe Afrika. ee Marokko. ? Die Fabrikation ungünſtiger Meldungen aus Ma⸗ rokko wird augenblicklich in Frankreich mit beſonderem Eifer betrieben. So ſoll aus Mekinez gemeldet worden ſein: Hadi Benaiſſa, der Gouverneur der Stadt, iſt wegen der in der hieſigen Gegend vorgekommenen Un⸗ ruhen verhaftet und nach Fez transportiert worden. Gegen ſeinen Bruder und ſeinen Sohn ſind Verhaftungs⸗ befehle erlaſſen worden. Die Kämpfe der Stämme der Gerun und Zemmur dehnten ſich bis an die Stadt aus. — Natürlich iſt alles, was Frankreich über Marokko mel⸗ det, mit Vorſicht aufzunehmen. Vereinigte Staaten. ? Als intereſſante Beleuchtung der amerikaniſchen „Freiheit“ iſt folgende Meldung aus Newyork zu buchen: Man iſt ſehr erregt über einen der Legislatur vorliegenden Geſetzentwurf, nach dem jedermann, der zweimal wegen Trunkenheit verhaftet worden iſt, beim dritten Male in ein Korrektionshaus für Alkoholiker geſteckt werden ſoll, wo er mindeſtens ein Jahr zu bleiben hat. Es iſt eine ſtarke Bewegung im Gange, Bürgermeiſter Gaynor zu veranlaſſen, von ſeinem Rechte Gebrauch zu machen, und das Geſetz nicht zu votieren.— Ein ſolches Geſetz würde natürlich ganz ungerecht wirken, da die Mitglieder der engen Zirkel der oberen Zehntauſend ihre Räuſche na⸗ türlich hinter verſchloſſenen Türen ausſchlafen würden, oime ſich öffentlich zu zeigen. 5 7 1 Amerika. Peru. * In der Kriegsangelegenheit zwiſchen Peru und Ecuador kündigt das nordamerikaniſche Staatsdepar⸗ tement ein„Triple⸗Uebereinkommen“ zwiſchen den Ver⸗ einigten Staaten, Braſilien und Argentinien an, durch das der Konflikt zwiſchen Peru und Ecuador wahrſchein⸗ lich beigelegt werden wird. Die drei Länder beſchloſſen, den Streitfall vor den Schiedsgerichtshof im Haag zu bringen. Die Initiative zu dieſem Schritte wurde von den Vereinigten Staaten gegeben.— Anſcheinend be⸗ trachten ſich die Nordamerikaner bereits jetzt als oberſten Herrn von ganz Amerika. Aſien. Japan. * In Oſtaſien vollziehen ſich ſonderbare, für die Engländer und Amerikaner ſehr ärgerliche Dinge. Die „Japan Times“ ſchreibt offiziös, in Petersburg fänden Verhandlungen zwiſchen dem Miniſter des Aeußern Is⸗ wolski und dem japaniſchen Boſtchafter Motono ſtatt, welche die Beilegung aller aus dem ruſſiſch⸗japaniſchen Kriege herrührenden Streitfragen bezweckten, und die ein befriedigendes Ergebnis und eine Grundlage für beſſere Verſtändigung zwiſchen Japan und Rußland verſprächen. Dieſe Verhandlungen hätten keine Spitze gegen irgend eine dritte Macht, insbeſondere nicht gegen Amerika und China.— Das mag ſtimmen, aber unangenehm iſt es für England doch, daß Japan jetzt noch einen anderen europäiſchen Verbündeten hat. Vom Halleyſchen Kometen. )( Der vielbeſprochene, ängſtlich erwartete Augen⸗ blick des Durchganges der Erde durch den Schweif des Halleyſchen Kometen iſt ohne große Einwirkung auf die Erde vorübergegangen. Nur in den Köpfen der Menſchen ſcheint er hier und da große Verwüſtungen angerichtet zu haben, beſonders in denen„findiger“ Zeitungsre⸗ porter, denen die nötige Phantaſie eigen iſt. So telegra⸗ phierte ein Kölner Reporter bereits am 18. Mai, am Tage vor dem Durchgang, folgendes an verſchiedene Berliner Blätter: „Köln, 19. Mai. Die Beſucher der rheiniſchen Me⸗ tropole glauben ſich in die tollen Karnevalstage ver⸗ ſetzt; aus Anlaß des denkwürdigen Augenblicks, wo der Kometenſchweif die Erde paſſieern ſollte, hatte man Feſt⸗ lichkeiten aller Art veranſtaltet. In allen Garten⸗ und Konzertlokalen herrſchte bei Muſik und Tanz bis zum frühen Morgen buntbewegtes Leben; die Polizeior⸗ gane hatten die Anweiſung, wie im Karneval auch bei Umzügen auf den Straßen die größte Nachſicht zu beob⸗ achten. Es ging ungemein luſtig zu, ohne daß es im Feſttrubel zu Ausſchreitungen kam. In den Morgen⸗ ſtunden zogen Tauſende außerhalb des Weichbildes der Stadt, um den Kometen zu erſpähen, der indeſſen erſt am 20. d. Mts. ſichtbar ſein ſoll. Die tollen Tage werden erſt am Samstag ihr Ende erreichen; alsdann ver⸗ anſtaltet die große Kölner Karnevalsgeſellſchaft anläßlich der abgewendeten Gefahr ein humoriſtiſches Konzert.“ Das iſt zu leſen in den Morgenausgaben der Berliner Blätter vom 19. Mai, für die bereits um 1 Uhr nachts Redaktionsſchluß war, während Zeitungen mit dieſer No⸗ tiz in den„Morgenſtunden“, über die darin berichtet wird, längſt fertig gedruckt war. So wirkt der Ko⸗ met auf die Findigkeit und Leiſtungsfähigkeit der Senſa⸗ tionspreſſe ein. Anſcheinend ſtammt jenes Telegramm aus derſelben Quelle, die ſchon am Tage vor der Bauarbeiterausſperrung berichtete, im Rhein- land ſeien vierfünftel aller Bauarbeiter ausgeſperrt worden. Aehnliche Kometenfeſte wie in Köln ſind übrigens auch anderswo veranſtaltet worden, ſo in Mainz. Dort lud der Mainzer Karnevalsklub zu einem großen„Abſchieds⸗ bommers“ ein. Nach dem Programm ſollten ſich die „letzten Erdenbewohner“ in einem Reſtaurant treffen und von da aus um 2 Uhr morgens nach dem Marktplatz pilgern, wo das Abſchiedslied:„Heut ſeh'n wir uns zum letzten Mal“ geſungen wurde. Unter Glockengeläute ſollte dann der Komet mit den Worten„Salem⸗Halley kumm!“ begrüßt werden.„Nach erfolgtem Zuſammen⸗ ſtoß“ war eine„Freifahrt durch das Univerſum“ und zu⸗ rück nach dem Verſammlungslokal vorgeſehen, wo ſich die Erſchöpften von den Strapazen der Kataſtrophe bei einem Frühſtück mit„Kometenſchwanzſuppe“ und mit „Milchſtraßencreme“ erholen ſollten. Auch in anderen Orten haben die Wirte ſich die Ge⸗ legenheit zu einem guten Geſchäft nicht entgehen laſſen. In München ging es nicht minder luſtig zu als in Mainz. Auf Korfu begann abends um 11 Uhr in den Straßen der Stadt, beſonders aber auf dem Stadtplatz ein Treiben, das an den Karneval von Nizza erinnert. Blumen und Confetti waren die Wurfgeſchoſſe aller der vermummten, luſtigen geſtalten, die im tollen Aufzuge den Durchgang der Erde durch den Schweif des Hal- leyſchen Kometen feierten. Auch in Wien lebten weite Kreiſe nach dem Galgenhumor-Prinzip:„Zum letztenmal luſtig zu ſein, morgen brauchen wir kein Geld mehr“. Die ganze Rieſenſtadt kam bis zum Morgengrauen nicht zur Ruhe. Der ganze Rummel fand durch die wunder⸗ volle Mondnacht eine Ermunterung, und es war auch außerordentlich warm und windſtill. Bis zum frühen Morgen trieb man allerlei Ulk, die ganze Menge war wie närriſch. Die Studenten marſchierten im Gänſe⸗ marſch durch die Anlagen, ſtöberten Liebespaare auf und hielten ihnen heitere Strafpredigten. Anderswo, und zwar auffälligerweiſe in den„auf⸗ geklärten“ Gegenden, hat man die Entwickelung der Binge nicht mit Humor abgemacht. So hatte ſich der Frauen in der amerikaniſchen Rieſenſtadt Chikago eine baniſche Furcht bemächtigt, die ſich in hyſteriſchen Ausbrüchen Luft gemacht. Man fürchtete Vergiftung durch Gaſe. Frauen verſtopften die Schlüſſellöcher in ihren Woh⸗ nungen und ſchloſſen alle Oeffnungen, um den giftigen Gaſen zu entgehen. In Pennſylvanien haben ſich Tau⸗ ſende von Bergleuten geweigert, in der kritiſchen Nacht in die Gruben einzufahren, da ſie lieber auf der Erde als unter der Erde ſterben wollten. In den ſüdblichen Staaten iſt es zu den ſeltſamſten Szenen unter den Negern gekommen, die die Kirchen ſeit Tagen nicht mehr verlaſſen haben. Auch aus Südafrika werden ſeltſame Vorgänge berichtet: In den Diamantendiſtrikten hatte namentlich die Neger eine paniſche Furcht erfaßt. Viele beſaufen ſich, um ihre Angſt zu betäuben. In einem Jo⸗ hannesburger Blatte fand ſich folgende Anzeige:„Ein Herr, der ſich eine Anzahl von mit Sauerſtoff gefüllten Zylindern verſchafft hat, ſucht einige andere Perſonen, um die Koſten zu decken. Er hat einen großen, luftdicht verſchließbaren Raum für Mittwoch vorbereitet. Nur eine beſchränkte Anzahl von Bittſtellern kann berückſich⸗ tigt werden.“ Die Frau des Direktors einer der größten Goldminen hat ſich an der tiefſten Stelle des Bergwerts einen Raum einrichten laſſen, um dort die Zeit des Durchgangs der Exde durch den Ko⸗ metenſchweif zu verbringen. Was hat uns nun der Durchgang gelehrt? Einſtweilen liegt nicht viel von der wiſſenſchaftlichen Ausbeute dieſer für die Phyſik, Aſtronomie und Meteorologie ſo wichtigen Nacht vor. Das, was die Welt dabei durch ihre Ge⸗ lehrten feſtgeſtellt hat, wird wohl erſt nach Jahren in ſorgſamer Ausarbeitung und Vergleichung mitgeteilt werden. An äußeren Erſcheinungen wird folgendes be⸗ richtet: Die Königliche Sternwarte in Berlin teilt mit: So⸗ weit die ungünſtigen Luftverhältniſſe erkennen ließen. war auf der Sonnenſcheibe vor Aufgang der Sonne(4 Uhr 10 Minuten) bis 5 Uhr vom Kometen keine Spur zu ſehen. Die Sonne ging hinter langgeſtreckten Wolken⸗ bänken, die nicht weichen wollten, prachtvoll, orange⸗ farben auf, und nur allmählich entſchleierte ſich ihre durch die ſtarke Refraktion platt gedrückte, eliptiſche Scheibe. Ob von anderen, unter günſtigeren Umſtänden angeſtellten Beobachtungen poſitive Erfolge erzielt wur⸗ den, muß abgewartet werden. Irgendwelche auf⸗ fällige atmoſphäriſche Erſcheinungen ſowie Stern⸗ ſchnuppen oder Meteore, die mit dem Halleyſchen Kometen hätten in Zuſammenhang gebracht werden können, ſind nicht bemerkt worden. Es wurden allerdings zwei helle Meteore beobachtet, die aus dem Sternbild der Leier kamen und dem Meteorſtrom der Lyriden angehörten. Aus England wird etwas berichtet, was mehr auf greifbare Erfolge hindeutet: Im Londoner Bezirk Smithfield, unweit des großen Fleiſchmarkts, fielen in der Nacht auf Donnerstag zahlloſe winzige, ſchneeühn⸗ liche Kriſtalle vom Himmel. Sie lagen ſo dicht am Boden, daß ſie wie Rauhfroſt glänzten und die Schritte der Paſſanten knirſchten. Dabei iſt die Witterung ſehr warm. Die Urſache dieſer Erſcheinung iſt bisher un⸗ erklärlich und wird dem Kometen zugeſchrieben. Aehn⸗ liches wird von einem Kometen im 11 Jahrhundert be⸗ richtet. * 8* Ein ſehr wichtiges Ergebnis auf nicht ſpeziell aſtro⸗ nomiſchem Gebiete ſcheint ſchon jetzt vorzuliegen: — Müncken, 19. Mai. Die Münchener meterologiſche Zentralſtation weiſt in ihrem amtlichen Bericht darauf hin, daß die Beſtändigkeit der allgemein günſtigen Luft⸗ druckverteilung nicht den Glauben an einen Zuſammen⸗ bang zwiſchen Witterungsverhältnis und Kometen wider⸗ lege. * 2* Eine letzte Meldung aus Wien, von der Kaiſerlichen Akademie der Wiſſenſchaften ſtammend, behauptet, daß der Durchgang der Erde durch den Kometenſchweif noch gar nicht ſtattgefunden habe und darum noch bevorſtehe. Es heißt da: „Die heutige Nacht hat mit einer großen Ueber- raſchung geendet. Der Kometenſchweif, durch den wir in der heutigen Nacht gehen ſollten, lag gegen Morgen noch außerhalb der Erde, und zwar nach ſeinem Ausſehen zu ſchließen, um ein recht beträchtliches Stück.“ Iſt dieſe Beobachtung richtig, ſo kann die Erde nicht durch den Kmetenſchweif gegangen ſein, und dies erſchließt die weitere Annahme, daß der Kometenſchweif in der Ebene der Bahn nach Rückwärts gekrümmt iſt, was optiſch nicht wahrgenommen werden konnte, da ſich die Erde in den letzten Tagen ſozuſagen in der Ebene der Ko⸗ metenbahn befand. Dann aber iſt der Durchgang der Erde durch den Schweif erſt etwas ſpäter zu erwarten. Die Wirte werden alſo weiter ihre Kometenkarneval⸗ Geſchäfte machen können. Auch die Berliner Sternwarten rechnen mit der Mög⸗ lichkeit, daß ſich in den nächſten Tagen noch allerlei Phä⸗ nomene ezigen. Aus Südweſtdeutſchland. — Vom Oberrhein, 18. Mai. Man erinnert ſich noch der aufſehenerregenden Taten, die ein raffinierter Verbrecher im vorigen Jahr an vielen Orten in ganz Süddeutſchland verübte, der ſich mit Vorliebe als fremder Polizeikommiſſar ausgab und mit unglaublichem Geſchick ſeine„Kollegen“, d. h. richtige Polizeikommiſ⸗ ſäre um Geldbeträge beſchwindelte. Ein oft geglückter Trick beſtand auch darin, daß er ſich, um einen flüchtigen Verbrecher zu fangen, wie er vorgab, bei der Polizei ein Fahrrad lieh, auf dem er dann verduftete. Dieſen Trick führte er beſonders in der Pfalz und in Baden aus, auch im Heſſiſchen hat er Gaſtrollen a la Hauptmann von Köpenick gegeben, bis er endlich erwiſcht und in Bamberg im Oktober v. Is. zu 4 Jahren 2 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Es handelte ſich um den 32 Jahre alten Schneider Friedrich Schlumbrecht aus Karlsberg in der Pfalz. Vom Gefängnis aus kam er vor einiger Zeit zur Unterſuchung ſeines Geiſtes⸗ zuſtandes in die pſychiatriſche Klinik in Würzburg und dort iſt Schlumbrecht nun ausgebrochen, und es iſt an⸗ zunehmen, daß er ſeine verbrecheriſche Tätigkeit in ge⸗ wohnter Weiſe ſofort wieder aufnehmen wird. 0 — Mannheim, 18. Mai. Die Pfingſttage haben in Mannheim eine wahre Selbſtmordepidemie gebracht. Der Polizeibericht meldet an einem Tage die folgenden Fälle: Erſtens: Aus verſchmähter Liebe feuerte ein lediger, 21jähriger Taglöhner in Neckarau auf ſeine Geliebte, eine ledige Fabrikarbeiterin von Fiſchbach, einen Re⸗ volverſchuß ab und verletzte ſie an der rechten Hand und an der Bruſt, woſelbſt das Geſchoß am Bruſtbein abprallte. Der Täter brachte ſich hierauf einen Re⸗ volverſchuß in die linke Bruſt bei und mußte in be⸗ wußtloſem Zuſtande ins Krankenhaus verbracht werden. — Zweitens: Am 14. d. Mts. ſprang aus noch un⸗ bekannter Urſache ein verheirateter Taglöhner von hier in angetrunkenem Zuſtande bei der Rheinſtraßenbrücke (Spatzenbrücke) in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Ver⸗ bindunaskanal: er wurde aber noch rechtzeitig von dem 9 ohn Falbſ 9 i. vorge Leibz Bruſt brach Njal noch 3 man verlt hat Voie bein Stoll 15 6 — Ai Celbſt ſcheine müter in det Stelle deutſc Tages iſt da ſchaftl. aber d wie me nehmer ſuchun potiget und in aller blühen ralen dingen ſelbſt Oriol Ländli macher tei,. Uchtet van will für d. Wahl in un wir n Erban Jahre, die La hauptet mit de Patte kit fi in erſt — * Rio g ktrploſi ſprengt Erploſi nach ei der Faß Nun g schlag gangen. * ſehtt hat fi waren Die 9 ſie in der St die zf Erploſt ſic bien it, daß fler l kbelonm zahl ber auch gar wohner Mauer lter auf zit en in keähn⸗ Boden, e det ſehr r m⸗ Aehn⸗ kt he⸗ aſtro⸗ gische darauf Luft⸗ nmen⸗ wider⸗ tlichen , daß f noch ſſtehe. eber⸗ u Wir egen und recht e nicht ſchließt in der optic Erde r Ko⸗ r Erde nebal⸗ Mög⸗ 1 Brückenwärter Benz mittelſt eines Hakens herausgezogen. — Drittens: Am gleichen Tage ſtürzte ſich aus eben⸗ falls noch unbekannter Urſache ein zur Zeit auf Beſuch hier weilendes 19 Jahre altes Mädchen in gleicher Ab⸗ ſicht in den Neckar. Auf die Hilferufe des Mädchens be— mühte ſich der led. Zimmermann Philipp Schmitt um ſeine Rettung und brachte es auch an das Land.— Viertens: Im Neckar bei der Bootsüberfahrt an der Holzſtraße wurde am 14. Mai früh 6 Uhr die Leiche eines ſeit 20. April vermißten 60 Jahre alten verheirateten Werkmeiſters von hier gelandet. Nach Lage der Verhältniſſe hat ſich der Betreffende das Leben ge⸗ nommen. — Vom Ne far, 20. Mai. Auf das lange Regiſter der Selbſtmorde in der Gegend des unteren Neckar wäh⸗ rend der Pfingſttage iſt ſchon jetzt wieder eine nicht minder lange Reihe gefolgt. In Mannheim hat ſich am Donnerstag ein 24 Jahre alter verheirateter Schloſſer aus Elberfeld infolge von Familienzwiſtigkeiten vor ſeiner Wohnung durch einen Schuß in den Mund getötet.— Selbſtmord beging am ſelben Tage vor dem Amtsgericht in Mannheim ein zur Straferſtehung wegen Betruges vorgeführter verheirateter 34 Jahre alter Kaufmann aus Leipzig, indem er ſich einen Revolverſchuß in die linke Bruſtſeite beibrachte. Er wurde in das Krankenhaus ge⸗ bracht.— In Heidelberg wollte ſich am Mittwoch eine 24jährige Kontoriſtin im Neckar ertränken, konnte aber noch rechtzeitig dem naſſen Elemente entriſſen werden. — In Heiligkreuzſtein hat ſich der Schreiner Karl Hart⸗ mann durch einen Revolverſchuß in den Kopf tödlich verletzt.— Wie das„Heidelberger Tagebl.“ berichtet, hat ſich in Heidelberg ſogar ein Leichenwärter, Martin Boie, erſchoſſen. Die 12jährige Klara Buck in Pforz⸗ heim ſtürzte ſich in ſelbſtmörderiſcher Abſicht vom 5. Stockwerk in den Hof und erlitt ſchwere Verletzungen. Als Grund der Tat wird Furcht vor Strafe angenommen. — Auch aus anderen Teilen des Reiches kommen die Selbſtmordnachrichten weit zahlreicher als ſonſt. An⸗ ſcheinend hat der Halleyſche Komet wenigſtens die Ge⸗ müter revolutioniert. — Vom Rlen, 20. Mai. Da wären wir alſo wieder in der läſtigen Zeit des„Haarrauches“ oder Höhenrauches. Stellenweiſe iſt er in den letzten Tagen in den weſt⸗ deutſchen Tälern ſo ſtark geweſen, daß während des ganzen Tages die Sonne kaum wahrzunehmen war. An ſich iſt das aber eine ſeltene Erſcheinung, welche das land⸗ ſchaftliche Bild allerdinas beeinträchtigt, alücklicherweiſe aber den blühenden Obſtbäumen keinen Schaden zufügt, wie man dies auf dem Lande immer noch allgemein anzu- nehmen ſcheint. Umfaſſende Beobachtungen und Unter⸗ ſuchungen, welche auf Staatskoſten in den 60er Jahren vorigen Jahrhunderts beſonders in Friesland, Weſtfalen und im Rheingau ꝛc. vorgenommen wurden, haben mit aller Beſtimmtheit ergeben. daß der Höhenrauch den blühenden Bäumen keinen Schaden zufügt. — Friedberg(Heſſen), 20. Mai. Die Nationallibe⸗ ralen ſind entſchloſſen, das Mandat in Friedberg⸗Bü⸗ dingen mit aller Macht zu verteidigen, obaleich ſie ſich ſelbſt ſagen müſſen, daß der von ihnen als Nachfolger Oriolas auserſehene Prof. van Calker der überwiegend ländlichen Bevölkerung kaum zuſagt. Ihr Hauptwahl⸗ macher, der Generalſekretär der nationalliberalen Par⸗ tei, Breithaupt, hat in Friedberg ein Wahlbureau er⸗ richtet und der Kandidat der Nationalliberalen Prof. van Calker hat in Friedberg bereits geſprochen. Er will eintreten für eine gerechte Strafrechtspflege und für das Laienrichtertum, ſowie für das geheime, direkte Wahlrecht. Wir haben, ſo ſagte Calker, in letzter Zeit in unſerer Kolonialpolitik große Erfolge gehabt, welche wir nur dem Staatsſekretär Dernburg verdanken. Die Erbanfallſteuer haben wir in Elſaß⸗Lothringen ſchon 100 Jahre, und es iſt nicht wahr, daß die Erbanfallſteuer die Landwirtſchaft je geſchädigt hat. Trotzdem aber be⸗ hauptete er, ein Freund der Landwirtſchaft zu ſein, aber mit dem Bund der Landwirte könne die nationalliberale Partei nicht mehr zuſammen gehen.— Das Centrum tritt für Rechtsanwalt v. Helmolt ein und zwar ſchon im erſten Wahlgange. Aus Stadt und Land. * Exploſionskataſtrophbe auf Kuba. In Pinar del Rio(Kuba) wurde die Gendarmeriekaſerne durch die Krploſion von 3000 Pfund Dynamit in die Luft ge⸗ ſprengt. Hundert Perſonen ſind tot, viele verletzt. Die Exploſion trug ſich bei der Ueberführung des Dynamits nach einem ſicheren Gebäude zu, weil das Lagerhaus der Kaſerne politiſcher Umtriebe wegen für unſicher galt. Man glaubt vielfach, daß ein revolutionärer An⸗ ſchlag vorliegt. Von Havanna ſind Truppen abge⸗ gangen. ** Ueber die große Dynamitexploſion auf Kuba er⸗ fährt man noch folgende Einzelheiten. Die Exploſion hat ſich ereignet, während Arbeiter damit beſchäftigt waren, das Dynamit in die Kaſerne hineinzuſchaffen. Die Regierung hatte dieſe Maßnahme angeordnet, weil ſie in anbetracht der letzten Arbeiterunruhen in den in der Stadt vorhandenen Dynamitmengen eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit erblickte. Es erfolgten zwei Exploſionen, im ganzen ſind 3000 Pfund Dynamit explo⸗ diert. Man nimmt an, daß das Unglück dadurch veranlaßt iſt, daß ein Arbeiter eine Kiſte mit Dynamit zur Erde fallen ließ. Es wird beſtätigt, daß 100 Perſonen um⸗ gekommen ſind, ebenſoviele ſollen verletzt ſein. Die Mehr. zahl der Getöteten gehört der Landpolizei an, doch ſollen auch ganze Familien von Polizeioffizteren und viele Ein⸗ wohner der Stadt durch umherfliegende Trümmer von Mauerwerk getötet worden ſein. ** Veim Brande erſtickt. Die Nähſeidenfabrik Gütter⸗ mann in Argentinia Peroſa bei Turin wurde durch Brand zerſtört. Drei Arbeiter fanden den Erſtickungs⸗ tod bei dem Brande. ** 20 Häuſer niedergebrannt. Ein Rieſenfeuer wütet im Arbeiterviertel Petersburgs hinter dem Newator. Es find über zwanzig Häuſer in der Nacht niedergebrannt. 2000 Arbeiter kampieren im Freien. Ob der Brand Menſchenopfer gefordert hat, läßt ſich noch nicht ſeſtſtellen. Das Feuer dauert bei heftigem Wind noch an. Sämtliche Feuerwehren Petersdurgs ſind am Brand⸗ ort. ieee e ebe e esl. 3250 Abſturz mit den Aeroplan. In Juviſy ſtürzte der Aviatiker Nau während eines Fluges mit ſeinem Eindecker aus einer Höhe von 10 Metern zur Erde und blieb beſinnungslos liegen. Er trug zahlreiche Ver⸗ letzungen am Kopf und am ganzen Körper davon; der Flugapparat wurde zertrümmert. * Militärdentſch. Das viel kritiſierte Juriſtendeutſch braucht ſich nicht mehr zu ſchämen. Es bekommt jetzt einen Kollegen. Ein Bewohner in Meßkirch war zu einer mehrtägigen Uebung einberufen worden. Da er aber des Geſchäftes wegen unabkömmlich war und eine auch nur kurze Entfernung aus dieſem für ihn von den erheblichſten finanziellen Nachteilen begleitet war, wandte er ſich an das Bezirkskommando. Dieſes ließ ſeine Ein⸗ gabe aber zurückgehen mit dem ergebenen Erſuchen, dem Kan. J. G. zu eröffnen, daß ſein Geſuch nicht weiterge⸗ geben ſind, weil in demſelben unmilitäriſche Ausdrücke wie„verehrlich“ enthalten ſind. Es wird ihm an⸗ heimgegeben, ein neues Geſuch einzureichen, in dem der⸗ gleichen Ausdrücke nicht vorkommen.“(Folgt die Unter⸗ ſchrift des Bezirksoffiziers.)— Der Mann hatte keine Zeit mehr, rechtzeitig ein neues Geſuch einzureichen, und muß nun mit einer erheblichen Geſchäftsſchädigung die Uebung ableiſten. 5** Der Krähenkrieg von Worms. Ein Krieg gegen die rabenartigen Vögel ſoll in den Bezirken Frankenthal und Worms geführt werden. So wurde unter Hinweis darauf, daß die Jungen der Saatkrähen, der Rabenkrähe, der Elſter und des Eichelhähers Ende April und Anfang Mai ausgeſchlüpft ſind und Ende Mai und Anfang Juni das Neſt verlaſſen, diejenigen Bürgermeiſterämter, in deren Gemarkung dieſe ſchädlichen Vögel niſten, ange⸗ wieſen, ſogleich Anordnung zu treffen, daß die Neſter durch zuverläſſige Männer im Beiſein von Feldſchützen ausgehoben und für jeden abgelieferten Vogel etwa 10 Pfennig aus der Gemeindekaſſe vergütet werden.— Was wird das für die Jugend von 12 bis 16 Jahren ein an genehmes und ſpaßhaftes„Geſchäft“ werden. 92 * Kataſtrophe durch ſchlagende Wetter. In der Szaßvarer Kohlengrube bei Fünfkirchen in Ungarn, die ſich im Beſitz des Fünfkirchner Bistums befindet, erfolgte in einer Tiefe von 380 Meter eine Exploſion ſchlagender Wetter. Vier Arbeiter wurden getötet, 17 Arbeiter und ein Aufſeher ſind noch in der Grube. Für die in d Grube Zurückgebliebenen iſt keine Hoffnung auf Ret⸗ tung. 33 Hotelgäſte verbrannt. Bei einem Brand in Adams Hotel in Phönix(Arizona) wurden dreißig Gäſte vermißt. Wahrſcheinlich ſind ſie verbrannt. Zur Zeit der Kataſtrophe befanden ſich hundert Gäſte in dem Hauſe. * Der Mord im Schulzimmer. Die Unterſekunda des Viktor⸗-Emanuel⸗-Gymnaſiums zu Palermo war ſoeben der Schauplatz einer unerhörten Schülertragödie. Bei Beginn des Unterrichts trat der ſechzehnjährige Sohn des angeſehenen Rechtsanwalts und Gemeinderats Sidonni auf den Klaſſenlehrer Ghelli zu und machte ihm vor ver⸗ ſammelter Klaſſe Vorwürfe darüber, daß er ihm in Latein und Betragen ein ſchlechtes Zeugnis gegeben habe, und verlangte in drohendem Tone, daß der Profeſſor das Zeugnis ändere. Als der Lehrer dies ablehnte und den Schüler afforderte, lieber künftig fleißiger zu lernen und ſich beſſer aufzuführen, zog der Junge blitzſchnell einen kleinen Revolver hervor und ſchoß den Pro⸗ feſſor in den Unterleib. Darauf richtete der Schüler die Waffe gegen ſich ſelbſt und ſchoß ſich eine Kugel ins Herz. Er war ſofort tot; der Lehrer liegt im Sterben. Dem Profeſſor Ghelli wurde vor kurzem eine angezündete Petarde in den Flur ſeines Hauſes gelegt. Es ſcheint, daß die Tat von demſelben Schüler verübt wurde, der jetzt das Revolverattentat beging. ** Ge ährliche Zigarretten. In Cattaro geriet ein mit Wolle beladener Wagen durch die Unvorſichtigkeit des Kutſchers, der Zigaretten rauchte, in Brand. Die Flammen erariffen im Vorüberfahren ein an der Straße befindliches Wirtshaus des Gaſtwirts Socoli. Zwei Gäſte ſind im Feuer umgekommen. * Ge ährliche Schießübungen. Beim Schützenfeſt in Adelnau wurde der 40jährige Bauunternehmer Sporleder von einem Schützen, der an der Scheibe vorbeiſchoß, ge⸗ troffen und ſofort getötet.— Ein ähnlicher Unglücksfall ereignete ſich ganz vor kurzem ebenfalls im Poſenſchen. ** Amerialniſches. Der Oberſt Jaim Teplow wurde in Pittsburg unter der Anklage der Bigamie verhaftet. Seit ſeiner Feſtnahme ſind nicht weniger als 12 Frauen aufgetreten, die den Feſtgenommenen als ihren rechtmäßigen Gatten reklamierten„Seine Feſt⸗ nahme erfolgte, als er die Schmuckſachen ſeiner letzten Frau verſetzen wollte, um deren Schweſter heiraten zu können. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. Zum internationalen Preſſekongreß, der in Trieſt tagt, ſind 160 Delegierte erſchienen. In der Ortſchaft Puettrich brannte ein Wohnhaus vollſtändig nieder, wobei das elfjährige Mädchen des Gaſt⸗ wirts Sträuſel verbrannte. Der Königliche Bauſekretär Lau von der Waſſerbau⸗ inſpektion wurde verhaftet, da er Unterſchlagungen und Urkundenfälſchungen in der Höhe von mehr als 10 000 Mark begangen hat. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 21. Mai. — Der Verſchönerungs⸗ und Verkehrsverein iſt in der kurzen Zeit ſeines Beſtehens auf 120 Mitglieder angewachſen, ein deutlicher Beweis, wie ſehr ſeine Gruͤndung als ein Bedürfnis anerkannt wird. Der Verein hat bereits ſeine Tätigkeit entfaltet und die Terraſſe des Kriegerdenkmals mit einem prächtigen Blumenbtet verſehen laſſen, das von Zeit zu Zeit erneuert wird. In der nächſten Woche kommen an den Bahnhöfen 2 und nach eingeholter Zuſtimmung der Forſtbehoͤrde im Walde 20 Ruhebänke zur Auſſtellung, eine Wohltat für Leibdende und Erholungsbedürftige und eine An ⸗ nehmlichkeit für auswärtige und einheimiſche Spaziergänger. Weitere Projekte werden in Angriff genommen, ſobald es die Mittel des Vereins erlauben. Der Eintritt in den gemein- nuͤtzigen Verein ſei nochmals aufs wärmſte empfohlen. Iſt doch der jährliche Mindeſtbeitrag von 1 Mk. ſo niedrig be⸗ meſſen, daß auch der weniger Bemittelte die edlen Zwecke des Vereins mit ſeinem Scherflein fördern und dadurch Mitarbeiter an den ſegensreichen Schöpfungen desſelben werden kann. Auch Damen ſei der Eintritt angelegentlichſt empfohlen! Meldungen nehmen die Vorſtandsmitglieder jederzeit entgegen. Wohin gehen wir morgen? Dieſe oftmals heikle Frage findet ſchnell ihre Löſung, wenn unſere Leſer den Anzeigenteil dieſes Blattes einer Durchſicht unterziehen. Sie finden dort, daß morgen im Stahlbad Weinheim ein von der Feuerwehrkapelle gegebenes Konzert veranſtaltet wird. Die in dem Garten ſtehenden hohen Bäume ſpenden eine angenehme Kuhle und laſſen keinen Sonnenſtrahl durch, ſodaß der Aufenthalt ſehr zu empfehlen iſt. Die liebe Jugend kann ſich in dem Garten nach Herzensluſt tummeln, da für Spielgelegenheit aller Art geſorgt iſt. Der Halleyſche Komet. Die aus den verſchledenſten Teilen des Reiches und vom Auslande eingetroffenen Meldungen beſtätigen vollauf die Vorausſagen der ſachkundigen Perſonlich⸗ keiten, daß der Durchgang der Erde durch den Schweif des Halleyſchen Kometen zu keinerlei bemerkenswerten Erſcheinungen Anlaß gab. Das Ergebnis der Beobachtungen war allenthalben ein negatives. Auch telegraphiſche Störungen ſind nicht ein; getreten. N Eine Entſcheidung von weittragender Be⸗ deutung fällte kürzlich das Darmſtädter Landgericht. Der Fabrikant Klein von Bensheim klagte gegen die Großh. Brandverſicherungskaſſe auf Zablung von 5500 Mark für die bei dem Brande ſeines Fabrikanweſens ſlehen gebliebenen und nicht entſchädigten Fundamente taxlert zu obiger Summe. Großh. Landgericht gab der Klage dem Grunde nach Recht, wodurch feſtgeſtellt iſt, daß die Brandkaſſe auch für Gebäude⸗ telle, die nicht abgebrannt, aber bei einem anderweiten Neubau nicht benützt werden können, Entſchädigungen zu leiſten hat. Steuer Reklamation. Wer noch Ausſicht hat, durch Reklamationen gegen die neue Veranlagung„eine Stufe tiefer“ zu kommen, muß ſich beeilen. Das Finanzamt weiſt barauf hin, daß die Friſt zum Vorbringen der Einſpruͤche und Berufungen gegen die Steuerveranlagung für das Jahr 1910 mit Ablauf des Monats Mal zu Ende geht. In der Angelegenheit der Elektriſchen Bahnverbindung Mannheim Weinheim iſt eine Einigung mit der Eiſenbahndirektion Mainz erzielt worden. Die Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft wird den Betrieb auf ihrer Nebenbahnſtrecke Mannhelm-Weinhelm einrichten. * Worms, 20. Mai. Der des Mordes in Dorn⸗ diel verdächtige, von der Staatsanwaltſchaft geſuchte, aus Bür⸗ ſtadt ſtammende Jakob Berg wurde geſtern Nacht hier verhaftet. Verantwortlich für die Redaktion: Wilhelm Bingener, Viernheim Ernstgemeint! Lörntellberliniger Fräulein, möglichst über Cel later onerle 25 Jahre, kath. Religion, zur Landwirtschaft besitzt,] J Hiahung an 7. u. S. Juni 1910. welches Lust und Liebe ist Gelegenheit geboten, 0 Geldgewinne Mark: sich gut zu verheiraten. Suchender ist Besitzer eines fast schuldenfreien 2 Landgutes von über 60 Hauptgewinne Morgen. Briefe unter 82 „Ernstgemeint“ auch von 60 000 Eltern oder Vormünder, 4 20000 kinderlose Witwen nicht ausgeschlossen, befördert die Expedition d. Blattes Lose à M. 3.— Forto und Liste 30 Pfg. extra. weiter. Zu bez. dureh die deneralagentur Eberhard Fetrer, Stuttgart Kansle istraase 20 und die Direktion der öderlinger Münsterbau-Lotterlo in Uberliogen am Ses. Die 6 liebt ein roſiges, jugendfriſches Antlitz und einen reinen, zarten, ſchönen Teint. Alles dies erzeugt Steckenpferd⸗** 1 2 Seile Zu haben bei den Kgl. Preuss. von Bergmann u. Co., Radebeul J lotterle- Elnnehmern, sowie bel Preis à St. 50, ferner macht der 10 a TLitienmilch Cream Dada 3 88 kenntlichen rote u. ſpröde Haut in einer Nacht Jer kaufsstellen. weiß und ſammetweich. Tube e Haus mit 50/ in Viernheim: Acker wirtschaft. E. Richter, Otto Schmidt; Adresse an„G. H.“ postlagernd in Lampertheim: W. Grunert. Frankenthal. Zement, Gips u. Klebſand empfiehlt Nikolaus Werle, Sagelſtraße Nr. 2. 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Verſchiedene Beſprechungen über Tabaksbau, Steuer etc. Die Bilanz liegt von heute ab in unſerem Geſchäfts⸗ zimmer zur Einſicht der Mitglieder offen. Für den Aufſichtsrat: Fäͤr den Vorſtand: Rechner: Nik. Gutoerle 4. Adler Gutperle. Wir fordern die Schuldner von Dreſchgeldern hiermit nochmals auf, ſolche binnen 14 Tagen zu begleichen. Der Vorſtand. Kräftigen Wohlgeſchmack gibt ſchwachen Suppen, OSaucen 2 MAGGI Angelegentlichſt empfohlen von Nikolaus Werle, Hügelſtraße 2. Wohin gehen III Wohin es auch immer ſei, benötigen Sie auf die Sie ſich verlaſſen können. Alſo kaufen Sie Ihre Schuhwaren bei uns und Sie haben die Gewißheit, zu ſein. 8 Ieccceeccecee nns N Ceed 7 N Stahlbad Weinheim. 38 IN Morgen Sonntag, den 22. Mal, von nachmit- EN tas 3 Unr ab findet N „N N N N N N + Ila I, statt. Ni. Stiefel, Ile Ausgeführt von der vollständigen Feuerwehr-Kapelle I= 82 20 Mann stark 82 d Zu recht zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein N * A. 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